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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, nun nachdem ich seit dem letzten Monat tatsächlich zwei Jahre an dieser Geschichte sitze, gibt es ein neues Kapitel. Ich weiß nicht, ob ich mich freue oder nicht, eigentlich sollte sie längst fertig sein. XD Na ja, ich denke, die meisten werden sich nicht beschweren. ^^*

Wir haben noch einige Kapitel vor uns (Ich würde sagen mindestens zwischen 5-10 Stück, aber da ich bisher immer schlecht im Einschätzen war, möchte ich keine Garantie geben), ich hoffe, ihr bleibt weiterhin dabei. ^^

Damit viel Spaß mit dem neuen Kapitel! :-) Komplett anzeigen

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Geisterbesuch

„Mutter?”, fragte Azazel zittrig und Rin sah ihn mit großen Augen an. Was? Diese Dämonin war seine Mutter? Das konnte nicht sein! Fassungslos starrte er sie (Ruha war ihr Name, fiel ihm nach kurzem Überlegen ein) an, nicht sicher, was er von dieser Situation denken sollte. ‚Ich habe sie auf einem Bild in einem der Korridore gesehen, darum kam sie mir so bekannt vor.’, fiel es ihm endlich ein. Dennoch brachte das mehr Fragen als Antworten. Ruha war schon so lange tot und längst in das Totenreich übergegangen, wie konnte sie dann hier auftauchen? Wer einmal drüben war, kam nicht mehr als Geist zurück! Sicher, die Grenzen zwischen den Welten wurden instabiler, aber davon waren bisher nur ruhelose Geister betroffen. Ruha nickte auf Azazels Frage hin und lächelte dem Baal traurig zu, machte allerdings keine Anstalten, näher zu treten. Azazels Blick richtete sich nun auf den Nephilim, welcher noch immer wie erstarrt da stand. „Wie hast du…warum…?”, fragte er verwirrt und seine Stimme brach. Der Halbdämon konnte ihm keinen Vorwurf machen, wahrscheinlich glaubte er, zu halluzinieren. „Ich konnte nicht schlafen, also habe ich mir die Beine vertreten und bin ihr auf einem Gang begegnet. Sie hat mich hergeführt.”, erklärte er zögerlich, woraufhin Azazel langsam nickte, dann allerdings seinem Blick auswich. „Du solltest nicht hier sein…”, murmelte er erschöpft. „Es ist zu gefährlich.”
 

„Wen kümmert das jetzt?!”, entrüstete Rin sich aufgebracht. „Wie geht es dir? Ich wollte schon längst zu dir, aber die anderen haben mich nicht gelassen.” Azazel zögerte, es war offensichtlich wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte. „Nach allem was passiert ist, machst du dir noch Sorgen um mich?”, antwortete er matt. „Ja, tu ich!”, erwiderte Rin sofort und sah ihn eindringlich. „Was ist jetzt? Ist alles in Ordnung? Und warum ist deine Mutter ein Geist?!” Der Baal zögerte, bevor antwortete. „Momentan geht es. Ich weiß nicht, wie meine Mutter hier sein kann. Sie ist viel zu lange tot…” Er brach ab und schien seine Gedanken zu sortieren, dann nickte er schließlich. „Rin, in dem Schrank hinter dir ist irgendwo Kreide. Hol die bitte raus und roll sie mir über. Auch wenn ich momentan die Kontrolle habe, solltest du möglichst viel Abstand von mir halten.” Etwas überrascht von der seltsamen Bitte, kam der Nephilim der Aufforderung nach und fand tatsächlich mehrere Stück Kreide, die er Azazel zurollte. Dieser kniete sich sofort hin und begann auf der freien Fläche vor ihm ein Symbol zu zeichnen. „Was tust du?”
 

„Dafür sorgen, dass sie sprechen und die Bannkreise betreten kann.”, kam die knappe Antwort, woraufhin er lieber still blieb. Wenige Minuten später war der Baal fertig und hatte damit begonnen, etwas vor sich hin zu murmeln. Das Symbol leuchtete daraufhin auf und eine seltsame Spannung lag in der Luft, die sich schnell verflüchtigte. Zögerlich versuchte Ruha die erste Linie zu überqueren und ihr Gesicht hellte sich auf, als es funktionierte. Innerhalb weniger Sekunden war sie bei Azazel, welcher sie noch immer vollkommen geschockt ansah. Mehr als verständlich, wie Rin fand, immerhin hatte er seine Mutter das letzte Mal als Kind gesehen. „B-Bist du es w-wirklich?“, fragte er leise. Ruha nickte mit einem sanften Lächeln, dann streckte sie eine Hand aus, mit der sie ihm über die Wange strich. Interessanterweise konnte sie ihn tatsächlich berühren. „Ja, ich bin es.”, sagte sie so leise, dass Rin sie beinahe nicht verstand. Ihre Stimme klang dünn und hallend, was es schwer machte, ihre Worte zu hören. „Ich wäre eher gekommen, aber bisher habe ich es nicht geschafft, mich richtig zu verankern-“ Weiter kam sie nicht, denn Azazel hatte sie umarmt und schluchzte dabei leise. „Es tut mir leid, es tut mir so leid!“, rief er weinend. „I-Ich k-konnte nur zu sehen wie du…wie du…” Seine Stimme brach und seine Worte gingen ihn Schluchzer unter. „Shhhh, es ist in Ordnung, Azzy.”, redete die Schwarzhaarige beruhigend auf ihren Sohn ein, während sie ihn noch fester drückte und durchs Haar strich. „Ich bin da…ich bin da.” Etwas planlos stand Rin nach wie vor an derselben Stelle herum. Er hatte das Gefühl, etwas sehr Intimes zu stören und auch wenn er Azazel ebenfalls gern trösten würde, musste er außerhalb der Bannkreise bleiben. Nach einer Weile hatte sich der Dämonenkönig beruhigt und löste sich widerwillig aus der Umarmung. „Warum bist du hier?”, fragte er leise. „Wie ist das möglich?” Ruha seufzte. „Ich bin mir selbst nicht sicher, aber ich werde versuchen, es zu erklären.” Sie musterte ihn kurz und fuhr damit fort, ihm über die Wange zu streichen. „Du bist so groß geworden...und da du hast dir immer Sorgen gemacht, dass du niemals wachsen wirst.” Ihre Stimme brach, sie schien kurz vor den Tränen zu stehen. „Ich habe dich so vermisst, mein Schatz.” Erneut zog sie ihn in eine Umarmung und nach einer Weile schien sie sich beruhigt zu haben. Unerwarterweise drehte sie sich um und sah Rin an, wobei sie ihm dankbar zulächelte. „Vielen Dank für deine Hilfe. Allein bin ich nicht an den Siegeln vorbeigekommen und ich musste zu einer Person, die Azazel nahesteht. Mein Name ist Ruha, ich bin, wie du sicherlich schon gehört hast, Azazels Mutter.” Ein wenig überrascht, dass sie ihn plötzlich ansprach, nickte er. „Kein Problem. Ich bin Rin.”, stellte sich der Nephilim ein wenig unsicher vor, obwohl er seinen Namen bereits vorhin genannt hatte. Er hatte keine Ahnung wie er sich verhalten sollte, immerhin war sie früher mit seinem Vater zusammen gewesen und er war das Kind einer seiner späteren Frauen. Man konnte es drehen wie man wollte, die Situation war mehr als seltsam. Ob sie sauer war, dass sein Vater weitere Frauen genommen hatte? „Soll ich euch allein lassen oder…?”, er brach ab, da Ruha den Kopf schüttelte. „Es wäre gut, wenn du das hörst. Bleib bitte hier.” Azazel nickte ebenfalls, blieb allerdings stumm. Anscheinend war er noch immer damit beschäftigt, die momentane Situation zu begreifen. Der Halbdämon kam so nah heran, wie es möglich war und setzte sich auf den Boden, während sich Ruha neben Azazel auf dem Bett niederließ. „Ich weiß, das ist ein Schock für euch, aber wir ich habe nicht viel Zeit, daher muss ich direkt zum Punkt kommen. Ich breche hier gerade jede Menge Gesetze, aber ich kann nicht mehr tatenlos zusehen.”, begann sie ernst. „Lilith hat etwas vor und sie hat es dabei vor allem auf euch beide abgesehen. Azazel, sie will dich zurück, solange der Vertrag zwischen euch noch gültig ist, unter anderem, um ein Druckmittel gegen Satan zu haben.”
 

„Lieber bringe ich mich um, als nochmal ihr Schoßtier zu sein.”, grollte der Geisterdämon hasserfüllt, woraufhin er einen strengen Blick von seiner Mutter erhielt. „Wage es ja nicht, auch nur daran zu denken! Du wirst leben, Ende der Diskussion!”, verkündete sie entschlossen. „Alles ist besser als Liliths Sklave zu bleiben.”, konterte Azazel düster. „Mag sein, aber so weit wird es nicht kommen.”, antwortete die Dämonin bestimmt und sah zu Rin. „Sie möchte dich endgültig los werden, Rin. Ich weiß nicht wie oder wann, doch sie wird nicht Ruhe geben, bis sie dich getötet hat. Wenn es sich ergibt, würde sie dich vielleicht noch einmal als Wirt nutzen, aber sie wird das Risiko kaum eingehen.”
 

„Woher weißt du das?”, fragte Rin verwirrt. „Man bekommt im Reich der Toten mehr mit, als so mancher denkt.”, kam die kryptische Antwort, die er bereits von Shiro erhalten hatte. „Mehr darf und kann ich nicht sagen, immerhin biege ich schon die Regeln indem ich hier auftauche.”, fuhr die Schwarzhaarige fort. „Ich bin auf die Mütter eurer restlichen Geschwister getroffen und wir waren uns alle einig, dass etwas passieren muss. Die Grenze zwischen den Welten ist dünn, aber da wir bereits so lange tot sind, ist es uns nicht möglich gewesen, sie zu überqueren. Darum haben wir uns dazu entschlossen, dass eine von uns geht und der Rest seine spirituelle Energie dafür leiht. Ich habe als Geisterdämonin die meiste Kraft, daher wurde ich ausgewählt. Es war nicht einfach und die Verankerung ist nicht die stärkste, aber vorerst muss es genügen. Selbst unsere gemeinsame Kraft hätte beinahe nicht gereicht, doch glücklicherweise haben ein paar andere mitgeholfen. Unter anderem auch Kora, Veles und Vassago.”
 

„Wer?”, fragte Rin überrascht. Die Namen waren ihm nicht bekannt, es mussten also Dämonen sein, die vor seiner Ankunft in Gehenna gestorben sind. „Kora und Veles sind Ankous und Vayas Eltern und Vassago ist Amons Vater.”, erklärte Azazel kurz. „Meinst du, du kannst durchhalten, bis Vater zurück ist? Er sollte die Verankerung nochmal festigen können, wenn die anderen ihm helfen.” Ruha zögerte. „Ich werde mein Bestes geben, aber garantieren kann ich nichts.”, erwiderte sie schließlich. „Jetzt müssen wir uns erst mal um euch kümmern. Lilith hat einige ihrer Leute gesandt, um sich einzuschleichen, einige von ihnen sind Rakshasa. Ich weiß nicht, was sie genau vorhaben, aber könnte mir gut vorstellen, dass sie alles tun, um euch zu sabotieren, von Vorräten vergiften bis hin zu Streitereien anzetteln und Medikamente unbrauchbar machen.”
 

„Aber sie sind Gestaltwandler, wie sollen wir sie da finden? Sie könnten sich als Personen ausgeben, die wir kennen.”, fragte Rin nervös. Sie hatten es vor dem Sturz seines Vaters wiederholt geschafft, sich in dessen Palast zu schleichen und für Ärger zu sorgen, wie sollten sie da Erfolg haben, wo die Wachen Gehennas gescheitert waren? „Gehe zu den Exorzisten. Die meisten Rakshasa werden sich als Dämonen ausgeben, weil es einfacher für sie ist, die zu imitieren.”
 

„Dann sollte ich es gleich machen.”, überlegte Rin. „Vielleicht haben wir Glück und sie sind noch nicht hier reingekommen. Aber wie erkläre ich es, dass ich das weiß? Wenn sie die Wahrheit sagen, glaubt mir bestimmt keiner.”
 

„Zuerst kannst du erklären, warum du hier bist!”, hörte eine Stimme hinter sich, die ihn herumfahren ließ. Im Türrahmen stand Christina und sah ihn wütend an. „Du weißt ganz genau, dass du nicht herkommen sollst! Es ist zu gefährlich-”
 

„Jetzt bleib mal auf dem Boden Christina, er hatte einen guten Grund her zu kommen.”, unterbrach Azazel die Hexe ruhig. Verwundert sah sie ihn an, dann wanderte ihr Blick zu Ruha und ihre Augen weiteten sich. „Du hast die Tür geöffnet, um einen Geist rein zu lassen?!”, entfuhr es ihr. Rin wollte zur Antwort ansetzen, stockte jedoch verblüfft. „Warte, du kannst sie sehen?!” Er dachte immer, nur Geisterdämonen, ihnen zugehörige Hexen oder Menschen mit besonderen Fähigkeiten konnten sie sehen. „Das Siegel sorgt dafür, dass sie für jeden sichtbar ist.”, hörte er Azazel sagen, dann wandte er sich an die verdutzt dreinschauende Hexe. „Christina, das ist Ruha, meine Mutter. Mutter, das ist Christina, eine Hohepriesterin eines Hexenzirkels von Samael.”
 

„Ähm…Hi…Eure Majestät…?”, antwortete die Hexe mehr als überfordert. „Wobei Majestät nicht mehr gilt…oder?” Ruha winkte ab. „Wir haben jetzt keine Zeit dafür, es ist jetzt wichtiger, dass ihr eure Leute warnt. Ihr müsst zumindest so lange durchhalten bis Satan mit seinen Truppen zurück ist, dann sehen wir weiter.”
 

„Wovor warnen?”, hakte Christina nach. „Lilith will ihre Leute hier einschleusen, darunter sind Rakshasas, also müssen wir uns beeilen.”, antwortete Rin und wandte sich wieder an Azazel. „Wir bringen das irgendwie in Ordnung, ok? Also wage es nicht, schlapp zu machen!” Der Geisterdämon nickte erschöpft. „Wusstest du eigentlich, dass dein übertriebener Optimismus echt nervig sein kann?”, grummelte er, allerdings war der Anflug eines Lächelns zu erkennen. „Passt auf euch auf. Ich wünschte wirklich, ich könnte mehr tun. Wenn Satan zurückkommt, sagt ihm bitte, dass er herkommen soll.”, fügte Ruha hinzu und natürlich versprachen es beide. Widerwillig verließ Rin den Raum, aber zumindest war Azazel nicht mehr allein und konnte die Zeit mit seiner Mutter verbringen. „Geh du schon mal vor.”, sprach Christina ihn an. „Ich muss die Tür neu versiegeln, dann komme ich direkt hinterher.” Der Nephilim nickte und machte sich schnell auf den Weg. Sofort steuerte er das Zimmer an, welches sich Yukio mit den männlichen Adepten teilte. Wie erwartet schliefen alle tief und fest, doch Rin machte sich nicht die Mühe, sie vorsichtig zu wecken, immerhin bestand Zeitdruck. Stattdessen beschränkte er sich darauf, sie aus dem Bett zu brüllen, woraufhin sie erschrocken hochfuhren. Yukio griff sofort nach seiner Pistole, welcher unter dem Kopfkissen lag und sah sich hektisch um, ließ sie aber wieder sinken, als er keine Gefahr entdeckte. „Okumura, was zur Hölle ist dein Problem?! Wir dachten-”, setzte Bon an, wurde jedoch von Rin unterbrochen. „Keine Zeit, wir müssen sofort andere Exorzisten suchen, Lilith versucht Rakshasas hier rein zu schmuggeln, vielleicht sind sie sogar schon drin!”
 

„Ähm…was?”, fragte Shima und rieb sich noch schlaftrunken die Augen. „Woher weißt du das?”
 

„Das ist jetzt unwichtig!”, wich der Nephilim der Frage aus. „Wir müssen uns sofort darum kümmern!” Unsicher sahen sich die anderen an, dann ergriff Konekomaru zögerlich das Wort. „Bist du sicher, dass du nicht nur geträumt hast? Nach allem, was passiert ist, kann das schon passieren.”, schlug er zaghaft vor. Rin widerstand dem Drang sich die Haare zu raufen (die Eigenarten seiner Geschwister und seines Vaters schienen mehr abzufärben als gedacht) und schüttelte stattdessen den Kopf. „Das war kein Traum! Bitte, ihr müsst mir glauben! Ich verspreche, es euch später zu erklären!” Kurzes Zögern folgte, dann nickte Yukio schließlich. „Na gut, ich glaube dir.” Der Rest nickte zustimmend. „Du wirst dir wohl was bei denken…”, grummelte Bon. „Wenn du recht hast, müssen wir so schnell es geht den anderen Bescheid sagen.”
 

„Aber was, wenn die Rakshasas schon hier sind und sich als Menschen ausgeben? Wenn sie merken, dass wir über ihren Plan Bescheid wissen, werden sie uns bestimmt töten.”, warf Shima nervös ein. „Das ist eher unwahrscheinlich. Menschen sind für sie schwerer zu imitieren, allein wegen der Sprache.”, erklärte Rin schnell und genoss es sehr, zur Abwechslung als einziger etwas zu wissen und überraschte Blicke zu bekommen. „Sie werden sich eher als Dämonen ausgeben, also sollten wir um die einen Bogen machen, zumindest solange nicht mehr davon wissen. Außerdem habe ich irgendwo gelesen, dass man sie mit etwas Glück an den Augen erkennen kann, aber das geht wohl nur, wenn sie schon längere Zeit in einer Gestalt geblieben sind, also fällt das wohl weg.”
 

„Gut, dann würde ich vorschlagen, dass wir zuerst alle auf diesem Flur aufwecken und uns dann aufteilen. Je schneller sich die Nachricht verbreitet, umso besser.”, sagte Yukio und alle stimmten zu. Sie begannen sofort damit, die Exorzisten in den nächsten Räumen zu wecken. Natürlich bekamen dadurch auch mehrere Dämonen mit, was los war, aber darüber konnten sie sich später Gedanken machen. Selbst wenn Rakshasas dabei waren, jetzt wussten zu viele davon, als dass sie es noch aufhalten konnten. Rin war gerade auf eine Patrouille getroffen und hatte diese gewarnt, als er eine vertraute Stimme seinen Namen rufen hörte. Es war Izumi. Der Halbdämon wartete, damit der Mönch aufholen konnte. „Hier bist du also!”, wurde er begrüßt. „Hier steht gerade alles Kopf! Angeblich will Lilith einige ihrer Leute hier einschleusen-”
 

„Ja, ich weiß.”, unterbrach Rin den älteren. „Ich bin es, der die Warnung ursprünglich verbreitet hat, zusammen mit Yukio und meinen Freunden.” Wie erwartet erhielt er einen verwirrten Blick. „Die Warnung kam von dir? Aber woher wusstest du das?” Erneut zögerte Rin, bevor er antwortete. „Lange Geschichte. Sagen wir, es ist ˈne Dämonensache, ok? Ich erkläre es später, versprochen.” Glücklicherweise hakte Izumi nicht nach und nickte. „Also gut. Aber du solltest hier wirklich nicht allein rumlaufen, wenn sie doch schon drin sind, bist du für sie ein gefundenes Fressen. Die anderen suchen dich auch überall.” Früher hätte sich der Jugendliche wohl darüber aufgeregt, dass er selbst auf sich achten konnte und sie ihn nicht ständig babysitten musste, doch im Laufe der vergangenen Monate war ihm klar geworden, wie wertvoll die Unterstützung anderer war. Es war sehr rührend, dass sie noch immer auf ihn aufpassten, auch wenn er längst nicht mehr ihre Verantwortung war. Sicher, ein Teil würde sich immer fragen, was gewesen wäre, wenn er in Gehenna aufgewachsen wäre, aber ein anderer war froh, eine so großartige Zweitfamilie gehabt zu haben. „Ich wollte jetzt sowieso wieder zu Yukio und den anderen. Ich schreibe ihnen eine Nachricht, dann können wir uns treffen.”. schlug er vor und natürlich stimmte Izumi zu. Wenige Minuten trafen sie sich in der Kantine, wo reger Betrieb herrschte. Offenbar hatte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. „Du hattest recht, Rin.”, wurde er von Yukio begrüßt. „Sie haben zwei Rakshasas dabei erwischt, wie sie unsere Vorräte vergiften wollte und ein weiterer die Wasserversorgung. Das Gift hätte einen Menschen innerhalb von Sekunden getötet und Dämonen hätte es erst gelähmt und dann langsam getötet.” Wie auf Stichwort schwangen die Türen auf und die drei Rakshasas wurden in den Raum gezerrt. Diese versuchten sich laut zischend loszureißen, aber die Dämonen, die sie hielten, ließen nicht locker. Es war tatsächlich das erste Mal, dass Rin Rakshasas vom nahen sah. Entgegen anderer humanoid aussehender Dämonen hatte ihre Haut eine unnatürliche Farbe und konnte rot, gelb, blau, grün, schwarz, pink, silber, braun oder orange sein. Zudem waren ihre Dämonenmale durchgehend zu sehen und manche hatten ein drittes Auge auf der Stirn, was hier allerdings nur bei einer der beiden Frauen der Fall war. „Hände weg, ihr dreckigen Verräter!”, fauchte die andere Rakshasi, doch die Dämonen ignorierte sie. „Sie weigern sich, uns zu sagen, wie sie reingekommen sind oder ob noch mehr hier sind. Was tun wir jetzt?”, fragte einer von ihnen. Ein wenig planlos sahen sich die übrigen Dämonen und Exorzisten an. Sie hatten nicht direkt einen Anführer festgelegt, stattdessen teilten sich einige das Kommando. „Wie wär’s. wenn wir Alastor fragen? Er hat immer noch den höchsten Rang und die meiste Erfahrung.”, schlug schließlich ein Dämon vor. „Sperren wir sie ein, bis Lord Satan zurück ist, schlussendlich entscheidet er ohnehin.”, warf ein anderer ein. „Sie sind in unser Hauptquartier eingedrungen, das sollte dem Paladin und den Grigori zustehen!”, protestierte einer der Exorzisten. Rin und alle anderen unterdrückten ein Aufstöhnen. Wieder ging Streit los, konnte es nicht einmal ohne gehen? „Das können wir aushandeln, wenn sie wieder da sind.”, mischte sich ein weiterer Exorzist ein. „Sperren wir sie vorerst ein und suchen weiter falls noch mehr hier sind.” Glücklicherweise stimmten alle zu, manche widerwilliger als andere, aber zumindest war es zu keiner Eskalation gekommen. Rin war erleichtert, dass niemand hinterfragte, woher die Warnung gekommen war, er hatte momentan wirklich keine Lust ihnen das erklären zu müssen. Abgesehen davon könnten sich irgendwo weitere Anhänger Liliths herumtreiben, besser sie erfuhren nichts von Ruha. Leider wurde schnell deutlich, dass sich tatsächlich noch mehr im Gebäude befinden mussten, da nur wenige Minuten später mehrere Leichen ein Stockwerk höher gefunden wurden und Brandspuren aufwiesen, dabei besaßen Rakshasas keinerlei Feuerkräfte. Sie verließen sich lieber auf Täuschung, Angriffe aus dem Hinterhalt oder griffen wie Luxuria auf Illusionen zurück. Folglich mussten die gesuchten Feuerdämonen sein, was die Suche nur schwerer machte. Dafür hatten sie herausgefunden, wie Liliths Leute eindringen konnten: Es gab alte Tunnel unter der Stadt, von denen einer direkt hier rein führte. Zwar war dieser vor knapp 100 Jahren verschlossen worden, aber als Lilith die Basis übernommen hatte, hatten sie ihn wieder freigelegt. Wahrscheinlich waren sie nur auf Zufall darauf gestoßen, weswegen es nicht weiter verwunderlich war, dass niemand nach der Rückeroberung überprüft hatte, ob der Gang wirklich noch verschlossen waren. Nach langer Suche ging man davon aus, dass der Rest entweder geflohen war oder sich irgendwo im Gebäude versteckte. Aus diesem Grund sollten alle vorerst in ihre Unterkünfte beziehungsweise auf ihre Posten zurückkehren und dabei in Gruppen bleiben. Da Rin momentan allein in seinem Zimmer schlief, wurde er kurzerhand umverlegt und sollte nun mit seinem Bruder und dem Kyoto Trio in ein Zimmer, wo einige Betten frei waren. Zudem patrouillierten mehr Wachen auf dem Gang, für den Fall, dass der flüchtige Dämon ihn angreifen wollte. Zwar war ihm das ein wenig unangenehm, aber es war auf jeden Fall besser, als im Schlaf ermordet zu werden.
 


 

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Paris hatte sich seit Iblisˈ letztem Besuch kaum verändert. Er sollte wohl nicht weiter überrascht sein, immerhin war er in den letzten Jahrzehnten immer wieder in dieser Stadt unterwegs gewesen. In anderen Ländern, wo er seltener unterwegs war, waren die Unterschiede deutlicher. Normalerweise wäre es wohl etwas Gutes, sich bereits auszukennen, aber in diesem Fall war der Baal nur noch genervt. Er konnte selbst nicht erklären warum, aber dieses Land und er schienen einen aufeinander beruhenden Hass zu haben. Besonders Paris konnte er nicht leiden, wobei dies eventuell diesem einen Mal, wo sie sich dank Lucifer in den Katakomben verlaufen hatten, zuzuschreiben war. Azazel hatte es zweifellos am meisten mitgenommen, er hasste enge Räume und bekam im schlimmsten Fall sogar Panikattacken, doch Iblis hatte es, warum auch immer, ebenfalls ziemlich fertig gemacht. Hinzu kam noch sein ständiger Ärger mit der Polizei, die wahrhaftig ein Talent dafür hatte, ihn immer dann anzutreffen, wenn es so gar nicht passte. Schritte ertönten hinter ihm und er sprach die Person, ohne sich umzudrehen an. „Hau ab, Jahi. Ich bin echt nicht in Stimmung für deinen Scheiß.” Er sah förmlich vor seinem inneren Auge wie die Dämonin zusammenzuckte. Zu seinem Ärger kam sie näher, wenn auch zögerlich. Hinter ihr standen in kurzer Entfernung zwei Aufpasser, die sie genau beobachteten. „Bitte, ich möchte mit dir reden.”
 

„Dafür hattest du die letzten Jahrhunderte Zeit gehabt. Zu spät. Jetzt verschwinde. Ich toleriere dich hier, aber das heißt nicht, dass alles wieder in Ordnung ist.”, zischte er genervt und widerstand dem Drang, sich umzudrehen und der Dämonin, welche er einst für eine Freundin gehalten hatte, eine reinzuhauen. „Das verstehe ich und ich verspreche, dass ich gehe, sobald ich fertig bin. Bitte, ich will es nicht so stehen lassen-”
 

„Tja und ich wollte mich mit Personen befreunden, denen ich trauen kann, keine Halbgeschwister, die versuchen mich umzubringen und ein paar Wochen Urlaub in Spanien. Schätze, wir werden beide enttäuscht.”, antwortete Iblis und schaute die Rothaarige endlich an. Beschämt wich sie seinem Blick aus und wrang ihre Hände, offenbar hin und her gerissen. „Ich bin nicht Rin oder Egyn.”, fuhr der Baal daher fort. „Ich vergebe nicht so leicht, vor allem, wenn man mich anlügt oder verrät. Ich hatte in meinem Leben schon genug falsche Freunde, aber du heimst in der Kategorie eindeutig die Lorbeeren ein. Nach all der Zeit, in der ich mit Samael zusammengelebt habe, sollte man meinen, ich erkenne, wenn jemand lügt.” Jahi schweig und blieb wo sie war. Der Dämonenkönig wusste nicht, ob er genervt oder wütend deswegen sein sollte. Er wollte, dass sie ihn endlich in Ruhe ließ und verschwand. Gerade wollte er sie erneut anfahren, als ihm eine Frage einfiel, die ihm schon einige Zeit unter den Nägeln brannte. Wahrscheinlich würde ihm die Antwort nicht viel bringen oder großartig kümmern, aber er wollte es wissen. „Lasst uns allein. Ich sage Bescheid, wenn ihr sie holen sollt.”, befahl er den beiden Dämonen im Hintergrund. „Seid Ihr sicher? Sie könnte versuchen zu fliehen oder Euch anzugreifen.”, fragte einer von beiden, woraufhin der Feuerdämon schnaubte. „Ich kann mich verteidigen und wenn sie so dumm ist abzuhauen, töte ich sie. Also ja, ich bin sicher.” Für einige Sekunden zögerten beide, dann gaben sie nach und gingen. Jahi sagte nichts und sah Ibis erwartungsvoll an. „War sie es wirklich wert?”, fragte dieser direkt. Überrascht sah die ältere Dämonin ihn an. „Was?”, antwortete sie unsicher und rieb sich dabei nervös den Unterarm, eine Angewohnheit, die ihm bereits häufiger aufgefallen war. „Aeshma. Sie war einer der Hauptgründe, dass du deinen kleinen Rachefeldzug begonnen hast, nicht wahr? Anscheinend war sie nicht unbedingt die beste Mutter, aber trotzdem tust du es auch für sie.”, erklärte er und war selbst verblüfft wie ruhig er sprach. „Natürlich ist sie das!”, rief Jahi sofort. „Sie war meine Mutter!” Iblis lächelte bitter. „Und meine, zumindest aus biologischer Sicht. Blut allein macht die Familie nicht aus. Deine Geschwister verstehe ich, aber warum Aeshma? Sie hat deinen Vater betrogen, hat Gehenna an Lilith verraten und ich wette, sie war nach dem Rauswurf nicht sonderlich fürsorglich. Also, warum wolltest du sie unbedingt rächen?” Jahi zögerte, dann seufzte sie und trat einige Schritte nach vorne. Iblis beobachtete sie genau, als sie sich neben ihn setzte, sagte jedoch nichts. „Mein Vater war ein Arschloch, sie war nicht glücklich bei ihm.”, begann sie und für einige Sekunden veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, offenbar in den Erinnerungen versunken. „Ihre Ehe war arrangiert, auch wenn ihre Familien das vehement abstreiten würden. Dafür war er immer sehr fürsorglich, wenn es um mich und meine Geschwister ging. Zumindest bis zu dem Tag, an dem er von der Affäre erfuhr.”, erklärte sie und brach kurz ab, eh sie weitersprach. „Mama war nicht die liebevollste Mutter, sie war eher an ihrem sozialen Leben und ihrem Aussehen interessiert, aber sie hat sich dennoch um uns gekümmert. Im Nachhinein betrachtet, bin ich nicht sicher, wie wichtig wir ihr wirklich waren. Manchmal hatte ich das Gefühl, war wären nur Trophäen, die schön anzusehen sind und durch die man sich besser als alle anderen fühlt. Sie hat gegenüber ihren Freunden immer mit unseren Erfolgen geprahlt und uns mit deren Kindern verglichen, als wäre es eine Art Wettbewerb, worum es auch ging. Sie hat Aufmerksamkeit genossen, egal welcher Art und ich wäre nicht überrascht, wenn sie noch andere Affären hatte. Wie gesagt, ihre Ehe war ziemlich lieblos.”
 

„Mit anderen Worten, sie hat euch ausgenutzt.”, unterbrach Iblis sie. „Ihr war ihr eigener Ruf und ihr Leben wichtiger und ich bin nicht überrascht.”
 

„Hey, wenn du schon fragst, lass mich ausreden.”, konterte Jahi. „Ja, ihre Liebe war nicht bedingungslos, aber trotzdem habe ich sie geliebt. Als wir dann rausgeflogen sind, hat sich alles geändert. Von da an waren wir auf uns gestellt und Mama war zu stolz, um Hilfe bei Satan zu suchen. Ich habe damals kaum begriffen, was los war, ich wusste nur, dass wir nie wieder nach Hause gehen würden. Es war nicht einfach für uns, aber trotzdem hat sie uns nicht ins nächste Waisenhaus gesteckt. Vielleicht hatte sie noch Hoffnungen, doch irgendwie zurück in eine hohe Position zu kommen oder liebte uns mehr als gedacht. Sie war nicht perfekt, aber sie war immer noch meine Mutter. Als sie gestorben ist, war ich am Boden zerstört und als ich dann von meinen Geschwistern getrennt wurde, dachte ich, alles wäre endgültig vorbei. Glücklicherweise habe ich dann meine Adoptivfamilie bekommen und habe sogar einige Jahre Stihi und Aym wieder gefunden und Kontakt mit ihnen gehalten. Den Rest kennst du. Ja, sie war nicht die beste Mutter und keine gute Person und ich bin wütend auf sie wegen ihrer Lügen, aber ich kann mich nicht dazu bringen, sie zu hassen.”, schloss sie. „Du willst nur nicht einsehen, dass sie eine schlechte Person und Mutter war.”, schnaubte Iblis. „Hätte sie sich wirklich um euch gesorgt, hätte sie die Wahrheit gesagt, stattdessen hat sie euch angelogen und diese Lüge hat Stihi und Aym wahrscheinlich das Leben gekostet. Wenn du jemanden die Schuld an allem geben willst, dann suche sie bei ihr und Lilith.”, erklärte er ungerührt und stand auf. „Wenn das alles ist, kannst du ja wieder gehen.” Jahi sprang ebenfalls auf. „Verdammt nochmal, ja, ich habe eine Fehler gemacht, aber wenn du mich nicht ausreden lässt-”
 

„Was soll es noch zu bereden geben?”, unterbrach Iblis sie harsch. „Ich habe dir vertraut, du hast uns verraten und jetzt kommst du wieder angekrochen. Lüge hin und her, ich verzeihe dir nicht, dass du meine ganze Familie und Gehenna mit reingezogen hast. Tu uns beiden einen Gefallen und halte dich fern von mir. Mir ist es egal, was aus dir wird, für mich bist du gestorben. Fahre meinetwegen zum Hades, es kümmert mich nicht.” Abrupt wandte er sich um und ging, um den Aufpassern Bescheid zu sagen und Egyn zu suchen. Dieses Mal hielt Jahi ihn nicht auf.

 
 

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Wie durch ein Wunder verlief die Nacht ohne weitere Zwischenfälle und Rin erwachte mehr oder weniger ausgeruht, obwohl er lange wach gelegen hatte. In der Kantine setzte er sich mit seinem Bruder und den Adepten zusammen, wo Izumo ihn erneut auf letzte Nacht ansprach und nachfragte, woher er von den Eindringlingen wusste. Nach einigem Zögern erzählte er, was geschehen war und erhielt dafür fassungslose Blicke. „Du willst uns wirklich erzählen, dass Azazels Mutter, die in seiner Kindheit gestorben ist, dir als Geist erschienen ist, damit du sie zu Azazel führst und sie euch warnen kann?”, fasste Bon zusammen, offenbar mehr als zweifelnd. „Das kann nicht dein Ernst sein.”
 

„Warum sollte das nicht gehen? Sie ist sicherlich mächtig und wenn sie Hilfe hatte, wird das vieles einfacher machen. Wir wissen nichts über Geister, also können wir das kaum beurteilen.”, warf Konekomaru ein. „Es ist aber irgendwo auffällig, dass sie ausgerechnet jetzt auftaucht.”, kommentierte Shima und wirkte dabei ausnahmsweise nachdenklich. „Was wenn das gar nicht seine Mutter ist, sondern ein anderer Geist gibt sich als sie aus? Oder es ist kein Geist, sondern ein Dämon oder ein Gestaltwandler oder sowas?”
 

„Sie hat sich wie ein Geist angefühlt und die typischen Anzeichen waren ebenfalls da. Abgesehen davon hätte sie uns kaum gewarnt, wenn das ein Trick von Lilith ist. Und Azazel denkt offensichtlich, dass sie echt ist und er wird’s wissen.”, argumentierte Rin, auch wenn Shimas Worte ihn zweifeln ließen. Was, wenn es wirklich ein Trick war? „Na ja, sie ist seine Mutter, es wäre nicht so überraschend, wenn er sich dann leichter täuschen lassen würde.”, warf Izumo ein und machte ihn damit noch nervöser. „Wenn meine tote Mutter mir plötzlich erscheinen würde, dann würde ich es auch nicht wahrhaben wollen, dass es ein Trick ist.” Damit lag sie nicht falsch, bei Rin wäre es nicht anders. Würde Shiros Geist plötzlich auftauchen, wäre er wohl ebenfalls zu glücklich, um auf andere zu hören, die es für eine Falle hielten. „Warum fragst du nicht jemanden, der Azazels Mutter kannte? Vielleicht weiß er oder sie mehr.”, schlug Konekomaru vorsichtig vor. „Die einzigen, die mir da einfallen, sind Vaya und Alastor.”, antwortete Rin langsam. „Aber Vaya war selbst noch Kind, als sie gestorben ist und sie hat mir mal erzählt, dass sie trotz ihres Elementes nicht allzu viel über Geister weiß, nur die Grundlagen und Alastor ist nicht hier.”
 

„Alastor ist doch dieser Dämon, der immer so grimmig dreinschaut und die ganzen Narben und eine Tätowierung auf der Stirn hat?”, fragte überraschenderweise Shiemi, woraufhin Rin nickte. „Ihn habe ihn erst gestern Abend gesehen, anscheinend war er verletzt und durfte deswegen nicht mitkämpfen.” Rin mehr als überrascht von ihrer Aussage, immerhin gehörte Alastor zu den besten Kämpfern Gehennas. Es fiel ihm schwer, sich den Feuerdämonen kampfunfähig vorzustellen. Andererseits wurde auch seinem Vater großes Können nachgesagt und dieser war von Lilith und den Aveira besiegt worden. Schlussendlich konnte wohl jeder verletzt oder getötet werden, ganz egal wie gut und erfahren man war. Vielleicht wäre es tatsächlich das Beste, ihn zu fragen. Zwar mochte Alastor ihn nach wie vor nicht, aber in diesem Fall würde er sicher zuhören. „Weißt du, wo er ist?”, fragte er Shiemi, diese zuckte leider mit den Schultern. „Nein, keine Ahnung. Aber wenn du rumfragst, wirst du es sicher herausfinden. Sollen wir mitkommen und dir helfen?” Schnell schüttelte Rin den Kopf. „Besser nicht. Er mag Menschen noch weniger als mich und er wird nicht gerade gute Laune haben. Außerdem habt ihr doch sicher auf der Krankenstation zu tun.” Die blonde Adeptin wirkte enttäuscht, nickte jedoch und wandte sich wieder ihrem Frühstück zu. Die anderen fuhren ebenfalls mit frühstücken fort, allerdings lag eine seltsame Stimmung in der Luft. Rin hatte zwar begonnen sich wieder an sie zu gewöhnen, aber dennoch war es nicht wie früher. Vielleicht lag es an seiner Zeit in Gehenna, vielleicht an etwas anderem, so oder so gefiel es ihm nicht. Es war wie eine Kluft, die zwar nicht groß, aber trotzdem nicht zu überqueren war. Ob sich das nach dem Krieg verflüchtigen würde? Schlussendlich war es Yukio, der erneut die Stille durchbrach. „Ich habe übrigens gehört, dass sie einen Feuerdämonen gefangen genommen haben. Zwar ist es noch nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich ist er der letzte Lilith Anhänger. Es ist ihnen außerdem gelungen, die Tunnel zu verschließen, wir haben also von dort nichts mehr zu befürchten.”
 

„Du solltest trotzdem nicht allein zu Alastor gehen, Rin.”, fügte Bon hinzu. Der Nephilim nickte nur seufzend, ihm fiel sogar zunächst gar nicht auf, dass der angehende Aria ihn soeben beim Vornamen genannt hatte, was er sonst nie tat, doch es ließ nicht lange auf sich warten. „Moment mal, seit wann nennst du mich beim Vornamen?!” Sofort schoss dem älteren Jungen die Röte ins Gesicht und er versuchte schnell, sich zu rechtfertigen. „N-Na ja, wir kennen uns jetzt so lange, haben einiges erlebt und sind in eine Klasse gegangen. Und es ist seltsam, wenn sich Freunde mit Nachnamen anreden also…”
 

„Warum nennt ihr Shima dann nie beim Vornamen?”, fragte Izumo und rettete Bon damit vor einigen Sticheleien. Konekomaru zuckte mit den Schultern. „Das ist eben so.”
 

Die junge Adeptin verdrehte daraufhin die Augen. „Warum ihr euch überhaupt mit ihm abgebt, ist mir ein Rätsel. Er ist ein Volltrottel.” Natürlich konnte der Pinkhaarige dies nicht auf sich sitzen lassen und verteidigte sich sofort. „Ein Volltrottel?! Weißt du, Izumo-chan, Worte können auch weh tun.”, jammerte er schmollend. „Und ich bin kein Trottel! Ich bin eben nicht so ernst wie ihr. Es bringt doch nichts, sich immer nur unter Druck zu setzen!” Rin ignorierte ihr übliches Drama, beendete sein Frühstück und brachte sein Tablet weg. Er kehrte dann an den Tisch zurück, um sich zu verabschieden und suchte sich jemanden, der bereit war, ihn zu Alastor zu bringen. Glücklicherweise fand sich recht schnell jemand dafür und sie machten sich gemeinsam auf den Weg. Es waren zwei Dämonen, welche zur Bewachung abkommandiert waren und sichtlich erleichtert darüber waren, ein wenig Abwechslung zu bekommen, wenn auch nicht für lange. Wie sich herausstellte, war die rechte Hand Satans in einer der Trainingshallen und damit beschäftigt, mehrere Ziele zu pulverisieren. Rin war nicht sicher, ob es wirklich klug war, sich ihm zu nähren, er befürchtete, selbst als Ziel zu enden, wenn er zu nahe herankam. Immerhin schien der Feuerdämon gerade ziemlich vertieft und würde ihn am Ende noch für einen Feind halten. Seine beiden Begleiter waren bereits gegangen, weswegen sie momentan die einzigen in der Halle waren. Vielleicht wäre es besser, sich irgendwie bemerkbar zu machen, immerhin wollte er nicht mit einem Attentäter verwechselt und angegriffen werden. „Ähm…Hallo, Alastor!”, rief er dem Vollstrecker zu. „Ich muss mit dir reden.” Falls der Feuerdämon ihn gehört hatte, ließ er sich es nicht anmerken und zerschmetterte einige weitere Ziele. Wieder einmal wurde Rin bewusst, dass er den älteren Dämon wirklich nicht zum Gegner haben wollte. ‚Wenn er schon so kämpft, wenn er verletzt ist und als kampfuntauglich gilt, will ich ihn nicht erleben, wenn er gesund ist. Vor allem, wenn ich sein Ziel bin.’, dachte er schaudernd. Inzwischen war Alastor fertig geworden und wandte sich an ihn. „Du hast es also tatsächlich mal geschafft nicht dem nächstbesten Lilith Anhänger in die Arme gelaufen. Na, Gratulation.”, wurde er begrüßt. Rin spürte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, gab allerdings sein Bestes, um es zu überspielen. „Ja, ich bin selbst überrascht.”, erwiderte er und schien Alastor mit dieser Reaktion im Kalten zu erwischen. Dies hielt jedoch nicht lange an. Mit einem Schnauben ließ er sich auf einer der Bänke nieder, wischte sich den Schweiß von der Stirn und begann damit, seine Schwertklinge zu ölen. „Also, was willst du von mir? Wahrscheinlich keine Trainingsstunde.”, fragte er, ohne von der Kling aufzusehen. Rin zögerte, plötzlich war er nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, ihn von dem Geist zu erzählen. Andererseits hatte er wohl kaum etwas zu verlieren. „Ich will dich etwas fragen. Über Azazels Mutter und…Geister.” Sofort erstarrte der ältere Dämon und für einige Sekunden schwiegen sie sich an, dann hob er den Kopf und sah ihn durchdringend an. „Setz dich, erzähl, was passiert ist und lasse ja nichts weg.”, befahl er grimmig. Zögerlich setzte sich Rin neben ihn auf die Bank und dabei einen kleinen Abstand. „Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen, also bin ich rausgegangen, um mir die Beine zu vertreten. Ich hatte schon am Tag zuvor immer wieder ein seltsames Gefühl gehabt.”, erklärte er. Während er erzählte, verzog Alastor keine Miene und unterbrach ihn nicht, daher dauerte es nicht lange, bis Rin alles erzählt hatte. Für einige Sekunden meinte er, Besorgnis im Gesicht des Feuerdämons zu sehen, welche er allerdings schnell verbarg. „Das war verdammt dumm von dir, ihr zu folgen. Sie hätte ein Trick sein und dich sonst wo hinführen können.”, zischte er, seufzte dann jedoch. „Aber damit hast du uns wohl allen den Arsch gerettet.” Rin traute seinen Ohren kaum. War das tatsächliche Anerkennung von Alastor? „Ich kenne mich nicht mit Geistern aus, aber nach dem, was du mir gesagt hast, wird es auf jeden Fall einer sein.”, fuhr er fort. „Wäre es keiner, hätte das spätestens Azazel erkannt. Man mag von ihm halten, was man will, aber auf dem Gebiet machen ihm die wenigsten was vor.”
 

„Glaubst du, es war wirklich Ruha?”, hakte der Nephilim vorsichtig nach, woraufhin er ein Schulterzucken erhielt. „Schwer zu sagen. Azazel sollte seine Mutter wohl am besten kennen, aber wie du schon selbst festgestellt hast, dürfte sein Urteilsvermögen getrübt sein. Wir könnten einige ihrer Geschwister fragen, aber ich denke, es wäre klüger, es erstmal Satan wissen zu lassen. Auch wenn sie dir geholfen hat, solltest du ihr nicht sofort trauen. Invidia und zahllose Rakshasas haben sowas in der Vergangenheit schon ausgenutzt. Einmal eine harmlos wirkende Gestalt annehmen, sich das Vertrauen erschleichen und dafür notfalls die eigenen Leute opfern und dann zuschlagen.”
 

„Klingt, als würdest du aus Erfahrung sprechen.”, antwortete Rin unsicher. „In einer Position wie meiner überlebt man nicht lange, wenn man nicht mit sowas rechnet.”, kam die knappe Erwiderung. Offensichtlich wollte er nicht darüber reden. „Wissen noch andere davon?” Rin nickte. „Yukio, Christina und meine Freunde. Sonst keiner.”
 

„Du meinst die eine Hohepriesterin von Samael, die wie ein Kind aussieht?”
 

„Genau. Sie hat mich erwischt, als ich mit Ruha bei Azazel war. Seitdem habe ich sie allerdings nicht mehr gesehen. Vielleicht weiß sie mehr, ich könnte sie suchen und mit ihr reden.”, schlug der Halbdämon vor. „Unwahrscheinlich, aber schaden kann es wohl nicht.”, stimmte Alastor zu und überraschte Rin damit erneut. Seit wann war er so…nett? Normalerweise hätte er ihm längst mindestens drei Beleidigungen oder fiese Kommentare an den Kopf geworden. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, einfach den Mund zu halten, doch Rin konnte sich natürlich nicht zusammenreißen. „Wer bist du und was hast du Alastor angetan? Sonst hättest du mich längst beleidigt oder dich über etwas lustig gemacht. Nicht, dass ich mich beschweren würde, aber es ist seltsam. Du bist kein Rakshasa, oder?” Sein diplomatisches Geschick war doch stets bewundernswert. Alastor schien es glücklicherweise nicht zu stören, er verdrehte nur die Augen. „Bin momentan nicht in Stimmung. Abgesehen davon scheinst du immerhin nicht eine komplette Platzverschwendung zu sein.”
 

„Wow, Danke. Was habe ich dir eigentlich je getan? Ja, ich hatte mich zeitweilig den Exorzisten angeschlossen, willst du mir das jetzt ewig vorhalten?”, fauchte Rin, plötzlich ziemlich gereizt. Bisher hatte er Alastors Feindseligkeiten meist ignoriert, aber jetzt hatte er genug. Seine Nerven waren so schon angespannt genug und jetzt kam dieser Arsch an und frustrierte ihn noch mehr. „Das gleiche bei meinen Brüdern! Was ist dein Problem?” Die meisten hätten bei dem Blick von Alastor wohl das weit gesucht, aber Rin erwiderte seinen bösen Blick störrisch. Für einige Sekunden glaubte er, dass der ältere Dämon ihn anfahren würde, umso überraschte war er, als er seufzte und den Blick abwandte. „Macht der Gewohnheit, schätze ich.”, grummelte er. „Ich habe dir nicht getraut, weil du bei den Exorzisten warst und dein ganzes Leben unter Menschen gelebt hast. Rückblickend betrachtet wohl ziemlich dumm, nicht erst mal abzuwarten. Du hast länger gegen Lilith durchgehalten als die meisten. Ich habe dich offenbar unterschätzt.” Erneut traute der Nephilim seinen Ohren nicht. Jetzt bekam er sogar Komplimente. Irgendwie. „Das heißt nicht, dass ich dich mag.”, fügte der Feuerdämon schnell hinzu. „Dachte ich mir, aber du hast meine zweite Frage nicht beantwortet. Was hast du gegen meine Brüder? Du und mein Vater sind gut befreundet, also warum bist du so zu ihnen?”, hakte Rin nach. Er würde nicht lockerlassen, bis er eine ordentliche Antwort bekam! Dieses Mal zögerte der ältere und als er mit sprechen begann, schien er seine Worte vorsichtig zu wählen. „Ich hasse weder sie noch dich, falls du das implizierst.”
 

„Sicher?”, fragte Rin zweifelnd und ließ sein Gegenüber erneut die Augen verdrehen. „Würde ich dich hassen, würdest du nicht mehr atmen. Wenn ich jemanden hasse, ist es mir egal, wenn derjenige stirbt oder leidet und so weit ist es bei euch nicht. Und was deine Brüder angeht, Gründe gibt es einige. Ich bezweifle, dass du es verstehst.”
 

„Dann erkläre es doch einfach. Liegt es wirklich nur daran, dass sie in eine hohe Position geboren wurden und nicht dafür arbeiten mussten?” Etwas ähnliches hatte ihm immerhin damals Ankou erzählt. Alastor war mehr oder weniger auf der Straße aufgewachsen und die Person, die ihn später aufgezogen hatte, war getötet wurden. Im Gegensatz zu den Adligen Gehennas, musste sich die rechte Hand Satans alles erkämpfen, was seine Abneigung gegen sie sowie andere Hochgeborene zumindest teilweise begründete. „Ursprünglich ja, aber es kommt mehr dazu.” Erneutes zögern folgte, dann wandte er sich an Rin. „Wie viel weißt du über den ersten Krieg gegen Lilith? Außer dass Samael Verrat vorgetäuscht hat und sie Lilith gemeinsam versiegeln mussten.” Damit erwischte er Rin im kalten. Zwar hatte er bereits einiges über Gehenna gelernt, doch geschichtliche Aspekte gehörten nicht dazu, da es wichtiger gewesen war, dass er die Sprache lernte und die Kontrolle über seine Flammen bekam. Er dachte an das Gespräch mit den Baal zurück, wo sie zugegeben hatten, dass sie vor allem in diesem Krieg viele ihrer Entscheidungen bis heute hinterfragten. „Nicht viel.”, antwortete er wahrheitsgemäß. „Ich weiß nur, dass sie mitgekämpft haben, Egyn einmal fast gestorben ist und sie sich über manche ihrer damaligen Entscheidungen immer noch unsicher sind.”
 

„Das sollten sie auch.”, kam die grimmige Antwort. „Ihretwegen sind teilweise mehr gestorben, als nötig war. Entweder weil sie nicht auf erfahrenere Kämpfer gehört oder weil sich aus vielen Kämpfen rausgehalten haben.” Das war neu. Rin war immer davon ausgegangen, dass sie stets mitgekämpft hatten, immerhin waren sie nach Satan die stärksten Dämonen. Andererseits machte sie das natürlich zu wandelnden Zielscheiben und er wäre nicht überrascht, wenn ihr Vater sie nicht immer hatte mitkämpfen lassen. Alastor erriet seine Gedanken schnell. „Ja, es war vorwiegend Satan, der es ihnen verboten hat und Fehler passieren jedem, aber in diesem Fall hätten sie vieles verhindern können. Sie haben zu oft unüberlegt gehandelt und Befehle oder Ratschläge ignoriert. Sie waren schlicht und ergreifend zu jung.”
 

„Und das ist der Grund? Du kannst mir nicht erzählen, dass du nie Fehler gemacht hast.”, erwiderte Rin zweifelnd. Alastor schüttelte den Kopf. „Darum geht es nicht. Mein Problem ist, dass sie zu sehr versucht haben ihren Kopf durchzusetzen und das teilweise heute noch tun. Samaels Aktion mit dir ist eines der besten Beispiele. Er bevorzugt seine eigene Unterhaltung, ohne zu bedenken, was es für Folgen für Gehenna hat und Amaimon hat mitgemacht. Iblis lässt sich ständig auf Beziehungen oder Treffen ein, obwohl er genau wissen sollte, dass das nicht ungefährlich ist und vernachlässigt dann meist noch seine Pflichten. Du willst gar nicht wissen, wie oft er schon in Assiah war und seinen eigentlichen Auftrag nach hinten verschoben hat, weil er irgendjemanden getroffen hat, der ihm gefallen und sich dann die Nacht mit demjenigen vertrieben hat. Astaroth und Amaimon wissen einige grundlegende, wichtige Dinge nicht und haben auch kein Interesse daran, das nachzuholen, obwohl es wichtig ist oder lassen ihre Arbeit schleifen und verlieren dann den Überblick. Beelzebub züchtet seine Schoßtiere und hat sie angeblich unter Kontrolle, nur damit sie dann ausbrechen und alles auf den Kopf stellen. Ich könnte jetzt noch einige Beispiele nennen, aber du verstehst sicher, worauf ich hinaus will. Sie vergessen gerne mal ihre Verantwortung und dass sie trotz ihrer Titel nicht mit allem davonkommen können. Sie sind zu leichtsinnig und sorgen ständig für Ärger, den man vermeiden könnte. Sie nutzen zwar nicht direkt ihre Position aus wie es andere Adlige tun, aber sie treffen oft Entscheidungen, ohne über die Folgen nachzudenken.” Damit verstand Rin endlich, worauf er hinauswollte. „Du hast also im Allgemeinen nichts gegen sie, es stört dich nur, dass sie teilweise tun, was ihnen gerade passt und nicht darüber nachdenken, was das für Gehenna bedeuten könnte.” Das erklärte wohl einiges. „Aber warum hast du ihnen das nie gesagt?” Alastor schnaubte. „Was glaubst du, was ich in den letzten Jahrhunderten versucht habe? Sie ignorieren mich entweder oder kontern mit irgendeiner Antwort.”
 

„Vielleicht ist ihnen einfach nicht klar, dass du sie damit auf Fehler hinweisen willst, damit sie sich verbessern können und denken, dass du nur aus Prinzip an allem meckerst. Immerhin bist du sonst immer ziemlich aggressiv ihnen gegenüber. Wenn Shiro mir wegen irgendwas eine Strafpredigt gehalten hat, habe ich irgendwann auch nicht mehr zugehört, weil ich dachte, dass er sowieso nur redet.”, schlug Rin  vor. Er war sicher kein Genie, aber auf ihn wirkte das ganze wie ein Fall schlechter Kommunikation. Er erwartete, dass Alastor es abstreiten würde, doch stattdessen wirkte er tatsächlich nachdenklich. „Kann sein.”, gab er zu. „Und…wie ist es bei mir?”, hakte Rin nach und Alastor hielt inne, dann zuckte er mit den Schultern. „Du bist eine nervtötende, viel zu optimistische Göre, die einen Haufen Ärger macht, aber du bist nicht ganz so schlecht wie ich dachte. Ich spiele nicht mehr so oft mit dem Gedanken dir den Hals umzudrehen wie früher.”
 

‚Wow, wenn das keine Freundschaftserklärung war…ˈ, dachte Rin, konnte sich ein Grinsen allerdings nicht verkneifen. So langsam hatte er das Gefühl, dass Alastor doch nicht so hart war, wie er tat. Es war immer wieder offensichtlich, wie wichtig ihm Gehenna und seine Bewohner waren und er hatte keinen Zweifel daran, dass er jedem zu Hilfe eilen würde, der es brauchte, auch ihm und seinen Brüdern. Sie waren momentan zwar keine Freunde, aber er war zumindest ganz in Ordnung. „Aber egal jetzt, darum mache ich mir Gedanken, wenn sie wieder da sind.”, sprach Alastor weiter. „Nun erstmal zurück zu dem Geist.” Richtig, Rin hatte beinahe schon vergessen, weswegen er überhaupt hier war. „So wie du es beschrieben hast, sollte es die echte Ruha sein, aber es wäre auf jeden Fall besser, auf Satan zu warten.”, fuhr er fort. „Die Siegel sollten sie mit Azazel in der Kammer halten und da regelmäßig Heiler bei ihm vorbeischauen, dürfte nichts passieren.” Rin nickte und erneut herrschte eine seltsame Stille zwischen ihn, welche nur hin und wieder von Alastor unterbrochen wurde, welcher sich weiter um sein Schwert kümmerte. „Also…ich habe gehört, du bist hier, weil du verletzt wurdest?”, fragte der Halbdämon, als er die Stille nicht mehr aushielt. Alastor sah auf und schnaubte. „Pah, das war nur ein Kratzer. Verdammte Giftmischer…und die Heiler haben keine Ahnung, mir gehtˈs blendend. Letzteres stimme offenbar nicht, denn er stand ruckartig auf, zuckte zusammen und griff sich fluchend an die Brust. „Doch nicht so blendend?”, fragte Rin und erhielt dafür einen bösen Blick. „Klappe, Zwerg.”, zischte Alastor, allerdings lag es dieses Mal weitaus weniger Gift in den Worten als sonst. Machte Rin etwa wirklich Fortschritte? Das hätte er wirklich nicht erwartet. „Du solltest hier trotz allem nicht allein rumlaufen, wenn dir was passiert, wird Satan unausstehlich. Ich packe meine Sachen zusammen, dann gehen wir.”, hörte er den Dämonen sagen. Anscheinend wurden sie langsam wirklich warm. Der Halbdämon wartete ein wenig ungeduldig, dass der andere fertig wurde, dann verließen sie gemeinsam die Trainingshalle. Während sie nebeneinander liefen, kam Rin eine Idee, war sich allerdings nicht sicher, was der andere Dämon davon halten würde. Wäre dieser Vorschlag zu viel des Guten? Er würde auf diese Art zumindest etwas produktives tun und von jemanden wie Alastor konnte er sicher eine Menge lernen. ‚Ach, was soll’s. Mehr als nein sagen, kann er nicht. Er wird mir sicher nicht gleich die Zähne rausschlagen. Hoffe ich…’ Zögerlich wandte Rin sich an ihn. „Hey, ich weiß, dass ich wahrscheinlich damit nerve, aber…könntest du vielleicht mit mir trainieren, solange die anderen weg sind? Ich habe bisher eigentlich immer nur waffenlosen Kampf und mit meinen Flammen geübt, aber ich habe keine Ahnung von Schwertkampf, obwohl ich eins habe.” Es war schwer zu sagen, welcher von beiden überraschter war. Rin, der sich fragte, ob er das gerade wirklich getan hatte oder Alastor, welcher es absolut nicht gewohnt war, um Hilfe gebeten zu werden und dann auch noch von der Person, die er am laufenden Band schikaniert hatte. „Ja, das kommt plötzlich, ich weiß.”, redete Rin schnell weiter. „Aber es nervt mich, dass ich ständig beschützt werden muss und meine Flammen kann ich momentan nicht nutzen, also wäre es nicht schlecht, wenn ich mit einer Waffe umgehen könnte. Es liegen doch sicher genug Trainingsschwerter rum, oder? Außer natürlich du hast keine Lust, das ist auch ok-”
 

„Du redest zu viel.”, unterbrach der größere Dämon ihn, wirkte aber nicht sauer oder genervt. Es war eine schlechte Angewohnheit des Nephilim, unter bestimmten Umständen viel zu reden, beispielsweise wenn er nervös war. Alastor schien eine Weile zu überlegen, dann nickte er zu sich selbst. „Ach, warum eigentlich nicht. Ich habˈ nichts Besseres zu tun.” Er wandte sich zurück an Rin. „In Ordnung, ich trainiere dich. Aber glaube nicht, dass ich zimperlich sein werde. Beiße die Zähne zusammen oder gehˈ.”
 

„Etwas anderes will ich auch gar nicht.”, antwortete Rin zufrieden. „Halt dich bloß nicht zurück.” Er zuckte zusammen, als Alastor ein seltsames Geräusch von sich gab, tief und ein wenig kratzig, welches ihm eine Gänsehaut verpasste. Er braucht einige Sekunden bis ihm klar wurde, dass der Feuerdämon lachte. „Nimm den Mund mal nicht zu voll.” Der Rest des Weges wirkte wesentlich entspannter, als wäre eine unsichtbare Last von ihnen genommen. Sie waren noch keine Freunde, aber Rin war zuversichtlich, dass sie sich zumindest von nun an besser verstehen würden. Seine Gedanken wurden je unterbrochen, als Alastor plötzlich seinen Arm zur Seite streckte und ihn somit anhielt. Verwundert sah der Nephilim zu ihm hoch, nicht sicher, was das Problem war. Der Gang, in dem sie standen, war leer und er hörte oder sah nichts Ungewöhnliches. Die Augen des Kriegers waren allerdings verengt und er sah sich kritisch um. „Hier stimmt was nicht.”, grollte er. „Pass auf, dass-” Weiter kam er nicht, da plötzlich eine Gestalt aus den Schatten geschossen kam und genau auf ihn zuhielt. Alastor reagierte schnell, stieß Rin aus dem Weg und zog seine Waffe, mit der er den Angriff blockierte. Dummerweise hatte er nicht damit gerechnet, dass noch mehr hier waren. Rin spürte wie er von hinten gegriffen wurde und etwas spitzes, scharfes in seine Seite gestoßen wurde. Erschrocken schnappte er nach Luft, als sich ein brennender Schmerz an seiner Wunde bemerkbar machte und sich langsam in ihm ausbreitete. Er war kein Heiler, aber sogar er konnte sich denken, was los war: Gift. „Das ist nichts Persönliches, es tut mir wirklich leid.”, hörte eine Frauenstimme leise flüstern. Sie ließ ihn los und er sackte nach Luft schnappend auf die Knie. Alastor hatte derweil seinen ersten Gegner erledigt, aber war offenbar selbst verletzt worden, denn sein Arm blutete stark. Wütend funkelte er Rins Angreiferin an. „Du! Hätte ich mir ja denken können.” Langsam sah Rin auf und obwohl seltsame Schatten vor seinen Augen umherwirbelten und er seine Angreiferin nur von der Seite sah, erkannte er sie. Er war Gula. „Ich habe schon dabei versagt, die Vorräte und medizinischen Vorräte zu vergiften, aber ich werde nicht dabei versagen euch zu erledigen. Nachdem ich dich und den Nephilim getötet habe, bringe ich Azazel zurück zu meiner Meisterin. Tu uns beiden einen Gefallen und wehre dich nicht.”, verkündete sie, aber ihre Stimme zitterte leicht. Sie schien überall sein zu wollen, nur nicht hier. „Wenn ich versage, tötet sie mich, also denke ich, dass ich aufgebe!”
 

„Und das soll mich weswegen interessieren?!”, kam die gefauchte Antwort und die Sünde entging knapp einen Feuerstoß. „Ich sterbe nicht und wenn, nehme ich dich mit!” Damit entbrannte der mehr als ungleicher Kampf. Rin war sich sicher, dass bei beiden schlussendlich jede Menge Knochen gebrochen waren, zumal Alastor bereits angeschlagen gewesen war. Unter normalen Umständen hätte er die Aveira mit links besiegt, aber so hatte sie einen entscheidenden Vorteil. Der Halbdämon war sicher, dass der Feuerdämon jeden Moment überwältigt werden würde und überlegte fieberhaft, was er tun konnte, bevor er das Bewusstsein verlor. Seine Flammen konnte er nicht nutzen und Waffen hatte er keine. Kaum dachte er das, schaffte es Gula tatsächlich, einen Treffer zu landen und mit einem erstickten Laut ging Alastor zu Boden. Offenbar ging es ihm doch schlechter, als er es zugeben wollte. Der Nephilim dachte nicht länger nach und griff an, auch wenn man es kaum als Angriff bezeichnen konnte, eher als Stolpern und auf Gula fallen. Es folgte ein kurzes Gerangel, wobei er es schaffte, ihr die Waffe aus der Hand zu schlagen, dann griff er ihr in die Haare und zog. Gula stieß ein Fauchen aus, versuchte ihn wegzustoßen und riss ihn dabei um. Laut aufkeuchend landete der Nephilim auf dem Rücken und versuchte sich schnell aufzurappeln, nur um erneut von der Sünde umgeworfen zu werden. Zwar war sie kleiner und leichter als er, aber körperlich war sie mindestens genauso stark wie er, weswegen es ihr schlussendlich gelang, ihn am Boden zu halten. Bevor er sie von sich stoßen konnte, begann Gula damit, ihn zu würgen. „Warum kannst du nicht einfach sterben?!”, fauchte die Sünde ihn an. „Warum musst du dich immer in den Weg stellen?! Ich wollte das wirklich nicht tun, aber ich habe keine andere Wahl mehr…also stirb endlich!” Während sie sprach hatte sie einen Dolch hervorgezogen, offenbar ging ihr erwürgen nicht schnell genug, zumal Alastor sich jede Sekunde erholen könnte. Jedoch fiel Rin nun ein, dass er doch nicht waffenlos war. In seiner Hosentasche befand sich Iblisˈ Dolch, welchen er zu seinem Geburtstag bekommen hatte und das würde die Aveira sicherlich nicht erwarten. Lange Zeit zum Nachdenken blieb ihm nicht, er musste jetzt handeln, sonst war er tot. Schnell zog er den Dolch hervor und rammte ihn der Dämonin in die Seite. Überrumpelt von der plötzlichen Attacke, schrie sie auf, ließ von ihm ab und machte den Fehler, den Dolch aus der Wunde zu ziehen. Wahrscheinlich dachte sie, es wäre eine gewöhnliche Klinge aus Assiah, von der sie sich heilen konnte. Er war nicht sicher wie viel Schaden er wirklich zugeführt hatte, allerdings reichte es zumindest, um sie ordentlich bluten zu lassen. Fauchend warf sie den Dolch beiseite und wollte sich erneut auf Rin stürzen, dieses Mal stellte sich Alastor in den Weg, indem er ihr mehrere Flammen entgegenwarf, welche sie sofort abblockte und ihm einen eigenen Flammenstoß entgegenschickte. „Was stimmt nicht mit euch allen?! Bleibt doch einfach am Boden und blutet aus!”, fauchte Gula, sichtlich hysterisch. Nicht weiter überraschend, wenn man bedachte, dass offenbar viel für sie auf dem Spiel stand. Alastor antwortete nicht und setzte erneut zum Angriff an, welche die Todsünde abblockte. Rin nutzte die Ablenkung, um sich seinen Dolch zurückzuholen. Zögerlich schaute er zu Gula, welche erneut mit dem Rücken zu ihm stand. Er hatte wirklich gehofft, niemals zu einer Waffe greifen zu müssen, zumindest nicht bis er wesentlich älter war, doch dieses Mal blieb ihm keine Wahl. Bevor er es sich anders überlegen konnte, stürmte er nach vorne, holte auf und rammte den Dolch in Gulas Hals hinein. Er spürte wie Blut über seine Hand lief und die Sünde, die offenbar nicht ihm gerechnet hatte, stieß ein widerliches Gurgeln aus, doch Rin zwang sich, weiter Druck auszuüben und zog die Klinge durch. Durch den Hals ging eine Halsschlagader, daher sollte es nicht überraschen, dass ordentlich Blut laufen würde und dank des Klingenmaterials konnte sie sich nicht heilen, aber der Nephilim zuckte dennoch zusammen. Nur Sekunden später brach die Aveira zusammen und Rin sah ihr mit aufgerissenen Augen beim Sterben zu. Er hätte niemals gedacht‚ dass man so viel Blut im Körper hatte. Kurz darauf -Rin war nicht sicher wie viel Zeit vergangen war, aber es konnte nicht viel sein- erschlaffte der Körper endlich und noch immer starrte er sie an, noch nicht ganz in der Lage zu komprimieren, dass sie tot und es seine Schuld war. Als es ihm langsam dämmerte, ließ er endlich den Dolch fallen. ‚Ich habˈ sie umgebracht…’, dachte er und starrte erst auf den Dolch am Boden, dann wieder zu der toten Dämonin. Es war sicherlich nicht das erste Mal, dass er einen Dämon getötet hatte, seine Flammen hatten schon öfter welche eingeäschert, doch das war ein ganz anderes Gefühl, als jemanden mit einer Waffe zu töten und dann war das noch das ganze Blut. „Hey, steh auf. Wir müssen dich zu ˈnem Heiler bringen.”, hörte eine Stimme sagen, allerdings klang sie seltsam blechern. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. „Komm, es ist in Ordnung, es ist vorbei.” Noch immer reagierte der Nephilim nicht. Seine Gliedmaßen waren seltsam schwer und er fühlte sich wirklich müde. Als er nicht antwortete, wurde er auf die Füße gezogen. ‚Wann bin ich denn hingefallen…?’, überlegte er, inzwischen konnte er kaum noch die Augen offenhalten. „Augen auf!”, wurde er angeknurrt. „Stirb mir jetzt nicht weg!”
 

„Hä, was?”, murmelte Rin verwirrt. Sprach die Stimme mit ihm? Was wollte sie? Er spürte wie er von jemanden mitgezogen wurde, nur kurz darauf waren hektische Stimmen zu hören. „Hörst du uns?! Nicht einschlafen! Hey!”, redete jemand auf ihn ein, doch er schaffte es nicht, zu antworten. Nur Sekunden später war er bereits bewusstlos.
 


 

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„Der Bezirk ist gesichert, Eure Majestät. Lord Beelzebub und Lord Samael sind auf erneuten Widerstand gestoßen, es wird also noch dauern, bis sie ankommen.”, berichtete der Bote. „Der Rest ist eingetroffen und Liliths Leute haben sich aus der Stadt zurückgezogen. Allerdings melden unsere Späher eine stärkere Barriere sowie mehrere Blockaden, die sich durch zwei Bezirke ziehen und unsere Route blockieren.”
 

„Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Schickt Iblis und Egyns Einheiten zu Beelzebub und Astaroth und Amaimons zu Samael.”, befahl der Dämonengott. „Und sorgt dafür, dass dieses Mal wirklich keine weiteren Überraschungen warten.” Der Bote nickte und verbeugte sich, dann machte er sich auf den Weg, um die Befehle weiterzugeben. Ursprünglich war es geplant gewesen, direkt durch Paris nach Versailles vorzurücken, aber durch den unerwartet harten Widerstand waren sie im Zeitplan um einiges zurückgeworfen worden und hatten sogar die Nacht hier verbringen müssen. Wenn sie Pech hatten, war Lilith längst fort, doch er zwang sich, nicht negativ zu denken. Vielleicht hatten sie Glück und wie so oft unterschätzte Lilith sie gewaltig. „Vater?”, hörte er Lucifer fragen. Er klang besorgt, kein gutes Zeichen. Beinahe schon resigniert wandte er sich an seine ältesten Sohn. „Und, was ist jetzt wieder los?”, erkundigte er sich. Dabei fiel ihm der Brief auf, welchen der Lichtkönig hielt. Sofort wurde er unruhig. War etwas mit Rin oder Azazel? „Einige von Liliths Leuten haben sich in die Basis der Exorzisten eingeschlichen und versucht die Vorräte zu vergiften-” Weiter kam er nicht, da sein Vater ihm den Brief aus der Hand riss und ihn las. Erleichterung machte sich bereit, als ihm klar wurde, dass niemanden etwas passiert war, doch ganz beruhigt war er noch nicht. Laut dem Schreiben waren Liliths Gefolgsleute erfolglos gewesen, was wohl Rin zu verdanken war, aber es war dennoch besorgniserregend, dass es überhaupt so weit gekommen war. Es war offenbar reines Glück gewesen, nur ein paar Minuten später und sie wären damit durchgekommen. Hinzu kam Gulas Angriff auf Rin und Alastor. Offenbar hatte Lilith endgültig die Geduld mit ihr verloren, wenn sie sie auf ein solches Himmelfahrtskommando schickte. Zwar war er stolz auf Rin, dass er es geschafft hatte, Gula auszuschalten, aber er machte sich Sorgen um seinen geistigen Zustand. Der Nephilim befand sich nach wie vor in einem fragilen Zustand und das erste Mal töten konnte einen ziemlich mitnehmen. Zwar wusste er, dass er in guten Händen war und die Sache überstanden hatte, aber er wäre dennoch am liebsten umgedreht und zu ihm gegangen. Er hatte genug davon, dass ihm ständig etwas zustieß, wenn er nicht dabei war! Er fühlte sich momentan wirklich wie der schlechteste Vater Gehennas. „Alastor und Rin sollten schnell wieder auf die Beine kommen. Ich mache mir auch Sorgen, aber wir sollten uns nicht ablenken lassen.”, hörte er Lucifer sagen. Er nickte nur und gab ihm den Brief zurück. „Halte es vorerst vor den anderen geheim, es würde sie nur ablenken.”, wies er an. „Sind sie schon unterwegs?” Lucifer bestätigte. „Sie sollten schnell fertig sein. Wenn alles gut geht, kommen wir noch vor Sonnenuntergang in Versailles an. Die Späher berichten, dass sie momentan damit beschäftigt sind, die Barrieren und weitere Verteidigungen zu verstärken. Und am Stadtrand ist auch noch eine.”
 

„Ja, von der weiß ich schon. Sobald der Rest eingetroffen ist, besprechen wir unser weiteres Vorgehen.”
 

„Verstanden.”, kam die Antwort und er wurde erneut allein gelassen.
 


 

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Dieses Mal dauerte es nur wenige Stunden, bis Rin wieder zu Bewusstsein kam. Er erkannte außerdem sofort, dass er sich auf einer der vielen Krankenstationen befand. Inzwischen hatte er wohl wirklich einen Rekord bezüglich Nahtoderfahrungen, Entführungen und Besuchen bei Heilern aufgestellt. Überraschenderweise konnte er sich an alles erinnern, was passiert war, sogar an das, als er schon ziemlich weggetreten war. Zur Abwechslung hatte er sogar keine Kopfschmerzen, was wohl ein kleiner Fortschritt war. Langsam setzte er sich auf und betrachtete sich. Er trug neue Kleidung und das Blut war weggewaschen worden, Verletzungen sah er keine. „Ah, Ihr seid also wach geworden. Ihr habt uns wirklich einen ziemlichen Schrecken eingejagt.”, wurde er angesprochen und ließ ihn überrascht den Kopf heben. Der Heiler vor ihm war ein Dämon mit kurzen brauchen Haaren, gelben Augen und einem freundlichen Lächeln. Er hatte ihn schon öfter gesehen, wenn er auf der Krankenstation ausgeholfen hatte, kannte allerdings seinen Namen nicht. „Ähm, bitte lass das förmliche und sage du.”, antwortete er ein wenig peinlich berührt. Nach all der Zeit war es ihm noch immer unangenehm, so angesprochen zu werden. Er hatte sein ganzes Leben in einem Kloster gebracht, wer konnte es ihm da verübeln? Jeder wäre wohl überfordert damit, plötzlich als Prinz behandelt zu werden.  „Und tut mir leid, irgendwie hasst mich das Universum und ich bekomme immer Schwierigkeiten.” Der Heiler lachte daraufhin. „Ja, das wurde mir schon berichtet. Es scheint in der Familie zu liegen, aber jetzt zum wesentlichen. Mein Name ist Oriel und ich werde dir jetzt einige Fragen stellen.” Er nahm ein Klemmbrett, welches auf dem Tisch neben ihnen lag und überflog es kurz. „An wie viel kannst du dich noch erinnern?”
 

„So ziemlich an alles. Ich war bei Alastor und wir wurden von Gula überrascht, ich wurde vergiftet, aber konnte sie töten.” Er hielt inne, als ihm mit Schrecken bewusst wurde, dass er ganz vergessen hatte, sich nach dem Feuerdämonen zu erkundigen. „Geht es Alastor gut?! Er wirkte ziemlich angeschlagen und ich glaube, ich war etwas zu langsam.”
 

„Nein, nein. Es ist alles in Ordnung.”, beruhigte Oriel ihn schnell. „Alastor hat dich hergebracht. Du hattest wirklich Glück, wäre er nicht gewesen, wärst du wohl tot. Das Gift hat sehr langsam gewirkt, doch es ist ziemlich gefährlich. Glücklicherweise hat er daran gedacht, den vergifteten Dolch mitzubringen, damit wir direkt wussten, womit wir es zu tun haben. Wir haben ihn versorgt und fürs erste zurück in seine Unterkunft geschickt. Er wollte mit dir reden, wenn du wach bist.” Erleichtert atmete Rin auf. Immerhin hatte er sich endlich mal nützlich machen können. Kaum dachte er das, verdüstere sich sein Gesicht allerdings, denn er musste erneut an den Anblick von Gulas Leiche denken. Der Heiler bemerkte es sofort. „Ganz ruhig, schön durchatmen. Du musst dir keine Vorwürfe machen.”, redete er auf ihn ein und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Aber…ich habe sie getötet.”, murmelte Rin leise. „Es war Notwehr, mach dir keinen Kopf deswegen. Ich weiß, das erste Mal ist nie einfach, aber es hat Alastor und dich gerettet.”, erinnerte Oriel ihn. Der Halbdämon nickte langsam, seine Stimmung war allerdings gedämpft. Der Heiler fuhr damit fort, ihm einige Fragen zu stellen, notierte dabei einiges und führte noch einige kleinere körperliche Untersuchungen durch, bis er schlussendlich zufrieden nickte. „Das sieht alles gut aus. Wir behalten dich für heute noch hier, dann solltest du gehen können.” Er legte das Klemmbrett zurück an seinen Platz und wandte sich erneut an Rin. „Einige Exorzistenadepten haben nach dir gefragt. Einer meinte, er wäre dein Bruder…?” Rin nickte. „Ja, Yukio. Er ist mein Zwilling.”
 

„Ah ja, ich hatte gehört, dass du einen hast, der aber ein Mensch ist. Wirklich ziemlich ungewöhnlich…”, überlegte Oriel, zuckte dann aber mit den Schultern. „Wie dem auch sein, sie warten draußen seit sie von dem Angriff gehört haben. Möchtest du sie sehen?” Natürlich sagte der Halbdämon ja. Er konnte die Gesellschaft gut gebrauchen und er wollte sie nicht unnötig rumzappeln lassen. „Gut, dann hole ich sie rein. Aber stehe fürs erste noch nicht auf, in Ordnung? Ich werde außerdem jemanden darum bitten, dir etwas zu Essen zu bringen. Wir sehen uns nachher. Solltest du dich zwischendurch nochmal schlechter fühlen, sage auf jeden Fall jemanden Bescheid.” Damit verließ er Rin wieder. Nur wenige Minuten später saßen seine Freunde und Yukio um ihn herum und sahen ihn besorgt an. „Hey, jetzt seht mich nicht so an, als läge ich im Sterben. Mir gehtˈs gut!”, versuchte Rin sie zu beruhigen, wurde allerdings von Yukio unterbrochen. „Gut?! Du bist beinahe -schon wieder- gestorben und wir haben es wieder mal nicht mitbekommen!”, entrüstete er sich, wobei sich seine Frustration dieses Mal nicht gegen seinen Bruder richtete. „Bin ich aber nicht und ihr konntet es nicht wissen. Außerdem ist jetzt immerhin eine Aveira tot, also macht es keinen Kopf.”, versuchte Rin erneut sein Glück. Dieses Mal mischte sich Izumo ein. „Jetzt hör auf, so zu tun, als würde dich das alles nicht mitnehmen. Du warst es, der sie getötet hat, oder? Wie geht es dir?”, bohrte sie und ausnahmsweise lag Sorge in ihrer Stimme. „Sie hat recht. So wie wir dich kennen, drehst du doch grad im Stillen deswegen durch, nicht wahr?”, kam Bon ihr zur Hilfe. „Hey, du kannst es uns ruhig sagen, Rin. Wir wollen dir nur helfen.”, schloss Shima und alle nickten. Der Nephilim zögerte und wich ihrem Blick aus. Früher hätte er wohl alles runterschluckt, sich zu seinem Lächeln gezwungen und seine fröhliche Art an den Tag gelegt. Allerdings hatte er dazu gelernt und wusste, dass es nichts bringen würde, immer nur alles in sich hinein zu fressen. Langsam nickte er. „Ich weiß, sie wollte mich töten und wenn ich sie nicht getötet hatte, dann hätte es jemand anderes getan, aber ich fühle mich trotzdem schlecht. Ich wollte nie jemanden töten, ich habe schon genug Menschen, Exorzisten und Dämonen wegen meiner Flammen auf dem Gewissen. Sie war die erste, die ich mit einer Klinge getötet habe. Da war so viel Blut und…” Seine Stimme brach ab und er wich erneut ihren Blicken aus. Wahrscheinlich klang er wie ein naiver Jammerlappen. „Du solltest dir keine Vorwürfe machen, es war Selbstverteidigung.”, erinnerte Konekomaru ihn zaghaft. „Und du hast Alastor gerettet.”
 

„Genau, ich wette, er ist ganz frustriert deswegen.”, sprang Shima ihm bei. „Und sieh es mal so: Durch Gulas Tod hast du nicht nur Lilith vor den Kopf gestoßen, sondern auch einigen weiteren das Leben gerettet, die ihr beim nächsten Kampf begegnet wären. Ich sehe echt keinen Grund sich zu schämen.” Rin wusste, dass sie recht hatten, aber er wusste auch, dass ihn dieser Zwischenfall eine ganze Weile beschäftigen würde. „Ihr…seid also nicht…angeekelt oder sowas?”, hakte er unsicher auf. „Jetzt hör aber mal auf, es gibt keinen Grund.”, antwortete Izumo streng. „Manche von euch waren schon angewidert, als ihr erfahren habt, dass Satan mein Vater ist.”, erinnerte Rin sie leise und hätte sich am liebsten selbst in den Hintern getreten, dass er die Gesichter der anderen sah. Tatsächlich hatten sie ihn schneller akzeptiert, als er es sich je hätte erträumen können, aber die Zeit dazwischen war nicht einfach gewesen. Die verächtlichen und verängstigen Blicke, all die kalten Schulter und offensichtliche Distanz hatte ihn mehr belastet, als er es zugeben wollte. „Das war dumm von uns, ich weiß.”, gab Bon zu und klang tatsächlich ein wenig kleinlaut. „Aber das ist vorbei. Du bist unser Freund, also hör auf dir Sorgen zu machen, dass wir dich im Stich lassen.”
 

„Außer du entscheidest so ganz spontan doch ein böser Dämonenherrscher zu werden, der die Dämonen gegen Menschen aufhetzt, die Menschheit versklavt und Assiah unterjocht. Dann müssen wir das eventuell überdenken.”, grinste Shima. Rin verdrehte die Augen. Es war kein guter Witz, aber er konnte sich ein Grinsen dennoch nicht verkneifen. „Danke.”, murmelte er und für einige Sekunden herrschte Stille, die schließlich von Yukio durchbrochen wurde. „Was ist eigentlich nun wegen des Geistes herausgekommen? Oder hattest du keine Gelegenheit zu fragen?” Rin nickte und begann zu erzählen, hoffte allerdings, dass sein Vater und seine Geschwister bald zurückkommen würden, um ihre Meinung zu hören. Abgesehen davon würde er es Satan und seinen Brüdern, die Ruha als Stiefmutter hatten, wirklich gönnen, sich verabschieden zu können.
 


 

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Der Kampf am Stadtrand von Paris war brutal, aber kurz. Liliths Leute taten alles, um die Stellung zu halten, doch waren von der Anwesenheit Satans und allen acht Baal sichtlich eingeschüchtert. Unter anderen Umständen könnten sie einem wohl fast leidtun, aber der Dämonengott war darüber längst hinweg. Inzwischen wollte er die Sache nur noch so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie hatten endlich Versailles erreicht und ihr Lager in einiger Entfernung aufgeschlagen, um das weitere Vorgehen zu koordinieren. Wie von den Spähern berichtet, gab es einige starke Barrieren, für die sie etwas länger zum durchbrechen brauchen würden. Während sie kämpften, würde sich eine kleinere Gruppe in den Palast schleichen, um den Spiegel mit Azazels Seelenteil zu finden. Mit etwas Glück würde Lilith gar nicht wissen, wie ihr geschah. „Ich halte das immer noch für eine schlechte Idee.”, hörte er Iblis neben sich murren. „Warum muss ausgerechnet ich mit ihr gehen?”
 

„Als Dämonenkönig des Feuer hast du sie am besten unter Kontrolle. Glaub mir, ich hätte es gerne jemand anderen zugeteilt, aber das war die sicherste Option. Abgesehen davon sind Ankou, Egyn und Halphas bei dir.”, antwortete er seufzend. Er hatte bereits mit diesem Gespräch gerechnet und konnte verstehen, dass Iblis nicht begeistert von ihrem Plan war, doch es war ihre beste Option. Es war riskant, vor allem da sie gleich zwei seiner Söhne schickten, aber wenn sie erfolgreich waren, hatten sie einen Vorteil. Iblis und Egyn waren stark genug, um sich notfalls aus einer verzwickten Situation freizukämpfen, immerhin würden die meisten von Liliths Leuten anderweitig beschäftigt sein. Zudem waren sie schon öfter in dem Schloss gewesen und kannten sich in manchen Bereichen gut aus. „Dann hoffen wir mal, dass Jahi wirklich die Wahrheit gesagt hat und uns einschleusen kann, sonst wird das es ein verdammt kurzer Ausflug.”, grummelte Iblis missmutig. Satan konnte ihm nur recht geben. Laut Jahi war ein Freund von ihr, der ebenfalls die Seiten wechseln wollte, im Gebäude zurückgeblieben, um ihr notfalls zu helfen. In diesem Fall würde er ihnen dabei helfen, ungesehen einzudringen, aber daran glaubte Iblis erst, wenn er drinnen und nicht von einem Haufen Wachen umkreist war. „Ich gehe Egyn und die anderen suchen. Besser wir bringen es schnell hinter uns. Wir sehen uns dann später.” Bevor Satan etwas sagen konnte, war der Baal bereits verschwunden.

 

 
 

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Seit Halphas Iblis und seine Geschwister kennen gelernt hatte, war es wirklich niemals langweilig geworden. Sie hatten die kuriosesten Sachen erlebt und waren am laufenden Band in Schwierigkeiten geraten, aber das hier war etwas ganz Neues. Sicher, sie waren bereits im ersten Krieg gegen Lilith einige Risiken eingegangen, aber sich in das momentane Hauptquartier einzuschleichen, um einen einzelnen Gegenstand zu finden, war mehr als nervenaufreibend. Jahis Anwesenheit machte es nicht besser, er vertraute der Feuerdämonin kein bisschen. Egyn und Ankou schien es ähnlich zu gehen, allerdings verbargen sie es gut. Jahi konnte man dagegen anmerken, wie unwohl sie sich fühlte. ‚Na, das geht ja gut los.’, dachte er finster. ‚Hoffentlich kann uns dieser angebliche Freund wirklich reinbringen.’ Wie auch unter Paris gab es unter Versailles ein riesiges Tunnelsystem, von dem allerdings die wenigsten wussten. Es war nicht ganz klar, ob es vor oder nach der Errichtung des Schlosses entstanden war, aber es gab zumindest einige Gänge, die hineinführten. Allerdings hatten sie genau dasselbe bei Satans Palast getan, daher würden die Ausgänge sicher gut bewacht sein. Momentan warteten sie vor einer Wand, wo wohl einer der Gänge lag, allerdings mussten sie noch warten, bis der Dämon ihnen das ok gab. Bevor Jahi gegangen war, hatten sie zwei miteinander verbundene Siegelpapiere erstellt, sodass sie noch immer kommunizieren konnten. Es war eine eher altmodische Methode, da man nur kurze Nachrichten oder Worte schicken konnte, aber verlässlich und schwer nachzuweisen. „Komm schon, Khara. Lass mich jetzt nicht hängen…”, murmelte sie angespannt und schaute nervös auf das Siegel. „Bist du sicher, dass er nicht aufgeflogen ist?”, erkundigte sich Egyn. Sie schüttelte langsam den Kopf. „Es gäbe keinen Grund dafür. Nachdem wir die Siegelpapiere gemacht haben, haben wir nicht mehr miteinander gesprochen und ich bin während eines Kampfes verschwunden. Eigentlich sollten sie nicht wissen, dass ich übergelaufen bin.”
 

„"Eigentlich" bringt uns nichts!”, zischte Iblis. „Wir sind alle dran, wenn was schief geht, also solltest du dir besser sicher sein! Ansonsten drehen wir jetzt um.”
 

„Iblis hat recht.”, pflichtete Egyn bei. „So sehr ich Azazel helfen will, da rein zu stürmen und gefangen zu werden, bringt niemanden etwas.”
 

„Warten wir noch fünf Minuten, wenn wir dann nichts hören, verschwinden wir.”, schlug Ankou vor und alle stimmen zu, Jahi widerwilliger als der Rest. Vier Minuten später leuchtete das Siegel auf dem Papier auf und die Feuerdämonin wirkte erleichtert. „Es ist alles frei, wir können durch!”
 

„Na, hoffentlich.”, murmelte Iblis. Jahi öffnete den Gang und sie quetschten sich hindurch. Halphas verfluchte gedanklich die Körpergröße der Menschen zur Zeit der Erbauung, denn er und Iblis mussten sich ziemlich bücken, um voran zu kommen. Manchmal beneidete Dämonen wie Egyn, Rin und Amaimon wirklich um ihre Größe. Endlich erreichten sie, mit Staub und Spinnweben bedeckt, das Ende und nachdem Jahi erneut das Siegel überprüft hatte, öffneten sie die Tür. Der Raum dahinter war ein Schlafzimmer, welches ihn wirklich den Einrichtungsgeschmack des Erbauers hinterfragen ließ, aber immerhin wartete keine Horde Gegner auf sie. Stattdessen befand sich in dem Raum ein einzelner Rakshasa, welcher wohl Khara war. Seine Haut war pechschwarz, die Haare weiß und die Augen gelb. „Schön dich zu sehen, Jahi. Ich dachte echt, du wärst tot.”, begrüßte er die Feuerdämonin sichtlich erleichtert. „Ihr könnt eure Wiedervereinigungsfeier später feiern, wir haben’s eilig.”, unterbrach Iblis ihn barsch. „Wir brauchen diesen Spiegel und dann nichts wie weg. Weißt du nun wo er ist oder nicht?” Khara schien ein wenig überrumpelt von seiner forschen Art, fing sich aber schnell. „Also, ich bin nicht ganz sicher, ob es wirklich der richtige ist, aber ich habe Lilith öfter mit einem Handspiegel gesehen, der auf die Beschreibung passt. Sie benutzt den gern zum Ausspionieren und manchmal für Beschwörungen.”
 

„Soweit ich weiß, hat sie nur einen, also wird das der richtige sein.”, bestätigte Jahi. „Weißt du, wo er momentan ist?”
 

„Normalerweise hat sie den so gut wie immer dabei, aber als es hieß, dass ihr fast hier seid, hat sie den in ihren Gemächern liegen lassen und ist gegangen, um ihre Truppen zu koordinieren. Da rein zu kommen wird allerdings nicht einfach werden.“ Natürlich nicht, das war es nie. „Sie ist inzwischen ziemlich paranoid geworden und scheint öfter mal Verfolgungswahn zu haben.“
 

„Nichts neues, das hatte sie schon immer.“, fuhr Ankou dazwischen. „Wo ist das Zimmer?”
 

„Es liegt im Hauptgebäude im ersten Stock. Das ist wohl das ehemalige Schlafzimmer der Königin.”
 

„Das "Chambre de la Reine"? Im "Grand Appartement de la Reine"?”, hakte Egyn nach und erhielt einen verständnislosen Blick. „Keine Ahnung.”, antwortete Khara. „Ich kann euch nur den Weg zeigen. Es ist bald Wachablösung, wenn wir uns beeilen, können wir das zu unserem Vorteil nutzen. ” Er sah sie prüfend an. „Aber so wie ihr ausseht, geht ihr nirgends hin. Falls jemand Jahi erkennt, gibt es unangenehme Fragen, von euch dreien mal ganz zu schweigen.” Tatsächlich hatten sie diesbezüglich vorgesorgt. Sie trugen Rüstungen ohne Siegel und an ihnen waren Kapuzen, die sie sich aufsetzen konnten, sowie eine Balaclava, die sie sich entweder ganz über den Kopf ziehen konnten, sodass man nur die Augen sah oder halb hoch, sodass nur Mund und Nase bedeckt waren. Viele Mitglieder des Militärs und noch mehr Attentäter liefen so herum, daher würden sie nicht hervorstechen. „Satan, ich hasse diese Dinger…”, murmelte Halphas säuerlich. „Ich habe immer das Gefühl, gleich zu ersticken.”
 

„Wir haben schon viel schlimmeres überstanden, da wirst du doch wohl mit einem Stück Stoff zurechtkommen.“, erwiderte Ankou ungerührt, während sie die Kapuze hochzog. Der Rakshasa hielt an der Tür Wache, damit sie sich in Ruhe fertig machen konnten und wandte sich erneut an sie, als sie fertig waren. „Bevor ich es vergesse, ich habe euch die hier besorgt.“ Er hielt etwas hoch, dass Iblis als Söldnermünzen erkannte und er musste zugeben, dass die Idee gut war. Da sie Rüstungen ohne Siegel trugen, würde man ihnen leicht abkaufen, dass sie Söldner waren. In Gehenna war es üblich, dass Söldner, wenn sie für längere Zeit von Adligen oder einer Gemeinde angeheuert wurden, von ihren Arbeitgeber Münzen mit dem dazugehörigen Siegel erhielten. Diese waren ein Nachweis, dass sie wirklich für sie arbeiteten und konnten sogar als Versicherung vorgelegt werden. Musste der Söldner beispielsweise auf eine längere Reise und sich zwischendurch irgendwo einquartieren, konnte er dann diese Münze vorlegen und die Rechnung würde direkt an den Arbeitgeber gesendet werden. War es eine Münze vom Königshaus, waren die Gastgeber sogar verpflichtet, ihn bei ihnen bleiben zu lassen, egal ob es nun ein Gasthaus oder ein normaler Bürger war. In diesem Fall würde die Königsfamilie natürlich dennoch für die Kosten aufkommen. Allerdings hatte der Rakshasa nur drei davon, die anderen beiden waren für Attentäter und Spione, allerdings wurden diese so gut wie nie genutzt. Immerhin wäre es fatal, wenn etwas schief ging und die Betroffenen sofort herausfinden konnten, wer den Attentäter oder Spion geschickt hatte. Der andere Dämon schien seine Gedanken schnell zu erraten. „Alle Attentäter haben die momentan. Es soll absichern, dass hier keine feindlichen einschleichen. Abgesehen davon hat Lilith keinen wirklichen Grund zu verheimlichen, von wem sie sind.”
 

„Gut, dann nehmen Egyn und ich die.”, warf Ankou ein. Keine protestierte. Die beiden hatten einen typischen Körperbau für Attentäter und Spione, während Iblis und Halphas eher zu Söldnern passten. „So, das wäre es.”, fuhr Khara fort. „Versucht aber dennoch, Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Ihr beiden könnt so tun, als wäre euch die Zunge rausgeschnitten worden. Sollte auch funktionieren.“ Iblis unterdrückte ein Schaudern. Besonders zu Zeiten von Liliths erster Rebellion hatten sich viele ihrer Attentäter die Zunge herausschneiden lassen, um nichts verraten zu können, wenn sie erwischt wurden. Sicherlich effektiv, aber den Rest des Lebens ohne Zunge zu verbringen, stellte er sich furchtbar vor. Nun da sie bereit waren, betraten sie den Gang. Es war nicht Iblisˈ erster Besuch hier und er hatte in seinem Leben schon viele Paläste gesehen, aber dieser hier war eines der besten Beispiele von Hedonismus und Verschwendungssucht, die er je gesehen hatte. Kein Wunder, dass der Staat später vollkommen in Schulden versunken war, sodass das Volk sogar Steine auf den Sarg von Ludwig den XIV geworfen hatte. Wie erwartet war alles in Aufruhe und keiner achtete auf sie. Möglicherweise hatten sie wirklich Glück und würden wieder weg sehen, bevor jemand wusste, was los war, aber an so viel Glück wagte er nicht zu glauben. „Hey, Khara!”, ertönte plötzlich seine Stimme, die sie alle abrupt stehen bleiben ließ. Wunderbar, er musste es auch beschreien. Vor ihnen stand eine Rakshasi mit blauer Haut, dunkelblauen Haaren und orangen Augen.
 

„Hi, Putana. Was gibt’s denn?“, fragte Khara sichtlich genervt. Offenbar hielt er nicht besonders viel von seiner Artgenossin. „Tu nicht so, du fauler Bastard!“, zischte sie nicht weniger genervt. „Du solltest dich schon vor ˈner halben Stunde bei Berith melden, was ist passiert?!“ Iblis widerstand dem Drang, Khara einen bösen Blick zuzuwerfen. Der Idiot wurde irgendwo erwartet und schickte ihnen dann die Nachricht, dass es ok wäre, zu kommen? Wollte er erwischt werden?! „Entspann dich, Mara ist an meiner Stelle gegangen. Sie sollte ursprünglich in eine andere Gruppe, aber weil drei von denen einen anderen Auftrag bekommen haben, mussten sie neu verteilen.“
 

„Ach, und warum wurde ich dann zum suchen los geschickt?!“
 

„Vielleicht wollte dich Lord Berith nur möglichst lange beschäftigen.“, sprang Ankou nun mit emotionslosen Tonfall ein. Die meisten Attentäter tendierten dazu, ihre wahre Emotionen zu verbergen und sprachen entsprechend monoton, daher hoffte Halphas, dass die Rakshasi sich täuschen ließ. „Du wirkst nicht gerade hilfreich, besonders mit deinen voreiligen Anschuldigungen, da würde ich dich ebenfalls los werden wollen.“ Das hatte gesessen, denn Putanas Gesicht verfärbte sich sofort. „Und du bist?!“, fauchte sie gereizt. „Ich bin Attentäterin und Spionin. Wäre also nicht allzu clever, dir meinen Namen zu verraten, nicht wahr?“, erwiderte die Geisterdämonin gelassen und hielt ihre Münze nach. Putana schnaubte, dann schaute sie zu Egyn. „Und er?”
 

„Auch Attentäter. Er hat sich damals die Zunge rausschneiden lassen, er wird dir also nichts sagen.”, erklärte Ankou, worauf die andere Dämonin das Gesicht verzog. „Ich werde nie verstehen, wie man das freiwillig tun kann.”
 

„Wenn du dann fertig bist, wir haben noch anderswo zu tun.”, knurrte Halphas, in der Hoffnung, sie würde endlich von ihnen ablassen. So leicht ließ sich die Blauhaarige leider nicht abwimmeln. „Und was? Solltet ihr nicht irgendwo unterwegs sein?“
 

„Genau das versuchen wir ja gerade, also wie wäre es, wenn du uns endlich aus dem Weg gehst? Oder willst du Ihrer Majestät erklären, warum wir zu spät sind?“, mischte sich Iblis ein. Wie erwartet war diese kleine Drohung äußerst effektiv und die Dämonin gab endlich nach. Zügig, aber dennoch gefasst, da sie ihren Blick in ihren Rücken spürten, gingen sie weiter und atmeten erst auf, als sie mehrere Ecken hinter sich gebracht hatten. Die Gänge waren überraschend leer, offenbar bereiten sich alle auf den kommenden Angriff vor und hatten sich dafür irgendwo gesammelt. „Das war viel zu knapp.”, murmelte Jahi und widerwillig stimmte Iblis zu. „Ein Glück war sie eine Idiotin und leicht einzuschüchtern.”
 

„Beten wir, dass wir nicht in Berith, Kaliya oder eine der Aveira rennen. Die würden uns sofort an der Stimme erkennen.”, kommentierte Ankou erschöpft klingend. „Die Aveira sind ebenfalls mit den Vorbereitungen beschäftigt, das sollte kein Problem werden.”, beruhigte Khara sie. „Jetzt aber los, die Zeit drängt.”
 


 

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Der Rest des Weges verlief ohne Zwischenfälle. Zwar begegneten sie einigen Personen auf dem Weg, aber diese schenkten ihnen nicht weiter Beachtung. Tatsächlich hatten sie zur Abwechslung Glück und konnten die Dämonen, die die Wächter vor Liliths Gemächern ablösen sollten, ausschalten und sie ungesehen in ein leeres Zimmer schleifen. „So die bereiten keine Probleme mehr.”, kommentierte Egyn. „Eigentlich sollte hier keiner reinkommen, oder?”
 

„Nah, verstecken wir sie in ˈnem Schrank. Sicher ist sicher.”, warf Jahi ein. „Wenn sie die finden, bevor wir weg sind, war’s das.” Gesagt, getan. Kaum waren die Dämonen versteckt, machten sie sich auf den Weg, um die Wächter abzulösen. Iblis gab sein bestes, normal und nicht verspannt zu wirken, doch einfach war es nicht. Er zwang sich durchzuatmen und zählte im Stillen bis drei. ‚Komm, Iblis. Das ist nichts anderes als sich mit irgendwelchen angepissten Adligen zu treffen und die kleinzureden.’, rief er sich in Erinnerung. „Na, endlich!”, hörte er einen der Wächter sagen. „Wir dachten schon, man hätte uns vergessen.”
 

„Irgendein Idiot hat ihnen die falschen Schichtpläne gegeben, also durfte ich los rennen und sie im anderen Gebäude suchen.”, erklärte Khara frustriert klingend. „Und auf dem Weg hier her wurden wir auch nochmal aufgehalten.”
 

„Typisch, ich wette, das war wieder Njord.”, seufzte der andere Wächter. „Ich sag’s euch, der Typ ist schon allein zu blöd, auf ˈnem Zettel in der richtigen Zeile zu bleiben.” Der dritte Wächter sagte nichts und sah sie stirnrunzelnd. Oh, oh. Wenn Iblis eins bei verdeckten Aktionen gelernt hatte, war es, dass es nie gut war, wenn die Person, die du täuschen sollst, dir gegenüber die Stirn runzelt. „Warum seid ihr zu fünft? Es sollten nur drei kommen.”
 

„Anweisung von oben.”, erwiderte Ankou. „Lady Lilith befürchtet, dass sich Satans Leute irgendwie Zugang verschaffen wollen. Sie hat uns angewiesen, hier zusätzlich zu patrouillieren und nach Verdächtigen Ausschau zu halten. Wir sind dabei zufällig auf sie getroffen und zusammen her gekommen.” Das war nicht mal gelogen, Lilith hatte wirklich veranlasst, dass in den Gängen zusätzliche Wächter aufgestellt wurden. „Verstehe…”, murmelte der Dämon und zuckte mit den Schultern. „Meiner Meinung nach unnötig, aber gut. Wir gehen uns mal abmelden. Bis dann.” Damit gingen sie endlich und Iblis atmete erleichtert auf. Sie schienen ihnen geglaubt zu haben. „Ankou und ich halten hier Wache, ihr geht rein und sucht.”, bot Halphas an. „Falls Lilith oder sonst wer kommt, lassen wir es euch wissen.” Die Baal nickten dankbar und Iblis wollte gerade die Hand ausstrecken, als ihm ein leichtes Schimmern auf der Tür auffiel und noch im selben Moment griff Khara nach seinem Handgelenk. „Noch nicht! Da ist eine Barriere drauf.”, verkündete er. „Ich weiß aber, wie wir sie vorrübergehend umgehen können.” Als er Iblisˈ misstrauischen Blick bemerkt, verdrehte er die Augen. „Würde ich euch reinlegen wollen, hätte ich euch kaum bis hier her bringen müssen.”, argumentierte er und der Baal musste zugeben, dass es stimmte. Daher nickte er und trat von der Tür zurück. „Dann zeig mal, was du kannst, Rakshasa.” Khara antwortete nicht, sondern begann sofort damit, die Barriere zu bearbeiten. Nervös hielten sie Wache, aber keiner kam. Schließlich gelang es dem Dämon und die Barriere verschwand. „Wir haben 15 Minuten. Dann müssen wir hier raus sein oder Lilith merkt, dass jemand hier ist.”, informierte er sie und öffnete die Tür. Sofort verteilten sie sich in dem protzigen Raum dahinter und begannen mit der Suche. Dies gestaltete sich schwerer als erwartet, da der Raum wirklich ziemlich überladen war. Neben den ursprünglichen Möbel und Dekorationen war viel dazu gekommen und machte es schwer, systematisch vorzugehen. „Wow…und ich dachte immer, meine Tante hätte zu viel Deko rumstehen…”, kommentierte Egyn kopfschüttelnd, während er mehrere Regale durchsuchte. „Wir suchen einen Handspiegel, der wird kaum in einem Regal rumliegen.”, warf Jahi ein. „Ich sehe mir mal den Schminktisch an, das macht glaube ich am meisten Sinn.” Leider lag der Spiegel nicht dort und die Schubladen waren verschlossen. Stirnrunzelnd wandte sich die Feuerdämonin an die drei Dämonen. „Wenn sie die abschließt, muss was Wichtiges drin sein. Irgendwo sollte ein Schlüssel sein, wohl relativ klein, wenn ich mir das Schloss ansehe. „Das ist ˈne normale Holzschublade, reiß es doch auf.”, verlangte Iblis ungeduldig. „Da ist eine Barriere drauf, du Schlaumeier.”, erwiderte sie nicht weniger gereizt und wechselte böse Blicke mit ihm, aber Egyn sprang schnell ein. „Gut, dann halten wir noch Ausschau nach einem Schlüssel. Aber verlasst euch nicht drauf, dass der Spiegel wirklich da drin ist.”
 

„Bei unserem Glück hat sie den Schlüssel bei sich.”, grummelte Iblis missmutig. „Wenn wir so denken, wird das nichts. Sei mal etwas positiver.”, antwortete Khara und erhielt einen bösen Blick. „Was denn? Meckern wird nichts bringen, wir haben Zeitdruck!”
 

„Warum hast du dich überhaupt entschlossen, die Seiten zu wechseln?”, fragte Egyn plötzlich, durchsuchte dabei aber dennoch weiter das Zimmer. „Die meisten deiner Art sind nicht gerade gut auf uns zu sprechen, vor allem nach dem letzten Krieg.” Khara zuckte mit den Schultern. „Ich war noch ein Kind, als die Rebellion ausgebrochen ist und als wir besiegt worden, bin ich mit meinem Clan geflohen. Ich habe aber nie wirklich Liliths Prinzipien zugestimmt, zumindest nicht allen. Erschafferin hin oder her, die alte ist vollkommen irre und wird nur beide Welten in den Ruin treiben. Wäre also ganz schön dumm, ihr weiterhin zu folgen, zumal ich echt nichts mit ihren ganzen Grausamkeiten zu tun haben will. Ich meine…wer lässt bitte ganze Dörfer und Städte abschlachten?!”
 

„Dann Gratulation, du bist der erste Lilith Anhänger mit einem funktionierendem Gehirn.”, erwiderte Iblis trocken und stieß kurz darauf ein frustriestes Schauben aus. „Verdammt, wie schwer kann es sein, so einen dämlichen Schlüssel oder Spiegel zu finden-”
 

„Hab ihn!”, rief plötzlich Jahi und hielt tatsächlich einen kleinen Schlüssel hoch. Sofort probierte die Feuerdämonin ihn an den Schubladen aus. Ohne es zu bemerken hielt Iblis den Atem an. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, wenn der Spiegel nicht dort drinnen war, würde es Probleme geben. „Und? Was ist nun?!”, fragte Egyn ungeduldig, während Jahi die Schubladen durchwühlte. „Hier ist nichts…”, erwiderte sie sichtlich enttäuscht, aber Khara schüttelte den Kopf. „Schau, ob es einen doppelten Boden hat. Ich würde es Lilith zutrauen.” Jahi nickte und versuchte erneut ihr Glück. Khara sollte Recht haben, eine der Schubladen hatte in der Tat einen doppelten Boden. „Ich habe ihn!”, rief Jahi und zum ersten Mal seit Liliths Entsieglung wirkte sie aufrichtig euphorisch. Sofort nahm Egyn ihr den Spiegel aus der Hand und betrachtete ihn kritisch von allen Seiten. „Es scheint der echte zu sein…und ich spüre ganz leicht Azazels Aura…zumindest glaube ich es.” Iblis nahm ebenfalls den Spiegel in die Hand, wobei es ihm nicht anders entging. „Gut, dann nichts wie weg!”, drängte Jahi. Schnell verließen sie das Zimmer und schlossen die Tür hinter sich. „Wie ist es gelaufen? Habt ihr ihn?“, fragte Ankou sofort. Iblis sagte nichts und hielt nur grinsend den Spiegel hoch. Sofort hellte sich das Gesicht der Dämonin auf. „Super! Dann können wir ja gehen!“
 

„Oh, oh…“, hörten sie unerwartet Khara sagen. Sofort rechneten alle mit dem schlimmsten und wandten sich an den Rakshasa, der ein weiteres Stück Papier hielt. „Was heißt hier "Oh, oh"?”, fragte Halphas scharf. „Es gibt gute und schlechte Nachrichten, aber da ich Optimist bin, fange ich einfach mal mit der guten an.”, erwiderte Khara und rieb sich nervös den Arm. „Sie wissen nicht, dass ihr hier seid und sie wissen nicht, dass wir den Spiegel haben.”
 

„Und die schlechte?”, fragte Egyn dumpf. „Sie haben irgendwie gemerkt, dass hier Eindringlinge sind.”, erwiderte Khara schonungslos. „Und darum kontrollieren sie jetzt alle Patrouillen.” Irgendwann musste ihre Glückssträhne wohl enden. „Na super…schaffen wir es zurück, ohne erwischt zu werden?”, fragte Ankou, woraufhin der Dämon mit den Schultern zuckte. „Theoretisch schon, aber ihr werdet nicht den ursprünglichen Gang benutzen können. Es war auch eventuell besser, sich aufzuteilen.”
 

„Oh nein, immer wenn wir uns aufteilen, geht etwas schief!”, knurrte Iblis sofort und auch der Rest war nicht gerade begeistert. „Es ist unsere beste Chance.”, argumentierte Khara. „Wir teilen uns auf und treffen uns dann nachher wieder. So werden zumindest nicht alle erwischt, falls was schief gehen sollte.” Iblis war noch immer unsicher, er erinnerte sich immerhin nur allzu gut an das Fiasko im Palast seines Vaters. Er hatte wirklich keine Lust, noch jemanden zu verlieren. Andererseits war es wohl wirklich alles, was ihnen übrig blieb, daher nickte er widerwillig. „Also gut. Ich schätze, Zweiergruppen wären am besten, oder?” Alle stimmten zu und sie teilten sich ein. Iblis ging mit Halphas, Ankou mit Jahi und Egyn mit Khara. Anschließend beschrieb ihnen der Rakshasa die genauen Wege. Hoffentlich würde es sich nicht als Fehler erweisen, Khara zu vertrauen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kasumi18
2020-07-18T21:29:57+00:00 18.07.2020 23:29
Auch ich bin so happy das es weiter geht ^-^ ich freu mich auf nächste kapitel
Antwort von:  Himikko
18.07.2020 23:37
Ich werde versuchen mich zu beeilen ^^
Von:  Yuna_musume_satan
2020-07-18T03:06:43+00:00 18.07.2020 05:06
Omg ich bin soooooo Happy das es weitergeht und dir ist das Kapitel wirklich sehr gut gelungen. Hach einfach spitze bitte schreib weiter und bleib gesund
Antwort von:  Himikko
18.07.2020 10:14
Dankeschön :3
Bleib ebenfalls gesund ^^


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