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Manus manum lavat

von

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Arroganz ist die Karikatur des Stolzes

Ein wahrhaft großer Mann wird weder einen Wurm zertreten noch vor dem Kaiser kriechen.

- Benjamin Franklin
 

 

 
 

~*~

 

 

- Kapitel dreiundzwanzig -

 

 

Seit vier Wochen herrschte Vegeta nun über Vegeta-Sei und mit jedem Tag schien der Himmel ein Stück weit dunkler zu werden. Angetrieben von seinem Jähzorn hatte er unzählige Soldaten entsandt, um umliegende Planeten zu erobern. Handelsabkommen, die für seinen Vater von Bedeutung waren, hatte Vegeta in Windeseile zerstört. Viele Völker trauten sich kaum noch nach Vegeta-Sei, obwohl der Planet auch vom Tourismus lebte. Aber das war dem König – der mit verschränkten Armen vor einem der bodenlangen Fenster stand – egal. Es war grotesk, denn in diesem Moment ähnelte er unglaublich seinem Vater, der selbiges immer getan hatte, wenn er nachdenken musste. Auch Vegeta sah der Sonne dabei zu, die den Prozess des Untergehens einleitete und wäre er kein gefühlskaltes, egozentrisches Arschloch, hätte ihn die glühend rote Farbnuance – die die Häuser seiner Untertanen in ein schimmerndes rot tauchte – mit Sicherheit berührt. Aber er war eben nicht sentimental. Der König ließ sich von solch banalen Dingen nicht mitreißen, auch wenn er glaubte zu wissen, dass alleine der Ausblick ausreichen würde, um eine blauhaarige Saiyajin zu erfreuen.

 

Aber sie war nicht mehr hier und obwohl er diesbezüglich täglich missmutiger wurde, war heute der erste Tag, an dem sich der König einmal fallen ließ. Er verbannte die harte Positur und ließ einfach die Zeit ins Land ziehen. Wieso auch nicht? Es gab ja niemanden, der auf ihn wartete. Dennoch war just in dem Moment ein kleiner Hoffnungsschimmer entstanden – ganz winzig, tief verborgen in den untersten Regionen seines Zentrums, das realistisch genug war, alles was er bisher getan hatte anzuzweifeln. Der kleine Funke wollte ihm mitteilen, dass es noch etwas zu rette gäbe, wenn er endlich zu seinen Gefühlen stünde, aber er wusste es besser. Der König wusste, dass es nichts zu retten gab. Vegeta würde ins Unglück stürzen, würde er sein Vorhaben über Bord werfen und aus dem Bauch heraus handeln.

 

Er bräuchte lediglich die Dragonballs, die ihm seine Lakaien besorgen mussten. Danach würde sich sowieso alles zum Guten wenden – daran glaubte Vegeta fest.

 

Zudem war es herrlich erfrischend, sich einmal nicht zu verstellen. Vegeta musste in diesem Moment niemandem beweisen, wie stark er war. Vegeta müsste niemanden zurechtweisen und konnte seinen Gedanken und dem Wunsch nachhängen, zumindest jetzt einmal seine Schultern schlaff nach unten hängen zu lassen und zusätzlich darüber zu philosophieren, wie es wäre, wenn sein Plan funktionierte, den er sich zurecht gelegt hatte. Um sich diesem wunderbaren Blendwerk seiner Phantasie hinzugeben, schloss er die Augen und genoss die letzten Sonnenstrahlen, die seine geschlossenen Lider küssten, ehe sie sich verabschiedeten und hinter dem Horizont verschwanden.

 

Doch noch keine zwanzig Sekunden waren vergangen, noch keine drei Mal hatte Vegeta ausgeatmet, da bemerkte er ein nerviges Geräusch, das immer lauter wurde und den König zwang, aus seinen feudalen Tagträumen aufzuwachen.

 

„Nein!“, rief er – mit weiterhin verschlossenen Augen – demjenigen zu, der hinter dem Tor auf die Erlaubnis des Eintretens wartete. Zuzüglich schlich sich der Gedanke an die Oberfläche, als Bulma in einer der Zellen saß – angebunden an der Wand. Damals hatte sie ihn gefragt, ob er sie in ihrem Elend nicht alleine lassen könnte... Er hatte damals verneint, aber heute konnte er ihre Bitte nachvollziehen... Er wollte ebenfalls in seinem Elend alleine gelassen werden. Aber im Endeffekt waren alle Saiyajins doch gleich – sie waren stur, unbelehrbar und das zeigte ihm ausgerechnet Kakarott, der seinen hässlichen, verfluchten Dickkopf durchsetzen musste, indem er abermals gegen das schwere Holz klopfte und dezent um Einlass bat. „Ich sagte 'nein', Kakarott.“ Er wunderte sich gar nicht, dass dieser Blindgänger sich über den königlichen Befehl hinwegsetzte und das Tor unerlaubterweise öffnete. Vegeta wartete schlussendlich nur noch darauf, bis dieser Vollidiot neben ihm ankam und das tat Radditz' Bruder auch. Dicht hatte er sich neben Vegeta gestellt, eine ähnliche Haltung eingenommen und den Ausblick genossen – so lange, bis er vermutlich nicht länger ausharren konnte und seine dümmlichen Aussagen von sich geben wollte.

 

„Eine schöne Aussicht hast du da, Vegeta.“

 

Ungehalten bäumte sich der schwarze Umhang hinter Vegetas Rücken auf, nachdem er Energien freisetzte, die Kakarotts Anwesenheit in ihm hervorriefen. „Was soll das, Kakarott?“

 

„Gar nichts“, beschwor er mit gehobenen Händen und sah zu seinem König, der stur geradeaus sah. „Ich wollte dir nur sagen, dass du es hier ganz schön hast.“

 

„Du willst sterben, oder?“

 

„Nein, eigentlich nicht“, lachte der große Saiyajin resigniert, weil er sich bewusst gewesen war, in welche Schlangengrube er gefallen war. Schließlich war Vegeta nicht dafür bekannt, sich mit Worten zu wehren, oder Gnade vor Recht walten zu lassen. Allerdings hatten seine Aggressionen zugenommen, seitdem er König war und sich in der Pflicht sah, den Erwartungen zu entsprechen, obgleich ihm das zuwider war. Aber er bemühte sich auch nicht sonderlich viel, dem gerecht zu werden.

 

„Dann verschwinde?“

 

„Vielleicht“, ignorierte Son Goku den Vorschlag seines Nebenmannes, „ist es für dich nicht nachzuempfinden, aber ich würde es gerne verstehen, Vegeta.“

 

Vegeta wusste, was Kakarott verstehen wollte. Dennoch fragte er nach: „Was willst du verstehen?“

 

„Ich wollte dich schon die ganze Zeit danach fragen, aber du kennst Radditz. Er... Er ist“, gab der junge Son Goku verunsichert von sich, „etwas rabiat und lässt mich nicht zu Wort kommen, wenn es darum geht, mit dir in Kontakt zu kommen. Radditz lässt mir nicht die Chance, zu erfahren, was passiert ist.“

 

„Radditz sollte diesbezüglich deine geringste Sorge sein“, antwortete Vegeta, der in anderen Fällen längst reagiert und seinen Nebenmann zum Schweigen gebracht hätte.

 

„Wie meinst du das, Vegeta?“

 

Nein, er würde diesem idiotischen Kakarott nicht erklären, dass er damit sagen wollte, dass er – der König der Saiyajins – noch rabiater als Radditz wäre, noch brutaler und furchterregender, aufgrund dessen, dass er anderen Saiyajins gar nicht die Möglichkeit einräumte, überhaupt in seiner Gegenwart zu Wort zu kommen. „Solltest du nicht schon lange in einer Kapsel nach Namek sitzen?“

 

„Doch, aber -“

 

„Nicht Radditz ist es, der dir die Chance verwehrt, sondern ich, weil ich einfach keinen Bock auf deine dämliche Visage habe, Kakarott. Folglich handelt dein Bruder zu meinen Gunsten – nach meinem königlichen Befehl“, bemerkte Vegeta amüsiert, während er Kakarotts Seitenbild vergnügt musterte und ja, er hatte sich nun doch dazu herabgelassen, den Idioten aufzuklären, woraufhin Vegeta sehr wohl das besorgte Gesicht des Kriegers erkannte, wenngleich ihm niemand diese Art der Wahrnehmung zugestand, aufgrund dessen, dass jeder vor Vegeta Angst hatte und in ihm das pure Böse sahen. „Allerdings – und ich sage das mit einem dumpfen Ziehen meiner abgesägten Nervenenden – muss ich dir doch eines zugestehen.“

 

„Tatsächlich?“, entkam es Son Goku überrascht, dessen Augen größer geworden waren.

 

„Du hast Mut“, schnaufte Vegeta daraufhin – mit einem Schwung Verachtung in der Stimme. „Etwas, das selten zu finden ist und wovon sich viele unserer Rasse noch eine Scheibe abschneiden können.“ Dass er ihm dieses Lob zuteil werden ließ, ließ unglaublich tief in Vegetas Seele blicken. Man konnte daraus schließen, dass der König am Ende war – er konnte schlichtweg nicht mehr. Vegeta war am Ende seiner Kräfte. Es waren Kräfte, von denen er immer gedacht hatte, genügend Reserven zu besitzen, welche er nicht im Ansatz hätte in Anspruch nehmen müssen. Aber er hatte sich auch dahingehend geirrt. Mittlerweile konnte er seine zahlreichen Irrtümer gar nicht mehr zählen, aber all seine Fehler und die daraus resultierenden Irrtümer waren scheinbar diese Irrtümer, die ihn lehren sollten. Immerhin waren Fehler dazu gedacht, aus ihnen zu lernen. Oder dienten Fehler lediglich dazu, demjenigen der einen begangen hatte, das unendliche Leid aufzuzeigen, das unweigerlich über denjenigen hereinbrach?

 

„Danke, Vegeta.“
 

„Spar dir die Floskeln und erzähl mir, wieso ihr noch nicht auf dem Weg nach Namek seid?“

 

„Wir werden noch heute starten und deinem Wunsch natürlich nachkommen, aber -“
 

„Aber?“, murrte Vegeta.

 

„Ich frage mich“, begann anschließend Son Goku, „ob wir wirklich im Interesse des Volkes handeln, oder -“

 

„In wessen Interesse sonst?“, äußerte Vegeta skeptisch, bevor er Kakarott den Rücken zuwandte und in die Mitte des Raumes marschierte – wo er abrupt stehen geblieben war. Ja, Kakarott besaß Schneid, vielleicht auch ein Stück weit Intelligenz, weil er bezüglich Bulmas Wohlergehen nochmals nachhakte – und das, obwohl ihm die Konsequenzen bekannt waren, die ihm drohten, wenn Vegeta ausrastete. Unterdessen hatte er energisch die Hände gehoben, deren Innenflächen er ausgiebig ansah.

 

Was für ein Gefühl war das in seiner Brust? Von welchem Dämonen wurde er heimgesucht, nachdem Kakarott ihn fragte, in wessen Interesse er handelte? War es der Angst zuzuschreiben, dass seine Idee – Emotionen zu verbergen – nicht funktionierte? War ihm der Teufel auf den Fersen und ihn dieser Ängste aussetzen wollte?

 

Fürchtete er Kakarotts Antwort? Insgeheim schon. Vegeta wollte eben nicht demaskiert werden. Er wollte nicht, dass man wusste, dass er offenbar doch dazu fähig war, ein anderes Wesen außer sich selbst zu... zu mögen.

 

War diese Zuneigung zu Bulma mit Schwäche gleichzusetzen? Oder bedeutete es, dass man stark war, weil man Gefühle zuließ? Aber was bedeutete überhaupt wahre Stärke? Vielleicht niemals aufzugeben? Oder doch eher, dass niemand bemerkte, wie kaputt man in Wirklichkeit war?

 

„Vielleicht in deinem Interesse?“, sprach Son Goku die Wahrheit aus, die der König unter keinen Umständen hören wollte. „Das ist doch wahrscheinlicher, oder?“

 

„Du hast überhaupt keine Ahnung“, keifte Vegeta ihm im Anschluss entgegen. Zudem war er bestrebt, Kakarott anzusehen, woraufhin er sich langsam zu ihm drehte, um gleichlaufend seinen Umhang nach hinten zu schleudern – in der Hoffnung, es würde seinen Krieger einschüchtern. Allerdings wurde seinem Wunsch nicht stattgegeben. Stattdessen war Kakarott ruhig stehen geblieben. Er atmete gelassen weiter und beobachtete seinen König, der eine Augenbraue nach oben zog und hämisch grinste.

 

„Und was willst du mir eigentlich mit dieser lächerlichen Aussage vor Augen führen?“, fuhr Vegeta fort. „Dass ich eigensinnig handle? Dass ich selbstsüchtig bin?“ Beide Männer standen sich mit gebührendem Abstand gegenüber. Sie beide spürten die Aura des jeweils anderen. „Was ist es, Kakarott? Sag schon“, verlangte er bissig.

 

„Vegeta, beruhige dich“, begann Son Goku beruhigend auf den König einzureden. Zeitgleich hob er beschwichtigend die Hände. „Ich... Ich will doch nur wissen, was passiert ist? Ich mache mir Sorgen – große Sorgen, weil ich nicht weiß, was mit Bulma ist?“ Tränen sammelten sich in den runden, sonst so fröhlichen Augen. „Wieso ist sie nicht hier, Vegeta? Wieso durfte sie nicht mit mir zurückkommen?“

 

Nein, er würde sich nicht beruhigen. Sein Zorn war längst aufgewacht. „Beantworte mir doch eine Frage.“ Sich hinter seiner Maske versteckend, kehrte Vegeta ihm abermals den Rücken zu. Anschließend hob er seinen Zeigefinger, bevor er seinen Thron anvisierte und spürte, dass Kakarott ihm folgte.

 

„Welche denn? Wieso ich nach Bulma frage?“

 

„Ja“, entgegnete Vegeta neutral. „Wieso interessiert dich ihr Schicksal?“ Was war es, was dem König verborgen blieb? Was hatte Kakarott erkannt, um Besorgnis zeigen zu können? „Was... Was ist es, das dich denken lässt, du hättest ein Anrecht darauf, zu erfahren, was mit ihr passiert ist? Ich habe nicht einmal ihrem Vater eine Antwort darauf gegeben.“

 

Verlegen kratzte sich Son Goku derweil am Kopf, weil er nicht die Angst verspürte, die Vegeta hoffte in ihm auszulösen. Stattdessen sah er lediglich die Angst, die der kleinere Saiyajin vor sich selbst hatte. „Weil Bulma meine beste Freundin ist, Vegeta. Sie ist – neben Radditz – alles, was ich noch habe.“ Traurig neigte er den schwarzen Schopf zur Seite, ehedem er wieder zum Fenster hinaussah und versuchte, sich ihr ansteckendes Lachen in Erinnerung zu rufen. „Nur ihretwegen bin ich stärker geworden.“
 

„Was?“ Vegeta konnte ihm nicht ganz folgen.

 

„Ja“, nickte Son Goku indessen bedächtig. „Du weißt das vielleicht nicht, aber Bulma und ich sind zusammen auf der Erde aufgewachsen.“ Dass Vegeta darüber von Radditz in Kenntnis gesetzt wurde, konnte Son Goku nicht wissen und Vegeta unterbrach den größeren Saiyajin auch nicht, weil ihn tatsächlich Kakarotts Ansicht interessierte. „Sie war das erste Mädchen, das ich je sah, Vegeta. Sie hat mich aus meiner Einsamkeit befreit – als ich verlassen in den Bergen lebte. Bulma und ich... wir haben so viele Abenteuer und Herausforderungen gemeistert und ich sehe mich noch heute in der Pflicht, das Mädchen zu beschützen.“

 

„Du solltest lieber froh darüber sein, dass ich deinem Bruder aus der Gosse geholfen habe. Mir ist es zu verdanken, dass sowohl du, als auch dein Bruder ein besseres Leben führen könnt und doch“, knurrte der König, bevor er sich dem Anblick zuwandte, den er eigentlich nicht mehr sehen wollte, „wagst du dich, mir ungefragt gegenüberzutreten. Du wagst dich, mit mir zu sprechen, als wären wir Freunde. Als... Als hätten wir Gemeinsamkeiten!“ Dieser dumme Idiot. Vegeta selbst wollte das Mädchen schützen, doch wurde ihm die Pflicht untersagt, weil er für sein Volk bürgen musste. Ihm wurde das weggenommen, was er so unbedingt an seiner Seite und in Sicherheit wissen wollte. Aber nahm man auf ihn Rücksicht? Nein.

 

Hinzu kam, dass Kakarott anscheinend eine Gemeinsamkeit darin sah, dass beide Jungs Bulma auf ihre eigene Weise mochten. Ja, Kakarott sah in ihr seine beste Freundin, während Vegeta... etwas anderes in ihr sah. Etwas, das noch tiefer ging als eine Freundschaft.

 

„Wir haben Gemeinsamkeiten, Vegeta.“

 

„Glaub mir, die haben wir nicht“, beanstandete der König rigoros.

 

„Du willst sie nicht sehen, weil du Angst davor hast.“

 

„Hast du vergessen, was passiert ist? Ich habe dir schon einmal gezeigt, was demjenigen blüht, der es wagt, sich gegen mich aufzulehnen.“ Der Saiyajin vor ihm würde es ihm gewiss nicht so leicht machen, wie sein Vater – das wusste Vegeta. Denn so unscheinbar und gering auch seine Kraft als Säugling war, so wusste der König, dass sich Kakarott gesteigert hatte und eine Form als Saiyajin annehmen konnte, die seinesgleichen würdig war.
 

Demzufolge müsste Vegeta gut aufpassen. Verdammt gut aufpassen.

 

„Tze, du willst also wirklich wissen, ob ich froh bin, hinsichtlich Radditz' Aufstieg in die königliche Armee?“ Geflissentlich ignorierte Son Goku die Warnung in Vegetas Worten.

 

Parallel breitete Vegeta lässig die Arme aus, die wiederum zur Seite danken. Zwischenzeitlich zuckten auch seine Mundwinkel, angesichts der Dummheit, die Kakarott zu Tage brachte. „Natürlich will ich das wissen. Ich brenne darauf.“ Innerlich bereitete er sich auf das Schlimmste vor. Er sah gezielt zu seinem Gegner, dessen Bewegungen er genau studieren musste.

 

„Ich bin nicht besonders glücklich über den Umstand, denn du hast Radditz' Wunsch erfüllt – nicht meinen!“ Sein Wunsch war es, zu trainieren und stärker zu werden, um seinen Planeten – außerdem auch seine Familie, sowie seine Freunde – zu beschützen. Das waren seine Prioritäten. Ruhm war ihm nie wichtig gewesen. Son Goku verstand davon sowieso nichts. Nein, er wollte – abseits des Kampfes – ein ruhiges, friedliches Leben. „Ich habe andere Wünsche.“

 

„Du lebst scheinbar gerne gefährlich, nicht wahr?“, konterte der König, der sich provoziert fühlte und niemals gut war. Schon gar nicht in Anbetracht der jetzigen Situation und seiner mentalen Verfassung. „So dankst du mir also?“

 

„Mach dir keine Sorgen, Vegeta. Ich habe sicherlich nicht vergessen, was passiert ist.“ Son Goku bezog Stellung auf Vegetas Frage, die er vor fünf Minuten gestellt hatte. „Wie könnte ich es auch vergessen? Du hast meine Freunde und mich nach dem Fest angegriffen und -“
 

„Ich täte es jederzeit wieder“, drohte Vegeta.

 

„Tja, das glaube ich dir sogar und doch warst du es, der Bulma gefolgt war, um sie letzten Endes zu retten.“ Als hätte er ein tief vergrabenes Geheimnis gelöst, rieb er seinen Finger unter seiner Nase entlang und hätte er keine Ohren, sein Grinsen würde einmal um seinen Kopf reichen. Es wäre zumindest nicht ganz so abwegig, wenn man bedachte, wie weit nach oben Son Gokus Mundwinkel gezogen wurden. „Das ist doch merkwürdig, oder?“

 

„Was ist merkwürdig?“ Seine Laune sank von Minute zu Minute.

 

„Du warst stets um dein eigenes Wohl besorgt“, begann Son Goku eifrig. „Und doch hast du dich dazu herabgelassen, jemand anderem zu helfen. Das... ist doch merkwürdig.“

 

Im Gegensatz zu Kakarott, war ihm nicht nach Lachen zumute. Sein Lachen war mit Bulmas Fortgang verschwunden, weshalb sich unwahrscheinlich schnell ein dunkler Schatten unter den königlichen Argusaugen ausgebreitet hatte – herbeigeführt durch den abgewandten Blick zur untergehenden Sonne. Die Wärme die zuvor auf seinem Gesicht herumwirbelte, verschwand gänzlich. Als wollte sie dem Zorn – der sich in ihm staute – Platz machen. „Ich frage dich das nur einmal, Kakarott“, drohte er mit erhobenem Zeigefinger in dessen Richtung. „Woher zum Teufel weißt du davon?“, fuhr er ungerührt fort, nachdem er jäh vor ihm erschienen war und den Abstand zu seinem königlichen Krieger verringert hatte. Zusätzlich hatte er nach Kakarotts Kragen geschnappt, als dieser ihm nicht die erwartete Antwort gab. „Woher, Kakarott!“

 

Vegeta hatte sich beherrschen müssen, wenngleich die Versuch ins Unermessliche gestiegen war, Kakarott nochmals zu schlagen.

 

„Ich... Äh... I-ich hab es vergessen.“

 

„Quatsch!“, brüllte Vegeta ihm entgegen. „Das hast du niemals.“ Woher wusste dieser unterprivilegierte Vollidiot immer alles? Turles hatte mit Sicherheit nicht gesungen. Dieser Saiyajin war doch viel zu sehr damit beschäftigt, seinem Vater in den Hintern zu kriechen und das zu tun, wonach er verlangt hatte. Aber wer konnte ihm von Vegetas Rettungsaktion erzählt haben? Folglich legte sich seine Stirn in tiefe Falten, bevor er seine Hand zur Faust ballte, die er nachträglich in Kakarotts Gesicht platzieren wollte.

 

„Vegeta, nicht!“ Allerdings waren auch Son Gokus Reflexe schnell genug, um den Schlag abzufangen. Beide Arme hatte er nach oben geschwungen, so dass er die Hand des Königs – die noch immer Son Gokus Kragen hielt –, sowie die näherkommende Faust zurückschlagen konnte. Anschließend trat er mehrere Schritte nach hinten. „Ich bitte dich, tu das nicht.“ Insgeheim war er seinen Reflexen dankbar, doch Vegetas Attacke kam unerwartet. Sie war schwer zu erkennen, taktisch gut eingesetzt und unbeschreiblich schnell. So rasch, dass er Probleme hatte, ihr zu folgen.

 

„Sie hat es dir gesagt – dieses... dieses Gör!“, donnerte er dem verdutzten Kakarott ins Gesicht. „Ist es so? Immerhin hattet ihr beiden Möchtegern-Freunde auf der Erde genügend Zeit, darüber zu reden.“ Oh, wer wusste, was sie noch über ihn gesprochen hatten? Vegeta wollte es gar nicht wissen.

 

Bevor Son Goku antwortete, überlegte er sich genau, wie er seinen Satz formulieren konnte, ohne Bulma zu verraten. „Und wenn schon. Das spielt doch gar keine Rolle, Vegeta.“ Konnte man aus diesem neutralen Satz herleiten, dass Bulma es gewesen war, die ihm davon erzählt hatte, dass Vegeta sie beschützte?

 

„Falsche Antwort, Kakarott!“ Vegeta sprang mit einem Satz vor seinen Rivalen, den er mittels eines gezielten Trittes zu Fall bringen wollte, doch hatte sein Gegenüber diesen Schritt scheinbar kommen sehen, da Kakarott zeitig hochgesprungen war, um seiner Attacke auszuweichen. Jedoch war auch der König schnell genug, der während Kakarotts Sprung ausholte und den Schlag mitten in das Gesicht seines Gegenübers versenkte – ihn da zu treffen, wo es weh tat. Richtig weh tat. Zeitgleich wollte er Radditz' kleinem Bruder beweisen, wie stark er innerhalb kürzester Zeit geworden war. Dass er – gefangen in seiner Melancholie – womöglich an Stärke verloren hatte, überging er geflissentlich. Nichts wollte er davon hören. Ebenso wenig, wie er ihren Namen hören wollte. Irgendwann, wenn der passende Zeitpunkt käme, würde Vegeta über das störrische Weib hinwegkommen. Irgendwann. Schließlich begann jede Reise – so gefährlich und weit sie auch sein würde – immer mit kleinen Schritten. Erste Schritte, die man tun musste, um von der Stelle zu kommen. So war es auch in seinem Fall. Vegeta müsste sich nur ein wenig in Geduld üben und die ersten kleinen Schritte überwinden. Aber genau das war sein Problem. Diese nervenaufreibende Zeitüberbrückung. Es waren Momente, in denen er anhaltend an sie denken musste.

 

Es war so unendlich quälend und belastend. So niederschmetternd, dass sie – trotz ihrer Abwesenheit – immer noch in seinen Gedanken präsent war. Trotz der Ferne konnte er die Nähe zu ihr förmlich spüren.

 

Darüber hinaus sah er jedoch seiner Faust dabei zu, wie sie sich dem Gesicht seines Kontrahenten näherte. Ein unbeschreiblich gutes Gefühl durchzuckte seinen Körper, während sich inzwischen auch sein Ausdruck verändert hatte – zu einem schäbigen Grinsen, das seine zurückgewonnene Selbstsicherheit zelebrieren sollte. Doch so rasant das Lächeln auf seinen Zügen erschienen war, so rasch war es auch wieder verschwunden, als er bemerkte, dass seine Faust die seine traf. Gekonnt abgefangen von einem Saiyajin, der unter Vegeta stand.

 

„Vegeta, bitte!“, japste Son Goku verzweifelt, der alles, nur keinen Streit mit Vegeta wollte. „Bitte lass doch Vernunft walten.“

 

„Nein, du wirst nicht siegen, Kakarott!“, ächzte Vegeta stattdessen, dem es gar nicht gefiel, wenn er in die Enge getrieben wurde. Vom Siegeswillen fast aufgefressen, streckte er geschwächt seine Arme durch. Vegeta wollte Kakarott in die Enge treiben, in der sich der König befand, aber sein mächtiger Feind ahmte seine Bewegungen einfach nach – indem er ebenfalls seine Arme durchstreckte, um mehr Druck auszuüben.

 

„Vegeta, ich... ich will nicht siegen, verdammt“, krächzte Son Goku – genauso erschöpft, aber noch immer von Reserven umgeben. „Ich will, dass... dass du zur Vernunft kommst!“ Abschließend entfernte er eine seiner Hände, die mit Vegetas Händen verhakt waren um selbst zum Schlag auszuholen. Parallel sprang Vegeta daraufhin zurück – sie beide mussten Kraft sammeln, sich akklimatisieren und zur Ruhe kommen. Aber anders als Son Goku, wollte Vegeta nicht warten. Nahtlos begann er, Son Goku zu umkreisen. Er beobachtete Radditz' Bruder genau – wie er schweigsam auf der Stelle stehen geblieben war und lediglich seinen Kopf immer dann ein Stückchen weiter drehte, nachdem Vegeta einen weiteren Schritt nach vorne getan hatte.

 

„Du glaubst“, hechelte Vegeta, „ich handle unvernünftig, ja?“ Die Lungen des kleinen, schwarzhaarigen Saiyajin taten weh. Als hätte eine unsichtbare Macht ihm gegen seinen aufgeblähten Brustkorb geschlagen. So fest, dass es den Anschein erweckte, dass seine Lungenflügel in Mitleidenschaft gezogen worden wären. Angesichts dieses Zustandes blieb ihm nichts anderes übrig, als wachsam zu bleiben, Turles' Ebenbild zu umkreisen und neue Kraft aus seiner Wut zu schöpfen. Er bemerkte den Kraftverlust sehr deutlich. Würde er Kakarott direkt angreifen, würde er... er würde verlieren. „Das schließt du aus meiner Reaktion?“

 

„Ja, du handelst unvernünftig!“

 

„Tze“, schnalzte der kleine Saiyajin missbilligend. „Wie unwissend du bist, Kakarott.“ Dieser elende Mistsack wusste doch gar nicht, was alles auf dem Spiel stand. Kakarott wusste nicht, was Vegeta für sein Volk aufgegeben hatte. Kakarott wusste nicht, dass... dass er Bulma aufgab, um des Volkes Willen. Um das zu schützen, was ihn am Leben hielt.
 

Aber war es sein Volk, das ihn weiterleben ließ? Ja, verdammt. Das Volk war das höchste Gut eines jeden Königs.

 

„Du weißt überhaupt nichts. Nichts weißt du, Kakarott, und du wirst auch niemals dazulernen.“

 

„Dann klär mich auf“, forderte Son Goku ihn auf. „Was weiß ich nicht, Vegeta?“

 

Noch bevor Kakarott zu Ende gesprochen hatte, hielt Vegeta in seiner Bewegung inne. Er wollte sich seinem Gegenüber langsam nähern, doch stattdessen neigte er den Kopf zur Seite, nachdem er die eingenommene Kampfposition seines Rivalen erspähte. Infolgedessen wanderte seine Hand hinauf zur linken Befestigung seines Umhangs, die er anschließend löste, um sich der rechten Öse zu widmen, ehe der Umhang geräuschlos zu Boden fiel.
 

Das Ding war einfach nur hinderlich.

 

„Es ist doch offensichtlich, dass ich nicht aus Nächstenliebe gehandelt habe, oder? Ich habe das Weib lediglich vor Unheil bewahrt, weil sie durch meine Hand leiden soll und ich lasse mir dieses wohltuende Bedürfnis nicht von herumstreunenden Kötern nehmen, klar?“

 

„Das soll ich dir glauben?“

 

„Glaub was du willst, Kakarott.“ Oh, Vegeta musste aufpassen. Gewaltig aufpassen, da Kakarott ihm scheinbar auf den Fersen war, was das Enträtseln seiner Gefühle für Bulma anbelangte. „Hätte ich Interesse an ihrem Wohlergehen, hätte ich sie nicht mit Turles auf einem jämmerlichen Planeten alleine zurückgelassen.“

 

„Ist vielleicht auch echt besser so, dass sie weg von dir und deinem tyrannischen Planeten ist.“ Sein Mund handelte schneller als sein Hirn, das ihn warnen wollte, etwas derartiges zu äußern. „Auf der Erde ist sie wenigstens in Sicherheit und vielleicht sogar glücklich mit Turles, der im Gegensatz zu dir, genügend Verstand hat. Das scheint ja etwas zu sein, was hier nicht so gerne gesehen wird – zumal du recht wenig davon vorzuweisen hast. Und wir wissen doch alle“, spottete Son Goku weiter, „dass jeder – ausnahmslos jeder – der dir in irgendeiner Art und Weise überlegen ist, unbrauchbar ist. Du siehst darin eine Gefahr – eine Gefahr, die dich deinen Kopf kosten könnte“, fuhr er unverblümt fort. „Und deswegen hast du Turles fortgeschickt. Weil er clever genug ist und erkannt hat, was für eine liebenswerte Saiyajin Bulma ist.“

 

Nein! Niemand, und schon gar nicht Kakarott, durfte ihm diese Wahrheit ungestraft an den Kopf knallen. Niemand!

 

„Lass mich mit diesem Dreck in Ruhe, verflucht!“ Vegeta setzte zum erneuten Angriff an, indem er flink auf seinen Krieger zuflog und endlich sein Gesicht traf, wodurch Kakarott in die dahinterliegende Wand geschleudert wurde. Viel Zeit zum Ausruhen fand Vegeta jedoch nicht, da sein Gegenüber flott auf die Beine kam.

 

Verdammt!

 

Gerne hätte der König seine Hände für einen kurzen Moment auf seinen Knien abgestützt, um sich nach vorne zu beugen und nach Luft zu ringen, aber das wurde ihm verwehrt. Stattdessen musste er reagieren und sich aufrecht hinstellen, bevor er die ihm entgegenkommende Attacke – in Form einer Energiekugel – mithilfe seiner Hand zur Seite schlug; mitten in eines der Fenster, das unter dem Aufprall nachgab und klirrend zerbrach. Die unzähligen Glasscherben rieselten zu Boden, sie spiegelten das blutrote Sonnenlicht wider – ein Anblick, der Vegeta einen Stich versetzte, aufgrund des ähnliches Chaos, das in seinem Kopf herrschte. Auch dort hatte sich ein riesiger Scherbenhaufen angehäuft. Hinzu kamen Kakarotts Worte, die ihr übriges taten.

 

Es war nur schwer zu ertragen, dass dieser Arsch Bulma lieber an Turles' Seite sah, anstatt an... an Vegetas Seite. Es war ein grauenvoller Gedanke, der ihm jedoch den nötigen Kraftschub verlieh, nach dem er sich so sehnte. Folglich legte er seinen Kopf in den Nacken, ehedem er brüllend zur Decke hinauf sah und die vibrierenden Kronleuchter beobachtete.

 

„Dreck nennst du das?“

 

„Ja, es ist Dreck, Kakarott. Verdammter Scheißdreck!“

 

„Umso besser. Dann muss ich dir ja nicht sagen, wie glücklich Bulma war, dass sie mit Turles auf der Erde bleiben durfte.“ Von Natur aus war Son Goku stets ein ehrlicher Saiyajin, doch die Lüge rollte ihm so einfach über die Lippen, dass er nicht widerstehen konnte, sie aufrecht zu erhalten. Zumal ihm die Lüge jene tiefgehende Bindung zu Bulma offenbarte, die Vegeta partout verleugnete. Aber der König konnte es nicht mehr abstreiten. Nicht, nachdem er Vegetas abschätziges, ja, sein gänzlich überraschtes, eifersüchtiges Gesicht gesehen hatte. Nein, Vegeta könnte ihm in dieser Hinsicht nichts mehr vormachen. Dazu war sein Verhalten zu... zu steif. Zu defensiv. Jemand, dem es egal gewesen wäre, was mit dem anderen passierte, würde niemals so angegriffen und getroffen reagieren. „Tja, und noch etwas, du toller König: Komm nicht auf die Idee, die Erde in deiner Oozaru-Form anzugreifen. Das schüchtert weder Bulma ein, noch wird es Turles erschrecken.“

 

„Was? Ich denke sehr wohl, dass es sie einschüchtern würde!“

 

Hähä, innerlich kicherte Son Goku wie ein kleines Kind, das sich über ein Missgeschick eines anderen Kindes freute. Immerhin konnte er genüsslich dabei zusehen, wie Vegeta in Son Goku gespannte Falle tappte – woraus er erkennen konnte, dass es tatsächlich etwas gab, was Vegeta an Bulma schätzte, vielleicht sogar mochte. Etwas, das weit über freundschaftliche Gefühle hinausging. „Dann denk das mal, Vegeta.“

 

„Was soll das heißen, Kakarott?“ Mit gefletschten Zähnen wartete er auf eine Antwort, die den König womöglich aus der Bahn werfen würde.

 

„Vegeta, hast du den Umstand vergessen, dass auch ich auf der Erde aufgewachsen bin?“ Son Goku war sich bewusst, wie provokant er sich gegenüber Vegeta benahm, aber er musste so handeln. „Sicher, ich habe dort meinen Schweif verloren, aber ich kenne Bulma seit meinem zwölften Lebensjahr – ein Zustand, der dir vielleicht nicht bekannt ist. Du weißt vielleicht auch nicht, dass wir damals die Dragonballs gesucht haben – zugegeben, wir handelten aus anderen Beweggründen, aber ja... Auch wir wollten die Kugeln haben. Allerdings waren wir jung. Jung und unwissend. Ja, damals war ich unwissend – heute nicht mehr. Dennoch, ich habe Bulma schon damals das wahre Gesicht eines jeden Saiyajins gezeigt.“ Ja, es war eine böse Schattenseite der Saiyajins – ihre Gestalt in Vollmondnächten. Damals wusste es Son Goku aber nicht besser. Schließlich hatte er den Befehl seines Großvaters, frühzeitig ins Bett zu gehen, nie angezweifelt.

 

Heute wusste er, wieso er nie den Mond ansehen durfte. Mittlerweile wusste er auch, dass... dass er es gewesen war, der seinen Großvater in Form eines riesigen Monsters zerquetscht hatte.

 

„Du wirst sie demzufolge nicht erschrecken können.“

 

„Was sagst du da?“ Bulma kannte die Form, die jeder Saiyajin annahm, sobald das Vollmondlicht die Augen eines Saiyajins berührte? Siebzehn Mal – Vegeta hatte mitgezählt – wiederholte er diese Information in seinen Gedanken, bis er zu dem Entschluss kam, sich nicht verhört zu haben.
 

Dieses Weibbild. In der Zelle hatte sie alles so ausgelegt, als wüsste sie nichts von dieser Form. Sie tat so, als wüsste sie nicht, welcher Planet angegriffen wurde. Und noch etwas wurde ihm mit dieser Wahrheit offenbart. Jener Planet, den Bulma in ihren Visionen sah, war sein Planet – Vegeta-Sei. Verdammte Scheiße, sie hatte es von Anfang an gewusst. Worin hatte sie ihn noch belogen? Was hatte sie ihm noch verheimlicht?

 

„Und jetzt“, nuschelte Son Goku vorerst, der den günstigen Zeitpunkt ausnutzte– angesichts Vegetas vernebeltem Blick. „Komme ich!“, schrie er daraufhin inbrünstig, ehe er los sprintete, simultan seine geballte Faust nach vorne streckte und nach vorne flog – in der Hoffnung, Vegeta zu treffen. Aber er war nicht klein zu kriegen. Nein, Vegeta hatte den Schlag genauso rechtzeitig abfangen können, wie Son Goku es zuvor getan hatte. Doch damit rechnete der hochgewachsene Saiyajin, woraufhin er hastig seine Faust zurückzog und seinen Körper nach vorne neigte, während sein Bein nach hinten schwang – so weit nach oben, dass er Vegeta treffen konnte.

 

Aber auch das hatte Vegeta verhindern können, der im Gegenzug einen gezielten Schlag in Son Gokus Magengrube platzierte.

 

„Das... Das war nicht fest genug!“, keuchte Son Goku im Anschluss, der gelernt hatte, solche Schmerzen zu ignorieren. Anschließend landeten sie in ihrer Eingangsposition. Beide Fäuste trafen aufeinander, doch bemerkte Son Goku recht schnell, dass er die Oberhand über diesen Kampf gewann. Er schaffte es zusehends, langsame Schritte nach vorne zu machen, während Vegeta gezwungen war, dem nachzugeben und sich ächzend nach hinten drängen zu lassen.

 

„Nein!“, spuckte der kleinere Saiyajin, der sich fest auf die Zähne biss und gleichzeitig versuchte, seine Kräfte zu mobilisieren. Aber es gelang ihm kein weiterer Schritt nach vorne. Stattdessen wurde er immer weiter zurückgedrängt.

 

„Sieh... Sieh es endlich ein!“

 

„Niemals!“ Bulmas Abwesenheit schien sich nicht nur auf Vegetas Gemüt auszuwirken, sondern auch auf seine Kraft. Früher hätte er diesen Versager spielend erledigt. Vegeta hätte Kakarott die schlimmsten Verletzungen zugefügt, wenn nicht sogar seinen erbärmlichen Körper auseinander genommen.

 

„Doch, Vegeta. Wir... Wir sind uns ebenbürtig!“ Erneut konnte er einen Schritt nach vorne wagen, obwohl seine Faust herbeigeführt durch den Druck bereits schmerzte. „Du... Du kannst mich... nicht besiegen.“

 

„Und ob ich das kann!“, knurrte der angesprochene Saiyajin, bevor er einem sichtlich verwirrten Kakarott entgegenblickte.

 

„Du bluffst.“ Der folgende Schlag traf den größeren Saiyajin unvorbereitet, der anschließend stöhnend zusammensackte. Seine Augen waren zusammengekniffen, als er über die Schulter nach oben sah, um den Angreifer auszumachen. „Radditz?“, röchelte er im Anschluss perplex.

 

Doch sein Bruder beachtete ihn gar nicht, sondern verneigte sich ehrfürchtig vor dem König – den Blick gen Boden gesenkt. „Majestät, ich muss mich für das Verhalten meines einfältigen Bruders demütigst entschuldigen. Und zu dir, du wandelnder Misserfolg“, bellte Radditz, nachdem er sich seinem Bruder zuwandte. „Du bist eine Schande – für mich und für alle Saiyajins, die unserer Blutlinie zukünftig angehören werden.“ Zusätzlich verpasste er ihm noch einen Schlag gegen die Wange, als er sich zu ihm hinabbeugte, nach seinem Kragen griff und den irritierten Kakarott auf die Beine zog. „Verdammt, Kakarott. Deinen König herauszufordern, das ist Verrat!“

 

Er musste seinen kleinen, rebellierenden Bruder irgendwie aufhalten.

 

„Radditz, so war das nicht“, erwiderte er schmerzvoll – die Hände schützend über seinen Kopf haltend, aufgrund der Härte, die sein Bruder in seine Schläge legte. „Du verstehst nicht. Ich wollte doch nur, dass -“

 

„Halt den Mund, Kakarott. Du und deine kleine Freundin habt genug angestellt, was keine weitere Erklärung bedarf, verstanden?“ Seine Hand legte sich grob um den Stoff der Kleidung seines Bruders, bevor er ihn nach vorne Richtung Portal stieß, um gemeinsam mit ihm den großen Saal zu verlassen. Doch bevor Radditz verschwand, hielt er am Tor inne und sah noch einmal zu Vegeta, dessen leerer Blick nach unten zu seinen offenen Handinnenflächen gerichtet war.

 

Aber ihm stand es nicht zu, Vegeta Ratschläge zu geben, weshalb er kopfschüttelnd den Thronsaal verließ. Ja, Radditz würde warten müssen, bis Vegeta den ersten Schritt auf ihn zugehen würde. Aber das würde niemals passieren.

 

Vegeta hingegen starrte entgeistert den beiden Saiyajins nach und wartete, bis sie verschwunden waren. Indessen fragte er sich, wie es passieren konnte, dass Kakarott ihn um Haaresbreite besiegt hätte? Grundgütiger, er hatte nicht einmal mehr die Kraft, zu seinem Thron zurückzufliegen. Im Gegenteil, er konnte sich lediglich nur noch auf seinen Hintern fallen lassen, die Beine anwinkeln und gierig nach Luft schnappen. Zu mehr war er nicht mehr in der Lage...

 

Wäre Radditz nicht gekommen, wäre Vegeta untergegangen. Er... Er hätte den Kampf verloren.

 

„Verdammte Scheiße!“, flüsterte er erniedrigt, aber selbst seine Ausflüchte waren eine immense Anstrengung. Sein Glück war es, dass niemand diesen Zusammenbruch sah, da er einen weiteren Kampf nicht überstanden hätte.

 

 
 

~*~

 

 

Je näher er sowohl dem Ort, als auch dem Objekt der Begierde kam, desto besser fühlte er sich. Sein Körper wurde zudem von unbekannten Gefühlen übersät, die er momentan nicht zuordnen konnte, aber das war nebensächlich. Hinzu kam eine fremde Kraft, die seine Hülle flutete und ihn mit neuem Lebensmut ausstattete. Es war ihm egal, woher die Kraft kam, solange sie seinen Zweck erfüllt, war ihm jedes Mittel recht gewesen. Unterdessen wanderte sein Blick ausgiebig umher, auf der Suche nach Anhaltspunkten, die er nicht fand. Stattdessen wanderten seine Augen zu einer weiteren Gestalt, die ihn begleitete.

 

„Und? Spürst du etwas?“, hauchte er in die Dämmerung hinein. „Kannst du etwas ausmachen?“ Nebenbei sah er sich abermals verstohlen um, während sie sich hinter einem übelriechenden Strauch versteckten. Der Gestank war kaum auszuhalten, aber er besann sich und rief sich immerzu in Gedanken, wieso er all das auf sich nahm.

 

„Ja“, antwortete die zweite Stimme gehorsam. „Ganz in der Nähe.“ Mithilfe seines ausgestreckten Fingers zeichnete er in der Luft den Standort ab, wo sein Scouter anschlug. „Von dort empfange ich eine schwache Energie – weiblich, geschwächt.“

 

Eine schwache Aura? Wo war die zweite, die starke Aura?

 

Darauf bedacht, sich unauffällig zu verhalten, schob einer der Ankömmlinge mit spitzen Fingern das Geäst zur Seite, doch alles, was ihm entgegensah, war... nichts. Gar nichts – abgesehen von weiten Feldern. Mit bloßem Auge konnte er nichts ausmachen, woraus er überhaupt irgendetwas hätte schlussfolgern können. „Wie weit ist es noch?“, brummte er hinter sich, ohne seinen Nebenmann eines Blickes zu würdigen. „Kannst du eine genaue Entfernung ausmachen?“ Die Nervosität stieg kontinuierlich an, seine Aura lief auf Hochtouren, weil er nicht wusste, was geschehen würde.

 

Phlegmatisch wurde der Scouter bestätigt, bis dieser wiederum ein ersehnten Aufleuchten vor den Augen desjenigen projizierte und eine eindeutige Zahl zu erkennen war. „Ungefähr zwei Kilometer.“ Auch seine Augen waren zu dem Punkt gewandert, aus deren Richtung die Energie zu spüren war. „Ist das ausreichend oder sollten wir uns etwas entfernen?“

 

„Nein, nicht entfernen. Das ist nicht nötig.“ Die heisere Stimme klang gehetzt, als wäre der dazugehörige Körper einen Marathon gelaufen, für den der Körper nicht ausgelegt war. „Wir haben nicht den weiten Weg auf uns genommen, um jetzt zu verschwinden.“

 

„Aber -“

 

„Ich sagte, dass wir uns nicht entfernen!“, unterbrach er seinen Gefolgsmann, dessen Worte er genau abwägen konnte, aber... sie waren unsinnig. Das Weib würde ihre Auren niemals fühlen können, weil sie es nie gelernt hatte. Des Weiteren wollte er in seiner inexistenten Seifenblase bleiben und sich dem Gedanken hingeben, dass es genügte, wenn er sie sah... Er wollte sich der Imagination hingeben, dass sein Planet – aufgrund seiner Taten – nicht in Gefahr war. Er wollte sich einreden, dass das, was er tat, der richtige Weg war – jedenfalls für ihn und seine innerliche Unruhe.

 

Radditz hatte seine Ausrede kommentarlos akzeptiert, dass Vegeta lediglich selbst nachsehen wollte, ob alles in Ordnung war. Schließlich war Vegeta schon immer sehr... überzeugend. Dass er bloß an sich und seine Sehnsucht dachte. Ja, er wollte sie kontrollieren und sicherstellen, dass Turles seine Finger bei sich behielt, während Vegetas Abwesenheit... Allerdings hielt er diese Gründe unter Verschluss.

 

War es nicht absurd? Wegen einer Banalität setzte er das Schicksal seines Volkes aufs Spiel. Wegen etwas trivialem, wie den Gefühlen die er für das Mädchen hegte, hatte er Halbgott gespielt – wissentlich und sich darüber bewusst, welche Konsequenzen ihm drohten. Schlicht und einfach gesagt: in Vegeta kochte die Eifersucht, um diesem unbekannten Gefühl, das er die ganze Zeit verspürte, endlich den korrekten Namen zu geben. Sie brodelte unermüdlich. Als würde sie sich in einem Topf befinden, dessen Inhalt drohte überzulaufen und die frisch gewischten Böden unter einer zehn Zentimeter dicken Blutschicht zu vergraben. Doch jene Eifersucht hatte die Kontrolle übernommen, seit sie Vegeta-Sei verlassen hatten. Sie steuerte den König. Sie manipulierte sein Handeln, sie beeinflusste sein Denken und er ließ sich von ihr führen.

 

Grundgütiger, er war so erbärmlich geworden.

 

„In Ordnung, Majestät“, knirschte Radditz verbissen. „Bleiben wir am Boden oder... oder fliegen wir?“ Sein Schopf hob sich so weit nach oben, dass nur sein Augenpaar knapp über dem Rand des Gestrüpps erkennbar war.

 

„Besorgt, Radditz?“, wollte Vegeta spöttisch wissen.

 

„Was? Nein, natürlich nicht.“

 

„Du musst dir wegen Turles keine Gedanken machen. Es ist irrelevant, ob wir laufen oder fliegen. Schließlich ist er immer noch im Besitz eines Scouters.“ Verdammt, jetzt hätte Vegeta zu gerne mit Bulmas Vater in dessen Labor gesessen und über die Methoden gesprochen, die Kakarott beherrschte. Dieser Narr, der auf der Erde gelernt hatte, die Aura seines Gegners auszumachen – ohne auf die Hilfe eines Scouters angewiesen zu sein. Vermutlich war es diesem Arsch auch möglich, die Kampfkraft zu unterdrücken. Ja, bestimmt konnte dieser Pisser auch seine Aura gänzlich löschen.

 

„Äh... Na ja, den haben wir ja auch?“, warf Radditz grübelnd ein.

 

„Blitzmerker.“ Schnaufend entfernte er sich vom Boden, bevor er hastig von dannen flog – ohne Radditz ein Zeichen zu geben, der scheinbar froh gewesen war, den restlichen Weg zu fliegen. Es war bedeutend angenehmer, wenn man zum Ziel flog, das man binnen weniger Augenblicke erreichte. Allerdings wünschte sich Vegeta just in dem Moment, dass die bevorstehende Begegnung noch etliche Kilometer andauern würde, doch das Haus war ihm sofort ins Auge gesprungen – das verlassen und einsam inmitten der Einöde emporragte.

 

Unweigerlich waren die beiden Saiyajins auf dem Boden gelandet – versteckt hinter einem Baum. Vegeta wäre beinahe in den Boden geknallt, angesichts der Unruhe die in ihm tobte und sein Kontrollzentrum stark beeinträchtigte. Aber er war unheimlich nervös, was er unbedingt abschütteln wollte. Immerhin musste er gelassen bleiben. Insofern begann er, die nach vorne gefallenen Haare wieder in ihre aufrichtige Position zu bringen, während Kakarotts Bruder auf weitere Instruktionen wartete.

 

„Vegeta?“ Nun ja, der König würde ihm so schnell keinen Befehl geben, oder? Zu gebannt ruhten seine Augen auf dem Haus. Auch ihm war – wie Turles auch – das Schicksal seines Königs bekannt, aber es klang so surreal.

 

„Was ist?“

 

Radditz wusste nicht, wieso er Vegeta ausgerechnet jetzt duzte. Es lag wohl an der Situation. „Soll... Soll ich alleine gehen oder kommst du mit?“

 

„Blöde Frage.“

 

„Kannst du mir trotzdem antworten?“, beharrte der große Saiyajin augenrollend.

 

„Tu mir den Gefallen und geh endlich, Radditz. Mach irgendetwas, damit ich mich davon überzeugen kann, dass ihr Körper unversehrt ist.“

 

Ja, toll. Wie sollte er das anstellen? Darüber hinaus ging es ihm gar nicht gut, wenn er an seinen Planeten und das bevorstehende Unheil dachte, angesichts des verbotenen Aufenthalts auf der Erde und die damit verbundene Nähe zwischen Vegeta und Bulma. „Was soll ich ihr sagen? Das, was wir besprochen haben?“

 

Diese Dummheit, die Radditz an den Tag legte. Sie musste eindeutig erblich bedingt sein, was Kakarotts Idiotie erklären würde.

 

„Nö, natürlich nicht das, was wir besprochen haben. Du könntest sie ja fragen, wie es ihr geht? Oder sag ihr doch, dass du gekommen bist, weil du unbedingt wissen musst, wie man an Intelligenz gewinnt, damit du deinen König zukünftig nicht mehr mit dümmlichen Fragen in den Wahnsinn treibst“, herrschte er ihn letztendlich an, ehe er sich genervt und mit verschränkten Armen zur Seite drehte. „Zum Teufel nochmal, natürlich sollst du das machen, was wir besprochen haben!“

 

Sie hatten sich seit vier Wochen nicht mehr gesehen. Vielleicht war nun genug Zeit vergangen, so dass er sich ihr wieder nähern durfte? Aber konnte man das Schicksal mit Zeit besänftigen? Konnte man etwas so machtvolles beruhigen, indem man wartete? Womöglich nicht, da es das Schicksal nie eilig hatte. Nein, er würde kein Risiko eingehen. Er würde sie bloß ansehen und danach verschwinden, ehedem er seinen Plan weiterhin verfolgen würde. Aber auch das war eher nebensächlich, da er gespannt darauf wartete, dass die Tür geöffnet wurde.

 

Die Spannung war zum Greifen nah und erst als vorsichtig die Tür nach innen gezogen wurde, atmete Vegeta in der Ferne erleichtert auf. Und es war egal, dass er abseits stand. Er war so konzentriert, dass er ihre leise Stimme deutlich wahrnahm.

 

„Ja?“, entkam es Bulma flüsternd, die die Tür leichtsinnig geöffnet hatte, in dem Glauben, Wandersleute wären vorbeigekommen, die eine kurze Pause einlegen wollte. Doch sie bereute diesen Schritt sofort, nachdem sie ihr Gegenüber mit geweiteten Augen ansah. Ihre Finger klammerten sich in dem harten Holz der Tür fest, anlässlich des Anblicks dieses Hünen, der Bulma in Panik versetzte. Wie von Sinnen wollte sie die Tür zuschlagen, sie verbarrikadieren, sie -

 

Nein!

 

Radditz' Fuß war schneller. Er preschte ihn zwischen die Tür und den dazugehörigen Rahmen, bevor er seine Hand behutsam gegen die Tür legte. Anschließend schob er sie zaghaft auf, ohne das Mädchen aus den Augen zu verlieren.

 

„Nicht“, bemerkte er genauso leise. „Das bringt dir gar nichts.“ Er war ihr nun mal deutlich überlegen und diesen Vorteil nutzte er gnadenlos aus, indem er die Tür weiter aufschob und Bulma somit in das Innere des Hauses drängte.

 

„Was... Was willst du hier?“, stotterte sie im Gegenzug, während sie wispernd nach hinten torkelte. Zugleich versuchte sie sich blind an der Wand abzustützen, ehe sie noch über irgendetwas stolperte und zu Boden fiel. „Turles ist... er ist heute Morgen weggeflogen.“

 

„Weggeflogen?“, horchte Kakarotts Bruder auf. „Er ist nicht hier?“

 

„Nein, er... er ist wirklich nicht hier“, bekräftigte sie schluckend.

 

„Wohin ist er geflogen?“

 

„Das... Das weiß ich nicht“, erwiderte Bulma röchelnd. Sie wusste es wirklich nicht. „Ich... Ich denke, dass er mit seinem Training nicht... nicht zurückfallen möchte.“

 

„Mädchen, lüg mich nicht an.“

 

„Ich... Nein, ich versichere dir, ich belüge dich nicht, Radditz.“ Um Gottes Willen, das Herunterschlucken des dicken Kloßes in ihrem Hals tat bereits weh. „Ich gehe nur davon aus, weil... er meldet sich ja nicht bei mir ab und ich weiß auch nicht, wo er trainiert.“

 

Skeptisch drückte der Saiyajin einen am Scouter befindlichen Knopf, der ihm unmittelbar mitteilte, dass sie alleine waren – abgesehen von Vegeta, der draußen wartete. Trotzdem... Radditz war misstrauisch, weshalb er sich aufmerksam umsah, bis Bulma sich durchrang und weitersprach.

 

„Turles ist... wirklich nicht da. Bitte glaub mir doch.“

 

„Du denkst“, murrte Radditz und sah eindringlich in ihr Gesicht, „dass ich wegen Turles hier bin?“ Unverständnis zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. Scheinbar konnte sie es nicht glauben, dass er ihretwegen hier war.

 

„J-Ja. Wieso... solltest du sonst hier sein?“

 

„Bedauerlicherweise bin ich deinetwegen hier. Du bist der Grund, warum ich diesen Planeten aufgesucht habe.“

 

Seine riesige Gestalt schüchterne die Saiyajin ein. Noch schlimmer waren seine Blicke, die ununterbrochen auf ihr hafteten. „Meinetwegen? Du... Du bist meinetwegen hier?“ Oh nein, was für einen Grund könnte es geben, dass er sich die Mühe machte, nach ihr zu suchen? „Ist... Ist etwas passiert? Bringst du mir meine Eltern oder... oder Son Goku?“ Sie wollte noch Chichi und Yamchu hinzufügen, doch unterbrach Radditz sie recht schnell.

 

„Weder noch.“

 

Aber... Bulmas Euphorie erlosch augenblicklich. Ihr erhelltes Gesicht verwandelte sich in eine triste Mimik, das Misstrauen symbolisierte. Schiere Angst klammerte sich um ihren zitternden Leib, den sie nicht mit Ruhe in Einklang bringen konnte, angesichts des gigantischen Schattens, den Radditz' Gestalt warf und damit drohte, sie inmitten des Flures zu verschlingen.

 

„Bitte, Radditz. Sag... Sag mir die Wahrheit.“ Sie hatte all ihren Mut zusammengenommen, als sie auf den Riesen zuging und bedächtig ihre Hand auf seinen muskulösen Unterarm legte. „Bitte sag mir, dass... dass meine Eltern noch leben.“

 

Es war eine weitere Situation, mit der Radditz nicht umgehen konnte. Selbiges Verhalten hatte er schon damals an Kakarott kritisiert, als er noch klein gewesen war. Auch er war... er war so lieb und fürsorglich gewesen – Eigenschaften die mit einem Saiyajin nicht in Verbindung gebracht wurden. „Ja, sie leben.“

 

„Oh, Gott sei Dank.“ Befreit sank ihr Kinn gegen ihren Brustkorb. Man konnte ihre ruhiger werdende Atmung hören, was auch Radditz beruhigte, da er nicht auf unkonventionelle Maßnahmen zurückgreifen wollte. Keine Ahnung wieso, aber er wollte es um ihretwillen nicht.

 

Zum Abschluss drehte er sich von dem Mädchen weg, doch durch die Tür trat er nicht. Er blieb davor stehen, beäugte kurzweilig den Türrahmen und blickte abschließend über seine Schulter – zu dem Mädchen, das versunken in ihren Gedanken hinter ihm stehen geblieben war. Offensichtlich glücklich, dass ihre Eltern lebten. Es war jedoch ein seltsames Bild... Sie war ein so schwaches Wesen und dennoch war es ihr wichtiger, ihre Eltern in Sicherheit zu wissen, statt ihr eigenes Leben zu schützen. Es war bizarr. „Aber ich werde von nun an die Fragen stellen, klar?“

 

„Aber -“

 

„Es gibt kein aber, Mädchen und jetzt komm.“ Mit seiner Pranke deutete er zur offen stehenden Tür, durch die er Bulma zwingen wollte. Je schneller Vegeta sie gesehen hätte, umso schneller entkäme Radditz der Situation, diesem Planeten und... dem Mädchen, deren Augen mit Tränen gefüllt waren...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Seredhiel
2018-09-22T12:21:30+00:00 22.09.2018 14:21
So viele neue Kapitel *sich freut*

schön geschrieben wie immer ^-^
nur verstehe ich Vegeta echt langsam nicht mehr... was will er denn nun *grübelt*
Er sollte sich vlt eingestehen was er verbergen will und sich nicht wie ein Tyrann benehmen, denn das ist er echt nicht XD
Ich hätte Akira schon längst eine reingehauen und wäre zu Bulma auf die Erde gegangen *kichert*

Goku ist klasse :D der zeigt Vegeta seine Grenzen und offenbart ihm auch, wieso er stärker wird XDD

sehr spannend, bin gespannt was er mit den Dragonballs vorhat xD

mach weiter so *Kekse und Eisbecher da lass*
Von:  Tonja1987
2018-09-20T18:53:35+00:00 20.09.2018 20:53
Ich finde die Geschichte echt gut 😀
Ich kann es immer kaum erwarten bis es weiter geht xD
Den Kommentar unter mir finde ich echt lustig. Beim Lesen habe ich es erst gar nicht so empfunden, aber wenn man so drüber nachdenkt erinnert mich Vegetas Verhalten wirklich an die Jungs zu meiner Schulzeit *lol*
Da wurde auch immer der Kumpel vorgeschickt, wenn sich nicht getraut wurde ein Mädel anzusprechen xD
Von:  sama-chan
2018-09-10T06:30:32+00:00 10.09.2018 08:30
Goku du bist ein Held! Zu gern hätte ich daneben gestanden, als Goku Vegeta so richtig zugesetzt hat. Dieser Idiot hat es auch verdient! 👍
Und Vegeta führt sich echt wie ein pubertierender Jüngling auf - beschattet das Mädchen seiner Träume und schickt noch einen Kumpel vor. Das hat echt Charakter. 😂
Bin riesig gespannt, was passiert, wenn sie Vegeta wieder sieht und wie es weitergeht.
Freu mich schon aufs nächste Kapitel!!!


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