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Der Drache und die Nacht

OneShots
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich sollte das hier nur ein kleines Friendship-Fluff-Ding sein, aber dann hat es Plot entwickelt. O.O Darum ist es wohl auch etwa 4.ooo Worte länger als eigentlich geplant, aber lalalalala~ Wenn auch nur einen kleinen Plot, muss ich zugeben. Könnte aber sein, dass da noch mehr raus wird, mal sehen, was die Bunnies so dazu sagen. :)
Ich bin aber ganz froh, dass ich es im August noch hingekriegt habe. :D Dann wird das hier auch mal wieder geupdatet. (Kleine Anmerkung dazu: für die fehlenden Monate kommt auch noch was! Ideen sind auch schon für alle da, ich muss mich nur hinsetzen und es schreiben. Belaufen sich jetzt auch immerhin auf mindestens 5 Sachen... (Nein, ich habe mich nicht verzählt.))

Ganz normales Modern!AU, Sting & Yukino studieren und sind so 21/22. Der OS konzentriert sich v.a. auf sie, aber es gibt ein paar kleine NaYu-Andeutungen und noch kleinere Stingue-Hints.

Mit dem Titel bin ich nicht so ganz zufrieden, aber wieder einmal ist mir für einen OS dieser Reihe absolut nichts eingefallen. *seufz* Ich find ihn aber ganz okay, auch wenn ich nicht weiß, wie klar er bezüglich der Story ist oder ob ich da nur eine seltsame Verbindung sehe. ^^" Er stammt aus 'Eric's Song' von Vienna Teng.

Enjoy. :) Komplett anzeigen

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[August | Sommer, Meer und Regen] and of course I forgive

Ich wollte doch nur wissen, wie es dir geht.“, versuchte Yukino es erneut. Ihr Griff um den Telefonhörer war so fest, dass die Knöchel weiß hervorstachen, und sie merkte selbst, wie kleinlaut ihre Stimme klang. Flehend beinahe und dünn wie ein Blatt Papier.
 

Sie war nicht erstaunt, dass ihre erste Frage so komplett ins Leere gelaufen und ihr eine geradezu bösartige Antwort eingebracht hatte. Seit Sorano wieder Zuhause war, war es so schwierig mit ihr und Yukino fragte sich, was sie falsch gemacht hatte und was sie in Zukunft ändern konnte.
 

Auch jetzt lachte ihre Schwester ihr gehässig ins Ohr. Es war nicht der gutmütige Tonfall, den Sting anschlug, wenn er über sie lachte, weil sie wieder einmal was Dummes getan hatte. Nein, Sorano lachte sie aus und Yukino zuckte zusammen wie unter einem Schlag.
 

„Wenn du dich nicht einfach so verpisst hättest, wüsstest du es. Ich brauche übrigens deine Aufsicht nicht, es reicht, dass unsere hochverehrten Eltern mir bei jedem Handgriff auf die Finger sehen.“
 

Yukino schoss das Blut ins Gesicht. „Da-darum ge-geht e-es doch gar nicht!“, versuchte sie klarzustellen. Sie wollte wirklich nur wissen, wie es bei Sorano so lief. Die letzten Wochen waren schwer für sie gewesen und sie es hatte alle um sie herum spüren lassen.
 

„Ich ma-mache mir nur Sorgen um dich!“ Sie schloss die Augen; warum stotterte sie bei solchen Gelegenheiten immer? Kein Wunder, dass sie früher immer so gehänselt worden war.
 

„Ich mamamache mimimir nununur Sososorgen.“, stammelte Sorano übertrieben und Yukino zog beschämt den Kopf zwischen die Schultern. Sie wusste ja, dass das ein Problem war! Sie versuchte auch, etwas dagegen zu tun, aber so einfach war das eben nicht.
 

Aber Sorano war noch nicht fertig: „Vielleicht solltest du dich erstmal um dieses ätzende Gestammel kümmern, ehe du anderen Leuten irgendwas vorbetest. Kannst du nicht reden wie jeder normale Mensch auch?“
 

Yukino holte tief Luft, den Blick starr auf die Fenster gerichtet, gegen die der Regen prasselte. Dahinter breitete sich die große Veranda aus, die sich auf Stelzen über dem Strand erhob. Eine Düne erhob sich genau davor, auf der dürre Gräser wuchsen, und versperrte den Blick auf den Rest des Strandes, zumindest von Yukinos Sitzplatz aus.
 

Noch weiter entfernt war das Meer zu sehen, eine sturmgepeitschte Masse, grau in grau. An normalen Tagen hatte man von hier einen hervorragenden Blick über die weite Wasseroberfläche bis hinter zum Horizont. Er wurde nur durch die Insel gestört, die sich etwas zur rechten Seite befanden.
 

Doch im Moment war der Himmel von tiefhängenden Wolken bedeckt, Regen kam in Strömen herunter, als würde jemand volle Eimer Wasser auskippen, und es war kaum zu erkennen, wo der Himmel aufhörte und der Ozean begann. Eigentlich hatte Yukino auf besseres Wetter gehofft, als sie hergekommen war, aber anscheinend war das Schicksal Soranos Meinung, dass sie das nicht verdient hatte.
 

Sie seufzte und konzentrierte sich wieder auf ihre Schwester. Was sollte sie darauf sagen? Sie hatte dieses Sprechproblem schon immer gehabt und Sorano war früher die Erste gewesen, die sie verteidigt hatte. Darum tat der Spott diesbezüglich aus ihrem Mund jetzt umso mehr weh.
 

Was hatte sich zwischen ihnen noch alles verändert?
 

„Was, hast du das Sprechen jetzt komplett verlernt?“, stichelte Sorano weiter und Yukino zuckte zusammen. „Oder bin ich dir plötzlich nicht mehr gut genug? Ich meine, wer einfach so die Taschen packen und in ein schönes, altes Strandhaus am Stellar Beach verschwinden kann, ist sicher zu gut für armseliges Fußvolk wie uns, oder nicht?“
 

„D-du wei-weißt genau, dass Mama und Papa mir ge-gesagt haben, da-da-“
 

„Dadada, was?“, unterbrach Sorano sie grob. „Wenn du nicht mal den Mund aufkriegst, muss ich dir auch nicht zuhören.“
 

Yukino holte tief Luft und blinzelte heftig, um die Tränen zurückzuhalten, die in ihre Augen stiegen. In ihrer Kehle saß auf einmal ein dicker Kloß, der sie kaum atmen ließ. Es tat fürchterlich weh, am falschen Ende von Soranos spitzer Zunge zu stehen, noch viel mehr als bei allen anderen.
 

Früher einmal war Sorano ihre geliebte, viel bewunderte Schwester gewesen, ihre beste Freundin, die, die sie stets beschützt hatte. Niemals hätte sie zugelassen, dass so jemand mit ihr sprach, ohne mit Prügeln zu drohen, und jetzt tat sie es selbst. Was war nur mit ihnen geschehen?
 

Als Sting mit dem Angebot gekommen war, dass sie ihn begleiten konnte – er hütete während der Ferien öfter das Sommerhaus seines sehr reichen Onkels – hatte Yukino nur zögerlich darauf reagiert. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie mit Freuden zugestimmt; ein paar Wochen Sommer, Sonne und Meer in einer der schönsten Gegenden Fiores und auch noch für beinahe lau? Was konnte da schon schiefgehen?
 

Doch weil ihre Schwester gerade solche Probleme hatte und Yukino ihr unbedingt helfen wollte, hatte sie gezögert. Auch wenn Sorano von Anfang an deutlich gemacht hatte, dass sie keine Hilfe wollte und sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte…
 

Es war der Einfluss ihrer Eltern gewesen, die ihre jüngere Tochter entschieden dazu gedrängt hatten, herzukommen, der sie endlich hatte nachgeben lassen. Yukino bräuchte eine Auszeit, hatten sie gesagt, sie müsste sich auf sich und ihr eigenes Leben konzentrieren, ihre Hausarbeiten in Ruhe schreiben und Abstand gewinnen.
 

Sorano hatte… nicht sehr positiv darauf reagiert. Auch jetzt, über eine Woche nach Yukinos Abreise, ließ sie ihre Schwester ihr Missfallen darüber spüren. Und jetzt machte ihnen auch noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Während Zeit, die sie schon hier waren, hatten sie gerade mal zwei Tage Sonne gehabt, der Rest war regnerisch, bewölkt und kalt gewesen mit einem scharfen Wind vom Meer aus kommend. Jetzt war daraus ein ausgewachsener Sturm geworden, der die Wellen hochpeitschte.
 

„Eigentlich kann ich dich schon verstehen.“, erklärte Sorano plötzlich und in Yukino flammte plötzliche Hoffnung auf. Hatte Sorano bemerkt, wie sehr ihr Verhalten ihre kleine Schwester verletzt hatte? Würde sie einlenken, ihr gegenüber zumindest und sie wieder an sich heranlassen? Würde sie ihr verzeihen?
 

Ihre Stimme war gedankenverloren, als sie fortfuhr: „Ich meine, wenn ich einfach so abhauen und alles hinter mir, meine eigene Schwester mit ihren Problemen allein sitzen lassen und mich sorglos entspannen könnte, würde ich das auch tun. Ein schönes Leben in einem Strandhaus, das würde mir auch gefallen. Aber nicht jeder kann einfach seine Taschen packen und abhauen.“ Doch der flapsig-lapidare Tonfall mit dem scharfen Unterton, den Sorano anschlug, zeigte deutlich, was sie davon hielt: nichts.
 

Yukino spürte, wie alle ihre Hoffnungen und Wünsche wieder in sich zusammenfielen. Ihr war zum Heulen zumute. Gar nichts hatte Sorano ihr verziehen und jetzt schossen die Tränen tatsächlich in Yukinos Augen. Diesmal konnte sie sie nicht ganz zurückhalten.
 

„D-du weißt genau, dass es nicht so ist!“, versuchte sie sich zu wehren, aber ihre Stimme klang schwach und leise. Dabei war es die Wahrheit. Es war nicht so, wie Sorano gesagt hatte. Absolut nicht!
 

Sie wäre geblieben, wenn ihre Schwester sie tatsächlich gebraucht hätte, wenn sie etwas anderes getan hätte, als sie nur von sich zu stoßen. Yukino hatte geglaubt, etwas Abstand würde ihnen vielleicht guttun, Sorano konnte sich beruhigen, sie selbst sich auf ihre Hausarbeit konzentrieren, um die sie sich jetzt wirklich kümmern musste. Aber anscheinend war das Gegenteil der Fall.
 

„Ach ja, weiß ich das?“, höhnte Sorano. „Du bist abgehauen, kaum als dein… Kumpel mit seinem knackigen Hintern gewackelt hat. Hast du ihn schon rangelassen oder zierst du dich noch?“ Die anzügliche Betonung ihrer Worte sagte genau, worauf sie anspielte, und Yukino wurde das Blut ins Gesicht getrieben.
 

Es ging zwischen ihr und Sting doch nicht darum!
 

Im Gegenteil, sie waren Freunde und nicht mehr als das! Sie wollten auch gar nicht mehr als das! Für Yukino war diese reine Freundschaft ohne Hintergedanken wertvoller als jede romantische Beziehung. Wütend wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Woher nahm Sorano das Recht, so über sie und Sting und ihre kostbare Freundschaft zu sprechen?!
 

„S-so ist das ni-nicht.“, versuchte sie ihrer Schwester klar zu machen. „Sti-Sting ist mei-mein bester Freund und nicht mehr als das.“
 

„Ja, klar, und das soll ich dir jetzt glauben?“, fragte Sorano höhnisch. „Muss ich dich auch noch hierbei an die Hand nehmen? Ich hätte geglaubt, du wärest ein wenig selbstständiger geworden während der letzten Jahre, aber anscheinend hängst du mir noch immer am Rockzipfel wie ein kleines Kind. Jetzt lass dich schon von ihm durchvögeln, vielleicht zieht dir das den Stock aus dem Arsch.“
 

Yukino biss sich auf die Unterlippe, um ihrer Schwester nicht eine scharfe Antwort zu geben, und holte tief Luft. „Sting ist mein bester Freund.“, wiederholte sie fest und bemerkte erfreut, dass ihre Stimme nicht zitterte oder stockte.
 

„Wie du meinst.“ Sie konnte beinahe sehen, wie Sorano nachlässig die Schultern zuckte und ihr offensichtlich nicht glaubte. „Komm aber nachher nicht heulend zu mir, wenn sich das als Illusion herausstellt. Ich hab ehrlich genug davon, ständig dein Gejammer anhören zu müssen. Mach das ohne mich und deine Sorgen kannst du dir auch sonst wohin stecken.“
 

Dann ertönte ein Klicken, das zeigte, dass sie aufgelegt hatte. Einfach so, ohne Vorwarnung, nicht einmal einen Abschiedsgruß!
 

„Ich…“, sagte Yukino und seufzte, ehe sie ein „Bis bald…“ hinzufügte, das sowieso niemand mehr hörte. Traurig starrte sie das Telefon an und drehte sich dann auf ihrem Barhocker herum, um es auf dem Marmortresen abzulegen, der die Küche vom Wohnraum trennte.
 

Sie stützte das Gesicht in die Hände und holte tief und zitternd Luft. Sie wollte jetzt nicht weinen. Auf keinen Fall! Aber Soranos Worte hatten ihr weh getan, wie Stiche direkt ins Herz und sie wusste nicht, was sie dagegen tun konnte.
 

Wo war es schiefgegangen?

Wann hatten sie sich so auseinandergelebt?

Was hatte diesen Keil zwischen sie getrieben?
 

Yukino hatte keine Ahnung – früher, vor Jahren, ehe Sorano einfach verschwunden war, waren sie ein Herz und eine Seele gewesen. Sorano hatte immer auf sie aufgepasst, hatte ihr geholfen und sie beschützt.
 

Durch das Verschwinden ihrer geliebten und bewunderten großen Schwester vor ein paar Jahren war sie aus allen Wolken gefallen und sie war untröstlich gewesen. Nicht nur, dass Sorano ihre Freundin gewesen war, sie war ihre einzige Freundin gewesen.
 

Und jetzt stand sie vor einem Scherbenhaufen und versuchte ihre Beziehung zu kitten, sie wieder näher zusammenzubringen und noch irgendetwas zu retten. Nur, dass Sorano das anscheinend nicht wollte… Stets hatte sie das Gefühl, dass sie viel zu spät dran war, dass sie einem längst vergangenen Traum hinterherjagte, der ihr wie feiner Sand durch die Finger glitt.
 

Was war nur geschehen? Und was noch viel wichtiger war: wie konnte sie alles wieder ins rechte Lot rücken?
 


 

~~*~~☁~~*~~
 


 

Das Messer glitt durch das weiche Fleisch des Pfirsichs wie durch weiche Butter. Sorgsam zerteilte Sting die Frucht zwei Hälften, um den Kern herauszuklauben, ehe er sie in kleinere Stücke schnitt. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er von seiner Aufgabe aufblickte und einen Blick ins Wohnzimmer warf.
 

Dort saß Yukino auf dem Sofa, umgeben von den Büchern, die sie für ihre Hausarbeit brauchte, jeder Menge Papier für Notizen und Stifte aller Arten und Farben. Ihr Laptop stand vor ihr auf dem Wohnzimmertisch, der typisch für reiche Leute war, ein geschliffener, zugesägter Baumstumpf mit einer passend gefertigten Glasplatte darüber. Der Bildschirm des Geräts war längst wieder schwarz und auch das Buch, das sie im Moment auf den angezogenen Beinen liegen hatte, war schon seit mindestens einer Viertelstunde nicht mehr umgeblättert worden.
 

Dies war das erste Mal, dass Sting vor ihr mit seinen Hausarbeiten fertig war, was ihn eigentlich freuen sollte. Aber er wusste um den Grund dahinter, weswegen der Triumph nicht so recht aufkam. Seit sie am letzten Tag Sorano angerufen hatte, war sie noch niedergeschlagener als vorher.
 

Das Wetter drückte ihr sowieso schon die ganze Zeit aufs Gemüt, das von vorn herein nicht sonderlich heiter gewesen war – ganz anders, als er es von ihr gewohnt war. Eigentlich war sie so ein positiver, optimistischer Mensch, der niemals die Hoffnung aufgab. Warum hatte ihre Schwester eine so große Macht über sie?
 

Der erste Plan, sie wieder etwas aufzumuntern, war wortwörlich ins Wasser gefallen, denn bei diesem Regen und den eher frischen Temperaturen konnte man nicht unbeschwert im Meer herumtollen. Und das, obwohl sie hier einen echten Privatstrand zur Verfügung hatten!
 

Dabei hatte er gesehen, wie Yukino sich auf die Zeit am Meer gefreut hatte. Auf der Zugfahrt hierher war sie ganz aufgeregt gewesen und jetzt das! Aber er hatte schon das rechte Mittel, um sie wieder auf andere Gedanken zu bringen. Und damit meiner er jetzt nicht diesen dummen Pfirsich!
 

Den Teller mit der geschnittenen Frucht aufnehmend ging er um den Tresen herum und die zwei Stufen zum Wohnbereich hinunter. Das Ferienhaus seines Onkels, erstaunlich klein für seine Verhältnisse und hatte von außen noch den typsichen Strandhauslook aus dunkelblau gestrichenem Holz, mit kontrastrierenden weißen Fensterrahmen.
 

Innen jedoch war es jedoch erst vor kurzem modern und zeitgemäß umgebaut worden und dabei hatte sein Onkel sich echt nicht lumpen lassen. Das Erdgeschoss war beinahe nur ein großer Raum, der sich offen und freundlich präsentierte, mit großen Fenstern, die Licht hindurchließen. Im ersten Stock befand sich eine Galerie, die ihn nur zum Teil überspannte und durch die er noch geräumiger wirkte.
 

So ein Ferienhaus hätte Sting sich normalerweise nie für einen Urlaub leisten können. Aber hier musste er nur ein paar Blumen gießen, die Post aus dem Briefkasten holen und dafür sorgen, dass hin und wieder jemand anwesend war, um Einbrecher abzuschrecken. Er musste nicht mal putzen und sein Onkel hatte sogar Geld für Essen dagelassen. Manchmal hatte es doch etwas für sich, stinkreiche Verwandte zu haben. Dass er dieses Jahr auch noch Yukino hatte mitbringen dürfen, war nur noch ein weiterer Bonus.
 

„So, ich habe nachgedacht.“, begann er, als er den Teller vor ihr auf den Tisch stellte.
 

Sie zuckte zusammen und blickte zu ihm auf. „Wa-Was?“, wollte sie wissen, dann lächelte sie halbherzig. „Du, nachdenken? Seit wann das?“ Selbst das klang eher zaghaft, obwohl sie inzwischen gelernt hatte, dass er durch ein paar kleine Neckereien nicht ihr allergrößer Feind wurde, im Gegenteil.
 

Also verzog er gespielt verletzt eine Schnute und ließ sich neben ihr mit Schwung auf das Sofa fallen, was sie beinahe von dem Möbelstück beförderte. „Irgendwer muss das doch übernehmen, seit du Trübsal bläst!“, verteidigte er sich und ging gleich zum Thema über, in dem er einen zusammengefalteten Flyer aus seiner Hosentasche zog. „Hier, lass uns da hingehen. Ich weiß, es regnet noch, aber das heißt nur, dass weniger los ist.“
 

„Deinen Optimismus möchte ich haben.“ Yukino fing die Broschüre auf und faltete sie neugierig auseinander. „Willkommen zum Saber Festival.“, las sie die Überschrift vor und dann die kleiner gedruckten Buchstaben darunter: „Traditionelles Handwerk, zeitgenössische Kunst und kulinarische Genüsse! Besuchen, genießen und einfach mal die Seele baumeln lassen!“
 

„Na, klingt doch gut?“, wollte er wissen. „Wie wäre es mit morgen? Da soll das Wetter wieder etwas aufklaren.“ Yukino liebte solche Orte, das würde ihr trotz allem gefallen! Natürlich hatte er keine Hintergedanken dabei, nein, gar keine… Es war nicht so, als ob das seine Chance wäre, eine bestimmte Person zu sehen und-
 

Er brach den Gedanken abrupt ab. Ja, er hatte vielleicht noch einen zweiten Grund, aber Yukino liebte solche Märkte tatsächlich und um sie ging es hier in erster Linie. Das würde sie auf andere Gedanken bringen.
 

„Also, ich weiß nicht…“, begann sie jedoch zögerlich. „Ich hab hier noch so viel mit der Hausarbeit zu tun. Und ich weiß nicht, aber ich sollte vielleicht wieder zurückfahren. Dort komme ich sicher schneller voran und-“
 

„Du kürzt unseren Urlaub?“, entschlüpfte es Sting überrascht – und nicht sehr begeistert. Er hatte sich ehrlich darauf gefreut, die kommende Zeit mit ihr zu verbringen.
 

Doch es ging ihm nicht nur um den Urlaub, der sowieso verregnet war. Es ging ihm eher darum, dass Yukino noch eine Weile hierblieb, weg von ihrer Schwester, die so offensichtlich Gift für sie war und sie nur noch weiter in das Loch hineinzog, in dem sie sich selbst befand.
 

Manchmal kam es ihm so vor, als würde Sorano einen perversen Spaß daran haben, wenn alle um sie herum sich ebenfalls so elendig fühlten, wie sie selbst es gerade tat. Und wenn sie dafür nachhelfen musste, dann tat sie es halt, mit Freuden sogar. Wie ein schwarzes Loch, das alle positiven Gefühle einsaugte.
 

Und dabei hatte Yukinos Laune sich während der letzten Tage wieder gebessert, sie hatte mehr wie die alte Yukino geklungen, optimistisch, gutherzig und stets freundlich zu allen. Natürlich nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie beschlossen hatte, Sorano anzurufen um sie zu fragen, wie es ihr ging. Seitdem war sie wieder still und in sich gekehrt, eine Yukino, die Sting nur vom Anfang ihrer Freundschaft kannte.
 

„Und du lässt mich hier alleine sitzen? In dem Regen? Was soll ich nur ohne dich tun?!“ Dramatisch warf er die Arme hoch und ließ sich in die Kissen sinken. Aber tatsächlich war es nur zum Teil gespielt. Ohne Yukino würde dieser Urlaub sehr langweilig werden…
 

„Du kommst schon ohne mich klar.“, wiegelte Yukino ab und ihr Unterton war so bitter, dass er erstaunt aufblickte. „Ich bin im Moment keine gute Gesellschaft, glaube ich. Ich würde dir nur zur Last fallen.“
 

„Du fällst mir nicht zur Last.“, widersprach er automatisch und runzelte die Stirn, während er sich wieder gerade aufrichtete.
 

Wo kam das jetzt her? Es erinnerte ihn an das schüchterne Mädchen, das er vor Jahren angefreundet hatte: jemand, der nicht glauben konnte, dass andere Leute ihn um seiner selbst willen mögen könnten, der stets dachte, er wäre eine Bürde für alle, und der annahm, andere würden ihn lieber nicht dabei haben wollen. „Du bist meine beste Freundin, hör auf, solchen Blödsinn zu reden!“
 

Yukino schenkte ihm nur ein trauriges Lächeln und er suchte verzweifelt nach etwas, das er sagen konnte, um ihre Selbstzweifel zu vertreiben. Verdammt, warum war er nur so schlecht darin, in so einer Situation die richtigen Worte zu finden? Und was zum Teufel hatte Sorano gesagt, um sie wieder in diese Denkweise und ihr Schneckenhaus zurückzutreiben?
 

Sting hatte über zwei Jahre gebraucht um Yukino zu zeigen, dass es ihm tatsächlich nur um sie ging, um Yukino, das liebenswerte, zurückhaltende, gutherzige Mädchen, das aber auch mal Feuer im Hintern hatte und das immer wusste, was wirklich wichtig war. Er konnte nicht einmal genau sagen, was an ihr ihn dazu veranlasst hatte, sie an diesem ersten Schultag anzusprechen, denn sie waren so grundverschieden. Aber irgendetwas hatte daraus eine tiefe Freundschaft wachsen lassen. Und Sorano würde ihnen das nicht wegnehmen!
 

Er zuckte zusammen, als es klingelte. Sich aufrappelnd drückte er ihr erneut den Flyer in die Hand. „Les das nochmal durch und denk darüber nach, ehe du irgendwelche Entscheidungen triffst, okay?“ Zu Beginn des Flurs, der nur durch eine in den Raum ragenden Wand angedeutet war, hielt er noch einmal inne und drehte sich zu ihr um. „Und bitte geh nicht nach Hause.“
 

Ein wenig ärgerlich über die Unterbrechung marschierte er zur Tür. Wenn das jetzt diese alte Hexe von Nachbarin war, die sich immer über nichtige Kleinigkeiten aufregte, nur um ihn zu ärgern, würde sie etwas zu hören bekommen!
 

Aber als er die Tür aufriss, blickte er in das grinsende Gesicht von Natsu, dessen rosafarbene Haare unter der zugezogenen Kapuze seiner Regenjacke herausschauten. Dazu trug er Regenhose und ein paar Gummistiefel, die mit Schlamm verschmiert waren.
 

„Hi, Sting! Wusste ich’s doch, dass du wieder da bist!“
 

„Hi, Natsu…“, war die eher lahme Antwort. Eigentlich hätte er mit Natsu rechnen sollen, der sich einmal im Monat um den Garten des Anwesens kümmerte. Er arbeitete bei der Landschaftsbaufirma seines Vaters, die schon seit Jahren mit dieser Aufgabe betraut war.
 

Jetzt runzelte er die Stirn, als er Stings eher düsteren Gesichtsausdruck bemerkte. „Was ist passiert?“
 

„Nichts…“, wehrte Sting ab, obwohl das nicht ganz stimmte. Aber er konnte ja kaum Yukinos schmutzige Wäsche vor jemandem ausbreiten, den sie gar nicht kannte. Stattdessen öffnete er einladend die Tür. „Komm doch erstmal rein oder hast du es eilig? Ich mach dir einen Kaffee, wenn du willst. Lass die nassen Sachen einfach hier.“
 

„Aber klar doch!“, stimmte Natsu sofort zu und grinste breiter, was auch Sting zum Lächeln brachte. Natsus gute Laune war ansteckend wie immer. „Ich bin extra früher gekommen! Du machst einfach den besten Kaffee der Welt, nicht mal im Green Sunday kriegen sie das so gut hin.“ Er begann, sich aus seiner Regenjacke zu schälen, unter der ein einfaches Hemd zum Vorschein kam.
 

Sting grinste und machte sich auf den Weg in die Küche. „Ich weiß halt, was ich tue.“ Während er die teure Kaffeemaschine anwarf, ein wahres Monster, das man auch in kleineren Cafés finden konnte, kämpfte Natsu sich aus seiner wetterbedingten Verkleidung.
 

Yukino hatte ihren weißhaarigen Kopf wieder über ihre Bücher gebeugt und schien entschlossen, alles um sich herum zu ignorieren. Besorgt warf Sting ihr einen Blick zu. Sie war zwar nicht kontaktfreudigste Mensch der Welt, aber sie war niemals unhöflich oder gar unfreundlich.
 

„Huh, Besuch?“, fragte Natsu verdutzt, als er strumpfsockig hereinkam. Seine Jeans hatte ein paar nasse Flecken, aber er schien weitgehend trocken geblieben zu sein. Dafür standen seine Haare an manchen Stellen wild in alle Richtungen ab, an anderen waren sie noch von der Kapuze plattgedrückt.
 

„Das ist meine beste Freundin, Yukino.“, stellte Sting vor und zog die Brauen zusammen.
 

Jetzt kam sich nicht mehr umhin sich umzudrehen und sie schenkte dem unerwarteten Besucher ein schüchternes Lächeln. „Ha-hallo.“
 

Natsu störte sich nicht an dem Stocken ihrer Stimme, sondern grinste breit. „Hi! Ich bin Natsu; ich kümmere mich hier um den Garten.“
 

„Oh!“, machte Yukino und warf einen zweifelnden Blick durch die Fenster auf die Terrasse, wo der Regen noch immer in Strömen herunterkam. Wenigstens hatte der Wind seit gestern nachgelassen. „Da-das kann je-jetzt nicht sehr angenehm sein.“, brachte sie heraus und klang viel leutseliger als vorher.
 

Sting zog eine Augenbraue hoch, nicht unbedingt unzufrieden mit dem Verlauf der Dinge, und stellte drei bauchige Tassen auf den Tresen. Natsu hatte eine Art an sich, die auch die schlimmste Laune heben konnte. Mit geübten Bewegungen füllte er eine kleine Kanne mit Milch, um sie vorzubereiten, ohne den Blick von den beiden zu wenden.
 

Natsu stützte sich auf die Lehne des Sofas und folgte ihrem Blick zu der grauen Wand aus Regen. „Wenn Sonne scheint macht das mehr Spaß, stimmt schon, aber man braucht nur die richtigen Kleider. Und es wird auch wieder aufhören zu regnen, du wirst schon sehen.“
 

„Na, ho-hoffentlich bald. Wir wollten hier eigentlich Urlaub machen.“, stimmte Yukino zu und zog die Beine an.
 

„Der ist arg ins Wasser gefallen, was? Eigentlich ist es echt schön hier.“ Dann stutzte er und sein Gesicht hellte sich auf. „Hey, geht ihr auch zum Saber Festival? Wir haben einen Stand da, kommt doch mal vorbei.“
 

„A-ach, i-ich weiß noch nicht…“ Yukino zögerte und spielte nervös mit ihrem Stift. „Ich wollte eigentlich bald heimfahren…“
 

Sting verzog das Gesicht. Da hatte sie sich ernsthaft in den Kopf gesetzt, wieder abzuhauen, ansonsten hätte sie das jetzt wohl kaum gesagt. Wie zum Teufel sollte er sie nur davon abhalten? Er konnte sie ja nicht anbinden.
 

„Du willst echt von hier weggehen, ohne beim Saber Festival gewesen zu sein? Unerhört! Du Kunstbanausin!“, fuhr Natsu auf und Yukino warf ihm einen überrascht-ängstlichen Blick zu und zog den Kopf ein.
 

Natsu streckte ihr die Zunge heraus und zwinkerte ihr zu, was Yukino sich leicht rot färben ließ. „I-ich…“, begann sie, aber verstummte dann verwirrt.
 

„Nein, ehrlich, wenn du noch einen Tag länger bleiben kannst, dann tu das, es lohnt sich. Selbst bei dem Mistwetter.“, versicherte er ihr. „Dort gibt es wahnsinnig viel zu sehen. Ich bin auch da!“
 

Sting grinste. Natsu hatte wirklich eine seltsame Art zu flirten, aber es schien bei ihr anzukommen. Oder vielleicht war es auch die Aufmerksamkeit eines gut aussehenden jungen Mannes, die sie so durcheinander brachte.
 

„Sting, sag ihr, dass sie hingehen muss.“, warf Natsu über die Schulter zurück.
 

„Yukino, du musst hingehen.“, stimmte Sting sofort zu.
 

„Siehst du?“, grinste Natsu sie an. „Jeder hier sagt das. Wir haben nur dein Bestes im Sinn!“
 

Die Farbe auf Yukinos Gesicht verdunkelte sich. „O-okay, vielleicht…“ Vom Weitem sah es aus, als wollte sie ihren Stift zerbrechen, so sehr drehte sie daran herum. Sting überlegte, wie er sie irgendwie unauffällig darauf aufmerksam machen konnte, aber es war relativ unwahrscheinlich, dass Natsu das überhaupt bemerkte.
 

„Gut, ich sehe dich dann morgen!“ Natsu schenkte ihr noch sein breitestes Grinsen, das Sting seinerzeit auch aus der Bahn geworfen hatte – traurigerweise war Natsu völlig hetero – und Yukinos Gesicht fast zum Explodieren brachte, so rot färbte es sich.
 

Dann wandte er sich um und marschierte zum Tresen, wo er sich auf einen der Barstühle zog. Yukinos Kopf senkte sich hastig wieder über ihr Buch zurück, aber Sting wusste mit hundertprozentiger Sicherheit, dass sie in diesem Moment kein Wort entziffern konnte.
 

„Wie kommt es, das ausgerechnet du immer die hübschesten und süßesten Mädchen abkriegst?“, wollte Natsu vorlaut wissen, ohne sich die Mühe zu machen, leise zu sprechen.
 

„Das ist mein natürlicher Charme. Und Lucy ist meine Cousine…“, erinnerte Sting und griff nach der ersten vollen Tasse, um den Cappuccino mit Milch anzureichern. Aus lauter Gewohnheit malte er eine Blume aus Milchschaum auf die Oberfläche. Solches extravagante Zeug lernte man eben, wenn man in dem spießigsten Spießercafé der Hauptstadt arbeitete. Über Natsus Schulter hinweg konnte er sehen, wie Yukinos Ohren auf die Bemerkung hin auch noch rot wurden, und grinste.
 

„Oh, ja.“ Mit der Hand fuhr Natsu sich durch die Haare, was seine Frisur noch wilder machte. „Das hab ich fast vergessen.“ Seine Augen leuchteten auf und er griff nach der Tasse, als Sting sie ihm reichte. Mit einem genüsslichen Schlürfen nahm er einen Schluck. „Ich sollte öfter hier vorbeikommen.“
 

„Wenn du willst, gebe ich dir die Adresse des Cafés, in dem ich arbeite.“, antwortete Sting trocken, aber Natsu winkte ab. „Erstens ist das in Crocus und zweitens hast du mir erzählt, was ich da für einen Cappuccino hinblättern muss und ich habe doch keinen Geldscheißer.“
 

Sting grinste und stellte schließlich die dritte Tasse auf dem Tresen ab. „Hey, Yukino, ich hab dir auch eine Tasse gemacht.“ Er schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln, als sie ihn ansah; eigentlich hatte sie ja gar nicht danach gefragt.
 

Ihr fragender Blick verwandelte sich in einen entsetzten, die Augen weit aufgerissen, und sie schüttelte heftig den Kopf, während sie immer wieder zu Natsu schielte. Die würde es glatt hinkriegen, sich zu verweigern, obwohl sie so eine Gelegenheit am Schopf greifen musste!
 

Musste er wirklich hinübergehen und ihr erklären, dass Natsu vielleicht keine großartigen Komplimente machte, aber sein Interesse an ihr war echt und vorhanden war? Und das, obwohl sie sich gerade mal fünf Minuten unterhalten hatten…
 

Aber das wäre zu auffällig, also griff er kurzentschlossen nach der Dose, in der sie die großen Chocolate Chip Cookies aufbewahrten, nach denen Yukino regelrecht süchtig war. „Hier sind noch Kekse da. Du darfst sie nicht alle alleine essen, Natsu.“ Der grinste ihn an und griff natürlich sofort danach. Er biss schon hinein, noch ehe Yukino überhaupt aufgestanden war.
 

Sting angelte sich seinen eigenen Keks und winkte ihr damit zu. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, genau wissend, was er da trieb, stand aber endlich auf. „A-also gut… Aber nur auf eine Tasse, ich muss das heute wirklich noch fertigkriegen.“
 


 

~~*~~☁~~*~~
 


 

Das Saber Festival war… groß. Über die Jahre hinweg hatte es sich einen Namen gemacht und Aussteller und Besucher kamen aus allen Ecken der Welt. Begonnen hatte es auf einem eher kleinen Platz, dem Saber Plaza, von dem es auch seinen Namen hatte. Doch inzwischen hatte es sich über die gesamte Fußgängerzone ausgebreitet, die ansässigen Geschäfte stimmten ihre Schaufenster darauf ab und die ganze Stadt nahm auf die eine oder andere Weise teil.
 

Es wurde viermal im Jahr abgehalten, jeweils auf die entsprechenden Jahreszeiten abgestimmt. Irgendwie hatte das Festival es geschafft, sich trotz der Bekanntheit und der unabdingbaren kommerziellen Massenprodukt-Buden seinen natürlichen, unverdorbenen Charme zu bewahren.
 

Sting kannte es inzwischen gut genug um zu wissen, wo in etwa er was finden würde, aber er kam jedes Mal immer wieder gern her. Und was man alles hier finden konnte – von traditionell hergestellten, handgefertigten Dingen wie Beautyprodukten, Schmuck oder Keramik über einen kleinen Bauernmarkt mit allerlei Angeboten bis hin zu langen Reihen voller Ständen, denen der Name ‚Essensbude‘ nicht gerecht wurde.
 

Überall waren Straßenkünstler verteilt, Zauberer, Jongleure und andere Artisten, Musiker und Zeichner, die Skizzen oder Karikaturen anfertigten. Dazwischen hatten die Handwerksvorführen ihren Platz, für die meistens eine kleine Ecke des jeweiligen Stands abgegrenzt worden waren. Das war seit jeher ein wichtiger Teil des Festivals gewesen.
 

Auf dem Saber Plaza war eine große Bühne aufgebaut, die vor allem für eher unbekannte Bands vorbehalten war. Doch dort würde es auch Feuershows geben, der Auftritt des einen oder anderen bekannten Sängers und alle drei Abende sogar ein kleines Kabarett.
 

Alles war aus Holz errichtet, mit bunten Stoffbahnen geschmückt und Lichterketten und Blumengirlanden zierten die Stände. Sie hatten alle ihren eigenen, individuellen Charme, den man auf den meisten Märkten dieser Größe einfach nicht mehr fand. Auch die Stadt wandte jedes Jahr eine gute Summe auf, um das Straßenbild zu verschönern.
 

„Lass uns da rübergehen!“ Aufgeregt deutete Yukino auf einen langen Stand, in dem Seifen in kleinen Blöcken aufgereiht waren. Daneben befanden sich irgendwelche Cremes und Körperöle in Gläsern, edlen kleinen Dosen und besonders geformten Flaschen.
 

Nachdem sie ihren ersten Zweifel und den Unmut über die erzwungene Aktion und das Wetter erstmal hinter sich gelassen hatte, zerrte sie ihn von einem Stand zum nächsten und war kaum mehr aufzuhalten. Alles musste sie sich ansehen, blieb bei jenem Straßenkünstler stehen und betrachtete diese Demonstration. Jede Auslage studierte sie genau und sie kam aus ihrer Begeisterung gar nicht mehr heraus.
 

Wenn sie etwas fand, das ihr gefiel, griff sie zu, obwohl sie sonst eigentlich immer so sparsam war. Sting hatte sich irgendwann erbarmt und ihr eine der Taschen abgenommen, damit sie nicht so viel zu schleppen hatte. Aber wenn man für alle Freunde und Verwandte unbedingt ein Geschenk haben wollte…
 

Dass es immer noch regnete, wenn auch nicht mehr so stark wie am Vortag, schien sie kaum zu bemerken. Im Gegensatz zu dem, was in den letzten Tagen herunterkommen war, konnte man das fast als Nieseln bezeichnen. Große Pfützen hatten sich über den gepflasterten Boden ausgebreitet und im Rinnstein sammelten sich kleine Bäche aus Wasser. Die Menschen, die sich trotzdem durch die Gassen schoben, trugen Regenjacken und Schirme.
 

Aber all das störte Sting nicht sehr, auch wenn er sich beschwerte und brummelte. Denn wegen all der Eindrücke verlor sie kein Wort über ihre Schwester, und ihrem strahlenden Lächeln nach zu schließen, dachte sie nicht einmal an Sorano. Allein das verbuchte Sting als einen Punkt für sich. Dass sie hier zusammen auch noch eine tolle Zeit hatten und Yukino eindeutig guter Laune war, war noch ein zusätzlicher Bonus.
 

Schließlich schaffte er es, sie zu dem über und über mit Blumen beladenen Stand von Dragneel Garden and Flowers zu bugsieren. Hinter der Kasse stand nur Grandine, Natsus Mutter, die er kurz begrüßte. Sie war eine stets freundliche Frau mit einem herzlichen Lächeln.
 

Yukino wanderte bereits durch die Auslagen, die etwas abseits der Pflanzen aufgebaut war. Dabei handelte es sich vor allem um Bücher, Blumentöpfe, Werkzeuge, Windräder und ähnliches Zubehör. Währenddessen blickte sie sich unauffällig nach jemandem um, doch Sting durschaute sie. Aber da er sie nicht ohne Grund hergebracht hatte, sagte er nichts.
 

„Hey, man, du siehst echt besser aus als gestern.“, sagte Natsu plötzlich hinter ihnen und Yukino stieß ein erschrockenes Quietschen aus, ehe sie zu ihm herumwirbelte, die Hände auf den Mund gepresst.
 

Natsu schenkte ihr ein breites Grinsen und nickte Sting kurz zu, der die Begrüßung erwiderte. Doch so wirklich sah Natsu ihn gar nicht an. Yukino schien wirklich Eindruck auf ihn gemacht zu haben. Seit gestern hatte er allerdings einen Kamm in die Hände genommen und ihn auch benutzt.
 

Das einzige, das fehl am Platz wirkte, war die Haarspange, mit der er sich das Pony aus dem Gesicht hielt. Es war eine etwa handtellergroße, dunkelblaue Blüte aus Stoff und Draht, die sehr seltsam an ihm aussah. Sie war hübsch und hatte einen sehr femininen Touch.
 

Unauffällig trat Sting einen Schritt zurück und tat so, als ob ihn die Auslage der Gartenbücher brennend interessieren. Tatsächlich jedoch spitzte er die Ohren und behielt seine beste Freundin und ihren Gegenüber im Blick.
 

„Ah, sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Entschuldigend hob Natsu beide Hände hoch.
 

„Schon gut.“, winkte Yukino ab und lächelte ihn schüchtern an, während sie eine Haarsträhne hinter ihr Ohr schob. Sting rollte die Augen; noch klischeehafter konnte sie sich nicht verhalten, oder? „Ich hätte besser auf meine Umgebung achten sollen.“
 

„Ach, hier ist es immer ziemlich laut, da kann man schon mal was überhören.“, winkte Natsu ab. „Schön, dich besserer Laune zu sehen, gestern warst du ja ziemlich niedergeschlagen.“
 

Sie wurde rot. „Mi-ir geht es schon besser. Ich ha-hatte gestern nur einen schlechten Tag.“
 

„Gut zu hören! Bleibst du jetzt doch noch länger hier? Es lohnt sich. Mein Vater sagt, nächste Woche wird das Wetter auch wieder besser und er weiß, wovon er spricht.“
 

„A-ach ja, mal schauen.“, gab Yukino zu und schaute an Natsu vorbei und auf den Boden. Vermutlich würde sie in Flammen aufgehen, wenn sie seinen Blick erwiderte, fuhr es Sting durch den Kopf und er verkniff sich ein Grinsen.
 

„Das wäre toll, vielleicht können wir uns dann mal treffen?“, schlug Natsu geradeaus vor. Manchmal vergaß Sting, wie direkt und ungeniert er war.
 

Überrascht ruckte Yukinos Kopf hoch und sie blinzelte heftig. „Wa-was? Tr-treffen?“ Ihre Stimme endete in einem hohen Quietschen.
 

„Hier in der Nähe ist ein tolles Café, in dem treffen wir uns gerne, also meine Freunde und ich. Sting kommt auch öfter, wenn er hier ist, er sollte dich nächstes Mal einfach mitbringen.“ Ups, Fettnäpfchen. Sting rollte mit den Augen. Welche Frau wollte zu einem Freundestreffen eingeladen werden? Natsu würde es nie lernen…
 

Die Enttäuschung war Yukino anzusehen, doch ihrem Gegenüber schien es nicht einmal aufzufallen, denn er plapperte einfach weiter: „Die machen da machen sie guten Kaffee, ich lad dich ein. Auch wenn Stings besser ist… Aber weißt du was, ich sollte ich dich ins Green Sunday mitnehmen, dort gibt es das beste Essen überhaupt.“
 

„O-okay…?“ antwortete sie unsicher und sichtlich überrumpelt. Natsus Sprunghaftigkeit war nicht für jeden etwas, vor allem nicht, wenn er nicht daran gewöhnt war. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, was sie damit anfangen sollte, und ob Natsu nun mit ihr flirtete oder einfach nur nett war.
 

Sting schnaubte belustigt. Eigentlich wollte er ja nichts sagen, aber er konnte sich jetzt nicht halten: „Weißt du, du solltest ihr sagen, dass für dich Liebe durch den Magen geht.“
 

Natsu warf ihm einen Blick zu. „Was sonst? Essen ist nun mal wichtig, wenn man da nicht zusammenpasst, ist eh alles für die Katz.“
 

Sting rollte mit den Augen. „Als ob du dir groß Gedanken drum machen würdest, was du isst. Du schaufelst doch eh alles in dich rein, was man dir vorsetzt.“
 

„I-ich würde gern mitgehen.“, beeilte Yukino sich einzuwerfen, ehe die Diskussion zu sehr vom Thema abweichen konnte. Der Rotschimmer auf ihren Wangen war nicht zu übersehen, aber Natsu bemerkte ihn natürlich nicht.
 

Sein Gesicht hellte sich auf und er stellte sich automatisch gerader hin. „Ja? Ich nehm dich beim Wort.“ Er tastete seine Hosentaschen ab und zog dann ein langes Gesicht. „Ich hab mein Handy vergessen. Aber Sting hat meine Nummer, er kann sie dir geben.“
 

Yukino lächelte und stotterte irgendetwas vor sich hin, aus dem nicht einmal Sting einen Sinn ziehen konnte. Also schaltete er sich ein: „Kann ich machen. Aber wir müssen jetzt weiter, ich krieg nämlich langsam Hunger.“
 

„Okay, da will ich dir mal nicht im Weg stehen.“, schmunzelte Natsu und fuhr sich durch die Haare. Dann stutzte er und fischte die hübsche Blume daraus hervor. Verwirrt blickte er sie an. „Wo kommt das her…?“
 

„Sie war schon die ganze Zeit in deinem Haar.“, stellte Yukino fest. „Ich fand es süß.“ Natürlich tat sie das.
 

„Oh…“ Natsu lachte verlegen. „Ist aber nicht so ganz mein Stil. Hier.“ Er drückte sie ihr in die Hand. „Zu dir passt sie besser. Bis dann, ihr zwei.“ Er winkte, aber ehe er zwischen den Ständen verschwand, zwinkerte er Yukino noch einmal zu. „Ruf mich an.“
 

Damit duckte er sich hinter eine Auslage mit Blumentöpfen und bekam gar nicht mehr mit, wie Yukino, beide Hände gegen die glühenden Wangen gepresst, vor Verlegenheit beinahe im Boden versank. Doch das glückliche Lächeln in ihrem Gesicht und die sorgefältige Art, wie sie die Haarspange hielt, zeigte Sting, dass es richtig gewesen war, sie herzubringen.
 

Er lachte den ganzen Weg, als er sie vor sich her aus dem Stand und in die Richtung der kulinarischen Buden schob. Immerhin bewirkte ihre Verschämtheit, dass sie sich nicht dagegen wehrte, so dass er endlich zu seiner längst überfälligen Mahlzeit kam. Oder besser, Mahlzeiten!
 

Das hatte er sich ja wohl verdient.
 


 

~~*~~☀~~*~~
 


 

Oh Gott, fuhr es Yukino durch den Kopf und konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. Sie versuchte, es hinter ihrer Hand zu verstecken, aber es wollte ihr nicht ganz gelingen. Ihre Augen funkelten, während sie den Blick nicht von ihrem besten Freund lösen konnte, der sich vor einer Auslage aufgebaut hatte und sich durch die angebotenen Probierhäppchen durcharbeitete.
 

Doch dabei ging es ihm nicht wirklich um das Essen, auch wenn er dafür durchaus zu haben war. Es ging eher um den jungen Mann, der hinter der gläsernen Theke stand und abwechselnd in rasender Geschwindigkeit Gemüse schnitt, den Inhalt der großen Pfanne rührte und Essenshäppchen ausgab.
 

Er war äußerst attraktiv, mit einem schwarzen Pferdeschwanz und einem verschlossenen, aber edlen Gesicht, wenn er auch nicht so gut aussah wie Natsu. Dessen Lächeln hatte Yukino völlig verzaubert und ihre Laune schon beim ersten Mal gehoben.
 

Der Gedanke trieb ihr das Blut ins Gesicht, und sie konzentrierte sich rasch wieder auf das Bild, das sich ihr bot. Über das andere wollte sie jetzt noch nicht nachdenken, auch wenn ihre Hand immer wieder wie automatisch zu der blauen Blume wanderte, die sie inzwischen in den Haaren trug.
 

Der Stand des Green Sunday war gut besucht um umfasste neben der langen To-Go-Theke auch einen kleinen Innenbereich, wo man sitzen und essen konnte. Sogar zwei Kellnerinnen hatten sie mitgebracht, aber das gut gehende Restaurant, das Traditionelle Küche von Nah und Fern. Mit Liebe gemacht. anbot, konnte sich sowas ja wohl auch leisten.
 

Sting unterhielt sich gerade mit dem Koch und schien sich nicht ganz einig zu sein, ob er nun flirten sollte oder nicht. Sie hatte noch nie gesehen, dass er sich so linkisch und tapsig anstellte, aber gleichzeitig holte es einen unbeholfenen Charme hervor, der ihm ausgesprochen gut stand.
 

Oh Gott, dachte sie erneut, ist das süß.
 

Natürlich wusste sie um Stings Sommerschwarm. Rogue Cheney war Koch im Green Sunday und anscheinend jedes Mal hier auf dem Markt zu finden. Irgendwie musste er auch Natsu kennen, denn das war der Kreis, in dem Sting sich hier so rumtrieb und irgendwie war er darüber auch mit Rogue in Kontakt getreten.
 

Aber das war’s.
 

Das war so ungewohnt für ihn, dass Yukino es nicht hatte glauben wollen, aber jetzt, da sie die ganze Sache so vor sich sah, hatte sie zumindest damit kein Problem mehr. Dabei hatte sie Sting schon flirten sehen und er hatte absolut keine Hemmungen dabei und konnte dabei sogar regelrecht aggressiv werden, anders als sie. Außer… jetzt, aus welchen Gründen auch immer er sich zierte. Was eigentlich echt süß war.
 

Yukino gestattete sich erneut ein Lächeln und fragte sich, ob sie es wagen sollte, ihn zu unterbrechen. Ewig wollte sie hier wirklich stehen, langsam wurde es kalt. Obwohl der Regen ja schon nachgelassen hatte und die Sonne durch die Wolken gebrochen war. Sie färbte die Pfützen in einem goldenen Licht und ließ auch die fallenden Tropfen wie Schnüre aus Licht erscheinen. Das gab ein so hübsches Bild ab, dass sie einfach ein paar Fotos hatte schießen müssen.
 

Das Klingeln ihres Handys riss sie aus den Gedanken, also beschloss sie, Sting noch einen Moment mit seinem Schwarm zu lassen – er benahm sich hier wirklich wie ein fünfzehnjähriger Teenager, also durfte sie das so nennen! – und angelte das kleine Gerät aus der Handtasche. Doch ein Blick auf den Display ließ sie erstarren.
 

Angel stand da. Nichts weiter, nicht einmal ein Bild. Nicht einmal ihr richtiger Name hatte Sorano zugelassen und nachdem sie die Beschriftung das dritte Mal geändert hatte, hatte Yukino ihr den Willen gelassen. Sie fragte sich nur, warum ihre Schwester sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte, wieder ein Teil ihrer Familie zu sein.
 

Automatisch wanderte ihr Daumen zu dem grünen Hörer, mit dem sie den Anruf annehmen würde. Was wollte Sorano denn ausgerechnet jetzt? Nachdem sie am letzten Tag einfach so aufgelegt hatte, hatte Yukino nicht mit ihrem Anruf gerechnet. Ob etwas passiert war und sie Hilfe brauchte?
 

Aber warum rief sie dann nicht bei den Eltern an? Die waren doch viel näher und konnten da eh viel besser etwas tun. Hatte sie etwa vergessen, dass sie vorgestern erst erklärt hatte, keine Hilfe zu brauchen?!
 

Nein, vermutlich wollte sie nur an jemandem, der sich nicht wehrte, den eigenen Ärger auslassen, Yukino verspotten und anzügliche Bemerkungen über ihre Beziehung mit Sting machen. Das sähe ihr ähnlich in dem Zustand, in dem sie sich momentan befand!
 

Ärgerlich runzelte Yukino die Stirn. Nachdem sich nach dem Anruf vorgestern der erste Schmerz gelegt hatte, war darunter Zorn zum Vorschein gekommen. Sie selbst hatte es am allermeisten erstaunt; sie war noch nie zuvor wütend auf ihre Schwester gewesen. In ihren Augen hatte Sorano nichts Falsches tun können, stattdessen hatte sie die Schuld immer bei sich selbst gesucht, selbst dann, als ihre Schwester einfach verschwunden war.
 

Aber irgendwie, irgendwann musste sich das geändert haben. Nach Soranos plötzlichem Wiederauftauchen hatte sie eine Weile gebraucht, es zu realisieren, aber jetzt war es ihr klar. Vielleicht hatte der Abstand tatsächlich geholfen, wie ihre Eltern gesagt hatten, die Zeit und die Gespräche mit Sting und selbst Natsu…
 

Es hatte ihr eine neue Perspektive gegeben.
 

Früher vielleicht war Sorano ihre Heldin gewesen, ihre große Schwester, ihre einzige Freundin. Aber jetzt war das nicht mehr so. Jetzt hatte sie ihr eigenes Leben, sie hatte Freunde, nicht nur Sting, auch Lucy und Mirjane und Rufus und die anderen. Sie hatte ihren Studienplatz und hervorragende Noten und wenn sie sich nur dazu überwand, dann hatte sie sogar ein Date. Sie war jetzt nicht mehr das schüchterne, kleine Mädchen, das am Rockzipfel ihrer Schwester hing.
 

Sie hatte ihr eigenes Leben und Soranos Platz darin war minimal. Nicht, weil sie es nicht wollte, sondern weil Sorano selbst sich ausgeschlossen hatte. Yukino würde ihre Schwester mit offenen Armen empfangen, sobald diese bereit war, ebenfalls auf sie zuzukommen.
 

Aber erst einmal würde sie ihren Urlaub genießen.
 

Sie holte tief Luft – und drückte auf das rote ‚Ablehnen‘-Symbol. Sorano würde stinksauer sein darüber, aber sie würde sich auch wieder beruhigen. Yukino brauchte ihre Erlaubnis nicht und fühlte sich plötzlich leicht und ein kleines bisschen albern und ihrem Bauch krabbelte es vor Aufregung.
 

„Wer war denn das?“, wollte Sting neben ihr plötzlich wissen und sie zuckte zusammen, so dass sie ihr Handy beinahe fallen ließ.
 

„Erschreck mich doch nicht so!“, schimpfte sie und versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen. Um etwas Zeit zu schinden, steckte sie umständlich ihr Handy wieder weg. Sting neben ihr schob sich eine Gabel Nudeln mit Gemüse in cremiger Sahnesoße in den Mund. Anscheinend hatte er sich endlich entschieden, was er denn essen wollte.
 

„Nur Sorano.“, gab sie dann nuschelnd zu und er erstarrte.
 

„Und was wollte sie?“, fragte er dann, sein Tonfall vorsichtig. Und besorgt.
 

Sie lächelte leise in sich hinein und fühlte sich noch leichter als zuvor. Das hätte sie wirklich schon viel früher erkennen sollen. Alle Leute um sie herum machten sich Sorgen um sie, kümmerten sich um sie, unterstützten sie und waren einfach da. Obwohl sie zu blind gewesen war, sie überhaupt zu sehen.
 

Sie war nicht allein, ganz sicher nicht! Sie hatte jede Menge Leute um sich, die sie alle auf ihre Weise liebten. Sie brauchte Sorano nicht in ihrem Leben. Was nicht hieß, dass sie sie dort nicht wollte. Aber das war ganz allein Soranos Wahl.
 

„Ich weiß es nicht, ich bin nicht drangegangen.“, antwortete sie darum wahrheitsgemäß.
 

Sting blickte sie für einen Moment durchdringend an, als könnte er dadurch herausfinden, ob sie log. Dann schlang er einen Arm um ihre Schultern und presste einen Kuss gegen ihre Stirn. „Ich bin so stolz auf dich.“
 

Und in Yukinos Bauch breitete sich ein warmes Gefühl aus.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So...
Ich hoffe, es hat gefallen. Ich bin eigentlich recht zufrieden mit der Story, auch wenn ich das Gefühl habe, zu viel nebenher abgekanzelt und zu schnell über die Bühne gezogen zu haben. ^^" Keine Ahnung, ob es so rüberkommt, und ich hoffe, das Ende war nicht zu gehetzt. :/
Jo, ich weiß, dass Sorano hier ziemlich schlecht wegkommt, aber sie hat hier auch einige Probleme. Die hab ich alle ausgearbeitet, auch wenn ich sie im OS nur angedeutet habe. XD" Aber ich wollte nicht zu sehr auf sie eingehen, immerhin geht es hier um Yukino.

Anyway...
Bis nächstes Mal ^^~
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yosephia
2017-08-28T07:30:08+00:00 28.08.2017 09:30
*lol*
Irgendwie entwickelt bei dir fast alles, was eigentlich nur ein fluffiger OS werden sollte, einen Plot XD
Aber ich kann wirklich nicht sagen, dass mich das stört. Ganz im Gegenteil ^.^

Der Anfang war irgendwie echt heftig. Yukino tat mir schrecklich Leid, aber irgendwie hat man auch gemerkt, dass da bei Sorano wirklich etwas im Argen liegt. Zumindest wirkte es auf mich so, als würde Sorano sehr krampfhaft versuchen, als um sich herum weg zu beißen, um ja nicht zugeben zu müssen, wie verletzlich sie vielleicht ist nach allem, was ihr zugestoßen ist. Und wahrscheinlich kriegt Yukino am meisten ab, gerade weil sie Sorano früher am nächsten gestanden hat.
Dennoch ist das, was Sorano tut, wirklich nicht in Ordnung und Yukinos Eltern haben wirklich gut daran getan, ihre Tochter dazu zu überreden, mit Sting mit zu fahren. Überhaupt wirken die Aguria-Eltern hier sehr vernünftig und fürsorglich. Immerhin nehmen sie Sorano wieder auf - obwohl die echten Mist gebaut zu haben scheint und Jahre lang einfach verschwunden war -, denken gleichzeitig aber auch an ihre jüngere Tochter.

Das mit Yukinos Stottern hast du übrigens sehr gut hingekriegt. Wenn ich so etwas versuche, habe ich immer das Gefühl, es völlig zu übertreiben, aber hier klang es wirklich sehr glaubwürdig. Auch dass es in den letzten beiden Szenen eben nicht mehr präsent war, hat gut gepasst! Und die unterschiedliche Schreibweise, als Sorano das Stottern nachgeäfft hat, klang auch irgendwie anders, ich hatte gleich den fiesen Tonfall dabei im Ohr. Dieses kleine Detail ist dir wirklich hervorragend gelungen! :D

Die zweite Szene ist wirklich toll. Sting ist so ein unglaublich lieber Freund! Wie fürsorglich er sich um Yukino kümmert, alles versucht, um ihr zu helfen, sie auf andere Gedanken zu bringen und aufzumuntern, und wie sehr er sich wünscht, einfach eine schöne Zeit mit ihr zu verbringen, wie sehr er Yukino wertschätzt, sowohl als Person als auch als Freundin. Man hat so richtig gespürt, wie wichtig Yukino ihm ist! Da ging mir beim Lesen richtig das Herz auf! *~*
Schmunzeln musste ich ganz am Anfang der zweiten Szene, als Sting festgestellt hat, dass er seine Hausarbeit das erste Mal vor Yukino fertig hat. Das passt so gut zu ihm, dass er sowas immer erst auf dem letzten Drücker fertig hat XD"

Stings Versuche, Yukino auf andere Gedanken zu bringen, laufen leider zuerst ins Leere und dann muss er sogar befürchten, dass Yukino einfach wieder nach Hause fährt, aber zum Glück kommt ihm da die beste Ablenkung zur Hilfe, die man sich nur vorstellen kann. Denn ganz ehrlich: Natsu ist doch eine wandelnde Ablenkung X/////D

Und hach! Natsu ist hier einfach so perfekt, so süß und lieb und lebhaft und freundlich und lustig und erfrischend und... einfach Natsu! >/////<
Ganz ehrlich, ich fand NaYu vorher schon total süß, aber jetzt bin ich ja sowas von verknallt in das Pair! *schmacht* Das ist eine ganz andere Dynamik als bei NaLu und irgendwie auch anders als bei Navia. Es ist einfach soooooooooooooooo süß! *schmachtschmachtschmacht*
Natsus Flirtversuche sind der Hammer. Die passen einfach zu ihm XD
Es passt einfach perfekt, dass er Yukino damit wieder aus ihrem Schneckenhaus heraus lockt!
(Ein niedlicher Aspekt war ja, dass Sting von Natsu früher auch aus dem Tritt gebracht worden ist. Unter solchen Voraussetzungen wie hier in diesem OS finde ich Stitsu ja doch irgendwie süß. Insbesondere, weil aus ihnen dann ja offensichtlich gute Freunde geworden sind ^o^)

Die beiden Szenen auf dem Festival waren echt süß! Yukino im Shopping-Rausch ist echt niedlich. Da kommt das Temperament bei ihr hervor, das Sting so sehr schätzt. War wirklich sehr toll in Szene gesetzt. Und ganz ehrlich: Ich kann sie verstehen. Auf so einem Festival würde ich wohl auch in so einen Rausch verfallen - und ich bin normalerweise wirklich kein Fan von Shopping XD"
Der Tonfall, der sich ja schon in der zweiten Szene mit Natsus Auftreten langsam gewandelt hat, ist hier allgemein viel heiterer und unbeschwerter. Es ließt sich wunderbar locker und schön und man spürt richtig, wie gut es Yukino wieder geht!
Und noch einmal ist Natsu einfach umwerfend niedlich! *~*
Wie er das mit der Date-Einladung wieder so halb versemmelt und dann seine Logik, dass es sowieso zum Scheitern verurteilt ist, wenn's beim Essen nicht stimmt - einfach goldig! X////D
Und awwwwwwww! Dann bekommt Yukino ihre Blume von Natsu! Das ist echt ein tolles, kleines Detail! Mega niedlich! *~*

Und dann Stingue! *~*
Nur aus der Ferne, aber dennoch total süß! Dass Sting bei Rogue eben nicht einfach vorstürmt - ich habe das genauso angehimmelt wie Yukino >/////<
Mich würde ja sehr interessieren, wie Rogue über all das denkt, und sowieso wüsste ich gerne, wie sich das mit Stingue weiter entwickelt, denn offensichtlich sehen sie einander immer nur im Sommer, wenn Sting auf Judes Strandhaus aufpasst? Irgendwann wird Yukino Sting wahrscheinlich dazu drängen, auch mal zu einer anderen Zeit dorthin zu fahren und sich endlich zu trauen, Rogue um ein Date zu bitten oder so X///D

Soranos Anruf kam für mich überraschend, aber noch überraschender kam für mich, dass Yukino letztendlich wirklich aufgelegt hat. Für einen Moment habe ich wirklich befürchtet, dass sie abnehmen würde. Und das war verwirrend, weil das Ende der Fic ja schon absehbar war und ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, dass Sorano jetzt schon so weit wäre, sich zu entschuldigen... Ich bin auch immer noch ein wenig verwirrt, warum Sorano Yukino angerufen hat. Vielleicht stimmt Yukinos Vermutung, dass Sorano wieder jemanden brauchte, um Dampf abzulassen?
Jedenfalls war ich irgendwie echt stolz auf Yukino, als sie den Anruf weg gedrückt hat. Ihre Entscheidung, das mit Sorano nicht mehr so sehr an sich heran zu lassen, passt wirklich sehr gut und rundet diesen OS wirklich sehr schön ab. Hat mir wirklich sehr gut gefallen!
Stings Reaktion, als er davon erfahren hat, war einfach goldig! Er ist wirklich der tollste beste Freund! *_______*

Joa, du merkst, ich hatte sehr viel Spaß an diesem OS XD"
Er war wirklich schön, hatte auch eine wichtige Botschaft und eine glaubwürdige Entwicklung bei Yukino und einen unglaublich süßen Start für NaYu! Und er war mit vielen schönen kleinen Details angereichert. Judes Strandhaus z.B. stelle ich mir auch sehr toll vor. Und Grandine als Natsus Mutter ist auch eine tolle Wahl. Natsu und Wendy als Geschwister ist hammerniedlich! *~* (Was mich daran erinnert, dass ich IgneelGrandine noch gar nicht in meiner Pairing-Liste habe, das muss ich nachholen!) Auch das Festival hat mir sehr gefallen, das war richtig schön atmosphärisch!

Jetzt will ich mehr NaYu lesen!
Und ich will wirklich ein Stingue-Sequel! *~*
Und ich wüsste wirklich gerne, was mit Sorano passiert ist.

Und ich will noch mehr NaYu! >////////////////////////<

Toller OS! *~*
Lg
Yosephia


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