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REQUIEM - 4. Akt: Der Ruf des Bösen

von

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Ein unerwartetes Wiedersehen

Als Severus Snape am nächsten Tag durch Hogwarts spazierte fiel ihm als erstes auf, dass jede Menge Schüler herumliefen, die Anstecker an ihren Roben trugen auf denen groß „POTTER STINKT“ zu lesen war.
 

Das ging ja schnell, dachte Severus. Die Stimmung auf den Fluren war gereizt. Jedes Gespräch dem er zuhörte drehte sich darum, dass Potter betrogen hatte und Cedric Diggory der wahre Hogwarts-Champion sei. Seiner Meinung nach war es kindisch, doch er hatte von Sportveranstaltungen mit Massenhysteriecharakter ohnehin noch nie was gehalten. Das hier war genauso dämlich wie die Konkurrenz beim Quidditsch. Vielleicht war es sogar noch tausendmal schlimmer. Und das sollte er ein ganzes Jahr über sich ergehen lassen? Fast wünschte sich Severus die Dementoren zurück.
 

Er bog in den Flur zum Zaubertrankkabinett ein als ihn plötzlich ein fehlgeleiteter Fluch um die Ohren flog. Severus konnte gerade noch ausweichen. Vor der Tür duellierten sich Potter und Draco aus irgendeinem Grund. Einer der Flüche traf Ms Granger, der plötzlich Hasenzähne wuchsen. Severus packte die beiden Jungs an ihren Umhängen.
 

„Das wird jetzt unerfreulich.“, sagte Severus scharf.
 

„Sir, Malfoy hat Hermine verflucht!“, schimpfte Potter.
 

„50 Punkte Abzug für Gryffindor!“, sagte Severus ärgerlich. „Und jetzt rein da!“
 

Severus öffnete die Tür zum Labor und schubste Draco und Potter hinüber in Richtung seines Büros. Drinnen ließ er sie los und baute sich vor den beiden Jungs auf. Dabei fiel ihm auf, dass auch Draco einen der „Potter Stinkt“-Buttons hatte. Severus verdrehte genervt die Augen.
 

„Strafarbeit! Alle beide!“, sagte Severus.
 

„Das ist ungerecht!“, ereiferte sich Potter. „Malfoy hat angefangen und ...“
 

„Klappe!“, rief Severus wütend. „Gerecht wäre es, wenn ich euch beide mit dem Kopf ins Klo halte damit euer Gehirn mal durchgespült wird!“
 

„Ääähhh ...“, machte Draco. Anders als Potter wusste er, dass Severus das wirklich tun würde.
 

Severus ließ sie abtreten und während des restlichen Unterrichts waren die beiden äußerst kleinlaut. Allen voran Draco. Severus wollte gar nicht wissen, wer auf die Idee mit den Buttons kam, aber er hatte da so eine Ahnung. Pubertät. Ein Hoch auf den Tag an dem sie es hinter sich hätten. Bis dahin würde Severus aber wohl noch viele Nerven lassen.
 

Die Woche verging ohne weitere Zwischenfälle, zumindest bis Severus am Morgen den Tagespropheten aufschlug. Der große Aufmacher war ein Interview von Rita Kimmkorn mit Harry Potter. Severus hätte fast seinen Kaffee auf den Tisch gespuckt als er es las.
 

Eine hässliche Narbe entstellt den ansonsten durchaus reizenden Harry Potter in dessen Augen der Geist seiner Vergangenheit leuchtet. Als Erinnerung an seine tragische Vergangenheit, die ihm noch immer Tränen in die Augen treibt.

„Ja“, sagt Harry Potter. „Manchmal weine ich immer noch nachts um meine Eltern, doch ich weiß, dass sie im Geiste bei mir sind.“

Wir alle lieben ja tragische und rebellische Helden. Und so verwundert es nicht, dass Harry Potter, ein Junge im Alter von 12 Jahren, trotz der Altersbeschränkung des Ministeriums es geschafft hat am Trimagischen Turnier teilzunehmen. Auf die Frage, was ihn bewogen habe seinen Namen in den Kelch zu werfen antwortet Harry Potter: „Ich wollte beweisen, dass ich es trotzdem kann, egal wie die Regeln sind. Und wer möchte nicht den »Nie endenden Ruhm« eines solchen Turniers ernten?“

Als habe Harry Potter nicht schon genug davon indem er vor 14 Jahren Du-weißt-schon-Wer besiegt hat. Sie, liebe Leser, haben es sicher schon geahnt, aber ich wollte wissen, ob des „Den Jungen, der Überlebt hat“ nicht besorgte an so einem gefährlichen Turnier teilzunehmen.

„Nein, meine Eltern sind im Himmel und beschützen mich in jeder Lebenslage!“
 

Severus hörte auf zu lesen. Es ging noch ganze drei Seiten so weiter. Rita Kimmkorn ritt fast den ganzen Artikel lang auf Potters Tränen und seinen Eltern herum. Sie war eben eine Boulevard-Diva, deren Interviews zu neunzig Prozent frei erfunden waren. Severus hatte nach seiner Verurteilung auch schon einmal das Vergnügen gehabt. Ihm war klar, dass Potter nichts davon gesagt haben konnte. Davon abgesehen war es doch Severus, der ihn oft genug die Haut rettete. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Dieses vermeintliche Interview war einfach so schlecht. Es befriedigte aber die Sensationsgier der hiesigen Presse und ihrer Leser.
 

Severus blätterte die Zeitung weiter durch und blieb an einem „Porträt der Hogwartsschule für Zauberei und Hexerei“ hängen. Er hatte es ja geahnt.
 

Vorstellung der Hauslehrer von Hogwarts
 

Severus Snape (58)

Hauslehrer des Hauses Slytherin und sich mysteriös gebender Sonderling dem nachgesagt wird er opfere heimlich süße Tiere zu Ehren des alten Parselmundes …
 

Wenn man einmal davon absah, dass sie ihn fast zwanzig Jahre älter gemacht hatte, Severus hätte niemals süße Tiere für irgendwen geopfert. Plüschhäschen vielleicht, mehr aber bestimmt nicht.
 

Minerva lehnte sich zu ihm herüber.
 

„Na, mein mysteriöser Sonderling?“, sagte sie belustigt.
 

Severus rollte die Augen.
 

„Lesen Sie nur mal, was Sie über mich geschrieben hat.“, sagte Minerva.
 

Minerva McGonnagall (39)

Sie gilt als streng, unnahbar und Personifizierung von Godric Gryffindor. Als Hauslerhrerin des Hauses Gryffindor ist sie zudem für den berühmten Harry Potter (12) verantwortlich und kommt ihrer Aufgabe mit mütterlicher Gediegenheit nach.
 

„Warum?“, sagte Severus. „Stimmt doch alles.“
 

Minerva schlug ihm mit ihrer Ausgabe des Propheten auf den Kopf. Severus lachte hohl.
 

„Ich möchte jetzt nicht in Potters Haut stecken.“, sagte er.
 

„Diese lügnerische Schabracke!“, schimpfte Minerva erbost.
 

„Aber, aber.“, sagte Severus gespielt höflich und schlug die Zeitung zu.
 

Es war ja abzusehen, dass der Tagesprophet irgendetwas Absurdes bringen würde. Das Problem war, dass viele es unreflektiert glauben würden. Severus rutschte die Boulevardpresse den Buckel herunter, aber bei Teenagern wäre das Sprengstoff. Jeder würde davon lesen wie Potter um seine Eltern weinte und wie der Geist seiner Vergangenheit in seinen Augen leuchtete – falls Potter sowas wie einen Geist überhaupt besaß. Wenn er nach seinem Unterricht ging hatte Severus daran ja arge Zweifel.
 

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Die erste Turnieraufgabe war für Ende November angesetzt. Für Severus genügend Zeit sich vorzubereiten. Als er davon hörte, was die Champions erwarten würde stockte ihm zunächst der Atem. Jeder von ihnen sollte gegen einen Drachen kämpfen. Severus sah sich bereits mit gezogenen Zauberstab von der Tribüne springen und Potter retten. Von wegen die Aufgaben würden nicht so gefährlich wie früher. Und ein Drache wäre selbst für ihn eine Herausforderung.
 

Severus saß an einem Tisch im Eberkopf und rauchte in Ruhe während er sich Gedanken machte wie er Potter im Fall der Fälle retten würde. Er wurde erst durch das Knattern eines Motorrads aufgeschreckt. Severus erkannte den Klang und sah aus dem Fenster. Es war eine alte Jawa, besser gesagt seine alte Jawa.
 

Severus drückte die Zigarette aus und ging nach draußen. Auf dem Motorrad saß ein Teenager in Jeans, Lederjacke und Stiefeln. Er setzte den Helm ab und richtete sein kurzes, schwarzes Haar. So wie er da saß hätte er ein kleiner James Dean sein können. Es war John, sein unehelicher Sohn. Ja, er hatte einen Sohn und würde ihm schon noch die Leviten lesen.
 

„Was tust du hier?“, fragte Severus ungehalten.
 

„Ich dachte ich statte dir einen Besuch ab.“
 

„Wie bist du hierher gekommen?“, wollte Severus wissen.
 

„Mit einem Portschlüssel.“, antwortete John.
 

„Du bist mit dem Motorrad durch einen Portschlüssel gefahren?“
 

John zuckte nur mit den Schultern. Und Severus dachte er hätte in dem Alter immer verrückte Sachen gemacht. John stieg von dem Motorrad und steckte die Hände in die Hosentaschen.
 

„Können wir irgendwo unter vier Augen reden?“, fragte John.
 

Severus nickte und führte ihn in eine stille, enge Gasse neben dem Eberkopf. John griff in die Innentasche seiner Jacke und holte den Artikel des Tagespropheten über das Dunkle Mal heraus.
 

„Du weißt, was das bedeutet?“, fragte John.
 

Severus antwortete nicht.
 

„Es war nicht so einfach hierher zu kommen. Ich hab das Motorrad wieder flott gekriegt und hab versucht möglichst schnell da zu sein, also beantworte meine Frage, Severus.“, sagte John fordernd. „Dein Mal.“
 

„Was soll mit dem Mal sein?“, versuchte Severus ihn abzuwiegeln.
 

„Ich habe mich umgehört. Es tut wieder weh, nicht wahr?“
 

„Meine Güte, wer bist du? Sherlock Holmes?“, fragte Severus.
 

John steckte den Artikel zurück in seine Jacke.
 

„Du hast dich lange nicht gemeldet, da dachten wir es sei gut sich schlau zu machen.“
 

„Ich muss wohl mal ein ernstes Wort mit deiner Mutter reden.“, sagte Severus.
 

„Also eigentlich war es meine Idee.“, sagte John. „Wofür man plötzlich alles Zeit hat, wenn man nicht mehr in Hogwarts ist.“
 

„Du solltest nicht hier sein.“, antwortete Severus.
 

„Hör mal, ich bin so gut wie volljährig. Davon abgesehen war es die letzten Jahre kaum weniger gefährlich. Wahnsinnige Lehrer, eine Riesenschlange, Dementoren … um so vieles schlimmer kann dieses Turnier auch nicht sein.“
 

„Es ist nicht wegen des Turniers.“, gab Severus zu. „Etwas braut sich zusammen.“
 

„Ja, davon sind wir auch ausgegangen. Kommt einen schon alles etwas merkwürdig vor. Außerdem muss jemand auf dich aufpassen.“
 

„Aufpassen? Auf mich?“, fragte Severus.
 

„Du rettest Potter, aber wer rettet dann dich?“, entgegnete John.
 

„Nein.“, sagte Severus strikt. „Die ganze magische Welt schaut hier zu. In so eine Peinlichkeit werde ich mich nicht verwickeln lassen.“
 

„Natürlich. So wie letztes Jahr und das Jahr davor und das Jahr davor ...“
 

„John!“, machte Severus ärgerlich.
 

„Ich werde deine Tarnung nicht gefährden. Ich suche mir ein Zimmer und tu so als wäre ich gar nicht da.“
 

Severus machte das alles stutzig. Was wollte John hier? Ihn beschützen? Nein, das kaufte er ihm nicht ab.
 

„Was ist passiert?“, wollte Severus wissen.
 

„Wie bitte?“
 

„Was ist passiert?“, wiederholte Severus.
 

„Nichts.“, sagte John.
 

„Du bist ein noch schlechterer Lügner als ich.“
 

John trat von einem Fuß auf den anderen.
 

„Mary hat mich verlassen.“, sagte er leise. „Das war abzusehen. Hat aber nichts hiermit zu tun.“
 

„Wirklich nicht?“, antwortete Severus. Er wusste ja selbst in welche Verwirrungen einen eine gescheiterte Liebe stürzen konnte.
 

„Ich dachte du brauchst Hilfe. Mom hat mir schon gesagt, dass du sie nicht freiwillig annehmen wirst.“, sagte John. „Wenn es stimmt, was alle erzählen und Du-weißt-schon-Wer wieder Oberwasser kriegt, dann sind wir genauso dran wie du.“
 

Severus atmete tief.
 

„Na schön.“, gab er klein bei. „Aber keine unüberlegten Aktionen! Nichts, was irgendwen gefährdet!“
 

„Weil du darin immer so gut bist?“, fragte John.
 

„Hmpf.“, machte Severus nur.
 

Es fiel ihm schwer dieses Angebot anzunehmen. Vielleicht hätte er Johns Hilfe tatsächlich irgendwann gebraucht.



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