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Vini - Der Weg der Sklavin

Das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben - für mein Juwel
von

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Die Reise 6 (Ray)

Der Empfang ist herzlich und schon bald plaudern Ray und Viktoria über alte Zeiten. Das Ray ihre Grany Vini nennt verstärkt bei Darla das Gefühl sich in die Vergangenheit zu bewegen.

Darla nutzt die Gelegenheit, dass die beiden mit einander reden und besieht sich den Mann genau. Er ist, genau wie das Schild so etwas wie der Beweis dafür, dass es mehr als einwe Geschichte ist die ihr erzählt wird. Ihr Blick bleibt an der langen Narbe hängen, die von knapp unter seinem Auge bis zum Kinn geht, sie ist breit und entstellt das schöne Gesicht des Mannes. Als er ihr die Hand gibt, merkt sie, dass seine Hand zu klein ist für die Hand eines Mannes und sieht hinunter. Ray hat nur noch 3 Finger und auch über seinen Arm geht eine Narbe. Ray folgt ihrem Blick.

"Hallo, du musst Darla sein, Pats Tochter ich bin Ray."

Darla lächelt schüchtern, sie wäre nicht auf die Idee gekommen den Mann mit Vornamen anzusprechen und es ist ihr peinlich ihn so angestarrt zu haben. Doch Ray geht ins Haus und so folgt sie ihm. Nachdem die Taschen im Gästezimmer untergebracht sind treffen sich alle zum Mittagessen und bei den Gesprächen über die Reise und die Geschäfte entspannt sich Darla. Sie erzählt davon, dass sie ihre Grany nach Irland begleitet hat, weil sie mal wieder Streit mit ihrer Mutter hatte, und dass sie inzwischen das Gefühl hat das sie nicht nach Irland, sondern in die Vergangenheit gereist ist. Ray blickt zu Viktoria.

"Vini war sehr schön als ich sie damals kennen gelernt habe und ich habe auf der Fahrt ein bisschen für sie geschwärmt, doch das ist lange her.“

"Grany erzählt mir grade von der Zeit als sie Kindermädchen für meine Mum war."

"Ich erinnere mich, ich war damals bei Xander in der Lehre zum Zimmermann, zumindest dachte ich das."

Darla legt die Stirn in Falten und den Kopf schief. Als Ray laut zu lachen beginnt kann sie ihre Frage nicht zurück halten.

"Wie kann man den nicht wissen welche Ausbildung man macht?"

"Natürlich lernte den Umgang mit Holz und die Herstellung von Möbeln und Dachstühlen und auch von Gartenlauben, doch der Grund warum ich es bei Xander lernte, war, weil Xander nie Sklave gewesen ist und auch nie Sklaven hatte. Ich lernte bei ihm ein freier Junge und später auch Mann zu sein. "

"Mr. Dexter sie mussten Freiheit ...."

Ray unterbricht ihre Frage.

"In diesem Haus gab es nur einen Mr. Dexter und der ist tot. Mein Sohn ist der nächste geborene Dexter und er wird diesen Namen mit Stolz tragen. Ich bin in diesem Haus Ray, oder wenn es dir damit besser geht. Mr. Ray."

Dann dreh es sich zu der alten Frau um.

"Vini, hast du ihr nicht erzählt wer ich bin?“

"Doch das hab ich, aber Darla kann es sich nicht vorstellen, wie es damals war."

Ray blickt zu Boden.

"Das ist nicht gut, oder auch doch. Das Leid der Sklaven darf nicht vergessen werden sonst wird vergessen wozu Menschen fähig sind. Im Guten wie im Schlechten. Doch es ist auch gut, das heute niemand mehr so aufwachsen muss."

Darla blickt zu dem Mann der ihr gegenüber sitzt.

"Mr. Ray, ich wollte ihnen nicht wehtun Ich möchte nur verstehen. Grany hat mir erzählt, dass sie lernen musste Sklavin zu sein, dass ihr Meister Martin Sicherheit gab, in dem er ihr Regel gab. Ich möchte doch nur verstehen."

Ray räumt den Tisch ab und als Darla aufstehen will hält die alte Frau sie am Arm und schüttelt den Kopf. Als alles abgeräumt ist nimmt Ray zwei warme Jacken.

"Wir gehen spazieren.“

Dann geht er, ohne auf das Mädchen zu warten aus dem Haus. Darla schlüpft in den warmen Parker und folgt ihm. Am Tor holt sie ihn ein und sie gehen lange schweigend über das Anwesen bevor Ray anfängt zu erzählen.

"Meine ersten Erinnerungen sind die wie meine Mutter mich jeden Abend angebunden hat. Ich trug immer schon einen Ring um meinen Hals. Ich kannte es nicht anders. Jeden Abend drehte meine Mutter den Ring um meinen Hals so, dass der Ring zur Befestigungen der Kette hinten war und sie zog eine Kette durch den Ring in meinem Halsring und hakte beide Enden in ihren. Dazu erzählte sie mir das Märchen von den Feen und Kobolden.

Jeden Morgen kam mein Vater und brachte Frühstück mit. Im Gegensatz zu den anderen Kindern hatte ich genug zu essen. Mein Vater schlief nie bei uns und ging auch nicht mit den anderen Männern arbeiten, er kam zum Frühstück und ging bevor es Mittag wurde. Ich merkte schon sehr früh, dass die anderen Kinder mich auslachten und so blieb ich viel bei meiner Mutter oder Oma. Wenn ich bei ihnen war, war ich sicher. Sie und mein Vater lehrten mich, wie ich mich dem Herrn gegenüber zu verhalten hatte. 'Senke den Blick, beuge den Nacken, geh auf die Knie und sag Danke, egal was er dir gibt, ob Brot, einen Auftrag oder Schläge.'

Dann eines Nachts wachte ich davon auf, dass mir etwas in den Mund gesteckt wurde, ich wollte schreien, doch das Tuch wurde noch fester hinein gestopft. Dann kam der Schmerz in meinem Gesicht. Ich wurde ohnmächtig und als ich wieder wach wurde wusch meine Oma mir das Gesicht. Es tat sehr weh und ich weinte. Vater kam zum Frühstück und sah mich an.

'Mum was ist passiert, warum konntest du ihn nicht beschützen?'

Er schrie und tobte und hörte erst auf, als sie sagte, dass die Kobolde in der Nacht da waren. So blieb es in den neuen 5 Nächten. Jede Nacht wachte ich davon auf, dass jemand die Narbe aufriss und jeden Morgen sagte Oma ihm das die Kobolde mich als einen der ihren zeichneten. Ich weinte auf dem Arm meines Vaters und er tröstete mich. Er brachte mir Obst und einmal sogar Honig mit. Dann kam Mum von den Feldern zurück und ich schlief wieder bei ihr. Die Kobolde sind nicht wieder gekommen. So kam ich zu der Narbe im Gesicht."

Darla war die ganze Zeit neben ihm her gelaufen. Viktoria hatte ihr erzählt, dass Ray von Mr. Dexter gekauft worden war, doch es aus der Sicht des Kindes zu hören ist noch mal etwas anderes. "

"Mr. Ray, was hat es damit zu tun Sklave zu sein?"

"Alles. Als ich das nächste Mal dem Herrn begegnete rief er mich zu sich. Ich ging vor ihm auf die Knie und als er mich fragte, wer mir das Gesicht zerschnitten hat antwortete ich wie es mich gelehrt wurde.

"Die Kobolde, Herr. "

Er gab mir eine Ohrfeige auf die kaputte Wange, und obwohl ich vor Schmerzen Sterne sah und mir die Tränen ungehindert über mein Gesicht liefen sagte ich.

"Danke, Herr. "

Er schlug mir noch mehrfach ins Gesicht und als die Narbe aufriss mischten sich Blut und Tränen. Da ließ er von mir ab. Er brüllte über den ganzen Hof und alle Sklaven und Bediensteten liefen herbei, auch mein Vater. Er legte seine Arme schützend um mich und küsste die Füße des Herrn.

"Herr, lasst mich die Strafe für meinen Sohn auf mich nehmen."

Der alte Mcgieres nickte und mein Vater zog sich freiwillig ganz aus. Er sah zu mir und sagte.

"Für dich."
 

Ich habe die Worte noch wie heute im Ohr, denn es waren die letzten die er zu mir sprach. Der Herr ließ ihn an den Schandpfahl binden und zog ihm die Peitsche über den Körper. "

Ray läuft immer weiter und Darla hatte Mühe ihm zu folgen, anscheinend versuchte er heute noch vor den Erinnerungen weg zu laufen.

"Nach den ersten 100 Schlägen fragte er. „ Wer hat mein Eigentum beschädigt?" Und mein Vater antwortete "Die Kobolde Herr."

Unser Herr wurde wütend und ließ ihn vom Stallmeister weiter peitschen. Meine Mutter hielt ihre Arme um mich, doch ich war zu alt um mich abzuwenden und so sah ich zu. Als meinem Vatet die Beine versagten und er in den Seilen hing fragte der Herr erneut: "Wer hat mein Eigentum beschädigt?" Und mein Vater antwortete unter Schmerzen und Schreien. "Die Kobolde Herr.“ So ging es drei Tage. Immer wenn ihn die Ohnmacht erlöste wurde er mit kaltem Wasser zurückgeholt. Mir wurde irgendwann klar, dass ich zusehen würde, wie mein Vater für mich zu Tode gepeitscht würde. Ich war der Meinung, dass er unschuldig war und es nur für mich ertrug. Doch das alles änderten sich am dritten Tag. Da packte mich der Herr im Nacken und zog mich so, dass mein Vater mich sehn konnte.

"Wenn du nicht redest frage ich deinen Sohn."

Ich konnte sehen wie in meinem Vater etwas brach und er flüsterte mit letzter Kraft.

"Ich Pat Mcgieres zerschnitten meinem Sohn das Gesicht, ich habe euer Eigentum beschädigt.“

Der alte Mcgieres ließ mich los und ich rannte zu meiner Mutter. Mein Vater hatte mich verunstaltet. Ich hasste ihn und als sie ihn fort brachten war ich der Meinung ihn nie wieder zu sehen. Sie schleiften ihn über den Hof und am nächsten Morgen war er fort. Meine Mutter hat mir jeden Abend erklärt, dass er es für mich getan hat, doch erst als ich alt genug wurde um zu verstehen, dass der der Junge des Herrn war, und ich nur wegen meiner Narbe Hirte wurde und nicht in seinem Bett dienen musste verstand ich, dass er es getan hatte um mich zu beschützen, doch der Hass auf ihn wurde nicht weniger. Ich musste erst eigene Kinder bekommen um zu verstehen, dass ein Vater bereit ist alles zu tun um sein Kind zu schützen. Mein Vater hat mich geliebt."

Ray war inzwischen stehen geblieben.

"Das ist es, was die Sklaverei aus einem Menschen macht. Der Herr konnte ungestraft Kinder missbrauchen und ihre Eltern dafür töten, wenn sie ihre Kinder schützen. Ich wurde ein gehorsamer Sklave, ich wollte nicht an den Schandpfahl. Ich habe mich für alles bedankt was mein Herr mir gab. Ich lernte mich so zu verhalten, dass er mich nicht wahrnahm. Ich wurde ein guter Sklave."

Darla sieht den Mann vor sich und es fällt ihr sehr schwer sich ihn als verschüchterten Sklavenjungen vorzustellen.

"Ich kann es mir nicht vorstellen.“

"Das ist gut so. Kein Kind sollte sich vorstellen können wie es aussieht, wenn sein Vater zu Tode gepeitscht wird."

"Aber Grany hat gesagt, dass Pat als Penn bei Djoser lebte."

"Das stimmt, aber erstmal war er tot für uns und als ich ihn wieder traf war er nicht mehr mein Vater. Mein Vater starb für mich. Der Mann, der bei Djoser lebte war Penn. Zuzusehen wie mein Vater unter der Peitsche starb machte mich zu einem guten Sklaven."

"Sie sind ein Mann und sie wirken nicht wie ein Sklave.“

Ray geht langsam wieder zurück.

"Ich war ein Sklave und ich habe zugesehen wie ein Mann starb, weil er das Eigentum des Herrn beschädigt hatte. Das wollte ich nicht. Ich war sehr vorsichtig mit seinem Eigentum, mir ist nie ein Schaf abhanden gekommen. Ich lernte das zu befolgen, was Mum und Oma mich lehrten. 'Senke den Blick, beuge den Nacken, geh auf die Knie und sag Danke, egal was er dir gibt, ob Brot, einen Auftrag oder Schläge.'

Als Mr. Dexter mich kaufte und frei gab war mir nicht klar wie groß der Unterschied zwischen mir und einem freien Jungen ist. Er versuchte es mir zu erklären und zu zeigen, doch es war zu viel auf einmal was auf mich einstürmte. Erst bei Xander fand ich Ruhe und konnte lernen frei zu sein."

"Mr. Ray wieso muss man Freiheit lernen?"

"Ich gebe dir ein kleines Beispiel. Ich hatte noch nie Tee getrunken und am Abend gab es bei Xander Tee. Er schmeckte bitter und ich trank ihn trotzdem. Xander fragte mich, ob ich Tee mag und ich sagte 'Ja Herr'.

Max, sein jüngster Sohn rief: 'Ray lügt, er guckt wie Robin wenn der was nicht mag.'

Ich wollte im Boden versinken doch das ging nicht.

Xander sah mich lange an.

"Du bist als Sklave groß geworden und hast gelernt jede Frage mit 'Ja, Herr' zu beantworten. Das kann ich auf der Baustelle nicht brauchen. Du musst lernen mir gegenüber ehrlich zu sein und damit aufhören mich Herr zu nennen. Verstanden?"

Ich kämpfte gegen meine Erziehung an die mir gebot auf die Knie zu fallen und 'Ja, Herr' zu sagen. Ich schaffte es zu nicken.

"Was gab es bei euch zuhause abends zum Trinken?"

Anya gab mir die Chance aus der Situation heraus zu kommen und zu antworten ohne 'Nein ' sagen zu müssen. Ich konnte einfach mit 'Wasser oder Milch ' antworten und als sie mich fragte ob ich Milch möchte brachte ich ein Lächeln zustande und sagte 'Gerne Miss Anya'. So lernte ich meine Meinung zu äußern, in ganz kleinen Schritten. "

Darla blickt zu dem Mann der ihr seine Geschichte erzählt hat.

"Mr. Ray ich danke ihnen. Ich glaube, dass ich es jetzt etwas besser verstehen kann. "

"Darla, dass wirst du hoffentlich nie wirklich verstehen, doch ich freue mich, dass es Menschen wie dich gibt, die zumindest versuchen zu verstehen.“

"Mr. Ray, darf ich sie fragen, was mit ihrer Hand passiert ist? War das ihr Herr? "

Ray besieht sich seine Hand.

"Nein, das war Giles."

"Wer ist Giles und warum?"

"Giles war damals ein bekannter Arzt, und auch wenn er schon sehr alt war, so war er doch besser als viele seiner jüngeren Kollegen. Ich arbeite schon ein paar Jahre als Zimmermann mit Xander zusammen und inzwischen war auch sein Sohn mit auf der Baustelle. Eines Tages hatten wir den Auftrag für eine Scheune, doch weil die alte abgebrannt war und die Ernte rein musste machte der Auftraggeber Druck, er wollte die Scheune so schnell wie möglich stehen haben, Xander nahm den Auftrag trotzdem an und nahm noch zwei ihm unbekannte Helfer mit. Er stand mit einem von ihnen auf dem Dachstuhl, als diesem der Balken aus der Hand gerutscht ist. Ich sah wie er direkt auf Max stürzte und stieß den Jungen weg. Der Balken traf meine Hand. Der Arzt zu dem Xander mich brachte wickelte einen dreckigen Lappen darum und sagte, dass es in Gottes Hand liegt was mit meiner Hand passiert. Nach 2 Tagen kam das Fieber und die Hand fing an zu riechen, ich konnte sie nicht mehr bewegen. Xander brachte einen anderen Arzt ins Haus, der sah sich die Hand an und sagte auch, dass es in Gottes Hand läge. An nächsten Tag traf ich Vini auf dem Markt und sie sah sofort, dass es mir schlecht ging. Sie hat mich mit zu Willow genommen und die Hand gewaschen und gekühlt. Dann schickte sie einen Boten zu McDonald und bat Mr. Dexter um Hilfe. Der kam am gleichen Tag noch mit der Kutsche. Ich weiß noch genau, wie er sich die Hand in Ruhe angesehen hat. Er sagt mir dass er mir jetzt sehr wehtun würde und steckte mir einen Stück Leder zwischen die Zähne. Dann hat er die Wunde aufgerissen und ich wurde ohnmächtig. Den Rest weiß ich nicht mehr, aber Vini hat es mir erzählt. Er hat die Wunde aufgerissen und den Eiter heraus geschnitten. Dann ließ er einen Boten nach Irland zu Giles reiten und packte mich in eine Kutsche. Irgendwo in der Mitte trafen sich die beiden Kutschen Giles auf dem Weg zu mir und ich mit Mr. Dexter und Vini auf dem Weg nach Irland. Giles hat die Finger und einen Teil der Hand abgeschnitten und die Haut über den Rest gezogen. Dann hat er sich wohl ziemlich über seine unfähigen Kollegen beschwert. Nach 2 Tagen hatte Giles die erste Hoffnung, dass er den Kampf gewinnen könnte und nach 2 Wochen konnte ich die Hand wieder bewegen. Er hat gesagt, dass Vini mir das Leben gerettet hat. Doch ich weiß, dass ohne Mr. Dexter Vini sich umsonst bemüht hätte. Ich schulde ihm meine Freiheit und mein Leben und er hat mich zum Erben von Dexter Textilien gemacht. Vom Sklaven zum Händler der über England hinaus einen guten Ruf hat. Er hat mich als seinen Erben überall bekannt gemacht und eingeführt. Er ist 'Mr. Dexter’, ich bin es hier auf seinem Anwesen nicht. "

Ray war stehen geblieben und hatte sich auf die Koppel gelehnt.

"Halte sein Andenken in Ehren."



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