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Ein süßer Groupie

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich, ja eigentlich wollte ich an der anderen Story weiterschreiben, damit die endlich Mal fertig wird, aber irgendwie häng ich da gerade :(.
Deshalb mach ich jetzt hier einfach weiter.
Hab noch mal geschaut und das Konzert in den USA war eigentlich viel später- erst im Dezember, aber es passt hier auch schon vorher...da verteilt es sich eben länger ^^. Und so langsam bahnt sich auch ein Konflikt zwischen Zero und Kaoru an. Zwischen den beiden war es bisher am Harmonischsten, das kann ja unmöglich so bleiben XD. Komplett anzeigen

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von Tattoos und Shopping

Kyo war wie so oft nicht da, als ich vom Piercen nach Hause kam. Naja, besser ich gewöhnte mich schnell an den Gedanken, denn bald hatte ich das Haus drei Monate für mich allein. Wieder spürte ich dieses erdrückende Gefühl in meiner Brust. Ruhig, Kazuki, entspann dich, redete ich mir mutig zu. Doch erinnerte ich mich unweigerlich an das letzte Mal, als ich die Wohnung für mich allein hatte. Nein, soweit sollte es nicht mehr kommen. Seufzend hängte ich den Schlüssel an den dafür vorgesehenen Haken an der Wand im Flur, streifte meine Schuhe von den Füßen und schlurfte Richtung Küche. Dort stellte ich mich ans Fenster, um eine Zigarette zu rauchen. In meinem Kopf versuchte ich noch immer einen Plan für die nächsten drei Monate zu schmieden. Tour hin oder her, irgendwann würde ich allein mit mir sein müssen und das machte mir Angst. Natürlich verfluchte ich mich auch für solche unnötigen Gedankengänge, weil sie völlig unbegründet waren. Am liebsten würde ich mich in einen dreimonatigen Schlaf begeben und erst dann wieder aufwachen, wenn Kyo zurück war. Mir entfuhr erneut ein tiefes Seufzen. Vor allem, wie schaffte ich es ihn nicht schon wieder zu enttäuschen? Vielleicht sollte ich Sota fragen, ob er solange hier wohnen wollte. Naja, zwei Tage blieben ja noch.

Die Tür fiel ins Schloss und automatisch schlich sich dieses verliebte Grinsen auf mein Gesicht.

„Hallo Schatz…mhh ich mag es, wenn du mich so süß grinsend empfängst“, schnurrte mein schöner Sänger und zog mich in eine Umarmung, sodass sich unserere Gesichter fast berührten.

„Ach ja? Dabei geht mir schon wieder soviel Quatsch durch den Kopf…“

„Mhh, muss ich mir Sorgen machen?“

„Glaub nicht. Irgendwann muss ich ja irgendwie mit mir klar kommen.“

Jetzt legte er seine Lippen fordernd auf meine, als wolle er mit diesem Kuss sagen, dass er nicht duldete, wenn ich in seiner Abwesenheit irgndwelche Dummheiten anstellte.

„Wir schreiben einfach ganz viel und vermutlich werde ich das Hotel ohnehin kaum verlassen.“

„Echt jetzt? Du weißt aber schon, dass du in Amerika bist und es dort viel zu sehen gibt?“

„Jaja, du klingst schon fast wie Daisuke…ich bin nun Mal kein gesellschaftsfähiger Typ und hab ich schon erwähnt? Ich hasse Menschen, im Ausland noch mehr als in Japan.“

Mir entfuhr ein herzhaftes Lachen und irgendwie fand ich seine Aussage schon fast süß.

„Wenn du ein Einzelzimmer hast, können wir auch versauten Cybersex haben“, schlug ich durchaus ernst gemeint vor.

„Oh oh,…ich glaube jetzt müsste ich etwas sagen, was ich in deiner Gegenwart nie sagen wollte…“, antwortete mein schöner Sänger und machte mich somit mehr als neugierig.

„Aha. Und das wäre?“

„Ich habe beschlossen, es beim niemals zu lassen.“

Ich kräuselte die Stirn und schaute ihn gespielt böse an.

„Hast du etwa Geheimnisse vor mir?“

„Mhh, das sind keine wirklichen Geheimnisse, nur würdest du mich vermutlich wieder aufziehen.“

Jetzt musste ich bis über beide Ohren grinsen.

„Wann hab ich dich denn schon Mal aufgezogen?“

Jetzt schaute mich Kyo schon fast beleidigt an und löste seine Umarmung.

„Kazuki…bist du etwa schon wieder in Kampflaune? Du weißt doch genau, dass du nicht gewinnen kannst“, säuselte er und ich verfluchte mich insgeheim, dass ich so darauf ansprang und er genau das damit erreichte, was er beabsichtigte. Provokant drehte ich mich weg und zündete mir noch eine Zigarette an. Doch diese wurde mir sogleich abgenommen.

„Vielleicht will ich ja absichtlich verlieren, weil ich weiß, dass du drauf stehst“, antwortete ich schließlich und grinste charmant. Und schon packte mich mein schöner Sänger an den Oberarmen und drückte mich gegen die Wand. Oh, wie ich seine wilde, impulsive Art liebte.

„Wie du mir, so ich dir oder?“, nuschelte ich in den Kuss. Kyo gab nur ein knurrendes Geräusch von sich und vertiefte unseren Kuss, sodass mir schon wieder Hören und Sehen verging. Schließlich löste er sich von meinen Lippen und mit der Hand drückte er meinen Kopf etwas zur Seite, um meinen Hals frei zu legen. Als sein Mund meine pulsierende Ader berührte, jagte das kleine elektrische Impulse durch meinen Körper. Plötzlich ließ er ab von mir und betrachtete mich einen Moment. Erst mit der vertrauten kritischen Falte auf seiner Stirn und dann wurden seine Züge weicher. Ja schon fast wieder liebenswert. Behutsam streifte er mir mein Shirt über den Kopf und noch immer ruhte sein sanfter Blick auf mir.

„Hast du das gerade ernst gemeint?“, fragte er schließlich.

„Was denn…dass ich drauf stehe, dich in den Wahnsinn zu treiben? Klar.“

„Oh Kazuki…mein süßer, süßer Kazuki…was tust du bloß mit mir?“

Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und hauchte einen Kuss auf seine Stirn.

„Dich lieben…das tue ich…“, flüsterte ich in sein Ohr.

„Manchmal kann ich das immer noch nicht so richtig glauben…immer, wenn ich denke, du machst alles schon schöner und perfekter, setzt du noch eins drauf und überrascht mich erneut. Doch sollst du wissen…ich würde dich auch ohne diese ganze Kunst an deinem Körper lieben…“

„Tatsächlich? Irgendwie tut es gut, das zu hören, aber du weißt genauso gut wie ich, dass es uns beide nur noch vollkommener werden lässt. Es erhöht die Anziehung…die Leidenschaft…oder nicht?“

„Irgendwie schon…aber was wären wir ohne unseren Körperschmuck?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Immer noch wir Kyo…oder bist du ein anderer Mensch, nur weil du tätowiert bist?“

„Sag du es mir?“, wisperte er kaum hörbar und mir wurde nicht zum ersten Mal in unserer Beziehung bewusst, wie verletzlich und angreifbar mein schöner Sänger in Wirklichkeit war. Da konnte er der Welt noch so oft vorgaukeln, dass er der menschenhassende, grummelige Warumono war, ich kannte ihn besser und wusste, dass er anders sein konnte. Tief in seinem Inneren wollte er geliebt werden und auf einmal kamen mir Kaorus Worte wieder in den Sinn, denn er hatte irgendwann zu mir gesagt, dass es sich lohnen würde Kyo zu lieben. Und damit behielt er sowas von Recht, denn nichts Schöneres konnte ich mir mehr vorstellen.

„Du weißt doch, was ich von dir denke“, antwortete ich deshalb, doch er ließ nicht locker.

„Aber ich möchte es trotzdem noch Mal hören…“

Ich grinste und kniff die Augen zusammen.

„Riskierst du gerade etwa, dass ich dich mit dem Wort süß in Verbindung bringe? Denn das bist du…“

 

Die letzten beiden Tage vergingen viel zu schnell und auch, wenn Kyo sich tatsächlich mehr bei mir, als im Proberaum aufhielt, wurde mein Herz immer schwerer. Gerade war er mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt wie Tasche packen und wirbelte durch die Wohnung. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich nervös war und es kaum mehr aushielt. Nachdem er alle seine Koffer ordentlich im Flur verstaut hatte, gesellte er sich zu mir. Ich versuchte aufmunternd zu lächeln, doch das gelang mir nicht so ganz. Er verflocht seine Finger mit meinen und hauchte zarte Küsse auf meine Hand. Ich spürte unsere tiefe Verbundenheit und doch schnürte mir diese verfluchte Angst die Kehle zu. Nicht, dass ich mich davor fürchtete, er könnte mich betrügen, nein. Nur diese Sehnsucht, die mich schon jetzt quälte, bereitete mir Bauchschmerzen.

„Weißt du, was ich faszinierend finde?“

Ich schüttelte mit dem Kopf.

„Du musst mir nicht mal mehr sagen, was los ist…ich glaube deine Gefühle auch ohne Worte zu verstehen.“

Ich lächelte schwach und spielte mit einem Zipfel der weißen Kuscheldecke.

„Geht es dir eigentlich auch so? Denkst du zwischen den ganzen Konzerten an mich oder hast du da nur deine Musik im Kopf?“

Kyo schien nicht genau zu wissen, ob ihn meine Frage sauer machte oder nicht und kurz dachte ich, er entzieht mir seine Hand, doch dann schaute er mich an.

„Beides…vermutlich schwirrt mir nichts anderes durch den Kopf, wenn ich alleine bin. Doch Konzert ist Konzert. Da bin ich in meiner Welt.“

„Tut mir leid, das sollte nicht blöd rüberkommen…“

Darauf erwiderte er nichts, sondern küsste mich sanft.

„Wir finden schon eine Möglichkeit ab und zu miteinander zu reden, versprochen. Und wenn es dir wirklich richtig schlecht geht, melde dich jederzeit bei mir…“

„Okay…ahhhh ich will nicht ins Bett…weil dann ist morgen und du musst gehen…“, murrte ich. Kyo lachte.

„Aber es ist schon spät und ich muss wenigstens ein bisschen fit sein…“, bemerkte mein schöner Sänger und ich sah ein, dass ich nichts tun konnte.

Wir kuschelten noch lange miteinander. Komischerweise verspürte ich nicht den Drang nach Sex, ich wollte einfach nur Kyos Nähe genießen und meinem schönen Sänger schien es ähnlich zu gehen. Seine Finger tanzten zaghaft über meinen Rücken und allmählich dämmerte ich weg.

 

Erschrocken schreckte ich aus dem Schlaf. Kyos Platz neben mir war leer. Panik stieg in mir hoch. War er etwa einfach gegangen, ohne sich zu verabschieden? Nein, das würde er nie tun. Oder hatte ich ihn gestern doch genervt und er hatte deshalb beschlossen, zu gehen, ohne lebe wohl zu sagen.

Ich sprang aus dem Bett, schlüpfte in den Morgenmantel und stürmte aus dem Schlafzimmer. Doch da saßen alle im Wohnzimmer. Die ganze Band und sie scherzten miteinander. Keinem schien mein kurzer Anflug von Panik aufgefallen zu sein. Zum Glück. In der Küche traf ich auf meinen schönen Mann, der gerade damit beschäftigt war, Kaffee zu kochen.

„Du bist ja doch schon wach…so früh…“, bemerkte er und seine Mundwinkel zogen sich zu einem süßen Lächeln nach oben.

„Konnte nicht mehr schlafen.“

„Ach Kazu, so schlimm?“

Ich zuckte mit den Schultern, angelte mir eine Kaffeetasse vom Regal und schenkte mir ein.

„Wird schon werden“, versuchte ich mich und meinen schönen Sänger zu überzeugen.

Nach einem üppigen Frühstück kündigte Kaoru an, dass der Wagen in wenigen Minuten ankommen würde. Wir rauchten noch eine Zigarette zusammen und dann verabschiedete ich mich von meiner kleinen Familie. Kyo und ich lagen uns sehr lange in den Armen. Er strich sanft über meine Wange und küsste mich ein weiteres Mal.

„Ich liebe dich mein Süßes und ich melde mich, okay?“

Wieder brachte ich nur ein Nicken zustande. Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an und ich biss mir leicht auf die Unterlippe.

„Viel Spaß euch…ich liebe dich auch…“, wisperte ich. Die Jungs stiegen in das Auto und das Licht der Schweinwerfer verblasste im fahlen Licht des hereinbrechenden Tages. Da es mich fröstelte, zog ich mich schnell wieder in die Wohnung zurück und beschloss zu duschen. An schlafen war ohnehin nicht mehr zu denken.

Als ich mich angezogen und ein wenig geschminkt hatte, warf ich einen letzten Blick auf meinen Tattooentwurf, denn heute würde es endlich soweit sein. Meine Idee mit dem Drachen hatte ich schließlich verworfen und mich stattdessen für den ägyptischen Gott Anubis auf meinem Rücken entschieden, weil mich diese Mythologie schon immer irgendwie interessiert hatte. Und wer weiß, vielleicht wurde Anubis mein persönlicher Aufpasser und kleiner Beschützer.

In der Stadt herrschte reges Treiben. Naja, was erwartete ich, immerhin hatte eine neue Woche begonnen. Ich musste ein Stück mit der Metro fahren, um ins Tattoostudio zu gelangen und holte mir unterwegs noch einen Kaffee. Kimi freute sich richtig mich zu sehen und führte mich sogleich zu meinem Platz. Ich entledigte mich meines Pullis und legte mich hin. In mir stieg die Aufregung und ich wippte leicht mit dem Fuß, während meine Tätowiererin alles vorbereitete.

„Wie geht’s dir?“, fragte sie schließlich.

„Kann mich nicht beschweren und selbst?“

„Auch. Hab gerade echt viel zu tun. Die letzten Monate kamen eine Menge neuer Kunden. Bist du noch mit Kyo zusammen?“

Bei dem Klang seines Namens grinste ich automatisch. Nachdem das Motiv meines Gottes seinen Platz hatte, schaltete Kimi die Nadel ein und das Summen begann. Ich spürte, dass sie zuerst die Konturen außen nachzog.

„Klar. Nur leider sind sie ab heut auf Tour.“

„Oh und du durftest nicht mit?“

„Naja…hab ja hier selbst Sachen zu tun. Ist schon okay.“

Ich schrieb zwischendurch mit Zero, weil wir noch einkaufen gehen wollten, da ich mir ein paar Outfits für die anstehende Tour zulegen wollte. Der Plan war deshalb nach Tokio zu fahren, da dort die Auswahl größer sein würde.

„Was denkst du, wie lange wir brauchen?“, fragte ich.

„Mh, denke zwei Stunden auf jeden Fall noch. Hast du noch was vor?“

„Jepp, Klamotten shoppen gehen.“

Das Schattieren schmerzte schon fast ein bisschen, doch ich hielt es aus und wir wurden sogar fertig. Ich hatte fast damit gerechnet, dass wir noch eine zweite Sitzung dran hängen mussten.

„Wow, das ist mega schön geworden“, lobte ich Kimi und lächelte zufrieden.

„Freut mich, wenn es dir gefällt.“

Sie klebte das Tattoo noch ab und ich bezahlte.

„Sag mal, bist du in den nächsten Monaten sehr ausgebucht?“

„Anfang Dezember wird es wieder ruhiger, warum?“

Etwas verlegen grinste ich und kaute auf meiner Unterlippe herum.

„Naja, ich hätte gern noch nen Horus auf der Brust…das ist der ägyptische Falkengott…“, fügte ich als Erklärung hinzu, weil meine Tätowiererin bei dem Namen Horus ziemlich komisch schaute. Doch dann nickte sie.

„Ja cool, wenn du willst können wir gleich einen Termin vereinbaren“, schlug sie vor und wir einigten uns auf den 2ten Dezember. Puh, das war eine Woche vor meiner Hochzeit. Wir umarmten uns zum Abschied und ich sah Zero schon vor dem Laden stehen.

„Bis bald“, winkte ich noch und verschwand nach draußen. Ich setzte meine Mütze auf und den Schal enger. So ein Ekelwetter. Mein Freund und Bassist nahm mich in den Arm.

Seinen Wagen hatte er hier um die Ecke geparkt.

„Willst du noch was essen?“

Ich schüttelte den Kopf und warf meine Jacke auf den Rücksitz. Ungeduldig hüpfte der quirlige Musiker auf seinem Sitz auf und ab. Ich verdrehte die Augen und schob meinen ohnehin schon bauchfreien Pulli noch ein Stück hoch.

„Sehr schick…da wirst du den Mädels nächste Woche aber echt einheizen“, scherzte er und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich versuchte mich mit den Armen ein bisschen am Sitz abzustützen, weil das frisch gestochene Tattoo noch sehr empfindlich war. Zero raste ganz schön, doch das sollte mir nur Recht sein.

„Hast du schon einen Plan für deine Outfits?“, fragte ich.

„Ja, hab noch einiges von früher, aber wollte mir auch noch ein paar schöne Hemden kaufen. Du?“

„Jepp…viel Haut zeigen ist meine Devise…vielleicht ein bisschen Glitzer. Irgendwas verrücktes.“

„Dann weiß ich schon, in welchen Laden wir gehen. Das ist super, denn der befindet sich bissl außerhalb vom Zentrum.“

 

Zero fuhr den Wagen in ein kleines Parkhaus und von dort legten wir ein paar Meter zu Fuß zurück. Der Laden schien klein zu sein, doch die Schrift, in der der Name geschrieben war, zog alle Aufmerksamkeit auf sich, denn sie blinkte in knallroten Buchstaben. Wir traten ein und ein Glöckchen läutete. Die Verkäuferin fragte uns höflich, ob sie uns helfen könne, doch wir lehnten freundlich ab und schauten uns um.

Mein Freund ging zielsicher auf den Ständer mit den gemusterten Hemden zu. Ich stöberte bei den Shirts und Oberteilen. Ein graues, sehr knappes ärmelloses Shirt mit Fransen weckte mein Interesse. Ebenso ein regenbogenfarbenes Transparentshirt. Zum Schluss noch ein Lacktop mit Reisverschluss vorne und einem Kragen, der bis zum Hals reichte. Wir probierten die Klamotten an und Zero warf mir Handküsse zu und tat so, als würde er in Ohnmacht fallen, als ich ihm meine Outfits präsentierte.

„Du weiß schon, dass das echt verflucht heiß aussieht Kazu.“

Ich grinste charmant.

„Das war der Sinn der Sache.“

Wir bezahlten und gingen noch was essen. Mir entging nicht, dass zwei Mädchen am Nachbartisch über uns zu tuscheln schienen, denn dauernd warfen sie kurze Blicke zu uns. Ich zog genervt die Augenbrauen hoch und blies die Backen auf. Dann auf einmal kam mir eine Idee. Ich winkte Zero zu mir heran.

„Wir könnten so tun, als würden wir miteinander flirten“, schlug ich belustigt vor und mein Kumpel grinste nur, nahm meine Hand und begann diese zu streicheln. Es fühlte sich seltsam an, wenn das ein anderer Mann außer Kyo tat und ich kam mir fast schlecht vor. Deshalb zog ich meine Hand zurück.

„Alles klar?“, fragte Zero etwas irritiert.

„Mh…ich glaub doch, das ist ne dumme Idee, weil ich das Gefühl habe Kyo zu hintergehen. Ich weiß, das klingt dämlich, aber ich kann es nicht ändern.“

Unsere Bestellung kam an unseren Tisch und etwas verlegen stocherte ich in meinem Gemüse herum.

„Kazu-chan, das ist vollkommen in Ordnung…mir geht es nicht anders…aber es wäre nicht hintergehen und ich bin sicher unsere Männer würde das verstehen. Ich meine, wie oft schäkert Die mit Kao oder Toshi mit Kyo…“

Ich stützte den Kopf in die Hände.

„Ich vermisse ihn so schrecklich Zero…was machst du dagegen?“

Mein Bassist grinste leicht verlegen.

„Wir schreiben uns immer…Kao erzählt, was er so macht…eigentlich nichts spannendes, aber es ist irgendwie schön.“

„Mh, glaub da kann ich bei Kyo lange drauf warten…“, murrte ich und aß weiter.

„Dann meld du dich doch bei ihm. Mehr als nicht antworten kann er ja nicht.“

Ich seufzte und schob meine Teller ein wenig zur Seite, um mich auf den Tisch stützen zu können.

„Ist es unfair, wenn ich gerade echt eifersüchtig auf alle Fans bin, die ihn die nächsten Tage und Monate live sehen? Ich weiß, das ist auch Kyo gegenüber nicht gerecht und es ist sein Leben. Das wusste ich vorher…trotzdem isses kacke.“

Zero ergriff ein weiteres Mal meine Hand und ich ließ es geschehen.

„Ich verstehe dich, weil auch ich so fühle. Nur will ich mich auch nicht dauernd aufdrängen und bei den Konzerten dabei sein. Allerdings fragt Kaoru auch selten, ob ich mitkomme…das ist irgendwie auch nicht so leicht, weil ich mir wünschen würde, dass er mich gern dabei hätte.“

„Aber damals in Paris hat er sich doch voll gefreut oder nicht?“

„Ja schon, aber er würde mich nie von sich aus fragen, ob ich komme. Selbst hier in Japan bin ich selten dabei, weil ich mir sonst komisch vorkomme. Ich meine, vielleicht trennt er Arbeit und sein privates Leben absichtlich so krass.“

Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum und musterte meinen Freund.

„Hast du ihn denn nie danach gefragt?“

Zero schüttelte den Kopf.

„Nein…ich hab Angst, dass ihn das bedrängt und er mich dann nicht mehr will, weil ihn die ständige Nähe nervt.“

„Echt jetzt? Wie lang seid ihr schon zusammen?“

„Zehn Jahre…“

Wieder ratterte es in meinem Kopf und die Gedanken überschlugen sich.

„Aber wie handhabt ihr das dann in eurer freien Zeit…in eurer Wohnung?“, fragte ich weiter. Wieder huschte ein eher verhaltenes Lächeln über Zeros Gesicht, was mich erneut verwunderte.

„Wir wohnen nicht zusammen…nach zwei Jahren hab ich ihn gefragt, ob wir nicht zusammen ziehen…da ist er auf einmal echt komisch geworden…ging mir mehrere Tage aus dem Weg und hat dann so getan, als wäre nichts. Seitdem hab ich ihn nie mehr danach gefragt. Und es ist auch in Ordnung, denn entweder sind wir bei ihm oder bei mir. Quasi haben wir zwei Wohnungen.“

„Das ist echt schräg…so hätte ich Kaoru gar nicht eingeschätzt.“

„So hat wohl jeder seine Eigenarten…na dann, gehen wir?“

Ich nickte. Wir bezahlten und Zero fuhr mich noch nach Hause.

 

„Ähm, willst du noch mit rein kommen?“

Mein Freund zuckte mit den Schultern.

„Warum nicht. Hast du was zum Trinken da?“

„Ich kann dir Wein anbieten“, rief ich von der Küche ins Wohnzimmer.

„Perfekt“, kam es von Zero zurück.

Mit Gläsern und geöffneter Weinflasche lümmelte ich mich neben ihn auf die Couch und zündete mir eine Zigarette an.

„Dann versuch doch noch Mal mit ihm zu reden…das ist doch doof so.“

Mein Freund stieß einen tiefen Seufzer aus und stützte seinen Kopf auf der Hand ab.

„Das sagst du so einfach…kannst du denn mit Kyo über alles reden? Gibt es denn keine Themen, die unangenehm sind?“

„Klar, die gibt es zu Genüge und von solchen Krisengesprächen haben wir schon mehr als eins geführt…Zero…Fakt ist doch, dass du gern mit Karo zusammen wohnen würdest, nicht?“

Er zog einen Schmollmund und wandte sein Blick nach unten. Freundschaftlich knuffte ich ihn in den Arm.

„Mhh…aber ich streite mich nicht gern.“

Ich verdrehte die Augen und schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ist das dein Problem? Ich streite mich auch nicht gern und trotzdem geraten Kyo und ich dauernd aneinander…das nennt man wohl Beziehung…ihr seid beides erwachsene Männer und was kann er schon dagegen haben?“

„Er braucht seinen Freiraum, seinen Platz um zu arbeiten und will dabei eben nicht gestört werden.“

„Ja und? Wenn sich Kyo in seinem Arbeitszimmer verbarrikadiert, weiß ich, dass er seine Ruhe will. Nach der Tour musst du echt mit ihm reden. Und das war keine Bitte…ich mag dich nicht so niedergeschlagen sehen, das kommt mir suspekt vor…du bist doch sonst nicht so ein Weichkeks…sonst hast du auch immer die große Klappe“, ärgerte ich den Älteren und er funkelte mich böse an.

„Weichkeks? Was’n das bitte?“

„Na du gerade“, lachte ich jetzt, weil Zeros Gesichtsausdruck urkomisch war.

„Lachst du mich etwa aus?“

Ich versuchte mich sehr zusammen zu reißen.

„Niemals, nur mit dir…über dich…“

Mein Freund boxte mich nicht ganz unsanft gegen den Arm. Ich schenkte uns noch Wein ein, da eh irgendwie fast klar war, dass Zero hier übernachtete.

„Kazu…kann ich dich was fragen?“

„Kommt drauf an…“

Er räusperte sich kurz, trank einen Schluck und schaute dann wieder zu mir.

„Warum eigentlich Kyo?“

„Hehe, die Frage ist einfach…weil er ist, wie er ist…mir fällt es echt schwer, das mit Worten zu beschreiben. Ich kann nur sagen, dass ich nie zuvor einen so wundervollen Mann getroffen habe. Wenn ich an ihn denke, überschlagen sich meine Gefühle und mein Herz schlägt Purzelbäume…es fühlt sich eben richtig an.“

Zero grinste verliebt und leerte sein Glas.

„Ich denke, ich weiß, was du meinst…gehen wir pennen?“

Ich nickte und brachte ihm Decke und Kissen, verschwand kurz im Bad und wünschte Zero eine Gute Nacht.

In dem großen Bett legte ich mich in die Mitte, weil ich ja jetzt Platz hatte. Den ganzen Tag hatte ich vergessen auf mein Handy zu schauen, weil wir ja nur unterwegs waren, deshalb freute ich mich umso mehr über die Nachricht.

 

Kyo: Jetzt bin ich gefühlt am anderen Ende der Welt und denke an dich. Ich hoffe, dir geht es gut und du amüsierst dich auch ohne mich. Pass auf dich auf und schreib mir, wenn du das gelesen hast. Ich würde dich jetzt gern umarmen und küssen, aber wie gesagt, anderes Ende der Welt und so. Vermutlich gehst du demnächst schlafen. Träum von mir.

 

Ich grinste wie verliebter Idiot und verfasste die Antwort.

 

Ich: Schön zu hören, dass ihr gut angekommen seid. Ja tatsächlich lieg ich jetzt im Bett. War mit Zero unterwegs. Verzaubere das Publikum und schick mir ein paar Bilder, damit ich nicht vergesse, wie du aussiehst ;).

 

Ich sah, dass mein schöner Sänger schon eine neue Nachricht tippte, deshalb wartete ich.

 

Kyo: Wie, vergessen wie ich aussehe? Das hab ich jetzt Mal überhört. Dann scheint es dir ja nicht all zu schlecht zu gehen, wenn du mir sowas schreiben kannst.

 

Ich: Nein, mir geht’s ganz gut. Und wenn ich dennoch vergessen sollte, wie du aussiehst, such ich einfach nach Bildern im Internet. Ich liebe dich.

 

Wieder verging eine Weile und ich dämmerte schon langsam weg, doch das Vibrieren auf meiner Brust weckte mich. Ein Selfie von meinem schönen Sänger, frisch aus der Dusche. Leider mit Handtuch um den Hüften.

 

Kyo: Ich liebe dich auch mein kleiner Spinner.

 

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schlief ich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  yamo-chan
2020-03-02T06:52:48+00:00 02.03.2020 07:52
Guten morgen,
ein schönes neues Kapitel :)

Kyo! Wie süß! <3
(das habe ich natürlich nicht gesagt 🙊)

Und Kao ist ein Esel. Armer Zero, traut sich nichtmal mehr zu fragen.
Aber die beiden finden bestimmt eine Lösung, wenn sie mal miteinander reden... (kommt mir irgendwie bekannt vor XD)
Antwort von:  MarryDeLioncourt
02.03.2020 17:59
Hihi Danke, freut mich, wenn es dir gefallen hat <3.

Ja, ich muss ein bisschen aufpassen, dass die Kyo/ Kazuki Szenen nicht langsam zu kitschig werden ^^. Muss ja irgendwie auch noch bissl "Warumonocharakter" haben XD. Aber an und zu ist es glaub ich okay, wenn Kyo süß ist :). Ist er bestimmt auch, ich denke nur an die vielen Bilder, auf denen er Mal lächelt *träum*...ach, ich schweife schon wieder ab ^^.

Ja, der coole Kaoru. Leader an erster Stelle, jaa, das wird noch bissl Drama geben aber klar, eine Lösung finden die beiden auf jeden Fall. Fragt sich nur, wie die dann aussieht...

Hab eine schöne Woche :*
Antwort von:  yamo-chan
03.03.2020 07:37
Oh ich hätte da ne idee, aber ich bin gespannt auf deine Lösung :)

Du auch :*
Antwort von:  MarryDeLioncourt
03.03.2020 12:24
Ja eine Idee hab ich da auch schon. Kannst ja mal sagen, ob die mit deiner ungefähr gleich ist, wenn ich das Kapitel fertig habe ;)


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