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Police-Secrets

Leben in der Zukunft
von

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Questioning

Trotz der beruhigenden Nähe, die Levis Anwesenheit normalerweise in ihm auslöst, sitzt Eren im Moment wir unter Hochspannung auf dem unbequemen Plastikstuhl.

Seine Hände krallen sich unter dem Tisch ins Holz hinein, sodass es niemand außer ihm und Levi sehen kann.

Dabei ist das Gesicht des Braunhaarigen kalt und emotionslos, was er sich zweifellos von seinem Vorgesetzten abgeschaut hat.

Während Levi immer wieder einen Seitenblick auf den Jüngeren wirft, scheint Hanji die zum Reißen gespannte Aura entweder nicht mitzubekommen, oder einfach zu ignorieren.
 

Wie schon am gestrigen Tag konzentriert sie sich nur auf den Gefangenen und fängt erst einmal mit ganz einfachen Fragen an, damit sie aufzeichnen kann, ob er heute in der Lage ist, diese auch zu beantworten.

„Herr Jäger, bitte nennen Sie mir ihr Geburtsdatum, damit ich Ihre Daten vervollständigen kann“, meint sie höflich, aber dennoch kalt. Die sonst so aufgedrehte Psychologin verhält sich dabei auffällig ruhig.

Natürlich kennt sie das Geburtsdatum von Grisha schon lange, doch das gehört alles zu ihrer Fragetaktik. Levi hat mit der Brillenträgerin schon im Vorhinein ausgemacht, dass er erst einmal nur beobachten wird, ehe der Leiter der Spezialeinheit das Gespräch selbst in die Hand nimmt.
 

Während also alle darauf warten, dass der Gefangene die einfache Frage beantwortet, schaut dieser nur mit einem breiten Grinsen zu seinem Sohn.

„Eren, ich habe hier auf dich gewartet. Hast du mein Meisterwerk gesehen? Hast du sie sehen können? Ich habe sie für uns beide geformt!“, ruft er fast schon euphorisch und ignoriert die anderen Beamten im Raum komplett.

Der Jüngste versteht hingegen nicht wirklich, was sein Vater meint.

„Geformt?“, fragt er deshalb mit skeptischem Blick nach, da er dieses Wort nicht unbedingt passend dafür hält, eine arme Seele wieder zurück ins Leben zu holen, nachdem sie verstorben ist.

„Ja, geformt! Sie war unvollendet, nie perfekt, ein dummer Mensch! Doch endlich habe ich es geschafft. Jede Zelle hat gepasst. Ihre Gefühle und Gedanken waren komplett unter Kontrolle, einfach wunderschön.

Nach so langer Zeit konnte ich mein angefangenes Experiment endlich vollenden und dich werde ich auch so perfekt machen. Du musst keine Angst haben, es tut nur ganz kurz weh und wenn du wieder aufwachst, dann wirst auch du ein Meisterwerk sein mein Sohn.“
 

Grisha spricht wie im Rausch. Ohne Pause rattert er die Wörter herunter, die sich schmerzhaft immer tiefer in Erens Seele fressen.

Gefährlich leuchten die Augen seines Vaters, während er ihm immer weiter zuredet.

Der junge Polizist presst seine Fingernägel fester in den Holztisch, sodass seine Knöchel schon weiß hervorstechen.

In seinem Kopf fahren die Gedanken Achterbahn, ehe sich ein Einzelner plötzlich ganz deutlich von allen anderen abhebt.
 

...mein angefangenes Experiment...
 

Levi sieht wie in den Augen des Jüngeren etwas aufblitzt, was man zwischen Unglaube und Erschrecken einordnen kann.

Sekunden darauf begreift auch er, was Eren soeben klar geworden ist. Doktor Jäger muss mit seiner Frau schon früher gespielt haben, wie mit einer Laborratte. Außerdem ist Carla an einer überaus seltenen Krankheit gestorben, die sich kein Arzt wirklich erklären konnte.

Der Leiter der Spezialeinheit hegt die Vermutung, dass Grisha auch daran nicht unbeteiligt gewesen ist. Es könnte im schlimmsten Fall sogar möglich sein, dass er sie absichtlich dieser Lebensgefahr ausgesetzt hat, die sie schlussendlich auch ins Grab gebracht hat.
 

Dieser Gedanke scheint auch Eren nicht fremd zu sein.

Er springt plötzlich wie von einer Tarantel gestochen auf, ignoriert dabei den Plastikstuhl, der mit einem lauten Poltern auf den Boden aufkommt und fasst seinen Vater am Kragen.

So weit, wie die Handschellen, die am Tisch befestigt sind, es zulassen, reißt der Braunhaarige Grisha zu sich, bis ihre Augen auf gleicher Höhe, nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind.

„Was hast du damals getan?!“, kommt es kalt und laut über Erens Lippen.

Sein ganzer Körper bebt vor Wut und aus den sonst warmen grünen Augen sprühen nur so die Funken.

Doktor Jäger lächelt sanft, so als ob ihm die Reaktion überhaupt nichts ausmachen würde und antwortet schließlich mit leiser Stimme: „Weißt du, Carla hat mir einmal gesagt, wie sehr sie die Bosheit hasst, die in den Menschen wohnt. Ich habe ihr geholfen davon los zu kommen. Sie musste sich keine Sorgen mehr darum machen, denn ich habe sie abgetötet. An dem Tag, an dem ich Carla vergiftet habe, ist dieser Teil in ihr gestorben. Nun braucht sie sich keine Sorgen mehr darum zu machen.“
 

Mit einem lauten Schrei drückt Eren seinen Vater auf den Tisch nieder und schlägt blind vor Wut auf ihn ein.

Unter seinen Fäusten spürt der Braunhaarige, wie die Lippe des Älteren aufplatzt und er anfängt zu stöhnen, doch das reicht Eren nicht. Immer wieder schlägt er zu, ehe er plötzlich spürt, wie er selbst von hinten umarmt wird.

Es ist viel fester, als eine liebevolle Geste und dient wahrscheinlich nur dazu, um ihn zurück zu halten. Dennoch fühlt es sich für den jungen Mann eher wie eine Umarmung an.

Wie die sicheren Arme eines Rettungsschwimmers zieht sie ihn zurück an die Oberfläche, ehe Eren nach schier endlosen Sekunden wieder klar denken kann und Levi hinter sich erkennt.

Kurz bleiben Beide noch in dieser Position, ehe Eren sich aus den Armen seines Vorgesetzten windet und auf seine blutverschmierte Hand blickt.

Vor ihm auf dem Tisch liegt sein Vater, aus der Nase und an der Lippe blutend, mit schmerzverzerrtem Gesicht, welches Morgen wohl einige blaue Flecken und Beulen zieren wird.

Abwertend blickt er von oben auf Grisha herab, ehe er ihm kälter als ein Eisblock entgegen zischt: „Wage es nie mehr, den Namen von Mutter in den Mund zu nehmen.“
 

Mit diesen Worten verlässt Eren den Raum. Immer noch aufgewühlt und vor allem wütend. Doch er kann nun niemanden mehr sehen. Weder Levi, noch Hanji und schon gar nicht seinen verabscheuungswürdigen Erzeuger.

Die Wissenschaftlerin hat das Gespräch gespannt verfolgt und einiges davon mitgeschrieben. Natürlich war sie erschrocken, als die Wahrheit sich ihr offenbart hat, doch das darf sie als Expertin nicht aus der Ruhe bringen.

Hanji hat schon oft furchtbare Geheimnisse herausgefunden und nie hat sie etwas zu nah an sich selbst heran lassen, doch dieses Mal ist es anders. Es geht um Eren, den kleinen Polizisten, der erst seit kurzem in der FDF ist.

Er ist einer der Wenigen, die wirklich interessiert zugehört haben, als sie wieder einmal von einem ihrer vielen Experimente erzählt hat.
 

Daher ist die Psychologin auch so wütend, als sie das von seinem Vater erfährt. Welcher Mann vergiftet seine Frau und lässt dann auch noch seine Kinder so leiden?

Als der Braunhaarige schließlich die Kontrolle verliert und anfängt Doktor Jäger zu verprügeln, lassen sowohl sie, als auch Levi das zu. Der Arsch hat es nicht anders verdient, doch da der Braunhaarige zunehmend weniger von seinem Umfeld mitzubekommen scheint, beschließt Levi schließlich, ihn aufzuhalten.

Das ist für Hanji nur vom Vorteil. So kann sie sich auf ihre psychologischen Studien konzentrieren. Komischerweise scheint Grisha der Wutausbruch nicht im Geringsten zu beunruhigen. Nachdem Eren den Raum verlassen hat, fängt er wieder an zu lächeln, ganz sanft.

Dafür bekommt er von Levi ein abwertendes „Ts“ zu hören. Der Schwarzhaarige würde dem Arzt am Liebsten selbst noch ein paar Rippen brechen, doch er darf als Leiter der Spezialeinheit nicht einfach die Nerven verlieren.

Daher setzt er sich einfach wieder hin und lässt Hanji die Befragung zu Ende führen.

Doch mit dem Moment, wo Eren verschwunden ist, scheint Geisha ebenso völlig abgedriftet zu sein. Er grinst dämlich vor sich hin und nimmt weder die Fragen, noch die beiden Beamten vor sich wahr.
 

Nach einigen Minuten gibt die Wissenschaftlerin genervt auf. Heute werden sie wohl nicht mehr aus Doktor Jäger heraus bekommen.

Mit einem Nicken deutet sie Levi, dass sie nicht mehr weiter machen werden und verlässt mit dem Schwarzhaarigen zusammen den Raum.

Zwar wollte er die Befragung ab einem bestimmten Punkt selbst übernehmen, doch durch den Zwischenfall mit Eren sind sie erst gar nicht so weit gekommen, wofür der Jüngere aber natürlich nichts kann.
 

Levi wird ihm noch ein wenig Zeit alleine gönnen, ehe er nach Eren sieht. In der Zwischenzeit kann er kurz in die Stadt fahren und einige Sachen aus seiner gemeinsamen Wohnung mit Erwin holen. Dieser dürfte im Moment nicht zu Hause sein und ihm zu begegnen ist nun das Letzte, was der Leiter der Spezialeinheit will.
 

Eren hat sich derweil auf den kleinen Balkon im obersten Stock verzogen, der nur für Mitglieder der Spezialeinheit betretbar ist. Von hier aus kann er unbemerkt alleine sein und zugleich auf die trainierenden Einheiten im Hinterhof blicken.

Irgendwo da unten sind auch Mikasa und Armin, fest eingepackt in den Schutzanzügen, in denen die Einsätze geprobt werden. Doch von der Höhe, in der der Balkon liegt, kann er nicht erkennen, wo genau seine Freunde sind.

Gedankenverloren blickt der junge Polizist nach unten. Dabei stellt er sich auch die Frage, was wohl passiert wäre, wenn Levi ihn nicht im letzten Moment zurück gehalten hätte. Wie weit wäre er gegangen? Das kann Eren sich nicht beantworten.

Während der Wind mit seinen Haaren spielt und die sanfte Brise ihn leicht frösteln lässt, bemerkt der Polizist gar nicht, wie die Tür zum Balkon sich leise öffnet und wieder schließt.

Das wird ihm erst bewusst, als eine dünne Jacke sich über seine Schultern legt und Petra sich plötzlich neben ihn auf den Boden setzt.

„Hey, ich dachte mir mit einem T-Shirt wirst du dich hier draußen erkälten“, erklärt sie schlicht und lächelt leicht, während sie Erens Blick zu den Trainierenden folgt.
 

Danach bleibt es still zwischen den beiden Polizisten. So sitzen sie lange, ehe sich langsam Wolken vor die Sonne kämpfen und der wärmende Sonnenschein dadurch verschwindet.

Petras Blick wandert zum Himmel, dann lacht sie kurz auf und schaut Eren anschließend direkt an.

Dieser blickt zurück, weiß aber nicht, was das nun heißen soll.

„Weißt du was Eren? Wir beide sind uns ähnlicher, als du denkst!“, meint sie plötzlich und zeigt wieder eines ihrer warmen Lächeln.

„Warum?“, rutscht es dem jungen Mann nur als Antwort heraus.

Daraufhin wendet die Ältere den Blick wieder von ihm ab, ehe sie erklärt: „Wenn ein neuer Auszubildender in den FDF aufgenommen wird, werden zunächst alle seine Daten genau überprüft. Dazu zählt auch der Internetverlauf und ich muss sagen, ich wusste gar nicht, dass es so viele Informationen über uns zu finden gibt.“
 

Als Eren das hört, wird er auf einmal leicht rot unter der Nase. Also haben alle Mitglieder seiner Einheit, also auch Levi, gesehen, was er sich so über die FDF durchgelesen hat. Dabei waren die meisten Informationen sowieso nur über den Leiter der Spezialeinheit.

„Aber keine Sorge“, lacht Petra, als sie Erens peinlich berührtes Gesicht sieht. „Nur ich und Gunther haben die Informationen gelesen. Außerdem musst wissen, dass ich selbst nicht anders war. Als ich noch jünger war, gerade erst in meiner Ausbildung, bin ich ganz zufällig in eine missliche Situation geraten.

Damals bin ich mit meinem Vater auf den Weihnachtsmarkt gegangen, ohne etwas zu ahnen. Es war alles ganz ruhig, bis sich plötzlich ein Mann hinter mich gestellt hat und mir eine Waffe an den Kopf gehalten hat. Er rief laut herum, dass er mehrere Bomben auf dem Markt versteckt hat und er hat mich als seine Geisel ausgewählt, sodass er unbeschadet von der Polizei abhauen kann. Ich hatte wirklich furchtbare Angst.

Obwohl ich in meiner Ausbildung viel über Selbstverteidigung gelernt hatte, konnte ich mich in diesem Moment nicht einen Millimeter bewegen und befolgte alle seine Anweisungen.

Heute kann ich mich nicht mal mehr an seinen Namen erinnern, aber ich weiß noch, was danach passiert ist.

Plötzlich war sein stinkender Arm nämlich weg. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen am Boden. Seine Waffe sah ich nicht mehr, doch in diesem Moment lag ich in den Armen von Mike. Er arbeitet in einer anderen Abteilung, aber damals war er noch direkt unter Erwins Kommando, genauso wie Levi. Mike hat mich festgehalten, während Levi den Terroristen außer Gefecht gesetzt hat.

Ich weiß noch, wie er da stand, wie ein Superheld, mein Retter.

Er hat die ganze Sache in wenigen Sekunden erledigt. Danach sind er und die anderen Leute der FDF einfach wieder gegangen. Ich habe noch gehofft, sie wiederzusehen, bei meiner Zeugenaussage am Revier, doch niemand war anwesend.

Seit diesem Tag wollte ich mehr als alles Andere diese Männer wiedersehen. Mit ihnen zu arbeiten, war mein Traum und ich habe darauf hingearbeitet. Es hat mir auch wirklich alles abverlangt. Ich glaube bei dir war es ähnlich, oder?“
 

Mit großen Augen hat Eren der Geschichte zugehört. Er kann nur nicken, als Petra schließlich diese letzte Frage stellt und insgeheim muss er lächeln.

Also ist er nicht der Einzige, der wegen Levi diesen Weg eingeschlagen hat. Irgendwann muss er ihm sagen, was für eine Wirkung er auf sie alle hat.

Was sein Vorgesetzter wohl dazu sagen wird?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mit dem wirklichen Wesen von Grisha Jäger hat der Vater von Eren hier wohl nicht mehr wirklich viel zu tun, aber so wird es einfach interessanter. ;)

Seid gespannt, was als Nächstes passiert!
Ich hoffe es hat euch wieder gefallen! ^-^

Lg. eure Ookami-chan Komplett anzeigen

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