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Frozen Feelings

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der in diesem Kapitel verwendete Songtext könnte dem einen oder anderen von euch bekannt vorkommen. Es handelt sich dabei um die (ein wenig angepasste) Musicalversion von "Arabische Nächte". Komplett anzeigen

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Der Wunschverkäufer

Erics Stimme schallte vom Kai bis zu ihnen herüber, aber Hans hörte nicht weiter zu. Sie hatten verabredet, dass Eric die übrigen Seeleute überzeugen würde, während er die Händler zusammentrommelte. Und das hatte bislang auch ganz gut geklappt. Drei von ihnen waren beim Anblick seiner hübschen Begleitung sofort bereit gewesen, die Ärmel hochzukrempeln, drei weitere hatten nach einem kurzen Kosten-Nutzen-Gespräch ihre Zusage erteilt.
 

Und Elsa? Die schien von den Fortschritten durchaus angetan zu sein.

 

Zumindest wirkte sie nicht mehr ganz so steif, wie in dem Moment, in dem sie den riesigen Wal das erste Mal gesehen hatte. Und vielleicht hoffte sie ja sogar – Hans schlug sich den Gedanken aus dem Kopf. Sie hatte wirklich keinen Grund darauf zu hoffen, dass er bleiben durfte.

Obwohl …

Ihr Schachspiel schoss ihm durch den Kopf. Die Erinnerung an kühle Finger auf seiner Haut.

Nein, das war Unsinn. Sie mochte ihn nicht. Nicht so. Wie könnte sie auch? Die Sache hatte er bereits vor langer Zeit vermasselt.

 

Hans räusperte sich leise. „Nächstes Zelt?“, fragte er und Elsa nickte zustimmend, bevor sie langsam auf ein schlichtes, blaues Zelt zusteuerte. Hans meinte sich erinnern zu können, dass der Mann hier mit Kerzen und Lampen handelte, aber eigentlich war es ihm egal.

Was sie brauchten, war seine Muskelkraft.

 

Sie hatten das Zelt noch nicht einmal ganz erreicht, da tönte ihnen bereits ein lautes „Salam“ entgegen. Der Händler, ein kleiner Kerl mit einem Turban, der fast größer war, als er selbst, sprang hinter der Plane hervor und winkte sie begeistert näher. „Was kann ich für Euch tun, meine Freunde?“, fragte er neugierig.

 

Hans atmete tief durch. „Sicher hast du schon den Wal im Hafen bemerkt?“, entgegnete er.

 

Der Händler nickte und für einen Augenblick befürchtete Hans, der Turban würde dadurch vielleicht Übergewicht bekommen. Er warf einen knappen Blick zu Elsa, die bemüht unbeeindruckt neben ihm stand.

 

„Wir wollen ihn zurück ins Wasser schieben“, erklärte sie sanft.

 

Der Händler hielt inne. „Warum?“, erkundigte er sich, „Aus dem Walfett könnte man doch tolle Sachen machen. Eine Kerze zum Beispiel, die sieben Tage ohne Pause brennt. Oder eine Füllung für eine meiner Lampen.“

 

Hans schüttelte den Kopf. „Das Tier leidet, der Hafen ist nur halb nutzbar und wenn er hier stirbt, wirst du keine Kunden mehr finden, die noch eine Lampe kaufen wollen. Außer vielleicht, sie überdeckt den Walgeruch. Bitte, wir brauchen deine Hilfe.“

 

Er schenkte dem Händler einen langen Blick. Ob er wirklich etwas bewegen konnte? Hans hatte ernste Zweifel. Der Mann war winzig und hatte sicher nicht viel Kraft. Ihn zu fragen war mehr eine Frage der Höflichkeit als alles andere.

Trotzdem freute es ihn, als der Händler nachgiebig seufzte. „Nun gut, wie Ihr wünscht, Efendi“, räumte er ein, „Ich habe hier genau das Richtige für einen Mann mit großen Plänen.

 

 

Oh, ich komm von weit fort,

einem sehr fernen Ort

mit Palästen voll Prunk und Stolz,

seine Wüsten so weiß und die Luft glühend heiß,

echt die Hölle doch he was soll's?

 

 

Wenn der Wind leise weht

und die Sonne zergeht,

und der Mond strahlend hell erwacht.

Kommt und folgt der Musik,

nehmt den Teppich und fliegt

in den Rausch der arabischen Nacht.“

 

 

Hans warf einen skeptischen Blick zu Elsa. Eigentlich hatte er angenommen, dass der Andere jetzt schieben gehen würde, stattdessen tat er das, was die Menschen in Arendelle ohnehin viel zu gerne taten. „Ist es normal, dass er jetzt singt?“, flüsterte er Elsa ins Ohr.

 

Die lächelte erhaben. „Ich mag die Melodie“, raunte sie zurück, während der Händler bereits bei der nächsten Strophe angekommen zu sein schien.

 

Tretet ein, in mein Zelt

von unglaublicher Pracht,

wo man stündlich ein Wunder sieht.

Wo Fakire schockieren

und der Zauber erwacht,

Sesam öffne dich und es geschieht.

 

Kommt nur her, kommt heran,

sie fängt gerade erst an,

eine magisch arabische Nacht.“

 

 

Neben ihm summte Elsa die, zugegebenermaßen recht eingängige, Melodie mit, während der winzige Händler von einer Kiste zur nächsten hüpfte, fröhlich weiter trällerte und Hans anfing sich zu fragen, wieso in Arendelle wirklich jeder sein eigenes Solo zu kriegen schien.

 

 

Arabische Nächte,

wie die Wüste am Tag,

sind wie jeder weiß,

oft heißer als heiß,

auf die Art die man mag.

 

Arabische Nächte,

trüben manchen Verstand.

Nicht jeder meint's gut,

drum seid auf der Hut,

im ewigen Sand.

 

An dem magischen Ort,

dieser mystischen Macht

steckt ein Dschinni in jedem Gefäß.

 

Er erfüllt Eure Träume,

Euer Wunsch sei Befehl,

wie ein Sklave,

doch he ich versteh's.

 

Arabische Nächte,

trüben manchen Verstand.

Nicht jeder meint's gut,

drum seid auf der Hut,

im ewigen Sand.“

 

 

Eine Hand schob sich vor seine Nase. „Das macht dann fünf Goldstücke, Efendi“, erklärte der Händler mit einem breiten Grinsen, „Vier für die Ware und eins für die Warnung.“

 

Hans legte den Kopf schief. „Aber, ich wollte keine -“

 

„Tzz, tzz, tzz“, fiel ihm der Händler ins Wort, „Das habt Ihr bei Eurer Jagd nach der Blume auch schon gesagt. Aber vertraut Eurem neuen Freund, Efendi. Fünf Goldstücke und all Eure Sorgen werden Geschichte sein.“

 

Hans griff in seine Tasche.

„Willst du ihm wirklich Gold für eine Ware geben, die du noch nie gesehen hast?“, flüsterte Elsa ihm ins Ohr, doch er war bereits dabei, fünf glänzende Münzen in die Griffel des Händlers zu zählen.

 

„Ehrlich gesagt zahle ich dafür, dass er nicht noch eine Reprise singt“, raunte er zurück, als der kleine Mann die Münzen seinerseits in seinen Geldbeutel fallen ließ.

 

„Es war mir eine Ehre mit Euch Geschäfte zu machen“, erklärte er angetan, dann reichte er ihm ein billiges, braunes Tuch, das um einen harten Gegenstand gewickelt war.

Neugierig schlug Hans den Stoff zurück, bis stumpfes, schwarzes Metall zum Vorschein kam. Es war – natürlich – eine Lampe.

 

„Kriege ich mein Gold zurück, wenn die mir nicht dabei hilft, den Wal loszuwerden?“, fragte er spitz, doch eine Antwort des Händlers bleib aus. Elsa zog an seinem Ärmel.

„Hans?“, flüsterte sie leise und brachte ihn so dazu, von seinem unfreiwilligen Einkauf aufzusehen.

 

Die Hauswand vor ihnen war nichtssagend und kahl. Der Händler und das Zelt waren verschwunden.

 

Hans zog die Stirn kraus. „Ich würde ja sagen, das ist typische Rückgabepolitik“, scherzte er schwach, „aber das finde sogar ich extrem.“

 

„Ehrlich gesagt, finde ich das ein wenig unheimlich. Ein Händler, der von einem Moment auf den Anderen verschwindet und dann dieses Ding ...“

 

„Es ist eine Lampe“, verbesserte Hans und hob sie endgültig aus ihrer Verpackung. „Sie ist ziemlich düster, aber wenn wir sie ein bisschen putzen, könntet Ihr sie vielleicht -“ Weiter kam er nicht, denn noch während er probeweise mit dem Lumpen über das Metall gefahren war, war Bewegung in die Sache gekommen.

 

Roter Rauch stieg aus der Lampe auf, wurde dicht und dichter und formte sich schließlich zu einer riesigen, dunkelroten Gestalt. Die Hühner in den Käfigen eines nahen Standes begannen aufgeregt zu gackern, Pferde wieherten nervös und der Himmel schien sich schlagartig zu verdunkeln.

 

Blitze zuckten, ein körperloses Lachen erklang.

 

„Ich bin frei!“, schrie die Gestalt über ihnen, „Frei, mich an jenen zu rächen, die mich in diese Lampe gesperrt haben!“ Dann sauste sie los, doch weit kam sie nicht.

Ein dumpfes Klirren erklang, fast so, als wären die Armbänder des Wesens gegen eine unsichtbare Mauer geprallt, die, egal wie sehr das Wesen auch zog und zerrte, einfach nicht nachgeben wollte.

 

„Diese verdammte Lampe“, grollte es, „Alle Macht des Universums und sie wird gebunden durch die Gesetze der Dschinni! Ich kann nichts dagegen tun, aber... Ich habe ja Jemanden, der es für mich tun kann!“

 

Kalte, rote Augen richteten sich auf Hans und langsam begann der zu ahnen, dass die letzte Goldanlage vielleicht wirklich nicht seine Beste gewesen war.
 



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