This razor cuts the pain right out, we're bound until the end
Es war eines seiner gut gehüteten Geheimnisse, dass Chuuya sich vor Schmerzen fürchtete. Es war keine richtige Panik, die ihn befiel, wenn er daran dachte, doch die bloße Aussicht darauf bereitete ihm so großes Unwohlsein, dass er die Unversehrtheit seines Körpers für lange Zeit über alles andere gestellt hatte. Manchmal erschien es ihm komisch, dass er trotz seiner Abneigung gegen Schmerzen mit seinen Fäusten kämpfte statt mit Waffen. Aber er traute Waffen nicht, weil sie kein Teil seines Körpers waren und er sie nicht ansatzweise so präzise würde kontrollieren können wie seine Bewegungen.
Obwohl er seine Angst vor den anderen Mafiamitgliedern verbarg, wusste Dazai davon. Er hatte es ihm nie erzählt, aber Chuuya war sich sicher, dass er es trotzdem herausgefunden hatte. Vielleicht war er einmal zu oft unbewusst zurückgezuckt oder hatte die Augen zu hektisch abgewandt oder was auch immer dieser Mistkerl brauchte, um ihn zu analysieren.
Dennoch stand Dazai an diesem Nachmittag vor ihm, sich völlig im Klaren darüber, dass Chuuya physische Schmerzen fürchtete. Auf seinen Lippen ein breites Grinsen und in seiner Hand ein Messer, dessen Klinge gefährlich funkelte.
»Nein«, meinte Chuuya entschieden, bevor der andere überhaupt etwas gesagt hatte.
»Aber Chuuya—«
»Nein.«
»Blutsbrüderschaft.«
»Hä?«
Irritiert, dass Dazai ihm nur ein einziges Wort entgegenschleuderte, hielt Chuuya in seiner Bewegung inne und sah ihn mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen an. Dazais zufriedenes Lächeln machte ihn wütend, aber er wartete trotzdem, ob er weitersprach oder nicht.
»Lass uns Blutsbrüder werden, Chuuya.«
Als er nichts weiter sagte, hob Chuuya skeptisch eine Augenbraue. »Wozu?«
Das katzenhafte Lächeln blieb. »Um zu schwören, dass wir für immer an der Seite des anderen bleiben werden.«
»Das werden wir eh, also warum sollten wir—«, begann Chuuya hastig, den Blick abgewandt in der vergeblichen Hoffnung, Dazai könne seine geröteten Wangen so nicht sehen.
Dazais Stimme, als er ihn sanft unterbrach, war tiefer als sonst.
»Bitte, Chuuya. Lass es uns bei unserem Blut schwören.«
Er ging einen Schritt auf ihn zu und griff mit seiner freien Hand nach Chuuyas.
»Du und ich. Partner bis in alle Ewigkeit.«
Chuuya versuchte, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken, doch ein Blick in Dazais dunkle Augen genügte, um alle seine Bemühungen zunichte zu machen.
»Meinetwegen«, nuschelte er irgendwann, resigniert und insgeheim viel zu glücklich.
Chuuya hatte sich in seinem ganzen Leben nur einmal selbst eine Wunde zugefügt. Auch wenn ihn das nicht toleranter gegenüber Schmerzen gemacht hatte, hatte er es nie bereut.
Zumindest nicht bis zu der Nacht, in der Dazai ihren Schwur mit Füßen getreten hatte.