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Die Drachensonate

Band 2 - Drachen-Saga
von

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Der Schlund

[JUSTIFY]Kelvin hatte keine Ahnung, weshalb Billiana unbedingt mit Elena sprechen wollte. Ihm kam es nur nicht allzu klug vor... Er hatte mit der früheren Adligen geschlafen und nun schlief er neuerdings mit der Elfe. Das konnte zu bösem Blut führen, wenn die Unterhaltung in eine falsche Richtung lief.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Weil die Attentäterin jedoch darauf bestanden hatte, dass es wichtig war, dass sie mit Elena sprach, hatte er letztendlich nachgegeben. Er hatte die Schwarzhaarige in sein kleines Häuschen eingeladen, das immer noch wahnsinnig chaotisch war.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Es dauerte nicht lange, da klopfte es auch schon. Mit einem Blick zu Billie ging er öffnen. Sehr zu seinem Leidwesen sprang ihm Elena beinahe um den Hals und warf ihren Körper an ihn! Sie musste davon ausgehen, dass er einen romantischen, heißen Abend mit ihr verbringen wollte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]So zart und taktvoll wie es ihm möglich war, schob er die junge Frau von sich und sah sie entschuldigend an: „Deshalb habe ich dich nicht hergebeten...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Hä?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Er bat dich her, weil ich mit dir sprechen möchte.“, mischte sich die Elfe direkt ein, um auf sich aufmerksam zu machen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sofort peitschte Elena die Röte ins Gesicht. Sie hatte offenbar wirklich nicht bemerkt gehabt, dass die Attentäterin anwesend war und alles mitbekommen hatte. Am schlimmsten musste für sie sein, dass Kelvin sie unter Zeugen zurückgewiesen hatte. Es tat ihm ja auch leid, doch sie hatte ihn letztendlich auch vollkommen überrumpelt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Schamerfüllt senkte sie den Blick: „Was möchtet Ihr denn von mir?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ihr seid doch nun die Leiterin des Schlunds, oder? Eure Mutter ist ja... von uns gegangen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ermordet worden.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, genau das.“, bestätigte Billie nicht gerade taktvoll. Sie ging anders mit dem Tod um als die meisten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, ich verwalte derzeit den Schlund, weshalb fragt Ihr?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich muss wissen, wo er sich genau befindet und wie viele Wachposten es dort gibt.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wie bitte? Warum wollt Ihr das wissen?“, hinterfragte Elena entsetzt. Kelvin verstand das und sah nun auch skeptisch zu der Blondine, die gefährliche Fragen stellte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich muss dort etwas nachprüfen. Jemanden suchen, um genau zu sein...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ihr wollt in den Schlund eindringen, um einen der Arbeiter mitzunehmen?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Kurz gesagt: Ja.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Das ist verrückt! Habt Ihr eine Ahnung, worauf Ihr Euch da einlasst?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nein, deshalb frage ich ja Euch.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Elena de Windsor wurde richtig bleich, als sie das hörte. Ihm ging es ähnlich... Er war nie in diesen eigenartigen Minen gewesen, doch er hatte die Geschichten gehört. Er wusste, dass dort die ärgsten Feinde vom Weltenlenker landeten und dass sie nie mehr zurückkehrten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Laut dieser ganzen Geschichten wurde dort Mithril abgebaut und wenn sein Wissen nicht falsch war, gab es keine andere Mine auf der Welt, die dieses Erz bot. Deshalb hatte er die Leitung dieses Orts auch an die de Windsors übertragen, die einst ein hochangesehenes Haus gewesen waren. Eine kostspielige Ehre, denn den größten Teil des gewonnenen wertvollen Erzes behielt Wyrnné für sich selbst.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Jedoch war ihr Haus dem Erdboden gleichgemacht. Sie besaß ihre Titel nicht mehr und wurde nur noch aus Anstand zu den Festen und Bällen eingeladen. Natürlich wollten die anderen Aristokraten dennoch nicht mit ihr sprechen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Vor etwa einem Jahr hatte der Weltenlenker ihre Mutter hinrichten lassen, weil sie darauf bestanden hatte, dass Elena dessen Tochter sei. Seitdem gebührte ihr die zweifelhafte Ehre diese Mine zu verwalten, zu beschützen und die Waren sicher nach Heimdall zu liefern. Ohne Titel, ohne ein Vermögen...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Keiner, der jemals im Schlund gelandet war, war wiederaufgetaucht. Elena hatte ihm das bestätigt... Sie hatte ihm berichtet, dass die Arbeiter laufend an allen möglichen unnatürlichen Dingen verstarben. Meistens qualvoll... In ihren grünen Augen hatte er Angst erkannt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Wenn Wyrnné irgendwann jemanden fand, der die Verwalter dieser Mine übernahm, dann war die Gefahr groß, dass er sie als Arbeiterin dort hineinwerfen würde. Je weniger den geheimen Standort kannten desto besser. Und Tote bewahrten Geheimnisse besser als Lebende...[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Auf keinen Fall sage ich dir, wo du den Schlund findest!“, kreischte Elena mit hochrotem Kopf. „Das ist glatter Selbstmord! Nicht nur für dich, sondern auch für mich.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich würde selbstverständlich nicht sagen, woher ich den Standort kenne. Ich kann auch jemanden gefolgt sein.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nein!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Es geht um ein Leben, Lady de Windsor.“, sagte die Elfe streng und kam auf sie zu. „Ein Leben, das vermutlich schon seit Monaten dort ist. Das zerschmettert wurde...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Dann ist es vielleicht besser, wenn diese Person dort bleibt. Die Außenwelt wird ihm fremd sein.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Also soll er in Gefangenschaft sterben? Oder durch Folter?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Schwarzhaarige presste ihre Lippen zusammen und schwieg. Natürlich meinte sie es nicht so. Da war die Furcht, was mit ihr geschah, wenn man sie als Verräterin abstempelte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Seufzend mischte sich Kelvin ein: „Warum genau willst du das machen, Billie?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Für Konstantin.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Hast du nicht schon genug für ihn getan? Er hat doch schon zugestimmt, dass er uns helfen wird.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, aber es wäre dennoch gut, wenn er Bartholomäus von sich überzeugen könnte. Er wäre dadurch auch auf unserer Seite.“, erinnerte die Blondine ihn ernst. „Außerdem verdient jeder Freiheit...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wenn du das unbedingt machen willst, dann werde ich dich begleiten.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Auf gar keinen Fall!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Keine Diskussion.“, sagte er streng und verengte die Augen. „Die Sache mit dem Dolch habe ich nicht vergessen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Billiana schwieg. Er konnte in ihren eisblauen Augen sehen, dass sie bereute, es ihm erzählt zu haben. Kelvin war es nur recht, dass er das immer wieder als Hebel gegen sie verwenden konnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ihr seid beide wahnsinnig... Ich werde euch dennoch nicht sagen, wohin ihr müsst.“, schnaubte die Dunkelhaarige erbost.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Musst du auch nicht.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wie bitte?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich bin dir mal dorthin gefolgt. Nur bis zu den Toren, aber ich weiß, wohin wir müssen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Nur weiß ich nicht, wie es da drin aussieht. Ich wollte mir den Schlund nicht vom Nahen ansehen... Außerdem standen schon am Tor zwei Drachenhetzer!, erinnerte sich der Blondschopf nicht unbedingt begeistert.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Das... Das ist blanker Wahnsinn, was ihr da vorhabt!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Es ist weniger wahnsinnig, wenn du uns sagst, was uns dort erwarten wird.“, erinnerte Billiana sie gelassen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Selbst, wenn ich euch sagen würde, was euch erwartet, wäre es immer noch eine Todesfalle.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Elena...“, schnurrte Kelvin verlockend und kam etwas dichter auf sie zu. „Täubchen... Was ist los? Warum zierst du dich bloß so?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sofort wurde die junge Frau ganz steif, während Billie ihn mit skeptisch hochgezogener Augenbraue beobachtete. Er war sich nicht sicher, ob da vielleicht sogar eine Spur Eifersucht in ihren Augen loderte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Was soll das, Kel?“, fragte die ehemalige Adlige verunsichert. „Eben hast du mich noch weggeschubst...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Na ja, da wollte ich auch nur reden, aber jetzt...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du kannst mich mal.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Jetzt? Gerne.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ganz unverblümt griff er ihr an den Hintern und entlockte ihr ein erstauntes Quieken, während er sie dicht an sich zog. Er wusste, was ihr gefiel. Elena war eine der Frauen, die unfassbar unschuldig aussah und es ursprünglich auch war, sich aber allzu gerne verderben ließ. Und Kelvin hatte sie wahnsinnig gerne verdorben![/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Elfe schien dem Ganzen nicht länger beiwohnen zu wollen, denn sie drehte sich um und verließ den Raum. Aus den Augenwinkeln konnte der Rebell sehen, dass sie in seine Küche ging. Dort würde sie nichts zum Plündern finden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Elena... Nun sag‘ schon, was uns im Schlund erwartet.“, säuselte er ihr honigsüß entgegen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nein...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ernsthaft? Du wiedersprichst mir? Du weißt, was dann geschieht...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Quälend kniff er ihr in den schönen Hintern und löste sich dann einfach von ihr. Sie konnte er am besten zum Betteln bekommen, indem er sie am langen Arm hungern ließ. Irgendwann knickte sie immer ein![/JUSTIFY][JUSTIFY]Heute wollte sich die Schwarzhaarige nicht so leicht verführen lassen. Er kam ganz schön weit von ihr weg! Einen Moment war sich Kelvin nicht sicher, ob sein Charme vielleicht seine Wirkung bei ihr verloren hatte, doch dann eilte sie doch zu ihm. Ihre zarten Finger griffen nach seinem Hemd und hielten ihn auf.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du bist ein Arsch!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ist mein zweiter Vorname.“, gestand er überheblich grinsend. „Also?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Es... Es sind immer Inquisitoren dort... Ihre Anzahl variiert zwischen drei bis sechs...“, berichtete sie, während sie an seiner Kleidung zu nesteln begann. „Außerdem sind meistens etwa zehn Drachenhetzer dort. Zwei bewachen das Tor... Zusätzlich bewachen etwa vierzig Soldaten den Schlund.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Braves Mädchen...“, schnurrte er durchaus erniedrigend, während er sich in ihre grünen Augen bohrte. „Was noch?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Es gibt noch etwa... fünfzehn Aufseher, die nur für die Arbeiter zuständig sind... Sie haben Peitschen und oft auch Messer. Sie werden angreifen, wenn sie müssen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Noch was?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nein... Das ist alles... Wenn man von den zahlreichen Waffen absieht.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„So gefällt mir mein braves Mädchen. Also bekommst du deine Belohnung.“, kicherte der Rebellenanführer und griff nach ihren Oberschenkeln, um sie in die Höhe zu hieven.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Elena war nicht wirklich schwer und auch nicht besonders groß. So konnte er sie problemlos in sein Schlafzimmer tragen, während er hoffte, dass die Elfe ihm das nicht allzu übelnahm. Immerhin hatten sie nun die Informationen, die sie für solch ein Unterfangen brauchten![/JUSTIFY][JUSTIFY] [/JUSTIFY][JUSTIFY]Augenrollend hatte sie sich den Akt von Kelvin und Elena mitangehört. Gezwungenermaßen, weil sie ohne ihn den Schlund nicht finden konnte und ihr Elfengehör zu fein war, um das auszublenden. Zumindest wusste sie nun, mit welcher Streitmacht sie in den Minen rechnen mussten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Etwas wunderte sie jedoch, dass es offenbar keine Fessler am Schlund gab. Vermutlich, weil dort keine Magiebegabten abgeladen wurden, um die Unversehrtheit der Minen zu gewährleisten... Dennoch hatte sie mit einem oder zwei gerechnet, die zur Sicherheit dortblieben.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Reise zum Schlund war nicht so lang, wie sie es erwartet hätte, doch durchaus beschwerlich. Elena hatte sie gewarnt, dass unterwegs viele Soldaten sein würden, die in der Gegend patrouillierten, ohne zu wissen, weshalb sie dort so vermehrt Acht geben sollten. Genau so war es auch![/JUSTIFY][JUSTIFY]Um keine verfrühte Aufmerksamkeit zu erlangen, versuchten sie die Truppen zu umgehen, statt sie auszuschalten. Dafür kletterten sie auch mal auf Bäume und sprangen von Ast zu Ast. Der Rebellenanführer stellte sich dabei überraschend geschickt an.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Es war wohl eher Glück, dass sie es unbemerkt bis zu den Toren des Schlunds schafften. Die meisten Wachposten schienen eher gelangweilt von ihrer Aufgabe zu sein und keinen wirklichen Ärger zu erwarten. Es gab sicherlich einige Banditen in der Gegend, aber vermutlich nur kleinere Grüppchen, weil die Präsenz des Weltenlenkers zu stark war. Sie waren also leicht zu erledigen für die Soldaten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Nachdenklich spähte sie zu dem Tor. Wie Elena de Windsor gesagt hatte, befanden sich davor zwei Drachenhetzer, die steif Wache hielten. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Sie wirkten etwas wie Zinnsoldaten von kleinen Kindern, nur wesentlich gefährlicher.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Bist du sauer?“, fragte Kelvin plötzlich.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Irritiert sah sie ihn kurz an, ehe sie wieder die Gegend ausspähte: „Wieso sollte ich sauer sein?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du hast kein Wort mehr mit mir gewechselt.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Weil wir durch die Wälder schleichen mussten. Das setzt voraus, dass wir leise sind.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Stört dich die Sache mit Elena?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nein.“, antwortete sie wahrheitsgemäß und seufzte leise. „Ich stand nun nicht darauf zu zuhören, aber es ist dein Körper. Du kannst damit machen, was du willst.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Höre ich da eine Spur Eifersucht?“, kicherte er amüsiert.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Eher nicht... Ich bin nicht besonders monogam und wir sind kein Paar. Nur so als Erinnerung.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Autsch.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nun geh‘ da hin und sprich‘ sie an. Wollen doch mal sehen, ob sich noch ein paar Wächter in Hörweite befinden.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du willst mich als Lockvogel?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Gibt es einen Besseren als dich? Du bringst die Leute zur Weißglut.“, erinnerte sie ihn mit hochgezogener Augenbraue. „Nun husch, husch!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Der Rebellenanführer hob gespielt theatralisch seine Arme, als verstand er nicht, was sie meinte. Dann sprang er grinsend von dem Baum herunter, um bequem auf die beiden Drachenhetzer zu zuschlendern.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Billiana nahm ihren Bogen vom Rücken und legte einen Pfeil an, während sie konzentriert in die Richtung guckte. Dabei schärfte sie ihre Sinne, um eventuelle Gefahren frühzeitig zu erkennen und zumindest Fetzen der Unterhaltung mitzubekommen, die er mit den Bestien führte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Halt!“, schrie einer der Drachenhetzer laut und zog direkt angriffslustig seine Sichel.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Jo, Kumpel, entschuldige!“, erwiderte Kelvin lässig. „Ich glaub‘, ich hab‘ mich total verlaufen. Weißte, wo wir sind?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Fragend sahen sich die Drachenhetzer gegenseitig an. Sie schienen über die Möglichkeit nachzudenken, wie wahrscheinlich ein verirrter Besoffener hier war. Vor allem, weil der gesamte Wald mit Soldaten bespickt war.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Verpiss‘ dich einfach!“, zischte die andere Kreatur dann wütend. Bisher tauchten keine anderen Soldaten oder Bestien auf.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„So etwas zu sagen, ist aber nicht besonders nett.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Gut so... Reiz‘ sie ein bisschen. Wenn da noch jemand ist, kommt er spätestens heraus, wenn die beiden ausflippen., dachte sie konzentriert. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass der Eingang zum Schlund nur von zwei Drachenhetzern bewacht wurde.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Während der Rebell alles dafür tat, um die Wachen aus der Reserve zu locken, musterte sie die Mauer genauer. Sie war wahnsinnig hoch und unmöglich zu erklimmen! Schon in Götterherz hatte sie anfangs ihre Schwierigkeiten gehabt, über die Mauer zu kommen, doch die war höchstens halb so hoch wie diese. Außerdem sah die Oberfläche irgendwie sehr glatt und rutschig aus, als sei sie mit einer Eisschicht überdeckt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sie versuchte einen genaueren Blick zu erhaschen, konnte aber beim besten Willen nicht sagen, woraus dieser Schutzwall gefertigt worden war. Sie konnte nicht mal dessen Ende erspähen! Also musste der Schlund ein wesentlich größeres Gebiet umfassen, als sie bisher angenommen hatte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Endlich begannen die Drachenhetzer regelrecht zu toben. Der zweite hatte inzwischen auch seine Waffe gezogen und tatsächlich zeigte sich ein Soldat. Sie konnte nur sehen, dass er recht viele Abzeichen an seiner Uniform trug, aber nicht welche. Er schien keineswegs amüsiert.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Elfe wartete noch einen Augenblick, doch es schienen keine weiteren Wächter zu kommen. Gerade wollte der Soldat Kelvin angreifen, da schoss sie. Der hochgestellte Mann wusste nicht mal, wie ihm geschah, als sein Körper einfach auf die Knie sackte. Der Pfeil steckte zwischen seinen Augen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Gerade als der eine Drachenhetzer nach Hilfe schreien wollte, schnitt der Rebellenanführer ihm grinsend die Kehle durch. Dem anderen Hetzer bespickte sie mit einem Pfeilhagel. Viele der Spitzen drangen nicht durch sein Schuppenkleid, doch es lenkte ihn genug ab, damit Kelvin auch ihm die Kehle aufschlitzen konnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Bevor sie den Baum heruntersprang, zog sie sich ihre Kapuze über den Kopf und eilte dann zu ihm. Auch er zog sich seine Kapuze über, um sein Gesicht darunter zu verbergen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ladys First.“, sagte er, während er das Tor langsam aufdrückte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Dann geh‘ mal vor.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Unter dem Stoff konnte die Blondine dennoch sehen, dass er schief über ihre Beleidigung grinste. Er ging voran, ohne sich zu verteidigen, doch sie folgte ihm direkt geschwind, um hinter sich das Tor zu zuziehen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sofort stellte sie fest, dass der Schlund seinen Namen verdiente! Es war kein Berg, wie ursprünglich angenommen, sondern vielmehr eine Art Krater. Er war nicht auf natürliche Art und Weise entstanden, sondern sah eher so aus, als wäre einst etwas Großes hier eingeschlagen und das Loch war dann erweitert worden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Neugierig glitten ihre Finger dennoch erstmal über die seltsame Mauer. Sie war wirklich spiegelglatt! Und fühlte sich eiskalt an... Das Material konnte die Elfe nicht mal anhand der Beschaffenheit erkennen, doch es kam ihr so vor, als würde die Mauer ihr ihre Magie entziehen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Rasch löste sie sich, um stattdessen mit Kelvin näher an den Abgrund zu treten. Obwohl sich Billie wirklich anstrengte, schaffte sie es nicht, den Boden am Ende des Schlunds zu entdecken, also musste es verdammt tief heruntergehen![/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Wände waren nicht sauber bearbeitet, sodass überall spitze Felsen herausragten wie Reißzähne. Es war so, als würde man in den Schlund eines gigantischen Monsters starren, welches einen verschlingen wollte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Überall befanden sich Gerüste, die größtenteils aus Holz waren und nicht sehr stabil oder sicher aussahen. Darauf befanden sich zahlreiche Arbeiter mit Spitzhacken, die auf bläulich schimmernde Erzknoten einschlugen. Hinter ihnen standen Loren, über die all das Mithril nach oben geschafft wurde.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Es gab ein paar Stellen, da waren die Gerüste mit Metall beschlagen wurden. Darauf befanden sich die Wachposten, wovon einige wirklich Inquisitoren waren. Hier und da konnte sie auch die wesentlich kleineren Drachenhetzer ausmachen, die auch hier sehr steif wirkten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Aufseher allerdings mussten über die wackligen Gerüste wandern, um die Arbeiter auszupeitschen, die in ihren Augen nicht schnell genug arbeiteten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Nur durch Zufall entdeckte die Attentäterin eine Lore, die fast bis zum Rand voll mit Mithril war. Durch pure Manneskraft mussten die Männer sie über die Schienen nach oben ziehen. Es brauchte fast zehn ausgewachsene Männer und selbst die schienen jeden Moment zusammenzubrechen! Dennoch ließen es sich die Aufseher nicht nehmen, sie ständig auszupeitschen und anzutreiben.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Sieh‘ mal.“, flüsterte Kelvin und stieß ihr sanft in die Seite, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Was denn?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Er deutete auf einige Häuser, die sich recht nah am Rand des Schlunds befanden. Eines davon war sehr gut gesichert und in ausgezeichneter Verfassung. Dort wurde sicherlich das gesammelte Mithril untergebracht, bis es abgeholt wurde. Zahlreiche Wachen stand drumherum, wovon zwei alleine schon Inquisitoren waren und ein Drachenhetzer.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Zu ihrem Glück sahen sie nicht zum Eingang, sondern behielten eher den Schlund selbst im Blick. Vor allem, weil ja gerade eine Gruppe versuchte, eine volle Lore zu ihnen zu ziehen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Das Haus daneben war wesentlich größer, schien aber eine ähnlich gute Verfassung zu haben. Hier schliefen sicherlich die Wachen oder verbrachten dort ihre Pausen. Dort waren auch Wachposten, aber nicht allzu viele. Sie sollten wohl eher verhindern, dass die Arbeiter dort hineingingen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die anderen Gebäude waren klein und heruntergekommen. Eher wie Baracken... Viele der Dächer sahen löchrig aus und ließen vermuten, dass sie bald einstürzen würden. Selbst die Wände hatten Lecks, was sicherlich für einen heftigen Durchzug sorgte. In genau solchen Unterkünften erfroren sicherlich viele der Arbeiter über Nacht oder im Winter.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Plötzlich krachte etwas. Sie schrak hoch und klammerte sich tatsächlich kurz an Kelvin, während sie verwirrt den Ursprung suchte. Innerlich verfluchte sie ihr viel zu scharfes Gehör, als sie den Rebellen sachte kichern hörte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Dort...“, sagte er dann und deutete in den Schlund. „Das Gerüst ist gerade eingestürzt.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Waren etwa Arbeiter darauf?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, in der Tat. Zehn Stück und ein Aufseher...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wundert mich irgendwie nicht, dass nie jemand zurückkehrt.“, gestand Billiana leise. „In den Baracken erfrieren sie, da stürzen sie in den Tod und sie sehen alle echt ausgehungert und ausgetrocknet aus.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Abgesehen von den Wächtern. Die sehen alle fettgefressen aus!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Was denn sonst? Denen darf es ja an nichts fehlen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Und wie ist dein Plan?“, hinterfragte der Blondschopf ernst. „Wir können schlecht rumfragen, wo dein Bekannter sich aufhält oder ob er noch lebt. Weder die Wachen noch die Arbeiter werden mit uns sprechen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Weshalb glaubst du, dass auch die Arbeiter nicht mit uns sprechen werden?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Die sind gebrochen, Billie. Sklaven... Sie haben längst aufgegeben.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Bedauerlicherweise hatte er vermutlich recht. Das würde die Suche nach Elodrin Adlerherz erheblich erschweren. Zumal sie nicht mal genau wusste, wie der aussah![/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich würde sagen, wir schleichen etwas herum und versuchen einige Informationen aufzuschnappen und wenn wir nicht weiterkommen, regeln wir das mit Gewalt.“, schlug sie ganz unverblümt vor.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du willst bei so einer Übermacht mit Gewalt vorgehen?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Sie sind im Nachteil. Wir können einfach die Gerüste zum Einsturz bringen, wenn sie uns angreifen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Na gut... Und wen genau suchen wir?“, hinterfragte er seufzend, während er seine Dolche zog.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Elodrin Adlerherz.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ernsthaft?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du hast echt ein Herz für Schwächlinge... Na gut, dann sehen wir doch mal, ob wir den Kerl auftreiben können.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Während er sich auf den Weg machte, um die Gerüste langsam herabzusteigen ohne in die Nähe von irgendwelchen Wächtern zu kommen, schlich sie zu den Gebäuden. Da dort so viele Wachen waren, würde sie vielleicht das ein oder andere aufschnappen können.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sie wählte den längeren Weg durch die Baracken und hinter dem Schlaf- und Essenssaal der Soldaten entlang. Da die Inquisitoren sehr feine Sinne hatten, wollte sie nicht riskieren, direkt aufgedeckt zu werden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]An die Rückwand des großen Gebäudes presste sie ihren Rücken und schärfte erneut ihre Sinne, um sich vor allem auf die Wachposten zu konzentrieren. Selbstverständlich sprachen die Schöpfungen des Weltenlenkers nicht großartig, aber dafür die Menschen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Leider ging es um Banalitäten... Sie sprachen über ihre Weiber Daheim, die schlechte Bezahlung und das miserable Essen. Selbst wenn es mal um den Schlund ging, dann bezeichneten sie die armen Verurteilten nur als »Arbeiter«, »Sklaven« oder »Widerlinge«. Es fielen keine Namen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Angewidert hörte sie genauer hin. Die Lore musste gerade ihr Ziel erreichen, denn das Quietschen auf den Eisenschienen hörte auf, während sie heftig atmenden Männern lauschen konnte. Einige davon schienen krank zu sein, denn da war ein rasselndes Geräusch in ihren Lungen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nun macht schneller!“, schimpfte einer der Soldaten. „Ihr seid nicht zum Faulenzen hier, sondern zum Arbeiten!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Leicht gesagt, wenn man selbst nur herumstehen und Leute beobachten muss, während die anderen richtig schuften müssen., dachte Billie zähneknirschend.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Einer der Männer brach zusammen. Sie hörte den dumpfen Aufprall auf den Boden. Die anderen Arbeiter waren offenbar zu ängstlich, um ihm zu helfen, denn sie trugen die Erze einfach weiter in das gesicherte Gebäude.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Steh‘ auf, du faule Ratte!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sie hörte, dass der Arbeiter es versuchte, doch er rutschte immer wieder zu Boden. Er hechelte, versuchte es wieder und sackte erneut in sich zusammen. Kurz darauf begannen die Soldaten auf ihn einzuschlagen und ihn zu treten. Jeden Hieb konnte sie genau hören, ebenso wie das Röcheln von Blut, das die Lungen des Mannes flutete.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Wut kochte in ihr hoch, doch sie zwang sich dazu, nicht in das Geschehen einzugreifen. Es tat ihr leid, dass sie ihm beim Sterben zuhören musste, obwohl sein einziges Verbrechen gewesen war, geboren zu werden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Einer der Inquisitoren setzte sich in Bewegung und packte die Leiche. Kaltherzlich schleifte er den Toten zum Rand des Schlunds und warf ihn einfach herunter. Eine Weile konnte sie dem Fall noch lauschen, doch irgendwann wurde es so leise, dass da einfach nichts mehr war. Nicht mal ein Aufprall! Gar nichts... Als hätte er den Mann wirklich einem Monster zum Fraß vorgeworfen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Genug getrödelt und gespielt.“, zischte der Inquisitor kalt. „Die Lore wird unten gebraucht, also räumt endlich das Mithril rein und verschwindet!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Gehetzt beeilten sich die Arbeiter nun noch mehr. Die menschlichen Wachen mochten schon grausame Widerlinge sein, doch diese Bestien waren wesentlich schlimmer. Das wussten sie genau. Lieber wurden sie von den anderen Soldaten totgeprügelt, als sich von einem Inquisitor bestrafen zu lassen, die daran noch mehr Freude hatten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Schnaubend glitt sie etwas fort von dem Geschehen und schlich sich fort. Nur durch Zufall hörte sie ein paar patrouillierende Wachen, die gerade darüber sprachen, dass einige Sklaven in den Baracken bleiben durften, obwohl sie es nicht verdienten. Offenbar Kinder von Aristokraten, die noch einen recht guten Ruf genossen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Einige von ihnen waren wohl so krank, dass sie nicht mehr arbeiten konnten. Jedoch waren sie lebend mehr wert als tot, weil es irgendwelche Verträge gab, durch die sie die Kassen des Weltenlenkers füllten. Also durften sie sich ausruhen, wenn Krankheit oder Erschöpfung so massiv wurden, dass sie daran sterben könnten. Jedoch mussten sie sofort wieder schuften, wenn es ihnen etwas besser ging.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Das klang vielversprechend. Mit etwas Glück war auch Elodrin unter diesen Leuten und erholte sich von den Strapazen der letzten Monate. Vielleicht war die Bezahlung von Bartholomäus hoch genug, damit er lebend wertvoller war.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Auf leisen Sohlen schlich sich die Elfe zu den Unterkünften der Arbeiter. Es war nicht schwer in sie hineinzuschlüpfen, weil sie weder gesichert noch die Türen verschlossen waren. Wie sie zuvor schon vermutet hatte, war es unfassbar kalt in den Baracken und es herrschte ein unangenehmer Durchzug, der selbst sie frösteln ließ.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Drinnen befanden sich tatsächlich ein paar Arbeiter, die sehr krank aussahen. Einige wirkten so, als hätte der Tod ihre Seele längst eingefordert, doch sie konnte die flache Atmung noch ganz leise hören. Wie ein leises Flüstern im Wind... Sie hatten nicht mehr viel Zeit.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Vorsichtig hockte sie sich zu ihnen. Einige wiesen massive Verletzungen auf, die wohl von den spitzen Felsen herrührten. Sie hatten sich hier und da tief durch das Fleisch geschnitten und im Anschluss waren die Wunden nicht behandelt worden, weshalb sie sich entzündeten. Nun starben sie gerade an einer Blutvergiftung, die hohes Fieber mit sich brachte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Andere schienen eine einfache Erkältung zu haben, die aber auch durch mangelnde medizinische Behandlung vollkommen ausgeartet war. Auch sie litten bereits unter Fieber, teilweise auch schon unter Atemnot und Wahnvorstellungen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die restlichen Arbeiter sahen unverletzt aus. Sie mussten so erschöpft von der harten Arbeit sein, dass sie kaum noch ansprechbar waren. Ihre Körper schienen unter den Lasten einfach zu versagen und ihnen nicht mehr zu gehorchen. Das musste sich schrecklich anfühlen...[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Elodrin Adlerherz...?“, fragte sie leise. „Ist einer von euch Elodrin?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Keiner reagierte. Irgendwie bezweifelte Billie, dass es daran lag, dass keiner von ihnen der Adelssohn war oder sie ihn nicht kannten, sondern weil ihre Worte einfach untergingen. Für diese armen Seelen musste ihre Stimme wie ein Rauschen sein, das nur in ihrem Kopf stattfand.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Seufzend begann sie die Fetzen an ihren Leibern zu verschieben, die die Soldaten sicherlich als Kleidung verkaufen würden. Als Gnadenakt... Doch sie hielt weder warm noch verdeckte sie alle intimen Bereiche.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Überrascht stellte die Elfe bei ihrer Untersuchung fest, dass nicht alles Männer waren. Einige schienen Frauen zu sein, was sie nur anhand der breiteren Becken erkannte. Sie waren so ausgemergelt, dass ihre fraulichen Merkmale vollkommen verschwunden schienen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Jedoch fand sie, was sie suchte. Brandmale! Es waren die Wappen einiger Adelshäuser, die unter dem Weltenlenker diente. Da die Sklaven für die Wachen allesamt gleich waren und sie sicherlich keinen Unterschied bei ihnen erkannten, mussten sie die wertvollen Arbeiter unter ihnen irgendwie markieren. Am einfachsten war es, ihnen etwas einzubrennen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Da sie sich für die Wappen des jeweiligen Hauses entschieden hatten, konnten sie so auch stets erkennen, wen sie genau vor sich hatten. Falls sie doch mal freigekauft wurden oder ihr Leben auf tragische Weise endete.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Für sie war es nun aber ideal, dass sie nur die Brustkörbe der Anwesenden absuchen musste. Irgendwie fand sie es erschreckend, dass so viele Adelskinder hier gelandet waren. Sie mussten irgendwelche Verbrechen begangen haben, die nicht schwer genug waren, um das ganze Haus dafür verantwortlich zu machen, aber zu massiv ausfielen, um es unter den Teppich zu kehren.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Plötzlich brach draußen Panik aus. Glocken wurden geläutet! Waffen gezogen... Die Soldaten setzten sich in Bewegung, doch sie hörte auch, dass die Inquisitoren und Soldaten bei dem Lager des Mithrils ausharrten. Die Bestien befahlen auch klar, dass niemand das Erz ungeschützt lassen durfte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Kelvin... Was hast du schon wieder angestellt?, überlegte sie gehetzt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Jeden Moment konnten die Soldaten hier hereinkommen, um sicherzustellen, dass niemand hier war. Deshalb musste sie sich nun richtig beeilen, die Sterbenden abzugehen und nach dem Brandmal Ausschau zu halten. Einige waren bereits kaum zu erkennen, weil die Haut so unter den Umständen litt, weshalb sie diese zurechtziehen musste.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Dann endlich fand sie es! Einen Adlerkopf, der stolz dreinblickte. Der Mann, der es trug, wirkte jedoch gar nicht mehr stolz und ihr fiel auf, dass seine Ohren etwas zu spitz für einen Manschen waren.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Elodrin... Ja, klingt Elbisch oder Elfisch..., gestand sie sich dennoch überrascht ein. Deshalb ist er wegen den Schulden hier gelandet. Es kam heraus, dass er ein Mischling ist und auch noch das Geld anderer verspielt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Trotzdem wäre sie dankbar gewesen, wenn Bartholomäus ihr vorher gesagt hätte, dass sie nach einem Mischling suchen musste. Es hätte ihr die Suche ein bisschen vereinfacht. Vor allem bei spitzeren Ohren.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Unter Anstrengung hievte sie den Mann hoch, der kaum ansprechbar schien, aber keine Verletzungen aufwies. Er war nur vollkommen erschöpft und befand sich dadurch schon halb im Wahn. Und sicherlich auch durch Durst und Hunger...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ihn aus der Baracke herauszuschaffen, war wirklich schwierig. Immer wieder sackte Elodrin zusammen, wodurch sie ihn auffangen musste, damit er keinen Lärm veranstaltete. Außerdem mussten sie ständig anhalten, damit die aufgescheuchten Wächter sie nicht entdeckten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Attentäterin hielt nach Kelvin Ausschau, konnte ihn aber bisher nicht finden. Er war also wahrscheinlich noch unten...[/JUSTIFY][JUSTIFY] [/JUSTIFY][JUSTIFY]Dass er selbst schuld an seinem Schlamassel war, wusste Kelvin Morgenstern sehr genau. Einer der Aufseher hatte einen Arbeiter so massiv mit seiner Peitsche malträtiert, dass dieser das Bewusstsein unter den Schlägen verloren hatte. Das hatte er nicht mitansehen können...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Im Feuereifer war er herausgesprungen, hatte ein „Hey!“ geschrien, um die Aufmerksamkeit des Mannes zu erregen und schon war der Ärger losgegangen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Noch während die Glocken schlugen, hatte er den grausamen Aufseher in die Tiefe des Schlunds geworfen und seinen Schreien gelauscht, die immer leiser wurden. Irgendwann war nichts mehr zu hören gewesen. Nicht mal ein Aufprall, was ihm klar machte, dass er auf gar keinen Fall von den Gerüsten fallen durfte. Und natürlich durfte er auch keines davon versehentlich zum Einbruch bringen, während er noch draufstand.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Leichter gesagt als getan. Manche der Gerüste waren so morsch und instabil, dass sie schon von bloßem Blickkontakt einzustürzen drohten. Es war nahezu lächerlich, dass solch ein seltenes, wertvolles Erz unter so widrigen Umständen abgebaut wurde! Immerhin würde nicht selten auch abgebautes Mithril gemeinsam mit den Arbeitern in die Tiefe stürzen...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Er hatte keine Zeit über diesen Unsinn nachzudenken. Die Wachen waren so schnell auf ihn zugestürmt, dass es ihm so vorkam, als würde der Schlund nur aus ihnen bestehen. Selbst die Aufseher griffen zu ihren Peitschen und Messern, um ihm den Weg zu verstellen![/JUSTIFY][JUSTIFY]Schmerzhaft spürte er, wie die Lederpeitsche eines Mannes über seinen Rücken fegte. Die blutigen Striemen brannten fürchterlich, weshalb er sich wütend zu dem Mann herumdrehte, um auf ihn zu zuspringen. Gnadenlos rammte er ihm seine Dolche direkt in die Augen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Noch während der Körper zu Boden ging, riss er seine Waffen wieder heraus und wehrte den Angriff eines Soldaten ab. Mit einer Pirouette glitt er an ihm vorbei und schleuderte dabei einem anderen Angreifer einen Feuerball direkt ins Gesicht. Der Soldat griff schreiend in sein verbranntes Gesicht und stolperte dabei vom Gerüst herunter in die Tiefe. Einem anderen Kerl trat er direkt in die Kniekehle, damit er ebenfalls herunterfallen konnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ist schon praktisch... Gefährlich und absolut beängstigend! Aber auch praktisch., sinnierte er heiterer als er sein sollte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Als ein Trupp Wächter auf ihn zukam, hob er seine Hand und wartete einen kleinen Augenblick. Als sie nah genug waren, riss er einige Felsen aus der Wand, die sie allesamt von der Brüstung fegten. Kreischend fielen sie in die tödliche Tiefe des Schlunds, was er sehr genoss.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Überrascht stellte er fest, dass er dabei einige Mithril-Adern freigelegt hatte. Das Erz leuchtete in diesem bläulichen Schimmer und sah wirklich sehr verlockend aus. Spottend überlegte er, dass der Weltenlenker ihn danken musste, weil er neue Vorkommnisse freilegte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Rasch stieg er über die Brüstungen weiter nach oben und riss immer mal wieder eine ein, damit ihm keiner in den Rücken fallen konnte. Es tat ihm zwar um die Arbeiter weiter unten leid, doch er musste jetzt erstmal an sich denken.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ein ziemlich wütender Inquisitor kam mit drei Soldaten direkt auf ihn zu. Tänzelnd glitt er unter dessen Schwert durch, an dem sich zahlreiche Widerhaken befanden. Geschickt sorgte er dafür, dass eben diese Klinge sich nun in den Körper eines Soldaten bohrte, der mit aufgerissenen Augen hinab auf die Stichwunde starrte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Grinsend trat Kelvin einem weiteren Angreifer direkt in die Seite und nutzte dann die Kraft des Windes, um ihn endgültig aus dem Gleichgewicht zu bekommen. Schreiend stürzte er herab, während die Bestie des Weltenlenkers sein Schwert aus dem toten Soldaten riss. Dessen Leichnam warf er lieblos in die Schlucht.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich weiß, wer du bist.“, knurrte der Inquisitor kalt. „Du musst der Junge sein, der damals überlebt hat. Der, den sie den »Auserwählten« nennen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Kelvin, zu Euren Diensten.“, sagte er spöttisch und verbeugte sich mit fuchtelnden Armen vor ihm. Als er sich wieder erhob, rammte er einen Dolch direkt durch das Kinn in den Schädel eines Mannes, der ihn von hinten angreifen wollte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Als der Rebell seine Waffe wieder herausriss, sackte der Soldat in sich zusammen. Er sprang einfach über die Leiche herüber, um dem Angriff der Kreatur auszuweichen, die wohl genug geplaudert hatte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Auf so engem Raum wurde es schwierig, gegen einen Inquisitor zu kämpfen. Wenn Kelvin ehrlich war, hatte er noch nie gegen diese Folterknechte gewonnen! Bisher hatte er fliehen müssen, wenn er die Aufmerksamkeit dieser Wesen auf sich gezogen hatte und sie blühten in beengten Räumen richtig auf. Wohl, weil ihre Folterkammern auch winzig waren...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Also musste er zusehen, dass er sich nicht weiter auf diesen Inquisitor einließ, damit er lebend nach oben gelangen konnte. Er hatte da auch schon eine Idee.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Geschickt duckte er sich unter dem Schwert des Hünen und rutschte dann zwischen dessen Beinen hindurch. Er ließ es sich nicht nehmen, mit seinen scharfen Dolchen die Waden des Inquisitors aufzuschlitzen, der Pein erfüllt aufschrie. Nur machte ihn das bloß noch wütender![/JUSTIFY][JUSTIFY]Eilig raste Kelvin nach oben und riss immer wieder Felsen aus der unebenen Wand, damit er seine Verfolger teilweise in den Abgrund werfen konnte, aber auch, damit die Bestie des Weltenlenkers ihm nicht mehr so gut folgen konnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Als genug Abstand zwischen ihnen war, brachte er wieder einige Brüstungen zum Absturz. Dieses Mal mehrere hintereinander, denn irgendwas sagte ihm, dass solche Kreaturen sehr weit springen konnten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Erst als er auf einem der gesicherten Positionen war, riss er keine der Holzbalken mehr ein, die er teilweise sogar abgefackelt hatte, wenn sie überraschend stabil ausfielen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Vorsichtig sah er sich um. Bis nach oben war es nicht mehr so weit, doch zwischen ihm und der Freiheit waren zahlreiche Soldaten und mindestens noch zwei Inquisitoren. Einen Drachenhetzer hatte er zusammen mit dem Inquisitor von eben hinter sich gelassen. Jedoch mussten da noch mehr sein, die er bisher nicht ausmachen konnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Einige Pfeile schlugen neben ihm ein oder flogen hoffnungslos in den Schlund. Weiter oben entdeckte er Bogenschützen, die nicht unbedingt gut waren. Ihre Treffsicherheit würde gewiss aber besser werden, wenn er erstmal weiter nach oben kam.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Schnaubend setzte sich Kelvin in Bewegung und riss immer mal wieder Felsen aus den Wänden, um sich vor den Pfeilen zu schützen oder auch vor angreifenden Soldaten. Hierbei riss er auch immer mal Mithril-Knoten heraus, wodurch er überrascht feststellen, dass sich noch während des Flugs die bläuliche Farbe verlor. Jegliche Magie entwich einfach...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Das bestätigte die Gerüchte, dass Mithril speziell abgebaut werden musste. Ohne Magie... Mit dem richtigen Werkzeug und der korrekten Technik, damit sich dessen positiven Eigenschaften erhielten. Vermutlich stimmte es dann auch, dass die falsche Verarbeitung ebenso für Verluste sorgte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Mehr irritierte ihn jedoch, dass die zerbrochenen Erzknoten eine Art Flüssigkeit abzusondern schienen. Beinahe so, als würden sie bluten, weil er sie zerbrochen hatte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Geschickt tauchte er unter einer Axt durch und schlitzte einem anderen Soldaten den Bauch auf, sodass seine Gedärme durch den Schnitt einfach herausquollen. Der Mann schrie bestialisch, doch er nutzte die Ablenkung lieber, um einige Wachen mit geschickten Windstößen in den Schlund zu befördern.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Elena... Da sind viel mehr Soldaten, als du angekündigt hast! Nun frage ich mich, ob du es nicht wusstest oder du mir eins auswischen wolltest., dachte er bitter.[/JUSTIFY][JUSTIFY]In einem ruhigen Moment beugte er sich zu der Flüssigkeit und strich mit seinen Kuppen darüber. Es prickelte auf seiner Haut, schmerzte jedoch nicht. Was immer das auch war, der Blondschopf spürte darin eine magische Wirkung, die anders war.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Plötzlich riss ein Inquisitor ihn aus seinen Gedanken, als dieser sich mit einer mächtigen Streitaxt auf ihn warf. Natürlich war auch die besetzt mit Widerhaken, was Kelvin dazu verleitete, sich schnell zu ducken. Unbeabsichtigt packte er dabei das Bein der Kreatur, die nach wenigen Augenblicken qualvoll aufschrie.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Verwirrt sah der Rebellenanführer nach oben. Tatsächlich war das Gesicht der Kreatur auf unerklärliche Weise schmerzverzerrt. Da steckten keine Pfeile in ihm und auch sonst war er nicht verletzt worden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Als er seine blauen Augen wieder senkte, stellte er fest, dass die Haut am Bein des Inquisitors dampfte. Es sah so aus, als würde es von irgendeiner unsichtbaren Macht zerfressen werden![/JUSTIFY][JUSTIFY]Wie Säure, die-... Moment mal..., schoss es ihm durch den Kopf, während er seine Finger irritiert ansah, an denen noch Reste der Flüssigkeit klebte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sofort griff er erneut zu dem Mithril-Knoten, um mehr der Flüssigkeit aufzulesen und seine Dolche damit zu beschmieren. Elegant kam er hoch und schlitzte mit seiner Waffe über den Körper der kreischenden Kreatur. Alle Wunden begannen sich genauso zu zerfetzen, wie es auch sein Bein tat, was die Theorie des Blondschopfes bestärkte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Mit einem überheblichen Grinsen rammte er seine Waffen direkt in den Brustkorb der Bestie des Weltenlenkers und stieß ihn dann in den Abgrund. Was immer diese Flüssigkeit auch war, sie wirkte auf Inquisitoren wie pures Gift.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Überaus glücklich eilte er weiter nach oben und verfolgte dabei seine bisherige Taktik weiter. Ein vertrautes Gefühl kehrte in ihn zurück: Unbesiegbarkeit.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Natürlich hatte Billiana ihm deutlich bewusst gemacht, dass er keineswegs unbesiegbar war, doch nachdem er ein effektives Mittel gegen die Inquisitoren gefunden hatte, hatte er ein absolutes Hochgefühl.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Geschickt tänzelte er beiseite, als ein Drachenhetzer seine Sichel nach ihm warf. Mit einigen Felsen konnte er zumindest die Soldaten hinabschleudern, die der Bestie eigentlich helfen wollten, doch diese selbst konnte sich rechtzeitig retten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ob das Zeug wohl auch bei denen wirkt?, überlegte Kelvin und beschloss just im selben Augenblick, dass er es ausprobieren musste.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Geschickt preschte er voran und sie lieferten sich einen Schlagabtausch, der durch fliegende Pfeile nicht unbedingt angenehm war. Zumal der Hetzer bisher alle seine Schläge parieren konnte, sodass er keinen Treffer setzte. Jedoch kam es ihm so vor, als würden es immer weniger Pfeile werden, die auf ihn abgeschossen wurden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Enttäuschung machte sich breit, als er endlich dem Drachenhetzer einen Schnitt verpassen konnte, der aber nicht auf die Flüssigkeit reagierte. Das Blut des Mithrils war also nur für Inquisitoren tödlich, nicht für alle Kreaturen des Weltenlenkers. Doch es war ein Anfang. Eine weitere Waffe, um den Tyrannen endlich zu stürzen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Eine der Sicheln bohrte sich tief in seine Seite und riss eine unschöne Wunde hinein. Der Rebell keuchte schmerzhaft auf, nutzte aber die Überheblichkeit des Drachenhetzers aus, um mit dem Wind zu verschmelzen. Blitzschnell schoss er um ihn herum und rammte seinen Dolch direkt durch die Seite seines Halses.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Keuchend stieß er ihn hinab und rannte dann weiter. Er zog eine Blutspur hinter sich her, doch vorerst konnte er sich nicht verarzten. Er musste endlich hier hoch und Billie finden![/JUSTIFY][JUSTIFY] [/JUSTIFY][JUSTIFY]Um dem Rebellenanführer bei seinem Aufstieg behilflich zu sein, schlich sich Billiana immer wieder hinter ihre Feinde und stach sie ab oder schnitt ihnen von hinten die Kehle auf. Im Anschluss ließ sie die leblosen Körper einfach in den Schlund fallen. Bisher waren die meisten Soldaten zu sehr mit Kelvin beschäftigt, als dass sie auf ihren Rücken achteten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Bevorzugt tötete sie die Bogen- und Armbrustschützen, damit sie ihn nicht aus der Ferne erledigen konnten. Aber auch Soldaten, die sich einsam verirrt hatten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Elodrin hatte sie zuvor an einem sicheren Ort versteckt, der für sie gut erreichbar war. Sobald sie fliehen konnten, mussten sie ihn nur noch auflesen und sich dann davonmachen. Nur zweifelte sie allmählich daran, dass sie es wirklich hier wegschafften...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Mit geschlossenen Lidern erinnerte sie sich an seine Worte. Wie eindringlich Kelvin ihr zugeflüstert hatte, dass Ereinion vielleicht nur Zeit mit ihr verbringen wollte, auch wenn er dafür Leben nehmen musste. Dass es vielleicht ihre Art und Weise von geschwisterlicher Liebe war, dass sie einander gefunden und diesen Pakt geschlossen hatten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Geschickt rammte sie einem Mann ihren Dolch mitten ins Herz und riss ihn dann wieder heraus. Im Anschluss erschuf sie in einem Schatten ein kleines Portal, das sich rasch öffnete. Der Schattenwolf sprang problemlos hindurch und schüttelte etwas seine Glieder.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Schatti... Du musst hier etwas Chaos stiften, damit er es hier rauf schaffen kann.“, sagte Billie mit klarer Stimme. „Verschon‘ aber die unbewaffneten Arbeiter. Sie versuchen sich bloß in Sicherheit zu bringen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nenn‘ mich nicht so.“, knurrte der Zwischenweltler und zog die Lefzen in die Höhe. „Du schuldest mir noch so viele Seelen... Mal sehen, ob du es heute begleichen kannst.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich denke, das werde ich.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Zufrieden preschte der gigantische Wolf los und riss direkt einige kreischende Soldaten nieder. Immer, wenn er ihnen die Kehlen zerfleischte, stahl er ihnen beim Sterben ihre Seele. Ihr kam es so vor, als würde Ereinion mit jedem weiteren Opfer wachsen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Mehrmals atmete sie durch, damit sie sich wieder den Fernkämpfern widmen konnte. Kelvin war inzwischen fast oben, doch er schien verletzt zu sein. Seine Bewegungen wurden allmählich bleiern.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Billie wusste nicht, wie viele Wachen sie gemeinsam mit dem Schattenwolf getötet hatte, doch es fühlte sich wie hunderte an. Bisher waren keine von Wyrnnés Kreaturen dazugestoßen, als wäre der Rebellenanführer das viel wichtigere Ziel.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Der hatte inzwischen die Oberfläche wieder erreicht, wurde jedoch von so vielen Soldaten umzingelt, dass es keine Möglichkeit gab, eine Schneise durch die Feinde zu reißen. Hinter ihm war die hohe, glatte Mauer, die er ebenfalls nicht erklimmen konnte. In der Meute befanden sich mindestens drei Inquisitoren und sie meinte auch einen Drachenhetzer entdeckt zu haben.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Da kommt er nicht mehr raus... Und auch Schatti kann niemals genug töten, damit er entkommen kann., dachte die Blondine bitter und drehte sich um die eigene Achse, um zwei Wachen die Kehle aufzuschlitzen. Ich habe keine Wahl... Ich muss ihn retten![/JUSTIFY][JUSTIFY]Ihr gefiel es nicht, aber sie zog sich aus dem Kampfgeschehen zurück. Inzwischen herrschte hier nur noch Chaos! Kelvin hatte einiges in Flammen aufgehen lassen. Der Qualm brannte nicht nur in den Augen, sondern raubte einem auch zu schnell die Sicht.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Schatti... Sorg‘ dafür, dass ich kurz meine Ruhe habe.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wenn du aufhörst, mich so zu nennen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Kann ich nicht versprechen.“, seufzte Billiana.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Selbstverständlich griff der Schattenwolfe die gemeinsamen Feinde weiterhin an. Es kam ihr langsam so vor, als wären sie in eine Falle gelaufen! Als hätte Wyrnné gewusst, dass sie hierherkommen würde, um Elodrin zu finden. Vielleicht hatte er das wirklich...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Als sie genug Platz um sich herum war, schloss die Elfe ihre Augen und versuchte den Lärm der Schlacht auszublenden. Sie versuchte das Knacken des brennenden Holzes nicht mehr zu hören, das Blut nicht mehr zu riechen und das Leid nicht mehr zu sehen. Stattdessen suchte sie etwas in sich selbst, was sie allzu lange verschlossen hielt. Erst als sie es gefunden hatte, griff sie danach und ihre Augen öffneten sich.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ihr Körper wuchs und war umgeben von einem magischen Dunst, der bald die Gestalt eines Drachens annahm. Ihre Finger wurden länger und klauenartig, während ihre Nase wuchs und breiter wurde. Ihr Mund ebenfalls... Ihre Wirbelsäule wurde länger, was unfassbar schmerzhaft war![/JUSTIFY][JUSTIFY]Es fühlte sich an, als würde einem jemand alle Knochen im Körper einzeln brechen, um dann Teile hinzuzufügen, die nicht dorthin gehörten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ihre Haut brannte, während sie sich nicht nur vergrößerte, sondern auch fest wurde. Sie verlor ihre Bräune und gewann an Glanz und Gold.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Für Billie fühlte es sich an, als würde die Verwandlung Stunden dauern, doch sie wusste, dass es nur einige Minuten waren. Minuten, die aus einer zierlichen Elfe, einen gigantischen Drachen machten. Einen erhabenen, goldenen Drachen mit einem eindrucksvollen Kamm entlang der Wirbelsäule. Ihre Flügelspannweite überbot die ihrer beheimateten Artgenossen bei Weitem, das wusste sie.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Nicht nur ihr goldenes Schuppenkleid war ein einzigartiger Anblick, der nur einem Drachenkönig oder einer Drachenkönigin zustand, sondern auch die Farbe ihrer Membran. Sie wirkte wie ein Regenbogen, aber nur von innen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Markerschütternd öffnete sie ihr Maul und stieß einen Schrei aus, der die Erde beben ließ. Jetzt erst schienen die Soldaten zu begreifen, dass sie es mit einem ausgewachsenen Drachen zu tun hatten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Eine Weile verebbten die Kämpfe und die Männer starrten sie mit offenen Mündern voller Unglauben an. Dann brach endgültig Panik aus! Einige Wachen ergriffen kreischend die Flucht und schworen, dass sie für so etwas partout nicht gut genug bezahlt wurden. Andere nahmen ihre Bögen oder Speere, um sie direkt nach ihr zu schleudern oder sie zu beschießen. Wieder andere verschanzten sich.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Geschickt sog sie Luft in ihre Nüstern ein, sammelte ein entflammbares Fett in ihrem Maul und stieß dieses aus, um es im Anschluss zu entfachen. Eine Kugel aus Drachenfeuer schlug direkt in die Meute ein, die Kelvin bedrängt hatte. Die dadurch entstandene Schneise nutzte er sofort aus, um zu entkommen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Menschen kreischten, die durch das Drachenfeuer entfacht worden waren. Sie rannten umher oder warfen sich wälzend auf den Boden, doch sie konnten sich nicht löschen. Zurück blieb nur etwas Asche...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Erstaunt stellte Billiana fest, dass die Inquisitoren offenbar tot waren. Nicht durch sie! Irgendwie musste der Rebellenanführer es geschafft haben, sie einfach zu erledigen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Darüber nachzudenken war nun nicht möglich. Stattdessen drehte sie sich etwas, um mit ihren Hinterschwanz einige Soldaten einfach weg zu peitschen. Dann sog sie erneut Luft ein, um das Fett erneut zu entzünden und die verbliebenen Soldaten zu verbrennen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Geh‘ raus hier und such‘ den doppelten Baum nahe der Mauer! Dort habe ich Elodrin abgelegt. Ich hole euch gleich.“, übertrug sie per Telepathie in den Kopf von Kelvin. Darin war sie nicht besonders geübt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Anhand seiner Reaktion konnte sie erkennen, dass sie ihm damit wehgetan hatte. Er hatte sich die Ohren zugehalten und war kurz zusammengefahren, ehe er sie entsetzt anstarrte. Billie schwor sich, dass sie das üben würde, damit sie niemanden mehr wehtat.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Kelvin nickte schließlich und drehte sich dann um, damit er aus dem Schlund flüchten konnte. Er wurde jedoch ständig in Kämpfe verwickelt. So würde er nicht allzu schnell herauskommen und sie durfte nicht in seine Richtung speien. Sie könnte ihn umbringen...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Stattdessen peitschte sie wieder mit ihrem Hinterschwanz um sich, damit sie weitere Bogenschützen den Abhang herunterstoßen konnte. Schließlich spie sie Feuer auf zwei Inquisitoren, die gerade auf sie zustürmten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Zu spät bemerkte sie einen Drachenhetzer, der mit einem speziellen Speer auf sie zu rannte. Ihr war bewusst, dass diese Kreaturen sie auch in der drakonischen Gestalt töten konnten. Vor allem in dieser! Das war ihr Sinn und Zweck...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Er war zu nah, um ihn noch mit Schwanz oder Feuer zu erwischen, also hob sie eine ihrer Klauen. Sie wollte ihn gerade versuchen zu schlagen, da sackte er einfach zusammen. Irritiert musterte die Drachendame ihn und stellte fest, dass er einen Speer in sich stecken hatte. Mitten durch sein Herz.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ihre eisblauen, echsenartigen Augen hoben sich und sie entdeckte einen schiefgrinsenden Kelvin, der ihr hochachtungsvoll zunickte. Dann verschwand er hinter dem Tor, um den Schlund hinter sich zu lassen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Dann sorgen wir mal dafür, dass sie uns nicht zu folgen versuchen., beschloss sie ehrgeizig.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Auch wenn Wyrnné gerne seine Feinde tot sah, war ihm sein Mithril gewiss noch etwas wichtiger. Also sammelte sie Luft und Fett, um es direkt auf das Lager zu speien, in dem das abgebaute Erz sich befand. Kurz darauf entfachte sie es.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Wachen, die bisher wacker dort geblieben waren, gingen größtenteils in Flammen auf. Der Rest von ihnen schrien sich gegenseitig Befehle zu und versuchten das Feuer zu löschen. Billie wusste, dass man Drachenfeuer nicht löschen konnte, also würden die Soldaten nun erstmal beschäftigt sein.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Zufrieden entfaltete sie ihre großen Flügel und begann zu schlagen. Nach und nach erhob sie sich in die Lüfte und spie von dort aus noch einige Feuerbälle auf den Schlund. Ereinion war längst verschwunden. Sie musste nur noch darauf achten, dass sie nicht die Baracken erwischte oder fliehende Arbeiter.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Mauer war so hoch, dass sie wirklich viel Kraft brauchte, um diese Höhe ebenso zu erreichen. Schließlich konnte sie aber darüber hinwegfliegen, um nach dem Treffpunkt zu suchen, den sie eben noch selbst ausgemacht hatte.[/JUSTIFY][JUSTIFY] [/JUSTIFY][JUSTIFY]Es war wirklich bedauerlich, in welch einem armseligen Zustand sich Elodrin befand. Als adliger Mischling musste er es im Schlund noch schwerer gehabt haben als der Rest. Vermutlich hatte Bartholomäus ihm nicht mal einen Gefallen damit getan, dass er diesen Vertrag abgeschlossen hatte. Es hatte lediglich seine Qualen verlängert...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Kelvin bewachte ihn dennoch und würde ihn verteidigen. Billie war die Sache wichtig und er legte sich nach heute definitiv nie wieder mit ihr an! Zuvor hatte er noch nie einen leibhaftigen Drachen gesehen und sie war wirklich eindrucksvoll und geschickt gewesen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Wozu noch Verbündete suchen? Sie verwandelt sich und fackelt das Reich des Weltenlenkers einfach nieder!, dachte er spöttisch, wusste aber dennoch, dass es der Wahrheit entsprach. Sie könnte das.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Plötzlich erhob sich die mächtige, goldene Gestalt über den Bäumen und flog über die Mauern empor. Mit offenem Mund beobachtete er sie dabei.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Just in diesem Moment erinnerte er sich an ihre Stimme in seinem Kopf. Sie war anders gewesen... Nicht, wie er sie eigentlich von der Elfe kannte, sondern eher... animalisch. Wild! Nicht so feminin. Außerdem wahnsinnig dröhnend, was bei ihm Kopfschmerzen verursachte. Anders konnte er sie aber womöglich gar nicht verstehen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Es dauerte nicht lange, da landete sie abseits von ihnen. Geschickt schulterte er Elodrin, der irgendein wirres Zeug brabbelte und eilte in ihre Richtung. Trotz der Bäume war sie keineswegs schwer zu finden, weil die goldenen Schuppen durch jede Lücke schimmerten. Fast wie ein Leuchtfeuer![/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du musst mit ihm aufsteigen.“, dröhnte ihre Stimme wieder in seinem Kopf und ließ ihn erneut kurz schwanken. „Tut mir leid... Ich bin nicht geübt in Telepathie.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Schon in Ordnung.“, rief er zu ihr hinauf, während Kelvin den unangenehmen Kopfschmerz abzuschütteln versuchte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Obwohl er womöglich mehr Angst vor ihr haben sollte, hatte er es nicht. Stattdessen tätschelte er ihr liebevoll über das schöne Schuppenkleid und bewunderte ihre Pracht. Erst danach versuchte er sich samt dem Mischling an ihren Schuppen hoch zu hangeln. Das wäre schon ohne Elodrin eine Herausforderung, aber mit ihm war es wirklich anstrengend und gefährlich![/JUSTIFY][JUSTIFY]Wie der Rebellenanführer es letztendlich auf ihren Rücken geschafft hatte, wusste er nicht. Irgendwann war er mit blutigen Kuppen trotz seiner Verletzungen oben angekommen und verfrachtete Elodrin Adlerherz direkt vor sich. So konnte er ihn halten, denn er würde es vermutlich nicht selbst tun.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du musst deine Beine so dicht wie möglich an meinen Körper pressen, Kel. Halt‘ dich dabei an einer meiner Schuppen fest und bleib‘ mit Elodrin geduckt.“, erklärte sie ihm in seinen Gedanken. „Es ist für mich unglaublich schwer, euch auf meinem Rücken zu dulden, aber ich versuche euch nicht abzuwerfen. Versprochen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Während er ihren Anweisungen folgte, erstarrte er einen Augenblick lang. Was hatte sie gerade gesagt? Sie hatte Probleme damit, sie auf ihrem Rücken zu dulden?[/JUSTIFY][JUSTIFY]Da hatte sie ihre Flügel schon ausgebreitet und nahm Anlauf, um sich wieder in die Lüfte zu begeben. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit breitete sich in ihm aus und anfangs auch Unbehagen. Doch je höher sie flogen und desto sicherer ihr Flug wurde umso schöner fühlte es sich an.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Staunend bewunderte er den Himmel. Die Aussicht. Absolut alles! Als gehörte die Welt gerade nur ihnen... Er hatte sich noch nie in seinem Leben so frei gefühlt wie jetzt. Natürlich hatte er auch Angst davor, dass sie abstürzen könnte oder ihn tatsächlich vom Rücken warf, aber es schmälerte seine Begeisterung kaum.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Daran könnte ich mich gewöhnen!“, lachte Kelvin, wusste aber nicht, ob sie ihn überhaupt hören konnte. Der Wind toste ganz schön um die Ohren, weshalb er sich selbst kaum verstand. Außerdem war ihr Kopf recht weit von ihm entfernt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Von hier oben sah die Welt anders aus. Als gäbe es keine Verfolgung. Es kam ihm beinahe so vor, als gäbe es hier oben im Himmel auch keinen Weltenlenker. Alle Sorgen waren fort und vergessen...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Der Rebellenanführer drehte sich um, konnte aber die Mauer des Schlunds kaum noch in der Ferne erkennen. Sie bewegten sich unfassbar schnell! Billie konnte in ihrer drakonischen Gestalt sicherlich den gesamten Kontinent in wenigen Stunden überfliegen. Nur würde man sie sicherlich zeitnah vom Himmel schießen, damit sie damit aufhörte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wir werden nicht weit fliegen. Haltet noch etwas aus, bitte.“, dröhnte sie in seinen Kopf und ließ ihn die Lippen zusammenpressen. Das musste sie wirklich dringend üben![/JUSTIFY][JUSTIFY]Jedoch schien sie ihn wirklich nicht verstehen zu können, immerhin hatte er vorher bereits seine Begeisterung kundgetan. Deshalb antwortete er auch nicht, sondern tätschelte ihr nur kurz über die goldenen Schuppen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Kelvin hatte keine Ahnung, wo sie genau waren und wohin sie flog. Theoretisch könnte er sich an der Sonne orientieren, doch er konnte sich kaum darauf konzentrieren. Dafür genoss er den Ritt zu sehr! Aber er merkte zumindest, dass sie dauernd die Richtung wechselte, als wollte sie Verfolger loswerden. Nur bezweifelte er, dass ihnen jemand hier oben oder in dieser Geschwindigkeit folgen könnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sein Zeitgefühl war vollends verloren gegangen, doch irgendwann steuerten sie eine gigantische Festung an, die eine Art Landefläche hatte, statt eines Daches.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Vorsichtig lehnte er sich etwas herüber, damit er nach unten blicken konnte. Die Festung war auf einem Berghang und direkt darunter gab es ein Dorf. Rauch kam aus diversen Schornsteinen, also war es offenkundig bewohnt, obwohl die Schutzwälle wirklich kläglich aussahen. Wie die Einwohner hier überlebten, wusste er beim besten Willen nicht![/JUSTIFY][JUSTIFY]Überall lag Schnee, also mussten sie sich irgendwo hoch im Norden befinden. Weit weg von Götterherz. Noch weiter weg vom Schlund.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Es muss der Hort sein... Die Festung der letzten Drachen. Ein wohlgehütetes Geheimnis..., überlegte der Rebellenanführer.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Heute hatte er also nicht nur zum ersten Mal Inquisitoren getötet, einen Drachen leibhaftig gesehen, sich auf dessen Rücken zu einem aufregenden Flug aufgemacht, sondern würde ebenfalls zum ersten Mal dessen geheime Basis betreten. Ein wirklich ereignisreicher Tag, der ihn breit grinsen ließ.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ihre Landung auf der großen Fläche verlief etwas holprig und erinnerte ihn daran, dass sie nicht oft in ihrer drakonischen Gestalt war. Trotzdem war er beeindruckt von ihren Fähigkeiten und ihrer Beherrschung.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Ein älterer Mann kam ihnen direkt entgegen. Kelvin kannte ihn nicht und es war ihm auch egal, denn er war eher damit beschäftigt, vom Rücken herunterzuklettern. Dabei durfte er Elodrin nicht loslassen! Der brabbelte immer noch wirres Zeug und hatte offenbar gar nicht mitbekommen, dass er eben auf einem Drachen geflogen war.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Auch wenn er den Flug genossen hatte, war er froh, wieder einen festen Boden unter seinen Füßen zu haben. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Oberschenkel bluteten und seine Lederhose vollkommen zerrissen war. Er musste zu stark an den goldenen Schuppen geschabt haben, doch seine Euphorie hatte ihn das gar nicht merken lassen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Klagen wollte der Rebell darüber jedoch nicht. Sie hatte sie auf diese Weise gerettet! Was waren da ein paar Schnittwunden?[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Gestalt des mächtigen goldenen Drachens begann zu schrumpfen. Erstaunt beobachtete er das Phänomen. Es dauerte nicht lange, dann stand da die gewohnte Elfe mit ihrem goldblonden Locken und der sonnengeküssten, sommersprossigen Gestalt. Nur trug sie nicht mehr ihrer schwarze Lederkluft, sondern war vollkommen nackt![/JUSTIFY][JUSTIFY]Der Mann, der zu ihnen heraufgekommen war, hielt ihr allerdings schon einen dicken Pelzumhang hin, den Billie dankend annahm, um sich darin einzuhüllen. Schämen musste sie sich zumindest vor ihm nicht. Er hatte sie immerhin schon mehrmals nackt gesehen![/JUSTIFY][JUSTIFY]Sein perverses Grinsen entging offenbar auch nicht dem Mann, der ihm plötzlich tadelnd eine Kopfnuss verpasste: „Vergiss‘ deine unreinen Gedanken, Junge! Meister Ragnar hat mir schon von dir erzählt.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Oh... Ihr müsst Tyr sein?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Meister Tyr.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Freut mich sehr, Euch kennenzulernen, Tyr!“, sagte er herzlich und grinste breit. Tyr sah ihn grimmig an, als überlegte er gerade, ob er sich verwandeln und ihn fressen sollte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Denkt Euch nichts dabei, Meister...“, sagte Billie beschwichtigend. „Er springt mit jedem so um.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Meister Ragnar erwähnte das bereits... Doch er nannte ihn ebenfalls begabt.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, das ist er wirklich.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Dann sollte er dringend an seinen Manieren arbeiten, wenn er alles andere schon kann.“, schnaubte der Mann und winkte sie dann mit sich.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Elfe warf ihm einen vielsagenden Blick zu, dann seufzte er und hievte Elodrin wieder hoch. Nicht ganz so schnell folgte er ihnen. Mit dem ehemaligen Adligen kam er auch kaum die Treppenstufen herunter ohne fast zu stolpern! Er musste sich so sehr konzentrieren, dass der Rebellenanführer nicht mal verstand, worüber Tyr mit Billie sprach. Sie unterhielten sich aber recht angeregt...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Unten am Treppenabsatz stand bereits Meister Ragnar und wartete auf sie. Seine Hände hatte er in seine Ärmel gesteckt, als musste er sie vor der Kälte schützen. Dabei war es in dieser Festung erstaunlich warm.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Kelvin hatte keine Ahnung, wie groß dieser Hort genau war, doch von oben hatte er gigantisch ausgesehen. Das alles zu beheizen musste schwierig sein. Ganz zu schweigen von dem enormen Holzverbrauch, der hierfür gebraucht wurde! Oder sie nutzten dafür Magie... Er würde es schon noch herausfinden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Billie, schön dich wohlauf zu sehen.“, sagte Ragnar herzlich. Sie umarmten einander.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ihr seht keinen Tag älter als zwanzig aus.“, schmeichelte die Elfe ihm lächelnd.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du Lügnerin! Hör‘ nicht auf damit...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Niemals.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Und Kelvin hast du auch mitgebracht. Wie geht es dir, mein Junge?“, erkundigte er sich mit einem Lächeln. Er wirkte irgendwie... Stolz. Fast wie ein Vater, der seinen Sohn wiedersah.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Gut, danke...“, erwiderte er grinsend. „Nur eine schwere Last zu schleppen. Und Euch?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Sehr gut. Komm‘, gib‘ mir deine Last.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Der Blondschopf zögerte etwas, doch weil Billiana nickte, überließ er dem Drachenmeister Elodrin. Es erstaunte ihn, dass er ihn tatsächlich tragen konnte. Einige Minuten verschwand Ragnar, kehrte dann aber wieder zu ihnen zurück. Den Mischling hatte er offenbar in einem freien Zimmer untergebracht, damit er sich ausruhen konnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Besorgt trat er schließlich auf Kelvin zu und berührte die immer noch blutende Seite. Das hatte er völlig vergessen! So wie die Striemen an seinem Rücken und die Abschabungen an seinen Oberschenkeln. Er musste schrecklich aussehen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Das sollten wir dringend heilen.“, murmelte Ragnar sehr unzufrieden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Einiges davon könnte trotzdem Narben geben.“, mischte sich Meister Tyr mit ernster Miene ein.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, da stimme ich dir zu, aber dennoch ist es besser, wenn wir es versuchen. Sonst bekommt er eine Sepsis...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Billie...“, sagte Tyr und drehte sich zu der Attentäterin. „Erweist du uns die Ehre? Ich würde gerne sehen, ob du auch weiterhin an deinen Fähigkeiten arbeitest.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Natürlich, Meister.“, erwiderte sie honigsüß.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Lächelnd legte sie ihre Hände auf seinen Brustkorb. Er erwiderte ihren Blick und schaute dabei tief in ihre eisblauen Augen. Darin konnte man sich sehr gut verlieren.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Kurz darauf spürte er eine wohlige Wärme, die von ihren Kuppen ausging und sich in seinen ganzen Körper ausbreitete. Als er herabblickte, konnte er erkennen, dass ein schummriges, bläuliches Licht aus ihren Fingern kam. Es schien durch seine Poren in seinen Körper zu kriechen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Derartige Magie würde anderen Angst machen, doch er konnte die heilende Wirkung richtig spüren. Überall, wo diese angenehme Wärme ankam, ließen die Schmerzen immer mehr nach, bis sie vollständig aufhörten. An ihrem Gesicht erkannte er, dass sie seine Schmerzen spüren konnte, doch Billie war beherrscht und es gewohnt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Als sie ihre Finger von seiner Brust löste, sah der Rebell an sich herab und war keineswegs darüber überrascht, dass er nirgendwo mehr blutete. Natürlich war aber seine Kleidung noch davon vollgesogen. Er musste zugeben, dass sie sehr begabt war![/JUSTIFY][JUSTIFY]Neugierig riskierte er einen Blick durch das Loch seiner Kleidung an der Seite. Eine Narbe war zurückgeblieben, die aber nicht mal halb so groß war, wie er erwartet hätte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Prüfend verrenkte sich Kelvin schließlich, um durch die Schlitze auch seinen Rücken zu betrachten, ehe er sogar das Hemd hochraffte. Die Striemen waren deutlicher. Er musste wie ein Sklave aussehen, der regelmäßig von seinem Meister mit der Peitsche gezüchtigt wurde![/JUSTIFY][JUSTIFY]Lediglich die Wunden an den Schenkeln und Händen waren ohne Rückbleibsel verheilt. Sie waren jedoch auch noch frisch gewesen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Tut mir leid...“, murmelte Billie aufrichtig. „Ich hätte dich vorher heilen sollen, dann hättest du vermutlich gar keine Narben. Mit dem Flug dazwischen ist zu viel Zeit vergangen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Schon in Ordnung.“, sagte er leichthin und grinste breit. „Das sind Kampfverletzungen, die mich richtig männlich aussehen lassen! Sieht doch richtig schmuck aus, findest du nicht?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sie lachte herzlich auf, während er sich ihr präsentierte, als habe er eine neue Uniform erhalten. Tatsächlich störten ihn die Narben keineswegs. Sie waren wie eine Markierung. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er nicht nur darüber sprach zu kämpfen, sondern es auch tat.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Was meinst du?“, hakte der Rebell verwirrt nach.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich habe deren Lager niedergefackelt und gesehen, wie viele Kisten mit Mithril darin gewesen sind... Es waren Unmengen!“, berichtete die Elfe sichtlich besorgt. „Wenn Wyrnné regelmäßig so viel abschürfen lässt, dann muss er inzwischen nicht nur viel gehortet haben, sondern auch seine Armee damit ausstatten können.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, und?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Weißt du eigentlich, was es bedeutet, wenn wir gegen ein Heer antreten, das Rüstungen aus Mithril trägt?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Er überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf: „Nicht wirklich.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Mithril ist nicht nur viel widerstandsfähiger gegen Waffen, sondern vor allem gegen Magie. Viele Zauber verpuffen, wenn es richtig verarbeitet wurde! Der Rest wird massiv geschwächt.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Was? Ist das wahr?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Meister Tyr nickte bleiern: „Ja, sie hat vollkommen recht. Nur durch dieses furchtbare Metall konnte der Weltenlenker uns so dezimieren. Unsere Magie war fast wirkungslos...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Jedoch verlor er auch viele seiner Vorräte dabei.“, warf Ragnar ein. „Und viele seiner Soldaten... Wir haben versucht, so viele seiner Rüstungen und Waffen an uns zu bringen, ehe wir hierher flohen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Das hat ihn zwar wütend auf uns gemacht, ihn aber auch in seinen Ressourcen so sehr geschwächt, dass er uns nicht erneut angreifen konnte. Wir haben viel mehr Magier zur Verfügung als er.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Außerdem hat er keine Ahnung, wo sich der Hort befindet.“, erinnerte Ragnar mit hochgezogener Augenbraue.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, das auch...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wenn er noch mehr Zeit bekommt, dann wird er so viel Mithril haben, dass wir seine Armee vielleicht nicht mal mit einer Übermacht besiegen können.“, mischte sich Billiana ernst ein. „Viele unserer Anhänger sind Magiebegabte. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Nichtmenschen oder Mischlinge Magier sind... Nur sind sie leider größtenteils davon abhängig.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Aber wir haben nun auch noch die Armee von Konstantin hinter uns und viele von Lebenswelts Soldaten.“, erinnerte Kelvin sie nachdenklich.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Das stimmt natürlich, aber sie sind zahlenmäßig dem Heer von Wyrnné unterlegen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Was schlägst du also vor?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Es wird Zeit, dass wir unsere Verbündete zum Kampf aufrufen, sie mit Waffen, Rüstungen und allem versorgen, was sie brauchen und in den Krieg ziehen.“, sagte die Blondine, als würde sie jeden Tag einer unschlagbaren Streitmacht den Krieg erklären.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Gerade wollte er ihr berichten, dass er ein Mittel gegen Inquisitoren im Schlund entdeckt hatte, da sprang plötzlich ein Jugendlicher um den Hals der Attentäterin. Sein schwarzes, wildes Haar erinnerte Kelvin sofort an Hamm. Genauso wie das herzliche Lachen...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Das muss Alec sein... Ich habe ihn zuletzt gesehen, als ich ihn aus dem brennenden Haus holte., erinnerte er sich und lächelte schmerzlich. Zu gerne hätte er auch die Mutter von ihnen gerettet.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Billiana!“, keuchte Alec euphorisch. „Du bist endlich wieder da!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Alec... Du sollst mich nicht so nennen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Entschuldige, bitte... Billie.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Die Elfe umarmte ihn, als wäre er ihr eigener Sohn. Sie schienen ein erstaunlich enges Verhältnis zu haben, wovon Hammond ihm gar nichts berichtet hatte. Aber vielleicht wusste er es auch selber nicht...[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Bist du hier, um meine Ausbildung fortzusetzen? Die Meister sind alle so öde!“, keuchte der Junge theatralisch.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Eigentlich nicht... Aber ich werde mich wohl ein paar Tage ausruhen müssen. Wir können also sicherlich ein paar Stunden Zeit finden.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wunderbar! Dann lerne ich endlich etwas. Nicht so, wie bei diesen alten, dummen Meistern.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du weißt schon, dass ich strenggenommen auch ein Meister bin?“, erinnerte sie ihn mit amüsiert hochzuckender Augenbraue, während Tyr und Ragnar die Beleidigungen von Alec übergingen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Unfug! Du bist die Königin!“, widersprach der Schwarzhaarige und warf dann einen argwöhnischen Blick zum Rebellenanführer. „Und wer ist das da überhaupt? Er guckt dich komisch an... Soll ich ihn schlagen und rauswerfen?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Das da heißt Kelvin.“, stellte er sich selbst vor und verbeugte sich grinsend. „Ich bin ein Freund deines Vaters. Du bist doch Alec?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, bin ich... Moment... Kelvin... Er sagte, dass so der Mann heißt, der uns damals gerettet hat.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Hmm, ja, das stimmt. Seitdem arbeitet dein Papa mit mir zusammen, um den Tyrannen zu stürzen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Und warum bist du nun mit Billie hier?“, fragte er misstrauisch.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Oh, junge Liebe! Nochmals jung sein und so für eine ältere Frau schwärmen..., kicherte er innerlich. Nach außen zeigte er diesen Spott nicht, um den Jungen keineswegs in Verlegenheit zu bringen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nun, Billie und ich hatten eine Mission und sind dann hierhergekommen, um uns etwas auszuruhen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Und weshalb guckst du sie so komisch an?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wie gucke ich sie denn an?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Na-... So-... So halt!“, stotterte Alec verunsichert, während seine sommersprossigen Wangen erröteten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Offenbar nahm er die sexuelle Spannung wahr, die zwischen der Elfe und ihm herrschte, konnte sie jedoch nicht deuten. Spätestens in einem Jahr würde Alec aber wohl genau wissen, was ihn störte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wir sind eben ziemlich eng befreundet. Ich muss auf sie achten.“, säuselte der Rebell ausweichend ohne sein Lächeln zu verlieren.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Außerdem möchte Kelvin dir gerne etwas bei deiner Ausbildung behilflich sein, solange wir hier sind.“, mischte sich die Blondine zuckersüß ein.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Achso? Will er das?“, hinterfragte Kelvin überrascht.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Oh ja, willst du! Er ist ein Drakonier, du bist ein Essenzbeherrscher... Ihr könnt viel voneinander lernen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Du bist ehrlich ein Essenzbeherrscher?!“, fragte Alec und löste sich von Billiana. Nun galt seine Aufmerksamkeit dem Rebellenanführer.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja... Hab‘ ich auch gehört...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Das ist so krass! Du musst mir das alles unbedingt zeigen!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Gut, abgemacht.“, lachte er amüsiert. Bei so viel Begeisterung konnte er nicht ablehnen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Außerdem schienen sie wohl zumindest einige Tage hier festzuhängen, da konnte er auch Hammonds Sohn bei dessen Magie helfen. Immerhin hatte ihm seine rechte Hand berichtet, dass Alec so impulsiv war, dass er regelmäßig Dinge oder Räume in Brand setzte. Etwas, worin auch Kelvin ganz gut war. Ein Gleichgesinnter konnte also helfen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Innerlich freute er sich irgendwie darauf. Ebenso wie auf den herannahenden Krieg gegen Wyrnné, der alles entscheiden würde.[/JUSTIFY][JUSTIFY] [/JUSTIFY][JUSTIFY]Es gab so viele Dinge, über die sich Wyrnné ärgern konnte. Da war die Tatsache, dass Billie sich immer noch von ihm fernhielt, aber auch die Rebellion, die immer lauter wurde und an Anhängern gewann. Langsam musste er wohl irgendwas unternehmen, damit die Stimmen leiser wurden und er sein Regime fortsetzen konnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Inzwischen war er sich absolut sicher, dass Billie mit den Rebellen kooperierte. Ein Drachenhetzer hatte herausgefunden, dass einige Leute, die aus dem Kolosseum herausgekommen waren, in der Kanalisation verschwunden waren. Darüber mussten sie unentdeckt geflohen sein, während die Gladiatoren die Straßen unsicher gemacht hatten. Sie waren eine Ablenkung gewesen, damit die Rebellen fliehen konnten, die ihr geholfen hatten.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Der Weltenlenker wusste genau, dass es Verräter gewesen sein mussten, denn an einigen Ausgängen hatten seine Schöpfungen Wachposten angetroffen, die Mitglieder der Rebellion waren. Sie hatten sie foltern müssen, damit sie zumindest das preisgaben. Ansonsten wussten sie entweder wirklich nichts oder wussten ihre Geheimnisse zu bewahren.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Zwar war sein Verhältnis zu der Elfe angeschlagen, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich mit seinen ärgsten Feinden verbünden würde. Mit diesem Verrat hatte er einfach nicht gerechnet...[/JUSTIFY][JUSTIFY]Diese Tatsache ließ ihn auch daran zweifeln, dass die getötete Attentäterin nicht vielleicht doch versuchen sollte, ihn zu ermorden. Dass Billie sie selbst geschickt hatte, weil sie ihn nun doch loswerden wollte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Seine düsteren Gedanken wurden unterbrochen, als die großen Flügeltüren zu seinem Thronsaal geöffnet wurden. Altan trat herein und sah gar nicht glücklich aus. Wäre seine Haut nicht bereits in einem dunklen Rotton, dann würde spätestens jetzt sein Kopf vor Zorn rot anlaufen, davon war Wyrnné überzeugt.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Was ist passiert?“, hakte der Weltenlenker direkt nach. Er ahnte nichts Gutes.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Jemand ist in den Schlund eingedrungen, wie Ihr es vermutet hattet, Herr.“, berichtete Altan zähneknirschend.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„War die Verstärkung bereits eingetroffen und auf ihren Posten?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, war sie, jedoch hatten wir noch nicht die abgeschürften Mithril-Vorräte abholen können.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wurden sie zerstört?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja, Meister...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Wutentbrannt schlug Wyrnné auf seine Armlehne, die bedrohlich knackte. Das Holz musste teilweise geborsten sein, was ihm in diesem Augenblick egal war.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Mithril war auf Midgard nicht einfach nur wertvoll, sondern das seltenste Metall überhaupt! Alle Quellen wären längst erloschen, doch irgendwie gebot der Schlund immer neue Knoten. Trotzdem war jedes Gramm wertvoll und er wollte ihn gewiss nicht verlieren.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Geschehen war geschehen... Zumindest versuchte er sich das nun einzureden, damit er sich etwas beruhigen konnte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wurde sie wenigstens geschnappt?“, knurrte er unzufrieden.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nein, Mylord...“, gab Altan mit gesenktem Haupt zu. „Und sie war auch offenbar nicht alleine. Die überlebenden Wächter meinten, dass ein vermummter Mann bei ihr war.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Haben sie bekommen, weshalb sie dort waren?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ja.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Zähneknirschend spielte er mit dem Gedanken, nochmals auf seine Armlehne zu schlagen. Er entschied sich nur dagegen, weil sie es vermutlich nicht nochmals überstehen würde.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ihr Begleiter hat zahlreiche Brüstungen zerstört und irgendwie hat er es geschafft, fast alle abgestellten Inquisitoren zu töten.“, fuhr Alten verunsichert fort. „Sie haben zusätzlich fast zweihundert Soldaten getötet und mindestens drei Drachenhetzer. Wir sind noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wie konnte das nur geschehen? Sie waren doch nur zu zweit!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Herr, sie verwandelte sich vor Ort in ihre drakonische Gestalt und sie hat fast den gesamten Schlund zerstört...“, berichtete er mit trockenem Mund.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Sie hat was getan?!“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Sie verwandelte sich in einen Drachen und setzte ihr Odem ein, um anschließend samt ihrer Begleitung zu fliehen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Habt ihr sie verfolgen können?!“, schrie er wütend und wollte um sich schlagen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Nein, Mylord, sie hat alle Verfolger in Windeseile abgehangen und ist seither untergetaucht.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Dieses verdammte Miststück...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Wyrnné schälte sich aus seinem Thron heraus und begann unruhig im Saal auf und ab zu wandern. Er wusste, er würde endgültig ausflippen, wenn er sich nun nicht in Bewegung hielt. Diese Entwicklungen waren gar nicht nach seinem Geschmack und die Verluste zu hoch.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Nun war er ihr mal einen Schritt voraus gewesen und sie hatte ihn dennoch wie einen kleinen, dummen Jungen dastehen lassen! Geschweige denn davon, dass ihr Angriff auf den Schlund viel früher stattgefunden hatte als erwartet. Immerhin hatte er sich darauf verlassen, dass Billiana dessen Standort nicht kannte.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Sie hatte also nicht nur viele seiner Männer und Schöpfungen – die wie Kinder für ihn waren - getötet, sondern so auch noch einen großen Vorrat an Mithril vernichtet. Nicht, dass er nicht längst genug davon hatte, doch er lagerte es auch gerne ein.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Woher wusste sie, wo sie suchen muss?“, hörte er sich schließlich nachdenklich fragen.[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Mylord?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Wie konnte sie so schnell herausfinden, wo sich der Schlund genau befindet? Bisher war sie nie da! Soweit wir wissen...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich weiß es nicht, Herr.“, gestand Altan. „Vermutlich hat ein Wissender geplaudert.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Selbst, wenn sie jemanden gefunden hätte, der den Standort kennt, dauert es doch recht lange, um so etwas heraus zu foltern. Sie mag gut in so etwas sein, aber so gut?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ihr meint, jemand der den Schlund kennt, ist ein Mitglied der Rebellen?“[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Ich habe eine Vermutung...“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Um ihn herum breitete sich Verrat wie eine Krankheit aus. Er musste das Übel an der Wurzel herausreißen, sonst würde er wohl niemals Ruhe davor haben. Wenn er diese Sache nun nicht klärte, dann würde es endgültig aus dem Ruder geraten und das konnte er nicht riskieren.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Inzwischen hatte er sein Heer mit Mithril-Rüstungen und Mithril-Waffen ausgestattet. Auch seine Schöpfungen besaßen die beste Ausrüstung, die er ihnen ermöglichen konnte. Geschweige denn von der Anzahl seiner Männer! Und dennoch schien alles bedrohlich nah dem Untergang entgegenzusteuern. Also musste er handeln...[/JUSTIFY][JUSTIFY]„Bring‘ Elena de Windsor zu mir.“, sagte Wyrnné mit kalter Bestimmtheit. „Ich habe einiges mit ihr zu besprechen.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Altan begann dreckig zu grinsen, ehe er sich vor ihm verbeugte: „Ja, Herr.“[/JUSTIFY][JUSTIFY]Eine weitere Aufforderung brauchte der Inquisitor nicht, der mit sicheren Schritten den Thronsaal wieder verließ. Wenn Elena ihn nicht freiwillig begleitete, dann würde er sie mit Gewalt her schleifen. Das wusste der Weltenlenker, doch es war ihm egal. Wenn sie ihn tatsächlich verraten hatte, dann würde sie dafür bezahlen müssen wie ihre Mutter einst.[/JUSTIFY][JUSTIFY]Mit einer viel zu kalten Ruhe in sich, setzte sich Wyrnné wieder auf seinen Thron und wartete. Innerlich schwor er sich, dass sie alle brennen würden. Auch Billie...[/JUSTIFY]



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