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Manus manum lavat

von

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Die Hand greift nach dem, was das Auge sieht

Aus den Trümmern unserer Verzweiflung bauen wir unseren Charakter.

- Ralph Waldo Emerson

 

 
 

~*~

 

- Kapitel sechzehn -

 

 

Sein Ziel war klar – das war es schlussendlich immer, weil er nichts tat, ohne darüber nachzudenken. Allerdings lag es oftmals an der Umsetzung, jenes Ziel zu verwirklichen, weil er für seinen Geschmack zu oft unter Beobachtung stand. Dieses inadäquate Stadium würde sich jetzt – nach all seinen Fehltritten – auch nicht mehr ändern, sondern verschlimmern. Aber er wäre nicht Vegeta, wenn er nicht auch diese Lästigkeit abschütteln konnte. Er müsste nur cleverer als die anderen sein, was keine allzu große Herausforderung sein dürfte, angesichts dessen, dass die Soldaten seines Vaters komplette Vollidioten waren. Siegessicher rieb er sich seine Hände, als er dem großen Tor näher kam, das ihn von der Außenwelt abschottete. Der Fehler seines Vaters war einfach, dass er vergaß, dass auch Vegeta hier aufgewachsen war und wusste, wo sich welcher Wachposten befand. Anlässlich der Routine, die im Palast herrschte, wurde es ihm nur noch einfacher gemacht, den dicken Palastmauern zu entkommen.

 

Dennoch musste er vorsichtig sein, da sein Vater der Überzeugung war, dass Vegeta parierte. Wie dumm der König war... Vegeta war von seinem Stolz zerfressen. Niemals würde er kapitulieren – vor seinem eigenen Vater schon gar nicht und wäre sein Plan nicht so wichtig, würde er es sogar darauf ankommen lassen, erwischt zu werden, nur um Zeuge davon zu werden, wie unbeherrscht sein Vater um Fassung rang, wenn er von Vegetas Ungehorsam erfuhr. Aber es war ihm nun mal nicht egal. Daraufhin öffnete er auffallend unauffällig das Tor, er schob das knarzende Holz zurück und passierte den Bogen, der das Tor umfasste.

 

„Sie machen es mir auch wirklich zu einfach“, entkam es ihm grinsend, nachdem er nach oben zur Schlossmauer sah und den patrouillierenden Wachposten entdeckte. Vorsichtshalber warf er noch einen Blick zur Seite; wer wusste, inwiefern hier rationell vorgegangen wurde? Schließlich bestand die Möglichkeit, dass man ihn in falsche Sicherheit wiegen wollte, aber auch diesen Gedanken schob er von sich, nachdem er einen weiteren, bekannten Wachposten erspähte. „Viel zu einfach“, fügte er missbilligend hinzu. Infolgedessen umkreisten Bilder seine Gedanken. Bilder, wie er mit Energiefesseln in sein Zimmer geführt wurde, aber nichts dergleichen geschah. Der Prinz wurde weder angesprochen, noch aufgehalten. Stattdessen sahen sie ihm wortlos hinterher, ohne aktiv zu werden. Doch das sollte seine letzte Sorge sein, entschied er, während er in die Lüfte stieg und davonflog.

 

Ob sein Vater davon ausging, nichts dummes anzustellen? Wie töricht. Dachte er wirklich, Vegeta würde sich seinem Willen beugen und in seinem Zimmer verrotten? Befahl er daher seinen Soldaten, nicht einzugreifen, weil er der Annahme war, sein Sohn würde sich nicht allzu weit vom Palast entfernen? Beim heiligen Polunga, nicht nur Vegeta hatte nichts gelernt – auch sein Vater nicht, der scheinbar jedem blindlings vertraute.

 

„Sei's drum.“ Vegeta überquerte die vielen Landschaften und je tiefer er in die Dörfer drang, umso besser kristallisierten sich die Verhältnisse heraus – die Häuser wurden niedriger, kleiner, ungeschützter... Straßen waren durch einfache Lehmwege ersetzt worden, was ihm zuvor nie aufgefallen war, weil er nie über den Tellerrand hinausblickte. Aber auch das war unwichtig. Inzwischen war er so weit geflogen, dass sich bereits dutzende Wälder unter ihm abzeichneten. Keine Struktur war zu erkennen, doch kannte er den Weg auswendig, wäre er doch – angekommen an seinem Ziel – auch in ihrer Nähe und wenn er recht überlegte, war sein Vorhaben lächerlich und würdelos, vielleicht auch krank, doch würde er sich von diesen Eindrücken – diesen bösartigen Attributen, die er gar nicht in den Mund nehmen wollte – nicht aufhalten lassen. Zu fixiert war er auf sein Bestreben.

 

Folglich landete er auf dem sandigen Boden und tigerte – wie schon vor dem Thronsaal – umher, bis er beschloss, das marode Holz, das eine Tür darstellen sollte, mit herben Schlägen zu bearbeiten. Im Innern der Behausung konnte er dumpfe Schritte vernehmen – die dennoch hektisch klangen und hinter der Tür inne hielten. Aber wieso öffnete man ihm nicht? Aufgrund seiner heruntergefahrenen Aura? Zog das Misstrauen neuerdings in die Köpfe seiner Untertanen?

 

Vegeta klopfte abermals gegen das Holz – dieses Mal noch fester. „Mach die verdammte Tür auf, Radditz! Ich bin's – Vegeta“, giftete der Saiyajin gereizt.

 

„Vegeta? Radditz, es ist Vegeta!“

 

„Ich bin nicht taub, du Idiot!“, zischte der ältere Saiyajin zurück, nachdem er seinen kleinen Bruder brummend zur Seite stieß.

 

Augenrollend klinkte sich Vegeta in die Unterhaltung ein; trotz verschlossener Tür: „Redet doch noch ein bisschen lauter, damit auch der letzte Saiyajin im Palast euch hören kann.“ Und Radditz war der Saiyajin, dem Vegeta widerwillig vertraute? Vielleicht war seine Idee, ausgerechnet hierherzukommen nicht seine beste Idee? Nein, quatsch. Er sollte diese Aussage revidieren. Radditz war immer vertrauenswürdig gewesen, wenngleich sein kleiner Bruder ein elender Quälgeist war. Entsprechend seiner Manier – die Arme vor seiner Brust verschränkt –, wartete er darauf, dass man endlich diese scheiß Tür aufzog. „Verflucht, wo hängt's denn, Radditz?“ Im Anschluss hörte er, wie ein Körper gegen die Wand gestoßen wurde, was den wartenden Saiyajin erheiterte. Gerne hätte er diesem Spektakel beigewohnt. Jawohl, er wäre sogar bereit gewesen, Radditz zu applaudieren, der scheinbar kapierte, dass er über Kakarott stand.

 

„Geh nach oben, Kakarott“, drang die dunkle Stimme durch die verschlossene Tür, bevor sie jäh aufgezogen wurde. Kleine Staubwolken wurden aufgewirbelt – verursacht durch den einkehrenden Windzug –, die im Sonnenlicht deutlich sichtbar wurden.

 

„Na endlich“, beschwerte sich der Prinz und rümpfte ablehnend die Nase, angesichts des Staubes. „Wir müssen reden, Radditz“, ergänzte er, ohne seinem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, sich zu sammeln – gar den Prinzen hereinzubitten.

 

„Müssen wir das?“

 

„Ja“, bemerkte er – der Explosion nahe. Obwohl ihm der Zutritt noch nicht gewährt wurde, schob er Kakarotts Bruder in das Innere der kleinen Behausung und schloss die Tür, woraufhin die Konturen der beiden Saiyajins von der Dunkelheit verschluckt wurden und Vegeta sich fragte, wie man es bevorzugen konnte, in dieser Dunkelheit zu leben? Kein Wunder, dass Radditz so blass aussah. Jedoch war sein Anliegen dringlicher, das er baldigst geklärt haben wollte. „Bevor wir uns aber darüber unterhalten, musst du mir noch was erklären.“ Kurz darauf erreichten sie einen weiteren Raum, der allem Anschein nach als Küche diente.

 

„Und das wäre?“, murrte Radditz.

 

„Höre ich Abscheu in deiner Stimme?“, erwiderte der kleine Saiyajin, dem Radditz' Vorbehalte sauer aufstießen. Pah, sein Volk erwartete die Erfüllung der königlichen Pflichten. Demzufolge erwartete Vegeta Respekt. Radditz hätte wenigstens so tun können, als würde er diesen Vegeta zollen. „Das solltest du ablegen, aber schnell.“

 

„Ich bin bloß misstrauisch, was ihn betrifft“, betonte der Low-Level-Kämpfer niedergeschlagen, während er zur Zarge deutete, die den Flur zur oberen Etage abgrenzte.

 

„Na klar, aber lassen wir fünf einmal gerade sein.“ Angewidert umrundete er den schäbigen Tisch, doch hielt er abrupt an, platzierte seine Hand auf der Oberfläche und sah seinem Komplizen entgegen. „Wieso hat er gezögert, die Tür zu öffnen?“ Zwischenzeitlich wägte er gedanklich ab, wie er seinen unausgesprochenen Befehl rechtfertigen konnte, da man sein Vorgehen mit Sicherheit hinterfragen würde. „Radditz? Nochmal frage ich nicht.“

 

Sein Name ließ ihn dazu hinreißen, den Blick des Prinzen zu erwidern. „Er hat mir von deinem Angriff erzählt – nach dem Fest. Er hat mir auch gesagt, wo du lebst.“

 

„Hat er das, ja?“

 

„Ja. Zugegeben, ich war verblüfft, aber nicht sonderlich überrascht. Kakarott hingegen traut dir seitdem aber nicht mehr über den Weg.“ Die Aussage verleitete ihn dazu, zu schmunzeln, war sein Bruder doch vorher nicht so scheu. Aber Kakarott war schon immer anders als die anderen Saiyajins – er war aufgeschlossen, gnädig, anders eben. Er entsprach nicht dem typischen Bild eines Saiyajins. „Ich dagegen finde es amüsant.“

 

Es erfreute Vegeta ebenfalls. Er mochte Demut, jedoch keine Skepsis, hinsichtlich seines Kalküls. „Ich bin nicht hier, um über meinen verkürzten Aufenthalt zu scherzen. Auch wenn mein Vater mich gerne lebenslänglich dort einquartiert hätte. Nein, ich bin wegen etwas anderem hier.“

 

„Dass ich nicht sonderlich begeistert bin, was das betrifft, ist dir -“

 

„Unwichtig, Radditz“, winkte er ab. „Ob du begeistert bist oder nicht, interessiert mich nicht.“

 

Er hatte es befürchtet. Sobald Vegeta ihn aufsuchte, um etwas mit ihm zu besprechen, wusste Radditz, dass es sich dabei um etwas handelte, was Vegeta selbst in Schwierigkeiten bringen könnte. Diesbezüglich schob er diese Verantwortung von sich, so dass er sich keinen seiner königlichen Finger beschmutzte. Schlimmer war jedoch die Tatsache, dass Radditz den Befehl ausführen würde.

 

„Wenn du es clever anstellst, wird dir nichts passieren“, fuhr Vegeta fort, nachdem er zurücktrat, sich gegen die Küchenzeile lehnte und abermals die Arme vor der Brust überkreuzte. „Demzufolge rate ich dir, klüger als die anderen zu sein“, endete er grinsend, da Radditz' Schmunzeln dem blanken Entsetzen weichen musste.

 

„Vegeta, du bringst mich -“

 

„Wenn du dich weigerst, wirst du – sobald ich den Thron besteige – in der Versenkung verschwinden, Radditz. Ich schwöre dir bei meiner Ehre, ich werde dich nicht zur königlichen Armee berufen.“ Erpressung half immer. Jeder Saiyajin war bestechlich, so auch der vor ihm stehende Saiyajin, der die Chance – ein sorgenfreies Leben in der Stadt zu führen – ergreifen würde. Schließlich war dies Radditz lang gehegter Wunsch, den der Prinz ihm erfüllen könnte, dafür aber eine entsprechende Gegenleistung verlangte. „Führ meinen Befehl aus. Lass dich nicht erwischen und alles wird bestens.“

 

„Vegeta, das sagst du immer. Schlussendlich sind wir immer aufgeflogen. An unsere letzte Aktion muss ich dich doch nicht erinnern, oder?“

 

„Spielst du auf Namek an, ja?“ Daraufhin bleckte Vegeta die Zähne. Wollte Radditz etwa damit sagen, dass Vegeta immer scheiterte? Er gab zu, dass sie nicht vorangekommen waren. Sie – Vegeta, Radditz und Nappa – konnten den Auftrag nicht erfüllen, aber anhand einer gescheiterten Mission Vegetas Bilanz – bezüglich seiner Taktik – in Frage zu stellen, war doch etwas zu viel des Guten. Zusätzlich erinnerte ihn Radditz' Vorwurf an die Aussage, die ihm Bulmas Vater an den Kopf warf, der seine Enttäuschung sehr akribisch ausgedrückt hatte.

 

„Nein. Ich rede von der Aktion, die uns dahin gebracht hat, wo wir jetzt sind – am Boden.“

 

Nein, Vegeta würde sich nicht reizen lassen. Stattdessen hob er feixend den Zeigefinger, während er Radditz' Züge genau musterte. „Es hängt dieses Mal nicht von mir, sondern von dir ab. Du alleine bist für den Erfolg verantwortlich.“

 

„Dann erkläre mir endlich, was du willst.“

 

„Fein.“ Mit Vergnügen kam Vegeta diesem Gefallen nach. Er stieß sich von der Zeile ab, näherte sich dem Tisch und zog den Stuhl zurück. Er würde seinem ältesten Freund konkretisieren, womit genau er ihn beauftragte. Ihn zudem als Freund zu bezeichnen, klang abstrus, aber wenn er einen aufzählen müsste, dem er vertraute, dann war das Radditz. „Ich möchte, dass du Kakarotts kleine Freundin im Auge behältst.“

 

„Was?“ Nebst Vegeta hatte sich auch Radditz auf einem der alten Stühle niedergelassen. „Die Kleine von der Erde? Warum?“

 

„Weil ich wissen will, was sie treibt – klingt einleuchtend, oder?“ Dass er alles von ihr wissen wollte, erwähnte er nicht explizit, war in Anbetracht seines Auftrages aber auch nicht notwendig, da man die Schlüsse herleiten konnte. „Ich will informiert werden, wenn sich jemand Fremdes ihr nähert. Ich möchte, dass du ihr folgst, wenn sie das Haus verlässt – ohne, dass Kakarott etwas bemerkt. Schaffst du das?“

 

„Vegeta.“ Kopfschüttelnd und mit wedelnder Hand stemmte Radditz seinen Körper gegen die Rückenlehne des Stuhls. „Das ist Irrsinn. Das Mädchen ein, vielleicht auch zwei Mal zu beschatten – in Ordnung. Ihr Leben auf Schritt und Tritt zu verfolgen – das ist Wahnsinn.“ Beide Saiyajins saßen lange in der abgedunkelten Küche, angesichts der Intensität ihres Gesprächs. Der Saiyajin mit den bodenlangen schwarzen Haaren wollte dem Prinzen seinen Einfall ausreden – sofern man etwas so diffiziles Einfall nennen konnte. „Kakarott würde es merken, wenn ich ständig außer Haus bin, um dem Mädchen nachzustellen, das scheinbar deine Welt auf den Kopf gestellt hat.“

 

„Dann lass dir was einfallen.“ Wie verzweifelt war er, als er diesen Plan nach seinen Vorstellungen formte? „Es ist mir egal, wie du das anstellst – ich lasse dir freie Hand. Aber tu es, Radditz.“ Grundsätzlich fiel es ihm immer leichter zu beteuern, dass es ihm gut ging, statt zu erklären, wie zermürbt er war. So auch hier. Ihm würde es erst besser gehen, wenn Radditz ihr Schatten geworden wäre.

 

„Das ist unvernünftig, und das weißt du.“ Radditz war nicht wohl dabei, das Leben des Mädchens auf Biegen und Brechen zu schützen. „Ich verstehe von diesen Dingen nichts, aber ich sage es dir nochmal: Das, was du vor hast, ist rückständig.“ Nein, Radditz kannte sich in Liebesbeziehungen nicht aus. Das wollte er auch nicht, weil es mit Problemen zusammenhing, die er nicht gebrauchen konnte. Ihm genügte es, wenn er die leicht bekleideten Damen aufsuchen konnte, die keinerlei Verpflichtungen von ihm erwarteten.

 

„Was bist du? Meine Amme?“ Witzig, dabei ging Vegeta stets davon aus, dass Turles diese Rolle einnahm. „Was du davon hältst, ist irrelevant. Du wirst das tun, was ich dir sage. Haben wir uns verstanden?“

 

„Vegeta, ich -“

 

„Ob du mich verstanden hast?“, knurrte Vegeta, nachdem er aufgestanden und zu Radditz gegangen war. Anschließend krallten sich seine Finger in seinen buschig schwarzen Haaren fest, wodurch er Radditz' Kopf auf die Tischplatte schlagen konnte, ehe Vegeta sich zu seinem Gesicht hinabbeugte und die blutige Nase entdeckte. „Du wirst das Mädchen beschützen. Im schlimmsten Fall sogar eingreifen – koste es, was es wolle!“

 

„Vegeta, meine -“

 

„Wenn ihr etwas zustößt, Radditz, dann versichere ich dir, werde ich dich umbringen.“ Natürlich brachten ihn seine Absichten nicht weiter, aber es befriedigte ihn, inoffiziell an ihrem Leben weiter teilzunehmen und das würde er, wenn Radditz ihm erzählte, wie ihr Leben ohne ihn vonstatten ging. „Und jetzt hör auf, mir zu widersprechen. Ansonsten“, fuhr er herausfordernd fort, zog Radditz' Schädel nach hinten und schlug diesen erneut auf die Platte, „wird Kakarott das ausbaden müssen.“ Nachfolgend packte er Kakarotts älteren Bruder am Kragen, um ihn abschließend gegen die Spüle zu stoßen, worin sich bereits das dreckige Geschirr zu Hauff stapelte und klirrend in sich zusammenstürzte.

 

„Nein“, entfuhr es dem großen Saiyajin panisch, der in sich zusammengesunken vor der Spüle hockte und seinen schmerzenden Kopf rieb. „Ich machs ja, versprochen.“

 

Vergnügt trat Vegeta an den am Boden kauernden Saiyajin heran. „Ach, sieh an. Das Schicksal deines Bruders scheint dir doch nicht ganz so egal zu sein, wie du mir weismachen wolltest.“ Es war nett zu erfahren, dass Kakarott ein geeignet Druckmittel wäre, sollte Radditz ihm Schwierigkeiten bereiten. „Scheint dir ja doch was zu bedeuten.“

 

„Er ist mein Bruder.“

 

„Wie rührend.“ Ihm bereitete es sichtlich Spaß, Salz in Radditz' offene Wunden zu streuen und dabei zuzusehen, wie die Wunde darunter litt. „Dann schlage ich vor, dass du nicht scheiterst.“ Einzig Radditz würde leiden, sollte er versagen. Kakarott war lediglich ein formvollendeter Faktor, Radditz zusätzlich zu provozieren und an seine Pflichten dem Prinzen gegenüber zu erinnern.

 

Herr Gott nochmal, sein Schädel brummte unaufhörlich. „Ist dir überhaupt die Tragweite deines Handelns bekannt, Vegeta?“

 

„Was soll das, Radditz? Willst du an mein Gewissen appellieren?“, wollte er belustigt wissen, nachdem er sich umdrehte und zur Tür marschiert war. Es war nicht länger nötig, in dieser Baracke zu verweilen. Alles widerte ihn hier an – angefangen bei dem bestialischen Geruch, der sich scheinbar schon in den Wänden des Hauses festgesetzt hatte und dieser nur verschwinden würde, wenn man die Bruchbude abriss. „Du solltest mich besser kennen und wissen, dass ich nie eins hatte.“ Mit diesen Abschiedsworten ließ er seinen ältesten Freund alleine zurück.

 

 
 

~*~

 

Vor knapp zwei Stunden war Vegeta abgeholt und Bulma mit der Nachricht konfrontiert worden – die ihr Vater ihr eigentlich mitteilen wollte, als er ins Badezimmer gestürmt kam -, dass Chichi und Yamchu hierher gekommen waren. Das war der Grund, weshalb Doktor Briefs nach oben kam und es überhaupt erst dazu kommen konnte, dass sie zusammen mit Vegeta im Bad erwischt wurde - demnach hatte die Ankunft ihrer Freunde schlimmeres verhindert, mit denen Bulma derweil durch ein nahegelegenes Tal wanderte – nicht unweit des Dorfes, dem Bulma gerne entkommen wollte, aufgrund der vielen Erinnerungen mit Vegeta. Ob diese gut oder schlecht waren, da schieden sich die Geister.

 

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir hier sind, Bulma.“ Das schwarzhaarige Mädchen hakte sich in Bulmas Arm, während sie entlang des Ufers eines großen Sees gingen und die Blicke der Mädchen umherschweiften, anlässlich der wunderschönen Umgebung. An manchen Stellen ragte das Schilf über zwei Meter aus dem Wasser, was einen herrlichen Rückzugsort bot, sollte Bulma je das Bedürfnis verspüren, ihrem Zuhause für mehrere Stunden zu entrinnen.

 

„Ich auch nicht, Chichi. Es fühlt sich an, als befände ich mich in einem Traum. Es... wirkt so surreal, dass ihr tatsächlich hier seid - hier auf Vegeta-Sei.“ Zaghaft war ihr Blick zu ihrer besten Freundin gewandert, die sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Und wie oft hatte die junge Saiyajin sich gewünscht, Chichi – die in vielen Belangen unausstehlich war – in ihre Arme zu nehmen? Insgeheim hatte sie jede Nacht darum gebeten und nun entsprach ihr Wunsch der Realität, was sie hätte glücklich stimmen müssen. Doch irgendetwas trübte ihre Freude. „Aber ich freue mich so, euch wieder zu sehen und wenn es ein Traum ist, hoffe ich, nicht so schnell aufzuwachen.“

 

Ebenso wie Chichi, drückte sich auch Bulma an den Körper ihrer Freundin. Ach, sie war doch glücklich, nicht wahr? Sie war dankbar, dass ihre Freunde bei ihr waren. Ihre richtigen Freunde, die sie kannten und verstanden. 

 

Unterdessen glitt ihr Blick zur linken Seite – zu Yamchu. Zu dem Mann, den sie auf der Erde gerne ihren Freund genannt hätte. Seit Jahren war sie Yamchu verfallen, sie hatte ihn und seine Art gemocht, was scheinbar auch der Grund war, dass Chichi ihn mit hierher brachte. Aber diese Gefühle, die Art ihrer Zuneigung spürte sie nicht mehr. In den letzten Monaten waren sie abgeklungen. So als... als ob sie nie dagewesen wären, was eigentlich schrecklich war, da die Tochter des Erfinders sich zu Zeiten auf der Erde nichts sehnlicheres wünschte und nun sollten diese Gefühle einfach weg sein?
 

Wieso?

 

„Frag uns mal“, entgegnete stattdessen Yamchu freudestrahlend, der ebenfalls neben den Mädchen gegangen war. Nur hatte er sich nicht bei ihnen eingehakt. „Wir waren selbst überrascht, als wir gemerkt haben, dass wir auf einem fremden Planeten gelandet sind. Wir dachten, dass wir woanders landen - aber auf einem fremden Planeten? Das war das Letzte, was wir erwartet hatten, oder Chichi?“

 

„Oh ja“, bestätigte das Erdenmädchen nickend. „Wir waren irritiert, als wir die merkwürdigen Häuser sahen, aber wir sind auch clever genug, die Capsule Cooperation unter einhundert Häusern wiederzufinden.“

 

Ja, Bulma hatte ihnen erzählt, wo sie gelandet waren und was in den letzten Monaten passiert war. „Ist in der Einöde auch nicht allzu schwierig, nicht? Aber erzählt. Ihr müsst mir alles erzählen, ja?“ Sie vermisste die Erde, ihr fehlten die Gespräche mit Chichi und noch immer dachte sie an ihr Studium zurück. „Ich möchte alles wissen.“ Die fehlenden Gespräche mit Chichi würde sie hoffentlich in naher Zukunft nachholen können, sofern sie und Yamchu noch auf Vegeta-Sei blieben.

 

„Klar, aber sag mal“, warf Chichi skeptisch und mit zusammengezogenen Augenbrauen ein. Fast sah es so aus, als wären sie zusammengewachsen. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst traurig.“ Ihre in die Hüften gestemmten Hände waren tief darin vergraben, um bloß nicht über Bulma herzufallen und sie zu zwingen, sich ihr anzuvertrauen. Aber sie musste gerade reden. Nicht nur Bulma schien etwas vor ihr zu verheimlichen – Chichi selbst trug ein Geheimnis mit sich, das sie alsbald ihrer Freundin erzählen sollte. „Und du weißt, dass du mir nichts vormachen kannst“, ergänzte sie, nachdem sie ihr Gesicht ganz nah vor Bulma Front brachte, um Merkmale in ihrem Blick auszumachen, die die blauhaarige Bulma der Lüge überführen könnten.

 

„Na klar“, zwinkerte diese anschließend. „Alles in Ordnung. Das Leben hier ist nur etwas anders – beschwerlicher, um es vorsichtig auszudrücken.“ Ob Chichi sich immer noch über die Wasservorräte der Erde Gedanken machte? Immerhin konnte ihr Vater seine Erfindung der Menschheit nicht mehr zur Verfügung stellen – eine Maschine, die Salzwasser innerhalb von wenigen Sekunden in Trinkwasser umwandeln konnte.

 

Notfalls könnte Bulma ihr die Maschine – versteckt in einer Kapsel – mitgeben, sobald sie zur Erde aufbrachen.

 

„Aber erzählt endlich. Wie habt ihr mich gefunden?“ Eine Frage, die Bulma die ganze Zeit auf der Seele brannte. Inzwischen waren sie zum Ufer herangetreten und kickten unbeabsichtigt Steine ins Wasser, während Yamchu selbiges auflas, um Steinhüpfen zu spielen.

 

„Streng mal dein schlaues Köpfchen an“, tadelte Chichi ihre Freundin. „Dann weißt du, wie wir dich gefunden haben.“

 

Doch Bulma wollte es nicht einfallen, weshalb sie verwundert zu Yamchu sah, der ihr – im Gegensatz zu Chichi – hoffentlich eine präzise Antwort liefern würde. „Ich hab keine Ahnung. Ich würde nicht fragen, wenn ich es wüsste, Chichi.“

 

„Bulma“, begann daraufhin Yamchu, der einen Stein gekonnt übers Wasser flippen ließ, „wir haben dich mithilfe der Dragonballs gefunden. Du erinnerst dich?“, schilderte der einstige Wüstenbandit amüsiert weiter, hinsichtlich Bulmas Ahnungslosigkeit. „Shenlong, der heilige Drache? Du hast damals den Dragonradar erschaffen, um die sieben Dragonballs zu finden.“

 

„Ihr... Ihr habt meinetwegen die Dragonballs gesucht?“ Bulma war gerührt, dass sich ihre Freunde auf eine derart gefährliche Reise begaben, nur um sie zu finden. Angesichts dieses Freundschaftsbeweises, kullerten Tränen aus ihren blauen Augen, ehedem sie schluchzend fortfuhr: „Ihr seid doch verrückt, wisst ihr das? Aber wie konntet ihr die Kugeln finden? Ihr habt doch gar keinen Radar, oder?“

 

„Stimmt, aber hey, das war vielleicht ein Grund, nicht danach zu suchen, aber für uns kein besonders großes Hindernis. Gut“, begann Chichi ihr irdisches Abenteuer zu erzählen, „wir haben fast vier Monate gebraucht, bis wir alle Kugeln beisammen hatten, weil wir die gesamte Erde absuchen mussten, aber -“

 

„Ihr seid wirklich verrückt“, unterbrach Bulma ihre Erzählung, da sie nicht länger an sich halten konnte und ihre Freunde in die Arme schloss. „Wirklich. Ihr seid mehr als verrückt.“

 

„Ja, wie du“, nuschelte Chichi, deren Mund aufgrund der Umarmung zusammengedrückt wurde. Gemeinsam drehten sie sich so weit, bis Chichi eine Gestalt in der Ferne entdeckte, die ihre Aufmerksamkeit erregte. Ihr frappierender Gesichtsausdruck haftete an gezackten, nach oben stehenden Haare, die sie an jenes Ereignis vor so vielen Jahren erinnerte und sie umso mehr zwang, das Geheimnis zu lüften. Sie wurde mit der Vergangenheit konfrontiert, von der sie dachte, diese erfolgreich überwunden zu haben, doch dem schien nicht so gewesen zu sein. Nein, die Vergangenheit holte Chichi ungebremst ein, was zusätzlich ihren Zorn schürte.

 

Oh ja, sie bemerkte die aufsteigende Wut in ihrem Körper, der sich unweigerlich versteifte.

 

„Du?“, entkam es ihr folglich, bevor sie sich aus Bulmas Umarmung löse, die ebenfalls über ihre Schulter sah. Chichi hingegen marschierte bereits an ihren beiden Freunden vorbei – geradewegs auf den Mann zu, den sie entdeckt hatte und dem sie jetzt gehörig den Marsch blasen würde. Dass sie somit zwangsläufig ihr Geheimnis aussprechen müsste, war ihr egal, da die Wut auf diesen Mistkerl größer war als die Angst, sich später vor ihren Freund rechtfertigen zu müssen.

 

„Chichi?“, rief Bulma ihr verwirrt hinterher, bis auch sie den Auslöser für Chichis Wut herauskristallisierte. Ungefähr zwanzig Meter von ihnen entfernt stand er – Turles. Damit wurde ihr auch klar, weswegen Chichi wutentbrannt zu ihm ging. Scheinbar war sie sauer, weil er derjenige gewesen war, der vor knapp vier Monaten zu ihnen auf die Erde kam und die Bewohner – darunter auch Chichi und Bulma – in Angst und Schrecken versetzte. Mit großen Augen beobachtete sie, wie ihre Freundin schnaubend die Ärmel ihres gelb-violetten Kimonos nach oben krempelte; scheinbar bereit, Turles auf ihre Art zurechtzuweisen. „Chichi, warte!“

 

Wenn die schwarzhaarige Frau wütend war, war eine Stampede im Vergleich zu ihr der reinste Kindergeburtstag, was sowohl Bulma, als auch Yamchu wussten, die sich daher nur verlegene Blicke zuwarfen. Beide wussten, dass Chichi nicht aufzuhalten war, wenn die Pferde mit ihr durchgingen. Dennoch entschieden sie sich, ihr zu folgen.

 

„Moment!“, keifte die Angesprochene unterdessen säuerlich zurück, nachdem sie brodelnd vor dem großgewachsenen Mann stehen blieb. Das darauffolgende Tippen ihres Fußes schien den Mann ebenfalls nicht zum Reden zu bringen, was Chichi umso wütender machte und sie die Stille durchbrach, indem sie nach seinem Handgelenk griff. „Hör mal, erkennst du mich etwa nicht?“

 

„Was?“ Ausgiebig betrachtete er die kleine Frau vor sich, deren Stimme ohrenbetäubend war. Ihre Stimmlage war mehrere Oktaven nach oben geschossen, was ihm sauer aufstieß. Allerdings erkannte er sie – entgegen ihrer Erwartung. Sie war das Mädchen, das im Haus der Briefs' gewesen war, während seines kurzen Aufenthalts auf der Erde. War das der Grund, weshalb sie erzürnt war? „Nein, deine Erscheinung ist mir unbekannt, Mädchen“, log er ihr gekonnt ins Gesicht, da er sich nicht weiter vor ihr erklären wollte.

 

„Bitte was? Sag das nochmal!“, verlangte Chichi, die zornig an seinem Gelenk rüttelte.

 

„Ich sagte“, antwortete Turles mürrisch, der ebenfalls nach dem Gelenk des Weibes griff, „dass ich dich nicht kenne, und jetzt geh mir aus den Augen, verstanden?“ Er hätte, wie ihm jetzt aufgefallen war, zuhause bleiben sollen. Hierhergekommen war er bloß, weil er Bulma sehen wollte. Turles wollte die Worte, die er ihr gestern auf dem Nachhauseweg ins Gesicht schleuderte, neu formulieren – ohne Streit. Stattdessen musste er sich mit dieser Verrückten herumärgern, während das Mädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, peinlich berührt zur Seite sah, nachdem auch sie hinter der schwarzhaarigen Frau angekommen war.

 

„Aber... Nein, das kann nicht sein. Du lügst!“ Chichis Wangen färbten sich puterrot. Fuchsteufelswild war sie nicht, nein. Sie war über alle Maße erbost, angesichts seiner Taktlosigkeit. „Du musst mich erkennen!“
 

„Chichi, bitte“, wiederholte Bulma bestürzt.

 

„Nein, nichts Chichi. Die ganze Zeit trage ich das Wissen mit mir herum, und ich hätte es auch noch länger mit mir herumgetragen, aber jetzt... Nachdem dieser Mistkerl“, beschimpfte sie Turles und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn, „dieses Spiel mit mir treibt, kann ich es nicht länger für mich behalten“, entfuhr es Chichi aufgewühlt.

 

„Wovon redest du, Chichi?“ Ja, ihre Freundin war schon immer impulsiv. Vielleicht neigte sie auch dazu, jähzornig und cholerisch zu sein, aber so aufgebracht hatte Bulma sie noch nicht erlebt. Schon gar nicht in den letzten zwei Jahren, da Chichi zunehmend erwachsen und souverän auftreten wollte. „Was ist denn los?“

 

„Dieser feine Kerl“, fing sie verbissen an, „ist ein Idiot! Erinnert ihr euch noch an eure Suche nach den Dragonballs? Wir sind uns damals begegnet – ich war nur etwas jünger als ihr.“ Währenddessen verstanden die anderen nicht, wovon die hysterische Chichi sprach. „Ihr seid mit Muten-Roshi zum Bratpfannenberg gekommen, nicht wahr?“ Noch immer schwiegen sie, aber sie nickten verwirrt. „Ich bin die Tochter des Rinderteufels.“

 

„Was?“

 

„Ja, ihr habt schon richtig gehört.“

 

Aber, Chichi, wieso hast du nichts gesagt?“ Unverzüglich hatte Bulma zu ihrer Freundin aufgeschlossen, um einen ihrer Arme um Chichis Schulter zu legen.

 

„Ich weiß es doch auch nicht“, schluchzte sie in ihre Hände, die sie vor ihr Gesicht hob, nachdem sie sich ihrer Freundin zuwandte. „Ich wusste es schon länger, und als ihr damals nicht zurückgekommen seid, da... Ich war froh, dass ich euch Jahre später wiedergefunden habe und ihr in meinem Leben geblieben seid – nicht wie damals, als ihr einfach weg wart.“ Chichi wollte ihre neu gewonnenen Freunde nicht mehr verlieren. Als sie Yamchu nach all den Jahren wieder sah, kam auch ihre Erinnerung zurück, da sie den Wüstendieb gefragt hatte, ob er ihr Freund sein würde. „Ihr habt mich nicht erkannt und... und ich wollte es auch nie erzählen.“

 

„Oh, Chichi.“ Parallel zu ihren Worten, nahm sie Chichi in die Arme, der sie unbedingt Trost spenden wollte. Seit so vielen Jahren trug sie das Geheimnis mit sich herum, ohne sich jemandem anzuvertrauen. „Ich... Ich habe dich gar nicht wiedererkannt.“

 

„Ich verstehe es immer noch nicht“, bemerkte Yamchu noch immer verwirrt. Die Suche nach den Dragonballs lag schon etliche Jahre zurück – sie alle waren jung, kindlich und naiv. Aber sie wurden reifer und vergaßen die Vergangenheit, weil sie alle sich auf wichtige, zukunftsorientierte Dinge konzentrierten.
 

„Natürlich kannte ich eure Namen nicht, aber du“, nun zeigten ihre Finger auf Yamchu, „wolltest mich schon damals nicht. Du wolltest nicht mein Freund sein, obwohl ich all meinen Mut zusammennahm, dich das zu fragen. Und dann... Ihr habt meinem Vater geholfen, seinen Palast zu löschen, als er in Flammen stand und er schickte diesen Jungen los, um mich zu finden - diesen Jungen!“ Wieder deutete sie hektisch auf Turles. „Er hat mich gefunden. Dieser Junge nahm mich auf seiner seltsamen Wolke mit.“ Sie redete dermaßen schnell, dass sie sich selbst kaum folgen konnte, aber sie musste alles erzählen. Sie musste alles, an was sie sich erinnerte vortragen. 
 

Langsam dämmerte es auch den beiden. Dunkel kamen die Erinnerungen zurück und es bestätigte sich das, was Chichi ihnen vorwarf. Sie kannten sich alle tatsächlich länger als sie glaubten. Während ihrer damaligen Suche nach den Dragonballs, bat der Rinderteufel sie, seine Tochter zu finden... Seine Tochter, deren Name Chichi war... Im Austausch erhielten sie den Dragonball, der sich zum damaligen Zeitpunkt im brennenden Schloss befand.

 

Grundgütiger! Synchron flogen die Hände von Yamchu und Bulma auf ihre Münder, doch Bulma war es, die zuerst sprechen konnte.
 

„Chichi, das... es tut mir so leid“, stellte sie fassungslos klar. Ihre beste Freundin, von der sie dachte, alles über sie zu wissen, kannte sie bereits aus ihrer Jugend. Das war eine erschreckende Nachricht. Wie konnten die beiden Mädchen das nicht bemerken? 
 

„Das muss es gar nicht“, schniefte die junge Frau, die den Abstand zu Turles geschlossen hielt, um sich anschließend zu ihm umzudrehen. „Aber du! Du bist ein Mistkerl, der mich über alle Maße enttäuscht und der seine Versprechen nicht hält. Du hast mir versprochen, dass du mein Freund bist und mich heiraten wirst. Aber, wie hätte es auch anders sein können, du kamst nicht.“
 

Nun regte sich auch etwas in Turles' Gesicht. Seine markanten Züge entgleisten ihm kurzweilig, ehe er zu seiner alten Fassung zurückfand und sich zähnefletschend an Chichi wandte. „Was? Wiederhole das, Weib!“
 

„Du hast mich schon verstanden. Du hast mir versprochen, zu mir zurückzukommen und hast es nicht getan.“ Wutschnaubend hoben sich ihre Fäuste, die nachträglich gegen Turles' Rüstung schlagen wollten, doch wurden diese speditiv abgefangen. Erstarrt darüber, blickte sie brummend zu dem Mann hinauf, der sie warten ließ, der... der sich nicht mehr meldete und verschwand und Chichi im Ungewissen ließ. 
 

„Schafft mir diese Irre vom Leib“, forderte Turles die beiden anderen Anwesenden auf, die ebenfalls wie Chichi, angesichts seiner Äußerung, starr vor ihm standen und keine Anstalten machten, dieses Weib von ihm zu entfernen. Daher musste er selbst agieren und diese Frau, wenn auch mit solch harten Maßnahmen, von sich schieben. „Ich kenne dieses Weib überhaupt nicht und versprochen“, knurrte er ihr entgegen, „habe ich dir gar nichts. Kapiert?“
 

„Rede dich nur -“
 

„Chichi?“, flüsterte im Nachhinein Bulma, die an ihre Freundin herangetreten war. Sanft griffen ihre Hände nach ihren Schultern, bevor sie weiter sprach: „Er hat recht. Du verwechselst ihn vermutlich mit Son Goku. Das hier ist Turles und er lebte nie auf der Erde“, erörterte sie eingeschüchtert, denn Turles' Blick sprach Bände. Er war gar nicht angetan von Chichis Art und würde sie ihn weiter in Beschlag nehmen, so konnte Bulma erkennen, würde er nicht davor zurückschrecken, Chichi am Kragen zu packen und von sich zu schleudern. 
 

„Was?“, entfuhr es auch Chichi, der das Ganze, als ihr bewusst war, einen Fehler begangen zu haben, sehr peinlich wurde und sie gerne im Erdboden versunken wäre. „Das...“ Ihr Kopf flog zur Seite, um Turles ins Gesicht sehen zu können, doch egal wie sehr sie ihn ansah – immer wieder sah sie den Mann, der sie veralberte und nicht, wie versprochen, zu ihr kam. 
 

„Richtig gehört“, schnauzte Turles und er selbst war verwundert, wieso der andere Mann nicht eingriff. Bulma hatte doch so großen Wert darauf gelegt, wie friedlich die Erdlinge waren – wieso griff er nicht ein, um diesem Weib zu helfen? Waren die Erdlinge feige? Allerdings lag es nicht in seinem Ermessen, das Verhalten derer, die er nicht mochte, zu analysieren oder zu beurteilen. Er wollte sich mit diesen Lappalien auch nicht herumärgern. Stattdessen verschwendeten sie bloß seine Zeit. „Und jetzt lass -“
 

„Nein, nicht!“ Bulmas Hand klammerte sich rechtzeitig an Turles' Arm fest, nachdem er diesen hob und Chichis Kragen bereits umschlang. „Turles, bitte. Chichi... Sie ist ein Mädchen und Mädchen behandelt man nicht so grob“, versuchte sie ihn milde zu stimmen und sie dachte, sie hätte tatsächlich Einfluss auf ihn ausüben können, denn seine Hand sank von selbst nach unten – ohne Bulmas Zutun. Dabei sah er sie die ganze Zeit an – ununterbrochen, was einen Schauer über ihren Rücken jagte. Gerne hätte sie ein leises Danke gehaucht, doch war sie in dem Moment froh, die Situation friedlich gelöst zu haben. 
 

„Wo sind wir hier nur gelandet?“ Yamchu war nicht wohl dabei. Wenn jedes Lebewesen, das hier lebte, so reagierte... Dann wären sie doch lieber auf der Erde geblieben. Himmel nochmal. Sie begaben sich sowieso auf ein Himmelfahrtskommando und hätten sonst wo landen können. Nach Chichis Miene zu urteilen, war auch sie nicht mehr bereit, weiter auf diesen großen Mann, der Son Goku in der Tat glich, verbal einzuschlagen. Auch sie war fassungslos, aufgrund dieser Brutalität – ebenso Yamchu, der sich nicht rühren konnte, als Chichi so ungestüm angefahren wurde. 
 

Und Bulma? Sie wirkte zwiegespalten. Sie wusste nicht, ob sie fasziniert oder erschrocken sein sollte. Zum Einen handelte Turles brutal, aber dann gab es diesen Moment, als sie ihn darum bat, Chichi nichts anzutun...

 

 

 
 

~*~
 

Vier Tage waren vergangen, seit Vegeta wieder im Palast lebte und Radditz aufsuchte. Seit vier Tagen wartete er darauf, dass etwas Neues in seinem Leben – abgesehen von den individuellen Trainingseinheiten – passierte; was vielleicht auch mit Bulma zu tun hätte. Aber nein, er saß nur im Palast und langweilte sich, wodurch ihm noch mehr Zeit blieb, über Bulma nachzudenken. 
 

Hätte sie doch bloß diese dämliche Aussage nie getätigt. Hätte sie vor ihrem Vater doch niemals Partei für ihn ergriffen, wäre er nicht auf diese absurden Gedanken gekommen, dass sie vielleicht doch etwas für ihn übrig hatte. Nein, niemals, aber diese Fürsorge... sie infizierte Vegeta, sie nahm Besitz von ihm – so sehr, dass er ständig daran denken musste und wie ein Versessener darauf wartete, dass Radditz ihn suchte und erzählte, was er gesehen hatte. Ihn befielen leichte Skrupel, da er seinen Freund nötigte, ihm diesen Gefallen zu tun... Ihn zu zwingen, Bulma zu beschatten, weil er selbst zu schwach war, sie aufzusuchen und ihr zu offenbaren, dass sie ihn auf eine seltsame Art und Weise faszinierte. So musste er sich eben auf diese hinterhältige Taktik verlassen, die ihm Befriedigung verschaffte. Ja, sie weckte seine Faszination ihr gegenüber unabsichtlich und Liebe war das, was er fühlte, auch nicht. Jedoch war ihre Person interessant genug, um ergründet zu werden. 
 

Es lag nicht nur an ihrem Aussehen. Sie hatte so viel mehr zu bieten, was sein Interesse weckte. Sie war ihm gegenüber völlig wertfrei, behandelte ihn nicht anders als andere und stellte sich ihm immer in den Weg, obwohl sie wusste, wie chancenlos sie gewesen wäre, hätte Vegeta aus Spaß Ernst werden lassen – Furcht war etwas, das in ihr wohnte, sie jedoch das Talent besaß, diese zu unterdrücken. Sie war mutig, weil sie sich trotz ihrer Angst ihm stellte und wäre Vegeta ein Saiyajin, der über etwas sprechen wollen würde, war er sich sicher, er könnte es mir ihr. Sie wäre eine Saiyajin, die die Angst mit ihm teilte, die für ihn da wäre. Aber wollte Vegeta das? Wollte er sich so weit aus dem Fenster lehnen und jemandem die Lizenz erteilen, Einblicke in sein Innenleben zu erhaschen, die Bulma später eine Angriffsfläche boten, um ihn absichtlich zu verletzen? Nein, womöglich nicht. 
 

Aber theoretisch wäre es machbar. Nur so vom Gedanken her. Ja, Bulma war klug genug, Ängste und Sorgen angemessen zu behandeln. Gewiss wäre sie die Letzte, die so etwas als Schwäche sah...
 

Während all dieser abwegigen und chaotischen Gedankenstränge, war Vegeta inmitten seines Trainingsraumes stehen geblieben. Sein glasiger Blick ruhte auf den zerstörten Robotern, die bis eben noch seine Aufmerksamkeit auf sich zogen, doch nun lagen sie ruhig auf dem Boden – zerstört von Vegetas Frust. Schweißgebadet löste er den Blick, den er auf die Gravitationsanzeige richtete und zu schnaufen begann.. Zweihundertfache Schwerkraft war enorm. Jedoch zerrte nicht nur diese Kraft an seinem Körper, auch die wirren Gedanken um Bulma, die mit jedem weiteren Tag mehr Platz in seinem Hirn einforderten. 
 

Was musste sie auch so beharrlich sein? Knurrend machte er sich auf den Weg zum Armaturenbrett. Seine Wut war so drastisch angestiegen, dass er die Anzeige gerne auf zweihundertfünfzig gedreht hätte, doch nicht einmal seiner eigenen, aufgestiegenen Wut konnte er nachgeben, weil seine Gedanken wiederum schön und befreiend waren. Hinzu kam ein unangenehmer Druck, der auf seine Lungenflügel drückte, der es ihm erschwerte, den Zähler höher zu drehen. Kleine Schweißperlen tropfen mit horrender Geschwindigkeit über sein Kinn hinab zum Boden und der Einschlag war gigantisch. Wie die Tatsache, gerne wieder in Bulmas Nähe zu sein. Allerdings würde ihr Vater sich hüten, ihn nochmals in ihre Nähe zu lassen, weshalb er sie wohl oder übel abpassen musste, sollte er noch einmal die Gelegenheit dazu haben.
 

Das war ein Plan, aber er würde sich, solange es ihm möglich war, ablenken. Er musste sich ablenken, denn die einkehrende, ennuyante Haltung half ihm, wie er festgestellt hatte, gar nicht. Viel eher musste er an sie denken – wie sie vor ihm stand, in ein Handtuch gehüllt. Ob sie damals schon nichts darunter trug, als er sie in ihrem rosa Bademantel sah und sie ihn fragte, ob er ihr die saiyajinische Sprache beibringen würde? Hätte er doch bloß ja gesagt. Indessen stützten sich beide Arme auf der weißen Platte ab, auf der viele bunte Knöpfe thronten. Sein Kinn sank gegen seine Brust und seine Atmung wurde deutlich schneller. Selbst sein Spiegelbild, das sich leicht in den glänzenden Fliesen unter ihm widerspiegelte, schien zu verschwinden und ihn täuschen zu wollen, indem ihm Bulmas lächelndes Gesicht gezeigt wurde, deren Lächeln er gerne erwidert hätte.
 

Verdammter Mist.
 

Ein weiterer Schweißtropfen, der Richtung Boden fiel, ließ Bulmas Antlitz verschwinden und doch schaffte es Vegeta nicht, den Blick von der Fliese zu nehmen. Erst das Klicken seiner mechanischen Tür verschaffte ihm Abhilfe, worüber er insgeheim dankbar war. Sonst würde er noch länger in dieser Position verharren. Jedoch war der Ausdruck desjenigen, der ihn aufsuchte, alles andere als erfreut. 
 

Radditz war panisch vor ihm angekommen und man sah, wie ihm die Begebenheiten, anhand des fehlenden Trainings, zu schafften machten. Ächzend beugte er sich nach vorne, als wäre er bereits im Eiltempo hierher gelaufen. Seine Hände fanden den Weg zu seinen Knien, nachdem er sich nach vorne beugte und keuchend zu Vegeta sprach: „Ve- Vegeta, du... du musst mitkommen.“
 

Um ihm nicht das Gefühl zu geben, ihn in einer unschönen Situation ertappt zu haben, stolzierte Vegeta hochmütig an ihm vorbei, doch blieb er stehen, als die gesprochenen Worte durch den Raum hallten. „Wieso?“, fragte er argwöhnisch nach.
 

„Es... Es wird dir nicht gefallen, aber die Situation erfordert deine Anwesenheit.“
 

„Radditz“, pöbelte Vegeta los, dessen Hand noch während seiner Umdrehung zu seinem Kragen schnellte und sein Kompagnon gezwungen war, ihn anzusehen. „Deine Ausdrucksweise ist unangebracht. Red endlich deutlicher. Ist irgendetwas passiert?“ 
 

„Ja.“
 

Seine Alarmglocken schrillten in den höchsten Tönen. Ungeachtet dessen, ob Radditz sich verletzen konnte, ließ er ihn los und sprintete zu einem kleinen Tisch, auf dem seine Rüstung lag, in welche er rasch rein schlüpfte. Unterdessen gelang es auch Kakarotts Bruder, zur Tür zu hechten und gemeinsam ließen sie den Raum, sowie den Palast hinter sich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ahaaaaa... Deswegen kam Bulmas Vater nach oben. Weil Chichi und Yamchu auf Vegeta-Sei gelandet waren :>
Und am Ende... was könnte Radditz nur meinen? Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  sama-chan
2018-06-18T06:26:29+00:00 18.06.2018 08:26
Verdammt! Es gibt noch keine neuen Kapitel! Neeeeeiiiiin!
Heute rate ich aber mal, was Radditz gemeint haben könnte.
Ich glaube, dass er auf das Zusammentreffen zwischen Bulma, Yamchu, Chichi und Turles anspielt. Schließlich sind es keine Sayajins, die auf Vegeta gelandet sind.
Ich freue mich schon riesig auf das neue Kapitel!!!
Von:  Nicimimi
2018-06-15T20:18:06+00:00 15.06.2018 22:18
Jeden Tag gucke ich ob ein neues Kapitel online ist und jeden Tag ist meine Hoffnung vergebens, bitte schreib schnell weiter ich halte es kaum noch aus und kann es kaum noch abwarten. Ich liebe deine FF mach weiter so einfach spannend❤❤😗
Von:  Seredhiel
2018-05-28T11:07:43+00:00 28.05.2018 13:07
Oh wie spannend *-*
was wohl passiert war in den letzten 4 Tagen O.o ich hoffe doch nichts schlimmeres.

Vegeta ist echt süß, aber er sollte endlich mal mit offenen Kartn spielen (zumindestens Bulma gegenüber)

Freu mich schon auf das nächste Kapitel ^-^

Lieber Gruß *kekse und kühlen Kakao dalass*


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