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Der Junge im Bus

von

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All the way, Teil 2 - Stiles

Wie sich zeigen sollte, hatten seine Freunde Stiles tüchtig an der Nase herumgeführt. Im Vorfeld hatten sie immer wieder Andeutungen fallen lassen, dass es Stripper, eine Limousine, oder ähnliches geben würde, doch davon war an diesem Abend überhaupt keine Rede mehr. Es waren Scott und Allison gewesen, die Stiles soeben von zuhause abgeholt hatten. Sie nahmen zwar seinen Jeep, aber wie selbstverständlich setzte Scott sich ans Steuer. Spätestens an diesem Punkt wurde Stiles klar, dass er an diesem Abend jedes letzte bisschen Kontrolle würde abgeben müssen. Sie hätten nun erst einmal eine Kleinigkeit zu erledigen und danach würden sie dann die anderen geladenen Gäste an einem geheimen Ort treffen, um zu feiern, war das einzige, was die Freunde Stiles verrieten.
 

Stiles rutschte das Herz in die Hose, als er erkannte, dass das Auto vor einem Tattoo-Studio hielt. Scott war ja bereits tätowiert. Vor einigen Monaten hatte er sich zwei Ringe am Oberarm stechen lassen und auf die Frage, was das denn nun überhaupt sein solle, hatte dieser nur geantwortet, dass sei etwas gewesen, was er mit seinen Fingern gezeichnet habe.

Was für eine bescheuerte Erklärung für ein Tattoo war das denn? Sollte so etwas nicht irgendwie eine Bedeutung haben?
 

Stiles war damals jedenfalls dabei gewesen, wäre um ein Haar ohnmächtig geworden, als es schließlich losging, aber hatte hinterher dennoch tollkühn behauptet, dass er sich auch selbst irgendwann ein Tattoo stechen lassen wolle und dass es ein Geschenk an Derek werden solle; eine kleine Triskele, so wie dieser selbst eine hatte und zwar an genau jener Stelle an seinem Unterarm, wo Derek ihn damals gebissen hatte. Er hatte aber auch ausgeführt, was dabei die Schwierigkeit sei, denn als Werwolf würde sein Körper ja sofort wieder versuchen dies zu heilen. Doch heute hatte Scott gute Neuigkeiten, wie er wenigstens selbst fand, denn dieser Tätowierer sei selbst ein Werwolf und er wisse deswegen auch genau, was zu tun sei.
 

Als Stiles den Tätowierer erblickte, machte er sich beinahe nass vor Schreck. Der Kerl war beinahe zwei Meter groß und etwa zweihundert Kilo schwer. Durch das lange, zottelige Haar und seinen Rauschebart, war das Gesicht des Mannes beinahe vollkommen zugewuchert. Er trug eine Lederkluft und hatte Hände, so groß wie Sargdeckel. Stiles bezweifelte ernsthaft, dass diese wirklich zum Erschaffen filigraner Körperkunst geeignet waren?

Und insgesamt wirkten der Tattooladen, ebenso wie sein Inhaber selbst ein wenig schmuddelig. Stiles war nur froh, dass er sich wenigstens um Hepatitis heutzutage keine Gedanken mehr machen musste.
 

„Schwing´ deinen Arsch hierher, kleiner Welpe!“ herrschte der Tätowierer Stiles mit seinem donnernden Bass an: „Und nun komm´ mal wieder runter! Ich höre dein Herz ja bis hier hin rasen. Ich werde dich schon nicht fressen. Und nun erzähl dem Onkel mal, was du möchtest. Ein hübsches Geweih über deinem winzigen Arsch? Ein Herzchen mit dem Schriftzug `Mami ist die Beste´ darin? Was darf es sein?“
 

Stiles funkelte ihn ärgerlich an. Der Kerl machte sich wohl lustig über ihn? Er ließ sich auf den Stuhl plumpsen, schnappte sich Zettel und Stift und machte eine Zeichnung:

„Ich will so etwas! Und ich will es hier hin!“ knurrte er säuerlich: „Kriegst du das hin?“
 

Der große, breite Kerl schien Humor zu besitzen. Statt den aufmüpfigen Jungwolf zurechtzuweisen, lächelte er:

„Alpha-Beta-Omega.“ murmelte er wissend. Er richtete den Blick auf Stiles Arm, seine Augen veränderten sich und die Iris färbte sich golden: „Ich verstehe! Dein Alpha wird sich sicher ziemlich geehrt fühlen.“
 

Scott und Allison blickten Stiles fragend an und dieser erklärte:

„Der Biss! Werwölfe können ihn sehen. Er ist wie eine dauerhafte, magische Markierung.“
 

„So ist es.“ bestätigte der Tätowierer: „Bereit, kleiner Wolf? Denn jetzt werde ICH dich markieren.“

Er nahm die summende Tätowiermaschine zur Hand und machte sich ans Werk.
 

Im ersten Moment konnte Stiles nicht hinschauen, doch nachdem er sich erst einmal an den Schmerz gewöhnt hatte, fand er ihn gar nicht mehr so schwer zu ertragen. Und er war erleichtert zu sehen, dass seine Befürchtungen bezüglich der Hände des Tätowierers unbegründet waren. Sein Werk geriet sehr präzise und ansprechend. Stiles war mit dem Ergebnis überaus zufrieden, doch die Freude währte nicht lange, denn ein Schmerz kündigte an, dass das Tattoo nun zu heilen und zu verblassen begann:
 

„Jetzt kommt der witzige Teil.“ behauptete der Tätowierer. Und an Scott gewandt sagte er: „Hey du, Knopfauge! Du musst deinen Freund festhalten, damit er nicht zappelt.“
 

Zappeln? Das sollte wohl ein Witz sein?

Stiles hätte am liebsten laut schreiend die Flucht ergriffen, als der Bunsenbrenner zum Vorschein kam!

Allein der Gedanke daran, wie glücklich es Derek machen würde, dieses sehr persönliche Tattoo in der Hochzeitsnacht an seinem Ehemann zu sehen half ihm schließlich dabei, diesen Instinkt niederzuringen.

Die Schmerzen waren höllisch, aber was konnte man auch anderes erwarten, wenn das eigene Fleisch einem bei vollem Bewusstsein verbrannt wurde.
 

Hinterher war Stiles ziemlich erledigt. Scott umarmte seinen Herzensbruder, versicherte ihm, dass er sehr tapfer gewesen sei und dann ging es zurück zum Auto, wo Stiles sich auf dem Rücksitz des Jeeps erst einmal ein wenig erholen durfte, während Scott ihr nächstes Ziel ansteuerte, wo dann hoffentlich endlich der spaßige Teil des Abends beginnen konnte, worin auch immer der bestehen mochte?
 

Sie fuhren Richtung Westen, soviel war klar, doch was zur Hölle gab es im Westen der Stadt für eine Location, an der man seinen Junggesellenabschied zu verbringen könnte?

Stiles sollte es bald erfahren.

Es war der Ocean Beach und alle seine Freunde waren da! Das Wetter zeigte sich in dieser Nacht von seiner allerbesten Seite. Für gewöhnlich gab es an diesem Strand nämlich eigentlich fast immer dicke Nebelsuppe, doch heute war es sternenklar. Es mochte zwar ein wenig kühl sein durch den stetigen Wind, der vom Meer her blies, doch es gab mehrere kleine und ein großes Lagerfeuer sowie reichlich Decken, um darauf zu sitzen, oder sich darin einzukuscheln, um dem entgegenzuwirken.
 

Und es gab ein reichhaltiges Buffet aus, von den Gästen selbst gezauberten Köstlichkeiten, die so verführerisch aussahen, dass Stiles jetzt schon wusste, dass ihm morgen Mittag sein Kummerbund kneifen würde. Aber das war das Problem des zukünftigen Stiles.

Der heutige würde sich jedenfalls schamlos vollstopfen!
 

Seine Freunde hatten ebenfalls reichlich zu trinken besorgt und zwar nicht nur Limonade! Es wurde wohl Zeit für Peters kleines Hilfsmittelchen.

„Einfach schnupfen, wie Kokain!“ hatte Dereks Onkel ihm gesagt und Stiles hatte ihn mit großen Augen angeschaut.

Wofür hielt ihn dieser Kerl? Für Courtney Love vielleicht?

Als ob er in seinem Leben jemals Kokain auch nur von Nahem gesehen hätte! Aber er machte es nun einfach so, wie er es mal im Fernsehen gesehen hatte, blickte sich kurz nach allen Seiten um, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand dabei beobachtete, gab dann etwas von dem Zeug auf seinen Handrücken und sniffte, woraufhin er kurz darauf kräftig niesen musste. Er hatte keine Ahnung, ob das nun wohl gereicht hatte, aber es war ihm auch egal, weil er diese widerliche Erfahrung sicherlich nicht noch einmal wiederholen würde.
 

Nun machte sich Stiles daran, seine Gäste zu begrüßen.
 

Danny schlang die Arme um ihn, drückte ihm überschwänglich einen dicken Kuss auf die Lippen und versicherte ihm, dass er heiß aussähe.
 

Mason war mit der ganzen WG gekommen, doch von Deaton war weit und breit nichts zu sehen:

„Mein Liebster behauptet, er brauche noch Zeit, um sich auf das `heilige Amt´ vorzubereiten, welches er Morgen bekleiden würde; seine Worte, nicht meine, doch wenn du mich fragst, dann ist das bloß eine faule Ausrede. Alan steht einfach nicht auf´s feiern und er hatte wohl Angst davor, unter so vielen jüngeren Leuten zu sein.“ maulte der Junge: „Ich habe ihm also einfach versichert, ich würde mich auch bestens ohne ihn amüsieren! Das hat ihm dann irgendwie auch nicht gepasst. Selbst Schuld!“

Mason kippte das Bier, welches er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, nun in einem Zug herunter. Wenn er in diesem Tempo weitermachte, dann würde er wohl noch vor Mitternacht mit dem Gesicht im Sand liegen und dort seinen Rausch ausschlafen dachte Stiles und nahm sich vor, ein wenig auf den Freund aufzupassen.
 

Ethan hatte sich sofort an Stuart aus der WG gehängt, weil dieser eine üppige Tüte seines wundervollen, selbst angebauten Bio-Cannabis dabei hatte, dessen würziger Duft nun die Luft erfüllte und welches sie nun Seite an Seite kunstvoll in Joints verbauten. Beide begrüßten den Ehrengast flüchtig, ehe sie ihre wichtige Tätigkeit fortführten.
 

Eleonore zog Stiles in eine herzliche, ausdauernde, nach Patchouli duftende Umarmung und er ließ es einen Moment lang zu, sich in den unzähligen Falten ihres wallenden Gewandes zu verlieren und sich geborgen zu fühlen. Seit sie sich einmal um ihn gekümmert hatte, als es ihm aufgrund von Liebeskummer und Weltschmerz furchtbar mies ging, hatte sie irgendwie so etwas wie eine Mutterrolle in seinem Leben eingenommen.
 

Der alte Sunflower lud gerade einige Trommeln und exotische Musikinstrumente aus seinem alten, buntbemalten VW-Bus. Als er Stiles erblickte strahlte er ihn herzlich an und entbot ihm den Segen der großen Mutter. Stiles bedankte sich höflich, weil er nicht wusste, was er sonst dazu sagen sollte und fasste rasch mit an.
 

Cloe und Zoey saßen Seite an Seite am Ufer, küssten sich innig und schienen die Welt um sich herum vergessen zu haben. Als sie sich einmal kurz zum Luft holen von einander lösten, wagte Stiles es, rasch Hallo zu sagen.
 

Die anderen Anwesenden waren ein paar nette Stammgäste aus dem Café, welche alle einhellig beteuerten, wie tragisch es sei, dass ein heißer Kerl wie Stiles nun endgültig vom Markt sei und ein paar Bekannte von Ethan und Danny, welche Stiles kennengelernt hatte, wenn er gelegentlich mit den beiden Jungs gemeinsam ausgegangen war.
 

Isaac hatte sich mit Allison und Scott ans improvisierte Buffet gesetzt und das tat Stiles nun auch:
 

„Ich glaube, ich habe einen Schwips!“ kicherte Isaac, stopfte sich einen ganzen Falafel auf einmal rein, spülte mit Bier nach und rülpste anschließend geräuschvoll.
 

„Peter hat dir scheinbar auch etwas Wolfswurz mitgegeben?“ stellte Stiles lachend fest: „Also funktioniert es? Das ist gut zu wissen.“

Er schnappte sich ebenfalls ein Bier, um es auszuprobieren, denn so sehr er seine neue Werwolfskonstitution auch zu schätzen wusste, hin und wieder in andere Bewusstseinszustände abzutauchen hatte ihm schon ein wenig gefehlt.

Gelobt war Peter!
 

Eleonore hatte mittlerweile damit begonnen, auf einer indischen Sitar zu spielen und in einer fremden Sprache dazu zu singen und Sunflower begleitete sie auf einer arabischen Trommel.
 

Nach und nach begann es von mehreren Seiten nach würzigem Rauch zu riechen und irgendwann erreichte der eine oder andere Joint auch Stiles und er nahm gelegentlich einen Zug davon. Tatsächlich setzte nach einer Weile ein leichter, angenehmer Rausch ein. Der Bräutigam in spe genoss es, lauschte der Musik und dem Meeresrauschen, beobachtete den Tanz der Flammen des wärmenden Feuers vor sich und irgendwann legte er sich auf den Rücken, blickte hinauf zu den funkelnden Sternen, bedachte sein Leben, wie es heute war und eines wurde ihm schlagartig klar: Alles war absolut perfekt! Er war umgeben von Freunden, Schönheit und Wärme, morgen würde er seine einzige, wahre, große Liebe heiraten und ein Baby war auch bereits unterwegs zu ihnen. Stiles kamen ein wenig die Tränen und Isaac, der dies spüren konnte, rückte an ihn heran und legte einen Arm um ihn.
 

Dies hier war absolut nicht der Jungesellenabschied, vor dem Stiles sich ein klein wenig gefürchtet hatte. Vielmehr hatte es etwas von einem Love-In, wie damals in den Siebzigern. Es war beinahe, als sei der alte Geist San Franciscos ein weiterer geladener Partygast in dieser Nacht und das war wundervoll.
 

„Ich will tanzen!“ erklärte Stiles nach einer Weile, sprang auf, um seinen Worten sogleich Taten folgen zu lassen und es dauerte nicht lange, ehe sich ihm die anderen anschlossen, Füße stampften in den Sand und Körper bewegten sich im Schein des Feuers zum Trommelbeat und zum Gesang. Es hatte beinahe etwas Archaisches!



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