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Ein süßer Groupie

von

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auf Tour

Auf Kyos Wunsch nahmen wir Sota und Shinya noch mit auf unsere Shoppingtour. Mich rührte es sehr, wie mein Liebster versuchte mich glücklich zu machen. Sein Verhältnis zu meinem besten Freund war zwar noch immer eher distanziert, doch er scheute sich nicht mehr davor ihn einzuladen oder ihn vermehrt an unserem Leben teilhaben zu lassen. Das wusste ich sehr zu schätzen, weil ich wusste, wie schwer Kyo das fiel.

Wir schlenderten durch die Shoppingmall zur anderen Seite der Stadt, denn Stylingguide Shinya kannte da rein zufällig einen kleinen Laden, der scheinbar genau meinen Klamottenstil traf. Und ich musste erstaunlicherweise feststellen, dass der Diru Drummer damit nicht ganz falsch lag, denn der Laden entsprach wahrhaftig meinen Vorstellungen. Nachdem mir Zero sein Netztop damals geschenkt hatte, war ich wieder auf den Geschmack gekommen und wollte mich, wie früher, wieder mehr so kleiden, wie ich es mochte. Das hieß viel Haut zeigen, denn ich liebte bauchfreie Tops, alles mit Netzoptik oder was eben transparent war. Die letzten Jahre beschränkte sich meine Kleiderwahl eher auf T-Shirt und Kapuzenpulli, doch das sollte jetzt ein Ende haben. Ich beschloss wieder mehr ich zu sein, denn vielleicht half mir das ja auch dabei, meine Probleme in den Griff zu bekommen. Ich schaute mich also in dem Laden um und drückte alles, was mir zusagte, Kyo in die Hand. Bei manchen Teilen warf er mir leicht skeptische Blicke zu, nahm es jedoch hin. Als ich schließlich drei Hosen und fünf Oberteile zusammen hatte, begab ich mich in die Umkleidekabine. In die mit Reisverschlüssen und Nieten verzierte Hose musste ich mich, trotz meiner schlanken Gestalt, doch ganz schön rein zwängen. Doch sie passte und gefiel mir. Das passende Top, ebenfalls mit Reisverschlüssen, zog ich darüber. Es reichte mir bis knapp über den Bauchnabel und selbstsicher trat ich aus der Kabine. Meine Freunde lächelten und hoben den Daumen. Nur Kyo ließ sich nicht so leicht in die Karten schauen. Na schön, dann musste ich noch ein bisschen mehr an der Oberfläche kratzen, denn schließlich wollte ich ja auch ihm gefallen. Ich legte das erste Outfit beiseite und schlüpfte in die zweite, kakigrüne Hose mit ein paar Löchern. Eine Weile überlegte ich, welches Oberteil am besten darauf passen könnte und entschied mich schließlich für den leichten Strickpulli. Auch mit dieser Wahl schienen meine Freunde mehr als zufrieden zu sein. Jetzt Hose Nummer drei. Mir gefiel die Lederoptik, die an den Außenseiten der Beine offen war und nur durch Schnürungen hielt. An dem Netztop mit Kapuze hatte ich unmöglich vorbeigehen können und ich fand es stand mir sehr gut. Ein letztes Mal trat ich aus der Kabine und mein Blick galt nur meinem schönen Sänger. Dieser kaute auf seiner Unterlippe herum, worauf ich grinste.

Ich oder bessergesagt Kyo kaufte mir alles und anschließend kehrten wir noch im Tattoostudio ein. Ich erkannte das Mädel mit den pinken Haaren wieder, was mich etwas verwunderte, da ich sie ja in Tokyo in dem Laden getroffen hatte. Auch sie schien mich wiederzuerkennen.

„Oh hey…Tokyo oder? Aber, da sah dein Freund irgendwie anders aus“, flüsterte sie mir zu.

„Das lag wohl daran, dass das damals nicht mein Freund war…der hier hingegen schon…“

Ihr stieg eine leichte Röte ins Gesicht.

„Oh nein, das ist ja jetzt mega peinlich…egal, was kann ich für dich tun?“

„Mh, du hast nicht gerade zufällig Zeit für einen kleine Tattoosession?“

„Zufällig hab ich das, ja. Eine Kundin musste absagen, weil sie krank wurde. Also, was schwebt dir vor?“

Ich zeigte ihr den Entwurf von der Schlange, die sich vom Hüftknochen bis über meine Seite schlängeln sollte.

„Okay, das würde so etwa drei Stunden in Anspruch nehmen.“

Ich warf meinem Liebsten einen fragenden Blick zu und er nickte nur.

„Treffen wir uns später zum Essen irgendwo?“

„Klar.“

Kyo beugte sich eher zurückhaltend vor und seine Lippen berührten meine Wange. Ein scheues Lächeln huschte über sein Gesicht doch es erwärmte mein Herz und ich erwiderte es.

Aki, wie sich mir die pinkhaarige Tätowiererin vorstellte, führte mich anschließend zu dem hinteren Teil des Studios und wies mich an, auf der Liege platz zu nehmen. Ich legte mich hin und schob den Pulli hoch. Sie zeichnete den Entwurf nach und platzierte ihn auf die gewünschte Stelle, hielt mir einen Spiegel vor und warf mir einen fragenden Blick zu.

„Ja, das gefällt mir.“

Ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde und ob es sehr schmerzhaft werden würde. Deshalb schloss ich meine Augen, als das Surren der Nadel einsetzte. Ein minimaler Schmerz setzte ein, doch nicht so schlimm. Eher von angenehmer Art und ich atmete erleichtert aus.

„Kazuki…soll ich die Narben ein bisschen übertätowieren?“, fragte Aki vorsichtig und ich bejahte ihre Frage. Ich merkte den Unterschied, als sie die Nadel wechselte, weil sie mit den Umrandungen fertig war und sich jetzt ans Ausmalen machte. Dabei veränderte sich der Schmerz, wurde stärker und flächiger, doch noch immer nicht unerträglich.

„Sag Mal…dein Freund…er erinnert mich stark an Kyo von Dir en Grey…“

Ich musste grinsen.

„Mh, das wäre möglich…nur ist er in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend…will es nicht ganz so an die große Glocke hängen.“

Die Pinkhaarige unterbrach ihre Arbeit für einen kurzen Augenblick und sah mich erstaunt an.

„Ooookay…das heißt, du bist tatsächlich mit dem Sänger von Dir en Grey zusammen?“, fragte sie erstaunt.

„Ähm ja…das bin ich wohl. Manchmal kommt selbst mir das so surreal vor…aber ja…wir sind zusammen und das jetzt schon fast ein Jahr.“

Das Mädchen schüttelte nur mit dem Kopf.

„Verrückt…ich dachte immer er ist so unnahbar…klar manchmal sieht man ihn in Interviews und so, aber sonst hält er sich ja eher bedeckt…man weiß eben nur, dass er eher der…naja…wie soll ich sagen…“

Sie haderte mit ihrer Wortwahl, was mich zum Schmunzeln brachte und ich konnte es ihr nicht verübeln.

„Griesgrämig und launisch? Nenn das Kind ruhig beim Namen…dafür ist Kyo bekannt, doch er kann auch anders sein, nur zeigt er das nicht allen.“

„Wow…das ist irgendwie cool. Wie ist er denn so?“

„Naja, sehr einfühlsam, liebenswert und fürsorglich. Manchmal ein wenig besitzergreifend und leicht reizbar, doch damit kann ich mittlerweile ganz gut umgehen. Kyo ist ein wundervoller Mensch, wie auch der Rest der Band.“

„Oh mein Gott, klar, wenn du ihn kennst, kennst du auch die anderen…ich lieeeebe Dir en Grey…sie haben meine Jugend geprägt.“

Wieder musste ich lachen.

„Tja nicht nur deine.“

Aki konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit und schwieg. Auch ich entspannte mich wieder mehr und schloss meine Augen einen Moment. Nur das summende Geräusch der Nadel in den Ohren.

„Darf ich fragen, wie ihr euch kennengelernt habt?“

„Klar…ab und zu geb ich kleine Konzerte in ner Bar hier in Kyoto und da tauchte Kyo eines Abends auf, schaute mir zu und irgendwann lag eine Konzertkarte für mich da. Ich ging hin und eine Woche später folgte die Einladung in den Proberaum der Jungs…wir haben uns unterhalten, sind uns näher gekommen und dann ist es eben passiert…“

Den schlimmen Teil ließ ich absichtlich aus. Musste ja nicht jeder wissen, wie ich drauf war.

„Klingt sehr süß…so, ich wäre dann fertig.“

Mit dem Endergebnis war ich mehr als zufrieden. Aki deckte das Tattoo noch mit Folie ab und gab mir eine Creme mit. Ich schrieb Kyo und fragte, wo sie denn waren und er meinte, wir könnten uns in einem Restaurant zwei Straßen weiter treffen, also schlug ich den Weg dorthin ein.

Da ich als erster eintraf, suchte ich uns einen Tisch aus und wartete auf meine Freunde. Blätterte die Karte durch und bestellte einen Tee. Dann betrat mein bester Freund das Restaurant als zweiter und gesellte sich zu mir. Natürlich wollte er sofort mein Tattoo sehen und ich zeigte es ihm.

„Kyo und Shinya wollten noch was besorgen“, beantwortete er meine unausgesprochene Frage. Doch ich vermutete, dass mein schöner Sänger einfach noch ein bisschen Zeit mit seinem Freund verbringen wollte.

„Hat es sehr weh getan?“, erkundigte sich Sota, doch ich schüttelte mit dem Kopf.

„War echt erträglich…hast du Lust demnächst noch Mal was zu unternehmen? Ich meine bevor ich dann ne Weile weg bin…“

„Wohin gehst du denn?“

„Mit den Jungs auf Tour…Kyo wollte, dass ich mitkomme.“

Mein Freund zog die Augenbrauen hoch.

„Mhh, okay. Und willst du das auch? Ich meine die Jungs werden da sicher sehr beschäftigt sein und so.“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Schon, aber ich glaub Kyo braucht mich…er wirkt zwar gerade stark, aber vor allem in Konzertmomenten wird er sehr emotional und naja…“

Sota schaute mich lange an.

„Braucht er dich oder du ihn? Könntest du es ohne ihn hier aushalten Kazu-chan?“

Ich schluckte und wusste, dass das fast unmöglich war.

„Vermutlich nicht…es würde mich wahnsinnig machen und ich bin ein bisschen froh, dass er mich gefragt hat, ob ich mitkommen will.“

„Begib dich nur nicht in eine Abhängigkeit Kazu…“

„So ist es nicht Sota…“

„Ihm hast du erzählt, was damals passiert ist oder?“, fragte mein Freund etwas reumütig. Ich biss mir verlegen auf die Unterlippe und das schlechte Gewissen wallte auf.

„Jaaa, schon…nur weil es von Bedeutung war…Sota, ich finde gerade erst mein Selbstvertrauen wieder und irgendwann werde ich auch mit dir drüber reden können…ich glaub bei Kyo war es einfacher, weil er ähnliches durchmachen musste.“

„Verstehe…“, sagte er, aber wirkte dennoch enttäuscht. Deshalb legte ich meinen Arm um ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Das verwirrte ihn sichtlich und ich grinste.

„Siehst du…das hätte ich früher nicht gekonnt…weil ich niemanden in meine Seele blicken lassen wollte, doch das wird langsam anders. Ich verspreche dir, dass ich dir irgendwann alles erzähle Sota, doch bitte hab vertrauen und gib mir Zeit.“

Jetzt huschte ein Lächeln über seine Lippen und sein Kopf sank gegen meine Schulter.

In dem Moment betraten Shinya und Kyo das Restaurant. Schnell ließ mein Freund von mir ab und selbst wenn Kyo dieses Bild gerade nicht gepasst hatte, ließ er sich nichts anmerken. Wir bestellten Essen und kehrten danach nach Hause zurück. Sota und Shinya machten sich auch auf den Heimweg und ich beschloss meine neuen Klamotten noch zu waschen.

Jetzt inspizierte mein schöner Sänger zum ersten Mal mein Tattoo.

„Hübsch“, bemerkte er dann und machte sich ans Packen seiner Tasche. Immerhin begann die Tour in zwei Tagen, wobei die ersten beiden Konzerte in Kyoto stattfinden würden, dann Sendai, Tokyo, Fukuoka, Niigata und schließlich Nagoya. Anschließend würde es weiter nach Russland gehen und zwei Tage später nach Europa. Ich war total aufgeregt, da ich die japansiche Insel noch nie verlassen hatte. Da mir noch ein paar Accessoires fehlten, wollte ich noch einkaufen gehen und auch Kyo hatte noch einiges zu erledigen, also beschlossen wir uns am Abend in der Wohnung zu treffen. Ich schrieb meiner Schwester spontan, ob sie nicht Lust auf einen Kaffee hätte und sie freute sich riesig.

Ich schlüpfte in meine neue Lederhose, zog darüber ein regenbogenfarbenes T-Shirt und meinen schwarzen Strickmantel. Ein bisschen schminken wollte ich mich auch noch und mein Make-up fiel schwarz grün aus. Zufrieden mit dem Resultat machte ich mich auf den Weg in die Stadt.

Yuna staunte nicht schlecht, als sie mich erblickte und umarmte mich. Natürlich entgingen mir auch die Blicke diverser Passanten nicht, doch ich störte mich nicht daran. Es tat gut so anders zu sein. Meine Schwester erzählte mir, dass sie in zwei Tagen umziehen wollte.

„Da könnte ich dir sogar noch helfen. Die ersten beiden Konzerte sind hier in Kyoto, dann geht’s weiter weg.“

„Oh das wäre super lieb…aber es kann sein, dass Mama oder Papa auch helfen kommen…“, erwiderte sie nach einem Moment des Zögerns. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Dann mach ich mich doch ganz besonders hübsch. Ich glaub ich halt das aus Yuni.“

Sie lächelte.

„Ich bin froh, dass wir uns wieder verstehen…du hast mir echt gefehlt.“

Ich drückte ihre Hand liebevoll und trank meinen Kaffee leer.

„Ich mich auch…wann geht es denn morgen los?“

„So 10 Uhr? Der Transporter steht schon bereit und muss nur noch zur neuen Wohnung gefahren werden. Ich schreib dir die Adresse, da kannst du dort hin kommen.“

„Klar, gerne. Also dann bis morgen.“

Wir umarmten uns noch und ich trat den Heimweg an. Auch mein schöner Sänger schien schon da zu sein und es roch verlockend gut nach Essen. Ich spähte in die Küche und fand Kyo am Herd stehen. Mit türkisenen Haaren. Ich konnte nicht anders und musste diesen meeresblauen Flausch auf seinem Kopf einfach anfassen. Also wuschelte ich ihm durchs Haar und schon drehte er sich abrupt um.

„Scheint dir ja zu gefallen“, murrte mein süßer Griesgram wie immer. Ich hatte auch nichts anderes erwartet und lachte nur.

„Sexy…ich freue mich dich morgen auf der Bühne zu sehen“ säuselte ich und zog meinen Strickmantel aus, um ihn über die Stuhllehne zu hängen.

„Vielleicht sollte ich dich doch hier lassen“, überlegte mein schöner Sänger, doch nahm ich seine Worte nicht ernst und schenkte mir Wasser in ein Glas.

„Tue, was du nicht lassen kannst“, antwortete ich gespielt beleidigt, doch zu meinem Bedauern reagierte Kyo nicht darauf. Das Abendessen verlief weitestgehend schweigend und danach verschwand mein Liebster in seinem Arbeitszimmer. Ich konnte mir denken, dass er vor einem Konzert seine Ruhe haben wollte, um sich darauf vorbereiten zu können und doch hätte ich mir gewünscht, dass er den Abend mit mir verbrachte. Doch auch ich merkte die Müdigkeit und machte mich deshalb bettfertig und verschwand im Schlafzimmer. Nebenan vernahm ich Kyos Stimme, die mich allmählich in den Schlaf sang.

Am Morgen, als ich erwachte, war er schon wieder außer Haus und ich fand nur einen Zettel mit der Adresse, wo das Konzert stattfand, vor. Darunter hatte er geschrieben, ich solle ihm schreiben, wenn ich dort sei. Hatte er überhaupt im Bett geschlafen, fragte ich mich dann, als ich eine heiße Dusche nahm. Oder hatte er die Nacht im Arbeitszimmer verbracht? Ich konnte es nicht sagen. Die Klamotten vom Vortag konnte ich ein weiteres Mal tragen, zumindest beim Umzug meiner Schwester. Ich wartete am Haus und schon wenige Minuten später traf der schwarze Transporter ein. Mein Herz setzte einen Moment aus, als ich meinen Vater am Steuer sitzen sah. Jetzt bloß keine Schwäche zeigen. Langsam schritt ich auf Yuna zu und begrüßte sie. Auch ihrer Freundin sagte ich Hallo, nur meinem Vater nicht. Wir schleppten Möbel die Treppe hinauf und dann kam es, wie es kommen musste. Für die große Couch waren zwei starke Männer gefragt. Schließlich rang ich mich dazu durch und half meinem Erzeuger beim Tragen. Zuvor hatte ich es immer geschickt geschafft ihm aus dem Weg zu gehen. Entweder war ich oben und er unten oder umgekehrt. Doch jetzt standen wir uns gegenüber. Nur ein helles Ledersofa trennte uns voneinander. Dennoch schwieg ich eisern. Plötzlich ließ er das Sofa los und da ich am unteren Ende stand, bekam ich Schwierigkeiten diesen Klotz zu halten und stemmte mich mit ganzer Kraft dagegen.

„Wenn du mich wie Luft behandelst, sehe ich auch keinen Grund die Couch mit dir zu tragen“, gab er hämisch von sich und meine Arme begannen zu zittern, weil ich langsam nicht mehr dagegen halten konnte.

„Können wir…das später…klären…“, bat ich ihn und er packte das Sofa wieder und wir trugen es nach oben in den dritten Stock.

„Und wie läufst du überhaupt rum…ich bin wirklich froh, dass du nicht mehr zu Hause wohnst…das ist ja eine Schande für die Familie. Hoffentlich erkennt das auch deine Schwester wieder.“

„Bla bla bla…immer noch dasselbe Gelaber wie vor zehn Jahren. Fällt dir nichts Neues ein?“

„Und tätowiert bist du jetzt auch…nicht zu fassen, dass du mein Sohn sein sollst. Ich frage mich wirklich, wer sowas schön findet?“

„Du wirst es kaum glauben, aber es gibt Menschen, die mögen mich so, wie ich bin.“

„Das sind dann sicher auch solche Bekloppten…anders kann ich mir das nicht erklären…“

Auf einmal und ich war mir nicht sicher woher ich diese Kraft schöpfte, überkam es mich. Ich unterbrach ihn mitten im Satz.

„Schön, ich hab es kapiert…schon vor langer Zeit und wenn du mich als Schwuchtel oder was auch immer beschimpfen willst…tue dir keinen Zwang an. Ich stehe drüber und weißt du auch warum? Weil ich mit einem wundervollen Mann zusammen bin und im letzten Jahr durch liebenswerte Menschen erfahren habe, was es heißt geliebt zu werden. Also spar dir dein Gelaber für jemanden, den es interessiert. Und jetzt rede besser mit Leuten, die sich auf deinem Niveau befinden. Zu denen gehöre ich zum Glück nicht.“

Mit diesen Worten drehte ich mich und lief einer sprachlosen Yuna in die Arme, die mich mit großen Augen anstarrte. Ich grinste nur, umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Ist es okay wenn ich gehe Süße? Muss mich für’s Konzert fertig machen. Sonst bekomm ich Ärger mit dem Chef“, scherzte ich und nun schien auch mein Schwesterchen wieder aus ihrer kurzzeitigen Starre zu erwachen.

„Ähm klar. Sag liebe Grüße und vielleicht kann ich morgen mitkommen?“

„Ich frag Kyo mal und meld mich dann bei dir.“

 

Zu Hause sprang ich schnell unter die Dusche, stylte und schminkte mich. Dann gab ich meinem schönen Sänger Bescheid, dass ich unterwegs war. Er lotste mich zum Hintereingang der Location und führte mich zum Backstage. Ich fühlte mich sehr wichtig und insgeheim taten mir die ganzen Fans leid, die vor den noch geschlossenen Türen warten mussten und Kyo und die anderen teilweise nur ganz klein sahen. Seine Laune wirkte noch immer angespannt und er erschien mir sogar leicht nervös zu sein. Über seinem dunkelgrauen Sportanzug trug er noch einen bunten Kurzmantel. Wenn das mal nicht warm auf der Bühne wurde. Dieser Gedanke ließ mich schmunzeln. Er war gerade noch damit beschäftigt sein Make-up zu vollenden und ich schaute ihm vom Sofa aus dabei zu. Die ließ sich neben mir nieder und seine blonden Locken fielen ihm wie flüssiges Gold über die Schultern.

„Wow…hübsch.“

„Danke…vielleicht solltest du dieses Kompliment heute auch noch an andere Menschen in diesem Raum hier weitergeben“, flüsterte mir der Gitarrist zu und zwinkerte aufmunternd.

„Das hab ich vor, sobald er mit schminken fertig ist…“

Als wäre das sein Stichwort gewesen, erhob sich Kyo von seinem Schminkspiegel und ließ sich neben mir nieder. Seine Augen musterten mich aus den eisblauen Kontaktlinsen.

„Hey Baby…alles klar?“, fragte ich meinen schönen Sänger und er seufzte tief.

„Kommst du noch mit eine rauchen?“

„Sicher.“

Kyo ergriff meine Hand und zog mich mit sich an die frische Luft. Die Tür ließ er einen Spalt breit offen, damit wir wieder hinein kamen.

„Hab ich dir heut schon gesagt, dass ich dich liebe Kazu?“

Ich grinste und schüttelte mit dem Kopf.

„Nein hast du nicht…und ich liebe dich auch“, entgegnete ich und stibitzte Kyo seine Zigarette, worauf er mich mahnend ansah, doch mittlerweile wusste ich, dass ich diesen Blick nicht ernst nehmen musste.

„Was hast du heut eigentlich gemacht?“

„Yuna beim Umzug geholfen…mein Dad war auch da…“

Auf einmal war sein Blick voller Sorge, aber ich lächelte.

„Alles gut…ich hab ihm die Meinung gesagt, dass er ein echt beschissener Mensch ist. Das war’s…mir geht’s super, wirklich. Darf ich dich küssen oder verschmiert dann dein Make-up?“

Ohne zu antworten, zog mich Kyo an sich und ich versank in seinem Kuss. Himmel, diese Mischung aus Parfum, seinem Geruch und dem Geschmack seiner Lippen ließen mich schweben.

„Ich muss langsam wieder rein Süßer…kommst du mit und schmachtest mich vom Publikum aus an?“

Ein Lachen entfuhr mir.

„Auf jeden Fall.“

Auch die anderen Diru Members waren jetzt in der Garderobe versammelt und wir brachen auf in Richtung Bühne. Ich mischte mich unter die bereits tobenden Fans und schaffte es sogar mich in die vorderste Front vor zu kämpfen. Ich stand neben einer Horde Mädels und zwei Jungs. Nach wenigen Minuten setzte das Intro ein und die Menge jubelte. Schrie den Namen der Band und ich bekam eine Gänsehaut. Eines der Mädels erklärte dem anderen, dass zuerst Shinya auf die Bühne kam und dem war auch so. Der hochgewachsene Drummer grüßte seine Fans und nahm hinter seinem Schlagzeug platz. Gefolgt von Die, Toshi und Kaoru. Wahrscheinlich fiel nur mir die liebevollen Blicke auf, die der blonde Gitarrist seinem Bassisten zuwarf. Alle jubelten. Doch dann schwoll das tosende Gejubel ums dreifache an und auch mein Herz schlug schneller, als Kyo sein Reich betrat und die Musik einsetzte. Seine leicht aggressive Stimme erfüllte den Raum und neben mir flippten die Mädels völlig aus. Devote my life ließ die Menge tanzen und hüpfen. Die Girls neben mir konnten nahezu jedes Wort mitsingen, was mich in Anbetracht dessen, dass Kyo viel growlte, schon fast beeindruckte. Ich versuchte ihn mit meinem Blick zu folgen und ihn dazu zu bekommen, mich anzuschauen. Doch ich könnte auch verstehen, wenn er mich mied. Ab und zu schweiften meine Augen zu Die und Toshi. Zuckersüß, wie sich die beiden ganz heimlich miteinander flirteten.

 

Zatsuon no sekai Kimi wa nani ga hoshii?

Jikkan shita mirai ni kiite goran yo
 

We will not give up
 

Imi no nai tamerai kizu to

Jūsūnen kokoro wa mujin Herahera
 

Pechakucha shaberu gomidomo ga

Kusari hitotsu mogenai kai inu
 

Fall

 

Auch ich bewegte meine Lippen stumm zu Utafumi. Die Mädels neben mir kreischten wie blöd, als sich Kyo seines Kurzmantels entledigte. Naja, jetzt gab es nur noch eine Schicht, die er ablegen konnte und insgeheim freute ich mich schon sehr darauf. Hoffentlich wurde ihm schnell warm. Doch zu meinem Bedauern blieb er bis zur Zugabe angezogen. Erst, nachdem die Jungs ein zweites Mal die Bühne betraten, kam mein schöner Sänger oben ohne und unsere Blicke trafen sich tatsächlich. Er zwinkerte mir unauffällig zu und ich schickte ihm einen stummen Kuss. Und jetzt bewegte er sich elegant zu den Klängen der Musik, zeigte vollen Körpereinsatz und ich hasste ihn ein bisschen dafür. Auch mir wurde viel zu heiß bei diesem Anblick, deshalb zog ich mein T-Shirt aus, denn darunter trug ich mein Netztop. Das Shirt stopfte ich in meine Umhängetasche und bewegte mich zur Musik. Wissend, dass

mich Kyo hoffentlich genauso anschmachtete, wie ich ihn gerade.

Leider verging dieser musikalische Zauber viel zu schnell und die Jungs verschwanden hinter der Bühne. Auch ich drängte mich in Richtung Backstage, zeigte mein Bändchen und fand die fünf umringt von fast tollwütigen Fans. Nein, vier. Wo war Kyo schon wieder? Hatte er etwa die Flucht ergriffen? War ihm fast zuzutrauen, deshalb beschloss ich ihn suchen zu gehen. Im Backstage fand ich ihn nicht, deshalb ging ich nach draußen. Dort stand er rauchend und noch immer oben ohne. Ich lehnte die Tür an und fing die vereinzelten Schweißtröpfchen mit den Fingern auf, die seinen Oberkörper benetzten. Er sog die Luft ein und schloss die Augen, während ich ihn berührte. Genüsslich zog er an seiner Zigarette und blies den Rauch aus. Ich fuhr die Umrisse seiner Tätowierungen nach, wie ich es so gern tat und benetzte seinen verschwitzten Körper mit Küssen.

„Wir sollten rein gehen…“, hauchte er mir zu und wusste, dass er mich schon wieder völlig verrückt machte. Ich wartete im Backstage, während er duschte. Danach fuhren wir nach Hause, weil Kyo für morgen fit sein wollte.

 

Die nächsten Konzerte in Japan verliefen ähnlich und Mal mischte ich mich unters Volk, mal schaute ich vom Rand aus zu. Kyo und ich teilte sich ein Zimmer, als die Jungs außerhalb von Kyoto spielten. An manchen Tagen wirkte er sehr versunken, da ließ ich ihn eher allein, doch an anderen Tagen überschüttete er mich mit seiner Liebe und davon konnte ich nicht genug bekommen.

So rückte unsere Reise nach Russland und Deutschland immer näher und somit auch die Aufregung.

„Deutschland ist super, da gibt’s gutes Bier und die interessieren sich nicht unbedingt dafür, ob man tätowiert ist oder nicht. Scheinen wirklich tolerant zu sein. Aber überzeug dich selbst Kazu-chan. Fakt ist nur, wenn du da so rum läufst, wie hier, vernaschen dich die Mädels vermutlich schneller, als du gucken kannst“, ärgerte mich Toshi und ich gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf.

Den letzten Abend, bevor unser Flug nach St.Petersburg ging, verbrachten wir in einem Hotel nahe des Flughafens. Ich stand auf dem Balkon, um eine zu rauchen. Mein schöner Mann umfing mich von hinten mit seinen Armen und legte seinen Kopf auf meine Schulter.

„Bist du bereit mit mir fremde Welten zu erkunden?“

Ich musste kichern.

„Immer…kann ich dich was fragen?“

„Klar…“

„Naja, es ist weniger eine Frage…eher eine Bitte…falls ich dir irgendwie auf die Nerven gehe oder du mehr Zeit für dich brauchst, sag mir das bitte…ich möchte nicht, dass du dich bedrängt fühlst oder so…“

Kyo schob seine Hände unter mein Oberteil und küsste mich im Nacken. Seine Fingerspitzen massierten meine Brustwarzen und ich seufzte wohlig.

„Hör auf sowas zu denken mein Schatz…komm lieber mit ins Bett…ich finde ich habe eine Belohnung verdient“, säuselte er mir ins Ohr und ich folgte diesem schönen Mann. Hinter uns schloss ich die Balkontür.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich geht es voran und die Jungs starten ihre Tour. Kazu mittendrin, was da wohl noch alles passiert? Wünsch euch viel Spaß beim Lesen :* Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  yamo-chan
2019-04-29T04:04:42+00:00 29.04.2019 06:04
Oh mann, jetzt muss ich mich ja beeilen XD

Süß die beiden <3
Antwort von:  MarryDeLioncourt
29.04.2019 07:27
Ach Quatsch XD. Das kapi hätte schon viel eher online sein sollen. Bin etwas im Verzug mit allem, aber gestern war kreativer Sonntag und bald kommt mehr, auch bei der anderen diru Story ^^


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