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Fliegenfang

Womit Väter es so zu tun haben
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich habe ich ja gedacht, dafür erst einmal keine Zeit zu haben, aber heute hat sich das einfach so ergeben und ich habe während der Wartezeit vor und nach einem Lerntreffen in der Unibibliothek schnell mal diesen OS hier geschrieben. Inspiriert wurde ich für diese Story u.a. von der Tochter einer Kollegin, die sich ihren ersten MIlchzahn regelrecht heraus gerissen hat XD

Egal... ich wünsche viel Spaß beim Lesen und bedanke mich im voraus für jeden Kommentar!
LG
Yosephia Komplett anzeigen

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Die Sache mit der Zahnfee

Gähnend schloss Sting die Wohnungstür hinter sich und strich sich durch die Haare, deren Frisur sich im Laufe des Abends aufgelöst hatte. Dabei konnte man Sting wirklich nicht vorwerfen, dass er es zu wild getrieben hätte. Wie er es Rogue versprochen hatte, hatte er sich keinen Schnaps von seinen Kameraden aus dem Reservisten-Training aufschwatzen lassen, sondern war artig bei Bier geblieben. Bei zwei Flaschen in fünf Stunden musste er sich wirklich nichts vorwerfen lassen. Aber er war beim Air Hockey ganz schön ins Schwitzen gekommen und die Luft in der Bar war auch nicht unbedingt die Beste gewesen. Dementsprechend roch Sting auch. Da würde er wohl duschen müssen, denn so würde Rogue ihn garantiert nicht ins Bett lassen.

Nachdem er die schweren Armeestiefel und die Trainingsjacke ausgezogen und in einen Beutel gestopft hatte, der wohl schon von Rogue neben der Kommode bereit gelegt worden war, schlurfte Sting zum Badezimmer. Sein prall gefüllter Seesack blieb auch einfach neben der Kommode liegen.

Auf halbem Weg trottete ihm Minnie entgegen. Mit einem herzhaften Gähnen entblößte sie ihr beeindruckendes Gebiss, ehe sie zu ihm aufblickte, als wollte sie ihm wegen seiner späten Heimkehr Vorhaltungen machen. Mit einer kurzen Streicheleinheit milde gestimmt, verzog sie sich zurück ins Wohnzimmer und Sting wandte sich wieder der Badezimmertür zu.

Er hatte die Hand noch nicht auf der Klinke, als er ein leises Quietschen vernahm und sah, wie sich die Tür von Froschs Kinderzimmer öffnete. Kaum dass der Spalt breit genug war, schlüpfte Rogue heraus und schloss die Tür dann so leise wie irgend möglich wieder.

„Rogue?“

Der Schwarzhaarige wirbelte erschrocken herum und versteckte seine rechte Hand hastig hinter seinem Rücken. Als er Sting erkannte, seufzte er erleichtert, ehe seine Miene vorwurfsvoll wurde.

„Erschreck’ mich doch nicht so!“, beschwerte er sich flüsternd.

„Was hast du in Froschs Zimmer gemacht?“, fragte Sting neugierig, ohne sich um den Vorwurf zu kümmern.

„Gar nichts. Ich habe gedacht, ich hätte was gehört“, sagte Rogue so hastig, dass die Lüge sogar für Sting offensichtlich war.

„Was hast du da in deiner Hand?“

„Nichts!“

„Das glaube ich dir nicht!“

Mit einem übermütigen Grinsen ging Sting auf seinen Freund zu. Dass der rückwärts von ihm weg ging, machte Sting nur umso neugieriger und er zwängte Rogue in eine Ecke, um an die versteckte Hand heran zu kommen. Doch sein Mann hielt die Hand in die Höhe und versuchte, ihn mit der anderen Hand auf Abstand zu halten.

„Das ist nichts. Geh' duschen, du stinkst!“

„Ich will aber wissen, was das ist!“, erwiderte Sting hartnäckig und streckte sich.

Der Größenunterschied zwischen ihnen betrug nur ein paar Zentimeter. Wenn Sting es also wirklich darauf angelegt hätte, wäre es für ihn eine Leichtigkeit, Rogue zu überwältigen, aber erstens wollte er seinem Mann ja nicht weh tun und zweitens wollte er die Kinder nicht wecken. Aus denselben Gründen konnte Rogue sich nicht so richtig wehren und so kam es zwischen ihnen zu einem stummen Gerangel, bei dem keiner so wirklich die Oberhand gewann.

Schließlich kam Sting eine Idee und er streckte sich wieder, um Rogue einen Kuss zu geben. Zuerst sträubte der Schwarzhaarige sich, aber kaum dass er die Lippen berührte, die er zwei Wochen lang hatte entbehren müssen, verlor Sting sein eigentliches Ziel aus den Augen und genoss es einfach.

Er ging gerne zum Reservisten-Training. So absurd es auch klingen mochte, es machte ihm Spaß und die meisten Leute dort waren schwer in Ordnung. Dieses Mal war es jedoch das erste Mal gewesen, seit er und Rogue die Kinder adoptiert hatten, und Sting hatte eine ganze Weile hin und her überlegt, ob er wirklich als Reservist eingeschrieben bleiben wollte. Letztendlich hatte Rogue ihn dazu ermuntert, weil es ihm doch Spaß machte. Er hatte Sting versichert, dass er die zwei Wochen schon alleine mit den Kindern und Minnie zu Recht kommen würde. Was ja auch stimmte. Da hatte es zwar diesen kleinen Vorfall mit Lector gegeben, aber am Telefon hatte Rogue gesagt, dass das geklärt war und dass der Hausarrest seit zwei Tagen vorbei war.

Während der Abschlussfeier mit den anderen Reservisten hatte Sting jedoch gemerkt, dass er eigentlich gar keine richtige Lust darauf hatte und sich vielmehr nach seiner Familie sehnte. Er wollte wieder mit Lector und Minnie joggen gehen und mit Frosch musizieren und vor allem vermisste er es, in der Nacht Rogues Körper neben sich zu spüren.

Anscheinend war es Rogue ähnlich ergangen, denn er erwiderte den Kuss doch erstaunlich schnell und schob Sting sogar die freie Hand in den Nacken, um den Kuss noch vertiefen zu können. Als Sting die Arme um die Taille seines Mannes schlang, wollte dieser ihm die andere Hand auf den Rücken legen. Ein beinahe lautloses Klicken auf dem Parkettboden ließ sie Beide aufhorchen.

„Scheiße!“, entfuhr es Rogue und er ging in die Knie, um den Boden abzutasten.

Mit großen Augen blickte Sting zu dem Schwarzhaarigen hinunter, doch der kümmerte sich gar nicht mehr um ihn, sondern suchte weiter, als ginge es um eine unermessliche Kostbarkeit.

„Was suchst du denn?“, fragte Sting und ging in die Hocke.

Selbst in dem schwachen Licht, das durch die geöffnete Wohnzimmertür in den Flur schien, konnte Sting erkennen, wie sein Mann errötete, ehe er sich hastig wieder seiner Suche widmete. Ratlos stützte Sting die Ellenbogen auf den Knien und das Kinn auf den Handflächen ab und beobachtete weiter diese kuriose Suche. Er hoffte bloß, dass das wirklich etwas Wichtiges war. Der Kuss war gerade so schön gewesen! Und wieso musste Rogue so ein Geheimnis daraus machen? Sie waren doch erwachsene Männer und verheiratet und alles...

Just in diesem Moment stieß Rogue einen erleichterten Seufzer aus und klaubte etwas Kleines vom Boden. Dieses Mal war Sting schnell genug und er schnappte es seinem Mann geschwind weg, um es dann ins Mondlicht zu halten. Es war ein Zahn. Ein winziger, milchweißer Zahn. Überrascht blickte Sting zu Rogue auf.

„Ist der von Frosch?“

„Ja, sie hat ihn mir heute Abend gezeigt und dann unter ihr Kissen gesteckt“, brummelte Rogue verlegen, schnappte sich aber schnell wieder den Milchzahn und ging damit ins Schlafzimmer.

Unter dem Bett zog er einen Schuhkarton hervor, in dem sie alles Mögliche aufbewahrten, was mit den Kindern in Verbindung stand. Ihre erste Familienkarte vom Schlittschuhlaufen damals. Die Muscheln, die Frosch voller Begeisterung letztes Jahr beim Strandurlaub gesammelt hatte, Lectors allererster gelöster Zauberwürfel...

Und ein Döschen mit Lectors Milchzähnen. Der Junge hatte seine Milchzähne immer auf dem Küchentisch präsentiert und mit einem breiten Zahnlückengrinsen erklärt, dass er jetzt ein großer Junge sei. Ein paar der Zähne hatte er auch Minerva und Yukino geschenkt und die Beiden hatten sich geweigert, diese wieder heraus zu geben. Gerade bei Minerva hatte es Sting überrascht, aber mit der ihr eigenen Würde hatte sie erklärt, dass sie diese Zähne von Lector geschenkt bekommen hätte und dass sie keine Geschenke weiter verschenken würde.

Aus seinem Nachttisch holte Rogue eine kleine, grüne Dose hervor, steckte Froschs Zahn hinein und legte sie dann neben die Dose mit Lectors Zähnen. Mit einem rührseligen Grinsen hockte Sting sich neben seinen Mann und zog dessen Gesicht am Kinn zu sich, um ihn zu küssen. Vielleicht war es albern und kitschig, aber irgendwie war dieser Schuhkarton in seinen Augen so etwas wie eine Schatzkiste. Das waren Erinnerungsstücke an lauter wunderschöne Momente mit seinen über alles geliebten Kindern. Und mittlerweile waren es so viele, dabei kam es Sting wie gestern vor, dass er in die Küche der alten Wohnung gekommen war und zum allerersten Mal die Kinder gesehen hatte...

Nachdem er den Kuss lange Zeit innig erwidert hatte, schob Rogue ihn jedoch schließlich von sich. „Geh' duschen oder diskutiere mit Minnie, ob sie dich bei ihr schlafen lässt.“

„Du bist ja so gemein“, maulte Sting, verschwand jedoch artig in Richtung Badezimmer.

Als er eine Viertelstunde später zu Rogue unter die Decke schlüpfte, seufzte dieser zufrieden und zog ihn an sich. „Willkommen zurück“, murmelte er und gab Sting einen Kuss auf die Stirn - und der gab ein zufriedenes Schnurren von sich und kuschelte sich gleich noch mehr an seinen Mann.
 

„Papa!“

Es riss Sting fast von den Füßen, als sein Sohn ihn umarmte, aber ihm ging das Herz auf bei dieser stürmischen Begrüßung und er erwiderte die Umarmung mit einem Arm, während er mit dem anderen den Korb mit den Brötchen für das Frühstück festhielt.

„Na, mein Großer, warst du artig?“, fragte er und zauste die rotbraunen Haare.

Für einen Moment sah Lector unsicher zu Rogue, doch als dieser ihm lächelnd zunickte, grinste er übermütig zu Sting hoch. „Immer!“

Lachend zog Sting ihn gleich noch mal an sich. Natürlich wusste er über den Vorfall mit der Prügelei Bescheid, aber das musste er ja nicht wieder aufwärmen. Rogue hatte das mit Lector geklärt und der Junge hatte aus der Sache gewiss gelernt. In solchen Dingen war Rogue sowieso viel besser, das hatte Sting neidlos anerkennen müssen. Er hätte die Situation wohl nicht so gut lösen können.

„Papa! Du bist wieder da!“

Mit Froschi unter einem Arm und einer geballten Faust kam Frosch in die Küche gestürmt und warf sich in die ausgebreiteten Arme ihres Vaters. Glücklich zog Sting sie an sich und drehte sich mit ihr, ehe er ihr einen Kuss auf das winzige Näschen gab.

Im nächsten Moment wurde ihm eine Ein-Jewel-Münze vors Gesicht gehalten und Frosch schenkte ihm ein strahlendes Zahnlückengrinsen. „Guck' mal, Papi, die Schahnfee war da!“

Überrascht blickte Sting von der Münze zu seinem Mann, der verdächtig konzentriert auf den Käse hinunter starrte, den er gerade schnitt. Aha, deshalb hatte Rogue sich in der vergangenen Nacht also in Froschs Zimmer geschlichen und so ein Geheimnis aus der Sache gemacht! Irgendwoher musste Frosch das mit der Zahnfee aufgeschnappt haben und Rogue hatte sie in dem Glauben lassen wollen. Das war so süß, dass Sting aufpassen musste, nicht ins Schwärmen zu geraten.

„Toll, Fro, was willst du dir denn davon kaufen?“, wandte er sich wieder an seine Tochter, die ihm daraufhin ein noch breiteres Lächeln schenkte.

Allein das genügte schon, um Sting das Herz zu erwärmen, aber bei ihrer Antwort schoss ihm vor Rührung und Freude das Blut in die Wangen: „Ein Hochscheitsgeschenk für dich und Papi!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Arianrhod-
2017-02-15T21:33:09+00:00 15.02.2017 22:33
So, den kleinen Kommentar krieg ich heute zumindest noch hin. >.<

Wie immer hat mir der OS gefallen. Ich fand ihn ziemlich niedlich.
Mit der Zahnfee hatte ich ehrlich gesagt in der Kindheit nie so viel zu tun, die gab's bei uns einfach nicht. Trotzdem find ich es toll, wie viel Mühe Rogue sich damit gibt, damit Frosch auch tatsächlich Besuch von der Guten bekommt.

Ich fand den Einstieg übrigens ziemlich gelungen. Es hat wirklich alles perfekt gepasst! Auch, dass du Bezug auf einen früheren OS genommen hast, und das Bar-Aroma, das Sting mitbringt, und Minnie, die als erste bemerkt, dass er zurückgekommen ist.
Der kleine Zoff war ja lustig, vor allem, weil sie dabei so still bleiben mussten. XD Das hatte ich bildlich vor Augen. Und die Art, wie Sting dem ganzen ein Ende gesetzt hat, war perfekt. (Auch wenn ich nicht ganz verstanden habe, warum Rogue nicht einfach sagt, was er getan hat? @__@)
Dass Rogue darüber den Zahn verliert, hat mich gar nicht überrascht, das hab ich eigentlich erwartet. Und dann bricht er sofort in Panik aus und Sting versteht nur Bahnhof.

Der Karton voller Erinnerungsstücke ist schön. :) Und die kleine Anekdote mit Lectors Zähnen. XDDDD
Mein Highlight war allerdings, wie sehr die beiden sich gefreut haben, Sting wiederzusehen. :)

Bin sehr gespannt auf den nächsten OS. X3
Gruß
Arian


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