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Weil Liebe niemals einfach ist

von

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Die erste Quidditchbegegnung der Saison stand an. Gryffindor gegen Hufflepuff. Das Spiel würde um vier Uhr beginnen und so pilgerte ganz Hogwarts nach dem Mittagsschläfchen hinunter zum Stadion. Der Himmel zeigte sich in voller Pracht, die Sonne strahlte und die letzten Vögel, die noch nicht gen Süden gezogen waren, tröteten ihr Lied von den Bäumen im verbotenen Wald. Ein herrlicher Herbsttag, genau richtig für eine Runde Besenbasketball.

Scorpius und Quinn standen im krassen Gegensatz zur restlichen Maße, denn sie zogen es vor, diesen wundervollen Tag drinnen zu verbringen. Sobald das Spiel angepfiffen wurde und so gewährleistet war, dass keiner mehr hier rum streunte – nicht dass sie etwas Verbotenes taten, sie brauchten nur einfach niemanden, der sie mit lästigen Fragen löcherte – stiefelten die zwei Slytherins die ausladend geschwungene Treppe vom Erdgeschoss hoch in den ersten Stock. Dann die nächste Treppe weiter nach oben und die nächste. Bis sie im völlig verlassenen siebten Stock ankamen. Ihre Schritte waren schnell und zielstrebig, als sie Korridore durchquerten, mal links, mal rechts, mal gar nicht abbogen, mal von Sonnenlicht beschienen wurden, mal in Schatten getaucht waren und schließlich vor dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten den Raum der Wünsche beschworen. Scorps Vater hatte ihm vom Da-und-Fort-Raum und seinem Zauber erzählt. Mit stolzerfüllten Augen hatte er seinem Sohn von seiner früheren Glanztat berichtet, ein kaputtes Verschwindekabinett repariert und so Todesser in die Schule geholt zu haben. Das war eines der wenigen Dinge, die Scorp an seinem Vater, diesem schwächlichen Träumer, respektierte. Doch ansonsten konnte Draco nur blöd quatschen, konnte nur davon schwärmen, wie toll die Ära des Dunklen Lords doch gewesen war, aber auf die Idee, mal was zu unternehmen, war er nie gekommen. Er tat nur etwas, wenn für ihn etwas dabei heraussprang. Als der Schwarze Lord an der Macht war, hatte sich der Schlappschwanz offenbart, aber als er fiel, hatte er sich hinter dem Rock seiner nicht minder feigen Großeltern versteckt. Sie waren alle so ermbärmlich. Eine Schande für den Namen Malfoy. Aber Scorpius würde schon dafür sorgen, dass man ihren Namen wieder mit Respekt aussprach anstatt mit Hohn. Er würde die Fehler seiner Familie korrigieren.

Wie immer war das Zimmer exakt ihren Bedürfnissen angepasst, stellte Scorp fest, als er durch die schwere Holztür trat. Die Wände waren schwarz, nur ein silberner Totenkopf, dem eine giftgrüne Schlange aus dem Mund quoll, unterbrach die Monotonie. Die Ecken lagen im Dunkeln, denn die düstere Beleuchtung erhellte nur die lange Tafel, die mitsamt der Stühle mittig positioniert war.

Wie vereinbart klopfte es um halb Fünf und nach der Reihe erschienen die Geladenen, um sich am langen Tisch nieder zu lassen. Scorp drehte den schweren, altertümlichen Schlüssel im Türschloss um, kaum dass alle Sessel besetzt waren und ließ sich dann am Kopfende des Tisches nieder.

Einen Moment lang schwieg er, während er in jedes einzelne Gesicht blickte, das mit einem erregten Ausdruck ihm zugewandt war, dann ergriff er das Wort.

„Ich hoffe doch, dass niemand sonst von unserem kleinen Treffen hier weiß und euch niemand gefolgt ist…?“

Alle schüttelten die Köpfe und der Blonde nickte, doch eh er fortfahren konnte, unterbrach ihn eine schneidende Stimme.

„Wegen uns brauchst du dir keine Sorgen machen, Scorp, von uns steht keiner auf irgendwelche Gryffindors, die gefährlich werden könnten. Aber was ist mit dir? Weiß deine kleine Freundin“, er spuckte das Wort mit mehr Verachtung aus als eine Nacktschnecke, „von uns? Weiß sie von unserem Vorhaben?“

„Meine kleine Freundin, wie du sie nennst, geht dich einen feuchten Kehricht an, ist das klar?!

„Du erwartest also von uns, dass wir unsere Karten offen auf den Tisch legen, während du…“

„Crucio.“

Ein Lichtblitz durchzuckte den Raum und der Aufmüpfige kippte unter Höllenqualen vom Stuhl. Sie alle waren mehr als gewandt im Umgang mit schwarzmagischen Flüchen, doch Scorpius war, wie in allem anderen auch, der unangefochtene Meister. Keiner war in der Lage, mit einem einzigen Zauberstabschwenker mehr Leid zu verursachen als er.

Einen Moment lang genoss Scorp noch die Qualen des anderen, dann hob er den Fluch auf. Schwitzend und keuchend tauchte wieder ein Gesicht über der Tischkante auf und der junge Malfoy grinste böse.

„Für den Fall, dass es dir entgangen sein sollte: ich bin hier der Kopf der ganzen Sache und du wärst besser beraten, wenn du mir nicht in die Quere kommen oder mein Tun in Frage stellen würdest.“

Scorpius war schon seit knappen zwei Jahren der Anführer ihrer kleinen ‚Gang‘ und er hatte sich mehr als einmal würdig erwiesen, diese Führungsposition inne zu haben. Sie waren unter seiner Anleitung noch nie für irgendwelche ihrer Schandtaten verdächtigt, geschweige denn verantwortlich gemacht worden. Der einzige, der bereits mit Strafarbeiten in Berührung gekommen war, war Quinn, aber auch nur für nicht gebrachte Hausaufgaben, schwänzen und ähnliche Nichtigkeiten, für die er selbst und nicht Scorp verantwortlich war.

„Noch irgendwelche Einwände?“

Mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen ließ der Slytherin seinen Zauberstab im Kreis herum wandern, auf der Suche nach weiteren Beschwerden, die bestraft werden mussten.

„Schön, dass wir uns verstehen.“

Er grinste während er sich ein Glas von dem Feuerwhisky eingoss, der eben neben ihm aus dem Schatten aufgetaucht war, als er daran gedacht hatte, wie wohltuend ein Schlückchen jetzt wäre.

„Wir haben noch acht Monate an dieser Schule – es wird langsam Zeit, dass wir uns Gedanken drüber machen, wie die Zukunft aussehen soll. An oberster Stelle steht die Frage, wie wir unsere Arbeit am Effizientesten vorantreiben können.“

Über den Rand seines Glases hinweg musterte er das einzige Mädchen in ihrer Runde, das gleich zu seiner Linken saß.

Dominique Weasley. Bildhübsch, wusste aus ihrem Aussehen immer schamlos Kapital zu schlagen und absolut eiskalt. Und das schwarze Schaf in ihrer Familie.

„Ich werd meinen Vater dem Imperius unterwerfen. Er wird dem Minister seine Kündigung als sein erster und wichtigster Sekretär verkünden und dich wärmstens für die Position empfehlen. Es obliegt dir, zu tun, was du am besten kannst und ihn hörig zu machen. Außerdem musst du auskundschaften, wie wir das Ministerium am besten in unsere Hände kriegen, wer für und wer gegen unsere Sache ist und wer aus dem Weg geräumt werden muss.“

Die blonde Schönheit nickte lächelnd und warf ihre hüftlange Mähne über den Rücken. Scorpius hatte absolut ihrem Berufswunsch entsprochen.

Scops Blick wanderte zu ihrem Nachbarn weiter.

Nathan Lucas. Sprach fließend Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Russisch, Koch aus Leidenschaft – vor allem Pasta stand auf seiner Karte, vermutlich weil er zur Hälfte Italiener war - und war nach Scorp Jahrgangsbester.

„Der glatzköpfige Wirt des Tropfenden Kessels wird diesen Sommer in den Ruhestand treten. Kauf den Laden und restaurier ihn, mach meinetwegen ein Restaurant draus. Sobald das Ministerium in unseren Händen liegt werden wir anfangen nach und nach nur noch die Leute in die Winkelgasse zu lassen, die uns passen. Der Tropfende Kessel ist einer der wichtigsten Drehpunkte der magischen Gemeinschaft und viele wissen nicht, wie sie sonst zum Beispiel zu Gringotts kommen sollen. Läden, die anfangen ihre Kamine für Reisezwecke zu öffnen, werden zu gedreht. Die Winkelgasse obliegt dir.“

Ebenfalls ein Nicken, Scorps Befehl wurde wohlwollend aufgenommen. Es war offensichtlich, dass sich ihr Anführer genauste Gedanken darüber gemacht hatte, welche Arbeit zu jemandem passen würde und wie er die Stärken seiner Leute am gewinnbringendsten einsetzen konnte.

Der Blonde ließ seinen Blick wieder weiter wandern und sein Gesicht wurde zu einem höhnischen Grinsen. Der Junge, der ihn anblickte, schien noch immer nicht ganz fit zu sein, der Folterfluch hatte seine Spuren hinterlassen.

Chad Michael Beckham. Große Klappe, ungesund furchtlos und sturer als eine alte Eiche, die sich trotz eines Sturms an den Boden klammerte.

„Für dich hab ich eine…besondere Aufgabe. Wir brauchen Druckmittel, für Erpressungen und Drohungen. Ein Erlass im Jahr 1613 hat die Vampire nach Irland verbannt. Gewinn sie mit der Aussicht, ihr Exil verlassen zu dürfen, für unsere Seite.“

Becks war der Erste, der nicht gleich erfreut zustimmte. Vampire waren zu Recht vom Rest der Gesellschaft weggesperrt worden und es war ein riskantes Unternehmen einen solchen wankelmütigen Koalitionspartner gewinnen zu wollen. Vampire waren blutrünstig, unberechenbar und niemandem ergeben, außer ihrer Blutlust. Zweifellos war das die Strafe für sein vorlautes Mundwerk. Scorp ließ es keinem so einfach durchgehen, ihm dazwischen zu quatschen.

Natürlich entging dem Rest der Gruppe sein Zögern nicht und alle starrten ihn abschätzend an.

„Verfass schon mal die Vorlage für den Drohbrief.“

Mit einem kalten Lächeln wandte sich Scorp dem nächsten zu.

Jacob Hale. Universalgenie, Zauberschachchampion und eine hinterhältige Ratte.

„Dein Arbeitsplatz wird das St. Mungos sein. Leider werde ich von einer unbekannten Krankheit befallen werden, die schwarze Beulen verursacht. Der Leiter der Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen wird ebenfalls daran erkranken und sterben. Eh mir auch dasselbe Schicksal blüht, entdeckst du den Gegenfluch und wirst zum Helden. Beauty wird dem Minister als seine persönliche Assistentin davon überzeugen, dass er nach deiner Meisterleistung dafür sorgen soll, dass du die freie Stelle an der Abteilungsspitze bekommst. Halt Ausschau nach potenziellen Kandidaten für uns und unterwirf den Chef der Institution, ich will nach und nach sämtliche Abteilungen mit unseren Leuten besetzt sehen.“

Als letzte blickte er seinen besten Freund und seine rechte Hand an.

Quinn Vishous. Schon von Weitem war zu sehen, dass er der Unseriöseste von ihnen war. Seine Haare trug er verwuschelt wie ein Kalifornischer Surfer, nur in tiefem Blauschwarz, sein Gesicht und seine Ohren zierten mehrere Piercings und unter dem blauen Auge – das andere war grün – prang eine einzelne eintätowierte blutrote Träne – wo genau er seinen Körper noch ‚verschönert‘ hatte, wollte Scorp lieber nicht so genau wissen. Seine langen, schweren Muskelstränge an seinem riesigen, durchtrainierten Körper wurden meisten von schwarzen Hosen mit Nietengürteln, schwarzen Ed Hardy-Schuhen und Totenkopf T-Shirts verhüllt. Trotzdem lagen ihm die Mädchen scharenweise zu Füßen und seine Bettgeschichten waren legendär.

Q zog außerdem rohe, brachiale Gewalt der Zaubere vor und war immer für eine Schlägerei – die er mit seinen aggressiven Provokationen meistens selbst anzettelte – zu haben. Er war der brutalste, unberechenbarste und skrupelloseste von ihnen.

„Du bleibst in Hogwarts. Hagrid ist alt und niemand wird es überraschen, wenn man ihn von seinen Viechern totgetrampelt auffindet oder etwas in der Art. Es bleibt ganz dir überlassen, wie er krepiert, Hauptsache du machst es unauffällig. Ich bin mir sicher, die Schulleitung davon überzeugen zu können, dass du eine gute Neubesetzung wärst, zumal Pflege Magischer Geschöpfe das einzige Fach ist, in dem du ein ‚Ohnegleichen‘ hinkriegst. Dass das keine große Kunst ist, lass ich dabei wohl besser unerwähnt. Für dich heißt das aber, dass du dich den Rest des Jahres tadellos benehmen und dich von deiner besten Seite präsentieren musst.“

Scorpius lächelte, als Quinn eine Schnute zog. Er wusste, dass er Tiere hasste, egal ob magisch oder nicht und das Fach nur genommen hatte, weil ihm die älteren Schüler gesteckte hatten, dass es ein Idiotenfach war, in dem jeder durchkam. Und dass er sich die übrigen acht Monate hier – und wer weiß wie lang später noch, damit er seinen Posten nicht verlor – anständig verhalten musste, passte dem Schwarzhaarigen auch ganz und gar nicht. Es widerstrebt Scorp ausgerechnet seinem besten Freund keine passende Aufgabe erteilen sollte, aber was blieb ihm übrig? Qs Noten waren furchtbar und die Liste seiner Disziplinarverfahren hatte die Länge von Merlins Bart.

„Tut mir leid, Q. Aber sieh’s positiv: du kannst hier weiterhin alles was nageln, was zwei Beine hat und nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und wenn es gut läuft, gehört Hogwarts nach nem Jahr dir.“

Jetzt lächelte auch Q und seine Augen blitzten. Das hörte sich doch nach nem anständigen Kompromiss an.

„Und was ist mit dir?“

„Ich geh zu Borgin und Burkes.“

Alle schwiegen und starrten Scorp an, der die Achseln zuckte. Er war Schulsprecher, Quidditchkapitän, absolut brillant, in jeglicher Hinsicht und hatte in seinem ZAG-Zeugnis nur ‚Ohnegleichen‘ gehabt. Und er wollte zu Borgin und Burkes?! Sie hatten eher etwas in der Größe von Zaubereiminister erwartet. Leiter von Gringotts – gut, für die Zaubererbank wäre es noch zu früh, dafür gab es noch keinen Anlass. Aber Borgin und Burkes?!

„Meine Familie ist schon seit Generationen Stammkunde in dem Laden und es ist alles arrangiert, mit Jahresschluss kann ich anfangen. Wenn ich mich gut anstelle gehört der Laden in einem Jahr mir, wenn der Inhaber in Rente geht. Ein Geschäft für schwarzmagische Artefakten ist sicher in guter Ort, um Schwarzmagier zu finden.“

Einen Moment lang herrschte Schweigen und alle blickten Scorp an. Seine Augen blitzen erwartungsvoll und langsam sickerte die Freude auf das Bevorstehende auch ins Bewusstsein der anderen. Nachdem sie die Frage über das Künftige geklärt hatten, gab es nur noch einen Punkt auf ihrer Liste, der abgeharkt werden muss.

Eine prickelnde Anspannung machte sich zwischen ihnen breit, denn alle wussten, dass ihre Initiation in den Kreis der Todesser bald besiegelt werden würde. Dass die Geburtsstunde einer neuen Generation bald gekommen war.

Die Atmosphäre im Raum schien zu explodieren, als Scorpius sich mit dem Zauberstab in der Hand langsam erhob. Ihre Zeit war gekommen.

Seine Augen glänzten vor Vorfreude, als Dominique aufstand und sich vor ihm aufbaute, wortwörtlich zu jeder Schandtat bereit. Die Dunkelheit verschluckte ihren Körper, da sie einen Schritt vom Tisch weg trat und ihr linker Arm schien aus dem Nichts zu kommen, als sie ihn Scorp mit hochgekrempeltem Ärmel entgegenstreckte.

„Nein. Wir sind eine neue Generation. Wir werden siegreicher sein und unser Ziel auch tatsächlich erreichen. Wir haben es nicht nötig, alle alten Bräuche zu übernehmen.“

Er schaute gerade aus über den Tisch und alle Anwesenden folgten seinem Blick. Das Dunkle Mal an der Wand fing an zu glühen und die Schlange kam zischend und dreidimensional aus der Mundhöhle des Totenkopfes, der jetzt ebenfalls als Relief aus der Wand heraus ragte, schlängelte sich durch die Nasenlöcher hinein und durch die leeren Augen wieder heraus, um sich letztendlich einem Lorbeerkranz gleich um die Stirn zu wickeln. Wie von einem Schlangenbeschwörer verzaubert erhob die Kobra ihr Haupt und breitete ihre Nackenhaut in einer Drohgebärde zu einer Haube aus. Währenddessen hatte sich im Hintergrund eine silberne Linie zu den Konturen eines Wappens verschlungen, das von gothischen Mustern in grau verziert wurde. Als die Bewegungen erstarben, blieb das zweidimensionale, veränderte Mal als eine Mischung aus dem Familienwappen der Malfoys und dem Dunklen Mal düster glühend zurück.

„Der Unterarm ist zu offensichtlich“, lenkte Scorpius die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Und vor allem zu umständlich zu verdecken. Im Sommer wird das zum Beispiel ein Problem werden.“

Während er sprach hatte er Dom ein Stück nach vorne gezogen, damit man sie in der Düsternis besser erkennen konnte und hatte angefangen ihre Bluse aufzuknüpfen. Das Mädchen zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er einfach ungefragt anfing sie auszuziehen, sondern drückte seine Brüste in einer aufreizenden Geste sogar noch gegen seine Hand. Scorp lächelte, ging jedoch nicht auf ihr Spielchen ein. Er hatte schon – wie vermutlich jeder andere an dieser Schule, der alt genug war bzw. noch nicht zu alt, um einen hoch zu kriegen – das ein oder andere Mal das Bett mit Beauty geteilt und es war jedes Mal ein Highlight gewesen, aber sein Verlangen galt mittlerweile jemand Besondern.

Als alle Knöpfe geöffnet waren, ließ die Blonde das Kleidungsstück langsam von ihren Schultern gleiten. Ihre nobelblasse Haut und die hellen Haare kamen im Halbdunkeln besonders gut zur Geltung und sie schien in ihrem winzigen Spitzen-BH pure Verheißung zu versprechen. Die Konzentration der übrigen Jungs ließ nach und es war unruhiges Geraschel zu hören, als Domi sich eine Strähne der hüftlangen blonden Mähne wie in einem Porno nah hinten strich.

„Dreh dich um.“

Sie tat wie geheißen und Scorpius legte sanft den Zauberstab an die hervorstechende Wirbel am unteren Halsansatz, wo der Rücken, die Schultern und der Nacken auf einander trafen.

Man hätte eine Nadel fallen hören können, so still war es im Raum geworden und der tiefschwarze Lichtblitz, der aus Scorps Zauberstab schoss und sich in den Rücken vor ihm bohrte, schien die Lautstärke einer Kesselexplosion zu haben, ebenso wie Beautys Schreie, als sie zusammenbrach. Unter Schmerzen wand sie sich am Boden, wie ein Fisch, der verzweifelt versuchte zurück ins überlebenswichtige Wasser zu kommen. Silberne, schwarze und grüne Fäden zogen sich einem Spinnennetz gleich über ihren Rücken, pulsierten, verschlangen sich ineinander und bildeten skurrile Muster. Für Dominique schien der Schmerz sich ins Unendliche zu steigern und gerade als sie glaubte zu sterben, veränderte er sich. Hatte sie gerade noch gemeint, dass ihr abertausend Nadeln unter die Haut fuhren und dort ihre Bahnen zogen, spürte sie jetzt ein Feuer an ihrer Stelle brennen. Sie brach in kalten Schweiß aus, ihr Kopf dröhnte wie nach einer durchzechten Nacht, jede Wirbel, sowie jeder Knochen in der Nähe der Schultern und des Halses, tat ihr einzeln weh und die Haut über den schmerzenden Stellen war wund und hypersensibel. So schlimm war nicht mal Scorps Folterfluch und dessen Nachwehen.

„Alles okay?“

Nein. „Ja.“

Sie löste ihre Wange vom kalten Boden und stemmte sich in eine sitzende Position, nicht ohne dabei mit schmerzverzerrtem Gesicht aufzustöhnen.

„Ich komm mir vor, wie eine 80-Jährige, die gerade mit Folterflüchen traktiert wurde.“

Scorpius reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen und sie ließ sich wieder an ihren angestammten Platz fallen, leichenblass im Gesicht, dafür feuerrot am Rücken. Das faustgroße Mal thronte stolz auf ihrer Wirbel, funktionsfähig und in Farbe.

Uhhhhh, zurück lehnen war keine gute Idee. Vorsichtig lehnte sich die Blondine nach vorne, während sie gleichzeitig ihren Stuhl zurück schob, bis sie mit dem Schlüsselbein an die Tischplatte stieß und den Kopf darauf legen konnte. Die Arme zu heben, um ihre Rübe darauf zu platzieren, stand bei dem Schmerz in den Schultern nicht zur Debatte.

„Nathan.“

Unverhohlen lag freudige Ungeduld in Scorps Stimme und auch die Augen der anderen Jungs glänzten begierig. Nach dem sie sich vom ersten Schock erholt hatten, genossen sie das Schauspiel. Der Schmerz und die Qual der anderen waren wie eine berauschende Droge für sie, ein perverses Phänomen, dass sie süchtig machte wie der Anblick einer heißen Frau.

Nach der Reihe unterwarfen sie die Jungs dem Schmerz, beobachtete von den wachsamen Augen der Wappenschlange an der Wand.

„Und was ist mit dir?“ keuchte Quinn, durch zusammengepresste Lippen vom Boden herauf. Seine Lippen waren schon taub vom Druck gegeneinander, doch er würde sich nicht die Blöße geben und einen Schmerzenslaut von sich geben. Er hatte sich bisher am besten geschlagen.

Scorpius ragte dunkel über ihm auf, als er den Zauberstab wegsteckte und sein Hemd öffnete. Als er sich umdrehte und den weißen Stoff von den Schultern runter rutschen ließ, offenbarte er ein bereits eingebranntes Wappen auf seiner kalkweißen Haut, neben einigen Narben und Wunden von früheren Versuchen. Schade. Q hatte sich schon darauf gefreut, Scorp leiden lassen zu können.

„Irgendwo musste ich ja ausprobieren, ob der Zauberspruch wirkt. Ich hab ihn nämlich etwas revolutioniert. Die farbigen Wappen werden nur wir tragen, alle anderen sind schwarz-weiß. Die bunten funktionieren in beide Richtungen, also könnt ihr mich damit genauso rufen wie ich euch und wir können auch einzelne Personen damit abrufen, indem wir einfach an sie denken, während wir das Mal antippen.“

Er zuckte die Achseln und zog das Hemd wieder an. Als er in die Gesichter seiner Todesser – seiner Todesser; hörte sich toll an – sah, musste er grinsen. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass ihnen der Rücken und die Schultern noch Wochen weh tun würden.

„Die Stelle hab ich so gewählt, dass sie leicht zu verdecken ist, nicht so schnell gesehen wird und mit dem Zauberstab noch leicht zu erreichen ist. Kleiner Tipp zur Schmerzlinderung: reibt die Stelle mit Murtlapessenz ein.“

Mit diesen Worten hob er die Runde auf und entließ sie alle wieder in den normalen Schulalltag, so als ob sie gerade nichts weiter als Hausaufgaben gemacht hätten.



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