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Spaceapes

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Natürlich dröselt sich der letzte Teil wieder auf... *gmpf* naja, ich mache dann wohl einfach das Beste draus.
Hier der OST zum FF-Teil

Zum Frühstück bleibt es musikfrei.
Der Tattooshop:
https://www.youtube.com/watch?v=J9LgHNf2Qy0
Gotens Songs:
https://www.youtube.com/watch?v=cHIGQ3mQT1I
https://www.youtube.com/watch?v=dTQMd2I3drE
Die Jungs gucken ihre Tattoos an:
https://www.youtube.com/watch?v=OZr-9I9VtLU

Enjoy! Komplett anzeigen

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Der Drache I

„Wie viele Eier willst du?“

Butter und Speckwürfel brutzelten in der Pfanne auf dem Induktionsherd.

„Vier, bitte.“

„Nur?“

„Ich hab noch Müsli.“

Vegeta begann alle Eier aus der 20er-Packung aufzuschlagen. Eins nach dem anderen landete in der Pfanne, wo alle unzeremoniell von einer Gabel verrührt wurden.

Trunks widmete sich wieder der Schüssel vor sich. Sie enthielt einen Brei aus Haferflocken, Joghurt und Obst. Der Duft aus der Pfanne verriet ihm, dass Vegeta Gewürze zum Rührei gab.
 

„Auch eine Tasse, Liebling?“, fragte Bulma ihren Sohn verschlafen, während sie das einzige in der Küche bediente, das sie wirklich bedienen konnte: Die Kaffeemaschine.

Bulmas Häuslichkeitsfaktor lag irgendwo zwischen Null und minus siebzehn. Was bedeutete, dass es üblicherweise Cornflakes gab, egal zu welcher Tageszeit. Sie selbst brauchte nicht mehr als eine Zigarette, einen Americano und einen Keks zum Eintunken.

„Eine halbe Tasse.“

Bulma stellte einen dampfenden Pott mitsamt einer Tüte Milch vor Trunks. Ihr Sohn füllte die Tasse bis zum Rand auf.

„Danke.“

„Bitte“, gähnte sie und setzte sich ebenfalls an den Küchentresen. Sie schob die Ärmel ihres flauschigen Morgenmantels hoch, bevor sie sich über die Marmorplatte lehnte, um Vegetas Café Solo abzuliefern. „Dein Kaffee steht.“

Der Sänger nickte. Er kippte die Pfanne an, um das das Ei auf einen Teller zu schaufeln. Dann kam er herüber und setzte sich. Das Rührei fand seinen Platz zwischen den dreien.
 

Trunks' Augen glänzten. Der junge Mann badete in den Gefühlen, die dieser Morgen bereit hielt. So war es also in einer vollständigen, funktionalen Familie!

Dieses Frühstück – im Herd geröstetes Brot, kleingeschnippeltes Obst, Joghurt mit gesundem Zeug drin, dazu Eier mit Speckwürfeln -was für ein Luxus!

„Das sieht alles schrecklich gesund aus!“, unterbrach Bulma die Gedankenschwärmereien ihres Sohnes mit leichter Abscheu in der Stimme.

„Alles ist im Gegenzug zu deiner Morgenroutine mit Kaffee, Keks und Fluppe gesund“, bemerkte Vegeta ungerührt. Er begann sich Essen auf seinen Teller zu tun, Trunks folgte.

„Kekse sind lecker“, nuschelte Bulma in ihre Kaffeetasse hinein. Sie war etwas gereizt, weil sie aus Rücksicht auf ihre Zigarette verzichtete.
 

Trunks beäugte Vegeta beim Frühstücken so unauffällig wie möglich. Es fiel ihm noch immer schwer alles zu verarbeiten, was gestern passiert war. Wobei nicht zwangsweise der Überraschungsbesuch des Königs so schwer zu glauben war. Eher das, was danach folgte:

Die ewig lange Besprechung von Bulma, Goku, Vegeta, Goten und ihm selbst. Dann

die Tatsache, dass Trunks sich -genauso wie Goten- würde tätowieren lassen müssen. Heute schon!

Dazu kam die Aussicht auf eine Art „Krieg der Sterne“ zwischen einem Haufen Anwälte von Vegeta, Bulma und Vehbita. Trunks würde akzeptieren zu müssen, das fremde Leute zu Besuch kommen würden, weil er ein Prinz war!

Alles in allem viel verrücktes Zeug. Ganz zu schweigen von den unglaublichen Mengen Cash, die zwar nicht im Mittelpunkt standen, aber früher oder später mit allen dazugehörigen Konsequenzen auf den jungen Mann herabregen würden!
 

Was Trunks wirklich fasziniert hatte war allerdings, dass Vegeta für eventuell auftauchende Probleme über Nacht geblieben war. Dementsprechend borgte Bulma ihrem eigensinnigen Ehemann Kleidung aus, die eigentlich ihrem Sohn gehörte. Vegeta trug nun ein weißes T-Shirt (es spannte arg um Oberarme und Brust) sowie eine graue Fleecejogginghose (unten zweimal umgekrempelt, weil zu lang) und das ohne Murren! Das unterstrich die Morgenidylle enorm.

Sie trugen allerdings alle drei noch keine Tageskleidung. Trunks war erst viel zu spät aufgefallen, dass er (voll peinlich) ein Spaceapes-Bandshirt zu seiner Jogger anhatte. Aber seine Mum in ihrem Oversizemorgenmantel und den Hasenpuschen hatte zum Glück den Großteil von Vegetas Aufmerksamkei auf sich gezogen. Sein Blick schien ihr überallhin zu folgen.

Wobei das natürlich auch daran lag, dass Vegeta Bulma fünf Minuten lang mit gerunzelter Stirn zugesehen hatte, wie sie Toastbrot während 'der Zubereitung' ruinierte. Letztendlich hatte er sie auf einen Stuhl verbannt und das Zubereiten des Essens generalstabsmäßig übernommen.
 

Total surreal - und echt schön!
 

Trunks hatte an diesem Morgen einen genaueren Blick auf die unverhüllte Hand seines Vaters werfen können. Geschützt von der briefsschen Privatsphäre war zu sehen, wie zerstört diese war. Vegeta hatte kleine Knoten aus Narbengewebe auf dem Handrücken, die verhinderten, dass sich die Finger frei bewegten. Die versteiften Fingerglieder ließen sich anscheinend nicht mehr komplett strecken. Auch die Operationsnarben am Handballen... als sie beide vor einer Woche am Klavier gesessen hatten, hatte Trunks das gar nicht bemerkt. Aber heute...wenn man genau wusste wonach man suchte, konnte man sogar die anderen Narben auf dem tätowierten Arm des Sängers erkennen.
 

Trunks kaute nachdenklich die letzten Bissen seines Müslis herunter. Gestern beim Auftritt Vehbitas war ihm klar geworden, dass er zu tief in der Sache drinsteckte, um sich raushalten zu können. Es war also wichtiger denn je, darauf zu achten, dass er in dieser ganzen Shayanjinn-Parallelgesellschaftsssache nicht unter die Räder kam.

So wie Vegeta damals.

Der junge Mann ermahnte sich daher gedanklich, seine eigenen Interessen nicht aus den Augen zu verlieren. Ihm fiel ein:

„Du wolltest mir noch die Sache mit dem Fluidum erklären.“

Vegeta sah von seinem Teller auf. Seine Brauen zogen sich ungut zusammen.

„Jetzt?“

„Ja, schon. Warum nicht?“

Vegeta führte eine weitere Portion Ei zum Mund. Er kaute. Seine Miene verneinte Trunks' Vorstoß.

„Ich fänd's auch gut“, bemerkte Bulma. Sie stützte ihr Kinn in beide Hände und sah Vegeta erwartungsvoll lächelnd an.

„Tsk!“

Der Sänger behielt seine Gabel in der Hand. Er nahm einen Schluck Kaffee. Eine Reaktion kam zunächst nicht, doch Bulma und Trunks waren schlau genug, abzuwarten. Man entwickelte recht schnell ein Verständnis dafür wie Vegeta tickte, wenn man Acht gab.
 

„Gmpf! Hör gut zu, ich erzähle das nur ein Mal. Jeder Mensch verfügt über Fluidum, die meisten allerdings nicht über sonderlich viel“, erklärte Vegeta knapp.

„Die Araber nennen es 'ġodrat', die Kraft, bei den Chinesen ist es 'Ki'. Fluidum setzt sich zu gleichen Teilen aus Energie, Geist und Wille zusammen.“

„Echt?“, fragte Trunks ungläubig.

„Es geht darum ein Ziel zu verfolgen, die 'Kraft' in eine Bahn zu lenken. Vehbita wollte gestern deinen Willen brechen. Er hat sein Fluidum fokussiert und gegen dich eingesetzt.“

„Deswegen der Tunnelblick und alles?“

Vegeta nickte.

Bulma ergänzte: „Du sahst schlimm aus, Liebling. Als er dir die Hand auf die Schulter legte, warst du weiß wie eine Wand.“

„Ich versteh' nur nicht, wie er es geschafft hat, das ich mitgehen wollte.“

Vegeta versuchte es anders: „Stell es dir als Überwältigungstaktik vor. Einen MMA-Fight, der in Gedanken ausgetragen wird. Du hast dich in deinem Kampf gestern nicht schlecht geschlagen.“

Trunks runzelte die Stirn: „Das klingt alles total abgehoben. Ich meine, legendäre Kriegerrasse und so, schon klar. Aber trotzdem, 'Ki' oder 'Fluidum' oder eben 'ġodrat', das ist mir alles zu esoterisch.“

„So esoterisch ist das gar nicht“, widersprach Bulma. „Dieser Krafteinsatz kann beeindruckend sein, oder beängstigend. Wenn ich so drüber nachdenke...du setzt es oft auf Konzerten ein, nicht Vegeta?“

„Hn.“

„Daher kommt deine krasse Bühnenpräsenz?!“, hakte Trunks nach.

„Hn.“

„Vegeta, kannst du es Trunks nicht vormachen?“

„Nein.“

„Warum nicht?!“, fragte Bulma. 'Nein' war ein schwieriges Wort für sie.

Vegeta wusste das, also ließ er sich zu einer Erklärung herab.

„Weil du dann wieder Angst vor mir hast, Frau.“

„Mum?!“

Bulma seufzte. Sie wedelte nachlässig mit der Hand.

„Dein Vater hat vor deiner Geburt öfter mal wie ein Rockstar Dampf abgelassen, wenn er wütend war. Zimmereinrichtungen und so weiter. Mich hat er nie angefasst, aber ich konnte mit diesen Ausbrüchen nicht umgehen, weil ich sie nicht verstanden habe. Wir haben vor Kurzem darüber gesprochen und er hat sich vorgenommen rücksichtsvoll sein, was wunderbar ist! Aber in diesem Fall wäre eine Demonstration wirklich sinnvoll, Vegeta.“
 

„Frau!“, warnte der Sänger.

„Nein wirklich, Vegeta! Du solltest es tun. Dieses Mal weiß ich damit umzugehen.“

„Gmpf!“

„Du kannst das ruhig für deinen Sohn machen.“

„Uh, vielleicht lassen wir das Thema doch lieber“, wandte Trunks ein, der einen Streit fürchtete.

„Nein, Liebling. Das ist schon in Ordnung! Es ist wichtig, dass du weißt, wie Vehbita dich beeinflussen will“, beharrte seine Mutter.

Schweigen.

Trunks senkte den Kopf. Was hatte er da nur angerichtet? Es war doch so schön gewesen bis eben! Seine blöden Ambitionen!

„Na schön“, murrte der Sänger.

Der Kopf des jungen Mannes ruckte hoch. 'Wahnsinn!', dachte er. Ob seine Mum auch wilde Hengste zähmen konnte?
 

Vegeta schob den Stuhl zurück. Er nahm etwas Abstand vom Tisch und stellte sich breitbeinig auf. Der Sänger spannte die Armmuskulatur an, ballte die Fäuste.

„Man kanalisiert seine Wut und dann...“

Trunks hatte das Gefühl von einer unsichtbaren Schockwelle getroffen zu werden. Er musste unvermittelt blinzeln. Als er die Augen wieder öffnete hatte sich nichts und doch alles verändert. Vegeta sah aus wie vorher, aber seine Ausstrahlung war ganz anders. Er verströmte kalte Aggression und Gefahr. Sein Gesicht wirkte...irgendwie fies, obwohl sich seine Mimik nur minimal verändert hatte.

Trunks' Nackenhaare stellten sich auf. Er spürte, es bräuchte nur wenig und er würde sich innerhalb der nächsten Sekunden mit seinem Vater prügeln, nur um dabei haushoch zu verlieren.

Neben ihm saß Bulma mit schreckgeweiteten, glasigen Augen. Sie schien eine Art Flashback zu haben.

Vegeta nahm eine Kampfpose ein, Trunks spannte sich an, seine Mutter erblasste.
 

Einen Wimpernschlag später war es vorbei. Einfach vorbei. Vegeta ließ das Fluidum schwinden, entspannte sich, steckte die Hände in die Taschen seiner Jogginghose.
 

„Frau“, der Sänger schien sein Nachgeben zu bereuen.

Bulma schüttelte sich. Sie schluckte, setzte ein wacheres Gesicht auf.

„Siehst du?“, sagte sie etwas zu laut, während sie eine betont entspannte Pose einnahm. „Alles in Ordnung!“ Ihre Augen waren immer noch glasig.

Vegeta sah sie nur an.

„Wirklich!“

„Komm her, Bulma.“
 

Die Angesprochene kam zögerlich um den Küchentresen. Vegeta streckte den rechten Arm nach ihr aus. Er zog sie an sich und rieb mit der gesunden Hand über ihren Rücken, als müsste er nach großer Kälte Wärme in ihr verteilen. Sie entspannte sich Stück für Stück und umarmte ihn schließlich.

Vegetas Blick lag auf Trunks.

„Du hast es gut weggesteckt, deine Mutter nicht. Je weniger Fluidum man selbst hat, desto leichter ist die Beeinflussung oder im Fall eines Kampfes das Ängstigen bis zur Lähmung.“

Trunks Mund war ganz trocken: „ Und Mum ist leicht zu beeinflussen?“

Vegeta nickte: „Es fehlt ihr nicht an Geist oder Wille, aber energetisch ist es mit ihr nicht weit her.“

„Hey!“, Bulma knuffte ihren Mann, der ihr ins Gesicht sah.

„Dein Sohn ist besser aufgestellt als du.“

„Weil er in diesen Dingen nach dir kommt.“

Vegeta zögerte. Aber dann: „Ja.“

Trunks errötete.

Sein Vater räusperte sich und entließ Bulma, um sich zu setzen.

„Man kann es auch dezenter machen“, erklärte er abschließend. „Kleiner dosieren und mit Hilfe des Willens mit einem bestimmten Zweck aufladen. Kakarot macht das ständig, um Leute zu motivieren. Es lässt sich also auch bei Konzerten anwenden, wenn man weiß wie.“

Bulma begab sich auf ihren Platz. Sie tunkte schnell nacheinander mehrere Kekse in ihren Kaffee, um diese in ihrem Mund verschwinden zu lassen. Dann machte sie sich selbst Rührei auf den Teller.

Ihr Sohn registrierte das. Er nahm seine eigene Gabel und das angebissene Stück Buttertoast wieder auf. Er biss ab und kaute nachdenklich: „Gut zu wissen.“

„Ich denke“, sagte er dann mit klarem Blick, „du solltest mir das beibringen, Vegeta.“
 

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Von außen sah der Tattooshop unauffällig aus. Das Ladenfenster gab den Blick auf einen weißen Raum frei, an dessen linker Wand viele Fotos vom Tattoartist mit prominenten Kunden zu sehen waren. Die andere Wand wurde vollständig von Regalen mit CD's eingenommen. Es blieb noch genug Platz für eine Sitzgruppe mit Tisch am Fenster und einen Tresen von der Farbe nassen Mooses. Hinter Letzterem befand sich ein mit Perlenvorhang geschmückter Durchgang, der weiter ins Innere des Ladens zu führen schien. Olivgrüne Ordner lagen herum, vermutlich mit Motivbeispielen. 'War on drugs' – eine Band die für Trunks klang, als bestünde sie ausschließlich aus Cousins von Bruce Sprinsteen- spielte im Hintergrund.
 

Hinter dem Tresen saß ein breiter Schwarzer mit Turban und Hipsterweste, die dessen fantastischen, weißen Armtätowierungen zur Geltung brachte. Kugelrunden Augen sahen die Gruppe von Neuankömmlinge unverwandt an, als diese durch die Tür trat.
 

„Hallo Goku!“, grüßte der Typ am Empfang in freundschaftlichem Timbre den Gitarristen der Spaceapes, der sich nach einem Winken grinsend über den Tresen hängte.

„Popo! Wie geht’s dir?!“

„Gut, danke. Bei dir?“

„Läuft. Hast du da Kekse?!“

Popos Blick glitt an Goku vorbei, während er diesem einen Keks reichte.

„Vegeta“, grüßte er.

„Hng.“

Die Aufmerksamkeit des dunkelhäutigen Mannes wandte sich Trunks zu, der als drittes hereingekommen war: „Oh, du schon wieder.“

Bulma, die danach eintrat, zählte sofort eins und eins zusammen.

„Du warst schonmal hier?!“

Als Trunks nicht sofort antworten konnte, fuhr sie innerhalb weniger Sekunden hoch:

TRUNKS BRIEFS! HAST DU ETWA EIN HEIMLICHES TATTOO?!“ .

„Errr...naja...Also, Mum...“

Vegeta sagte dazu nichts, aber er lehnte sich ebenfalls an den Tresen und betrachtete die entstehende Szene mit Interesse.

Goten drückte sich hinter Bulma in den Shop und ging bei seinem Vater in Deckung, den das Ganze maximal zu amüsieren schien.

Die Producerin bekam spitze Zähne.

„WO, TRUNKS ?! WO HAST DU DICH TÄTOWIEREN LASSEN?! WIE GROß IST ES?!“

Ihr Sohn wurde puterrot: “Mum, bitte! Mach doch nicht so einen Aufstand! Ich-“
 

„Sei nicht böse, Bulma. Er brauchte einen Talisman.“

Bulmas Wut wurde abgelenkt. „N'DENDE NAOUFEL NAMEK!“
 

Hinter dem Perlenvorhang war ein junger Mann hervorgetreten: Vielleicht Mitte zwanzig, rasierter Schädel, feingeschnittene, freundliche Gesichtszüge, Haut wie Milchschokolade. Er trug eine schwarze Haremshose, ein schwarzes T-Shirt, dazu einen weißen Schlauchschal und weiße High-Top-Sneakers. Eine Verbeugung seinerseits war der Grund, warum ihm Bulma nicht sofort an die Kehle sprang. Sie mochte es wohlerzogen.
 

„Oha, der ganze Name. Sogar nach den vielen Jahren kennst du ihn noch. Du bist wirklich bemerkenswert, Bulma. Bitte verzeih mir!“

„Seit wann tätowierst du Minderjährige ohne Erlaubnis ihrer Erziehungsberechtigten?!“, schnaubte die Angesprochene ungändig.

„Ich dachte, ich wäre dir lieber, als wenn er zum Nächstbesten geht, nachdem ich ihn abgewiesen habe. Denn das hätte er getan.“
 

Trunks stand mit offenem Mund da.

„Ihr kennt euch?!“
 

Der Tätowierer lächelte. Er deutete auf ein Foto an der linken Shopseite, auf dem ein sehr junger Vegeta und ein sehr fetter, aber beeindruckender Mann in der gleichen Aufmachung wie N'Dende zu sehen waren.

„Mein Vater hat deinen Vater tätowiert, später deine Mutter. Als mein Vater verstarb, habe ich mich um Vegetas Wünsche bemüht.“

„Nett zusammengefasst“, schnaubte Vegeta.

Der Kommentar deutete an, dass damals definitiv mehr passiert war. Aber dafür war jetzt nicht die Zeit.
 

Der Tätowierer lächelte Trunks zu: „Aber Letzteres wusstest du ja schon, sonst wärst du nicht hierher gekommen.“

„Du hättest es nicht tun sollen, N'Dende!“, beharrte Bulma. Sie verschränkte die Arme.

N'Dendes Blick glitt über Bulma zu Vegeta. Sein Lächeln hatte etwas zutiefst Privates.

„Auch wenn der Talisman gewirkt hat?“

„Sag mir einfach, wo du mein Kind verunstaltet hast, okay?!“, verlangte Bulma ungnädig.

Trunks versuchte, sich hinter seinen Händen zu verstecken.

N'Dende stubste sich selbst mit der Fingerspitze gegen eine bestimmte Stelle am Brustkorb. Vegeta erstarrte, Bulma stöhnte auf.

„Wirklich?! TRUNKS!“

„WOHER SOLLTE ICH DAS DENN WISSEN?!“, wurde der nun ebenfalls laut.

„Herrgott...“, die Producerin versuchte sich zu beruhigen.

Vegetas Ohrenspitzen verfärbten sich. Goku lachte schallend. Er bekam Vegetas Ellenbogen in die Seite.

„Ouch!“

„Es ist nicht ganz das gleiche Motiv, wie das von Vegeta“,fügte der Tatöwierer hinzu.

„Na schön! Fein! Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche!“, gestikulierte Bulma.

Goku rückte etwas von Vegeta ab: „Yeah! Super, dass du uns noch unterbringen konntest!“

„Konnte ich nicht, ich bis ausgebucht bis nächsten April. Popo hat andere Kunden ausgeladen und mit Sonderkonditionen besänftigt, damit ich euch empfangen kann.“

„Nice!“, pfiff Goku und hielt dem Turbanträger eine Bro-fist hin, der seine dagegenknuffte und fragte: „Noch einen Keks?“

„Immer!“

N'Dende richtete seinen Schal. Er hatte ungewöhnlich lange Fingernägel.

„Das sind wir euch schuldig.“

Bulma schnaufte: „Das ist ja wohl das Mindeste, wenn du meinen Trunks verunstaltest!“

„Muuuum!“, Trunks litt. Er litt wirklich.

„Darf ich euch Kaffee anbieten?“

„Ja“,antwortete Vegeta mit Grabesstimme.

„Wie viele Tassen Tee soll Popo aufsetzen? Zwei?“

Bulma massierte sich noch immer die Stirn, weil sie nicht fassen konnte, was sie gerade gehört hatte.

„Ja, für die Jungs.“

„Och...“,begann Goku. Er war ebenfalls nicht abgeneigt was den Tee betraf, was dazu führte, dass er sofort Vegetas Faust in den Nieren hatte.

„Auf keinen Fall. Keine Magic Beans, keinen Wurzeltee“, zischte der Ältere.

„Spielverderber“, maulte Goku.
 

Goten roch den Braten.

„Was ist mit dem Tee?“

„Für eine rituelle Zeichnung der Haut musst du deinen Geist leeren“, erläuterte Popo.

„...Was?“

„Für einen wahrhaftigen Dragonball muss deine Seele sprechen. Aber ohne geleerten Geist keine Sprache der Seele. Also: Tee.“

„Meinst du nicht eher einen gelehrten Geist?“

„Nein.“

„Dann klingt der Tee nach Drogen.“

„Medizin zur Reinigung des Geistes“, berichtigte der Schwarze.

„Es ist nur Wurzeltee mit entspannender Wirkung, Goten“, relativierte Goku.

„Tsss!“, Vegetas Mundwinkel verzogen sich, bei den Märchen, die dem Jungen aufgetischt wurden. Aber Kakarots Bratze ging ihn nichts an.
 

Trunks hütete sich nach dem Plektrum-Tattoo-Eklat anzumerken, er fühle sich an Spacecookies erinnert. Seine Mutter musste nicht auch noch von seinen Gebäckeskapaden wissen. Zudem war er selbst angespannt, weil Vegeta auf der Herfahrt knapp erläutert hatte, das benötigte Dragonballmotiv könne man nicht einfach bei irgendeinem Tattooartist stechen lassen, weil der Vorgang einem Ritual untergeordnet war, das nur von einem Priester durchgeführt werden konnte. N'Dende sei so ein Priester. Weitere Erklärungen hatte es nicht gegeben.
 

Der junge Mann mit dem violetten Haaren sah zu seinem Vater.

„Kannst du bei deiner Vorgeschichte garantieren, dass man nicht süchtig von dem Zeug wird?“

Der bleckte die Zähne, weil sein Sohn dieses Mal ihm gegenüber unbequem wurde.

„Nimmst du regelmäßig Halluzinugene wie Pilze, LSD oder Angel Dust?“

„Nein.“

„Dann wirst du von einer Tasse Tee auch nicht getriggert.“

„Sicher?“

„Bei meiner Vorgeschichte? Ich denke schon“, kam die sarkastische Antwort.

„Okay, dann mal ernsthaft: Warum muss man den Tee wirklich trinken?“

„Er ist Teil des Rituals. Je korrekter es beim Stechen des Motivs zugeht, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass dein Tattoo anerkannt wird und man dir den damit verbundenen Titel zugesteht.“

Trunks sah seine Mutter an: „Und in diesem Fall ist es okay, dass ich minderjährig bin? Für mein erstes Tattoo musste ich nichts einwerfen!“

Bulma sah sich mit ihren eigenen Argumenten konfrontiert.

„Werd nicht schnippisch, Trunks!“

„Ich wollt's nur gesagt haben. Ganz uneigennützig sind du und Vegeta auch nicht.“

„Ich hab's verstanden“, erklärte Bulma spitz.

„Gut, Mum. Wenn ihr euch künftig nicht jede Info aus der Nase ziehen lasst, bin bereit den Tee zu trinken.“

Bulma und Vegeta tauschten Blicke, aber sie stimmten zu.

Ich denke“, Trunks sah danach erst seinen besten Freund an, dann Goku, „ihr braucht nicht zu diskutieren. Wenn Goten wirklich durchziehen will, wird er seine Tasse auch hinterkippen.“

Der dunkelhaarige Teenager nickte grimmig: „Das stimmt. Aber dafür will ich Tatsachen. Klar, Dad?! Was ist das für eine Brühe?“

Goku verschränkte die Arme, er wirkte nicht überzeugt, gab aber nach. „Wenn man das Zeug trinkt, fantasiert man ein bisschen und die Körperwahrnehmung ist leicht verschoben. Gefühle des Schwebens zum Beispiel.“

„Und du weißt das woher?“, bohrte sein Sohn mit in Falten gelegter Stirn nach.

Goku hakte den Daumen in seinen Pulliausschnitt und zog den Stoff tiefer, bis der obere Rand seines Tattoos zu sehen war. „Ich hatte meine Tasse schon.“

„Nicht nur die eine, wenn man Vegetas Reaktion von eben bedenkt, Dad. Mama würde das sicher nicht gutheißen.“

Der Gitarrist wirkte ertappt. Er öffnete den Mund, setzte an, etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder.

Goten seufzte. Er natte seinen Vater wieder auf frischer Tat beim Verdrehen der Wahrheit erwischt. Grimmig klopfte er Trunks als Dank für die Unterstützung auf die Schulter. Der war ähnlich genervt, weil er sich mit seinen übermäßig steuernden Eltern rumschlagen musste.

„Danke, Alter.“

„Kein Ding, Bro.“
 

Popo war unterdessen aufgestanden und hatte das 'Open'-schild an der Shoptüre gewendet, sodass draußen 'Closed' zu lesen war. Er drehte den Schließriegel und verschwand hinter dem Perlenvorhang, um die Getränke vorzubereiten.

N'Dende bot allen Sitzplätze an. Nur Goten blieb etwas verloren stehen. Er wurde gemustert.

„Willst du anfangen, Goten?“, fragte Trunks, der wusste, dass das hier alles nicht nach dem Geschmack seines Freundes war.

„Wär' gut.“

„Dann soll es so sein“, stimmte N'Dende zu. „Aber bevor ich tätowiere, müssen wir das Motiv besprechen und ich werde eine Zeichnung anfertigen.“

Er streckte eine Hand mit der Handfläche nach oben aus und Goten legte wie aus einem Reflex heraus seine eigene darauf.

„Nett, dich kennenzulernen, Goten. Du kannst mich übrigens einfach Dende nennen.“

Der Dunkelhaarige nickte verblüfft: „Okay. Erfreut, meine ich.“

Dende lächelte. Er hielt weiterhin Gotens Hand. Dabei legte er den Kopf schief, als lausche er. Um die beiden herum wurde es still.
 

„Interessant!“, grinste der Tätowierer nach einer Weile und ließ Goten sanft gehen.

Er wandte sich um und suchte in der CD-Wand ein ganz bestimmtes Album, das er triumphierend hervorzog.

„Nenn mir eine Nummer zwischen eins und fünfzehn, Goten.“

„Kay, die Acht.“

„Cool“, Dende las die Tracklist auf der Rückseite der Albumhülle. Etwas abgelenkt meinte er: „Dann komm mit rüber - wir besprechen dein Motiv. Bekommst du die 'sechs Sterne'?“

„Jup. Ich stelle mir das so vor...“, Goten folgte hinter den Vorhang. Seine Stimme verklang, aber die Erwachsenen blieben wortkarg.
 

„Gibt's einen Grund für die erwartungsvolle Stille?“, fragte Trunks.

„N'Dende legt gleich die CD in seine Anlage und dann ist es wichtig, dass wir das Lied hören“, erläuterte Bulma. Die beiden Männer widersprachen nicht.

'Großartig, jetzt sind ihnen die Sicherungen durchgebrannt', dachte Trunks bei sich. Laut fragte er: „Warum?!“

„Er hat Gotens Fluidum gelesen. Das ist so ein Priesterding“, murrte Vegeta, als sei Trunks' Frage überflüssig.

„Was soll denn das bedeuten?“, der junge Man war nicht weniger verwirrt als zuvor.

Goku grinste.

„Das Genre gibt einem Info, was Goten für eine Sorte Mensch ist. Aber Dende ist so gut in dem was er macht, dass die Songtexte wie Langzeithoroskope funktionieren.

„Also...ihr redet von einer Art Prophezeiung?“, fasste Trunks zusammen.

Bei Gokus Nicken rutschte er tiefer in das Sofa.

Wo war er hier nur gelandet?!

„Solltest du nicht am besten wissen, was für ein Mensch Goten ist, Goku?“, fragte Trunks, ohne nachzudenken. Erst im Nachhinein fiel ihm auf, dass er gerade ziemlich unhöflich war. Doch der Gitarrist der Spaceapes schien ihm das nicht krumm zu nehmen.

„Als Vater weiß ich, wie Goten als mein Sohn tickt. Aber das heißt noch nicht, dass ich weiß, was für ein Mann er sein wird.“

Ein Stirnrunzeln von Trunks war die Antwort. Das Gespräch wurde jedoch nicht fortgeführt, denn die Anlage begann Musik auszuspucken.
 

Zu hören waren ein Viervierteltakt mit entspannter Baseline, Sample-Einspieler von Klavier und Geigen im Hintergrund, Gitarre, sowie eine sanfte Männerstimme.

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When all of the heavy hearts

Have broken their back

And all of the die-hard valentines

Are calling me back

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„Poprock?!“ , anscheinend war das nichts, was Goku erwartet hatte.

„Klingt nach DNCE“, bemerkte Trunks.

„Ugh!“ Vegeta rollte mit den Augen.

„Pssscht!“, Bulma hielt einen Finger vor ihre Lippen.

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You can find me at the restaurant

You can find me at the pool

You can find me at the mistletoe

Playing it cool, singing

Just unplug with me

What's the rush? I want to know

Just unplug with me
 

I don't wanna love you

I don't want your hand

But we can watch TV in the morning

Drinking coffee in my bed

I don't wanna love you

I don't have no plans, no

But you can stay over if you want to

Stay over if you can

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„Klingt nicht so, als würde er früh eine Familie gründen“, sinnierte Bulma, während der Refrain sich wiederholte.

Goku runzelte die Brauen: „Chichi wird das nicht gefallen.“

„Tch! Als wenn Gohan nicht reichen würde. Der Junge hätte ein Phänomen werden können, aber stattdessen zieht er sich zurück und spielt Vollzeitdaddy“, motzte Vegeta.
 

Trunks hielt sich zurück. Er war nicht von dieser Prophezeiungssache überzeugt. Zudem versetzte ihn das Gespräch zurück auf die Terrasse von Radditz Blockhaus am Lake Paozu. Wenn Goten wirklich auf die Hälfte der menschlichen Spezies aufmerksam wurde, die nicht über einen Penis verfügte, dann konnte es interessant werden. Dazu kam, dass das Vaterthema ein ziemliches Minenfeld war.
 

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When all of the golden bands

Are tight as a noose

And all of the Volvos thunder past

Remind me of you
 

Not gonna find me at counselling

Not gonna find me at the school

I'll be waiting by the mistletoe

Playing it cool, singing

Just unplug with me

What's the rush? I want to know

Just unplug with me

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Es ertönte eine Bridge. Bulma tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn: „Ob er wirklich keinen Halt vor verheirateten Frauen macht?“

„Also wenn das was ihr sagt stimmt und der Song eine Vorhersage ist, dann würde ich sagen, die Lyrics zeigen deutlich auf, dass er nicht derjenige ist, der auf die Jagd geht“, warf Trunks ein.

„Weil sie von allein zu ihm kommen“, bemerkte Vegeta.

„Keine Volvos, keine Familienkutschen...“, Goku hatte immer noch Sorgen, wie seine Frau ein Singleleben ihres Kükens aufnehmen würde.

„Hör auf zu heulen, Kakarot! Deine Sippschaft ist groß genug!“

Im Hintergrund ging der Gesang weiter.

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Come be my companion

Come be my friend

Wanna let some steam off

You know where I am

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Bulma und Goku sinnierten noch eine Weile über den Track. Ab und zu beglückte Vegeta die beiden mit einem Kommentar dazu. Trunks bettete den Kopf auf die Couchlehne. Er hatte nicht vor sich an diesem Gaga-Gespräch zu beteiligen. Beim letzten Teil war er auf ganz andere Gedanken gekommen.

Was, wenn er und Goten auch solche Tendenzen hatten, wie ihre Väter? Diese leicht schwulen Tendenzen. Wenn Freunschaft und Zuneigung sich mit Anziehung mischen würden, dann...Ach, Unsinn!

Trunks schloss die Augen und verdrängte den Gedanken mit aller Kraft. Er wollte nichts damit zu tun haben! Seine Situation war kompliziert genug und SO ähnlich waren sie ihren Vätern nun auch wieder nicht.
 

Langsam dämmerte der junge Mann weg.
 

Trunks zuckte zusammen. Etwas stupste ihn in die Rippen. Er musste eingeschlafen sein.
 

„Du bist drannnnn...!“, grinste Goten keine zehn Zentimeter vom Gesicht des Hellhaarigen entfernt. Dann waberte er mit euphorischem Gesichtsausdruck zum Tresen.

Popo, wieder auf Position, gab ihm wortlos einen Keks.

„Heyyyyy! Dankeee!“ , Goten hielt das Gebäck in beiden Händen, betrachtete es glücklich und biss hinein. „Ich möchte Obstsalat“, erklärte er kauend, „oder Fischstäbchen. Obwohl, Beacon-chips mit Snickerstopping wären viel besser.“

Kichernd schob sich der Dunkelhaarige den Rest des Kekses in seinen Mund. Er schwankte, sah zum CD-Regal.

Mit den Worten „Ich will nowwas hören“ durchquerte er den Raum und griff nach einigem Suchen direkt ins Regal. „Das hier! Track vier.“

Dende, der am Perlenvorhang im Türrahmen lehnte lächelte milde, nahm die CD, sah drauf und gab sie wortlos an Popo weiter, der verschwand, um das Album einzulegen.

Calvin Harris spielte an, während Goten etwas begann, dass man wohl im weitesten Sinne des Wortes als tanzen bezeichnen konnte.
 

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Are you drunk enough?

Not to judge what I'm doin'

Are you high enough?

To excuse that I'm ruined

'Cause I'm ruined

Is it late enough?

For you to come and stay over

'Cause we're free to love

So tease me, hmmm
 

I make no promises, I can't do golden rings

But I'll give you everything - tonight

Magic is in the air, there ain't no science here

So come get your everything - tonight

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Goku wand sich auf der Couch, Vegetas scharfer Blick lag auf ihm. Bulma schüttelte nur den Kopf. Trunks, inzwischen vollkommen wach, stand auf und bugsierte Goten auf die Couch. Der ließ sich mit Augenlidern auf Halbmast auf das Möbel fallen.

„Er braucht ein Glas Wasser“, forderte Trunks. Um nicht unhöflich zu sein, fügte er hinzu:

“Bitte.“

Popo kam zurück, er hatte das Gewünschte dabei, anscheinend hatte er den gleichen Gedanken gehabt. Er reichte Goten das Glas, der umständlich daraus trank.

„Is gar nich so schlimm, Trunks“, nuschelte der Jüngere, während er sich das Wasserglas zwischen die Oberschenkel klemmte. Er stützte seinen Arm auf die Couchlehne und seinen Kopf in die eigene Hand. Gleich würde er einschlafen.

„Nachher... zeig ich dir …mein Tattoo.“

Der Song war zu Ende, der nächste dudelte im Hintergrund.
 

„Es ist nicht so schlimm, wie es klingt“, meinte Dende.

„Nicht?“, Trunks hob die Brauen. Er fand die Zukunftsprognose, sein bester Freund sei liebesunfähig, ziemlich furchtbar.

„Er findet seinen Weg“, der Tätowierer klang sicher. Er streckte seine Hand aus.

Trunks verzog den Mund. Einen Augenblick lang war er Vegeta sehr ähnlich. Dann legte er seine Hand auf die Dendes.

Die Blicke der beiden jungen Männer trafen sich. Trunks hatte das Gefühl, die pechschwarze Iris seines Gegenübers würde ihn verschlucken.
 

Um ihn herum wurde es dunkel, der Shop verschwand.

Die Umgebung war nicht zu erkennen, aber trotzdem konnte Trunks sehen. Es lag daran, dass er selbst von Innen heraus sanft leuchtete. Irritiert sah er sich um. In was war er nun schon wieder geraten?!
 

In der Ferne pulsierte ein Licht. Wie bei einem kranken Herz, das um jeden Schlag rang, wurde es immer wieder heller, nur um gegen das Verlöschen anzukämpfen.

Trunks ging darauf zu.

Bald sah er, dass das Licht von Vegeta ausging. Er beobachtete schweigend, wie das Licht seines Vaters sich aufbäumte, hochflammte, schwächelte. Jedes Mal wenn die Dunkelheit Vegeta zu verschlucken drohte, änderte sich dessen Gesichtsausdruck – die ernste Miene wurde zu einem bösartigen Grinsen. Das jagte Trunks einen Schauder über den Rücken.

Hinter dem Sänger zeichneten sich ein Schatten in der Dunkelheit ab, der sich als Goku herausstellte. Ein roter Faden wand sich von Vegetas kleinem Finger zu dem seines Freundes. Der Größere knackte mit den Fingerknöcheln, als mache er sich zum Kampf bereit. Der Faden zwischen den Männern spannte. Bei jedem Vergehen von Vegetas Licht, wurde Goku kampfesmutiger. Sein Lachen troff vor Erwartung, er zerrte am Faden, der ihn auf seinem Platz hielt.

Währenddessen füllte sich die Schwärze mit weiteren Präsenzen.
 

Trunks war sich mit einem Mal absolut sicher, dass Vegetas Licht nicht erlöschen durfte. Die beiden Männer würden sich dann gegeneinander wenden und dabei bekämen diese...Dinge...in der Umgebung ihre Chance!

Mit einem „Vater!“, trat der junge Mann zu Vegeta, der ihn zwar wahrnahm, aber stumm blieb. Doch Trunks' Licht genügte nicht, um die Dunkelheit abzuwehren. Er hob aus einer Idee heraus eine Hand und legte die Fingerspitzen auf Vegetas Brust, wo dessen Licht seinen Ursprung hatte.
 

Das Leuchten erstarkte!

Es flackerte wie eine Kerze, aber das gefährliche Pulsieren schwand.

Vegeta sah erst auf die Fingerspitzen, die ihn berührten, dann in das Gesicht seines Sohnes. Er vollführte das Kunststück gleichzeitig kritisch und zufrieden dreinzuschauen.

Hinter ihm versuchte Goku ein letztes Mal sich loszumachen. Vegeta griff ohne sich umzusehen eine Hand voll Kleidung und zerrte den Gitarristen unsanft zu sich heran.
 

Die Schwärze leerte sich, es wurde heller. Doch Trunks spürte, wie ihn sein Tun ermüdete. Sein eigenes Licht wurde schwächer. Er würde das hier nicht ewig schaffen. Ihm war nur nicht klar, was er noch tun konnte, außer so lange durchzuhalten, wie möglich.
 

Mit schwindender Helligkeit fühlte sich der junge Mann zunehmend schlechter. Die Dunkelheit füllte sich wieder, kroch näher. Vegetas Gesicht verzerrte sich, er knurrte. Gokus Unruhe stieg.
 

Das war falsch! Trunks riss sich zusammen – er musste durchhalten!
 

„Das hast du gut gemacht, Liebling.“

Bulma erschien. Auch sie leuchtete, etwas grell zwar, aber beständig.

„Aber Vegeta bei uns zu behalten ist nicht deine Aufgabe. Auf dich wartet anderes.“

„Wenn ich loslasse, wird ihn die Dunkelheit verschlingen“, widersprach ihr Sohn.

„Und du hast ihm geholfen, als er dich brauchte“, Bulma tätschelte Trunks.

„Vertrau mir, du kannst jetzt loslassen. Ich habe dabei, was ihn bei Verstand hält.“

Trunks senkte die Hand: „Was soll das sein?“

Bulma grinste voller Selbstzufriedenheit, in ihren Armen formte sich ein Bündel. Sie drückte es Vegeta in die Arme.
 

Es gab einen Lichtflash, dann war die kleine Familie allein und alle Präsenzen, inklusive Goku, fort. Nur der intakte, rote Faden war in Form einer Schleife um den kleinen Finger Vegetas geblieben.
 

„Was soll das, Frau?!“, schallte die Stimme des Sängers durch die Weite. Es schien, als sei ein Bann gebrochen worden. Vegeta starrte überfordert auf das, was er hielt.

„Das ist deine nächste Herausforderung, Mann“, provozierte die Producerin.

Trunks sah ungläubig zu dem Baby, dass fröhlich in die Runde gluckste.

„Mum?!“

„Liebling, du kannst jetzt gehen. Ich weiß, du hast noch einiges an Weg vor dir. Lass dich von uns nicht aufhalten. Wir sehen uns an der nächsten Kreuzung.“

„Was?! Warum?! Und wohin denn?! Hier ist doch nichts!“

Vegeta hob skeptisch die Brauen.

„Du stehst auf einem Weg, Junge. Wie wäre es damit?“

Trunks sah nach unten. Wie bei Dorothy in OZ war eine goldene Straße unter ihm erschienen. Abgefahren!
 

„Und... in welche Richtung?!“

Vegeta hob wortlos den Finger und deutete ein Ende der Straße antlang. Trunks folgte dem Fingerzeig. Es war nicht absehbar, wo 'sein Weg' enden würde. Seine Augen begannen bei dem Versuch die die Ferne zu fokussieren zu tränen.
 

Als der junge Mann die Augen öffnete, stand er Dende gegenüber im Shop.

Der Tätowierer war verblüfft: „Wie ungewöhnlich!“

„Was denn?“, ertönte Bulmas Stimme.

„Oh, euer Sohn ist beeindruckend.“

„Als wenn das etwas Neues wäre! Wie sieht's denn mit der Musik aus?“

Trunks runzelte die Brauen. Er versuchte sich aus dem, was er gerade erlebt hatte, einen Reim zu machen. Er wusste nicht genau, was er da erlebt hatte, nur eins war sicher:

„Nenn keinen Song! Okay, Dende?!“

Wenn seine kontrollsüchtigen Eltern irgendwas spitzbekamen, würde die Hölle losbrechen und dabei war es völlig egal, ob Trunks eine Prophezeiung oder Halluzination erlebt hatte.

„Wie du wünscht. Was möchtest du denn für Musik hören, während wir zugange sind?“

Trunks überlegte.

„Hast du Daft Punk da?“

„House?!“, prostestierte Vegeta.

Trunks wandte ihm den Kopf zu. Unwillkürlich streckte er seinem Vater die Zunge heraus, während er sich mit dem Finger ein Unterlid herunterzog.

„Tsk! Bratze“, lautete die Antwort.

Bulma lachte. Goku saß grinsend mit hinter dem Kopf verschränkten Händen neben seinem tief schlafenden Sohn.

„House“, murrte Vegeta.

„Sorry! Ich muss jetzt Tee trinken, damit das mit der Revolution besser klappt!“, rief Trunks über seine Schulter, während er Dende hinter den Perlenvorhang folgte.
 

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„Du kannst dich echt nicht an deine Session erinnern? Nach dem Besprechen des Motivs nichts mehr?!“

Goten starrte an die Muster, die die Nachmittagssonne an Trunks Zimmerdecke warf. Er hatte vorgestern noch gut in Erinnerung. Nun nahm er sich eine Hand voll Kartoffelchips, die ihr geräuschvolles Ende zwischen seinen Zähnen fand.

Trunks ruhte mit hinter dem Kopf verschränkten Armen neben Goten auf dem Langflorteppich.

„Nope, kein Stück. Wie war's denn bei dir, Alter?“

„Abgefahren.“

„Erzählst du's mir?“, Trunks schob sich einige Chips in die Futterluke.

„Klar. Zumindest, was ich noch zusammenbekomme.“

Goten faltete seine Hände auf seinem Bauch. Er kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass absolut nicht damit zurecht kam, sich an die Aktion beim Dende nicht mehr erinnern zu können.

„Den Drogengetee“, begann der Jüngere, „hat Popo hat in einer Trinkschale gebracht. Ich fand, das Zeug sah aus wie Mamas Roiboostee. Vom Geruch her hat's mich aber an Süßholzwurzel erinnert. Der Geschmack war dann irgendwie kartoffelig, aber nicht auf eine gute Art, wenn du verstehst, was ich meine.“

Trunks' Mundwinkel zogen sich nach oben: „Hmmm.“

„Ich also das Zeug nach dem ersten Schluck hintergekippt, und weil so ewig auf dem Bauch liegen musste, ist mir dann auch bald richtig kotzig geworden. Du weißt ja-“
 

Gotens Rede lief im Hintergrund weiter, aber Trunks starrte intensiv an seine Zimmerdecke. Er versuchte sich zu fokussieren, denn er war ziemlich sicher, dass er kurz davor stand, einen Erinnerungsfetzen zu packen zu bekommen.
 

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„Wie trinkt man den Tee richtig?“

„Du nimmst die Schale in beide Hände“, instruierte Dende, “ und schwenkst das Gebräu mit einer leichten Bewegung im Kreis. Dadurch entfaltet sich die Wirkung besser. Wenn der Duft hinten in der Nase kitzelt, solltest du trinken.“

Trunks war noch immer nicht überzeugt, aber er hatte diesen einen Satz seines Vaters im Hinterkopf.

'Je offizieller alles abläuft, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass das Tattoo anerkannt wird.'

Also schwenkte der junge Mann die Teeschale und atmete den süßlichen Duft des Gebräus tief ein.

„In kleinen Schlucken, okay?“, murmelte Dende, während er sein Werkzeug vorbereitete.

Trunks trank, und ohne das er es recht bemerkte, wurde die Umgebung bei jedem Schlückchen fluffiger. Alles wirkte, wie durch ein halbes Dutzend Fotofilter gejagt.

„So richtig ändert sich aber nichts, oder?“, fragte er den Tätowierer, sich seines schweren Zungenschlags nicht bewusst.

„Denkst du?“, fragte Dende.

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„Und dann das mit dem Kraftzentrum!“, meinte Goten. Er sah zu Trunks.

„Das müsste Dende doch bei dir auch erwähnt haben? Klingelt da was?“

Trunks drehte ihm den Kopf zu.

„Was für'n Kraftzentrum?“, fragte er mit gerunzelten Brauen.

„Ich hatte mir die Stelle auf dem Rücken für das Tat ausgesucht und Dende meinte, das wäre ein Kraftzentrum. Was er noch so erzählt hat, klang irgendwie nach dem Yoga-Zeugs meiner Mutter. Ein spezieller Yogapunkt oder so – für Chi-krum. Kacke, ich komm' nicht dauf.“

„Meinst du Chakra?“

„Yeah! Chakra! Genau, es ging um ein Chakrazentrum! Also, um die eine Seite dieses Zentrums, mit der Entscheidungsprobleme zusammenhängen und...uh...“, Goten wurde rot, „Kummer. Emotionale Abhängigkeit und so'n Kram. Was auch immer das heißt.“

„Klingt nicht so geil.“

„Fand ich auch. Dende meinte noch, ich hätte gut gewählt. Das Tattoo hilft an der Stelle wohl unabhägig und selbstbewusst zu sein. Passt ja zu den sechs Sternen, wenn ich wirklich der moralischer Kompass des Drachen sein soll.“

„Stimmt“, Trunks rieb sich die Augen. Er wollte gar nicht so einsilbig sein. Aber es stresste ihn, dass er im jede Erinnerung kämpfen musste.

„Trotzdem ging's mir voll dreckig, als Dende dann angefangen hat zu tätowieren. Wohl irgendwelche 'energetischen Blockaden'...“, setzte der Jüngere den letzten Begriff mit den Fingern in Gänsefüßchen.
 

Energetische Blockade?

KACKE!

Trunks' Augen wurden groß. Eine neue Erinnerung bahnte sich ihren Weg.

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„Was soll ich nur tun?!“

„Was meinst du?“, fragte Dende. Er sah nicht von seiner Arbeit an Trunks' Torso auf. Die Maschine in seinen Händen summte.

Trunks spürte die Nadeln schon gar nicht mehr. Er hatte andere Probleme.

„Meine Mutter! Wie konnte sie mir das antun?!“, gestikulierte er erschöpft vom inneren Aufruhr.

Dende setzte ab. Sein in einem schwarzen Latexhandschuh steckender Zeigefinger tippte auf den Solarplexus des jungen Mannes.

„Ich weiß, es regt dich gerade sehr auf, aber atme gleichmäßig! Wenn du dich deinen Gefühlen zu sehr hingibst, zappelst du und ich verrutsche mit der Nadel.“
 

Trunks versuchte es, aber er konnte nicht. Sein Herz raste, alles drehte sich.

Dende stoppte, reichte ihm ein Glas Wasser.

„Aber Warum?! Warum passiert MIR das?! Warum Vegeta?!“, presste Trunks hervor.
 

„Das habe ich dir doch vorhin erklärt. Du hast dir einen Chakrapunkt für dein Motiv ausgesucht, der mit der Verarbeitung von Gefühlen und Erinnerungen zusammenhängt. Anscheinend hast du eine Menge Blockaden und die aufgestauten Energien suchen sich jetzt alle eine Bahn.“

Trunks stöhnte auf. Er fühlte sich einfach nur scheiße und gleichzeitig konnte er kaum die Tränen zurückhalten. „Ich will das nicht!“

„Wenn wir mit dem Motiv durch sind, hast du das Schlimmste überstanden. Ein Tattoo an diesem Punkt wird dir helfen unabhängig zu bleiben und ist machtgefällig. Einen besseren Punkt hättest du gar nicht wählen können.“

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„Ich glaub', ich hab' auf dem Tätowierstuhl Pipi in den Augen gehabt“, beichtete Goten. „Aber genau weiß ich's nicht mehr. Das Einzige, bei dem ich mir sicher bin ist, dass ich arschtraurig war.“

Trunks nickte. Dann meinte er:

„Ich war auch echt freaky drauf. Die ganze Zeit hatte ich nasse Augen. Wird wohl echt mit der Stelle zusammengehangen haben.“

Gotens Wangen waren gerötet.

„Wenn nicht, haben wir uns ganz schön blamiert!“

„Glaub' ich nicht“, erwiderte Trunks, auch weil er sich selber sehr daran festhielt. Er versuchte selbstbewusst zu klingen: „Und selbst wenn - wir hatten was intus!“

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„Meinst du nicht, es reicht?“

Dende rieb Trunks' geschundene Haut mit Salbe ein. Die frisch angebrochene Tube gab er seinem Kunden in die Hand. Dann warf er seine Latexhandschuhe in einen Mülleimer.

Trunks saß schwitzend auf dem Stuhl. Er war nicht ganz bei sich.

„Ein Song geht noch...Was...was hatten wir denn schon?“

„Reichlich House, danach Eurotrash und in der letzten Dreiviertelstunde hast du Bulma und Vegeta im Wartezimmer mit Dubstep gequält."

Trunks kicherte. Er war völlig erledigt.

„Dann zum Abschluss Fatima Yamaha mit... What's A Girl To Do... Hast du das überhaupt?!“

„Nein, aber Spotify hilft“, der Tätowierer suchte online nach dem entsprechenden Lied und ließ es über die Anlage spielen. Draußen hörte man Vegeta zetern.

Trunks kicherte wieder.

„Das hat er verdient.“

Dende schmunzelte: „Du bist stur.“

Trunks rieb sich über sein Gesicht, das sich reichlich verquollen anfühlte. Der Rausch flaute langsam ab. Hoffentlich gab es keine unschöne zweite Phase auf diesem Trip, durch die er durchmusste.

„Liegt in der Familie“, antwortete er mit reichlich Verspätung.

„Dein Wille hält dich aufrecht“, erklärte Dende, der sein Smartphone weglegte. „Es kann trotzdem sein, dass du später Gedächtnislücken hast.“

„Darauf...kann ich verzichten...Was hast du mir da überhaupt gegeben?“, nuschelte der Hellhaarige.

„Salbe für das Tattoo. Wenn du runter von deinem Trip bist, lies einfach, was auf der Tube steht.“

„Wenn ich Zeit habe...mach' ich das.“

„Was steht denn an?“, fragte Dende.

„Ich muss... einer Menge Leuten in den Hintern treten!“

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„Du, Trunks?“

„Hm?“

„Können wir uns die Tattoos noch mal vor dem Spiegel ansehen?“

Trunks brauchte eine Weile.

„Okay.“

Goten setzte sich auf: „Du musst nicht, Alter.“

„Ist schon okay.“

„Sicher?“

Trunks strich sich durch das Haar: „Ich finde es nur etwas weird.“

Goten blieb entspannt. „Das hab' ich bemerkt.“

„Stresst dich das nicht?“

Goten schüttelte den Kopf.

Trunks seufzte, während er sich hochhievte.
 

Die beiden stellten sich vor den Kleiderschrank, der breite Spiegeltüren hatte. Goten drehte sich mit dem Rücken zum Spiegel, während Trunks so stehen blieb, wie er war. Die beiden zogen ihre Band-Shirts mit einigen Verrenkungen aus, denn die frischtätowierte Haut schmerzte noch. Darum hatten sie beide auch noch Frischhalttefolie um den Torso. Dann griff Goten nach dem Handspiegel, den Bulma ihm geliehen hatte, sodass er seine Rückseite betrachten konnte.

Trunks runzelte die Stirn: Was Dende gemacht hatte war großartig, aber... Sie trugen nun beide einen Kreis von etwa zwanzig Zentimetern Durchmesser. Beide Kreise hatte einen breiten Rand, der Trunks an einen Spiegelrahmen mit Art-Deko-Muster erinnerte. Im Mittelpunkt des Motivs prangte bei jedem der beiden jungen Männer der Dragonball. Als Übergang zwischen Dragonballs und Rahmen dienten die Motive, die sich beide ausgesucht hatten. Bei Goten handelte es sich im eine Waage mit zwei Schalen, bei Trunks um den oberen Teil eines Schwert, den Griff mit Parier. Beide Gegenstände waren so designt, dass sich die darin enthaltende T-Form bei beiden Tattoos absolut deckungsgleich zueinander verhielt. Auch das monochrome Farbschema beider Tattoos war identisch und die Rahmenmuster ergänzen sich.
 

„Ich find's genial!“, grinste Goten.

Trunks verzog das Gesicht. Er stand da wie eine Salzsäule.

„Wenn ich mich hinter dich stelle,“ alberte Goten und tat es auch gleich, „sind wir ein Tattoo-Sandwich!“

Der Ältere schüttelte nur den Kopf. Er war gerade für solche Späße nicht zu haben. Gotens Nähe machte ihn nervös.

Dieser gab seine Aufmunterungsversuche auf und pustete sich eine Strähne aus der Stirn.

Die Blicke der beiden trafen sich im Spiegel.

„Hau raus! Was ist los?“, fragte Goten ungewohnt ernst.

Trunks nahm etwas Abstand. Er rieb sich über das Gesicht.

„Sag jetzt nicht 'Nichts'!“, warnte der Jüngere.

„Ich weiß nicht, Goten...“

Der hob die Brauen.

Trunks rang mit sich. Schließlich gab er sich einen Ruck.

„Ich glaube, ich bin schwul!“

Goten war verblüfft. Dann zogen sich seine Mundwinkel nach oben.

„Du bist nicht schwul.“

Trunks sah seinem Freund forschend ins Gesicht.

„Woher willst du das wissen?! Ich fühl' mich in letzter Zeit echt merkwürdig in deiner Gegenwart. Alles ist irgendwie...“, Trunks gestikulierte. Ihm fehlten die Worte.

„Intim?“, half sein Freund aus.

„Ja.“

„Manchmal hast du komische Gedanken über mich? Welche, die dann in die Erinnerung an unsere Väter im Schwerkraftraum übergehen?“

„Ja!“

„Oder Herzrasen, wenn du mich ansiehst?“

„KACKE, JA!“

Goten nickte, er verschränkte wissend die Arme vor der Brust.

„Willkommen im Club.“

„WAS?!“, Trunks wurde noch etwas lauter.

Goten schob sich einen Finger ins Ohr und rieb mit verzerrtem Gesicht in seinem Gehörgang.

„Schrei doch nicht so, Alter.“

„Sorry. Aber, ich meine, das ist doch nicht normal!“

„Jep.“

„Wie kannst du dann dabei so entspannt bleiben?! Unsere Väter sind auch schwul!“

„Sind sie nicht.“

Trunks raufte sich die Haare: „Was denn dann, bitteschön?!“

„Maximal angespannt. Ich habe lange drüber nachgedacht und denke, die haben's miteinander getan, um Dampf anzulassen. Und soweit wie ich das verstanden habe, machen sie das jetzt wohl auch nicht mehr.“

„Aber wir-“

„Echt nicht, Trunks. Mir geht’s so, seit man mir eröffnet hat, dass ich dein persönliches Haustierchen bin.“

„Du bist doch kein Haustier!“

„Dein Gefolgsmann, Bodyguard, Diener, Schatten, nenn es wie du willst! Meine neue Rolle verändert alles und es ist nicht easy, damit klarzukommen. Ich bin auch verwirrt.“

Trunks kam näher und packte seinen besten Freund bei den Schultern. „Egal, was! Du bist nicht mein Diener oder dergleichen!“ Goten lächelte schief. Er wollte jetzt nicht auf das Thema eingehen.

„Worauf ich hinauswill, Alter: Du hast auf einmal einen der krassesten Typen des Universums als Vater, bist ein Prinz, nicht mehr nur reich, sondern scheiße-reich, neues Zentrum einer geheimgehaltenen Parallelgesellschaft und machst dich für einen Kampf mit einem Endboss bereit, der rein zufällig dein bisher unbekannter Großvater a.k.a. der böse König ist. Dazu komme ich, dein bester Freund und neuerdings Gefolgsmann, und dir fällt auf, dass wir unseren Vätern verdammt ähnlich sind. Da wird man schonmal unsicher. Und weil du bist, wie du bist, rotieren deine Gedanken die ganze Zeit. Du denkst in alles was rein! Besonders jetzt, wo es keine Woche mehr bis zum Showdown ist!“

Trunks sah Goten mit tellergroßen Augen an.

„Ich wette, das ist auch nicht das Letzte, über das du unnötig viel nachdenken wirst“, fügte Goten hinzu.

Trunks fuhr sich über den Schädel.

Sein Freund hatte recht!

KACKE, UND WIE ER RECHT HATTE!

„Verdammt“, murmelte der Hellhaarige.

„Gern geschehen“, Goten grinste.
 

Die Situation war gerade aber auch super-merkwürdig. Sie beide, aufgewühlt, oberkörperfrei und in Frischhaltefolie gewickelt in Trunks Zimmer vor einem riesigen Spiegel. So fingen vermutlich kinky Gay-Pornos an. Goten überlegte, ob er sein Bandshirt wieder anziehen sollte, um für Entspannung zu sorgen. Er entwand sich Trunks' Griff, um erneut über den Handspiegel sein Tattoo zu betrachten.
 

„Und was ist“, begann Trunks, „wenn ich trotzdem...?“

'Zu früh gefreut', dachte Goten. Sein Freund hatte sich schon in dem Thema festgebissen.

„Yeah?“

Der Ältere errötete. Er konnte Goten nicht in die Augen schauen, während er nuschelte: „Ein Beweis wäre gut.“

„Ein Beweis, dass du nicht schwul bist?“

Trunks nickte. Er sah aus wie eine Tomate.

„Wie willst du den erbringen?“, fragte Goten.

Er war erheitert von dem Fakt, dass Trunks noch stärker erröten konnte. Nun wartete er, was kommen würde. Vor allem, weil er sich sicher war, dass es so nicht funktionierte, wie Trunks sich das vorstellte. Aber da sie sich schon von frühester Kindheit an kannten, wusste er auch, dass Trunks Briefs selten von etwas ablassen konnte, wenn er nicht seinen Willen bekam.

„Ich weiß ja auch nicht“, murmelte Trunks.

Gotens Grinsen war wissend: „Wenn du's nicht wüsstest, würdest du gar nicht damit anfangen.“

Der Jüngere hatte eine Ahnung, auf was das hier hinauslaufen würde, aber er sagte nichts.

Trunks schwieg überfordert.

„Wollen wir was auf deiner Playse zocken?“, fragte Goten unerwartet für Trunks.

Dieser seufzte: „Ja... Ja, lass zocken.“
 

Die beiden setzten sich vor den Riesenfernseher und beschäftigten sich mit einem Beat em' Up, um eine halbe Stunde später zu einem Shooter zu wechseln. Zwischen Trunks' Brauen befand sich eine steile Falte, aber zumindest hatte er sich beruhigt.
 

„Trunks?“

„Ja, Alter?“ Trunks drehte den Kopf zu Goten, der ihn betrachtete.

Der Jüngere beugte sich zu ihm, sodass beinah ihre Nasen zusammenstießen. Dann schloss Goten die Augen, legte den Kopf seitlich und reckte sich.
 

Die Lippen der beiden trafen sich. Trunks erstarrte.

Gotens Lippen waren weich und warm und trocken. Sie ruhten mit sanftem Druck auf denen von Trunks. Weiter geschah nichts. Keiner der beiden öffnete den Mund oder benutzte gar die Zunge.
 

Trotz des ersten Schocks, beschloss Trunks die Chance wahrzunehmen. Er schloss ebenfalls die Augen und versuchte, in sich hinein zu horchen. In seiner Magengegend bildete sich ein recht unangenehmes Gefühl. Sein kurzzeitig entstandenes Herzklopfen ebbte ab.
 

Goten nahm die Lippen von denen seines besten Freundes.

„Und? Bist du schwul?“

Trunks öffnete ein Auge. „Ich weiß nicht.“

Für eine klare Antwort reichte es nicht. Daher beugte sich diesmal Trunks vor, um Goten zu küssen. Er griff seinem Freund in den Nacken, um ihn nah zu halten. Seine Zunge glitt mit Vorsicht über Gotens Mund, der seinen zögerlich öffnete.
 

Der Zungenkuss den die beiden teilten war unbeschreiblich scheiße.
 

Goten hatte nicht den Hauch eines Gefühls dafür, was sie hier taten! Einen derartig ungelenken Zungenkontakt hatte Trunks noch nicht erlebt. Wobei er sich selber auch nicht sonderlich mit Ruhm bekleckerte.

Zum Gefühl in seiner Magengegend gesellte sich eindeutige Ablehnung aus Richtung des briefschen Hirns.
 

Trunks nahm Abstand.

„Nicht schwul.“

Goten, leicht rot um die Nasenspitze, räusperte sich.

„Hab' ich dir doch gesagt.“

„Und du?“, forschte Trunks nach.

Was, wenn Goten auf einmal Gefühle entwickelte?! Immerhin hatten sie sich jetzt zweimal geküsst!

„Noch immer nicht schwul und Null an dir interessiert“,erklärte der Jüngere, als könne er Trunks' Gedanken lesen.

Im Gegensatz zu seeinem Freund hatte Goten sich nicht an dem Thema aufgehangen. Er folgte einfach seinem Bauchgefühl und das besagte, dass Männer keinerlei Reiz auf ihn hatten.
 

Die beiden wandten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zu. Eine Weile hörte man nur die Soundkulisse des Shooters. Trunks drückte auf Pause. Keiner von beiden nahm den Blick vom Spiel.

Der Ältere setzte an, um zu sprechen.

Goten grätschte dazwischen.

„Ja, der Kuss war mäßig.“

„Du bist nicht so der Zungentyp, oder?“

„Keine Ahnung, das war mein erster Kuss.“

Trunks sah mit Entsetzen zu Goten, der ihm nun doch den Kopf zudrehte.

„Das war dein erster Kuss?!“

„Yeah. Ich meine, es war okay, aber ich hab' echt keine Ahnung, was alle an der Knutscherei finden.“

„Oh, man! Wenn ich gewusst hätte, dass es dein erster Kuss war, dann-“

Goten rollte innerlich mit den Augen. Was hätte das denn geändert? Laut erwiderte er:

„Hast du aber nicht. Ich hab' dich geküsst. Es ist okay, ich hab' mich dazu entschieden. Mach nicht so ein Ding draus! Es war doch auch dein erster Kuss mit einem Mann, oder?“

„Ja, schon! Aber-“

Gotens Blick verbot jedwede weitere Diskussion.

„Es ist okay“, betonte er noch einmal in einer Stimmlage, die Trunks noch nie von seinem besten Freund gehört hatte. „Sicher?!“

„Sicher. Können wir jetzt weiterspielen? Ich gewinne gerade.“

„Du gewinnst?!“, echote Trunks und sah auf den Statusbildschirm.

Wenn Goten echt nicht drüber sprechen wollte, dann war das Thema damit wohl erstmal abgegessen. Auch wenn Trunks fand, dass es das nicht sein sollte. Andererseits wollte er Gotens Entscheidung auch akzeptieren.

„Pffff! DAS glaube ich eher weniger“, erklärte Trunks schließlich und beendete die Spielpause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Daskleine
2018-12-07T13:21:32+00:00 07.12.2018 14:21
Liebe Gamesh,
Ma aaaannnnnnnn.. Was ein Kapitel.. Uiuiui..so viel steckt hier drin.. Ich kann nicht alles durcharbeiten..Aber ich versuche es..
Zum ersten.. Der Teil bei Frühstücken..toll!! Endlich ein wenig Frieden..genau das ..was wir alle uns erhofft haben.. Süss die Beschreibung von allem.. wie Schlafi Kleidung..die Entspannung und die gefühlte Routine.. Welche natürlich keine ist.. Ich liebe, wie Vegeta sich kümmert..und alles im Blick hat..und auch Trunk s.. Sowie Bulma.. IcH mag sie.. Diese Bulma hast du gut beschrieben..
Da n die Beschreibung der Fluidium s ..oder wie das heisst.. D Sa kam gut..und hast du toll verpackt hier.. vor allem erklärt..
Klar, Bulm a hat's nicht so weg gesteckt..Aber das sieht doch ja durch, wie ein roter Faden.. Top!!
Dann die der Dende Abschnitt.. So spannend.. So interessant..ein wenig verwirrend..Aber das muss ich einfach nochmal 5 mal durchlesen..
Was du da genau mitteilen willst..ist spannend.und der arme Trunk s muss da echt was verarbeiten..Aber ich denke das passt schon..
Ich find es toll..was anders kann man kaum sagen..
Top natürlich auch Goten und Gok u.. Ein Träumchen..ich mag deren Art..und du beschreibst die toll..

Das verwirrenste und irgendwie auch nicht..ist das ende.. Trunk s und Goten.. Irgendwie musste das ja kommen.. Das du die das nicht nehmen lässt , war klar.. Aber für den Fortschritt deiner Story einfach auch total wichtig.. Und gut..das es nur so ist..

Gotens erster Kuss.. Eieieieieiieiii hahaha oje..nun.. Da waren ne Menge meng e meng e meng e erreicht neidisch 😊😊😊😊
Nun denn.. Hab mich weitere Kapitel gesehen juhuuuuuu Hammer cool.. Aber die schaff ich heut nicht mehr.. Mist... Vorfreude.. Vorfreude..
Top Liebe Gamesh..Danke für deine Arbeit.. Lg
Antwort von:  Gamesh
07.12.2018 22:17
Liebe Daskleine,

danke für's Durcharbeiten! :) Der Teil ist echt wahnsinnig lang.
Ich liebe den Frühstücksfluff auch :3 Und den Gedanken, dass B+V wieder in einem Bett geschlafen haben. <3 Das Fluidum war so gar nicht geplant, aber im Manga kam's ja auch vor und dann dachte ich, ds wird schon passen. Es ist hier generell alles etwas fantasylastig *hust* auch bei Dende ^^;
Aber einen göttlichen Chara runterzubrechen und 'einzunormalisieren' ist ganz schön schwer.

Trunks und Goten musste nach der ganzen V+G-Chose tatsächlich kommen, einfach um all den Unsinn auszuschließen, der sich da so aufdrängelt. Am Ende sind beide ja doch noch Teenager, da ist man schon mal verunsichert (man, klinge ich alt!). Ich finde auch gut, dass die nicht ineinander verliebt sind. Das wäre in diesem Setting zuviel.

Keine Hetze beim Lesen, man muss sich ja auch mal was gönnen- zum Beispiel noch einen euen Teil. ;)
Bis bald ! *wink*
Von:  Limah91
2018-11-08T21:07:02+00:00 08.11.2018 22:07
Yippie und es geht weiter! Wie ich deine Kreativität und deine Ideen einfach nur bewundern kann. *schwärm*
Antwort von:  Gamesh
10.11.2018 21:23
Ja, endlich geht es weiter ! :D Dankeschön für das Kompliment-diesmal war es gar nicht schwierig, die Ideen kamen von ganz allein. Ich hatte nur leider nicht so viel freizeit, um zu schreiben. :3


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