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Spider-Man & Deadpool - Big Villain 6

von

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„Willst du mich verarschen? Was ist das denn für 'ne Cliffhanger-Botschaft? Wie... blind?!“

Deadpool und Spider-Man standen sich direkt gegenüber. Deadpools Hände lagen auf Spider-Mans Schultern. Der hatte eine Hand auf seinem Arm liegen und erst langsam sickerte die Aussage beim Söldner durch.

„Ich kann nichts mehr sehen!“

„Dann putz dir die Linsen. Ist doch klar, dass die Dinger nach so einem Kampf von innen beschlagen.“

„Das ist nicht witzig! Ich sehe wirklich nichts mehr! Da muss irgendwas in dem Laser gewesen sein! Oder an Toomes` Flügeln!“, war der Jüngere gleich ganz aufgeregt.

„Ja, dann... solltest du sie vielleicht fragen, wer DIR statt Schneewittchen das Gift gegeben hat, solange die da noch ihren Schönheitsschlaf machen“, schlug der Söldner vor, zuckte aber gleich zusammen, als Spider-Man seinen Arm richtig fest drückte.

„Bring mich rüber! Bring mich zu den beiden!Schnell!“

„Schon gut, schon gut. Gemach, kleiner Blindfisch.“ Deadpool löste Spider-Mans Hand von sich und hielt ihm stattdessen den Arm zum Einhaken hin. „Darf ich bitten?“ Keine Reaktion. „Oh, ach ja. Andersrum.“ Er griff nach dem Ellbogen des Jüngeren und führte ihn zügig in Richtung der gefesselten Kontrahenten. „Man, heut` hab ich mein Karmakonto aber echt aufgefüllt. Erst Seniorenbetreuung, jetzt Blindenhund... Da hab ich `n paar Stufen auf einmal Richtung Heiligsprechung übersprungen“, plapperte er unaufhörlich vor sich hin, während Spider-Man eher unbeholfen neben ihm her stolperte.

Sein Sinn half ihm zwar, da er ihn vor jeder Unebenheit warnte, so dass er beinahe automatisch die Schritte fast schon zielsicher genau neben die Stolperfallen setzte. Dennoch war das ein ganz schrecklicher Zustand. Von jetzt auf gleich nichts mehr sehen zu können. Und dann auch noch auf ausgerechnet Deadpools Hilfe angewiesen sein zu müssen. Ein wahr gewordener Alptraum.

„So noch fünf Schritte und wir...“
 

Da! Sein Spinnensinn! Gefahr! Aber von oben? Er packte Deadpools Hand und zog ihn mit einem Ruck zurück, hörte noch sein: „Ey! Spinnst du?!“, dann ein klickendes Geräusch, so als wäre ein metallischer Gegenstand auf Steinboden gelandet und dann eine Art Detonation und lautes Zischen.

„Woa! Wer hat denn die Gasleitung angebohrt?! Verdammt, ich seh` nichts mehr!“

Kurz hörte er Deadpool husten und fühlte sich einen Moment lang komisch allein gelassen, als der Söldner seinen Arm losließ und er nun ganz für sich in der für ihn fremden Dunkelheit dastand. Dann drang aber noch ein anderes Geräusch an seine Ohren und er duckte sich instinktiv. Dieses Geräusch kam auch von oben. Näherte sich, zischte über ihn hinweg, entfernte sich. Und im Hintergrund wieder Deadpools Husten.

„Verflucht, was ist das?! Mysterio 2.0??“

Auch er selbst musste husten, denn die Luft hatte plötzlich einen komischen, rauchigen Nebengeschmack.

„Deadpool! Was ist da los?!“, verlangte er verwirrt zu wissen, was gerade vor sich ging. Jemand griff nach seinem Unterarm.

„Alles voller Rauch. Entweder, dein Nebelfreund ist wieder da, oder irgendwer hat gerade mit feuchtem Laub gezündelt. Ich bin jedenfalls nicht schuld! Wenn ich für dich brenne, dann mit hoher, heißer Flamme!“

In dieser Sekunde schlug schon wieder sein Sinn an, Spider-Man packte Deadpools Arm und klebte sich an ihm fest, dann zog er ihn mit sich zur Seite und wurde nach einem weiteren klickenden Geräusch von einer darauf folgenden Explosion von den Beinen gerissen.

„Sergei! Hol Toomes und Scorpion! Ich mach das hier!“, hörte man ein Rufen von weit über ihren Köpfen und Spider-Man durchlief ein eiskalter Schauer. Diese Stimme...

Doch er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn jetzt ging es rund in seinem Hinterkopf. Ein Alarm nach dem anderen. Und überall rund um ihn und Deadpool, an dessen Arm er sich noch immer festhielt, herum dieses metallische Klicken auf dem Boden. Mit einem Satz war Spider-Man auf den Beinen, zerrte Deadpool hoch und schrie ihm zu: „Nach rechts! Lauf! LAUF!“ Da war so ein immer schneller werdendes Piepen überall, er wusste ganz genau, was es zu bedeuten hatte und dass ihnen gleich alles um die Ohren fliegen würde. Der einzige Ausweg: Eine Lücke auf der rechten Seite. Dorthin hatte sein Spinnensinn ihn reflexartig treiben wollen, also vertraute er auf ihn. Und auch sein Teampartner schien ihm zu vertrauen, denn es kam Bewegung in den Söldner.

Dadurch, dass er sich noch an ihm festgeklebt hatte, wurde Spider-Man mitgezogen, ob er wollte, oder nicht. Aber er wollte. Bloß weg von hier!

Keine Sekunde später explodierten hinter ihnen und rund um sie herum jede Menge Bomben.

„Noch mehr von deinen speziellen Freunden?“, stieß Deadpool keuchend hervor und Spider-Man spürte, wie er ein paar mal leicht zuckte, als die ersten Gesteinsbrocken um sie herum zu Boden prasselten.

Wieder lotste er seinen Instinkten folgend sich und den Söldner heil durch den Trümmerregen, ehe er ihm erneut die Richtung vorgab. „Mehr nach links und dann einfach weiter! Bring uns erst mal in Deckung! Sonst erwischt uns der Goblin!“

„Ganz ehrlich... ich glaub, ich will die Scheidung. Und deine missratenen Kinder behältst du ganz alleine!“

Den Missmut über die nächsten Feinde, die unerwartet das Spielfeld betreten hatten, konnte Spider-Man durchaus nachvollziehen. Gerade der Goblin war in diesem Moment einer der letzten Gegner, auf die der junge Held treffen wollte.
 

Norman Osborne war besonders deshalb so gefährlich, weil er nicht wie viele der 'Bösen' einfach drauf los machte und sich nicht nur von Wut, Aggression, oder reiner Gier leiten ließ, sondern er handelte oft überlegt und hinterlistig. Wenn nicht gerade die innere Stimme des Goblins den Ton angab. Aber dieser Mix aus Genie und Wahnsinn machte ihn besonders gefährlich. Dazu noch die hochmoderne Ausrüstung, teils produziert von der eigenen Firma Oscorp. Die lieferte ihm die Möglichkeit, sich auf einem Fluggleiter zu bewegen, von dem aus er jederzeit von oben alles und jeden mit seinen tückischen Sprengsätzen bewerfen konnte.

Und die hatten es in sich, wie Spider-Man und Deadpool gerade beide zu spüren bekamen.

„RUNTER!“, schrie der Jüngere, als sein Spinnensinn auf ein weiteres Klicken reagierte, dann zerriss eine neue Explosion irgendwo neben ihnen den Boden und ein Auto.

„So wird das nichts, Kleiner. Lass mich kämpfen und du hältst den Kopf schön unten, bis Papa das erledigt hat“, hörte er Deadpool schon beinahe genervt grummeln. Dann folgte das Geräusch von einrastenden Magazinen.

„Hör auf damit! Das geht nicht!“, protestierte Spider-Man und klebte sich weiter an seiner einzige Unterstützung fest.

„Nyaaa, du hast recht, vergiss das 'Papa'. Ich bin alt und könnte bestimmt dein Vater sein, aber dann wird`s eklig, wenn du verstehst, was ich meine...“

Kurz überlief den jungen Helden ein unangenehmer Schauer, der nicht von seinem Spinnensinn herrührte.

„Es IST schon eklig, halt die Klappe! Nein, ich meine, du darfst nicht einfach drauf los und mich hier lassen. Ich kann mich wehren, aber ich kann nicht kämpfen, wenn ich nichts sehe!“

„Ich seh` ja auch nichts, solange die hier mit Rauchbomben um sich werfen, das macht dann keinen sooo großen Unterschied“, entschied Deadpool und fügte hinzu: „Außer, dass ich zurückschieße. Und der wild gewordene Weihnachtself sieht von da oben ja wohl auch nix, wenn du dich ruhig hältst und unter dem Radar, oder besser gesagt Rauch bleibst. Ich ziele einfach nach oben, höre auf das Wuuuschhh~ und dann Klick-Klick-Boom und...“ Der Söldner machte das Geräusch eines klassischen Absturzes und Aufpralls wie aus einem Cartoon.

„Alles schön und gut, dein 'Plan' hat aber einen Haken“, erhob Spider-Man erneut Protest und zuckte kurz, ehe er den Kopf zu verschiedenen Seiten hin und her drehte.

„Echt? Nur einen? Dann ist er doch ziemlich gut! Welchen?“

„Hast du nicht gehört? Der Goblin ist nicht allein! Kraven ist hier auch noch irgendwo!“

Kurz herrschte Stille, dann kam dem Söldner ein: „Langsam haben wir dann mal alle deine Feinde durch, oder? Aber hey, cool, bringt frischen Wind rein. Besser als zum millionsten Mal Doc Oc. Obwooohl ich auf die Tentakel total stehe. Und dass der nicht so `ne Witzfigur als Gegner ist.“

„Ich find`s gar nicht witzig, dass jeder von denen ständig versucht, mich umzubringen“, knurrte Spider-Man und packte Deadpools Arm fester. „Ich sag`s nur ungern, aber... kannst du mich hier wegbringen? Bevor Kraven meine Fährte aufnimmt?“

„Er kann deine Fährte aufnehmen? Was sagt uns das über mangelnde Hygiene deinen Anzug betreffend?“

Darauf ging der Jüngere gar nicht erst ein. Im Moment war ihm weder nach dummen Witzen, noch nach einem Schlagabtausch mit Deadpool zumute. Flucht war zwar auch nicht seine Art, doch ohne seine Sehkraft gegen den Goblin und Kraven anzutreten, das war selbst ihm gerade zu heikel.
 

Sergei Kravinoff war immer hinter Beute her, die er noch nicht erlegt hatte. Nicht umsonst trug er den Beinamen „Der Jäger“. Auf allen Kontinenten hatte er so gut wie jedes Tier zur Strecke gebracht, dass es sich für einen skrupellosen Großwildjäger zu jagen lohnte. Und als ihm das zu langweilig wurde, hatte er eben angefangen, auch andere 'Tiere' zu jagen. Unter anderem menschliche Spinnen. Dieser Kerl war ein echter Muskelprotz, schmückte sich mit Fellen von seltenen Tieren, die er erlegt hatte. Er war stark, schnell, agil, jagte am liebsten ohne moderne Waffen und griff seine Beute lieber direkt an. Auch wenn er sich meisterhaft darauf verstand, Fallen zu legen und ein wahrer Experte im Wissen über Gifte aus aller Welt war.

Kurz verharrten Spider-Mans Gedanken an diesem Punkt, genauso schnell entschwanden sie aber auch wieder aus seinem Kopf, denn er wurde beinahe grob von Deadpool plötzlich Huckepack genommen.

„Wah! Hey! Was...“

„Dein Wunsch ist mir Befehl, ich bring dich weg, ohne Fährte! Los, sag an, wenn ich ausweichen soll!“

Ihm blieb gerade noch Zeit, eher aus Reflex die Arme um Deadpools Nacken zu schlingen, dann sprintete der los. Eine holprige Angelegenheit, doch nach ein paar mal Warnungen von seinem Hinterkopf, auf die hin Deadpool die von ihm befohlenen Richtungswechsel durchführte, schienen sie es aus der gröbsten Gefahrenzone heraus geschafft zu haben.

Spider-Mans Kopf gab Ruhe und er erlaubte es sich sogar, den Kopf erschöpft halb auf Deadpools Schulter abzulegen, was sogar trotz dessen Katana-Halterung halbwegs klappte.

„Oh mein Gott, stirbst du jetzt?!“, wollte der ganz entsetzt wissen und wurde langsamer.

„Was? Nein! Lass mich runter. Ich glaub, wir sind weit genug weg.“

Der Söldner behielt den leichten Trab bei. „Noch ein kleines Stück. Puh, gerade bin ich froh über mehrere Dinge“, hörte er ihn sagen.

Nicht nachfragen. Einfach ignorieren. „Ah ja? Über welche?“ Mist, er hatte doch nicht fragen wollen.

„Du bist so leicht, wie du aussiehst. Ich bin stärker, als ich dachte. Du bist k.o. und wir kämpfen nicht einfach weiter. Ich darf dich tragen. Uuund du bist blind und siehst den Saustall bei mir zuhause nicht.“ Damit stoppte der Söldner endlich und setzte ihn ab, Spider-Man hörte eine Tür und ehe er noch eine Frage stellen konnte, folgte ein: „Hereinspaziert in die Casa de Deadpool!“

Noch rührte er sich nicht von der Stelle, so schnell konnte er die Information und das Geschehen um sich herum nicht verarbeiten, solange er nichts sah. Da handelte aber eh der Söldner schon für ihn und ergriff seinen Arm. „Ach ja, warte, ich helf dir. Hier geht`s lang. Vorsicht, Türschwelle. Und Vorsicht, Teppichkante! Und Vorsicht, Saugroboter! Eine der zehn häufigsten Stolperfallen für Blinde. Frag Al. Uuund sitz!“

Damit wurde er nach ein paar Schritten zur Seite gedreht und nach unten gedrückt, wo er wohl auf einer Couch zum sitzen kam. Kurz schnupperte er und wandte den Kopf, als würde er sich umsehen. „Hier riecht`s nach... Chili...“

„Tacos. Mit Chili. Ist noch vom Frühstück. Bevor ich dir den Hinter retten gekommen bin. Willst du? Ich glaub, ein Burrito ist auch noch übrig“, bot er seinem unerwarteten Besuch pflichtbewusst an.

„Später vielleicht. Gerade hab ich andere Probleme. Kann ich kurz ins Bad?“

Ein aufgeregtes: „Willst du bei mir duschen?!“, folgte auf die Frage und der Jüngere schüttelte schnell den Kopf.

„Augen auswaschen.“ Er hörte von leicht links neben sich nur ein: „Awww.“

Dann nahm ihn der Söldner an die Hand und brachte ihn in sein Badezimmer ans Waschbecken. „Soll ich... irgendwas... helfen? Kann ich was machen?“

„Ja. Weggehen“, verlangte Spider-Man und wedelte ihn mit einer Handbewegung von sich weg.

„Oh. Okay. Klar. Helden-Bro-Code. Nicht kucken. Na dann... ich hol dich ab, wenn du fertig bist.“

Spider-Man wartete, bis sich Deadpool den Geräuschen nach entfernt hatte, dann erst zog er sich die Maske vom Kopf und wusch sich das Gesicht aus. Aber auch das half nicht, die Dunkelheit zu vertreiben. Seufzend zog er die Maske wieder über und versuchte selber zurück zur Couch zu finden.

„Wärmer. Wärmer. Bisschen weiter rechts. Wärmer.“

„Verarsch mich nicht, das ist wirklich ätzend gerade“, knurrte Spider-Man beleidigt, ehe er gegen die Couch stieß und dann wirklich noch fast über eine Teppichkante fiel, bevor er sich mit einem genervten Laut setzte.

„Soll ich wirklich nicht mal kucken? Du könntest mich zumindest mal kurz schauen lassen. Ich verspreche auch, ich ich vergesse dein Gesicht gleich wieder.“ Deadpools Stimme kam näher und er schien sich neben ihn zu setzen.

Kurz zögerte Spider-Man, dann griff er gezielt an seine Linsen an der Maske und löste die von dieser.

„Du kannst die abmachen?! Cool!“

„Wenn eine kaputt geht, muss ich die ja unkompliziert tauschen können“, erklärte der junge Held knapp und versuchte, in Deadpools Richtung zu schauen. „Und?“ Stille. Dafür spürte er, wie sich der Söldner ganz nah zu ihm lehnte. Sogar dessen Atem nahm er leicht an seiner Maske wahr, dann hatte Deadpool seine wohl abgenommen.

„Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich.“

Die Fragezeichen, die vor Spider-Mans innerem Auge aufploppten, waren fast greifbar und sichtbar, er furchte nur die Brauen.

„Ah, du bist zu jung. Poesialbumsprüche kennst du wahrscheinlich nicht mehr. Oder... Poesiealben... generell...“

„Deadpool! Jetzt lass den Scheiß und rede Klartext!“

Der Söldner schien etwas zurückzuweichen. „Ok, ok, chill! Deine zauberhaften Rehaugen sind heil. Kein milchiges Weiß, kein Schleier, kein blutunterlaufener Schielblick, sieht alles gut aus und sogar Baby-Bambi wäre neidisch auf dich.“

Na ja, immerhin etwas. Er setzt die Linsen wieder ein, dann drehte er Deadpool den Rücken zu. „Und was ist damit?“ Das eher angewiderte Geräusch vom Söldner gefiel ihm dafür gar nicht.

„Kann ich mir lieber nochmal deine Augen anschauen? Und... vielleicht willst du ja doch duschen gehen...“

Wortlos zog Spider-Man das Oberteil seines Anzugs aus, hörte, wie hinter ihm der Söldner scharf die Luft einsog. Und dann folgte ein: „Ach der ist gar nicht ein ganzes Teil?“

„Nicht alle. Ein paar sind komplette Anzüge. Bei einem kann ich die Handschuhe und 'Socken' ausziehen und bei dem hier gibt`s Ober- und Unterteil“, beschrieb Spider-Man ihm seine unterschiedliche Garderobe sogar, wofür er anerkennend zurückbekam: „Jetzt bin ich fast neidisch. Mich gibt`s nur in voller Montur... oder nackt.“ Das jagte einen kleinen unangenehmen Schauer über Spider-Mans Rücken. Aber der Söldner fuhr bereits fort. „Und Junge... hast du viel blaue Flecken. Und JUNGE, bist DU vielleicht gut trainiert!“

„Fass mich an und ich brech` dir die Finger“, sagte Spider-Man nur ganz kühl, während er den Anzugstoff befühlte. Der Riss am Rücken war ordentlich. Da hatten der Geier und Scorpion ganze Arbeit geleistet.

„Soll ich dir den nähen?“, bot Deadpool unerwartet an. „Nähmaschine hab ich da, ich kann das. Und wenn du mir bitte NICHT die Finger brichst, wasch ich auch so gut es geht deinen super gut trainierten, drahtig-muskulösen, toll definierten Rücken mal ab“, ergänzte er sein Hilfsangebot mit fast schwärmerischem Unterton in der Stimme.

„Hast du was zum Desinfizieren da?“, ging Spider-Man sogar halbwegs auf sein Angebot ein, wobei er den Rücken und die Schultern straffte, sich leicht von einer zur anderen Seite bewegte und dabei austestete, wie schlimm die Verletzung wohl war. Keine Reaktion von Deadpool. „Hey, hörst du zu?“

„Hm? Was? Sorry, das Muskelspiel hat mich gerade `n bisschen hypnotisiert. Ja, warte, ich hol was. Und gib mir das.“

Noch bevor er protestieren konnte, hatte der Söldner ihm das Oberteil entwunden und verschwand damit. Mit einem kleinen Seufzer sank Spider-Man etwas in sich zusammen. Wie schief konnte ein Tag eigentlich gehen? Dabei hatten sie die Gegner doch sogar besiegt. Half nur alles nichts, wenn die Bösen sich auch alle gegenseitig unterstützten. Was sie sonst nie...
 

Er schrak wieder hoch. „Außer sie starten einen neuen Sinister Six Versuch! Verdammt!“

Was die Guten konnten, probierten auch die Bösen immer mal wieder. Sich zusammentun, Kräfte damit verstärken, Stärken kombinieren und damit noch gefährlicher und brutaler werden.

Die Sinister Six bildeten so etwas wie einen Schurkengegenpol zu Heldengruppierungen.

Nie so stark wie die Avengers. Die vielen Male in unterschiedlicher Zusammensetzung waren sie auch bisher oft ihm als gegnerischen Helden ganz allein unterlegen. Und dennoch war er bei Konfrontationen mit den Sinister Six jedes mal nur haarscharf mit dem Leben davongekommen.

„Mysterio, Venom, Vulture, Scorpion, Goblin, Kraven... Na das wird ja ein reizendes Jahrgangsfoto...“ murmelte er, als genau in diesem Moment der Auslöser einer Handykamera zu hören war. Automatisch wandte er den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war und fragte ungläubig: „Deadpool! Hast du gerade ein Foto von mir gemacht?!“

„Glaubt mir ja sonst keiner, dass Spidey halbnackt auf meiner Couch saß“, gab der das sofort kleinlaut zu, dann spürte Spider-Man, wie er sich wieder zu ihm setzte. „Umdrehen. Und Zähne zusammenbeißen. Ich hab nur den hochprozentigen Reinigungsalkohol da.“

Nach einem ersten scharfen Luft einziehen, sobald Deadpool seinen Rücken mit Alkohol zu desinfizieren begann, ertrug der junge Held den Rest der Prozedur ohne einen weiteren Laut. Er zuckte lediglich ein paar mal leicht und war mit den Gedanken derweil komplett bei der neuen Erkenntnis, die ihn wie ein Schlag getroffen hatte.

„So, das war`s, du tapferer Held. Hey, lass bei Gelegenheit mal `nen Sixpack-Vergleich machen! Aber erst, wenn du wieder sehen kannst. Obwohl... nein warte! Jetzt gleich! Dann musst du bei mir fühlen, ob der besser ist!“

„Von Six-was-auch-immer will ich gerade echt nichts hören.“

„Was? Wieso? Die besten Dinge gibt`s im Sechserpack! Six Pack Bier, die Sixtinische Kapelle, Sechser Chicken McNuggets, einen Sechser im Lotto... Mit Numerologie hab ich`s aber sonst nicht so. Oder war das Mathe? Wie auch immer, ich flick`dir jetzt dein Kostümchen und dann... ja... was dann eigentlich?“

Gute Frage. Was dann? Er konnte sich schlecht bei Deadpool verkriechen. Vor allem wie lange? Bis die anderen was auch immer für Pläne umgesetzt hatten? Und was sollte er wegen seiner Augen machen? Ins Krankenhaus? Oder kannte er einen Heiler? Avengers? X-Men? Er fuhr sich über den Kopf und stieß einen genervten Laut aus.

„`Tschuldige, ich frag ja nur“, bezog Deadpool das gleich auf sich. Damit stand er auf, drückte aber nochmal kurz Spider-Mans Schulter. „Kopf hoch, Kleiner. Du kommst wieder in Ordnung. Wir holen uns deine Spinner-Freunde und dann gibt`s ein knackiges Happy-End-High-Five. Eingetragenes Warenzeichen, Copyright Maximum-WWW-Productions-Unlimited.“

Verwirrt schüttelte der Jüngere den Kopf. „WW...was? Was laberst... ach, halt einfach den Mund Deadpool. Ehrlich. Ich krieg Kopfweh von dir!“

„Versteh ich gar nicht, dass das immer alle sagen. Das ist doch gar nicht meine Superkraft“, gab der Söldner amüsiert klingend zurück. „Dabei bin ich so liebenswert, immer fröhlich und gut gelaunt, immer ein flotter Spruch auf den Lippen, jederzeit hilfsbereit, charmant und ein wahrer Gentleman, außer ich bin im 'Chaotisch Neutral' Modus. Dann sollte man sich lieber nicht mit mir anlegen.“

„Was ist denn bitte 'Chaotisch Neutral' Modus?“, war Spider-Man wiedermal vollkommen irritiert. Er hörte Deadpool herumwandern, etwas klapperte und raschelte, dann sprang tatsächlich eine Nähmaschine an.

„Och, den kennst du doch. Chaos im Kampf, aber noch ein Schritt vor Amoklauf. Und ich tu einfach das, von dem ICH überzeugt bin, dass es das Richtige ist. Diese App ist echt super! Hat mir ein Therapeut empfohlen. Oder meine inneren Stimmen? Ich weiß nicht mehr. Jedenfalls... wenn du im Kampf nicht mehr weißt, was du tun sollst... Zack, App, einmal Zufallsgenerator und schon weißt du, ob du deine Feinde schlagen, weglaufen, ihnen ein Eis kaufen, oder ihnen den Kopf abhacken sollst“, plauderte der Söldner fröhlich vor sich hin, während die Nähmaschine ratterte.

„Niemand hackt hier irgendwem den Kopf ab, weil eine App dir das sagt!“, protestierte Spider-Man schockiert.

„Du verpasst echt einen Haufen Spaß im Leben. So, gleich kannst du das Teil wieder anziehen. Gut, dass ich Rot da hab. Die haben voll deine hübsche Spinne am Rücken durchgesäbelt.“

Einen Moment später zuckte Spider-Man zusammen, weil Deadpool ihm das Oberteil mit einem „Fang!“ drauf warf.

„Oh, ups. Fang klappt ja gerade nicht so gut. Also... keine schärferen anderen Sinne wie bei Daredevil, weil du nix sehen kannst?“

„Den hast du schon verarscht. Hör auf damit“, murmelte der Jüngere, während er sich das Oberteil wieder überzog, nachdem er kurz über die Naht gefahren war. Fühlte sich echt stabil an.

„Wenn die Kapitel so weit auseinander liegen, weiß ich doch nicht mehr, welche anderen Helden ich in welcher Story schon für dumme Sprüche verwendet habe. Und du bist sicher, dass du das Teil nicht doch noch waschen willst? Oder... dich?“

Spider-Man stand langsam auf. „Nein, dafür hab ich dann wieder Zeit, wenn da draußen keine gefährlichen Schwerverbrecher mehr die Gegend unsicher machen. Und wenn ich weiß, wie ich das da“, er deutete auf seine Augen, „...repariert bekomme.“

„Wie jetzt? Du willst da raus? Jetzt? So?“, kam es ungläubig von Deadpool.

„Ja. Jetzt. So. Hilfst du mir? Du musst mich an eine bestimmte Stelle bringen. Da hab ich Wechselsachen versteckt.“ In seinem Kopf formte sich so etwas wie ein Plan und Spider-Man war davon überzeugt, dass es das Beste war, er würde sich erst mal unauffällig als Nicht-Spider-Man zu einem Arzt aufmachen, sich durchchecken lassen, sich die Augen spülen lassen, was auch immer. Dann bekam er sicher ein paar Medikamente und das wurde wieder.

„Ich kann dir die auch holen“, bot der Söldner an, aber er schüttelte nur den Kopf.

„Wenn die uns doch verfolgen, will ich nicht hier allein angegriffen werden.“

Kurz folgte Stille, dann ein beleidigtes: „Weil du weißt, dass immer erst ICH kaputt gehe, bevor DIR was passiert, wenn wir zusammen kämpfen? Du durchblickst die Logik der Storys langsam auch, oder? Also schön. Adresse?“

Spider-Man nannte sie ihm und er hörte den Söldner kurz in die Hände klatschen. „Ok, auf geht`s. Da fahr ich dich mit dem Motorrad hin.“ Als er Spider-Mans Hand ergriff und den hinter sich her wieder nach draußen zog, fragte der sich wiedermal, was für Überraschungen der Söldner wohl sonst noch so auf Lager hatte. Doch dann wollte er ihm auf das angekündigte Motorrad aufsteigen helfen. Spider-Man ertastete den Sitz und stoppte mitten in der Bewegung.

„Das ist kein Motorrad. Das ist ein Cityroller...“

„Und du bist ein Erbsenzähler! Es hat zwei Räder, es hat einen Motor. Es ist ein Motorrad!“, widersprach Deadpool leidenschaftlich und ließ ihn hinter sich aufsitzen.

„Ich bin blind, nicht blöd.“

„Sei nicht so kleinlich. Das Teil ist ultrapraktisch! Du findest immer einen Parkplatz und in der Rushhour kann man sich einfach an allen vorbei schlängeln. Dann noch `n Cap von Dominos oder Subway auf und nicht mal die Polizei hält mich auf, weil die einfach nur Mitleid mit dem armen Schwein vom Lieferdienst haben“, ging das Gequatsche gleich wieder los.

Seufzend legte Spider-Man die Arme um Deadpools Mitte und hatte nur ein Wort für ihn: „Fahr.“

Schon startete der der Motor und das kleine Gefährt brauste doch recht zügig los.

„Kommst du auch mal vorbei, wenn nicht die halbe Stadt brennt? Dann feiern wir Pizzaparty und zocken GTA!“

Unglaublich, dass der Kerl nicht für eine Sekunde den Mund halten konnte. „Mariokart“, antwortete er und hörte Deadpool entzückt quietschen.

„Du stehst auf Old School?! Auf Retro?! Ich wusste, wir matchen! Auch ohne Tinder!“

„Ich wisch dich gleich gegen `ne Wand, wenn du nicht...“
 

Von einer Sekunde auf die andere lief ihm ein Schauer über den Rücken und seine Nackenhaare stellten sich auf.

„Ah! Au! Du brichst mir die Rippen!“, beschwerte sich sein Fahrer noch, an dem er sich unbewusst mehr festklammerte, da reagierte er schon instinktiv, riss ihn mit sich hoch und warf sich einfach nach hinten vom Roller, so dass sie gemeinsam auf dem Boden landeten. Noch bevor Deadpool protestieren konnte, hörte Spider-Man ein lautes Krachen, Knirschen von Metall und dann den Söldner: „Heilige Scheiße, hat der gerade meinen Roller mit `nem Speer aufgespießt?!“

So schnell er konnte, rappelte Spider-Man sich auf und auch Deadpool schien auf die Beine zu kommen.

Schon ging es in seinem Kopf erneut rund und der Spinnensinn schlug voll an. Er drehte sich zur Seite und nur um Haaresbreite glitt eine Gestalt an ihm vorbei, wobei er den Angriffsschrei genau zuordnen konnte. „Kraven! Er hat uns gefunden!“

„Uns? Du meinst wohl DICH!“ Der Söldner packte die Hand des Jüngeren und riss ihn einfach mit sich mit. „Und ich hab dich DREI MAL gefragt, ob du duschen willst! DU wolltest ja nicht! Jetzt hat der russische Tarzan dich erschnuppert! Lauf!“

Er hatte keine Wahl und lief mit Deadpool mit, auch wenn er nicht sah, wohin. Es ging um eine Ecke und dann ließ er ihn plötzlich los, er hörte noch ein metallisches Krachen und dann wurde er auch schon um die Mitte gepackt und hochgehoben.

„Rein da und Shhhh! Ich regel das!“

Erschrocken schrie er auf, als der Söldner ihn hoch warf und er im nächsten Moment auf sehr unbequemem Untergrund landete, der verdächtig roch nach...

„Ist das ein Müllcontainer?!“

„Fährte verwischen und so? Dank mir später!“

Schon entfernte sich Deadpools Stimme etwas, nur um kurz darauf ein paar laute Flüche und Schmerzlaute auszustoßen.
 

„Ach komm schon, was ist denn euer Problem? Müsst ihr immer gleich ALLES kaputt machen? Mein armes Motorrad hat dir gar nichts getan! Also lass das stehen und... Whoa!“ Deadpool rollte sich zur Seite, als Kraven mit den Überresten des Rollers nach ihm warf.

„Das ist kein Motorrad“, stellte auch der Schurke, der ein Löwenfell mit beachtlicher Mähne als Jacke trug, fest, bevor er mit dem Speer, den er eben noch aus dem zerstörten Transportmittel gezogen hatte, ausholte.

„Oh nein! Nicht wieder die Aufspießen-Nummer! Die kann ich echt nicht leiden!“ Deadpool kam wieder auf die Füße und zog seinerseits seine Katanas. „Aber wenn du`s scharf willst, kann ich gern aushelfen!“

Statt den Speer zu schleudern, stürzte sich Kraven einfach auf den Söldner und griff ihn nun direkt an, der wehrte die harten Hiebe so gut er konnte ab, merkte aber deutlich, wie gut sein Gegner den Nahkampf beherrschte.

„Hast du das beim Löwenknuddeln gelernt? Ist das eigentlich Echt-Pelz? Muss ich PETA informieren? Ich würde ja anbieten, selber Blut drauf zu kippen, aber bei meinem Pech ist das nur wieder mein eigenes und das brauch ich noch!“ Trotz der dummen Sprüche verstärkte auch der Söldner jetzt seine Angriffe und versuchte, seinen Kontrahenten zu entwaffnen. „Gib auf, Daktari! Du hast nur EINEN Speer! Ich hab ZWEI Schwerter! Das ist wie Darth Maul vs. Ashoka! Du hast keine Cha...aa...n... nnn...“ Ungläubig starrte Deadpool Kraven an. Er hatte mit beiden Schwertern auf dessen hoch erhobenen Speer eingeschlagen, dabei die Arme für den Doppelschlag hochgerissen und Kraven... Der hielt den Speer mit einer Hand weiter eisern nach oben, hatte jedoch mit der anderen Hand eine fast schon Machete gezogen und die gewaltige scharfe Klinge bis zum Heft in Deadpools Bauch gerammt.

„Messer sind weitaus effektiver als Schwerter. Schwerter sind für Mädchen“, grinste der Jäger ihn an, drehte die Klinge mit einem Ruck und riss sie wieder heraus. Dabei verpasste er Deadpool einen Tritt, der den nach hinten schleuderte und wandte sich dann einfach von ihm ab.

„Ngh... w...warte! Wir sind... nnn... noch nicht fertig!“, keuchte der Söldner und presste die Hände auf die stark blutende Wunde. Seine Schwerter hatte er schon bei dem Tritt fallen gelassen. Jetzt versuchte er trotz der eigentlich tödlichen Verletzung, wieder aufzustehen.

„Doch. Sind wir. Dich jage ich nicht. Es verdirbt mir den Spaß, dass du nicht stirbst. Beute, die um ihr Leben fürchtet, kämpft viel verzweifelter. Und hat echte Angst vor dem Tod.“

Mit viel Anstrengung zog Deadpool sich an einem kleinen Lieferwagen hoch. „Iiieh... du... Sadist... bleib stehen!“ Doch der Söldner kam gerade zwei Schritte weit, bevor er wieder in die Knie ging und die Hände wieder auf die Wunde pressen musste. Und dabei sah er fast hilflos dabei zu, wie Kraven nun in die Seitengasse einbog, in der er Spider-Man zurückgelassen hatte.
 

Der hatte sich zumindest schon aus dem Container gehievt, sich bis zu einer Wand vor getastet und den Kampfgeräuschen gelauscht. Nun wusste er aber auch nicht, was er tun sollte. Sich verstecken? Aufs Haus klettern? Sich stellen und auf seine Instinkte vertrauen im Kampf? Da kam schon die nächste Warnung von seinem System und er ging automatisch in Angriffsstellung. Sollte Kraven nur kommen! Er würde sich verteidigen. Kämpfen bis zum Schluss!

Er hörte ein verächtliches Schnauben, dann spürte er regelrecht, wie der, der da aufgetaucht war, loslief und das direkt auf ihn zu. Ruhig. Warten. Seine Sinne liefen auf Hochtouren. Und sein ganzer Körper war angespannt.

Dann das Signal in seinem Innersten, er lehnte sich reflexartig weit zurück, fühlte den Windhauch, als etwas nur millimeterbreit an ihm vorbei durch die Luft schnitt. Er drehte sich leicht, riss dabei das Bein hoch und trat zu und traf den Körper vor sich. Ein wütender Laut, dann kassierte er selbst einen Fausthieb und ging zu Boden. Darauf folgte ein böses Lachen.

„Nicht übel. Selbst blind wird es noch eine Herausforderung sein, dich zu erlegen, Spinne! Das gefällt mir!“

Was? Woher wusste Kraven denn... „DU! Das warst DU!“ Wieder meldeten seine Sinne einen Angriff und er rollte sich herum, sprang auf und blockte dank seiner Reflexe die nächsten Schläge und schlug einfach aufs Geratewohl zurück.

„Ein nettes kleines Gift, das ich aus dem Amazonas mitgebracht habe. Gefällt es dir? Stammt übrigens von einer Spinne!“

„Na das macht es ja gleich viel besser! Wie lieb von dir, dass du dir extra so viel Gedanken machst, bevor du andere Leute vergiftest! Halt still, damit ich mich bedanken kann“, rief Spider-Man ihm entgegen und schlug wieder dorthin, wo seine Sinne ihn hinlenkten. Ein Schlag traf, dann packte Kraven seine Faust und versetzte ihm im Gegenzug einen Schlag mit einem harten, stumpfen Gegenstand, der Spider-Man Sterne vor dem inneren Auge sehen ließ und ihn erneut zu Boden beförderte. Noch bevor er wusste, wie ihm geschah, spürte er, wie etwas auf ihn geworfen wurde. War das eine Decke? Oder...

Er schrie auf, als ihn auf einmal ein heftiger Stromstoß durchzuckte. Oh nein, das war eines von Kravens Utensilien für die Jagd.

„Ngh... Elektro...netze... verstoßen mit Sicherheit gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen...“, stieß Spider-Man zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, dann jagte auch schon der nächste Stromstoß durch seinen Körper, um ihn möglichst bewegungsunfähig zu machen.

„Das Spiel ist zu Ende. Jetzt gehörst du mir. Deinen Kopf hänge ich mir an die Wand.“

Ganz benommen schüttelte der junge Held den Kopf und versuchte, wieder klar zu werden, seine Sinne befahlen ihm wie verrückt, er sollte ausweichen, er meinte auch, er erkannte doch endlich wieder Schemen und Umrisse und der große, breite kam gerade gefährlich nahe, lehnte schon direkt über ihm und dann...
 

„Das hättest du wohl gerne! Also nicht das mit dem Kopf, das ist immer noch pfui-bäh sadistisch! Aber das andere lass ich auch nicht zu!“

Auch der Jäger hatte gewisse Instinkte trainiert und wirbelte sofort herum, als Deadpools Stimme hinter ihm erklang. Eigentlich schätzte er, zu weit weg, um ihn noch vom tödlichen Hieb gegen Spider-Man abzuhalten.

Womit er jedoch nicht rechnete, war der geflogen kommende Rollerreifen, der ihn dann auch schon frontal traf und von den Beinen holte.

Schon hatte der Söldner die Distanz zwischen ihnen dann auch überbrückt, riss das Netz von Spider-Man herunter und streckte ihm die Hand entgegen.

„Mein Baby gehört zu mir!“ Keine Reaktion. „Oh... du siehst ja nichts...“ Dafür wurde Deadpools Aufmerksamkeit auf Kraven gezogen, der sich mit einem weiten Aufschrei wieder erhob und die Machete packte. Genau in dem Moment, in dem auch Deadpools Hand gepackt wurde. Und zwar... von Spider-Man.

Überrascht sah der Söldner wieder zu dem jungen Helden neben sich auf dem Boden, dann stieß er einen kleinen, freudigen Juchzer aus. „Spidey! Du siehst mich wieder?!“ Mit einem Ruck holte er ihn auf die Beine, Spider-Man hielt seine Hand fest und zog ihn genauso mit einem Ruck beiseite, so dass Kravens Hieb an Deadpool vorbei ging, der Jäger ins Straucheln kam und dafür Deadpool und er beinahe in einer Art Ausgangspose für einen Tanz endeten.

„Gelobt sei Patrick Swayze! Die Macht des Dirty Dancing hat dich geheilt!“, frohlockte der Söldner.

„Ich wünschte, ich wäre nicht blind, sondern taub geworden“, war alles, was Spider-Man sagte, dann riss er Deadpool am Handgelenk erneut mit sich zur Seite, als der Jäger wutentbrannt zum nächsten Angriff ansetzte.

„Ich mach euch beide fertig! Und ich werde es genießen, euch Stück für Stück auseinander zu nehmen!“, hörte der sich nun gar nicht mehr so überheblich und siegessicher an. Dafür aber umso zorniger.

„Deadpool?“

„Mmmh?“

Spider-Mans Griff um Deadpools Handgelenk verstärkte sich. „Wie gut kannst du mit einer Hand austeilen?“

„Gut genug, dass er nachher nicht mehr weiß, was ihn überfahren hat?“

Spider-Man spürte die innere Anspannung fast bis zum Limit ansteigen, als Kraven wieder auf sie losging, in der Absicht, sie – oder zumindest ihn – zu töten.

„Okay, dann los, du Angeber. Gib mir, oder besser DEM DA...“ Wieder zog er den Söldner aus der direkten Angriffslinie und übernahm das instinktive Ausweichen für sie beide. „...fünf Minuten 'Chaotisch Neutral' Modus!“

Kaum ausgesprochen, stellte Deadpool dem Jäger in der Ausweichbewegung ein Bein und hieb ihm im Fallen den Ellbogen in den Rücken. Ein Ruck von Spider-Man folgte, da Kraven noch im Fallen mit der Machete nach Deadpools Beinen schlug und sie so nur knapp verfehlte. Gleichzeitig schoss Spider-Man mit der freien Hand ein Spinnseil auf einen Gegenstand, der sich beim Heranziehen als einfacher Metallmülleimer entpuppte.

Von Deadpool hörte er: „45° nach links!“ Er drehte sich herum und warf. Und nach Kravens Schmerzstöhner zu urteilen, traf er auch voll. Kurz zog Deadpool ihn ganz eng an sich heran und raunte ihm zu: „Man, ist dieser Kampfstil sexy~ Können wir das ab jetzt immer so machen?“

Spider-Man ließ abrupt sein Handgelenk los, griff sich seinen Anzug in Brusthöhe und lehnte sich mit ihm blitzschnell fast im rechten Winkel nach hinten, so dass Deadpool im Stehen halb auf ihm lag, dafür aber auch nicht vom nächsten Hieb von Kravens Machete zerteilt wurde.

„BITTE?!“, fügte der Söldner daraufhin völlig entzückt noch hinzu, da richtete Spider-Man sich mit Schwung mit ihm wieder auf und schleuderte ihn voll auf Kraven, die beiden krachten hart aufeinander, Deadpool riss ihn dabei mit sich zu Boden, rollte sich dann aber herum, packte Kravens Jacke und zog sie ihm einfach von hinten über den Kopf. „Licht aus. Jetzt siehst du mal, wie das ist. Oder... auch nicht...“

Der Jäger fluchte lautstark und schlug wild um sich, dann stand aber schon Spider-Man bereit und legte mit beiden Netzwerfern auf ihn an, solange er nicht angreifen konnte.

„Echtes No Go, Zeug zu verwenden, das eigentlich meins sein sollte! Spinnengift UND dann auch noch Netze!“ Zwei mittlerweile wieder sehr gezielte Schüsse aus den Netzwerfern sponnen Kraven ein. Noch samt Löwenfelljacke halb über dem Kopf. „Netze kann ich definitiv besser. Und was das Elektro angeht...“

Ein bestimmter Druck auf die Netzwerfer und nun war es Kraven, der kurz unter Strom gesetzt wurde. „Das... auch!“

Kraven kippte erst mal nach hinten um und blieb reglos liegen. Deadpool stellte sich dafür sehr erstaunt neben Spider-Man.

„Du hast da Strom drauf? Ist das neu? Welchen Comic hab ich nicht gelesen? Ich dachte, das kann eher Miles?“

Verwirrt wie so oft wandte Spider-Man den Kopf zu ihm. „Wer ist... Ach egal.“ Er schnippte gegen die Netzwerfer. „Nicht neu. Aber die leitfähigen Fäden sind sauteuer. Die benutze ich lieber nicht so oft. Außer, wenn die Böse so gar keine Ruhe geben. Kleine Auszeit schadet besonders den Testosteron-Junkies mal nicht.“ Im nächsten Moment stemmte er die Hände in die Hüften und meinte plötzlich vorwurfsvoll: „Was sollte das eigentlich mit dem Müllcontainer?! Er findet mich doch nicht durch den Geruch!“

„Ich dich jetzt schon...“, murmelte Deadpool nur, dann lenkte er schnell ab. „Sind deine Augen wieder ok? Siehst du deinen Held wieder in voller Pracht?“

Spider-Man machte eine 'So lala'-Geste mit der Hand, dann deutete er auf Deadpools Bauch. „Zumindest seh` ich, dass dein Anzug jetzt auch die Nähmaschine nötig hat. Was meinst du? Feierabend?“ Langsam ging er auf Kraven zu, verpackte den noch in einer doppelten Schicht Spinnfäden und zog ihm dann wie die meisten seiner besiegten Gegner an einem Spinnseil kopfüber an einer Laterne hoch. So war es schwerer, sich zu befreien, bis die Polizei kam.

„Du. Ich. Pizzaparty und Mariokart?“, versuchte Deadpool in zu locken.
 

Spider-Man kam aber nicht mehr dazu, ihm zu antworten. Stattdessen zuckte er zusammen und duckte sich, als auf einmal ein Rauschen und Zischen in der Luft zu vernehmen war. Und noch ehe die beiden es sich versahen, explodierte zwischen ihnen schon wieder eine Rauchbombe, beide husteten und konnten kaum etwas sehen. Nur eine blitzschnelle Bewegung war doch wahrnehmbar, etwas schoss regelrecht durch die Gasse und war dann auch schon wieder verschwunden. Samt dem gut verschnürten Kraven.

„Was verf...“, keuchte Deadpool, wurde aber jäh von Spider-Man unterbrochen, der ein: „Deadpool, Ausdrucksweise!“, hustete.

„...flucht? Nochmal? Du hängst... zu viel mit dem Captain rum...“ Auch der Söldner hustete wieder und schüttelte den Kopf. „Was WAR DAS denn jetzt wieder?“

Beide wedelten den Rauch so gut es ging weg.

„Mein persönlicher Sechser im Lotto... Der Goblin.“ Schnell sprang der Jüngere an die nächste Hauswand und kletterte aus den Rauchschwaden.

Auch Deadpool kletterte auf einen geschlossenen Mullcontainer, um wieder besser sehen zu können. Dann zählte er offensichtlich was an den Fingern ab, kratzte sich am Kopf und sah zu Spider-Man an der Wand auf. „Hätten wir da nicht jetzt schon gegen den kämpfen müssen? So... jedes Kapitel zwei gegen zwei? Schlechte Planung. Oder ein Autoren-Bonus, weil du... und Handycap und so?“

„Wenn`s nach mir geht, will ich GAR NICHT gegen den kämpfen“, klang Spider-Man alles andere als glücklich. „Sorry, aber keine Pizzaparty. Party gibt`s erst, wenn die alle weggesperrt sind.“

„Na dann...“ Es klang so, als würde Vorfreude in Deadpools Stimme mitschwingen, bevor er mit dem Genick und den Fingerknöcheln knackte. „Geh dich frisch machen, ich geh mich auch pimpen, stylen und die Energy-Drink-Speicher auffüllen und dann zeigen wir denen mal, dass nicht mal ein Sechser im Lotto ein Doppeldate mit Spideypool toppen kann~!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Witch23
2022-04-06T18:56:46+00:00 06.04.2022 20:56
Auch wenn ich ein wenig den Faden verloren habe, Deadpool spricht mir ein wenig aus der Seele, war es schon als ich gesehen habe das du wieder nen Kapitel hochgeladen hast und auch schön wieder was von dir zu lesen.

Einfach weil die beiden bei dir witzig sind bzw die beiden generell witzig sind ^^

Bin gespannt was hier noch passiert und hoffe das das nächste Kapitel nicht zu lange dauert und es dir soweit gut geht ^^
Antwort von:  Kurama_Kitsune
17.04.2022 09:24
Vielen lieben Dank erneut, dass du dran bleibst. Ich freu mich jedes mal, dass ich immer noch so fleißig von dir Kommentare bekomme. ^^
Am letzten Kapitel sitze ich schon, ich hätte selbst nicht gedacht, dass diese eigentlich "kleine" Story so lange brauchen wird... aber da hatte ich noch keine Ahnung, was privat alles in den letzten 2 Jahren so los sein würde.... ^^;
Dabei hatte ich genau bei dieser FF schon komplett das Ende im Kopf und mir alles aufgeschrieben, wie ich die geplanten 4 Kapitel so... machen will...
Tja, vielleicht sollte ich mich selbst ein bisschen an Wade halten und auch beim schreiben in den Chaotisch Neutral Modus wechseln. XD einfach drauf los, nicht planen, Deadpool sorgt dann schon während dem Schreiben dafür, dass es was wird xDD
Antwort von:  Witch23
17.04.2022 12:26
Solange es nicht zu blutig wird ist alles gut ^^

Wobei wenn dein Wade Spidey mag zumindest soweit alle gut wird. ^^
Krass fand ich ja in dem Crossover Comic wie Deadpool Peter Parker wegen einem Missverständnis/einer Fehlinformation umbringt und wegen Spidey wiederholt XD Wobei er da beide wiederholt was er nur nicht weiß ^^°


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