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Music Stuff

German and english music fanfictions.
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Das Grizzly Lied (Casper; Selbstverletzung)

Benjamin stand tief nachts in seinem kleinen Bad und schaute in den Spiegel. Es war fast ganz dunkel. Es brannte kein Licht und es gab kein Fenster, lediglich die Tür stand offen und aus einem anderen Zimmer fiel etwas Licht herein.

Er wohnte allein hier. Hatte zwar früher immer in WG's gewohnt, aber es dann irgendwann doch bis hierher geschafft. Es war nicht viel und auch nicht schön, aber besser Hundeleben, als nichts.

Einer seiner Freunde war bei ihm gewesen. Sie hatten gelacht, Unsinn gemacht und die heile Welt gemimt, wie immer schon. Benjamin tat das Tag ein, Tag aus, mit jedem Menschen und mit der Zeit hatte es auch aufgehört wehzutun. Allerdings war es diesmal etwas anders.

Er kannte diesen jungen Mann, Felix, nun schon gefühlt seit Ewigkeiten. Er hatte das Gefühl, ihn in und auswendig zu kennen. Und.. Er würde gern das Gegenteil behaupten, aber dem war nicht so. Das Problem war nur.. Dass Felix seit Jahren nur sein munteres, unbeschwertes Äußeres kannte. Und wenn er sah, dass sein bester Freund jemand ganz anderes war.. Hatte er wahrscheinlich keinen besten Freund mehr.

An sich war es jah nicht schwer, sich zu verstellen. Zu verstecken. Aber wenn sich dir jemand dermaßen öffnet und du es selbst nicht kannst.. Tut das schon weh.

Jetzt blickte er sich selbst an, konnte sich aber nicht in die Augen sehen. Denn er konnte zu dem Menschen, der ihm nahe stand, nicht ehrlich sein.

"..Wo du sagtest, ich bin ganz weit weg, dacht' ich 'Mann, ich war noch nie näher, gar keinem Menschen, jemals.'..."

Er wich seinem Blick zur Seite aus. Warum er um fast drei Uhr Nachts wach in seinem Bad herumstand? Er konnte nicht schlafen, da ihn die Gedanken quälten. Sein Kopf arbeitete gegen ihn, spuckte Dinge aus, über die er gar nicht nachdenken wollte. Warum war er heute so und da, wo er war? Hätte es anders kommen können? Musste es wirklich so kommen, dass er unfähig war, sich jeh einem Menschen zu öffnen?

"Es wäre Heut' nicht wie es ist, wär' es damals nicht gewesen, wie es war..."

In ihm war es so kalt, so leer. Wann immer er versuchte, etwas von seinem Inneren nach Außen zu kehren, wurde es von den Menschen abgestoßen.

Er hatte schon ein paar Mal darüber geschrieben. Jah, er war Musiker. Rapper, um genau zu sein. Aber viel tat es nicht zur Sache, als was er tätig war... Wenn eh jeder wegsah, sobald er aufschrieb, was er wirklich dachte. Und Felix war auch Musiker. Mit so einer richtigen Band, Kraftklub. Er selbst war nur der Casper mit der kratzigen Stimme, die von kaputten Stimmbändern herrührte.

"Ich wär' gern weniger wie ich... Ein bisschen mehr so, wie du..."

Im Gegensatz zu ihm schien Felix keine Maske zu tragen. Er schien gut klarzukommen. Zufrieden mit seinem Leben. Mit einem Überblick. Auch, wenn er versuchte, sein Leben genau so einfach zu reden, wie Benjamins. Und dafür beneidete er ihn... Irgendwo.

Wenn er den Kopf nicht irgendwie frei bekam, blieben diese Gedanken bis Morgens um sechs, wenn er aufstehen musste. Er hatte alles versucht. Ablenkung durch Fernsehen und social media, Gesellschaft, Alkohol... Aber das Einzige, womit man Schnerz bekämpfen konnte, war Schmerz. Und so kam es zu unzähligen Narben und Schnitten an seinen Unterarmen Oberschenkeln. All die Haut war gefühlt schneeweiß, weil er immer Stoff über diesen Wunden trug. Die Leute würden es eh nur als Schrei nach Aufmerksamkeit abstempeln, aber das war es nicht.

Auch heute setzte er die Rasierklinge wieder an.

Der erste Schnitt, der sich durch seinen linken Arm zog, verursachte ein heftiges Brennen. Ein Ziehen. Ein Gefühl, das stärker war als alles, was sein Körper jeh empfunden hatte. Es durchzog ihn von Oben bis Unten, und obwohl er es noch ganz eindeutig als Schnerz wahrnahm, spürte er jede Zelle seines Körpers so intensiv, dass er sich bewusst wurde, dass es ihn noch nicht von dieser Welt gewischt hatte und dass er noch am Leben war.

Der zweite Schnitt war tiefer. Er verkrampfte die Hand zu einer Faust, um nicht wegzuzucken. Das Lebensgefühl wurde von einem dumpfen Schmerz abgelöst. Langsam verlor er das Gefühl, jeh mehr roter Lebenssaft aus seinem Arm rann. Ein Rinnsal zog sich von seinem Arm herab auf den Waschbeckenrand und bildete dort eine Pfütze, bis sie an das eigentliche Becken stieß und sich ebenfalls wieder ein Rinnsal in das Becken hinab ergoss, wie ein roter Faden.

Das dritte Mal rutschte seine Klinge auf dem eigenen, verschmierten Blut ab. Sie rutschte ihm schräg, tief in die Haut, woraufhin er schmerzverzerrt das Gesicht verzog. Zwischen seinen Lippen kam ein Zischen hervor. Scheiße. Das war etwas zu tief.

Während ihm mehr Blut entrann, als geplant und das Rinnsal am Waschbecken sich immer mehr verbreitete, streckte er die rechte, schon zittrige Hand erneut aus, um die Klinge zu greifen und sich aus dem Fleisch zu ziehen. Allein sie anzufassen, tat höllisch weh. Er musste sich zusammenreißen, um sich einen Ruck zu geben und die Rasierschneide herauszuziehen.

Mit einem Keuchen aus Schmerz verlor er den Halt und landete auf dem Boden. Begrub dabei den blutenden Arm unter sich, verschmierte nun auch noch sich selbst und den Boden. zittrig versuchte er, sich aufzurichten, wollte nach dem Handtuch greifen. Dabei riss er noch den Haken und irgendetwas Anderes mit herunter. Und viel Kraft hatte er nicht mehr, aber mit Mühe hob er seine Brust von dem misshandelten Arm und drückte das Tuch auf eben diesen.



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