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My Love Is Your Love

- Blind Date -
von

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Mein Weg zurück ins Licht

Die Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster in ihr Zimmer und weckten Hitomi aus ihrem süßen Traum. Die Bilder, die soeben noch ganz real und zum Greifen nah gewesen sind, waren bereits verschwunden. Es blieb nur eine vage Erinnerung zurück.

Hitomi schlug die Augen auf und streckte sich. Was für ein schöner sonniger Tag! Sie erhob sich vom Bett und tänzelte zum Fenster, das sie weit öffnete. Sie nahm einen tiefen Zug und füllte ihre Lungen mit frischer Luft. Das grelle Licht blendete sie nicht mehr so sehr wie am Anfang und ihre Augen schmerzten fast kaum noch. Die letzten Tage hatte sie zu Hause verbracht. Der Arzt hatte ihr Ruhe verschrieben und auch ihre Eltern waren der Meinung, dass sie sich nicht überanstrengen sollte. Hitomi hatte brav alle Ratschläge befolgt. Dabei wollte sie doch so schnell wie möglich nach draußen und die Welt sehen, die eine lange Zeit in der Dunkelheit verborgen lag.

Heute würde sie endlich eine solche Gelegenheit bekommen, denn heute stand ein Termin zur Augenkontrolle im Krankenhaus an. Wenn der Arzt seinen Segen gab, stand Hitomi nichts mehr im Weg. Bei dem Gedanken daran, beflügelte sie die Freude, die sie am liebsten in die Welt hinaus geschrien hätte.

Ich kann sehen! Hört ihr? Ich kann wieder sehen!

Es war ein unglaubliches, ja, berauschendes Gefühl, endlich wieder sehen zu können. 7 lange Jahre ohne Licht kamen ihr nun vor wie ein düsterer Traum, aus dem sie endlich erwacht ist. Sie musste sich immer noch vergegenwärtigen, dass es Realität war.

Hitomi ließ das Fenster offen und tänzelte zu ihrem Kleiderschrank. Blindheit raubte einem die Möglichkeit vieler Entscheidungen, darunter auch wie man sich gerne kleiden wollte. Hitomi musste das anziehen, was ihre Mutter ihr kaufte und vorlegte. Sie vertraute zwar darauf, dass es schöne Sachen waren, jedoch freute sie sich, endlich ihre eigenen Entscheidungen bezüglich der Kleiderwahl treffen zu können. Sie erinnerte sich daran, als sie noch ein kleines Mädchen mit Augenlicht war, was für schöne Kleider ihre Mutter trug. Sie wusste nicht, warum sie sich ausgerechnet daran erinnerte. Wahrscheinlich weil sie ihren Stil sehr bewunderte und als Erwachsene genauso aussehen wollte wie sie.

Hitomi wurde nicht enttäuscht. Ihr Kleiderschrank beinhaltete wunderschöne Kleidung. Hübsche, bunte Kleider, aber auch perfekt sitzende Jeans und T-Shirts, Pullis, Röcke, Shorts. Es gab alles, was ein Mädchen sich wünschte. Früher fühlte sie sich wie eine Puppe, die hübsch hergerichtet wurde. Nun hatte sie ihren Willen zurück und konnte selbst entscheiden, was sie anziehen mochte. Das, was für viele eine Selbstverständlichkeit oder gar eine Kleinigkeit war, war für sie eine ganz neue Erfahrung.

Nachdem sie sich ein Outfit zurechtgelegt hatte, ging sie erst einmal duschen. Frisch aus der Dusche zog sie sich an und machte sich zurecht. Wenn sie in den Spiegel blickte, konnte sie kaum glauben, dass sie das war. Sie hatte ihr Antlitz 7 Jahre lang nicht gesehen und wenn sie sich im Spiegel betrachtete, kam es ihr vor, als stünde ihr ein fremdes Mädchen gegenüber. Graublaue Augen starrten ihr entgegen und musterten sie aufmerksam. Sie hatte eine kleine Stupsnase und ihre Unterlippe war etwas größer als die obere. Ihre Wangen waren von der warmen Dusche noch gerötet und ihr Haar fiel in Wellen hinab bis zu ihren Schultern. So sehe ich also aus, ging es ihr dann durch den Kopf. Sie musste sich erst an diesen Anblick gewöhnen.

 

Als Hitomi sich fertig gemacht hatte, griff sie nach ihrem Handy. Bevor sie zum Arzt ging, wollte sie noch schnell Ryoske anrufen. Während ihrer Erholungsphase hatte sich Ryoske jeden Tag bei ihr gemeldet. Sie hatten Sprachnachrichten ausgetauscht und regelmäßig telefoniert. Somit empfand Hitomi keine Einsamkeit, auch wenn sie sich nicht mit ihm treffen konnte. Hitomi drückte auf die Wahlwiederholungstaste und hörte wie die Verbindung sich aufbaute.

„Hitomi! Hi“, hörte sie Ryoskes vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Hi! Tut mir leid, dass ich so früh anrufe. Bist du schon in der Schule?“

„Kein Problem. Ich bin grade auf dem Weg dahin. Also können wir bisschen reden.“

Er nahm sich immer Zeit für sie. Das wusste sie zu schätzen.

„Danke. - Ich wollte dich eigentlich nur fragen, was du heute nach der Schule machst. Vielleicht könnten wir uns treffen.“

Am anderen Ende gab es ein kleines merkliches Zögern, dem Hitomi jedoch keine Bedeutung zuschrieb.

„Klar, können wir gerne machen. Aber darfst du denn schon etwas unternehmen?“

„Ja! - Also, ich denke schon. Ich muss heute noch zum Arzt zur Kontrolle. Aber ich denke nicht, dass er Einwände haben wird. Meinen Augen geht es gut. Ich habe mich lange genug ausgeruht.“

„Ja, das sehe ich auch so. - Was möchtest du denn unternehmen?“

Hitomi musste nicht lange überlegen, denn sie hatte sich bereits Gedanken darüber gemacht.

„Ich möchte gerne in den Zoo. Ich hoffe, du findest das nicht zu langweilig, weil wir vor einiger Zeit schon dort waren.“

„Nein, nein. Zoo ist eine gute Idee.“

Es freute sie, dass er einverstanden war. Es hatte einen Grund, warum sie sich ausgerechnet dafür entschieden hatte. Das war damals ihr erster gemeinsamer Ausflug. Damals war sie noch blind und jetzt wollte sie diesen Ausflug mit ihrem wiedergewonnenen Augenlicht erleben.

„Prima! Treffen wir uns wie immer auf dem Spielplatz?“

„Können wir gerne machen. Passt dir 17 Uhr?“, fragte Ryoske nach.

Hitomi stimmte der Uhrzeit zu und sie verabschiedeten sich.

 

Lange danach ließ ihre Aufregung nicht nach und sie fieberte ihrem Treffen entgegen. Ryoske hatte ihr in dem Moment beigestanden, in dem sie ihn am dringendsten gebraucht hatte. Das würde sie ihm nie vergessen. Hitomi überlegte, wie sie ihm ihre Dankbarkeit am besten zeigen konnte.

Als sie mit ihrer Mutter auf dem Rückweg vom Krankenhaus waren, beschlossen sie einen kleinen Spaziergang zu machen und nicht direkt mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Hitomi hatte drauf bestanden. Sie wollte alles in sich aufnehmen, jeden Augenblick.

Die Augenkontrolle verlief sehr positiv und der Arzt war selbst ganz überrascht, dass Hitomis Augenschmerzen schnell zurückgegangen waren. In der Regel dauerte es ein paar Wochen wenn nicht sogar noch länger bis der Schmerz nachließ. Der Arzt konnte sich dieses Phänomen nur auf eine Weise erklären. Und zwar dass Hitomi einen sehr großen Willen hatte, gesund zu werden. Sie war voller positiver Energie und Zuversicht, dass ihre Augen heilen und sie ein normales Leben führen konnte.

„Aber sagen sie es nicht weiter“, hatte der Arzt zwinkernd gesagt, „dieses Phänomen ist rein geistiger Natur und wissenschaftlich nicht zu belegen. Meine Kollegen würden mich für einen spirituellen alten Narr halten!“ Er hatte gelacht und einen Termin für die nächste Untersuchung vereinbart.

 

Sie gingen an einigen hübschen Läden und Boutiquen vorbei, die Hitomis Aufmerksamkeit erweckten. Sie stöberten in einigen davon und Hitomi war wie ein kleines Mädchen fasziniert von all den vielen Sachen, die verkauft wurden. Sie hatte gar nicht geahnt, dass es so eine riesige Auswahl gab! Gab es schon damals so viel Schnickschnack?

„Wenn dir etwas gefällt, kann ich es dir gerne kaufen. Du brauchst es nur zu sagen“, meinte ihre Mutter, die Hitomis Begeisterung mit großer Freude beobachtete.

Hitomi nickte dankbar. Eigentlich wollte sie sich nur ein wenig umschauen. Am Ende jedoch hatte sie doch noch etwas gefunden, was sie kaufen wollte, allerdings nicht für sich selbst.

„Ich möchte das hier für Ryoske kaufen. Als kleines Dankeschön.“

Sie hielt es ihrer Mutter entgegen und diese nickte langsam. Obwohl sie Ryoske bei Hitomis Operation kennengelernt hatte, begegnete sie dem Jungen immer noch mit Vorsicht. Ein einziges Treffen sagte noch nichts über einen Menschen aus. Er schien zwar freundlich und gut erzogen, aber das konnte täuschen.

„Da wird er sich sicher freuen“, sagte ihre Mutter trotz ihrer Vorurteile, „willst du es als Geschenk verpacken lassen?“

Hitomis Augen glänzten vor Verzückung.

„Kann man das hier denn machen?“

Ihre Mutter nickte lächelnd und reichte Hitomi das Geld.

„Was hältst du davon, Liebes, wenn wir Ryoske mal zum Essen einladen würden?“

Sato Higashino befürchtete mittlerweile, dass der Junge nicht mehr so schnell aus dem Leben ihrer Tochter verschwinden würde. Also musste sie sich diesem Umstand wohl oder übel fügen.

„Ja! Eine prima Idee, Mama!“

„Gut. Dann frag ihn doch mal bei Gelegenheit, wann er Zeit hat.“

„Mach ich. Ich sehe ihn ja später, dann frag ich ihn.“

Während die Frau an der Kasse das kleine Geschenk verpackte, schlug Hitomis Herz ihr bis zum Hals. Sie hoffte, dass das kleine Geschenk Ryoske gefallen würde.



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