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Crawling

von

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Crawling

In Gedenken an die Person,

die so vielen Menschen geholfen hat

gegen ihre eigenen Dämonen zu kämpfen und nie aufzugeben.

Eine Person, die viel zu früh gegangen ist.
 

There's something inside me that pulls beneath the surface

Consuming

Confusing

This lack of self-control I fear is never-ending

Controlling

I can't seem

To find myself again

My walls are closing in

I've felt this way before

So insecure
 

Crawling in my skin

These wounds they will not heal

Fear is how I fall

Confusing what is real
 

Discomfort endlessly has pulled itself upon me

Distracting

Reacting

Against my will I stand beside my own reflection

It's haunting

How I can't seem

To find myself again
 


 

Percival Graves starrte den letzten Überresten des Obscurus nach, die wie dunkle, Unheil verheißende Nebelschwaden emporstiegen. Fast schon sanft schwebten sie in der kalten Luft aus dem Loch in dem U- Bahn Tunnel hinfort und lösten sich zaghaft auf.

Das hier war nicht nur das Ende eines Obscurials. Das hier war das Ende eines Menschen.

Eines jungen Mannes. Eines besonderen Jungen. Den er die letzten Wochen getroffen hatte. Den er auf eine eigenartige Weise kennen gelernt hatte. Und der sich eben gerade vor seinen Augen in Luft aufgelöst hatte.

„Credence.“ Der Name verließ seine Lippen als fassungsloses Wispern.

Lange blieb ihm jedoch nicht, um den Schock über den Tod des Jungen zu überwinden. Ihm wurde keine Zeit gewährt, innezuhalten. Keine Gelegenheit gegeben, sich wenigstens in seinen Gedanken gebührend von ihm zu verabschieden. Sogar dieses kleinste bisschen an Intimsphäre wurde ihm vergönnt.

'Du hast ihn sterben lassen.' Die kalte, rauchige Stimme schnitt in sein Gehirn wie ein scharfes Messer und er presste seine Kiefer fest zusammen. Ballte seine Hände zu Fäusten und versuchte seine wütend aufschreienden Gedanken zu unterdrücken. Sie gingen das Böse, das in ihm lauerte, nichts an. Und doch warf er es ihm vor.

Demjenigen, der für all das hier verantwortlich war. Demjenigen, der nicht vorsichtig genug vorgegangen war. Demjenigen, der ihn benutzte, um an seine höheren Ziele zu gelangen.

'Ich? Habe ihn sterben lassen?', schnaubte er fassungslos in seinen Gedanken. Zu geschockt, um das eben Geschehene zu realisieren. Er sollte also für Credences Tod verantwortlich sein?

Dabei war das hier allein doch nur seine Schuld. Percival hatte von Anfang an gesagt, dass er vorsichtiger mit Credence umgehen musste. Hatte von Anfang an versucht, Credence vor dem Wahnsinn in ihm zu schützen. Doch alles vergebens.

Er versuchte seine Gedanken möglichst kontrolliert und distanziert klingen zu lassen. Jedwede Emotion, die seine wahren Gefühle erahnen lassen könnten, versuchte er in sein tiefstes Unterbewusstsein zu verbannen. In seinen Gedanken gefangen stieg er über die Trümmer und trat an die Stelle, über die das große Loch in dem Tunnel klaffte.

Schweigend hob er sein Gesicht gen Himmel. Dort, weit oben, glaubte er noch einen Hauch von Credence zu erkennen. Die Überreste seiner dunklen, verstümmelten Seele. So missverstanden. Schwach, verschwindend dünn wanden sie sich in der grauen Luft.

Der Geruch von Verbranntem hing schwer in der Luft. Ließ nur im Entferntesten erahnen, was hier eben geschehen war. Die Explosionen, die Zertrümmerung, die Zerstörung.
 

Er wusste noch nicht einmal, ob er selbst es war, der diesmal seine Schritte kontrolliert hatte. Oder das, das seit Wochen schon tief in ihm lauerte. Immer auf den passenden Moment wartend. Um an die Oberfläche zu treten, über ihn Besitz zu ergreifen und seine Handlung zu kontrollieren.

Eine Welle von Emotionen brach über ihn herein, als alle Spuren von Credence in der Luft erstarben. Unbeherrschte Wut. Unverständnis darüber, was gerade eben passiert war.

Doch waren es nicht Percivals Empfindungen.

Nein, es waren seine.

„Ihr Narren, wisst ihr was ihr getan habt?“ Percival spürte die Wut unter der Oberfläche, die versuchte sich Bahn zu brechen. So wie der Obscurus in Credence. Jedoch war es nicht seine Wut.
 

„Das Obscurial wurde auf meinen Befehl hin getötet, Mr. Graves.“, hörte er die Präsidentin sagen.
 

Etwas in Percival zog sich krampfartig zusammen. Etwas, das ihm sagte, dass das hier die Realität war. Dass der Obscurus tatsächlich weg war. Seine nächsten Worte gingen in Percivals Gedanken unter. Obwohl er selbst es war, der sie aussprach. Doch er konnte sie nicht kontrollieren. Jetzt im Moment war er außerstande auch nur irgendetwas zu tun.
 

„Was heute hier passiert ist, war falsch“, hörte er seine eigene Stimme. Zornig, dennoch beherrscht. So wie immer.
 

Obwohl er sonst mit dem Wahnsinn in sich widersprach - jetzt gab er ihm recht. Er sprach ihm aus der Seele. Was passiert war, war nicht richtig. Credence war unschuldig gewesen. Hatte sich kontrollieren lassen und der gefährlichen Macht in sich nachgegeben. Weil es so einfacher war.
 

„Er ist verantwortlich für den Tod eines No-Majs. Er hat die Offenbarung unserer Welt riskiert. Er hat eines unsere Gesetze gebrochen, welches uns am heiligsten ist.“
 

Innerlich schnaubte Percival auf. Dieses Geräusch hallte in seinem Inneren wider, so als ob es erwidert wurde. Doch er beließ es nicht nur bei einem Schnauben. Er antwortete. Wieder so, dass Percival es nicht aufhalten konnte. Benutzte seine Stimme, sein Gesicht, seine Mimik.
 

„Ein Gesetz, das uns dazu veranlasst wie die Ratten im Untergrund zu leben. Ein Gesetz, das von uns verlangt, dass wir unsere wahre Natur verstecken.“

Nein, das waren nicht Percivals Worte. Er spürte, wie der Wahnsinn in ihm die Kontrolle verlor. Herausbrechen wollte. Und er konnte nichts dagegen tun. Konnte es nicht verhindern.
 

'Hör auf', warnte er scharf die andere Stimme in seinem Kopf.

Doch sie war nicht mehr zu stoppen. Mit verzweifelter Kraft versuchte er sich aufzulehnen. Seinen Mund zu verschließen. Seine Beine zum Weggehen zu bewegen. Doch nichts geschah. Er konnte nur hilflos dabei zusehen, wie die dunkle Macht in ihm ihn ins Verderben führte. Die nächsten Worte bekam er nicht einmal mit. Zu fassungslos fühlte er sich. Wie ein Außenstehender sah er sich dort unten im U-Bahn Tunnel, einem Dutzend von Auroren gegenüberstehend. Seinen Untergebenen.
 

„Ich frage Sie, Madame Präsident. Ich frage Sie alle.“
 

'Was tust du?', versuchte er an die Vernunft des Wahnsinns zu appellieren. Doch seine Stimme wurde überhört.

„Wen schützt dieses Gesetz? Uns?“ Percival sah sich selbst dabei zu, wie er seine Hand auf das Loch in dem Tunnel deutete.

„Oder sie.“

Percival hielt die Luft an. Jetzt würde es kein Zurück mehr geben.

'Sie werden es merken', warnte er den Fremden in sich. Nach diesen Worten würden sie merken, dass etwas nicht stimmte. Sie würden den Wahnsinn erkennen. Sehen, dass er nicht er selbst war.

Ein dunkles Lachen in seinem Kopf ließ ihn die grausame Wahrheit erahnen. Das war es, was er wollte. Seine Enttarnung.
 

„Ich werde mich dem nicht weiter beugen.“

Er drehte sich um und lief auf die Trümmern zu, weg von den Auroren.

'Verschwinde', riefen seine Gedanken eindringlich, denn er hatte den Blick auf Madame Picquerys Gesicht erkannt. Er hatte sich verraten.

Zu seinem Glück wurde seine Stimme dieses Mal erhört. Zumindest war er dabei, zu gehen.

Bevor die Stimme der Präsidentin verlangte:„Entledigen Sie Mr. Graves seines Zauberstabes und eskortieren Sie ihn zurück.“

Vor ihm erschien eine magische Wand, die ihn am Verschwinden hinderte. Er saß in der Falle. Sie saßen in der Falle.

Er versuchte seine ganze Willenskraft zusammen zu nehmen und wieder Besitz über seinen Körper zu ergreifen. Aber diese Macht in ihm war wie eine Wand, die um keinen Preis nachgeben würde.
 

'Greif an.', befehligte er das Dunkle in sich. Es war wie ein Instinkt. Die entschlossenen Gesichter seiner Untergebenen ließen ihn keine Sekunde zweifeln. Er wäre ein toter Mann. Ein Gefangener. Und zu seinem Glück wurde er wieder erhört. Oder die Macht in ihm hatte sowieso vorgehabt, nicht kampflos aufzugeben.

Mit einer unsagbaren Kraft schoss er einen Fluch nach dem anderen auf seine Auroren ab. Der Reihe nach fielen sie um.

Bis etwas ihn von hinten fesselte und in die Knie zwang. Sein Fluchen echote in seinem Kopf.

Gerade Newt Scamander, der sonst mit nichts anderem als seinen Tierwesen beschäftigt war, wagte es seinen Zauberstab auf ihn zu richten.

„Revelio.“

Percival schnaubte innerlich auf. Es war nicht das erste Mal, dass dieser Zauberspruch bei ihm angewendet wurde. Das letzte Mal hatte er nicht gewirkt.

Doch dieses Mal spürte er etwas. Wie er jedes Gefühl für seinen Körper verlor. Wie er sich Stück für Stück auflöste. Sich verlor.
 

Die erkennenden Blicke seiner Angreifer sprachen Bände.

„Denkt ihr, ihr könnt mich aufhalten?“

Das bedrohliche Wispern, diese rauchige Stimme, die einem einen eiskalten Schauer bescherte, war nicht die seine.

Das kalte Grinsen war nicht das seine. Genauso wenig dieses blasse, verschiedenfarbige Augenpaar.
 

„Wir werden es versuchen, Mr. Grindelwald.“

Es war das erste Mal, dass das Dunkle in ihm direkt adressiert wurde. Angesprochen mit seinem Namen.

Gellert Grindelwald.

Percival verlor sich selbst in der Dunkelheit.
 

„Sterben wir nicht alle ein bisschen?“ Der amüsierte Satz schmeckte wie bitterer Hohn.

'Du hast dich verraten', dachte Percival mit kühler Resignation in seiner inneren Stimme.

Ein dunkles Lachen.

„Nein, mein Lieber. Ich habe dich verraten.“
 

Schlagartig wurde es Percival klar. Natürlich. Jetzt, da der Obscurus tot war, hatte Grindelwald nun auch keine Verwendung mehr für ihn.

Als er abgeführt wurde, in Grindelwalds Gestalt, riss etwas in ihm auf. Er spürte, wie die fremde Dunkelheit aus ihm brach, ihn alleine ließ.

Seine Gedanken waren auf einmal frei. Leer. Er konnte wieder seine Finger spüren.

Die Auroren blickten ihm verwundert entgegen, als sich seine Gestalt wieder wandelte.

Ein dunkles Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er war frei. Frei selbst zu entscheiden. Frei selbst zu handeln.

Frei seine eigene Macht ausbrechen zu lassen. Und sich nicht von einer fremden beherrschen zu lassen. Woher diese unglaubliche Kraft kam, konnte er sich selbst nicht genau erklären. Doch er benötigte noch nicht einmal seinen Zauberstab. Obwohl seine Hände gefesselt waren, reichte nur eine Drehung seiner Finger. Er ließ seine Magie frei. Eine kraftvolle Welle brach aus seinem Körper, stieß jeden einzelnen Auror weit von sich.

Und mit einer entschiedenen Umdrehung disapparierte er. In die Freiheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Silverdarshan
2020-10-31T13:32:00+00:00 31.10.2020 14:32
Oh, das nenne ich mal eine gelungene Abwandlung der Geschehnisse aus dem ersten Teil! :D
Absolut faszinierende Idee, dass Grindelwald Graves auf diese Weise hintergangen hat!
Ich weiß nicht, ob es am Fandom liegt oder der Tatsache, dass hier immer weniger kommentiert wird, aber eine derart spannende Fanfiction zu einem meiner Lieblingspairings kann ich einfach nicht unkommentiert lassen, auch dann nicht, wenn sie schon 2 Jahre alt ist. Und die Tatsache, dass sie bislang niemand kommentiert hat, finde ich noch schlimmer!
Ich finde es unfassbar schade, dass es kaum bis nichts im deutschsprachigen Raum zu den beiden gibt, was mich daher immer auf englischsprachige Seiten ausweichen lässt.
Zum Glück habe ich noch ein weiteres Kapitel vor mir, welches ich gleich verschlingen werde :)

LG Silverdarshan


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