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Kaze no Uta

Das Lied des Windes
von

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Weißt du noch... damals?

Sooo, hier jetzt also das nächste Kappi. Und da ich grad so gute Laue hab *in Schwimmen für die 1000m 15 Punkte bekommen hat weil sie nur 19:50min (!) gebraucht hat* (in diesem Sinne auch noch mal großes Dankeschön an Felix, der immer vornweg geschwommen ist und geschaut hat, dass ich hinterher komme ^________^).

Aber jetzt zu Unk: Ähm... die, die meinten, dass das letzte Kappi mit einem Cliffi aufgehört hat, sollten dieses Kapitel vielleicht noch nicht lesen. Das letzte war keiner. Und das hier ist (laut KeiraX) auch keiner, kommt dem aber näher als das andere. Ich hab euch also gewarnt (für die ganz ungeduldigen unter euch). Und ich hab das nächste Kappi noch nicht angefangen. Das liegt wohl an euch, wann das passiert. ^.~

Denen, die es trotzdem lesen wollen, wünsche ich hiermit viel Spaß!
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Weißt du noch... damals?
 

Das Erste, was Aki am nächsten Morgen bemerkte, waren die Kopfschmerzen und kaum, dass er in die Realität zurückkehrte, gesellten sich Übelkeit und so ein undefinierbares Gefühl von völliger Erschöpfung hinzu. Vorsichtig öffnete er ein Auge, nur um es gleich darauf wieder zu schließen, weil sich alles um ihn herum drehte. Oder in ihm drin, das wusste er nicht so genau, und er wollte auch gar nicht darüber nachdenken, denn Denken machte das Ganze nur schlimmer, hatte er bereits festgestellt. In der Hoffnung, vielleicht wieder einschlafen zu können, drehte er sich ein wenig, um in eine bequemere Lage zu kommen. Dabei stieß er auf etwas Samtig-haariges und als er seine Augen erneut öffnete, stellte er fest, dass es tatsächlich Haare waren. Lange, weiche, ebenholzschwarze Haare... Yukis Haare. Sie lagen teils lose, teils noch als Zopf zusammengehalten, über seinen noch schlafenden Freund und auf dem Bett verteilt. Als Aki den Japaner so betrachtete, kam ihm diese Situation seltsam vertraut vor. Woher nur...?

Nach einigen Augenblicken - Akis Gesundheitszustand schien ihn wirklich arg zu beeinträchtigen - dämmerte es ihm: Genauso hatte er Yuki zum aller ersten Mal gesehen. Damals, vor zehn Jahren, hatte er in genau derselben Position neben ihm am Bettrand gelegen, friedlich schlafend, die schwarzen Haare wie eine Decke auf seinen Oberkörper liegend.

Auch er hatte sich damals nicht viel besser gefühlt, dachte der Halbjapaner bitter. Einziger Unterschied war, dass ihm damals die Verletzungen zuschaffen gemacht hatten, jetzt war es der Alkohol... wofür Aki sich selbst ohrfeigen könnte. Oder auch nicht, denn der Kater war bereits Qual genug.

Ein kurzes Frösteln Yukis, verbunden mit hörbar scharf eingezogener Luft, lenkte Akis Gedanken in das Hier und Jetzt zurück. Im ersten Moment glaubte Aki, sein Freund sei aufgewacht, doch als dieser seine Augen nicht öffnete, wurde ihm klar, dass er wohl träumen musste. Es schien ein ziemlich schlimmer Traum zu sein, was ein Blick auf Yukis ins Bettlaken gekrallte Hand nur bestätigte. Vorsichtig, ohne seine Übelkeit weiter zu steigern, drehte Aki sich auf die Seite, um Yuki direkt ansehen zu können, und legte beruhigend eine Hand auf die verkrampfte Faust, um seinen Freund, so hoffte er, etwas beruhigen zu können. Dazu hatte er unweigerlich den ganzen Arm um seinen Freund gelegt und lag nun eng an diesem gekuschelt, was ihn allerdings wenig störte. Yuki schlief ja...

Um ebenfalls noch etwas Ruhe zu bekommen, schloss Aki seine Augen wieder. Irgendwie hatte er das Gefühl, als ginge es ihm schon ein klein wenig besser. Ob das auch an Yuki liegen könnte? Immer, wenn der Japaner in der Nähe war, fühlte Aki sich sicher und geborgen. Als würde sein Freund ihm sagen, dass er sich auf ihn verlassen könne, dass er auf ihn Acht gäbe. Er mochte dieses Gefühl, auch wenn er es nicht richtig zuordnen konnte. Es war so wohlig warm... und doch... Da war etwas, tief in seinem Innern, das warnte ihn vor diesem Gefühl, es hatte Angst davor, wollte nicht, dass er es genauer kennen lernte. Warum wohl? Was war das nur...?

Mit diesen Gedanken glitt Aki zurück ins Land der Träume.
 

Das plötzlich eintretende Stimmengewirr irgendwo auf der Etage unter ihnen weckte Yuki schließlich auf. An der Helligkeit im Zimmer erkannte er sofort, dass es bereits nach zehn sein musste, denn früher lag das Zimmer noch in einem angenehmen Dämmerlicht. Und noch etwas fiel ihm auf: das zusätzliche Gewicht auf seinen Schultern und die Wärme an seiner rechten Hand. Dies holte seine Sinne vollends in die Wirklichkeit zurück und er erkannte ohne hinsehen zu müssen, dass es Akis Arm war, der da locker über ihm lag, sowie seine Hand, deren Finger sich in seinen verschlungen hatten. Jetzt spürte er auch den ruhigen Atem seines Freundes, der in gleichmäßigen Abständen sein Haar nah am linken Ohr streifte und ihm einen wohligen Schauer über den Rücken prickeln ließ. Spätestens jetzt war es an der Zeit, aufzustehen, denn diese Nähe brachte ihm unweigerlich die Erinnerung an die letzte Nacht zurück. Nicht, dass er dies verschmäht hätte, doch jetzt brauchte er erst einmal einen kühlen Kopf, um seine Gedanken ordnen zu können. Der Kuss kribbelte noch immer auf seinen Lippen, selbst Akis Hand glaubte er noch zu fühlen, wie sie zärtlich über seinen Nacken strich, wenn er die Augen schloss und sich daran zurückerinnerte.

Oh Gott! Wie konnte dieser eine Kuss ihn nur so dermaßen verrückt machen? So könnte er Aki doch nie vernünftig gegenübertreten.

Apropos gegenübertreten... Er sollte jetzt wohl doch lieber aufstehen, denn nachdem er die ganze Nacht so seltsam herumgehangen hatte, tat ihm jetzt von den Schultern an abwärts alles weh. So vorsichtig wie möglich versuchte er demnach, Akis Arm ein Stück anzuheben und seinen Kopf darunter durchzuziehen, damit der Halbjapaner nicht aufwachte. Genützt hatte es nichts. Aki streckte sich ein wenig, drehte sich auf den Rücken und gähnte leise, bis er schließlich die Augen öffnete und Yuki matt ansah. Verlegen sah der Japaner an seinem Freund vorbei und musterte stattdessen die Falten, die die Bettdecke geschlagen hatte.

"Tut mir Leid, hab ich dich geweckt?"

"Das macht nichts. Es ist sicher schon spät genug."

Mit einem kurzen Blick auf den Funkwecker konnte Yuki diese Vermutung bestätigen. Es war bereits kurz vor zwölf.

"Ja... Wir haben es bereits Mittag."

"Musst du nicht zur Uni?" Für einen Augenblick gewannen Akis müde dreinblickende Augen an Leben und betrachteten Yuki skeptisch. Der Japaner schüttelte jedoch beruhigend mit dem Kopf.

"Nein. Ich habe mich für diese Woche bereits abgemeldet. Zum ,Lernen'."

"Damit sollten wir wirklich langsam anfangen. Bald sind Prüfungen."

"Na du brauchst dir darüber bestimmt keine Sorgen zu machen. Du lernst schließlich das ganze Jahr über."

"Trotzdem... uh...!"

Eine kurze Unachtsamkeit, eine etwas zu hastige Bewegung, und schon wurde Aki wieder daran erinnert, dass er sich tags zuvor total betrunken hatte.

"Geht's? Brauchst du irgendwas?" Yukis Besorgnis war deutlich herauszuhören. Um ihn ein wenig zu beruhigen, biss Aki die Zähne zusammen und zwang sich zu einem, wenn auch kläglichen, Lächeln.

"Schon wieder besser, keine Sorge. Aber es ist ja meine eigene Schuld, was musste ich auch so dämlich sein..."

"Da muss jeder mal durch", tröstete ihn Yuki scherzhaft. "Das hatte ich auch schon."

"Ehrlich?" Unglaube schwang in Akis Stimme mit.

"Ja, ehrlich. Ist aber schon eine Weile her."

"Warum?"

"Ach... Das erzähle ich dir ein andern Mal."

Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden Freunden. Aki merkte, dass er mit dieser Frage wohl einen Nerv getroffen hatte, und das war ihm unangenehm. Er hätte zwar gern den Grund erfahren, aber er wollte keinesfalls, dass sein Freund sich unwohl fühlte, ganz besonders nicht seinetwegen. Als die Stille jedoch zu unangenehm wurde, durchbrach Aki sie wieder.

"Wie sind wir eigentlich gestern nach Hause gekommen?"

"Weißt du das denn nicht mehr?"

"... Nein", begann Aki nachdenklich, "ich weiß noch, dass wir ziemlich lange bei Haruko geblieben sind. Die meisten waren irgendwann weg... Aber danach..."

Schließlich schüttelte er resigniert den Kopf, bereute es allerdings gleich danach wieder, weil sich die Kopfschmerzen augenblicklich für diese heftige Bewegung revanchierten. Yuki verschwand kurz aus dem Zimmer und kam gleich darauf mit einem feuchten Tuch zurück, das er dem Kranken auf die Stirn legte.

"Alles Gute zum Geburtstag."

Mit einem amüsierten Grinsen schloss er die Augen wieder und entspannte sich bei der wohltuenden Kühle des Stoffes.

"Danke..."

Durch die geschlossenen Lider bekam Aki nun nicht mehr mit, wie sich Yukis Mine trübte und er in tiefe Grübelei verfiel.

,Er hat alles vergessen... Alles. Verdammt, Aki, kannst du dich denn an gar nichts mehr erinnern? Es muss dir doch etwas bedeutet haben! Du bist nicht der Typ Mensch, der nur aus einer plötzlichen Laune heraus entscheidet. Oder...? Nein, dafür bist du viel zu gewissenhaft. Vielleicht schon so gewissenhaft, dass du dich nicht mehr daran erinnern willst? Hast du Angst davor? Bereust du es etwa...?'

"... Yuki? Hey!"

"J-Ja? Was denn?"

Irritiert schreckte der Japaner aus seinen Gedanken auf und sah seinen Freund fragend an. Dieser schenkte ihm einen vorwurfsvollen Blick, wiederholte dann jedoch seine Frage.

"Ich wollte wissen, was nach der Party gestern noch passiert ist."

"Ach so, ja. Eigentlich war da nichts weiter. Haruko hat irgendwann die letzten paar Leute rausgeschmissen, sie wollte ja auch noch schlafen, und wir sind dann nach Hause gegangen."

Die genaueren Details ließ Yuki aus. Diese Peinlichkeit wollte er Aki ersparen. Die Sache mit dem Kuss behielt er ebenfalls lieber für sich. Sein Gefühl sagte ihm, dass es nicht allzu klug wäre, es Aki auf die Nase zu binden, auch wenn er sich dann vielleicht wieder daran erinnern würde. Blieb ihm also nichts weiter übrig als abzuwarten und zu hoffen, dass sich das Ganze bald klären würde. Am besten ohne Alkohol.

Wieder spürte Yuki diesen Stich in der Brust und eine tiefe Niedergeschlagenheit versuchte, Besitz von ihm zu ergreifen. Er konnte nicht länger hier bleiben. Nicht hier in einem Raum mit Aki. Dieser Kummer machte ihn zu sehr fertig. Dass Aki fragte, warum er denn gehe, als er das Zimmer verließ, hatte er sich bereits denken können und zum Glück war ihm gerade in diesem Moment eine passende Antwort eingefallen.

"Ich möchte Tee kochen. Der beruhigt den Magen."
 

Bevor der Japaner mit besagter Tätigkeit begann, lehnte er sich gegen die kühlen Fliesen an der Wand und ließ sich langsam zu Boden gleiten. Er brauchte jetzt erst einmal Abstand. Abstand von Aki und von seinen Gefühlen. So vieles ging ihm durch den Kopf, alles kam auf einmal und immer, wenn er versuchte es irgendwie zu greifen, verflüchtigten sich die Gedanken wieder. Was dachte er überhaupt? Und was fühlte er? Yuki wusste es nicht. Alles, was er noch wahrnahm, war dieses ungeheure Gewicht, das so schwer auf ihm ruhte, dass er glaubte, davon zerdrückt zu werden.

Einige Minuten saß er auf dem Boden, die Knie angezogen, das Gesicht darauf gebettet und die Arme um die Beine geschlungen. Doch irgendwann musste er sich wieder aufrappeln. So lange brauchte kein Mensch zum Teekochen, selbst wenn er die Kräuter erst aus dem Teeladen geholt hätte. Aki kam das Ganze sicherlich schon spanisch vor.
 

Der leicht fragende Blick des Halbjapaners verriet, dass dieser bereits an Yukis Vorhaben gezweifelt haben musste, doch die entsprechende Frage blieb aus. Stattdessen richtete er sich etwas auf, nahm dankbar die dampfende Tasse entgegen und pustete ein wenig in den heißen Tee, bevor einige Schlückchen daraus nahm und das Getränk neben sich auf dem Tisch abstellte. Obwohl er sich wie ausgedörrt fühlte, verhinderte es die Übelkeit, dass Aki mehr als ein paar Tropfen auf einmal trinken konnte. Trotzdem entfaltete der Kamillentee bereits wenig später seine Wirkung und der Halbjapaner merkte, wie sich sein Magen ein wenig beruhigte. Er ließ sich Zeit mit dem Trinken, heute würde er wahrscheinlich eh nicht mehr viel zustande Bekommen.

Yuki war in der Zwischenzeit wieder aus dem Zimmer gegangen. "Frühstücken gehen", hatte er gemeint. Auch dafür brauchte er viel länger als üblich und Aki begann allmählich, sich Sorgen um seinen Freund zu machen. Fast eine Stunde verbrachte er damit, die offene Tür anzustarren und darauf zu warten, dass der Japaner zurückkommen würde. Schließlich musste Aki doch aufstehen, denn sein Körper nahm keine Rücksicht auf den Kater, der den Halbjapaner plagte, sondern forderte trotzdem die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse.

Als er von der Toilette zurückkam, entschied sich der Halbjapaner, nach Yuki zu sehen, denn mittlerweile wunderte es ihn nicht nur, dass dieser so lange weg war; er machte sich langsam, aber sicher Sorgen um seinen plötzlich so schweigsamen und zurückgezogenen Freund. Inzwischen schon etwas sicherer auf den Beinen ging er in die Küche und ließ sich auf dem freien Stuhl neben einem fragend dreinblickenden Yuki nieder.

"Alles klar bei dir?", fragte Aki ohne Umschweife.

"Das müsste ich dich fragen."

"Ich meine es ernst. Du bist so... seltsam heute. Ich mache mir Sorgen."

Beruhigend schüttelte Yuki mit dem Kopf. Sein seidiges Haar wehte leicht mit, sodass einige provisorisch hinter die Ohren gesteckte Strähnen wieder nach vorn fielen und sein Gesicht umrahmten.

"Nein. Es ist nichts. Ich bin nur noch ein wenig müde. Das gibt sich schon."

"Na gut... Ich geh wieder ins Bett."

"Ja, mach das."

So gern er es auch wollte, diese Ausrede konnte er Yuki nicht abnehmen. Klar, er hatte den ganzen Abend an seinem Bett gelegen und noch dazu schlecht geträumt, da konnte sich Aki gut vorstellen, dass sein Freund müde war. Aber er hatte das Gefühl, dass dies nicht der Grund für sein seltsames Verhalten war. War gestern Abend noch mehr passiert? Irgendetwas, was ihm jetzt nicht mehr einfiel? Was Yuki ihm nicht sagen wollte? War dieses Ereignis der Grund für seine Verschlossenheit? Seine innere Stimme sagte ihm, dass er auf dem richtigen Weg war, doch sie konnte ihm nicht verraten, was dieses bedeutende Ereignis gewesen sein sollte...

Bedrückt öffnete er ein Fenster, beim Betreten des Schlafzimmers war ihm aufgefallen, wie schlecht die Luft da drinnen war, und legte sich zurück ins Bett, die Decke bis über das Kinn gezogen, denn die kalte Dezemberluft kam schnell hereingekrochen und schlich sich in alle Ritzen und Winkel, die sie finden konnte.
 

Yuki wusste nicht, wie lange er sich schon so an den Türrahmen gelehnt und Aki angestarrt hatte. Eigentlich hatte er nur das Fenster wieder schließen wollen, denn irgendwann war es doch recht kühl in der Wohnung geworden, aber als er ihn da so friedlich schlafen gesehen hatte, konnte er nicht anders, als in seiner Nähe zu bleiben und ihn zu betrachten.

Erst, als es leise an der Tür klopfte, kehrte Yukis Aufmerksamkeit in die Realität zurück. Mit einem traurigen Seufzer stieß er sich von dem Holzrahmen ab und schlenderte in Richtung des Geräusches. Vor der Tür stand Haruko. Sie hatte sich, so sagte sie, gleich nach Schulschluss auf dem Weg zu ihnen gemacht, um nachzusehen, ob auch alles in Ordnung sei. Nach dem vergangenen Abend konnte sie sich lebhaft vorstellen, wie es Aki im Moment wohl ergehen mochte, und ein kurzer Blick in das Schlafzimmer genügte, um ihre Vermutung zu bestätigen. Aber noch etwas anderes fiel ihr bei ihrem Besuch auf; sie hatte es sofort in Yukis Augen gesehen, als er ihr die Tür geöffnet hatte, dass da noch mehr sein musste. Also fragte sie ohne Umschweife, was sie dachte:

"Was ist passiert, Yuki?"

Angesprochener versuchte, einen halbwegs verwirrt fragenden Gesichtsausdruck aufzulegen, und fragte zurück:

"Was soll denn passiert sein?"

"Komm schon, Yuki! Raus mit der Sprache! Du weißt, dass ich es sehr schnell spüre, wenn etwas in der Luft liegt. Und dass hier was nicht in Ordnung ist - abgesehen von Akis Zustand - sieht ja wohl jeder Blinde."

"Ich bin dir ja dankbar für deine Führsorge, aber es ist wirklich nichts, Haru-chan."

Yukis Maske begann jedoch bereits zu bröckeln, sodass es nun nicht einmal mehr halbwegs echt herüberkam, was Haruko sofort noch mehr beunruhigte. Sie seufzte, nickte dann resigniert und schaute einen Moment zu Boden, bevor sie einen Schritt auf den Japaner zutrat und ihm direkt ins Gesicht sah, ihr eigenes so nah an seinem, dass Harukos Haare leicht an Yukis Nasenspitze kitzelten.

"Gar nichts ist in Ordnung, Yuki. Das steht dir deutlich ins Gesicht geschrieben. Du siehst aus, als hättest du Liebeskummer..."

Ertappt wich der Angesprochene einen Schritt zurück, um wieder Distanz zwischen sie beide zu bringen. Haruko musste eine Hexe sein. Langsam machte sie ihm wirklich Angst.

"Ich hab ins Schwarze getroffen, nicht?", fragte das Mädchen ruhig.

Nun gab Yuki endlich auf. Er ließ einen resignierten Seufzer hören und deutete mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer, wo sie sich setzen und in Ruhe weiterreden konnten. Haruko ging sofort in die Küche, während Yuki vorher noch einmal in die Küche einbog, um dort frischen Tee aufzugießen und sich und seiner Freundin eine Tasse einzuschenken. Auch als er sich im Wohnzimmer neben der Japanerin auf der Couch niederließ, sagte er vorerst kein Wort. Haruko sah ihn fragend an, forderte ihn jedoch nicht laut auf, weiterzusprechen. Sie wusste, er würde es ihr sagen, suchte aber noch nach dem richtigen Weg, es auszudrücken. Yuki nahm einen kleinen Schluck aus seiner Tasse und begann schließlich.

"Als wir heute früh nach Hause gegangen sind, hat Aki plötzlich ganz unbefangen angefangen zu reden. Er sagte nicht viel, aber mit den wenigen Worten, die er zu diesem Zeitpunkt noch sagen konnte, gab er mir zu verstehen, dass er nie wieder von mir getrennt sein wollte."

In Harukos Augen spiegelte sich leichtes Erstaunen wider.

"Ich hätte ihm gar nicht zugetraut, dass er es schon offen aussprechen würde. Selbst wenn er betrunken war."

"Es geht ja noch weiter. Nachdem ich ihn ins Bett gebracht hatte und sicher gegangen war, dass es ihm halbwegs gut ging, wollte ich wieder gehen. Selber schlafen. Aber Aki hat mich aufgehalten. Er hat plötzlich meine Hand ergriffen, mich zu sich heruntergezogen und... und dann hat er mich geküsst."

Jetzt weiteten sich Harukos Augen vor Erstaunen.

"Ich hätte selbst niemals damit gerechnet, dass er das tun würde, und war auch im ersten Moment dementsprechend überrascht. Und als ich begriffen hatte, konnte ich an gar nichts mehr denken."

Yuki schüttelte resigniert den Kopf, wenn er daran zurückdachte, wie willenlos er plötzlich gewesen war.

"Ich... habe kaum noch etwas um mich herum wahrgenommen. Es kam so plötzlich. Und so verdammt intensiv! Und dann ist er einfach eingeschlafen."

Haruko sah, dass ihrem Freund noch etwas auf dem Herzen brannte, er es aber im Moment nicht aussprechen konnte. Also beendete sie seine Gedanken, um zu sehen, ob sie mit ihren Vermutungen richtig lag.

"Und jetzt kann er sich an nichts mehr erinnern, stimmt's?"

Der Japaner nickte erschöpft.

"Ja...", brachte er flüsternd heraus.

"Du solltest mit ihm reden."

Als Yuki seine Freundin wieder ansah, ihre Augen sich trafen, verstand er, wie ernst dieser Vorschlag gemeint war.

"Auch wenn Aki sich im Moment nicht daran erinnert, was letzte Nacht passiert ist, so hat es doch eindeutig bewiesen, dass er es auch will. Ihm fehlt vielleicht nur noch ein wenig Mut, um sich das einzugestehen, aber er liebt dich - genau so, wie du ihn liebst. Gesteh ihm deine Gefühle. Das sollte ihm auf die Sprünge helfen."

"Bist du dir sicher?"

"Sicher kann man sich da nie sein, sonst wäre Liebe nicht so kompliziert, aber mein Gefühl sagt mir, dass schon alles gut wird."

Zur Unterstützung ihrer Worte nahm sie Yukis Hand aufmunternd in ihre.

"Versuch es. Wenn du immer nur kneifst, nur weil etwas schief gehen könnte, wirst du nie vorwärts kommen."

Nach einem kurzen Moment, in dem er über die Worte seiner Freundin nachdachte, antwortete Yuki.

"Du hast Recht, Haru-chan. So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Das halte ich nicht mehr lange durch. Ich muss mit ihm reden."

Ein sanftes Lächeln zierte die Lippen des jungen Mädchens.

"So gefällt mir das. Du bist ein wunderbarer Freund, Yuki. Und Aki weiß das sicher noch besser als ich. Er ist zwar manchmal ein bisschen naiv, aber so sehr nun auch wieder nicht, dass er das nicht zu schätzen wüsste. Jemanden wie dich suchen die meisten Menschen ihr ganzes Leben lang. Viele haben nie das Glück und finden jemanden, der sie so aufrichtig liebt. Aki wäre nicht so dumm, dass er diese Chance verstreichen lassen würde. Sie käme wahrscheinlich nie wieder."

Yuki musste bei diesen netten Worten lächeln.

"Jetzt übertreib aber nicht."

"Nein, ich meine es ernst. Viele Männer hätten allein schon bei dem Gedanken, dass sie sich in einen anderen Mann verliebt hätten, aus Angst vor der Gesellschaft einen Rückzieher gemacht, geschweige denn so geduldig gewartet und sich um ihre große Liebe so hingebungsvoll gekümmert."

Der Japaner schüttelte verärgert den Kopf.

"Diese Menschen verstehen nichts davon zu lieben. Sie spielen nur mit den Gefühlen anderer. Das finde ich absolut widerwärtig."

"Ich auch. Und deshalb mag ich dich so - weil du anders bist."

Mit diesen Worten trank sie die letzten Schlückchen von ihrem Tee und stand auf.

"Ich muss jetzt nach Hause. Hausaufgaben warten..."

Yuki tat es ihr gleich und begleitete sie noch bis zur Tür. Ein kurzer Blick ins Schlafzimmer zeigte ihnen, dass Aki noch immer tief und fest schlief. Nachdem sich die beiden voneinander verabschiedet hatten und Haruko in den Flur hinausgetreten war, gab sie Yuki noch einen letzten Ratschlag mit.

"Du bist doch clever, also lass dir was Schönes einfallen, bevor du mit ihm sprichst. Ich erwarte die Ergebnisse. Bis dann", sprach sie und verschwand.

Sprach sie und verschwand.

,Was Schönes...?', dachte Yuki nach, während er die Tür wieder schloss und in das Wohnzimmer zurückging.
 

"Jetzt sag schon! Wohin fahren wir denn?"

Aki ließ nicht locker. Seit sie vor einer halben Stunde losgefahren waren, kam alle paar Minuten dieselbe Frage aus seinem Mund. Aber auch Yuki blieb eisern.

"Das wirst du sehen, wenn wir da sind."

"Wie lange dauert das denn noch?"

"Ein bisschen musst du dich schon gedulden."

"Ach, Mensch! Du bist fies!"

Yuki kannte diesen Dialog mittlerweile auswendig. Ihm war etwas - so hoffte er zumindest - Passendes für seinen Freund eingefallen. Etwas, was ihm sicher gefallen würde. Und als wäre dies sein Stichwort gewesen, war der Halbjapaner kurz nach Ersinnung dieser Idee aufgewacht und fühlte sich um vieles besser als am Morgen. Er war aufgestanden und hatte sich zu allererst etwas Anständiges zu Essen gegönnt, da sein Magen in der Zwischenzeit regelrecht nach einer anständigen Mahlzeit gefleht und auch seinen Streik beendet hatte. Yuki hatte bis dahin noch Zweifel gehabt, ob er es wirklich versuchen sollte, doch die gute Laune seines Freundes hatte ihn überzeugt. Sie war einfach ansteckend. Also hatte der Japaner ihn gebeten sich umzuziehen, ein paar Sachen zusammenzupacken und mit ins Auto zu bringen, damit er ihm sein Geburtstagsgeschenk noch geben konnte. Vor der Losfahrt wurden dem Halbjapaner zusätzlich die Augen verbunden, damit er nicht sah, wo sie lang fuhren, für den Fall, dass er das Ziel eventuell schon vor der Ankunft erraten würde.

Mittlerweile konnte Aki nur eines mit Sicherheit sagen: Ihr Zielort musste sich außerhalb Osakas befinden, denn sie waren schon zu lange unterwegs, um noch in der Stadt sein zu können.

"Dann verrat mir wenigstens, wie lange wir noch fahren, bis wir da sind."

"Keine Chance."

"Warum nicht? Ich habe doch eh keine Ahnung, wo du mit mir hin willst, aber ich platze vor Neugier, wenn ich nicht langsam erfahre, wie lange ich noch warten muss!"

"Du wirst schon nicht platzen."

"Yukiiiii~", quengelte Aki.

"Wenn du nicht langsam Ruhe gibst, binde ich dir den Mund auch noch zu!"

"Du bist gemein."

"Und du lenkst mich ab."

"Wenn du mir wenigstens eine Antwort geben würdest, müsste ich dich nicht mehr ablenken."

"Du erfährst es doch eh bald!"

"Also ist es nicht mehr weit."

"Nein", grummelte der Japaner verärgert.

Zumindest einen kleinen Erfolg hatte Aki erzielen können. Und das war doch besser als nichts. Also fragte er erstmal nicht weiter. Erst einmal. Vielleicht würde sich das auch wieder ändern. Kam ganz darauf an, wie lange er sich hier noch den Hintern platt sitzen musste.
 

Nach - so schien es zumindest dem Halbjapaner - schier endloser Warterei wurde der Wagen schließlich langsamer. Das fortwährende Holpern ließ darauf schließen, dass sie die befestigte Straße verlassen haben mussten und sich nun auf einem eher provisorischen Weg fortbewegten. Das Ziel konnte also nicht mehr weit sein. Schließlich kam das Auto völlig zum Stehen, doch als Aki Anstalten machte, seine Augenbinde zu lösen, hielt Yuki ihn zurück.

"Wir sind doch da, oder? Warum darf ich immer noch nicht gucken?"

"Weil du das Beste sonst verpasst."

"Verpasse ich es nicht viel wahrscheinlicher, wenn mir die ganze Zeit die Augen verbunden sind?"

"Nein. So meinte ich das auch nicht. Es ist halt... es ist noch nicht ganz perfekt, was ich dir zeigen wollte, und ich möchte nicht, dass du es so halbfertig siehst."

"Hm... ich denke, ich verstehe. Wann ist es denn fertig?"

"Geduld."

"Wie oft habe ich das heute wohl schon gehört?"

"Aki, ich kann nichts dafür, dass das so lange dauert. Ich warte doch auch nur."

"Aha! Du kannst es also nicht beeinflussen...", schlussfolgerte der Halbjapaner geschickt.

"Ich sag nichts mehr!", schmollte Yuki. Aki kicherte.

Sie saßen noch eine Weile schweigend nebeneinander, eine viertel Stunde etwa, auch wenn es Aki mindestens doppelt so lang vorkam, bis Yuki mit einem erneuten "Und nicht das Tuch abnehmen!" aus dem Wagen stieg und auf Akis Seite herüber ging, um ihm ebenfalls herauszuhelfen. Der Halbjapaner legte seine Hand sanft auf die seines Freundes und ließ sich von ihm führen. Zunächst war der Boden unter seinen Füßen noch relativ fest und grobkörnig. Sie liefen also über Schotter. Wenige Schritte später wurde er allerdings von einem feineren, weicheren Untergrund abgelöst. Soweit es der Halbjapaner durch seine Schuhe hindurch spüren konnte, musste es sich dabei wohl um Rasen handeln. Yuki bemerkte, wie sich ein leichtes Grinsen auf Akis Lippen legte.

"Was ist? Vorfreude?"

"Das auch, aber eigentlich liegt es an etwas anderem. Es erinnert mich an früher, wie wir hier so lang laufen. Wir sind damals oft zu zweit spazieren gegangen. Am Strand, auf dem Deich und in den Feldern, die dahinter begannen. Wir haben uns immer darin versteckt, weißt du noch?"

"Klar weiß ich! Wie könnte ich das vergessen? Besonders an das eine Mal, als uns der Bauer fast erwischt hätte."

Yuki lachte bei der Erinnerung daran und sprach weiter.

"Oder sein Hund, wenn man es genau nimmt. Hatten wir ein Glück, dass du den Fisch dabei hattest!"

"Ja. Der war eigentlich fürs Abendessen bestimmt..."

"War er doch auch! Nur, dass er halt zum Abendbrot für den Hund geworden ist."

"So kann man es natürlich auch sehen." Aki lachte kurz auf.

"Ich habe mich immer gefragt, wie du es geschafft hast, dich so leise zwischen dem ganzen Getreide zu bewegen. Ich hab dich nie kommen hören."

"Ich weiß. Es hat auch immer unheimlich viel Spaß gemacht, dich zu erschrecken. Man konnte sich immer sicher sein, dass es klappen würde."

"Hey...!"

"War nicht böse gemeint."
 

Sie liefen weiter. Der Boden wurde nun sandig. Waren sie etwa am Strand?

"Weißt du... ich war ziemlich überrascht, als du plötzlich in der Uni aufgetaucht bist. Insgeheim hatte ich zwar immer so ein bisschen Hoffnung, dass du zurück nach Japan kommen würdest, aber es war nicht mehr als ein Wunsch, ein Hirngespinst. Aber ich bin froh, dass du wieder da bist."

"Ja, das war mal eine Überraschung, nicht? Ich weiß auch nicht so genau, warum, aber es war mir noch nicht einmal sonderlich schwer gefallen, von zu Hause wegzugehen. Ich wusste ja, dass ich weiterhin mit meinen Eltern und Freunden in Kontakt bleiben und sie ab und zu besuchen würde, wenn ich Zeit habe. Dabei wusste ich nicht einmal, ob ich dich überhaupt wieder finde. Immerhin hatten wir zehn Jahre nichts von einander gehört. Wer konnte mir garantieren, dass du wirklich an der Budo aufgenommen worden warst? Oder dass du dich noch an die kurze Zeit, die wir gemeinsam verbracht hatten, erinnern konntest? Manchmal frage ich mich, warum ich dieses Wagnis trotz allem eingegangen bin."

"Und? Bereust du es?"

"Herrgott! Nein!", entfuhr es Aki entrüstet.

"Ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe! Das ist eine der wenigen Entscheidungen in meinem Leben, die ich kein Stück bereue!"

Eine Woge des Glücks durchströmte den Japaner und er drückte die Hand seines Freundes unbemerkt für einen kurzen Augenblick etwas fester.

Wieder liefen sie ein Stück schweigend nebeneinander her, doch Aki brannte noch eine Frage auf der Seele.

"Warum... hast du dich eigentlich nie bei mir gemeldet? Du sagtest doch, du hättest meine Briefe bekommen."

Yuki schwieg einen Moment, bevor er zu einer Antwort ansetzte. Das leise Rauschen des Meeres ließ eine angenehme Ruhe entstehen.

"Ich denke, das sollte ich dir mal in Ruhe erklären. Es ist eine längere Geschichte und es muss nicht unbedingt heute sein, an deinem Geburtstag. - Wir sind jetzt übrigens da."

Aki war mit der Antwort einverstanden, ihm war klar, dass es dem Japaner sehr wichtig war, und er wollte ihn keinesfalls dazu drängen, Dinge gegen seinen Willen Preis zu geben. So verscheuchte er die letzten Gedanken aus seinem Kopf und war nun wieder voller Vorfreude auf das, was ihn nun gleich erwarten würde. Yuki hatte seine Hand losgelassen und war hinter ihn getreten, um das Tuch von seinen Augen zu lösen.

"JETZT darfst du gucken."

Aki hatte sich längst die Worte zurecht gelegt, die er seinem Freund hätte sagen können, wenn er sein Geschenk erblickte, doch das, was er nun sah, verschlug ihm vollkommen die Sprache und alles, was er sich in letzter Zeit ersonnen hatte, war wie aus seinem Gedächtnis gelöscht.

"Yuki... das ist... atemberaubend. Damit hätte ich niemals gerechnet..."

"Dann ist meine Überraschung also gelungen?"

"Ja. Das ist echt das beste Geschenk, das du mir machen konntest."

Langsam ging Aki einige Schritte in Richtung des alten Baumes, der am Rand des Wassers wuchs und seine langen, knorrigen Äste darüber reckte, als wolle er nach dem Horizont greifen. Der Halbjapaner blieb kurz stehen und drehte sich ein Stück nach rechts, wo er in einiger Entfernung das kleine Häuschen ausmachen konnte, in dem er mit seiner Familie bei seinem ersten Besuch in Japan gewohnt hatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es sich wirklich um denselben Ort handelte, den er in Erinnerung hatte, drehte er sich zum Horizont zurück, den die untergehende Sonne in flammende Rot- und Orangetöne getaucht hatte, genau wie das sich vor ihm endlos erstreckende Meer.

"Es ist noch genauso schön wie damals..."

Vor dem alten Baum blieb er noch einmal stehen und betrachtete diesen genau. Früher hatte er springen müssen, um an dem untersten Ast hochklettern zu können, jetzt ging ihm dieser gerade noch bis zur Brust.

,Wie klein ich damals noch war...'

Mit einem glücklichen Lächeln schwang er sich auf den Arm des Baumes und lief ein paar Schritte auf diesem entlang, sodass er sich schließlich vollends über Wasser befand und von oben beobachten konnte, wie sich kleine Wellen golden glitzernd am Ufer brachen. Yuki war ihm gefolgt und stand nun dicht hinter ihm.

"Ich dachte mir, das würde dir vielleicht gefallen."

"Das tut es! Ich danke dir, Yuki! Ich danke dir so sehr! Erst jetzt wird mir richtig klar, wie sehr ich diesen Ort vermisst habe."

Auch wenn Aki seinen Blick nicht von dem atemberaubenden Sonnenuntergang abwendete, konnte Yuki die Freude in seinem Freund nur allzu deutlich spüren. Doch im Gegensatz zu ihm beobachtete der Japaner nicht den scheidenden Tag, sondern starrte unentwegt auf seinen Freund. Die Farbe der Abendsonne stand ihm unheimlich gut. Sie tauchte nicht nur die Umwelt in ein unvergessliches Lichtspiel, sondern auch den Halbjapaner. Seine Haare schimmerten golden und kupfern, während seine Haut einen sanft bräunlichen Schimmer annahm. Für einen Moment drehte sich Aki um und schenkte dem Japaner ein aus tiefstem Herzen dankbares Lächeln. Die Farben seiner Haut und der Haare harmonierten so wunderbar mit den leuchtend grünen Augen... Yuki hielt unbewusst den Atem an. Als er seine Fassung wiedererlangt hatte, trat er einen Schritt näher an seinen Freund heran, sodass sein Mund nun nah an seinem Ohr war.

"Erinnerst du dich daran, was ich dir, als wir uns das letzte Mal hier gesehen haben, versprochen hatte?"

Da war eine Menge, die Aki in diesem Moment durch den Kopf schoss. Er hatte ihn in London besuchen wollen, sie wollten sich regelmäßig schreiben, ...

Doch in dem Moment, als Aki sich umdrehte, um Yuki zu antworten, schlangen sich zwei starke Arme um seinen Körper, sanft, aber bestimmt, und zogen ihn in einen innigen Kuss. Akis Herz machte einen Sprung und mit einem Mal hatte er das Gefühl, als würde etwas in ihm explodieren und ihn vollkommen ausfüllen, doch es war keine schmerzhafte, zerstörerische Explosion, sondern eine angenehm warme, die ihm die Sinne vernebelte. Für einen Moment war Aki dabei, einfach abzuschalten, sich diesem Gefühl hinzugeben und es völlig auszukosten, doch da war noch etwas in ihm, eine innere Stimme, aufgeregt, hysterisch, die schrie, immer lauter und dringlicher schrie, dass er zur Vernunft kommen solle, kommen müsse, dass es gefährlich wäre, was er da tat und er unbedingt damit aufhören müsse. Kaum dass Aki diese Stimme gehört hatte, hatte sie die Oberhand über sein Denken gewonnen. Geschockt riss er die fast geschlossenen Augen wieder auf, stieß Yuki grob von sich und stolperte einige Schritte zurück, bis er den Halt verlor und ins knietiefe Wasser fiel. Noch immer geschockt und verwirrt von dem, was gerade geschehen war, blieb er regungslos sitzen und starrte unentwegt auf Yuki, der einen seltsam schmerzvollen Ausdruck auf dem Gesicht trug, vom Ast sprang und auf ihn zulief, um ihm aufzuhelfen.

Jetzt begann Akis Gehirn langsam wieder zu arbeiten, sein Blick verdüsterte sich und er schlug die Hand, die ihm helfend entgegengestreckt wurde, grob beiseite. Verwirrt und gekränkt trat Yuki einige Schritte zurück, sodass Aki allein aufstehen und aus dem Wasser gehen konnte. Dann starrten sie sich einige nicht enden wollende Augenblicke einfach nur an. Yuki mit einer Art schmerzhafter Enttäuschung, Aki mit purem Zorn. Schließlich war er es auch, der das unangenehme Schweigen zwischen beiden brach.

"Was sollte das? Was hast du dir dabei gedacht?", kam es scharf aus seinem Mund.

Yuki blieb einen Moment still und Aki wusste nicht, ob er nun nach einer Ausrede suchen oder er ihm überhaupt nicht auf seine Fragen antworten wollte. Das Gesicht des Japaners nahm zunehmend die Form einer Maske an, an der keine Emotionen mehr zu erkennen sind. Schließlich wurden seine Züge für einen Moment wieder weicher und er sprach in einem leisen, fast flüsternden Ton.

"Ich liebe dich."

"Ach?!", gab Aki spöttisch zurück. "Und deshalb muss ich dich automatisch auch lieben, ja? Bist du vielleicht mal auf die Idee gekommen, dass es noch Menschen gibt, die nicht schwul sind? Oder ist dir das egal? Schließlich hast du mich nicht einmal nach meinen Gefühlen gefragt! Die sind dir wohl total egal, was? Hauptsache, du bist glücklich! Und ich dachte, wir sind Freunde! Wie konnte ich mich nur so in dir täuschen? Dass du mich so benutzt, hätte ich dir nicht zugetraut, Yuki. Ich bin... so dermaßen enttäuscht! Hau ab! Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen!"

Geschockt von dem unerwarteten Gefühlsausbruch seines Freundes war Yuki für einige Sekunden wie erstarrt.

"Nein... du verstehst nicht...", versucht er zu erklären.

"Was gibt es denn daran nicht zu verstehen!? Du hast mich nur benutzt! Die ganze Zeit über!"

Yuki wollte es ihm erklären, wollte ihn wissen lassen, was in seinem Kopf und seiner Seele vorging, damit er es vielleicht verstehen konnte, doch diese Abneigung, diese absolute Kälte, hatte ihn völlig betäubt. Er war wie gelähmt. Körperlich und geistig. Alles in ihm schien taub zu sein. Sein Geist, seine Gefühle, seine Glieder. Aki hatte ihm mit diesen Worten so sehr verletzt, dass er jetzt selbst nicht mehr wusste, was er eigentlich dachte oder fühlte. Wieder hörte er wie von fern diese vertraute und plötzlich doch so fremde Stimme an sein Ohr dringen.

"Geh mir aus den Augen. Mit dir bin ich fertig! Ich will dich nie mehr sehen!"

Jetzt war es endgültig zu viel. Damit hatte Aki ihm den Gnadenstoß versetzt. Ohne wirklich zu wissen, was er tat, nickte der Japaner leicht, fast unscheinbar, drehte sich in geisterhafter Bewegung um und lief leicht taumelnd - oder es kam ihm nur so vor, dass sich alles drehte - in die Richtung zurück, aus der er kaum eine halbe Stunde vorher gekommen war. Aki sah ihm noch ein bisschen mit funkelndem Blick nach, bis die eisige Kälte, die plötzlich überall an ihm nagte, ihn daran erinnerte, dass er mitten im Dezember ein Bad genommen hatte und die triefnassen Sachen, nun schon zum Teil steif gefroren, an seinem Körper klebten. Angespannt und mit stapfenden Schritten ging er auf das kleine Häuschen zu und hoffte, er möge einen Weg finden, hineinzukommen. Dass es leer war, davon konnte er ausgehen, sonst hätte Yuki nicht gewollt, dass sie ein paar Sachen zusammenpackten, bevor sie losgefahren waren.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Jaaaa, ich weiß, es ist böse, hier abzubrechen. Und (bevor Doro-chan das kritisiert, was sie sicherlich machen wird (bitte nicht angegriffen fühlen, das war spaßig gemeint, ja? ^.~)) ja, Akis Reaktion kam ziemlich spontan und nicht sonderlich nachvollziehbar, weil ich über seine Gefühle/Gedanken bisher recht wenig geschrieben hab und man ihn so ziemlich schwer versteht. Geht ihm aber genauso (er versteht sich nicht richtig, mein ich). Und er hat ja noch ein ganzes Kappi Zeit, über seine eigene Lage nachzudenken. Falls euch das jetzt beruhigt...

So, das wars. Will jetzt nicht weiter rumlabern und lass euch in Ruhe. Wer will, dass das nächste Kappi auch irgendwann online geht, sollte mir 'nen Kommi schreiben.
 

Hel,

hikari-chan
 

(da fällt mir ein... WAAAH! Ich hab das Wasser auf dem Herd ganz vergessen! *davonstürm*)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-05-09T19:51:15+00:00 09.05.2005 21:51
Anou!

Okay, gleich mal eins vorneweg!

Diese Story ist genial! Wahnsinnig! Gigantisch! Kurzum: Ich liebe sie!!!

Jetzt zum eigentlichen Comment! *g*
Ich hab eine von Keiras FFs gelesen und da stand, dass man Uta no kaze doch mal lesen sollte und da ich den Titel schon toll fand *träum*, dachte ich mir, dass ich diese FF lesen sollte, wenn Keira sie so lobt! *g* Bin sowieso ein totaler Shounen-ai - Freak!!! *Fähnchen schwenk* Und die FF ist ja wirklich zu süß! *Yuki knuddel*

Wie die beiden sich kennen gelernt haben, fand ich wirklich eine super Idee und vor allem, dass Aki Yuki zuerst für ein Mädchen gehalten hat und danach so überrascht war, als er erfahren hat, dass er doch keines ist! *lach* War lustig zu lesen! Und er ist extra für ihn nach Japan zurückgekehrt! Gibt es diese Uni eigentlich wirklich???
Okay, weiter im Text. Als plötzlich Haruko dazu kam, dachte ich zuerst, oje, aber als Aki in dem Café dann nur an Yuki denken konnte, war ich begeistert und dass sie später so eine gute Freundin von den zwei ist, ist auch toll. Vor allem, dass sie Yuki so hilft find ich klasse, die perfekte Person dafür.
Das mit den Meisterschaften und den vielen Kämpfen fand ich auch klasse, ersten hast du das in meinen Augen immer wahnsinnig gut beschrieben und zweitens mag ich Schwertkämpfte! XD Aber für dich war's allem Anschein eher kein Spaß, oder? Ich kenn das nämlich, man fängt eine Story an und hat dann zum Teil keine Lust mehr, daran weiter zu schreiben, muss aber und dann gibt es immer so dämliche Stellen, die man gerne überspringen würde... *ggg*
Tauchte Makoto noch mal auf??? Immerhin will er sich ja sicher an Aki rächen, oder??? Und dann die Sache im Vergnügungspark, mit den Messern... *schauder* Da bin ich erschrocken... *drop* ^________^"
Ach ja, zu Hikawa wollte ich noch was sagen... auch wenn das vielleicht schon jemand angemerkt hat, weiß ich nicht... egal, ich sag's jetzt einfach.
Müsste es nicht eigentlich Hikawa-sensei heißen? Weil Sempai ist doch die Anrede für ältere Schüler und Hikawa ist ja eigentlich sein Meister, oder nicht? Dachte ich sag das nur mal... würd mich einfach nur interessieren, vielleicht weißt du in dieser Hinsicht ja mehr als ich... *Unwissende desu*
Auf jeden Fall mag ich Hikawa! Hö, der ist cool! *lolz*
Als Yuki Aki dann so erschreckt hat, das fand ich goil!!! *rofl* Der Arme hat sicher einen halben Herzinfarkt erlitten! *muhahaha* Böser, böser Yuki! XD

Was ich bei dieser Story auf jeden Fall sehr loben muss, die Sache zwischen den beiden geht nur ganz langsam voran! Das mag ich, obwohl bei meinen Shounen-ais immer irgendwie alles ganz schnell geht... *am Kopf kratz* Ist aber auf jeden Fall gut gemacht und als Aki Yuki dann geküsst hat, als er so stockbesoffen war, da gingen meine Augen rasend schnell von links nach rechts und wieder zurück! *schnell gelesen hat* Das war so awww~www!!! *like* So toll!!!

So, jetzt kommt aber die Beschwerde!
Wie kannst du es wagen einfach bei so einer unglaublich gemeinen Stelle aufzuhören??? Was fällt dir eigentlich ein??? Gerade da!!! Und vor allem, was fällt Aki ein, so mit Yuki umzugehen??? T.T Yukiii~iii!!! *Yuki tröst* Der Arme kann einem wirklich leid tun, da gesteht er seiner großen Liebe seine Gefühle und wird so fertig gemacht! *verzweifel* Wie gemein!!! Und du hörst ausgerechnet da auf!!!
Hoffentlich holt sich Aki einen Schnupfen, dann sieht er, wie sehr er Yuki braucht! Ha!
Ich denke du siehst, welchen Chara ich am liebsten mag...xd Yuki fand ich von Anfang an toll!!! *Yuki Puppe will* Der ist cool! Wie er sich immer mit Hikawa streitet! XD Die sind beide echt hamma!
Aki mag ich auch, aber am liebsten hab ich ihn, wenn er zu viel Alkohol hatte! *löl*

Hm, gut, ich beende meinen schwachsinnigen Kommi dann mal... will dich nicht weiter mit meinem kranken Gelaber nerven...XD
Schreib auf jeden Fall ganz schnell weiter! *ganz aufgeregt desu* Muss doch wissen, wie es zwischen den beiden weitergeht!!! *hikari-chan anfleh*

Sayonara *wink*

Neo-chan
Von: abgemeldet
2005-05-05T08:53:49+00:00 05.05.2005 10:53
Hey!
Ich habe gesagt, wenn Aki sich nicht mehr erinner kann, dann schrei ich, also Ahhhhhhhhh!!!
Du bist sooo gemein, wie kannst du nur an so einer Stelle aufhören! Der arme Yuki! Ich hoff das klärt sich im nächsten Kapitel auf!

Schreib bitte so schnell wie möglich weiter!

kuss HAIR
Von:  Rodo
2005-05-04T20:15:03+00:00 04.05.2005 22:15
Also.. hmm, wie soll ich sagen.. ich finde das Ende irgendwie unglaubwürdig. Selbst wenn es Aki schockt, ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass er so aggressiv reagiert. Distanziert, ja. Verletzt, vielleicht, aber so aggressiv... nee, das kaufe ich dir nicht so ganz ab. Ich hoffe du erklärst das im nächsten Kapitel vernünftig.


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