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Fall into the Sky

Soukoku Short Story Collection
von

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It's what we hide with every lie

Chuuyas wütende Schreie füllten die kühle Nachtluft am Hafen von Yokohama. Mittlerweile war die Sonne schon längst untergegangen, vermutlich hatte es bereits Mitternacht geschlagen, doch das war ihm gleich. Zeit hatte jetzt keine Bedeutung mehr. Die hatte sie verloren, als er am frühen Nachmittag dieses Tages Dazai gesehen hatte, wie er seelenruhig durch die Stadt spazierte, so als hätte er ihn nicht betrogen und verlassen.

Es war das erste Mal gewesen, dass Chuuya ihn gesehen hatte, nachdem er die Mafia in seiner Abwesenheit verlassen hatte, und er hatte genauso reagiert, wie er es sich immer ausgemalt hatte: er war auf ihn zu gestürmt und hatte versucht ihn zu töten.
 

Seit sie Augenkontakt hergestellt hatten – Chuuya geschockt und überrumpelt, Dazai viel zu wissend und unangenehm reserviert –, jagte er seinen ehemaligen Partner nun schon durch die Stadt und hinterließ einen Pfad der Zerstörung hinter ihnen. Kurz bevor die Sonne im Meer versunken war, waren sie am Hafen angekommen und hatten sich seitdem nicht mehr davon entfernt. Dazai wusste, dass Chuuya hier vorsichtiger sein würde, ihre Umgebung nicht dem Erdboden gleich zu machen.
 

Irgendwann standen sie einander gegenüber, beide flach atmend und jeder Muskel ihres Körpers zum Zerreißen gespannt, für den Fall, dass ihr Kampf weiterging. Unter normalen Umständen wäre Dazai eher außer Atem gewesen, weil Chuuya körperlich fitter war als er. Doch der andere hatte sich in seiner Wut und seiner Rage nicht zurückgehalten, sodass es ihm sehr viel schwerer fiel, wieder regelmäßig zu atmen.
 

»Wieso, Dazai?!«, stieß er nach einer gefühlten Ewigkeit hervor, das Kinn trotz seiner nach vorne gebeugten Haltung provokant nach oben gereckt. Obwohl es dunkel war, konnte er Dazais Blick ansehen, wie er verzweifelt nach der richtigen Antwort auf diese Frage suchte, die Chuuya sich jeden Tag stellte.
 

»Das würdest du nicht verstehen.«
 

Das war die falsche Antwort.
 

»Versuch es! Trau dich! Vielleicht reiß ich dich dann doch nicht in Stücke, sondern töte dich kurz und schmerzlos!«
 

Die Wut half Chuuya, seinen nach Sauerstoff und Erholung schreienden Körper zu ignorieren und sich nur auf den Mann vor sich zu konzentrieren. So entgingen ihm die vielen Emotionen nicht, die in rascher Abfolge über Dazais Gesicht huschten.
 

»Heh? Du würdest mich wirklich töten, Chuuya? Das ist aber zuvorkommend von dir.«
 

Es war eine Abwehrreaktion, das wusste er. Dazai sah ihn zwar an, blickte ihm aber nicht in die Augen. Er war nicht ehrlich zu ihm, besaß tatsächlich die Frechheit, in dieser Situation weiterhin so zu tun, als hätte er keine andere Möglichkeit gehabt als alleine zu fliehen.

Mit einem Mal war Chuuya ganz ruhig. Das Rauschen in seinen Ohren wurde stärker, sein Körper fühlte sich schwerer an, doch seine Gedanken waren völlig klar.
 

»Meinetwegen kannst du verrecken!«, spie er ein letztes Mal, ehe er sich abrupt umdrehte und mit so viel Würde davon rauschte, wie sein erschöpfter Körper es zuließ.

Es war besser, wenn er jetzt ging. Er konnte Dazais Gesicht und seine Lügen nicht mehr ertragen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Votani
2016-10-30T21:06:27+00:00 30.10.2016 22:06
Tja, am Ende des Tages hat Dazai wahrscheinlich recht, dass Chuuya seine Motive nicht verstehen wuerde. Andererseits ist Dazai auch ein unheimlich intelligenter und komplizierter Kerl, der Chuuya (jedem eigentlich) immer einen Schritt voraus ist. Ich liebe diese kleinen Szenen, die du schreibst. :)
Antwort von:  Schangia
01.11.2016 15:36
Dazai komplett zu verstehen scheint mir aber auch ein beinahe unmögliches Unterfangen zu sein, also kann man es Chuuya bestimmt nachsehen, dass er Probleme damit hat. Vielen lieben Dank! ♥


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