I stare at the sun and it burns my heart
Dazai hatte mehr Angst vor dem Leben als vor dem Tod.
Leben bedeutete Leid, bedeutete eine Koexistenz mit menschlichen Gefühlen – er war ihnen tagtäglich ausgesetzt, musste sie interpretieren, einordnen, analysieren, und letzten Endes immer so tun, als wäre er ein vollständig funktionierender Mensch, der die Emotionen, die er vorspielte, auch tatsächlich fühlte. Das Leben und alle Emotionen, die mit ihm kamen, verwirrten ihn endlos.
Leben bedeutete ein Dasein in der Dunkelheit, der er nie entkommen konnte, weil sie in seinem Herzen lebte. Es bedeutete, seine unsichtbaren Verfolger in jedem Moment in seinem Rücken zu spüren und dennoch nur Schatten zu sehen, wenn er einen Blick über die Schulter warf.
Der Tod hingegen war wie der Preis, der am Ende eines Wettrennens auf ihn wartete.
Zumindest sah er das jetzt wieder so. Keinen Monat, nachdem er die Hafenmafia und Chuuya hinter sich gelassen hatte, hatten sich seine Gedanken wieder normalisiert und waren zu dem zurückgekehrt, was er bereits als kleiner Junge gedacht hatte. Bevor er Chuuya kennengelernt hatte.
In der Zeit, die er mit Chuuya hatte verbringen können, war Dazai manchmal in den Sinn gekommen, dass es vielleicht doch nicht so schrecklich war, am Leben zu sein. Eine Welt, in der Menschen wie Chuuya geboren worden – strahlend wie das Sonnenlicht, das alle Schatten verbannen konnte –, war es vielleicht sogar wert, dass er etwas mehr Hoffnung in sie setzte.
Und dann hatte er Chuuya lachen hören, als sie beide zusammen auf einer Mission im Ausland waren, fernab von der Dunkelheit Yokohamas. Es war das schönste Geräusch, das Dazai jemals gehört hatte – laut und klar und so unbefangen, wie sie eigentlich gar nicht sein durften –, und in diesem Moment hatte er sich so sehr wie nie gewünscht, dass er einfach sterben könnte.
Für einen Augenblick hatte Dazai etwas gesehen, das noch heller strahlte als die Sonne, und es hatte ihm bewusst gemacht, wie sehr er selbst von den Schatten zerfressen worden war.
Welch schöneres Ende konnte es geben, als noch höher zu steigen als Ikarus und sich von der Sonne verbrennen zu lassen, bis nichts mehr von ihm übrig war?