Zum Inhalt der Seite

Written in the Scars (of Our Hearts)

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo!

Ich hoffe, ihr freut euch alle schon auf ein bisschen Tantchen-Aktion ;)

Vielen Dank und Linaa93 und Luzie_ für die Kommis!

Beachtet auch die Bonusfrage am Ende des Kapitels! Wenn diese bis Dienstagabend 20:00 Uhr nicht korrekt beantwortet wurde (Ich nehme Lösungen per Facebook, PN und Kommi an), wird es am Mittwoch kein Kapitel geben. Also gebt Gas! :3

LG und viel Spaß beim Lesen!
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

dank der regen Teilnahme und einigen richtigen Antworten gibt es heute ein Bonuskapitel! Yay! :3

Vielen Dank an linaa93 für den Kommentar <3 *Teller mit Dorayaki hinstell*

Und jetzt ohne viele Umschweife weiter zum Kapitel! Viel Spaß beim Lesen!
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

ich bitte um einen Applaus für meine Beta-Leserin! Zurzeit hänge ich furchtbar hinterher und daher konnte ich erst gestern Abend den Text zum Lesen hochladen. Sie hat ihn gestern Abend trotz der Tatsache, dass sie berufstätig ist, noch korrigiert, damit das Kapitel ja morgens schon online gehen kann. Dass dies nicht geschehen ist, hängt mehr mit den hartnäckigen Kopfschmerzen zusammen, die mich schon durch den ganzen Tag begleiten... Nun ja. Vielen Dank BlackLily! Du bist einfach die Beste!

Vielen Dank auch an Luzie für den Kommentar! (Ich antworte auch noch drauf... *hust*)

Mittwoch wird es aus zeitlichen Gründen leider kein Kapitel geben, reiche das Bonuskapitel dann ohne mein Fragen-Antwortspielchen nächste Woche nach! Tut mir leid :(

LG und viel Spaß beim Lesen!
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ich hoffe, ihr habt die unfreiwillige Wartezeit gut überstanden. Dafür entschädige ich euch mit einem sehr schönen Kapitel :)

Viel Spaß beim Lesen!
LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ja ist denn heute schon Samstag? xD Nein, ich habe mich nicht im Wochentag vertan, aber bin über das Wochenende unterwegs, sodass ich lieber heute das Kapitel online stelle, bevor ich es morgen nicht schaffe...

Auch dieses Mal gibt es keine Mittwochskapitelfrage, da ich nicht weiß, ob ich das hinbekomme. Mir fallen ja im Prinzip 3 Tage, an denen ich übersetzen könnte. Immer diese sozialen Kontakte... xD

Dann mal viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Leider bin ich mittlerweile ein wenig deillusioniert, was das Übersetzung im Verhältnis zu meiner Freizeit angeht... Aktuell kommen viele Dinge zusammen und ich habe einfach nicht die Zeit, die ich dafür benötige, um 2 Kapitel pro Woche hochzuladen. Nicht nur, dass meine Freizeit aktuell weniger ist, sondern in dieser Reihe hat ein Kapitel knapp 1000 Wörter im Durchschnitt mehr als in der alten Reihe... Das kann ich zurzeit leider nicht auffangen. Daher wird es jetzt vorerst nur noch ein Kapitel pro Woche geben. Sobald es sich gebessert hat bei mir, geht es auch wieder "normal" weiter. Gerne könnt ihr mir sagen, ob euch Samstag oder Mittwoch als Update-Tag lieber ist ;) Tut mir leid, dass ich meine vorherigen Versprechen aktuell nicht einhalten kann :(

So, jetzt aber zum Kapitel. Ich persönlich mag es total xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ich hoffe es geht euch allen gut! Ich komme langsam aber sicher wieder in die Spur, was Übersetzen angeht. Auch wenn mich das Kapitel für nächsten Samstag echt viel Zeit gekostet hat. 21 Seiten bei Google Docs. Plant euch also etwas Zeit ein ;)

Und wie der Titel schon andeutet, jeder, der die Liebesbriefe der bisherigen Kapitel mochte, kommt nun auf seine Kosten :3

Und nun, viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ich hoffe, ihr habt Zeit mitgebracht ;)

Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel, dass so einige Überraschungen mit sich bringt! xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ich wünsche euch einen wunderschönen Samstag und trinkt mir ja genug bei dem Wetter! ;D
Schon einmal eine kleine Vorwarnung: Ich bin vom 05. bis einschl. 18.09. in Urlaub, also wird es an den beiden Samstagen kein Kapitel geben. Da ich aber an ein paar Tagen unter der Woche zu Hause bin, versuche ich in der Zeit einen kleinen Vorsprung herauszuarbeiten, dass ich evtl. bald auch wieder Mittwochskapitel online stellen kann.

Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

ich hoffe, ihr habt euch schon angeschnallt, denn irgendwann ist das Essen ja auch mal vorbei und Renji erwartet ja immer noch seinen Todesstoß ;D

Mit diesem Kapitel verabschiede ich mich dann in meine Sommerpause. Am 24.09. Bin ich wieder wie gewohnt da. Und auf das Kapitel könnt ihr euch auch schon mal freuen xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

frisch nach Hause gekommen habe ich mich direkt an das Kapitel gesetzt. Bitte entschuldigt, dass es etwas später geworden ist.

Daher möchte ich euch auch nicht länger auf die Folter spannen. Viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen!

Da mein Wochenendprogramm erst heute Mittag nach mir schreit (Plätzchenbacken mit Neffe und Nichte), bin ich heute mal wieder - wie gewohnt - früh mit dem neuen Kapitel unterwegs.

Neue Entwicklungen erwarten euch in diesem Kapitel. Mich würde dazu mal eure Meinung interessieren ^^

Ich wünsche euch schon einmal einen schönen 2. Advent!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ich weiß, ich bin ein wenig früher dran. Ich weiß nicht, ob ich es morgen an den PC schaffen werde, daher kommt das Kapitel schon heute. Möchte euch ja nicht warten lassen.

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ich hoffe, ihr habt ein schönes viertes-Adventwochenende! Ich für meinen Teil habe schon wieder eine Magenschleimhautentzündig (3. in 2 Monaten) und fahre heute mit der ganzen Familie zur Belustigung von Nichte und Neffe in den Phantasialand. Der ist zu dieser Jahreszeit immer sehr schön weihnachtlich hergerichtet ;)

Und nun, viel Spaß bei dem Kapitel ;)

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Frohe Weihnachten euch alle!

Ich wünsche euch schöne und besinnliche Weihnachtstage. Erholt euch gut vom Trubel ;)

Und viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

es ist wieder Samstag und daher komme ich auch wieder mit einem frischen Kapitel für euch um die Ecke.

Viel Spaß beim Lesen und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ich hoffe, ihr bleibt mir auch im nächsten Jahr treu :3 Und vielen Dank für die Unterstützung! *Kuchen in die Runde stell*

Nimmt sich wer von euch was besonderes für das Jahr vor? Also ich für meinen Teil möchte mal mein Jogging-Programm regelmäßiger durchziehen xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gekommen! Bei mir war es eher eine gemütliche Feier, nachdem das letzte Jahr etwas schwer chaotisch für mich war... Aber dieses Jahr kümmern wir uns darum, dass es besser wird. Heute gehts ins Reisebüro und wir werden versuchen, die Wünsche meines Mannes (Strandurlaub, am liebsten Malediven) und mir (Kultur und Land erkunden, am liebsten Japan) unter einem Hut zu bekommen. Mir tut da ja jetzt schon die Person leid, die uns später berät xD

Habt ihr irgendwelche Urlaubspläne für dieses Jahr? xD

Viel Spaß beim Lesen!
Eure yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Wir haben wieder Samstag und ich hoffe, ihr habt alle das Schneechaos gut überstanden.

Da ich heute ein wenig schreibfaul bin: Viel Spaß beim Lesen! ;)

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu!

Ja, ich weiß, das sich einen Tag zu früh bin. Da ich kurzfristig am Wochenende nicht zu Hause bin (heute um halb 9 gehts schon los) und ich euch nicht bis Montag warten lassen wollte, hier schon das neue Kapitel :3

Vor allem, weil ich dieses Kapitel echt genial finde! (Da ich es ja nur übersetzt habe, darf ich es ja auch loben! xD)

Vielen Dank an Luzie_ für den Kommi *Kuchen hinstell*

Und nun, viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Letzte Woche viel zu früh, heute etwas spät... Ich war fast den ganzen Tag auch Achse und bin daher erst jetzt an den PC gekommen... *schämt sich*

Vielen Dank an Luzie_ für den Kommi <3 *Torte hinstell*

Dann viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Heute gibt es auch wieder vormittags das Kapitel ;)

Freut euch schon mal auf Verschwörungstheorien, ein Indianerehrenwort, einen grübelnden Renji und Kisuke Urahara ;D

Vielen Dank an Luzie_ für den Kommentar <3 *Fantakuchen hinstell*

Und nun, viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

falls bei euch auch wieder der Winter Einzug hält: Verletzt oder erkältet euch nicht! ;)
Bei uns hat es über Nacht geschneit und ein bisschen kommt jetzt noch runter. Ich liebe ja den Winter, aber irgendwie möchte ich momentan dann doch lieber Frühling haben xD

Und euch jetzt viel Spaß beim Lesen!
LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

natürlich habe ich unter der Woche nicht nur eine YOI-OS geschrieben, sondern auch das Kapitel übersetzt ;)
Ich wollte nur kurz vorwarnen: Das ist das vorletzte Kapitel dieser Reihe!

Aber keine Sorge, natürlich gibt es wieder eine Fortsetzung. Genauere Infos gebe ich dann beim Abschlusskapitel bekannt ;)

Viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ach du Schreck! Schon vorbei?! Richtig, 'Written in the Scars' ist mit diesem Kapitel abgeschlossen. Aber kein Grund zur Panik, nächste Woche geht es schon mit der nächsten Reihe weiter! Also haltet die Augen auf! ;)

LG
yezz Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rules of Engagement

Erleichterung hielt vorerst Byakuyas nervösen Magen in Schach. Durch den Nebel seines Katers schien ein helles Leuchtsignal – Renji sagte ‚Ja‘. Es war ganz klar unter Vorbehalt, aber es war immer noch ein ‚Ja‘. Als Renji seinen Finger von Byakuyas Lippen hob, stellte Byakuya eine letzte, wichtige Frage: „Wirst du mich sofort damit beginnen lassen, dich zu umwerben?“
 

„Hmm?“, Renji hatte sich vorgebeugt, um die Letzten von Byakuyas Tränen wegzuküssen. Lippen verursachten federleichte Berührungen, die eigentlich seinen unruhigen Magen aufregen müssten, doch stattdessen fühlte es sich an, als wäre ein Anker tief in Byakuyas Seele geworfen worden.
 

Da war ein zischendes, empörtes Einatmen von dort, wo Tante Masama in der Ecke vor Wut tobte, doch beide Männer ignorierten sie für diesen Moment.
 

„Heute Nacht“, sagte Byakuya, seine Finger griffen immer noch in die Seiten von Renjis Shihakushō, als würde er sich auf stürmischer See an einem Floß festhalten. Er blickte tief in diese braunen Augen, die mit diesem unheimlichen Feuer leuchten konnten, die der Farbe seiner Haare nicht ganz unähnlich war. „Abendessen. Wir hatten eine Reservierung?“, erinnerte Byakuya Renji. „Doch wenn du absagen musst, verstehe ich das.“
 

Er würde es verstehen, doch sein Herz wäre am Boden zerstört. Dennoch war es das, was er vermutlich auch verdient hatte.
 

Renji überlegte ernsthaft. „Ich habe noch alle Hände voll zu tun, bevor ich gehe. Aber ich muss ebenso auch essen. Also, ja. Warum nicht. Ich meine, das ist Teil von dieser Hofieren-Sache, richtig?“
 

„Ist es“, sagte Byakuya mit einem sanften Lächeln.
 

Renji erwiderte es mit dem schiefen und breiten Grinsen, dass Byakuya mittlerweile so liebte. „Also gut. Dann erwarte ich etwas Grandioses.“
 

„Ich werde mein Bestes geben.“ Es war schwierig, doch Byakuya löste die Finger und ließ Renji gehen. Zumindest war Renji geduldig und verstehend mit ihm.
 

Dasselbe konnte allerdings nicht von seiner Tante Masama behauptet werden.
 

Seit Byakuya sie angegiftet hatte, hatte sie im Vorzimmer still vor sich hin gebrodelt. Doch während des kompletten Austauschs mit Renji hatte Byakuya durchgehend das Gewicht ihres Blickes und die kleinen Stiche ihres durchbohrenden Reiatsus spüren können.
 

Nun, da sie sich an der Tür richtig geküsst hatten und Renji sich verabschiedete, war ihr nicht unerheblicher spiritueller Druck wie ein Hurrikan in seinem Rücken. Byakuya wusste, dass in dem Moment, in dem er die Tür zuschieben würde, der Angriff begann. Vielleicht war das der Grund, warum er dort festhielt, an dem Türrahmen mit weißwerdenden Fingerknöcheln hing und versuchte, jedes bisschen frische Luft einzusaugen, die von der Halle kam. Renji hatte vielleicht den Kenseikan gerichtet, doch Byakuyas Kopf hämmerte immer noch, sein Magen taumelte bei jeder Bewegung und ein eisiger Schweiß strömte aus jeder Pore. Er wünschte, Renji wäre nicht gegangen. Er konnte etwas Starkes und Solides zum Anlehnen brauchen, das ihn vor dem aufkommenden Sturm schützte.
 

„Hör auf, ihm hinterherzublicken!“, rief Masama. „Hast du kein Schamempfinden? Wo ist deine Würde?“
 

Verspritzt in einem monumentalen Höchstgeschwindigkeitsübergeben irgendwo zwischen hier und der 2. Division, dachte Byakuya ironisch. Er musste Renji von diesem kleinen Missgeschick später erzählen. Wenn jemand die ekelerregende Physik von Übergeben im Shunpō zu würdigen wusste, dann war es Renji.
 

Byakuya drehte seiner Tante weiterhin den Rücken zu. „Ich fühle mich nicht gut“, erklärte er in einem Ton, von dem er betete, dass er mehr hochmütig als weinerlich klang. „Ich werde mich für ein paar Stunden zurückziehen und dann können wir…“
 

Masama hielt einen Ärmel des Haori in einem klauenartigen Griff. „Nicht so schnell, junger Mann. Du kommst hier nicht so einfach heraus. Ich kann nicht glauben, dass ich zugucken musste wie dieser… diese… Person den noblen Kenseikan berührte!“
 

Er drehte sich herum, um den Blick von Masama zu treffen. Sie war mindestens ein Kopf kleiner als er, also hatte er die Genugtuung, dass er in der Lage war, von oben auf sie herabzublicken. „Ja. Und ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal. Ärgert es dich, zu wissen, dass er noch weitaus mehr berührt hat, als das?“
 

Ihre Hand verließ seinen Ärmel, als stünde er in Flammen. Sie sog tief und entsetzt die Luft ein, ihre stahlgrauen Augen waren geweitet. Es war seltsam befriedigend, dass sie derart von ihm zurückwich.
 

Leider war sein Sieg nur von kurzer Dauer. Mit einem tiefen Atemzug riss sich Masama offensichtlich zusammen, ihr Fächer kam zum Vorschein, um ihr Gesicht hinter einer Szene aus flatternden und badenden Schwänen zu verstecken. Sie schnalzte mit der Zunge. „Das kommt davon, wenn man von Männern des Militärs großgezogen wurde, vermute ich. Du hattest niemals viel Gespür für solche Angelegenheiten. Erst dieses angemalte Flittchen und nun diese…“ Ihre Augen wurden hektisch dabei, wie sie versuchte mit einer angemessenen Beleidung zu sein, doch alles was sie hervorbrachte war: „… grobe Kreatur.“
 

Byakuya wusste, dass er Hisanas Ehre verteidigen sollte, doch keine Worte kamen über seine dicke und schwere Zunge. Außerdem hatte er bereits diesen einen Stich zu oft gespürt, dass er den Schmerz kaum noch fühlte. Und ‚grobe Kreatur‘? Ohne Zweifel hat Renji bereits Schlimmeres getrotzt. Byakuya seufzte leise und kniff sich den Nasenrücken zwischen seinen Augen. „Hisana ist bereits seit einem halben Jahrhundert tot. Kannst du nicht in deinem Herzen eine Möglichkeit finden, die Angelegenheit ruhen zu lassen?“
 

„Nein, niemals! Ich hoffe, sie ist in der Hölle dafür, was sie unserer Familie angetan hat“, schnaubte Masama. „Ich werde auch dir deine Selbstsucht nicht verzeihen, Junge! Allianzen sind zerbrochen! So viele Hoffnungen zerschlagen. Unsere Ehre und der gute Name vollständig beschmutzt von einer niederen Hure! Und noch nicht einmal ein einziger Erbe im Gegenzug!“
 

Er versuchte nicht den Köder zu schlucken und versuchte lieber, die Galle, die sich den Weg aus seinen Mund heraus zu bahnen versuchte, in die Schranken zu weisen. Stattdessen versuchte er Masamas Fokus umzuleiten: „Wegen der Angelegenheit mit einem Erben…“
 

„Ja, deswegen“, sie schloss ihren Fächer mit Nachdruck und schlug ihn unhöflich auf den Punkt direkt über Byakuyas Herzen. Sie stand so nah, dass ihr Parfum ihn ekelerregend stark in der Nase kitzelte. Die Juwelen an ihren Haarnadeln funkelten, ließen ihn schielen. „Keine Spielchen mehr, Junge! Du wirst sofort eine Frau meiner Wahl heiraten. Ich werde dir diese lächerliche Tändelei nur und erst vergeben, wenn unserem Haus einen angemessenen Erben gegeben hast.“
 

„Nein, ich befürchte, das werde ich nicht tun, doch…“, begann er, doch wurde von einem Schlag ihres Fächers unterbrochen.
 

„Ja! Ja, du wirst! Du vergisst das Ass, das ich halte, Bya-chan. Dein 3. Offizier hat Beweise, die deine Position als Kommandant der 6. Division zerstören könnte. Vielleicht sogar noch wichtiger, er könnte diesen… diesen Vizekommandanten von dir in Misskredit bringen. Ich habe nun auch ein sehr deutliches Bild von seinen Schwachstellen, dank unserer kleinen Verhandlung. Dein kleiner Rukongai-Streuner hat keinen Ort, wo er hingehen könnte, wenn er von seinem Rang entfernt wird. Nirgends außer ins Gefängnis natürlich. Der 3. Offizier kennt die Regularien und das Zivilgesetz sehr gut, Byakuya. Unzucht ist ernst, doch in Anbetracht deiner Geburt und Blut viel, viel schlimmer, wenn gegen ihn Anklage erhoben wird, dass er es jemals gewagt hatte, dich anzufassen. Siehst du also? Deine neuste Inuzuri-Schlampe könnte hängen! Wenn ich an dein ehrloses Geplapper von eben denke, scheint es ziemlich deutlich, dass du alles tust, um ihn vor einem solchen Schicksal zu beschützen. Es sei denn, du möchtest zuschauen, wie er einen würdelosen, schamerfüllten Tod stirb, wirst du eine anständige, angemessene Frau heiraten und der Familie einen Erben schenken.“
 

Das war zu viel, zu schnell und viel zu furchtbar, um daran zu denken.
 

Byakuya hatte nur eine Antwort: Er erbrach sich über Tante Masamas Hausschuhe.
 

Finger schlangen sich wie von selbst in die Seide des Kimonos um ihre Schultern und Byakuya hielt sich mit bebenden Armen aufrecht, hörte zu, wie Masama entsetzte Geräusche von sich gab. Nachdem es schien, als wäre er nicht mehr in der Lage etwas anderes herauszubekommen, als trockener Husten, schniffte sie, trat anmutig aus der Pfütze zu ihren Füßen hinaus. „Ich sehe, du verstehst endlich die Ernsthaftigkeit. Gut. Ich werde dir meine Kandidatin morgen früh präsentieren. Du solltest…“, er brauchte sie nicht anzusehen, um den Hohn in ihrer Stimme zu erkennen. „… dich säubern.“
 

Dann entzog sich Tante Masama Byakuyas Armen und stolzierte davon, verließ Byakuya, der schwach zu Boden ging.
 

Byakuya hatte keine Ahnung, wie lange er dort gekniet hatte, benebelt auf die klare Flüssigkeit starrte, die langsam in den Tatami sickerte, während sein Kopf schmerzte und sein Magen rebellierte. Beweis? Masama konnte das nicht so meinen. Soweit Byakuya wusste, hatte der 3. Offizier nur seine Worte gegen sie, es sei denn es gab noch etwas, wovon Byakuya nichts wusste. Vielleicht hatte sie vor, die Hochzeit so voranzutreiben, damit es Kuchiki gegen Kuchiki sein würde. Immerhin wäre Miisho nur angeheiratet und das noch von einer entfernten Cousine. Byakuya war immer noch das Familienoberhaupt, also hätte er immer noch Vorteile.
 

Plötzlich spürte er eine sanfte Hand an seinem Ellbogen, der ihm seine Hilfe anbot. Er hörte eine behutsame Stimme: „Mein Herr? Lassen sie mich ihnen vielleicht ins Bett helfen?“
 

Nur ein Nicken und es wurde sich um ihn gekümmert. Wie ein Kind in sein Zimmer geführt; ausgezogen und angezogen wie eine Puppe. Eishirō richtete die Decke um Byakuyas Schultern und sagte: „Ich habe eine der Mädchen beauftragt, eine kalte Kompresse für ihren Kopf und ein wenig Ingwertee für ihren Magen zu bringen.“
 

„Vielen Dank“, murmelte Byakuya, als ein wenig ruheloser Schlaf ihn überwältigte.
 


 

Der Vizekommandant macht seine Herrschaft sanfter, beschloss Eishirō, genauso wie es Lady Hisana getan hatte. Vielleicht war sanfter nicht das richtige Wort, da es Schwäche implizierte, eine Verminderung. Erheben? Ja, das war es, dachte Eishirō, als er damit fertig war, den jungen Herren ins Bett zu bringen. Renji hob Byakuya-samas Laune. In der Gesellschaft des Vizekommandanten war der Geist des Herren nicht annähernd so schwermütig und traurig... und gequält.
 

Auch wenn der Herr bereits einschlief, verbeugte sich Eishirō tief, während er sich aus den Räumlichkeiten zurückzog. Er kniete an der Tür und schob sie zu. Er blieb noch einen Moment länger an der Tür, als notwendig und dachte über all das nach, was er in den letzten 24 Stunden mitbekommen hatten.
 

Es schien, als plane Lady Masama einen Coup.
 

Sie war immer noch vor sich her am murmeln gewesen, als sie an dem gehorsam vor der Halle knienden Eishirō vorbeigegangen war. Eine neue Frau für Byakuya-sama? Dieses Mal schien Lady Masama viel sicherer – fast schon triumphal – dass der Herr kapitulieren würde. Es war offensichtlich kein Arrangement, wonach es dem jungen Herren in irgendeiner Art verlangte. Also was hatte Lady Masama gegen Byakuya-sama, fragte sich Eishirō. Was war der Knackpunkt ihrer Erpressung. Denn es war sicher, dass es so etwas sein musste.
 

Dass sie über die Affäre Bescheid wusste, war in dem Moment klar geworden, in dem sie in das Anwesen gestürmt war.
 

Allerdings waren vorherige Liebhaber normalerweise kein Hindernis für einen Ehevertrag. Der Vater des Herren hatte einige davor und danach und selbst wenn Eishirō zu diesem Zeitpunkt noch nicht Hausverwalter gewesen war, wusste das ganze Personal davon. Natürlich hatte er, als Teejunge, auch die Gerüchte um eine uneheliche Tochter, eine jüngere Schwester von Byakuya-sama irgendwo in den Rängen bei den Hofgarden gehört. Das Kind eines Dienstmädchens. Das schien absurd, da die Kuchiki selten schlampig mit ihren Nachkommen umgingen. Sicherlich wurde das Mädchen schleunigst weit weg gebracht und verboten, nah an ihren Halbbruder herauszutreten. Doch wer wusste die Wahrheit hinter all dem?
 

Jedenfalls sollte Renji keinerlei Gefahr für eine Heirat darstellen – außer, dass Byakuya-sama offensichtlich an solch einem Bündnis nicht interessiert war, wenn der Grund dafür nicht Liebe hieß. Solch ein hoffnungsloser Romantiker! Selbst Byakuya-samas Vater, der Poet, hatte ein besseres Gespür für das Geschäftliche, wenn es um die Politik von Verträgen und Erben ging.
 

In dieser einseitigen Liebe hatte Byakuya-sama mehr wie ein Bürgerlicher gehandelt, statt eines Adligen. Seine Familie hatte ihn gehasst dafür, was sie als Makel und Selbstsucht ansahen. Doch es war aus diesem einen Grund, dass Eishirō nicht plante, Lady Masama damit durchkommen zu lassen.
 

Byakuya-sama verliebt, war ein wunderschöner Anblick, den es zu Erhalten galt. Der ganze Haushalt sehnte sich nach der Rückkehr der Tage, als seine Herrschaft das Anwesen mit Freude erfüllt hatte, die sie nur so kurz durch Lady Hisana kennengelernt hatten.
 

Vielleicht könnten sie das nicht nur zurückbekommen… sondern es könnte vielleicht ein wenig länger halten. Schließlich begannen die Dinge mit Lady Hisana ähnlich tumultartig. Da war viel heiß und kalt, an und aus, und Abschnitte mit viel Streit und Liebeskummer gewesen. Es schien, als war diese Art von Drama ein wichtiges Zeichen dafür, dass Byakuya-sama sich auf eine Beziehung einließ.
 

Sie hatte auch dafür gesorgt, dass er sie umwarb.
 

Und nun hat der Herr versprochen, einen anderen zu hofieren.
 

Daher musste, was immer Lady Masama plante, um Byakuya-samas Umwerben des Vizekommandanten zu durchkreuzen, fehlschlagen. Eishirō würde den ganzen Haushalt darauf ansetzen, wenn es sein musste.
 

Er kam auf die Füße und ging die Flure der Angestellten entlang zur Küche. Es überraschte ihn nicht, dass er Renjis Stimme hören konnte, wie er Miki um Reste anbettelte. „Komm schon“, sagte er. „Nur eins! Sie sehen so gut aus und ich verhungere.“
 

„Ich habe dir bereits Mittagessen gegeben. Wenn du immer noch hungrig bist, geh in die Kantine, Soldat! Die Kuchen sind für Lady Masama und ihren Gast“, protestierte Miki.
 

„Dann lass ihn alle essen“, sagte Eishirō, als er über die Türschwelle trat. Miki und Renji schienen beide von der Heftigkeit seiner Worte überrascht. Doch Eishirō verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. Er blickte zu Renji und fügte hinzu: „Unser Gast, dein 3. Offizier gehört nicht zu meinem bevorzugten Personen zurzeit.“
 

Renji stopfte sich eines der extravaganten Teekuchen in den Mund, bevor Miki ihn aufhalten konnte. „Ja, nun ja. Bei mir auch nicht.“
 

„Wegen dem, was er gegen dich in der Hand hat“, mutmaßte Eishirō. „Was ist es? Etwas… Militärisches?“
 

Renji beäugte einen weiteren der Kuchen, doch Miki brachte das Tablett bereits aus seiner Reichweite. Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Miisho hat mich in einem privaten Moment erwischt. Wenn es bewiesen werden kann, könnte es Unzucht mit Untergebenen sein.“
 

Unzucht? Das wäre desaströs, wenn es auch den Herrn treffen würde.
 

Eine der Dinge, die Eishirō gelernt hatte, an den Vizekommandanten wertzuschätzen, was wie überraschend umsichtig Renji sein könnte, besonders bei Angelegenheiten bezüglich der Ehre des Hausherren. Da war dieses Geschenk, das er als Wiedergutmachung für ihre… Ferkelei während der Erkrankung des Herrn, gebracht hatte. Es war erstaunlich rücksichtsvoll gewesen. Es war deutlich gewesen, dass Renji sich Mühe gegeben hatte, Dinge herauszufinden, die Eishirō als Luxus betrachtete. Dazu war das Ganze noch überraschend bescheiden und diskret angeboten worden. Renji hatte es aussehen lassen, als müssten alle etwaig entstandenen Peinlichkeiten als sein Fehler erachtet werden.
 

Selbst jetzt, als er offen über die Thematik der Unzucht sprach, achtete der Vizekommandant darauf, dass keine Andeutungen in Richtung Byakuya-sama fielen. Eishirō bekam den Eindruck, dass falls die Anklage erlassen würde, Renji alle Schuld auf sich nahm, wenn er konnte.
 

„Du hast vielleicht ein ernsthaftes Problem“, bemerkte Eishirō. „Ich habe das Wort ‚Beweis‘ aufgeschnappt und ich glaube, der Herr war wirklich… verstört.“
 

„Beweis?“, Renji fing Eishirō in seinem raubtierhaften, nervenaufreibenden Blick ein. Eishirō musste sich eingestehen, dass da etwas an diesem tätowierten Rotschopf war, das ihn ein wenig beängstigte. Er hatte bereits einige Kuchiki niedergestarrt, doch da war eine Rohheit in seiner Kraft, die Eishirō wünschen ließ, einen Schritt zurückzumachen. „Was für ein Beweis?“
 

Trotz des Knurrens in der Stimme des Vizekommandanten blieb Eishirō stehen. Stattdessen räusperte er sich. „Ich weiß es nicht. Doch ich habe vor, es herauszufinden und, falls nötig, es zu stehlen oder zu zerstören, bevor es gegen dich verwendet wird.“
 

Renjis Lippen kräuselten sich zu einem Grinsen, das, könnte Eishirō schwören, scharfe Eckzähne entblößt. „Ja? Du bist nun auf meiner Seite?“
 

„Das bin ich“, schniffte Eishirō. „Allerdings nur so lange, wie der Herr von dir angetan ist.“
 

Renji lachte schnaubend. „Ich denke, das ist das Beste, worauf ich hoffen kann. Also meinst du das ernst? Du willst versuchen aufzuspüren, was der 3. Offizier glaubt, gegen uns in der Hand zu haben?“
 

„Ich bin in der perfekten Position, das zu versuchen. Außerdem ist der 3. Offizier Ōta dabei gescheitert, mich zu beeindrucken.“
 

„Ha!“, lachte Miki anerkennend von dort, wo sie die Garnitur des Nachtisches fertigstellte – perfektes Konfekt, das wie kleine Blumen aussah. Nichts geringeres, als Blauglöckchen, Lady Masamas Lieblinge. „Du meinst, er hat deinen Test nicht bestanden?“
 

„Test?“, fragte Renji neugierig.
 

Eishirō hob ermahnend eine Augenbraue über Miki, doch er fühlte sich genötigt, es zu erklären. Er errötete ein wenig, sich absolut bewusst, wie verschlagen ihn die Geschichte aussehen ließ. „Da gibt es einen Gästeraum im Anwesen, das den Ställen gegenüber liegt. Es… riecht oftmals unerfreulich nach Pferdedung. Gerade im Sommer, doch das passiert auch, je nach Richtung des Windes. Ich biete diesen Raum den Gästen an, wenn ich neugierig bin, was für eine Art Person sie sind.“
 

Renji nickte, als würde er verstehen. „Und was für eine Art Person ist mein 3. Offizier?“
 

„Unhöflich.“
 

„Nur weil er einen Raum möchte, der nicht nach Scheiße stinkt?“
 

„Nein“, erklärte Eishirō schnell. „Du missverstehst. Ich erwarte von jedem, dass er nach einem neuen Raum fragt. Es ist die Weise, wie es getan wird, die den Test darstellt.“
 

Renjis tätowierte Augenbrauen hoben sich anerkennend und er Pfiff leise. „Ah, du cleverer Bastard. Also hat dir Miisho in einer Art Wutanfall etwas an den Kopfgeworfen oder so?“
 

„Mehr als das“, sagte Eishirō, auch wenn der 3. Offizier sicher einen Wutanfall gehabt hatte – neben aller Art von Beleidigungen in Hinsicht der Intelligenz des Personals. „Es scheint, als betrachtet er sich bereits als Kuchiki. Doch glücklicherweise hat er keine Ahnung, wenn ihm die zweite Garnitur angeboten wird.“ Zu Miki sagte er: „Ich habe ihm den Wilden-Eber-Raum gegeben.“
 

„Geschieht ihm recht“, stimmte Miki zu. Sie warf Renji ein gewinnendes Lächeln zu. „Es sieht höllisch eindrucksvoll aus, doch es ist der Ort, an dem wir alle billigen, übermäßig protzende Geschenke hinstellen. Außerdem ist es nicht weit weg von dem Platz, wo die Nachttöpfe geleert werden und die Entlüftung für die Küche ist. Die Kombination ist am späten Abend tödlich.“
 

„Und es gibt ein kleines Leck in dem Raum, das wir nicht reparieren können. Ein Makel im Entwurf, befürchte ich“, fügte Eishirō etwas Verlegen hinzu. Egal wie gerne er es mochte, Gäste auszutricksen, es verletzte sein Stolz, dass das Haus nicht perfekt war.
 

„Scheiße“, lachte Renji. „Erinnere mich dran, mir es niemals mit dir zu verspielen.“
 

Außer das Eishirō vermutete, dass Renji sich niemals gegen das Zimmer mit Blick zum Stall gesträubt hätte. Rukia hatte es nicht. Sie hatte sich nur aus dem Fenster hinausgelehnt und die feinen Pferde bewundert, ihre Grazie und Schnelligkeit gelobt und Eishirō mit Tränen in ihren Augen gesagt, dass sie noch niemals an einem schöneren oder überwältigenderen Ort gewesen war. Das hatte sie sofort enorm im Ansehen gehoben.
 

„Die einzige Weise, wie du es mit mir verspielen kannst“, begann Eishirō mit einem kleinen Lächeln. „Ist, wenn du den Herrn verletzt.“
 

Etwas daran ließ Renji zusammenzucken. Sein Grinsen wurde kalt und fiel dann komplett in sich zusammen. „Glaube nicht, dass du dir darüber Sorgen machen musst“, murmelte er. „Er ist stärker als ich.“
 

Eishirō tauschte einen Blick mit Miki aus, der Renjis seltsame Reaktion auch aufgefallen war. ‚Stärker‘? Oje. Das war eine schwierige Bemerkung, wenn man an die Tatsache dachte, dass das Dienstmädchen, das Eishirō als Spion nach oben geschickt hatte, Renji ihn einer Situation vorgefunden hatte, die an den Stalljungen erinnerte. Doch zu dem Zeitpunkt hatte es geschienen, als ob beide Parteien einverstanden gewesen waren, trotz dem Unterschied im… Status.
 

Hmmm.
 

Nun ja, da war auch etwas in der Richtung mit Lady Hisana gewesen, nicht wahr? Nicht so viel wie mit den Herren, aber etwas. Sie war, immerhin, hoch trainiert in einigen Künsten gewesen. Doch Byakuya-sama war viel--- sanfter mit ihr gewesen, als mit Männern.
 

„Ein privates Wort, Vizekommandant?“
 

Eishirō winkte Renji von Mikis gespitzten Ohren weg. Renji schien unwillig, doch er folgte. Als sie Seite an Seite gingen, war Eishirō von Renjis Größe überrascht. Der Mann war riesig. Es sah unmöglich aus, eine Person von seiner Größe zu verletzten. Doch der Herr war jenseits von stark. Sein Reiatsu war furchteinflößend kraftvoll, wenn es losgelassen wurde.
 

Sie hielten an der Hintertür. Draußen hatte der Regen zu einem fiesen Nieselregen nachgelassen. Die kühle Luft war schwer und nass, als sie gegen Eishirōs Wange an der geöffneten Tür blies. Nun hatte er den Vizekommandanten hier und war sich nicht sicher, wie er danach fragen sollte, was er fragen musste. Immerhin standen sie sich kaum eng genug und es war eine extrem private Angelegenheit. Einen Fehler zu machen, war mehr als nur unangenehm. Nach einem Moment des Zögerns, entschloss Eishirō sich indirekt anzunähern. „Ist alles in Ordnung? Deine Verhandlungen mit Lady Kuchiki waren sehr intensiv.“
 

Der Vizekommandant lehnte seine massive Statur gegen die Tür und rieb sich den Nacken, als sei er müde. „Ich musste eine gute Show abziehen, oder nicht?“
 

Renjis Bewegung jedoch entblößte einen Bluterguß in Form eines Daumens auf seinem Handgelenk. Direkt über einem Druckpunkt. Eishirō schloss seine Augen für einen Moment und beugte seinen Kopf in einem stillen Fluch. „Ja, aber dir geht es gut?“
 

Renji schielte zu Eishirō hinunter, als würde er die tiefgründigere Frage hinter der einfachen Phrase spüren. Dann zuckte er mit den Achseln. „Eh. Mit ihm und mir ist es kompliziert an den besten Tagen.“
 

Durchaus.
 

„Es wird besser werden, nun wo er die Dinge angemessen angehen wird“, beharrte Eishirō. „Es war das Gleiche mit Lady Hisana. Sie waren ein Wrack, bis sie mit dem Hofieren begannen. Es ist etwas mit dem Herrn. Er scheint Regeln und Richtlinien zu benötigen.“
 

Renji lächelte und lachte sanft. „Ja, ich glaube, das leuchtet mir ein.“
 

Da war noch viel mehr, das Eishirō sagen wollte, doch es war nicht an ihm, Entschuldigungen für das schlechte Benehmen seines Herrn anzubieten. Besonders nicht, wenn all das Teil ihrer Vorlieben sein konnte. Er verbeugte sich tief. Als er sich aufrichtete, fragte er in Renjis überraschte Augen: „Möchten sie einen Bangasa haben, Vizekommandant?“
 


 

Als Renji den Weg über den matschigen Trainingsplatz vor dem Tor zum Anwesen wählte, runzelte er die Stirn über den zierlichen Bangasa in seiner Hand. Es war immer eine Art wichtiges, bedeutsames Geschenk, wenn Eishirō anbot, ihn vom Regen zu schützen.
 

Das letzte Mal, als ihm ein Bangasa anvertraut wurde, war klar unter Byakuyas Befehl gewesen. Dieses Mal… Renji hatte keine Ahnung, warum plötzlich Eishirō auf ihrer Seite gegen Tante Masama war. Doch es war gut. Sie brauchten Hilfe.
 

Beweis.
 

Scheiße, das war ein gruseliger Gedanke. Was könnte sie in der Hand haben? Was hätte der 3. Offizier ihr geben können?
 

Renji schaffte es gerade noch in das Büro des Vizekommandanten, als eine neue Gewitterfront über seinem Kopf zu Grummeln begann. Unter der Kolonnade schüttelte er den Bangasa aus und stellte ihn mit seinen Sandalen vor der Tür ab. Im Inneren war der gemütliche, dampfige Geruch von aufgebrühtem Tee. Er blickte zum Schreibtisch, in der Absicht demjenigen zu danken, der gerade im Dienst war, nur um zu sehen, wie Kinjo an der Kante des Schreibtisches faulenzte und sich flirtend zur 4. Offizierin, Nanako, vorbeugte, die offensichtlich versuchte, trotz seiner Anwesenheit ihre Arbeit zu verrichten. Dennoch lächelte sie leicht, als würde es sie sowohl nerven als auch amüsieren.
 

Als es so aussah, als würde Kinjo sich für einen Kuss weiter vorbeugen, räusperte sich Renji.
 

Nanako sprang auf ihre Füße, errötete stark. Kinjo hingegen drehte sich träge herum und hob eine Augenbraue. „Was? Hast du irgendein Problem mit Unzucht mit Untergebenen, Vizekommandant?“
 

Renji knurrte innerlich. Gerade jetzt wünschte er sich, dass er zurück in der 11. Division war, denn dann konnte er Kinjo einfach die direkte Wahrheit sagen: Ihm war es scheißegal, wer mit wem rumvögelte. Doch das war die Sechste, also vermutete Renji, dass er etwas über Diskretion sagen sollte oder, dass sie es nicht im Dienst tun sollten… Doch was stattdessen rauskam war: „Runter von meinem Schreibtisch.“
 

Nanako ging ein Schritt zurück, als Renji nach vorne trat. Doch Kinjo war deutlich auf Streit aus. Er nahm sich Zeit, von Tisch zu gleiten, als hätte er alle Zeit der Welt.
 

„Hast du nicht irgendetwas, worum du dich kümmern musst, 7. Offizier?“, fragte Renji, als sie sich gegenüber standen. „Denn wenn nicht, kann ich Arbeit für dich finden.“
 

„Ist das eine Art Drohung?“
 

„Das wünschst du“, schnaubte Renji. Er blickte Kinjo lange und abschätzend an und seufzte dann tief, trat dabei einen Schritt zurück. „Du möchtest gegen mich kämpfen? Sicher, können wir. Doch ich muss vorher noch ein paar Dinge erledigen, also gib mir ein paar Stunden. Dann kannst du mein Trainingsarrancar sein.“
 

Plötzlich sah Kinjo nicht mehr so sicher aus. „Aber… uh“, er hustete, um ein wenig seine sinkende Streitlust zu verbergen. „Nur Shikai, ja?“
 

„Du denkst, ich würde mich bei Aizens Armee zurückhalten? Was für eine Art Training wäre das?“ Doch so zufriedenstellend wie es vielleicht war, Bankai gegen den 7. Offizier zu verwenden, war es kaum fair. „Ja, also schön. Was auch immer. Tauch nur auf. Zabimaru ist hungrig.“
 

Zabimaru stimmte mit einem glücklichen, knurrenden Schnurren zu.
 

Kinjo schien seine Haltung wiederzufinden. Er stolzierte zur Tür und fügte mit seiner kratzigen Stimme hinzu: „Ja, mein Genbi ist bereit deinen ‚Schwanz‘ zu treten. Zwei Stunden. Du und ich.“
 

„Ja, ja. Freu mich schon“, nickte Renji entlassend und winkte über seine Schulter ab, richtete seine Aufmerksamkeit auf die Formulare, an denen Nanako gearbeitet hatte. Sobald die Tür geschlossen war, blickte er Nanako an. „Du sagtest, du hast irgendwelche Fragen?“
 

„Er hat nur geflirtet, Vizekommandant. Ich schwöre. Wir sind nicht zusammen“, sagte Nanako schnell, ihre durchdringenden, grünen Augen betrachteten Renjis Gesicht behutsam.
 

Renji rieb sich das Gesicht, spürte das Gewicht des Katers, für den er bisher keine Zeit hatte. „Ja, schau, ich glaub dir. Nach dem Mist, den du mir an den Kopf geworfen hast, glaube ich nicht, dass es anders ist. Lass uns einfach die Arbeit durchgehen, damit ich weiß, dass du alles kannst, wenn ich weg bin. Dann sollte ich vermutlich nochmal bei jedem vorbei gehen, der mit mir geht. Besonders zu Kommandant Hitsugaya und, keine Ahnung, vielleicht was packen…?“ Wobei das keinen Sinn ergab. Er hatte noch nicht einmal einen zweiten Hakama.
 

Er hatte sich noch nie in seinem Leben unvorbereiteter für einen Kampf gefühlt. Er hatte den Bericht über die mysteriösen Arrancar ein Dutzend Mal gelesen, doch die Hälfte davon war wissenschaftliches Kauderwelsch von der Zwölften, von dem Renji langsam zu glauben begann, dass es nur eine Aneinanderreihung von Synonymen für ‚Wir haben keine Ahnung‘ war. Das Zeug, das er verstand, jagte ihm eine Heidenangst ein. Die kombinierte Kraft von Ichigo und Urahara hatten kaum mehr als eine Beule hinterlassen. Ichigo… der sie alle besiegt hatte und die feurige Flamme von Kikōō aufgehalten hatte, als sei sie nichts.
 

Scheiße.
 

„Vizekommandant?“
 

Renji schüttelte sich aus. „Ja, tut mir leid, wo waren wir dran?“
 

Sie nahmen all die Büroarbeit in Angriff und Renji befragte Nanako so lange, bis er sicher war, dass sie alle Präferenzen und Macken von Byakuya kannte. Er war besorgt, dass sie nicht genug Zeit hatten, mit der Truppe eine ordentliche Einsatzbesprechung abzuhalten, doch am Ende war es egal. Das Ganze hatte sich fast sofort in eine Zankerei zwischen Yumichika und Matsumoto wegen… Modezubehör entwickelt? Ikkaku fand einen geheimen Vorrat und begann, sich in der Ecke zu betrinken. Kommandant Hitsugaya stürmte angewidert davon.
 

Sie waren so am Arsch.
 

Nun ja, 3 von ihnen hatte Bankai, das war schon mal was. Und sie hatten die Erlaubnis, Gentei Kaijo zu nutzen, falls notwendig, sodass sie mit voller Kraft kämpfen könnten.
 

Also… vielleicht war da eine Chance…?
 

Ah, wenn machte er da etwas vor? Das würde ein Desaster werden, dachte Renji, als er seinen Weg zurück zur 6. Division im fiesen Nieselregen antrat. Nun ja, wenn er vielleicht sterben würde, musste er nicht zurückkommen und der Anklage entgegen sehen. Vielleicht konnte er als Held herauskommen, im gleißenden Licht des Ruhmes.
 

Eh, aber dann würde er all das Umwerben verpassen. Eishirō schien zu denken, dass dieses ganze Hofieren die Sache mit Renji und Byakuya herumreißen konnte. Ehrlich gesagt konnte Renji sich nicht vorstellen, wie ein paar Blumen und Poesie das erledigen konnte, doch er war gewillt, es zu versuchen. Es tat sicherlich nicht weh.
 

Er war bereits, ein Nickerchen einzulegen, doch zurück in der Sechsten wartete bereits Kinjo am Tor auf ihn. Kinjo hatte bereits sein Ōdachi von seiner Hülle auf dem Rücken entfernt und trug das lange Schwert in seiner Hand, bereit für ihren Kampf. Seine schulterlangen, glatten, schwarzen Haare hatte er in einem einfachen Pferdeschwanz im Nacken zusammengebunden. Zwei Strähnen hatten sich aus dem Zopfband gelöst und sich vor seinem dünnen, draufgängerischen Gesicht geteilt. Sein Grinsen war kalt und grimmig. „Ich bin so bereit dafür“, sagte er.
 

„Ich auch. Komm, folge mir.“ Die Sache war die, dass Renji gerade jetzt einen Sieg gebrauchen konnte. Oder, wenn es nicht ein netter, schneller Sieg werden würde, dann würde es vielleicht eine ernste harte, ausartende, üble Schlägerei tun.
 

Renji führte Kinjo zu einem der weiter wegliegenden Trainingsplätze. Vor langer Zeit wurde dieser für vollständige Scharmützel genutzt, Kriegsspielchen. Daher war er weitläufig, leer und abgelegen. Heutzutage übte die 6. Division meistens Kidō dort, da es weit genug entfernt von den meisten wichtigen Gebäuden lag und eine robuste Mauer vom Anwesen entlang zu einer der Enden des Geländes lief. Renji war sich nicht sicher, warum er diesen Ort ausgesucht hatte, außer dass er weiter weg war und somit nicht viele Schaulustige anlocken würde. Von der Laune her, die Kinjo hatte, vermutete Renji, dass Zuschauer eine schlechte Idee waren.
 

Denn was aus Kinjos Reiatsu herausströmte war Wut. Er war deutlich bereit für den Kampf. Tatsächlich nahm er sofort Position gegenüber von Renji ein, als sie auf dem Platz angelangt waren. „Ok, du feiges Stück Scheiße. Du kannst vor diesem Kampf nicht weglaufen.“
 

„Was? Wovon zum Teufel redest du, Kinjo?“, fragte Renji, auch wenn er dachte, dass er die Antwort kannte. Die Spannungen zwischen ihm und Kinjo hatten während dem Mist mit Rukia begonnen, als er von seinem Posten ‚desertiert‘ war, um Ichigo alleine zu bekämpfen. Renji glaubte, sich an eine ähnliche Beleidigung von ihm zu dieser Zeit erinnern zu können. „Ich bin noch nie von einem Kampf davongelaufen.“
 

„Doch, das bist du. Du bist desertiert. Du hast deinen Posten verlassen.“
 

„Um die Bösen zu bekämpfen!“, Renji musste zugeben, dass er perplex war. Auch wenn er wusste, dass dies eines der Probleme von Kinjo war, hatte er wirklich gedacht, dass er Beleidigungen über seine Männlichkeit oder dem Ganzen mit Byakuya abbekommen würde, nicht, dass er seine übereilte Entscheidung, Ichigo zu bekämpfen verteidigen musste. Die sich im Übrigen als Verschwendung herausgestellt hatte. Renji hätte Ichigo von Anfang an helfen sollen.
 

„Egal“, sagte Kinjo. „Deine Pflicht gilt uns. Du bist ein gottverdammter Drückeberger. Und du bist von den Peitschenhieben, die du verdient hättest, davongekommen, indem du dich für den Kommandanten gebückt hast. Wenn du zum Verräter wirst, solltest du deine Bestrafung annehmen wie ein Mann und dich nicht von seinem Freund in seinen Quartieren unter Arrest stellen lassen. Und da hast du noch nicht einmal so getan, als würdest du die Hälfte der Zeit verbringen! Scheiß drauf. Fick dich, Renji Abarai!“ Er nahm Kampfhaltung an, Beine weit auseinander und hielt sein Zanpakutō horizontal zu seinem Körper. „Karasō, Genbi!“, rief er und das Schwert schien zu wirbeln, sich zu strecken und länger und dicker an einem Ende zu werden. Und als es fertig war, hatte sich die Form vollständig geändert. Eine schwere, goldene Axt ruhte in Kinjos rechter Hand, balanciert durch einen Griff, der so lang war, wie ein Mann groß und aus Holz, dass im nebeligen Licht schwarz wirkte.
 

Er begann, es umherzuwirbeln, grunzte unter den Mühen, während die schwere Waffe Geschwindigkeit aufbaute. Es wirbelte in einer kontrollieren Form einer 8 umher, das aus allen Richtungen verteidigen und ohne Warnung ausschlagen konnte.
 

Es war ein beeindruckendes Shikai. Nicht zu unterschätzen. Tatsächlich erinnerte ihn die Weise, wie Kinjo es schwang, an Ikkakus Hozūkimaru. Er fuhr mit seiner Hand über die Klinge seines eigenen Zanpakutō, setzte wortlos Zabimaru frei. Damit angebend, dass er nicht länger nach Shikai rufen musste, grinste Renji ihn mit einem triumphalen ‚Fick dich, auch‘-Grinsen an.
 

Denn, ja, das tat weh. Kinjos Vorwürfe schnitten tief ins Fleisch, fast bis zum Knochen, und Renji hasste es, dass er keine ordentliche Antwort darauf hatte.
 

Kinjo schnaubte, kräuselte seine Lippen und sprang hervor. Sein Ansturm hatte Renji fast überrascht. Fast. Genbi war eine Distanzwaffe, genauso wie es Zabimaru war. Warum dann näher kommen?
 

Die Antwort darauf wurde ihm schnell offenbart. Kinjo drehte sich knapp 1 ½ Meter, ließ die Axtschneide auf Renji hinuntersausen. Während Renji Zabimaru zum Parieren hob, rollte sich Kinjo rum und schlug Renji direkt auf die Nase.
 

Renjis Kopf flog zurück und er schmeckte sofort Blut. Kinjo schrie und zog sich zurück, Genbi drehte sich wieder, dieses Mal in einer langsamen, trägen Schleife aus Metall und Holz.
 

Er schüttelte seine Schultern auf, zog die Nase hoch und spuckte. Richtig, also es würde so ablaufen, ja?
 

Die nächsten paar Minuten waren mehr Verteidigung austesten, als wirklich zu attackieren. Renji kannte Kinjos Shikai, doch sie hatten nicht oft damit öffentlich trainiert, keiner der beiden. So war Renji nicht an die Weise gewöhnt, wie das Gewicht der Axt den Winkel des Abpralls verändern würde, wenn er Zabimaru für einen Peitschenhieb aussandte. Wenigstens kam Kinjo auch nicht weiter. Es war fast schon ein Stillstand.
 

Doch sie taten dem unebenen Untergrund keinen Gefallen. Klumpen von Dreck und Gras flogen bei jedem parierten Schlag. Renjis Hakama fühlte sich langsam schwer vom Matsch und dem kalten, Nieselregen an. Mehr als nur einmal war er nahe dran, das Gleichgewicht zu verlieren, weil er auf dem feuchten Gras ausrutschte. Einer von ihnen musste bald die entscheidende Bewegung machen und Renji vermutete, dass er es sein sollte. Er war immerhin derjenige mit der Verabredung am Abend.
 

Die große Abendessenverabredung. Was zum Teufel... Irgendein piekfeines Abendessen oder sowas? 20 Gänge? Von was? Renji fragte sich schon fast, ob es da überhaupt etwas gab, was er essbar fand. Byakuya hatte die eigenartigsten Ideen von der Qualität des Essens und was Küchen auf einem Anwesen den Gästen serviert werden sollte. Das verwirrte Renji immer noch, diese extravaganten Anrichtungsmethoden und Soßentropfen, die aussahen wie Vögel oder was auch immer. Er bevorzugte wirklich einfacheres, geradelinigeres Essen...
 

Kinjo war in einer Sekunde in seinem Blickfeld. Wieder schwang Renji Zabimaru hoch, um zu parieren, all die Vorteile der Distanz verloren innerhalb von einer Sekunde der Unkonzentriertheit. Verdammt! Metall gegen Holz. Der Griff war viel stärker, als er aussah. Er riss oder brach nicht, wie es Hozūkimaru tat. Es fühlte sich an, als würde er einen Baumstumpf treffen.
 

Und dieses Mal zog sich Kinjo nicht zurück. Als Renji parierte, drehte er den Kopf der Axt um und brachte den Ansatz des Griffs zwischen sie, zwang Renji so zu einer niedrigen Parade und dann nach oben, als die Klinge wieder hinuntersauste. Kampfstabtechniken, um gegen ein Schwert scheiße zu kontern.
 

Renji versuchte, die Initiative zu übernehmen, trat zur Seite und sprang nach vorne. Kinjo schwang die Klinge zur Seite und attackierte, zwang Renji zurück. Verdammt noch Mal, so langsam wurde es peinlich. Das Grinsen auf Kinjos Gesicht war hämisch, viel zu verflucht glücklich und Renji sah rot. Den nächste Schwung blockierte er mit nur einer Hand an Zabimaru und nutzte die andere, um einen heftigen Aufwärtshaken an die Unterseite von Kinjos Kiefer zu landen.
 

„Arschloch!“, knurrte Kinjo, attackierte weiterhin. Dann spuckte er direkt in Renjis Gesicht.
 

Die Axtklinge glitt in Zabimarus Zähne und Metall wandte sich gegen Metall, verkeilte sie, wie es ihre Träger waren, die sich anschnaubten. Doch Renji hatte den Vorteil von Höhe und Gewicht und drückte Kinjo zurück. Er spürte zumindest den halben Sieg in der Nähe, also grinste Renji und streckte die Zunge raus und verdoppelte seine Anstrengungen und schob ihn weiter nach hinten.
 

Das war der Moment, in dem Kinjo den Axtgriff geschickt zwischen Renjis Beine platzierte.
 

Schmerz zwang Renji in die Knie und ließ ihn instinktiv um seine schmerzenden Eier krümmen. Heilige Scheiße! Wenn man gerade von einem Tiefschlag sprach. Doch selbst wenn Renji gerade vor Schmerzen stöhnte, war er entschlossen, Kinjo mit solch dreckigen, miesen Tricks nicht gewinnen zu lassen.
 

Auch wenn Tränen seine Sicht verschleierten, trat er wild nach Kinjos Bein aus, im Vorhaben, ihn zu Fall zu bringen. Scheiß auf Shikai. Das würde grundlegender werden. Renji würde die Scheiße aus Kinjo herausprügeln.
 

Sein Fuß traf etwas, also nahm er Schwung, bis Kinjo stolperte und beinahe auf Renji landete. So nah waren die Zanpakutō nutzlos, doch Renji hatte gelernt, dass fast alle Shinigami es nicht mochten, loszulassen. Er rollte sich zur Seite, ließ Zabimaru im Dreck. Er pinnte Kinjo unter sich und begann, ihn mit beiden Fäusten zu bearbeiten.
 

Kinjo schlug zurück. Doch Renji schlug seine Faust ohne viel zu überlegen weg und schickte einen weiteren Schlag in das arrogante, selbstgefällige Gesicht. Und einen weiteren, duckte sich unter Kinjos wildem Geschlage hinweg. Der Offizier buckelte unter ihm, versuchte ihn so abzuwerfen, doch Renji ließ das nicht geschehen. Er hakte eine Fuß über Kinjos Oberschenkel ein und drückte sein Gewicht darauf hinab. Dann nutzte er die Distanz, um für einen richtig guten Schlag auszuholen. Kinjo blickte ihn an, zog mit blutgefärbten Zähnen eine Grimasse. „Na los, wenn du immer noch die Eier dafür hast.“
 

Renji ließ die Faust fliegen, spürte den Knochen unter ihr brechen. Kinjo stoppte den Kampf, seine Hand legte sich schützend um die Nase, versuchte die massive Blutung zu stoppen. „Uu st meie schei Nase geboffen! Uu verfluffter Astarf!“
 

Da war es: Sieg. Renji zog sich von Kinjo hoch und nahm Zabimaru wieder auf. Er ließ seine Waffe sich wieder versiegeln und steckte ihn zurück in die Hülle an seiner Hüfte. Aus dem Wald kam die 4. Offizierin, Nanako und rannte geradewegs dorthin, wo Kinjo immer noch gekrümmt und fluchend im Matsch lag.
 

Nicht zusammen, am Arsch, dachte Renji, wischte sich den Dreck von der Wange und stampfte zurück in Richtung seines Quartiers.
 


 

Byakuya wischte im Foyer des Anwesens mit einem Handtuch auf Renjis matschbesprenkelter, verletzten Nase herum. „Und wie genau hilft das dabei, deine Beziehung mit dem 7. Offizier zu reparieren?“
 

„Ich weiß es nicht“, grunzte Renji. „Aber es fühlte sich gut an.“
 

„Ich weiß nicht, wie es das könnte“, sagte Byakuya und widerstand dem Drang, das Tuch mit der Zunge zu befeuchten, um einen besonders sturen, dreckigen Punkt zu entfernen. „Du wurdest in den Schritt getreten.“
 

„Es war ein Axtgriff.“
 

„Gleiches Resultat“, sagte Byakuya und gab mit einem Seufzen auf. „Ehrlich, Renji. Wenn er vorher auf dich sauer war, glaube ich nicht, dass dieses affenartige Säbelrasseln etwas anderes getan hat, außer es noch schlimmer zu machen.“
 

„Keine Ahnung. Manche Kerle brauchen eine Tracht Prügel, um es wieder geradezubiegen.“
 

Byakuya schüttelte den Kopf. Sie sollten vielleicht einfach ihre Essensverabredung absagen. Renji hatte Matsch in seinen Haaren, der nicht ohne ein Bad zu entfernen war. Seine Fingerknöcheln waren vom Kampf geschwollen. Die Schramme an der Nase hatte angefangen, violett zu werden und, auch wenn er offensichtlich versucht hatte, es auszubürsten, war der Saum seines Hakama schlammverkrustet. Zumindest hatte er ein neues Obergewand angezogen und es sah aus, als hätte er sich die Zeit genommen, um Zabimaru zu polieren und zu ölen.
 

Ironischerweise hatte Byakuya viel mehr Zeit damit verbracht, sich herauszuputzen, als sonst. Doch nachdem er sich so schlecht von dem Kater fühlte, hatte er das Bedürfnis verspürt, durch ein langsames, ruhiges Bad Fortschritte zu machen. Also hatte er sich lange im Badehaus eingeweicht und Stunden damit verbracht, einen schlichten Kimono zu finden, der nicht mit dem Familienwappen geprägt war, da er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Doch es musste immer noch schick genug für den Ryoka sein. Er hatte den Kenseikan entfernt und hatte tatsächlich für eine lächerlich lange Zeit mit seiner Frisur herumgespielt, bevor er sie doch in der gewöhnlichen Weise hatte fallen lassen. Er hatte außerdem viel Aufheben um das Geschenk gemacht, dass er plante, Renji zu geben. Es war sehr tiefgründig und bedeutungsvoll und es nur über ein Tablett mit Tee zu übergeben schien... enttäuschend.
 

Außerdem, wenn sie im Anwesen bleiben würden, würde Tante Masama sicher stören.
 

„Wir werden zu spät kommen“, bemerkte Byakuya, doch mit mehr Resignation als Dringlichkeit. „Wir werden die Reservierung verlieren.“
 

Renji grinste, ein sehr verwegener Anblick in seinem Zustand. „Eh, du bist der Schnellste im Shunpō diesseits des Dangai. Wir können es schaffen, wenn du meine Hand hältst.“
 

Mit einem antwortenden Lächeln stimmte Byakuya zu: „Mit Freuden.“

The Brush Strokes of His Body

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hang on Loosely (But Don't Let Go)

Zurück am Anwesen verabschiedeten sich Renji und Byakuya. Sie beide stimmten zu, dass sie furchtbar darin waren, also gaben sie sich nicht viel mehr als einen kurzen Kuss. Byakuya wusste es besser, als Renji versprechen zu lassen, heil zurückzukommen. Entweder hatte er die Stärke oder nicht. Es war nun in der Hand des Schicksals.
 

Renji schaffte es auch, ihn mit einem Lächeln zu verlassen. Er hatte sich zu Byakuyas Ohr vorgebeugt und gesagt: „Ich werde davon träumen, wie du es mir an dieser Wand gemacht hast. Wenn du mich jemals noch einmal so dominieren möchtest, bin ich dabei. Vollkommen dabei. Das war verdammt heiß. Und ich werde nie wieder in der Lage zu sein, Sahne zu essen, ohne dabei an den Geschmack von dir zu denken“, fügte Renji mit einem verruchten Grinsen und einem weiteren kurzen Kuss auf Byakuyas Mund zu.
 

Daher hatte Byakuya ein geheimes, liebevolles Lächeln auf seinen Lippen, als sie sich voneinander abwandten.
 

Welches sofort verschwand, als er sah, dass Tante Masama am Eingang auf ihn wartete. „Du hast auf mich gewartet“, bemerkte Byakuya trocken. „Wie… rücksichtsvoll.“
 

„Denke nicht, dass ich deinen Ton nicht lesen kann, junger Mann“, schnaubte sie. „Wo warst du?“
 

Byakuya konnte nicht widerstehen, die Augen zu rollen und sagte mürrisch und einfach: „Aus.“
 

Masama saß auf einer niedrigen Bank, die normalerweise dafür reserviert war, gepanzertes Schuhwerk abzulegen. Sie stellte den Tee auf die Seite, an dem sie genippt hatte und stand auf. Ihre langen, weißen Haare waren zu einem einzigen, langen Zopf geflochten, der ihr über eine Schulter hing und sie trug einen Yukata mit sich wiederholendem Muster von dunklen Nachtfalkenumrisse, der sich über die Arme und dem Rücken des mitternachtsblauen Stoff erstreckte. Sie sah missbilligend zu Byakuya hinüber. „Mit diesem Jungen.“
 

„Renji ist ein erwachsener Mann“, sagte Byakuya mit einem Seufzen. „Genauso, meine liebe Tante, wie ich auch.“
 

Er drehte sich um, bereit ihr eine gute Nacht zu wünschen, als sie sagte: „Dein Kimono ist unordentlich und du hast Efeu in deinen Haaren. Bitte sag mir, dass dein Benehmen dem eines Noblen deinem Status entsprechend war.“
 

Es war schwer, nicht nach oben zu greifen, schuldbewusst den betrügerischen Ast zu finden und zu entfernen, doch Byakuya unterdrückte den Impuls. „Auch wenn ich kein Bedarf darin sehe, mein Benehmen dir gegenüber zu erklären, kann ich dir mit äußerster Ehrlichkeit mitteilen, dass ich ein perfekter Gentleman war, während wir im Auge der Öffentlichkeit standen.“ Dann entschied er, dass sie beste Strategie ein aggressiver Konter war und bot seiner Tante seinen Arm an, um sie die Treppen hinaufzubegleiten. „Wir hatten Abendessen in dem Rykoan, das du empfohlen hast. Du wirst vielleicht erfreut sein, zu wissen, dass ich vorhabe, das Siegel zu verleihen. Der Koch hat ein ganz schönes Spektakel heute Abend abgeliefert. Er hat einen überraschenden Sinn für Humor demonstriert.“
 

Überrascht von Byakuyas sozialer Höflichkeit, nahm Masama seinen Arm an. „Oh, tatsächlich?“
 

„Ja“, nickte Byakuya, führte sie beide die Treppenstufen hinauf, die zu den Gästequartieren führten. „Selbst Renji war entzückt.“
 

„Du hast deinen… Mann zu solch einer feinen Einrichtung mitgenommen? Passt so jemand nicht besser in eine efeubedeckte Hinterhofgasse?“
 

„Ich darf wohl behaupten, dass Renji in beidem prächtige Leistungen vollbringt.“
 

Ihre Lippen drückten sich zu einer dünnen Linie zusammen, sie hatte ganz klar seine Doppeldeutigkeit verstanden. „Du beschmutzt dich selbst mit diesen Einen.“
 

„Ich widerspreche“, sagte Byakuya in einem ruhigen Ton, als sie das Ende der Treppe erreicht hatten. „Er macht mich glücklich.“
 

„Unser teurer Miisho sagte mir, da gibt es einen Bruder im Gefängnis? Eine Art gewalttätige Handlung, rücksichtslos die Patrouille unserer Division attackiert“, sie schüttelte ihren Kopf, als könnte sie sich so etwas fürchterliches nicht vorstellen.
 

Byakuya mochte ihre Besitzgier gegenüber der Sechsten nicht, doch er wollte diesen einen Kampf nicht starten. Die erbliche Annahme, dass die 6. Division zur Familie der Kuchiki gehörte, erinnerte ihn daran, dass er Vorkehrungen treffen musste, um sicherzugehen, dass wer auch immer zum Erben ernannt wurde, nicht automatisch den Rang des Kommandanten erhalten würde. Der nächste Kommandant der 6. Division würde Renji oder Rukia werden oder niemand.
 

Sollte es irgendwie anders laufen, würde Byakuya sich einfach weigern, zu sterben.
 

„Miisho sagte mir, dein Mann habe ähnliche Neigungen“, fuhr Masama scharf fort. „Er hat dich betrogen und attackiert, Byakuya-chan. Wie kannst du es aushalten, einen Verräter zu unterhalten?“
 

Sie kamen zu der Tür des Quartiers, dass für Familienmitglieder reserviert war. Byakuya hielt am Eingang inne und ließ ihren Arm fallen. „Dein ‚teurer Miisho‘ macht ganz schön viele unpassende Bemerkungen.“
 

„Doch es ist wahr, oder nicht? Dieser schmutzige Köter hat nicht nur die Dreistigkeit, dich zu berühren, sondern er wagt es auch, sein Schwert gegen seinen eigenen Kommandanten zu erheben.“ Sie begann, zu zischen, so erschrocken war sie. „Sag mir die Wahrheit, Byakuya.“
 

Was könnte er zu Renjis Verteidigung sagen? Die Umstände waren kompliziert, doch mit Sicherheit würde kein Kuchiki das jemals verstehen. Also straffte er die Schultern und fing Masamas Blick ein. In seiner eisigsten Stimme sagte er: „Du lässt es klingen, als könnte Renji nur bellen und an meinen Waden knabbern. Es ist die Natur von Hunden, zu knurren und an ihrer Leine zu ziehen.“
 

Sie nickte, als würde sie es verstehen. Byakuya wusste, dass sie diese Art von Sprache schätzte, selbst wenn es ihn selbst beschämte. Er hoffte, dass sie so nun endlich ‚Gute Nacht‘ sagen konnten und ihre Diskussion am Morgen wieder aufnehmen würden. Doch Masamas Augen glitten auf den Boden vor plötzlicher Schamesröte und sie fragte leise: „Und du bist der Meister, du hälst die Leine?“
 

Byakuya ließ ein dunkles, schnaubendes Lachen heraus. Darauf kam es an? Wer oben war?
 

Natürlich war das eine Angelegenheit. Byakuya konnte kaum so tun, als wäre es das nicht. Das Familienoberhaupt der adligen Kuchiki-Familie durfte sich nicht für irgendeinen Rukongai-Abschaum bücken. Das war einfach nicht möglich. Die kleine Anweisung, die er in dieser Angelegenheit bekommen hatte, konnte man einfach zusammenfassen: Bleib in Kontrolle, sei der Tachi, nie der Ukemi. Denn was würden sie denken, wenn sie dich, einen Adligen, in dieser Weise haben könnten? Wie können wir Unterschiede erwarten, wenn wir uns von Niederen unsere Würde nehmen lassen? Wie wollen sie vor uns niederknien, wenn sie uns einmal auf unseren Knien gesehen haben?
 

Aber nichts davon setzte Liebe voraus.
 

Es war Sex, und nur Sex. Niemand hat einen Rat angeboten, wie man einen Mann liebte, wie man Zuneigung zeigte und annahm, wie man Respekt innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers zeigte. Vielleicht, wenn es jemand getan hätte, würde Renji jetzt nicht gehen mit so vielen ungelösten Dingen zwischen ihnen.
 

Tante Masama schaute Byakuya immer noch erwartungsvoll an, wartete auf eine Antwort auf ihre allesentscheidende Frage. „Ja“, sagte er reumütig. „Ja, ich halte die Leine.“
 

„Gott sei Dank“, wisperte sie erleichtert.
 

Er hatte sich von ihr abgewandt, doch hielt inne, um über die Schulter zu schauen. „Nein, es war ein Fehler. Ich habe die Leine so fest gegriffen, dass ich mir meine eigenen Hände gebrochen hätte, um die Kontrolle zu erhalten.“
 

Damit ging er weg, ließ Masama mit offenem Mund ihm hinterherstarren.
 


 

Renji konnte es nicht glauben. Jemand hatte sein Quartier sauber gemacht. Nein, es war mehr als ‚sauber‘. Der ganze Raum war poliert, geschrubbt und aufgeräumt. Irgendwie roch es… gut, wie Byakuyas Haare. Himmel, hatte das Kuchiki-Personal einen Zerstäuber, der mit ‚Byakuya-Duft‘ beschriftet war? Und wenn ja, wie zum Teufel könnte Renji da dran kommen?
 

Auf dem frisch gemachten Feldbett lagen 2 Paar Hakama, ordentlich gefaltet. Einer davon mit einem offensichtlich äußerst akribisch neu genähten Saum. Eine Notiz lag auf dem Stapel. Renji nahm sie auf, obwohl es kein Geheimnis war, wer all das arrangiert hatte. In Byakuyas sorgsamer Handschrift stand dort: „Bitte akzeptiere dieses kleine Geschenk. Ich möchte die Dinge zwischen uns nicht schlimmer machen, nur die Reparatur in der einzigen Weise anbieten, die ich kenne.“
 

Indem er seine Diener schickt? Dennoch war es rücksichtsvoll. Renji schätze den Sinn dahinter und die Mühe, besonders da ein klarer Vorteil darin bestand, in einen Raum zu schlafen, der nach Byakuya roch.
 

Und es tat nicht weh, saubere Hosen zu haben.
 

Tatsächlich könnte er auch einen Wechsel brauchen. Er zog vorsichtig den orangenen Origami-Zabimaru aus seiner Hose und setzte es auf seine Truhe. Es war ein bisschen gedrückt worden, doch Renji traute sich nicht, es selbst zu reparieren. Der kleine Papier-Zabimaru musste dann erst einmal damit leben, ein wenig Schlagseite zu haben. Renji musste bei dem Gedanken lächeln, wie Byakuya mit Kater versucht hatte, es anzufertigen. Das muss ein ziemlicher Anblick gewesen sein.
 

„Schau“, sagte er zu Zabimaru, als er die echte Version zu der aus Papier stellte und anfing, sich auszuziehen. „Er mag dich.“
 

Wir sind uns einig geworden, grummelte Zabimaru tief.
 

„Nah, es ist mehr als das“, sagte Renji und zog die Oberteile über den Kopf. „Er hat sich wirklich Mühe damit gegeben. Du hast gehört, was er gesagt hat. Er hat es selbst gemacht. In seinem Zustand hat es ihn womöglich Stunden gekostet. Wenn er nur hätte nett sein wollen, hätte er einen einfachen Schwan oder so gemacht. Er hat aber ein Abbild von dir geschaffen.“
 

Renji warf die dreckigen Klamotten in eine Ecke, die er normalerweise für Wäsche reserviert hatte. Nachdem er in eine frisch gewaschene Shitage und Kosode schlüpfte, probierte er den brandneuen Hakama an. Er passte perfekt. Heh. Jemand kannte seine Größe. Das schien nach einem weiteren großen Meilenstein in ihrer Beziehung.
 

Es sei denn natürlich, es war Eishirō. Dann war es einfach nur unangenehm.
 

Renji steckte die Kenseikan-Halskette in die Lagen seiner Oberteile. Das kühle, glatte, steinartige Ding ruhte gegen sein Brustbein. Zwischen dem und dem Origami fühlte sich Renji, als würde er eine ziemliche Ansammlung an Geschenken bekommen. Was zum Teufel sollte er überhaupt mit dieser Halskette anfangen? Er hatte niemals etwas besessen, das so unglaublich wertvoll war. Selbst die Kette sah aus, als wäre sie aus Silber gefertigt… doch tatsächlich hatte Renji keine Ahnung. Doch so viel weiße Jade, besonders wenn es auf magische Art mit Hollowfragmenten kombiniert war, musste es zumindest ein wenig Glück bedeuten.
 

Er warf sich für einen Moment auf sein Feldbett, lag flach auf dem Rücken und starrte zur Decke. Gerade als er überlegte, ob er aufstehen sollte und etwas mit seinen Haaren machen sollte oder versuchten sollte, ins Badehaus zu schleichen, hörte er feste Schritte auf der Veranda draußen, die auf ihn zukamen. Er war, mit Zabimaru in der Hand, an der Tür, als ein atemloser Rikichi seine Hand zum Klopfen hob. „Kommen sie schnell“, keuchte er. „Die 11. Division ist am Tor.“
 

Es stellte sich heraus, dass es nur Ikkaku und Yumichika mit einem kleinen Haufen ihrer Anhänger waren. „Oi!“, rief Ikkaku, als Renjis Gesicht über dem Tor erschien. „Beweg deinen Arsch hier runter, Abarai! Bring Kuchiki mit. Wir machen noch ein letztes Mal einen drauf!“
 

Kuchiki?
 

„Du möchtest, dass ich…“, Renji unterbrach sich noch rechtzeitig. Richtig. Natürlich, keine Chance, dass Ikkaku Byakuya meinte. Renji schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verbannen, dass Byakuya mit diesen beiden ausgehen würde. „Oh, richtig, Rukia. Nein, Mann, tut mir leid. Ich gehe nirgendwo in die Nähe von dem Tantchen, wenn ich nicht muss.“
 

Ikkaku kratze seinen kahlen Kopf. „Tantchen? Hast du gerade ‚Tantchen‘ gesagt? Redest du von irgendeiner alten Frau?“
 

„Nah, ich rede vom Dämonen direkt aus der Hölle.“ Die Wachen unter Renji lachten leise bei der Beschreibung von Lady Kuchiki. Neben ihm zischte Rikichi schockiert, doch dann kicherte er in seinen Ärmel hinein.
 

„Ah, du feige Sau!“, Ikkaku legte Hōzukimaru über eine Schulter. „Sollte dieser Kuchiki-Pimpf nicht deine beste Freundin sein? Du sagst mir, dass du für sie gegen Aizen und die halbe Soul Society gekämpft hast, aber nicht gegen irgendeine alte Frau?“
 

Renji blickte in Richtung des Anwesens. Von seinem Aussichtspunkt aus auf Brüstung über dem Tor konnte er das schräge Dach des Hauptteils vom Anwesen sehen. Mit dem Mondlicht, das gelegentlich hinter den Wolken verschwand, sah es bedrohlich, fast schon wie ein Spukschloss aus. Dennoch konnte er immer noch den Hintereingang benutzen und Eishirō darum bitten, sie zu holen. „Ja, in Ordnung. Wo treffen wir uns, ihr Störenfriede?“
 

„Das Akachōchin am westlichen Tor, direkt auf der anderen Seite von der Mauer, im ersten Distrikt… uh, wie heißt das noch mal, Yumichika?“
 

„Die Kneipe, die uns noch kein Hausverbot erteilt hat“, kam es von Yumichika.
 

„Ja, genau die! Ich liebe diesen Ort!“, sagte Ikkaku glücklich. „Triff uns dort. Wenn wir dich nicht in einer halben Stunde sehen, werben wir Kenpachi an und stürmen das Anwesen.“
 

„Himmel… Scheiße, macht das ja nicht! Wir werden da sein!“, beharrte Renji drängend. Er war sich ziemlich sicher, dass er die Kneipe kannte, von denen sie sprachen und falls nicht, wäre es einfach die, mit der lautesten Party.
 

Als sie endlich gingen, wandte sich Rikichi an Renji und fragte: „Sie würden nicht wirklich das Anwesen überfallen, oder?“
 

„Verarschst du mich? Natürlich würden sie! Kenpachi wäre Feuer und Flamme. Er würde es nur tun, um den Kommandanten zu ärgern und ihn zu einem Kampf zu provozieren. Scheiße, ich sollte mich besser beeilen. Rukia könnte bereits fertig fürs Bett sein.“
 

Renji drehte sich um, wollte gerade in den Shunpō Richtung Anwesen übergehen, als Rikichi seinen Ärmel berührte. „Wir werden… ähm, wir werden sie vermissen, Vizekommandant. Sie wissen schon, wenn sie in der Welt der Lebenden sind. Kommen sie heil wieder, ja?“
 

Aw. Renji warf einen Arm um Rikichis Schulter und drückte ihn fest. „Weißt du, ich habs nie gesagt, aber du warst eine riesige Hilfe mit der Sache wegen Rukia. Danke.“
 

Im flackernden Licht der Fackeln, die am Tor hingen, konnte Renji sehen, wie Rikichi knallrot wurde. „Das war keine große Sache“, dabei trat er fast vor Schüchternheit mit seinem Zeh gegen die Wand. „Ich wollte nur, dass sie ihr Ding durchziehen. Sie wissen schon: Kämpfen.“
 

Er wandte sich um und winkte zum Abschied. „Das kann ich mit Sicherheit versprechen. Ich werde kämpfen. Ich werde wie der Teufel kämpfen."
 


 

Eishirō war überrascht, einen dümmlich grinsenden Vizekommandant Abarai an der Küchentür vorzufinden. Er hatte einen Arm an den Türrahmen gelehnt und der Ärmel glitt ein wenig hinunter, sodass er einige Tattoos zeigte. Außerdem schien der Vizekommandant vor Kurzem erst einen Schlag auf die Nase bekommen zu haben. Eishirō versuchte sich nicht vorzustellen, welche Art von rauen Spielereien mit einem zerschrammten Gesicht und Dreck hinter seinen Ohren und in seinen Haaren endete. Da war auch heute Abend Efeu in den Haaren des Herrn gewesen, als ihm Eishirō gedient hatte. Lieber Himmel, hatten sich die beiden gemeinsam im Schlamm gewälzt? Es war unmöglich für Eishirō, sich Byakuya-sama dabei vorzustellen, wie er etwas so Derbes tat... doch Eishirō Hirn wandte und drehte sich dabei, es zu versuchen.
 

„Ähm, tut mir leid, dich zu belästigen“, sagte Renji, missinterpretierte Eishirō eulengleiches Starren. "Aber Rukia übernachtet hier, oder? Ich und ein paar der Jungs wollen sie in die Stadt ausführen, du weißt schon, zu unserer letzten Nacht."
 

"Ich werde natürlich fragen, doch Lady Rukia wird vielleicht ein wenig verärgert über dich sein, Vizekommandant", sagte Eishirō und führte Renji ins Innere. "Du und der Herr haben sie zurückgelassen, sodass sie alleine mit Lady Masama zu Abend essen musste."
 

"Heilige Scheiße, ich habe noch nicht einmal daran gedacht", sagte Renji und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Herd, wärmte sich an den Kohlen des Kochfeuers. "Ich schulde ihr jetzt sicher ein paar Bier, eh?"
 

"Durchaus", stimmte Eishirō zu. Von den Berichten des Teejungen her, waren die Dinge sehr unangenehm gewesen. Es half nicht, dass die junge Dame, die als Byakuya-samas neuste Heiratskandidatin galt, mit ihrem Gefolge, dass ihre Mutter und Tante beinhaltete, angekommen war. Lady Rukia war überwältigt worden vom weiblichen Geschnatter über Hochzeitsvorbereitungen, von denen sie wusste, dass ihr herrschaftlicher Bruder nicht im Geringsten interessiert war.
 

Eishirō hätte sie gerne selbst bedient, wenn auch nur für die Gerüchte, doch er war damit beschäftigt gewesen, alle Vorbereitungen für das ungewöhnlich volle Haus zu treffen. Der ganze Abend wurde noch viel komplizierter durch den hartnäckigen 3. Offizier geworden, der sich über ein Leck in der Decke und einen entschiedenen Mangel an männlicher Gesellschaft beschwerte... Zumindest hatte es sich dahingehend gelohnt, dass er alles darüber gehört hatte, was Ōta-san darüber zu sagen hatte, dass der Herr zum Abendessen mit seinem Vizekommandanten ausgegangen war. Eishirō hatte das Gefühl, einen Schritt näher daran gemacht zu haben, die Natur dieses rätselhaften 'Beweises' zu verstehen, der angeblich gegen Vizekommandant Abarai gesammelt wurde.
 

Eishirō drehte sich um, damit er Lady Rukia holen konnte, doch hielt inne, als Renji sich räusperte.
 

„Ähm, hey, danke für die neue Hose und das Aufräumen meines Quartiers. Ich weiß nicht, wie deine Leute das gemacht haben, aber es hat endlich aufgehört, nach verdorbener Milch zu stinken.“
 

„Betriebsgeheimnis“, antwortete Eishirō mit einem kleinen Lächeln. „Doch das Geschenk kam vom Herrn.“
 

„Ja, aber sein Geschenk war eure Arbeit“, bemerkte Renji. „Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich beides zu schätzen weiß.“
 

Eishirō machte eine leichte, dankbare Verbeugung zur Bestätigung und ging dann in Richtung Lady Rukias Räumlichkeiten. Der Hausverwalter bildete sich darauf etwas ein, immer zu wissen, wo jeder aus dem Haushalt zu einer bestimmten Uhrzeit war, daher war er überrascht, als er die Stimmen von Lady Rukia und Lord Byakuya aus der Bibliothek kommen hörte. Als er näher kam, konnte er Fetzen ihres Gesprächs aufschnappen. Es schien, als würde Lady Rukia den Herrn über ihre Meinung bezüglich der Kandidatin aufklären.
 

„Dumm, dumm, dumm“, sagte sie, als Eishirō sich an die Tür kniete. „Aber wirklich hübsch. Ich meine hinreißend, wie... nun ja, eine Prinzessin.“
 

Byakuya-sama kicherte leise.
 

Eishirō erkannte die Möglichkeit, zu unterbrechen und klopfte daher leise an der Tür. „Bitte vergeben sie mir die Unterbrechung“, sagte er und presste seinen Kopf auf den Boden. „Vizekommandant Abarai ist in der Küche und fragt nach Lady Rukias Gesellschaft für den Abend in der Stadt mit ihm und... 'ein paar der Jungs'.“
 

Eishirō schaute auf und sah, wie zwiegespalten Lady Rukia von der Einladung war. Sie schielte zu ihrem Bruder und schüttelte dann den Kopf. „Sag Renji, dass es mir sehr leid tut, aber ich verbringe den letzten Abend mit Nii-sama.“
 

Eishirō nickte, bereit ihnen ihren gemeinsamen Abend zu lassen, als Byakuya ihn stoppte. „Rukia, du solltest mit deinen Freunden gehen.“
 

„Aber ich werde sie jeden Tag sehen!“, protestierte sie. „Ich kann nicht...“, doch dann flogen ihre Hände zu ihrem Mund und sie schluckte den Rest der Wörter hinunter. Nach einem Räuspern setzte sie wieder an: „Ich meine, ich möchte Zeit mit dir verbringen, bevor ich gehe.“ Dann, als wäre ihr der Gedanke nachträglich gekommen, fügte sie noch hinzu: „Außerdem, trinken mit Ikkaku? Gruselig.“
 

„Soll ich etwas Tee bringen?“, bot Eishirō an, hoffte, dass es die Diskussion beendete.
 

„Wie du wünschst“, sagte Byakuya-sama mit einem Seufzen, doch die Lippen waren zu einem kleinen Lächeln gebogen. „Frag Renji, ob er einen Moment oder zwei erübrigen kann.“
 

„Ja, mein Herr.“
 


 

Renji kratze sich den Nacken und dachte über Eishirōs Einladung nach. „Nun ja, ok. Ich meine, lass uns sie Wahrheit sagen. Ikkaku und diese Jungs sind wahrscheinlich gerade voll dabei. Sie werden also nicht merken, wenn die halbe Stunde sich auf 2 Stunden ausdehnt.“
 

„Eine exzellente Wahl, Vizekommandant“, sagte Eishirō und setzte alles auf ein Teetablett. Renji beobachtete ihn mit einem kleinen Grad an Faszination. Er hatte bisher nur Miki Essen und Getränke für Byakuya vorbereiten sehen.
 

„Miki schläft, vermute ich“, sagte Renji.
 

„Ja, ich habe ihr früher Feierabend gegeben“, sagte Eishirō. „Wir haben viele Gäste und einige davon sind sehr… besonders. Sie wird morgen von früh bis spät beschäftigt sein.“
 

Renji nickte. „Tantchen hat ein großes Gefolge mitgebracht, oder?“
 

„Wie immer“, Eishirō nahm ein wenig Konfekt aus einer Kühlbox und legte sie auf das Tablett. „Und jede der Damen hat eigene Lakaien, Kammerdiener, Mägde und mehr. Die Kandidatin hat selbst auch eine kleine Armee…“
 

„Kandidatin?“, fragte Renji. „Kandidatin für was?“
 

„Oh“, machte Eishirō und nahm geschickt das Tablett auf. Renji folgte ihm aus der Küche hinaus durch die Flure der Dienerschaft. „Ja, ich vermute, du hast es noch nicht gehört. Lady Masama ist überzeugt, dass sie dieses Mal die Überhand hat. Sie hat eine junge Dame mitgebracht, von der sie wünscht, dass Byakuya-sama sie heiratet.“
 

Renji war ein wenig überrascht. Tante Masama muss sich wirklich sicher sein, denn sonst schien es sehr riskant, ein Mädchen den ganzen Weg hierher reisen zu lassen. Es könnte peinlich für sie werden, wenn Byakuya sie von Angesicht zu Angesicht ablehnte. „Es geht um die Beweis-Sache, oder?“
 

„So habe ich es verstanden.“
 

„Irgendein Glück gehabt, herauszufinden, was es ist?“
 

Sie waren in der Nähe des Flurs, der zur Bibliothek führte. Eishirō blieb stehen. „Möglich“, sagte er verschwörerisch. „Dein 3. Offizier ist sehr offen in seiner Meinung. Zuerst war er sehr erzürnt darüber, dass er sich nicht in eine private Einladung zum Abendessen mit dem Herrn tyrannisieren konnte, doch als er herausgefunden hatte, dass ihr beide zusammen ausgegangen seid, sagte er etwas sehr seltsames. Nun ja, erst etwas sehr unhöfliches darüber, wo du und der Herr wohl hin gegangen seid, doch dann behauptete er, je mehr diese Art von Dingen passieren würde, desto eher ‚würde es entdeckt‘ werden.“
 

„Es?“, fragte Renji. „Was zum Teufel ist ‚es‘?“
 

„Ich bin mir nicht genau sicher“, sagte Eishirō und verlagerte das Tablett, sodass er es in einer Hand tragen konnte und blickte nach den Teeblättern in der Kanne. „Aber ich vermute, es bedeutet ‚Beschmutzung‘.“
 

Renji runzelte die Stirn. „Beschmutzung? Du sagst es wie etwas, das ich verstehen sollte. Doch ich weiß nicht, was das soll. Ich meine, ich kenne das Wort, doch was zum Geier hat es mit Sex zu tun?“
 

Eishirō blickte zwischen Renji und dem Tee einen Moment hin und her, ein Rotschimmer kroch seinen Hals hinauf. Dann ging er plötzlich weiter Richtung Bibliothek. „Wir müssen gehen oder der Tee verdirbt“, sagte er. „Frag Lady Rukia in einem privaten Moment danach“, bot er an, bevor Renji irgendetwas sagen konnte. „Sie wird sich sicher an die Reinigung während ihrer Adoptionszeremonie erinnern.“
 

Sie kamen an der Tür zur Bibliothek an und Eishirō kniete sich hin. Renji folgte ihm, kniete sich ebenfalls hin, um flüsternd zu fragen: „Warte, also ist es keine Sex-Sache sondern eine Adligen-Sache?“
 

„Es ist mehr eine Sache, die wir tun müssen, um mit ihnen zu interagieren“, zischte Eishirō.
 

„Ich habe niemals davon gehört. Worüber zur Hölle redest du?“
 

„Bitte, frag Lady Rukia“, sagte Eishirō und beendete alle Fragen von Renjis mit einem lauten Klopfen an der Tür. „Tee und der Vizekommandant“, sagte er nervös.
 

„Scheiße“, sagte Renji mit einem Glucksen, als er aufstand. „Warum liege ich nicht auf den Tablett? Du lässt es klingen, als wäre ich etwas, das serviert wird.“
 

„Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Vizekommandant“, murmelte Eishirō, als Rukia rief: „Hör auf, den Hausverwalter zu schikanieren, Renji!“
 

„Ich necke ihn doch nur“, sagte Renji und schob die Tür auf, auch wenn ihm niemand sagte, dass es in Ordnung sei. „Er weiß das. Er ist ein guter Kerl, nicht wahr Eishirō?“
 

Eishirō blickte Renji genervt an, was Renji nur lauter lachen ließ. Byakuya war aufgestanden, um Platz für Eishirō zu machen, damit er das Tablett in der Nähe des Stapels von Sitzkissen, direkt an der Tür zum Garten, aufstellen konnte. „Ich sehe, du hast dich entschieden, uns Gesellschaft zu leisten, Renji.“
 

„Eh, ich vermute, Ikkaku ist bereits ziemlich besoffen. Er wird nicht bemerken, wenn ich ein wenig später komme, als versprochen“, sagte Renji und kam herein, um den Platz einzunehmen, den Byakuya ihm andeutete. „Doch ich muss dahin, bevor es Nacht wird, sonst wird der Haufen besoffen genug sein, um sich daran zu erinnern, dass sie das Anwesen stürmen wollten.“
 

„Wahrhaftig!“, sagte Byakuya und setzte sich, um ihnen Tee auszuschenken.
 

Rukia schüttelte ihren Kopf. „Deine Freunde, Renji: Furchtbar.“
 

„Hey, sie sind auch deine Freunde“, protestierte Renji, akzeptierte die Schale, die Byakuya ihm anbot. Als sich ihre Finger leicht berührten, blickte er in Byakuyas Augen und wunderte sich über diese ‚Beschmutzungs‘-Sache. Verunreinigte er Byakuya irgendwie mit jeder Berührung? Er zog seine Hand scharf zurück, spürte, wie der Scham sein Gesicht erhitzte.
 

„Renji?“, Byakuya war sichtbar irritiert von Renjis Reaktion. „Ist alles in Ordnung?“
 

Er stellte die Teeschale ab und blickte auf seine Hände, rau und schwielig von über einem halben Jahrhundert Schwerttraining und hartem Leben. Der Gedanke daran, dass etwas an ihnen Byakuya in einer nachweisbaren, wahrnehmbaren Art wortwörtlich befleckte, ließ Renjis Magen umdrehen.
 

All die Jahre hatten die Leute ihn einen dreckigen Hund gerufen… Er hatte immer alle Anschuldigungen zur Seite geschoben, sie als hochnäsiges Verhalten und allgemeinen Schwachsinn abgetan.
 

Doch… was, wenn es wahr war?
 

Er blickte in Byakuyas geweiteten, verwirrten Augen, erinnerte sich daran, wie es am Anfang mit ihnen gewesen war – nein, wie es immer noch war. Wusste es Byakuya? War es der Grund, warum er immer beharrte, die Dinge nach einer gewissen Weise laufen zu lassen, warum er Renji lieber fesselte, als sich von seinen dreckigen Händen berühren zu lassen?
 

Renjis Eingeweide zogen sich zusammen und er bemerkte, dass er aufstand. In die überraschten Gesichter sagte er: „Ähm… weißt du, wenn ich es überdenke, sollte ich besser nicht zu spät sein. Ikkaku könnte durchdrehen und das bedeutet immer Ärger. Danke für die Einladung und alles, aber ich überlasse euch beide eurer…“ Er hätte beinahe ‚Adligkeit‘ gesagt, doch schaffte es, das Wort hinunterzuschlucken, ebenso wie der Kloß, der sich in seinem Hals formte. Er steckte seine Hände in seinen Hakama, damit er sie nicht mehr anblicken musste. „Ja, ich sollte einfach gehen.“
 

„Wenn du sicher bist?“ Byakuya sah… nun ja, wie sein gewöhnlich stoisches Selbst aus, doch Renji entdeckte einen Unterton von Enttäuschung.
 

Renji wollte sagen, dass er bleibt, doch plötzlich konnte er es nicht mehr ertragen. Er fühlte, als würde der Schmutz einfach von seinem Körper ausgehen, wie ein öliger, spiritueller Dampf. „Es ist das Beste“, sagte er, drehte sich dann um und ging.
 

Fest entschlossen, sich mit Rukongai-Kötern wie sich selbst besinnungslos zu saufen, nahm Renji Geschwindigkeit auf. Er musste einfach mit Leuten zusammen sein, die ihn nicht mit diesem Beschmutzungs-Mist runterziehen konnten.

Bound to Be Set Free

Byakuya nippte an seinem Tee und hörte Rukias fröhlichem Geplapper während des Frühstücks zu. Sie war offensichtlich sehr aufgeregt, dass sie Ichigo Kurosaki wiedersehen würde. Saftpäckchen, erinnerte er sich selbst. Da müssen Saftpäckchen auf der Hochzeit sein.
 

Doch an diesem Morgen war kein Saft in einem rätselhaften Päckchen, nur ungegessener Fisch auf Byakuyas Teller. Es war viel zu früh für seinen Magen, besonders nach der Aufregung des gestrigen Tages, doch er hatte Eishirō angewiesen, ihn zu wecken, damit er mit Rukia frühstücken konnte, bevor sie in die Welt der Lebenden ging.
 

Auf dem Regen in der letzten Nacht war ein kühler, frischer Morgen gefolgt. Er und Rukia saßen auf der Veranda, die einen Blick über einen kleinen Innenhof in der Nähe ihrer Gemächer freigab. Die feuchte Luft roch nach gefallenen, nassen Blättern. Auch wenn der Herbst bereits viel Farbe von den Pflanzen gestohlen hatte, hatte der Regen den Nadeln der Kiefern, die die Landschaft dominierten, einen Glanz gegeben. Der Tau verdunkelte die großen, grauen Felsen. Es war herrschaftlich, aber trostlos.
 

Byakuya fühlte sich sehr ähnlich.
 

So schön ihre Verabredung gewesen war, Byakuya hatte sich gewünscht, dass Renji über Nacht geblieben wäre. Das Bett hatte sich zu groß und leer ohne einen schnarchenden Renji an seiner Seite, der alle Decken hamsterte, angefühlt.
 

Es war seltsam, welche Dinge eine Person vermissen konnte.
 

Und dennoch hatte Byakuya das Gefühl, dass er nur sich selbst für seine Einsamkeit verantwortlich machen konnte.
 

Renji war letzte Nacht plötzlich geflohen, direkt nach ihrer vertrauten, informellen Berührung. Es war sicher etwas an ihrer Interaktion, dass ihn gestört hatte. Hatte Renji etwas an die ungelösten Probleme zwischen ihnen erinnert? Byakuya blickte an seinem Kimono hinunter, in dem er geschlafen hatte, der, den er letzte Nacht getragen hatte: der bernsteinfarbene Kimono. Hatte es Renji geplagt, ihn zu sehen? Hätte Byakuya nur gewusst, dass Renji auf das Anwesen zurückkehren würde, hätte er fast jeden anderen ausgewählt, vielleicht den Kimono mit den versteckten Fröschen oder…
 

„Ich sagte: Kommst du mit zum Senkaimon zur Verabschiedung, Nii-sama?“, fragte Rukia, offensichtlich zum zweiten Mal.
 

„Dazu gibt es keinen Bedarf“, antwortete er knapp. In Wirklichkeit war er sich nicht sicher, ob er es ertragen konnte die beiden größten Freuden in seinem Leben zuzusehen, wie sie sich von ihm entfernten, in die Höhle des Löwen. Jeder würde seinen Verlust in seinem Gesicht sehen können, spüren, wie der Kummer aus seinem Reiatsu strömte.
 

Rukias Gesicht runzelte sich ein bisschen vor Enttäuschung. Ah! So sehr wie Hisana! Es war unheimlich und herzzerreißend, besonders als sie ihre Unterlippe vorzog und fragte: „Nicht einmal Renji verabschieden?“
 

„Besonders nicht Renji verabschieden“, sagte Byakuya steif und spürte den Schmerz in seinem Herzen bei dem Gedanken. Es würde schon fast unmöglich sein, nicht zu ihm zu gehen, sich an ihn zu hängen und ihn anzuflehen, zu bleiben. Er schüttelte den Kopf. „Wie würde das aussehen?“
 

„Wird er dich nicht erwarten?“, drängte sie.
 

„Wir haben uns letzte Nacht bereits verabschiedet, Rukia. Renji wird kaum gebrauchen können, dass ich mich um ihn sorge und seine Abreise noch schwieriger mache, als sie schon ist.“
 

„Oh“, Rukias Gesicht hellte sich ein wenig auf und ihre Augen funkelten in einer Weise, die Byakuya an Hisanas cleveres, neckendes Lächeln erinnerte. „Wenn du es so sagst, macht es mehr Sinn. Du möchtest nicht zusehen, wie er geht!“
 

„Das möchte ich nicht“, stimmte Byakuya zu. „Natürlich möchte ich das nicht, aber ich muss. Genauso wie dich. Es ist niemals einfach, zurückzubleiben und anderen den Kampf zu überlassen. Ich mache mir Sorgen um dich. Ich werde dich vermissen.“
 

Rukias Augen bebten vor Emotionen. Byakuya befürchtete, dass sie vielleicht sogar in Tränen ausbrach. Stattdessen streckte sie impulsiv ihre Arme über den Tisch aus, legte sie in Byakuyas Nacken und zog ihn in eine feste Umarmung. Er hätte beinahe seinen Tee verschüttet beim Versuch, ihn rechtzeitig aus dem Weg zu bekommen. Ihr Shihakushō und Sode no Shirayuki ließen die Teller auf dem Tablett zwischen ihnen klappern. Es war eine ordinäre und unansehnliche Geste der Zuneigung, doch Byakuya bewunderte sie dafür.
 

„Ich liebe dich auch, Nii-sama“, wisperte sie ihm ins Ohr. Dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und ließ ihn los. Sie lächelte strahlend, als sie sich wieder niederließ. „Ich passe für dich auf Renji auf.“
 


 

Renji war so verkatert, dass das Denken wehtat.
 

Das war vielleicht auch gut so, denn wenn er zu viel nachdenken würde, würde er sich fragen, wie er ausgebreitet auf einer Bank am Trainingsplatz der 11. Division gelandet war, mit Yumichika, der es sich in seinem Schoß gemütlich gemacht hatte.
 

Renji griff nach unten und zog an einer Augenbrauenfeder. „Hey, wir haben nicht gevögelt, oder?“
 

„Leider nein“, murmelte Yumichika in seinen Oberschenkel hinein. „Du warst viel zu beschäftigt damit, morose zu sein.“
 

„Moorrose?“
 

„Morose, du Idiot“, sagte Yumichika, setzte sich auf und glättete seine Uniform und richtete die Strähnen, die nicht mehr an Ort und Stelle waren. Renji bewegte seine Beine, um ihm mehr Platz zu geben. „Das ist französisch für ‚Auf Kuchiki fixiert‘.“
 

„Ha, ha“, machte Renji. Als er seine Füße auf den Boden stellte, spürte er, wie seine Muskeln zogen und seine Waden seltsam schmerzten. Sie fühlten sich etwas roh an… ein bisschen steif und schorfig… juckend… ein sehr bekanntes Gefühl, dass er nicht ganz einordnen konnte. Er hob das Bein seines Hakama und sah sofort den Grund.
 

Neue Tattoos.
 

Er hatte nun Tigerstreifen auf beiden Waden.
 

Yumichika bemerkte, wie er sie bewunderte. „Du schuldest mir was“, schnaubte er. „Du warst kurz davor dir ‚Byakuya Kuchiki‘ auf den Arsch machen zu lassen.“
 

Renji nickte abwesend, erinnerte sich halbwegs an die Diskussion und Zabimarus alternativen Vorschlag. Doch eine tiefere Sorge nagte an ihm. Selbst als er fragte, fummelte er an seinen Oberteilen herum. „Ähm… Wie hab ich dafür bezahlt? Ich bin pleite.“
 

„Du hast irgendeine hässliche Halskette im Tausch angeboten“, sagte Yumichika und stand auf, um Ruri'iro Kujaku zu richten. „Gerade heraus gesagt glaube ich sogar, dass du es dir vom Hals gerissen hast.“
 

„Scheiße“, Renji ließ den Kopf hängen.
 

„Kaufreue, eh?“, fragte Yumichika mit einem zurückwerfen der Haare. „Mach dir keine Sorgen darüber. Die Tattoos sind viel schöner, als das kaputte Stück Keramik. Außerdem hast du letzte Nacht geklungen, als würdest du es hassen. Du hast der Horishi gesagt, dass du es loswerden willst, bevor es dreckig wird… oder verdorben, oder was du auch für einen Unfug vor dich hin gebrabbelt hast. Ehrlich Renji, du bist ein Wrack. Du hast mich die halbe Nacht versucht zu überzeugen, wie ekelerregend und schmutzig du wärst und dann hast du das nicht einmal wahrgemacht. Du bist nicht schmutzig, du bist ein Plagegeist!“
 

Durch Yumichikas Worte kam Renji plötzlich wieder in den Sinn, was das Verlangen nach einer Sauforgie ausgelöst hatte. Eishirō hatte etwas darüber gesagt, dass der Beweis des 3. Offiziers eine Art messbare, nachweisliche Beschmutzung war, mit der Renji irgendwie Byakuyas reine Seele beschmutzt habe. Oder… irgend so etwas, Renji war sich im grellen Morgenlicht nicht so sicher über die Details.
 

Alles was er wusste war, dass er wirklich eine Art dreckiger Hund war.
 

„Scheiße“, sagte er wieder.
 

„Hör auf zu heulen, Renji“, seufzte Yumichika, legte eine Hand auf seine Schulter und drückte ermutigend zu. „Was passiert ist, ist passiert. Lass uns was zu beißen besorgen und dann schauen wir, ob wir uns erinnern, wo wir Ikkaku geparkt haben.“
 


 

Der Herr war alleine in Lady Rukias Innenhof. Byakuya-sama saß da, wie ein Kind. Seine Füße waren bar und er war in den Garten gegangen, um auf einem der großen Felsen zu sitzen. Arme waren um seine Knie geschlungen und er schien zu den Ästen der Kiefer hinaufzublicken. Andere würden den Gesichtsausdruck vielleicht als nachdenklich missverstehen, doch Eishirō hatte den Herrn so bereits viel zu oft gesehen.
 

Er war bekümmert.
 

Es war schwer zu wissen, wie man mit Byakuya-sama umgehen sollte, wenn er so war. Manchmal zeigte er ein überraschendes Temperament, wenn man ihn störte. Dann wieder schien er sich mit Eifer in die Arbeit zu stürzen. Das Problem war natürlich, dass das, womit der Herr heute umgehen musste, sein Gefühl des Verlusts vermutlich nur verschlimmerte.
 

„Planst du, den ganzen Tag am Rand herumzuschleichen, Eishirō?“
 

Natürlich hatte Byakuya-sama seine Anwesenheit bemerkt! Er errötete stark und kam hinter dem Shoji hervor, um auf der Veranda niederzuknien. „Nein, mein Herr. Bitte entschuldigen sie. Ich wollte nur ihre Privatsphäre nicht stören. Ihre Tante hat nach einem Treffen mit Frühstück gefragt. Soll ich ihr sagen, dass sie anderweitig beschäftigt sind?“
 

„Das wäre schön, doch ich vermute, dass ich die Einladung nicht weiter verzögern kann.“ Er ließ die Arme sinken und stand auf, drehte sich zu dem Ort, wo Eishirō seinen Kopf gegen die Bretter des Bodens presste. „Ein Treffen sagst du? Bedeutet das, dass sie vorhat, meinen 3. Offizier mit einzuspannen?“
 

„Das tut es, mein Herr“, Eishirō war dankbar, dass Byakuya-sama den Hinweis erkannt hatte. Er hatte ihn damit vor einer möglichen Überraschung warnen wollen. „Ebenso wie die Mutter der Kandidatin.“
 

„Die Mutter?“, Byakuya-sama klang genauso entsetzt, wie er es sein sollte. Die besagte Frau war eine schlimmere alte Streitaxt als Lady Masama. Byakuya fuhr mit einem leicht neckenden Tonfall fort: „Die Mutter? Beim Frühstück? Oh Gott, zum Glück hatte ich bereits jede Menge Tee. Also gut, in diesem Fall, lass sie auf mich warten. Bereite meine volle Uniform für mich vor. Zwischen dem und dem Kenseikan sollte meine Autorität allen Anwesenden klar sein.
 

„Das sollten wir hoffen, mein Herr.“
 


 

Renji musste schnellstmöglich die Kenseikan-Halskette von dem Tätowierer zurückbekommen. Egal was er letzte Nacht gesagt hatte, kein Tattoo war so viel weiße Jade wert. Nicht mit eingeschlossen, dass es ein Geschenk war. Von Byakuya. Und es war wichtig und bedeutend und wenn Byakuya jemals herausfinden würde, dass er es für Tinte eingetauscht hatte, dann wäre er toter als tot.
 

Mit aufkommender Panik machte sich Renji mit Shunpō auf dem Weg zum westlichen Tor. Er hatte ungefähr 2 Stunden, bevor sie sich am Senkaimon der 13. Division versammelten. Er hatte sich schon bereits dadurch verspätet, dass er Yumichika Trost hatte spenden müssen. Yumichika war ganz schön beleidigt gewesen, als sie endlich Ikkaku gefunden hatten, der ohnmächtig und nackt, von der ebenfalls nackten und bewusstlosen Matsumoto engumschlungen wurde.
 

Das war ein Schocker gewesen.
 

Nachdem Yumichika endlich aufgehört hatte zu zischen, wie eine aufgeschreckte Schlange, hatte er erklärt das er und Ikkaku immer schon eine Art offene Beziehung gehabt hatten und Ikkaku immer mal wieder das bizarre Bedürfnis hatte, seine Attraktivität gegenüber dem anderen Geschlecht zu beweisen… oder so was in der Art. Yumichika schien zu denken, dass es nicht länger als ein paar Monate andauern würde und dass dann alles wieder gut sei. In der Zwischenzeit würde er seine Möglichkeiten ausloten und als Renji sich verabschiedete, machte er bereits eine Liste von potenziellen Eroberungen.
 

Renji wollte nicht herumlungern, um herauszufinden, ob er auf der Liste war. Doch nach letzter Nacht bezweifelte er eher, dass er jemals wieder auf dieser Liste stehen würde.
 

Ohnehin würde ihm das entgegen kommen. Die ganze Sache schien Renji eh ziemlich seltsam, da so ziemlich die ganze Seireitei vermutete, dass Ikkaku und Yumichika ein Paar waren und dass sie schon seit Anbeginn der Zeit zusammen waren. Wie einer von ihnen da überhaupt Verabredungen bekommen konnte, war ihm zu hoch. Sicher, er hatte Sex mit ihnen gehabt – aber mit beiden, zusammen, als Pärchen – das war das Einzige, was für Renji irgendwie Sinn machte. Es wäre wie Ukitake nach einer schnellen Nummer zu fragen, wenn Kyōraku gerade nicht da war… Das tat man einfach nicht. Das fühlte sich wirklich fürchterlich an, als würde man versuchen, seine Eltern auseinanderzubringen oder ein Pärchen, dass deine besten Freunde waren.
 

Vielleicht war es nur eine Sache, die sie mal taten, doch Renji hoffte, dass Ikkaku das bald überwinden würde. Es verwirrte sein Gefühl dafür, was richtig in diesem Universum war.
 

Sobald er durch das Tor der Seireitei herauskam, stoppte er bereits vor dem Laden, der mit dem Kanji: Irezumi, für Tätowierung gekennzeichnet war. Aufgrund der Uhrzeit war es für ihn keine Überraschung, dass die Fensterläden noch zu waren und der Laden generell geschlossen aussah. Er hämmerte gegen die Tür und rief laut genug, sodass er hoffte, dass er im Hinterzimmer gehört werden würde: "Hey, mach auf. Ich hab letzte Nacht etwas hier gelassen!"
 

Nach ein paar Minuten Rumbrüllerei, schielten die Nachbarn, aus ihren ebenso geschlossenen Läden. Renji hörte jemanden einem Kind sagen, dass es zur Rückseite des Hauses gehen und den Horishi aufscheuchen sollte.
 

Renji war überrascht, als er, nachdem die Tür endlich aufgeschlossen wurden war, einer Frau gegenüberstand.
 

Er versuchte sich daran zu erinnern, ob es der Künstler von letzter Nacht war und blickte sie an. Besonders das schöne Tribal-Tattoo, welches an der Seite ihres Gesichts war und sich ihren Hals hinunterschlängelte, um dann im Kragen ihres einfachen, grünen Yukata zu verschwinden. Bevor er sie identifizieren konnte, sah sie seine Uniform und sagte: „Ah, endlich! Du bist gekommen, um deinen Freund abzuholen, richtig? Er ist immer noch im Vorderzimmer und rührt sich nicht.“
 

„Uh, ja“, sagte Renji, da sie immerhin die Tür aufgemacht und ihn reingelassen hatte. Renji konnte sich halbwegs an den Shinigami von letzter Nacht erinnern, der auf dem Tisch lag und schnarchte. Definitiv von der Elften, alleine bei seinem Anblick. „Ok, richtig. Hören sie zu, ich nehm den Typen mit, meine Dame, aber ich vermute nicht, dass es eine Chance gibt, dass sie mir die Kette zurückgeben, die ich ihnen letzte Nacht gegeben habe?“
 

Sie blickte ihn neugierig an und legte ihren Kopf schief. Ihre dunklen Haare waren kurz und dornenartig und wüsste es Renji nicht besser, würde er glauben, dass sie Hisagis Schwester sei. So sehr ähnelte sie ihm. „Tigerstreifen für Jade, richtig?“
 

Renji zuckte zusammen und nickte. Er hatte irgendwie gehofft, dass ihr nicht klar gewesen war, woraus die Halskette gemacht war. Zumindest sagte sie nichts davon, dass es Teil vom Kenseikan gewesen war.
 

„Ich habe mich gefragt, ob es eine sentimentale Sache dazu gibt. Jetzt bist du ausgenüchtert und hast gemerkt, dass du das Erbstück der Familie weggegeben hast, eh?“
 

Eine kleine, glückliche Fügung. Nebenbei, vielleicht war es nicht sein Familienerbstück per se, aber es war definitiv Byakuyas. „Ja, richtig.“
 

„In Ordnung“, nickte sie. Dann kniete sie sich hin und nahm einen verschließbaren Kasten unter einem kleinen Regal hervor, das ihre Tinten und anderes Zubehör enthielt. „Ich tausche es zurück für das Geld, dass du mir schuldest.“
 

Renji kratzte sich den Nacken. „Ja, das ist fair, aber... schauen sie, ich habe im Moment nicht viel echtes Geld.“
 

„Oh?“
 

„Aber ich kann es euch bringen. Ich treffe Vorkehrungen um es ihnen in...“, Renji hielt inne, um die Tage zu zählen, bis Zahltag war, „... 8 Tagen zu geben.“
 

Sie schob die Box zurück in sein Versteck. „Hätte ich immer einen Ken dafür bekommen, wenn ich das gehört hätte...“, murmelte sie. „Es tut mir leid, aber das Schild sagt, Käufe sind endgültig. Du bezahlst bar oder tauschst, keine Ausnahmen und sicher keine Schuldscheine. Schnapp dir deinen Saufkumpanen und geh.“
 

Renji blickte zum schnarchenden, sabbernden Typen auf dem Tisch und dann zurück zur Horishi. „Könnten sie nicht zumindest die Halskette aufbewahren? Bis sie ihr Geld bekommen? Ich meine, sie tragen sie nicht, also müssen sie sie verkaufen wollen.“ Renji wurde ein wenig blasser bei dem Gedanken, was passieren würde, wenn ein Stück des Kenseikan den offenen Markt erreichen würde. Er musste husten, um die nagende Angst zu vertuschen. „Ernsthaft, können sie nicht ein wenig warten? Ich frage nur nach etwas mehr als einer Woche. Geben sie mir die Chance, das Geld zusammenzubekommen. Haben sie nicht etwas anderes, was sie eintauschen wollen? Ich habe ein zufällig zusätzliches Paar Hakama. Ein bisschen den Saum um nähen und er würde ihnen wunderbar passen. Das ist ein Haufen hochwertiger Stoff, wissen sie. Ähm... die sie nicht legal tragen dürften, aber hey, es dürfte viel einfacher sein, einen Marktwert dafür zu erhalten, oder nicht? Ich meine, viele von den Händlern, die ich kenne, würden noch nicht einmal zulassen, dass sie höchstpersönliche Gegenstände wie eine Halskette auspacken. Zu schwer, Käufer mit dem gleichen Geschmack zu finden, also ja, Stoff, richtig? Besseres Geschäft, denken sie nicht auch? Oder gibt es vielleicht noch etwas anderes, dass ich für sie tun kann? Sauber machen - ähm, nicht dass ich sage, dass es dreckig wäre! - oder vielleicht irgendwas Schweres heben oder... ähm...“, Renjis Worte versickerten, als er den Ausdruck des Horishis sah.
 

Sie saß auf ihren Fersen und hatte geduldig seinen immer ausschweifenderen und hektischeren Argumenten zugehört. „Renji Abarai, richtig? Vizekommandant der Sechsten?“
 

„Ja?“
 

Sie deutete auf ihre eigene Stirn und dann auf ihren Bizeps. „Deine Arbeiten sind ziemlich erkennbar. Mizuhums Nadel ist eine Legende in Inuzuri. Ich war erfreut, dass ich die Möglichkeit hatte, meine Arbeit hinzuzufügen. Als Andenken an einen alten Meister, glaube ich, dass ich einen Schuldschein für dich eintragen kann.“ Sie zog einen Block und ein Quittungsheftchen heraus. „Doch dein Geld wird besser in 8 Tagen hier auftauchen, sonst geht dein Erbstück auf den Markt, hörst du?“ Renji nickte im entsetzen Verstehen, als sie fortfuhr: „Du gibst auch besser kein Sterbenswörtchen an irgendeinen weiter, besonders nicht an diese versoffenen Strolche, mit denen du letzte Nacht unterwegs warst. Wenn es sich rumspricht, dass ich weich geworden bin...“, sie seufzte. „Und noch eine Sache: Nimm den Dreck da mit. Der verpestet mir die Bude.“
 

„Ja, ja! Ich mache all das, vielen Dank! Tausend Dank, meine Dame.“ Er musste sich eine Millionen Male verbeugt haben, bis er dachte, dass er vielleicht auf den Boden kotzen würde. Sie sagte ihm eh, dass er aufhören solle, da er sie verlegen machte. Dann unterschrieb Renji ihre Notiz und nahm die Quittung mit dem niedergeschriebenen Bedingungen entgegen.
 

Es war nicht das Gleiche, mit einem Stück Papier zu gehen, doch es war viel, viel besser als nichts.
 

Er warf sich den Typ von der Elften über die Schulter, winkte ihr noch einmal dankbar zum Abschied und drehte sich dann Richtung Westtor. Nun musste er nur noch herausfinden, wen er den Job anvertrauen konnte, das Geld abzuliefern und die Halskette für ihn aufzubewahren.
 


 

„Ich, Vizekommandant?“, Eishirō blickte auf die Quittung, die Renji ihm ausgehändigt hatte und versuchte zum zweiten Mal, sie zurückzugeben.
 

"Du bist die einzige Person, die ich kenne, die weiß, wie wichtig das ist. Ich kann mich kaum jemanden von der Sechsten anvertrauen, seit diesem heftigen Beweis meiner Beziehung zum Kommandanten. Und all meine Kollegen von der Elften würden... nun ja, ehrlich gesagt würden die das Geld nehmen und die Halskette vergessen. Vielleicht nicht absichtlich, aber sie sind nicht genau das, was man als vertrauenswürdig bezeichnen würde. Bitte sag, dass du es machst, bitte?", sagte Renji. Die Augen des Vizekommandanten waren zu schmal und klein, um erfolgreich eine unschuldige, blinzelnde Bitte auszuführen, doch sie schafften es, in einer Art verzweifelten Hoffnung zu blicken, das Eishirō bisher nur bei Welpen gesehen hatte.
 

„Oh, also schön“, sagte Eishirō und steckte die Notiz in die Innentasche seines schwarzen Kimonos. "Und jetzt beeil dich, Vizekommandant, du müsstest schon fast zu spät sein und du hältst mich davon ab, beim großen Treffen zu servieren."
 

Renji verbeugte sich dankbar, doch hielt inne um zu fragen: "Treffen? Ist er bei Masama und der Kandidatin?"
 

"Mutter der Kandidatin", korrigierte Eishirō. "Außerdem dein 3. Offizier. Es ist eine ziemliche Versammlung."
 

Renji grinste ihn breit an und nickte verstehend. "Frische Klatschgeschichten, eh? Richtig, nun ja. Ich schulde dir ganz schön was dafür! Ich werde dafür sorgen, dass das Geld für dich im Vizekommandantenbüro in 8 Tagen bereit liegt. Bitte vergiss es nicht. Byakuya würde ausflippen, wenn ich das Ding verlieren und, Gott bewahre, es auf den öffentlichen Markt geraten würde."
 

"Ich denke, ich verstehe den Ausmaß deiner Dummheit", schniefte Eishirō und scheuchte Renji weg. "Nun geh, um Himmels Willen!"
 


 

Die Mutter der Kandidatin schien offensichtlich direkt zum wunden Punkt überzugehen. Sie blickte Byakuya missbilligend an und fragte: „Sie waren bereits verheiratet?“
 

Byakuya lächelte innerlich über ihren Fehltritt. Sie hatte ganz klar gehofft, ihn für seinen ‚Fehler‘ zu beschämen. Sie war die Sorte, die sich für jede Gelegenheit übertrieben anzog. Es war wahr, dass Byakuya sich in voller Uniform gekleidet hatte, doch verglichen mit den mehreren Lagen von farbenfrohen Kimonos, die sie trug, sah er positiv trist aus.
 

Er nahm sich ein Stück geräucherten Lachs für seinen Teller und nickte. „Ja, ich war 6 ziemlich glückliche Jahre verheiratet. Hisana war eine frühere Orian aus Inuzuri. Wir waren sehr angesehen in der Kabuki-Szene und haben einige bekannte avantgardistische Künstler in genau diesem Raum unterhalten.“
 

Fassungslose Stille breitete sich in dem Raum aus. Tante Masama sah aus, als würde sie wirklich ihren Fächer gegen Byakuyas Oberschenkel hauen. Nun ja, er hatte keine Absicht, den perfekten, möglichen Kandidaten zu spielen. Ihr war es sicher bewusst, dass er sich auf nur jede erdenkliche Art und Weise weigern würde.
 

„Wirklich?“ Der 3. Offizier, Miisho Ōta, war beeindruckt. „Ich hatte keine Ahnung, Kommandant! Jemand, von dem ich gehört habe?“
 

„Höchstwahrscheinlich“, stimmte Byakuya zu. „Durch ihren früheren Beruf hatte Hisana viele Freunde, die Onnagata waren. Ihre Kontakte bedeuteten, dass wir mit Yoshizawa Ayame zu tun hatten.“
 

„Oh!“, der 3. Offizier klatschte in die Hände. „Ist es wahr, dass er den Part einer Frau auch außerhalb der Bühne spielte?“
 

„Ja, er hat den Charakter nie fallen lassen“, erklärte Byakuya. „Doch ich wage zu behaupten, dass Hisana ihn nicht mochte. Sie befürchtete er wäre schöner und weiblicher als sie. Für meinen Teil hingegen, war er ein wenig zu übertrieben. Ich bevorzuge eine Frau, die natürlicher und weniger besorgt über den idealisierten weiblichen Wert ist.“ Byakuya wandte sich an die Mutter der Kandidatin. „Schätzt eure Tochter das Straßentheater?“
 

„Absolut nicht“, sagte sie und ihr Gesicht schien grün zu werden.
 

„Das ist eine Schande“, sagte Byakuya und nahm den Reis, den der 3. Offizier ihm anbot. „Ich habe niemals meine Liebe zum Kabuki verloren und ich hoffe, dass ich eines Tages ein Theater im Namen der Kuchiki stifte.“
 

Tante Masama zischte. „Das hast du niemals gesagt!“
 

„Ich denke zufällig in letzter Zeit oft über mein Erbe nach“, sagte ihr Byakuya. „Ich wünsche mir, dass ich etwas mehr als Gewalt und Tod hinterlasse. Senbonzakura ist wie die fallenden Kirschbluten und daher bin ich entschlossen, etwas Schönes zu hinterlassen, etwas, dass an die Festivitäten des Hanami erinnert. Was wäre da besser als der Prunk eines Theaters?“
 

„Könntest du nicht einfach einen Baum pflanzen, Byakuya-chan?“, fragte Masama.
 

„Ich habe bereits einen ganzen Garten voller Kirschbäume bepflanzt“, sagte Byakuya und nahm einen Bissen seines Frühstücks zu sich. „Doch das ist nur für meine Freude. Ich wünsche mir Schönheit für jeden, gleichermaßen für höherer oder niederer Herkunft. Theater passt da perfekt, wie das Kirschblütenfest ist es vergänglich und saisonal. Vielleicht eine Schule für Schauspieler? Eine, die spezialisiert auf Rollen für Wakashū-Gata ist? Etwas, was meine aktuelle Anziehung reflektiert.“
 

„Oh, ich denke das wäre toll“, stimmte der Offizier mit ein und verstand dabei in keiner Weise Byakuyas Bezug auf die Art von Theater, die besonders Liebesgeschichten zwischen Männern beinhaltete. „Das ist ein sehr nobles Erbe, Kommandant.“
 

„Ich bin froh, dass du so denkst“, sagte Byakuya höflich.
 

Die Frauen saßen zusammengekauert in einer Art entsetzter Stille da. Byakuya hätte nicht erfreuter sein können, als der 3. Offizier scheu fragte: „Also… welche anderen Schauspieler haben sie und Hisana kennengelernt, Kommandant?“

Quite By Accident

Byakuya hatte nicht vorgehabt, zu lauschen.
 

In aller Ehrlichkeit, so selten, wie sie Besuch in den vergangenen Jahren hatten, hatte er vollkommen vergessen, dass die Räumlichkeiten für besondere Gäste eine Etage unter seinem Studierzimmer waren. Als er die Wandschirme für Frischluft zur Seite schob, hatte Byakuya die Laute des felsigen Wasserfalls vom wassererfüllten Garten im Innenhof erwartet. Stattdessen wurde er von der schrillen Anmerkung der Mutter der Kandidatin begrüßt, dass er vielleicht das Familienoberhaupt der Kuchiki war, aber er deutlich unangemessen für ihre Tochter sei, da er vorher mit einer Inuzuri-Schlampe verheiratet gewesen war.
 

Da er solche Beleidigungen bereits tausende Male zuvor durchlitten hatte, brauchte Byakuya sie wohl kaum erneut zu hören. Er überlegte, die Wandschirme einfach wieder zu schließen und einen taktischen Rückzug für den Rest des Tages in die Division anzutreten. Doch er hielt mitten in der Bewegung inne, als, direkt unter ihm, Tante Masama zurückkeifte: „Lady Hisana mag vielleicht tot sein, aber das gibt dir nicht das Recht, einen Kuchiki zu beschimpfen.“
 

Was war das? Lady Hisana? Hatte Tante Masama gerade tatsächlich Hisana nicht nur eine Lady, sondern auch eine Kuchiki genannt?
 

Verteidigte sie Hisanas Ehre?
 

Byakuya konnte das kaum glauben. Tatsächlich hätte er beinahe riskiert, dass er entdeckt werden würde, indem er auf den Balkon gehen und über das Gelände beugen wollte, um absolut sicher zu gehen, dass es Tante Masama gewesen war, die diese Worte gesprochen hatte.
 

Doch einen Moment später stellte sie ihre Identität klar wie Kristall. Ein lautes, dramatisches Seufzen wurde gefolgt von: „Aber schau! Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, dass der Vertrag eingehalten wird! Deine Tochter kann unseren lieben Byakuya an die Liebe einer echten Lady erinnern!“
 

Byakuya hörte noch eine kleine Weile länger an der Tür zu, doch die Themen wandelten sich in eine eher alltägliche Debatte darüber, ob Masama die Familie der Kandidatin angemessen darüber informiert hatte, dass Byakuyas Ehefrau von niederer Herkunft gewesen sei und ob seine lockere und liederliche Verbindung mit Mimen gut für die junge Dame sei.
 

Als es klar wurde, dass die Debatte noch eine Weile andauern würde, klingelte er nach Aio und bat sie, ihm Tee und einige ältere Personal-Berichte von der Division zu holen. Sobald die Dokumente eingetroffen waren, ließ sich Byakuya nieder und hörte nur noch mit einem halben Ohr der Diskussion eine Etage tiefer zu, als er den Werdegang von einem gewissen Miisho Ōta, 3. Offizier, nachverfolgte, um ein paar Aufschlüsse über dessen Temperament zu bekommen.
 

Was er stattdessen entdeckte war der tiefgreifende Unterschied zwischen seinen beiden Vizekommandanten. Byakuya hatte den eher blumigen Stil vergessen, den Ginjirō Shirogane für seine Berichte verwendet hatte und dass er sie oftmals mit cartoonartigen Zeichnungen oder wahllosen Bildern dekoriert hatte. Es war eine echte Erleichterung, als er endlich Renjis geradlinige Schrift und spärliche Bemerkungen lesen konnte. Leider hatte Renji weitaus weniger über Miisho zu sagen, da sich ihre Dienste selten überschnitten hatten, doch Renji schien ihn als kompetent und vertrauenswürdig eingestuft zu haben. Das einzige Mal, bei dem sich Renji eloquent ausgedrückt hatte, war über das Training mit Hōmushi, Miishos Zanpakutō. Byakuya las die Beschreibung gerade zum zweiten Mal, als ein leises Klopfen an der Tür ertönte.
 

Byakuya ging davon aus, dass die Dienerin mit dem Tee zurückkam, also sah er noch nicht einmal von seinem Dokument auf, als er sagte: „Herein.“
 

Einen langen Moment der Stille und kein Tee erschien an seinem Ellbogen. Das Letztere ließ Byakuya aufblicken, direkt in die Augen einer jungen Dame.
 

Sie war, zweifelsohne, wunderschön. Schmächtig und schlank, sie trug einen braun-goldenen Kimono mit vielen Lagen, die von Orange bis Rot gingen und viel von ihrem Körper verdeckten, doch nicht so komplett, dass Byakuya nicht die weiblichen Kurven erkennen konnte. Ihre Haare waren von der Farbe reifer Persimonen und war sorgfältig zurückgebunden mit Haarnadeln und Juwelen aus dunklem Bernstein. Auch wenn der Effekt fesselnd war, wie die Haare der Frau wie Feuer glimmten, da war etwas… unnatürlichen daran, als würde es nicht ganz zum Hautton oder zu den schwarzen Augenbrauen und den großen, dunklen Augen passen.
 

„Sie hat dich dazu gebracht, die Haare färben“, sagte Byakuya, sobald er es realisiert hatte. „Bitte sag mir, dass du nicht tätowiert bist, meine Dame.“
 

„Aber das bin ich, mein Herr. Alles nur, zu ihrer Freude“, sagte sie mit einer Art Ironie, die Byakuya nicht bei einer Kandidatin von Tante Masama erwartet hätte. Sie kam ohne weitere Aufforderung herein und kniete sich vor seinem Tisch nieder. Sie berührte ihre Haare leicht. Dann sprangen ihre Finger schnell wieder weg, als wäre es ein fremder Gegenstand. „Ist es wegen ihrer Ehefrau, die sie auf so tragische Weise verloren haben? Wurde ich nach ihrem Vorbild gemacht?“
 

Er brauchte kaum an Hisana erinnert zu werden, da Rukia bei ihm war. „Nein, der Person, der du gleichen sollst, ist ein Liebhaber – jemand der noch lebt, der mir noch sehr teuer ist und bei dem ich hoffe, meine Tante mit Umwegen zu ihr zu führen.“
 

„Ah, ja“, nickte sie. „Der geheime Liebhaber, wegen dem jeder in Aufruhr ist. Sie hätten sie einfach benennen sollen. Eure Feigheit hat für viel Kummer gesorgt.“
 

Feigheit? Sie war offensichtlich ziemlich kühn! Doch er musste ihren Mumm bewundern und wenn er ehrlich war, war ihr Argument gewichtig und stimmte. „Auch wenn ich Renji offiziell vorgeschlagen hätte, hätte es keinen Unterschied für meine Tante gemacht. Sie würde mir einfach sagen, dass ich dich heiraten soll und meinen Liebhaber aus niederer Herkunft behalten solle.“
 

„Und warum ist das kein akzeptables Arrangement für euch, mein Herr?“
 

Byakuya legte die Dokumente auf seinem Tisch ab. Er war eben diese Frage bereits unzählige Male gefragt worden, vor 50 Jahren, als er sich gegenüber seiner Verlobten verweigert hatte. Für Hisana. Seine Antwort hatte alle frustriert, doch sie war immer noch die Gleiche. „Ich bevorzuge es, aus Liebe zu heiraten.“
 

„Das ist dumm“, sagte sie frei heraus. „Sind sie ebenso ein Kind wie ein Feigling?“
 

Er setzte sich zurück und blickte die junge Dame für eine lange Weile an, bevor er sagte: „Ich verstehe, warum meine Tante dich schätzt.“
 

Sie nickte, als nehme sie das als Kompliment. „Ich muss das Haus meiner Eltern verlassen. Sie brauchen eine Frau und einen Erben, um ihren Clan zufriedenzustellen. Das ist ein einfaches Arrangement. Liebe muss darin kein Faktor sein, Lord Kuchiki.“
 

„Durchaus“, sagte Byakuya trocken. „Und ich vermute, wir werden für einen Erben sorgen, indem wir uns das wünschen?“
 

Sie schnaubte ein überraschend herzhaftes Lachen für eine so zart aussehende Dame. „Vielleicht. Doch wenn sie ihren Liebhaber so verzweifelt benötigen, um im Bett zu leisten, mein Herr, sollten wir einfach einen Weg finden, sie mit einzubeziehen.“
 

„Würdest du genauso fühlen, wenn die 3. Person ein Mann wäre?“, fragte er in der Hoffnung, sie zu schockieren.
 

„Sicher“, sagte sie ohne Zögern.
 

Aio hatte genau diesen Moment ausgewählt, um zu klopfen und zu verkünden, dass der Tee da war. Byakuya winkte sie herein, seine Aufmerksamkeit war jedoch weiterhin auf die Kandidatin gerichtet. Sie war ein wenig überraschend, doch er sah in ihrer Haltung was das Hochzeitsbett anging, die Haltung so vieler Adliger. Byakuya wusste, dass er der Seltsame war, wenn er sich Liebe wünschte.
 

„Soll ich eine zweite Schale bringen, mein Herr?“, fragte Aio und blickte scheu auf die Dame.
 

„Das ist nicht notwendig“, sagte er ihr. „Die Kandidatin wird in Kürze gehen.“
 

Die junge Dame wirkte ein wenig bestürzt über seine Unhöflichkeit. Zum ersten Mal wurde sie etwas nervös. „Ich dachte, dass wir vielleicht zu einer Übereinkunft kommen, mein Herr.“
 

„Da dachtest du falsch“, sagte er kühl.
 

Vor ein paar Monaten hätte Byakuya vielleicht ein Abkommen wie dieses akzeptiert. Es war immerhin die perfekte Antwort auf das Problem, doch die Lösung setzte mal wieder Sex voraus. Wäre Renji nicht mehr als nur ein Liebhaber und man könnte in der Ehe Platz für ihn einräumen, würde das vielleicht alle Beteiligten zufriedenstellen. Doch er war nun mehr als das – viel, viel mehr. Nur ein Narr würde nicht sehen, wie ihn eine Hochzeit verletzten würde, wie außen vor gelassen er sich fühlen würde, wie deplatziert.
 

Byakuya nahm wieder die Dokumente auf. „Die Tür ist dort, meine Dame. Finde deinen Weg hinaus.“
 

Die Kandidatin bewegte sich nicht. Stattdessen zogen sich ihre Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Sie schien einen Moment zu warten, als würde sie gerne sicher gehen, dass Aio wirklich außer Hörweite war. „Gibt es da noch etwas anderes, was ich vielleicht anbieten kann, um ihre Meinung zu ändern, mein Herr?“
 

Es war eine wirklich einfache Frage, vermutete Byakuya, doch etwas an ihrem Verhalten ließ Byakuya plötzlich sich selbst fragen, warum eine Frau von ihrem Rang und Adeligkeit zustimmen würde, sich die Haare zu färben und, noch interessanter, sich ein Tattoo machen zu lassen. „Du bist furchtbar eifrig, was Heirat angeht. Warum bist du ohne Begleitperson zu mir gekommen, meine Dame?“
 

Ein Rotschimmer färbte ihre Wangen, der sich furchtbar mit den gefärbten Haaren biss. „Ich... habe auch einen Liebhaber, den ich gerne halten würde.“
 

„Also behalte sie oder ihn, doch du musst dir irgendwo anders einen Ehemann suchen“, sagte Byakuya. Er schaute nach dem Tee und es schien, als wäre er fertig, also goss er sich selbst ein. „Sicher wird jemand, der so entgegenkommend ist wie du, schnell einen anderen Verehrer finden.“
 

„Meine Zeit ist... begrenzt.“
 

Byakuya schaute bei diesen Worten auf. „Oh? In welcher Weise?“
 

„Ich bin... ähm, ich meine... wenn wir sofort heiraten, kann ich einen Erben garantieren...“, ihre Stimme schwand zu einem Flüstern. „... in sieben Monaten.“
 

Byakuya starrte sie eine lange Zeit an. Er stellte seine Teeschale ab. Sie war bereits schwanger? Er sollte vielleicht wegen ihrer Misere mitleidig sein, doch stattdessen gab ihm ihr Geständnis auch die Lösung. Er stand auf und sagte: „Du kannst nichts dergleichen garantieren. Einen Erben? Wohl kaum, meine Dame. Du bist nicht mehr als ein Kuckuck, der versucht, ein Ei in das Nest eines anderen zu legen. Nein, du bist schlimmer als das, du bist ein Dieb, mit dem Ziel den Namen der Kuchiki zu stehlen, unser Schicksal, und unsere noble Blutlinie für den Bastard eines anderen Mannes in Beschlag zu nehmen. Verschwinde.“
 

Sie blieb auf ihren Knien, die Stirn flehend auf den Boden gepresst. „Aber bitte, mein Herr! Niemand wird mich noch in einem Monat nehmen, da wird man es sehen! Ich habe keinen Ehemann, meine Familie wird mich verstoßen. Mein Baby wird mittellos auf den Straßen geboren!“
 

„Drei der großartigsten Personen, die ich jemals kennenlernen durfte, kamen in diese Welt mit nicht mehr“, sagte Byakuya ruhig, aber ernst. „Vielleicht wird es das Beste für dein Kind sein.“
 

„Aber... aber... ICH kann so nicht leben!“, schluchzte sie.
 

Byakuya wandte der jungen Dame seinen Rücken zu. „Das ist wohl kaum mein Problem. Breche den Vertrag und verschwinde jetzt, dann werde ich deinen Betrugsversuch gegenüber meine Tante und dem Rest der Adelshäuser nicht enthüllen. Vielleicht, wenn du schnell handelst, kannst du noch jemand anderem das Familienerbe stehlen.“
 

Er wartete, mit dem Rücken zu ihr, bis das Schluchzen verklang und er das Geräusch von Schritten hörte, die hinfort huschten.
 


 

Nach dem unerfreulichen Gespräch entschied sich Byakuya, die Dokumente selbst zurück zur Division zu bringen. Außerdem wurde es langsam spät. Er sollte nach dem Rechten sehen, bevor ihm der ganze Tag entglitt.
 

Byakuya schaffte es kaum die Treppe hinunter, bevor Tante Masa angeschossen kam. Er überlegte, ob er sich in eine Nische quetschen sollte, um sich vor ihr zu verstecken, doch sie hatte ihn schon entdeckt. Byakuya hielt an der untersten Stufe inne und stählte sich selbst. Vielleicht war es auch gut, dass er auf sie traf, denn er hatte ein wenig über die Zwickmühle der jungen Dame nachgedacht.
 

„Was hast du zu dem armen Mädchen gesagt? Sie weint!“
 

Masama trug einen dunklen, waldgrünen Kimono mit raffiniertem Bambusmuster in durchgehend silber. Sie trug nur 5 Lagen, alle grün oder silber. Die Farben unterstrichen ihre schneeweißen Haare, welche sie offen gelassen hatte, was Byakuya etwas unangenehm an Ukitake erinnerte. Eine Zornige Tante Masama sollte nicht so aussehen, wie jemandem vom komplett anderem Gemüt.
 

„Deine ehestifterischen Fähigkeiten sind gescheitert“, sagte Byakuya einfach und hatte vor, sein Versprechen der jungen Frau gegenüber zu halten. „Unsere Persönlichkeiten harmonieren nicht.“
 

„Du solltest zufrieden mit dir sein. Trotz all meiner Arbeit wurde der Vertrag gebrochen.“
 

„Ich kann nicht sagen, dass mir das leid tut, zu hören“, bemerkte Byakuya. „Ich hoffe, sie hat keinem permanenten Tattoo zugestimmt.“
 

„Natürlich nicht! Es ist Henna! Wie würde sie jemals einen anderen Ehemann finden, wenn sie ein Tattoo hätte, wie irgend so ein zwielichtiger Abschaum?“, schnaubte Masama. Sie starrte finster zu ihm hinauf, ihre grauen Augen durchbohrten ihn. „Und all die Zeit, um sie herzurichten, damit sie wie dieses... Biest aussieht.“
 

Ah, es ist ihr endlich aufgefallen, welcher tätowierte Rotschopf es gewesen ist, der mit seinem Versprechen zusammen hing.
 

„Durchaus“, er neigte seinen Kopf und bot ihr seinen Arm an. Vielleicht waren es die Haare, so sehr wie der gütige und sanfte Ukitake, doch was auch immer der Grund war, Byakuya merkte, dass er in der Lage war, ihre Worte einfach zur Seite zu schieben. „Würdest du in Erwägung ziehen, mich zur Division zu begleiten? Ich habe ein paar Dokumente, die ich zurückgeben muss und habe einige Dinge, die ich gerne mit dir besprechen würde, wenn du erlaubst. Eins davon könnte sogar, tatsächlich, dein akutes Problem mit der Kandidatin lösen.“
 

Misstrauisch ließ sie ihren Arm unter seinem gleiten. „Oh?
 

Byakuya führte sie zur Tür hinaus. Die Sonne begann unterzugehen, als sie durch den Gartenpfad in Richtung Hintertür zur Division schlenderten. Große Glockenblumen schaukelten in der Brise. „Unsere junge Kandidatin scheint furchtbar entgegenkommend zu sein und einen Ehemann zu benötigen. Ich habe einen alten Freund vom Lande, vielleicht erinnerst du dich an ihn? Isoroku? Seine Familie ist klein, aber sehr gut vernetzt. Vielleicht wäre er ein an angemessener Partner.“
 

Die Augen von Tante Masa verengten sich misstrauisch. „Was ist verkehrt mit ihm?“
 

Wie könnte er es ihr sagen? Isoroku war der Ex, den Byakuya in Erwägung für einen Dreier mit Renji gezogen hatte. Isoroku war ein bestätigter Ukemi. Byakuya räusperte sich. „Ich würde sagen, dass Isorokus sehr eng gesteckter Interessen ihn vom Streben nach einer Frau abgehalten haben.“
 

In Wahrheit hatte Isoroku nicht im Geringsten Interesse an Frauen… selbst wenn er eine Frau finden konnte, die ihn dominierte, würde er sie nicht nehmen. Doch, wie Byakuya, hatte er eine Pflicht gegenüber seiner Familie, einen Erben zu zeugen. Vielleicht konnte das Problem von Isoroku und der jungen Dame gleichzeitig gelöst werden.
 

„Eng gestecktes Streben?“, rätselte Tante Masama. „Sagst du etwa, dass er ein gelehrter Mönch ist?“
 

„Er ist Dramatiker. So haben wir uns kennengelernt“, sagte Byakuya, als würde das alles erklären.
 

„Oh! Deine furchtbare Theater-Besessenheit! Du meintest das doch nicht ernst, dass du eines stiften möchtest, oder mein lieber Junge?“
 

Sie gingen gerade an einem Bereich mit weißem Wasserhanf und gelben Baldrian vorbei, die in großen Schwaden gepflanzt worden waren, um den Eindruck von einer wilden Bergwiese zu erwecken. „Ich werde es weiter in Betracht ziehen, doch ich bin seit über 50 Jahren nicht mehr in der Szene gewesen. Ich müsste viel recherchieren, bevor ich etwas in die Hand nehme.“
 

„Gott sei Dank“, murmelte sie. Sie blickte wieder nachdenklich zu Byakuya hinauf. „Also… du denkst wirklich, dass die junge Dame ein guter Kandidat für deinen Freund ist?“
 

„Absolut“, sagte Byakuya. „Ich wollte ihm bereits wegen einer anderen Angelegenheit schreiben und es würde keine Probleme bereiten, meinem Brief eine Vorstellung von ihr einzufügen.“
 

„Du würdest das tun?“
 

Byakuya wusste, dass Tante Masama tief misstrauisch wegen seinem Angebot war. „Ja, das würde ich. Zufällig bin ich recht verzaubert von ihr, als wir privat gesprochen haben. Während ich glaube, dass ich ein unangemessener Ehemann für sie wäre, würde Isoroku ihre lebhaften und offenen Manieren zweifelsohne sehr erfrischend finden. Ehrlich gesagt ist er ähnlich exzentrisch.“
 

Und noch wichtiger, Isoroku würde es lieben, ein Kind zu haben, ohne es selbst zeugen zu müssen. Auch wenn die junge Dame immer noch wie eine Art Dieb davonkommen würde, waren Isorokus Besitztümer nicht so groß, dass es in Byakuyas Augen ein großes Verbrechen darstellte.
 

Tante Masama runzelte die Stirn. „Ich gestehe, dass es diese gröberen Qualitäten waren, dass mich denken ließ, du würdest bei ihr vielleicht zustimmen. Du scheint… untraditionelle Partner zu bevorzugen.“
 

„Das tue ich. Dennoch bin ich für eine Ehefrau nicht auf dem Markt, wie ich es dir bereits Tausend Mal gesagt habe.“
 

„Aber ein Erbe, Byakuya! Sicher verstehst du den Bedarf der Familie nach einem Erben!“
 

„Durchaus. Das bringt uns direkt zu meinem nächsten Vorschlag…“
 

Da sie während ihres Gesprächs nur langsam vorankamen, brauchten sie fast 20 Minuten, bis sie am Rande des Anwesens angekommen waren. Es war bereits dunkel geworden, als sie an der Wache ankamen, doch Tante Masama schien von Byakuyas Plan überzeugt zu sein.
 

„Du würdest dir meine Kandidaten für einen Erben ernsthaft anschauen?“, fragte sie erneut.
 

„Du weißt, wie sehr ich es hasse, mich zu wiederholen“, sagte er, doch er lächelte sie an. Vielleicht zum erste Mal seit Jahrzehnten mit aufrichtiger Zuneigung. „Aber ja. Ja, meine Intentionen einen passenden Cousin zu finden, um ihn in den Rang des Erben zu erheben sind sehr, sehr ernst.“
 

Masama beobachtete ihn, während sie einen Moment darauf warteten, dass die Wachen das Kidō-Siegel vom Hintereingang lösten. Endlich öffneten sie das Tor für sei. Als sie hindurchschritten, sagte sie: „Du hast dich verändert, Byakuya.“
 

Er hob eine Augenbraue. „Ist das eine gute Sache?“
 

„Ich bin mir nicht sicher“, gab sie zu. „Du bist immer noch unflexibel und schwierig in vielen Hinsichten, aber du scheinst… offener für Kompromisse zu sein. Es ist wirklich beunruhigend. Doch vielleicht ist es auch ein Zeichen der Reife.“
 

Byakuya blickte sie mit einer kleinen Grimasse an. „Durchaus. Ich sollte hoffen, dass ich eines Tages in deinen Augen alt genug bin, dass ich nicht länger solche kindischen Kosenamen ertragen muss.“
 

Sie sah zu ihm auf, als überlege sie, ihn in die Wangen zu kneifen. „Ah, du wirst immer mein Bya-chan bleiben!“
 

Natürlich war das genau der Moment, in dem die 4. Offizierin auftauchte. Sie unterdrückte schnell ein Lächeln. Groß und dünn, sie hatte eine Hautfarbe, die sehr an Yoruichi erinnerte. Zwei lange Zöpfe vielen auf jeder Seite ihres herzförmigen Gesichts hinunter. Byakuya war überrascht zu sehen, dass in der versiegelten Form ihr Zanpakutō ein Wakizashi war. Er scheiterte dabei, sich an ihren Namen ins Gedächtnis zu rufen, doch er erinnerte sich sofort, dass sie diejenige war, die ihn Renji verliebt sein soll.
 

„Es tut mir leid, dass ich unterbreche, Kommandant“, sagte sie mit einer kleinen Verbeugung. „Aber ich dachte, sie sollten das wissen. Wir haben einen Bericht erhalten, dass der Gentei Kaijo aktiviert wurde. Die Begrenzung wurde aufgehoben.“
 

Byakuyas Herz machte einen Satz. Renji! Rukia! „Jetzt schon? Gibt es vorläufige Berichte?“
 

„Bisher nichts, Kommandant. Die Zwölfte überwacht, aber unsere Leute haben gerade erst begonnen, sich mit den Gegnern zu beschäftigen.“
 

„Sorge dafür, dass meine Tante zurück zum Anwesen eskortiert wird“, sagte er der 4. Offizierin und drückte ihr die Personalakten in die Hände. „Ich bin bei der 12. Division, bis ich Näheres weiß.“
 

Byakuya hatte nicht erwartet, dass er mitten in der Nacht vor den verschlossenen Toren der 12. Division mit einem ähnlich unruhigen Kenpachi Zaraki stehen würde.
 

Zaraki hämmerte seinen riesigen, fleischigen Finger immer wieder auf den Anrufknopf. Er platzierte seinen Kopf vor den Hörer/Kamera des Telefons und brüllte: „Hey, ich dachte, jemand würde kommen! Kommt raus!“ Zu Byakuya grummelte Zaraki: „Warum haben sie keine Wachen wie normale Leute?“
 

Byakuya schüttelte perplex und zustimmend den Kopf, doch vielleicht war die Antwort offensichtlich: Wachen würden schikaniert und herumgeschubst werden, wenn man ihren Gemütszustand bedachte. „Sie hatten gesagt, sie wären auf den Weg. Ich vermute, wir können froh sein, wenn Kurotsuchi uns überhaupt hineinlässt. Gib ihnen einen Moment. Wer weiß, aus welchen Untiefen sie herauskrabbeln müssen, um an die Tür zu gelangen?“
 

„Scheiß auf die gruseligen Scheißer, die können Blitzschritt, oder nicht?“, schnaubte Zaraki. Er hob die Faust und hämmerte sie gegen das Tor. „Hört ihr mich? Öffnet oder ich reiße das Tor ein!“
 

Byakuya dachte, dass es vielleicht vergnüglich wäre, Zaraki bei dem Versuch zu beobachten. Es wäre nicht so einfach, wie es der erste Eindruck vielleicht vermittelte. Während ihres kurzen Gesprächs hatte Byakuya einige seltsame, mechanische Vorrichtungen über der Mauer herausragen sehen und beobachtete sie, nur um zu sehen, wie sie schuldbewusst verschwanden, in dem Moment, als entdeckt wurde, dass er sie sah. Ohne jeden Zweifel war das vermeidlich unbewachte Tor alles andere als das.
 

Zaraki seufzte und lehnte seinen massiven Körper gegen die Wand. Er verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust und starrte immer noch das verschlossene Tor an. Sein Gesicht war halb abgewandt, sodass Byakuya in dem eigenartigen, flackernden elektrischen Licht, welches von überall her kam, nur auf die Augenklappe blicken konnte. Wie Byakuya war Zaraki in Uniform gekleidet, aber sie konnten kaum unterschiedlicher aussehen. Zarakis ausgefranster Haori war matschbespritzt und ungepflegt wie immer. Er schien diverse neue Verletzungen zu haben, die Bandagen waren deutlich unter der weit geöffneten Kosode erkennbar. Das nackte Zanpakutō an seiner Seite heulte klagend, übertönte schon fast Senbonzakuras konstantes Lied.
 

Zaraki legte den Kopf zurück, ließ dabei die Glöckchen klingen. Dann blickte Zaraki Byakuya an und in einer überraschend müden und rauen Stimme sagte er: „Ah, scheiße. Das nervt. Zwei meiner stärksten Männer. Was zum Teufel? Es ist ihr erster Tag bei diesem Job. Wie kann es sein, dass sie schon diese Limitierungsdinger aufheben müssen? Zur Hölle und du weißt, dass diese Typen nicht Aizens größter Wurf sein können. Dieser hinterlistige Scheißhaufen wird seine besten Karten unter dem Tisch halten oder in seinem gottverdammten Ärmel. So eine Scheiße! Was zum Geier geht hier vor? Ich wünschte sie würden dieses verkackte Tor öffnen und wir könnten uns den Dreck ansehen.“
 

Zum ersten Mal musste Byakuya ihm zustimmen.
 

Das Tor öffnete sich knarzend und eine seltsam grüne… Person – Hiyosu, oder nicht? – steckte seinen knollenförmigen Schädel heraus. Waren das Kiemen unter seinem Kinn? Hiyosu blickte sie mit seinen liderlosen Augen und dem breiten, krötenartigen Mund an.
 

Zarakis Faust schoss hervor und umfasste die Tür, um sicher zu gehen, dass sie nicht vor ihrer Nase geschlossen werden würde.
 

„Hast lange gebraucht, du Mutanten-Krätze“, schnaubte Zaraki. Er zog die Tür weiter auf, riss sie so aus Hiyosus Griff. Dann trat er ein, als wäre er eingeladen worden.
 

Byakuya folgte und zusammen, Seite an Seite, schritten sie zielsicher zum Vorplatz der 12. Division. Der Hof war auch mit einer Art elektrischem Flutlicht beleuchtet, das alles in einen blassen, silbrigen, flackernden Schimmer tauchte. Byakuya war zutiefst besorgt, wie festgetreten der Boden sich unter seinen Sandalen anfühlte. Er fühlte sich ähnlich an, wie der Trainingsgrund der 11. Division, doch man konnte sich kaum vorstellen, dass die Wissenschaftsabteilung ihre Kampffähigkeiten trainierten. Der Gedanke ließ ihn inne halten, trotz der Tatsache, dass diese Froschkreatur im Laborkittel diese Art von Reiatsu ausstrahlte, die ihn zu einem eindrucksvollen Kidō-Anwender machen würde.
 

Hiyosu huschte vor sie. „Hier entlang, Gentlemen“, sagte er. „Entschuldigt die Verspätung, aber wir mussten einen Fernsehraum für sie einrichten.“
 

„Eher die leblosen Körper verstecken“, murmelte Zaraki. „Du sagst, dass sie immer noch kämpfen? Es ist noch nicht vorbei?“
 

„Oh, es ist vorbei“, erklärte Hiyosu fröhlich mit einem gigantischen Grinsen, das viel zu viele Zähne entblößte, um menschlich zu sein. Dann rieb er erfreut die Hände gegeneinander. „Doch da wir gehört haben, dass ihr beide kommt, haben wir euch ein Highlight-Video gemacht.“
 

Zaraki beugte sich zu Byakuya vor. „Ich sagte, wir hätten über die Mauern gehen sollen.“ Dann fügte er zu Hiyosu lauter hinzu: „Dein Video ist besser ein verschissenes Highlight von meinen Jungs, wie sie gewinnen oder ich mach aus deinem Gesicht ein Highlight.“
 

Hiyosu schien unbeeindruckt und bedeutete ihnen, zu folgen. „Ich habe sie mit ein wenig dramatischer Musik unterspielt und versucht, sie mit den Dialogen zu unterlegen, die wir aufschnappen konnten. Dort, wo wir nichts mitbekamen, haben wir raten müssen. Ich denke, ihr werdet es genießen. Es gibt komfortable Sitze und Popcorn.“
 

Als würde Byakuya etwas zu sich nehmen, dass er von der Zwölften bekommen hatte!
 

„Ich bin darüber nicht amüsiert“, keifte Byakuya, doch folgte Hiyosu dennoch. Es schien so, dass sie keine andere Wahl hatten, als diese Farce mitzumachen, wenn sie weitere Informationen haben wollten. „Bist du überhaupt ein Rangoffizier? Wo ist dein Vizekommandant, dein Kommandant? Ein einfacher Bericht reicht aus. Gibt es Opfer, ja oder nein?“
 

„Keine Spoiler!“, Hiyosu drehte sich und wackelte mit dem Finger in Byakuyas Richtung.
 

Zaraki grunzte. „Das ist beschissen.“
 

Zum zweiten Mal entdeckte Byakuya, dass er Kenpachi Zaraki vollkommen zustimmen musste.
 


 

Der Raum sah aus wie ein Kinosaal aus der Welt der Lebenden. Da waren samtüberzogene Sitze und ein großer, flacher Bildschirm an der Wand. Der Geruch von frisch gemachtem Popcorn durchzog den Raum und Byakuya hätte sich am liebsten Übergeben. Ein großer Haufen von laborkitteltragenden Personen in jeder Farbe und Form und… Spezies füllten die Sitze, während er und Zaraki entschieden, hinten im Raum, nahe der Tür stehen zu bleiben. Zaraki beugte sich zu Byakuyas Ohr hinab, als die Lichter gedimmt wurden und sagte: „Wenn das ein verkackter Snuff-Film ist, dann werde ich all diese Leute hier umbringen. Bist du dabei?“
 

Byakuya nickte. „Bin ich.“
 

Es war sogar sehr schwer, den Film zu schauen. Byakuya musste sich abwenden, als Rukia von diesem blauhaarigen, halb maskierten… Monster schwer verletzt wurde. Wie war der Name? Grimmjow, das würde er sich merken. Falls Ichigo Kurosaki scheitern würde, diesen Bastard zu töten, dann gelobte Byakuya, es selbst zu tun.
 

Nebem ihm sog Zaraki scharf die Luft ein, was sich in ein Knurren wandelte, als der Bildschirm weiß wurde und das Einzige, was man hörte war, wie 5. Offizier Yumichika Ayasegawa die Beerdigungsvorbereitungen für den 3. Offizier Ikkaku Madarame beauftragte.
 

Doch nach diesen furchtbar angespannten Momenten, war das, was Byakuya am Zornigsten machte, die albernen Dialoge zwischen Renji und seinem Gegner. Sie ließen Renji wie ein vollkommener Trottel dastehen. Byakuya musste aktiv widerstehen, Zaraki zu schlagen, als er ihn lachen hörte. Zaraki zuckte mit den Achseln, als er Byakuyas Blick sah. „Furzwitze funktionieren immer bei mir, ok? Außerdem, komm schon, Renji würde absolut so etwas sagen.“
 

„Würde er nicht“, beharrte Byakuya. Jeder konnte sehen, wie schwer er es während dem Kampf hatte, es sah nicht so aus, als hätte er die Laune, um Scherze zu machen. Byakuya versuchte, den dummen, erfundenen Spott auszublenden und konzentrierte sich auf den Anblick von Renji – so stürmisch und wild im Bankai. Die elektrischen Lichter der Welt der Lebendenden ließen Renjis Haare dunkler wirken, ein noch intensiveres Blutrot.
 

Die Färbung der Kandidatin war eine blasse Imitation.
 

Niemand konnte dem gleichen. Renji war… unvergleichlich.
 

Endlich war die ganze, fürchterliche Sache vorbei und… die Danksagung rollten über den Bildschirm. Das Theater brach in Applause aus, trotz dem offensichtlichen und niederschmetternden Gefühl von der Niederlage. Jemand in einem Laborkittel kam nach vorne in den Raum und begann, ‚Studiengruppen‘ von Leuten zusammenzustellen, die sich die Bilder weitere Male anschauten, um im Detail nach Andeutungen von Schwächen beim Gegner zu suchen. Zumindest in dieser einen Sachen schien die 12. Division ihre Arbeit zu machen.
 

Zaraki schüttelte seinen Kopf, als es in dem Raum heller wurde. „Ich sollte sie trotzdem alle umlegen“, murmelte er. „Scheiße, ich muss was saufen. Kommst du mit, Kuchiki?“
 

„Ich denke nicht“, sagte Byakuya. Das Letzte, was er nun brauchte war, dass Zaraki mitbekam, wie sehr ihn das Ganze mitgenommen hatte.
 

„Passt zu dir“, sagte Zaraki. Dann drehte er sich um, als wollte er zur Tür gehen, hielt dann aber noch einmal inne. „Schau, ähm… Ich bin sicher, dass deine Schwester wieder wird. Sie ist zäher, als sie aussieht.“
 

„Das ist sie“, stimmte Byakuya zu. Nebenbei war die 12. Division nett genug gewesen, um Bilder zu zeigen, wie Rukia geheilt wurde. Sie war in guten Händen. Byakuya deutet Zaraki an, dass sie gehen sollten. „Warst du überrascht zu entdecken, dass dein 3. Offizier Bankai hat?“
 

„Nah“, lachte Zaraki. „Er will nur nicht, dass es sonst wer mitbekommt, denn er möchte nicht befördert werden. Heh, ich erinnere mich noch an den Tag, als es passiert ist. Unser Junge Abarai kam von ihrem gewöhnlichen Training zurück und sah total durchgeprügelt aus… und mit dem größten, verschissenen Grinsen im Gesicht. Er ist beschissen, in Geheimnisse für sich behalten.“
 

Zaraki grinste Byakuya daraufhin böse an, erinnerte ihn an das andere Geheimnis, dass Renji verraten hatte.
 

„Hey, ja“, sagte Zaraki, als sie zur Tür gingen. „Wie ist das? Muss scheiße sein, wenn man zugucken muss, wie sein Schätzchen übers Knie gelegt wird, was?“
 

„Er wurde nicht übers Knie gelegt“, schnaubte Byakuya. „Renji ist besser aus der Sache herausgekommen, wie so manch anderer.“
 

„Nur weil ihm irgendein kleines Mädchen geholfen hat.“
 

Byakuya hatte nicht den Wunsch, sich auf eine Endlosdebatte einzulassen, doch da war etwas an Zaraki, das ihn ständig provozierte. „Zumindest ist er dem Schlachtfeld beigetreten. Was ist mit deinem 5. Offizier? Ayasegawa schien zufrieden mit der Rolle als Zuschauer.“
 

Zaraki dachte darüber einen Moment nach. Dann trat ein böses Grinsen auf sein Gesicht und er zuckte mit den Achseln. „Manche Leute mögen es einfach, zuzuschauen. Nicht wahr, Kuchiki?“
 

Was sollte das bedeuten? Dachte Zaraki, dass er etwas von seinen Vorlieben wusste? Da dachte er, dass er tatsächlich mit Zaraki etwas warm geworden wäre. Byakuya schüttelte seinen Kopf und ging weiter, damit er sich damit nicht mehr abgeben brauchte.
 

Als ein bellendes Lachen hinter ihm ertönte, dachte Byakuya, dass er vielleicht doch ein alkoholisches Getränk brauchen konnte.

Mr. Freeloader

Renji konnte das Gewicht von Kisuke Uraharas Blick spüren. Auch wenn Uraharas falkenartige, grauen Augen fast komplett im Schatten seines gestreiften Huts und des Fächers lagen, schienen sie in Renjis Rücken zu stechen, wie eisige Nadeln.
 

Endlich sagte Urahara in einem leichten, neugierigen Ton: „Hast du vor, die ganze Nacht bei Ururu zu sitzen, Vizekommandant Abarai?“
 

Was konnte er sagen? Renji fühlte sich verantwortlich, dass das arme Kind verletzt wurden war. Er war so besorgt um sie, dass er einfach nur Urahara und Tessai Tsukabishi gefolgt war, als sie sie zum Heilen in den Shōten getragen hatten. Er hatte während der Prozedur in der Ecke gesessen und war nur irgendwie dort geblieben. Einfach nur da gesessen, selbst als alle anderen sich schon lange eine gute Nacht gewünscht hatten und ins Bett gegangen waren.
 

Urahara stand an der Tür, als würde er darauf hoffen, Renji den Weg hinaus zu zeigen und räusperte sich wieder. „Sie ist ziemlich zäh. Sie wird schon wieder auf die Beine kommen. Also wenn du woanders noch benötigt wirst…?“
 

Die Andeutung war offensichtlich. Renji sollte gehen.
 

„Ähm… ja, deswegen“, begann Renji. Die Schamesröte färbte die Spitzen seiner Ohren, während er sich den Nacken rieb. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass du vielleicht eine übrige Schlafstätte hier hast. Ich hab nicht wirklich einen anderen Platz, wohin ich gehen könnte.“
 

Der Fächer blieb vor Uraharas Gesicht, doch seine Augen weiteten sich ein wenig. „Oh.“
 

Renji hatte gehofft, dass darauf eine Einladung gefolgt wäre. Doch Urahara stand weiter an der Tür und blickte nachdenklich auf den Boden zwischen Tür und Renji.
 

Einige lange Momente vergingen, während Urahara Renji mit kaltem, unmitleidigem Blick musterte. Renji begann zu glauben, dass er fragen müsse, wo die nächste Brücke war oder fragte sich, ob die Typen, die die Straße hinunter auf Kartons schlafen, vielleicht teilen würden. Er vermutete, dass es klappen könnte. Es war ja nicht so, als hätte er keine Erfahrungen, so zu schlafen. Er wollte das gerade aussprechen, als sich der Fächer schloss und Urahara ihn leicht gegen das stoppelige Kinn tippte.
 

„Nein“, sagte Urahara, jedes Wort kam nun langsam und abschätzend, als wolle er sich selbst dazu überreden, Renji die Bleibe zu gewähren. „Du bist ein Vizekommandant. Das wäre ein Gefallen gegenüber den Hofgarden, vermute ich. Aber vielleicht ist es noch wichtiger, dass du Kommandant Kuchikis Liebhaber bist. Yoruichi-san hat eine Schwäche für ihren ‚kleinen Byakuya‘. Es wäre unhöflich von mir, dich abzuweisen.“
 

Der letzte Satz klang schon fast wie eine Frage, also nickte Renji. „Super. Das ist wirklich nett von dir. Ich weiß das zu schätzen. Ich werde niemandem im Weg stehen.“
 

Urahara schob leicht seinen Hut zurück, also wollte er versuchen, einen besseren Blick auf Renji zu erhaschen, dann erklärte er in seinem fröhlichen Singsang: „Natürlich wirst du das, besonders wenn du bleibst, wo du bist und morgen früh gehst. Eine Nacht ist kein Problem!“
 

„Ähm… Eigentlich hatte ich irgendwie gehofft, dass ich für die Dauer bleiben könnte, du weißt schon, so lange, wie die Mission dauert.“
 

„So lange, wie die Mission dauert?“, wiederholte Urahara, sein Enthusiasmus verließ ihn wie Luft einen Ballon. Er rückte seinen Hut wieder in Position und steckte seine Hände in die Ärmel des grünen Mantels. „Oh je. Das könnte… eine Weile sein.“
 

„Ja“, stimmte Renji zu.
 

Sie starrten sich für eine lange Zeit an.
 

Urahara seufzte schlussendlich und ließ sich mit dem Rücken gegen die nächstgelegene Wand fallen. „Oh, also schön. Ich werde Tessai bitten, morgen etwas für dich zu richten. Du kommst hier für die Nacht klar?“
 

„Sicher, ich hab öfter für Rukia Wache gestanden, als ich zählen kann. Ich kann das auch für die Kleine tun.“
 

Bei diesen Worten schien Urahara etwas weicher zu werden. „Ah, ja. Das ist sehr umsichtig von dir. Ich bin sicher, Urura weiß das zu schätzen. Jinta ist nicht wirklich ein Onii-chan, zumindest nicht in dieser Weise, fürchte ich. Sie könnte jemanden wie dich brauchen.“
 

Er blickte auf das zerbrechlich wirkende Mädchen auf dem Futon, das auf dem Boden lag, und nickte. Es war eine seltsame kleine Familie, die Urahara da für sich gemacht hatte.
 

Seit dem sie während seinem und Byakuyas Date in die beiden hineingerannt waren, hatte Renji den Eindruck gehabt, dass Lady Yoruichi und Urahara ein Paar gewesen waren. Doch zu sehen, wie Tessai ihm den Vortritt ließ und sie sich anscheinend gemeinsam um diese Kinder kümmerten, ließ Renji… seine Vermutungen ausweiten. Urahara schien eine Menge Leute zu haben, um die er sich kümmerte und die ihm wichtig waren.
 

‚Gemachte Familien‘ waren etwas, dass Renji verstand und respektierte. Er fühlte sich ein wenig schlecht dabei, sich da so einfach einzumischen.
 

„Es tut mir leid, dass ich keinen besseren Job abgeliefert habe, sie zuerst zu schützen und… ähm… ich schätze die Tatsache, dass du mich so einfach aufnimmst“, sagte Renji.
 

Das Lächeln von Urahara sah geübt aus. „Das ist in Ordnung“, sagte er mit einem kleinen Achselzucken. „Doch ich sollte dich warnen. Selbstlosigkeit ist nicht wirklich mein Ding. Ich bin mir sicher, dass ich einen Weg finde, dich dafür bezahlen zu lassen.“
 

„Das ist gerecht“, stimmte Renji zu, auch wenn da etwas Bedrohliches in Uraharas gespielt leichten Ton war. „Aber es muss ein Handel sein. Ich bin so pleite, dass sogar meine Schulden Schulden haben.“
 

Urahara nickte verstehend und schob sich von der Wand weg, gegen die er aufrecht gelehnt hatte. Er rückte seinen Hut und Mantel zurecht. „Zur Kenntnis genommen“, sagte er. „Also gut. Ein paar Regeln, bevor ich gute Nacht sage! Wecke niemanden vor 10 Uhr am Morgen, es sei denn, der Laden brennt. Keine Besucher über Nacht. Kein Herumwandern in unmarkierten Räumen, ohne Begleitperson. Fasse nichts an, was wie Laborausrüstung aussieht und das beinhaltet auch die Kaffeemaschine. Wenn etwas einen Knopf, einen Hebel, ein Ziffernblatt oder blinkende Lichter hat, tu es einfach nicht… Tatsächlich sogar solltest du besser 3 Meter Abstand davon halten, wenn etwas damit ausgestattet ist. Kein Anprobieren oder Belästigen von Körpern, die du vielleicht in einem Kleiderschrank findest. Außerdem ist es vielleicht nicht schlau, etwas zu sich zu nehmen, dass du im Kühlschrank in einem unmarkierten Plastikbehälter findest, unnatürlich grün ist oder in irgendeiner Weise Empfindungsfähig zu sein scheint. Verstanden?“
 

„Sicher“, sagte Renji. Er zählte an seinen Fingern ab, während er wiederholte: „Nicht herumschnüffeln. Lange schlafen, Sex woanders haben, von deinem Kaffee und Laborkram wegbleiben, nicht mit den Gigais ficken und… oh, ja. Nicht aus Versehen die Experimente futtern. Hab es verstanden.“
 

Ein langsames, schelmisches Grinsen breitete sich auf Uraharas Gesicht aus. „Das merke ich. Sehr gut. Dann eine gute Nacht, Vizekommandant.“
 

Ohne nachzudenken antwortete Renji: „Gute Nacht, Kommandant.“
 

Urahara quiekte. „Oh, nein, nein, nein, nein! Neue Hausregel: Keine Titel für mich! Falls du mich irgendetwas nennen möchtest dann ‚gutaussehender, perverser Ladenbesitzer‘, ok?“, er pfiff, als er weghuschte, seine hölzernen Geta klackerten auf den Boden, während er sich hastig zurückzog.
 

Es würde eine sehr seltsame Bleibe werden, bemerkte Renji, ließ sich wieder nieder, um über das kleine Mädchen zu wachen, das schlafwandelnd die stählerne Haut eines Arrancars mit ihren dünnen Fäusten blutig schlagen konnte.
 

Renji lehnte den Kopf gegen die Wand und versuchte zu schlafen.
 


 

Renji hatte es nicht geschafft, die Nacht über richtig zu ruhen. Er war ein paar Mal weggedöst, doch die unbekannten Geräusche des Shōten ließ ihn immer wieder bei jedem Knarzen oder Knacken der Bodendielen hochfahren. Jedes Mal, wenn ein Flugzeug über sie hinwegflog oder ein Zug in der Nähe rumpelte, schreckte Renji aus dem Schlaf hoch und griff noch fester nach Zabimaru.
 

Dann, gerade als die entfernten Vekehrsgeräusche zu einer Art städtisches Schlaflied wurden, hörte Renji jemanden erwachen. Im Gegensatz zu dem, was Urahara gesagt hatte, war es nicht lange nach Sonnenaufgang, als von Hausschuhen gedämpfte Schritte am Raum vorbeischlürften, in dem Renji und Ururu waren, entlang des Flures trotteten, wo Kannen und Pfannen klapperten. Ein lustiges, gluckerndes und gurgelndes Geräusch wurde von einem bitteren, dunklen Geruch begleitet. Als der Geruch von Gekochtem so stark wurde, dass sein Magen anfing zu knurren, entschied Renji, die Nachforschung zu riskieren.
 

Doch bevor er ging, musterte er kurz das Mädchen, Ururu. Sie schien friedlich zu schlafen. Impulsiv tätschelte Renji ihr den Kopf. Sie sah wirklich aus wie ein zerbrechliches, kleines Ding, nicht im Geringsten nach so etwas wie eine Super-Tötungsmaschine. „Schlaf fest“, sagte er ihr freundlich. „Kein Schlafwandeln, hörst du?“
 

Leise schob Renji die Tür auf und fiel beinahe über seinen eigenen Gigai.
 

Irgendwie hatte es jemand geschafft, trotz Renjis ruheloser Nacht, den Gigai wie eine Leiche in den Flur zu legen. Die Hände waren vor der Brust gefaltet, den Soul-Candy-Spender fest in seiner Hand.
 

Offensichtlich wurde die Mod Soul für die Nacht hinausgenommen, denn er bewegte sich nicht, als Renji vorsichtig ihn mit einem Zeh seines besockten Fußes anstupste.
 

Anscheinend galten die Hausregeln nur für Renji. Der Gigai war nun in etwas anderem gekleidet, als die Schuluniform, die Renji glaubte, zuletzt getragen zu haben. „Jemand hat mit meinem Gigai gespielt“, murmelte Renji und hockte sich hin, um einen besseren Blick darauf zu haben.
 

Er trug eine weiche, eingetragene Jeans, die nicht ganz zu passen schien, da sie an seiner Hüfte recht niedrig hing. Im Kontrast dazu war das Muskelshirt so eng, dass Renji schwören konnte, dass sich die Brustwarzen darunter abzeichneten und es schien auch seinen Torso hoch zurutschen, den Bauchnabel zu entblößen und einen ganzen verdammten Haufen an Tattoos zu zeigen. Jemand hatte auch das Outfit mit Schmuck verschönert: da waren ein paar eigenartige Halsketten und einige Armbänder, die an seinem linken Handgelenk waren.
 

Seine Haaren waren auch anders: der Pferdeschwanz war niedriger angesetzt, als gewöhnlich. Wer auch immer daran herumgespielt hatte, hatte deutliche Probleme damit, es zu kontrollieren, denn es hingen mehrere dicke, rote Strähnen lose vor seinem Gesicht, über dem Bandana in Batikoptik. Ein wenig schludriger als sein gewöhnlicher Look, aber da Renji keine Ahnung hatte, wo die Kleidung aufbewahrt wurde und er gewarnt wurden war, nicht herumzuschnüffeln, musste es ausreichen.
 

Er zog sich selbst und Zabimaru in den Gigai und steckte den Spender in seine Jeanstasche, folgte dann den Geräuschen aus der Küche des Shōten.
 

Seine nackten Füße klatschten auf den kalten Boden, während er tiefer in den Laden hineinging. Dieser Ort, entschied Renji, war innen viel größer, als es von außen aussah.
 

Wahrscheinlich Magie.
 

Oder eine kranke Technologie von Urahara.
 

Endlich gelangte er zur Quelle des köstlichen Geruchs. Vorsichtig steckte er den Kopf durch die offene Tür und sah den großen Typen – Tessai – wie er etwas in der Pfanne auf dem Herd briet. Es war das erste Mal, dass Renji einen guten Blick auf den Kidō-Meister werfen konnte. Er war ein… interessanter Charakter. Riesig. Renji kam nicht über seine Größe hinweg. Tessai war ungefähr so groß wie Kenpachi und war ähnlich gebaut wie eine Backsteinmauer… und Renji konnte so ziemlich alle Muskeln von Tessai sehen, denn er trug nicht mehr als eine grellpinke Schürze und super enge und kurze Shorts, die an seinem Hintern hingen, wie eine zweite Haut.
 

Renji kam plötzlich die Idee, wer ihn vielleicht angezogen hatte wie einen Stricher.
 

„Ich sehe, du hast deinen Gigai gefunden“, sagte Tessai fröhlich, blickte ihn durch diese quadratischen Brillengläser an, die seine Augen so effektiv versteckten, wie bei Aizen. Renji wusste nicht, ob das Ganze mehr oder weniger störend, wegen den engen Cornrow-Zöpfen und dem Schnauzbart, war. „Wie magst du deine Eier?“
 

„Ich bin da nicht wählerisch“, sagte Renji. „Ich denke, so lange sie nicht „empfindungsfähig“ sind, kann ich sie essen.“
 

„Ah“, kicherte Tessai. „Du wurdest über die Hausregeln aufgeklärt, sehe ich. Hat dir Kisuke das komplette Dokument ausgedruckt oder hast du nur eine kurze Aufzählung erhalten?“
 

Renji zog einen der vier Stühle im Westernstil unter dem abgenutzten, hölzernen Küchentisch hervor. Mit einem Achselzucken setzte er sich. „Ich vermute, ich hab die schnelle Nummer bekommen.“
 

Er beäugte die Früchte, die in Mitte des Tisches standen und griff nach einer Orange.
 

Tessai schnalzte mit der Zunge. „Würde ich nicht tun. Bomben.“
 

Bomben?
 

Renji zog schnell seine Hand zurück. „Verarschst du mich? In der Küche? Die aussehen wie Essen?“
 

„Der Boss mag es, für alle Fälle vorbereitet zu sein. Hier sind überall Waffen versteckt“, sagte Tessai. „Schau dir einen Kugelschreiber immer zwei Mal an, bevor du drauf drückst! Es steht im vollständigen Regeln- und Regularien/Mitarbeiter-Handbuch. Ich mach dir eine Kopie.“
 

Langsam musterte Renji den halb nackten Mann in der grellpinken Schürze von oben bis unten. Dann fragte er: „Also… du arbeitest hier?“
 

Tessais Augenbrauen schossen über die Brille und hingen da, als wäre er sich nicht sicher, was seine Antwort sein sollte.
 

Er wurde davor bewahrt, da ein grummeliger, rothaariger Junge, Jinta, durch die Tür kam. Er trug nur eine Pyjamahose- die mit Cricketschlägern bedruckt war. „Sei kein Arschloch“, schnaubte der Junge und zog sich den Stuhl Renji gegenüber heraus. „Wer zum Teufel hat dich überhaupt eingeladen?“
 

„Eigentlich hat sich Vizekommandant Abarai selbst eingeladen“, verkündete Urahara mit einem Gähnen und kam aus einer anderen Tür. Als er an Tessai vorbei ging, stellte er sich kurz auf die Zehnspitzen und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange des großen Kerls. „Aber ich habe zugestimmt, also sollten wir versuchen, miteinander auszukommen, oder etwa nicht?“
 

Tessai schien von dem zwanglosen Kuss überrascht und langsam tauchte ein kleines Grinsen auf seinem erröteten Gesicht auf. Doch dann erholte er sich wieder, begann fröhlich zu pfeifen und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Herd und die Eier.
 

Als Urahara hinüber zu dem Teil der Küchenzeile ging, die ein zischendes und gurgelndes Geräusch machte, vermutete Renji, dass das die Kaffeemaschine war. Im Vorbeigehen wuschelte er Jinta durch die Haare. Der rollte mit den Augen und schlug Uraharas Hand weg, doch Renji konnte sehen, dass er Junge im Geheimen erfreut über die kleine Demonstration seiner Zuneigung war.
 

Renji nickte. Sein erster Instinkt war korrekt gewesen: Eine Familie.
 

Eine Familie mit einem ‚Mitarbeiter-Handbuch‘ und Fruchtbomben, aber dennoch eine Familie.
 

Urahara kramte in einem Schrank, bis er eine Tasse fand. Renji beobachtete ihn, während er sich ungeschickt etwas der schwarzen Flüssigkeit einschüttete. Urahara hatte seinen Hut nicht auf und deine Haare waren ein strohblondes Durcheinander, das in alle Richtungen abstand. Es war eine Art verrückte Kombination aus einer Aufstehfrisur und einem haarigen Hut. Er trug einen flauschigen, grünen Bademantel und die übliche Hose. Der Mantel war locker zusammengebunden und bis zu seinem Bauch geöffnet, entblößte einen erstaunlich steinharten Körperbau.
 

Nun schüttelte Renji über sich selbst den Kopf. Wie konnte jemand die beiden Kerle nicht als super-tuntige Schwule sehen? Er fragte sich nur plötzlich, wie da Lady Yoruichi reinpasste und wer wen toppte oder ob das so etwas wie eine spektakuläre frei-für-alle-Orgie war.
 

Tessai knallte einen Teller mit Eiern und Toast vor Renji auf den Tisch, riss ihn damit aus seinen Tagträumen. „Besteck ist in der Schublade zu deiner Linken.“
 

„Ähm, richtig. Danke“, sagte Renji. Durch Tessais Nähe, auch wenn nur so kurz, konnte Renji das massive, wirbelnde Reiatsu spüren, dass ihn wie ein Mantel umgab oder der schwere Dunst von Räucherwerk. Der Typ stank nach Kraft und Magie. Renji erinnerte sich selbst daran, dass auch wenn Tessai vielleicht dumm aussah, man ihn niemals unterschätzen sollte.
 

„Oh, habe ich fast vergessen“, sagte Urahara. Dann zog er eine Pergamentrolle aus der Tasche seines flauschigen Mantels und übergab sie Renji. „Seelensendung für dich. Scheinbar ist es kurz nach eurem Kampf angekommen, doch, meiner Meinung nach zum Glück, hat der Absender vermutet, dass du bei den Kurosakis bleibst.“
 

Renji blinzelte dümmlich und rollte das Papier in seiner Hand auf. „Sendung?“
 

Urahara zog sich einen Stuhl ran und setzte sich. „Ja, wie Korrespondenz, Post, Niederschrift, spezielle Lieferung oder“, er grinste schelmisch. „… ein Liebesbrief.“
 

Jinta, der dabei gewesen war, Essen in seinen Mund zu schaufeln, blickte bei den Worten auf. „Ein Liebesbrief? Jemand schickt dir schmutzige Briefe?“
 

Tessai zog Jinta mit dem Pfannenwender einen über die Rübe, während Urahara sagte: „Oh, ich bin mir sicher, dass es viel poetischer ist, wenn man den Absender berücksichtigt.“
 

Dann rutschten alle 3 auf ihren Stühlen um Renji herum, damit sie über die Schulter mitlesen konnten, während er den Brief ausrollte. In Byakuyas perfekter Schrift war zu lesen:
 

Liebster Renji,

ich vertraue darauf, dass du, wenn der Brief dich erreicht, wieder erholt und gesund bist. Die 12. Division hat Zaraki und mich ‚eingeladen‘ euren ersten Zusammenstoß mit unserem neuen Gegner zu zeigen. Ich kann nicht sagen, dass ich diese Erfahrung als angenehm empfand, doch es ist immer eine Freude, dich in Aktion zu sehen und so musste ich feststellen, dass ich die Nacht nicht in der Lage war, zu schlafen, da ich an dich denken musste.
 

Renji spürte, wie er bei diesen Worten knallrot wurde. Schnell schielte er zu den Anderen, um zu sehen, ob sie seine Reaktion bemerkt hatten, doch er sah, dass sie immer noch aufmerksam lasen, also lenkte er seine Aufmerksamkeit auch wieder auf den Brief.
 

Du bist vielleicht glücklich zu hören, dass Tante Masama und ich zu einer Art Waffenstillstand übereingekommen sind. Sie befürwortet meine Pläne, einen Erben zu ernennen und so könnte, mit Glück, die Angelegenheit ein für alle Mal gelöst sein, wenn du zurückkehrst. Es könnte interessant sein, nach all der Zeit meine Tante als einen Verbündeten zu haben. Ich hoffe, dass mit genug Zeit, sie in der Lage sein wird, das in dir zu sehen, was ich sehe.
 

Renji konnte schon fast das Zögern in Byakuyas Stimme hören, bevor er die nächste Zeile hinzufügte:
 

Doch vielleicht auch nicht.

Ich hatte gehofft, dass sie ihre Sachen packt und kurz nach dem Vertragsbruch der Kandidatin verschwinden würde, doch es scheint, dass sie und unser 3. Offizier immer noch etwas planen. Ich vermute, dass trotz meinem Wunschdenken, Tantchen Masa wirklich erst zufrieden sein wird, wenn der Clan endlich einen Erben hat und du verschwunden bist.

Nun, sie hatte das Gleiche auch bei Hisana gehofft. Ich tue mein Bestes, sie im Schach zu halten.

Ich denke, all das scheint trivial gegenüber den Dingen, denen du gegenüberstehst. Doch ich möchte, dass du weißt, wie konstant du in meinen Gedanken bist. Das Anwesen erscheint viel zu leer, wenn du so weit weg bist. Du hast deine Kirschblütenrobe zurückgelassen und auch, wenn sie mir kaum passt, trage ich sie, während ich dir schreibe. Dabei stelle ich mir vor, wie du deine Arme um mich legst und deine Haut eng an meine presst.
 

„Sieh an, sieh an“, murmelte Urahara, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte, um sich Luft mit der Hand zuzufächern, als wäre er plötzlich überhitzt.
 

Da war nur noch ein kleiner Rest zum Lesen übrig:
 

Ich werde für eine Pause in der Schlacht beten und, wenn du erlaubst, dich heimlich besuchen. Ich würde sehr gerne unsere letzte Nacht hier wiederholen. Wie ein Schuljunge habe ich ein bisschen des Efeus aufgehoben, welches ich in meinen Haaren gefunden hatte. Es liegt hier auf meinem Schreibtisch und erinnert mich an deine Küsse.
 

Dann hatte sich Byakuya wieder an einem weiteren, herzförmigen Fleck versucht und mit seinem Namen unterschrieben. Nicht seinem gewöhnlichen Stempel, bloß eine sehr persönliche Kritzelei von nur seinem Vornamen, was, neben dem ganzen anderen erotischen Zeug, Renjis Herz kurz aussetzen ließ.
 

„Das ist gar nicht so heiß“, bemerkte Jinta, als sei er enttäuscht. „Nur ein bisschen kitschig. Und was soll das Bild überhaupt bedeuten? Ist das etwas Unanständiges? Es sieht irgendwie aus wie ein S…“
 

Tessai schlug Jinta wieder auf den Kopf. „Sei nett.“

Not His Greatest Strength

All die Dokumente waren genau dort, wo Byakuya sie vorfinden wollte. Offensichtlich hatte Renji der 4. Offizierin detaillierte Anweisungen hinterlassen. Auch wenn es so schien, während Byakuya die Arbeit durchsah und einige Dinge korrigierte, dass es Zeit benötigte, damit sie all die Komplexitäten der Divisionsgeschäfte auf einer höheren Ebene komplett begriff. Es war schwer, nicht enttäuscht zu sein.
 

Er zog den Pinsel durch einen weiteren einfachen Fehler, den Renji niemals gemacht hätte und musste inne halten und durchatmen. Geduld! Es war der erste Tag dieser Frau und sie hatte niemals erwartet, die Rolle des Adjutanten so schnell zu übernehmen. Sie war nur die Vierte, der Dritte sollte diesen Job machen.
 

Byakuya nahm die Papiere wieder auf, versuchte sich darauf zu fokussieren, was sie gut gemacht hatte.
 

Immerhin war es nicht ihre Schuld gewesen, dass er letzte Nacht furchtbar geschlafen hatte. Selbst in Renjis Yukata eingehüllt, hatte es Byakuya überraschend schwer gefunden, ohne die grunzenden Schnarcher in seinem Ohr und einem heißen, schweren Körper, der das Bett für sich einnahm. Als Byakuya endlich angefangen hatte wegzudösen, hatte sich sein Kopf mit Bildern des Kampfes in Karakura gefüllt und jedem Moment, an dem Renji getroffen oder verletzt worden war.
 

Byakuya glaubte nicht, dass er mehr als ein paar Stunden geschlafen hatte.
 

Aufzugeben und aus dem Bett aufzustehen, hatte nichts verbessert. Tatsächlich hatte der Ausblick alleine zu essen, ihn demoralisiert, sodass Byakuya sogar die Gesellschaft von Tante Masama gesucht hatte. Sie war munter und gesprächig gewesen. Doch bei der albernen Konversation am Ball zu bleiben hatte Byakuya ausgelaugt, erschöpft und genervt.
 

Und er vermisste Renji sogar noch mehr.
 

Es würde eine lange Trennung werden.
 

Da war ein leises Klopfen an der Tür. Byakuya blickte auf und trotz dass er es besser wusste, hoffte er immer noch, dass Renjis großer, hoch gewachsener Körper gegen den Türrahmen lehnte. Stattdessen war da eine doppelte Enttäuschung. Denn wer konnte es anders sein, als Miisho Ōta, der fehlgeleitete 3. Offizier, der an der Tür kniete. Die letzte Person, mit der Byakuya wünschte, zu interagieren.
 

„Einen Moment eurer Zeit, Kommandant?“
 

„Wenn es sein muss“, sagte er, was absolut unhöflich von ihm war, doch was wollte dieser Mann überhaupt? Kam angekrochen in dem Moment, in dem Renji weg war! Das war beschämend. Dennoch vermutete Byakuya, dass er ihm zuhören sollte. Er bedeutete Miisho, dass er eintreten konnteund stand auf, damit er herankommen und den Platz vor seinem Schreibtisch einnehmen konnte. Byakuya versuchte, etwas erfreuter zu klingen, als er fragte: „Was kann ich für dich tun, mein Cousin in spe?“
 

Miisho errötete dabei ein wenig.
 

Byakuya konnte immer noch nicht glauben, dass seine Tante eine solch reizende Cousine an eine Person gebunden hatte, die so geringe Verbindungen und kaum adliges Blut hatte. Alles für einen Spion. Es war eine armselige Abmachung, besonders wenn Masama dachte, Renji für so jemanden einzutauschen.
 

Er ließ Miisho sich setzen, bevor er sich selbst niederließ. „Wirst du meine Grüße an Nene-chan ausrichten, wenn du sie das nächste Mal siehst?“, sagte Byakuya, da er an den Namen von seiner Cousine während dem endlosen Geplapper seine Tante über dem Frühstück erinnert worden war. „Ich glaube nicht, dass ich seit meiner Hochzeit das Vergnügen hatte und sie war damals wirklich nur ein kleines Ding. Ich habe gehört, sie hat sich gut entwickelt?“
 

„Oh, sehr sogar, mein Herr“, sagte Missho, sein Gesicht hatte mittlerweile die Farbe von Roter Bete. „Ich werde ihr eure besten Wünsche übermitteln.“
 

Byakuya fragte sich, ob Miisho es tatsächlich erlaubt wurde, Nene zu sehen, von den Bildern einmal abgesehen. Zweifelsohne beharrt Masama auf die formalen Wandschirme bei der Brautwerbung. Vermutlich hatte das arme Pärchen auch Begleitpersonen bei jedem Treffen. All die Verschleierung und Zeremonie war dazu bestimmt, die beiden Versprochenen nervöser und aufgeregter zu machen, doch für Byakuya hatte es in keiner Weise funktioniert. Tatsächlich war es so sogar viel einfacher gewesen, dass Herz einer ‚Versprochenen‘ zu brechen, die er nur als eine distanzierte, scheue und gut bewachte Stimme kannte.
 

Die Stille streckte sich zwischen ihnen, während Byakuya darauf wartete, dass Miisho seine Courage für das sammelte, für was auch immer er gekommen war.
 

Schlussendlich räusperte sich der 3. Offizier und sagte: „Vizekommandant Abarai ist auf Mission.“
 

Das schien ziemlich offensichtlich. Sicher war Miisho nicht den ganzen Weg vom Anwesen gekommen, um ihn darüber zu informieren. „Das ist er.“
 

„Sie sind knapp an Personal. Ich möchte wiedereingesetzt werden.“
 

Ah. Natürlich.
 

„Ich bin mir sicher, dass du das willst“, sagte Byakuya einfach. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Papieren auf seinem Tisch zu und runzelte über das ausgefüllte Anforderungsformular die Stirn. Ein 4. Offizier als stellvertretender Vizekommandant war weit hergeholt. Da gab es Vorteile, wenn er Miisho zurückholen würde, doch wie konnte er seine Rückkehr mit gutem Gewissen erlauben? „Und doch machst du das schwierig, Miisho. Dank dir ist meine Tante über meinen Haushalt hergefallen und droht mit dem Leben meines Liebhabers.“
 

„Sein Leben?“
 

Byakuya blickte aufgrund Miishos überraschter Stimme auf. Wusste er das nicht? Hatten sie das nicht gemeinsam ausgeheckt? Oder war das nur gespieltes Mitleid, um sich anzubiedern?
 

„Ja“, wiederholte Byakuya. „Sein Leben. Sie sagte mir, dass du ein Beweis aufgetrieben hast, der ihn belasten kann. Sie würde unsere Zuneigung in Tätlichkeit umwandeln.“
 

Miishos Augen wurden groß und er ließ seinen Blick fallen, um seine Daumen dabei zuzuschauen, wie sie nervös gegen seine Oberschenkel zwirbelten. „Oh ja, Tätlichkeit. Das könnte… ernst sein. Aber sein Leben?“
 

„Tätlichkeit würde sein Leben bedeuten. Renji ist von Inuzuri oder hast du das etwa vergessen?“, Byakuya versuchte seine Bissigkeit aus der Stimme zu halten, doch er bemerkte, dass sein Ton genauso scharf wie sein Blick war. „Wenn nachgewiesen wird, dass er in irgendeiner Weise an mich… herangetreten ist, ist sein Leben vollkommen verwirkt.“
 

„Sie würde ihn der Vergewaltigung bezichtigen?“
 

Byakuya schnaubte über die Unreife und dem fehlenden Verständnisses der adligen Denkweise des 3. Offiziers. Es würde einige Arbeit kosten, ihn auf das Niveau eines Kuchiki anzuheben. Tante Masa musste sich da einige Arbeit aufhalsen.
 

„Das müsste sie nicht“, erklärte Byakuya, klammerte sich an einem Strohhalm von Geduld, um seine Stimme ruhig zu halten. „Für jemanden wie Renji wäre es selbst genug, wenn er auch nur wagt meine Person in jeder vorstellbaren Weise zu berühren, weit mehr als genug, um zum Tode verurteilt zu werden.“ Byakuyas Stirnrunzeln wurde tiefer. „Aber sicherlich hast du das bereits bedacht, als du deine Allianz geschmiedet hattest, als du deine Anschuldigung gegenüber ihn gemacht hast.“
 

„Nein… ich… Meinen sie das ernst? Sie übertreiben nicht?“, Miisho blickte dabei auf und suchte in Byakuyas Gesicht. „Zu Tode verurteilt?“
 

„Meine Tante verhätschelt dich, aber bringt dir nichts bei. Du bist zu schlecht vorbereitet, um überhaupt Adlige meines Ranges am Ellbogen zu berühren. Du begehrst das Privileg, unantastbar zu sein, ohne zu verstehen, dass es bedeutet, dass du vielleicht niemals erlauben darfst, berührt zu werden?“
 

Byakuya ließ die Worte für einen Moment sickern. Miisho jedoch starrte weiter zurück, die Augen leer von echtem Begreifen. „Aber… er ist ein Shinigami, ein Vizekommandant. Und eure Frau war aus Inuzuri.“
 

Wie konnte der 3. Offizier immer noch daran scheitern, die Schwere von Renjis Situation zu begreifen? Was hatte Tante Masa zu Miisho gesagt? Hatte sie ihre Absichten beschönigt?“
 

„Da gibt es keinen Vergleich“, keifte Byakuya. „Lass mich dies in der einfachsten Weise, die mir möglich ist, sagen. Ich habe Hisana hinaufgebracht. Sie war eine Person ohne Bedeutung – fragil, krank, schmächtig und… unfruchtbar. Doch noch wichtiger für meine Familie, Hisana trug kein Zanpakutō. Aus ihr ging nicht die Bedrohung hervor, impliziert durch Bankai, im Rang eines Vizekommandanten. Die einzige Macht von Hisana kam durch mich.“
 

Nebenbei wurde angenommen, dass sie sich als Frau Byakuya unterwerfen würde. Sie würde auf die Knie für Byakuya gehen und niemals umgekehrt. Die Frage würde mit Renji immer offen sein und das… das war sein wirkliches Todesurteil.
 

Es war zumindest die eine Sache, über die Tante Masama seine Zusicherung benötigt hatte.
 

„Ich habe Hisana hinaufgebracht“, wiederholte Byakuya, um sicher zu stellen, dass er verstanden wurde. „Renji kann mich nur hinunterbringen. Daher ist er, bei weitem, die größere Gefahr für meine Familie. Für alle Adelsfamilien. Viele aus den noblen Häusern würden mit Freuden sehen, wie Renji herabgesetzt wird in der möglichst öffentlichen und demütigendsten Art und Weise, die möglich ist, nur um andere zu warnen, dass sie es niemals wagen sollen, nach oben zu greifen.“ Mit einem leisen seufzten fügte Byakuya hinzu: „Und als eine Bestrafung für mich, dass ich mich so erniedrigt habe.“
 

Miisho war wieder dazu übergegangen, auf seine Hände zu gucken. Sein Gesicht war blass und blutleer. Vielleicht hatte der 3. Offizier tatsächlich nicht gewusst, in welchem Ausmaß er Renji den Wölfen vorgeworfen hatte. Byakuya wollte Mitleid haben, doch er scheiterte.
 

„Ich habe nicht gemerkt, wie gewaltig Seelen vom Rukongai… gehasst werden. Ich dachte… ich meine… Wie kann mich eure Familie jemals akzeptieren?“
 

Byakuya war irritiert über den plötzlichen Wandel des Gesprächs. Nebenbei wusste Miisho, dass ‚Akzeptanz‘ immer bedingt von der Situation war, oder nicht? „Du wurdest innerhalb der Seireitei geboren, oder nicht?“
 

„Ähm… So etwas in der Art“, gestand Miisho. „Auf dem Papier.“
 

Oh?
 

Miisho hustete. „Niemand hatte es ausgesprochen, aber da gab es immer Gerüchte. Sagen wir einfach, dass ich immer sehr viel mehr dem Gärtner als meinem Vater ähnelte. Haben sie sich niemals gewundert, warum ich nicht geblieben bin, um das Land meiner Familie zu erben? Ich habe mein Geburtstrecht unter Druck abgegeben.“
 

Wie interessant.
 

Es schien, als würde eine plötzliche Plage von Bastarden sich wünschen, den Namen der Kuchiki für sich selbst zu stehlen. Doch zumindest war dieser relativ harmlos, wenn die Dinge so weiterliefen.
 

Byakuya winkte Miishos Sorgen ab. „Ich verstehe deine Besorgnis nicht. Du wurdest tot geboren, innerhalb dieser Mauern“, erinnerte Byakuya ihn. „Alleine das stellt dich Ligen über Renji. Aber wenn eines der Dinge, die meine Tante dir angeboten hat, ‚Akzeptanz‘ in der Familie war, dann war das ein falsches Versprechen.“
 

„Was?“, Miisho schien ehrlich geschockt.
 

„Lies deinen Vertrag sorgsam, 3. Offizier“, sagte Byakuya. „Ich habe das. Es ist offensichtlich für mich, anhand der Sprache, dass du eine Frau nehmen wirst und nicht in unsere Ränge aufgenommen wirst. Ihr Name wird zurückbleiben. Du hast Land und Lohn als Mitgift angeboten bekommen, aber du wirst kein Kuchiki sein. Sie wird eine Ōta werden.“
 

Das war der Grund, warum Byakuya niemals verstehen würde, dass Tante Masama gewillt gewesen war, diesen Handel abzuschließen. Was eine Verschwendung! Masa beklagte immer die Allianzen, die Byakuya weggeworfen hatte, doch er war zumindest nicht für den familiären Verlust von Name, Besitztümern oder Schicksal verantwortlich. Und er hatte es auch nicht für ein schlechtes Angebot, sondern für Liebe getan.
 

Arme Nene-chan war Pfand, wird hinausgehen in ein furchtbares Leben mit einem Mann, den sie unmöglich jetzt noch lieben konnte. In ein Leben, dass für sie nach Armut aussah, verglichen mit dem Reichtum der Kuchiki.
 

Ihre Mutter würde trauern.
 

Byakuyas Stirnrunzeln wurde immer tiefer. Warum hatte seine Cousine zugestimmt? Tante Masama war ein machtvoller Einfluss in dieser Familie, doch jeder hatte sein eigenes Schicksal, die eigenen Allianzen, ihre eigenen Interessen. Besonders die Nachkommenschaft vom Bruder seines Großvaters, die neben ihren Besitztümern auch den Namen Kuchiki besaßen.
 

Also musste die Familie mehr bekommen, als nur Renji loszuwerden. Wünschte sich Nene irgendwie das Leben einer Soldatenehefrau? Vielleicht hatte sie selbst irgendwelche Ambitionen? Sie war jung – so viel jünger als Miisho – hoffte sie, auf die Akademie gehen zu können oder etwas anderes Unerwartetes oder ‚Exzentrisches‘ zu tun? War das der einzige Weg gewesen, um sich von den Fesseln des Namens und Schicksals loszusagen?
 

Hmmmm, Byakuya machte sich mental eine Notiz, Nene zu schreiben und es herauszufinden. Vielleicht konnten sie auch irgendwie Miisho ausweichen, wenn es nötig war.
 

„Aber… meine Besitztümer wären wiederhergestellt“, sagte Miisho wie zu sich selbst. „Ich hätte Land und Verbindungen.“
 

Byakuya blickte auf. „Ja, du und Nene wären immer unter meiner Patronage. Doch erinnere dich, Miisho Ōta, deine Verbindung ist zu mir. Du solltest nicht überrascht sein, dass ich weniger zuvorkommend bin, sollte Renji aufgrund eines Beweises, den du besorgt hast, sterben. Und deine Ehefrau in spe? Wie würde sie sich fühlen, wenn sie erfahren würde, dass ihre Mitgift mit Blut bezahlt wurde?“ Byakuya konnte sehen, wie sich der Blick von Miisho verhärtete, als er seine Drohung andeutete, also hob er zum Zeichen des Friedens die Hände. „Ich habe gesehen, dass dein Vertrag unterzeichnet wurde, lange bevor du die Division verlassen hast. Es kann unmöglich beinhalten, Renji zu betrügen, oder? Warum nicht in meine Familie kommen ohne all die Hässlichkeiten zwischen uns?“
 

Miisho blickte Byakuya hart an. Seine Augen waren eng und die Stille zog sich für einen langen, unkomfortablen Moment hin. „Was ist ihr Gegenangebot, Kommandant?“, fragte er dann.
 

„Da gibt es einige Teehäuser, die ich gerne ausgliedern möchte“, sagte Byakuya ohne zu zögern. „Aktuell stehen sie für 20% des jährlichen Profits meiner Familie. Du wärst ein astronomisch reicher Mann.“
 

Nun war der Blick in Miishos Augen einfach zu lesen: Es war pure Gier.
 

Also fuhr Byakuya zuversichtlich fort. „Soweit es mich betrifft, meine Tante und Nene-chan weiterhin einverstanden sind, kannst du deinen Heiratsvertrag und die Mitgift behalten. Aber du musst mir den Beweis übergeben, den du gegen Renji hast und niemals auch nur ein Sterbenswörtchen über Unzucht gegenüber jemanden verlieren, egal ob oder ob nicht wir uns weiterhin sehen werden.“
 

„Und meine Position in den Hofgarden?“, fragte er.
 

„Ist dort, wie du sie verlassen hast. Dennoch würde ich dich gerne in den vorzeitigen Ruhestand versetzen“, sagte Byakuya ehrlich. Miisho und Renji sollten niemals wieder zusammen arbeiten müssen. Noch mehr sogar wollte Byakuya nicht mehr mit jemanden zusammenarbeiten, der offensichtlich so leicht käuflich war. „Doch ich kann dich wiedereinsetzen, bis du verheiratet bist und dich niedergelassen hast. Dann kannst du ehrenhaft entlassen werden.“
 

Miisho könnte auch weiterhin in den Hofgarden bleiben, wenn man ihn versetzen würde, doch Byakuya würde keine Empfehlung aussprechen, so lange Miisho diese nicht erzwang.
 

„Ich würde gerne die Zahlen des Teehauses sehen, aber… ich werde es überdenken.“
 

Überdenken? Ernsthaft? Was würde es ihm bringen, die Teehäuser nicht zu nehmen? Hmm, vielleicht hatte Byakuya unterschätzt, wonach Miisho verlangte… aber was war das? Miisho hatte ehrlich erschüttert bei der Idee von Renjis Tod gewirkt. Also was blieb an diesem Tisch unausgesprochen? Vielleicht die Chance, Byakuya gedemütigt zu sehen? Eine Hoffnung auf Erhöhung des Einsatzes, um zu sehen, wie viel genau ihm Renji wert war?
 

Byakuya würde mit Freuden alles zahlen, wenn Geld der entscheidende Punkt war, die Teehäuser repräsentierten Bereits ein Vermögen, das dem Lösegeld eines Königs wert war. Vielleicht konnte Miisho gar nicht erfassen, welches Ausmaß die Summe hatte, die Byakuya ihm zu Füßen gelegt hatte. Mit einem vagen Wink mit der Hand deutete Byakuya an, dass sie aufstehen sollten. „Exzellent. Ich werde dir die Zahlen zugänglich machen.“
 

Miisho verbeugte sich tief und ging hinaus.
 


 

Die nächste Person, die an seiner Türe klopfte, war die 4. Offizierin. Byakuya hatte mittlerweile ihre Unterschrift auf genug Papieren gesehen, um sagen zu können: „Komm herein, Nanako Imai.“
 

Sie schien erfreut darüber zu sein, beim Namen genannt zu werden, doch war dann plötzlich unsicher, wie sie vorgehen sollte. Sie blickte nervös zum Kenseikan und sah aus, als würde sie sich vor ihm auf den Boden werfen wollen. Byakuya lächelte innerlich über ihre Ängstlichkeit, wenn auch nur daher, weil ihre Haut- und Haarfarbe ihn so sehr an diese lästige Höllenkatze erinnerte und es ihn amüsierte, sich vorzustellen, dass sich Yoruichi derart benehmen würde. Eine Frage ihn ihm kam auf, als er die 4. Offizierin erneut ansah. Könnte sie eine entfernte Shihōin-Cousine sein? Es gab nur sehr weniger von diesem rätselhaften Clan, aber die brachten außergewöhnlich starke Frauen hervor.
 

„Setz dich“, sagte Byakuya. Er war aufgestanden und deutete nun auf den Platz ihm gegenüber am Tisch. „Wir haben Dinge, die wir besprechen sollten.
 

„Ja, Kommandant!“
 

Hmm, ihr Enthusiasmus erinnerte ihn an Renji, genauso wie der wilde Funke vom Reiatsu ihres Zanpakutō.
 

Sie setzte sich spielend leicht im Seiza hin. Byakuya tat es ihr gleich.
 

Doch bevor er herausgefunden hatte, wie er die Angelegenheit mit dem Papierkram ansprechen konnte, platzte heraus: „Die 2. Division hat das vor wenigen Minuten überbracht“, sagte sie und legte einen versiegelten Brief auf Byakuyas Schreibtisch. Sie drehte ihn so, dass er ihn lesen konnte. „Es ist als persönlich für Vizekommandant Abarai beschriftet, aber… nun ja, es wurde vom Gefängnis geschickt, oder nicht? Es muss etwas von seinem Bruder sein.“
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass Renjis Bruder ihm schreiben würde“, sagte Byakuya. „Doch vielleicht hat er es auch gelernt.“
 

Beide starten für einen Moment darauf, bevor sie fragte: „Glauben sie, dass wir es öffnen sollten, Kommandant?“
 

Die Handschrift, mit der Renjis Name darauf geschrieben war, sah sehr ernst, knapp und sauber aus, nicht wie etwas, das man von jemandem erwartete, der im Gefängnis gelernt hatte, zu schreiben.
 

Byakuya nahm den Brief entschlossen und brach das Siegel. „Wenn es Neuigkeiten von Seichi sind, würde Renji es wissen wollen.“
 

Er überflog den Brief und sah, dass es eine offizielle Korrespondenz von der Gefängniswache war. Es schien, dass Seichi in eine neue Barracke gebracht wurde. Der dafür angegebene Grund war sehr merkwürdig: ‚Erhöhte Sicherheit.‘ Sie fragten Renji, ob er in Erwägung ziehen würde, für Seichis Unterkunft und Verpflegung zu zahlen, um die Notwendigkeit von Einzelhaft zu vermeiden.
 

Byakuya übergab den Brief der 4. Offizierin, die ihn überrascht annahm, aber eifrig las.
 

„Was schließt du daraus?“, fragte Byakuya.
 

Nanako blickte am Brief vorbei und grinste Byakuya schief an. „Alle Abarais machen nur Ärger?“
 

Byakuya konnte ein leises Lachen nicht ganz unterdrücken. „Darüber hinaus“, forderte er auf. „Findest du die Anfrage nicht merkwürdig?“
 

Sie legte den Brief auf Byakuyas Tisch ab. „Nun ja, wenn Abarai in Kämpfe mit den anderen Häftlingen gerät, macht Einzelhaft Sinn.“
 

„Ja“, stimmte Byakuya zu. „Doch ich meinte ‚Unterkunft und Verpflegung‘. Sie haben vor, ihm Essen zu geben? Warum?“
 

„Oh!“, sie blickte noch einmal auf den Brief. Die Haut ihrer Wangen verdunkelte sich ein wenig und sie lächelte Byakuya entschuldigend an. „Ich habe einfach angenommen, dass das sei eine Umschreibung für Bestechungsgeld. Aber nein, natürlich, das sind Shinigami der 2. Division, keine gewöhnlichen Beamten! Also… glauben sie wirklich, dass sie ihm zu essen geben wollen, Kommandant? Ich meine, hat das einen praktischen Sinn? Würde ihn das nicht stärker machen?“
 

Byakuya wurde neugierig von Nanakos Vermutung bezüglich des Bestechungsgeldes, aber er fokussierte sich für den Moment auf die Angelegenheit vor ihnen. „Derzeit wird Seichis spiritueller Druck von kleinen Handfesseln unterdrückt. Vielleicht hilft Essen, Schwankungen auszugleichen?“ Byakuya seufzte. Vielleicht gerade weil sie ihn so sehr an die Menschen erinnerte, die er liebte, fand sich Byakuya in der Lage zuzugeben: „Aber ich bin da im Nachteil. Ich habe keine Ahnung, wie solche Dinge funktionieren.“
 

Sie nickte. „Ich auch nicht wirklich.“
 

Er hob neugierig die Augenbraue.
 

„Meine Eltern sind beide Shinigami. Ich wurde auf dem Gelände der 4. Division geboren“, lächelte sie. „Mein Vater hatte einen niedrigeren Rang, also hat er zugestimmt, sich zur Ruhe zu setzen, um mich großzuziehen. Wir haben ein Geschäft innerhalb der Seireitei nicht weit weg von seiner früheren Division. Ich bin mit Soldaten aller Ränge und Hintergründe um mich herum aufgewachsen. Doch… Ich habe keine Ahnung, wie es ist, hungrig zu sein. Papa und ich hatten einen Nudelladen.“
 

Neugierige überwältigte ihn und bevor er sich selbst zurückhalten konnte, fragte Byakuya: „Aber was ist mit deiner Mutter? War sie überhaupt nicht involviert?“
 

„Oh, ein wenig“, sagte sie und warf einen ihrer langen, dunklen Zöpfe nach hinten. „Ich sehe sie immer noch manchmal. Aber… nun ja“, sie hustete. „In ihrer Division geht es nur ums… ähm, kämpfen.“
 

Die Elfte? Byakuya hatte noch nicht einmal gemerkt, dass es überhaupt Frauen in der Elften gab. Wie konnte er daran gescheitert sein, einen weiblichen Rangoffizier in der Elften nicht zu bemerken? „Ist sie immer noch dort?“
 

„Nein, sie ist weitergezogen, aber… na ja, sie wissen, wie die Elfte an einer Person haften bleibt.“
 

Er dachte dabei an Renji und nickte. „Das tue ich durchaus.“
 


 

Byakuya und Nanako sprachen über die Formulare und er trug ihr auf, der zweiten Division in Renjis Namen zu antworten. Byakuya würde die finanzielle Verantwortung von Renjis Bruder übernehmen. Er würde es einrichten, ihn später zu besuchen und sicher zugehen, dass das Geld auch tatsächlich für Seichi ausgegeben wurde.
 

„Sie wissen, dass das der Vizekommandant hassen wird, ja?“, sagte Nanako, nahm die Antwort und ein Päckchen der ersten Rate.
 

Byakuya hatte das bereits vermutet, doch er war neugierig, gegen welchen Teil sie dabei dachte, den Renji am Meisten protestieren würde. „Denkst du? Seine leidenschaftliche Loyalität gegenüber der Familie ist… legendär.“
 

„Ja, aber ich meine die Wohltätigkeit“, sagte sie und blickte die Ken in dem Beutel an. „Er wird sich fühlen, als würde er ihnen etwas schulden, oder etwa nicht, Kommandant?“
 

„Vielleicht ist es langsam Zeit für Renji, sein Konzept der Familie auszuweiten“, sagte Byakuya zweideutig und lenkte seine Aufmerksam wieder auf der restlichen Arbeit der Division.
 

Nanako sog überrascht die Luft ein.
 

War es möglich, dass sie irgendwie von der Unzucht gehört hatte oder es vermutete? Byakuya blickte auf. „Die Division ist ebenso seine Familie, oder etwa nicht?“
 

Ihr errötetes Gestotter sagte Byakuya alles. „Oh, richtig. Genau, natürlich sind wir das! Ja, Kommandant!“
 


 

Wenn man gerade von Familie sprach, Byakuya überlegte, ob er seine komplett meiden sollte und den Abend in der Division verbringen sollte. Er wandte sich gerade um, um nach Aio zu klingeln, damit sie das Abendessen in die Division bringen würde, als ein lautes Klopfen erklang und eine kühne Hand die Tür aufschob.
 

„Ho, ho!“, bellte eine humorvolle Stimme, die nur zu Kommandant Kyōraku gehören konnte. Er kam ins Sichtfeld. Das Licht der Laternen von der Kolonnade warf seltsam dunkle, lange Schatten zu seinen Füßen, während es verspielt vom grellpinken Kimono, den er um die massiven Schultern geworfen hatte, reflektiert wurde. „Dein Hausverwalter sagte, dass du dich hier versteckst. Komm, komm, Herr Byakuya, beeil dich und sammel dein Zeug auf!“, er klatschte die großen Hände zusammen. „Mein Jūshirō und deine verehrte Tante warten im Anwesen auf uns!“
 

Byakuya stand auf. „Hatten wir Pläne, von denen ich nichts gewusst habe, Shunsui?“
 

Kyōraku lachte. „Warum, natürlich!“ Offensichtlich wusstest du nicht, dass Jūshirō und ich uns gefragt haben, wie es dir geht, wenn Herr Renji auf Mission ist! Du hattest offensichtlich keine Ahnung, dass wir einen Überraschungsbesuch geplant hatten, sonst hättest du uns gesagt, dass du bereits Gäste hast und uns daran erinnert, ein Geschenk für deine liebreizende, verwitwete Tante mitzubringen.“
 

Die weise, wie Kyōraku das Wort ‚verwitwete‘ aussprach, ließ Byakuya unbedacht murmeln: „Oh mein lieber Gott, werbe nicht um meine Tante.“ Um seine Unhöflichkeit zu überdecken, stapelte er schnell die übriggebliebene Arbeit und ging zu Kyōraku an die Tür. Dann fügte er hinzu: „Nicht, dass du keine feine Beigabe zu meiner Familie abgeben würdest, natürlich.“
 

Und zumindest war Kyōrakus Herkunft klar. Wäre er ein Bastard, wäre es etwas völlig anderes.
 

„Ha! Ich bin den Hofgarden beigetreten, um der Familienpolitik zu entgehen! Außerdem glaube ich, dass mein Cousin 4. Grades bereits ein Kuchiki ist. Das ist schon für uns beide eine familiäre Nähe, da bin ich mir sicher, Herr Byakuya“, sagte Kyōraku mit einem matten Lächeln und senkte seinen breitkrempigen Hut. Dann lachte er und schlug Byakuya mit einer Hand auf den Rücken. „Nun sollten wir uns beeilen, mein Junge. Mein Partner und deine Tante werden zwangsläufig reizbar, wenn wir nicht eingreifen!“
 

Der Raum, in den Eishirō Ukitake und Masama gebracht hatte war der, von dem Byakuya immer als ‚Kriegszimmer‘ dachte. Ein Lieblingsversteck, als er noch ein Kind war. Er hatte Stunden damit verbracht, die handbemalten Fusuma zu begutachten, die mit einer epischen Schlacht von vollausgerüsteten Samurai, die einer Armee von orange-gesichtigen Oni gegenüberstanden. Dunkles Gebälk aus Kirschbaumholz tauchte den Raum in eine dunkle, trübsinnige und ernste Atmosphäre.
 

In dem schweren, massiven Raum war der weißhaarige Ukitake wie eine aufblitzende Figur, die im Seiza kniete, mit dem Haori um ihn herum ausgebreitet. Tante Masama war gedämpfter, in Kuchikiblau mit dem Familienwappen darauf in Indigo und Gold. Ihre Haare waren auch offen – ein fließender, silberner Wasserfall.
 

Eine unberührte Flasche Sake stand zwischen ihnen. Ukitake blickte erwartungsvoll auf, als die Tür geöffnet wurde, die Erleichterung war offensichtlich in seiner Freude, Kyōraku und Byakuya zu sehen, wie sie den Raum betraten. Byakuya bemerkte, dass Ukitakes Mund verborgen zu Kyōraku ‚Gott sei Dank‘ formte, als sie sich kurz zur Begrüßung umarmten.
 

Tante Masama stand auf und akzeptierte eine ähnliche Begrüßung von Kyōraku. „Oh, Shunsui!“, sagte sie. „Und wie geht es deinem älteren Bruder?“
 

„Ich habe zum Glück keine Ahnung“, donnerte Kyōraku fröhlich. „Wie ich eben bereits Herrn Byakuya mitgeteilt habe, habe ich fröhlich Haus und Hof meiner Familie für Jahrhunderte gemieden. Ich kann nur hoffen, dass mein Glück mir treu bleibt und das noch für einige mehr anhält!“
 

Masama schien vom Ausbruch von Kyōrakus Fröhlichkeit irritiert zu sein. Sie blickte zu Byakuya, als suche sie nach Hilfe. Er schüttelte nur den Kopf. Da gab es keine Hilfe von dem Getöse, das Shunsui Kyōraku hieß. Also sagte Byakuya stattdessen: „Das war sehr nett von dir, meinem früheren Kommandanten Gesellschaft in unserer Abwesenheit zu leisten.“ Dann nickte er Ukitake kurz zu und fügte hinzu: „Meine Entschuldigung, Kommandant. Ich hätte hier sein sollen, um euch beide zu begrüßen.“
 

Ukitake wurde etwas unruhig, peinlich berührt. „Oh, wir sind es, die sich entschuldigen müssen, Byakuya. Shunsui und ich hatten keine Ahnung, dass du Familienbesuch hast. Wir dachten eigentlich, dass du vielleicht ein wenig einsam bist, mit Renji in der Welt der Lebenden. Wir haben etwas von Shunsuis Familienbrauerei zum Teilen mitgebracht und hofften, einen draufzumachen.“
 

Sie waren gekommen, um… ihm Gesellschaft während Renjis Abwesenheit zu leisten?
 

Byakuya war merkwürdig gerührt.
 

„Das ist sehr nett von euch“, sagte Byakuya über das Geräusch von Tante Masamas schnalzender Zunge hinweg, als Renji erwähnt wurde. „Es wäre mir eine Ehre, wenn ihr zum Abendessen bleiben würdet.“
 

Ukitake und Kyōraku tauschten Blicke aus. Dann öffnete Ukitake den Mund, als würde er die Flucht antreten wollen, doch Kyōraku Arm schoss hervor und griff Byakuya an die Schulter. „Liebend gerne.“

Drowning Sorrows

Als die Dienerin kam und ein Tablett mit Wasabi Shumai abstellte, hätte Byakuya sie beinahe gebeten, es mitzurückzunehmen. Renji könnte niemals etwas so scharfes essen. Doch dann erinnerte er sich. Renji war nicht hier.
 

Doch es schien, dass sonst jeder da war. Tatsächlich war dies sogar eines der größten Abendessen, die er seit einer langen Zeit hatte.
 

Kommandant Ukitake beobachtete, wie Kommandant Kyōraku sich über den niedrigen Tisch lehnte, um Tante Masamas Sakeschale kokett zu füllen. Sie schien absolut von Shunsui angetan zu sein, denn ihre Hand ruhte grazil über ihrer Brust und ihr Blick glitt verlegen nach unten. Wenn man sie so betrachtete, mit ihren silberweißen Haaren offen, in sanften Wellen hinunterfallend, konnte sich Byakuya fast schon vorstellen, wie schön sie in ihrer Jugend gewesen sein musste. Sie war auch immer noch wahrhaftig schön, sah aus wie eine weibliche Version von Kommandant Ukitake, was auch Shunsuis Fürsorglichkeit erkläre könnte… wenn er nicht so mit jedem wäre.
 

Tatsächlich wandte sich Kyōraku bald genug mit seinem bombastischen Charme Byakuya zu und bot ihm mehr Sake an. „Komm, ertränke deine Sorgen, armer Junge! Das ist, was jeder Mann in Abwesenheit seines Geliebten machen sollte!“
 

Neben Byakuya verschluckte sich Tante Masama.
 

Ukitake klopfte ihr leicht den Rücken. „Ja, seid vorsichtig, Lady Kuchiki. Die Klöße sind sehr scharf. Ein Bissen schon hat meine Nebenhöhlen frei gemacht.“
 

„Ich bezweifle, dass die Klöße das unserer armen Dame angetan haben“, sagte Kyōraku. „Ich vermute, sie billigt Herrn Renji nicht.“
 

Byakuya versuchte Ukitake und Kyōraku einen Blick zu zuwerfen, der andeutete, dass sein Liebesleben im Allgemeinen ein Schritt zu weit ging, aber ganz im Besonderen kein Thema vor seiner Familie war. Warum hatte Byakuya gedacht, dass es eine gute Idee wäre, diese beiden zum Abendessen einzuladen? Ukitake alleine wäre vielleicht noch in Ordnung gewesen, doch Kyōraku warf fröhlich noch Brandbeschleuniger ins Feuer.
 

„Natürlich billige ich ihn nicht“, keifte Tante Masa, sobald sie wieder zu Atem gekommen war. Doch dann blickte sie in die Runde, als suche sie einen Verbündeten. Ihre Augen blieben an Kyōraku hängen. „Shunsui, du bist einer von uns, du musst doch meine… Bedenken verstehen.“
 

Einen Weg zu finden, Renji umzubringen, waren Bedenken, oder? Byakuya hasste die Vorstellung, wie sie gnadenlos zuschlug. Er überlegte, einen Kommentar in dieser Richtung loszuwerden, doch bot stattdessen Ukitake einen weiteren Kloß an, bevor er sich selbst bediente und es vorzog, so lange wie möglich nicht in die Diskussion einzugreifen.
 

Wenn sie an ihm vorbei reden wollten, würde Byakuya sie lassen.
 

„Ich bin mir nicht sicher, warum sie mich so anschauen, als wäre ich einer von ihnen, meine Dame“, sagte Shunsui in einem ungewöhnlich ernsten Ton. Er schob den Hut zurück, um sie in einen überraschend intensiven, durchdringenden Blick einzufangen. „Wenn ich zu einer Gruppe gehöre, dann zu Herrn Renjis. Ich bin ein Soldat und war das jeden Tag meines Lebens seit über 2.000 Jahren. Ein Krieger kümmert sich nicht um den Zufall der Geburt von jemanden. Wir sind auf dem Schlachtfeld alle gleich. Fähigkeiten, Intellekt und Courage entscheidet das Schicksal eines Kriegers! Wen würden sie als Bodyguard bevorzugen, meine liebe Dame: Jemanden mit perfekter Abstammung oder einen mit perfekten Treffern in der Schießkunst?“
 

Tante Masa winkte Kyōraku Antwort weg, als sei sie trivial. „Aber mein lieber Shunsui, sei für einen Moment ernst. Das Soldatentum ist ein toller Beruf für jeden, doch es ist nicht, was eine Person definiert. Vielleicht sind alle Dinge gleichgestellt im Eifer des Gefechts, doch am Ende vom Tag, wenn das Schwert zur Seite gelegt ist, kannst du nicht erwarten, dass sich ein Löwe zu einem Schwein legt.“
 

Schwein, eh? Zumindest war sie nicht mit dem nächstliegenden ‚Hund‘ gegangen, dachte Byakuya, als er an Kyōraku Familiengebräu nippte. Ein bisschen zu fruchtig nach seinem Geschmack, aber reichhaltig und kräftig. Hmmm, ein wenig wie der Mann selbst.
 

Kyōraku lachte. „Du lässt es klingen, als wären wir eine andere Spezies!“
 

„Nun ja, sind wir das nicht?“, schnüffelte Masama und aß von ihrem Kloß. „Diese elendigen Kreaturen vom Rukongai sind gebrauchte, wiederverwertete Seelen. Wir wurden nur einmal geboren als freie, reine Seelen.“
 

„Ich bin mir nicht sicher, dass ich irgendwen ‚gebraucht‘ nennen würde“, sagte Ukitake vorsichtig. „Das klingt, als würde der Prozess der Wiedergeburt ein Leben mindern. Die Wahrheit könnte aber nicht gegenteiliger sein! Erfahrungen, die in jeder Lebenszeit gesammelt wurden, stärken den Geist.“
 

Tante Masama kräuselte die Lippen. „Stärke? Tsk, ihr Shinigami seid alle gleich mit eurer Besessenheit nach roher Macht! Vergesst ihr, dass so viele dieser dreckigen Bestien im Rukongai wiedergeborene Hollows sind?“
 

Byakuya blickte dabei auf. Natürlich war ihm das vage bekannt. Immerhin wurden Hollows durch Zanpakutōs nicht getötet, sondern stattdessen geläutert, ins Gleichgewicht zurückgeführt. Manche gingen woanders hin, doch einige wurden vermutlich in der Soul Society als etwas wiedergeboren… aber als Menschen?
 

Warum hat er so etwas noch nicht gehört? Eine Seele die einmal die eines Hollows gewesen war, würde angeboren stark und sehr hungrig sein… ein erstklassiger Kandidat, um Shinigami zu werden.
 

„Ist ihnen aufgefallen, meine Dame, dass ‚reine‘ Seelen genauso einfach sterben, als jede andere?“, fragte Kyōraku mit einem Lachen. Er hob seine Schale mit Sake in Byakuyas Richtung in einer Art Gruß. „Ha! Nun, das ist ein Gedanke, eh, Herr Byakuya. Was ist, wenn dein Herr Renji tatsächlich die wiedergeborene Seele deines Ur-Ur-Großvaters wäre!?“
 

„Verbanne diesen Gedanken“, schrillte Tante Masamas Stimme. „Unsere Familie würde niemals so niedrig sinken!“
 

Renji? Einmal ein Hollow? Er hatte bereits jetzt schon genug von einem unersättlichen Dämon. „Ja“, sagte Byakuya. „Gott bewahre.“
 

Eine Dienerin kam, um die Vorspeisenteller abzuräumen und den ersten Gang zu bringen. Ukitake lächelte anerkennend, während er sie beobachtete, wie sie einen großen Topf Imoni, einen traditionellen Herbsteintopf mit Kartoffeln und Schweinefleisch, auf den Tisch stellte. Ironisch dachte Byakuya: ‚Bauern‘-Essen. Der dicke Eintopf war ein Gericht, das Tage über einer Feuerstelle draußen köcheln konnte und mit vielen geteilt wurde.
 

Viele hungrige, verlorene Seelen.
 

Wie Renji?
 

Er schöpfte etwas von der Suppe in eine Schale, dann blickte Byakuya zu Ukitake und bot sie ihm an. „Ist das wahr, Kommandant? Kehren einige Hollows zur Soul Society als Seelen im Rukongai zurück? Was ist mit Hueco Mundo?“
 

Ukitake lächelte verlegen und rieb sich den Nacken. „Nun ja, ich bin kaum ein Experte in Spiritualität, Byakuya. Aber denkst du nicht auch, dass nur wirklich widerspenstige Seelen in die Abwärtsspirale von Hueco Mundo gezwungen sein sollten?“
 

„Und es ist eine seltene, absolut untilgbare Seele, die in der Hölle endet“, nickte Kyōraku

zustimmend.
 

„Es ist dir niemals in den Sinn gekommen, oder?“, fragte Tante Masama kühl. „Dass dieser Mann, den du dir ausgesucht hast, ein Dämon sein könnte?“
 

Byakuya lachte schnaubend und kämpfte gegen die aufsteigende Röte an. „Tatsächlich ist mir das, meine liebe Tante. Dennoch bin ich weitaus neugieriger über die Hollow-Wiedergeburt.“ Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder zu den 2 Kommandanten und, nachdem er eine weitere Schale Suppe geschöpft hatte, die er Kyōraku gab, fragte er: „Sollten wir nicht in der Lage sein zu wissen, zu wass ich ein früherer Hollow entwickelt?“
 

Ukitake hustete etwas. Kyōraku zog eine Grimasse, als er den Eintopf entgegen nahm. Doch dann lächelte er matt und sagte: „Du solltest wirklich mit der Zwölften über diese Angelegenheit reden, mein Junge. Sie sind für die Distriktzuweisung verantwortlich.“
 

Gütiger Himmel, sind sie das?
 

Byakuya fühlte sich wie ein Narr. Wie konnte es sein, dass er die Akademie abgeschlossen hatte, Kommandant der Hofgarden geworden war und so lange schon gelebt hatte, ohne jemals Andeutungen von so etwas mitbekommen zu haben?! Und wie konnte es sein, dass seine Tante, die nur Erfahrungen in geschützten, exklusiven Teilen der Seireitei gesammelt hatte, so viel mehr als er wusste? Byakuya wandte sich zu seiner Tante, während er eine Schale Eintopf für sie schöpfte. „Sag mir, meine liebe Tante, wie ist sein Name?“
 

Sie nahm überrascht die Schale von Byakuya an. „Wer?“
 

„Dein geheimer Liebhaber in der Akademie oder der 12. Division“, sagte Byakuya. Dann hielt er inne, zog fast den Eintopf aus ihren Fingern, als ihn die Erkenntnis traf. „Nein, natürlich! Es ist Miisho, mein 3. Offizier. Er ist derjenige, der all diese Panikmache begünstigt hat.“
 

„Nun, es ist nicht wirklich Panikmache“, sagte Ukitake und zog an seinem Ohr.
 

„Ist es, wenn es ein Versuch ist, Renjis Ruf in den Dreck zu ziehen“, erklärte Byakuya Ukitake. Zu seiner Tante sagte er: „Seine Stärke ängstigt dich, also kannst du dir nur vorstellen, dass es aus einer fürchterlichen Quelle kommen muss. Wäre es anders, wärst du gezwungen zu akzeptieren, dass Seelen aus dem Rukongai sich manchmal entwickeln können und so mächtig wie unsere werden können.“
 

„Ich brauche es mir nicht vorzustellen, Byakuya-chan, ich weiß es“, zischte Tante Masama. „Ich habe ein Beweis.“
 

Er behielt seine Stimme unter Kontrolle und ruhig, als er fragte: „Beweis für was?“
 

„Das dein geliebter Rukongai-Abschaum die verdorbene Seele eines Hollows ist, die geradewegs in die Hölle geschickt werden sollte“, verkündete sie triumphal.
 

„Oh, aber, aber“, mahnte Kyōraku. „Das ist ein bisschen harsch! Nicht wirklich ein vornehmes Gesprächsthema, was ich von einem Kuchiki erwarte!“
 

„Durchaus“, stimmte Ukitake zu und nahm sich ein wenig Reis aus einem Körbchen, das mit dem Eintopf serviert worden war. „Nebenbei sind alle Aufzeichnungen von Rukongai-Seelen versiegelt und unterirdisch an einem geheimen Ort versteckt. Mehr sogar, sie sind chiffriert. Es sollte keine Möglichkeit für sie – oder jemanden anderen – geben, die Geschichte einer einzelnen Seele zurückzuverfolgen. Es ist verboten.“
 

Byakuya beobachtete seine Tante behutsam. Ihr Blick glitt zu Boden, bei der Erwähnung der Illegalität von Erlangen einer Seelenaufzeichnung. Hatten sie das getan? Hatte sie und der 3. Offizier irgendwie die Seelenaufzeichnung von Renjis Geschichte gestohlen und entschlüsselt? Warum würden sie hinter einer solchen Information her sein? Tante Masama hasste offensichtlich diese Beziehung in einem unangemessenen Ausmaß, doch das war jenseits von extrem. Ein Verbrechen zu begehen, um zu beweisen, was die Leute bereits wussten, dass Renij vom Rukongai kommt und keine reine Seele war?
 

Doch, vielleicht war Miisho ungewollt auf etwas gestoßen. Oder, in seiner Gier, suchte er aktiv nach Erpressungsmaterial im Allgemeinen. Byakuya vermutete, dass wenn Miisho irgendwie einen ganzen Haufen Aufzeichnungen erlangen konnte, es vielleicht auch sein Zögern mit den Teehäusern erklärte. Vielleicht hatte er mehr als nur Renjis Informationen – vielleicht hatte er auch die von Hisana und Rukia. Oder noch eine Vielzahl anderer.
 

Dies war vielleicht in einer Weise eine Antwort, doch nichts davon mache Sinn in Richtung der Anklage wegen Unzucht.
 

Byakuya schüttelte seinen Kopf. „Wenn das dein sogenannter Beweis ist, bist du kühn, denn er ist schwach. Ich verstehe nicht, warum etwas in dieser Richtung von Bedeutung sein könnte. Ob Renji mal ein Hollow gewesen ist oder nicht, ist die Bürde seiner Seele, nicht meiner.“
 

„Ist das so?“, fragte Tante Masama affektiert.
 

Ukitake und Kyōraku tauschten Blicke aus. Byakuya runzelte die Stirn über den geheimen Austausch. Was für ein geheimes Stück Information hatten sie, die er nicht hatte? Bei welchem Punkt scheiterte er am Verständnis?“
 

Byakuya öffnete den Mund, um zu fragen, als Kyōraku ihn unterbrach: „Weißt du, wenn wir schon von Herrn Renji sprechen. Meine Nanao-chan ist ganz schön sauer auf ihn! Er ist einfach gegangen und hat sie mit dem Fußballturnier der Frauenvereinigung alleine gelassen.“
 

„Oh, ich vermute, sie hat es einfach nur von ihm übernommen“, sagte Ukitake mit einer ausladenden Geste und einen Grinsen zu Byakuya.
 

„Ha!“, lachte Kyōraku. „Nun ja, es ist war, dass ihr Motto ‚Wenn du möchtest, dass etwas richtig gemacht wird, lass es mich tun!‘ ist.“
 

„Wenn sie nicht in deiner Division arbeiten würde, würde das niemand tun, mein Liebster“, sagte Ukitake.
 

„Das ist allerdings war“, donnerte Kyōraku fröhlich.
 

Ukitake erklärte Tante Masama das bevorstehende Fußballturnier und besprachen es hin und her, bis alle Chancen, auf das ursprüngliche Thema zurückzukehren, verloren waren. Doch hier und da, während des ganzen Abend, lächelte ihn Tante Masama düster über ihre Sakeschale an oder warf ihm einen verstohlenen, aber bösen Blick zu.
 

Byakuya war niemals dankbarer, als Tante Masama sich selbst entschuldigte und sich für den Abend zurückzog, sich darüber beschwerte, dass sie vom Eintopf Magenschmerzen bekommen hätte. Sie akzeptierte eine Umarmung von Kyōraku zum Abschied und eine Verbeugung von Ukitake. Byakuya heuchelte einen Kuss auf die Wange und übergab sie erleichtert in Eishirōs Fürsorge.
 

„Die Herren bleiben noch eine Weile“, verkündete Byakuya zu Eishirō, bevor Ukitake und Kyōraku versuchen konnten, zu fliehen. „Bring uns den Nachtisch und eine Flasche von meiner persönlichen Sorte, wenn er schon alt genug ist.“
 

„Ja, mein Herr.“
 

Sobald die Tür zugeschoben war, drehte sich Byakuya zu den 2 Kommandanten um, die noch nebeneinander standen, wie sie seiner Tante gute Nacht gesagt haben. Sie waren an aneinandergekauert, Kyōraku etwas hinter dem kleineren Ukitake. Kyōraku erschauderte übertrieben und legte seine Hände auf Ukitakes Schulter, als müsse er sich aufrechthalten. „Oh, diese Augen! Mein lieber Herr Byakuya, du wirst uns doch kein Leid zufügen!“
 

„Ihr wisst etwas“, sagte Byakuya einfach. „Sagt es mir.“
 

„Wir wissen eine Menge Dinge“, lachte Kyōraku, schob seinen Hut zurück, seine Augen funkelten vergnügt. „Du musst schon ein wenig genauer sein.“
 

Sie wussten eine Menge Dinge, diese beiden. Es war ein Wunder, dass sie nicht ihm geheimen die komplette Soul Society gemeinsam führten.
 

„Etwas, was ihr vielleicht nicht wisst“, begann Byakuya, bewegte sich nicht von seiner Position am Ausgang weg. „Ist, dass meine Tante Renjis Leben bedroht. Sie behauptet, einen Beweis zu haben, dass Renji mich innerhalb unserer Verbindung in irgendeiner Weise ‚beschmutzt‘. Wie kann das sein? Hat es etwas zu tun mit der möglichen Geschichte von Renjis Seele?“
 

Oh“, sagte Ukitake mit einem besorgten zusammenziehen seiner dunklen Augenbrauen. „Du solltest dich besser setzen.“
 

Kyōraku pfiff. Dann ließ er Ukitakes Schultern los, schob seinen Hut vor und versteckte damit sein Gesicht im Schatten. „Du wirst es ihm erzählen? Gut, gut! Wir werden mehr als nur eine Flasche brauchen.“
 

„Ich kann nach dem gesamten Vorrat schicken, wenn du es wünschst, doch ich muss es wissen“, sagte Byakuya. Er ließ die Anspannung, die sich in seinen Schultern gesammelt hatte, mit der Erleichterung ein wenig fallen, dass er nun vielleicht endlich die Ausmaße der Bedrohung verstehen könnte, die über ihnen hing. Er setzte sich in Bewegung, um den Kommandanten um die Reste des Abendessens herum Gesellschaft zu leisten.
 

Kyōraku streckte seinen Körper auf dem Boden aus und sobald sich Ukitake im Schneidersitz niedergelassen hatte, nutzte er Ukitakes Oberschenkel als Kissen. Er schob seinen Hut vor, um sein Gesicht zu verstecken, dann verschränkte er die Hände über der Brust zusammen, als hätte er sich für ein kleines Nickerchen nach dem Essen niedergelassen.
 

Ukitake blickte Byakuya lange an. Dann stapelte und rückte er einige leere Behälter auf dem Teetablett zurecht, bevor er sprach. „Hatte deine Familie auf eine rituelle Reinigung von Hisana oder Rukia bestanden?“
 

„Natürlich“, sagte Byakuya, spürte, wie der Schauer plötzlich seine Haut hinaufkroch bei dem Wort ‚Reinigung‘. „Es ist Tradition, aber bedeutungslos, oder nicht? Über der Bildsprache hinaus, meine ich. Ich dachte immer, es wäre mehr wie eine Willkommenszeremonie im Kreise der reinen Seelen, als irgendeine Art von echtem Zauber oder Kidō.“
 

Unter seinem Hut schnaubte Kyōraku.
 

Ukitake lächelte matt. „Ja, nun ja, wie Shunsui andeutet, sind die Bedeutung und die Absicht eine große Debatte. Doch, wie du sagst, ist das Reinigungsritual sehr, sehr alt und, wenn man den Quellen Glauben schenken darf, gibt es darin Elemente des Konsō und ist dem sehr ähnlich, was passiert, wenn eine menschliche Seele zur Soul Society überführt wird.“
 

„Nichts davon mag notwendig sein“, murmelte Kyōruku.
 

„Lass mich die erst die Geschichte erzählen, Liebling, dann kannst du zu deinen Theorien kommen“, mahnte Ukitake liebevoll. „Die Idee hinter dem zusätzlichen Reinigungsritual ist, dass manche an die ‚Läuterung‘ glauben. Einen Hollow zu besiegen und seine Seele zurück ins große Gleichgewicht zu bringen, sei nicht genug. Die Dunkelheit, wenn man es so ausdrücken will, wurde vom Zanpakutō zerschlagen und zersplittert, doch statt sich in eine wirklich neue Seele zu reformieren, bleibt es im Unterbewusstsein. Manche glauben, dass diese Hollow-Partikel wiedererweckt werden können. In einem Prozess, den man ‚Hollowfizierung‘ nennt. Welches…“, fügte Ukitake mit einem Stirnrunzeln zu. „Scheinbar wahr ist, zumindest auf irgendeiner Ebene.“
 

Die Dienerin erschien, um die Teller abzuräumen und eine neue Flasche zu bringen. Kyōraku zog sich in einer fließenden Bewegung aufrecht, um die Flasche aus ihren Händen zu nehmen. Ukitakes Augen strahlten beim Anblick des großen Tabletts mit Konfekt. Da war eine Auswahl von Mitarashi Dango, eingehüllt in klebriger Soße.
 

„Natürlich haben nicht alle Seelen vom Rukongai Staub von Hollows in sich. Manche sind von Anfang bis Ende menschlich“, fuhr Ukitake fort, während Kyōraku sich damit beschäftigte, die Flasche zu öffnen. „Doch wenn sich eine Seele… ähm, mit einer reineren Seele verband, wurde das Reinigungsritual als eine Vorsichtsmaßnahme gesehen.“
 

Da Ukitake sich still an den Süßigkeiten bediente, fragte Byakuya: „Für was?“
 

„Ah! Du hast das Herz der Angelegenheit getroffen“, sagte Kyōraku, doch nachdem er einen Blick von Ukitake zugeworfen bekam, ließ er ein herzhaftes Lachen hinaus. „Doch ich werde Jūshirō es dir sagen lassen.“
 

„Reiatsuverlust“, sagte Ukitake einfach, während er auf dem Dango herumkaute. „Es wurde, besonders in gewissen Adelshäusern, geglaubt, dass eine Seele, die vorher ein Hollow war, so hungrig sei, dass Essen alleine sie nicht zufrieden stellte. Es wurde angenommen, dass es die Stärke derjenigen verringern würde, mit dem sie…“, er hustete ein wenig, was zu seinem Anfall führte.
 

Nachdem er ihm den Rücken getätschelt und eine Schale Sake hingehalten hatte, fuhr Kyōraku fort, Ukitakes Rücken zu reiben und beendete den Satz für ihn: „Sexuellen Kontakt hat.“
 

Byakuya spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. „Was?“
 

Kyōraku lachte über Byakuyas zischenden Ausbrauch. „Ja! Siehst du! Das ist, was ich Quatsch nenne! Oh, diese schmutzigen Gedanken unserer Ahnen, Herr Byakuya! Du hast niemals dieser Art von Diagrammen Glauben geschenkt, die dir in den antiken Rollen gezeigt werden, wie ein Orgasmus eine reine Seele angreifbarer macht. Und all diese pornografischen Zeichnungen – über die ich emsig Stunden gebrütet habe – von Hollow-Menschen, die verschiedene Teile von Shinigami-Seelen aussaugten!“
 

„Und doch sagst du, es ist keine Panikmache“, bemerkte Byakuya.
 

Ukitake fand seine Stimme wieder. „Weil es möglich ist, dass ein wenig Wahrheit dahinter steckt. Denk an die Hollow-Werdung. Da ist, wie es scheint, ein Weg, um den schlafenden Teil der Seele hinauszuziehen. Doch, da neige ich dazu, mit Shunsui übereinzustimmen, dass wenn überhaupt Gefahr besteht, die Art des Kontakts keinen Unterschied machen dürfte.“
 

Byakuya nahm die Schale Sake an, die Kyōraku ihm hinhielt. „Also denkt ihr, es ist wahr? Ihr denkt, dass Renjis Kontakt mich schwächt?“
 

Ukitake schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich bezweifle es, doch es besteht eine kleine Möglichkeit.“
 

„Ah, solch ein Unsinn! Es ist nur ein weiterer Weg, uns zu trennen“, sagte Kyōraku und legte sich wieder auf den Boden. „Um die Seelen aus dem Rukongai schwach und an ihrem Platz zu halten.“
 

„Schwach?“, fragte Byakuya irritiert. „Sagst du, dass das Reinigungsritual sie irgendwie schwächt?“
 

Kyōraku warf Ukitake einen ‚Ups‘-Blick zu, bevor er sich wieder unter seinem Hut versteckte. Nachdem Ukitake eine Grimasse in Kyōrakus Richtung gezogen hatte, sagte er: „So viel scheint sicher. Denn es enthält Elemente des Konsō, die Seele… lockert sich ein wenig, ist weniger verbunden.“
 

„Doch Rukia und Hisana haben es beide durchgeführt!“, Byakuyas Griff um die Schale war gefährlich fest. „Hisana“, wiederholte Byakuya, als ihm die möglichen Auswirkungen klar wurden. „Sag mir, Kommandant, das hat nichts mit ihrer Krankheit zu tun!“
 

Ukitake wurde blass, doch sein Blick blieb fest. „Ich kann dir weder das eine noch das andere sagen. Ich weiß nicht, was sie getötet hat.“
 

Sie war dahingesiecht.
 

Byakuya schüttelte den Kopf, nicht gewillt zu glauben, dass etwas, worauf seine Familie beharrt hatte, Hisana getötet hatte. Er wusste, dass aufgrund der intimen Natur ihrer Arbeit, die Reinigung bereits schon einmal durchgeführt worden war, da ihre Kunden darauf bestanden hatten.
 

War zwei Mal zu viel gewesen? Hatte ihre Seele begonnen, sich aufzulösen?
 

Byakuya konnte daran nicht denken. Es war zu furchtbar, sich das vorzustellen. „Kann es rückgängig gemacht werden? Kann Rukias Seele… gefestigt werden?“
 

„Ich weiß es nicht“, sagte Ukitake. „Es tut mir Leid, Byakuya, ich weiß es wirklich nicht. Ich habe gehört, dass der Shiba-Clan vielleicht eine Methode kennt. Es gibt Vorwürfe, dass sie eine Art ‚umgekehrte Reinigung‘ nutzen, um einige Seelen im Rukongai zu stärken. Doch Kukaku streitet es ab. Sie sagt, dass die Einzigen, die an Seelen rumbasteln, die Zwölfte sei.“
 

Es ging alles zurück auf diese widerwärtige Division, dachte Byakuya.
 

„Also die Dinge hier sind aufregend geworden, eh?“, fragte Kyōraku. „Deine Tante hat ein paar Probleme mit Herrn Renjis Herkunft, oder?“
 

„Ein paar“, sagte Byakuya trocken und nippte an seinem Sake.
 

„Aber ihr 2 seid im Guten auseinander gegangen?“, fragte Ukitake in einer Weise, dass Byakuya aufschauen musste. Tatsächlich war in Ukitakes Augen ein Funken väterlicher… Missbilligung. „Es ist nur, als er vor einer Woche oder so vorbeikam, ich bemerkte, dass er verletzt war.“
 

„Und du denkst, ich habe das getan?“
 

„Hast du es?“
 

Das Schwierige dabei war, dass die anfängliche Antwort, die in Byakuyas Kopf erschien war, zu sagen, dass es davon abhängig wäre, wann er ihn gesehen und welche Verletzung er meinte. Doch dann kam ein ernüchternder Moment und die Röte kroch seinen Nacken hoch. „Wir arbeiten an unseren Differenzen“, sagte Byakuya wahrheitsgemäß. „Ich habe einige Fehler gemacht. Ich hoffe darauf, sie zu korrigieren, indem ich reichlich altmodisches Hofieren hinzugebe und Renji hat es erlaubt.“
 

„Oh ho!“, johlte Kyōraku. „Exzellent! Eine weitläufige Fernbeziehungs-Romanze! Ja, ja, das ist eine hervorragende Idee von dir, Herr Byakuya. Du musst uns von deinen Plänen berichten.“
 

Byakuya war froh, Kyōraku antworten zu können, vor allem da Ukitake ihn immer noch enttäuscht anblickte. „Ich schreibe Briefe. Ich plane ein oder zwei Geschenke zu senden. Und mit etwas Glück, sollte ich in der Lage sein, ihn mit einem Besuch zu überraschen.“
 

Kyōraku dachte darüber ernsthaftig nach. „Und Poesie, richtig? Oh, nein, es war Herr Renji, der der Poet war.“ Er biss kurz auf seinem Finger herum, bevor er breit gestikulierte. „Hmm, du brauchst etwas Sensationelleres, Junge. Etwas... Großes.“
 

Ukitake lächelte jetzt zumindest seinen Partner an. „Nicht jeder ist ein Schausteller wie du, mein Lieber.“
 

„Ah, aber du musst zugeben, dass meine Methodik den Test der Zeit gut bestanden hat! Romantik, mein lieber Junge“, sagte Kyōraku zu Byakuya. „Ist der Schlüssel. Wenn du herausfinden kannst, wie du einen Mann umgarnen kannst, kannst du ihn für immer halten.“
 

„Hmpf“, Ukitake gab ihm ein falsches Schmollen. „Du lässt es klingen, als wäre ich einfach rumzukriegen.“
 

„Nur, weil es einfach ist, dich zu lieben“, lächelte Kyōraku, lehnte sich vor, um Ukitake kühn zu küssen.
 

Byakuya wusste, dass es höflich gewesen wäre, wenn er weggeschaut hätte, doch er stellte fest, dass er beim Anblick der beiden lächeln musste. Kyōraku hatte nach seinem Hut gegriffen, damit er nicht von seinem Kopf fiel, während Ukitake eine Handvoll seiner eigenen, langen weißen Haare aufgefangen hatte, damit sie nicht in sein Gesicht fielen. Die Bewegungen waren eine deutliche Kombination aus Übung und Spontanität und in einer Weise, die Byakuya entzückte. Es war wirklich erstaunlich, daran zu denken, wie lange diese beiden Kommandanten schon zusammen waren und wie sehr sie sich offensichtlich immer noch liebten.
 

Ukitake erschien atemlos, als sie sich trennten und Kyōraku winkte Byakuya. „Ich bin mir sicher, dass du schon an etwas denkst. Liebe findet immer einen Weg! Briefe sind sehr süß und absolut sinnlich. Ich denke, Herr Renji schätzt es zu wissen, dass du so oft an ihn denkst.“
 

„Ja“, sagte Byakuya, fand so einen perfekten Weg, den Abend zu beenden. „Ich habe mir versprochen, ihm jeden Abend zu schreiben. Ich sollte es vermutlich nun versuchen, bevor ich zu viel Sake getrunken habe und es nicht mehr angemessen tun kann oder uns die Nacht entgleitet.“
 

„Ah, ja. Zeit zu gehen Jūshirō“, lachte Kyōraku. „Doch du musst mir diese Flasche mitgeben. Sie wurde gerade erst geöffnet! Es wäre sonst eine absolute Verschwendung!“
 

„Aber natürlich“, sagte Byakuya und stand auf. „Bitte sehe es als Geste meiner Wertschätzung. Es war sehr nett von euch beiden, an mich zu denken.“
 

Ukitake sah gerührt aus und legte eine Hand auf Byakuyas Schulter, nachdem er auf die Beine gekommen war. „Oh, es war uns ein Vergnügen, Byakuya. Es tut mir nur Leid, dass dir deine Tante so viel Ärger bereitet. Bitte lass es uns wissen, wenn wir irgendetwas tun können, um dir zu helfen.“
 

Byakuya verbeugte sich. „Dein Großmut ehrt mich.“
 

Ukitake schien ein wenig bestürzt über seine solch ernste und demütige Geste, doch er lächelte schüchtern. „Oh! Ja, also, gerne geschehen!“
 

Als sie gingen, konnte Byakuya Kyōraku murmeln hören, während sie den Flur hinunter gingen: „Hmpf, der Junge hat sich wirklich geändert.“
 

„Ja“, sagte Ukitake. „Falls sein Geliebter ihn hinunterbringt, dann ist es eine gute Sorte von ‚runter‘.“

Stray Dogs and Lost Puppies

Renji überlegte, in die Highschool zu gehen, aber dann dachte er: Highschool.
 

Außerdem war er bis zum Gelände der Schule gekommen, als er sah, wie Rukia und Ichigo hineingingen. Der Morgen war einer dieser perfekten Herbsttage, klar und kühl, ließ er Ichigos Haare viel greller wirken. Rukia schaute zu ihm hoch, ihre Bücher gegen die Brust gepresst, lächelte sie, als wäre er die einzige Sonne, die sie brauchte, um es für immer warm zu haben. Es schien wie ein privater Moment und selbst wenn Renji wusste, dass sie beide froh wären, ihn zu sehen, konnte er da nicht reinplatzen.
 

Das konnte er nie.
 

Das war immer sein verdammtes Problem.
 

Renji wusste, dass diese Überlegung besonders dumm war, da er mit Rukias Bruder zusammen war. Es war nicht so, als würde er sich noch für sie aufsparen und überhaupt, es war gut, dass sie glücklich war und er sollte nicht diese gemischten Gefühle haben, aber… nun ja… da waren sie. Damit war nichts anzufangen
 

Also drehte sich Renji um und ging, schlug die andere Richtung ein, schob sich gegen den morgendlichen Strom von plappernden Schulkindern.
 

Als er durch das Tor ging, sah er Ikkaku in seiner zu engen Schuluniform, gegen den Maschendrahtzaun gelehnt und mit vor der Brust verschränkten Armen, seine Lippen schmollend vorgeschoben und er sah furchtbar aus.
 

Yumichika, der immer perfekt herausgeputzt war wie immer, schien ungewöhnlich desinteressiert zu sein, Ikkakus Laune zu bessern. Stattdessen war er intensiv damit beschäftigt, seine Nägel zu polieren. Er blicke auf, als er Renji näherkommen sah, lächelte und winkte. „Drückst du dich auch?“
 

„Ja, ich habe bereits all das Lernen, welches ich ertragen kann, in der Akademie gehabt“, sagte Renji. „Wollt ihr eine Tasse Kaffee oder so etwas?“
 

Yumichika stimmte fröhlich zu. Ikkaku stieß sich nur still vom Zaun ab und folgte mürrisch, ungefähr 2 Schritte hinter ihnen. Er trug sein hölzernes Übungsschwert wie immer mit sich, hatte es über die Schultern gelegt als würde er sich in ein Schlacht stürzen, in der die Niederlage bereits vorherbestimmt war.
 

„Was ist mit ihm los?“, fragte Renji.
 

„Die neue Freundin ist ein wenig zickig“, sagte Yumichika fast schon vergnügt und warf seine Haare nach hinten. Sie gingen auf dem Bürgersteig in Richtung Geschäftsviertel. Ein Zug ratterte über ihren Köpfen. Yumichikas Worte hallten an den Wänden der dunklen, feuchten Unterführung wider, die leicht nach Urin stank. „Ich wollte ausschlafen, doch Mizuho hat so lange genörgelt, bis wir noch vor dem Sonnenaufgang draußen waren. Ich dachte, sie würde uns in diese erbärmliche Schule zerren, doch Ikkaku hat tatsächlich geschafft, seine Eier in der Hose zu benutzen und ihr Paroli zu bieten.“ Yumichika schnalzte missbilligend mit der Zunge, doch Renji dachte, dass er ein wenig grinste. „Außerdem glaube ich, dass unser armes Täubchen ein wenig sauer ist, weil er im Kampf letzte Nacht nicht auf glorreiche Weise gestorben ist.“
 

„Hey, ich bin kein armes Täubchen“, rief Ikkaku, beschleunigte seine Schritte, um neben Renji zu gehen.
 

„Aber auf jeden Fall das Launische“, gab Renji zurück. Sobald sie aus der Unterführung herauskamen. wünschte sich Renji aufgrund der grellen Sonne, dass er eine Sonnenbrille hätte. Vielleicht konnte er hier irgendwo eine kaufen. Er schielte zu Ikkaku und fügte hinzu: „Ich habe keine Ahnung, warum du dich beschwerst, Ikkaku. Du hast ein Platz zum Bleiben und bekommst Sex. Klingt nach einem Deal.“
 

„Ja, schlaft ihr zu Dritt in Kurosakis Bett?“, fragte Ikkaku, ein laszives Grinsen kam endlich zum Vorschein.
 

„Mmm, all die Hübschen“, seufzte Yumichika.
 

„Ja, wünschte ich! Nein, warte, ich meinte das nicht so, wie es klang. Sache ist die, ich schlafe nicht mit Ichigo“, sagte Renji. „Oder Rukia. Ich bin drüben beim Ladenbesitzer, Urahara.“
 

„Das ist zu doof“, sagte Yumichika, tätschelte kurz mitleidig Renjis Schulter. „Du bist ziemlich gut als einer von Dreien.“
 

Renji zog sich am Ohr und versuchte bei den Bildern, die plötzlich in seinem Kopf waren, nicht zu erröten.
 

„Urahara“, wiederholte Ikkaku mit einem Schauder. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen, als er hinzufügte: „Erinnere mich, um dein kleines Kakerlaken-Motel einen weiten Bogen zu machen.“
 

„Hey! Was ist falsch am Shōten? Es ist nett! Es ist wirklich innen sehr geräumig für ein so klein aussehendes Haus. Und überhaupt, was ist dein Problem? Hast du irgendwie eine Süßigkeiten-Phobie oder so etwas?“, fragte Renji. „Oder wenn man bedenkt, wie wenig Kunden sie haben, vielleicht eine Stauballergie?“
 

"Nein", Yumichika lehnte sich zur Seite, umklammerte spöttisch Renjis Arm und sagte: "Da gibt es nur eine Person in beiden Welten, die Ikkaku Madarame eine Heidenangst einjagt. Und das ist Kisuke Urahara.“
 

„Oh, ja?“, fragte Renji neugierig. „Vor Opa Hut-und-Geta scheißt du dir in die Hosen, huh?“
 

„Wenn du klug wärst, hättest du auch Angst“, gab Ikkaku zurück.
 

„Wie zum Teufel hast du ihn überhaupt kennengelernt?“, fragte sich Renji laut. Die waren zu dem geschäftigen Teil der Stadt gekommen. Wolkenkratzer wuchsen überall nach oben, Verkäufer belagerten den Bürgersteig und der Verkehr brummte durch die Straßen.
 

„Geht dich verflucht noch Mal nichts an“, sagte Ikkaku.
 

„Wusstest du das nicht? Urahara war der Leiter der Wache vom Madennest“, erklärte Yumichika fröhlich. Und, dann in dem gleichen, fröhlichen Ton verkündete er: „Oooh, schaut! Ein Kaffeehaus!“
 

Yumichika hatte einen Laden gefunden, der Bear Pond Espresso hieß. Es belegte die untere Etage eines Hochhauses, zwischen einem alt aussehenden Fahrradladen und einem hochpreisigen Schönheitssalon. Als Yumichika die Tür öffnete, klingelte eine Glocke und ihm kam warme Luft mit dem Duft von bitterer, dunkler Schokolade entgegen.
 

Ikkaku begann, Yumichika in den Laden zu folgen, doch Renji stoppte ihn mit einer Frage. „Warte eine Minute, will er damit sagen, dass du im Madennest warst? Was zum Teufel...? Ich kenne keine Leute, die da rausgekommen sind.“
 

Ikkakus Augen waren verengt und gefährlich. „Welchen Teil von geht dich nichts an hast du nicht verstanden, Abarai?“
 

„Der Teil, wo ich nicht drüber hinwegkomme, dass du Urahara kennst“, antwortete Renji ehrlich. „Und vielleicht auch den, wo du in einer ziemlich heftigen Gefängniseinrichtung warst, von dem dich dachte, dass die Leute darin verschwinden und niemals wieder auftauchen. Warte, warst du als Shinigami dort? Oder davor?“
 

Ikkaku, der an der teilweise geöffneten Tür gehangen hatte, ließ einen Wutschrei heraus, was die Leute in der belebten Straße zurückschrecken und die Besucher des Kaffees zu ihnen umdrehen ließ. „Lass mich. Verdammt noch Mal. In Ruhe!“
 

Renji blinzelte. Er hob die Hände als Zeichen für Frieden und trat einen Schritt zurück. „In Ordnung. Kapiert. Tut mir Leid, Senpai.“
 

Ikkaku zerrte die Tür komplett auf und stapfte hinein, ließ ihn benommen auf der Straße stehen.
 

Ja, dachte Renji als er die Tür aufzog und sich in der Warteschlange einreihe, Ikkaku war immer ein wenig instabil gewesen. Vielleicht sollte er Urahara danach fragen, wenn er zurück zum Shōten kam.
 


 

4 Stunden und eine neue Sonnenbrille später hatte er es zurück zum Shōten zurückgeschafft. Schnell entdeckte Renji, dass es schwer war, Kisuke Urahara festzunageln. Und verwirrend wie sonst noch was. Tatsächlich war sich Renji sogar ziemlich sicher, bereits die Hälfte seiner Geheimnisse preisgegeben zu haben und kein einziges Wort aus Urahara herausbekommen zu haben.
 

„Und wie oft bist du bei Dreiern involviert, Vizekommandant Abarai?“, fragte Urahara hinter seinem Fächer.
 

Der frühe Nachmittag war heiß und schwül geworden und Renji trug nur das enge Unterhemd, dass er am Morgen an seinem Gigai gefunden hatte. Er hatte seine Schuluniform ausgezogen und um seine Taille gebunden und nun saßen sie draußen auf der hölzernen Treppe des Shōten, leckten an Kirscheis. Urahara lehnte gegen die offene Tür und sah irgendwie kein bisschen verschwitzt in seiner gewöhnlichen Kleidung aus, inklusive dem gestreiften Anglerhut. „Billigt dein aktueller Partner diese Aktivitäten? Denn das... ist interessant sich vorzustellen.“
 

„Nun ja, ähm, so in der Art... er und ich suchen jemanden... Warte. Wie kommen wir überhaupt auf das Thema?“
 

Urahara ließ den Fächer flattern, als wolle er damit alle Sorgen wegflattern. „Auf der Suche? Wirklich? Kommandant Byakuya Kuchiki? Wie kommt es, dass ihr keine Warteschlange habt? Ich meine, ich habe gehört er ist ordentlich herangewachsen, wenn man Yoruichi Glauben schenken mag.“
 

„Ja, er ist jenseits von heiß, aber das ist nicht, worüber wir geredet haben.“
 

„Oh, bitte entschuldige. Also zurück zu dem Dreier?“
 

„Nein!“, knurrte Renji und biss beinahe in das Holzsstäbchen von seinem Eis. „Himmel, wie machst du das überhaupt? Ich habe versucht dich was zu Ikkaku Madarame zu fragen, wie zum Beispiel er glaubt, dich zu kennen?“
 

„Bist du dir sicher, dass er mich nicht mit jemanden verwechselt?“, fragte Urahara ernst.
 

„Nun ja, nein“, gab Renji zu. „Darum frage ich ja.“
 

„Hmmm, also ich muss mir die Antwort überlegen“, sagte Urahara. „Hast du schon mal daran gedacht, Yoruichi zu fragen?“
 

„Was? Du kennt Ikkaku auch?“
 

„Nein, für euer ménage à trois", sagte Urahara. "Oder magst du keine Frauen?"
 

Renjis Kopf begann, weh zu tun. "Ich mag Frauen gerne, doch ich beginne zu glauben, dass ich dich hasse."
 

"Oh, also bin ich raus aus eurem Dreier, eh?", vermutete Urahara und klang dabei überhaupt nicht niedergeschlagen. Er zuckte mit den Achseln und fächerte sich dann weiter Luft zu. "Vermutlich das Beste."
 

Renji war kurz davor, sein Holzstäbchen nach ihm zu werfen. "Kannst du mal vom Dreier runterkommen?"
 

"Schau mich an, ich wie dieser offensichtlichen Vorlage widerstehe!", Urahara fächerte fröhlich.
 

Renji warf sich geschlagen nach hinten, bis sein Hinterkopf gegen den hölzernen Boden knallte. Denn genauso fühlte er sich. Renji vermutete, dass es eine verdammt gute Sache war, dass er niemals zur 2. Division geschickt worden war, nachdem sich der Staub um Rukia gelegt hatte. Er wäre zusammengebrochen, wie... nun ja, wie jetzt, nur schneller und vollständiger, vermutlich. „Der mobile Geheimtrupp musste gewusst haben, dass sie mit dir einen Siegertypen haben“, sagte er zur Decke des Ladens. „Irgendwas, was sie sonst noch über mein Leben wissen wollen? Habe ich irgendwelche dunklen Geheimnisse? Keine Ahnung, aber wenn, gehören sie dir.“
 

Stille breitete sich so lange zwischen ihnen aus, dass Renji dachte, dass er vielleicht zu sich selbst sprach und Urahara hineingegangen wäre.
 

Renji hob den Kopf und sah Urahara, wie er ihn mit diesem nachdenklichen, durchdringenden Blick beobachtete, den er manchmal aufsetzte. Diese Augen waren nervtötend. Sie hatten die gleiche Farbe wie Byakuyas, grau, aber Uraharas Augen waren weniger wie ein zusammenbrauender Sturm, sondern mehr wie Quecksilber. Renji wusste nie, was Urahara sah, wenn er ihn derart anschaute. Diese Intensität hatte die Fähigkeit, dass Renji sich unübersehbar und schuldig fühlte.
 

Renji brach schlussendlich ein und fragte: „Was? Warum schaust du mich so an?“
 

„Ich habe mich gefragt, warum du dir den Weg in mein Zuhause drangsaliert hast, Vizekommandant Abarai.“
 

„Drangsaliert? Es war mehr ein Unfall und überhaupt, du weißt warum“, sagte Renji, richtete sich selbst auf den Ellbogen auf, um den Spannung von seinen Bauchmuskeln zu nehmen. „Ich möchte immer noch, dass du mich trainierst, wie Ichigo. Das habe ich dir schon im Club gesagt. Es ist offensichtlich, dass wir stärker werden müssen – viel stärker – wenn wir gegen Aizen gewinnen wollen.“
 

Urahara schob den Hut weiter in sein Gesicht. „Ich sage immer noch, dass die Situation unterschiedlich ist. Ich bin mir nicht sicher, wie ich einer Person helfen kann, die bereits Bankai hat.“
 

„Ichigo hat Kenpachi zum Aufwärmen ausgeschaltet“, sagte Renji mit einem Schnauben. „Er hat das ohne Bankai geschafft.“
 

Der Fächer verdeckte wieder Uraharas Gesicht. „Hmmm, tatsächlich. Dennoch bringt jeder seine eigene Stärke auf das Kampffeld. Du kannst dir nicht wünschen, jemand zu sein, der du nicht bist... oder niemals sein kannst.“
 

„Oh, ich verstehe. Affe heult dem Mond entgegen, immer und immer wieder, huh? Hervorragend“, sagte Renji und setzte sich vollständig auf. „Das ist echt hervorragend.“
 

Es herrschte Stille zwischen ihnen, dann hustete Urahara. „Um. Ich denke, ich habe einen Schritt in deinem Gedankengang verpasst, Vizekommandant Abarai. Mondaffen?“
 

„Nun ja, das ist, was du sagst, oder nicht? Der Unterschied zwischen mir und Ichigo ist 'Klasse' oder sowas, richtig?“ Renji stand mit einem Grunzen auf. „Ich kann nicht das sein, was ich nicht bin und ich werde niemals mehr sein als irgendein Hund aus dem Rukongai. Nun ja, scheiß drauf. Ich bin diesen Mist leid. Ich dachte, alles würde besser werden, wenn ich Bankai habe – du weißt schon, ebenbürtiger – aber nein, jeder ist immer noch stärker als ich und dann, als Sahnehäubchen, finde ich heraus, dass ich jeden dreckig mache, denn ich anfasse. Das ist so krank. Ich halte es nicht mehr aus. Ich gehe eine Runde.“
 

Renji ging ungefähr 5 Schritte auf dem staubigen Parkplatz, als Urahara neben ihm auftauchte. „Ich gehe mit dir.“
 

Jeder sagte immer, dass Urahara so genial war. Spielte er gerade absichtlich den Dummen? „Ich habe versucht nett zu sein“, sagte Renji. „Ich möchte ein wenig Zeit für mich.“
 

„Ja, das war offensichtlich. Dennoch hast du auch ein paar Dinge gesagt, die mich neugierig gemacht haben“, sagte Urahara. Dann hielt er einen Moment an, ließ Renji einige Schritte gehen. Dann flitzte er wieder zu ihm. „Oh, es sei denn, du bist die Art von Person, die direkt auf das Thema zurückkommt, wenn sie die Emotionen rausgelassen hat? Tessai tut das. Doch es ist immer noch schwer, ihn gehen zu lassen, wenn noch so viel unausgesprochen ist. Ich hasse das wirklich. Ich finde die Verfolgungs-Methode funktioniert am Besten mit Yoruichi, doch natürlich, versucht sie die Hälfte der Zeit, mich abzuschütteln. In der anderen Hälfte ist sie erfolgreich... was ich auch irgendwie nervtötend finde, auch wenn es meistens ihre Laune anhebt und wir dann reden können.“
 

Renji stampfte weiter vorwärts. Die Bedürfnisse dieses verrückten Ladenbesitzers könnten ihn gerade nicht weniger kümmern. Tatsächlich würde er ihm, sollte er noch weiter reden, einen über den Schädel ziehen.
 

Doch Urahara sagte nichts mehr. Er passte sich nur Renjis Tempo an, wie ein perfekter Schatten.
 

Sie liefen Still durch die Nachbarschaft. Sie kamen durch ein Teil von Karakura, das ihn an Inuzuri erinnerte. Vielleicht nicht so gefährlich, aber da war ein vernachlässigtes, verlassenes Gefühl überall. Graffitis waren auf den Wänden von leerstehenden Warenhäusern und Müll sammelte sich an den Randsteinen. Sie gingen an einem Obdachlosen-Camp vorbei, was die großen Kartons und der Handvoll schäbigen Menschen, die sie vorsichtig beäugten, als sie vorbeigingen, bestätigte. Eine schwächliche, ältere Frau, die in eine schmutzige Decke eingewickelt war, versuchte einen Welpen zu verscheuchen, der an Renjis Fersen nagte.
 

Ein Hund.
 

Ein hungriger, heimatloser, gottverdammter Streuner.
 

Renji konnte nicht einfach vorbei gehen. Er hielt an, hockte sich und gab dem Welpen die Chance, an seiner Hand zu schnüffeln. Die Dame sah nervös aus und hielt den Hund fest, der sich versuchte, aus dem Griff zu winden und nun aufgeregt bellte. „Sie ist nicht sehr zahm! Sie könnte dich beißen!“
 

„Aw, lass sie“, sagte Renji freundlich. „Das ist alles, was sie hat, oder? Schnelle kleine Zähnchen und ein lautes Bellen?“
 

„Nette Waffen, nicht zu unterschätzen“, sagte Urahara sanft und trat einen vorsichtigen Schritt zurück.
 

Die Dame löste den Griff um den Welpen, damit sie aufgeregt auf Renjis gehockte Gestalt springen konnte. Sie versenkte verspielt die Zähne in Renjis Uniformoberteil an der Taille, als wolle sie Tauziehen spielen. Er bot ihr den Ärmel an, um sie damit spielen zu lassen, bis ihr Enthusiasmus den Stoff zerriss. Zurerst setzte sich der Welpe zurück, überrascht, aber schien dann glücklich über den Preis und begann, um den Ärmel herumzustolzieren, als wolle sie sich mit ihrem mächtigen Sieg angeben.
 

„Oh“, sagte die Obdachlose. „Es tut mir so leid!“
 

„Nah, keine Sorge“, sagte Renji und lächelte über die Posse des Welpen. Sie war nun aufgeregt zurückgekommen und legte den zerrissenen Ärmel vor seine Füße, wollte offensichtlich noch mehr Spielchen. Renji nahm den Ärmel auf und ließ die Hündin daran wild ziehen, doch er blickte über die Schulter zu Urahara. „Ich meine, es ist doch ok, oder, Urahara-san?“
 

„Warum fragst du mich mit dieser plötzlichen Ehrerbietung?“
 

„Weil es dir gehört“, sagte Renji. Er wusste nicht welche Ressourcen Urahara zur Verfügung stand, um nicht nur diese Gigais aus… unerklärlichen wissenschaftlichen Dingen herzustellen und sie dann auch noch einzukleiden. Er legte eine Hand auf die Brust des Gigais. „Ich meine alles. Du hast es gemacht.“
 

„Danke fürs Bemerken“, sagte er. „Aber es ist dein’s. Dein Gehalt hat es bezahlt. Also zerreiß es nach Herzenslust.“
 

Scheiße. Renjis Konto würde sowas von leer sein.
 

„Gut. In dem Fall“, Renji entknotete das Oberteil von seiner Taille und legte es auf den Boden neben die Frau. „Hier, gib ihr das ganze Ding zum Spielen. Oder… du nimmst es.“ Sie begann zu versuchen, das Geschenk abzulehnen, während Renji aufstand. „Eh, es ist vermutlich gut für ihre Zähne, so zu zerren. Du möchtest doch, dass sie groß und stark wird, oder?“
 

Renji drehte sich um, wartete die Antwort nicht ab und wünschte sich, dass er mehr zum Anbieten gehabt hätte. Es brachte ihn fast um, daran zu denken, dass weder Hund noch Besitzer vielleicht das Jahr überleben würden. Doch mit etwas Glück, waren die Dinge hier in der Welt der Lebenden besser, wo niemand am Ort gebunden war und es Dinge wie Suppenküchen und Schutz gab. Vielleicht konnten die beiden sich gegenseitig aufbauen, wie Rukia es für ihn getan hatte.
 

Sie gingen noch ein paar Häuserblocks und langsam sahen die Gebäude auch wieder besser aus. „Ich sollte mich nicht so verdammt selbstbemitleiden, oder nicht? Ich habe einen langen Weg hinter mir. Scheiße, ich hab jetzt Bankai. Doch, ich glaube, dass ist es, was mich anpisst. Wie kommt es, dass ich den anderen Mist niemals nie hinter mir lassen kann?“
 

„Vielleicht wegen deiner Nutzung von doppelten Negativen?“, mutmaßte Urahara.
 

Renji lachte. „Ja? Das ist mein Problem? Beschissene Grammatik? Wenn ich das hinkriege, werden mich alle Adelshäuser mit offenen Armen willkommen heißen?“
 

„Das hat zumindest für Eliza Doolittle in 'My Fair Lady' funktioniert‘”, sagte Urahara mit einem Schulterzucken, was den grünen Haori-ähnlichen Mantel trotz des fehlenden Windes wabern ließ. „Ich sehe, du redest mit mir. Bedeutet das, wir können die Dinge nun besprechen? Soll ich dir ein Mittagessen kaufen?“
 

„Ja, sicher, warum nicht?“, sagte Renji und war froh zu bemerken, dass sein Spaziergang ihn zu einer überfüllten Straße gebracht hatte, die voll von Straßenhändlern, nicht unähnlich von der Seireitei, war. Das Geräusch von brutzelndem Fleisch und den Rufen der Händler, die ihre Waren anpriesen, fühlten sich tröstlich vertraut an, selbst wenn die blinkenden Neonlichter und das Summen der Motoren es nicht waren. Einige der Gerüche waren ähnlich fremdartig und Renji stellte fest, dass er zu etwas hingezogen wurde, das sich ‚Taco Truck‘ nannte. Es schien keinen Oktopus zu verkaufen, aber stattdessen eine Art von bodenständigem Fleischgericht. Der Typ am Fenster bot Renji an, es zu probieren, doch einmal daran Schnüffeln sagte Renji, dass es zu scharf war. Schlussendlich entschied er sich für Ramen.
 

Urahara schüttelte seinen Kopf, doch er zog sich einen Stuhl zu Renji, der unter einem kleinen Sonnensegel stand. „Du kommst den ganzen Weg vom Land der Toten, um Ramen zu essen? Ich verzweifle an der jungen Generation. Wo ist eure Abenteuerlust? Hast du ein Bagel probiert? Sie haben 2 Gyros-Stände weiter unten. Curry! Du kannst hier die Welt schmecken.“
 

Renji runzelte die Stirn, sagte jedoch: „Du bezahlst. Du kannst mich zu einem dieser anderen Stände bringen, wenn du willst.“
 

„Oh, das hier ist in Ordnung“, sagte Urahara und lenkte die Aufmerksamkeit der Kellnerin auf sich. Sobald die Bestellung aufgegeben war, klatschte Urahara seine Hände auf den Tisch und lächelte Renji an. „Also. Sag mir, warst du eben metaphorisch? Oder fordert dein adliger Liebhaber ein Reinigungsritual, ein kleines seelisches Kondom, wie man auch sagen könnte?“
 

„Ähm“, Renji blickte einen Moment in die beschäftigte Küche, hörte zu, wie die Köche mit Humor zwischen den Dunstschwaden der Nudeltroge zankten. „Ich vermute Ersteres, da ich nur zu einem Bruchteil weiß, worüber du bei dem Zweiten redest. Eishirō sagte mir, ich sollte Rukia so etwas fragen. Was ist das überhaupt?“
 

„Ein hinterlistiges Stück Magie, wenn du mich fragst“, sagte Urahara. „Doch etwas, was in einer Art und Weise mein Lebenswerk begonnen hat. Du würdest nicht zustimmen, dass ich dich ins Labor bringe, oder nicht?“
 

Renji blickte Urahara von der Seite an. „Ist das eine Anmache?“
 

„Manchmal, aber nicht dieses Mal. Besonders, da ich offensichtlich bereits von eurem Dreier ausgeschlossen bin“, sagte Urahara. Der Nudelhändler setzte die Schalen vor ihnen auf den Tisch und blickte kurz Renji neugierig an, doch gab kein Kommentar ab, bevor er sich wieder seinen Töpfen zuwandte. Urahara fuhr fort: „Es wäre toll, wenn ich dich vor und nach dem Reinigungsritual, besonders von einem, dass von den Kuchiki durchgeführt wurde, denn weißt du, ihres ist eines der ältesten, reinsten Formen, untersuchen könnte. Dann können wir endlich lernen, wie viel Schaden es anrichtet!“
 

Nudeln hingen ihm aus seinem Mund, als Renjis Kopf hochfuhr. „Was?“
 

„Es ist das Konsō“, sagte Urahara, als würde es Renjis Frage beantworten. „Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass das Ganze eine Person nicht wieder komplett auf Null setzt. Aber du solltest in guten Händen sein. Kommandant Kuchiki ist fähig im Kidō. Wenn er die Führung übernimmt, wirst du dich nur etwas lösen, doch es wird immer noch gute Daten liefern. Natürlich würde ich idealerweise mehrere Objekte mit verschiedenen Stärkeniveau testen…“
 

„Halt für eine Minute die Klappe, ja?“, fuhr Renji dazwischen. „Geh noch einmal zurück. Was zum Teufel meinst du mit lösen? Ich mag den Klang davon nicht.“
 

„Das solltest du auch nicht“, stimmte Urahara zu. „Es ist niemals gut, Dinge von seiner Seele zu verlieren, vor allem ohne Eingrenzung wie bei so etwas. Vertrau mir. Es ist unstet und splittert einfach.“
 

Urahara nickte zu sich selbst, als sei er in Gedanken verloren. Renji schlürfte seine Nudeln und dachte nach. Nach einigen Momenten fragte er: „Hast du gesagt, wofür das gut ist? Dieses seelensaugende Ding? Und wenn Rukia es getan hat, wurde sie gelöst?“
 

„Ja und alles, was ich von ihr bekam waren Daten von nach dem Ritual, aber weißt du, das hat viel Raum gelassen für die... ähm, und nun ja, die gute Sache ist, dass ihre Seele sich zu regenerieren scheint. Ich denke, das Trauma Ichigo mit Shinigami-Kräften auszustatten hat tatsächlich geholfen.“
 

Renji nickte. Er hatte fast schon wieder den Faden in dem Gespräch verloren, doch erinnerte sich daran, zu wiederholen: „Für was ist es noch mal?“
 

„Es ist wie du über den Welpen der Dame gesagt hattest. Du und sie möchten vielleicht, dass der Hund kräftig heranwächst, um Leute wie sie zu beschützen, doch nicht jeder möchte das, nicht wahr? Manche haben wirklich Angst vor Zähnen. Besonders den Hungrigen.“
 

Auch wenn Renji nicht absolut sicher war, dass er genau verstand, was Urahara meinte, war etwas daran, wie er es betonte, das tief in Renjis Knochen sank und ihn erschaudern ließ. Er nickte verstehend. „Tante Masama möchte mir die Eier abhacken.“

One Step Closer

Renji stand in der betriebsamen Küche im Shōten und hatte das Gefühl, dass er ständig im Weg stand. Jedes Mal, wenn er sich an den Tisch gesetzt hatte, brauchte jemand etwas aus den Schränken hinter ihm. Er musste aus dem Weg gehen, nur um das Gleiche sofort wieder und wieder zu tun.
 

Er war eigentlich in die Küche gekommen, um sich anzubieten, beim Schälen des Gemüses zu helfen oder Besteck zusammenzusuchen, aber jeder hatte bereits eine Aufgabe in dem Stück, das ihm wie eine gutgeplante Aufführung vorkam. Ururu legte die Teller auf den niedrigen Tisch und sah so elendig aus wie immer. Jinta holte Getränke für jeden, hielt kurz an, um Renji finster anzublicken, bevor er sie auf den jeweiligen Platz abstellte. Tessai summte fröhlich, während er etwas kochte, das hervorragend roch und Urahara schien an verschiedene Einmachgläser im Kühlschrank zu riechen, um eingelegtes Gemüse von Experimenten zu unterscheiden.
 

Alles was Renji tun konnte, war weiterhin zu versuchen, niemandem im Weg zu stehen.
 

Schlussendlich endete Renji dabei, aus Versehen mit dem Ellbogen an eines von Uraharas Gläsern stieß und etwas ausschüttete. Dieses Etwas verschwand sofort mit einem lauten Quiek der Freiheit unter den Dielenbrettern. Urahara dirigierte Renji zum Tisch, damit er sich setzte. Grantig murmelte er etwas von Jahren der Modifikattion, die verloren gegangen waren und zog zusammengerollte Papiere aus seiner Tasche und drückte sie Renji in die Hand. In Renjis neugierigen Blick sagte er: „Mehr Geisterbriefe.“
 

„Oh, dank. Hey, tut mir leid, wegen deinem, ähm, Dingsi…“
 

„Les einfach und halt absolut still“, mahnte Urahara. Dann nahm er ein Schmetterlingsfangnetz von dem Utensilienschrank, hockte sich auf den Boden und begann, ein Schlaflied zu singen.
 

So faszinierend Uraharas Verhalten war, Renji lenkte seine Aufmerksamkeit zu den Papieren in seiner Hand. Er nutzte einen Finger, um das Siegel der Kuchiki zu brechen und öffnete den Brief.
 

„Liebster Renji,

ich hatte heute das ungewöhnlichste Abendessen mit den Kommandanten Ukitake und Kyōraku. Meine Tante hat sich endlich ein wenig in die Karten blicken lassen. Es scheint, als sei sie in den Besitz von einigen Seelenaufzeichnungen gekommen, von denen sie glaubt, dass es deine sind. Ich habe keine Ahnung, wie das möglich sein kann oder was es mit dem ‚Beweis‘ unserer Beziehung zu tun hat, aber sie grinst weiterhin darüber, wie eine Katze, die einen Kanarienvogel verschlungen hat. Wie du sehr gut weißt, ist meine Tante die ärgerlichste Person, mit der ich leider auch noch verwandt bin.

Der 3. Offizier ist privat vor mir erschienen und wollte seine Position zurück.“
 

„Himmel, Kommandant. Ich hoffe, du hast sie dem Bastard nicht gegeben“, sagte Renji zu dem Brief. Da er nicht antwortete, las er weiter:
 

„Ich habe ein extrem großmütiges Angebot für sein Schweigen gemacht, welches er abgelehnt hat. Es war eine schrecklich verwirrende Sache. Ich wünschte mir, du wärst an meiner Seite gewesen. Du bist viel besser darin, Personen wie ihn zu lesen.“
 

Renji grunzte. Er schätze den Sinn dahinter, doch fragte sich wegen dem Subtext. Personen wie er? Gierig? Stur? Denn Renji war verdammt sicher, dass Miisho innerhalb der Seireitei geboren war. Er hatte Renji das für gewöhnlich bei jeder Gelegenheit unter die Nase gerieben. Mit einem Achselzucken las er weiter.
 

„Die Division hat einen Brief erhalten, der an dich adressiert war. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihn zu öffnen. Ich bin froh, dass ich es tat, da er von der Zweiten bezüglich deines Bruders war. Ich habe ihn dir beigefügt.“
 

Renji blätterte durch die Seiten, bis er die Tulpe des Briefkopfes der 2. Division gefunden hatte. Er überflog den offiziellen Brief und sein Herz wurde immer schwerer. Scheiße, was hatte der dumme Junge getan, um in Einzelhaft gesteckt zu werden? Und dann der Preis, den sie für Seichis neue Bude haben wollte, war unerhört! Verdammt, dachten sie, dass Renji aus Ken bestand? Mit dem Betrag, den er wegen den Tattoos noch in den Miesen stand, Uraharas Gebühren und nun auch noch das, schrieb er verflucht rote Zahlen. Mit einem tiefen Seufzen kehrte er zu Byakuyas Neuigkeiten zurück.
 

„Bitte mache dir darüber keine Sorgen. Es ist mir eine große Ehre, deine Familie in deiner Abwesenheit zu unterstützen. Wenn du zurückkehrst, können wir über eine Rückzahlung reden, wenn du darauf bestehst. Doch ich tue das für dich, nicht als Almosen, sondern als Ausdruck für meine Unterstützung und Liebe.

Ich plane, deinen Bruder am Morgen zu besuchen, um sicher zu gehen, dass er gut behandelt wird. Sei beruhigt, ich werde ihn als einen meiner eigenen Familie ansehen.“
 

Renji hielt einen Moment inne und las die letzte Zeile ungefähr 6 Mal. Am Ende blickte er auf und sein Blick traf sich mit Tessais, der gerade das Essen zum Tisch brachte. „Als einen meiner Familie, sagte er“, wiederholte Renji benommen und deutete auf die Zeile in dem Brief. „Du glaubst nicht, dass er es wirklich so meint, oder? Es ist nur eine Redensart, richtig? Ich meine Seichi ist nur Abschaum aus Inuzuri, wie ich.“
 

Urahara stand von dort auf, wo er auf dem Boden hockte. Er hatte etwas Glänzendes, Schwarzes mit viel zu vielen Beinen gefangen. Urahara wiegte das Netz wie eine Kinderwiege und die darin gefangene Kreatur schien friedlich zu schnarchen. „Ich bezweifle, dass Byakuya Kuchiki jemals etwas sagt, was er nicht so meint.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, Mann. Noch vor zwei Wochen war zwischen uns der Unterschied unseres Standes und nun redet er davon, dass er meinen Bruder wie einen von ihnen behandelt.“
 

Urahara setzte seinen Gefangenen behutsam zurück in den Plastikbehälter, der mit ‚Blob‘ oder vielleicht auch ‚Bob‘ beschriftete war, Renji konnte das nicht genau entziffern, bevor Urahara es zurück in den Kühlschrank stellte. „Du hast einen Bruder?“
 

„Ja“, sagte Renji. „Ich dachte, dass er wie der Rest tot sei, aber er hat es geschafft, ein Jahrhundert im Gefängnis zu überleben, nur um wieder geschnappt zu werden, der dumme Idiot.“
 

Tessais dicke Augenbrauen hoben sich über den quadratischen Rand seiner Brille. Es wurde im plötzlich klar, dass es vielleicht unüblich war, so locker über tote oder wiedergeborene Geschwister zu reden. Er spürte, wie die Schamesröte in sein Gesicht kroch, als ihm klar wurde, dass jeder im Shōten ihn mit großen, leicht erschrockenen Augen anschaute.
 

„Ich meinte, ähm…“, murmelte Renji, während er sich versuchte, hinter den Papieren zu verstecken. „Ja, ich habe einen Bruder.“
 

„Was zum Teufel? Ist deine ganze Familie ein Haufen Verbrecher?“, wollte Jinta wissen, als er seinen Platz am Tisch einnahm. „Ich wusste, dass du zu viele Tattoos hast.“
 

„Wa…? Zu viele?“, stotterte Renji. War das eine Sache?
 

„Wer tätowiert sein Gesicht?“, grummelte Jinta. „Und den Nacken. Das ist übel, Alter. Hast du die im Gefängnis bekommen?“
 

„Ah, nun aber! Wir versuchen keine Dinge voreilig zu beurteilen, die vielleicht magisch sein könnten“, sagte Urahara in leicht ermahnenden Ton zu Jinta, als er auch seinen Platz einnahm. Er begann etwas von der Rindfleisch-Kartoffel-Pfanne auf den Teller der Kinder zu geben. Urahara blickte zu Renji, bevor er eine Portion auf Tessais Teller gab. „Nebenbei bin ich mir sicher, dass wenn Vizekommandant Abarai oder seine Familie Straftaten verübt haben, es als Antwort für die Ungerechtigkeiten der Seireitei oder einem ähnlich gewichtigen Grund war.“
 

Renji versuchte herauszufinden, welche genauen situationsbezogenen Ethiken Urahara vertrat, doch gab auf. „Sicher, vermute ich. Seichi wurde bei einem Müllrennen geschnappt. Genau genommen wurde er angeklagt, außerhalb seines Distrikts gewesen zu sein, doch wir haben alle nur versucht, genug zu essen zu finden. Ich… nun ja, es ging immer nur um Essen und keins zu haben.“
 

Und idiotischen Verwandten, doch Renji behielt den Teil für sich. Tessai reichte ihm die Pfanne. Renji legte Byakuyas Brief unter seinen Teller und nahm sie. Der Geruch unglaublich appetitlich, dass Renji Probleme hatte, nicht alle Reste auf seinen Teller zur laden und die Pfanne mit einem Löffel auszukratzen.
 

„Du solltest als nächstes eine Träne machen lassen“, sagte Jinta und deutete mit seinem Essstäbchen an die Stelle, piekste sich dabei allerdings beinahe ein Auge aus. „Es ist so eine Gefängnissache, habe ich gehört.“
 

„Ich war niemals im Gefängnis, du nervende kleine…“, begann Renji, doch der stille, bedrohliche Blick hinter Tessais Brillengläsern, ließ ihn matt enden: „Person.“
 

Ururu tätschelte Renjis Arm und blickte ihn verdrießlich und… mitleidig an?
 

„Jedenfalls glaube ich, dass das eine amerikanische Gangster-Tradition ist, von denen keiner von uns etwas weiß, habe ich nicht recht, junger Mann?“, fragte Urahara mit bedeutungsvollem Blick zu Jinta. Der zuckte mit den Achseln und murmelte etwas von einer Fernsehsendung. Urahara schüttelte den Kopf und seufzte. „Du versuchst sie richtig zu erziehen…“
 

In einem kleinen Laden mit seelischen Schrecken, dachte Renji, doch sagte nichts. Nach dem Tessai Segensworte gesagt hatte, haute Renji rein. Er versuchte nicht, sein Essen hinunterzuschlingen, während das Gespräch zu Themen wie Jintas Baseball-Versessenheit, Ururus Gesundheit und Genesung und einer Oper, die Tessai gerne besuchen wollte, überging. Es wurde hitzig, als sie etwas diskutierten, was sie alle gelesen hatten. Sie schienen einen solchen Spaß zu haben, ihre Meinungen zu diskutieren, dass sich Renji fragte, was es brauchen würde, um in ihren kleinen Buchklub aufgenommen zu werden.
 

Viel zu schnell war Renjis Teller leer und er starrte auf die Reste in der Pfanne. Er hatte sein eingelegtes Gemüse kaum angerührt, denn er hatte bemerkt, dass es aus einem Behälter kam, das mit ‚Alice‘ beschriftet und dann durchgestrichen worden war. Urahara hatte es gegessen, aber… nun ja ‚Alice‘. Ruhe in Frieden, kleines Radieschen-Mädchen.
 

Da er fast komplett bei dem Gespräch außen vorgelassen wurde, zog Renji Byakuyas Brief unter dem Teller hervor und las den Rest:
 

„Ich vermisse dich in solchen Zeiten am Meisten. Wenn der Tag sich dem Ende zuneigt und ich alleine bin, meine Gedanken durcheinander sind. Ich bin mir nicht sicher, dass ich realisiert hatte, wie sehr ich auf dich als mein Diskutant, mein Prüfstein, zählte.

Ohne dich im Bett zu liegen ist eine Tortur. So sehr sogar, dass ich feststelle, wie sehr es mich sogar nach deinen lächerlichen Geräuschen verlangt, die du die ganze Nacht lang machst und die Weise, wie du meine Seite des Bettes in Beschlag nimmst.

Doch ich lasse deinen Platz jede Nacht unberührt. Dort wird immer eine Renji-förmige Leere neben mir und in meinem Herzen sein, bis du zurückkehrst.

Dein Byakuya“
 

Der letzte Brief war schon sexy-süß gewesen, doch dieser war unglaublich romantisch und ließ Renjis Herz in einer ganz neuen Weise schneller schlagen. Renji dachte, dass diese ganze Hofierungssache vielleicht ein wenig bei ihm funktionierte.
 

Als Renji den Brief zurück unter den Teller steckte, bemerkte er, dass alle am Tisch ihn sentimental angrinsten. Als sie auffordernd nickten, realisierte er, dass sie nur seinen eigenen, dämlichen Gesichtsausdruck nachmachten. Er spürte, wie seine Ohren heiß wurden.
 

„Gute Nachrichten von deinem Freund, huh?“, tatsächlich grinste Jinta, doch dann streckte er die Zunge heraus und machte eine angewidertes Knutschgesicht.
 

Gerade, als er anfing, den Jungen zu mögen.
 

„Ja, es war in Ordnung“, grummelte er. Als sie ihn weiterhin erwartend ansahen, blickte er sich in dem Raum um, auf der Suche nach einem neuen Thema. Seine Augen blieben auf den Resten hängen. Da sie bisher niemand angerührt hatte, bediente er sich. „Das war wirklich ein hervorragendes Essen. Kann ich beim Abwasch oder so helfen?“
 

„Nah, du bleibst hier einfach sitzen“, sagte Jinta und murmelte etwas über Schmarotzer.
 

„Ururu wird uns Tee holen“, sagte Urahara. „Da ist etwas, worüber ich mit dir reden möchte…“
 

Der Themenwechsel war angenehm. „Oh?“
 

„Herr Sado benötigt Training.“
 

„Was? Was hat das mit mir zu tun?“, Renji hatte das schlechte Gefühl, eine Diskussion mit Urahara anzufangen, die er nicht gewinnen konnte.
 


 

Soi Fon schien nicht erfreut darüber, als erstes an diesem Morgen Byakuya in ihrem Büro anzutreffen. Trotz der übertrieben freudigen Begrüßung, die ihm ihr Vizekommandant Ōmaeda hatte angedeien lassen. Doch er wusste, dass sie es schätzen würde, wenn er die Höflichkeiten überspringen und direkt zum Punkt kommen würde. Er hielt sich noch nicht einmal damit auf, sich zu setzen, sondern verkündete einfach: "Ich bin hier, um Abarai zu sehen. Ich würde mich gerne selbst von der neuen Unterbringung überzeugen."
 

Sie kniff ihr schmales Gesicht zusammen. "Warum?"
 

"Er ist der Bruder meines Vizekommandanten und ich bezahle für seine Verpflegung und Unterbringung. Wenn er bessere Bedingungen haben kann, würde ich gerne zusehen, dass sie sofort eingeleitet werden.“
 

Sie studierte ihn für eine lange Zeit mit dieser schlauen, abschätzenden Art, die sie ihr Eigenen nannte. „Es ist nicht meine Angelegenheit, was aus ihm wird“, sagte sie entlassend. „Du kannst es dem Zivilistenaufseher vortragen. Ōmaeda wird dich hinbringen."
 


 

Der Zivilistenaufseher lächelte und verbeugte sich grazil, als er Byakuya begrüßte. Er hatte ein warmes, jugendliches Gesicht und kurz geschnittene blonde Haare. Er trug die Standarduniform nur mit geringen Zugaben, da er ein grünes Armband trug, das seine spezielle Position als Wache anzuzeigen schien. Sein Zanpakutō war auch auffällig, da es ein fast neonblaues Griffband hatte. Die Hülle war in der gleichen Farbe.
 

Er stellte sich selbst als Aikira Aomori vor, eine fröhliche Alliteration, die aus irgendwelchen Gründen Byakuya sofort nervte. Dennoch versuchte er den Eindruck zur Seite zu schieben und sich auf die Angelegenheit zu konzentrieren, weswegen er da war.
 

Sobald sie hineingeführt wurden, alle Vorstellungen erledigt waren und Ōmaeda gegangen war, sagte Aomori: „Kommandant Kuchiki, das ist eine ziemliche Ehre! Ich gehe davon aus, dass sie und ihre Familie sich von den kürzlichen Unannehmlichkeiten erholt haben?“
 

Oh man. Er musste sich erst mit Small Talk beschäftigen. Byakuya atmete tief durch, währen er sich im Seiza gegenüber von Aomoris Schreibtisch, in dessen kärglichem Büro, niederließ. „Ja, vielen Dank. Meine Schwester fühlt sich gut genug, dass sie bereits wieder auf einer Mission in der Welt der Lebenden ist. Ebenso hat mir Kommandantin Unohana versichert, dass Ichimarus Gift meinen Körper vor einer Weile vollständig verlassen hat.“
 

„Exzellent. Also, womit kann ich ihnen weiterhelfen, Kommandant?“, fragte er mit unaufhörlicher guter Laune. Es war ein seltsames Verhalten für einen Mann, der ein Gefängnis befehligte. Byakuya dachte, dass ein Wächter mürrisch oder zumindest geradlinig wie Soi Fon sein sollte. Doch sie schien es vorzuziehen, sich selbst mit beherzten, glücklichen Leuten zu umgeben.
 

„Seichi Abarai“, erklärte Byakuya. „Ich habe die finanzielle Verantwortung für ihn übernommen, während sein Bruder, mein Vizekommandant, abwesend ist. Wenn es praktikabel ist, würde ich bevorzugen, dass seine Unterbringung den Status eines Angehörigen eines hochrangigen Offizier der 6. Division reflektiert. Ebenso würde ich gerne, aufgrund des kürzlichen Ärgers, sehen, wie es ihm geht.“
 

Aomori nickte weiter, doch sein Lächeln schwankte. „Oh nun ja, sie fragen nach ganz schön viel, oder nicht?“
 

Byakuya hatte keine Antwort darauf, außer dem anderen zu widersprechen. Es schien überhaupt nicht nach zu viel. Tatsächlich stand Byakuya auf. „Ich habe jetzt Zeit. Du kannst mich zu Abarai führen. Wir können eine Aufwertung seiner Situation auf den Weg besprechen.“
 

Aomori saß weiterhin, bewegte sich für einige Sekunden nicht, doch dann schien er eine Art inne Entscheidung getroffen zu haben. Mit einem Nicken stand er auf. „In Ordnung. Es ist vielleicht einfacher, die Dinge zu erklären, wenn sie ihn sehen.“
 

„Erklären? Was gibt es da zu erklären?“, fragte Byakuya, als Aomori die Tür für sie aufschob und 2 Wachen am Ende des Flures deutete, ihnen zu folgen.
 

„Wir mussten ihn ins Madennest verlegen.“
 

Byakuya versuchte, nicht so viel von dem Schock in seiner Stimme hören zu lassen, den er verspürte. „Ich dachte, dass Madennest wäre nur für diejenige mit Reiatsu auf dem Niveau eines Shinigami.“
 

Sie gingen tiefer in die Division hinein. Große Vorhallen schrumpften zu breiten Fluren, Flure zu Gänge. Jeder wurde kleiner und enger, mit jeder Abzweigung, wie eine Art visuelles Labyrinth.
 

Aomori gluckste, blickte über die Schulter, während er sie führte, und erklärte: „Abarai hatte einen, lassen sie uns sagen, explosiven Kraftanstieg letzte Woche. Er hat seine unterdrückenden Fesseln zerstört und versehentlich ein Loch in die Baracke geschossen.“
 

„Versehentliches Kidō? In Ordnung, das klingt nach einem Abarai“, bemerkte Byakuya trocken. „Aber wie ist das passiert? Wie konnte jemand aus Inuzuri, der fast sein ganzes Leben hinter Gittern verbracht hatte, Hadō 31 oder eine andere Formel lernen?“
 

„Kidō-Formeln sind luktrative Handelware da drinnen. Es ist eine perfekte Gefängniswährung, denn es ist nicht materiell und für uns greifbar.“
 

Die Gänge waren nun nicht mehr als ein dunkler Durchgang. Leute, die ihnen entgegen kamen, mussten sich gegen die Wand drücken, um Byakuya vorbei zu lassen.
 

„Aber warum überhaupt handeln?“, fragte Byakuya. „Kidō ist eine Währung ohne Wert, wenn es jemanden an Reiatsu mangelt, um sie auszuführen.“
 

„Ja, das glauben sie“, stimmte Aomori zu, führte sie eine Treppe hinunter in einen noch engeren, klaustrophobischen Durchgang. Nun waren selbst die Wachen hinter Byakuya gezwungen, hintereinander zu gehen. Der Ort begann nach feuchtem Untergrund zu riechen und die blanken Glühbirnen flackerten in den Halterungen über ihren Köpfen. „Und doch gibt es einige Gruppen, die lächerlich große Mengen an anderen Dingen aufgeben, um gewisse Handzeichen und Gestiken zu kennen. Das Einzige, was ich mir da vorstellen kann ist, dass das Wissen darüber dem Besitzer ein Gefühl von Macht gibt.“
 

„Aber eine Macht, mit der sie nicht umgehen können“, bemerkte Byakuya. „… Außer, wenn sie es plötzlich können. Ist es typisch für einen Insassen, plötzlich einen – wie hast du es genannt? – Anstieg zu haben?“
 

„Mehr als ich gerne zugeben möchte“, sagte Aomori und hielt vor einer verriegelten Tür an. Er machte eine Reihe von pochen, klopfen und tippen, was eine Art Passwort zu bilden schien. „Wir müssen genug Transfers in das Nest machen, dass ich meinen eigenen speziellen Block für Zivilisten habe. Abarai wurde in Einzelhaft gesteckt. Ich wollte wegen seinem Nachnamen nicht riskieren, ihn zur normalen Bevölkerung zu stecken.“
 

„Wegen Renjis Ruf? Wird er von den Kriminellen gefürchtet?“, fragte Byakuya.
 

„Einige“, bestätigte Aomori. „Doch mehr dieser Leute denken vielleicht, dass er eine gute Geisel abgeben könnte.“
 

„Ah, ja. Natürlich.“
 

Jemand trat von der anderen Seite an die vergitterte Tür. Byakuya konnte nur einen langen Schatten ausmachen, als er näher kam. Irgendwann konnte Byakuya eine Frau erkennen, die eine Laterne trug. Sie hatte das Auftreten, das Byakuya von jemanden erwartete, der ein Gefängnis befehligte: Ihr dünner Mund war eine grimmige Linie und ihre Augenbrauen waren zu einem ständigen Stirnrunzeln zusammengezogen. Ihre Haare waren stahlgrau und kurz geschnitten. Trotz der Tatsache, dass sie dünn und drahtig war, ging sie mit Selbstvertrauen und Autorität.
 

Sie blickte zwischen den Stäben hindurch, ihre schwarzen Augen blickten sie abschätzend an, wachsam und scharf, wie der Blick einer Krähe. „Nun, nun... Kommandant Kuchiki“, sagte sie mit einem verrückten Interesse. „Ich habe niemals geglaubt, jemanden wie sie an meiner Tür zu sehen.“ Doch dann bemerkte sie Senbonzakura und schien... enttäuscht. „Leider nur zu Besuch! Ich sollte dennoch den Moment genießen. Ah, nunja, alles gut.“ Sie tippte mit dem Finger gegen ihre Lippe. „Aber, hmmmm... Lasst mich raten, sie müssen am Abarai interessiert sein.“
 

„Das bin ich“, informierte sie Byakuya.
 

Die Tür öffnete sich. Byakuya hatte fast erwartet, die Scharniere knarzen zu hören, wie etwas auf alten Tagen, doch es zischte stattdessen mechanisch und verschwand in einem versteckten Spalt in der Wand.
 

Sie schnalzte mit der Zunge und machte Griffbewegungen mit ihren Händen in Richtung von Senbonzakura, als wolle sie das Zanpakutō von Byakuya nehmen, doch wagte es nicht.
 

"Diese Seelen sind normalerweise nicht erlaubt", erinnerte sie ihn, während sie ein wenig zu nah stand und zu besitzergreifend auf Senbonzakura schaute, als es Byakuya lieb war. Er blieb standhaft, als sie um ihn herum zu schnüffeln schien. Gerade als er das Gefühl hatte, vielleicht einen Schritt zurückzumachen, um seine Würde zu sichern, zuckte sie mit den Achseln und gestikulierte ihnen, ihr zu folgen. „Aber wir gehen durch den geheimen Tunnel und werden der normalen Bevölkerung nicht nahe kommen. Ich vermute, es kann eine Ausnahme gemacht werden. Auch, wenn sie es kurz halten müssen. Nach einer Weile können meine armen Lieblinge beginnen, ein nahes Zanpakutō zu riechen und es verlangt ihnen danach wie das Fleisch an einem Knochen."
 

Byakuya nickte. „Sie haben meine Zustimmung. Dieser Besuch wird so kurz wie möglich sein.“
 

„Ooooh“, sie drehte sich, um Byakuya anzulächeln, während sie den Weg zeigte. „Ein schlauer Mann fühlt sich unwohl hier.“
 

Byakuya überlegte, es abzustreiten, doch es war wahr. In der Sekunde, in dem er richtig über die Türschwelle des Madennest gegangen war, wurde Byakuyas spiritueller Druck von dem Sekkiseki gedrosselt. Ein nervendes Gefühl, nicht unähnlich dem Gefühl, wenn man Druck im Ohr hatte. Nur für den ganzen Körper. Noch verwirrender war, dass sich Senbonzakura plötzlich näher an ihn anzuschmiegen schien und sanfte, tröstliche Lieder aus seiner Kindheit sang.
 

Die Wächterin des Madennests beobachtete Byakuya mit breiter werdendem Grinsen und einem wissenden Nicken. „Auch weise, an seinem Meister zu hängen“, sagte sie, als würde sie direkt zu Senbonzakura sprechen. „Sollte er unter den normalen Umständen hierher kommen, hättest du dein eigenes, spezielles Gefängnis.“
 

„Zanpakutō werden nicht zerstört?“, die neugierige Frage rutschte Byakuya hinaus.
 

Sie zischte ihn an. „Kommandant! Was denken sie, was wir sind? Wie bewachen die Monster, doch sind selbst keine! Nebenbei haben wir gar nicht die Macht, so etwas zu tun, selbst wenn wir es wollten. Und wir wollen das nicht, oder? Das ist eine vollkommen andere Hölle, in der man festsitzt und nur halb vollständig ist... Ich bin mir nicht sicher, ob eine Seele das wirklich überleben kann, sie?“
 

Byakuya erinnerte sich an den furchterregenden Moment der Stille, als Ichigo Kurosaki Senbonzakura zerschlagen hatte. Wie von selbst legte sich seine Hand auf die Hülle und drückte sie beschützend. „Nein“, stimmte er zu. „Niemand könnte das.“
 

Die Mauern um sie herum verloren ihre Definition und schienen sogar höhlenartig. Byakuya musste sich unter überhängende Felsformationen hindurch ducken und sich durch Verengungen quetschen. Da war ein widerhallendes, tropfendes Geräusch in der Ferne und die Wände waren mit Feuchtigkeit überzogen. Am Ende kamen sie zu einer Leiter. Die Frau huschte hinauf und öffnete eine clever versteckte Bodenlucke über ihren Köpfen.
 

Sie kletterten hinauf und in einen Vorratsraum, mit Kisten und Boxen an der Wand aufgetürmt, hinein. Die Wächterin des Madennests führte sie weiter, durch einen mehr industrialisierten Raum. Nun musste Byakuya auf Abwasserrohre und andere Hindernisse an der Decke achten. Wenn überhaupt, war das beengte Gefühl noch schlimmer. Auch jedes Geräusch schien unnatürlich laut widerzuhallen.
 

Endlich mündete der Korridor in einen dunklen Flur, mit angrenzenden Zellen. Alle leer, bis auf die am hintersten Ende, wo Byakuya zwei blasse, dreckige Hände sehen konnte, wie sie die Gitterstäbe umklammerten. „Was geht da vor sich?“, verlangte eine Stimme zu wissen. Beim donnernden Geräusch so vieler Füße, verschwanden die Hände plötzlich und Byakuya konnte ein angsterfülltes Wispern hören. „Scheiße, die Exekution.“
 

Als sie vor der Zelle standen, hatte sich Seichi in eine Ecke gedrückt, ramponierte und zerschundene Fäuste waren geballt, als hätte er vor, trotz seiner kauernden Position, sie zu bekämpfen. Als sein nervöser, bebender Blick auf den weißen Haori und Senbonzakura fiel, ließ er seine Hände geschlagen fallen.
 

„Ok“, sagte er. „Mach es zumindest schnell und sauber.“
 

Irgendwann hatte Seichi Renjis Bandana verloren, daher war das 'Hund'-Tattoo in der Mitte seiner Stirn sichtbar. Sein dreckiger, blonder Mop an Zöpfen und Rasta standen in jede Richtung ab. Byakuya fragte sich, ob stachelige, dicke, unkontrollierbare Haare eine Art von Eigenschaft für männliche Abarai war. Vielleicht war es so und vielleicht kam mit dazu dieser wilde, mörderische Blick, den Byakuya in Renjis Augen viel zu oft gesehen hatte.
 

Doch im Gegensatz zu seinem Bruder war Seichi eine kleine, elendige Person, grätig und hager. „Ich bin nicht hier, um dich zu töten, Seichi Abarai“, sagte Byakuya. „Ich komme im Namen deines Bruders, um sicher zu stellen, dass es dir gut geht.“
 

„Was?“, Seichi blickte auf die Gruppe – 2 Wachen, ein Zivilistenaufseher, die Wache des Madennests und Byakuya – völlig ungläubig an. „Verarschst du mich? Du bist gekommen, um zu sehen, ob ich ok bin? Ich bin nicht ok. Sieht das für ein anständiges Leben für dich aus?“
 

Byakuya musste zugeben, dass es das nicht tat. Es schien noch nicht einmal eine Toilette zu geben, nur den Abfluss in der anderen Ecke der Zelle, gegenüber der Stelle, in der sich Seichi zurückgezogen hatte. Er hatte schon nur etwas mehr als Lumpen getragen, als sie ihn geschnappt hatten und nun war der Stoff fleckig mit aller Art von Schmutz. Barfuß und ungewaschen ähnelte er sehr dem Tier, zu welchem sein Tattoo ihn deklarierte.
 

Byakuya drehte sich zu Aomori und sagte: „Er braucht ein Bad. Du wirst das arrangieren. Und wofür gebe ich mein Geld, wenn nicht für neue Kleidung? Könnte ihm außerdem noch ein irgendein Bett erlaubt werden? Gebt es keine humanere Unterbringung?“
 

„Dein Geld?“, fragte Seichi und kam leicht aus seiner Ecke.
 

Byakuya öffnete sein Mund, um zu erklären, als die Wächterin gurrte: „Sie möchten, dass ihr kleines Hündchen wie ein Prinz behandelt wird?“
 

Selbst wenn es wirklich nicht an ihn gerichtet war, spürte Byakuya, wie er sich bei dem Hundekommentar anspannte. „Und warum nicht? Wo würden sie mich unterbringen, wenn ich ein solches Schicksal erleiden würde?“
 

Sie kicherte. „Sie, mein lieber Kommandant, würden Seppuku begehen, sehr ehrbar, ohne Zweifel. Doch da sie fragen, ich würde es lieben, sie zur normalen Bevölkerung zu werfen. Es wäre ein Spaß, meine Lieblinge würden nur zu gerne die Hände an jemanden wie sie legen. Aber leider! Ich vermute, sie würden den Turmraum bekommen, denn wir offensichtlich für jemanden ganz speziellen frei halten.“
 

„Hervorragend“, sagte Byakuya und betrachtete die Angelegenheit als erledigt. „Du kannst Abarai dorthin bringen, sobald er gebadet ist.“
 

Auch wenn er aufkommenden Protest hörte, drehte sich Byakuya weg. Aus seinem Augenwinkel sah er jedoch, wie Seichi seine Hand hob, als wolle er eine Frage stellen.
 

„Uh, hallo?“, fragte Seichi. „Wer bist du überhaupt? Und warum schacherst du über mich, als wäre ich plötzlich dein Eigentum?“
 

Byakuya wirbelte herum und sagte: „Du weißt ganz genau, wer ich bin. Ich bin Byakuya Kuchiki, Kommandant der 6. Division und, wie ich dir bereits gesagt habe, ich bin hier als Repräsentant der Interessen deines Bruders.“
 

„Ich dachte, dass Renji mir sagte, dass ich mich selbst ficken könnte, wenn ich seine Leute umgebracht habe. Sind das nicht auch deine Leute?“
 

Byakuya kräuselte die Lippen und betrachtete Seichi für eine lange Zeit. Offensichtlich versuchte er absichtlich, ihn zu provozieren. Warum diese Streitlust? Wollte er keine Hilfe? Wie auch immer, Byakuya war nicht daran interessiert, Spielchen zu spielen. „Ist das ein Geständnis?“
 

„Nein“, sagte Seichi fest. Gleichzeitig tippte er mit 2 Fingern gegen die linke Seite seines Kiefers, als würde er nachdenken, dann ging er zum einem Kratzen am Kinn über.
 

Könnten das Handzeichen sein? Hoffte Seichi, dass Byakuya das geheime Zeichen verstand? Und, wenn es das war, was könnte es vielleicht heißen? Vielleicht musste er einfach fragen. Byakuya lenkte seine Aufmerksamkeit auf seine Begleiter. „Wäre es möglich, einen Augenblick der Privatsphäre für Abarai und mich zu gewähren?“
 

„Nein“, kam es von Aomori, während die Wächterin „Ok“, sagte.
 

Die Beiden schauten sich für eine Sekunde an. Doch Aomori nickte der Wächterin zu und sie sagte: „Du kannst 10 Minuten haben. Wir gehen nur bis an das andere Ende des Korridors.“
 

„Akzeptabel“, nickte Byakuya.
 

Dann gingen sie weg. Die Wächterin des Madennests blickte weiter zu Byakuya über ihre Schulter und murmelte etwas über Privilegien der Adligen.
 

Während er einen weiteren Schritt aus seiner Ecke kam, beobachtete Seichi die Shinigami, die sich zurückzogen. Dann drehte er sich, um Byakuya misstrauisch zu beäugen. Er positionierte sich so, dass sein Rücken den Wächtern zugewandt war und machte weiter schnelle Bewegungen mit seiner Hand.
 

Byakuya beobachtete sie behutsam, doch ihre Bedeutung waren weit entfernt von offensichtlich. Byakuya schüttelte den Kopf, hoffte, dass er damit sein Mangel an Verständnis zeigte, statt eine Frage, die er vielleicht gestellt haben könnte, negativ zu beantworten.
 

„Aber er ist ok, oder?“, fragte Seichi, als würde er nahtlos an ihre Unterhaltung ansetzen. „Renji?“
 

„Er ist auf Mission in der Welt der Lebenden“, sagte Byakuya. „Zurzeit glaube ich, dass dort Frieden herrscht und er wohlauf ist.“
 

„Du hast ihn an die Front geschickt? Ugh. Natürlich hast du das. Das ist immer so, richtig?“, er ging die Abgrenzungen seiner Zelle ab, hin und zurück, wie ein Tiger im Käfig. Doch mit seinen Haaren und der Größe erinnerte er Byakuya mehr an ein Igel – ein sehr wütender und ängstlicher Igel. Seichi stoppte für einen Moment und blickte zu Byakuya, seine Augen auf den Kenseikan fokussiert. „Wenn er tot ist, was passiert dann mit mir?“
 

„Sein Name beschützt dich gerade nicht“, bemerkte Byakuya.
 

Seichi lachte. „Du denkst, dass ist nicht so? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ist der Grund, warum ich hier bin. Und ich wette, du bezahlt nicht für jemanden anderes.“
 

„Niemand sonst aus meiner Division hat Familie im Gefängnis“, sagte Byakuya. „Vielleicht, wenn sie es hätten, würde ich es tun. Du bist Renjis Bruder, daher tue ich es für dich.“
 

Er ging wieder dazu über, herumzulaufen und schüttelte den Kopf. „Wenn du mir irgendetwas besorgen möchtest, warum mir nicht irgendetwas nützliches wie Essen kaufen. Gott, ich würde für alles töten. Ein bisschen Reis, das kann nicht so viel kosten, oder? Oder wie wäre es vielleicht mit etwas Wasser mit Geschmack? Oder was auch immer du nicht zum Frühstück gegessen hast“, er hielt für einen Moment inne, um sich für eine Sekunde den Magen zu fassen, dann hielt er seine Hände zu Byakuya, damit er sie sehen konnte. Die Haut um seine Fingernägel war blutig. „Ich bin so scheiße hungrig, dass ich sogar meine eigene Haut gegessen habe. Verflucht, ich habe sogar meine eigene Scheiße gegessen, als sie raus kam. Aber nun mit so einem leeren Magen kommt nichts mehr raus, sonst würde ich es auch noch essen.“
 

Byakuyas eigener Magen drehte sich bei dem Gedanken.
 

Keine Monster? War es nicht das, worüber sich die Wächterin des Madennests mit Byakuya gezankt hatte? Und doch ließen sie solch Grausamkeiten geschehen? Vom reinen Verstand her, erkannte Byakuya, warum sie Seichi nichts zu Essen gaben. Das Essen würde sofort in Kraft gewandelt werden und er hatte bereits bewiesen, dass er eine Gefahr für sich und andere darstellte.
 

Dennoch war das skrupellos. Es sollte nicht erlaubt sein, so fortzufahren. Byakuya hatte einen Gedanken: „Wenn du nicht schuldig bist, könntest du rehabilitiert werden. Du könntest zur Akademie geschickt werden...“
 

„Nein“, sagte Seichi fest. „Ich habe dank eurem Haufen bereits Hund auf der Stirn stehen, ich werde nicht noch ein Hund des Militärs werden!“
 

Byakuya musste gegen seine Frustration ankämpfen. „Dann habe ich kein Mitleid für dich. Ich werde deine körperliche Umgebung so komfortabel machen, wie es mir möglich ist. Dein Schicksal ist dein eigenes.“
 

Mit diesem nervenaufreibenden und erschütternden Gespräch am Ende, drehte sich Byakuya weg. Er ging einen Schritt den Flur entlang, als Seichi sagte: „Du sagst es, als würdest du es wirklich so meinen. Als wäre es wahr.“
 

Byakuya hielt inne, doch drehte sich nicht herum. „Was?“
 

„Das Renji mein Bruder ist.“
 

Nun musste Byakuya Seichis Gesicht sehen, als drehte er sich leicht. „Ist er das nicht?“
 

„Er ist ein Angehöriger, doch nicht vom Blut her. Du weißt, dass wir nur Hunde sind, die sich gegenseitig gefunden haben, oder?“
 

Byakuya drehte Seichi wieder den Rücken zu. „Du bist ein größerer Narr, als ich gedacht habe, wenn du dir vorstellst, dass Renji oder ich Familie am Blut messen.“ So viele andere Worte kämpften darum, in diesem Moment ausgesprochen zu werden, doch Byakuya fand nichts davon angemessen. Er nahm einen tiefen Atemzug und ließ sie gehen. Dann hob er seinen Kopf: „Renji gab dir seinen Namen. Einen Namen, für den er hart gearbeitet hat, um etwas daraus zu machen. Ich schlage vor, dass du darüber nachdenkst, danach zu leben.

Of Courage and Love Letters

Byakuya war immer noch aufgebracht, als er seine Begleiter zu Soi Fons Büro führte. Die Wachen diskutierten während dem ganzen Weg von Seichi Abarais Zelle zurück mit ihm, doch Byakuya behielt seine Zunge im Zaum. Er hatte kein Interesse an ihren Ausreden und ihre Rationalisierung. Was da mit Abarai passierte, war ein Verbrechen gegen die Humanität. Herabgesetzt, um seine eigenen Exkremente zu essen? Das war krank. Da gab es keine Möglichkeit, eine solche Behandlung schönzureden.
 

Es machte auch keinen Sinn, die Angelegenheit mit Soi Fons Untergebenen zu diskutieren. Byakuya würde direkt mit ihr sprechen. Wenn sie nicht zuhören wollte, musste er die Angelegenheit in der Befehlskette höher ansprechen. Gerechtigkeit einfordern. Dennoch war jede Befehlsgewalt der Kommandanten absolut. Welche Anklagepunkte würden überhaupt aufgeführt, bei den Dingen, die Kurotsuchi in der Zwölften anrichtete?
 

Byakuya musste hoffen, dass es nicht soweit kommen würde. Von dem, was er von Soi Fon gesehen hatte, war sie steif, aber gerecht. Er glaubte von ihr, dass sie im Inneren eine angenehme Person war. Immerhin hatte Yoruichi sie gemocht und ihr vertraut. Das musste etwas wert sein.
 

Mit Sicherheit würde er das bald herausfinden.
 

Ōmaeda stand auf, als er in den Vorraum hereingerauscht kam. „Whoa, warten sie!“ Er starrte die Prozession verwirrt an und hob die fleischigen Hände, rückte dabei zur Tür. „Sie können hier nicht so einfach reinplatzen, das ist das Büro der Kommandantin!“
 

Byakuya hielt nicht an. Falls Ōmaeda hoffte, ihn abzublocken, sollte er es ruhig probieren. Als er die Tür öffnete, sprang Soi Fon auf die Füße, als wäre sie für einen Kampf bereit. Byakuya hielt nicht inne, bis er Angesicht zu Angesicht vor ihrem niedrigen Schreibtisch stand. „Mir missfällt Abarais Behandlung. Ich wünsche, Änderungen zu besprechen, die so schnell wie möglich umgesetzt werden müssen, Kommandantin.“
 

Die 2 Wachen kamen ins Büro, ihre Stimmen ein Gewirr aus Gegenargumenten. „Erkläre es ihm, ja, Kommandantin? Wir können Abarai nichts zu essen geben! Das Resultat wäre explosiv.“
 

„Das sind närrische Bedenken“, sagte Byakuya ruhig. Seine Stimme war flach und emotionslos, er behielt seine Augen auf Soi Fons verengten Blick fokussiert. Er appellierte an ihren Stolz. „Sicherlich füttert ihr bei weitem gefährlichere Personen im Nest, Kommandantin. Sie sind, ohne Zweifel, darauf vorbereitet, einen Kidō-Meister zu inhaftieren. Eine unbedeutende Figur wie Abarai, sollte eine Leichtigkeit sein.“
 

„Sie fragen nach einer Änderung der Grundsätze, Kommandant Kuchiki“, sagte Soi Fon. „Eine besondere Ausnahme, die sie mir versuchen für den Bruder ihres Liebhabers gewähren lassen wollen.“
 

Byakuya versuchte, bei einer solch öffentlichen Zurschaustellung seiner Beziehung mit Renji, nicht zusammenzuzucken. Die Drohung war klar, doch er fuhr so ruhig, wie es ihm möglich war, fort. „Wenn es wirklich ihr Grundsatz ist, eure Gefangenen derart auszuhungern, dass sie ihre eigenen Fäkalien verschlingen, nein. Dann frage ich nicht nach besonderen Privilegien. Stattdessen würde ich hoffen, dass solch ein unmenschlicher Grundsatz nicht nur für Abarai, sondern für jeden unter diesen Umständen geändert wird.“
 

Soi Fon öffnete ihren Mund, als wäre sie bereit, ein Gegenargument loszulassen, doch klappte ihn wieder zu. „… Was? Er… was?“ Soi Fon richtete ihren Blick weg von Byakuya, um ihre Untergebenen finster anzublicken. „Was ist das?“
 

Byakuya entspannte sich ein wenig. Es schien, als hätte es Soi Fon wirklich nicht gewusst. Wäre sie sich der Ebene von Seichis Misshandlung bewusst gewesen und es weiterhin erlaubt hatte, hätte es keinen Grund gegeben, weiter an ihren menschlichen Anstand zu appellieren. Doch zu hören, wie die Wächterin des Madennestes begann zu Schnauben, gab Byakuya wieder Hoffnung.
 

Es war der Zivilstenaufseher Aomori, der zuerst sprach: „Kommandantin, sie haben meinen Bericht über Abarai erhalten. Der Grund, warum er in der Lage war, ein großes Loch in die Baracken zu reißen war, weil wir angefangen haben, ihm Essen zu geben. Große Teile von Baracke 20 sind immer noch unbenutzbar und 3 Leute werden vermisst. Da war ein riesiges Chaos, als er den Ort auseinander nahm. Denken sie daran, was passieren würde, wenn er so etwas im Nest machen würde.“
 

„Das Madennest ist das sicherste Gefängnis der Soul Society“, bemerkte Byakuya. „Der komplette Ort ist aus Sekkiseki. Ich scheitere daran zu erkennen, warum Abarai, der schwächer ist als ein trainierter Shinigami, nicht mit der gleichen Würde wie der Rest der Inhaftierten behandelt werden kann.“
 

Soi Fon runzelte die Stirn. Ihr schmales Gesicht war vor Frustration zusammengezogen und sie schien zu überlegen. Sie blickte zu Byakuya und fragte: „Ich vermute, sie haben die finanzielle Verantwortung über Abarai übernommen?“
 

„Das habe ich.“
 

„Was ist mit Haftbarkeit? Würdest du die Verantwortung über alle Schäden übernehmen, die Abarai eventuell verursacht?“
 

„Sicher. Selbst wenn ihre Wachen es nicht haben, ich habe Vertrauen in ihr Gefängnis, dass es ihn aushält“, sagte Byakuya. „Aber ich werde das nur unter der Bedingung tun, dass er nicht nur Essen bekommt, sondern sich auch regelmäßig Baden kann und neue Kleidung bekommt. Ich habe erfahren, dass es da einen Raum im Turm gibt? Er wird auch dorthin verlegt.“
 

„Der Turmraum?“, fragte Soi Fon überrascht. „Wer hat ihnen das erzählt?“
 

Die Wächterin des Madennests muss errötet sein oder es irgendwie anders angedeutet haben, denn Soi Fons Adleraugen schien sie zu erdolchen.
 

„Also schön“, sagte Soi Fon mit einem nachdenklichen nicken. „Ich vermute, da es eh mit Gedanken an ihnen gebaut wurde, können sie genauso gut jeden dorthin verlegen, den sie darin haben wollen.“
 

Byakuya war kurz davor, ihr dafür zu danken, dass sie so vernünftig war, als er die vollständige von Soi Fons Andeutung bemerkte. Für ihn gebaut? Sie konnte das unmöglich wortwörtlich meinen. Sie musste für ‚jemanden wie ihn‘ gemeint haben.
 

Sie blickte ihre Untergebenen an. „Worauf wartet ihr? Kümmert euch darum!“
 

Byakuya wartete darauf, dass sie gingen. Dann wandte er sich zum Gehen um, zufrieden, dass Soi Fon ihr Wort gehalten hatte.
 

„Noch einen Moment, Kommandant Kuchiki“, sagte Soi Fon.
 

Etwas an ihrem Ton ließ Byakuya misstrauisch werden, als er sich umdrehte.
 

„Da wir Forderungen auszutauschen scheinen, hier ist meine“, begann sie. Sie setzte sich und begab sich wieder an ihre Büroarbeit. Untypischer Weise vermied sie, ihn anzuschauen, während sie sprach. „Halten sie sich aus meiner Nachbarschaft fern, wenn sie das nächste Mal den Drang verspüren, ekelerregend zu sein. Ich hatte einen sehr aufgebrachten Gastwirt in meinem Büro, der besorgt war, dass ihm Schweigegeld dafür gegeben wurde, wegzuschauen, während sie ihren… extrem wiedererkennbaren Vizekommandant vergewaltigen.“
 

Byakuya stand vollkommen still, für einen Herzschlag zutiefst erschüttert.
 

Aus einem Korb von ihrem Schreibtisch legte ihm Soi Fon Geld hin. „Er wollte, dass sie ihr blutiges Geld zurückbekommen.“ Soi Fon blickte dabei auf, ihre Augen rasiermesserscharf und schneidend. „Sie sollten wissen, dass ich die Aussage des Gastwirts aufgenommen habe und eine Akte angelegt habe. Ich widerstehe momentan, dem eine Untersuchung folgen zu lassen. Doch wenn ihr Vizekommandant in irgendeiner Weise ‚Buh‘ sagt, werde ich nicht zögern, ihm Unterstützung zur Seite zu stellen.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya, erfreut darüber, dass seine Stimme ruhig und stark klang. „Erinnern sie den Gastwirt, dass das Geld für die Zimmermiete und nicht für mehr war.“
 

Damit ging Byakuya, auch wenn seine Hände bebten, als er davonschritt.
 


 

Renji lag schwitzend auf dem sandigen Untergrund. Er und Chad waren bereits den ganzen Morgen dran. Über Chads Protest hatte Renji zu einer Pause aufgerufen. Auch wenn dieser erstaunlich zähe menschliche Junge für immer so weiter machen konnte, konnte es Renji nicht. Er musste tierisch dringend pinkeln und wurde langsam hungrig. Er presste sich eine kalte Flasche Wasser gegen den Kopf, ließ die kühle Feuchtigkeit ins Bandana einziehen und starrte hinauf zur sonnenlosen… Decke?
 

Dieser Ort war ebenso gespenstisch, wie der unter dem Sōkyoku Hügel. Renji hatte gedacht, dass Lady Yoruichi übertrieben hatte, als sie gesagt hatte, dass Urahara ihn ‚erfunden‘ habe. Er hatte gedacht, dass sie vielleicht ‚entdeckt‘ gemeint hatte. Schien es nun so, als hätte sie genau gewusst, was sie gesagt hatte. Aber, verdammt, wie konnte man einen Raum ‚erfinden‘ der unendlich zu sein schien?
 

„Werden wir stark genug werden?“, fragte Chad von irgendwo hinter Renji.
 

Renji atmete langgezogen aus und verschränkte die Arme unter seinem Kopf. „Wahrscheinlich nicht. Besonders nicht, wenn diese Typen aus der Nacht irgendein Anhaltspunkt sind.“
 

„Was werden wir tun?“
 

Renji legte seinen Kopf weiter nach hinten, um Chad anzuschauen, der an einem Felsen aus Sandstein lehnte, sein dunkler Haarmop verdeckte seine Augen vollständig. „Ihnen die Hölle heiß machen und im Kampf untergehen“, bot Renji mit einem Grinsen an.
 

Als Chad noch nicht einmal die Winkel seines Mundes zu Antwort anhob, legte sich Renji wieder mit einem Seufzen hin.
 

Nach einem Moment sagte Renji ernst: „Ich habe es in dieser Nacht versucht, Ichigo zu sagen, aber sein Stolz war zu sehr verletzt. Verlieren ist nicht das Ende. Manchmal zählt es als Sieg, wenn du immer noch stehst, nachdem der Staub sich gelegt hat. Scheiße, meiner Erfahrung nach ist es manchmal ein Sieg, wenn du mit dir selbst die Straßen beschmierst, aber immer noch atmest. Ich bin in mehr Kämpfen gewesen, als ich zählen kann, bei denen ich von Anfang an weit unterlegen war. Hat mich niemals aufgehalten. Sollte niemanden von uns aufhalten. Wenn du kämpfen musst, tust du es, egal was. Sicher, es kotzt einen an, wenn man mit dir den Boden aufwischt, aber es lehrt dich Demut und Tapferkeit. Du kennst keine Tapferkeit, wenn du nur gewinnst. Das ist blindes Glück und du kannst nicht immer auf Glück hoffen. Der größte Test der Stärke ist wieder aufzustehen, wenn du umgenietet wurdest. Weiterzugehen, trotz der Widrigkeiten kämpfen, auch wenn du weißt, dass du bereits verloren hast, das ist, was es braucht – das ist Tapferkeit.“
 

Da war eine lange, nachdenkliche Stille. Dann sagte Chad: „Also sagst du, dass wir im Arsch sind.“
 

„So ziemlich, ja.“
 


 

Als nächstes ließ Renji Chad kämpfen, bis er umfiel. Das nahm eine lange Zeit in Anspruch. Da gab es keine Zweifel daran, dass Chad stark war. Es war irgendwie verrückt, dass ein Mensch gegen Bankai antreten konnte, geschweige denn, es noch Stunde um Stunde aushielt.
 

Und was waren das überhaupt für Superkräfte, die er da hatte?
 

Er ließ Zabimaru wieder in die versiegelte Form kollabieren und setzte sich hart im Schneidersitz auf den sandigen Boden, erschöpft und überraschend mitgenommen und zerschrammt.
 

„Zweifellos kommst du langsam in die Stimmung für die Dinge!“, rief Urahara, wedelte begrüßend mit seinem Fächer, als er zu ihnen kam. „Oje, hast du bereits Herrn Sado getötet?“
 

„Noch nicht“, sagte Chad ernst. Er hob seinen zitternden Arm und warf ihn sich über das Gesicht und schien einzudösen.
 

Renji beobachtete Chad für einen Moment, bemerkte, wie der blasse Sand an dunkler, verschwitzter Haut kleben blieb. Dann wandte er sich zu Urahara und sagte: „Ich habe keine Ahnung, worüber du dir Sorgen machst. Der ist zäh.“
 

„Oh, ich habe niemals gesagt, dass ich mir Sorgen mache. Er hat nur, genauso wie du, nach Training gefragt. Zwei Fliegen und all das“, sagte Urahara fröhlich, als er direkt vor Renji anhielt.
 

Renji runzelte die Stirn. Dann rieb er sich eine Verspannung aus der Schulter und schielte zu Urahara hinauf. „Ich sehe nicht, dass du einen von uns trainierst. Wir kämpfen nur gegeneinander.“
 

„Nein?“, Urahara blickte in dieser übertriebenen, gespielten Art verwirrt hinter seinem Fächer hervor. Doch dann händigte er ihm einen weiteren Brief aus. „Geisterpost! Das wird zur Gewohnheit.“
 

„Scheint so“, sagte Renji und nahm das versiegelte Papier. „Ich glaube, ich sollte zurückschreiben, huh?“
 

„Das solltest du sicher“, bestätigte Urahara. Er stand weiterhin über Renji und beobachtete ihn mit im Schatten liegenden Augen und verstecktem Gesicht. „Es ist ein bisschen schwieriger, sie von hier aus zu schicken, aber nicht unmöglich. Ich hab spezielles Papier, das kann ich dir verkaufen!“
 

Scheiße, noch etwas, dass Renji kaufen musste? „Was ist mit diesen ganzen Schulutensilien, die ich bereits von dir kaufen musste? Warum reicht nicht das Papier vom Notizblock?“
 

Uraharas hellblonde Augenbrauen hoben sich. „Ich habe nie gesagt, dass es nicht reicht, nur dass ich extravagantes Papier habe, das du kaufen kannst. Es hat ‚Hello Kitty‘ drauf und man kann es in einen Umschlag zusammenfalten. Es ist raffiniert!“
 

„Ich hasse es, mit dir zu reden“, sagte Renji. Trotz Uraharas Versprechen bezweifelte Renji, dass er jemals eine direkte Antwort aus diesem Typen herausbekommen würde.
 

Er rutschte, bis er einen Fels gefunden hatte, an dem er seinen Rücken lehnen konnte und brach das Siegel auf Byakuyas Brief.
 

„Liebster Renji,

ich bin mir nicht sicher, wie ich beginnen soll. Es tut mir leid, dir berichten zu müssen, dass dein Bruder in einem schlechten Zustand ist. Trotz der Tatsache, dass du gebeten wurdest, für Unterkunft und Verpflegung aufzukommen, hat sich der Zivilstenaufseher geweigert, ihm Essen zu geben. Scheinbar hatte er einen explosiven Reiatsuanstieg, der die Verlegung ausgelöst hat. Sie haben unterlassen, uns darüber zu informieren, dass er nicht nur in Einzelhaft sondern auch ins Madennest verlegt wurde.“
 

„Heilige Scheiße“, schnaubte Renji. Er blickte auf und zeigte die Worte Urahara. „Sie haben Seichi ins Madennest geschickt. Scheiße, er wird da niemals mehr rauskommen.“
 

„Oh, das kann man niemals wissen“, sagte Urahara kryptisch. „Es gibt Leute, die wurden rehabilitiert und schlagen sich draußen ziemlich gut.“
 

Renji erinnerte sich plötzlich daran, was Yumichika gesagt hatte. „Du hast mal den Befehl über den Ort gehabt“, sagte Renji. „Passiert das? Normale Leute vom Rukongai, die so hart bestraft werden?“
 

Urahara fächerte sich Luft zu. Er schwang die Hüfte umher, um sich keck gegen den Fels zu lehnen, an dem Renji mit dem Rücken lehnte. „Die Hauptanforderung, um ein Gast im Madennest zu werden ist, spirituellen Druck zu haben, der als gefährlich für die normalen Insassen eingestuft wird. Es ist ein Irrglaube, dass es ein Gefängnis nur für Shinigami ist. Natürlich sind da Schurken und Deserteure unter ihren Reihen, aber der Großteil der Bewohner haben niemals Training in der Akademie gehabt, was ein Teil der Problematik darstellt.“ Er hob seinen Hut an und blickte auf Renji hinab. „Du hast niemals Gerüchte über verschwindende Leute gehört?“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Nicht in dieser Weise. Inuzuri war zu weit draußen. Wir hatten keine regulären Patrouillen. Ich habe einmal einen Shinigami gesehen, zufällig. Ich wusste, wohin die meisten gingen, wenn sie Inuzuri verließen. Sie sind abgetaucht.“
 

„Ah, ja. Natürlich“, sagte Urahara leise.
 

„Offensichtlich kenne ich Leute, die ins Gefängnis gingen“, sagte Renji. „Wurdest du außerhalb des Distrikts erwischt, wie Seichi, wurdest du weiter hochgeschickt. Da gab es Gerüchte, dass wenn du einmal Drinnen bist, die Leute verschwinden konnten. Ich vermute, diese Typen wurden zum Nest gebracht, huh?“
 

Urahara nickte. „Sehr wahrscheinlich.“
 

Renji nahm sich einen Moment, um sein Schicksal zu danken, dass er niemals hochgenommen wurde für den Mist, den er all die Jahre gemacht hatte. Ein kleiner Fehler und er wäre entweder als verpflichteter Yakuza-Soldat oder wie Seichi geendet… Ein Leben lang im Gefängnis.
 

Und kein Zabimaru.
 

Er konnte sich noch nicht einmal vorstellen, wie fürchterlich ein Leben ohne Zabimaru wäre.
 

Uraharas Stimme durchschnitt Renjis Gedanken. „Darf ich etwas fragen? Wegen welchem Verbrechen wurde dein Bruder angeklagt?“
 

„Mord“, sagte Renji ohne Zögern. „Der einzige Grund, warum er noch nicht hingerichtet wurde ist, dass unsere Patrouille von einem ganzen Haufen von ihnen angegriffen wurde. Es ist schwer zu sagen, welchen Schaden er angerichtet hatte, weißt du. Also er selbst, denn es ist nicht so, dass man ihn mit einem Messer in seiner Hand erwischt hatte. Der Pulk hatte nur Steine und Stöcke. Wie auch immer, ich vermute, die Zweite hofft, den Anführer zu erwischen. Ich wette mein Geld darauf, dass es ein Shinigami ist.“
 

„Das ist dein Gedanke?“, Urahara ließ die Hand mit dem Fächer fallen und schien interessiert. „Was lässt dich das annehmen?“
 

„Weil es clever war“, sagte Renji und blickte hoch in Uraharas Augen. „Ihren Mangel an aufspürbaren Reiatsu zu nutzen und so auf eine Patrouille loszugehen? Das ist verdammt schlau für einen Haufen Rukongai-Ratten und auch verdammt kühn. Niemand, der richtig im Kopf ist, denkt, dass ein Stein eine gute Waffe gegen ein Zanpakutō ist. Also vermute ich, dass jemand machtvolles sie dazu überredet hat, sie motiviert hat, weißt du?“
 

„Und was hat deinen Bruder motiviert?“
 

Renji zuckte mit den Achsen. „Wer weiß das schon? Aber Seichi hatte immer eine Nase für Ärger. Er hat schon immer über Ungerechtigkeit gejammert. Er war ein einfaches Ziel für alle Aufwiegler.“
 

„Du stimmst ihm nicht zu?“, Urahara hockte sich zu ihm, sein Fächer ruhte auf seinen Knien.
 

„Was hätten wir in Inuzuri tun sollen?“ Renjis Finger griffen in den Stoff seines Hakama, zerknatschten ihn. „Eine Demonstration? Wer zum Teufel würde sich kümmern? Niemand hörte auf uns. Wir könnten nichts ändern, wir waren nur ein Haufen Kinder. Außerdem war eine Müllhalde nicht unbedingt wert, dafür zu kämpfen. Ich sagte ihm: Schlag dir erst den Bauch voll, dann kannst du nach Gerechtigkeit schreien, so viel du willst. Niemand hat Zeit für solches Geschwätz, wenn sie am Verhungern sind.“
 

„Niemand hat Zeit für etwas anderes, wenn es hungrige Mäuler zum Stopfen gibt“, stimmte Urahara freundlich zu. „Doch vielleicht war es das, was dein Bruder meinte?“
 

Renji seufzte. „Ja, natürlich war es das. Das war der Grund, warum wir immer durch die Gegend gestreift sind und ich ihn nicht einfach im Stich gelassen habe. Seichi hat ein gutes Herz. Er wollte das, was richtig war. Er hasste es, die Leute leiden zu sehen und wollte etwas Besseres für sie. Ich wollte dasselbe, ich war nur… praktischer veranlagt – oder, ich weiß es nicht, abgestumpft vielleicht. Bis auf Ichigo habe ich niemals gesehen, wie es jemand mit der Soul Society aufnahm und gewann. Ich dachte, den Mond anzuheulen war das Beste, auf das ich hoffen konnte. Ich ärgere mich immer noch darüber, aber du musst zugeben, dass der Junge Glück gehabt hatte. Hätte Aizen nicht hinter Central 46 gesteckt, hätte der Generalkommandant verschissenes Hackfleisch aus unseren Ärschen gemacht. Wir wären jetzt alle im Madennest oder knusprige Kleinteile.“
 

Urahara nickte nachdenklich, doch Renji hatte das Gefühl, dass er etwas wusste, es aber nicht sagte. „Ich bin mir sicher, dass sich noch einmal eine Chance bieten wird“, sagte er leise, fast schon zu sich selbst. Dann hellte sich seine Miene auf und er fragte: „Aber würdest du es tun, wenn du geglaubt hättest, du könntest es? Hättest du versucht, dich gegen die Einrichtung aufzulehnen? Die Welt zu verändern?“
 

Renji schnaubte. „Ich dachte, dass ich die Dinge ändern würde, weißt du. In dem ich geteilt habe, was wir gestohlen haben, anstatt es selbst zu horten. Es ist schwieriger, als du glaubst, diese Art von Gutes zu tun. Etwas aufzugeben, wenn man seine Hände an all den leckeren Dingen hat und dein Magen knurrt wie…“, Renji hielt inne und blickte auf Zabimaru, das neben ihm im Sand lag. „Huh, ich wollte sagen, wie ein wilder Pavian.“
 

„Oh, ja. Das habe ich gerade gehört. Das ist ziemlich laut“, sagte Urahara mit einem Grinsen. „Und es ist wahr. Die wortwörtlichen Früchte seiner Arbeit mit der Gemeinschaft zu teilen, ist ein ziemlich radikaler Gedanke. Du hast das auf einer praktischen Ebene getan, was dein Bruder auf einer größeren, philosophischeren Ebene wollte, vermute ich. Eh?“
 

„Ja, vermutlich“, sagte Renji mit einem Achselzucken. Er blickte auf den vergessenen Brief in seinem Schoß und fragte: „Du denkst wirklich, dass Seichi es aus dem Madennest raus schaffen könnte?“
 

Urahara stand auf und schob seinen Hut zurecht. „Alles, was ich sage ist, dass es schon passiert ist. Natürlich hatte da jemand anderes den Befehl.“ Er drehte sich um und ging weg, wedelte mit seinem Fächer verabschiedend über seine Schulter. „Wenn er aufwacht, sag Herrn Sado, dass er uns zum Abendessen Gesellschaft leisten kann. Er kann auch immer hier schlafen, wenn er das lieber möchte. Du solltest selbst so in einer Stunde hinaufkommen. Tessai hat Milchfisch gekauft.“

„Ja, ok. Danke“, sagte Renji und winkte, obwohl Urahara bereits durch eine Felsspalte verschwunden war.
 

Renji wandte sich wieder dem Brief zu.
 

„Ich habe mit Soi Fon über die Situation deines Bruders gesprochen und bin zufrieden, dass sie die Angelegenheit beheben wird. Ich habe nicht nur auf Essen bestanden, sondern auch auf regelmäßiges Baden und eine bessere Unterbringung. So schwierig es war, ihn in diesem Zustand zu sehen, so froh bin ich auch, dass ich hingegangen bin. Es ist nicht zu ertragen, daran zu denken, was aus ihm geworden wäre, wenn ich es nicht getan hätte.

Ich habe versucht, ihn zur Akademie zu überreden, aber er ist so stur wie jeder Abarai.“
 

Renji schüttelte über die Vorstellung den Kopf, wie dieses Gespräch verlaufen sein musste. Er war überrascht, dass Byakuya überhaupt daran dachte, Seichi zur Akademie zu schicken. Scheiße, was würden die Lehrer mit einem Typen machen, der aus Inuzuri kam und ‚Hund‘ auf der Mitte seiner Stirn stehen hatte? Renji hatte genug Probleme damit gehabt, nur das Stigma seines Dialekts mit sich herumzutragen.
 

„Da es scheint , dass die Zweite andere Prioritäten hat, habe ich entschieden, dass ich es mir zur persönlichen Aufgabe mache, die Wahrheit über die Schuld oder Unschuld deines Bruders aufzudecken. Wenn es bewiesen werden kann, dass er nicht für den Tod unserer 11. Offizierin verantwortlich ist, kann er vielleicht trainiert werden, um seine Energie angemessen zu lenken. Nicht zuletzt könnte er als Bodyguard hier im Anwesen dienen.“
 

Renji schlug sich gegen den Kopf. „Für dich arbeiten? Was denkst du? Versteck das Silber! Himmel, er würde dich vermutlich erstechen, wenn du schläfst!“ Nicht nur das, Seichi würde auch niemals bleiben. Er würde bei der erst besten Möglichkeit wegrennen.
 

„Da ist eine andere Angelegenheit, über die ich mit dir sprechen möchte. Doch es bereitet mir derart viel Scham, dass ich es als zu schwierig empfinde, es auf Papier zuzugeben.“
 

„Scham? Das ist kein Byakuya-Wort“, Renji blickte zu Chad, auch wenn er nun laut schnarchte. „Und er kann noch nicht einmal darüber schreiben? Was zum Teufel?“
 

„Ich möchte mit dir von Angesicht zu Angesicht sprechen. Auch wenn ich verstehe, dass dies plötzlich und unerwartet ist, habe ich bereits Vorkehrrungen getroffen, zu dir zu reisen. Du kannst mich morgen Abend an unserem gewohnten Ort erwarten. Ich hoffe, dass dir dies keine Unannehmlichkeiten bereitet und dass ich willkommen bin.

Wenn du bevorzugst, mich nicht zu sehen, bitte schreibe mir so bald wie möglich. Andernfalls freue ich mich darauf, dich wiederzusehen. Du bist immer in meinen Gedanken, auch wenn ich deine Wärme in meinen Armen sehr vermisse.

Für immer dein,

Byakuya.“
 

„Nun ja“, sagte Renji zu dem schlafenden Chad, während er sich selbst auf die Füße hievte. „Auch wenn er kommt, weil er wegen etwas am Ausflippen ist, sieht es für mich so aus, als wäre es eine Verabredung zum Sex. Funktioniert für mich.“
 


 

Byakuya saß in seinem Büro auf dem Anwesen, als Eishirō höflich an der Tür klopfte. Stirnrunzelnd sagte Byakuya: „Herein.“ Er hatte keinen Tee oder andere Dienste verlangt. Was könnte der Hausverwalter wollen?
 

„Seelenpost ist für sie eingetroffen, mein Herr“, sagte Eishirō vom Türrahmen aus, als wäre er unsicher, wie er trotz Einladung erscheinen sollte. Sein Zögern wurde klar, als er kleinlaut hinzufügte: „Und ich habe mich gefragt, ob ich den Rest des Nachmittags frei nehmen könnte.“
 

Frei nehmen? Eishirō Familie lebte auf dem Anwesen, war ein Feiertag, den Byakuya vergessen hatte? „Natürlich kannst du das“, sagte Byakuya, auch wenn er neugierig genug war, um zu fragen: „Besondere Pläne?“
 

Mit einem erleichterten Atemzug überschritt Eishirō endlich die Türschwelle und kniete sich gegenüber von seinem Tisch, bevor er den Brief mit beiden Händen anbot. „Nur ein Botengang für… einen Freund.“
 

Ein eigenartiges Zögern. ‚Ein Freund‘? Hatte Eishirō einen geheimen Liebhaber? Byakuya war sich nicht sicher, ob er es billigte. Immerhin war Eishirō verheiratet und hatte Kinder. Für einen Moment blinzelte er auf den Brief in seiner Hand. Er war Pink und mit weißen Kirschblüten bedruckt, die über die Fläche zu gleien schienen. Renjis verkrampfte, sorgfältige Handschrift verkündete Byakuyas Namen und Rang.
 

Eishirō wartete mit gebeugtem Kopf auf die Entlassung, doch Byakuya hielt ihm mit einer Frage auf. „Was für eine Art Besorgung benötigt einen ganzen Nachmittag?“
 

„Eine, die mich in den Rukongai führt, mein Herr“, sagte Eishirō. „Doch auch nur an den Rand, zum Glück.“
 

Byakuya hatte Renjis Brief entgegen genommen, um ihn zu öffnen, hielt nun jedoch inne. „Den Rukongai? Nimmst du eine Wache mit? Jemanden von der Division?“
 

„Ähm… nein, mein Herr. Ich plane, alleine zu gehen.“
 

„Alleine? Ich kann meinen Hausverwalter nicht unbewaffnet im Rukongai herumspazieren lassen“, sagte Byakuya und lenkte seine Aufmerksamkeit zum Brief. „Ich werde dich begleiten.“
 

„Nein!“, platzte es aus Eishirō heraus. Seine Hände flogen hinauf, um seinen Mund zu verdecken. Langsam und vorsichtig ließ er sie wieder sinken. „Ich wollte damit sagen, dass mein Herr viel zu wichtig ist, um jemand niederen wie mich zu begleiten.“
 

„Unsinn, ich bestehe darauf“, sagte Byakuya.
 

Eishirō hielt seinen Kopf für einen langen Moment gebeugt und seufzte dann. „Ja, mein Herr.“
 

„Gibt es da ein Problem?“, fragte Byakuya, als Eishirō weiterhin deprimiert aussah.
 

„Würde mein Herr in Erwägung ziehen, inkognito zu gehen, wie wir es immer taten, als ihre Herrschaft jünger war? Ich befürchte nur, dass der Preis steigen wird, wenn der Kenseikan gesehen wird.“
 

Preis? Lieber Himmel, was hatte der Mann vor? Dennoch war Byakuya zu neugierig und vielleicht konnte er die Möglichkeit auch nutzen, um herumzufragen, ob jemand Seichis herumtreibende Bande aus Marodeuren kannte. „Du kannst auswählen, was immer du angemessen findest und es für mich herauslegen. Ich kann innerhalb von einer Stunde losgehen, wenn das akzeptabel ist.“
 

„Mehr als das“, nickte Eishirō mit einem seltsamen Ausdruck in seinen Augen. „Es wird mir eine Ehre sein, zu entscheiden, welche Garderobe mein Herr für seinen Streifzug trägt.“
 

Ah. Sie werden sich verkleiden. „Sehr gut“, sagte Byakuya. „Du kannst gehen.“
 

Da waren noch viele Verbeugungen, bis er an der Tür war. Endlich war Byakuya alleine mit Renjis Brief. Es dauerte einen Moment, bis er das Papier entfaltet hatte, doch er schaffte es, ohne es einzureißen.
 

Kommandant,

Lord Kuchiki,

Lieber Byakuya-sama,

Wer hätte gedacht, dass es so schwer ist, Briefe zu schreiben? Ich glaube, ich bin plötzlich von dir beeindruckt – ok, beeindruckter.

Jedenfalls wollte ich dich hauptsächlich wissen lassen, dass es in Ordnung ist, dass du mich besuchen kommst. Mehr als in Ordnung, eigentlich. Wenn man schon davon spricht, sollten wir vermutlich ein Hotelzimmer oder so etwas buchen, denn ich kann dich da, wo ich bin, nicht über Nacht einquartieren. Herr Urahara hat eine Tonne von sehr seltsamen Regeln und ich bin bereits in einer Nacht wach geworden, mit einer gewissen schwarzen Katze, die sich schlafend auf meinem Arsch Hintern eingerollt hatte.

Es sei denn, du weißt schon, dass es für dich in Ordnung ist mit dir und mir und ihr. Denn das würde ich absolut machen. Ich sag’s nur.

Herr Urahara sagt, dass unsere gewohnten Dinge in der Lagereinheit sein werden, die wir auch bisher verwendet haben. Ich werde dich dort treffen. Es war ruhig nach der ersten Nacht, also erwarte ich keinen Ärger. Chad hat mir gesagt, dass Ichigo irgendwohin schmollen gegangen ist, also ist der orangehaarige Vollidiot vielleicht einfach losgezogen, um die anderen alleine ohne uns zu bekämpfen. Typisch.

Soll ich Rukia wissen lassen, dass du kommst? Sie ist sozusagen alleine, da Ichigo weg ist, um ein Idiot zu sein, und ich habe sie sagen gehört, dass sie zurück zur Soul Society gehen würde. Sie möchte bei dir sein und vielleicht auch Orihime zum Training mitbringen. Wir 4 könnten eine Nacht zum Abendessen ausgehen? Ich habe gehört, dass es hier einige Hotels mit extravaganten Restaurants gibt. Ich kann mich darum kümmern, wenn du möchtest. Wirst du mehr als nur eine Nacht bleiben?“
 

Byakuya musste den Brief drehen und seinen Kopf schieflegen, um das Gekritzel an der Seite des Papiers zu entziffern, da Renji offensichtlich der Platz ausgegangen war.
 

„Ich vermute, es ist schwer, aufzuhören, wenn man einmal angefangen hat, eh? Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so viel zu sagen hatte. Ich freue mich darauf, dich zu sehen. Ich hoffe, dass du länger bleiben kannst. Ich habe mehr als eine Nacht in mir, wenn du weißt, was ich damit sagen will.

In Liebe,

Renji.“
 

Byakuya lächelte, als er den Brief wieder faltete. Die Art der sinnlichen Korrespondenz würde niemals Renjis Stärke werden, doch er hatte es trotzdem geschafft, viel von seinem groben Charme zu übertragen.
 

Es würde gut sein, ihn wiederzusehen. Byakuya steckte den Brief unter sein Tintenfässchen, um es sicher aufzubewahren. Dann stand er auf und ging in seine Gemächer, um zu sehen, was für eine Art von Verkleidung Eishirō für ihn herausgelegt hatte.

Prince and the Pauper

Byakuya fühlte sich mehr albern, als ‚inkognito‘. Dennoch musste er zugeben, dass Eishirō Kleidung ausgewählt hatte, in dem normalerweise noch nicht einmal ein toter Kuchiki entdeckt werden würde. Byakuya war sich noch nicht einmal sicher, aus welchem Material sein schlechtsitzendes Outfit gemacht worden war – Baumwolle vielleicht oder Hanf? Es war auf jeden Fall keine Seide. Der Schnitt und die Farbe konnte man einfach als geschmacklos bezeichnen und es war mindestens eine Nummer zu groß für ihn. Senbonzakura hing an seiner Seite, befestigt mit nicht mehr als einer dicken Kordel.
 

Der Reiseumhang mit Kapuze war allerdings ziemlich angenehm. Er war aus einer Art Öltuch und es fühlte sich warm und schützend an, vielleicht sogar wie eine leichte Rüstung.
 

„Glaubst du nicht, dass das zu auffällig ist?“, fragte Byakuya Eishirō, als sie das Anwesen über den Hintereingang verließen. Die Diener mussten zweimal hingucken, als sie an ihnen vorbeigingen.
 

„Nein“, sagte Eishirō. „Sie tragen eine Waffe. Ich musste sicherstellen, dass sie wie eine der Personen aussehen, die ihr weniges Geld in wichtige Dinge steckten: Guter Stahl und ein angenehmer, Allwetterumhang. Außerdem bezieht ihr Haushalt sie für ihre Gefolgsmänner. Es sieht nicht seltsam aus, wenn ich mit einem bewaffneten Bodyguard der Kuchiki reise.“
 

Es war offensichtlich, dass Eishirō das Ganze durchdacht hatte. Byakuya schob seine Haare aus seinem Gesicht und sagte: „Also gut.“
 

Eishirō blickte zu Byakuya und runzelte die Stirn, als er das Tor zur Handelsstraße öffnete. „Reden sie nur nicht so viel, in Ordnung, mein Herr? Machen sie ihre stille Nummer, ja?“
 

„‘Stille Nummer‘?“, spottete Byakuya. „Es ist keine ‚Nummer‘. Ich bin… von Natur aus nachdenklich. Und du solltest die Höflichkeitsformen sein lassen.“
 

„Ja, me…“, Eishirō unterbrach sich rechtzeitig. „Wie soll ich euch nennen?“
 

Sie gingen die Straßen der Seireitei entlang. Niemand schaute sie genauer, als mit einem umherschweifenden Blick an, als sie aus dem Hintereingang des Anwesens getreten waren. Die Straßen waren gefüllt mit dem frühen Abendverkehr. Karren rumpelten auf dem Pflasterstein. Einige Shinigami der 6. Division gingen mit einem kurzen Nicken an Eishirō vorbei. Ihre Blicke glitten kurz neugierig über Byakuya, doch sie erkannten offensichtlich ihren Kommandanten nicht, da sein Gesicht und Senbonzakura fast komplett versteckt waren. Sobald sie weg waren, spürte Byakuya, wie er durch eine seltsame Art von Stolz, dass man ihn nicht erkannt hatte, errötete. „Erinnerst du dich an den Namen, den wir nutzten, als ich jünger war?“
 

„Natürlich, mein Herr“, sagte Eishirō. Dann bemerkte er seinen Fehler und fing noch einmal von vorne an. „Ich meine, natürlich, Yuka.“
 

Die dümmliche Umkehrung des Mittelteils seines Namens ließ Byakuya lachen. Er war nicht sonderlich schlau oder erfinderisch in seiner Jugend gewesen, doch der Deckname war einfach und einprägsam genug gewesen, um im Kopf zu bleiben.
 

Als Eishirō sich nach Norden wandte und sie sich ihren Weg durch enge Straßen in Richtung des Tores der schwarzen Tiefe schlängelten, fragte sich Byakuya wieder über die Natur von Eishirōs Botengang. „Gehen wir in den nördlichen 1. Distrikt?“
 

„Das tun wir“, bestätigte Eishirō.
 

Byakuya unterdrückte ein Lachen. „Dieser Freund erwartet viel von dir. Es wird bis Einbruch der Dunkelheit dauern, bis wir überhaupt das Tor erreicht haben.“
 

Außerdem mussten sie das Territorium von Kenpachi durchqueren, welches, sobald die Sonne unterging, immer mehr zu einem groben Partydistrikt verkam.
 

„Vielleicht würde der junge Herr bevorzugen, mit der Sänfte zu reisen?“
 

„Der junge Herr würde Blitzschritt bevorzugen“, antwortete Byakuya in einem ebenso trockenen, aufziehenden Ton. „Muss ich dich daran erinnern? Ich bin jetzt ein erwachsener Mann. Ich könnte dich ohne Probleme tragen, Eishirō. Wir könnten in ein paar Augenblicken dort sein.“
 

„Und doch habe ich irgendwie nicht das Verlangen danach, Höchstgeschwindigkeiten zu erleben, wenn ich wie ein Sack Reis über eure Schultern geworfen wurde, Yuka“, sagte Eishirō.
 

„Würdest du bevorzugen, an meiner Brust zu liegen, wie ein Liebhaber?“, lächelte Byakuya.
 

„Sie können Vizekommandant Abarai tragen?“
 

Sie betraten den Rand des Gebietes um die 11. Division herum. Izakaya-Personal rollte Fässer mit Sake heraus und staubte die Sitze der Veranden ab, um sich auf die bevorstehende, erhöhte Aktivität in der Nacht vorzubereiten. Die Atmosphäre glich tatsächlich der einer Festivität, obwohl es noch nicht einmal Wochenende war. Essensstände wurden an der Straße aufgebaut und der Geruch von billigem, frittiertem Essen erfüllte die Luft. „Renji wiegt mindestens 15 Kilogramm mehr als ich. Außerdem hat er eine plumpe Größe. Es wäre schwierig, ihn so zu tragen. Ich dachte eher an Hisana. Du bist mehr ihre Größe, wenn überhaupt.“
 

„Seien sie gerecht“, sagte Eishirō mit einem Zungeschnalzen, klang dabei gekränkt. Er breitete eine Hand auf seiner gut gebauten Brust aus, über die schwarze Seide seines Bediensteten Kimonos. „Ich habe eine durchschnittliche Größe für einen Mann. Es ist nicht meine Schuld, dass ihr so groß geworden seid.“
 

„Sicher ist es das. Du warst dafür verantwortlich, mir zu essen zu geben“, sagte Byakuya. „Meine Größe ist vollkommen deine Schuld.“
 

Eishirō lächelte warm. „Ich denke, dann habe ich alles richtig gemacht. Sie sind gut genug geraten.“
 

War er das? Byakuya runzelte die Stirn, dachte über die Worte nach, die er mit Soi Fon ausgetauscht hatte. War es ihr ernst damit, dass sie ein Gefängnis für ihn hatte bauen lassen? Worauf stützte sich so etwas? Scham färbte seine Wangen, die zum Glück unter der Kapuze des Umhangs versteckt lagen, als er die Möglichkeiten durchging. War die Geschichte über den Unfall mit seinem jungen Liebhaber über die Familie hinausgegangen? Was war mit Senkei Senbonzakura Kageyoshi und dem Mann, dem er geschworen hatte, mit eigenen Händen zu töten? Waren die Neuigkeiten über diese weniger… kontrollierten Momente auf Reisen gegangen? Hatten sie ihm interne Feinde gemacht, die Byakuya bisher nicht realisiert hatte? Vielleicht gepaart mit der Tendenz zum Trotz gegenüber seiner Familie und Traditionen…
 

Ah, diese zerschmetternde Ironie. Er hatte sein ganzes Leben dafür gearbeitet, der perfekte, gesetzestreue, adlige Shinigami zu sein, nur um zu erkennen, dass er niemanden außer sich selbst damit geblendet hatte.
 

Und dann war das Soi Fons letzte Drohung. Es war schmerzhaft klar geworden, dass Byakuya keine Kontrolle über die Bestie hatte, die tief in seiner eigenen Seele wütete. Daran zu denken, dass er einmal Renji ermahnt hatte, seine Dämonen nicht ausreichend im Griff zu haben. Byakuya hatte ganz offensichtlich keinen von seinen eigenen gemeistert.
 

„Ich bitte vielmals um Verzeihung“, ertönte Eishirōs Stimme, ungewöhnlich scheu und unsicher, zerriss Byakuyas dunkle Gedanken. „Ich sollte mich nicht erdreisten, mir anzurechnen, was für ein Mann sie geworden sind…“
 

„Unsinn“, sagte Byakuya und winkte ab, um das Missverständnis zu verbannen. „Du kannst mit Sicherheit Anspruch auf alles Gute in meinem Herzen erheben. Du und mein Vater waren meine ersten Tutoren und ihr habt mir alles darüber beigebracht, ein Gentleman zu sein.“ Was er natürlich nicht sagte war, dass Byakuyas Großvater vermutlich für den ‚adligen Byakuya‘ der er geworden war, verantwortlich war. Der, wie es scheint, alles andere als ein sanfter Mann war. „Ich habe nur an die Situationen gedacht, an denen ich daran gescheitert bin, deinen Anleitungen gerecht zu werden.“
 

Man musste Eishirō anrechnen, dass er noch nicht einmal versucht hatte, Byakuya dazu zu bringen, einen Fehler zu leugnen. Er nickte nur unverbindlich.
 

Sie gingen still nebeneinander her, durch die chaotischen Straßen. Die Mauern, die die Baracken der Elften umgaben, waren vor ihnen sichtbar. Ihre großen, groben Tore waren für den Tag geschlossen. Doch früh genug schwangen sie auf, entließen ihre marodierende, barbarische Horde. Zumindest die Nachbarschaft, schien sich über diesen Anblick zu freuen. Entlang der Straße waren überall Laternen angezündet und ‚geöffnet‘-Schilder herausgehangen. Kenpachis eigene, kleine, seltsame Wirtschaft, dachte Byakuya. Er beobachtete, wie die Essenshändler fröhlich die Gastwirte begrüßten, ganz klar begeistert von dem potenziellen Profit, den man dank der betrunkenen Prasserei erwirtschaften konnte.
 

„Bist du sicher, dass du mir nicht erlaubst, dich zu tragen?“, fragte Byakuya Eishirō.
 

„Versuche den Abend zu genießen, Yuka“, sagte Eishirō mit einem Lächeln und einer sanften Ermahnung.
 

„Geduld“, sagte Byakuya. „War niemals eine meiner besten Seiten. Besonders nicht, wenn eine sinnvolle Lösung verfügbar ist.“
 

„Ein Spaziergang am Abend ist kein Problem, das gelöst werden muss, junger Herr.“
 

Byakuya schnitt eine Grimasse, fühlte sich viel zu sehr wie das Kind, das er einmal war. „Ja, Shiyōnin-sama.“
 

Eishirō blickte scharf zu Byakuya hoch, doch schüttelte dann liebevoll den Kopf. „Es macht auch keinen Sinn, früher anzukommen. Der Horishi erwartet mich erst spät.“
 

Horishi? Byakuya stoppte seine Schritte. „Du denkst doch nicht darüber nach, dir ein Tattoo stechen zu lassen, oder Eishirō?“
 

Eishirō drehte sich zu Byakuya um, der auf dem Fußweg stehen geblieben war. Er blinzelte und hatte einen schuldbewussten Blick. „Oh, ich… Habe ich das laut ausgesprochen?“
 

„Das hast du.“
 

Byakuya wartete, während Eishirō abzuwägen schien, was er sagen sollte. „Oh, ähm…“, begann Eishirō und atmete dann ein, als würde er ins Wasser springen. „Keine Tattoos für mich. Ich überbringe nur die Bezahlung für den Horishi von jemanden anderem.“
 

Jemand anderes? Byakuya setzte sich wieder seufzend in Bewegung. „Renji“, vermutete Byakuya. „Es muss Renji sein. Wo um alles in der Welt hat er Platz für neue Tattoos gefunden?“
 

„Ich bin mir nicht sicher, mein Herr. Er hat sie mir nicht gezeigt“, sagte Eishirō. Als Byakuya wieder auf gleicher Höhe war, blickte Eishirō ihn interessiert an. „Sie sind nicht sauer?“
 

„Das Renji dich nach einem Botengang fragt? Oder dass er offensichtlich seine Rechnungen und Schulden vernachlässigt?“ fragte Byakuya mit einem leichten Achselzucken. „Ich finde nichts davon besonders überraschend. Aber ich wundere mich ein wenig über einen Tätowierer, der auf Rechnung arbeitet, doch Renjis Ruf ist solide genug, denke ich. Es ist nicht, als wäre er arbeitslos.“
 

„Ah ja, nun ja… Der Vizekommandant hat einen Pfand zurückgelassen“, sagte Eishirō, sein Blick glitt von Byakuya weg.
 

„Tatsächlich?“
 

Eishirō hustete.
 

Kein weiteres Wort war notwendig, Byakuya wusste es. Dieser rothaarige Idiot hatte die Halskette mit dem Kenseikan-Splitter zurückgelassen. „Mein Zeichen der Liebe“, sagte Byakuya dünn mit einem Kopfschütteln. „Ich verstehe. Ich werde ihn vielleicht doch töten müssen.“
 

Byakuya versuchte ruhig zu sprechen, ohne Zorn, doch Eishirō sog scharf die Luft ein. „Bitte, mein Herr. Ich bin mir sicher, dass es ein Fehler war. Als er zu mir kam, war er sehr verzweifelt, es zurückzubekommen.“
 

„Oh, ich bin mir sicher, dass er das war.“
 

Eishirō machte einen nervösen, kleinen Laut, offensichtlich bewusst, wie zornig Byakuya war und wie sehr es unter der Oberfläche brodelte. Unbewusst zogen Strudel seines Reiatsu an seinem Umhang. Wie konnte er nur? Wie konnte Renji so etwas Wertvolles und Persönliches eintauschen gegen etwas so Dummes und… nur Dummes.
 

Ihm fehlten die Worte. Byakuya war so sauer, dass er kaum noch gerade denken konnte.
 

Eishirō stolperte.
 

Für einen Moment registrierte Byakuya nicht, was passiert war. Dann nahm er mit Mühe das Reiatsu zurück, das drohte, die Dachziegeln hinunterzurütteln. Er hielt an, um Eishirō zurück auf die Füße zu helfen.
 

Hinter ihnen ertönte das knarzende Geräusch von Toren, die geöffnet wurden, gefolgt von dem johlenden Jubel der Elften, während sie sich in der Nachbarschaft verteilten, um ihre abendlichen Aktivitäten zu beginnen. Sobald Eishirō wieder sicher auf den Beinen und der Staub abgeklopft war, nahm Byakuya das Tempo auf. Das Letzte, was er im Moment wollte, war von feiernden Schlägern der Elften umgeben zu sein. Er wandte sich um, um zu den ausströmenden Raufbolden zu blicken und keifte zornig. „Ich mache denen Vorwürfe, das tue ich. In dieser Nacht wollte Renji nicht bei mir und Rukia bleiben. Er musste wegrennen und mit diesen jämmerlichen, früheren Kameraden zusammen sein, vermutlich auf einem Saufgelage. Was sollte ich erwarten? Diese Leute bringen immer sein Schlimmstes zum Vorschein.“
 

„Oh, nein“, sagte Eishirō leise. „Ich bin mir sehr sicher, dass das Wegrennen meine Schuld war.“
 

„Erfinde keine Entschuldigungen für ihn“, schnaubte Byakuya.
 

„Das mache ich nicht“, Eishirō trottete schon fast, um mit Byakuyas gesteigertem Tempo mithalten zu können. „Ich habe ihn an diesem Abend aufgebracht. Ich weiß, dass ich das getan habe.“
 

„Wie? Wie könnte etwas, dass du sagst ein Unterschied zwischen tobender Idiotie und einem gedankenlosen Tier machen?“, Byakuya hielt an, damit Eishirō aufholen konnte und atmete mehrmals tief ein, um sich unter Kontrolle zu halten. Es war schwer. Staub wirbelte um seine Füße herum, trotz seiner Anstrengungen.
 

„Die Tante Masama“, sagte Eishirō, etwas außer Atem und er sah aus, als wäre er kurz davor, wieder in die Knie zu gehen. „Sie hat mich beauftragt, ein Reinigungsritual vorzubereiten. Da das Personal dabei nie zurückhängt, konnte ich mir vorstellen, für wen sie es gedacht hatte – besonders wenn man bedenkt, dass sie gerade von euch beiden gehört hatte. Als ich es im Vorbeigehen an diesem Abend erwähnte, schien es, als hätte Vizekommandant Abarai noch nie von dem Ritual gehört. Ich wollte nichts Falsches sagen. Ich dachte, er würde seine Fragen an euch richten, sie sind in einer viel besseren Position, um die Dinge angemessen zu erklären. Doch es scheint, als wäre er stattdessen weggelaufen.“
 

Ein Bild begann sich in Byakuyas Kopf zusammenzusetzen. Er war sich nicht sicher, ob all das Sinn ergab, doch er konnte sich vorstellen, dass es Renji geschmerzt hatte, zu erfahren, dass er in Tante Masamas Augen nicht ‚rein genug‘ genug war. Jeder konnte sich verletzt fühlen von ‚schmutzigen‘ Andeutungen in solch einer Sache, doch Renji… er hatte immer so viele Aspekte.
 

„Ich wünschte, er würde mit mir reden“, sagte Byakuya durch zusammengebissene Zähne, doch er spürte, dass der Großteil seines Ärgers schwand. „Bevor er solch lächerliche, idiotische Dinge tat, wie mein Zeichen der Liebe am ersten Abend wegzugeben, an dem ich es ihm gegeben habe.“
 

Eishirō nickte wortlos.
 

Sie gingen nun langsamer weiter Richtung nördliches Tor. Sie konnten den Kopf und den breiten Rücken des dunkelhäutigen Riesen Danzōmaru sehen, der das Tor bewachte und von weitem über den Dächern herausragte. Das Licht schwand, doch blockartige Streifen von Tribaltattoos waren auf den Kopf des Riesen erkennbar, was Byakuya an Renji erinnerte. „Ich verstehe ihn nicht“, gestand Byakuya, kämpfte immer noch damit, nicht zornig zu sein. „Er hat von dem Ritual erfahren und was entschieden? Dass er sich noch weitere Zeichen seiner niederen Herkunft zulegen musste und dafür meinen Kenseikan ausgeben muss?“
 

„Möglich“, sagte Eishirō. „Er ist sehr stolz.“
 

„Stolz?“, Byakuya hatte in diesem Moment viele Worte in seinem Kopf, um Renji zu beschreiben. Doch Stolz war keines davon.
 

Sie hatten fast das Ende der Straße erreicht. Hinter dem Tor konnte Byakuya die weiten Ausläufer des ‚Niemandslandes‘ sehen, dass den Rukongai von der Seireitei trennte. Der Riese nickte ihnen zu, als sie seine bergartige Form passierten. „Vielleicht ist Stolz nicht das richtige Wort“, sagte Eishirō. „Aber er ist sich immer dem sehr… bewusst, woher er gekommen ist und was es alles… gekostet hat. Herauszufinden, dass er immer noch nicht gut genug war, ließ ihn vielleicht… Nun ja, natürlich kann ich es nicht genau sagen, aber vielleicht ist er zu etwas zurückgekehrt, dass er kannte, von dem er wusste, dass er nicht scheitern könnte.“
 

Als sie in den Rukongai traten, konnte Byakuya das leichte Kitzeln auf seiner Haut spüren, als sie durch die Kidō-Barriere gingen. Eishirō hatte nichts über Renji gesagt, was Byakuya nicht bereits kannte, wenn er darüber nachdachte, doch der Hausverwalter hatte die Dinge in einer Weise ausgedrückt, die alles irgendwie klarer machte.
 

Verdammt. Es war unmöglich, im Licht solcher Plausibilität wütend zu bleiben. Byakuya ließ das meiste seines Ärgers mit einem Seufzen los.
 

„Bist du schon immer so lästig weise?“, fragte Byakuya nachdem sie eine Weile weitergegangen waren.
 

Eishirō lächelte nüchtern und beugte seinen Kopf. „Nein, mein Herr. Heute ist nur ein besonders guter Tag. Vielleicht haben die Sterne eine günstige Position.“
 

Tatsächlich würde es ein Wunder benötigen, um Renjis Denkweise zu entwirren. Auch wenn Byakuya glaubte, dass er den Impuls dank Eishirō verstehen konnte, würde er mit Renji immer noch ein paar ausgewählte Worte wechseln müssen. Es half dabei nicht, dass Byakuya wusste, dass Renji den Kenseikan hasste. Er hatte gehofft, dass Renji verstand, wie wichtig es war, wie wertvoll… Wertvoller als die beinhaltenden Teile von Jade und Knochen. Aber nein. Selbst es zum Symbol von Byakuyas Liebe und Hingabe zu machen, hatte Renji nichts bedeutet. Offensichtlich hatte er es bei der ersten Gelegenheit zur Seite geschoben.
 

Bloß Stunden später.
 

Er sei trotzdem verdammt.
 

Viele der Fensterläden der kleinen Stadthäuser im Rukongai waren für den Abend zugezogen, ihre Geschäfte hatten geschlossen und die Häuser waren fest verschlossen. So nah zu dem Tor blieben aber noch einige Geschäfte offen in der Hoffnung, Kunden von der anderen Seite der Mauer anzuziehen. Das hervorstechendste Stadthaus hatte Lattenwerk, das in einem dunklen Zinnoberrot angemalt war, was es als ein Okiya, einem Haus für Orian-Lehrlinge, auswies.
 

Daneben war ein Teehaus, sein Name war gut lesbar an der Front angebracht: „Teehaus am Tor der Schwarzen Tiefen“. Vom kärglichen Vorgarten her und vom Vorhang, der den Eingang verdunkelte wusste Byakuya jedoch, dass dort kein Tee serviert wurde.
 

Stattdessen stand eine junge Schülerin in einem strahlend goldenen und roten Kimono draußen. Ihre Haare waren aufwendig gemacht und mit Glasperlen geschmückt, deren Farben mit der untergehenden Sonne konkurrierten. Ihr Gesicht war angemalt, um ihre blasse Haut und dunklen Augen zu betonen. Sie lächelte sie höflich an, als sie vorbeigingen, blickte ihnen aber absichtlich nicht in die Augen.
 

Byakuya grunzte bei ihrem Anblick. „Renji hasst die Teehäuser, wusstest du das?“
 

„Nein, das wusste ich nicht“, sagte Eishirō, doch Byakuya bemerkte, dass der Hausverwalter seine Augen abwandte und sichtlich angespannt war, als sie an dem Laden vorbeigingen.
 

„Du ebenfalls?“
 

Eishirō sah aus, als habe man ihn erwischt. Seine Augen wurden weit und sein Mund arbeitete, doch er wusste ganz offensichtlich nicht, was er sagen sollte. „Ah, schauen sie. Wir sind fast dort. Ich sehe den Tattooladen direkt dort drüben.“
 

Byakuya runzelte die Stirn und blickte zurück über die Schulter zu dem Orian-Lehrling an der Tür des Teeladens. Sie hieß eine Gruppe von Shinigami mit grazilen Verbeugungen willkommen. „Ist es der Profit, den wir machen? Oder findest du etwas an ihnen geschmacklos?“
 

„Es ist nicht mein Platz, das zu kommentieren, mein Herr“, sagte Eishirō.
 

„Ist es, wenn ich dich frage“, bemerkte Byakuya.
 

Eishirō schüttelte seinen Kopf. „Meine Meinung ist in diesem Fall bedeutungslos. Ich bin verantwortlich für ihren Haushalt, nicht für ihre Geschäfte.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya, ließ die Angelegenheit auf sich beruhen. Immerhin war es klar, dass Eishirō Angst hatte, ihn in irgendeiner Weise vor den Kopf zu stoßen. Zudem war es deutlich geworden, dass auch der Hausverwalter rätselhafte Probleme mit dem Interesse der Kuchiki an den Teehäusern hatte. Vielleicht war es ganz gut, dass Byakuya sie dem 3. Offizier Miisho angeboten hatte.
 

Byakuya lenkte seine Aufmerksamkeit zum Tätowierer. Er war offensichtlich perfekt positioniert, denn der Laden stand zwischen dem Teehaus und einem Akachōchin, einer Kneipe mit roten Laternen. Es war eine Abfolge von Geldverprasserei, doch kein respektables Teehaus würde frisch tätowierten Betrunkenen erlauben, ihre Eingangshallen zu verdunkeln.
 

War es das? Die mögliche Gefahr für die Frauen, die in den Teehäusern arbeiteten? Bevor sie gingen, würde Byakuya dort vorbeischauen und sicher gehen, dass dort eine angemessene Anzahl an Bodyguards vorhanden war. Nebenbei wäre es eine exzellente Quelle für Gerüchte. Wie er von Hisana wusste, wussten Orian sehr viel, viel mehr als ein Durchschnittsbürger, von der lokalen Politik.
 

Die Zeichen auf einem Schild vor dem Laden des Horishi wiesen ihn als traditionell ausgebildet aus. Ein weiteres Schild am Fenster machte mehr als deutlich, dass die Arbeit im Voraus bezahlt werden muss. Als er das sah, schüttelte Byakuya seinen Kopf. Renji musste den Horishi wirklich umgarnt haben, bis er oder sie den Verstand verloren hatte.
 

Eishirō und Byakuya wurden an der Tür von einer schlanken Frau begrüßt, deren eine Gesichtshälfte ein verschlungenes Tattoo zierte, das sich ihren langen, eleganten Hals hinunterschlängelte und in dem Kragen ihres einfachen, ungefärbten Shitage verschwand. Die feinen Knochen ihres Gesichts wurden von den schwarzen, stacheligen Haaren betont. Die Kurven ihres Tattoos, dunkle Haare und scharfe, wütende Gesichtszüge erinnerten Byakuya viel zu sehr an einen bestimmten, verstobenen Shiba-Vizekommandanten und sein verdammtes Familienwappen. War sie denn überall, diese geächtete Adelsfamilie? Existierten sie bloß, um Byakuya zu verspotten und zu nerven?
 

Sie blickte ebenfalls nur einmal auf den Umhang aus Öltuch und murmelte mit gleichem Spott: „Kuchiki.“
 

Eishirō blickte zwischen ihnen hin und her, doch nachdem er sich räusperte, holte er einen Geldbeutel aus einer versteckten Tasche seines Kimonos. „Ich bin gekommen, um Vizekommandant Abarais Schulden zu begleichen und den Gegenstand abzuholen, welchen er versehentlich zurückgelassen hat. Ich habe verstanden, sie haben eine Abmachung getroffen?“
 

Die Horishi blickte Eishirō noch nicht einmal an. Ihr Blick klebte förmlich an Byakuya. Er dachte, dass es vielleicht eine Diskussion geben könnte oder die Forderung nach einer höheren Bezahlung, doch nach einem langen, angespannten Moment, zuckte sie mit den Achseln. Sie drehte sich um und ging zu ihrem Regal, dass alle Werkzeuge ihres Handels beinhaltete. „Ich sollte niemals Tauschgeschäfte annehmen“, murmelte sie wie zu sich selbst. „Aber wenn ich mich weigere, zu tauschen, verliere ich die Hälfte meiner Kundschaft.“ Nachdem sie es von einem sehr gut versteckten Ort geholt hatte, hielt sie den Splitter hoch. Er baumelte von ihren Fingern an der Silberkette. „Ich wusste, was es ist, wisst ihr. Eine weniger seriöse Person hätte es an den Höchstbietenden verkauft. Ich könnte jetzt in einem Anwesen leben.“
 

„Nur wenn sie einen Käufer gefunden hätten“, bemerkte Byakuya. „Wenn Wort davon das Anwesen erreicht hätte, dass es auf dem Schwarzmarkt gelandet ist, wäre angenommen worden, dass es gestohlen wurde. Sie hätten genauso gut dafür inhaftiert werden können.“
 

Die Horishi lächelte gekünstelt, als sie Eishirō im Tausch gegen das Geld die Kette aushändigte. „Ja, das habe ich mir auch gedacht. Dennoch hatte ich für einen Moment ein Vermögen.“
 

Das war, wie es schien, das Schicksal eines Shiba – die Welt in ihren Händen haben, wenn auch nur kurz. Er dachte an diese Familie, als Byakuya ruhig sagte: „Sie sind vielleicht zu anständig.“
 

Sie blinzelte ihn an und lachte dann. „Nah, ich bin nur ein riesiger Softie. Ich mag den idiotischen Rotschopf. Seine Körperkunst ist legendär. Mein Meister hat einiges seiner früheren Werke gemacht und ich war dankbar für die Chance, zu sehen, ob es wahr ist.“
 

„Zu sehen, was wahr ist?“, fragte Byakuya neugierig, beobachtete sie dabei, wie sie die Dinge auf ihrem Regal neu anrichtete und das Geld in irgendeinem versteckten Loch verschwinden ließ.
 

„Dass er unter der Nadel einschläft.“
 

Byakuya hatte keine Ahnung, ob das ungewöhnlich war, doch offensichtlich dachte sie, dass es das war. „Sind sie sicher, dass er nicht wegen dem Alkohol eingeschlafen ist?“
 

„OH, ich bin mir sicher, dass das seinen Teil dazu beigetragen hat. Es war trotzdem süß – wie er sabbernd und entspannt wie ein Baby da lag“, sagte sie mit einem kleinen Lachen, drehte sich wieder um und klopfte an ihrer Hose den Staub von den Händen ab. „Einfachster, verdammter Job meines Lebens. Erklärt, warum die Linien so sauber sind. Doch laut meinem alten Meister, Mizushuma, war es beim ersten Mal dasselbe. Und, vertrauen sie mir, nicht viele Leute schnarchen friedlich, wenn sie dem Inuzuri Bokukei gegenüber stehen.“
 

„Was ist Bokukei?“, fragte Byakuya und blickte zu Eishirō, um zu sehen, ob er es wusste. Eishirō erwiderte einen ähnlich verwirrten Blick.
 

Das Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand plötzlich. „Oh. Ich vermute, das war ein Geheimnis. Nun ja, ich denke, die Katze ist aus dem Sack, dann kann ich es euch auch genauso gut sagen.“ Sie machte mit zwei Fingern eine kreisförmige Bewegung um ihren unteren Bizeps, genau da, wo Renji die Streifen auf seinen Armen hat. „Bestrafungstattoos. So ziemlich der einzige Job für einen Horishi in Inuzuri, versteht ihr. Das und Arbeiten für die Yakuza. Mein Meister hat beides gemacht, bis er genug Geld hatte, um in einen besseren Distrikt zu kommen. Wie auch immer, offensichtlich ist euer Junge eingenickt, als würde er eine Massage bekommen.“
 

Das war zu viel, als dass es Byakuya sofort verarbeiten konnte. Er stand auf, mit Tatami-Matten ausgelegten Boden ihres Stadthauses und blinzelte sie dümmlich an.
 

Während Gedanken durch seinen Kopf wirbelten, sprach sie weiter, gleichzeitig rückte sie Ausrüstungsgegenstände zurecht. „Man möchte meinen, dass die Anwesenheit von bewaffneten Wächtern genug wäre, um einen wach zu halten, aber nope, weg wie ein Baby. Opa Mizushuma hat mir die Geschichte bestimmt ein Dutzend Mal erzählt. Er war beeindruckt. Ich meine, eine Menge Typen weinen. Wirklich harte Jungs schluchzen und übergeben sich und all das. Es ist nicht, als würde man gekitzelt werden, wisst ihr. Einige gehen in eine Art Zen-Trance, das hatte Mizushuma erst angenommen. Doch dann ist dieses Kind, kaum ein Mann, glücklich in seine Arme gefallen und hat es komplett verschlafen, ohne auch nur zu zucken. Die Wachen haben versucht, ihn ein paar Mal wachzutreten, doch dann hatten sie aufgegeben.“
 

Byakuyas Hirn hing dem Geschwätz des Horishi noch zu weit hinterher. Er konnte das nicht verarbeiten, was sie gesagt hatte. Deutete sie an, dass Renji zuerst zur Bestrafung tätowiert worden war? „Für was?“
 

„Huh?“, die Horishi blickte Byakuya an.

„Warum Renji diesem Bokukei gegenüberstehen musste, wie sie es nennen?“
 

Sie zuckte mit den Achseln. „Wer weiß? Aber denken sie nicht zu viel drüber nach. In Inuzuri wird die Antwort belangloser Diebstahl sein.“ Sie lächelte. „Der Junge muss ein echter Wiederholungstäter gewesen sein, doch mit genug Pech, dass er geschnappt wurde. Denn sonst hätten sie sich nicht die Arbeit mit ihm gemacht, sondern ihn einfach verprügelt und wieder laufen gelassen. Meine Vermutung ist, dass er mit mehr als nur dem Amtsrichter in Konflikt geraten ist… Denn es gibt nicht viele Wachen da unten. Eine rivalisierende Gang hat ihn vielleicht verpfiffen. Armer Junge. Doch schlau genug, um herauszufinden, wie er sie verstecken kann.“
 

„Ja“, stimmte Byakuya zu, dachte daran, wie nahtlos die Tigerstreifen in die Streifen um den Bizeps übergingen. „Tatsächlich sehr schlau.“
 

„Aw, ich habe ihn doch nicht in Schwierigkeiten gebracht, oder? Du bist sein Chef, richtig?“, fragte die Horishi. „Scheiße, Opa Mizushuma wird mich umbringen.“
 

„Euer alter Meister ist noch am Leben?“, fragte Byakuya.
 

Ihr Lächeln war matt. „Ja, der glückliche Bastard ist im Ruhestand. Hat vielleicht auch einen Kenseikan-Splitter bekommen und behalten.“
 

„Mein Herr“, meldete sich Eishirō in einem vorsichtigen, warnenden Ton zu Wort, als hätte er Byakuyas Denkweise vorausgeahnt. „Sie haben bereits weitaus mehr als genug gehört. Belassen wir die Dinge dabei. Vizekommandant Abarais Vergangenheit gehört ihm alleine. Wenn er wollte, dass sie es wissen, hätte er es ihnen gesagt.“
 

„Sie müssen in der Akademie übersehen worden sein“, sagte Byakuya zu Eishirō. „Ich bin mir sicher, dass Tattoos mit kriminellem Hintergrund nicht erlaubt sind.“
 

„Oh, ich weiß nicht. So versteckt?“, sagte die Horishi schelmisch, als wäre sie sehr erfreut, dass Renji mit einer solchen Täuschung durchgekommen war. „Sie wussten nicht, was sie waren, oder? Denken sie, irgendwer an ihrer extravaganten Schule wüsste es eher? Es ist nicht so, als hätten sie ihm Hund auf die Stirn geschrieben.“
 

Was sie hätten tun können. Byakuya sog geschockt die Luft ein. Seichi derart gebrandmarkt zu sehen, muss ein umso verheerenderer Schlag gewesen sein.
 

„Glück für ihren Freund, dass mein Meister sich geweigert hat, das in Inuzuri zu tun“, sagte sie.
 

In dem Moment glitt die Tür auf, einige betrunkene Shinigami standen schwankend im Türrahmen. „Ich möchte ein Einhorn“, leierte der Größere, seine Worte waren kaum verständlich. „Glitzernd! Mit einer lavendelfarbenen Mähne. Auf meinem Arsch. Und mach es gut bestückt, wie ich es bin!“
 

Es schien wie ihr Zeichen, um zu gehen. Auch wenn Byakuya gerne länger geblieben wäre, um der Horishi noch mehr Fragen zu stellen, ließ der betrunkene Shinigami bereits seinen Hakama fallen.
 

„Whoa, langsam, großer Bursche“, sagte sie, als die beiden in die Nacht hinausschlüpften. „Ich will erst dein Geld sehen.“
 


 

Eishirō war einfach nur glücklich, dass diese Angelegenheit mit dem Kenseikan-Splitter endlich erledigt war und sie nach Hause gingen. Direkt draußen an der Tür nahm er sich einen Moment, um die Kette über seinen Kopf zu ziehen und sie unter seinem Kimono zu verstecken, damit sie sicher war.
 

Das Tor war am Anfang der Straße sichtbar. Es war eine Erleichterung, den Riesen dort als Wache zu sehen. Das Erste, was Eishirō tun würde, wenn sie zurückkehrten war, dem Herrn mit einem netten Tee und Süßspeise zur Ruhe zu bringen und dann…
 

Ein leichter Ruck an seinem Ärmel dirigierte Eishirō zum Teehaus. Das Teehaus? Geschockt stoppte er mit genug Kraft, um den Griff seines Herrn von dem Stoff loszureißen. „Oh, ich…“, Eishirō wollte sich auf die Knie werfen und sich entschuldigen, aber er konnte nur seinen Kopf schütteln. „Ich kann da nicht reingehen, mein Herr. Ich bin ein verheirateter Mann! Meine Frau würde mich umbringen.“
 

Byakuya-sama kräuselte die Lippen – ein sehr angsteinflößender Anblick. Die Verkleidung, entschied Eishirō, funktionierte ein bisschen zu gut. Lord Kuchiki sah nicht aus, wie sonst. Er strahlte immer Macht aus, doch es perfektionierte nur seine Stattlichkeit mit dem Kommandanten-Haori und ordnungsgemäßen Uniform eines Shinigami.
 

In abgenutzter Kleidung, mit dem Haaren, die vor seinem verdecktem, im schattenliegendem Gesicht hingen, sollte er eigentlich abgewertet aussehen. Stattdessen sah er gefährlich, schurkisch und bedrohlich aus, wie ein Gesetzloser und Söldner.
 

„Meine Intentionen sind nicht das, was du denkst“, sagte Byakuya-sama mit einem kleinen, ungeduldigen Seufzen. „Ich habe kein Bedürfnis danach, Renji zu betrügen. Orian kennen meist die besten Gerüchte. Ich hoffe, einem Gerücht nachgehen zu können.“
 

Ah! Natürlich! Nun war Eishirō etwas beschämt über seine Vermutungen. Er überdeckte es, indem er neugierig fragte: „Dürfte ich fragen, was für Gerüchte?“
 

„Es scheint mir, als gäbe es eine ungewöhnliche Menge an Rastlosigkeit im Rukongai. Renjis Bruder und die Angelegenheiten mit der Patrouille und die Gerüchte darüber, dass sie Shinigami Frauen attackieren. Renji sagte mir, dass er eine organisierte Hand dahinter vermutet. Die Orian wissen vielleicht nicht viel davon, was so weit draußen geschieht, aber sie wissen, wenn Frauen misshandelt werden. Vielleicht sehen sie ein Muster darin, dass wir nicht sehen.“
 

Eishirō nickte, doch schielte lange zum Tor.
 

Byakuya-sama folgte Eishirōs Blick und fragte: „Würdest du mich begleiten? Ich bin abgeneigt dich zurückzulassen, damit du alleine den Weg zurück zum Anwesen durch die Nachbarschaft der Elften antrittst“, sagte er und blickte dann in die Richtung des Teehauses. Das dünne, junge Ding, das in diesem strahlenden Kimono vor der Tür arbeitete, blickte sie schüchtern, aber dennoch wissend an. „Es sollte nur einen Moment dauern und wir können dann sofort aufbrechen.“
 

Eishirō schüttelte den Kopf, blickte dabei das Mädchen an. Wie alt war sie? Hatte Miki nicht noch eine Schwester in diesem Alter, die immer noch draußen im Rukon lebte? „Ich kann nicht.“
 

„Wäre deine Frau glücklicher, wenn wir mit einem Jungen reden?“
 

„Oh, sehr sogar, aber ich denke immer noch nicht, dass es eine gute…“
 


 

Weitere Argumente wurden abgeschnitten, da Byakuya-sama das Mädchen bereits zur Seite winkte. Sie erschien vor ihnen mit dem Klackern ihrer Geta auf dem Pflasterstein. „Haben sie auch Kagema?“, fragte Byakuya-sama mit der Autorität eines Mannes, der genau wusste, was er wollte. Sie beugte den Kopf in demütiger Bejahung, die Glasperlen klirrten. Zu ihrem Nicken fügte Byakuya-sama hinzu: „Dann möchten wir zu ihrem Beliebtesten geführt werden – jemand der sehr oft angefordert wird, verstehen sie?“
 

„Ja“, sagte sie, auch wenn sie kurz missbilligend auf Eishirōs Dienerkimono blickte. „Hier entlang, meine Herren.“
 

Sobald sie hinter dem Vorhang waren, schien Byakuya-sama sich umzublicken, um die Anzahl der Bodyguards oder Ausgänge oder Gott weiß was zu beurteilen, doch es verstärkte nur das Gefühl nach einem Mann, der auf Ärger aus ist. Ärger, den Eishirō ganz sicher nicht wollte, also stand er eng an der Seite des Herren, als das Mädchen ihnen einen Tisch in einer privaten Ecke des belebten Raumes zeigte. Männer, die meisten davon Shinigami niederer Ränge, saßen an niedrigen Tischen im Raum verteilt und bekamen… heißes Wasser serviert? Falls hier Tee aufgebrüht wurde, könnte Eishirō noch nicht einmal einen Hauch davon riechen.
 

Nun ja, dachte er, als er sich im Seiza gegenüber von Byakuya-sama niederließ, Tee war teuer. Es konnte einfach gestohlen… oder gegessen werden, vermutete er, wenn man sehr verzweifelt war. Dennoch machte die höchst extravagante Kleidung an den puppengesichtigen Damen und der Mangel an echtem Tee die ganze Szenerie surreal, fast schon wie eine Farce. All diese Leute spielten Vornehmheit, wie auf einer riesigen, vorgetäuschten Teegesellschaft.
 

Byakuya-sama musste genauso denken, denn trotz der Natur ihres Anliegens, sagte er: „Yachiru würde es hier lieben.“
 

Eine ältere Frau erschien an ihrem Tisch und stellte feine Schalen aus. Als sie sich hinkniete, um ihnen zu servieren, fragte sie mit leiser Stimme: „Haben sie bereits ein Konto oder wünschen sie eins anzulegen?“
 

„Es gibt ein Konto“, rumpelte Byakuya-samas Stimme unter der Deckung der Kapuze. „Für Yuka Ume.“
 

„Ume? Yuka Ume? Oh!“, sie schien erschrocken von dem lächerlich klingenden Namen. Sie atmete tief durch, riss sich zusammen und ihr Kopf beugte sich zu Boden. „Unser Haus ist ihnen zu Diensten. Was möchte mein Herr?“
 

„Das Gleiche, wonach ich an der Tür gefragt habe“, sagte Byakuya-sama ungeduldig. „Von eurem beliebtesten Kagema bedient zu werden.“
 

Sie stand von ihrer Verbeugung auf und blickte Eishirō an, ganz offensichtlich um sich vorzustellen, wie er in die ganze Sache hereinpassen würde. Schlussendlich fragte sie vorsichtig: „Nur einen? Wird unser junger Mann sie beide unterhalten?“
 

„Für den Moment wird einer ausreichen. Ich benötige vielleicht einige eurer besten“, sagte Byakuya-sama ohne Zögern.
 

Eishirō war sich ziemlich sicher, dass er bis zu den Spitzen seiner Ohren errötete. Was musste sie von ihnen denken? Ein Diener, der augenscheinlich alles mit seinem Herrn machte – und ein solch unersättlich klingender Herr!? Eishirō hätte auf der Stelle sterben können, wenn er nicht zu beschämt darüber wäre, dass seine Frau Satomi seinen Körper von solch einem Ort überführen müsste.
 

Doch die Frau lächelte gierig. „Das ist kein Problem. Soll ich ein privates Zimmer für ihre Gesellschaft vorbereiten lassen?“
 

„Noch nicht, wir nehmen einstweilen Tee. Ich möchte den in Frage kommenden jungen Mann erst einmal ein wenig kennenlernen“, sagte Byakuya-sama.
 

„Ah, natürlich“, sagte sie. „Daisuke wird sofort herauskommen.“
 

Daisuke? ‚Großer Helfer‘? War sein Name ein Witz oder eine Art Wortwitz über seinen Beruf? Das war so ein Albtraum. Es half dabei auch nicht, zu hören, wie einfach der junge Herr Kuchiki solche flitterhaften Dinge besprechen konnte. Byakuya-sama fühlte sich offensichtlich in einer Weise hier behaglich, die bei Eishirō das genaue Gegenteil verursachte. Auch wenn die Atmosphäre im Raum ruhiges Vergnügen ausstrahlte, bekam Eishirō Gänsehaut. Während er seinen Blick über die bemalten Gesichter der Mädchen gleiten lies, hatte er nur einen Gedanken: Sie sind alle so jung. Sein eigener Sohn war nicht viel älter als viele dieser Mädchen.
 

Byakuya zog die Kapuze von seinem Kopf und ließ seine Finger durch das Haar gleiten. „Versuch nicht ganz so sehr auszusehen, als hättest du etwas Saures verschluckt.“
 

Eishirō hatte nicht realisiert, dass er so viele Emotionen zeigte. „Ich bitte um Entschuldigung, mein Herr.“
 

Byakuya-samas Augen lagen im Schatten und er richtete die Worte an die Wand, als er sagte: „Ich vermute, du hast nicht gewusst, dass mein Konto aktiv geblieben ist.“
 

Es war Eishirō niemals in den Sinn gekommen, doch nun, da es so war… hatte Byakuya-sama den Service genutzt, nachdem Hisana gestorben war? Wenn er das hatte, musste er sich nachts herausgeschlichen haben, während er die ganze Zeit den am Boden zerstörten Witwer gespielt hatte…?
 

Als könne er Eishirō Gedanken lesen, schüttelte Byakuya den Kopf. „Der Buchführer hat es von selbst gemacht. Als Mitglied der Kaufmannsklasse hatte er sich wohl vorgestellt, dass ich irgendwann wünsche, meine Kollegen zu beeindrucken, in dem ich mein Reichtum vorführe.“ Byakuya lachte verächtlich bei dem Gedanken. Eishirō schüttelte den Kopf, offensichtlich verstand der Buchführer das Oberhaupt kein bisschen. Er fuhr fort: „Nach den unschönen Geschehnissen mit der Shiba-Familie und was mit Yoruichi passiert war, habe ich entschieden, dass die Teehäuser vielleicht ein gutes Versteck abgeben, sollte ich jemals einen Ort benötigen, zu dem ich im Rukongai verschwinden müsste. Die Konten werden im Geheimen und Vertrauen geführt, also kann ich es mit Glück immer noch mit dem Decknamen verwenden, den du eben gehört hast.“ Da er Eishirōs hochgezogene Augenbrauen falsch verstand, erklärte er weiter: „Dieser Ort ist wie eine Festung bewacht und gefüllt mit dutzenden Fluchtwegen und geheimen Ausgängen. Ich sollte mir vielleicht einen besonderen Fluchtplan ersinnen, besonders wenn man daran denkt, was Soi Fon…“
 

Eishirō war so geschockt von der Tatsache, dass Lord Kuchiki für einen solch katastrophalen Vorfall Pläne schmiedete, dass die Worte ohne den gewöhnlichen Filter den Weg aus seinem Mund fanden. „Aber das Personal! Sie würden uns selbst überlassen, ohne Ressourcen oder Rückhalt?“
 

Byakuya-sama öffnete den Mund, doch hielt dann inne, schien das Ganze zu überdenken. „Ich werde mit dem Buchhalter sprechen. Du hast Recht. Das Haushaltspersonal sollte ebenfalls Geld als unantastbare Reserve haben. Ich werde sicherstellen, dass es so schnell wie möglich erledigt wird. Natürlich wirst du eine Vollmacht erhalten, doch es gibt keine Planung, dass ich gezwungen bin, ins Exil zu gehen. Das war nachlässig von mir.“
 

Tatsächlich war das Ganze weitaus rücksichtsvoller, als Eishirō von Lord Kuchiki erwartet hatte. Es war offensichtlich, dass das Zuschauen bei den Demontagen zweier Adelshäuser in seiner Lebensspanne Eindruck bei dem jungen Herren hinterlassen hatte. Zu sehen, dass beide Familienoberhäupter entkommen waren, hatte ihn über seine eigene prekäre Situation nachdenken lassen.
 

Am anderen Ende des schmalen Raums teilte sich der Vorhang. Ein unglaublich gutaussehender Jüngling mit verwuschelten, blonden Haaren und großen, neugierigen Augen blickte sich in dem Raum um, bis er sie bemerkte. Als er erkannte, dass Eishirō zurückschaute, verschwand sein Kopf in einer ulkigen Bewegung wieder hinter dem Vorhang. Ein paar Sekunden später, zusammengerissen und mit gesenktem Blick, kam der gleiche Junge heraus und trug ein Teetablett.
 

Eishirō wollte nicht starren, aber der Junge war außerordentlich attraktiv. Eishirō hatte jemanden erwartet, der filigran, klein und bescheiden war – ehrlich gesagt jemand mit der Schönheit von seinem Herrn, der bereits am äußersten Rand der Schönheit wandelte. Doch dieser junge Mann sah vital, verspielt und energetisch aus.
 

Er trug einen wunderschönen Kimono, die Farben erinnerten an fallendes Wasser – Blautöne aller Schattierungen mischten sich mit einem Hauch schimmernden Grüns. Wie die Damen trug er Geta, doch ohne Tabi. Im Gegensatz zu den Frauen war sein Obi dünn und das Gesicht unbemalt, was den frischen, enthusiastischen Eindruck nur verstärkte.
 

Eishirō schielte nervös zu Byakuya-sama hinüber. Dieser Junge könnte sehr wohl der Typ des Herrn sein. Doch falls er den näherkommenden Burschen wahrnahm, ließ er sich nichts anmerken. Er schien immer noch Konten und Katastrophenpläne zu sortieren.
 

Als der Bursche sich niederkniete, schien Byakuya-sama endlich Notiz zu nehmen. Dann glitten seine Augen über den Jungen, schienen kurz an einigen Merkmalen hängen zu bleiben. Schlussendlich sagte er: „Du bist älter, als ich erwartet hatte.“
 

Der Junge errötete, eine sehr anziehende Färbung um seiner Nase herum, doch er sagte ohne zu zögern: „Sie haben nach dem Beliebtesten gefragt, mein Herr, nicht nach dem Jüngsten.“
 

„Das habe ich tatsächlich“, lachte Byakuya-sama.
 

Daisuke schenkte Byakuyas Tee aus, seine Augen blieben dabei die ganze Zeit nach unten gerichtet. Er begegnete kurz Eishirōs Blick, als er darüber zögerte, ob er oder ober er nicht das Gleiche für ihn tun sollte. Eishirō konnte nur den erstaunlich blassgrünen Augen gegenüber mit den Schultern zucken. Normalerweise hätte Eishirō niemals in Erwägung gezogen, Tee am selben Tisch wie Lord Kuchiki zu trinken. Tatsächlich fühlte es sich sehr bizarr an, dass jemand anderes ihm den Tee einschüttete. Der Junge lächelte leicht über den unsicheren Blick von Eishirō – ein umwerfend schalkhaftes Funkeln zierte sein Gesicht und dann schenkte er kühn Eishirō eine eigene Schale ein.
 

Es war, erkannte Eishirō, echter Tee. Mit Perfektion gebraut. Jeder andere spielte Teegesellschaft, doch sie bekamen welchen serviert.
 

„Bleiben sie länger im Rukongai, meine Herren?“, fragte Daisuke und setzte sich zurück auf seine Fersen. Sein Tonfall war leicht und er hielt seinen Blick auf seinen Schoß gerichtet. Seine Stimme war schwer und voll, wie die eines Schauspielers, sein Stimmbruch war eindeutig schon etwas her. Eishirō dabei atmete erleichtert durch. Es gab Hoffnungen, dass er zumindest Volljährig war. Daisuke lächelte wieder. „Oder sind sie nur für diesen Abend von der Seireitei hierhergekommen?“
 

Byakuya fragte: „Was lässt dich denken, dass wir aus der Seireitei kommen?“
 

„Neben der Tatsache, dass mir gesagt wurde, dass sie den Ort hier besitzen und ich es mir nicht versauen soll mit dem großen Chef?“, er lächelte wieder teuflisch, lachte hell und wagte sich sogar, kurz den Blick zu heben. „Das war bei weitem mein größter Anhaltspunkt. Doch ich hätte es vermutlich trotzdem erraten. Eure Kleidung ist vielleicht zerschlissen, aber es ist kein Staub von der Straße daran. Euer Umhang sieht nützlich für einen Mann auf Wanderschaft aus, doch er ist neu. Es sind immer noch Falten an den Schultern, da er vor nicht langer Zeit gefaltet in einem Regal lag. Sie sitzen Seiza. Sie haben einen Diener.“ Er hob seine gut gebauten Schultern. „Senbonzakuras Griff ist markant. Selbst wenn ich dessen Namen nicht durch seinen Ruf kennen würde, könnte jeder sagen, dass sie kein gewöhnliches Schwert mit sich führen, mein Herr.“
 

Byakuya blickte zu Eishirō. „Hmpf, ich hatte keine wirkliche Chance, jemanden an der Nase herumzuführen, oder?“
 

„Vermutlich nicht, mein Herr“, sagte Eishirō reumütig. Auch die Tätowiererin hatte sie direkt durchschaut gehabt. „Ich bitte um Entschuldigung.“
 

Byakuya grunzte wegwerfend, als wolle er sagen, dass es egal sei. Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder Daisuke zu. Er studierte ihn intensiv für einen Moment und sagte: „Du bist genau das, was ich mir erhofft habe. Ich bin sehr erfreut.“
 

Daisukes Augen wurden Groß und sein Mund formte ein überraschtes ‚Oh‘. Die Röte, die den Ansatz seiner Nase verfärbt hatte, vertiefte sich über die Wangen hinweg. Finger spielten mit dem Knoten des Obi und Eishirō dachte, dass er da ein leichtes Beben der Hände des Jungen wahrnahm. Hatte er… Angst?
 

Byakuya schien von der Reaktion, die er hervorrief, nichts zu ahnen, da er fortfuhr: „Was sonst hast du noch mit deinen schlauen Augen bemerkt?“
 

„An ihnen, mein Herr?“, fragte Daisuke scheu, schaute dabei nicht auf.
 

„Nein“, sagte Byakuya mit einem leichten Lächeln. „Es ist mir klar, dass du bereits viele meiner Geheimnisse aufgedeckt hast und ich benötige im Moment nicht noch mehr Schmeicheleien. Sind deine anderen Gäste Shinigami? Reden sie mit dir über ihre Patrouillen?“
 

„Einige“, sagte Daisuke, ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Doch vielleicht hat mein Herr bemerkt, welche Einrichtung am Nächsten liegt? Die Shinigami, die ich unterhalte, sind oftmals nicht sonderlich gesprächig, fürchte ich.“
 

Eishirō konnte nicht verhindern, dass er einen kleinen, mitleidigen Laut von sich gab. Ein Kagema für die Elfte!
 

Daisuke fuhr fort. „Von den Kaufleuten höre ich mehr. Unser Distrikt hatte schon immer einen groben Ruf, mit der Situation hier vor Ort, doch die Leute fühlen sich im Westen und Süden weniger sicher, als sie das mal taten. Der Osten ist gleich geblieben, doch das ist ein zweischneidiges Schwert für sie schon immer gewesen. Da gibt es kein Versteck spielen bei Straftaten unter den unerbittlichen Kontrollen der 2. Division und der möglichen, versteckten Überwachung durch die Zwölfte.“
 

Daisuke schenkte eine zweite Schale Tee für Byakuya aus. Seine Hände waren nun ruhig und seine Haltung entspannter, während er weiter redete. „Natürlich erholen sich die Kaufleute immer noch von der ‚Großen Versiegelung‘, wie sie den kürzlichen Aufruhr nennen. Tagelang ging nichts hinein oder hinaus, während sie die rätselhaften Besucher bekämpften.“ Er blickte auf. „Schlecht fürs Geschäft, wissen sie? Aber der Handel floriert in den Baustellen. Lieferanten für Stein und Keramik-Ziegeln machen Überstunden“, fügte er mit einem leisen Kichern hinzu. Dann fiel das Lächeln in sich zusammen. „Und das Geschäft für Trostsuchende auch. Viel mehr Sake geht weg. Viele verwundete Herzen, die einfache, unkomplizierte Gesellschaft suchen, kommen heraus.“
 

Eishirō war überrascht von dem tiefgreifenden Verständnis, dass der junge Mann von dem kürzlichen Ärger hatte. Er kannte vielleicht keine Details, aber er verstand, dass es eine Art Verrat gegeben hatte, der den Willen gebrochen hatte. Einen Willen den er, in seiner eigenen Weise, half wieder zu errichten.
 

Byakuya nippte nachdenklich an seinem Tee und schien sich auf eine Sache zu fokussieren. „Der Westen ist für Händler unsicher? In welcher Weise?“
 

So viel Stolz war immer in den Verantwortungen der 6. Division eingehüllt. Eishirō probierte seinen eigenen Tee und setzte sich zurück auf seine Fersen, um zuzuhören.
 

Daisuke faltete seine Hände wieder im Schoß. „Ich glaube, viele Männer lassen ihre Familien jetzt zu Hause und heuern mehr Wachen an. Normalerweise gehen sie ohne Eskorte durch die Landwirtschaftsdistrikte, aber da alle Shinigami wegen den neulichen Problemen eingezogen wurden, sind einige Straßen gesetzlos geworden und von Plünderern und Banditen besetzt. Da gibt es noch andere… Gerüchte“, Daisuke blickte einen Moment zum Raum hinter ihm und senkte dann seine Stimme zu einem Flüstern: „Ich habe gehört, da gibt es eine Anzahl von Shinigami, die auf dieser Seite gefangen waren, als die Mauern runterkamen. Manche sagen, dass ein paar froh waren, die Chance zu nutzen um abtrünnig zu werden.“
 

„Deserteure?“
 

Byakuya klang erschüttert, als könnte er sich nichts Schlimmeres vorstellen. Eishirō und Daisuke tauschten einen wissenden Blick aus. Nicht alle Shinigami waren so edelmütig, wie die aus der Sechsten. Ein Zanpakutō im Rukongai zu haben, bedeutete viel Macht.
 

„Sicher werden sie bereits von der Zweiten eingekreist“, fuhr Byakuya mit einem Kopfschütteln fort. „Das ist ihr Job.“
 

Weise murmelte Daisuke nur eine Zustimmung und sagte sonst nichts. Byakuyas Ton ließ kein Gegenargument zu. Doch Eishirō fühlte sich genötigt zu fragen: „Aber wissen sie, wer fehlt? Da waren so viele Verluste, so viel Zerstörung – es wäre einfach, einen Namen auf der Rolle mit den Toten hinzuzufügen, jetzt wo die Mauern wieder geöffnet sind.“
 

„Im Westen? Nein. Ich weigere mich, das zu glauben. Niemand unter meinem Kommando würde seinen Platz im Krieg verlassen…“, Byakuya hielt plötzlich inne, schnitt sich selbst die Worte ab, erinnerte sich offenbar an die spektakuläre, öffentliche Desertation seines eigenen Vizekommandanten. Nach einem langen, dunklen Moment, in dem keiner am Tisch wagte, auch nur zu atmen, sagte Byakuya endlich: „Vielleicht verstehe ich nun, wie das passiert sein könnte. Mein Haus war in Unordnung und ist immer noch verwirrt. Ich war abgelenkt durch… viele Dinge, nicht zuletzt von diesem verdammten, gierigen 3. Offizier und seinen verräterischen Absichten, die Möglichkeit gegeben haben, alles wieder zu ordnen.“
 

Eishirōs Herz sank. Renji würde dafür verantwortlich gemacht werden, er konnte es spüren. Vielleicht nicht direkt, aber es schien sehr offensichtlich, dass Byakuya-sama sich schuldig fühlte, dass er so viel seiner Energie auf seinen Liebhaber, statt der Division fokussiert hatte.
 

Eishirō blickte auf und bemerkte, dass Daisuke versuchte, Blickkontakt mit ihm aufzubauen. Er nickte subtil in Byakuyas Richtung und formte mit dem Mund ‚Braucht er einen Drink?“
 

Eishirō schüttelte vehement den Kopf. Alkohol war das Letzte, was Lord Kuchiki brauchte.
 

Der schlaue junge Mann schien sofort zu verstehen, seine Augen weiteten sich und dann nickte er, als er leise fragte: „Niemals oder nur, wenn er zornig ist?“
 

Da Byakuya weiterhin grübelte, riskierte Eishirō ein schnelles „Niemals“. Wenn er sicher gewesen wäre, dass man sie nicht belauschte, hätte er noch hinzugefügt: Niemals an einem solchen Ort, niemals mit einem Jungen wie dich.
 

Tatsächlich war es schon längst Zeit zu gehen. Vorsichtig sagte Eishirō: „Mein Herr? Es wird dunkel. Wir haben immer noch einen langen Weg zurück zum Anwesen.“
 

Byakuya blickte auf, schien wieder zu sich zu kommen. „Ja, natürlich. Ich sollte dich sicher nach Hause bringen.“
 

Mit einer Welle der Erleichterung folgte Eishirō Byakuya auf die Füße, doch musste innehalten, als Byakuya eine Hand auf die Schulter des Jungen legte und sich vorbeugte, um etwas leise in Daisukes Ohr zu flüstern. Eishirō strengte sich an, um ein paar Wörter aufzuschnappen, doch er konnte nichts verstehen. Er konnte jedoch sehen, wie das Blut aus Daisukes Gesicht wich und er flatternd seine Augen nach unten richtete. Er nickte bebend und sagte: „Ja, mein Herr. Es wird mir ein Vergnügen sein.“
 

Warum klang ‚es‘ nach nichts anderem, als das? Und warum setzte Eishirōs Herz, vor Sorge um diesen intelligenten und schlauen Jungen, einen Schlag aus? Er versuchte, einen weiteren, geheimen Blickkontakt mit Daisuke aufzubauen, doch die Augen des Jungen waren auf seinem Schoß fokussiert.
 

Er richtete sich nach Byakuya auf und sehnte die Tage zurück, als er eine Antwort von dem Jungen unter seinem Schutz fordern konnte. Nun konnte er dem Mann nur still folgen, besorgt über seine Schulter blicken, zu Daisuke, der immer noch still wie ein Stein da saß.
 

Die angespannte Stille zog sich, während sie durch die dunklen Straßen gingen. Byakuya zog sich die Kapuze ins Gesicht, als sie sich dem Tor näherten und sagte mit einer Stimme, die kalt war wie Eis: „Du wirst Vorkehrungen treffen, dass Daisuke einmal in der Woche zu mir geschickt wird. Ich werde seine Verlegung in das westliche Teehaus veranlassen, um es einfacher zu machen.“
 

Denn er würde ein Spion werden, erinnerte sich Eishirō. Egal, wie es geklungen hatte, sicherlich war es das, was Lord Kuchiki meinte.
 

Es musste so sein.

Headed Off at the Pass

Da er davon ausging, dass es das sein musste, ließ er das Laken fallen und begann, nach seinem affenköpfigen PEZ-Spender zu suchen. Da er ihn nicht sofort fand, sprang er auf die Füße – diese Shōten-Typen schienen sechs Dutzend Wege zu haben, eine Seele aus dem Körper zu holen. „Ok, lass mich kämpfen. Sitz da nicht so einfach rum, hau mich raus.“
 

„Brief“, sagte Tessai. Er ließ den versiegelten Brief auf den Futon fallen. Dann, als stände Renji nicht splitterfaser nackt vor ihm, bereit, um in den Kampf einzugreifen, stand der große Kerl auf und ging aus dem Raum. Er schob die Tür höflich hinter sich zu.
 

Renji ließ sich mit dem Hintern auf den Futon fallen. Sein Herz hämmerte immer noch wild in seiner Brust.
 

Er entspannte seufzend die Schultern. Dann griff er nach Byakuyas Brief, denn Tessai fallen gelassen hatte. Bevor er das Siegel brach, drehte er ihn zwei Mal um. Da war etwas seltsam an dem Brief. Das Kuchiki-Siegel war zwar da, aber das war nicht Byakuyas Handschrift bei der Adresse.
 

Wer zum Teufel schrieb ihm sonst vom Anwesen einen Brief? Es würde doch nicht Byakuyas verrückte Tante sein, oder? Nervös brach Renji das Siegel und entfaltete ihn vorsichtig, erwartete schon fast, dass ihn etwas ansprang.
 

„Vizekommandant Abarai,

seine Herrschaft hat mich gebeten, eine Antwort auf dein letztes Schreiben zu senden, da er damit beschäftigt ist, die Division zu leiten und sich für die Reise vorzubereiten.

Er möchte dich wissen lassen, dass er plant, das volle Wochenende in der Welt der Lebenden zu verbringen und bereits eine Reservierung im Imperial Hotel für euch, beide in seinem Namen, gemacht hat.

Du wirst gebeten, Lady Rukia wissen zu lassen, dass er ihr und ihrer Freundin gerne Gesellschaft leistet, durch das Kuchiki Senkaimon in die Soul Society zurückzukehren, und du sie gerne zu einem Abendessen ins Hotel einladen kannst. Den Tag und die Uhrzeit überlässt er deinem Ermessen.

Ich soll dich auch wissen lassen, dass seine Herrschaft sich sehr auf deinen Besuch freut. Er ‚zählt die Stunden‘.

Dein bescheidener Diener,

Eishirō“
 


 

Einfach, direkt auf den Punkt, doch schon irgendwie ein gewaltiger Abfall zu den letzten glühend heißen Briefen. Renji war dabei, ihn zur Seite zu werfen, als ein zusätzlicher Zettel aus einem versteckten Fach im Origami-Umschlag herausfiel und sich auf den Brief legte. Auf ihm war eine hastig geschriebene Zugabe:
 

"Du solltest außerdem wissen, dass Lord Kuchiki nicht nur meinen Botengang in den Rukongai, um den Gegenstand abzuholen, den du beim Horishi zurückgelassen hast, aufgedeckt hat, sondern es auch zu arrangieren wusste, mich zu begleiten. Ich befürchte, ich war nicht in der Lage, deinen Fehler in irgendeiner Weise geheimzuhalten."
 

"Verdammter Mist!", platzte es aus Renji heraus. "Heilige Scheiße, er wird mich umbringen! Ich werde sterben." Renjis Gedanken rasten, doch ein anderer Teil seines Hirns bemerkte, dass da noch mehr auf der geheimen Nachricht stand. Er blinzelte einige Male, um sich auf etwas anderes als seinen bevorstehenden Untergang zu fokussieren und war am Ende in der Lage, den Rest der Worte zu entziffern:
 

"Ich weiß nicht, ob es dir hilft, zu wissen, dass der Herr jedoch aufgebrachter über Gerüchte von schurkischen Shinigami im westlichen Rukongai zu sein scheint. Er hat vor einen jungen Mann in seinem Teehaus im Westen als Spion einzusetzen. Ich habe ein Großteil des Tages damit verbracht, Vorkehrungen und Verhandlungen mit den Geschäftsführern beider Häuser zu führen. Offensichtlich ist das im Norden nicht erfreut darüber, ihr bestes Pferd im Stall gehen zu lassen. Doch es ist schwer zu diskutieren, wenn der Besitzer gewillt ist, jede Summe zu zahlen, um sein Ziel zu erreichen. Wie auch immer, ich denke, dich sollte trösten, dass der Herr sehr versessen darauf ist, die 'führende Hand' aufzudecken, um den Ärger rund um deinen Bruder aufzuklären. Das wäre für dich und ihn sicher gut, oder nicht?

Es könnte mir nicht mehr Leid tun, dass alles so verlaufen ist. Ich weiß, dass du zu mir kamst, um eine Konfrontation zur Angelegenheit der Halskette zu vermeiden. Bitte akzeptiere meine tiefsten Entschuldigungen.“
 

Renji seufzte. Er wollte irgendwie sauer mit Eishirō sein, weil er es irgendwie geschafft hatte, das ganze so spektakulär vor Byakuya aufzudecken, doch Renji wusste, dass das ganze Chaos nur seine Schuld war. Saufen verführte ihn immer zur 'Dusseligkeit', wie Ichigo es nannte. Wie viele Jahre in der Elften? Renji sollte es mittlerweile wirklich besser wissen: Immer deine Wertgegenstände daheim lassen, wenn du dich besinnungslos trinken willst. Scheiße, das war Yumichikas 'Überlebensregel' Nummer 6 oder so etwas... Renji rieb sich das Gesicht und zog seinen Zopf in seinen Mund, um auf der Spitze herumzukauen.
 

Was sollte er über den Rest der Notiz denken?
 

Er überflog die Wörter erneut, dann schüttelte er verzweifelt den Kopf. Trotz seiner Bemühungen hatte Eishirō nicht ganz die Fähigkeiten seines Herrn, was die Kunst der Korrespondenz anging. Renji fühlte sich, als hätte er nur die halbe Geschichte verstanden. Wer war dieser 'junge Mann', von dem Eishirō geschrieben hatte? Wie zum Teufel hatte Byakuya den Jungen getroffen oder war er bereits ein Gefolgsmann? Ein Spion in einem Teehaus? Und bestes 'Pferd'? In einem Teehaus bedeutete es normalerweise nur bester 'Hintern'. Also was zum Teufel? Es war verwirrend. Renji hatte keine Ahnung, was da wirklich vor sich ging. Doch da lag ein schwerer Subtext dahinter. Renji fühlte sich, als sollte er in der Lage sein, zwischen den Zeilen zu lesen. Warum hatte Eishirō so viel über diesen 'jungen Mann' geschrieben? Versuchte er, Renji damit etwas Wichtiges mitzuteilen? Warum ihn überhaupt erwähnen? Byakuya würde doch nicht etwa bereits Unsinn machen?
 

Renji schüttelte seinen Kopf. Nein, Byakuya arbeitete wirklich an dieser Hofieren-Sache. Er schien super ernsthaft darin, zu versuchen die Dinge für sie richtig zu stellen und nicht zu wollen, dass sie Schluss machten. Also keine Chance, dass er alles sabotieren würde, indem er mit irgendeinem Rukongai Teehausjungen rummachte.
 

Und was war das alles mit diesen schurkischen Shinigami? Das war besorgniserregend und mehr als nur ein bisschen verwirrend. Wie ist das überhaupt passiert, ohne dass die Zweite bereits auf die schuldigen Personen angesetzt worden war, bevor sie überhaupt 'Fahnenflucht' buchstabieren konnten? War Byakuya in eine Art Konflikt mit Zanpakutō führenden Banditen geraten, während sie draußen im Rukongai gewesen waren? Eishirō hätte etwas gesagt, wenn sie attackiert worden wären, oder nicht?
 

Das Wissen, dass er Byakuya noch nicht einmal danach fragen konnte, brachte Renji fast um.
 

Scheiße, Renji musste so tun, als wüsste er noch nicht einmal, dass Byakuya über das ganze Halsketten-Dilemma Bescheid wusste. Wie zum Teufel sollte er das überhaupt tun?
 

Scheiße.
 

Renji warf sich nach hinten, ließ seinen Kopf auf das Kissen fallen und löste seine Beine aus dem Schneidersitz. Nun ja. Es würde eine interessante erste Nacht zusammen für sie werden, das war schon einmal sicher. Zumindest hieß der Ort 'Imperial', also konnte Byakuya Renji wohl nicht sofort in der Lobby erwürgen – obwohl, scheiße, vielleicht konnte er das doch, da er für die Penthouse Suite bezahlte.
 

Renji wünschte sich schon irgendwie, dass sie in irgendeinem billigen Liebeshotel unterkommen könnten. Wenn sie das ganze Wochenende blieben, konnten sie vielleicht alle Themenräume ausprobieren.
 

Mit einem besiegten Seufzen kam er auf die Füße und durchsuchte den kleinen Raum, bis er seine Schuluniform fand. Er sollte es vermutlich einfach aussitzen und die High School besuchen oder er würde niemals Rukia und Orihime einholen, besonders da Ichigo immer noch auf der Vermisstenliste stand.
 

Renjis Kopf drehte sich so heftig, dass er bereits angezogen und fast aus der Tür war, als er bemerkte, dass er einen kritischen Bestandteil vergessen hatte: Unterwäsche. Renji fluchte leise und zog Schuhe und Hose noch einmal aus, um es erneut zu versuchen. Wer hätte gedacht, dass er jetzt schon den Hakama vermisste?
 

Dieser Tag würde Scheiße werden.
 


 

Byakuyas Tag verlief nicht gut. Die 4. Offizierin zog an ihrer Lippe, während sie das Schreiben überflog. Sie saß ihm gegenüber, im Schneidersitz und erinnerte Byakuya daran, wie sehr er sich wünschen würde, dass Renji diese Angelegenheit übernahm. „Ich habe recht, oder?“, fragte er sie. „Es werden mindestens 5 unserer Soldaten vermisst.“
 

Sie blickte auf. „Ich bin mir nicht sicher, Kommandant. Ich meine, ich weiß zum Beispiel von dem Einen hier, dass er aktuell arbeitsunfähig ist und wir Formulare in seiner Akte haben, um ihn zur Vierten in den Säuberungsdienst zu übergeben, was ich nicht weiter bearbeiten möchte, denn… nun ja, es ist einfach traurig. Aber die Anderen… Ich bin einfach nicht so vertraut mit der Situation der Leute, wie es der Vizekommandant ist…“, sie hielt inne und schüttelte den Kopf. „Desertion ist eine ernstzunehmende Anklage, Kommandant. Ich möchte alle Dokumente doppelt und dreifach durchgehen, bevor wie die Fahndungsplakate rausgeben. Ich meine, es sind eine Tonne von Leuten abgesprungen… nun ja, um ehrlich zu sein, hatten wir auch einen großen Anstieg von Verlegungen. Die Sache ist die, dass eine Menge Leute kamen und gingen. Wir sehen wie Idioten aus, wenn wir ihnen so etwas unterstellen, nur um herauszufinden, dass diese Leute drüben in der Neunten oder sonst wo arbeiten, wissen sie?“
 

Byakuya nickte zustimmend. Doch das Einzige, was er zurzeit sicher wusste war, dass er ein fürchterlicher Kommandant war. Er war die halbe Nacht aufgeblieben, um das Mitgliederverzeichnis durchzugehen. Irgendwann nach Mitternacht hatte ihn die Erkenntnis getroffen, dass er von der Hälfte der Leute seiner Division nicht wusste, wer sie waren. Renji hatte ihn natürlich auf dem neusten Stand gehalten, doch da er nur sehr wenige Gesichter ihren Namen zuordnen konnte, zeigte, wie vage seine Erinnerungen daran waren, wer wohin gegangen war und mit welchem Grund. Es half dabei nicht, dass es so viel Chaos nach dem Verrat war, dass der letzte Eintrag ein einfaches „Saubere Kopie erstellen ASAP“ in Renjis Handschrift war, mit einer Vielzahl an nicht entzifferbaren Notizen am Rand.
 

Er wäre wütender auf Renji gewesen, dass er keine makellose Kopie des Mitgliederverzeichnisses hatte, doch Byakuya wusste, dass Renji diese Division bis zum letzten Mann… oder Frau, wie in einigen Fällen, kannte.
 

Byakuya wünschte sich nur, dass er seine eigene Division genauso gut kannte.
 

„Bitte tue das“, sagte Byakuya, da er sich sehr demütig wegen dieser Erfahrung fühlte. „Ich möchte, dass das so schnell wie möglich geklärt ist. Ich vermute zudem, dass du dich um den leeren 11. Rang kümmerst?“
 

„Ja, Kommandant“, sagte sie und schien erleichtert zu sein, dass sie ihm etwas Positives anbieten konnte. „Wir arbeiten an den Beförderungen. Renji hat die meisten bereits vorbereitet, da fast jeder einen Rang hinaufrutscht. Er hat eine Notiz da gelassen zu den Leuten, die er umgliedern möchte. Also ist das Einzige, was unbearbeitet ist, jemanden ohne Rang zu befördern. Ich führe Gespräche mit Kandidaten für den 20. Rang. Da ist eine kleine Gruppe von Kandidaten, die kurz davor sind, Shikai zu erreichen, inklusive den Leuten, die von der Fünften kamen und jede Menge Erfahrung im Kidō haben. Ich überlege, ob wir vielleicht eine Art Turnier mit K.O.-Runden ausführen sollten, um den besten Kämpfer zu finden.“
 

Byakuya runzelte die Stirn. Es klang gut, bis zum letzten Punkt. Der erinnerte ihn an die Methoden der 11. Division und er war sich nicht sicher, ob er das billigte. „Ich möchte mehr als nur einen guten Kämpfer“, erinnerte er sie. „Ich möchte Führungspotenzial. Ich möchte Individuen, die die höchsten Standards der Offiziere widerspiegeln, verstehst du?“
 

Sie schnitt eine kleine Grimasse, dann brauchte sie einen kurzen Moment, um sie mit Mühe in ein Lächeln umzuwandeln. „Das tue ich, Kommandant. Doch ich fühle mich verpflichtet zu sagen, dass nicht eine Seele unter den Ranglosen ist, die sie in dieser Hinsicht nicht Stolz machen würde. Es ist bekannt, das es genauso schwierig ist, in die Sechste zu kommen, wie in die Erste. Selbst unser Letzter Mann ist besser als die Meisten, Kommandant.“
 

Ein seltsames Gefühl der Erleichterung durchflutete Byakuya bei ihrem unnachgiebigen Ton. Vielleicht war er doch nicht so vollkommen gescheitert, wie er gedacht hatte. „Ja, das ist meine inbrünstige Hoffnung“, sagte er. „Und daher muss ich absolut sicher sein, dass keiner dieser Diebe im Rukongai unsere Farben beschmutzt.“
 

Nun war ihr Lächeln echt. „Ich verstehe das, Kommandant. Das tue ich.“
 

„Gut“, sagte er.
 

„Wenn ich vielleicht meine Stimme für das Turnier erheben darf?“, fragte sie. Auf Byakuyas Nicken hin, begann sie: „Manchmal schafft es nur der extreme Druck, dass eine Person ihr Zanpakutō ruft. Ich würde natürlich niemanden derart testen, der die Gespräche nicht besteht, doch ich will nur damit sagen, dass diese Leute vielleicht einfach nur einen Schubs brauchen.“
 

Byakuya nickte. Das machte Sinn. „Also gut. Du kannst dein Turnier haben.“
 

Nachdem sie den Rest des Tagesgeschäfts besprochen hatte, entließ er sie. Byakuya musste zugeben, dass diese feurige, eigensinnige Frau, Nanako Imai, ihm ans Herz wuchs – trotz ihrer unglücklichen, körperlichen Ähnlichkeit zu einer gewissen Höllenkatze. Renji hatte dabei gut gewählt, sie zu befördern. Vielleicht könnte sich Byakuya ein wenig entspannen und darauf vertrauen, selbst wenn er vielleicht nicht interaktiv wie einige andere Kommandanten war, konnte er sich wirklich darauf verlassen, dass seine direkten Untergebenen kompetent waren und genug Stolz über ihre Division besaßen, um Byakuyas Vision aufrecht zu halten.
 

Dennoch, sollte er herausfinden, dass jemand von seinen Leuten Teil dieser Shinigami waren, die die Bevölkerung im westlichen Rukongai terrorisieren, möge die Hölle Gnade mit ihren Seelen haben.
 

Renji verschwendete die Hälfte des Morgens damit, in einer Art von elendiger Hölle gefangen zu sein, die sich Geometrie nannte, bis Ishida im endlich sagte, dass weder Rukia noch Orihime bisher aufgetaucht waren.
 

Tatsächlich hatte er keine Spur von Yumichika, Ikkaku, Matsumoto, dem kleinen Kommandanten oder sogar Chad gesehen. Es waren nur sie beide, die auf dem Boden des Dachs saßen, an dem Fleckchen, den alle für ihr Mittagessen bevorzugten. Selbst dieser anhängliche Typ Keigo und sein goldiger kleiner, dunkelhaariger Freund waren nicht aufgetaucht.
 

„Zum Teufel“, grummelte Renji. „Tut niemand von denen zumindest so, als würden sie in die Schule gehen?
 

Ishida hob nur eine schmale Augenbraue und richtete nur in dieser Weise seine Brille, die Renji immer so vorkam, als hätte er ihm gerade den Stinkefinger gezeigt.
 

„Ja, ok, ich meine außer dir“, sagte Renji. „Aber vielleicht solltest du auch mal über einen freien Tag nachdenken. Du siehst etwas mitgenommen aus, Qunicy-Junge“
 

„Du, Shinigami-Idiot, und die Schulschwester habt keine Ahnung“, sagte er kühl. „Mir geht’s gut.“
 

Sicher, falls Ishida mit ‚gut‘ meinte, dass jemand regelmäßig die Scheiße aus ihm herausprügelte. Außerdem sah der Junge aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen.
 

„Nun ja, scheiß auf den Mathe-Mist. Ich habe keine Hoffnung darin, den Durchmesser von irgendetwas herauszufinden und ich denke immer, dass ich auf irgendeine verrückte, fremdländische Sprache gucke, die ich niemals nutzen werde. Lass uns türmen, huh? Ich werde mal nachschauen, wen von unserer Truppe ich auftreiben kann“, sagte Renji. „Kommst du mit?“
 

„Fragst du mich, ob ich die Schule schwänzen möchte?“, er klang distanziert und beleidigt. Tatsächlich sogar sehr nach einem Byakuya an einem schlechten Tag. „Mit dir?“
 

„Uh, ja“, sagte Renji, schaute sich dabei übertrieben um, als frage er sich, mit wem zum Teufel er sonst noch reden könnte. „Warum nicht? Es ist Freitag, oder nicht?“
 

Ishida sah irgendwie erleichtert aus, als er die Reste in seine Bento Box zurückwarf und diese in seiner Tasche verstaute. „Ich dachte schon, du würdest niemals fragen.“
 

Nach 20 Minuten für ihre Flucht und weiteren 40 Minuten, um alle möglichen Treffpunkte abzuklappern, liefen sie endlich Rukia über den Weg, die alleine auf einem Hügel saß und zum Flusshinab sah. Sie sah irgendwie deprimiert aus, ihre Arme um ihre Knie geschlungen und ihr Kopf so tief darin gebettet, dass nur ihre Augen zum Wasser hinausblickten. Renji ließ sich neben sie fallen, Beine ausgestreckt und seinen Oberkörper auf den Ellbogen abgestützt. Ishida, der ziemlich schmollend und ruhig während ihrer Suche gewesen waren, stand ein paar Meter entfernt, seine Arme waren verschränkt und er starrte zur Straße hinunter, als wollte er gerne gehen. Renji vermutete, der Junge würde in einer bis zwei Minuten verschwinden.
 

Offensichtlich hatte sie ihren Kuchiki angeschaltet, denn Rukia hatte ihn bisher noch nicht einmal bemerkt, also stupste Renji sie mit dem Ellbogen an. „Hey, du. Grübelst du über etwas?“ Als wüsste er nicht worüber. Ichigo war immer noch nicht von seinem bockigen Streifzug zurückgekehrt und das war schon Tage her.
 

„Ich glaube nicht, dass es ihm jemals klar gewesen ist, dass er auch verlieren kann“, sagte sie leise, ihre Stimme wurde von ihren Armen zusätzlich gedämpft. „Ich habe ihn versucht, auszubauen, als er deprimiert war, aber…“
 

Aber der Junge war ein Idiot. Nur ein Idiot würde Rukia zurücklassen. Es war eine Sache, sie loszulassen, aber sie von sich wegzuschieben? Renji könnte diesen orangehaarigen Drecksack irgendwann umbringen. „Natürlich ist ihm niemals klar gewesen, dass er verlieren könnte“, grunzte Renji. „Ichigo hatte noch nie in seinem Leben einen Rückschlag erlitten. Er ist was? Fünfzehn? Und doch ist er durch die Soul Society gewalzt, hat jeden umgeprügelt, der ihm ins Sichtfeld lief und hat kaum einen Kratzer abbekommen. Natürlich hatte er keine Ahnung, was er mit sich anfangen sollte, nachdem ihn irgendein blauhaariger Hybrid-Typ in den dürren Arsch getreten hat. Er ist ein verschissener Teenager. Gib ihm Zeit. Er bekommt seinen Kopf schon wieder geradegerückt.“
 

„Ich glaube, da passiert mehr, Renji. Ich habe es gesehen, weißt du. Seine Maske.“
 

Oh, richtig, der 400kg Gorilla im Raum, über den niemand reden will. Renji zuckte nur mit den Achseln. „Ja, nun ja. Du kennst Ichigo, der ist wahrscheinlich irgendwo mit Lady Yoruichi und findet heraus, wie man das in einen Vorteil für das Schlachtfeld verwandeln kann. Ich würde mich nicht zu sehr um ihn sorgen.“
 

Rukias Augen glitten bei den Worten zu ihm. Sie hob ihren Kopf und keifte: „Nun ja, du würdest das nicht, aber das ist nur, weil du nicht verliebt…“
 

Ihre Augen wurden groß und sie hielt inne, verschluckte sich fast daran, was sie gerade gesagt hatte. Ihre Hände flogen in die Höhe, um ihren Mund zu verdecken. Ihre Knie waren immer noch angewinkelt, als sie sich rückwärts ins Gras fallen ließ, als könne sie wortwörtlich an Ort und Stelle vor Verlegenheit sterben.
 

Renji lachte über ihre Geste und ihr Dilemma. „Heh, du bist der größte Cougar jemals. Du weißt, dass du 10 Mal älter bist, ja?“ Er breitete seine Hände, alle seine Finger und Daumen aus, und wedelte damit vor ihrem Gesicht. „Zehn. Mal.“
 

Sie schlug seine Hände weg und warf einen Arm unglücklich über ihr Gesicht. „Halt die Klappe.“
 

Er legte seinen Kopf in den Nacken und sie starrten beide zu den vorbeiziehenden Wolken im Himmel. Er schielte hinüber zu dem Ort, wo Ishida gestanden hatte. Tatsächlich war der Quincy bereits gegangen. Renji hoffte, dass er sich aufs Ohr hauen würde oder sich was Süßes oder was Nettes kaufen ging. Er brauchte eine Pause, der Junge war angespannt wie eine seiner verdammten Bogensehnen.
 

Er wandte sich wieder zu Rukia um und sagte: „Ja, nun ja, du solltest dich dran gewöhnen. Also die ganze Sache mit Sorgen um Ichigo machen. Es ist nicht so, als hättest du dir einen Stubenhocker ausgesucht.“
 

Rukia seufzte. „So ist es.“
 

Er verschränkte die Arme hinter seinen Kopf und schloss die Augen vor der hellen Sonne, genoss den Geruch von frisch gemähtem Rasen, vermischt mit den ausgestoßenen Abgasen – solch ein eindeutiger Geruch der Welt der Lebenden. Sie lagen eine Weile gemeinsam im Gras, bis Renji daran dachte, zu sagen: „Dein Bruder kommt in die Stadt.“
 

Da war ein hörbares Einatmen. „Nii-sama? Was? Warum?“
 

„Um mich mit seinen eigenen Händen zu töten, denke ich“, sagte Renji niedergeschlagen. Er öffnete seine Augen und drehte seinen Kopf, um Rukia anzuschauen. „Aber, weißt du, bevor er das tut, dachte ich, dass es cool wäre, wenn wir noch Mal eine Nacht was unternehmen. Vielleicht heute Nacht, so dass ich meinen Tod etwas verschieben kann und er seine Manieren zeigen muss. Ohnehin würde es nur möglicherweise mein Leben retten, aber ich denke, dass du die Gelegenheit nutzen solltest, ihm Orihime vorzustellen. Ich meine, du möchtest sie mit zurücknehmen, richtig? Er sagte, dass ihr das Kuchiki Senkaimon nutzen könntet, wenn ihr wollt.“
 

Rukia nickte, während Renji sprach, doch als er verstummt war, drehte sie sich um und pikste Renji gegen die Nase. „Himmel Renji, was hast du getan?“
 

„Oh, weißt du, ich hab mich betrunken und habe sein Zeichen der Liebe für einen Tattoo eingetauscht.“ Ihre Augen wurden bei den Worten groß. „Ja“, fügte Renji mit einem Seufzen für die Dramatik ein. „Und habe ich erwähnt, dass es ein Stück vom Kenseikan war, den Ichigo kaputt gemacht hatte?“
 

Sie sah eine Sekunde wie erschlagen aus und brach dann in lautes Gelächter aus. „Oh, Renji, du gigantischer Idiot. Du wirst sterben.“
 

„Jap, ich weiß“, sagte er. „Also, ernsthaft, wie wäre es? Könnt ihr beide heute Abend kommen?“
 

„Orihime ist…“, sagte Rukia, als würde sie darüber nachdenken. Dann schlug sie Renji auf den Kopf. Fest. „Wie kommt es, dass du so gemein zu ihr warst? Du bist normalerweise nicht der Typ, der Mädchen sagt, dass sie nicht kämpfen können.“
 

Renji schielte zu ihr hinüber, bis er sicher war, dass er nicht noch weitere Schläge auf seinen Kopf bekam. Dann atmete er laut aus. „Sie ist menschlich, Rukia. Menschen haben keinen Platz in diesem Kampf.“
 

„Menschlich…?“, sie sah vollkommen überrascht aus. „Du trainierst Chad. Was ist er?“
 

„Ich weiß es nicht, aber nicht menschlich.“
 

„Nun ja, ich trainiere sie“, sagte Rukia trotzig, als würde sie glauben, dass Renji versuchen würde, ihr das auszureden.
 

Er hob seine Schultern. „Deine Entscheidung.“
 

„Wie auch immer, wegen heute Abend. Ich denke, ich kann sie überreden. Sie verschwindet tagsüber, aber ich denke, sie wird antworten, wenn ich ihr schreibe.“ Sie fischte nach ihrem Telefon und begann sofort wie ein Profi darauf einzutippen.
 

„Schau dich an, du bist so… wie sie, so menschlich.“
 

„Hör auf, das zu sagen, als wäre es etwas Schlechtes“, Rukia blickte ihn kurz an, bevor sie ihren Blick wieder auf den Bildschirm lenkte. Sie war schnell fertig und klappte es wieder zu. Dann wandte sie sich ihm mit einen Stirnrunzeln zu und sagte: „Glaube nicht, dass ich dir für all das gemeine Zeug verziehen habe, die du mir gesagt hast, als du und Nii-sama mich zurück in die Soul Society gebracht habt.“
 

„Was für Zeug?“, sagte Renji. „Uh, du weißt, ich war nicht wirklich ich selbst, richtig? Wir haben darüber gesprochen, oder nicht?“
 

Ihr Stirnrunzeln wurde tiefer und sie fasste sich unbewusst an die Wange. Sie hätte ihm auch genauso gut die eisige Klinge von Sode no Shirayuki ins Herz rammen können, da sie ihn daran erinnerte, wie er sie derart verletzten konnte.
 

Sie rieb ihre Haut abwesend und blickte ihn nicht an. Ein großer Teil von Renji wollte ihre Aufmerksamkeit erlangen und sich dafür entschuldigen, dass er nicht von Anfang an bei klarem Verstand gewesen war und ihm erst Ichigo in den Arsch hatte treten müssen. Doch ein gleich großer Teil von ihm wollte entrüstet aufschreien und sie erinnern, dass mit Byakuya an Bord, Renjis Hände gebunden gewesen waren, da er als ein Soldat unter Befehl stand und all den Mist. Sie sollte wissen, wie das ist. Hatte Ukitake sie nicht darum gebeten, Kaien zu töten? Ja, es war anders, da der Typ von einem Hollow besessen gewesen war, doch sie von allen Leuten, musste wissen, wie es ist, wenn man einen geliebten Freund ins Fadenkreuz nehmen musste. Manchmal waren die Befehle eben ‚Abzug betätigen‘ und dann hat man das einfach zu tun.
 

Was Renji zurück auf den Ausgangspunkt brachte – er konnte es nicht tun. Er liebte sie zu sehr – genauso wie Byakuya und so hatten sie Zabimaru bitten müssen, einzuschreiten.
 

Scheiß drauf, er wünschte, sie hätte ihm bereits vergeben. Ist ja nicht so, als wäre am Ende nicht alles gut gegangen.
 

Statt irgendetwas in dieser Richtung zu sagen, knurrte Renji nur frustriert.
 

Sie blinzelte wegen dem Geräusch, das er gemacht hatte und ihre Augen trafen sich. Gerade, als sie beide den Mund öffneten, um etwas zu sagen, klingelte das Telefon, das Rukia auf ihrem Bauch abgelegt hatte. Sie klappte es auf, las die Nachricht und lächelte ihn an. „Dein Arsch ist gerettet, Junge. Orihime schafft es heute Abend. Oder zumindest vermute ich, dass ‚Kreisch‘ das bedeutet. Doch sie möchte wissen, was sie tragen soll.“
 

Renji kratzte sich am Kinn. „Ich habe keine Ahnung. Sag ihr, wir essen in einem Restaurant vom Imperial Hotel.“
 

Rukia blinzelte. „Das Imperial…? Du hast eine schwarze Krawatte, oder Renji? Denn du wirst eine brauchen.“
 


 

Byakuya war sich nicht sicher, was er von dem Mann halten sollte, der am Senkaimon stand. Er war, ohne jeden Zweifel, unverantwortlich attraktiv. Lange, rubinrote Haare, fast vollständig unter Kontrolle, fiel in dicken Strähnen über seine breiten Schultern.
 

Der Teil sah nach dem Liebhaber aus, den Byakuya erwartet hatte, vorzufinden. Doch was sollte er von dem maßgeschneiderten Anzug in einem dunkeln Aschgrau, einem vollständig zugeknöpften Hemd und der dünnen, schwarzen Seidenkrawatte halten? Waren das tatsächlich Manschettenknöpfe? Polierte Schuhe?
 

Wäre da nicht die Art, wie er gegen die Tür der Lagereinheit lehnte, seine Hände tief in den Taschen vergraben und diese verspiegelte Sonnenbrille, die ihn aussehen ließ wie ein Ganove, hätte Byakuya wohl Renji niemals erkannt. Natürlich nur, bis er die Sonnenbrille anhob und sein Gesicht dieses gefährliche, sexy, scharfzähnige Grinsen schmückte und sagte: „Hey, denkst du, dein pickfeines Hotel wird mich reinlassen, wenn ich so aussehe? Denn ich muss dir sagen, diese Schuhe kneifen wie ein Hurensohn.“
 

Ah, Gott sei Dank, sein Renji war doch hier. Byakuya konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken. „Ich muss sagen, ich bin von Uraharas Kleiderschrank überrascht“, sagte er und erlaubte seinen Blick, auf Renjis Anzug zu verweilen, der es schaffte, dessen besten Körpereigenschaften zu betonen. Solch eine definierte Taille! Byakuya täuschte Verärgerung vor und sagte: „Ich vermute, ich muss meinen Anzug von der Stange wählen?“
 

Renji schloss die Lagereinheit auf. „Nah, das Nette an einem Haufen illegaler Mod Souls ist, dass man sie in ein Gigai stecken kann und sie eine fürchterlich lange Zeit beim Schneider verbringen lassen kann, damit alles angepasst wird. Er hielt kurz inne. „Ich sollte dich dennoch warnen. Dein Mod ist ein Stück weit ausgerastet. Da ist mehr Farbe, als ich es für dich ausgesucht hätte. Ich denke trotzdem, dass es ziemlich heiß ist. Du musst einfach schauen, was du davon hältst.“
 

Mit einer solchen Vorwarnung hatte Byakuya Bilder von Hawaiihemden oder grellem Lamé im Kopf. Er war erleichtert, zu sehen, dass die ‚wilde‘ Auswahl nicht mehr als ein Seidenhemd in einer Farbe, nicht ganz unähnlich von der Augenfarbe vom Kommandant – eine Art Blaugrün oder Türkis – unter einem sehr gutaussehenden, traditionellen, schwarzen Anzug war. Das Hemd war auf jeden Fall kühner, als alles, was Byakuya sich ausgesucht hätte, doch Renji hatte Recht. Es war mehr als akzeptabel.
 

Im nächsten Moment war Byakuya bereits im Gigai. Die Seide fühlte sich richtig an seiner Haut an und der Anzug hatte einen sehr angenehmen, reichen Schnitt. Renji war offensichtlich dabei keine Kompromisse eingegangen. All diese Mühe von Renji ließ Byakuya ein klein wenig schlecht fühlen, was die Kenseikan-Halskette anging, die er in seiner Faust versteckt hatte. „Ich vermute, das bedeutet, dass wir Abendessenpläne haben?“
 

„Das ist richtig“, sagte Renji und bot ihm eine Hand an, um Byakuya auf die Beine zu helfen. „Ich fahre dir in die Parade, Sheriff.“
 

„Tut mir Leid, was?“
 

Renji zog Byakuya mit einem Ruck hoch und plötzlich standen sie sich so nahe, dass sie sich hätten küssen können. Da war ein schelmisches Funkeln in Renjis Augen, das trotz der dämlichen Sonnenbrille, die auf seinem Kopf saß, betörend war und er schlang einen Arm um Byakuyas Taille, zog ihn noch enger an sich. „Du kannst mich vor Zeugen nicht umbringen, richtig, Kommandant?“
 

„Und warum sollte ich das tun wollen?“, fragte Byakuya, fühlte sich etwas töricht dabei, wie atemlos ihn die Art machte, wie Renji ihn so dominierend hielt. Die wenigen Zentimeter zwischen ihnen zwangen Byakuya auch, sein Kinn anzuheben, wenn er in diese teuflischen Augen blicken wollte, so spottenderweise voller schwelender Hitze.
 

„Weil ich ein Versager bin“, sagte Renji. Er neigte seine Lippen, um damit an Byakuyas Ohr vorbeizufahren. Renjis Stimme war leise und voll von ernsten Selbstvorwürfen. „Weil ich es verkackt habe und was wirklich, wirklich dummes getan habe und vermutlich deine Gefühle verletzt habe. Sehr sogar.“
 

Byakuya versuchte, desinteressiert und kühl zu klingeln, doch er bemerkte, wie seine freie Hand eine Handvoll von Renjis Hemd umfasste. Der Kenseikansplitter drückte sich in seine Handfläche. „Gestehst du etwas, Renji?“
 

„Du denkst, ich sollte?“, fragte Renji, zog sich etwas zurück, um Byakuya noch einmal verrucht anzugrinsen. „Oder möchtest du es mir aus meinem Fleisch holen?“
 

Hitze färbte Byakuyas Wangen bei dem Bild, das ihm durch den Kopf ging. Er musste seinen Blick auf den Boden fallen lassen, auch wenn er sich sicher war, dass seine Wimpern ihn betrogen, da sie bebten. „Hmmm“, sagte er sanft, seine Stimme heiserer, als er es wollte. „Ich bin mir plötzlich ziemlich unsicher, was ich bevorzuge.“
 

Renjis Mund neigte sich, um seine Lippen in einem tiefen Kuss zu erobern. Ein Arm schlang sich fester um Byakuyas Taille und die andere ließ seine Hand los, um sich an Byakuyas Kiefer zu legen. Es war diese Art von Kuss, in den man hineinschmelzen konnte, wenn man geneigt war, darauf einzugehen.
 

Byakuya war überrascht, festzustellen dass er das ein wenig war. Nur geneigt, natürlich.
 

Also ließ er zu, dass Renji von seinem Mund komplett Besitz ergriff und erlaubte der forschenden Zunge, jeden Winkel zu erkunden. Doch Byakuya war keiner der Sorte, die sich lange passiv hingaben. Also begann Byakuya nach einem kurzen Moment zu necken und zu folgen und wurde mit einer Art glücklichen Knurren belohnt, dass irgendwo tief in Renjis Kehle rumpelte.
 

Mmmm, so sexy.
 

Zu schnell zog sich Renji zurück. Sein Gesicht war errötet und seine Pupillen weit. „Ja, tut mir leid, nein“, sagte er, stahl sich noch einen kleinen Kuss von ihm, wie ein Schuljunge, bevor er fortfuhr: „Ich gestehe gar nichts. Du musst es mir schon entlocken.“
 

Renji hielt Byakuya noch eine Weile fest und schien die Weise zu bewundern, wie das Mondlicht auf Byakuyas Gesicht fiel.
 

Dann seufzte er, verlagerte das Gewicht so, dass Byakuya das tiefe Bedauern seiner Reue spürte und sagte: „Und, verdammte scheiße, ich wünschte mir jetzt irgendwie, dass wir nicht erst mit deiner Schwester essen gehen.“
 

„Ich muss sagen, ich bin überrascht festzustellen, dass unsere erste gemeinsame Nacht sich verzögert.“
 

Renji entließ Byakuya aus ihrer festen Umarmung und rieb sich seinen Nacken. „Ja, nun ja. Ich habe gedacht, dass ich vielleicht ein paar Körperschilde zwischen uns bringen sollte, falls du auf dem Kriegspfad bist.“
 

Byakuya schaffte es kaum, den Splitter des Kenseikan weiter in seiner Hand zu verstecken, während er seine Finger von Renjis Hemd löste. Er war überrascht zu sehen, dass er eine Spur von Knitter und Schweiß dort hinterließ. Byakuya ignorierte es und griff nach vorne, um Renjis Krawatte zu richten. Er zog den Knoten fest und fragte: „Wer sagt, dass ich es nicht bin?“
 

„Uh…“, Renji schien all seine vorherige Zuversicht zu verlieren. „Niemand, denke ich. Ich… ähm, vergesse irgendwie immer, wie eiskalt du sein kannst.“ Der Gedanke schien die vorherige Verruchtheit zurückzubringen und die Winkel seines Mundes hoben sich in einem Grinsen. „Heh, ja. Ich denke, ich muss meine Chancen nutzen.“
 

„Durchaus“, sagte Byakuya, nutzte die Krawatte, um Renji zu einem Kuss hinunterzuziehen. „Doch, ich denke, dass du vielleicht ein sehr, sehr unartiger Junge warst.“
 

„Oh“, sagte Renji, als sich ihre Lippen wieder trennten. „Ja, das war ich.“
 

Mit einem Seufzen ließ Byakuya die Krawatte los. Er strich die Schultern von Renjis Anzug gerade und zog die Sonnenbrille von seinem Kopf und steckte sie in die Brusttasche der Jacke. „Ist zumindest das Hotel in der Nähe? Oder müssen wir wieder eines dieser fürchterlichen Taxen nehmen?“
 

„Wir könnten den Zug ausprobieren?“, bot Renji an. „Oder einen Bus.“
 

„Dann Taxi“, schnaubte Byakuya.
 

Sie gingen los. „Rukia wird glücklich sein, dich zu sehen“, sagte Renji.
 

„Nicht so glücklich wie du.“
 

„Nein“, stimmte Renji zu, seine Stimme wurde tiefer. „Definitiv nicht so glücklich wie ich.“ Er lächelte einen langen Moment vor sich hin, seine Hände in den Taschen vergraben, während sie in das erleuchtete Handelsviertel gingen. „Ich liebe deine Briefe.“
 

„Auch ich liebe deinen.“
 

„Tust du?“
 

„Ja“, sagte Byakuya. Dann nach einem Moment des Überlegens, fügte er hinzu: „Er ist sehr... du.“
 

„Ich vermute, das ist gut“, sagte Renji, auch wenn er wegen diesem Kompliment ziemlich strahlte. Sobald sie die beleuchteten Straßen erreicht hatten, begann Renji den Verkehr nach einem Taxi abzusuchen. Als er eines sah, hob er die Hand, trat auf die Straße und setzte seine Vizekommandantenstimme auf. „Hey!“ Der Taxifahrer schien das Kommando sofort zu erkennen und zog aus dem Strom von vorbeifahrenden Autos heraus, um am Straßenrand zu halten. Renji öffnete die Tür für Byakuya. Als Byakuya sich in den Sitz gleiten ließ, sagte Renji: „Lass uns das Abendessen schnell machen, ja?“
 

„Ja“, sagte Byakuya, nachdem sich Renji neben ihn niedergelassen hatte. „Ich warte schon lange auf diese Nacht.“
 

„Oh mein Gott, ich auch“, Renji atmete durch. Dann beugte er sich zum Taxifahrer vor. „Imperial Hotel, bitte.“
 


 

Als sie aus dem Taxi stiegen, wäre Renji beinahe beim Anblick von Rukia vorne übergefallen. Sie sah unglaublich aus. Alle Art von alten, verwirrenden Gefühlen kamen hoch, als er sie in diesen perfekten, kleinen schwarzen Fummel sah, der all die richtigen Körperteile zu umschmiegen schien, was trotz der Einfachheit des Kleides, oder vielleicht auch genau deswegen, sie so verdammt... elegant aussehen ließ.
 

Wie eine gottverdammte Lady.
 

„Renji, du bist mir im Weg“, sagte Byakuya. Erst da realisierte Renji, dass er mitten im Aussteigen aus dem Taxi innegehalten hatte, die Tür fest in der Hand hatte und sein Hintern fast in Byakuyas Gesicht hing.
 

„Uh, richtig, tut mir Leid“, sagte Renji, nahm sich einen Moment, um Rukia und Orihime zuzuwinken und half dann Byakuya raus. Als Rukia und Orihime lächelnd hinüberkamen und sie beide begrüßten, stellte Renji Byakuya Orihime vor. „Das ist Orihime Inoue. Orihime, das ist mein Kommandant und Rukias älterer Bruder.“
 

Renji hatte diesen Moment lächerlich oft in seinem Kopf nachgestellt, denn er war sich nicht sicher, ob er einem Mensch in die Augen gucken konnte und 'Lord Kuchiki' oder eine andere Vielzahl anderer Titel aufsagen konnte, die angemessen für Byakuyas Rang und Stand in der Soul Society waren. Renji hatte sich schlussendlich dafür entschieden, selbst wenn er ein Schnauben von Byakuya für die Informalität ernteten sollte, fokussierte er sich auf die Art der Verbindung zwischen ihnen und überließ es Byakuya, den Namen anzugeben, den er wollte.
 

Byakuya überraschte Renji, indem er Orihime kurz zunickte und ohne irgendeinen Titel oder Suffix sagte: „Byakuya Kuchiki. Schön, dich kennenzulernen, Frau Inoue.“
 

Orihime sah... total geschockt aus. Renji konnte das Gefühl verstehen. Byakuya war so verdammt hübsch und das offene Haar und der Anzug kamen dann noch oben drauf. Sie würde vermutlich sofort tot umkippen, wenn sie Byakuya in der Weise gesehen hätte, wie es Renji zum ersten Mal hatte – mit diesem unglaublichen spirituellen Druck, der sich mit diesem intensiven, guten Aussehen vermischte. Doch ein bisschen musste sie gespürt haben, denn sie machte einen Knicks vor ihm.
 

Orihime hatte sich entschiedenen, einen sehr traditionellen Kimono zu tragen. Er war grün und weiß, gemustert mit Pflaumenblüten. Ein breiter, gelber Obi war um ihre Taille gewickelt und passende Schleifen baumelten in ihren Haaren. Sie sah wirklich zuckersüß aus.
 

Da die Vorstellungen vorüber waren, blickte Renji zu Rukia hinüber, die ihn seltsam anblickte, als wüsste sie nicht, wer er war. „Was?“, fragte er sie.
 

„Deine Haare sind offen“, war alles, was sie sagte. Sie ließ es wie eine Naturkatastrophe oder Ähnliches klingen.
 

Byakuya hatte Orihime am Arm genommen und führte sie ins Hotel. Renji bot Rukia seinen Arm an und sie folgten ein paar Schritte dahinter. Renji blickte sie neugierig an. Sie starrte ihn immer noch an. „Warum guckst du mich so an?“, er zog verlegen an seinen Haaren. „Dein Bruder mag es so, also weißt du...“
 

„Ähm“, sie blinzelte und wurde rot. „Ich kann verstehen warum. Wie kommt es, dass du niemals...? Deine Haare sind so... Ich meine, Renji, du siehst gut aus!“
 

„Was, als würde ich das sonst nicht? Nett, Rukia. Erinnere mich nochmal daran, warum du meine beste Freundin bist?“
 

Sie rollte ihre Augen und schlug auf seinen Arm. „Ich versuche dir ein Kompliment zu machen, du Idiot.“
 

„Oh.“ Die Erkenntnis traf Renji plötzlich. Rukia war so seltsam, weil sie dachte, dass er auch heiß aussah... also in echt. „Heh, nun ja. In diesem Fall sollte ich sagen, du siehst... Ich meine, wow. Das Kleid. Du...“ Er nickte ihr für einen Moment mit perplexer Anerkennung zu und sagte dann: „Ich meine, wir sind schon ordentlich herangewachsen, nicht wahr?“
 

Sie lächelte ihn warm an. „Ja, ich denke, das sind wir.“
 

Die Lobby des Imperial Hotels sah aus wie ein großer Ballsaal. Da waren Säulen aus Granit, glitzernde Kronleuchter und polierter Boden, der ihre Absätze klackern ließ, während sie Byakuya folgten. Renji erwartete, dass sie warten müssten, bis Byakuya eingecheckt hatte, doch das Personal schien ihn als VIP zu erkennen und nach einer kurzen Unterhaltung mit dem Concierge wurden sie in eines der Restaurants des Hotels gebracht. Es gab dort weiße Tischtücher, Stühle im westlichen Stil, zu viel Silberbesteck und ein Menü in einer Sprache, die Renji nicht kannte. Er lehnte mit seiner Schulter gegen Byakuya und deutete auf die seltsame Sprache. „Ähm...?“
 

„Französisch“, erklärte Byakuya.
 

Orihime schien komplett über ihre Karte gekrümmt und versuchte sie zu lesen. Ihr angestrengter und konzentrierter Gesichtsausdruck war hinreißend. „Croissant!“, verkündete sie fröhlich. „Ich kenne das hier!“
 

Byakuya hob eine Augenbraue und schien Rukia einen Blick zuzuwerfen, der 'Pass auf deine Freundin auf' andeutete, doch sagte dann höflich: „Ich freue mich, für euch bestellen zu dürfen.“
 

Himmel, wie viele Sprachen sprach Byakuya? Renji zuckte über sich selbst mit den Achseln. Er vermutete, es war der müßige Teil von übermäßigem Reichtum, sodass er alle Zeit hatte, um Sprachen zu lernen. „Funktioniert für mich“, Renji legte seine Menükarte ab. „Ich bin mir sicher, dass alles gut ist.“
 

„Mir wurde gesagt, es wäre ihr Bestes“, erklärte Byakuya. „Sie haben auch traditionellere Orte, doch ich dachte, dass es vielleicht eine spaßige Abwechslung für Frau Inoue sei.“
 

„Oh“, sie lächelte freundlich. „Ich liebe es. Ich liebe Essen. Du bist so nett und großzügig!“ Sie wandte sich zu Rukia und quasselte weiter. „Dein Bruder ist wirklich nett, nicht wahr?“
 

Rukia lächelte geduldig und warf Byakuya einen dieser anhimmelnden Blicke zu, wie sie es manchmal tat. „Ich denke schon.“
 

Renji versuchte nicht mit seinen Augen zu rollen oder zu offensichtlich zu grunzen, doch sie mussten unbedingt sofort das Thema wechseln. Er blickte sich für eine Sekunde um und fing dann mit einem einfachen Thema an. „Wie schlägt sich Nanako? Sie ist nicht allzu pampig zu ihnen, oder Kommandant?“
 

Ein Kellner kam und stellte ihnen wortlos Gläser mit Wasser auf Höhe ihrer Ellbogen. „Nein“, sagte Byakuya einfach, hielt sich noch nicht einmal damit auf, Renji einen Blick zuzuwerfen. Renji fragte sich, was das mit der herablassenden Haltung bedeutete, doch dann nippte Byakuya an seinem Wasser und erklärte den Anderen: „Renji hat mich zurückgelassen, um mit dem Überdruss des Divisionsalltags alleine zurechtzukommen.“
 

Ah. Überdruss. Ok. Kein Gerede über der Arbeit vor den Damen. Super, was zum Teufel sollten sie in den nächsten drei Stunden tun, über das Wetter sprechen?
 

Rukia versuchte es als Nächstes. „Was bringt dich in die Welt der Lebenden, Nii-sama?“
 

Renji versuchte nicht zusammenzuzucken oder keine offensichtlichen Kehle durchschneidenen Bewegungen, die 'Nein' sagen sollten, in ihre Richtung zu machen. Doch wieder einmal schockte Byakuya Renji, indem er ein kleines Lächeln zeigte und sagte: „Da es eine Pause in den Kämpfen gibt, schien es ein guter Zeitpunkt zu sein, ein Rendezvous festzuhalten, um Renji zu sehen.“
 

Ein Rendezvous. Byakuya hatte gerade 'Rendezvous' laut ausgesprochen... vor Leuten... mit Renjis Namen im Zusammenhang.
 

Orihime blickte einige Sekunden zwischen Renji und Byakuya hin und her, als versuche sie die Sache zu enträtseln. Ihre Augen wurden groß und ihre Wangen färbten sich in einem kräftigen Pink. „Oh“, sagte sie und dann: „All die schönen Haare.“ Sie schien überrascht von den Worten, die aus ihrem Mund kamen, denn ihre Hände flogen in die Höhe, um ihn zu bedecken und kicherte dann. Offenbar unbewusst fand noch ein weiteres Wort den Weg durch ihre Finger hindurch. „Heiß.“
 

Byakuyas Lächeln wurde etwas breiter und Renji hätte schwören können, ein gemurmeltes „Durchaus“ zu hören.
 

Gott sei Dank erschien der Kellner in diesem Moment, also konnte Renji die Zeit nutzen, während Byakuya Wörter hinunterrasselte, die scheinbar fließendes Französisch waren, um sich selbst zusammenzureißen. Er war sich sicher, dass er sich damit abwechselte, knallrot anzulaufen und zu grinsen wie ein liebestrunkener Volltrottel. Jedes Mal, wenn er dachte, es wäre sicher, von seinem Schoß aufzublicken, traf sich sein Blick entweder mit dem von Rukia oder Orihime und er musste wieder wegschauen.
 

Orihime musste sich verpflichtet gefühlt haben, das Gespräch wieder aufzunehmen, nachdem sie das letzte Thema mit ihren Kommentaren so effektiv zerstört hatte. Also setzte sie an, sobald der Kellner weg war. „Ich freue mich schon wirklich darauf, die Seireitei wieder zu besuchen. Ich meine, diesmal legal und ohne Missverständnisse und zur Rettung... ähm, ich meine, wir hatten vorher nicht wirklich Zeit zu reden“, sie blickte abwechselnd zu Byakuya und Renji. „Ich wette, ihr beide seid viel netter, wenn ihr nicht versucht, Kurosaki-kun umzubringen. Vielleicht könnten wir uns noch einmal zum Mittagessen treffen!“ Nun blickte sie zu Renji. „Ich habe diese Essenshändler geliebt, zu denen du uns gebracht hast! Und... oh, ähm, du scheinst Essen zu mögen, Herr Kuchiki!“
 

Renji widerstand dem Drang, geschlagen seinen Kopf auf den Tisch fallen zu lassen und immer wieder mit ihm gegen das Holz zu hämmern.

If I Just Lay Here (Would You Lie With Me)?

Renji fühlte sich zutiefst erschüttert, als er und Byakuya im Aufzug des Hotels standen.
 

Das Essen war… Es gab einfach keine Worte, um die Peinlichkeit dieses Abends angemessen zu umschreiben. Kein Thema war vor der seltsamen Arbeitsweise von Orihime Inoues Hirn sicher gewesen. Renji fühlte sich seltsam erschöpft von den Mühen, das Gespräch aufrechtzuhalten, doch er war demjenigen – Rukia? Oder vielleicht sogar Byakuya? - dankbar gewesen, der schlussendlich die Idee hatte, über das Essen zu sprechen. Doch die Flut an Kommentaren, die aus ihrem Hirn herauskamen, wollte nicht aufhören. Orihimie brabbelte über Zutaten und Rezepte und mit zunehmender Aufregung wurde ihre Stimme schriller. Tatsächlich sprach sie immer noch davon, als sie Rukia und sie zur Tür begleiteten.
 

Renji hatte seine Schultern gegen die Rückwand des Aufzugs gelehnt und genoss die relative Stille des Summens der ansteigenden Kabine. Er starrte ausdruckslos auf die Nummern, die mit einem kleinen Klingeln aufleuchteten.
 

Neben ihn atmete Byakuya leicht durch. Renji schaute dorthin, wo er in der Mitte der Kabine stand, und sah für alle anderen vermutlich absolut gleichgültig aus. Doch Renji konnte an der Weise erkennen, wie Byakuya scheinbar zufrieden war, nur den Nummern zu beobachten, dass ihn das Abendessen auch erschöpft hatte. Er griff nach vorne und nahm Byakuyas Hand, hatte vor, sie kurz aufmunternd zu drücken.
 

… Doch stattdessen spürte Renji, wie die Kenseikansplitter-Halskette in seine Handfläche fiel.
 

Byakuya ließ Renjis Hand los, ließ sie mit dem Splitter alleine. Renji stand nun gerader, nicht sicher, wie er diesen Moment interpretieren sollte.
 

Hatte Byakuya es die ganze Zeit während dem Abendessen in der Hand gehalten? Und warum hatte er es ihm so… beiläufig ausgehändigt? Sie waren alleine im Aufzug. Byakuya hätte etwas sagen können, wenn er das gewollt hätte. Warum hatte er das nicht? War das so etwas wie eine ‚Ich weiß, was du getan hast‘-Eröffnungssalve zu einem Streit/einer Attacke oder… eine Kapitulation, wie ‚Hier, nimm das, ich möchte mich nicht darüber streiten‘?
 

Renji hatte keine Ahnung.
 

Byakuya half auch nicht, da er weiterhin nichts sagte und nur zuschaute, wie der Aufzug weiter in Richtung des obersten Stockwerkes stieg.
 

Nun ja, eine Sache, die Renji in all seinen Jahren in Inuzuri und der Elften gelernt hatte war: Nur weil du einen Kampf erwartest, heißt das nicht, dass es einen gab. Du solltest nicht nach etwas Ausschau halten, was nicht da ist und du solltest auch ganz sicher nichts anzetteln, was du nicht willst.
 

Also ließ Renji die Halskette wortlos in seine Hosentasche gleiten, als hätte er gerade Bestechungsgeld kassiert.
 

Der Aufzug machte ein lautes Geräusch, als er zum Halt kam. Die Türen schoben sich auf. Sie traten in einen überraschend kleinen Flur. Es gab nur ein Zimmer auf dem ganzen Gang. Es war die ultimative VIP-Suite, einen Ort, von dem Renji von Rukia während des Abendessens gelernt hatte, die Herberge für namhafte Würdenträger aus aller Welt, Rockstars, und ausländische Könige war. Vermutlich war es ihr erster Besuch vom Adelsstand der Soul Society, doch man konnte nie wissen. Das ganze Hotel war auf Erlass des Kaisers speziell für Gäste gebaut worden, nachdem sich Japan zum ersten Mal für den Westen öffnete. Renji konnte sich absolut gut vorstellen, dass auch ein Abgesandter des Seelenkönigs irgendwo unter allen anderen aufgetaucht war. Scheiße, war das nicht ungefähr zu der Zeit gewesen, als Yoruichi, Tessai und Urahara geflüchtet sind?
 

Als Byakuya seine Karte durch den Türöffner gleiten ließ, sagte er: „Wusstest du das? Soi Fon behauptet, sie hat eine eigene Gefängniszelle nur für mich gebaut.“
 

Renji hatte so ziemlich alles andere von Byakuya erwartet, daher brauchte er eine Sekunde, um das zu verarbeiten, was Byakuya da gesagt hatte. Doch dann machte es immer noch überhaupt keinen Sinn. „Was?“, und dann nach einem weiteren Herzschlag: „Ich meine, ernsthaft: Was? Und wie kommt das bei einem beiläufigem Gespräch zum Thema?“
 

„Oh, es war weit entfernt von beiläufig“, sagte Byakuya ominös. Die Tür öffnete sich mit einem Laut, das Licht leuchtete grün auf und Byakuya drückte sie auf. Kühle, frische Luft begrüßte sie, als sie ihre Schuhe auszogen und auf den flauschigen Teppich traten. „Wir haben über das Madennest und verschiedene Unterkünfte gesprochen. Ich habe deinen Bruder zu dieser Zelle verlegen lassen. Wenn es schließlich wirklich meine ist, dann sollte ich auch in der Lage sein, zu entscheiden, was damit passiert, oder nicht?“
 

Byakuya suchte nach Lichtern im Dunklen, also fuhr Renji mit seinem Arm die Wand ab, bis er den Schalter fand. Er drückte ihn, erhellte so ein großes Begrüßungsareal – zumindest vermutete er, dass dieser große, leere Raum dies darstellen soll, denn es war nicht mehr als ein Bild in einem vergoldenen Rahmen an der Wand und einen kristallenen Kronleuchter an der Decke. Der Raum schrie: 'Sei beeindruckt!'
 

„Uh, ich denke, das ist dein Recht“, sagte Renji schlussendlich, nahm sich einen Moment, um aus der Anzugsjacke zu schlüpfen und den Schlips zu lösen. Er versuchte sich vorzustellen, was Seichi wohl aus einer Gefängniszelle machen würde, die für einen Prinzen gemacht worden war. „Und... danke...? Doch geh noch einmal zurück, ja? Ich kapiere immer noch nicht, warum so etwas überhaupt existiert?“
 

Byakuya bewegte sich in die Richtung der nächsten Räume der Penthouse-Suite. Ohne zurückzublicken sagte er matt: „Du weißt warum, Renji.“
 

„Nein, weiß ich nicht. Nicht einmal ein bisschen“, sagte Renji und beeilte sich, ihn wieder einzuholen. „Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht einmal ein Szenario vorstellen, in dem jemand denken könnte, dass eine Zelle für dich zu machen überhaupt etwas ist, was notwendig ist. Du bist ein Kommandant! Du bist unantastbar. Und überhaupt, das Aufrechthalten des Gesetzes ist so etwas wie dein Hauptziel, fast zu deinem Nachteil, weißt du? Ich meine, ich kann mir das für, ich weiß nicht, vielleicht Kenpachi vorstellen, denn... Ja, das ist eine Möglichkeit oder... dieser super gruselige Typ, der die Zwölfte befehligt, aber ernsthaft, was zum Henker? Du? Du bist wie der geradeste der geraden Pfeile! Der beste der guten Typen. Was denkt sich Soi Fon? Besonders da ich wette, dass sie aktuell alles mögliche wie bescheuert wegen Aizen umbauen, denn niemand hat das kommen sehen. Wie auch immer, scheiß auf sie. Offensichtlich sind ihre Instinkte für den Arsch!“
 

Renji ging neben Byakuya, während er schimpfte und registrierte nur halb, dass sie an einer voll eingerichteten Küche, einem Business-Center komplett mit Rezeption für eine Sekretärin und einem Esszimmer mit einem Tisch für mindestens einen Dutzend Personen vorbeigingen.
 

Endlich kam Byakuya ins Wohnzimmer, das eine riesige Fensterfront aufwies und so einen spektakulären Ausblick bot. Unter ihnen war der imperiale Garten und das Palastgelände war wie ein dunkler Streifen unter den glitzernden Stadtlichtern, die wie Sterne am Nachthimmel schienen. Byakuya setzte sich auf eine langen, bequem aussehenden Couch. Ließ sich regelrecht hineinfallen, zumindest für ihn. Byakuya legte seinen Kopf so weit zurück, bis er auf dem Sofa ruhte und blickte zu Renji, der hinter ihm stand. „Ich kann noch nicht einmal damit anfangen zu sagen, wie ermutigend deine rechtschaffende Empörung ist. Ich für meinen Teil kann mir nur zu gut vorstellen, warum so etwas vielleicht existiert.“
 

Renji grunzte. Er umfasste die Rückseite der Couch auf jeder Seite von Byakuyas Kopf und beugte sich hinauf, um einen sanften Kuss auf Byakuyas Nase zu platzieren. Er blickte in Byakuyas Augen und sagte sanft: „Das ist, weil der Mist in deinem Kopf immer 10 Mal schlimmer aussieht. Vertrau mir dabei.“
 

Byakuya hob seine Hand, legte sie an Renjis Gesicht, zog ihn zu sich für einen richtigen Kuss. Verkehrt herum war es irgendwie anders und Renji brauchte ein wenig, um sich daran zu gewöhnen, doch er mochte das Gefühl, über Byakuya aufgebaut zu sein und dennoch fest an Ort und Stelle gehalten zu werden. Es war eine berauschende Kombination aus befehlen und befehligt werden. Außerdem war es sexy wie die Sünde, hinter einem Vorhang seiner Haare versteckt zu sein, als wäre es eine Art intimes Liebesnest seines eigenen Körpers.
 

Mit seinem schwachen Seufzen ihn Renjis Mund ließ Byakuya seine Hand sinken, als sie den Kuss unterbrachen. „Komm, setze dich neben mich“, sagte er sanft. „Lass mich an dich lehnen.“
 

Oh, verdammt ja.
 

Aber was war los mit Byakuya? Das war nicht das, was Renji erwartet hatte, besonders nach Eishirōs warnender Notiz vom Morgen. Wo waren die gegenseitigen Anschuldigungen? Der große Streit, der ihnen gedroht hatte? Doch Renji würde sich nicht beschweren, also warf er sich neben Byakuya auf das Sofa. Die Federn knarzten unter seinem Gewicht und er warf einen Arm über die Rückenlehne.
 

Byakuya schmiegte sich sofort an Renjis Seite.
 

Erfreut, wenn auch etwas überrascht, vergrub Renji die Nase in Byakuyas Haare und strich mit den Fingern sanft über die tintenschwarzen, seidigen Strähnen. „Hey, du da“, murmelte er in Byakuyas Haare hinein. „Was ist los?“
 

Byakuya schüttelte den Kopf leicht.
 

Was sollte das heißen? 'Nichts'? Oder 'Ich möchte nicht darüber reden?'
 

Doch da er nichts anderes anbot, um darüber zu sprechen, ließ Renji einfach nur seinen Arm von der Couch gleiten und schlang ihn bequem um Byakuyas Körper. Renji küsste Byakuyas Scheitel und streckte seine Beine aus, machte sich für eine längere Kuscheleinheit bereit. Diese Angelegenheit mit Soi Fon schien einen ziemlich wunden Punkt getroffen zu haben, vermutete Renji. War das die Sache, über die Byakuya so viel Scham empfand, dass er es nicht ertragen konnte, sie in einem Brief zu schreiben?
 

Nun ja, Byakuya würde darüber sprechen, wenn er bereit war. Oder er würde es nicht und Renji würde ein Marathon-Kuschel-Fest dabei herausschlagen. Es war alles in Ordnung.
 

Abwesend strich die Hand an Byakuyas Rücken über die Anzugsjacke. Renji hatte seine irgendwo in einen der Räume hinterlassen und er nutzte seine freie Hand, um die ersten Knöpfe seines Hemdes zu öffnen, um den Kragen ein wenig zu lockern. Er warf die Krawatte auf den Beistelltisch neben ihn. Da lag auch eine Fernbedienung auf dem Tisch, vermutlich für den gigantischen Flachbildfernseher, der gegenüber an der Wand hing. Doch Renji hatte nicht das Bedürfnis für etwas anderes, außer Byakuya neben sich zu haben. Er könnte so die ganze Nacht da sitzen, wenn Byakuya wollte. Immerhin hatten sie das ganze Wochenende noch vor sich. Sie hatten keine Eile. Renji konnte einfach das Gefühl von Byakuyas Körper gegen seinen genießen.
 

Byakuya schien erleichtert zu sein, dass Renji keine weiteren Fragen stellte. Er kuschelte sich näher an ihn und seine langgliedrigen, blasse Hand legte sich auf Renjis Brust, direkt über seinem Herzen, als wollte er den Rhythmus seiner Atemzüge oder das gedämpfte Schlagen seines Herzens spüren. Byakuyas Kopf legte sich direkt unter Renjis Kinn.
 

Ah, ja, das war wirklich in Ordnung. Tatsächlich wäre es perfekt, wenn da nicht diese wirbelnde Anspannung unter der Oberfläche von Byakuyas Gigai wäre und die Art, wie Byakuyas Reiatsu hier und da ausschlug und plötzlich seine Finger sich so sehr in Renjis Hemd vergruben, als würde er sich an sein Leben festhalten.
 

Was zum Teufel beschäftigte ihn so sehr? Renji war derjenige, der sich schuldig fühlen musste. Er war der Idiot, der so unbedacht mit der Halskette umgegangen war.
 

Eine Halskette, die Byakuya ihn ohne Fanfare oder Feuerwerk zurückgegeben hatte. Oder einem eisigen Blick.
 

Es war offensichtlich schon Schnee von gestern. Etwas anderes zehrte an Byakuya. Es muss etwas mit der Gefängniszelle zu tun haben. Doch warum würde Soi Fons Spott so viel Wind aus Byakuyas Segeln nehmen? Normalerweise würde er darüber keine zwei Mal nachdenken. Es war immerhin alles unter ihm.
 

Finger fanden ihren Weg in Haare, so sehr wie Seide. Renji sog den Duft dieses ruhelosen Mannes in sich auf und versuchte es zu enträtseln.
 

Was könnte es sein?
 

Renji vermutete, dass es die Anklage wegen Unzucht war, die über ihnen hing. Immerhin hatte Ōmaeda eine listige Bemerkung darüber gemacht, dass er alles darüber gehört hatte, wie Renji den 3. Offizier auf die Straße geworfen hatte. Vielelicht hatte Soi Fon so etwas auch bei Byakuyas letztem Besuch fallen gelassen und die Bombe hinzugefügt, dass es da eine besondere Gefängniszelle gibt und bäääm!
 

Ja, vielleicht...
 

Renji war gerade über andere Möglichkeiten am Grübeln, als Byakuya sagte: "Ich habe so viel... Zorn in mir, Renji. Ich verzweifle daran, es jemals zu kontrollieren."
 

Zorn? Das Wort überraschte Renji. Tatsächlich würde er auch damit über Byakuya diskutieren, wenn er sich nicht daran erinnern würde, was Zabimaru vor langer Zeit mal gesagt hatte. Sie sagten, dass Byakuya nicht im Geringsten kühl sei, sondern heiß... heiß wie Lava, brodelnd und kochend direkt unter der Oberfläche. Zabimaru hatte angedeutet, dass Byakuya und Renji sich ziemlich ähnlich seien.
 

Irgendwo tief in Renjis Gigai spürte er Zabimaru grummeln.
 

Renji küsste Byakuyas Scheitel erneut. Mit einem dunklen Glucksen sagte er: "Tut mir Leid. Ich bin der Letzte, der etwas über Kontrolle von Zorn weiß."
 

"Und doch", murmelte Byakuya an Renjis Brust. "Scheinst du ein... konstruktiveres Ventil gefunden zu haben."
 

Huh? Was war das jetzt? "Ich glaube", sagte Renji, fuhr immer noch mit seinen Fingern durch Byakuyas Haare. "Rukia hat mir noch nicht wirklich verziehen."
 

Byakuya hob seinen Kopf. "Du hast nur deine Pflicht getan."
 

"Heh, nun ja, ja. Aber mit ein paar extra Zähnen. Dich gebissen und all das", erinnerte ihn Renji, zwirbelte mit seinen Fingern dabei Byakuyas Haare.
 

Byakuya fuhr mit seiner Hand Renjis Brust hinunter und glitt zwischen den Stoff seines Hemdes, fand die straffe Haut von Renjis Bauch. Seine Augen beobachteten Renji, als er sagte: „Wir haben eine Menge Fehltritte auf unserem Weg gemacht, nicht wahr?“
 

„Bedeutet das, dass wir angekommen sind?“, Renji grinste Byakuya draufgängerisch an, seine Finger umfassten Byakuyas Hinterkopf und er stahl sich einen schnellen Kuss. Dann hob er eine Hand und deutete auf die große Suite. „Besser geht’s nicht mehr, eh?“
 

„Mmmm“, machte Byakuya, seine Fingernägel zogen scharf über die Haut. „Ich hoffe doch.“
 

Renji wollte eine wirkliche Klugscheißer-Antwort geben, doch Byakuya ergriff eine Handvoll von Renjis Hemd und zog ihn in einen tiefen Kuss. Ihre Münder kamen heiß und feucht zusammen, doch es war eine andere Art von Dringlichkeit in Byakuya… Etwas, das Renji noch nie von ihm gefühlt hatte. Es war ein Kuss, der hielt und schien irgendwie tiefer zu erkunden, als vorher. Seine Zunge schmeckte nach reichhaltigen, buttrigen Essen und… Liebe?
 

Was die Zunge nicht ausdrückte, schienen die Augen, die Renjis Blick trafen, als sie sich voneinander lösten, mit Sicherheit zu tun. Es gab keine Worte, nur dieser intensive Blick. Sturmgraue Augen fingen ihn in einem so tiefen, durchdringenden Blick ein, dass Renji dachte, er könnte sofort kommen, nur von… einem solchen Blick von Byakuya.
 

Renjis spürte wie sein Gesicht rot wurde und dein Herz schneller schlug.
 

Gott verdammt, und das nur von einem Blick.
 

Byakuyas Lippen hoben sich zu einem Lächeln an und seine Finger fuhren die Ränder von Renjis Gesicht nach, strichen an seinen Koteletten und der Linie seines Kiefers entlang. Himmel, scheiße, wo auch immer Byakuyas Kopf war, es ließ Renji komplett… schmelzen.
 

Besonders als Byakuya glücklich seufzte und sich wieder gegen Renjis Körper niederließ. Byakuyas Stimme war leise als er sagte: „Du bist so kostbar für mich. Und doch… war ich so achtlos mit dir.“
 

Achtlos? All diese seltsamen Worte…
 

Oh. Die Puzzleteile rückten an ihren Platz. Das einzige, andere Mal, als er Byakuya annähernd so gesehen hatte, war direkt nach dieser dummen, beschissenen Nacht im Gasthaus gewesen, als Renji bereit gewesen war, die Brocken hinzuwerfen, um jemanden zu finden, der das Wort ‚Nein‘ besser verstand und im Allgemeinen etwas mehr Respekt für ihn übrig hatte…
 

… Und Soi Fon hatte eine Zelle für Byakuya vorbereiten lassen.
 

… ‚Zorn‘ ohne konstruktivem Ventil.
 

Ah.
 

Aber da waren immer noch so viele Fragen, dass Renji sich vergewissern musste. „Mit was genau hat Soi Fon dich bedroht, dich dafür in den Knast zu werfen?“
 

Das zischende Einatmen und die Weise, wie Byakuyas Körper sofort starr an Renjis Brust wurde, sagte ihm alles, was er wissen musste.
 

Kopfschüttelnd blickte Renji hinunter auf Byakuyas Scheitel. Er wollte sagen: ‚Geschieht dir Recht‘, doch stattdessen atmete er lange aus. Byakuya hatte keinen Streit angefangen, als er das konnte. Renji konnte dieses Mal auch seinen Mund halten. Doch er musste ein wenig lachen. „Ja, deine Dämonen… nicht sonderlich nützlich.“
 

„Nein“, stimmte Byakuya zu, entspannte sich ein wenig.
 

Hatten es etwa Informationen über ihren… Streit zu Soi Fon geschafft? Renji hatte Byakuya gesagt, dass er in der Öffentlichkeit zu grob gewesen war, wie er ihn ins Hinterzimmer gezogen hatte. Vor all diesen Izakaya-Kunden, mit dem Haori, der jedem signalisierte, der es nicht schon vermutete, wer genau sie waren. Die Kellnerin hatte auch sehr angewidert über ihr Schweigegeld ausgesehen. War sie den Weg zur Division angetreten und hatte Soi Fon alles erzählt? Oder war es der Gastwirt gewesen, in den Renji am Morgen gerannt war, während er seinen zerrissenen Hakama in der Hand hielt…?
 

Scheiße. Byakuya hatte Glück, dass Renji entschieden hatte, nicht mehr daraus zu machen. Genauso wie Byakuya Glück hatte, dass niemand in der Allee über sie gestolpert war…
 

Renji rieb Byakuyas Rücken. Die ganze Zeit schwirrten seine Gedanken. Eines Tages wollte Renji diese Dämonen von Byakuya besser verstehen. Worum zum Henker ging es dabei?
 

„Kontrolle vielleicht?“
 

Als Byakuya wieder erstarrte, realisierte Renji, dass er das laut gesagt hatte.
 

Aw, scheiße. Renji hatte nicht gewollt, zu drängen, doch nun hatte er etwas gesagt. Er wollte es wissen, aber wie sollte er fragen? ‚Hey Byakuya, bist du so grob zu mir, weil du selbst mit der Kontrolle kämpfst?‘ Es schien irgendwie offensichtlich. Die größere Frage war, was zum Teufel die Impulse waren, die er zurückhielt… Woher zur Hölle sie wohl kamen?
 

War es etwas ebenfalls Offensichtliches? War Byakuya als Kind misshandelt worden?
 

Der Gedanke ließ Renjis Eingeweide zusammenziehen und er umfasste Byakuya enger. Niemand hatte Byakuya in dieser Weise anzufassen, gottverdammt. Zabimaru knurrte zustimmend und beschützend. Renji würde ihn umbringen, wer auch immer er war, mit seinen eigenen Händen.
 

Huh. Mit seinen eigenen Händen.
 

Hatte Ichigo nicht über Byakuya gesagt, dass er irgendeine spezielle Attacke hatte, die er vorher nur einer einzigen Person gezeigt hatte? Jemand, dem er geschworen hatte, ihn mit seinen eigenen Händen zu töten?
 

Renji blickte wieder hinunter auf Byakuyas Kopf, wollte fragen: „Gewartet, bis zu erwachsen bist, huh? Den Bastard mit deiner besten Attacke kalt gemacht, eh Kommandant?‘ Doch er konnte nicht, denn… selbst wenn Renji richtig lag, war es vermutlich komplizierter als das und weitaus persönlicher und schmerzhafter für Renji, einen Kommentar dazu zu machen. Zum ersten Mal stimmte er zu, dass es nicht sein ‚Platz‘ war, etwas zu sagen.
 

Denn, was wenn er falsch lag…? Nun ja, Byakuya würde nicht glücklich sein, dass Renji so etwas wie das andeutete. Seine adlige Person und all das unantastbare und…
 

Oh Scheiße.
 

‚Du wagst es, mich anzufassen?‘ Scheiße, wie oft hatte Renji das schon gehört? Verdammt, es schien nun fast schon glasklar. All die Beschränkungen und Regeln im Bett machten plötzlich Sinn. Byakuya machte er aus dem Bedürfnis heraus, nicht nur im Generellen die Kontrolle zu haben, sondern nur angefasst zu werden, wenn er es erlaubte… Denn jemand hatte ihn einmal verletzt, ohne zu fragen, ohne Erlaubnis, während er nicht in der Lage gewesen war, ihn zu stoppen.
 

Was der Grund war, warum er gesagt hatte, dass die einzige Sache, die er niemals tun konnte, unterwürfig zu sein. Denn das wäre die ultimative Hilflosigkeit in seinem Kopf, oder etwa nicht? Besonders wenn man Byakuyas verkorksten Sinn für Gegenseitigkeit mit einbezog – die Erklärung dafür schien plötzlich ebenfalls nur so an ihren Platz zu krachen.
 

Es musste wahr sein.
 

Es erklärte sogar in einer Weise Hisana. Renji war so abgetörnt davon gewesen, als er gehört hatte, dass Hisana eine Orian gewesen war und Byakuya ihr in einem Teehaus den Hof gemacht hatte. Doch ein Teehaus hatte seine Regeln, richtig? Und dazu kam noch, dass Byakuya sehr spezielle Forderungen an einen Liebhaber stellen konnte, ohne dass auch nur jemand die Augenbraue deswegen hob. Tatsächlich konnte Renji plötzlich verstehen, wie Hisana Byakuya gut getan haben musste – ihm einen sicheren Platz zu geben, wo er verwundbar sein konnte und vielleicht sogar anfing, langsam seine Wunden zu heilen. Kein Wunder, dass ihr Tod ihn so schwer getroffen hatte.
 

Das Erste, was Byakuya von Renji erfragt hatte war, ob er in der Lage war, innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers kommandiert zu werden. Renji hatte das nicht vollständig ernst genommen, doch nun… nun machte es so viel Sinn, dass es fast schon schmerzhaft war.
 

Renji presste Byakuya noch enger an sich.
 

Offensichtlich als Reaktion auf die scheinbar zufälligen Umarmungen, fragte Byakuya: „Ist das Knurren von dir ein glückliches Geräusch mit liebevollem Drücken oder schnaubst du, während du versuchst, mich langsam zu Tode zu drücken?“
 

Renji hatte nicht einmal realisiert, dass er Geräusche von sich gab. „Oh, ich war nur, du weißt schon… Am Denken.“
 

„Ah, ja. Denken. Ich hätte diesen gefährlichen Zustand erkennen sollen“, aus Byakuyas Tonlage konnte man ein Lächeln und Vergnügen heraushören. Lippen fanden einen entblößten Punkt von Renjis Haut, in der Nähe vom Kragen und hinterließen einen kleinen Kuss. Seine Finger malten Muster auf Renjis Hose. „Und worüber hast du nachgedacht?“
 

„Deine Dämonen.“
 

„Oh“, Byakuyas Stimme war leise und seine Finger hielten für einen langen Moment inne, bevor sich wieder kleine Kreise abfuhren. „Was ist mit ihnen?“
 

Renji kratzte sich hinter seinem Ohr. Solch ein Feld mit Landminen vor ihm, es war nun schwierig, fortzufahren. „Ich denke, vielleicht könntest du eines Tages mit mir darüber reden. Ich denke… ich meine, du weißt, dass ich auf den Straßen aufgewachsen bin, ja? Heh, ja, du hast das vielleicht ein oder zwei Mal gehört?“ Renji lächelte über seinen eigenen, schwachen Versuch, humorvoll zu sein. „Wie auch immer, ich will nur sagen, dass ich nicht vollkommen fremd dabei bin, wenn du weißt, was ich meine? Da waren immer solche Typen, die herumgeschnüffelt haben. Du weißt schon, Leuten, von denen du denkst, du kannst ihnen vertrauen und es sich herausstellt, dass sie… ähm, nicht vertrauenswürdig sind oder die, die dir Zeug anbieten und nur… ugh. Die Sache ist die, die Meisten gehen nicht aus Inuzuri raus, ohne diesen Pfad mindestens einmal gegangen zu sein.“
 

„Solche Typen?“ Im Prinzip eine Frage, doch Byakuyas Stimme war matt und leer und sprach Bände. Genauso wie die starre Stille seines Körpers. „Was für Typen?“
 

„Wie dein Dämon“, sagte Renji.
 

Byakuya lag nur gegen Renjis Brust und atmete kaum. „Mein Dämon ist tot.“
 

Renji nickte. Vermutlich eine Schmierspur auf dem Gehweg, wenn der Typ Glück hatte. Renji fragte sich, ob Byakuya genug Kontrolle über einzelne Blüten von Senbonzakura hatte, um jemanden langsam und qualvoll zu zerschreddern. Stück für fürchterliches Stück.
 

Ja, nein, mit Sicherheit hatte er das Getan. Es war immerhin Byakuya.
 

„Der Bastard hat jedes einzelne bisschen davon verdient“, entschied Renji fest. Nach einem Moment fragte er: „Hat es geholfen?“
 

Byakuya schien für eine lange Zeit seinen Atem anzuhalten, bevor er zum Sprechen ansetzte. „Nein. Es war… verwirrend. Als ich ihn aufgespürt hatte, war er so viel… kleiner, als in meinen Erinnerungen und alt und fragil. Ihn zu töten war unzufriedenstellend und ich habe seine Frau als Witwe zurückgelassen, seine Kinder vaterlos. Wenn überhaupt, habe ich mich schlechter gefühlt. Das war eine der vielen Dinge, die mich dazu geführt haben zu glauben, dass das Gesetz eine bessere Anlaufstelle gewesen wäre, nur dass ich niemals…“
 

„Du hast nie jemanden davon erzählt, oder?“, fragte Renji sanft, widerstand dem Drang, Byakuyas Scheitel zu küssen. Er schaffte es sogar, seine Hand ruhig zu halten und ruhte sie nur unbeweglich auf Byakuyas Rücken.
 

Byakuya atmete kurz aus. „Ich kann dir noch nicht mal sagen, ob es echt war, Renji. Es könnte auch alles nur in meinem Kopf sein.“
 

„Das ist, weil ich glaube, dass du noch wirklich klein warst. Das ist so mit den Kindern. Manchmal wissen sie noch nicht einmal, warum sie in dieser Weise reagieren. Manchmal brauchen die Erinnerungen Jahre, bis sie vollkommen an der Oberfläche erscheinen.“
 

Wut stieg auf. „Du denkst, ich bin wie sie, die benutzten und kaputten Kinder von Inuzuri?“
 

Renji verkniff sich ein gekeiftes ‚Was, du meinst wie ich?‘ Stattdessen erinnerte er sich selbst daran, dass das nichts Persönliches war. Byakuya hasste ganz klar so sehr Schwäche, dass er sich noch nicht einmal das kleinste Bisschen davon erlaubte, selbst wenn es nicht seine Schuld war. Ja, das war einer dieser hässlichen Dämonen, in Ordnung.
 

„Nein, Kommandant“, sagte Renji ernst. „Du bist eine der stärksten Personen, die ich kenne.“ Und, wie ich, kämpfst du wie der Teufel, damit es dich nicht überwältigt und mit sich reißt.
 

Zabimaru hatte so Recht.
 

Byakuya setzte sich auf, sein Gesicht gefasst und hart. So sehr er es auch nicht wollte, ließ Renji zu, dass ihre Umarmung gelöst wurde. Offensichtlich wardieses Gespräch zu schnell, zu tief gegangen. Byakuya setzte sich ans andere Ende der Couch und begann, in einem Magazin zu blättern, das kunstvoll auf dem Glastisch vor der Couch drapiert worden war.
 

Ok, dachte Renji, Byakuya ist nicht aufgesprungen und hat mich angeschrien, dass ich gehen solle. Auch hat er nicht in Wut um sich geschlagen. Doch er machte deutlich, dass er in Ruhe, wenn auch nicht alleine gelassen werden wollte. Das stellte so viel Fortschritt dar, dass es schon nicht mehr lustig war.
 

Also griff Renji nach der Fernbedienung für den Fernseher. Nachdem er das Ding für einen Moment begutachtete, fand er den ‚An‘-Knopf. Der Fernseher erwachte mit einem leisen ‚Pop‘ zum Leben und die Stimme eines Moderators erklärte Kandidaten die Regeln von irgendeinem Spiel. Renji schaltete durch die Programme, bis er eine Art Dramaserie über einen Samurai fand. Es war dumm, doch irgendwie auch lustig und die Action-Szenen waren fantastisch. Konnten Menschen wirklich so springen? Nah, das mussten Seile sein.
 

Nach einer Stunde im Programm war Byakuya weit genug herangerückt, dass er, auch wenn er noch steif aufrecht, wieder zurück unter Renjis Arm, der den Weg zurück auf der Rückenlehne gefunden hatte, saß.
 

„Das ist die albernste Produktion, die ich bedauerlicherweise schauen musste“, bemerkte Byakuya während der Werbung, das Magazin war zur Seite gelegt. „Wie kann ein Samurai, egal welchen Ranges, daran scheitern, zu erkennen, dass seine Frau ein Ninja ist?“
 

„Ja, ich weiß es nicht“, stimmte Renji zu. „Doch ich denke, wir sollen annehmen, dass sie Magie kann. Dieser Oma-Charakter ist durchtrieben. Ich würde mein Geld darauf wetten, dass sich herausstellt, dass sie ein Yokai ist.“
 

Byakuya machte einen abfälligen Laut. „Yokai? Yoruichi wäre beschämt, eine solche Frau in ihren Reihen zählen zu müssen. Nein“, Byakuya schüttelte den Kopf vehement. „Ich sage Kitsune. Oder Oni.“
 

„Hey, es muss schon das eine oder andere sein“, protestierte Renji. „Ich nehme keine Wette an, wenn du dich absicherst.“
 

„Also gut“, sagte Byakuya. Doch er schien für eine Weile zu zögern, bis er sich endlich festsetzte. „Oni.“
 

„Abgemacht“, Renji bot seine Hand zum Schütteln an, um die Wette zu besiegeln.
 

Das Drama war gerade bei, wieder zu beginnen, als Byakuya sagte: „Was werde ich gewinnen?“
 

Renji grinste Byakuya von der Seite an. „Du kannst dein verrücktes Zeug mit mir machen.“
 

Byakuya zog eine Grimasse. „Das kann ich immer.“
 

„Heh, wahr“, stimmte Renji zu. „Ok, was möchtest du also?“
 

„Ich denke, ich würde gerne… dich zu einem Date ausführen.“
 

„Kannst du das nicht auch immer?“
 

Byakuyas Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. „Ah, doch es wird eine Aktivität meiner Wahl. Ich habe gehört, dass es zum Bespiel einige feine Museen in dieser Stadt gibt. Und, wenn ich dieses Date gewinne, möchte ich keine Klagen von dir hören.“
 

Museen!? Ugh, das war eine Qual. „Na schön, aber ich möchte das Gleiche im Gegenzug. Wenn ich gewinne, nehme ich dich auf ein Date meiner Wahl, denn ich habe gehört, dass es einen coolen Vergnügungspark nicht weit von hier gibt.“
 

„Lieber Himmel“, seufzte Byakuya, entspannte sich genug, um wieder unter Renjis Arm zu passen. „Großmutter ist besser ein Oni.“

Game of Trust

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Edge of the Bed

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Shame and the Shameless

So viel passierte auf einmal, dass Renjis sich beinahe daran verschluckte, was in seinem Mund war – was, fast sofort, nichts war.
 

In einer Bewegung, die nicht für wegen ihrer Schnelligkeit überraschend war, blockierte Byakuya den Blick auf Renjis nackten Körper mit seinem eigenen. Zumindest war es das, von dem Renji dachte, was passiert sein musste. Denn bevor die Kette der Leine vollständig auf dem Boden aufgeschlagen war, spürte Renji den Luftzug von Shunpō. Byakuya war vor ihm verschwunden, um sofort wieder an Renjis Rücken aufzutauchen. Als Renji mit einem Hustenanfall kämpfte, donnerte Byakuyas leg-dich-nicht-mit-mir-an-Stimme: „Geht.“ Der kommandierende Ton ließ Renji schon fast auf die Füße springen und ‚Ja, Kommandant‘ sagen, doch eine Hand griff beschützend nach seiner Schulter. Rukia brauchte kaum einen solchen Befehl. Sie redete bereits: „HieristeuerZeug! WirsindinfünfzehnMinutenzurück! Oktschüss!“
 

Dann schloss sich die Tür mit einem Knall.
 

Das Schloss rastete ein und sie waren wieder alleine.
 

Renji kniete einen langen Moment auf den groben Teppich und… atmete nur. Byakuyas Hand schien ihn an Ort und Stelle zu halten, erdete ihn… oder hielt Byakuya vielleicht auch nur aufrecht, bei dem Druck, den er ausübte.
 

In Renjis Kopf waren keine Gedanken, nur ein Chaos. Langsam schien das Gefühl wiederzukommen: die drohende Stille im Raum, der Geschmack von Enttäuschung in seinem Mund und ein schwerer, unbefriedigter Schmerz in seinem Schwanz.
 

Ja, das war eine Sauerei. Und er war noch nicht einmal fertig geworden.
 

Dann verließ Byakuyas Hand Renjis Schulter. Irgendwo hinter ihm hörte Renji den Reißverschluss einer Hose und ein kleines Seufzen. „Das war… bedauerlich.“
 

Renji musste lachten. Das war genau das, was er dachte… Zumindest in der Art. „Ja, ein bisschen.“
 

Er streckte sich ein wenig und blickte zu Byakuya auf. Sein Gesicht war abgespannt, schon fast aschfahl. Er stand mit dem Rücken zur Tür, seine Augen entschlossen auf den Boden gerichtet. Er hielt seinen Körper so still, dass er kaum zu atmen schien.
 

„Uh… also, irgendeine Chance, dass wir das beenden?“, fragte Renji hoffnungsvoll, aber von der fehlenden Beule in Byakuyas Hose, konnte er sich schon die Antwort denken.
 

„Was?“, Byakuya schien geschockt und schon fast von dem Vorschlag beleidigt zu sein. „Nein, natürlich nicht.“
 

„Bist du dir sicher?“, grinste Renji lasziv. „Denn ich habe mitbekommen, dass sie uns 15 Minuten gegeben hat. Ich wette, ich könnte dich in kürzester Zeit zurück ins Spiel bringen. Und, du weißt, es braucht nicht so lange, um…“
 

„Nein“, schnitt ihm Byakuya entschlossen die Worte ab. Doch kurz, als sich ihre Augen trafen, war da etwas, dass in diesen grauen Tiefen aufblitzte – Erleichterung? Doch dann blickte Byakuya weg und schüttelte den Kopf. „Das Risiko ist zu groß.“
 

Huh. War es bei dem Ganzen nicht darum gegangen, entdeckt zu werden? Der Nervenkitzel des Risikos? Offensichtlich stand Byakuya nicht auf solche Sachen, wenn Rukia involviert wurde. Renji grunzte enttäuscht und zog sich auf die Füße. „Ok. Ich denke, in dem Fall sollte ich mich anziehen.“
 

Renji blickte auf seine Straßenklamotten auf dem Boden. Sie schauten auf den Tüten vom Urahara Shōten heraus, die fröhlich versprachen ‚Erfülle alle deine spirituellen Bedürfnisse, während du deinen süßen Zahn befriedigst!‘ Als er sich um Byakuya herum bewegte und über die runtergefallene Tasche beugte, versuchte er energisch, nicht in die Spiegel zu schauen, doch jetzt blitzte etwas auf, fiel ihm auf.
 

Der Penisring.
 

Super. Von all den Dingen, die Rukia gesehen hatte, musste es ausgerechnet das sein. Die Leine und das Halsband waren… unangenehm, doch irgendwie war der Penisring schlimmer. Renji zog ihn so schnell wie möglich ab, schaffte es dabei, dass sich etwas Schambehaarung verhedderte. „Hurensohn“, fluchte er, während er sich die Haare ausriss.
 

Gereizt ließ er sich auf den groben Teppich fallen und wühlte durch die Sachen. Er fand zuerst Unterwäsche. Nun stellte er sich vor, wie – Rukia? Eishirō? – sich durch seine Unterwäsche suchten… kurz bevor sie hereingestolpert waren und ihn in all seiner Herrlichkeit, auf den Knien vor Byakuya, gesehen hatten.
 

Überraschung!
 

Er gluckste vor sich hin. Doch dann blickte er zu Byakuya, der Wurzeln zu haben schien, und runzelte die Stirn. Rukias Reinschneien in ihre kleine, gestellte Szene hatte alles geändert. Wie wären die Dinge sonst verlaufen? Hatte Byakuya geplant, vor Eishirō weiter in Renjis Mund zu stoßen, wie er es mit Aio in der Bibliothek gemacht hatte? Wahrscheinlich.
 

Und dennoch würde er das nicht vor Rukia machen. Aber warum? Mit ihr als Zeuge wurde das plötzlich beschämend? Für wen? Denn Renji spürte etwas, aber das war keine Scham.
 

Bisher hatte Renji ehrlicherweise noch nicht sagen können, was er da fühlte. Irgendetwas rumorte in seinen Eingeweiden, doch er hatte noch keinen Namen dafür.
 

Er schlüpfte in eine feuerwehrrote Boxerbrief und musste dabei den Gedanken unterdrücken, dass falls sich Byakuya gerade scheiße fühlte, es ihm Recht geschah. Immerhin war es nichts für ihn, seinen Diener derart zu benutzen, einem Mann, dessen kompletter Lebensinhalt es war, sicherzustellen, dass Byakuya hatte, was er benötigte. Offensichtlich selbst dann, wenn das, was er benötigte, ein billiger Nervenkitzel auf dessen Kosten war.
 

Und Renjis.
 

Aber sobald Rukia involviert war... dann war das nicht in Ordnung. Offensichtlich war sie niemand, den er ausnutzen wollte.
 

Der lustige Teil davon war, hätte er die Wahl gehabt, hätte Renji vermutlich Rukia statt Eishirō bevorzugt. Immerhin war es nicht so, als wüsste sie nicht, dass er und Byakuya Liebhaber waren und es war nicht wirklich das erste Mal, dass sie irgendwo hineingestolpert war und Renji nackt mit jemanden vorgefunden hatte. Man lebte nicht für ein halbes Jahrhundert in einem Gemeinschaftshaus, ohne gelegentlich nackte Tatsachen zu sehen.
 

Das Halsband und die Leine waren vielleicht ein Schocker. Besonders von ihrem heiligen Nii-sama.
 

Aber was zum Teufel? War die ganze Szene nicht sorgsam gestellt worden, damit Byakuya gut aussah? Renji war sich absolut sicher, angesichts der Tatsache wie verflucht frustrierend lange es gebraucht hatte, um diese kleine Szene zu arrangieren, Byakuya die geringste Enthüllung erleiden musste, während es bei Renji ganz anders war. Rukia und Eishirō hatten vermutlich nicht mehr von Byakuya gesehen, als sonst. Und wesentlich mehr von Renji, als sie jemals wollten.
 

Das unangenehme Gefühl in Renjis Eingeweiden begann sich zu verbinden.
 

Renji fand eine angenehme Jeans als nächstes, stand auf und trat hinein. Er musste die Leine aus dem Weg schwingen, was ihn nur noch mehr nervte.
 

Mit einem Grunzen schloss er den Reißverschluss. Er begann im verstreuten Kleiderberg auf dem Boden nach einem T-Shirt zu suchen, als er Byakuyas Tee entdeckte. Der dicke, weiße Papierbecher zeigte ein Logo von einem Ort der 'Die Kazie' hieß und er stand, perfekt aufrecht und makellos direkt neben der Tür.
 

Es war nichts verschüttet.
 

Wer auch immer den Becher dort abgestellt hatte, hatte die perfekte Kontrolle über seinen Körper, als er ihn behutsam auf den Boden abgestellt hatte.
 

Rukia.
 

Es musste Rukia gewesen sein.
 

Obwohl Renji seine Augen fest geschlossen gehabt hatte, war sich Renji ziemlich sicher, dass Eishirō derjenige gewesen war, der die Tasche vor Schock und Überraschung fallen gelassen hatte.
 

Wenn Rukia die Geistesgegenwart besessen hatte, den Tee nicht zu verschütten, dann war sie nicht annähernd so geschockt gewesen, wie Byakuya vielleicht befürchtete. Entweder das oder sie war ein knallharter Soldat, die ihren Kopf im Kampf behielt.
 

Da er Rukia kannte, wusste er, dass beides zutraf.
 

Renji nickte anerkennend, als er den Tee aufnahm und vorsichtig die Kette zur Seite schob, um nicht das nachzuholen, was Rukia vermieden hatte. „Ich weiß, du bist erschüttert, aber ich würde mir nicht allzu viele Gedanken machen“, sagte Renji, hielt dabei den intakten, unverschütteten Papierbecher mit dem Tee hoch, um es Byakuya zu zeigen. „Wenn Rukia daran gedacht hatte, deinen Tee zu retten, dann hasst sie dich nicht.“
 

Denn so gefasst sie in einem Kampf offenkundig war – der Tee stände auf den Kopf und wäre zertrampelt, wäre sie sauer.
 

Byakuya blickte nicht auf. Seine Stimme klang hohl, als er sagte: „Ich bin nicht besorgt, dass Rukia sauer ist. Ich bin besorgt, dass sie allen Respekt vor mir verloren hat.“
 

Bam! Wie ein Schlag in die Magengrube. Da war es: Was Renji störte war, dass sich Byakuya eindeutig verdammt viel mehr für seine Schwester interessierte, als für seinen Liebhaber.
 

Renji blickte auf den Tee in seiner Hand. Der schlimmste Teil? Umgekehrt war es genauso wahr. Rukia hatte nicht „Renji!“ im Entsetzen gejapst. Nein, es war „Nii-sama“.
 

Es war immer ein verfluchtes „Nii-sama“.
 

„Ich weiß nicht, worum du dir zur Hölle Sorgen machst“, sagte Renji, versuchte nicht zu schnauben oder den Pappbecher in seiner Hand zu zerdrücken, während er sprach. Wie konnte sich Byakuya überhaupt nur Sorgen machen? Sie würde ihn niemals verlassen. „Sie liebt dich.“
 

„Wie kannst du das so einfach sagen, Renji...“
 

Renji schnitt Byakuya die Worte ab. „Ich kann das sagen, weil du nie nur Onii-chan für Rukia gewesen bist. Du bist ihr gottverdammter Nii-sama.“ Rechtzeitig schaffte es Renji, ein 'Da liegen Welten dazwischen, vertrau mir' hinunterzuschlucken. Dennoch aufgebracht schnappte sich Renji irgendein Shirt vom Boden. Dann presste er den Tee gegen Byakuyas Brust und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Drink deinen verficktn Tee und komm drüber hinweg. Du stehst als Gewinner da, wieder einmal. Also verpiss dich, he? Ich werd das Sexspielzeug dies Mal wegräumn, damits Eishirō nich tun muss. Und ich schätz, ich gehör auch dazu."
 

Damit stampfte Renji in Richtung Schlafzimmer und zog die Kette lärmend hinter sich her.
 


 

Byakuya hatte gelernt, der Grammatik zuzuhören.
 

Man konnte Renji darin vertrauen, dass er meistens das sagte, was er dachte. Doch Byakuya wusste auch, dass es Dinge gab, die Renji niemals sagen würde oder konnte. Wann immer ein solcher Moment aufkam, entschlüpfte ihm seine Sprache. Die anderen Male, als das passiert war, war er mehr verletzt gewesen, als er es zugeben wollte. Es war so seit der Allee gewesen, seit kurz vor dem erreichen seines Bankais.
 

Renji hatte allen Grund, sauer zu sein. Byakuya verstand das. Doch er hatte keine Ahnung, was es genau mit diesem seltsamen Pappbecher voller Tee auf sich hatte. Und was genau er immer 'gewann'.
 

Und es half nicht, dass jedes Mal, wenn er versuchte, sich ihr Gespräch durch den Kopf gehen zu lassen, das Einzige, was durch seinen Kopf ging, Rukias entsetztes Gesicht war.
 

Sie hätte niemals dort sein dürfen. Und doch hätte Byakuya wissen müssen, dass das hätte passieren können. Die Nachricht. Die Nachricht hatte gesagt, dass Eishirō in Uraharas Shōten aufgehalten wurde. Er musste sie dort angetroffen haben. Doch sein Dämon war der Grund gewesen, warum Byakuya nicht angemessen die Möglichkeit bedacht hatte, dass Rukia der Grund für die Verspätung gewesen war. Und das sie Eishirō zum Hotel zurück folgen würde. Normalerweise war Rukia nicht so spontan. Sie war umsichtig und meldete sich vorher an. Vielleicht gingen solche Dinge bei der massiven Lockerheit der Welt der Lebenden unter. Oder Eishirō hat sie vielleicht glauben gelassen, dass es da kein Konflikt, kein Problem gab, einfach vorbeizuschauen. Zu einem Zeitpunkt musste sie den Bodyguard freigestellt haben. Sie hatte die Autorität, um das zu tun. So gerne er es auch tun wollte, Byakuya konnte dem Bodyguard keine Vorwürfe machen, Lady Rukias Befehl gefolgt zu sein.
 

Es war eine perfekte Aneinanderreihung von Verhängnis und Zufall.
 

Doch er schmückte sich damit, ein besser Stratege zu sein, als dies hier zeigte.
 

Rukia hätte niemals Zeuge davon werden sollen. Nicht nur, dass Byakuya sein eigenes Bild bei ihr befleckt hatte, er hatte auch noch Renjis besudelt. Das war unehrenhaft. Besonders angesichts der selbstsüchtigen Verfolgung seiner Begierden.
 

Byakuya sollte sich entschuldigen. Zuerst bei Renji, dann bei Rukia.
 

Doch er war wie erstarrt gewesen, als die Tür aufgeschwungen war und sich seine mit Rukias Augen getroffen hatten. Zuerst... gütiger Himmel, zu erst hatte er Hisana in diesen dunkelvioletten Tiefen gesehen. Es war seine Frau gewesen, die ihn mit einem Liebhaber erwischt hatte – nein, nicht nur irgendeinem Liebhaber: Renji. Jemand, den er wirklich zu Lieben lernte. Jemanden für den er sich manchmal schuldig fühlte, denn er fürchtete, dass die Liebe, die er für Renji verspürte, das übertraf...
 

Und da war sie, starrte ihn derart an. So entsetzt... so enttäuscht... so angewidert.
 

Nein, Byakuya konnte bei dem Letzten nicht sicher sein. Das Bild von Rukias Gesicht war nicht nur mit dem von Hisana vermischt gewesen, sondern auch mit... ihrem, Eishirōs erster Ehefrau. Die Frau, die die Tür geöffnet hatte und ihn versehentlich mit dem Pferdeburschen gefunden hatte.
 

Bei der Erinnerung durchflutete Scham seinen ganzen Körper, das Verlangen, sich selbst zu verdecken, sich zu verstecken, zu rennen, um Vergebung zu flehen – alles, nur nicht der demütigend Schrecklichkeit von tiefliegender Enttäuschung zu begegnen. Es war die Enttäuschung, die niemals die Augen seines Großvaters verlassen hatten. Selbst nachdem er den Stillen Zorn seines Großvaters erduldet hatte, den beißenden Schmerz der Reitgerte auf Byakuyas eigenen, bloßen Beinen und dann in Ungnade weggeschickt zu werden. Monate hatte er von seiner Familie getrennt verbracht, von jedem, den er kannte... selbst dann, nach alldem, kam er als Enttäuschung nach Hause.
 

Er würde immer eine ekelerregende, unwürdige Enttäuschung sein.
 

Sebonzakuras Lied brachte ihn zurück, sein Herz hämmerte in seiner Brust. Genauso wie die Verzweiflung die sie damals zusammengebracht hatte, so würden sie auch nun zusammenhalten.
 

Er bemerkte, dass er viel zu lange nicht mehr geatmet hatte. Er nahm sich einen Moment, um langsam seine Lunge zu füllen. Bebend atmete er wieder aus.
 

Er musste sich in den Griff bekommen. Das, erinnerte er sich selbst, war nicht damals. Dieses Mal hatten sie gehorcht, als er Rukia und Eishirō gesagt hatte, sie sollten gehen, sie alleine lassen. Er war erwachsen. Er hatte die Macht über die Situation.
 

So viel Macht, dass er auch verantwortlich dafür war. Byakuya trug die komplette Schuld dafür. Sie wurden entdeckt, weil es genau so sein sollte.
 

Er schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. Wenn Rukia zu ihrem Wort stehen würde, würde sie in weniger als 10 Minuten zurück sein. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was die Situation besser machen könnte, würde er einfach versuchen, etwas zu Renji zu sagen. Wenn er die Situation kontrollieren könnte, würde sich alles richten.
 

Alles würde gut werden.
 


 

Byakuya starrte ihn an.
 

Selbst ohne seinen Kopf vom Bett zu erheben, konnte Renji das Gewicht von Byakuyas Augen auf ihm spüren.
 

Byakuya stand für eine gute, volle Minute im Türrahmen und sagte nicht ein Wort. Nun ja, was war da zu sagen? 'Hey, tut mir leid, dass ich dich benutzt habe?' Nein, wenn Byakuya das sagen würde, wäre es eine Lüge. Renji hatte zugestimmt, benutzt zu werden. Renji wusste das und was er gerade brauchte war, das anzuerkennen und seinen alten Ärger über Rukia loszulassen. Es war nicht Byakuyas Schuld, dass Rukia vor all den Jahren gegangen war.
 

Das war vor einer langen Zeit. Was heute passiert war, war nur ein Unfall. Und, scheiße, die ganze Sache hätte viel schlimmer sein können, wenn es mehr als nur Rukia gewesen wäre. Sie hätte Ichigo mitbringen können oder die ganze Truppe von menschlichen Freunden, mit dem sie immer rumrannte. Davon hätten sie sich niemals rehabilitieren können. Ichigo? Herr Ich-nenne-Byakuya-bei-seinem-Vornamen? Nah, der Junge hätte sie auf Ewigkeiten aufgezogen. Sie beide. Schamlos.
 

Dieser Gedanke lies Renji dunkel glucksen.
 

Das Bett knarzte, als Byakuya sich auf den Rand setze. "Du hast etwas daran gefunden, was dich über all das zum Lachen bringt?" Byakuyas Frage war neugierig, eine zögernde Hand griff nach Renjis Haaren, um sie ihm aus dem Gesicht zu streichen.
 

Renji hatte sich auf dem Bett vollkommen ausgebreitet – nahm das Meiste von dem King-Size-Bett ein. Er hatte den Penisring in den, immer noch halb offenen, Schrank geworfen. Die Leine hing über den Stuhl, dort wo er sie hingeworfen hatte, nachdem er sie abgemacht hatte. Auch wenn die Stacheln Abdrücke in seinem Nacken hinterließen, hatte Renji das Halsband anbehalten. In seinem Geisteszustand hatte er es als zu kompliziert gefunden. Genauso hatte er immer noch das T-Shirt in seiner Hand, da es durch seiner Niedergeschlagenheit in Vergessenheit geraten war. Also trug er nicht mehr als die Jeans und das nietenbesetzte Halsband.
 

Er war sich sicher, dass er ein ziemlicher Anblick bot, aber es kümmerte ihn nicht.
 

"Ja, nun ja. Um ehrlich zu sein, ist die ganze Sache irgendwie lustig, wenn man darüber nachdenkt", sagte Renji. Er starrte an die Decke. "Ich habe mir nur vorgestellt, wie es noch schlimmer hätte kommen können."
 

"Wie ist das überhaupt möglich?", fragte Byakuya sanft, seine Hand war nun ruhiger, als die Finger durch Renjis Haare glitten.
 

"Zwei Worte: Ichigo Kurosaki."
 

Byakuyas Hand hielt inne. "Oh gütiger Himmel."
 

"Genau", gluckste Renji.
 

"Es tut mir leid, Renji", sagte Byakuya.
 

Renji schielte zu Byakuya hinüber, versuchte seinen Gesichtsausdruck zu lesen. Sein Gesicht war seine übliche, verschlossene Maske, doch Byakuyas grauen Augen waren ernst und reuevoll. Renji runzelte die Stirn. "Brauchst du nicht, ok? Da gibt es nichts, was dir Leid tun müsste. Dumm gelaufen!"
 

"Da gibt es nichts", wiederholte Byakuya langsam, als versuchte er Renjis Dialekt perfekt zu immitieren, als er sprach. Er schien zu seinem erfreulichen Ergebnis zu kommen, als er das getan hatte. "Ah, gut. Dann verstehe ich, dass alles wirklich gut ist."
 

Renji hatte keine Ahnung, was gerade durch Byakuyas Kopf gegangen war, doch er nickte. Alles war in Ordnung, das Meiste zumindest. Es war nicht so, dass Renji genau wusste, wie weit er nun in der Hierarchie der Kuchiki-Familie gefallen war. Rukia würde immer zuerst kommen. Vielleicht wollte das Renji sogar.
 

Er zog sich selbst hoch und schaute auf das T-Shirt, dass er sich geschnappt hatte. Es schien irgendeine Heavy-Metal-Band zu bewerben... oder irgendetwas mit Macheten und Totenköpfen. Die Ärmel waren abgerissen. „Was wirst du Rukia sagen?“
 

Byakuya faltete die Hände in seinem Schoß und starrte sie an. Nach einer langen Pause sagte er: „Ich habe keine Ahnung.“
 

„Ich habe einen Plan“, sagte Renji und zog sich das T-Shirt über den Kopf. „Versuche: Nichts. Das hat für sie und mich vorher auch schon funktioniert.“
 

„Vorher?“
 

Renji blickte über seine Schulter zu Byakuya. Da war etwas Verspieltes in seinem Ton. Ein leichtes Grinsen zierte sein Gesicht. Ihre Augen trafen sich und Byakuya stellte sich auf seine leise, mühelose Weise auf die Beine. Renji beobachtete ihn als er herüberkam und sich vor Renji stellte, der noch auf dem Bett saß.
 

Byakuyas Hand griff nach dem Halsband um Renjis Hals, um es zu lösen. „Deutest du an, meine Schwester hat dich schon einmal so gesehen?“
 

„Nun ja“, Renji errötete. „Niemals mit einem Halsband an.“
 

Byakuya gluckste leise. „Du bist sehr, sehr unartig.“
 

Renji errötete noch mehr. Er blickte in Byakuyas anerkennenden Ausdruck, ein dunkler Gedanke kam ihm in den Sinn: Ist das alles, was ich für dich bin? Deine billige, kleine Rukongai-Schlampe?
 

Vielleicht ist das so. So hatte immerhin alles begonnen. Byakuya war demütigend geworden, als Renji ihm gesagt hatte, dass er verliebt war. Und Renji hatte ebenfalls das ganze Gerede über Wakashū nicht vergessen. Das war alles vergeben gewesen, als Byakuya endlich gesagt hatte, dass er ihn auch liebte, doch, verdammt. Wenn das nicht nach einer befriedigenden Liebeshotel-Session gewesen...
 

"Bist du in Ordnung, Renji? Du scheint... nachdenklich." Anmutige Hände arbeiteten Schnell an den Schnallen. Renji spürte, wie sich das Halsband löste und auch wenn sein Hals nie wirklich eingeengt gewesen war, atmete er tief und gierig ein. Bevor Renji antworten konnte, zogen sich Byakuyas dunkle Augenbrauen zusammen und er fügte hinzu: "Du bist verletzt."
 

"Was?", Renji war überrascht. Immerhin hatte es einen El Directo im voller Kraft benötigt, um dieser Tage einen Abdruck zu hinterlassen. "Ernsthaft? Scheiße, vielleicht solltest du es einfach am Hals lassen."
 

"Anlassen? Denkst du nicht, dass es peinlich wäre?", fragte Byakuya und klang schon fast nervös.
 

"Nah", sagte Renji und nahm die gelösten Enden auf und schloss das Halsband wieder. Er beugte den Hals unangenehm, um sehen zu können, was er da tat. "Tatsächlich ist es vielleicht besser, wenn ich es trage – du weißt, wie so ein Modeaccessoire."
 

"Oh, ich verstehe." Byakuya klang dennoch verwirrt. Er schien einige Momente die Idee verarbeiten müssen, doch dann blinzelte er, als wäre ihm etwas in den Sinn gekommen. Auch wenn Renji es fast geschafft hatte, nahm Byakuya die Schnalle in die Hand und verschloss es wieder richtig. Dann trat er zurück und schien das Aussehen zu betrachten. Er wirkte nicht überzeugt, als er sagte: "Bist du dir sicher? Wird es Rukia nicht seltsam finden? Tragen das Menschen überhaupt außerhalb von... Klubs?"
 

Renji war aufgestanden und ging zu dem Schrank mit den Sexspielzeugen, begann darin herumzukramen. "Ich denke, ich habe passende Armbänder letzte Nacht gesehen."
 

"Ah, ja", sagte Byakuya, kam dazu, um zu helfen. "Sie waren tatsächlich in einem Set zum Halsband. Du kannst die Leine an verschiedenen... ah, hier ist eines."
 

Renji hatte in dem Moment das Andere gefunden. "Ok, du machst das am rechten fest, ich kann es mir am linken Arm selbst anziehen."
 

Als sie fertig waren nickte Byakuya zustimmend. "Du siehst... nun ja, mit Sicherheit sieht es absichtlicher aus."
 

Renji blickte hinunter auf seine entblößten Armtattoos und dem coolen, nietenbesetzten Lederarmband. "Scheiß auf absichtlich. Ich seh krass aus."
 

"Durchaus."
 


 

Genauso wie Renji dachte, ging Rukia wie ein Profi damit um. Sie umarmte Renji fest, als sie hereinkam. So, als hätte sie ihn seit letzter Nacht nicht gesehen. Doch sie flüsterte leise und neckend in sein Ohr. "Ich mag das Leder. Passt zu dir."
 

Es war natürlich ein wenig unangenehmer mit 'Nii-sama'. Da war eine kleine Pause und eine seltsame Art von halben Verbeugung, als sie ihn grüßte.
 

Von seinem Platz an der Tür waf Renji Byakuya einen Blick zu, der 'Siehst du, sie wird nicht aufhören, dich zu respektieren, nur weil die herausgefunden hat, dass wir Sex haben' sagen sollte.
 

Doch Byakuya blickte Renji nicht an. Stattdessen schien er in dem Lächeln gefangen, das Rukia ihm schenkte, als sie ihm ihren Arm anbot, um sich ins Wohnzimmer der Suite führen zu lassen. Dazu fragte sie: "Wie war der Tee? Du hättest den Teeladen sehen sollen, Nii-sama. Ich denke, du hättest ihn gemocht. Er hätte direkt aus der Soul Society stammen können!"
 

Sie quatschte über all die tollen Einrichtungsgegenstände des Teeladens, während Byakuya sie in den nächsten Raum führte. Renji, der die Tür für sie aufgehalten hatte, blickte kurz zu dem kleinen Flur mit Aufzug und fragte sich, ob Eishirō auch erscheinen würde. Es schien nicht so, daher schloss Renji die Tür zur Suite und folgte ihnen.
 

Als Renji endlich ins Wohnzimmer kam, wurde die Frage etwas problematisch, wie sie sich setzten. Da war nur das eine Sofa und die Reste des Frühstücks waren immer noch auf dem Glastisch verteilt. Renji bewegte sich automatisch, um mit dem Aufräumen zu beginnen, doch zögerte dann. Sollte er wirklich gerade jetzt die Rolle des Dieners übernehmen? Doch er war derjenige, mit dem niedrigsten Rang im Raum. Es war nicht so, als könnten es Byakuya oder Rukia tun und Eishirō war nicht anwesend. Renji seufzte innerlich, als er die Teller stapelte. Es war schon irgendwie doof, dass Byakuya kein Typ für öffentliche Zuneigungsbekundungen war. Ein Kuss würde gerade jetzt eine nette Anerkennung ihrer Beziehung sein.
 

Das heißt, wenn sie wirklich eine hätten.
 

Daher war Renji geschockt, als Byakuya seine Hand nahm und sagte. "Stell sie ab, ja? Komm, setzt dich zu mir."
 

"Uh...", Renji streckte sich soweit, dass er die Teller auf den Essenswagen stellen konnte, ohne Byakuyas Hand loszulassen. "Bist du sicher? Wenn Rukia auf dem Boden sitzt... Ich meine, ich kann nicht über ihr sitzen."
 

Byakuya schien das einen Moment ernsthaft zu überlegen, doch dann winkte er mit der freien Hand ab. "Wir sind in der Welt der Lebenden, Renji. Wir können alle auf dem Boden sitzen. Doch wo immer wir auch sind, ich möchte dich neben mir haben."
 

Renji hätte zerfließen können. Das, was Byakuya da gerade gesagt hatte, war fast noch besser als jedes 'Ich liebe dich' und Renji stellte fest, dass er sich auf Byakuyas Lippen fokussierte, ein Verlangen, ihn zu küssen kam über ihn in einer euphorischen Welle. Er hätte es vielleicht sogar getan, wenn er nicht aus dem Augenwinkel gesehen hätte, wie Rukias Hände zu ihrem Mund flogen, während sie ein Gesicht machte, der 'Awwwwwww! So süß!' aussagte.
 

Renji warf ihr eine unhöfliche Geste zu. Diese Bewegung hatte Byakuya veranlasst, sich umzudrehen und zu schauen, was für eine Interaktion er verpasst hatte. Rukia, die gerade angefangen hatte, Renji im Gegenzug die Zunge rauszustrecken, ließ schnell ihre Hände sinken und setzte ihr 'unschuldiges' Gesicht auf.
 

Byakuya schnalzte mit der Zunge. "Ehrlich. Es ist, als hätte ich zwei Kinder."
 

Rukia senkte demütig ihren Blick. "Verzeih, Nii-sama."
 

Danach wandten sich sowohl Byakuya als auch Rukia zu Renji und blickten ihn an, als wollten sie 'Du bist an der Reihe' sagen. Renji runzelte mit der Stirn. "Was? Sie hat angefangen."
 

Byakuya seufzte und schüttelte entmutigt den Kopf. Mit einem letzten drücken ließ er Renji los und setzte sich, an einer der langen Seiten des Glastisches, auf den Boden. Renji ließ sich neben ihn fallen und Rukia setzte sich ihnen gegenüber hin. Die Drei stellten die letzten verbliebenen Teller und Tassen zur Seite. "Also, habt ihr Pläne für den Tag?", fragte Rukia, setzte eine Teetasse auf einen kleinen Stapel, den sie gebaut hatte. "Irgendetwas Spaßiges?"
 

Ihr schien plötzlich aufgefallen zu sein, dass man ihre Frage auch anders deuten konnte und ihre Augen weiteten sich und ihre Wangen wurden rot.
 

Byakuya, der an seinem Tee nippte, den Rukia ihm mitgebracht hatte, hielt inne, war sich offensichtlich im Klaren, was gerade durch ihren Kopf gegangen war.
 

Renji rollte über beide mit den Augen. "Ich versuche ihn zu überzeugen, in den Vergnügungspark zu gehen. Er wollte mich in ein Museum schleifen."
 

Byakuya hob eine Augenbraue und sprach um den Pappbecher herum: "Hoffentlich muss ich dich nicht tatsächlich körperlich schleifen."
 

"Heh", grinste Renji, hakte einen Finger in eines der Metallringe in seinem Halsband und sagte: "Vielleicht solltest du die Leine wieder dran machen. Das wäre ein Anblick. Du total pickfein aussehend und ich total 'Kultur? Neeeeeiiiin!'" Dabei machte er eine Bewegung, als würde er versuchen, wegzurennen, doch dann zurückgerissen werden.
 

Rukia und Byakuya glotzen ihn beide an. Dann begann Rukia zu glucksen. Plötzlich fing sie an zu kichern und dann konnte sie ein lautes Lachen nicht mehr zurückhalten. Sie lachte immer mehr, bis sie in einem Lachanfall nach hinten kollabierte.
 

Selbst Byakuya lächelte ein wenig. "Ja, das ist eine ziemliche Erscheinung."
 

Während Rukia beschäftigt war, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen und ihre Tränen aus den Augen zu wischen, lehnte sich Byakuya hinüber und küsste Renji auf die Wange. "Danke", wisperte er in Renjis Ohr.
 

Verwirrt blickte Renji zu ihm hinüber. "Dafür, dass ich es noch peinlicher für dich gemacht habe?"
 

"Dafür, dass du alles gut gemacht hast", versicherte ihm Byakuya.

Strawberries and Kenseikan

Trübes Sonnenlicht fiel durch das große Fenster des Hotels herein. Verkehrslärm vibrierte unter ihnen, das geschäftige Treiben der Straße zeigte sich in voller Pracht.
 

Renji lehnte seinen Rücken gegen das Sofa und beobachtete, wie Byakuya und Rukia miteinander sprachen. Die Reste des Frühstücks standen zusammengerückt auf dem Glastisch vor ihnen und es juckte Renji in den Fingern, fertig aufzuräumen. Doch Byakuya hatte klargestellt, dass er es erst einmal so lassen sollte, also streckte er stattdessen die langen Beine unter dem Tisch aus und versuchte beschäftigt auszusehen.
 

Byakuya trug Straßenkleidung, schaffte es dabei aber todschick und mühelos stylisch auszusehen. Im Vergleich fühlte sich Renji wie ein Metal-Head oder Raufbold neben ihm, in seinem zerrissenen T-Shirt und der Bondage-Ausrüstung. Rukia trug einen schulmädchenhaften weißen Pullunder mit einem kurzärmeligen, roten Shirt darunter. Eine kleine Erdbeere baumelte vom Ende ihrer Halskette.
 

Wer hatte ihr das denn wohl gegeben? Als würde es Renji nicht wissen. Herr Ich-liebe-Homonyme-von-meinem-Namen. Renji war etwas überrascht, dass da nicht irgendwo noch eine 15 eingeritzt war. Vielleicht war sie ja da und es war einfach nur zu klein, dass es Renji erkennen konnte.
 

Doch Renji sollte nicht eifersüchtig sein. Sein Liebhaber hatte ihm auch Schmuck geschenkt. Er mochte es nur nicht.
 

Eine Erdbeere war ein süßes, kleines Ding – freundlich, goldig und knallrot. Rukias Halskette glitzerte, als wären die Samen auf einer Art schimmerndem Glas. Warum konnte Byakuya nicht einfach etwas mit einer Kamelie geben? Stattdessen bekam er seinen Splitter vom Kenseikan, der in einem gewalttätigen, blutigen Kampf zerbrochen worden war. Der Kenseikan war alles andere als goldig. Es war schärfer als Stahl, das eigentliche Zeichen von ‚Macht ausüben‘ und wurde aus einem noch lebendem Hollow und weißer Jade geschmiedet. Es war grauenerregend, wenn man zu viel darüber nachdachte. Und Byakuya wollte, dass Renji es um seinen Hals wie ein Halsband trug.
 

Tief in seinem Inneren zischte Zabimaru.
 

Renji seufzte. Er sollte versuchen, sich zu entspannen. Er war bereits ein wenig aus der Fassung geraten, seid ihr kleines Exhibitionismus-Spielchen unterbrochen wurde.
 

Wenn Renji nicht wüsste, dass Byakuya definitiv nicht darauf stand, dass es Schmutzig vor seiner Schwester wurde, wäre er schon längst darüber hinweg. Byakuyas Nähe machte Renji verrückt. Er war nahe genug, um ihn zu riechen und er hatte vollkommen toleriert, dass Renjis Arm locker über die Sitzfläche des Sofas lag, direkt hinter seinem Rücken. Tatsächlich lehnte sich Byakuya fast unmerklich in Renjis Körper, seine Schulter unter Renjis Arm.
 

Die andere Sache, die zu sexy war, um es in Worte zu fassen war, dass Byakuya nun im Schneidersitz saß. Wie ein normaler Bürger.
 

Renji war sich sicher, dass er die Male aufzählen konnte, in denen Byakuya so saß. Renji erinnerte sich an das letzte Mal wirklich klar: Der Morgen danach, als Byakuya einen Kater gehabt hatte. Renji hatte seinen Kommandanten noch nie zuvor so gesehen, so… unpräzise. Unordentlich war heißer als die Hölle bei Byakuya, das Einfachste konnte ihn lüstern aussehen lassen. Selbst nun, das lockere Ausbreiten von Byakuyas Beinen in dieser figurbetonten Jeans zog Renjis Aufmerksamkeit von dem Gespräch weg.
 

Nicht, dass er sich sonderlich eingebunden gefühlt hatte.
 

Byakuya und Rukia waren in Tratscherei über die Familie verfallen. Renji hatte ein wenig zugehört, als sie die Tatsache besprachen, dass Tante Masama wohl immer noch im Anwesen lebte und ohne Ende Scherereien verursachte.
 

Statt zuzuhören, starrte Renji auf Byakuyas Lippen, beobachtete, wie sie Worte formten und dachte daran, wie wundervoll es wäre, sie zu küssen und wie die beiden einen Weg finden sollten, das öfters zu tun. Wäre das nicht großartig? Eine lange Rummach-Session ohne andere Punkte auf ihrer Agenda. Könnte er Byakuya dazu überreden? Vielleicht könnte er ein Handel mit irgendetwas super Perversem anbieten? Renji war sich gerade am Fragen, was er gewillt war, zu tun, als er bemerkte, dass Byakuya sich zu ihm gedreht und ihn wohl angesprochen hatte. „Huh? Ähm, was?“
 

Byakuya runzelte neugierig die Stirn, doch wiederholte sich selbst ohne Aufregung. „Ich sagte, dass ich der Meinung bin, dass du vielleicht wissen möchtest, dass ich meiner Cousine geschrieben habe. Die, die für eine Heirat mit Miisho bestimmt ist. Ich bin neugierig, warum sie gewillt ist, soweit unter ihrem Stand zu heiraten und ob ich ihr vielleicht etwas Vergleichbares anbieten kann.“
 

Was war vergleichbar mit Ehe?, fragte sich Renji.
 

„Kenne ich euren 3. Offizier? Ist er adelig?“, fragte Rukia. Sie saß ihnen gegenüber und ihre Arme waren um ihre angewinkelten Knie geschlungen. Ihre Stimme war aufgebracht, als sie hinzufügte: „Hiroko würde niemals wirklich einen Bürgerlichen heiraten, oder?“
 

Nun erinnerte sich Renji an einen weiteren Grund, warum er abgeschaltet hatte. Es war seltsam zu hören, wie Rukia derart plauderte. Als wäre sie wirklich entsetzt über die Vorstellung, dass irgendein Typ vom Rukongai mit einem Kuchiki anbandelte. Und Miisho war auch ein Bürgerlicher. Renji wusste das aus einem guten Grund. „Vielleicht sind sie verliebt“, grunzte er.
 

Byakuya nickte. „Das ist eine Möglichkeit. Das habe ich sie durch die Blume gefragt. Doch angesichts der Tatsache, dass ihre Verbindung von Tante Masa arrangiert wurde, habe ich meine Zweifel. Für gewöhnlich interessiert sich unsere liebe Tante nur wenig für mehr als politische Allianzen. Ich vermute, das ist auch der Grund, warum ich diese Verbindung so seltsam finde. Meine Cousine wird den Namen Kuchiki verlieren und wir ziehen keinen Vorteil daraus. Miisho ist noch nicht einmal in der Erbreihenfolge für das karge Familienerbe vorgesehen und ist mein Untergebener… noch nicht einmal gut in seiner anderen Division platziert.“
 

Renji verlagerte sein Gewicht, um nach dem kalten, übriggebliebenen Fisch vom Frühstück zu greifen und stopfte ihn in den Mund. „Vielleicht ist es das Mädchen, das etwas bekommt, wie zum Beispiel von ihrer Familie wegzukommen. Vielleicht möchte sie aus einem Leben raus, in dem sie nur ein politischer Köder in einem dummen Spiel um Blut und Herkunft geht.“
 

Renji hatte nicht realisiert, wie das geklungen haben musste, bis sich Rukias Mund zu einem kleinen ‚o‘ formte. Rukia wandte sich zu Byakuya, um zu sehen, wie er vielleicht reagieren würde, doch er blinzelte noch nicht einmal. „Ja, das habe ich mir auch gedacht“, sagte Byakuya und nippte erneut an seinem Tee. „Ich frage mich tatsächlich, ob es ihr Wunsch ist, ein Soldat zu sein. Und wenn sie keine andere Möglichkeit hat, dachte ich, dass sie vielleicht lieber das Leben einer Soldatenfrau wählt, um näher an diesem Leben zu sein. Näher an jemanden, der vielleicht den Wunsch versteht, zur Akademie zu gehen und das Leben mit einem Schwert zu leben.“
 

„Das ist Auslegungssache“, sagte Renji, stopfte sich den letzten Rest des Fisches in den Mund. Er wischte seine Finger am T-Shirt ab und setzte sich wieder richtig hin. „Doch ich könnte das nachvollziehen, du weißt schon, wenn man keine anderen Optionen hat. Aber das ist die Sache, oder? Kuchiki haben normalerweise keinen Mangel an Möglichkeiten. Warum würde deine Cousine nicht einfach zur Akademie gehen, wenn sie wollte?“
 

Byakuya legte den Kopf zurück, sodass er gegen Renjis ausgestreckten Arm lehnte, und hielt seinen Tee nahe an seiner Brust. Die andere Hand legte sich abwesend auf Renjis Oberschenkel, zwanglos intim. „Sie ist vermutlich eingeschränkter, als du dir vorstellst, Renji.“ Er wandte den Kopf, um zu Renji aufzublicken, ihre Gesichter nah beieinander. „Da sind ein paar wenige Kuchiki verblieben, die den Namen tragen. Da gibt es mich, Rukia, diese Cousine Hiroko und ein paar Vereinzelte… meistens sind es Frauen, von denen erwartet wird, ihren Namen für eine Allianz mit Männern einzutauschen, die sie niemals lieben. Ich vermute, dass Tante Masama sich sehr bemühen musste, um einen vorherigen Vertrag zu brechen, etwas, dass bereits bei Geburt arrangiert war. Auch wenn ich davon noch nichts gehört habe… keine Klagen sind an mich, als Familienoberhaupt, herangetragen worden, was das Ganze noch seltsamer macht…“, Byakuya seufzte.
 

„Ist es möglich, dass es für Hiroko keine vorherige Absprache gab?“, fragte Rukia, ihre Augen wanderten zwischen Byakuyas Hand und Renjis Gesicht hin und her, als wäre sie von dieser kleinen Berührung überraschter, als von der vorherigen Szene, in die sie hineingestolpert war.
 

Byakuya hob seinen Kopf wieder an und überlegte. „Hiroko könnte, wie du, adoptiert sein“, sagte er. „Oder sie wurde vielleicht von einem Kuchiki gezeugt, aber von jemand anderem als seiner rechtmäßigen Ehefrau zur Welt gebracht.“
 

„Ein Bastard?“, wiederholte Renji. „Wow, würde deine Familie wirklich in einer solchen Situation dem Kind deinen Namen geben?“
 

„Manchmal. Da gibt es sicherlich reichliche Präzedenzfälle und wie ich bereits sagte, wir sind einigermaßen verzweifelt was Namensträger angeht“, sagte Byakuya. „Ich muss zugeben, dass ich das Ausmaß dieser Tatsache nicht realisiert hatte, bis ich mit meiner Suche nach Kandidaten begonnen habe, die mich als Familienoberhaupt ersetzen könnten. Ich verstehe nun, warum meine Familie so viele meiner Fehltritte toleriert.“
 

Renji schnaubte. „Ja, du bist so ein böser Junge. Ich habe keine Ahnung, wie die dich ausstehen können.“
 

Byakuya gluckste und beugte sich zur Seite, um an Renjis Ohr zu knabbern. „Du, von allen Leuten, kannst kaum abstreiten, dass ich eine sündhafte Seite habe.“
 

„Heh, da haben wir es“, grinste Renji draufgängerisch. Er wandte den Kopf, um zu einem Kuss anzusetzen, hielt jedoch inne, als Rukia sich räusperte.
 

Auch wenn Renji gestoppt hatte, tat es Byakuya nicht. Schnell eroberte er Renjis Lippen mit seinen und küsste ihn lange und langsam. Renji Augen waren geöffnet und starrten zu Rukia, der Rotton seines Gesichts ähnelte ihrem und Renji begann sich ihretwillen aus dem Kuss zurückzuziehen. Byakuyas Hand drückte Renjis Oberschenkel schon fast ermahnend, erinnerte Renji daran, zumindest am letzten Teil ihres Kusses teilzunehmen.
 

Als sie sich endlich trennten, verließ Byakuyas Hand Renjis Oberschenkel und streichelte die Haut zwischen Renjis Augenbrauen. „Rukia meint es nicht so, aber mit ihren kleinen Lauten erinnerte sie mich daran, wie die Dinge mit Hisana waren. Du solltest niemals das Gefühl haben, dass du mich nicht vor meiner Familie küssen kannst, Renji.“
 

Sicher, Byakuya konnte das in der Welt der Lebenden sagen, mit Rukia als einzigen Zeugen. Renji würde so gerne seine Reaktion sehen, wenn er nach seinem Nacken greifen würde und ihm einen dicken, feuchten Kuss geben würde, wenn sie bei einer formalen Familienfeier oder ähnlichem wären.
 

„Oh! Das tut mir Leid, Nii-sama! Ich hatte nicht vor, dass du dieses Gefühl bekommst“, sagte Rukia, doch Byakuya winkte ab, ohne sie auch anzuschauen. „Ich war nur…“
 

„Es wird ein wenig Zeit benötigen, sich daran zu gewöhnen. Das verstehe ich“, sagte Byakuya zu ihr, doch seine Augen verließen niemals Renjis Gesicht. Finger glätteten immer noch die Stelle zwischen Renjis Augen. Dort, wie Renji erst jetzt realisierte, er seine Stirn gerunzelt hatte. „Du bist schon die ganze Zeit wegen etwas aufgebracht, Renji. Was ist es?“
 

Was könnte er sagen?
 

Warum kaufst du mir keine Blumen und lässt mich stattdessen einen Teil deiner Familienkrone tragen?
 

Nah, das wäre dumm. Ein Blick reichte, so besorgt wie Byakuya sein Gesicht musterte. Renji strich Byakuya eine Strähne aus dem Gesicht. Er brachte ein Lächeln zustande und beharrte: „Ich bin in Ordnung. Mach dir keine Sorgen um mich.“
 

Byakuya nickte, schien jedoch nicht überzeugt zu sein. Er tätschelte Renjis Oberschenkel, als wolle er sagen, dass sie später reden würden.
 

Mit dem Kopf im Nacken trank Byakuya seinen Tee aus, bevor er den Becher zurück auf den Tisch stellte. „Ich bin mehr denn je überzeugt, dass Hiroko das Ergebnis einer Affäre ist. Der fehlende Trubel über eine Vertragsauflösung und die Tatsache, dass unsere Tante, diese törichte Frau, viel weniger Probleme hätte, jemanden wegzuwerfen, wenn sie daran dachte, dass sie durch Rukon-Blut verunreinigt… Außerdem, falls sie ein Zanpakutō sucht, ist es viel wahrscheinlicher, wenn…“
 

Die Weise, wie Byakuya sich selbst vom Beenden seiner Gedanken stoppte, schien fast… schuldbewusst.
 

Renji stupste Byakuyas Schulter an. „Viel wahrscheinlicher, was?“
 

Byakuya presste die Lippen aufeinander, als überlege er für einen Moment. Sein Blick war zum Tisch gesenkt und sein Gesicht wurde noch unlesbarer, als sonst. Schlussendlich sprach er ruhig: „Es wäre wahrscheinlicher für sie, Shinigami zu werden, wenn sie Rukongai-Blut hat.“
 

Huh? Renji tauschte ein Blick mit Rukia aus, die nur mit den Achseln zuckte, klar ebenso irritiert wie er. Tatsächlich war Rukia diejenige, die fragte, was Renji durch den Kopf ging. „Warum würde ihre Abstammung einen Unterschied machen, Nii-sama? Ist es nicht genauso wahrscheinlich, wenn sie eine richtige Kuchiki ist? Vielleicht sogar mehr?“
 

„Nein, sicher nicht mehr“, Byakuyas Augenbrauen zogen sich zusammen. Er blickte sie beide abwechselnd an, sein Blick sehr ernst. „Ihr werdet nicht wiederholen, was ich euch sagen werde.“
 

Renji tauschte wieder einen neugierigen Blick mit Rukia aus, doch dann nickten sie beide gleichzeitig.
 

„Selbst in den vier großen Adelsfamilien, die mit einer spiritueller Energie geboren werden, die bei weitem alle anderen in der Seireitei übertrifft, wird nur einer in einigen Generationen jemals das Bankai erreichen. Habt ihr jemals überlegt, warum? Habt ihr niemals nachgezählt, wie viele Shinigami auf Kommandantenniveau vom Rukongai kommen?“
 

Renji hatte es bisher nicht, doch fing nun damit an. Kenpachi, natürlich. Hitsugaya, soweit war er sicher. Wer noch? Der Generalkommandant…? Ja, vielleicht, aber hatte es damals überhaupt eine Seireitei gegeben? Hmm, wenn man den Nummern nachging: Ichimaru war von weit, weit außerhalb gewesen. Renji hatte keine Ahnung, woher Unohana kam, aber vielleicht. Aizen… nicht klar. Komamura… der Typ hatte einen stilvollen Namen, doch mit diesem Fuchsgesicht, musste er irgendwie von außerhalb der Mauern kommen, richtig? Tōsen, ja. Gott alleine wusste nur, aus welcher Hölle Kurotsuchi hervorgekrochen kam, aber niemand sprach jemals von ihm, als wäre er irgendein Adeliger, außer seine Klontochter.
 

Renji fing gerade an, sie an den Fingern abzuzählen, als Rukia sagte: „Mindestens die Hälfte, vielleicht sogar 8.“
 

„Und du hast Renji vergessen“, sagte Byakuya zu ihr. „Und 3. Offizier Madarame.“
 

Renji war verwundert, wie locker Byakuya Ikakkus Bankai erwähnte. „Uh, du weißt, dass Ikakkus Ding ein Geheimnis sein sollte, ja Kommandant?“
 

„Die Zwölfte hat Madarames Auftritt auf Band“, erklärte Byakuya. „Außerdem schien Zaraki bereits davon gewusst zu haben.“
 

„Oh“, machte Renji. Es schien, als wäre Ikakkus Bankai ein ähnlich gut gehütetes Geheimnis, wie sein eigenes Bankai. „Egal, was versuchst du zu sagen? Denn wir Rukongai-Ratten dominieren irgendwie auch die Ränge der Vizekommandanten.“
 

„Ihr dominiert alle Ränge“, sagte Byakuya mit etwas hervorgerücktem Kinn. „Das ist auch tatsächlich der Punkt.“
 

Renji verstand es immer noch nicht, doch Rukia schien es zu tun. „Doch wie kann das sein, Nii-sama? Wie können Seelen vom Rukongai stärker sein? Sollten reine Seelen nicht einen Vorteil haben?“
 

Dann traf es Renji, direkt zwischen die Augen. Hatte Rukia gerade stärker gesagt? „Hey, halt mal die Luft an! Du sagst was?“, Renji blickte Byakuya scharf an. „Sollte der Unterschied zwischen uns nicht ‚Klasse‘ sein? Ich fühle mich, als hätte ich eine ganze Lektüre über die Überlegenheit deiner Seele erdulden müssen und das ich nur irgendein Affe sei, der versucht, nach dem Mond zu greifen.“
 

„Nii-sama“, zischte Rukia erschrocken. „Du hast das nicht wirklich gesagt, oder?“
 

„Bedauernswerter Weise habe ich das“, gab Byakuya zu.
 

An einem Punkt des Gesprächs hatte Renji unbewusst seinen Arm hinter Byakuya hervorgezogen. Nun waren beide Arme vor seiner Brust verschränkt. Er blickte für einen Moment finster in seinen Schoß, bevor er dann zu Byakuya blickte.
 

Byakuyas Augen waren abgewandt und es war ein Hauch von Farbe auf seinen Wangen. „Ich habe viele Dinge während dieses Kampfes gesagt, die ich nun von ganzem Herzen bereue. Wären dies meine letzten Wort zu dir gewesen, Renji, wüsste ich nicht, wie ich mit mir selbst hätte weiterleben können“, sagte Byakuya leise. „Um absolut ehrlich zu sein, habe ich mich dafür gewappnet, dich zu töten und zuzusehen, wie Rukia stirbt. Denn ich dachte, das wäre meine Pflicht. Was ich tun musste, um das Gesetz aufrecht zu halten. Ich war ebenfalls beschämt, dass ich deinen Fortschritt nicht erkannt habe und vielleicht… wütend, dass du nicht in Sicherheit im Gefängnis geblieben bist und deiner konstanten… Eigensinnigkeit. Nebenbei, wie ich bereits sagte, ist Bankai etwas, was die 4 Adelshäuser nur mit Mühen erreichen und du erinnerst dich, wie sehr ich zu dieser Zeit deine Beziehung zu Zabimaru hasste.“
 

Er scherzte nicht. Die Allee war zum Teil wegen Zabimaru gewesen. Renji würde niemals das furchtbare Gefühl vergessen, von Zabimaru abgeschnitten zu sein. Auch wenn es nur für ein paar Minuten gewesen war. Kalter Schweiß kitzelte ihn bei der Erinnerung.
 

Solche Zauber sollten nicht existieren. Es hatte Renji entsetzt, dass Byakuya so etwas nicht nur kannte, sondern auch gewillt war, es zu nutzen.
 

Shhhh, zischte Zabimaru tröstend.
 

Doch die andere Stimme schnaubte wütend, Nein, wir sollten wütend sein. Wir haben dieses Verbrechen die ganze Zeit um uns herum gerochen, doch uns geweigert, es uns einzugestehen.
 

Über was zum Henker redet ihr da?, fragte Renji Zabimaru. Was für ein Verbrechen?
 

Frag ihn, knurrte der Paviankönig. Frag ihn, woher unsere Stärke kommt und warum er uns so fürchtet.
 

Renji atmete beruhigend durch, war sich bewusst, dass sowohl Byakuya als auch Rukia darauf warteten, dass er etwas sagte und Byakuyas Entschuldigung annahm. Renji blickte zu Rukia und nahm sich danach einen Moment, um seinen Körper zu entknoten. „Uh, ja, weißt du, das war eine harte Zeit für uns alle. Ich bereue auch so einige Dinge.“
 

Zabimaru grummelte.
 

Sei einfach geduldig, ja?
 

Ein rasselndes Zischen ging durch Renjis Kopf.
 

„Also, ähm, das ist alles irgendwie ein Schocker, huh?“, sagte Renji und gab endlich dem Impuls nach, das Geschirr aufzuräumen. Mit Zabimaru der in ihm bebte, konnte Renji nicht weiter still sitzen. „Ich meine, wenn es wahr ist und all das. Doch, wie Rukia, bin ich neugierig, warum... du weißt schon, woher das kommt? Warum würde eine arme, zerschlissene und halb verhungerte Seele stärker sein, als eine komfortable, gut genährte und reine Seele?“
 

Byakuya schien eindeutig unbehaglich. Er protestierte noch nicht einmal, als Renji aufstand und einige Teller auf den Essenswagen stellte. „Du hast es nicht vermutet?“
 

Nur, um gemein zu sein, keifte Renji: „Armut stärkt Charakter?“
 

„Renji!“, ermahnte Rukia.
 

Byakuya seufzte leicht. Er stand auf, sammelte die restlichen Teller ein und ging zu Renji herüber, der beim Essenswagen stand. Er stellte sie oben auf die anderen Teller und sagte: „Es ist in Ordnung. Ich vermute, dass du ebenfalls wütend auf mich bist, Rukia. Ich kenne diese Theorie schon mein ganzes Leben, doch ich habe bis vor Kurzem nie die Bedeutung verstanden.“ Byakuya blickte Renji in die Augen und hielt den Blickkontakt. Dann fing er ruhig an zu erklären. „Der Kräfteunterschied ist dieser: Reine Seelen sind im Nachteil, da unsere Seelen das Asauchi mit unserem Reiatsu tränken müssen, um uns selbst zu separieren. Seelen aus dem Rukongai sind bereits zerschlagen, ihre Zanpakutō können eine Wiedervereinigung kaum erwarten."
 

"Zerschlagen?", wiederholte Renji. Es war, wie er es immer befürchtet hatte. Er war in Inuzuri geendet, weil er irgendwie zerbrochen war.
 

Einmal, zischte Zabimaru, doch nie mehr.
 

Nun sind wir drei Mal stärker, donnerte der Paviankönig. Das ist ihre Angst.
 

Nein, widersprach der Schlangenschwanz, sie fürchten uns, weil sie die Quelle unserer Stärke in unserer Pavianknochen-Kanone , dem Geräusch unserer Schreie und in unserer Form sehen.
 

"Heilige Scheiße", sagte Renji mit plötzlicher, blutgefrierender Realisation. "Zerschlagen. Wir sind zum Teil Hollow, nicht wahr? Alle von uns... die vom Rukongai sind."
 

Rukias Augen wurden groß.
 

Renji dachte immer noch laut. "Denn wir zerstören keine Hollows, Zanpakutō brechen nur ihre Form auf und schicken sie zurück in den Kreislauf, wie wir es auch mit den Plus tun. Also sagst du, dass manche nach Hueco Mundo gehen und manche... in den Rukongai und werden wiedergeboren wie..."
 

Ein Zanpakutō wird im selben Moment geboren, wie ein Shinigami, erinnerte Zabimaru Renji.
 

"... ich?", beendete Renji den Satz. "Ich und Zabimaru?"
 

„Ja und all die Anderen. Ukitake und Kyōraku haben soviel impliziert. Unsere Tante hat auch angedeutet, dass sie eine Seelenaufzeichnung als Beweis hat“, sagte Byakuya. Er griff nach vorne und nahm Renjis Hand, welche die Kante des Essenswagens mit weißen Knöcheln umklammerte. „Es war auch ein Schock für mich.“
 

Renji war perplex. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab es. Zabimarus Bankai konnte nicht viel mehr nach Hollow aussehen. Sie hatten nirgendwo ein Loch, aber...
 

Das ist, weil wir vollständig sind, sagte Zabimaru. Kein Teil fehlt.
 

Offensichtlich hatte sie es soweit verarbeitet, denn Rukia nickte. „Reinkarnation bricht die Seelenbindung. Ist das der Grund, warum manche Plus so schnell zum Hollow werden? Sie sind so ausgemergelt, dass sie es nicht ertragen können, noch mehr Teile zurückzulassen?“
 

Byakuya schüttelte unsicher seinen Kopf. „Ich weiß es nicht. Das ist eine Frage, die dein Kommandant besser beantworten kann, fürchte ich. Meine Erfahrungen mit der Welt der Lebenden sind viel mehr begrenzt.“ Byakuyas Hand drückte Renjis fester. „Renji? Was denkst du?“
 

Er dachte, dass er es irgendwie hasste, das alles zu wissen. Denn sein ganzes Leben lang war er in der Lage gewesen, seinen Kopf oben zu behalten, wenn die Leute ihn beschimpften, ihm sagten, dass er weniger wert war, denn er hatte ihnen nie geglaubt. Nicht einmal ein bisschen.
 

Sicher, es zehrte an ihm, bis manche Punkte roh und wund waren, doch alles kam von Außen.
 

Nun...? Er blickte auf Byakyuas blasse, langgliedrige Hand hinunter, die seine dunklere, gröbere überdeckte. Nun wusste Renji, dass da etwas in seinem Inneren war, dass zerbrochen war.
 

Nein, erinnerte ihn Zabimaru. Nicht mehr. Zusammen sind wir stark.
 

Doch wir sind nicht wie sie, sagte Renji. Wir sind nicht rein.
 

Ein leises Räuspern ließ Renji beinahe aus seinem Gigai springen. Irgendwie war Eishirō im Türrahmen erschienen, ohne dass jemand ihn bemerkt hatte. „Entschuldigen sie mein Eindringen, mein Herr, meine Dame… Vizekommandant“, sagte er, sein Kopf war fast bis zu seinen Knien gebeugt. „Das Treffen mit dem Bankangestellten ist in einer Stunde, mein Herr.“
 

„Ah, ja“, sagte Byakuya und blickte sich um, als würde er versuchen, sich daran zu erinnern, wo er war. Mit Bedauern ließ er Renjis Hand los. „Lass mich die Dinge holen, die du benötigst.“
 

Byakuya verschwand im Schlafzimmer, ließ die drei zurück. Renji und Rukia starrten sich an, Eishirō hob seinen Kopf nicht. Dann schlang Renji seine Arme um seine Taille und blickte energisch aus dem Fenster.
 

In der dröhnenden Stille, während alle peinlich berührt versuchten, niemanden anzublicken, konnte Renji etwas riechen. Wie der eindringliche Hauch von Wut eines zerfallenen, verstoßenen Schreins, hing unheimliche Magie an Eishirō. Es umhüllte ihn wie einen Nebel, der Licht im Inneren verdunkelte.
 

Die Luft im Raum fühlte sich plötzlich dick an, als Renji ebenfalls einen erstickenden Geruch von Rukia bemerkte.
 

Ja, knurrte Zabimaru, du verstehst.
 

„Heilige Scheiße. Das ist es, was das Reinigungsritual macht, nicht wahr?“, sagte Renji laut. Er deutete auf Eishirō. „Urahara sagte, es zerstört die Bindung, wie bei einer Reinkarnation, es schwächt die Hollow-Teile…“ Seine Augen glitten zu Rukia. Oh, scheiße. Er hatte sich immer gefragt, warum sie erst so viel stärker zu sein schien, als sie zur Akademie gingen, und dann schien sie fast… Rückschritte gemacht zu haben.
 

Byakuyas Familie hatte ihr das angetan. Sie hatten sie ihrer Stärke beraubt, sodass sie keine Angst mehr darum haben mussten, wie viel stärker sie noch werden konnte.
 

Arschlöcher.
 

Kein Wunder, dass Byakuya nicht wollte, dass Rukia auf Missionen ging. Kein Wunder, dass er immer versuchte, sie zurückzuhalten. Er wusste es. Auf irgendeiner Ebene wusste er, was seine Familie ihr angetan hatte.
 

Es hatte Renji immer irgendwo im Hinterkopf gestört. Warum hatte Rukia so viele Probleme? Warum hatte ein einfacher Hollow sie überwältigen können? Wie war es dazu gekommen, dass irgendein lächerliches menschliches Kind für sie hatte einstehen müssen, um eine akademietrainierte Shinigami zu retten, eine Kidō-Meisterin, von der Renji immer gedacht hatte, dass sie ihn eines Tages übertraf. Nein, die schon immer stärker als er gewesen war…
 

Als sie Rukia abgeholt hatten, hatte Renji sich selbst gesagt, dass der Grund dafür gewesen war, dass sie so lange in diesem dummen Gigai verbracht hatte. So lange ohne Sode no Shirayuki gewesen war, was sie im Inneren aufgewühlt hatte.
 

Doch er hätte wissen müssen, dass es zuvor geschehen war. Diese verdammten Kuchikis hatten nicht nur Rukia von ihm gestohlen, sondern sie auch zerstört. Er hätte sie niemals gehen gelassen, wenn er gewusst hätte, was passieren würde. Der einzige Grund, warum Renji zu alldem in der Lage gewesen war, war, dass er wirklich geglaubt hatte, dass sie sich besser um sie kümmerten, als er es konnte.
 

Denn sie sollten die Wohltäter für sie sein – diese Adligen mit all ihrem Essen und extravaganten Scheiß.
 

Arschlöcher.
 

„Das ist ein Verbrechen“, sagte Renji. „Dieses ganze, verdammte Ding ist ein Verbrechen.“
 

„Renji?“, Byakuya stand wieder im Raum. Seine Hände umklammerten einige Papiere, die ihm beinahe aus den Händen gerissen wurden, vom plötzlichen, heulenden Wind. Seine Haare flatterten, doch dann verengten sich seine Augen und Renji konnte das plötzliche Gewicht von Byakuyas Reiatsu spüren, das zurückdrückte. Als Byakuya das nächste Mal Renjis Namen aussprach, war es ein Befehl. „Renji!“
 

Renji blickte zu Byakuya, forderte ihn heraus, es zu tun. Komm schon, dachte er, erniedrige mich. Das ist doch das, was du tust…
 

Dann sah Renji, was Byakuya noch in seiner Hand hatte. Die Halskette mit dem Kenseikan-Splitter. Was hatte ihn dazu verleitet, es zu holen. Es war nicht die beste Wahl, denn Renji sah plötzlich das große Ganze: Den ersten Kuchiki, der Hollows töte… war das wirklich die echte Geschichte? Oder war es ein Symbol von einer anderen Art von Unterdrückung der Hollows? Renjis Sicht wurde rot – denn Scheiße, wenn das alles nicht noch mehr Sinn machte.
 

Bevor Renji wirklich verstehen konnte, was er da tat, sprang Rukia über das Sofa und landete einen Fußtritt gegen Renjis Kiefer.
 

Sein Reiatsu fuhr zurück, als er auf den Boden aufprallte. Seine Hände flogen in die Höhe, um sein Gesicht von einer Reihe von Schlägen von Rukia zu schützen. Renji krümmte sich von Rukia weg, die auf seiner Brust saß, ihre Hände waren ein Trommelfeuer von Ohrfeigen. „Au! Rukia, hör auf!“
 

„Was ist falsch bei dir, Renji?“, fragte sie fordernd. Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und blickte von ihrem Platz auf seiner Brust auf ihn herab. „Du hast den armen Eishirō platt gemacht! Gerätst du immer so außer Kontrolle?“
 

„Huh?“, Renji blinzelte, kam wieder zu sich. In seinem peripheren Blickwinkel sah er, wie Byakuya Eishirō auf die Beine half und den Hausverwalter in einen anderen Raum half.
 

Bevor Renji aufspringen und sich entschuldigen konnte, lehnte sich Rukia hinunter, drückte ihr Gewicht auf ihn und stieß gegen seine Nase. „Weißt du für was das Reinigungsritual gut ist? Für Kontrolle. Vielleicht solltest du es in Erwägung ziehen, du großer, dummer Pavian, bevor du alles mit deiner fehlgeleiteten Wut zerstörst!“
 

„Fehlgeleitet?“, protestierte Renji und schlug ihre Hand weg. „Hast du nicht aufgepasst? Das Reinigungsritual löst deine Seele, schwächt dich. Absichtlich, Rukia. Nicht weil wir für sie schmutzig sind, sondern weil sie Angst vor uns haben. Es ist nur eine dumme Sache, damit wir uns wertlos fühlen!“
 

„Bist du dir sicher, großer Junge?“, fragte Rukia, ihr Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt, ihre Hände an jeder Seite seines Kopfes. Ihre Augen bohrten sich durch ihn hindurch. „Was essen Hollows?“
 

Seelen.
 

Rukia sah, dass er die Antwort wusste, also zog sie sich schnaubend auf die Beine. „Das ist richtig. Also denkst du, ich hätte nicht gewusst, wo ich da rein gerate? Glaubst du, ich hätte etwas gemacht, was keinem Zweck diente? Etwas, um mich selbst zu verletzen?“
 

„Verarschst du mich?“, Renji richtete sich auf seine Ellbogen auf und blickte sie an. „Du stellst dich immer selbst an letzter Stelle. Wenn seine Familie nicht gestorben wäre, wärst du niemals Shinigami geworden. Du hättest zugelassen, dass wir dir dein ganzes verfluchtes Leben verbauen.“
 

Das war der Grund, warum es Renji nicht hätte tun können. Warum er sie hatte gehen lassen müssen.
 

Sie blickte ihn eine ganze Weile stirnrunzelnd an, offensichtlich nicht in der Lage, seine Worte zu kontern. Schlussendlich schien sie sich für eine andere Taktik entschieden zu haben. „Doch wir verletzten sie mit der Zeit und das konnte ich meiner Familie nicht antun.“
 

„Was ist mit Sode no Shirayuki? Ist sie nicht wichtig?“ Natürlich wusste Renji in der Sekunde, dass er einen Fehler gemacht hatte. Sie war gewillt gewesen, ihr Zanpakutō für Ichigo aufzugeben, damit er stellvertretender Shinigami werden konnte.
 

Rukia sah kurz aufgewühlt aus, doch dann presste sie die Lippen aufeinander. „Ist sie. Doch Kommandant Ukitake hat es alles erklärt. Und er hatte Recht! Denn wie viele Techniken habe ich im Shikai? Ein halbes Dutzend. Was hast du? Kaputte Pavianfangzähne und vielleicht noch eine Weitere. Warum? Weil ich es langsam angegangen bin. Sicher, du kannst sagen, dass das Ritual mich zurückgehalten hat, doch ich denke, es half mir, mein Zanpakutō vollständig zu meistern. Ich musste arbeiten, um zu ihr durchzudringen und wir sind dadurch stärker.“
 

Renji musste zugeben, dass er sich immer gefragt hatte, wie sie so viele außergewöhnliche Attacken ausführen konnte, ohne ins Bankai überzugehen.
 

„Also was?“, sagte Renji und stand auf. Er klopfte sich langsam die Kleidung aus und rieb sich theatralisch den Kiefer. „Du denkst, ich sollte das tun? Deine dumme, beschissene Familie auch noch meinem Zabimaru ein Halsband umlegen lassen? Auf keinen Fall, Rukia. Auf keinen verdammten Fall.“
 

„Wie du willst“, sagte Rukia. „Doch meine dumme, beschissene Familie wird dich niemals ohne akzeptieren. Du weißt, was Byakuya für dich aufgibt und du würdest noch nicht einmal diese kleine Sache für ihn tun? Du bist so eine selbstsüchtige Heulsuse, Renji. Das warst du immer.“
 

„Oh, das tut jetzt aber echt weh“, sagte Renji. „Nicht jeder ist so eine kleine Frau Perfekt, wie du, Rukia. Ich habe manchmal Essen geteilt... Nur nicht so oft... Ok, niemals bevor du es getan hast, ja? Da, bist du jetzt zufrieden?“
 

„Nein“, gab sie zu. „Doch ich denke immer noch, dass du einmal versuchen könntest, an jemanden anderes als an dich zu denken.“
 

„Tue ich“, schnaubte Renji. „Ich denke an Zabimaru! Denkst du, sie haben dir einen Gefallen getan, als sie deine Verbindung zu Sode no Shirayuki zerstört hatten?“
 

„Niemand kann diese Verbindung zerstören“, sagte Rukia und reckte ihr Kinn hervor. „Hast du nie bei der Diskussion über die Energie zugehört? Diese Energie kann weder erschaffen noch zerstört werden. Also hat mich Macht verlassen, doch es ist auf sie übergangen – es ist zu Sode no Shirayuki übergegangen. Daher kommen diese zusätzlichen Techniken.“
 

Renji schielte nur zu Rukia. „Über was zum Teufel sprichst du da? Diskussion über was?“
 

„E = mc², du Hornochse! Muss ich dir erst ein Bild zeichnen?“
 

Nun, das war eine Idee. So würden sie sicherlich nirgends hinkommen. All die Anspannung fiel von Renjis Schultern und er nickte. „Würdest du? Du weißt, dass es mir immer hilft.“
 

„Oh... ok. Sicher“, Rukias Wut schien auch sofort verschwunden, als sie daran dachte, ein Bild von dem Ritual für ihn zu zeichnen. Sie begann nach einem Stift herumzusuchen, während Renji ein paar Servietten vom Essenswagen holte. Sie setzten sich zusammen unter das Fenster und sie begann Bilder von bekannten Figuren zu zeichnen. „Ok, so funktioniert das...“
 


 

Eine halbe Stunde später hatte Renji verstanden, dass das Reinigungsritual Zabimaru wohl nicht verletzen würde. „Chappy lässt alles einfacher aussehen“, lächelte er und tätschelte Rukias Oberschenkel. „Ich vermisse das. Ich schwöre, ich hab alles Wichtige von diesem Hasen gelernt.“
 

Rukia runzelte die Stirn, als sie durch die Bilder blätterte. „Ichigo zieht mich mit meinen Zeichnungen auf. Er denkt, sie sind bescheuert.“
 

„Ja, nun ja, ich wette, Ichigo konnte schon als Kind lesen“, sagte Renji. „Sein Gehirn arbeitet mit Wörtern. Meins tut das nicht. Ich brauche Bilder.“
 

Rukia lächelte ihn an. „Ich vermisse dich manchmal.“
 

„Heh, nur manchmal?“
 

Sie tippte mit dem Finger gegen seine Nase. „Die meiste Zeit erinnere ich mich daran, was für eine Nervensäge du warst.“
 

“Hey, ebenfalls“, sagte Renji und schubste sie leicht an der Schulter an.
 

Rukia sah aus, als würde sie einen weiteren Scherz machen, als ihr Handy klingelte. Die Art, wie sich ihr Gesicht bei dem Klang der Stimme am anderen Ende aufhellte, wusste Renji, wer es war. Es schien, als wäre Ichigo aus seinem Versteck gekommen. Rukia legte eine Hand auf den unteren Teil des Handys und lächelte: „Er ist unten.“
 

„Ja, du solltest gehen“, sagte Renji. „Sag ihm, wenn er mit Schwergewichten spielen möchte, ich bin im Shōten.“
 

Rukia lachte, doch sie richtete sich bereits auf und ging Richtung Tür. Sie drehte sich um, um Renji zu winken, ihr Ohr immer noch an das Gerät gepresst.
 

Er winkte zurück, auch wenn sie bereits darin vertieft war, was auch immer Ichigo ihr erzählte. Seine Arme ruhten auf den angewinkelten Knien und er legte den Kopf zurück gegen die Wand.
 

„Ist es sicher für mich, einzutreten?“, fragte Byakuya vom Türrahmen aus.
 

War er die ganze Zeit dort gewesen? Renji hatte gedacht, er wäre mit Eishirō gegangen. Gott, was hatte er alles mitbekommen? Himmel, hatte er Byakuyas Familie beschissen genannt? „Ähm, ja. Schau, das alles tut mir Leid... Ich bin irgendwie... Scheiße, ich glaube, ich hab da ein paar Probleme.“
 

Byakuya neigte seinen Kopf leicht. „Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen, Renji.“
 

Renji seufzte. „Eh, ich war den ganzen Morgen schlecht gelaunt, doch ich hätte es nicht an Eishirō auslassen sollen.“
 

Byakuya lehnte eine Schulter gegen den Türrahmen. „Auslassen?“
 

„Ja, du weißt schon.“
 

„Das tue ich. Sollen wir auf unserem Weg zum Vergnügungspark nach Mittagessen Ausschau halten?“
 

„Nicht das Museum?“
 

Byakuya schüttelte den Kopf. „Nicht heute.“
 

Renji schob sich ein paar Haare aus dem Gesicht. „Ich weiß nicht, ob ich auf einen Vergnügungspark Lust habe.“
 

„Da gibt es ein Riesenrad“, sagte Byakuya. „Ich könnte dir eine Zuckerwatte kaufen.“
 

Renji blickte auf. „Du kaufst mir was Niedliches?“
 

„Niedliches?“, Byakuya sah einen Moment überrascht aus, nickte dann jedoch. „Wenn du willst.“
 

„Einverstanden.“

Feels Like Falling

Hallo zusammen,
 

Es ist mal wieder Zeit für ein neues Kapitel.
 

Ich wünsche euch viel Spaß mit Byakuya im Vergnügungspark xD
 

LG

yezz

______________________________________________________________________________________________________________________
 

Zuzusehen, wie Renjis sich mühelos einen Weg durch die Menschenmenge Richtung Vergnügungspark schlängelte, ließ in Byakuya ein ungewöhnliches Gefühl von… Minderwertigkeit aufkommen.
 

Wie war es möglich, dass manche Leute wie selbstverständlich die Seltsamkeiten der Welt der Lebenden annahmen und andere, wie er, schienen immer fehl am Platz?
 

Es half auch nicht, dass alles an der Welt der Lebenden an seinen Nerven zehrte. Lauter, plärrender Verkehr zischte in Shunpō-Geschwindigkeit an ihnen vorbei, Neonlichter blitzten selbst am hellsten Tag und die Leute schienen fest entschlossen, Byakuya bei jeder Gelegenheit anzurempeln. Niemand hielt Abstand, niemand machte sich die Mühe, auch nur einen Funken Respekt seinem Rang und Stand zu zollen.
 

Die Welt fühlte sich verkehrt herum an. Der ganze Ort war verwirrend. Byakuyas einziger Anker war die vertraute Beständigkeit von Renji an seiner Seite.
 

Trotz des Wissens, dass es eine etwas ungewöhnliche Bitte war, hatte Byakuya Renjis Hand halten wollen, während sie die Straße entlang gingen. Vorrangig, damit sie sich in der Menge nicht verlieren würden. Renji hatte zugestimmt – zuerst. Wie auch immer, nach weniger als 10 Minuten waren sie gezwungen gewesen, es aufzugeben, denn jemand hatte eine Beleidigung gerufen und Renji hätte beinahe einen Faustkampf in der Mitte des Handelsviertels angefangen.
 

Byakuya runzelte über den immer noch spottenden Verkäufer die Stirn. „Ich verstehe es nicht. Die Annahme von Schwäche macht keinerlei Sinn.“
 

„Das ist, weil sie Idioten sind“, rief Renji ihnen nach und warf dem Mann noch eine letzte, unhöfliche Geste mit beiden Fäusten zu. Dann drehte er sich wieder in die Richtung, in der sie gingen und schüttelte den Kopf. „Du hättest mich ihn schlagen lassen sollen, Kommandant. Dann hätten sie nun Ahnung von Schwäche.“
 

„Durchaus. Dennoch würde es uns nichts Gutes tun, wenn wir den Rest des Wochenendes – oder länger – im Gefängnis der Welt der Lebenden verbringen würden.“
 

Es war dennoch rätselhaft. Die Haltung zu Shudō war hier sehr anders – falls die Worte dieses Händlers tatsächlich der Norm entsprachen. Um gerecht zu sein, es gab auch viele in der Soul Society, die das in der Soul Society nicht akzeptierten. Wie auch immer, dort ginge es wohl eher um Renjis Alter. Er war ein bisschen älter als das, was man normalerweise als Liebhaber akzeptieren würde, doch Renjis soziale Klasse machte das Wett… zumindest in der Theorie.
 

Aber natürlich stellte sich heraus, dass die soziale Klasse eine weitaus dornigere Angelegenheit war, als Byakuya sich vorgestellt hatte.
 

Und noch interessanter war, dass es so schien, als wenn Kommandant Ukitake weitaus entgegenkommender mit Rukia war, als er es jemals mit ihm war…
 

Doch vielleicht war dieses Versäumnis auf Ukitakes Seite mehr als Freundlichkeit gedacht. Immerhin war, trotz der Tatsache, wie sich Renji vielleicht wegen der Enthüllung, dass er zum Teil oder sogar gänzlich ein wiedergeborener Hollow war, die hässliche Wahrheit dieser Sache, dass der wirkliche Unterschied in dieser Information war, dass adlige, reine Seelen durchschnittlich waren. Deutlich schwächer, als ihre Gegenstücke aus dem Rukongai.
 

Das war eine Persiflage.
 

Gerade heraus, empfand Byakuya dies als eine bittere Pille.
 

Doch egal wie schwer es für ihn war, dies in Erwägung zu ziehen, hätte er diese Neuigkeit nicht halb so gut aufgenommen, als er noch ein junger Kadett gewesen war. Wenn Byakuya ehrlich mit sich war, war er gezwungen zu erkennen, dass hätte Ukitake es ihm damals erzählt, dieses Wissen ihn nur noch unausstehlicher gemacht hätte und er nur noch mehr darauf gedrängt hätte, seine angeborene Überlegenheit zu demonstrieren.
 

Grundgütiger, vielleicht war Ukitake weiser, als Byakuya ihm es bisher zugestanden hatte…
 

Denn hätte Byakuya über die potentielle Hollow-Veranlagung in Seelen auf dem Rukongai gewusst, hätte er niemals Hisana geheiratet. Er hätte sie wie eine dreckige, wertlose Hure behandelt. Er hätte sie skrupellos benutzt, sie ohne einen weiteren Blick verlassen und seine Verlobte geheiratet.
 

Zu wissen, dass dies sein Verhalten gewesen wäre, ließ ihn nicht sonderlich gut über sich selbst fühlen. Nicht im Geringsten.
 

Byakuya war froh, dass er dieser Enthüllung gegenüber die meiste Zeit seines Lebens ignorant gewesen war. Hisana verpasst zu haben, wäre gewesen, als hätte er das Leben selbst verpasst. Trotz dem, was seine Familie glaubte, wusste Byakuya, dass Hisana seine Seele gefördert hatte und ihn zu einem wahren Gentleman gemacht hatte – genauso wie Renji ihn… menschlich machte.
 

Vielleicht war ‚menschlich‘ das falsche Wort, doch Renji erhöhte auf jeden Fall Byakuyas… Empathie vielleicht. Es war der ‚Fangzahn‘, der sich durch sein Herz gebohrt hatte. Im Angesicht von Renjis unverbesserlicher Leidenschaft für - nun ja, eigentlich alles – begann das Eis, welches Byakuyas Herz nach Hisanas Tod umhüllt hatte, endlich zu schmelzen.
 

Und doch war es beängstigend, wieder verwundbar zu sein.
 

Byakuya dachte, dass dies vielleicht der Grund war, warum er immer noch manchmal Renji gegenüber austeilte. Vielleicht war das der Grund für diese lächerlichen Beleidigungen, die der Verkäufer ihnen nachgeplärrt hatte, weil Renji zu lieben, ein illusionäres Gefühl von Schwäche war. Es bedeutete, sich zu öffnen und Teile von ihm selbst zu entblößen, die selbst Hisana nie berühren konnte.
 

Es war tatsächlich ziemlich beängstigend. Verliebt zu sein fühlte sich manchmal an, als würde sich Byakuyas Magen umdrehen, als würde er zu schnell und unkontrolliert fallen.
 

Außer das man, wie bei einer Achterbahnfahrt, die Sicherheit im Arm, der einen hielt, finden konnte.
 

Da sie den Verkäufer bereits ein Stück hinter sich gelassen hatten, streckte Byakuya seine Hand erneut aus und drückte Renjis Hand kurz, lenkte so seine Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Augen trafen sich und Byakuya wollte etwas sagen, eine kurze Zusammenfassung von all seinen komplizierten Gefühlten für Renji, doch was stattdessen herauskam war: „Ist es weit?“
 

Renji lachte. „Es ist auf der anderen Seite der Brücke.“ Er deutete auf einen Bereich am anderen Ufer, wo bereits ein Riesenrad, neben Achterbahnen und anderen bunten, seltsamen Gebäuden, zu sehen war. „Schau. Direkt dort drüben.“
 

Byakuya dachte daran, wie es sich anfühlte, bei Renji zu sein. „Ich kann nicht erwarten, eine Achterbahn auszuprobieren“, sagte er.
 

Renji verschluckte sich fast. „Was? Ernsthaft?“
 

„Ja“, lächelte Byakuya. „Komm schon. Wir machen ein Wettrennen.“
 

Renjis breites Grinsen wankte, als Byakuya loslief. „Ähm, ok, aber warte! Kein Shunpō!“
 

Byakuya blickte Renji über die Schulter missbilligend an. Da er genau wusste, dass er Renji damit nur anstachelte, sagte er: „Selbst ohne Blitzschritt hast du nicht den Hauch einer Chance, mich zu schlagen.“
 

„Huh“, schnaubte Renji verspielt. „Das werden wir ja sehen.“
 


 

Renji stand am Kassenhäuschen und schaute sich die Preisliste an. Er schob seine rubinroten Haare aus dem Gesicht und hielt sie weg. Die Frau an der Kasse schien ein wenig nervös zu werden, als sie die Stirntattoos sah. Es half dabei auch nicht, dass er die Preisliste finster anstarrte. Außerdem war die Kleidung, die er trug, zumindest etwas verwirrend. Die abgerissenen Ärmel, die alle seine Tattoos auf den Armen zur Schau stellten mit den Lederbändern an Handgelenken und Hals.
 

„Himmel, ich weiß nicht“, sagte Renji schlussendlich. Er ließ seine Haare fallen und blickte durch die Strähnen zu Byakuya. „Das beste Angebot scheint der Tagespass zu sein. Doch der kostet um die 5.000 Yen.“
 

„Ich habe doch gesagt, dass ich dich einlade“, erinnerte ihn Byakuya. Eishirō hatte Byakuya einen ordentlichen Betrag als Taschengeld da gelassen. Er konnte ohne Weiteres die Eintrittskarten für sie beide bezahlen, Mittagessen kaufen und was für Dinge Renji auch immer gefallen würden.
 

Dennoch schien Renji dazu entschlossen, so vernünftig mit Byakuyas Geld umzugehen, wie er es bereits mit dem von der Division war. Renji stemmte seine Hände in die Hüften und blickte auf eine Reihe weiterer Preise, schien zu rechnen. „Trotzdem, 5.000. Ich weiß nicht. Die Sache ist, dass ich nicht erwarte, dass du den ganzen Tag durchhältst. Eine Stunde, vielleicht zwei. Wir können mit dem Riesenrad fahren und mit ein paar der Achterbahnen und vielleicht das Geisterhaus, falls sie eins haben... oder Autoskooter...“ Er blickte wieder auf die Preisliste, benutzte seine Finger, um zu rechnen. „Nun ja, ok. Ich denke, wir kommen aufs Gleiche hinaus. Ich meine, es sei denn, wir haben Glück und alle Sachen, die du machen möchtest, sind unter 400 Yen pro Nase und irgendwie glaube ich nicht, dass das geschehen wird.“
 

Byakuya nickte und bezahlte, ein wenig verdutzt, dass es so wichtig gewesen war, all diese Berechnungen anzustellen, um am Ende auf das Gleiche herauszukommen. Wie auch immer, er hatte sich feierlich geschworen, dass er versuchen würde, sein Möglichstes zu tun, um Renjis Wünsche in allen Belangen zu diesem Wochenende zu erfüllen. Soi Fons Anschuldigungen hatten sein Gefühl der Ehre tief verletzt und er würde dafür sorgen, dass es repariert wurde.
 

Tätlichkeit.
 

Und sie hatte noch eine Tätlichkeit in intimerer Weise angedeutet und das war ein Wort, dass Byakuya kaum zu sich selbst sagen konnte. Selbst in der Unantastbarkeit seines eigenen Verstandes kroch dieses eine Wort am Rande herum, wie das widerliche und hässliche Ding, das es war. Es war kein Wort, mit dem er sich jemals in seinem ganzen langen Leben in Verbindung gebracht hätte. Und ein Konzept, bei dem er immer noch Schwierigkeiten hatte, es auf jemanden so unbeugsamen wie Renji Abarai anzuwenden.
 

Die Frau im Kassenhäuschen durchschnitt Byakuyas Gedanken, als sie nach seiner Hand fragte. Als er sie ihr vorsichtig anbot, überraschte sie ihn, in dem sie ein knallrotes Band um sein Handgelenk legte. Geschickt schloss sie es mit den klebrigen Enden so, dass es nicht zu fest war, aber auch nicht verloren gehen konnte. Sie blickte zu Renji, der ihr seine Hand anbot, doch mit einem Blick auf die Lederarmbänder händigte sie das Band Byakuya aus, als sei er Renjis Aufpasser.
 

Sie traten zur Seite, damit die nächste Person in der Warteschlange seine Eintrittskarten erhalten konnte. Byakuya rätselte an der einfach aussehenden Vorrichtung herum. Renji zwischenzeitlich benutzte seine Zähne, um das Lederband an seinem linken Handgelenk abzunehmen. „Gib es her“, sagte er.
 

Byakuya folgte. Immerhin hatte er keine Hoffnung darauf, selbst so ein grundlegendes Ding der Welt der Lebenden zu verstehen. Nebenbei war er zu sehr von dem Anblick vor ihm gefesselt. Mit dem Lederband in seinem Mund und seinen langen, leuchtend roten Haaren, die ihm ins Gesicht hingen, hatte Renji dieses wilde Aussehen, dass einen tiefliegenden Hunger in Byakuya weckte.
 

Er hatte bereits schon Schwierigkeiten, die Augen von Renji weg zu lenken und etwas an diesem Moment brachte das Bild wieder in sein Gedächtnis, wie Renji am Morgen in Ketten gelegen hatte. Gott, alleine die Erinnerung an das Bild von Renji, nackt unter der Fassade der Unterwürfigkeit, erregte Byakuya sofort. Selbst nach den vorsichtigen Gedanken an das Gasthaus, flehte seine ganze Seele nach dem Anblick solcher Macht unter seinem Kommando. Ihm verlangte es schmerzvoll danach, zu hören, wie Renji flehte und zu diesen kostbaren Anblick seiner Tränen.
 

Es war eine Schande, dass sie nicht im Privaten waren.
 

„Lass uns zuerst mit dem Riesenrad fahren“, schlug Byakuya vor, versuchte dabei, die Heiserkeit aus deiner Stimme zu halten.
 

Es schien nicht so funktioniert zu haben, wie er sich das vorgestellt hatte, denn Renji blickte auf, fing ihn in einem wilden Blick ein.
 

„Heh“, grinste er wissend um das Lederband herum, dass immer noch am Metallring von seinen scharfen Zähnen herabhing. „Sicher. Klingt gut.“
 


 

Da war fast keine Warteschlange vor dem Riesenrad, nur sie und noch 2 bis 3 weitere Pärchen und Grüppchen. Der gelangweilte und schäbig aussehende Schausteller blickte ihre Bändchen an und winkte sie weiter.
 

Während sie darauf warteten, dass es losging, fummelte Byakuya an dem schweren Ring an dem Leder herum, das nun sein rechtes Handgelenk umschloss. Er hatte zugestimmt, es zu tragen, damit es nicht verloren ging oder in eine Gesäßtasche gesteckt werden musste, was sicherlich unkomfortabel gewesen wäre. Nebenbei schien Renji ziemlich aufgeregt gewesen zu sein, es ihm anzulegen.
 

„Sieht gut an dir aus“, sagte Renji in Byakuyas Ohr.
 

„Es passt überhaupt nicht“, bemerkte BYakuya, verschränkte seine Hände in seinem Schoß und starrte auf das dicke Leder.
 

„Ich denke, dass ist, was ich daran mag“, gab Renji zu, ein Finger fuhr die Linie an Byakuyas Handgelenk nach, wo Haut auf Leder traf. „Leder, das aus einem Seidenhemd derartig herausschaut…“ Seine Hände verließen das Handgelenk um verspielt Byakuyas Nase anzustupsen. „Es lässt dich wie ein Typ aussehen, der ein geheimes Leben hat. Du weißt schon, mehr als man mit bloßem Auge erfassen kann. Mysteriös. Sexy.“
 

Und doch kannte Renji ihn besser, als fast jeder. Byakuya schüttelte liebevoll den Kopf. „Ich habe das Gleiche über dich gedacht.“
 

Renji lachte. „Ich bin der letzte Kerl, den du mysteriös nennen solltest.“
 

„Wahr. Doch du bist unbändig sexy“, sagte Byakuya.
 

„Unbändig, huh?“, Renji grinste draufgängerisch und blickte Byakuya wissend von der Seite an. „Du bist in dieser Laune, eh? Ich dachte, dass du es vielleicht wärst. Bedeutet das auch, dass ich ‚eigensinnig‘ bin?“
 

„Ohne Zweifel“, sagte Byakuya ruhig, doch sein Herzschlag wurde schneller.
 

„Heh“, war Renjis einziger Kommentar, als er seinen Arm über die Rücklehne des kibbeligen Schalensitzes legte und die Sitze damit leicht wackeln ließ. Sie waren vielleicht gerade 3 Kabinenlängen hochgefahren, als sie noch einmal anhielten, um weitere Kabinen zu füllen. Über ihnen konnten sie die Füße von einem Vater mit seinen zwei aufgeregten Töchtern sehen. Renjis Finger spielten mit dem Stoff um Byakuyas Schultern. Die Hitze von Renjis Körper, wo sie sich in den beengten Sitzen berührten, erinnerte Byakuya daran, wo er nun lieber wäre und was er so verzweifelt mit ihm tun wollte.
 

Wie gewöhnlich und trotz großer Mühe, es zu verbergen, schien sich Renji Byakuyas Erregung bewusst zu sein. Er lehnte sich zu ihm, knabberte an Byakuyas Ohr. Seine Stimme war ein tiefes Grummeln, als er sagte: „Ja, weißt du, wir sind beide nach diesem Morgen frustriert. Also habe ich einen Vorschlag für dich.“
 

Einen Vorschlag? Hier im Vergnügungspark? Interessant. „Tatsächlich?“
 

„Ja“, sagte Renji, zog sich zurück und blickte Byakuyas Profil an. „Ich weiß, du bist es nicht, aber ich bin ich Kuschellaune. Also hab ich ein Kompromiss. Wie wäre es, wenn wir mit dem Ding hier fahren, bis ich müde werde, dich zu küssen? Danach gewinnst du mir etwas Niedliches von einem der Buden. Dann gehen wir zurück ins Hotel und du kannst deine verruchte Ader an mir auslassen.“
 

Küssen und was Niedliches? Schien ein kleiner Preis für ein Versprechen nach ‚Verruchtheit‘. Byakuya drehte sich, damit er Renji anschauen konnte. Das Riesenrad kam wieder ruckelnd in Fahrt. „Ich akzeptiere deine Bedingungen im Allgemeinen. Dennoch, definiere bitte ‚verrucht‘.“
 

Renji wurde vor Überraschung etwas bleich, da er so unter Zugzwang geraten war, doch er überdeckte es, indem er sich den Nacken kratzte. „Uh, nun ja, ich denke, ich bin offen für alle Ebenen von ‚verrucht‘. Ich meine, ich hatte eine super Zeit mit diesem… ähm“, er blickte nach oben zu den baumelnden Füßen über ihren Köpfen, besorgt, dass sie von den Kindern gehört werden könnten. „… Ding von letzter Nacht. Ich bin offen für etwas in dieser Richtung.“
 

„In der Richtung von dem Humbler?“, wiederholte Byakuya nur, um sicher zu gehen. „Das war ziemlich intensiv.“
 

„Ja, aber fantastisch“, bemerkte Renji mit einem leichten Rotschimmer. Es sah bezaubernd an ihm aus, mit seinen offenen und wilden Haaren; es war, als hätte er einen Tiger zum Erröten gebracht. „Ich weiß, dass du dich nicht gerne wiederholst, aber… nun ja, ich habe das Gefühl, da gibt es mehr, was wir mit diesem Ding tun können… ähm, vielleicht? Keine Ahnung. Du bist der Einfallsreiche.“
 

Es war faszinierend, dass Renji es genauso genossen hatte, wie er, wenn man bedachte, wie schmerzhaft es gewesen sein musste. Dennoch sah er wundervoll darin aus. Byakuya war ganz sicher empfänglich dafür, dieses spezielle Vergnügen zu wiederholen und da gab es immer Variationen dazu. Byakuya hatte einige Ideen dazu im Nachhinein. „Ja, ich kann mir da einige neue Dinge vorstellen, die wir tun können, wenn das deine Vorliebe ist.“
 

Das Riesenrad ruckelt noch eine Etage höher. Sie waren jetzt fast ganz oben. Der Ausblick war atemberaubend. Sie waren fürchterlich weit oben, doch das Gelände des Vergnügungsparks mit seinen grellen Farben und lauten Gewusel war weit genug entfernt, dass Byakuya den Spektakel ein wenig genießen konnte.
 

Renji blickte stirnrunzelnd in den blauen Himmel mit den dünnen Wolken. Ein Flugzeug zog einen Streifen in den Himmel weit über ihnen. Renjis Hand legte sich um Byakuyas Schulter, zog ihn näher an sich heran. „Ich möchte nicht, dass es nur meine Sache ist. Ist da etwas Bestimmtes, was du möchtest?“
 

Ich möchte die Dinge für dich richtig machen, dachte Byakuya. Ich möchte das Gasthaus, die Allee und alle Fehler tilgen, für immer. Stattdessen sagte er: „Dass du daran interessiert bist, überhaupt es mit der Ausrüstung zu versuchen, ist genug für mich. Ehrlich, ich bin überrascht, dass du so eifrig darauf bist, mich nach alldem zu küssen.“
 

„Warum würde ich nicht? Ich liebe es, dich zu küssen. Du bist wundervoll und… oh, du denkst doch nicht, dass ich immer noch sauer wegen der Hollow-Sache bin?“ Bevor Byakuya erklären konnte, dass er viel mehr als das meinte, fuhr Renji fort: „Denn das bin ich nicht. Nicht wirklich. Jedenfalls nicht in dieser konstruktiven Weise. Ich meine, meiner Meinung nach ist diese Klassen-Scheiße derart bescheuert, dass mir dafür die Worte fehlen, aber das denke ich schon eine lange Zeit. Ich kann dir da keinen Vorwurf machen. Es kann keiner etwas dafür, dass du an der einen Stelle geboren und ich an der anderen Stelle wiedergeboren wurde.“
 

Und doch war es der Knackpunkt von so vielem. Byakuya war geboren worden, Renji war wiedergeboren worden.
 

Das Riesenrad drehte sich mit einem plötzlichen Ruck. Die Mädchen über ihnen quiekten fröhlich, als das Rad begann, sich zu drehen, für sie erst rückwärts und ein wenig schneller, als Byakuya erwartet hatte. Es fühlte sich an, als würde sich sein Magen umdrehen und er griff unbewusst nach der Haltestange. Renjis Griff um seine Schulter wurde fester. Mit einem zufriedenen Seufzen lehnte sich Byakuya an ihn und beugte den Kopf so, dass er gegen Renjis Hals ruhte.
 

„Nein“, stimmte Byakuya zu. „Es trägt niemand die Schuld.“
 


 

Auch wenn sich Byakuya fragte, wie sich Renji fühlen würde, wenn er herausfand, dass die 12. Division unter Umständen auch dafür verantwortlich war, dass er in Inuzuri gelandet war. Und, dass sehr wahrscheinlich, seine hollowähnliche Stärke ihn dazu verdammt hatte, an so einem entfernten, bettelarmen Ort gestrandet zu sein. Aber es schien wohl kaum der richtige Zeitpunkt zu sein, diesen Teil anzusprechen. Also genoss Byakuya die Behaglichkeit ihres gemeinsamen Schweigens.
 

Renjis Finger fanden den Weg zu Byakuyas Haaren, strichen am Haaransatz im Nacken entlang. Er beugte sich vor und schnüffelte kurz an Byakuyas Scheitel, was ihn Lächeln ließ.
 

Da er sich langsam an den Rhythmus der Auf und Abs des Riesenrads gewöhnt hatte, verließ Byakuyas Hand die Haltestange, um sich auf Renjis Oberschenkel zu legen. Da war eine angenehme Privatsphäre, trotz der offenen Kabinen. Byakuya wandte sich zu Renji und bemerkte, dass Renji ihn mit tiefem Verlangen anblickte.
 

Ah, ja. Küssen.
 

Byakuya kam näher, um zu gehorchen. Ihre Lippen trafen sich und Renji öffnete ungeduldig seinen Mund für ihn. Enthusiasmus war Renjis beste Eigenschaft beim Küssen. In einigen anderen Hinsichten war er furchtbar darin. Er hatte eine Tendenz zur feuchten Schludrigkeit, doch er gab jeden Fitzel seiner Leidenschaft in selbst dem einfachen Kuss. Byakuya hatte früher einmal überlegt, Renji in der feineren Art des Küssens zu unterrichten, ihn vielleicht einmal durch die Komplexität des Tanzes zwischen Zunge und Berührungen zu führen. Renji würde sich ohne Zweifel in einer solchen Art der Übung stürzen, bis er es gemeistert hätte.
 

Doch dann war diese Rohheit verloren.
 

Verschwunden wäre dieses überwältigende Gefühl, jedes Mal hungrig verschlungen zu werden, als wäre sein Mund ein Bankett, das für einen Verhungernden war. Verloren wäre die Neuheit von jedem Zusammentreffen, die Weise, wie Renji jeden Kuss anging, als hätte er noch nie zuvor etwas Derartiges getan. Als wäre jedes Gefühl etwas Unbekanntes, in das er schwelgen, was komplett erkunden und erfreuen müsse.
 

Byakuya hatte immer das Gefühl, als würde er probiert, in derselben Weise, wie Renji scheinbar immer an ihm riechen wollte.
 

Renji schien entschieden zu haben, Luft zu holen. Er zog sich etwas zurück, strich mit seiner schwieligen Hand Byakuyas Gesicht entlang. Byakuya lehnte sich dagegen. Er liebte Renjis raue Hände fast genauso, wie seine lächerlich unordentlichen und groben Küsse.
 

Renji machte einen Laut, der eine Mischung aus Überraschung und Zufriedenheit zu sein schien. „Verdammt“, sagte er fast atemlos.
 

„Ich nehme an, dass es eine Art Kompliment ist“, sagte Byakuya.
 

Renji lachte. Seine Finger zogen sich zu ihrer gewohnten Lieblingsbeschäftigung zurück: Durch Byakuyas Haare gleiten. „Ja, ist es. Denn: verdammt.“
 

Byakuya lehnte sich vor und küsste Renji kurz auf die Lippen. „Ich weiß, dass sich Rukia ein Stück weit ermutigt hat, aber meinst du das ernst wegen dem Reinigungsritual? Es ist viel rauer für die, die zu einem Kuchiki werden.“
 

„Nun ja, es ist eine gute Sache, dass ich nicht… Warte, was?“, Renji wurde steif vor Schreck, stieß mit Byakuyas Kopf zusammen und ließ ihre Stühle wackeln. „Wenn du das sagst, redest du nicht über mich, oder?“
 

„Das tue ich“, sagte Byakuya, blickte Renji dabei verwirrt an. Hatte dieser dumme, hirnlose Pavian überhaupt nicht zugehört, als Byakuya ihm den Kenseikan-Splitter gegeben hatte? „Ich hoffe, dass wenn das neue Familienoberhaupt eingesetzt ist, dass du und ich unsere Beziehung formalisieren können.“
 

„Whoa! Formalisieren? Haben wir darüber geredet? Willst du mir einen Heiratsantrag machen oder so was?“
 

Renji konnte nicht mehr als ein in die Enge getriebenes Tier aussehen. Seine Hand hatte Byakuyas Schulter verlassen und die andere war ähnlich angehoben, als würden sie irgendeine Attacke abwehren. „Warum sonst würde ich meine Position in meiner Familie aufgeben wollen?“, fragte ihn Byakuya. „Ist dir die Andeutung davon die ganze Zeit entgangen?“
 

„Ähm… nun ja, ich meine…“, Renji riss sich weit genug zusammen, um mit den Schultern zu zucken. „… ja? Du hattest etwas davon gesagt, dass es dich von dem Druck befreit, einen Erben zu zeugen… Ich denke nicht, dass es deswegen war, weil du und ich… dass ich… Ich weiß noch nicht einmal, was ich sein würde… Was zum Teufel würde ich werden?“
 

Byakuya hatte noch nicht alles bedacht, doch er sollte vielleicht die wichtigste Angelegenheit zuerst ansprechen. Er hatte das Gefühl, dass Renji nicht gut darauf reagieren würde. „An einem Punkt würde ich deinen Namen gerne zum Kuchiki Koseki hinzufügen.“
 

„Auf der Familienrolle niedergeschrieben?“, Renji blinzelte. „Du sagst, du würdest mich adoptieren?“
 

„Du musst zugeben, dass das die beste Lösung für unsere Umstände wäre“, sagte Byakuya. Da gab es keine Eheschließung, die sie eingehen konnten, die auch anerkannt wurde. „Tante Masama hat mir sehr bewusst gemacht, wie verwundbar du bist. Es würde ebenfalls eine Erbschaft möglich machen. Ich sorge mich sonst, dass meine Familie jeglichen Anspruch von dir auf die Division abschmettern wird.“
 

„Ist das nicht Sache vom Generalkommandanten?“, Renji hielt kopfschüttelnd inne. „Und bist du da nicht ein wenig naiv? Wenn man bedenkt, wie gerne deine Familie mich dafür kastrieren möchte, dass ich dich nur berühre, glaubst du da nicht auch, dass sie mir tatsächlich die Eier abreißen werden, wenn du mich zu deinem… zu was würdest du mich machen?“
 

„Ich würde dich zu meinem Nutznießer machen“, es war nicht wirklich ein Titel zum jetzigen Zeitpunkt, doch Byakuya hatte Pläne, dies auszuarbeiten, damit Renji mühelos die Sechste übernehmen konnte und eine Pension sowie einen Ort zum Leben hätte. „Du könntest nicht mein Erbe sein. Das wird natürlich Rukia sein. Wie auch immer, ich denke, ich kann veranlassen, dass du komfortabel und geschützt ohne mich bist.“
 

„Geschützt vor was? Ich habe einen respektablen Rang. Niemand außer dir und dem Generalkommandanten kann mir das nehmen. Also komm ich klar, weißt du.“ Renji grinste schief. „Es ist süß von dir, dass du dir um mich Sorgen machst und ich möchte auch nicht unhöflich oder respektlos oder sonst was sein. Aber ich kann nicht zulassen, dass Seichi der letzte Abarai ist. Er ist ein Idiot. Auch wenn es scheinbar so etwas wie eine typische Familieneigenschaft zu sein scheint, dieser dumme Scheißhaufen könnte immer noch für seine Rolle bei der Attacke auf unsere Leute hängen. Außerdem, tut mir leid, aber ‚Renji Kuchiki‘ hat einfach nicht den richtigen Klang, wenn du weißt, was ich meine?“
 

„Ich denke, Renji Kuchiki klingt gut. Es ist perfekt im Takt ausbalanciert und ergibt einen angenehmen Reim. Ich denke, mein poetischer Vater würde den Klang anerkennen“, sagte Byakuya leicht heraus, versuchte zu verstecken, dass ihn dieses Gespräch verletzte. Selbst wenn er wusste, dass Renji schlecht reagieren würde, es war immer noch eine schmerzvolle Zurückweisung. Nicht so sehr, weil Byakuya dachte, dass Renji ihn weniger liebte, sondern, weil da nur sehr wenige Möglichkeiten für sie beide waren. Und, trotz was Renji scheinbar dachte, gab es reale Gefahren für ihn, die abgeschwächt werden könnten, wenn er diesen Namen trug. Selbst wenn er nicht die Unterstützung seiner Familie hatte. „In Wahrheit habe ich erwartet, dies im Geheimen zu machen. Du könntest bis zu meinem Tod ein Abarai bleiben.“
 

„Deinem Tod?“, Renji schien sich ein wenig zu entspannen. Sein Arm fand seinen Weg zurück um Byakuyas Schulter und er drückte Byakuya kurz an sich. „Du redest so, als würde ich dich überleben, als würde ich nicht planen, nicht ebenfalls in dem Kampf unterzugehen, der dich auslöscht.“
 

„Wenn wir das Glück haben, Seite an Seite zu sein, wenn dieser Tag kommt“, bemerkte Byakuya. „Du bist immerhin auf Mission hier. Und ich nicht.“
 

Das Riesenrad kam knarzend zum Halt. Ihre Sitze schwangen ein paar Momente wackelig hin und her, bis sie ganz oben zur Ruhe kamen. Renji blickte die Landschaft unter ihnen finster an. Der Fluss schnitt sich durch die Stadt, wie ein breiter, dunkler Fladen, sichtbar am Rande des Geländes des Vergnügungsparks. Renji grunzte unglücklich. „Lässt du mich dich noch etwas mehr küssen, oder was?“
 

Also war die Angelegenheit beschlossen. Renji wollte nicht über eine Zukunft ohne Byakuya nachdenken. Byakuya konnte sicher diesen Gedanken nachempfinden, doch er wusste, dass Liebe den Tod nicht bezwingen konnte. Der Tod kam immer, egal ob man es wollte oder nicht; Kein Aufkommen von Willen konnte ihn stoppen.
 

Dennoch gab es keinen Grund, diesen Punkt heute weiter anzusprechen. Vielleicht würde es Renji, zu gegebener Zeit oder mit ausreichender Motivation, überdenken. Wenn nicht, konnte Byakuya überlegen, Renjis Namen ohne dessen Zustimmung oder die seiner Familie hinzuzufügen. Vielleicht eine Art Formular bei den richtigen Personen hinterlegt, das erst in Kraft tritt, sobald die Nachricht von Byakuyas Tod aufkam.
 

Ja, das könnte die perfekte Lösung sein.
 

So entschlossen, sagte Byakuya: „Ja, du kannst mich küssen.“
 

Sie fuhren hoch und runter, Runde für Runde, wedelten dem Schausteller mit ihren Armbändern für einige weitere Runden, bis Renjis Leidenschaft schlussendlich drängender werden zu schien. „Ok, du kannst mir jetzt so ein Stofftier gewinnen und dann können wir gehen“, sagte er heiser.
 


 

Sie gingen zwischen all den Buden entlang und schauten sich all die verschiedenen Spiele und Preise an. Renji schien nach etwas Speziellem zu gucken. Jedes Mal, wenn sie langsamer wurden, versuchten ihnen die Verkäufer ihre Buden schmackhaft zu machen. Renji diskutierte scherzhaft mit einem von ihnen über die Qualität ihrer Waren, als Byakuya spürte, wie etwas seinen Rücken traf. Als er herumwirbelte, um zu schauen, was geschehen war, sah er verärgert dreinschauenden Teenager mit einer, nun leeren, Eiswaffel. „Oh, hey, das tut mir leid, ich hab dich da nicht rumstehen gesehen.“
 

Byakuya blickte eisig. Er war in seinem Gigai, also absolut sichtbar für jedermann. Er wollte das sagen und Unterwürfigkeit fordern. Immerhin würden sie in der Soul Society Entschädigungen anbieten und mit wesentlich mehr Ernsthaftigkeit entschuldigen. Dieser junge Grobian schien noch nicht einmal zu einer kleinen Verbeugung in der Lage zu sein.
 

Renji kam an Byakuyas Seite zum Vorschein. „Hey!“, schnaubte er den Jungen an. „Was zum Teufel?“
 

Irgendwie schien der Anblick von Renji den Jungen zusammenschrumpfen zu lassen. „Schau, Mann, ich hab schon gesagt, dass es mir Leid tut. Es war ein Unfall, ok?“
 

„Schau gefälligst das nächste Mal, wo du hinläufst, huh?“
 

Das schien seltsamerweise das Ende gewesen zu sein. Der Junge hetzte davon, während klebriges Eis in Byakuyas Unterhose tropfte. „Mein Hemd ist ruiniert“, bemerkte Byakuya verärgert.
 

Renji blickte sich die Rückseite an. „Ja, ist es irgendwie.“ Er lächelte Byakuya lasziv an. „Du könntest ohne weitergehen. Es ist warm genug.“
 

„Oberkörperfrei? Bist du verrückt?“
 

„Es war nur ein Gedanke... Ein wirklich, wirklich hoffnungsvoller Gedanke“, murmelte Renji. „Ich könnte versuchen, dir eins davon zu gewinnen“, schlug er vor und deutete auf ein Spiel, dass zu beinhalten schien, Luftballons mit Dartpfeilen abzuwerfen. Die Preise waren alles T-Shirts, wie es Renji trug, doch einige warben auch damit, dass sie im Dunklen leuchteten und glitzerten. Bevor Byakuya protestieren konnte, gab Renji bereits einige Yen an den Verkäufer, um es zu versuchen. Natürlich konnte er herausragend gut zielen, sodass sich Byakuya eine Minute später ein schwarzes T-Shirt in seiner Größe aussuchte. Das Motiv war ein schwarzer Panther, in einem sogenannten '3-D-Druck' unter etwas, das man 'schwarzes Licht' nannte.
 

Sie fanden ein halb geschützten Ort zwischen den Buden und Byakuya wechselte das Oberteil, während Renji seine Privatsphäre schützte. Nachdem er das Shirt über seinen Kopf gezogen hatte, blickte er missbilligend auf den himbeerfarbenen Streifen auf dem Hemd. „Und was machen wir mit dem Hemd?“
 

Renji zuckte mit den Achseln. „Ich bin sicher, dass es Eishirō irgendwie rausbekommt. Gib es her, ich binde es mir um die Taille."
 

Wie eine Art Gefallen? Byakuya lächelte und händigte es ihm aus. "In Ordnung, warum nicht?"
 

Sie gingen eine Weile die Buden ab, Renji suchte immer noch nach etwas, was laut ihm 'niedlich' war. Als sie einige Buden passiert hatten, stellte Byakuya fest, wie er fasziniert auf etwas blickte, dass man 'Autoskooter' nannte. All die jungen Leute schienen dort zu sein, kreischten und hatten solch ein Spaß, in dem sie sich gegenseitig rammten. In der Warteschlange sah Byakuya einen bekannten Schopf mit orangenen Haaren.
 

"Komm Renji", beharrte Byakuya und ging mit plötzlicher Entschlossenenheit zu den Autoskootern. "Ich glaube, wir müssen eine Herausforderung aussprechen."
 

"Huh?", Renjis Blick folgte dem von Byakuya und dann nickte er ernst. "Oh ja!"
 


 

Rukia schien nicht in der Lage, ihren Blick von dem Panther auf Byakuyas Brust abzulenken. Kurosaki war zwischenzeitlich bereits dazu übergegangen, mit Renji herumzustreiten, wer von den beiden der bessere Fahrer sei. Kurosaki drehte sich mit einem breiten Grinsen zu Byakuya um und sagte: "Ich hätte nicht gedacht, dass das dein Ding ist, Byakuya."
 

Rukia und Renji zuckten zeitgleich wegen der lockeren Vertrautheit zusammen. Byakuya hingegen hatte sich bereits darauf eingestellt gehabt. "Ist es nicht wirklich", gab er zu. "Ich bin für Renji hier."
 

"Für Renji?", dieser Gedanke schien Kurosaki für einen Moment zu verblüffen und er blickte zwischen den beiden hin und her. Dann weiteten sich seine Augen. "Oh, richtig! Weil du und Renji... uh, oh. Ähm... wow." Er hielt stotternd inne, sein Gesicht hatte die Farbe von roter Beete. "Denn das ist überhaupt kein seltsames Pärchen oder so."
 

"Still", ermahnte Rukia und schlang ihren Arm um Kurosaki. "Ich denke, es ist super, dass du Autoskooter ausprobieren möchtest, Nii-sama! Ward ihr schon auf vielen Fahrgeschäften?"
 

"Nur dem Riesenrad", sagte Byakuya.
 

"Das ist... ähm, romantisch", murmelte Kurosaki und sowohl Rukia, als auch Renji, machten einen Schritt auf ihn zu, um ihm eine Backpfeife zu verpassen. Er wich Renji geschickt aus, doch Rukia landete einen Treffer gegen sein Ohr. Er rieb sich theatralisch die Seite und schnitt ihr eine Grimasse.
 

„Ist es“, stimmte Byakuya zu, setzte sich an die Spitze der kleinen Gruppe und zeigte sein Bändchen, als die Warteschlange voranging. Nur, damit sich Kurosaki noch mehr krümmte, fügte er hinzu: „Sehr romantisch.“
 

Byakuya war seltsam erfreut über die erstickten Laute, die sowohl von Kurosaki, als auch von Renji kamen.
 


 

Es dauerte eine Weile, bis Byakuya die Mechanik der kleinen Gefährten verstand. Wie auch immer, Kurosaki zeigte keine Gnade, knallte immer wieder in ihn hinein, während er unangenehm durch die Gegend geschleudert wurde. Renji beschäftigte daraufhin Kurosaki für eine Weile, doch dann wurde er plötzlich zur Seite geschoben von... ausgerechnet Rukia!
 

Byakuya blickte in ihr gigantisches, wenn auch schelmisches und nervöses Grinsen. Byakuya schielte sie an. „Ich sehe, wie das hier läuft. Verraten von der eigenen Familie“, sagte er, als wäre er zutiefst beleidigt. „Das, meine liebe Rukia, bedeutet Krieg.“
 

Sie quiekte und trat schnell den Rückzug an. Da er jedoch die Kontrolle seines Gefährts gemeistert hatte, war die Jagd eröffnet!
 

Gerade als Byakuya sicher war, dass er Rukia in die Ecke gedrängt hatte, schien Kurosaki entschlossen zu sein, einen Rettungsversuch zu unternehmen. Zum Glück rammte ihn Renji aus dem Weg. Da er es selbst mit Kurosaki aufnehmen wollte, fuhr Byakuya Renji in die Seite. Rukia stürmte mit einem Schlachtruf nach vorne und krachte in Kurosaki.
 

Viel zu schnell war es vorbei. Ausgerechnet in der Mitte einer Teamarbeit! Byakuya und Renji waren hinter Kurosaki her... als die kleinen Autos aus gingen.
 

Natürlich sprang Kurosaki aus seinem Auto und bot Byakuya eine Hand an. Dieser überlegte, die Hand zu verweigern, doch es war offensichtlich als Geste des guten Willens gemeint. Also griff Byakuya zu und ließ sich von Kurosaki auf die Füße ziehen. Doch statt die Hand loszulassen, zog Byakuya ihn näher. „Nächstes Mal, Kurosaki, wirst du nicht so viel Glück haben.“
 

„Oh ja? Klingt nach einer Herausforderung! Noch eine Runde!“
 

Byakuya erlaubte sich ein kleines Grinsen. „Einverstanden.“
 


 

Sie drehten noch einige Runden. Irgendwann entschuldigte sich Kurosaki und sagte, dass er und Rukia noch zu den Achterbahnen wollten. Renji sah so aus, als wolle er sich von den beiden verabschieden, doch Byakuyas Neugierde war geweckt. Der Autoskooter war überraschend spaßig gewesen und Byakuya wollte noch nicht, dass der Tag vorrüber war.
 

„Können wir nicht?“, fragte Byakuya Renji.
 

Renji sah ein wenig überrascht aus, dass er um Erlaubnis gefragt wurde und von der Tatsache, dass plötzlich alle Drei auf seine Antwort warteten. „Ähm, ich denke... ich meine, wenn du möchtest.“
 

„Du hast doch keine Angst, oder Renji?“, fragte Ichigo.
 

Renji gab einen schnaubenden Laut von sich.
 

Hatte er das? Es schien unwahrscheinlich, da er keine Probleme mit Shunpō hatte und er gelegentlich auf Hihio Zabimarus Knochenfragmenten ritt. Byakuya ließ sich etwas zurückfallen, um neben Renji gehen zu können. "Würdest du lieber zurück zum Hotel gehen?"
 

Renjis Augen blickte zu Rukia und Ichigo, die vor ihnen gingen, ihre Körper waren zum jeweils anderen gebeugt. "Alles gut. Ich hatte nur nicht erwartet, auf ein Doppeldate zu gehen."
 

Rukia blickte sie ermutigend über ihre Schulter an.
 

Byakuya konnte verstehen, warum es vielleicht unangenehm war. Kurosaki schien entschlossen zu sein, unangemessene Kommentare und Andeutungen über ihre Beziehung von sich zu geben. Rukia hingegen starrte weiter auf Byakyuas Panther-T-Shirt und dem Lederarmband, als könnte sie ihren Augen nicht trauen. Renji musste seinem Rivalen zuschauen, wie er mit seiner besten Freundin flirtete und Byakuya sah Gespenster – nicht nur wie sonst das von Hisana, sondern auch noch das von Kaien Shiba.
 

"Nur eine Runde", bot Byakuya an, als Renji nichts sagte. "Gerade genug, um meine Neugierde zu befriedigen."
 


 

Es stellte sich heraus, Byakuya liebte die Geschwindkeit, den Nervenkitzel, die... Wildheit der Achterbahn. Es hätte gemäßigt sein sollen, er war im Shunpō immer schneller, doch er war nicht die lenkende Hand hinter der Geschwindigkeit. Jede Drehung, jede Wendung kam aus dem Nichts. Es war unerwartet, überraschend, als würde er von Senbonzakura durch die Lüfte getragen werden. Eine Fahrt konnte ihn nicht befriedigen. Als er sich das nächste Mal umschaute, waren Ichigo und Rukia bereits weitergegangen und Renji begann auszusehen, als wäre er ein wenig grün um die Nase.
 

"Ich setzte die letzte Runde aus, ok?", sagte Renji, als Byakuya sofort wieder zur Warteschlange ging.
 

Letzte Runde? "Oh. Ja, natürlich. Warum holst du dir nicht etwas zu Essen?"
 

Renji nickte dankbar.
 

Es stellte sich heraus, dass es weniger Spaß machte, ohne einen schreienden Renji an seiner Seite. Als die Fahrt vorbei war, wartete Renji bereits auf ihn und hatte etwas auf einem Stab in seiner Hand. Es stellte sich als ein riesiger Zylinder aus Frittiertem, der... vage obzön aussah. Byakuya nahm es misstrauisch. "Was ist das?"
 

"Corn Dog", erklärte Renji, während er ziemlich verführerisch von seinem abbiss.
 

Byakuya musste grinsen. Es gab keine Möglichkeit, dieses Ding zu essen, ohne dass es vollkommen pornografisch war. Als Byakuya einen großen Bissen nahm, war er froh, dass Rukia schon lange weg war.
 

Zu beobachten, wie Byakuya aß, brachte ein riesiges, dümmliches Grinsen auf Renjis errötetem Gesicht. Seine Augen wurden groß, als er scheinbar Probleme hatte, den Bissen seines Mundes hinunterzuschlucken, den er von seinem, in Teig gehüllten, Hot Dog genommen hatte. "Murgh", war alles, war Renji sagen konnte. Er sah aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig werden, als Byakuya den Senf von der knusprigen Hülle der langen, phallischen Leckerei leckte.
 

Renji schaffte es, seine Augen von Byakuya loszureißen und sah plötzlich das, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte. "Oh, hey!", sagte er, griff Byakuya an der Hand und zog ihn zu einem der Buden. Byakuya war überrascht, dass sie gefüllt mit übergroßen Stofftieren war.
 

"Das?", fragte Byakuya.
 

"Ja", sagte Renji. Er deutete auf die Tiere. "Niedlich."
 

"Wie du wünschst", sagte Byakuya mit einem Nicken. Es war eine einfache Angelegenheit und Byakuya gewann den riesigen Stofftiger für Renji schon beim ersten Wurf.
 

Der Verkäufer sah beeindruckt aus. "Die meisten Leute sind nicht so gut darin, bewegliche Ziele derart zu verfolgen."
 

"Die meisten Leute", erinnerte Byakuya den Mann, "sind keine Kuchiki."
 

"Verdammt richtig", stimmte Renji zu und nahm seinen Preis entgegen.
 


 

"Was hast du mit diesem Ding vor?", fragte Byakuya, nachdem sie den Rückweg mit Shunpō zurückgelegt hatten. Der Stofftiger war riesig, fast halb so groß wie Renji. Bei seinem Schwanz gehalten, war er vielleicht so groß wie Rukia.
 

„Ich lasse ihn von Ishida modifizieren, damit er ein plüschiger Nue wird.“
 

Byakuya blinzelte, immer noch unsicher, warum die Zugabe eines Schlangenschwanzes und eines Paviankopfs die Sache besser machen würde. „Zu welchem Ergebnis?“
 

„Was meinste mit 'zu welchem Ergebnis'? Damit ich damit kuscheln kann. Was denn sonst?!“
 

Byakuya schüttelte seinen Kopf. „Ich werde dich wohl niemals vollkommen verstehen, Renji Abarai.“

A Bit of Paradise

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hot House Flower

Das Gefühl, wie Byakuya sich aus ihrer Umarmung wandte, weckte Renji. Auf Renjis neugierigem Blick hin schüttelte Byakuya nur mit dem Kopf. Selbst im Halbdunkel des Hotelzimmers flehte sein Blick: ‚Schlaf weiter‘.
 

Mit einem Nicken schloss Renji die schweren Augenlider. Dann drehte er sich um, was einige Bücher hinunterfallen ließ. „Aw, scheiße“, murmelte Renji und drehte sich so, dass er sie aufheben konnte. Natürlich sorgte das dafür, dass noch weitere geräuschvoll auf dem Boden landeten. Schlaf machte Renji dumm und tollpatschig. „Mrgh.“
 

Eine kühle, bestimmte Hand griff nach Renjis Wade, als sich die Beine über den Rand des Bettes streckten. „Sie können warten.“
 

„Sicher, Kommandant?“
 

Finger fuhren für einen Moment die neuen Tattoos nach. Dann konnte er ein missbilligendes Zungeschnalzen hören. „Leg dich wieder schlafen.“
 

Nackt tapste Byakuya in Richtung Badezimmer davon.
 

Durch halb geschlossene Augen beobachtete Renji, wie er ging. Tür geöffnet, Lichter angeschaltet, gefolgt von tastenden Lauten, bis die Dusche an war. Renji lächelte und schüttelte den Kopf. Armer Byakuya. Die Welt der Lebenden war nichts für ihn.
 

Trotz der Anweisung stellte Renji fest, dass er auf all den Büchern nicht schlafen konnte. Er richtete sich auf, immer noch verschlafen und begann langsam und mit Mühe, sorgsam und in alphabetischer Reihenfolge und nach Serien, die Bände auf die Fensterbank zu stellen. Das Buch, welches scheinbar den meisten Schaden von ihren Aktivitäten genommen hatte, war eines der antiken Gedichtbände. Renji legte den zerrissene Einband zur Seite und glättete die zerknitterten Seiten. Dann suchte er nach etwas Schwerem, um es auf das fragile Buch zu legen, in der Hoffnung, dass der Druck die Knitter ausbügeln könnte. Es würde vielleicht wieder werden. Zumindest war es nicht befleckt. Byakuya kannte sicher einen Bücher-Restaurator, der den Einband flicken konnte.
 

Ironischerweise war das einzige andere Buch, das ernsthaften Schaden genommen hatte, eines von Renjis Bara. Es war… fürchterlich und unleserlich. Er konnte kaum die Seiten umblättern. Mit einem traurigen Seufzen deklarierte er es als Verlust und warf es in den kleinen Mülleimer an der Seite des Nachttisches.
 

Unter dem Bett von Renji lagen die letzten paar verschwundenen Yaoi-Titel und das Penis-Band-Ding. Renji konnte sich nicht erinnern, dass Byakuya es ihm überhaupt abgenommen hatte. Er sortierte die Bücher ein und warf das Band-Dingsi in den Sexspielzeug-Schrank.
 

Dann machte er sich daran, dass Bett neu zu beziehen. Er fand eine neue Bettgarnitur in dem Kleiderschrank, in dem Eishirō auch eine erschreckende Sammlung von seidenen Hemden aufgehangen hatte. Es war wie ein Regenbogen an Auswahlmöglichkeiten, auch wenn die kühleren Farben überwogen. Da war eins in einem dunklen violett, dass Renjis Augen wirklich auf sich lenkte. Er musste versuchen, dass Byakuya es morgen trug, da es ihr letzter Tag gemeinsam war. Und wenn man gerade davon sprach, war Renji nicht sicher, was er mit dem zerrissenen Hemdstücken machen sollte, die auf dem Flur lagen. Er ließ sie vorerst dort und bezog das Bett mit militärischer Präzision. „Das würde so bei jeder Inspektion durchgehen“, murmelte er sich selbst stolz zu.
 

Bevor er hineinkrabbelte und die Präzision wieder zerstörte, entschied Renji, Byakuyas Kleidung so ordentlich wie möglich zusammenzufalten und auf dem Stuhl an der Tür zu legen. Er sammelte die Stücke von dem Hemd auf und schüttelte den Kopf über sich. Verdammt, dachte er, während er die Fetzen zusammensuchte, sieht aus, als hätte es ein wildes Tier zerrissen.
 

Seine eigene Kleidung trat er nur zu einem Haufen an seiner Seite des Bettes zusammen.
 

Renji nickte über seine Arbeit. Er würde sich besser fühlen, wenn er einen Ort hätte, wo er das dreckige Bettzeug hinlegen konnte, aber da war nicht so viel, was er tun konnte, ohne das Personal vom Hotel zu rufen. Er könnte selbst eine Wäsche gebrauchen, doch die Dusche lief immer noch. Kurz unterhielt er den Gedanken, Byakuya zu ‚überraschen‘ in dem er dazu kam… Doch Byakuya hatte ihm gesagt, dass er wieder schlafen sollte. Wenn er Gesellschaft hätte haben wollen, hätte er danach gefragt.
 

Richtig. Renji musste eben warten, bis er sich am Morgen einweichen konnte. Er roch nach Schweiß und Sex, doch Byakuya würde noch nicht einmal erwarten, dass er das Bettzeug gewechselt hatte, also wäre er nicht zu angeekelt von seinem Zustand. Eh, dachte Renji mit einem Achselzucken, als er den Stofftiger zu sich zog, um sich an ihn zu kuscheln. Wenn Byakuya dachte, dass er stank, konnte er ihn aus dem Bett werfen. Es war ja nicht so, als würde Renji nicht auf Kommando springen, egal wie verschlafen er war.
 

Mit dem Gedanken drückte er sein Gesicht in das flauschig-weiche Stofftier und schloss die Augen. Er war in einer Sekunde wieder eingeschlafen.
 


 

Zu hören, wie Renji im Raum nebenan rumorte, ließ Byakuya schreckhaft werden. Er machte sich darauf gefasst, dass die Tür aufflog und Renji hineinschritt, anbot, ihm dem Rücken zu schrubben oder eine andere Ausrede hatte, um eine weitere Runde Sex anzubieten.
 

Byakuyas Zähne waren zusammengebissen, während er wartete. Irgendwann hörte er, wie sich eine Tür öffnete, doch es war nicht die zum Badezimmer. Er hielt den Atem an, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hätte beinahe das Wasser ausgedreht und nach dem Yukata vom Hotel gegriffen, doch nach einigen Sekunden vorsichtigem Lauschen über das Plätschern des Wasser, war nichts weiter zu hören.
 

Eigenartig.
 

Da er aus Versehen Renji geweckt hatte, war sich Byakuya sicher gewesen, dass er nicht die Zeit alleine bekam, nach der es ihm so verzweifelt verlangte. So erfreulich wie sich der Abend entwickelt hatte, Byakuya brauchte ein wenig Zeit zum runterkommen, Platz für sich alleine – besonders nach der fürchterlichen Fahrt in der U-Bahn. Byakuya hatte nicht gewusst, wie er Renji danach fragen konnte. Vor allem da Renji niemals so schien, als bräuchte er die Abgeschiedenheit oder Ruhe in der Weise, wie es bei ihm der Fall war. Also hatte er es heimlich versucht. Bedauerlicherweise hatte der Schweiß und Sex ihre Körper klebrig gemacht. Byakuya hatte geglaubt, dass sich so jede Hoffnung auf ein bisschen Ruhe zerschlagen hatte.
 

Und doch schien es, als wären seine unausgesprochenen Wünsche gewährt worden.
 

Offensichtlich hatte Renji Ruhe gegeben, also entspannten sich Byakuyas Schultern. Er blieb unter dem heißen, hinabprasselnden Nass bis das Wasser kühl wurde. Dann griff er nach einem Handtuch, um sich abzutrocknen.
 

Als er aus der Dusche trat, war Byakuya von der dunklen Kamelienblüte auf seinem Gigai, direkt auf seiner Brust, überrascht. Seine Finger flogen hinauf, um es zu bedecken und nun schob er sie langsam zurück. Interessiert starrte er auf sein Spiegelbild. Erschlagen davon, wie sehr es wie ein Tattoo aussah, fuhren seine Finger unbewusst die Linien nach.
 

Er musste das Renji zeigen. Er würde so erfreulich amüsiert sein, Byakuya derart markiert zu sehen. Schnell wickelte er das Handtuch um seine Hüfte und huschte mit dem Vorhaben ins Schlafzimmer, Renji zu wecken. Doch als er die kleine Nachttischlampe anschaltete, war Byakuya verblüfft von dem, was er sah.
 

Renji hatte ihr Bett gemacht.
 

Nein, es war viel mehr als nur das. Alles war ordentlich hergerichtet und geordnet – selbst die Bücher schienen nach Alphabet und Reihe in nummerische Reihenfolge hingestellt worden zu sein. Byakuya stand über dem Bett und blinzelte über all das dümmlich, komplett perplex.
 

Die ganze Zeit, während er sich Sorgen gemacht hatte, dass Renji hinein gestürmt kam wie ein Ochse, war er hier gewesen und hatte sichergestellt, dass die Dinge so waren, wie Byakuya sie mochte.
 

Byakuya setzte sich, ließ sich fast auf die Ecke des frischgemachten Bettes fallen. „Ich verdiene dich nicht“, sagte er leise, blickte hinüber, wo Renji nackt unter der Decke lag. Er hatte sich wie ein Kind an den Stofftiger gekuschelt, seine roten Haare lagen über seinem Gesicht und den Kissen.
 


 

Renji wachte von dem Klang seines Namens aus Byakuyas Mund auf. Er zwang sich, die Augen zu öffnen und warf bereits die Beine aus dem Bett, während er fragte: „Ach, Mist. Ist es bereits Zeit, zu gehen? Gib mir ne Sekunde um meinen Shihakushō zu finden.“
 

„Du musst nicht gehen“, sagte Byakuya. Seine Stimme wurde zu einem Wispern: „Niemals wieder.“
 

„Oh, super“, seufzte Renji erleichtert. Im Halbschlaf ließ er sich mit dem Rücken wieder auf die Matratze fallen. Er warf einen Arm über sein Gesicht und döste wieder weg.
 

„Renji?“
 

„Huh?“, er hob seinen Arm und öffnete ein Auge ein wenig. Byakuya hatte die Nachttischlampe angeschaltet. Das Licht malte alles in dem dunklen Raum in einen scharfen Kontrast. Byakuya lehnte über ihm, trug nichts weiter als ein einfaches, weißes Hotelhandtuch. Schatten schluckten fast vollständig die obsidianfarbenen Haare, doch es war zerzaust und nass, klebte im Gesicht und an den Schultern. Das weiche Licht der Lampe betonte den scharfen Schwung der alabasterfarbenen Haut.
 

Ein zärtlicher Ausdruck lag auf Byakuyas Gesicht und Renji hätte für immer in diese warmen, grauen Augen hinaufblicken können, wenn sein Blick nicht auf eine dunkle Markierung auf Byakuyas blasser Brust gelenkt werden würde. Er blinzelte einige Male, dachte, dass es eine Illusion sein musste, doch dann erinnerte er sich: Der Limiter.
 

Byakuya schien seinen Blick gefolgt zu sein und lächelte warm. Seine Finger fuhren seine Brust hinunter, wo der Limiter wie frische Tinte aussah. „Ich wollte, dass du es siehst.“
 

„Du solltest absolut ein Tattoo machen lassen“, grinste Renji. Er setze sich etwas auf, um einen besser Blick darauf zu bekommen und fügte mit einem enthusiastischem Nicken hinzu: „Es sieht super heiß an dir aus.“
 

„Ein Tattoo, wirklich?“, schnaubte Byakuya, doch war offensichtlich amüsiert über den Gedanken. Er stand auf und wandte sich zum Kleiderschrank. „Was würden die Leute sagen?“
 

„Nicht viel, kann ich mir vorstellen. Wer würde etwas über dich sagen, Kommandant Familienoberhaupt?“, Renji stütze sich auf den Ellbogen ab und beobachtete, wie Byakuya einen einfacheren, dunkelgrünen Kimono aus dem Kleiderschrank nahm. Es war mit silbernen Wasseragamen bestickt, deren lange Körper sich um die Ärmel schlängelten, ihre Schwänze wanden sich in einem Hermesstab-ähnlichen Knoten den Rücken hinunter. Renji fuhr fort. „Nebenbei, die Sache bei einem Kleinen ist, dass niemand es je sehen würde. Es ist ja nicht so, als würdest du vor der gesamten Division ohne dein Oberteil herumstolzieren oder so.“
 

„Mmm“, murmelte Byakuya neckend. „Nicht wie ein anwesender Gefährte, meinst du.“
 

„Exakt“, nickte Renji bestätigend. „Du könntest absolut ein Tattoo machen lassen.“
 

Byakuya ließ das Handtuch fallen und schnürte den Obi. Renji war überrascht zu sehen, dass der Kimono lose genug war, um noch einen Hauch des Limiters sehen zu können. Doch noch mehr geschockt war er, als Byakuya zugab: „Ich muss sagen, dass ich mehr als nur ein bisschen fasziniert von der Idee bin.“
 

„Wirklich?“
 

„Ja. Es ist ziemlich offensichtlich, wie fasziniert ich von deinen bin.“ Byakuya kam zum Bett herüber. Renji rutschte, um ihm Platz zu machen, schob den Stofftiger aus dem Weg. Byakuya schob die Decke weg und sank ins Bett. Nach ein paar Sekunden herrichten lag er auf seinem Rücken, Kopf auf dem Kissen. Fast schon abwesend glitt seine Hand dorthin, wo der Limiter unter dem Kimono lag und fügte hinzu: „Und eine Kamelie wäre angemessen.“
 

Renji ließ ein schnaubendes Lachen hinaus. „Deine Familie würde mich umbringen, wenn ich dich zu einem Tätowierer mitnehme.“
 

„Ich war natürlich bereits bei einem“; Byakuya wandte sich zu Renji und warf ihm einen neckend-mahnenden Blick zu. „Um den Kenseikan-Splitter zurückzuholen.“
 

Trotz Byakuyas kleinem Lächeln, zuckte Renji zusammen. Er hatte gehofft, dass sie für immer vermeiden könnten, über das Thema zu sprechen. Er ließ sich zurückfallen und versteckte sein Gesicht wieder in seiner Armbeuge. Er seufzte unter seinem Arm. „Ähm, ja, hab ich gesagt, wie leid mir das tut? Ich bin vielleicht ein wenig betrunken gewesen… und dumm—er. Ja, dümmer.“
 

Byakuya sagte für eine Weile nichts. „Ich kann nicht leugnen, dass ich zuerst sehr wütend und verletzt war. Wie auch immer, die Situation wurde gelöst und deine neuen Tattoos sind – nun ja, bei Weitem nicht den Splitter des Keinseikans wert – aber immer noch wundervoll.“
 

Wundervoll? Renji hob den Arm, um Byakuya anzulächeln. Byakuyas Augen waren geschlossen, doch er war ganz klar noch wach. Es schien offensichtlich, dass alles, was zu dem Thema gesagt werden musste, gesagt war, also schluckte Renji eine erneute Entschuldigung hinunter. Er rollte sich um, damit er seinen Stofftiger aufschütteln konnte. „Bleibst du noch ein bisschen wach?“ Er blickte zu den Manga auf dem Fensterbrett. „Ich könnte dir ein Buch holen.“
 

Als Renji zu Byakuya zurückblickte, sah dieser freudig überrascht aus. Er schob sich in eine etwas aufrechtere Position und nickte. „Ja, das wäre nett, wenn du das könntest. Ich bin bei dem zweiten Band von dem, was ich vorher gelesen habe.“
 

Renji streckte seinen Arm aus und kam so an den zweiten Band. Aus einem Impuls heraus nahm er auch gleich den dritten Band mit. Byakuya hob eine Augenbraue und Renji erklärte: „Ich habe festgestellt, dass du ein schneller Leser bist.“
 

Byakuya schien nicht zu wissen, wie er darauf antworten sollte, doch er nahm das zusätzliche Buch und legte es auf den Nachttisch. „Danke.“
 

„Gute Nacht“, sagte Renji.
 

Byakuya erwiderte nichts, doch Renji vermutete, dass Byakuya bereits in sein Buch vertieft war. Also drehte er dem Licht seinen Rücken zu und kuschelte sich an seinen Tiger, schloss dabei die Augen. Er war schon fast eingeschlafen, als er von Byakuyas Hand auf seinem Kopf überrascht wurde. Er öffnete seine Augen, nur um sie genießerisch wegen dem rhythmischen Streicheln über seine Haare wieder zuschließen.
 

„Ich hätte niemals von dir erwartet, dass du so ein rücksichtsvoller Gefährte bist, Renji Abarai“, sagte Byakuya sanft. „Und doch, trotz unserer ungleichen Persönlichkeiten, beweist du dich immer wieder in so vielen Hinsichten als idealer Partner.“
 

Renji fragte sich, ob er träumte, denn wenn er an den Tag zurückdachte – außerhalb von dem ziemlich guten Sex – konnte er an keine Sache denken, die ihn diese Lobhuldigung verdienen ließ. Tatsächlich konnte er nur an den peinlichen Mist denken, den er abgezogen hatte. Er spürte, wie bei der Erinnerung daran die Hitze in seine Wangen stieg. Seine Finger schlagen sich um den Stofftiger, hielten ihn fest, während er die Luft anhielt.
 

Byakuyas Hand strich dennoch weiter sanft über Renjis Haare. Also musste er an etwas denken, was ihn erfreut hatte.
 

Renji wollte fragen, was es war, damit er es weiter tat, doch er hatte Angst, dass er den Zauber des Moments damit zerstören würde. Stille war nicht wirklich eine von Renjis Stärken, doch er lernte, wann er Lücken füllen sollte und wann nicht. Sein Schachzug zahlte sich fast sofort aus.
 

"Ich wünschte, ich wüsste besser, wie ich das sein kann, was du brauchst", sagte Byakuya wie zu sich selbst. Seine Finger schoben sich leicht durch ein Knoten in Renjis Haaren. „Ich bin furchtbar neidisch auf deine Intuition oder was auch immer dich in die Lage versetzt, Teile an mir zu erkennen, die nicht gewillt sind, angerührt zu werden.“
 

Renji musste ein sarkastisches Grunzen hinunterschlucken. Immerhin war Byakuya von Anfang an ziemlich klar mit gewissen berührungsfreien Zonen gewesen. Wie viel es Renji erlaubt war, aktiv zu werden, war der Grund für gut die Hälfte ihrer Streitereien in der Beziehung. Doch Renji wusste, dass Byakuya gerade über mehr als nur Sex sprach.
 

Er meinte das verletzliche Zeug. Persönlicher Mist.
 

Byakuya seufzte selbstironisch. „Ich fürchte, dass ich wie eine dieser exotischen Orchideen in Gewächshäusern bin, die eine unverschämte Menge an Zusatzpflege und Behandlung benötigt. Ich habe keine Ahnung, warum du das hinnimmst.
 

Nun musste Renji doch schnauben. „Ja, aber verstehst du, ich bekomme dafür eine Orchidee. Eine spezielle Sache. Rar. Kostbar. Verdammt umwerfend. Ich tu alles, um das zu erhalten.“
 

„Ich denke, das würdest du“, Byakuyas Hand verließ Renjis Kopf und wurde kurz durch einen sanften Kuss ersetzt. Renji überlegte, ob er sich nicht drehen und versuchen sollte, noch Byakuyas Lippen zu erwischen, doch Byakuya war innerhalb von einer Sekunde wieder weg. Renji wandte sich ihm rechtzeitig zu, um zu sehen, wie Byakuya das Lesezeichen in das Buch legte und das Buch zur Seite legte. Er schaltete das Licht aus und kuschelte sich gegen Renji. Im Dunkeln atmete Byakuya gegen Renjis Nacken, während sich sein Arm um die Decke an Renjis Taille schlang. „Und ich denke, dass ich so selbstsüchtig bin, dass ich das möchte.“
 

Renji konnte nicht ausmachen, in welcher Laune Byakuya war. Weswegen fühlte er sich schlecht? Sie hatten ein tolles Wochenende. Renji tätschelte Byakuyas Hand kurz, bevor er wieder den Tiger umarmte. „Es ist alles gut. Keine Sorge.“
 

„Ich wünschte, ich würde dich statt Rukia mit zurücknehmen können“, gab Byakuya zu.
 

„Und ich wünschte, ich könnte mit dir gehen“, stimmte Renji zu. „Es fühlt sich dämlich an, hier zu bleiben. Mein Team tut nicht wirklich etwas. Rukia geht mit dir zurück. Das Letzte, was ich von Ikkaku hörte war, dass er sich dem High School Kendō Team angeschlossen hat. Yumichika und Matsumoto kaufen ein. Kommandant Hitsugaya schmollt... oder spielt mit Ichigos Schwester Fußball. Ich bin nicht sicher, was davon, vielleicht auch beides gleichzeitig, was bestimmt ein Anblick wäre. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, was zum Teufel irgendeiner von uns hier noch erfüllen könnte.“
 

Byakuya seufzte. „Durchaus. Wie auch immer, ich bezweifle, dass sich Aizen zurückzieht.“
 

„Vermutlich“, sagte Renji niedergeschlagen. „Ich fühle mich wie ein kompletter Vollidiot von einem Truppenführer, gegeben der Tatsache, wie verstreut und unfokussiert wir alle sind. Natürlich hilft es nicht, dass Kommandant Hitsugaya eigentlich ranghöher ist, also bin ich mir nie sicher, ob ich wirklich Befehle geben kann.“
 

Byakuya schien einen Moment über das Problem nachzudenken und Renji konnte spüren, wie er gegen seinen Rücken nickte. „Die autonome Struktur der Hofgarden macht eine solche Art von Teamarbeit schwierig. Niemand von uns arbeitet wirklich gut zusammen.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Es ist mehr als nur alle zu koordinieren. Ich kann Ikkaku noch nicht einmal dazu bringen, neben einen anderen Shinigami zu kämpfen. Senpai will das noch nicht einmal in Zweiergruppen. Er ist beinahe dabei gestorben, als er beim letzten Mal einen Arrancar alleine bekämpfen wollte und Yumichika stand nur da und hat zugeschaut, weil wir das so tun. Die meisten von uns Shinigami denken, es ist beschämend, wenn man jemanden übernehmen lässt. Noch weniger haben wirklich eine Strategie, wenn es eins gegen eins geht. Doch dieser neue Feind hat uns den Arsch aufgerissen und ich habe die Sorge, dass diese Art von Engstirnigkeit unser Ende sein wird.“
 

„Es hat mich lange gestört, dass es so wenig Anstalten gibt, als wirkliche Armee zu agieren“, grübelte Byakuya. „Ich war sehr erfreut von deinen Versuchen gewesen, unsere Division in Kampfeinheiten zu organisieren, sodass sie einzeln oder gemeinsam beauftragt werden können. Es ist eine Schande, dass wir die Division nicht in diesen Kampf einbringen konnten.“
 

Renji bemerkte, dass er wieder errötete. Er war nicht an derartiges Lob von Byakuya gewohnt. Er zog an dem Ohr des Stofftigers und entschied, dass er das Thema wechseln musste. „Wie macht sich Nanako im Übrigen? Behandelt sie dich gut?“
 

„4. Offizierin Imai ist geeignet“, sagte Byakuya knapp.
 

Das hörte sich nicht so gut an. Renji streckte seinen Hals, um Byakuyas Gesichtsausdruck zu sehen, doch es lag in der Dunkelheit und der Nähe ihrer Körper versteckt. „Ich habe ihr detaillierte Anweisungen gegeben. Macht sie was falsch?“
 

„Sie kennt mich nicht, Renji“, sagte Byakuya, blickte auf, um ihn sanft anzulächeln. „Sie versucht es, doch sie hat nicht deine Intuition. Noch mehr sogar ist sie nicht mit der höheren Verwaltungsarbeit vertraut. Außerdem denke ich, dass ich sie ein wenig verängstige.“
 

„Heh“, grinste Renji. „Das kann ich verstehen. Du bist ein angsteinflößender Kerl.“
 

Byakuya klang ein wenig verletzt. „Bin ich das wirklich?“
 

„Nun ja, es ist schon fast Allgemeinwissen, dass du mich zu einem Klumpen zusammengeschreddert hast“, sagte Renji mit einem kleinen Lachen. „Und ich bin eine ganze Stange stärker als die 4. Offizierin, wenn du weißt, was ich meine?“ Byakuya war still, also fuhr Renji fort: „Außerdem glaube ich, mich zu erinnern, dass Nanako mir erzählt hatte, dass sie in der Seireitei geboren wurde, aber ihre Eltern Shinigami waren, keine Adligen. Vielleicht ist es all deine Adligkeitssachen, die sie ein wenig ausflippen lässt und sie weiß nicht, was sie damit anfangen soll.“
 

„Das wäre für geringere Adelsfamilien genauso wahr“, sagte Byakuya. „Vielleicht sogar noch mehr, da sie sich nur besonders im Klaren über die Distanz wären.“
 

Renji nickte. „Ja, wie ich sagte. Da gibt es keine schönere Blume.“
 

Byakuya lachte leise. „Du schmeichelst mir.“
 

Er drückte Byakuyas Hand noch einmal kurz und schloss dann die Augen. „Das ist einfach.“
 

Danach wurde es still zwischen ihnen und mit Byakuyas Körper und Reiatsu, die Renji umgaben, war es einfach, glücklich einzuschlafen.
 

Warum kann es nicht immer so sein?, fragte sich Renji, als er die Augen schloss und einschlief.

A Different Kind of Love

Byakuya wachte vom Klingeln seines Handys auf. Er nahm es schnell vom Nachttisch auf und öffnete es. Er zog seinen Kimono fester um seine Schultern und huschte in einen anderen Raum, um Renji nicht zu wecken. „Moshi, Moshi“, sagte er.“
 

Der Klang von Eishirōs Kichern war am anderen Ende der Leitung dünner. „Sie führen niemanden an der Nase herum, mein Herr. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ein Geist sind.“
 

Und doch kein Kitsune… Byakuya fragte sich kurz, ob irgendwer einmal diesen simplen Trick bei Ichimaru versucht hatte. Mit einem Kopfschütteln antwortete er trocken: „Durchaus, doch ich bin wohl kaum daran interessiert, deine Seele zu essen. Es sei denn, natürlich, dass du mich nur angerufen hast, um mich zu ärgern, Eishirō.“
 

Nun zog sich eine verlegene Stille zwischen ihnen, bevor Eishirō erneut ansetzte. „Ich dachte, dass ich eventuell vorab anrufen sollte. Ich bin an der Tür. Es gibt noch ein paar finale geschäftliche Dinge, die wir besprechen müssen, mein Herr. Ich wollte sichergehen, dass sie… verfügbar sind.“
 

Und nicht nackt oder in flagranti. „Ich habe geschlafen, doch ich bin geneigt, deine Störung zu verzeihen“, sagte Byakuya unheilvoll. „Vorausgesetzt, du hast Tee mitgebracht.“
 

„Und Frühstück für sie und den Vizekommandanten.“
 

Eishirō war wirklich ein Schatz.
 

„Mehr als akzeptabel“, sagte Byakuya mit einem Lächeln. „Du kannst eintreten.“
 


 

Renji wachte mit einer vollen Blasen und knurrendem Magen auf. Das erinnerte ihn daran, dass sie das Abendessen komplett übersprungen hatten und direkt zum Sex übergegangen waren.
 

Als er in Richtung Badezimmer stolperte, roch er etwas Herzhaftes, das vom Hauptraum kam und seine Neugierde weckte. Doch er hielt an, als er Stimmen hörte. Es schien, als würden Byakuya und Eishirō über Finanzen reden. Renji überlegte, seinen Kopf durch die Tür zu stecken, um ‚Hallo‘ zu sagen, doch er war nicht nur splitterfasernackt, sondern musste auch noch pinkeln wie ein Rennpferd. Leise ging er ins Badezimmer.
 

Sobald er sich erleichtert hatte, erlöste er sich endlich von dem Lederbändern um Hals und Handgelenke, die er fast 1 ½ Tage getragen hatte. Das Spiegelbild zeigte, worüber sich Byakuya gesorgt hatte, war nur ein kleinerer, blauer Fleck an der Seite seines Halses. Er wurde bereits braun und irgendwie hässlich, doch wenn er die Haare offen hatte, würde es niemand essen.
 

Er stellte das Wasser der Dusche an und sprang für eine schnelle Säuberung unter die Duschbrause. Auch wenn es warm und beruhigend war, verweilte er nicht lange. Stattdessen seifte er sich ein und wusch sich die Haare. Die Hotelseife roch leicht nach Lavendel, nicht sein Lieblingsduft, aber es würde ausreichen.
 

Er beendete seine Morgenhygiene und trimmte seine Koteletten. Seine Haare waren ein heilloses Chaos. Natürlich hing es nass an ihm, wie ein dicker Wischmop. Er zog so gut es ging den Kamm hindurch. Da er keinen Bademantel oder Hotel-Yukata hatte, entschied er sich, sich direkt für den Tag anzuziehen.
 

Zurück im Schlafzimmer fand er die Tasche mit Kleidung, die ihm Rukia aus dem Shōten mitgebracht hatte. Nach etwas suchen fand er etwas Angemessenes für den Sonntag. Da Byakuya vermutlich immer noch ins Museum wollte, zog Renji eine Jeans und ein einfaches, weißes T-Shirt an. Es würde den größten Teil seines Tattoos verstecken.
 

Renji entschloss sich, seine Haare zu flechten und die Strähnen, die herausragten mit einem der blauen und grünen Batik-Bandana zurückzubinden, die er auch in der Tasche gefunden hatte. Es passte einigermaßen mit seinen Klamotten zusammen und es würde Aufregung wegen seinen Tattoos minimieren, wenn sie in der Öffentlichkeit waren.
 

Das Letzte, was er anzog, war die Kenseikan-Halskette. Renji hatte überlegt, dass er vielleicht zumindest seine Wertschätzung dafür zeigen sollte, was es gebraucht hat, um es zurückzubekommen. Und ehrlich gesagt stellte er im Spiegelbild auf dem Weg zum Hauptraum fest, dass es noch nicht einmal halb so schlecht an ihm aussah, wie er gedacht hatte.
 

Er fühlte sich ziemlich gut, als er zuversichtlich in Richtung Hauptraum unterwegs war, doch verlangsamte seine Schritte, als er Eishirōs Stimme hörte. Er hatte irgendwie gehofft, dass Eishirō bereits gegangen war. Also hielt er an der Tür inne, war hin und hergerissen zwischen seiner restlichen Verlegenheit und einem knurrenden Magen.
 

Byakuyas Stimme schnitt durch sein Zögern. „Es ist Essen für dich übrig, Renji. Du solltest uns Gesellschaft leisten, statt in den Schatten herumzuschleichen.“
 

„Ja, Kommandant“, sagte er automatisch. Er trat in den Raum ein und nickte Eishirō kurz zur Begrüßung zu.
 

Selbst im Diesseits schaffte es Eishirō, wie ein Diener auszusehen. Er kniete im Seiza auf dem Boden mit Abstand zu Byakuya, der am Glastisch auf dem Boden saß. Auf dem Tisch waren Kartons mit Essen ausgebreitet. Eishirō hatte seine eigene, kleine Box und einen Styroporbecher mit etwas drin. Doch beides sah unberührt aus. Seine langen, schwarzen Haare waren, wie immer, im Nacken zusammengebunden und er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine einfache, schwarze Krawatte. Er hätte auch als Oberkellner oder Concierge durchgehen können.
 

Renji setzte sich im Schneidersitz auf dem Boden zwischen Sofa und Tisch. Er konnte spüren, wie die Hitze seine Wangen färbten, als er bemerkte, dass der blaue Fleck an seinem Hals Eishirō zugewandt war. Er überlegte, ob er seinen Zopf auf diese Seite schieben sollte, um ihn zu verstecken, doch das schien vielleicht zu schuldbewusst oder verlegen auszusehen. Renji überdeckte daher seine Verlegenheit, in dem er durch die Behälter schaute. Es gab Tensumu, Reisbällchen mit Temura-Shrimps im Inneren und mit Nori umwickelt – und etwas Udon mit getrocknetem Tofu, das angenehm nach Ingwer roch. Renji hob eine Augenbraue in Eishirōs Richtung, da er sich ziemlich sicher war, dass diese Sorte Nudeln auch 'Tanuki Nudeln' genannt wurde.
 

Auf Renjis Blick hin nickte Eishirō, als wolle er dies bestätigen. "Ich habe dir außerdem gesüßten Kaffee mitgebracht, Vizekommandant."
 

"Danke", sagte Renji und merkte, dass er weiter errötete. Daher beschäftigte er sich mit dem Öffnen seines Kaffeebechers.
 

Byakuya nippte an seinem Tee, während er ihren Austausch beobachtete, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Renji blickte zu ihm, während er die Einweg-Essstäbchen auseinanderbrach. War das ein Teil davon, was Byakuya an der ganzen Exhibitionisten-Nummer abgewinnen konnte – zu beobachten, wie sich die Leute danach wanden? Wenn ja, spielte Eishirō offensichtlich nicht mit. Er war gefasst und angenehm wie immer in Byakuyas Gegenwart.
 

Zwischenzeitlich dachte Renji, dass er hingegen Byakuya für sie beide entschädigte, mit seinen hochroten Wangen und dem Gefühl, als würde er sich am liebsten unter dem Tisch zusammenkrümmen. Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, stopfte sich Renji einen Reisball in den Mund und versuchte sich nicht zu fragen, ob Eishirō sich ihn gerade vorstellte, wie er auf seinen Knien Byakuyas Schwanz lutschte. Natürlich brachte ihn der Gedanke das Bewusstsein, wie vollgestopft seine Wangen war und er musste feststellen, wie schwer es war, ganz natürlich zu schlucken.
 

Zum Glück schien sich Eishirō auf sein Gespräch mit Byakuya zu fokussieren. "Wann soll ich erwarten, das Gefolge meines Herrn auf die Heimreise vorzubereiten?"
 

Gefolge? Oh, richtig, da war ja auch ein Bodyguard irgendwo, erinnerte sich Renji.
 

Byakuya zog seine Finger durch die Haare und dachte nach. "Ich muss zugeben, dass ich nicht sonderlich begierig darauf bin, zu gehen." Als Byakuyas Hand unter den Tisch fiel, um Renjis Oberschenkel zu drücken, verschluckte sich dieser fast. Byakuya ignorierte seinen Hustenanfall und sprach weiter. "Wie auch immer, vielleicht sollten wir mit dem späten Abend planen. Ich würde immer noch gerne ins Museum gehen."
 

Renji nahm einen tiefen Schluck seines Kaffees, um seinen Hals zu beruhigen. "Ja", stimmte er dann zu. "Ich bin immer noch offen dafür."
 

"Gut", sagte Byakuya. "Ich denke, ich habe einen spaßigen Ort für uns gefunden."
 

"Ich sollte das Personal informieren, dass ihr für ein spätes Abendessen zu Hause sein werdet", sagte Eishirō mit einer Verbeugung. "Sie werden erfreut sein, dass sie zurück sind, mein Herr."
 

Byakuya lachte leicht, als würde er es nicht wirklich glauben können, doch dann schien er sich an etwas zu erinnern. Nachdem er noch einmal an seinem Tee nippte, sagte er: "Ah, ich verstehe, dass Tante Masama noch nicht abgereist ist."
 

"Nein, mein Herr. Die Mitteilung, die ich erhalten habe, hat mich darüber informiert, dass die Lady Kuchiki erwartet zu bleiben, so lange ihre Suche nach einem Kandidaten andauert."
 

Man, das würde für alle im Haushalt der Kuchiki Scheiße werden, dachte Renji, während er seine Nudeln aus dem Behälter schlürfte. Er blickte hinüber und sah, dass Byakuya ein kleines Stirnrunzeln unterdrückte.
 

Byakuya griff mit seinen Essstäbchen nach einem Mochi in einem kleinen Behälter, den Renji nicht bemerkt hatte. "Ich nehme an, du wirst es vorziehen, dem neuen Erben zu dienen, sobald er eingesetzt ist", fragte er.
 

Eishirōs Kopf war noch gebeugt und er sagte ruhig: "Ich werde dort sein, wo mein Herr mich hin befehligt. Doch ich war bisher sehr glücklich im Dienste dieses Haushaltes."
 

Ausgenommen von all den eigenartigen Sexspielchen, Renji schaffte es, nicht zu schnauben. Um sich davon abzuhalten, irgendetwas Dummes zu sagen, stopfte er sich noch mehr Nudeln in den Mund.
 

"Ich weiß das zu schätzen, doch du erkennst natürlich, dass obwohl ich Familienoberhaupt bleibe, die Prestige meines Hauses signifikant abnehmen wird", sagte Byakuya. "Du wirst nicht annähernd so viel Personal befehligen und ich werde mich weitaus mehr der Division widmen."
 

Eishirō blickte auf. Ein kleines Lächeln zuckte an seinen Mundwinkeln. "Versuchen sie, mich loszuwerden, mein Herr?"
 

"Nicht im Geringsten", sagte Byakuya ernst. Er setzte die Essstäbchen ab. "Dennoch möchte ich nicht das Vorankommen deiner Familie behindern oder das du dich... unwohl fühlst. Du verstehst, dass ich darauf hoffe, dass sobald all das erledigt ist, ich Renji davon überzeugen kann, mit mir zu leben."
 

Renji schaffte es dieses Mal, sich nicht zu verschlucken. Aber nur gerade so. "Was? Du meinst die ganze Zeit?"
 

"Wenn ich so kühn sein darf", sagte Eishirō, bevor Byakuya antworten konnte. „Ich frage mich, warum mein Herr denkt, dass ich mich unwohl mit einem solchen Arrangement fühle?“
 

Die Frage schien Byakuya zu überraschen. Er hatte sich zu Renji gewandt, um ihm zu antworten, doch sein Mund schloss sich wieder und er lenkte seine Aufmerksamkeit zu Eishirō. „Das tust du nicht?“
 

Scherzte Byakuya? Renji wusste, dass Eishirō ihn zu schätzen gelernt hatte. Sicher hatte es eine Weile gebraucht, aber Renji wusste es nun seit der Zeit nach dem Beerdigungskimono. Natürlich bedeutete es nicht zwangsläufig, dass da volle 'Zustimmung' dahinterstand. Immerhin kannte der Hausverwalter alles von ihren Vorlieben. Alles davon.
 

Renji blickte erwartungsvoll zu Eishirō hinüber.
 

"Da gibt es nichts, das ich missbillige an dem, was mein Herr tut", sagte Eishirō angespannt und blickte Byakuya in die Augen.
 

Renji bemerkte die Betonung des Wortes 'nichts'. Byakuya schien dies auch zu tun und sein Gesicht hatte einen leichten rosafarbenen Schimmer. Ein Griff um seinen Tee wurde fester und seine Augenlider senkten sich bebend. Schlussendlich sagte er: „Vielleicht habe ich versehentlich deine Meinung für die deiner verstorbenen Frau gehalten.“
 

Verstorbene Frau? Renji wusste, dass Eishirō verheiratet gewesen war. Also hatte es auch eine vorherige Heirat gegeben? War er, genau wie Byakuya, ein Witwer gewesen? Oder... eine Scheidung? Tun das Leute wie Eishirō überhaupt? Renji nippte an seinem Kaffee und wandte sich wieder um, damit er sehen konnte, was Eishirō dazu sagen würde.
 

"Verständlich, mein Herr", sagte Eishirō mit einem kurzen Nicken und Renji bekam das Gefühl, dass sie über etwas sehr Wichtiges sprachen. Und er hatte keine Ahnung, was. "Aber Taji war weitaus dogmenbehafteter über gewisse Dinge, als ich. Sie wurde nicht unter dem Adel aufgezogen, wie ich. Sie kam von einem Teil des Rukon, der sehr... kleinstädtisch und konservativ war. Sie war außerdem einem gewissen jungen Stalljungen zugeneigt. Vielleicht, zurückblickend, ein bisschen zu zugeneigt.“
 

Stalljungen? Über den Rand seines Kaffeebechers blickte er Byakuya an. Ging es um den Stalljungen, mit dem Byakuya erwischt worden war? Warte, sagte Eishirō gerade, dass seine Frau es gewesen war, die hineingestolpert gekommen war, als Byakuya und der Stalljunge perverse Spielchen mit der Peitsche und Ketten gespielt hatten? Lieber Himmel, war dieser ganze 'Exibitionismus'-Fetisch Teil von irgendeinem Verlangen auf Byakuyas Seite, diesen Moment zu reparieren?
 

Byakuya hingegen schien den Atem anzuhalten.
 

Eishirō verbeugte sich bis zum Boden. "Ich möchte nicht schlecht über die Toten sprechen, doch ich glaube, dass die eigene Schuld der Zuneigung gegenüber ihrem jungen Mann und meiner Taji die... Vehemenz und den Zorn nur befeuert haben, den sie erleiden mussten. Ich war lange Zeit beschämt, dass meine Familie für ihre Bestrafung und Exil verantwortlich war."
 

Bestrafung? Exil? Verdammt! Renji blickte zwischen den beiden hin und her, als würde er ein Tischtennis-Spiel verfolgen.
 

Byakuya war offensichtlich immer noch davon verletzt, was auch immer damals geschehen war, doch er hielt sein Kinn erhoben, sein Gesicht wie versteinert. "Letztendlich hat es dazu gedient, dass Senbonzakura und ich uns näher kamen", sagte er nach einem Moment. "Und ich kann dich nicht die Bürde meiner Fehler schultern lassen. Wären da nicht andere Vorfälle gewesen, hätte meine Familie nicht so schnell gehandelt."
 

Andere Vorfälle? Renjis Augen waren groß und er saß absolut still, hoffte, dass er unsichtbar blieb.
 

"Es steht mir nicht zu, das zu sagen, mein Herr", sprach Eishirō in den Teppich. „Doch ich habe versucht, euren Großvater zu empfehlen, euch sofort nach eurem versehentlichen Reiatsu-Ausbruch in die Akademie zu senden. Sie waren offenkundig ein Ausnahmetalent, doch er schien nicht in der Lage zu sein, hinter die Gegebenheiten der Situationen zu blicken. Ich denke ebenfalls, dass er sich gewünscht hat, sie nahe an seiner Seite zu halten, nachdem er sowohl Herrn Sōjun als auch Lady Joruri verloren hatte."
 

„Und er hat nach einer Möglichkeit gesucht, seine Fehler, die er seiner Meinung nach bei meinem Vater gemacht hat, zu korrigieren“, Byakuyas Stimme war schmerzerfüllter, als Renji sie jemals gehört hatte. Natürlich war sein Ton fast vollständig ruhig, aber sie zitterte merklich.
 

Renji fing an, eine Ahnung davon zu bekommen, dass vielleicht der liebe, alte Großpapa ein erstklassiges Arschloch gewesen war. Besonders bei der Weise, wie Byakuyas Zähne bei dem Wort 'korrigieren' aufeinander gebissen waren.
 

Der versehentliche Reiatsu-Ausbruch muss jener gewesen sein, der Byakuyas Liebhaber pulverisiert hatte, als er versucht hatte, unten zu liegen. Es war interessant, dass Byakuya voll in den Dominations-Modus umgeschaltet hatte, nachdem er in der anderen Option so spektakulär gescheitert war, doch Renji dachte auch, dass das irgendwie Sinn ergab.
 

Leise sagte Eishirō: "Euer Vater war eine Freude, mein Herr. Genauso wie sie es auch immer waren."
 

Renji fragte sich, wie lange Eishirō bereits der Kuchiki-Familie diente, als Byakuya auf die Füße sprang. Er wandte ihnen den Rücken zu, ließ den schwarzen Kimono wirbeln und die silbernen Wasseragamen schimmern. "Verlasse uns."
 

Whoa. Was war gerade passiert? Hatte Eishirō etwas Falsches gesagt?
 

Renji konnte sich keinen Reim darauf machen, bis er das Beben von Byakuyas Hand sah, als sie sich zu einer Faust ballte. Es war nicht so, als hätte Eishirō etwas verbockt, bemerkte Renji. Es war so, dass er alles Richtige gesagt hatte. Byakuya fühlte...
 

Ja. Nein, er fühlte nur.
 

„Richtig“, sagte Renji. Er stand auf und wischte seine Hände an seiner Jeans ab. „Lass mich dich hinausbringen, huh?“
 

Wortlos stand Eishirō auf und folgte Renji durch das Labyrinth von einem Penthouse. Sie gingen still an der kleinen Küche vorbei, dem Konferenzraum, nur ihre blanken Füße gaben Laute von sich, während sie über den Teppich gingen.
 

Renji öffnete die Tür für Eishirō und sagte: "Ich vermute, ihr beide habt noch nie darüber geredet, eh?"
 

„Wie könnten wir?“ Eishirō hatte sich über seine Schuhe gebeugt und warf Renji einen Blick zu. "Selbst das war viel zu direkt für mich. Doch das Diesseits ist ein anderer Ort und ich spürte, dass vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen war. Seine Herrschaft wurde durch deinen Einfluss unglaublich besänftigt. Ich denke, es hilft, dass du..." Eishirō ging wieder dazu über, seine Schuhe anzuziehen, während er rot wurde. "Ähm, du einen ähnlichen Geschmack teilst."
 

Also dachte Eishirō, dass es gut war, dass Byakuya endlich seine inneren Perversionen freien Lauf lassen konnte, huh? Das war nun eine Wendung, die Renji nicht wirklich erwartet hatte. Er gluckste dunkel. „Ja, ich denke, es ist gut, so Sachen rauszulassen, anstatt sie zu unterdrücken, huh?“
 

„Ich denke, noch mehr zu unterdrücken, wäre das Letzte, was Byakuya-sama benötigt“, sagte Eishirō, dein Gesicht immer noch versteckt, während er behutsam die Schnürsenkel band. „Und du scheinst nicht nur zugänglich, sondern auch widerstandsfähig zu sein. Obwohl es mich besorgt zu sehen, dass du verletzt bist, Vizekommandant.“
 

Renji wartete, bis sich Eishirō aufgesetzt hatte, um ehrlich zu sagen: „Ich weiß das zu schätzen, Eishirō. Doch die Weise, wie wir spielen? Da sind am nächsten Morgen zwangsläufig ein paar Spuren.“
 

Eishirō nickte. Er wandte sich um und drückte den Knopf für den Fahrstuhl. Dann blickte er über die Schulter zu Renji. „Da es heute mein Tag zu sein scheint, um unpassende Bemerkungen zu äußern, darf ich vielleicht auch noch sagen, wie erfreut ich bin, zu hören, dass du den Begriff 'spielen' verwendet hast? Ich war ebenfalls unglaublich froh darüber, dass sie den Herrn überredet haben, dieses Seminar im Laden zu besuchen. Wie du ohne Zweifel weißt, hat er annähernd alles von dort bestellt, inklusive aller Sachbücher. Er hat in deiner Abwesenheit so viel zu dem Thema nachgelesen, dass ich annehme, dass es niemals einen weiteren Rückschlag wie den im Gasthaus geben wird.“
 

Renjis Mund hing offen. Bevor ihm eine bessere Antwort als 'Heilige Scheiße, wie viel weißt du überhaupt über mein Privatleben?' einfiel, klingelte der Fahrstuhl und Eishirō ging hinein.
 

Als die Tür vor seiner Nase sich zu schließen begann, sagte Eishirō: „Ich vertraue dir, dass du dich gut um ihn kümmerst, Vizekommandant.“
 

„Ähm, werde ich“, brachte Renji heraus.
 

Als Renji zurückkam, stand Byakuya immer noch auf derselben Stelle, wo sie ihn verlassen hatten. Sein Rücken war dem Raum zugewandt und er schien aus dem Fenster auf die belebte Stadt unter ihm zu schauen.
 

Renji vermutete, dass er wohl etwas sagen sollte, doch er wusste nicht was. ‚Tut mir Leid, dass dein Großvater ein Arschloch war und jeder in dein Sexleben involviert wurde und ihre dumme Einmischung dir so viel Schmerz beschert hat‘ schien nicht angemessen, selbst wenn es vom Herzen kam und ehrlich gemeint war.
 

Eine Sache, die Renji in Inuzuri gelernt hatte war, dass manche Dinge einfach zu roh waren – wie eine offene Wunde, bei der selbst eine sanfte, gutgemeinte Berührung einen durch die Decke befördern konnte. Selbst ‚Es tut mir Leid‘ zu sagen, konnte diese Leute verärgern, wenn der Schmerz derartig war. Also warf sich Renji auf das Sofa und aß leise den Rest Tensumu.
 

Einige Minuten vergingen. Renji hatte alle Reste des Frühstücks vertilgt, aber er war noch nicht wirklich zufrieden. Er beäugte den Behälter, den Eishirō auf dem Boden zurückgelassen hatte und zog in Erwägung, aufzustehen und gleichzeitig eine Kanne Kaffee zu machen, als Byakuya endlich sprach.
 

Seine Stimme war tot, leblos, während er weiterhin auf die Ströme von Autos blickte, die zwischen den großen Gebäuden pulsierten. „Mein Großvater hat mich davon überzeugt, dass ich krank sei. Er erklärte mir, dass die Teile von mir kaputt und unwiederbringlich seien und dass nur die Stärke der Willenskraft aus mir einen besseren Mann machen würde. Ich habe so viele Menschen verletzt; Ich habe ihm geglaubt. Nach dem Tag, an dem ich mit dem Stalljungen entdeckt wurde, habe ich mir verboten, mich jemals noch einmal an solchen Perversionen zu beteiligen. Ich habe es versucht. Ich habe es verzweifelt versucht, doch die Fantasien haben mich niemals verlassen, haben immer wieder dieses Verlangen entfacht. Sie zu unterdrücken schien sie nur noch stärker zu machen. Die einzigen Dinge, die wirklich geholfen hatten, waren die Akademie, Senbonzakura und schlussendlich Hisana.“
 

Nicht zum ersten Mal fragte sich Renji, ob Hisana in gewissen Künsten unterrichtet worden war und ob sie einen Weg gefunden hatte, zu befriedigen, wonach es Byakuya verlangt hatte. Renji konnte sich das nicht wirklich vorstellen – Byakuya, der grob mit jemanden so Zartes und Fragilem umging? Nah, das schien einfach nicht sein Stil zu sein. Vielleicht hatte sie einen anderen Weg gefunden, es umzuleiten und zu vergeistigen. Immerhin war es deutlich, dass die Akademie und Senbonzakura ihm eine andere Art von Ventil geboten hatten.
 

Es muss besonders hart für Byakuya gewesen sein, so wie er aufgewachsen war, erkannte Renji. Wäre Byakuya eine Inzuri-Ratte gewesen, hätte es niemanden interessiert, auf was er stand. Einer der älteren Jungs hätte ihn vielleicht zur Seite genommen und ihm einen Vortrag darüber gehalten, sicherzugehen, dass alle in Sicherheit und es einvernehmlich war. Doch solange niemand verletzt wurde, wäre das auch alles gewesen.
 

Und seltsamerweise hätte die Tatsache, jemanden mit einem versehentlichen Reiatsu-Ausbruch umzubringen, auch nicht viel Aufmerksamkeit erregt. Renji hatte mal einen Typen zu Tode geprügelt. Schlimme Dinge passierten halt. Leute in Inuzuri respektierten ehrliche Fehler.
 

Zum Teufel, sie respektierten ehrliche Gewalt.
 

Stattdessen war Byakuya all die Schande aufgebürdet worden. Hinter ihm wurde vermutlich sogar Wörter wie unnatürlich, abartig, pervers – oder was auch immer verletzend sein sollte – hinterher getuschelt. Auch ihn hätte das gestört, genauso wie es ihn immer verletzt hatte, ein ‚dreckiger Hund‘ genannt zu werden.
 

Und sie haben ihn fortgeschickt? Direkt nach dem seine Eltern gestorben waren? Und wo war er geendet? Vermutlich mit jemandem ernsten, lieblosen und im vollständigen Wissen, dass er zur Strafe weggeschickt worden war. Jemandem, der es Großvater recht machen wollte, also statt erleichtert zu sein, von all der Schande, Geflüster und Gerüchten wegzukommen, war es nur noch schlimmer gewesen.
 

Das war beschissen.
 

Es war wirklich kein Wunder, dass Byakuya so hart daran arbeitete, die perfekte Erscheinung zu repräsentieren und warum er, als er Hisana gefunden hatte, seiner Familie gesagt hatte, dass sie sich ins Knie ficken sollten. Hart.
 

„Du bist die erste Person, die wirklich diesen Dämon, den ich mit mir trage, so wie er ist, versteht und akzeptiert“, Byakuyas Stimme blieb flach, als würde er etwas rezitieren. Doch er wandte sich etwas um, damit er Renji über die Schulter ansehen konnte.
 

Ihre Augen trafen sich und Renji konnte all die Emotionen in den sturmgrauen Augen beben sehen, die Byakuya zurückhielt.
 

Also lächelte Renji.
 

Es war nur eine kleine Sache. Nur ein ‚Hey-du-bist-in-Ordnung-du-weißt-dass-ich-dich-so-liebe-wie-du-bist‘-Lächeln und klopfte auf den Platz neben sich auf dem Sofa, als wolle er sagen: ‚Ja, du kannst dich immer zu mir setzen; wir können gemeinsam Dämonen sein.‘
 

Doch es schien Byakuya fast zu brechen. Er atmete bebend ein, als stünde er kurz vor dem Ersticken. Er sah aus, als würde er zerfallen und kurz sah er so verletzlich aus, dass Renji hätte schwören können, das geisterhafte Bild eines verängstigten, verwirrten und verzweifelt einsamen Teenager sein Gesicht verdunkelte hatte.
 

Byakuya drehte sich weg und Renji wusste, dass er es musste. Er kämpfte mit so vielen Emotionen, dass sein ganzer Körper zitterte.
 

Wenn es jemand anderes gewesen wäre, wäre Renji hinüber gegangen und hätte ihn umarmt.
 

Doch Renji hatte Probleme damit, nichts zu tun. Es brach sein Herz, nur dazusitzen und zuzusehen, wie Byakuya litt. Doch berühren… berühren war so verdammt tückisch. Dennoch stand Renji unbewusst auf und stellte sich hinter Byakuya. Er hob die Hand und ließ sie einige Zentimeter über Byakuyas Schulter schweben und schloss die Augen. Vorsichtig, zärtlich tastete er nach den Kanten von Byakuyas Reiatsu, versuchte seines zu nutzen, um die scharfen Kanten zu beruhigen und die bröckelnden Teile unauffällig zu stützen… doch er war schon immer scheiße in Kidō gewesen, richtig?
 

Und als Byakuya erneut bebend und zischend einatmete, dachte Renji, dass er vielleicht zu heftig gewesen war.
 

Er wollte sich zurückziehen, doch Renji konnte spüren, wie Byakuyas feineres, geschickteres Reiatsu seinen spirituellen Druck behutsam umschlang. Renji wusste, dass so etwas möglich war, doch ihm hatte es immer an der Fähigkeit für mehr als ein plumpes ‚Hey, ich bins‘ gefehlt. Doch Byakuyas Geschick machte den Unterschied wett und ihre Atmungen begannen, sich zu synchronisieren.
 

Plötzlich wusste Renji, dass es in Ordnung war, seine Hände sanft abzulegen. Er wusste, dass es in Ordnung war, die steifen, angespannten Muskeln der Schulter zu massieren. Ebenso entspannte sich Byakuya von seinen Berührungen. Entspannte sich wirklich. Renji hatte das Gefühl, als würde etwas, das normalerweise fest war, plötzlich flüssig werden und ihn umhüllen, als würde er sich wirklich in jemanden verlieren. Er fühlte sich ein wenig schwindelig und wackelig auf den Beinen.
 

„Sei sanft“, wisperte Renji. „Das ist mein erstes Mal.“
 

Byakuya gluckste leise. „Niemand würde jemals glauben, wie jungfräulich du bist, Renji Abarai.“
 

„Ja, nun ja. Vor dir gab es einige Dinge, die ich noch nie gemacht habe“, sagte Renji mit einem leichten Rotschimmer, als er daran zurückdachte. Daran zu denken, dass er vorher niemals unten gelegen hatte. Heute war er ein Experte darin.
 

„Entspann dich einfach“, sagte Byakuya. „Schließe deine Augen. Lass dich vom Strom mitziehen, wie ein Fluß.“
 

Oh, nein, dachte Renji. Zen-Mist. Darin bin ich auch scheiße.
 

Doch es fühlte sich gut an, in Byakuyas Reiatsu eingehüllt zu sein. Also versuchte er es. „Weißt du“, sagte er, als er die Augen geschlossen hatte und versuchte, ruhig zu atmen. „Ich wollte dir dich eigentlich umarmen, keinen Unterricht in Reiatsu-Manipulation bekommen.“
 

„Das ist kein Unterricht, Renji“, sagte Byakuya und lehnte sich zurück, gegen Renjis Körper. „Das ist umarmen. Es ist nur tiefgreifender.“
 

Renji nickte, ließ seine Arme von Byakuyas Schultern gleiten, um seine Taille zu umschlingen. Byakuyas Hände legten sich auf seine. Sie hingen aneinander, still, erkundeten das Gefühl ihres Reiatsus.
 

Auch wenn Byakuya sagte, dass es eine Umarmung war, war es eigentlich mehr ein Kuss, entschied sich Renji. Da war ein Geben und Nehmen und ein konstante Art von wirbelndem Testen von Grenzen und Kanten. Renji dachte, er könne sich darin verlieren, doch jedes Mal, wenn er das Gefühl hatte von Byakuyas überlegenen Kräften überwältigt zu werden, zog sich Byakuya zurück und ließ Renji zu ihm kommen.
 

Es war tatsächlich irgendwie ähnlich wie Sex, nur, dass sie sich gar nicht bewegten. Es war angenehm, wirklich… Wie Renjis Lieblingsdinge an Vertrautheit, wie die erste Nacht, in der sie nur nebeneinander auf dem Hanami geschlafen hatten. Byakuyas Wärme zu spüren, zu hören, wie er atmete und sein Geruch… und doch war es auch noch so viel mehr… Besonders, da Renji spüren konnte, wie Zabimaru und Senbonzakura ihrem Tanzen von Macht und Seele beiwohnten. Geben und nehmen.
 

„Wow“, sagte Renji nach einer Weile, fühlte sich schon fast atemlos und erschöpft.
 

„Hmmm“, schnurrte Byakuya. „Warte nur, bis wir das während dem Sex tun können.“

Upping the Ante

Auch wenn sich Byakuya vor einigen Momenten von ihrer Reiatsu-Umarmung zurückgezogen hatte, hielt ihn Renji noch ein bisschen länger Fest.
 

Mit geschlossenen Augen ruhte Renjis Kinn auf Byakuyas Schulter. Unter seinen Berührungen spürte Renji, wie sich Byakuya wieder anspannte, doch Renji wollte einfach noch einen Moment länger die seidenen Strähnen an seinen Wangen und die Wärme eines Körpers an seinem eigenen gelehnt spüren. Er atmete tief durch, nahm den vertrauten Duft von Jasmin und Moschus auf. Sie würden sich heute voneinander verabschieden müssen und Renji war nicht dafür bereit.
 

„Ich muss mich anziehen“, sagte Byakuya mit einem kleinen Schnauben.
 

Die Kombination aus Ärger und Bedauern in Byakuyas kleinem Schnauben zu hören, ließ Renji grinsen. Er löste seinen Griff um Byakuya und ließ sie hinabgleiten. Er versuchte, dass die Leere in seinen Armen ihn nicht störte.
 

Renji hasste es, loszulassen.
 

Ohne wirklich darüber nachzudenken, sagte er leise die Sache, die er immer bereut hatte, nicht zu sagen: „Ich liebe dich.“
 

Es war Bestätigung, die er Rukia einmal gegeben haben wollte. Vor all den Jahren. Aber es hätte sich anhänglich angehört, als würde er sie anbetteln, zu bleiben. Außerdem hatte er Angst gehabt, sie ihrer eigenen Stärke zu berauben. Hatte Angst davor gehabt, dass sie aus Mitleid geblieben wäre.
 

Als Renji seine Augen öffnete, stellte er überrascht fest, dass Byakuya am Eingang des Schlafzimmers stehen geblieben war. Er hatte sich zu ihm umgedreht und mit einer Hand den Türrahmen umfasst. Emotionen wechselten sich in seinem Gesicht ab.
 

Renji unterdrückte einen Fluch.
 

Byakuya hätte das nicht hören sollen. Würde dies wieder wie am letzten Tag des Hanami werden... Ein nettes Wochenend-Date verhunzt durch eine impulsive Liebeserklärung?
 

Das war der Grund, warum es besser war, nichts zu sagen.
 

Renji zog am Ende seines Zopfes und sagte: „Ähm, das war irgendwie nur für mich bestimmt. Ich meine, du musst nichts darauf antworten. Nur... weißt du, ich weiß nicht, wann ich dich wieder sehen werde und ähm... nun ja, die Arrancar sind nicht zurückgekehrt, aber diese Bastarde sind zäh und ich schätze, es wäre scheiße, wenn das einzige Mal, dass ich das gesagt habe zu einer Zeit gewesen ist, in der du es nicht hören wolltest...“
 

„Ich liebe dich auch. Sehr sogar“, unterbrach ihn Byakuya unverblümt. Er drehte sein Gesicht weg. „Aber du wirst von all deinen Schlachten zurückkehren. Ich verbiete dir zu scheitern, Renji Abarai.“
 

Es war süß, wie entschlossen Byakuya dabei klang, als würde er wirklich glauben, Renji befehlen zu können, nicht zu sterben. Renji grinste Byakuya schief an und verbeugte sich kurz. „Ja, Kommandant“, sagte er ernst.
 

Sein Gesicht war immer noch leicht abgewandt, während Byakuya noch eine Sekunde da stand. Renji bemerkte, dass da noch etwas war, was Byakuya sagen wollte, doch offensichtlich fand er nicht die richtigen Worte. Dann sah er, wie er aufgab und sich dem Schlafzimmer zuwandte.
 

„Hey“, rief Renji, als er anfing, die leeren Frühstücksbehälter aufzusammeln und generell ein wenig aufzuräumen. „Würdest du das violette Hemd für mich anziehen?“
 

„Hast du dir meinen Kleiderschrank angeschaut?“
 

„Ähm...“, Himmel, warum ließ die Frage Renji erröten und denken, dass er irgendwie ein Perverser war? Über seine Schulter rief er zurück: „Ich habe nur nach einem neuen... ah, scheiße, ja, ich denke, das habe ich.“ Er grunzte. Scheiß darauf, sich deswegen blöd zu fühlen. Er hatte das Hemd nur bemerkt, als er nach dem Sex sauber gemacht hatte, verdammter Mist! Es ist ja nicht so, als wären sie nicht vertraut. „Zieh es einfach an, ja? Du wirst heiß darin aussehen.“
 

Es waren ein paar Schritte im Raum zu hören und das schleifende Geräusch von Kleiderbügeln über einer Metallstange. Es klang akzeptierend, wenn auch etwas verwirrt, als er endlich sagte: „Also gut.“
 


 

Renji hatte alles fein säuberlich aufgetürmt und überlegte gerade, ob er den Fernseher anmachen sollte, als Byakuya aus dem Schlafzimmer kam. Mit einem Arm über die Rückenlehne geworfen, drehte sich Renji zu ihm um.
 

Oh. Heilige Scheiße.
 

Das dunkelviolette Hemd sah wirklich gut an Byakuya aus. Die Seide schmiegte sich an alle richtigen Stellen, akzeptierte die breiten Schultern und die schmale Taille. Normalerweise war Byakuyas Statur von den Lagen des Shihakushō und Haori bedeckt. Nun waren all die schlanken, kraftvollen Konturen offensichtlich, irgendwie schon fast wie ausgestellt. Außerdem kam Renji immer noch nicht über den Anblick von Byakuya in Jeans hinweg. Das war irgendwie so viel heißer als der Hakama. Sie schienen ihn kaum zu bedecken ohne auch nur einen Hauch von Haut zu zeigen.
 

Es war schon fast obszön.
 

Byakuya hatte auch was mit seinen Haaren gemacht. Er hatte einen Teil davon zurückgebunden, während er ein paar lange Strähnen vor sein Gesicht hatte fallen lassen. Da waren ein paar komplizierte Zöpfe, die fast perfekt die Weise imitierten, wie der Kenseikan funktionierte. Zumindest mit seinen vorderen Haaren.
 

„Siehst gut aus“, grinste Renji lasziv. Er wünschte sich insgeheim, dass sie im Hotel bleiben könnten. Dann könnten sie den Rest des Tages damit verbringen, Byakuyas sorgfältige Arbeit zu ruinieren. Doch er hatte Byakuya ein Museum versprochen, also zog er sich auf die Füße. „Bist du bereit zum Gehen?“
 

Byakuya nickte. „Keine U-Bahn. Ich denke nicht, dass ich das noch einmal schaffe.“
 

„Sonntags sollte es eigentlich nicht so überfüllt sein, aber Taxi ist für mich auch in Ordnung. Du zahlst“, sagte Renji und schloss zu Byakuya auf, als sie zum Aufzug gingen.
 

Während sie an einer Reihe von scheinbar endlosen, dunklen Räumen entlang gingen, dachte Renji daran, was für eine Verschwendung all das war. Byakuya hatte noch nicht einmal die Küche, den Konferenzraum oder generell die Hälfte der Suite benutzt. Alles, was sie wirklich gebraucht hatten, war ein Bett. Doch Renji vermutete, dass es hier nicht so sehr darum ging, was man 'brauchte', sondern viel mehr was von jemanden mit Byakuyas Rang und Status erwartet wurde.
 

Renji glaubte nicht, dass er das jemals verstehen würde.
 

Als sie endlich beim Aufzug angelangt waren und in ihre Schuhe schlüpften, schüttelte Renji über all das seinen Kopf. „Hattest du das Ernst gemeint, was du zu Eishirō gesagt hast?", fragte er. „Darüber, dass du mit mir leben möchtest?“
 

Byakuya wartete geduldig am Aufzug. Er warf Renji nur einen flüchtigen Blick zu, als er sagte: „Natürlich.“
 

„Was ist mit den Anschuldigungen wegen Unzucht?“, fragte Renji. Sobald der Aufzug ankam, ließ er Byakuya zuerst hinein und folgte dann. „Der 3. Offizier ist nicht das einzige Problem, um das wir uns Sorgen machen müssen. Und wenn ich noch nicht einmal so tue, als wäre ich in meinem Quartier, würden die Leute mit Sicherheit reden.“
 

„Ich habe darüber nachgedacht“, sagte Byakuya, als die Tür zu glitt. „Vizekommandant Shiba war mit einer direkten Untergebenen verheiratet. Vielleicht würde es weniger Bedenken geben, wenn wir eine ähnliche, legale Regelung haben.“
 

Das war das zweite Mal an diesem Wochenende, dass Byakuya etwas angesprochen hatte, dass verdächtig... dauerhaft klang.
 

Renji schob seine Hände in die Taschen und lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand des Aufzugs. Er blickte Byakuya von der Seite an, der, wie immer, in der Mitte des Aufzuges stand und zuschaute, wie die Nummern aufleuchteten.
 

Aber sie konnten nicht heiraten, oder? Wonach fragte Byakuya also?
 

„Geht es wieder um diese Adoptions-Sache?“, fragte Renji. „Denn, ich bin ehrlich mit dir, mir wäre es nicht angenehm, dein... Ich weiß noch nicht einmal was? Bruder?“
 

Natürlich wäre es irgendwie nett, wieder offiziell Rukias Bruder zu sein. Doch Renji würde ganz sicher nicht anfangen, Byakuya 'Nii-sama' zu nennen.
 

„Eine Adoption in die Familie wäre der einzige Weg, wie ich dein Erbe sicherstellen kann“; sagte Byakuya mit einem Hauch Verärgerung. Es war offensichtlich, dass er es nicht mochte zu hören, dass Renji nicht total aufgeregt darüber war, ein Kuchiki zu werden. „Doch es kann warten und das ist auch nicht das, woran ich bei dieser Sache denke. Es gibt Verträge, die zwischen Familien unterschrieben werden, die sich durch Heirat verbünden. Vielleicht könnten wir etwas Ähnliches arrangieren.“
 

Heilige Scheiße, Byakuya. Er redete tatsächlich über Heirat. Was zum Teufel?
 

Renji unterdrückte etwas erfolglos sein Lachen. Als Byakuya ihn scharf ansah, versuchte Renji ihn in ein Husten umzuwandeln. „Schau, ich möchte nicht spotten“, entschuldigte sich Renji, als Byakuya ihn weiter finster ansah. „Es ist nur so, dass ich immer dachte, solche Dinge gingen nur um Besitztümer und Geld. Und du weißt, ich habe nichts von alldem. Alles was ich habe ist mein Name, einige Paar Socken und Zabimaru. Und nur eins davon ist wirklich etwas wert – und sie und ich planen gemeinsam den Löffel abzugeben.“
 

„Du hast noch diese liebliche Kirschblüten-Robe“, sagte Byakuya trocken.
 

Renji lächelte, erinnerte sich daran, dass Byakuya ihm in einem Brief gestanden hatte, dass er Renjis Yukata in seiner Abwesenheit trug. „Ok, ja, du hast Recht. Socken und ein Yukata. Ich bin total reich.“
 

„Das bist du eher, aber du verpasst den Punkt“, sagte Byakuya, wandte sich angespannt um und blickte die Aufzugstür an. „Die ganze Sache geht darum, dass du etwas von Wert haben wirst. Und wenn es nur ein Name ist.“
 

Doch Renji hatte einen Namen und einen eigenen Ruf. Wenn das jemanden nichts wert war – nun ja, dann hatte er eben noch nicht hart genug dafür gearbeitet, oder? „Was ist, wenn ich mir all das alleine verdienen möchte?“
 

Byakuya blickte Renji wieder kurz an. „Ist das der Grund, warum du weiterhin ablehnst? Stolz?“
 

In genau diesem Moment hielt der Aufzug an und eine Familie kam herein. Renji stieß sich von der Wand ab, um näher an Byakuya zu stehen. Er wusste, dass er für eine Weile nichts sagen konnte. Byakuya würde es nicht nur nicht mögen, wenn ein privates Gespräch mitgehört werden würde, sondern es schien auch eine Regel im Diesseits zu sein, dass nicht geredet wird, wenn andere Leute im Aufzug waren.
 

Für Renji war es seltsam, dass Byakuya es nicht verstand. Stolz war doch so etwas wie die Parole der Kuchikis. Doch er vermutete, dass die Kuchikis hauptsächlich stolz auf die Dinge waren, die sie bereits hatten und zuvor etabliert hatten. Nicht auf die Dinge, die sie selbst getan hatten. Bei ihnen ging es nur ums Etablieren und nicht um die verbrannten Wege.
 

Ein kleines Mädchen klammerte sich an das Bein ihrer Mutter, war ungewöhnlich interessiert an den beiden. Ihre Augen waren geweitet und ein wenig verängstigt. Renji fragte sich, ob sie bemerkte, dass sie keine Menschen waren. Doch dann erinnerte er sich, dass es vielleicht nur wegen seinen Haaren und den Tattoos am Hals war. Immerhin musterte ihre Mutter sie auch einmal nervös von oben bis unten.
 

Als die Tür endlich wieder aufging, ließen sich Byakuya und Renji zurückfallen, damit die Familie zuerst raustreten konnte.
 

Nun konnten sie wieder reden, doch Renji konnte Byakuya immer noch nicht wirklich eine Antwort geben. Also ließ er sich ein wenig zurückfallen, während Byakuya wie selbstverständlich zur Rezeption geht. Er wandte sich an die Frau dort: „Ich würde gerne ein Taxi für uns bestellen. Wir gehen ins Sex-Museum.“
 

Sowohl Renji als auch die weibliche Angestellte verschluckten sich beinahe bei Byakuyas beiläufiger Anfrage. „Ähm… Aber mein Herr, es ist verlassen.“
 

„Ich habe es so verstanden, dass es immer noch betretbar ist.“
 

Byakuya hatte diese ‚Stelle mich nicht in Frage, ich bin der Kommandant‘-Stimme angeschlagen und die Dame merkte es. „Ja, mein Herr“, sagte sie, errötete dabei stark und verbeugte sich so tief, dass sie beinahe mit ihrem Kopf den Tisch traf. Dann nahm sie das Telefon in die Hand und drehte sich von ihnen weg.
 

Renji lehnte sich auf seinen Ellbogen und beugte sich hinunter, sodass er in Byakuyas Gesicht gucken konnte. Er wollte wirklich an einer dieser tintenschwarzen Strähnen, die ihm in die Stirn hingen, ziehen. Doch er widerstand. Stattdessen neckte er: „Sex-Museum? Ich dachte, du wolltest langweilige Kunst oder Geschichte und so ein Zeug.“
 

„Du hast falsch gedacht“, sagte Byakuya, offensichtlich immer noch verärgert über Renji. „Ich habe neben meinen auch deine Interessen bedacht.“
 

Renji zuckte zusammen. Nachricht erhalten. Er atmete laut aus. „Es tut mir leid, ja? Es ist nur... Ich versteh das nicht, ok?“, Renji blickte auf den Tisch zu der Angestellten, die scheinbar immer noch beschäftigt war, also sprach er mit leiser Stimme weiter. „Ich meine, du und ich, das ist eine Sache, die ich wirklich möchte. Doch wonach du fragst, bin nicht wirklich ich. Ich war noch nie ein wirklich sesshafter, häuslicher Typ.“
 

Die Dame von der Rezeption unterbrach sie, indem sie ihnen mitteilte, wo ihr Taxi eintreffen würde. Nachdem sie ihr für die Hilfe gedankt hatten, gingen sie durch die Lobby zum Haupteingang. Sie waren noch nicht weit gekommen, als Byakuya sagte: „Ich verstehe das, Renji. Doch es ist wichtig für mich, dass unsere Beziehung respektabel und korrekt ist.“
 

Viel Glück damit, Kuchiki, dachte Renji, doch sagte es nicht. Es war nicht so, dass Byakuya nicht wusste, wie schwer es werden würde, seine Familie in irgendeiner Weise zu akzeptieren. Sanft sagte Renji: „Das Zeug, was du da vorschlägst... Der Vertrag, das Reinigungsritual – all das – wird uns zu einem respektablen Paar machen?“
 

„Ich unterhalte keine Illusionen über meine Familie, Renji. Da gibt es nur sehr wenig an dir, was sie billigen. Doch ich glaube sehr wohl, dass viele dieser Dinge, die ich vorschlage, das Schlimmste lindert. Wie auch immer, in diesem Augenblick denke ich mehr an die Hofgarden. Wir müssen einen Weg finden, innerhalb der Grenzen der Regeln bleiben und dennoch weiter gemeinsam arbeiten. Es wird langfristig nicht funktionieren, dich immer aufs Schlachtfeld zu schicken.“
 

„Ich könnte immer noch die Kommandantenprüfung ablegen, wenn ich zurückkomme. Ich habe wie der Teufel trainiert und wenn wir noch mehr echte Action sehen, werde ich Bankai unter Kontrolle haben. Sie haben mir die Fünfte angeboten. Wir wären Nachbarn.“ Renji sagte das mit einem kleinen Lächeln, um zu zeigen, dass dies keine perfekte Lösung war, doch es war ebenfalls keine schlechte Option. Sie hätten den gleichen Rang. Das würde vielleicht viel für ihre Beziehung tun. „Du weißt schon, wie Ukitake und Kyōraku."
 

Byakuyas Gesicht war zusammengekniffen, als sie zum Wartestand der Taxen kamen. „Ja, ich vermute, das wäre die beste Strategie.“
 

Von der Enttäuschung in Byakuyas Stimme konnte Renji merken, dass er ein wichtiges Detail daran verpasst hatte. Wollte Byakuya einfach nur heiraten, weil... weil er heiraten wollte?
 

Oh.
 

Der Gedanke machte Renji sprachlos. Niemals in seinem ganzen Leben hatte er sich vorgestellt, dass er jemanden heiraten würde. Nicht einmal Rukia. Die meiste Zeit die er und Rukia gemeinsam verbracht hatten, ging es ums Überleben. Dann in der Akademie um Konzentration und Abschluss. Danach um Fortschritt. Er hatte noch nie über Heirat nachgedacht, ebenso wenig über Rücktritt. Das schien ihm immer wie die Art von Dinge, mit denen er sich nie rumplagen musste.
 

„Also möchtest du... ähm... offiziell werden?“, brachte Renji endlich hervor, gerade als ein Taxi vor ihnen hielt.
 

„Es ist nicht vollständig unerhört für einen Adligen, eine solche Allianz zu knüpfen“, sagte Byakuya. „Selbst wenn kein Erbe benötigt wird, kann es viele Gründe geben, Familien offiziell zusammenzuführen.“
 

Ok, das war nicht wirklich eine klare Antwort, aber es klang verdächtig nach einem 'Ja'.
 

Renji griff an Byakuya vorbei, um ihm die Autotür zu öffnen. Byakuya glitt in den Sitz, gefolgt von Renji.
 

„Bring uns bitte zum Sex-Museum“, sagte Byakuya. Er zog ein Stück Papier aus der Hosentasche und las eine Adresse ab.
 

„Das ist ganz schön weit draußen.“ Der Fahrer schob seinen Hut zurück und lachte. „Aber ich kenne es. Ich habe da schon Leute hingebracht. Habt ihr Jungs einen Blog oder so etwas? Scheint so, als würde jeder rausgehen wollen, um an seltsamen Orten Fotos zu machen.“
 

„Du glaubst doch nicht, dass dort andere sind, oder?“, fragte Byakuya.
 

Über den Rückspiegel trafen sich die Blicke von dem Fahrer und Renji. Er schien die Tattoos am Hals zu bemerken. „Habt ihr Jungs Unfug vor?“
 

Hör dir diesen Typ an, Renji schnaubte. Klingt, als wäre er unser Vater, obwohl wir wesentlich älter sind. Doch nachdem er in bester Teenager-Manier mit den Augen gerollt hatte, sagte Renji: „Nah, alter Mann. Wir hoffen nur auf ein bisschen Spaß draußen, wenn du weißt, was ich sagen will?“
 

Als Renji breit grinsend winkte, schloss der Fahrer mit einem Schnauben das Plastikfenster zur Fahrerkabine.
 

„Musste das sein, Renji?“, seufzte Byakuya.
 

„Er steckt seine Nase nicht mehr in unsere Angelegenheiten, oder?“, sagte Renji. „Wie auch immer, wenn du es ernst meinst mit der Heiratssache, dann sollte ich mich wohl dran gewöhnen.“
 

Byakuya überraschte Renji damit, dass er ihm eine Hand auf den Oberschenkel legte. „Ich bin, tatsächlich, ziemlich an dich gewöhnt. Das ist der Grund, warum es mir ernst ist.“
 

Huh. Richtig.
 

Renji blickte auf Byakuyas Hand auf seinem Oberschenkel und fragte sich, warum ihn diese Idee so sehr störte. Immerhin war Renji derjenige gewesen, der zuerst über Liebe geredet hatte. Renji hatte relativ schnell entschieden, dass er voll dabei war. Egal was. Nun ja, das war nun ein 'egal was', oder nicht? Was ist, wenn Byakuya plötzlich eine total bescheuerte Idee hatte und heiraten wollte?
 

Renji war voll dabei.
 

Wenn heiraten ein Teil von 'voll dabei' war, dann würde er es tun.
 

„Ja, in Ordnung“, sagte er und blickte aus dem Fenster, um zu sehen, wie die Häuser an ihnen vorbeizogen. Er konnte sein eigenes Gesicht ebenso wie Byakuyas als Reflektion im Glas sehen. Das geheime, fast schon fröhliche Lächeln, das über Byakuyas Gesicht glitt, als er dachte, er könne es nicht sehen, war jeden Preis wert. Scheiß drauf, für einen weiteren Anblick wie diesen, würde Renji ein gottverdammtes, weißes Kleid und Stöckelschuhe tragen.
 

„Ich werde dafür sorgen, dass die Vorkehrungen getroffen werden“, sagte Byakuya in seinem normalen, formalen Ton, doch Renji bemerkte dennoch einen Hauch Überschwänglichkeit. Ok, was auch immer an dieser Sache dran war, Byakuya wollte es wirklich.
 

„Cool. Ich arbeite dann daran, in der Zwischenzeit nicht zu sterben“, sagte Renji mit einem schiefen Grinsen.
 

Byakuya sah ein wenig bestürzt aus, doch sagte dann: „Ja, stelle das sicher. Wenn du stirbst, schwöre ich dir, dass ich dich degradieren werde. Posthum.“
 

„Warte, was? Das kannst du nicht!“
 

„Ah, aber das werde ich“, sagte Byakuya mit einem kleinen 'hab dich'-Blick. „Du wirst nicht scheitern. Denke daran, Renji Abarai, oder es wird Konsequenzen geben.“

By your Leave

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Late Night Ambushes

Die tatsächliche Verabschiedung war eine eilige Sache. Da sich Byakuya und Eishirō mit Möbelstücken und zwei kichernde Mädchen herumschlagen mussten, stand Renji am Ende in einiger Entfernung von ihrem geschäftigen Treiben außerhalb vom Onsen und tröstete die weinende Mod-Soul in Byakuyas Gigai.
 

Die Tür glitt auf und alles war endlich bereit. Rukia und Orihime kamen angerannt, um Renji fest zu umarmen. Orihime gab der Mod-Soul ein Taschentuch und tätschelte ein wenig unangenehm, wenn auch aufrichtig die Schulter. Die Mod-Soul akzeptierte das ohne jegliche Erhabenheit und jammerte stattdessen nur noch lauter.
 

Byakuya selbst schaute Renji nicht viel an, außer einmal, im allerletzten Moment, als er sich umdrehte und Renjis Blick kurz traf, während er durch die Tore des Senkaimons trat. Selbst aus der Entfernung konnte Renji die Emotionen spüren, die dieser einfache Blick beinhaltete: Byakuya wollte nicht gehen und vermisste ihn bereits.
 

Renji lächelte und winkte zur Verabschiedung. „Wir sehen uns dann.“
 

Byakuya nickte. „Ich schreibe dir.“
 

Die Mod-Soul brach in einer weiteren Reihe aus Schluchzern aus.
 


 

Die Taxi-Fahrt zurück war unangenehm. Byakuyas Mod-Soul rollte sich gegen Renjis Seite auf dem Rücksitz zusammen und weinte weiter. Renji schlang einen Arm um Byakuyas Körper, rieb ihm den Rücken, während der warme, feuchte Fleck auf seiner Schulter größer wurde. Der Fahrer blickte immer wieder in den Rückspiegel, bis Renji endlich sagte: „Schlechter Tag.“
 

Der Taxifahrer nickte, doch er presste die Lippen aufeinander, als würde er überlegen, ob ihm die ganze Sache etwas angeht.
 

Währenddessen war die Verschmustheit der Mod-Soul befremdlich. Die Muskeln unter Renjis Hand fühlten sich richtig an, genauso die Weise, wie seine schwieligen Handflächen hier und da an der glatten Seide hängen blieb. Doch der Geruch war… weg. Irgendwie rochen die Haare, die gegen Renjis Nase gepresst waren befremdlich, zwar war noch der Duft nach Jasmin und Moschus von dem Richtigen da, aber darunter lag ein rauchiger Ton, der vage Geruch von Magie.
 

Es war der Körper, mit dem er das Wochenende verbracht hatte, aber nicht die Seele.
 

Und, natürlich, war die ganze Weinerei jenseits von seltsam.
 

Doch selbst mit all den klaren Hinweisen, dass das Ding, was sich an ihn presste, nicht Byakuya war, war der körperliche Kontakt verdammt erregend für Renji… Denn es fühlte sich an wie Byakuya und sah auch wie Byakuya aus. Schlimmer noch, die Hand an seiner Brust, die verzweifelt in das T-Shirt griff, erinnerte Renji an die echten Berührungen von Byakuya und wie liebevoll er noch vor weniger als 20 Minuten gewesen war.
 

Gott, die Dusche! Byakuyas Hände, glitschig mit Seife, überall auf ihm? Und Byakuya hatte immer wieder süße, liebevolle Worte gemurmelt… Gott sei Dank war das Wasser des Sentō heiß genug gewesen, um jeden Eifer zu unterdrücken, sonst hätte er sich damit blamiert, nur von den Berührungen zu kommen.
 

Und nun hing dieser irgendwie, aber auch irgendwie so überhaupt nicht, Byakuya-Körper schon fast auf ihm. Die eine Hand presste sich gegen Renjis Brust, die andere hatte sich um seinen Oberschenkel gewickelt, verlockend nahe, fast richtig, aber so falsch.
 

Zählte es als Fremdgehen, wenn man mit dem Gigai seines Liebhabers rumspielte? Renji ließ die Finger durch das seidene Haar des Gigais gleiten und die Mod-Soul blickte mit einem Schniefen zu ihm auf. So unnatürlich ausdrucksvoll waren diese Augen, die ihn anblickten… und auch so unschuldig.
 

Ja, tat es.
 

Außerdem wäre es, als würde er ein Kind verführen.
 

Gerade in diesem Moment fuhr das Taxi auf den staubigen Parkplatz vor dem Urahara Shōten. Der Fahrer warf einen Arm um die Rückenlehne des Beifahrersitzes und blickte die beiden durch den Plastiktrenner an. „Einen Süßigkeitenladen?“, fragte er, ganz klar skeptisch wegen dem ganzen Szenario vom Anfang bis zum Ende. „Er sieht geschlossen oder verlassen aus. Seid ihr Jungs sicher, dass ihr hier raus wollt?“

„Ja“, sagte Renji, fühlte sich besonders unangenehm, dass er in der Tasche vom Mod-Soul nach Geldscheinen fischen musste. „Ähm, du weißt doch, was sie über Schokolade sagen, ja? Es muntert ihn auf.“
 

„Sicher“, sagte der Fahrer. Ihm war scheinbar bewusst, dass ihm ein großer Haufen Schwachsinn aufgetischt wurde und er hatte sich offenbar dazu entschieden, sich nicht einzumischen.
 

Renji bezahlte und hatte Probleme, die immer noch schluchzende Mod-Soul aus dem Taxi zu bekommen. In dem Moment, als sie beide standen und die Tür geschlossen war, fuhr das Taxi los. Mit durchdrehenden Rädern, als würde es vor einem Verbrechen fliehen.
 

Was auch immer der Fahrer dachte, was er da tat… Renji konnte es ihm nicht wirklich übel nehmen. Sie waren schon ein merkwürdiges Pärchen, wenn Byakuya in vollem Besitz des Gigais war. Renji war sich sicher, dass sie nun wirklich zweifelhaft aussahen: Er überall tätowiert und hielt an der Mod-Soul fest, die in Tränen aufgelöst war, als sei sie verletzt oder unter Drogen gesetzt oder vielleicht sogar beides. Und dann sollte er sich im schäbigen Teil der Stadt rauslassen, an einem Laden, der schon geschlossen hatte? Ja, Renji hatte Glück, wenn niemand die Bullen rief.
 

Es war definitiv an der Zeit, dass er sie beide nach drinnen verfrachtete. Schnell. Renji nahm seinen Handschuh aus der Gesäßtasche seiner Jeans und während er verzweifelt versuchte, die Mod-Soul davon abzuhalten, auf ihre Knie zu sinken und im Dreck weiter zu schluchzen, zog er ihn an.
 

Dann schlug er der Mod-Soul hart auf dem Rücken, die Pille wurde mit Schwung aus dem Mund gespuckt. Renji fing sie in der Luft auf. Als der Körper schlapp wurde, warf Renji sich den leeren Gigai über die Schulter.
 

Renji hätte normalerweise die Mod-Soul selbst gehen lassen, doch der Shōten war bereits so dunkel, dass Renji vermutete, dass bereits alle zu Bett gegangen waren, auch wenn es noch nicht wirklich spät war. Das Letzte, was er wollte war, dass das Weinen der Mod-Soul alle aufweckte. Morgen war immerhin Schule, dachte Renji mit einer Grimasse. Morgen würde fast jeder im Shōten früh aufstehen.
 

Renji würde vermutlich wieder die Schule schwänzen, doch vielleicht war es das wert, doch hinzugehen um zu schauen, ob Ichigo zurück war und wen Ikkaku dieser Tage auf dem Schulhof terrorisierte.
 

Schule.
 

Was für eine Farce. Urahara war durch all den Ärger mit den Schulwechselformularen gegangen und kaum einer von ihnen war, außer am ersten Schultag, überhaupt zur Schule gegangen. Yumichika ging vielleicht, da er und Ikkaku sich immer noch seltsam wegen Keigos Schwester benahmen, doch dann war es vielleicht auch so, dass Yumichika mit Matsumoto wegging, die ja nichts anderes tat als shoppen. Kommandant Hitsugaya schien seine Tage mit Fußball spielen zu verbringen und schmollend durch die Gegend zu laufen. Soweit es Renji gehört hatte, schien der Kommandant auch irgendeine alte Dame zu besuchen.
 

Rukia hatte Orihime zum Training mitgenommen. Ishida und Ichigo waren irgendwo im Geheimen ihr Ding am Durchziehen. Chad riss sich bei Renji den Arsch auf.
 

Tatsächlich, wenn er so darüber nachdachte, realisierte Renji, dass die Menschen ihrem ‚Scheißteam‘ die meiste Schande bereiteten. Er und Rukia waren die Einzigen von der Soul Society die etwas taten und ihre ganze Energie investierten, um den Menschen zu helfen, die eigenartigerweise entschlossener waren, diesen Kampf zu gewinnen.
 

Vielleicht, weil sie keine Ahnung hatten, wie unmöglich das war.
 

Renji setzte Byakuyas Gigai in den Schrank ab, der mit ‚Rückgabe‘ markiert war. Da war ein Tansu, der aus kleinen Schubladen bestand und Renji öffnete die, die mit dem Namen von der Mod-Soul beschriftet war und ließ die kleine, grüne Pille hineinfallen. Den Handschuh legte er auf die Kommode.
 

Es war seltsam, die Tür vor Byakuyas Gesicht zuzumachen. Der Gigai des Kommandanten lehnte gegen die Wand, die Augen offen und leer. Als er die Tür zuschob, musste er einen Schauder unterdrücken. Er schickte ein Stoßgebet in den Himmel, dass er niemals den echten Byakuya so sehen müsste.
 

So leise wie möglich, ging Renji in Richtung seines Bettes.
 

Natürlich rief, sobald er an Uraharas Tür vorbei ging, dessen Singsang-Stimme nach ihm. „Oh, bist du das, Vizekommandant Abarai?“
 

Als wüsste das Urahara nicht. „Ja, ich bins.“
 

Gerade als Renji dachte, dass er ohne weitere Interaktionen weitergehen könnte, glitt die Tür ein Stück auf. Auch wenn er fast komplett im Schatten lag, konnte Renji den blonden Schopf und das Funkeln von scharfen, grünen Augen ausmachen.
 

Und eine überraschende Fläche von nackter, blasser Haut.
 

„War es ein gutes Wochenende?“
 

„Ähm“, Renji realisierte, dass er auf die Gänze der entblößten Haut starrte und versuchte einzuordnen, was er alles dort sah. Dann blickte er schnell weg. Er rieb sich den Nacken, versuchte seine Neugierde zu verdecken. „Ja, gute Zeit. Wir waren im Vergnügungspark und im Museum und hatten einen Haufen Sex. Oh und wir haben Manga gekauft. Ah, scheiße. Meine sind vermutlich noch im Hotel.“
 

„Nein“, sagte Urahara mit einem kleinen, schnaubenden Lachen. „Byakuyas Diener hat sie vor ein paar Stunden vorbeigebracht. Sie sind alle in deinem Raum. Inklusive dem entzückenden Stofftiger.“
 

„Oh, gut“, sagte Renji mit Erleichterung. Er hatte den Tiger schon fast vergessen. „Hey, denkst du, Ishida ist gut genug ihm Nähen, dass er daraus ein Nue machen kann?“
 

Die Frage schien Urahara zu überraschen. Renji konnte sich schon fast den flatternden Fächer vorstellen und in diesem Moment fand er es komisch, ihn nicht zu sehen. Schlussendlich sagte Urahara: „Nun ja, du hättest Kon fragen sollen! Doch, wenn ich du wäre, würde ich mich darauf gefasst machen, dass, was auch immer du ihm gibst, mit einem Quincy-Kreuz irgendwo zurückkommt.“
 

Huh. Nun ja, das war ein Dämpfer für sein Vorhaben. Renji war nicht alt genug, um sich an den großen Quincy/Shinigami-Showdown zu erinnern, doch er vermutete, dass es nicht angemessen war, sich an etwas zu kuscheln, was das Emblem der Quincys trug. Der Generalkommandant könnte ihn vielleicht sogar zum Kriegsgericht schleppen.
 

„Oh nun ja, das war nur ein Gedanke“, sagte Renji und ging in Richtung seines Raumes weiter.
 

„Ich verstehe. Das ändert die Sache für dich, richtig?“
 

Renji blickte über seine Schulter zurück. Von seinem Winkel aus konnte er fast nichts von Urahara sehen, außer eine Strähne seiner Haare, die vom kärglichen Licht beschienen wurde. „Hast du das nicht gemerkt?“
 

Da war eine lange Stille. Dann verschwand die Strähne und die Tür wurde fest zugeschoben. „Gute Nacht, Vizekommandant Abarai.“
 

Renji stand eine Weile dort, fühlte sich, als hätte er irgendeinen Test nicht bestanden. Sollte er die Quincys jetzt mögen? Sie waren geschworene Feinde der Shinigami, oder? Natürlich war eigentlich keiner von ihnen übrig und Renji soweit ganz gut mit dem kratzbürstigen Bogenschützen ausgekommen. Nun ja, um ehrlich zu sein, hätte er Ishida beinahe umgebracht, als sie sich getroffen hatten, aber zum Teufel, das Gleiche hatte er auch mit Ichigo getan und sie waren nun Freunde, oder?
 

So nett wie Ishida war, es würde nicht für Renji reichen, deswegen mit einem Stofftier durch die Seireitei zu marschieren, das wie ein Quincy-Kriegsbanner dekoriert war. Würde wohl einigen der alten Fürze einen Herzinfarkt bescheren, wenn nicht noch mehr. Mit einem Symbol eines alten Feindes herumzulaufen schien einfach wie schlechtes Benehmen.
 

Aber warum ließ Uraharas Reaktion Renji nun fühlen, als sei er ein Fanatiker?
 

Scheiße. 5 Minuten in der Tür und schon wieder verunsichert. Willkommen zurück im Leben im Shōten, Renji Abarai, dachte er, als er in sein Zimmer ging.
 

Der Donner grummelte unheilvoll über seinem Kopf.
 


 

Byakuya und sein Gefolge kamen im strömenden Regen aus dem Senkaimon. Blitze zuckten durch schwere Wolken. Hagel begann zu fallen, kalte Stücke aus Eis klatschten gegen Haut. Byakuya zog den Kommandanten-Haori aus und gab ihn Rukia. „Schützt euch damit“, gab er zu verstehen. Zu den Dienern, die sofort angeeilt kamen, um ihn mit Schirmen zu schützen, sagte er: „Kümmert euch nicht um uns. Wir können Shunpō. Schützt die Arbeiter. Seht zu, dass alle schnellstmöglich ins Innere kommen. Lasst die Möbel dort.“
 

Eishirō sah hin und hergerissen aus, doch seine Stimme ging fast im heulenden Wind verloren, als er protestierte: „Aber mein Herr, die Oberflächen werden ruiniert sein.“
 

„Dinge können ersetzt werden“, sagte Byakuya scharf, die Statik in der Luft ließen seinen Nacken prickeln. Sie mussten sofort ins Innere. „Wenn es sein musst, lasst die Sachen im Dangai, aber geht! Jetzt!“
 

Der Blitz schlug in eine alte Weiß-Eiche ein, die fünf Jahrhunderte im Garten gestanden hatte. Bevor Byakuya reagieren konnte, erschien ein oranger Schild - Kidō? – und verhinderte, dass die herumfliegenden Trümmer jemanden treffen konnte. Als er weiterhin den Leuten befahl, ins Anwesen zu gehen, blickte Byakuya zu Rukia, neugierig, welchen Zauber sie so schnell benutzt hatte. Zu seiner Überraschung sah er das menschliche Mädchen, Orihime, unter seinem Haori, wie sie ihren Haarschmuck berührte und sich sehr konzentrierte.
 

Interessant.
 

Keine Zeit zum Nachdenken. Zumindest hatte der nahe Blitzeinschlag dafür gesorgt, was Byakuya nicht geschafft hatte: Die Arbeiter waren nun davon überzeugt, dass es besser war, ihr Gepäck abzuwerfen. Alle sprinteten ins Anwesen.
 

„Es tut mir leid, Nii-sama“, sagte Rukia. Als sie sich alle in der Haupthalle etwas ausschüttelten, gab sie ihm seinen nassen Haori wieder. „Er ist durchnässt.“
 

„Wir sind alle durchnässt“, sagte Byakuya freundlich, nahm ihn ihr ab und gab ihm Eishirō, der mit ausgestreckten Armen wartete. Wäre das Badehaus nicht ein Stückchen außerhalb, hätte er jedem ein Bad vorgeschlagen. Stattdessen sagte er: „Warum zeigst du deiner Freundin nicht die Indigo Suite? Ich bin mir sicher, dass sobald das Personal die Möglichkeit hatte, sich zu erholen, wir Tee im Wohnzimmer trinken können .“
 

„Ich werde die Feuerstelle aufrüsten lassen, mein Herr“, sagte Eishirō mit einer tiefen Verbeugung.
 

Doch bevor er davon huschen konnte, stoppte Byakuya ihn. „Ja, doch sobald du deine Anweisungen gegeben und das Personal organisiert hast, musst du deinem Vertreter erlauben, die Pflichten für den Abend zu übernehmen. Du hast das ganze Wochenende gearbeitet. Nimm dir daher die Nacht und auch morgen frei.“
 

Byakuya glaubte nicht, dass er etwas besonders Ungewöhnliches oder Tiefgründiges gesagt hatte, doch das gesamte Personal, inklusive Eishirō starrten ihn mit verblüfften Gesichtern an.
 

„Muss ich mich wiederholen?“, fragte Byakuya mit zunehmender Verärgerung.
 

„Ähm, nein, mein Herr. Es wird so sein, wie sie gesagt haben.“
 

„Hervorragend“, sagte Byakuya und wandte sich seinen eigenen Räumlichkeiten zu, damit er seine nasse Kleidung ablegen konnte. Zwanzig Minuten an kostbarer Zeit alleine, das war alles, was er brauchte. Dann konnte er den Gastgeber von Rukia und dieser rätselhaften Orihime spielen, die offensichtlich viel, viel mehr war, als sie schien.
 

Jedoch schaffte er es nur bis zur Treppe, bevor ihn seine Tante mit einem fröhlichen „Ah, Byakuya-chan, wie gut, dich zu sehen“ belästigte.
 

Er wünschte, er könnte dasselbe behaupten. „Meine Tante, ich habe gehört, du bist eingezogen.“
 

„Ja, in den Ostflügel. Die Räume waren so staubig. Ich habe mir die Freiheit genommen und sie säubern lassen.“
 

Sie hat sich viel zu viel Freiheit rausgenommen. Der Ostflügel gehörte Byakuyas Mutter. Alles in diesen Räumen war seit ihrem Tod unberührt geblieben. Niemand hatte etwas verschoben oder neu eingerichtet. Schon auf die Befehle von Byakuyas Vater vor Jahrhunderten hin nicht.
 

Byakuya hatte niemals wirklich den Befehl erneuert und ohne ihm oder Eishirō, die das Haus schützten, hatte das Personal komplett unter der Gnade von Tante Masama gestanden.

Sie schien seinen brodelnden Zorn als Kummer misszuverstehen. „Oh, mein lieber Junge. Ich kann verstehen, dass das schwierig ist, aber es wird Zeit, weiterzugehen.“
 

Grollender Donner rüttelte am Haus. Regen peitschte gegen die Wände.
 

„Vielleicht“, sagte Byakuya ruhig. „Doch das ist nicht deine Entscheidung. Es ist meine. Genauso wie das Haus mir gehört.“
 

Byakuya hatte das Wort ‚Haus‘ sehr absichtlich gewählt, da es ebenfalls einen Sinn des Familiennamens andeutete.“
 

Tante Masama war dreist genug, um verwirrt auszusehen.
 

Also drückte es Byakuya für sie klarer aus. Er drehte ihr den Rücken zu und ging die Treppe hinauf. Während er das tat, sagte er: „Du wirst dich heute Nacht noch selbst aus den Gemächern meiner Mutter entfernen oder ich werde dafür sorgen, dass dich morgen früh meine Soldaten der Division dazu zwingen. Wenn du erneut versuchst, derart auf meiner Autorität in diesem Haus herumzutrampeln, ist unser Abkommen nichtig. Dann wird es keinen Erben geben und der Name Kuchiki kann mit mir begraben werden.“
 

„Das kannst du nicht tun!“, zischte sie.
 

„Du siehst, dass ich das kann“, sagte Byakuya, doch er hielt an, um sie über die Schulter hinweg anzublicken. Ein Blitz erhellte kurz den Raum, gefolgt von dem schnellen Knall des Donners. „Ich scheitere daran, zu verstehen, warum du dich entschieden hast, uns wieder zu Feinden zu machen. Wir waren zu einer Übereinstimmung gekommen.“
 

Ihre Stimme war Schrill und echote durch den großen Raum. „Du hast das Wochenende in der Welt der Lebenden verbracht, Byakuya. Warum?“
 

War das eine Art fehlgeleiteter Versuch, ihn zu bestrafen, weil er weiterhin Renji traf? „Du weißt wieso: Um meinen Liebhaber zu sehen.“
 

„Du bist zu ihm gegangen, selbst nachdem du von deinem früheren Kommandanten gehört hast, was passiert, wenn du mit jemandem wie ihm, ohne Reinigung, bist?“
 

Sie war wie ein Instrument, welches nur einen Ton spielen konnte. „Deine Besessenheit von diesem einen besonderen Anliegen ist besorgniserregend, meine Tante. Du hast Einiges für die Nacht zu organisieren und ich muss aus meiner nassen Kleidung raus. Wir können das am Morgen bereden.“
 

„Es ist wichtig, Byakuya.“
 

Byakuya schüttelte den Kopf. Er war fertig mit ihrer Torheit. Er war am anderen Ende der Treppe angelangt und hatte vor, sie ihrem, was auch immer für verrückten, Fetisch bezüglich des Reinigungsrituals zu überlassen.
 

„Das war es, was deinen Vater umgebracht hat“, sagte sie.
 

Das ließ ihn inne halten. „Wagst du dich, anzudeuten, dass meine Mutter keine reinblütige Adlige war?“
 

„Nein“, sagte sie mit einem kleinen Lachen über die Groteskheit dieser Idee. „Gott, nein, natürlich nicht. Seine Liebhaberin war jedoch eine dreckige, kleine Rukongai-Schl—“
 

„Lass es“, donnerte Byakuyas Stimme. „Du wirst nicht dieses Wort benutzen.“ Er wandte sich scharf zu ihr herum. „Nebenbei weißt du ganz genau, dass die Liebhaberin meines Vaters nicht in dieser Gegend lebte. Der Skandal war, dass sie eine Soldatin war.“
 

„Wie deiner, was der Grund ist, warum er sich weigerte, sie reinigen zu lassen. Und schau dir den Preis an, den mein Bruder für seine Sturheit zahlen musste!“, sie war nahe der Tränen und ihre Stimme bebte.
 

Also das befeuerte den intensiven Fokus seiner Tante auf das Reinigungsritual. Masama hatte sich selbst davon überzeugt, dass sein Vater im Kampf gescheitert ist, nicht weil er nicht dorthin passte, sondern weil ihm seine Liebhaberin um sein Reiatsu beraubt hatte.
 

Das einzig problematische an der Sache war, dass diese Theorie Byakuya einleuchtete.
 

Sein leiser und ruhiger Vater war ein phänomenaler Krieger gewesen. Byakuya hatte lange seine soldatischen Fähigkeiten bewundert. Trotz dem Bild, welches die Leute bevorzugt von Sōjun Kuchiki malten, schloss es sich nicht unbedingt gegenseitig aus, ein Poet und ein eiskalter Krieger zu sein.
 

Es hatte immer an Byakuyas Ehre genagt, all das Getuschel nach dem Tode seines Vaters zu hören, dass solch ein angenehmer Mann keinen Platz auf dem Schlachtfeld inne hatte und dass Sōjun besser in der Bibliothek geblieben und sich geweigert hätte, dem Ruf der Waffe zu folgen.
 

Sich weigern, dem Ruf zu folgen? Verstanden die Leute nicht, wie unmöglich es ist, seine eigene Natur zurückzuweisen? Die Träume zu ignorieren, die vom Zanpakutō geschickt wurden? Und Sōjuns Zanpakutō war eine blutrünstige, mächtige Dämonenbestie.
 

Auf seiner eigenen Weise Zabimaru nicht ganz unähnlich.
 

Das zu wissen und zu sagen, dass Sōjun eine zu sanfte Seele für den Kampf war, war eine Beleidigung für Mann und Schwert.
 

„Dennoch“, sagte Byakuya. „Wo ist dein Beweis?“
 

Masama klopfte mit ihrer Faust gegen ihre Brust. „In meinem Herzen!“
 

Er nickte. Sie musste ebenso fühlen wie er. Dennoch, ohne Beweis, war es nicht mehr als Mutmaßungen, eine wilde Vermutung. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, was an diesem Tag geschehen war. Große Männer wurden vom Schicksal nicht mehr beschützt, wie alle anderen Seelen auch. Doch dieses Gespräch über Beweise löste die Erinnerung an ein früheres Gespräch aus.
 

„Du hast ihren Namen in den weggeschlossenen Seelenaufzeichnungen nachgeschlagen“, erkannte er. „Doch dabei bist du über den Namen meines Liebhabers gestolpert.“
 

Von seinem höheren Aussichtspunkt an der Treppe konnte Byakuya nicht sehen, wie sie errötete, doch ihre Haltung änderte sich schlagartig. Sie beugte ihren Kopf. „Ja.“
 

„Und du fürchtest, dass ich dasselbe Schicksal erleide?“
 

„Das tue ich, Byakuya. Bitte verstehe, dass ich dich liebe. Ich höre immer wieder Gerüchte über den abtrünnigen Kommandanten Aizen und wie stark seine neue Armee sei. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du mit einem versteckten Schwachpunkt in die Schlacht ziehst und ein weiterer Kuchiki so sinnlos verschwendet wird, wenn eine einfache Sache es beheben kann. Dich retten kann!“
 

Byakuyas Mitgefühl wandte sich. Wie er, hatte Masama fast alle verloren, die sie liebte – ihren eigenen Vater und eigene Mutter, ihren Bruder, ihre Schwägerin und… ihren Mann, Kōga. Doch ihr Ehemann war in einer weitaus schmerzvolleren Weise verloren. Nicht tot, aber gebrandmarkt als Verräter und für immer in Gefangenschaft.
 

„Doch wonach du fragst, geht mit einem Preis für Renji einher“, sagte Byakuya. „Du willst, dass ich meine Stärke gegen seine eintausche.“
 

Ein kleines Schluchzen entfloh ihrer Kehler. „Das ist genau das, was dein Vater gesagt hat.“
 

Ihre Worte waren wie ein Stich in Byakuyas Herz.
 

„Ich kann nicht abstreiten, dass du einen triftigen Grund angegeben hast“, sagte er nach einem Moment. „Ich denke darüber nach. Doch für diesen Augenblick ist meine Kleidung nass und du hast Dinge zum Umziehen. Gute Nacht.“

Making Legends Out of Men

Dank der Begegnung mit seiner Tante, war Byakuya bereits müde, als er sich zu Rukia und Orihime an den Irori, der eingesunkenen Feuerstelle, für Tee niederließen. Der Regen trommelte weiter gegen die Fenster und Donner grollte entfernt.
 

Der stellvertretende Hausverwalter hatte ein Tablett mit Leckereien arrangiert: Senbai, gegrillte Reiscracker. Eine etwas rustikale Wahl, außerdem schienen sie unerwarteter Weise Schokoladengeschmack zu haben. Das war ein kleiner Schock, wenn man eigentlich etwas Salziges und Deftiges erwartete. „Ich bedauere“, sagte Byakuya. Er legte seinen angebissenen Cracker auf den Teller vor ihm. „Ich werde mit der Köchin über ihre traditionslose Wahl sprechen und dafür sorgen, dass sie etwas And—“
 

Doch Rukia legte eine Hand auf Byakuyas Knie und deutete diskret auf Orihime, die die Cracker nahezu verschlang.
 

„— oder diese sind in Ordnung“, beendete Byakuya seinen Satz. Er nippte vorsichtig an seinem Tee, doch war froh zu bemerken, dass es sein Favorit, ein grüner Gyrokuro war. An Rukia gerichtet fragte er: „Hast du dich bereits wieder hier eingerichtet?“
 

„Es ist immer schön, nach Hause zu kommen“, lächelte Rukia sanft, so herzzerreißend wie Hisana, dass Byakyua wegschauen musste. Es plagte Byakuya immer noch sehr, daran zu denken, dass das Reinigungsritual eventuell Hisanas Krankheit gefördert haben könnte.
 

Er wollte gerade Rukia über ihre Erfahrung mit dem Ritual fragen, als Orihime plötzlich fröhlich zwitscherte: „Ich kann nicht glauben, dass ihr in einem solchen großartigen Ort lebt! Es ist wie ein Palast! Ich fühle mich wie eine echte Prinzessin.“
 

Zögernd probierte er wieder von dem Cracker und musste feststellen, dass er besser war, wenn man wusste, was einen erwartete. Allerdings war er sich nicht sicher, was er zu Orihimes breitem Lächeln sagen sollte. „Vielen Dank“, brachte er schlussendlich hervor. „Das Anwesen ist bereits seit vielen Generationen im Besitz meiner Familie. Dies ist tatsächlich eines der schlichteren Einrichtungen, da es mit dem Gedanken gebaut wurde, den einfachen Bedürfnissen des ersten Kommandanten der 6. Division und seiner Familie zu dienen.“
 

Orihime klatschte in die Hände. „Oh, das klingt wie eine Geschichte. Wie war er?“
 

Rukia machte es sich auch gemütlicher, als würde sie auch auf eine Geschichte hoffen. Byakuya schaute zwischen den beiden hin und her und fühlte sich von ihren neugierigen, großen Augen in die Falle gelockt.
 

Er seufzte kapitulierend. Dann nahm er die Teekanne, schenkte ihnen nach, bevor er anfing. „Viele Geschichten werden über ihn erzählt, da er die Familie, die Division und die Archive etabliert hat. Er war ebenfalls der erste Kuchiki, der den Kenseikan getragen hat. Geschichten erzählen, dass er ein skrupelloser und gerissener Kriegsherr war. Er war gutaussehend, tapfer und all die Dinge, die einen Mann zu einer Legende machen. So wie mir erzählt wurde, war das zu dem Zeitpunkt, als der Seelenkönig den Vorläufer der Hofgarden einsetzte, die wir als Königswache kennen. Die 6. Division war ihre äußere Verteidigungslinie. Einige der Wände, die das Anwesen heute umgeben, waren Teil von der originalen Barriere. Zu dieser Zeit waren wir die Sechste, da die Wache die ersten 5 wahren Familien und der König selbst waren.“
 

Orihimes Augen waren groß und entzückt.
 

Rukia nippte an ihrem Tee und fragte: „Aber ich dachte, die Kommandanten Ukitake und Kyōraku waren unter den Ersten.“
 

„Die ersten Kommandanten, die in der Akademie trainiert wurden, ja“, erklärte Byakuya. „Die Hofgarden, als Idee an sich, ist weitaus älter als der Generalkommandant selbst, doch Yamamoto kann und sollte dafür Anerkennung finden, dass er unsere Mission fokussiert hat und der wahre Gründer der 13 ist, die wir heute sind. Zurück in den Tagen des Seelenkönigs waren es mehr eine Reihe von losen Allianzen, die auf Blut und Adel basierten. Schließlich sind die meisten Familienzugehörigkeiten in den Divisionen, wie sie heute sind, verloren gegangen. Bis letztlich nur noch die Kuchiki und Shihōin die letzten, verbliebenden Spuren des alten Systems waren. Nun ist unsere Familie die Einzige, die genau den Ort hält, den wir von Anbeginn zugesprochen bekommen haben.“
 

Die Letzten, die eintraten; die Letzten, die standen.
 

Das war auch der Grund, warum jeder Kuchiki so fest an der Tradition hielt, dachte Byakuya. Sonst war niemand übrig, der sich noch an die alten Wege erinnerte und sie respektierte.
 

Es schien, als würde Rukia sehr angestrengt darüber nachdenken. "Das ist also der Grund, warum es die geheimen Tunnel gibt? Als Fluchtwege, sollten die Wehrgänge fallen?“
 

Byakuya wollte gerade 'Exakt' sagen, als Orihime beinahe vor Aufregung ihren Tee verschüttete. „Verschaukelst du mich gerade? Hier gibt es geheime Tunnel! Bitte, bitte sag mir, dass es ein Bücherregal gibt, an dem man eine Kerze umkippt und die Wand sich dreht und du kommst so in die Batcave!“
 

Was sollte eine 'Batcave' in diesem Kontext bedeuten?, fragte sich Byakuya. Da waren Verbindungen, die vermutlich in Höhlen führten, doch die meisten waren ohne jegliches Getier.
 

Rukia schien es allerdings irgendwie zu verstehen. „Nicht direkt“, sagte sie und griff nach Orihimes Hand in geteiltem Enthusiasmus. „Aber fast! Ich muss dir morgen meine Lieblingspassage zeigen! Es geht hinter der Bibliothek los!“
 

„Oh mein Gott, ich würde dich für immer lieben!“
 

Die Sterne in Orihimes Augen gab Byakuya einen schauderhaften Ausblick auf eine erwachsene Yachiru, die immer noch in seinem Haus mit dieser fürchterlichen Vorrichtung herum fuhr, die überall Schrammen hinterließ. Er seufzte tief.
 

„Seit nur vorsichtig“, war alles, was Byakuya als Ermahnung sagte. Er konnte diese beiden Frauen auch nicht viel mehr zurückhalten, wie diese pinkhaarige Bedrohung. Doch er erklärte: „Die Tunnel sollen immer noch geheim bleiben. Der erste Kuchiki und der erste Kenpachi waren Alliierte. Da gibt es eine direkte, unterirdische Route vom Gebiet aus, das nun die Barracken der Elften beherbergt. Der ursprüngliche Plan war, dass der erste Kenpachi kommen und die Front halten konnte, wenn alles andere scheiterte. Doch ich würde bevorzugen, dass die Meisten dieser Grobiane nicht wissen, dass sie Zugang zum Anwesen, und insbesondere zum Sake-Vorrat, haben. Es ist schlimm genug, dass ihr Vizekommandant ihn entdeckt hat.“
 

Rukia kicherte ein wenig. „Wir sind vorsichtig, Nii-sama. Ich verspreche es.“
 

Byakuya nickte. Er sollte diesen besonderen Tunnel vielleicht einstürzen lassen, doch als sein Vater ihm damals erzählt hatte, warum der Tunnel existierte, war sein Kopf gefüllt von heroischen und romantischen Bildern des ersten Kuchiki und dem Kenpachi, wie sie eigenhändig eine Horde Eindringlinge besiegten.
 

Im Geheimen gefiel ihm der Gedanke immer noch.
 

Und da er keine Kinder hatte, denen er die Geschichte weiterreichen konnte, hatte Byakuya es Yachiru erzählt. Sollte also der Tag kommen, wäre es vielleicht er und Zaraki gegen sie alle.
 

Ah, solch törichte Träume füllten seinen Kopf! Offensichtlich war es überfällig, schlafen zu gehen. „Meine Damen, bitte entschuldigt mich“, sagte er und stand auf. Rukia sprang auf ihre Füße und Orihime folgte eine Sekunde später, als sie bemerkte, was sie tun musste. „Ich habe einen gefüllten Tag vor mir und das Wochenende war...“ Wundervoll? Erschöpfend? „... voll.“
 

„Gute Nacht, Nii-sama“, sagte Rukia.
 

„Gute Nacht, Kommandant Kuchiki“, sagte Orihime mit einer kleinen Verbeugung.
 

„Gute Nacht.“
 


 

Der stellvertretende Hausverwalter hatte alle Yaois auf dem Nachttisch aufgestapelt. Wenn es möglich war, das missbilligend zu tun, dann hatte er es geschafft. Alle Bücher waren mit dem Cover nach unten und die Buchrücken zur Wand ausgerichtet.
 

Ebenfalls lag der langweiligste Schlaf-Kimono für Byakuya bereit. Es war einer seines Großvaters. Der Stoff war indigo-farben, aber so dunkel, dass es schon fast schwarz wirkte und das einzige Muster im Stoff war ein etwas helleres Blau im Diamantmuster.
 

Byakuya fragte sich, wie der Stellvertreter seine Begegnung mit dem Sex-Spielzeug gemeistert hatte.
 

Vielleicht würde sich Eishirō mit solchen Dingen auch zu einem späteren Zeitpunkt befassen. Sie konnten diskret an ihren Platz zurückgebracht werden, wenn niemand anderes hinsah. Immerhin gab es keine Eile, da Byakuya und Renji wieder getrennt waren.
 

Byakuya seufzte leicht.
 

Als er sich zum Schlafe kleidete, fragte er sich, was er wegen dem Reinigungsritual tun sollte. Tante Masama hatte einen außergewöhnlich angsteinflößenden Grund geäußert, warum es eine gute Idee war. Doch es fühlte sich immer noch selbstsüchtig an. Renji und Zabimaru warenweitaus enger verbunden, als Rukia und Sode no Shirayuki. Besser gesagt, als an Rukia das Ritual durchgeführt wurde, hatte Sode no Shirayuki noch nicht einmal ihren Namen vor Rukia offenbart. Rukia war frisch aus der Akademie. Das Ritual hatte vielleicht ihren Fortschritt verlangsamt, doch... ehrlich gesagt, selbst wenn er die vollen Konsequenzen gekannt hätte, hätte er dem womöglich trotzdem zugestimmt. Denn er war fest entschlossen gewesen, sie in Sicherheit zu behalten, sie aus Gefechten herauszuhalten.
 

Zum Glück schien Rukia so darüber zu denken, dass es ihr die Zeit geschenkt hat, auch ihre vielen Techniken zu perfektionieren.
 

Am Ende war alles in Ordnung gewesen.
 

Doch Renji hatte Bankai.
 

Konnten sie überhaupt eine solche Verbindung unterbrechen und erwarten, dass ein Shinigami weiterlebte?
 

Byakuya war sich nicht sicher. Er musste dazu einen Experten fragen, doch leider war das entweder Kurotsuchi oder Urahara. Keiner der beiden war eine erfreuliche Aussicht. Wie auch immer, es machte Sinn, dass Byakuya deswegen an Kurotsuchi herantrat und Renji an Urahara.
 

Er deckte sich zu und drehte den Stapel Manga so, dass er ihre Titel besser erkennen konnte. Dann wählte er den Band, bei dem er in der Mitte aufgehört hatte und ließ sich zum Lesen nieder. Etwas Leichtes und Angenehmes, um ihn davon abzulenken, was morgen auf ihn zukam, war jetzt genau das Richtige. Mit ein bisschen Glück erinnerten ihn die heißen Stellen der Geschichte nicht allzu sehr an das Wochenende...
 

Ansonsten könnte es eine lange Nacht werden.
 


 

Als er wach wurde, hatte Renji nicht vor, in die Schule zu gehen. Dennoch zog er sich die Uniform an. Nachdem er eine halbe Stunde darauf gewartet hatte, dass das Badezimmer frei wurde, löste er seine Zopf und zog den Kamm durch seine Haare. Da er sich nicht sonderlich inspiriert fühlte, ließ er seine Haare offen, während er den Rest seiner morgendlichen Routine vollführte, die von ständigem Geklopfe und "Was brauchst du so lange?!" von Jinta begleitet wurde.
 

Nachdem er alles erledigt hatte, schob er die Tür auf und blickte auf die kleine, rothaarige Nervensäge hinunter. Jinta merkte es erst jetzt und sagte: "Whoa, das ist aber ein angsteinflößender Blick. Da ist aber jemand mürrisch heute Morgen!", während er sich an Renji vorbei ins Badezimmer drückte. Dabei öffnete er bereits den Reißverschluss seiner Hose, vollkommen ungeniert, dass die Tür noch immer geöffnet war.
 

Mit einem frustrierten Grunzen schob Renji die Tür zu und stapfte auf der Suche nach Frühstück den Flur entlang.
 

Er hatte nicht wirklich gut geschlafen. Der Tiger war ein kleiner Trost gewesen, da er noch nach Hotel gerochen hatte. Doch Renji hatte den Laut von umgeblätterten Seiten, das sanfte, leise Schnauben von Byakuyas Atem und das ständige Gefühl von Byakuyas Reiatsu in seiner Nähe vermisst. Renji hatte sich die ganze Nacht herumgewälzt, besonders nachdem sein Hirn angefangen hatte, sich ein verzwicktes Szenario mit Byakuyas Gigai auszumalen.
 

In der Küche des Shōten war wie immer Betrieb. Urahara saß im Schneidersitz auf den Boden und trug nur eine grün-weiß gestreifte Pyjamahose. Er nahm ein Schluck von seinem morgendlichen Kaffee aus seiner Tasse, auf der stand: ‚Ich sehe, die Assassinen sind gescheitert‘. Außerdem war eine Hummel mit einem Edding aufgemalt worden. Die Zeitung war auf seinem Schoß ausgebreitet.
 

Der Anblick von so viel durchtrainierter, blasser Haut ließ Renji ein wenig länger als gewollt im Türrahmen inne halten. Dabei versuchte er nicht auf die überraschende Vielzahl an Narben auf Uraharas Körper zu starren. Urahara verschleierte normalerweise seine Stärke, daher war Renji immer überrascht, wie schlank und zäh der Ladeninhaber war… Wenn er ihn jetzt anblickte, war es wesentlich einfacher, sich ihn als Kommandant der Hofgarden und früheren Kommandant der mobilen Geheimtruppe vorzustellen. Also verbeugte sich Renji wie von selbst ein wenig, als er eintrat.
 

Tessai kochte natürlich. Heute trug er einen flauschigen, pinken Bademantel, während er Pfannkuchen wendete.
 

Ururu stand neben ihm und spülte gerade das Geschirr vom Vortag. Als sie seine Bewegungen bemerkte, drehte sie sich um und blickte ihn mit ihrem gewohnt traurigen Ausdruck an, bevor sie sprach. „Guten Morgen, Abarai-kun.“
 

Tessai drehte sich um und blickte Renji abschätzend an, bevor er eine dicke Augenbraue über seine quatratische Brille hob. „Oh“, war alles, was er sagte.
 

Urahara blickte von seiner Zeitung auf und schnaubte mit dem Mund voller Kaffee. Seine Augen wurden unter dem blonden Schopf groß. „Du hast heute Morgen deine Ananas vergessen, Vizekommandant.“
 

Renji bekam all die Reaktionen, weil er die Haare offen hatte? Er zuckte mit den Schultern und schob eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich wusste nicht, was ich damit anstellen sollte…“, er rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. „Es war zu hart“, er ließ sich gegenüber von Urahara auf den Boden fallen. „Der ganze Morgen war zu hart“, fügte er hinzu.
 

„Armes Lämmchen“, Urahara grinste hinter seiner Kaffeetasse. „Pfannkuchen helfen. Tessais Pfannkuchen machen immer alles besser.“
 

Renji nickte, doch verschränkte die Arme auf dem Tisch und ließ mit einem Stöhnen sein Gesicht in die Arme fallen. Er schloss die Augen und lauschte den Geräuschen von klapperndem Geschirr, brühenden Kaffee, bratendem Speck und knisterndem Papier. Es klang sehr heimisch und es ließ ihn langsam wieder einschlafen.
 

„Offensichtlich“, sagte Urahara im Plauderton, „Gibt es nicht weit von hier ein Badehaus, die eine Art Spukerei in der Umkleidekabine der Männer hat.“
 

Renjis Kopf fuhr in die Höhe.
 

Urahara las immer noch, sein Gesicht hinter der Zeitung verborgen. „Es heißt, dass Don Kanonji dort filmen wird. Ich vermute, sie werden es ‚Perverser Poltergeist‘ nennen.“
 

„Oh. Mein. Gott“, war das Einzige, was Renji zusammenhängend herausbringen konnte.
 

Augen blickten über der Zeitung hinweg zu Renji, das Funkeln von Heiterkeit nicht zu übersehen, als Urahara fragte: „Oh? Du weißt etwas darüber? Denn der Zeitungsbericht sagt, es wurde Stöhnen und andere, interessante Laute gehört… Ein älterer Herr behauptet, alles mitangesehen zu haben und es klang durchaus sehr schmutzig.“
 

Renji knallte seinen Kopf zurück auf den Tisch. Konnte er jetzt sterben? Ah, scheiße, er war bereits tot.
 

Tessai stellte einen Teller an Renjis Ellbogen ab. „Junge Männer sollten sich immer daran erinnern, dass es viel mehr empfindliche Menschen gibt, als man glauben möchte.“
 

„Besonders hier“, bemerkte Urahara erfreut, als würden sie über das Wetter reden und nicht über Renjis enthülltes Sexleben. „Da ist eine Art… Vortex um Kurosaki. Es ist tatsächlich ein Stück weit problematisch, doch, nun ja, das Ergebnis davon ist, dass eine überraschende Anzahl von Menschen Shinigami sehen können.“
 

„Ja, ich habs kapiert. Danke“, grummelte Renji in sein Ellbogen. Sein Gesicht war heiß von der tiefen Schamesröte, also behielt er es versteckt, trotz des verführerischen Dufts, der vom Teller mit Frühstück kam. So viel zu Renjis Plan, Urahara durch die Blume zu fragen, ob es möglich war, Byakuyas Gigai zu tragen; er konnte sich glücklich schätzen, wenn er diese beiden Kerle jemals wieder in die Augen blicken konnte.
 

„Nun ja, es sollte eine interessante Show werden“, sagte Urahara. Er faltete die Zeitung zusammen und blickte kurz auf das Essen, bevor er zugriff. „Wenn Kanonji eins ist, dann ausbeutend.“
 

„Super“, sagte Renji und richtete sich endlich auf. „Na ja, ich vermute ich kann dieses eine Mal dankbar sein, dass es in der Soul Society kein Fernsehen gibt.“
 

„Oh, aber die 12. Division hat das“, sagte Urahara fröhlich.
 

„Du hilfst nicht“, sagte Renji. „Ich kann nicht wirklich gebrauchen, dass diese Gruselheinis etwas herausfinden über…“ er blickte kurz in Ururus große Augen und beendete den Satz mit „…Zeugs.“
 

Urahara warf ihm noch ein wissendes Grinsen zu. „Sie sind Wissenschaftler, Vizekommandant. Ich bin sicher, sie wissen alles über Zeugs.“
 

„Ja, das ist wahr“, sagte Renji und entspannte sich ein wenig. Und Urahara hatte recht, die Pfannkuchen waren süß und fluffig und er fühlte sich besser. „Und es ist nicht so, als würden mich die Leute erkennen.“
 

Urahara hustete.
 

Renji schluckte schwer. „Richtig?“
 

„Nun ja…“, sagte er, drehte die Zeitung um und schob sie über den Tisch, sodass Renji den Artikel lesen konnte. „Da ist es.“
 

Ein langgliedriger Finger tippte auf den Text.
 

Renji las das Zitat des ‚Augenzeugen‘, der behauptete, etwas ‚monströses, gut bestücktes, nackt, Tigerstreifen-Tattoos, rote Haare und scharfen Zähnen‘ gesehen zu haben. Seltsam schmeichelhaft, aber ja, total erkennbar… Renji ließ sich nach hinten auf den Tatami fallen. „Ich bin verdammt.“
 

„Es deine Pfannkuchen, Liebchen“, sagte Urahara in seiner lebhaften Art. „Da gibt es immer noch Hoffnung, dass du im Kampf gegen Aizen stirbst. Dann wird sich niemand mehr um deine nackten Eskapaden kümmern!“
 

Renji hob eine Hand und machte eine Geste für viel Glück.
 

Doch er würde niemals so viel Glück haben. Sein Glück? Das war mehr so, dass Akon bereits einen Zeitungsartikel an Hisagi für die Seireitei-Nachrichten überreicht. Er würde als infame Legende zurückkehren… die Art von Geschichten, die man Leuten als Warnung erzählte.
 

Er war einen Arm über sein Gesicht und seufzte: „Verdammt.“

Kaiju, Former Captains, Sardine Crisps, and Tea

Renji ging zur Schule, nur um sich die Zeit zu vertreiben, doch er schwänzte, als das Gerücht die Runde machte, dass ein großer Geschichtstest anstehen würde. Geschichte war vermutlich sein schlechtestes Fach. Renji hatte in der letzten Woche keine Stunde besucht und überhaupt, es irritierte ihn, wenn die Hälfte von dem Zeug wie Zukunftsmusik schien. Er traf zufällig Chad in ihrem Lieblingsnudelladen und sie verbrachten den restlichen Tag mit Training.
 

Leider bremste Renji schlussendlich auf dem Trainingsgelände mit dem Hintern, als ihn ein bizarrer Anblick ablenkte. Er hatte für einen heftigen Angriff mit Hiho Zabimaru ausgeholt, doch aus den Augenwinkeln sah er, wie Tessai seinen Gigai über die Schulter warf. ‚Was zum Teufel macht der mit meinem Körper?‘, war der letzte Gedanke, bevor Chad einen seiner ‚El Directo’s direkt in Renjis Solar Plexus platzierte.
 

Zabimaru brüllte wütend, doch schwang zurück, um Renjis Landung zu dämpfen.
 

Falls man bei spitzen Wirbelknochen von dämpfen sprechen kann…
 

Natürlich war das auch der Moment, in dem Ichigo auftauchte um ‚Hallo‘ zu sagen. Ichigo stand über Renji gebeugt und bot ihm eine Hand an. „Cooler, neuer Move. Wie wirst du ihn nennen? ‚Knochenrasselnder Absturz‘?
 

„Halt die Klappe, Arschloch“, sagte Renji, doch er nahm trotzdem die angebotene Hand, während Zabimaru in die versiegelte Form überging.
 

Chad kam herüber und warf Renji seinen ‚Alles ok?‘-Blick zu.
 

Renji klopfte sich den Staub ab, als würde sich sein Brustkorb nicht eingedrückt anfühlen. „Ich bin in Ordnung“, sagte er. „Hört auf zu jammern, ihr Idioten. Es ist nicht so, als wäre ich noch nie hingeflogen.“
 

Ichigo nickte abwesend. Er blickte sich um, als hoffte er, Rukia anzutreffen, auch wenn er wusste, dass sie in die Soul Society zurückgekehrt war. Entweder hatte sich auch Ichigo nicht mit der Schule abgemüht oder er hatte sich bereits umgezogen. Er trug Jeans und eines seiner nervenden ‚15‘ T-Shirts. Er trug eine große Einkaufstasche. „Also, will einer von euch Verlierern für einen Filmeabend vorbeischauen?“
 

„Band“, sagte Chad enttäuscht.
 

„Richtig. Sag den Jungs ‚Hallo‘ von mir“, sagte Ichigo und machte einen dieser komplizierten Handschläge, die er und Chad machten. Als Chad mit einem Wink über die Schulter ging, wandte sich Ichigo an Renji um. „Also, was ist mit dir?“
 

Renji hatte den Austausch neugierig verfolgt. Ichigo kam eigentlich nie vorbei und suchte nach Gesellschaft. „Was gibt’s?“
 

„Kaiju“, sagte Ichigo. Er hob die Tasche und fügte hinzu: „Und Iwashi Senbei.“
 

Er brauchte eine Sekunde, um herauszufinden, dass eins davon der Film und das Andere ein Snack war. „Sardinen-Reiscracker?“, er beäugte die Tasche und nickte dann. „Klingt gut. Bin dabei.“
 

„Cool. Bis in einer Stunde bei mir.“
 

Renji war immer misstrauisch, wenn er sah, wie ein grinsender Urahara Körper trug. "Bist du dir sicher, dass er in Ordnung ist?"
 

Urahara ließ den Gigai auf Renjis Bett sinken. "Sie müssen immer mal wieder ausgetauscht werden. Du warst schon eine lange Zeit in deinem." Dann hustete er und murmelte etwas, das wie "Außerdem wird Zabimaru größer" klang.
 

Er trat in die Beine des Gigais, doch hielt dann inne. "Warte, was?"
 

Der allgegenwärtige Fächer erschien und flatterte. Dann war ein fast mädchenhaftes Kichern zu hören und die Spitze des Fächers tippte gegen Renjis Brust, fuhr dann langsam abwärts. "Das ist alles dieses Training! Ich musste sicher gehen, dass all diese brandneuen Muskeln angemessen gezeigt werden, oder nicht?"
 

Die Schmeicheleien hatten ihre Wirkung. Renji war vollständig abgelenkt. Besonders, da Urahara sein Oberteil so... offen trug und der Anblick von Uraharas blasser Brust ihn viel zu sehr an Byakuya erinnerte, den er schon so sehr den ganzen Tag vermisst hatte. Renji war vollkommen durcheinander, besonders da Zabimaru sich glücklich über das Kompliment putzte. All das führte dazu, dass es sich in Renjis Kopf drehte.
 

„Ähm...“, Renji glitt vollständig in den Gegai und schüttelte sich. „Nun ja, danke. Er passt gut.“ Doch aus irgendeinem Grund hatte Urahara Renjis Haare offen gelassen. Mochte es jeder lieber so? Renji schob es gereizt aus seinem Gesicht.
 

„Ja, ich sehe, das tut es. Sogar ziemlich gut.“ Der Fächer, der wieder dazu übergegangen war, Uraharas Gesicht zu verdecken, glitt weit genug herunter, damit er darüber hinwegblicken konnte, als würde er die Passgenauigkeit begutachten. Obwohl der Gigai vollständig gekleidet war, fühlte er sich durch und durch untersucht. Nach einem sehr intensiven Moment zog sich Urahara zurück. Es brach die Stimmung, als er mit einem fröhlichen Winken zur Tür ging. „Ich hörte, es ist Familien-Filmeabend bei den Kurosakis. Viel Spaß.“
 

„Hast du 'Familie' gesagt?“
 

Doch Urahara war bereits aus der Tür hinaus.
 


 

Renji war tatsächlich noch nie vor der Haustür der Kurosakis gewesen. Er war einige Male durch Ichigos Fenster geklettert und auch einmal durch den Dachstuhl gekrochen. Er fühlte sich ein wenig seltsam, am Eingang zu stehen und auf die Klingel zu drücken.
 

Die Fenster der angrenzenden Klinik waren geschlossen, die Lichter aus, trotz des 24-Stunden-Services, den ein Schild auswies. Etwas an den gut gepflegten Pflanzkübeln Mitten in der doch etwas gröberen Nachbarschaft erinnerte Renji an die Tempelmönche und den wohltätigen Heildienst, den sie in Inuzuri angeboten hatten. Doch im Gegensatz zu diesen Mönchen, war dieser Platz permanent. Immer da, wenn man ihn brauchte.
 

Ichigos Vater musste ein verlässlicher Typ sein.
 

Die Tür flog auf und ein bulliger, ungepflegt aussehender Bär von einem Mann, der ein grelles Shirt mit Haiwaii-Druck trug, bellte fröhlich: „Willkommen, Freund von Ichigo... Der viel zu viele Tattoos im Gesicht hat!“
 

„Ähm...“, Renji drückte ihm das Geschenk in die Hand, dass er noch gekauft hatte und beugte den Kopf. „Kurosaki-sensei.“
 

„Oh! Niemand nennt mich 'Doktor' zu Hause!“, über seine Schulter rief der große Mann: „Besonders nicht mein respektloser Teenager-Sohn!“ Dann klang Ichigos Vater ernsthaft besorgt. „Ist der Typ wirklich dein Freund, Ichigo? Er sieht zwar so aus, aber er scheint zu höflich dafür zu sein!“
 

„Schnauze, Dad“, Ichigos Stimme ertönte aus einem anderen Raum. „Mizuiro besteht auch aus irgendwelchen Gründen immer darauf, dich 'Sensei' zu nennen.“
 

„Ah, ja! Es ist nur mein nervender Nachkomme, der nichts Nettes über seinen lieben, alten Vater zu sagen hat“, stimmte Ichigos Vater fröhlich zu. Endlich nahm er das Geschenk an und winkte Renji rein. „Komm herein! Komm herein!“
 

Renji zog die Schuhe an der Tür aus. Er konnte spüren, wie Ichigos Vater ihn neugierig beobachtete.
 

Gerade, als er sich wieder vom Schuheausziehen aufrichtete, legte sich eine sanfte Hand auf Renjis Schulter. Ichigos Vater blickte Renji sehr besorgt an, seine Augen lagen auf Renjis Tattoos am Nacken. Leise fragte er: „Warst du im Gefängnis, Sohn?“
 

„Nein, die Elfte“, sagte er ohne nachzudenken.
 

Ichigos Vater machte einen lustigen Laut tief in seiner Kehle und die Augen wurden weit, fast schon so, als würde er etwas bemerken. Dann plärrte er ungeschickt: „Ähm, richtig. Wo ist die Zeit geblieben? Ich muss die Snacks vorbereiten! Es war nett dich kennenzulernen... ähm? Wie war dein Name?“
 

„Abarai. Renji Abarai“, sagte Renji und schaffte es gerade noch, Rang und Division hinunterzuschlucken.
 

„Isshin Kurosaki“, sagte Ichigos Vater.
 

Isshin? Wie Isshin Shiba, der frühere Kommandant der 10. Division?
 

Isshin klopfte Renji verspielt die Schulter. „Doch du kannst mich Ichigos Vater oder Mann des Hauses oder Seine königlich-großartige Soße nennen.“
 

„Dad!“, sagte Ichigo und reckte seinen Kopf um die Ecke. „Könntest du für fünf Minuten aufhören, ein Idiot zu sein?“
 

Isshin lachte herzlich und versuchte, durch Ichigos Haare zu wuscheln, als er an ihm vorbei ging, doch Ichigo wich der Zuneigungsbekundung geschickt aus. Keiner der beiden schien zu bemerken, dass sie sich schon fast in Blitzschritt-Tempo bewegten.
 

Oh, verdammt noch mal... kein Wunder, dass jeder Kaiens Gesicht in diesem elendigen Gesicht von Ichigo sah...
 

Es war dort.
 

War Renji der Letzte, der es erfuhr? Byakuya hatte es direkt gesehen, oder? In der ersten Nacht, hatte er und Rukia sogar darüber gesprochen! Man, Renji fühlte sich wie ein Volltrottel erster Klasse.
 

Nun ja, das erklärte irgendwie einiges. Es war scheiß ärgerlich gewesen, von irgendeinem emporkommenden menschlichen Jungen mit lächerlicher Haarfarbe den Arsch aufgerissen zu bekommen. Offensichtlich war jedoch besagtes Kind halb Shinigami und einer von den ersten wahren Typen. Nichts Geringeres. Renji fühlte sich schon fast besser, was den Ausgang des Kampfes anging. Vielleicht würde er, wenn er diese verdammten ersten wahren Familien auslassen würde, hier und da mal ein Sieg erringen.
 

Reni war überrascht ein blondes Mädchen hinter Ichigos Rücken hervorlugen zu sehen. Eine Schwester? Sie bemerkte, dass er sie anblickte und verschwand mit einem Quietschen. Ichigo blickte in den Raum hinter ihm. „Oh“, sagte er und rieb sich den Nacken. „Ich glaube, du hast meine Familie noch nie getroffen.“ Er ging zur Seite und deutete ins Wohnzimmer. Er zeigte zuerst auf ein mürrisches, dunkelhaariges Mädchen in einem Fußballoutfit. „Das ist Karin“, sagte er und deutete dann auf die Blonde im Rüschenrock, die nun Renji schüchtern zu winkte „und Yuzu.“
 

Bei der Liebe zu allem, was Heilig war, wurde die komplette Familie nach Früchten benannt?
 

Renji hatte zu ihnen 'Hallo' gesagt, als Ichigo ihn vorstellte: „Mein Freund Renji.“
 

Als er vollständig ins Wohnzimmer trat, hatten die Mädchen die Tüten mit dem Iwashi Senbei bereits geöffnet, bemerkte Renji, dass Ichigo ihn einer Person noch nicht vorgestellt hatte. Ein riesiges, funkelndes Gedenkposter an der Wand zeigte eine junge Frau, die sie alle glückselig anlächelte und wie ein Engel aussah. Ihre Haare hatten eine Farbe, die nur zu Ichigos Mutter gehören konnte.
 

Die Mädchen hatten sich auf je einer Seite des Sofas ausgebreitet, also setzte sich Renji auf den Boden. Da ihn Karin bedrohlich angeschaut hatte, hatte Renji die Seite von Yuzu bevorzugt und lehnte seinen Rücken gegen die Armlehne.
 

Ichigos Haus war überraschend westlich eingerichtet. Weicher Teppich bedeckte den Boden, auf dem er saß. Es gab richtige Stühle und der Fernseher dominierte die entgegengesetzte Wand. Da waren Bücherregale voller Bücher und Kleinkram. Es war seltsam, doch sehr... komfortabel, wohnlich.
 

„Woher kommst du?“, fragte Karin Renji mit einem misstrauischen Lächeln.
 

„Hiroshima“, sagten Renji und Ichigo unisono.
 

Es war die Lüge, die Urahara ihnen aufgetragen hatte, zu erzählen. Aus irgendeinem Grund bekam Renji, immer wenn er das sagte, die gleiche Reaktion, die nun auch Karin zeigte: Ein leichtes weiten der Augen und dann ein Nicken, als würde das alles erklären. Danach vermieden oft die Leute den Blickkontakt mit ihm und verhielten sich nervös, sobald er auch nur ein klein wenig genervt wirkte. Außerdem fragten sie niemals nach seinen Tattoos.
 

Eines Tages musste Renji einmal herausfinden, was mit Hiroshima los war.
 

Ichigo warf Renji eine Tüte von dem Iwashi Senbei zu und setzte sich dann ebenfalls auf den Boden. Offenbar ließ jeder den mittleren Platz für Isshin frei. Ichigo lehnte seinen Kopf zurück, stieß dabei das Knie seiner Schwester an und sagte: „Hey, mach den Fernseher an. Renji hat noch nie ‚Godzilla‘ gesehen. Wir möchten doch nichts verpassen.“
 

„Wie kannst du Godzilla nie gesehen haben?“, wollte Karin wissen und deutete mit der Fernbedienung auf den Fernseher.
 

Renji zuckte mit den Achseln. „War beschäftigt.“
 

Isshin kam mit einer Schale Popcorn mit Fruchtgeschmack herein. Er hatte ebenfalls Renjis Geschenk geöffnet und gab Packungen mit gefüllten Cookies herum. Ichigo sah irgendwie enttäuscht aus. „Keine Süßigkeiten vom Shōten?“
 

„Was? Du wolltest etwas von Uraharas? Die Hälfte von dem Zeug hat einen eigenen Verstand. Was, wenn ich etwas gekauft hätte, das lebendig war?“, beschwerte sich Renji. „Wie auch immer, ich dachte, ich sollte etwas selbst kaufen und nicht von meinem Vermieter nehmen. Das sieht nicht cool aus.“
 

„Ja, es ist immer besser, von woanders zu stehlen“, sagte Karin.
 

„Genau meine Rede“, sagte Renji. „Man klaut keine Sachen von den Nachbarn. Das ist schlecht fürs Geschäft.“
 

Renji bemerkte, dass alle ihn anschauten, während Karin erklärte: „Ich war sarkastisch.“
 

„Oh“, Renjis Ohren wurden rot. „Das wusste ich.“
 

Glücklicherweise lenkte eine Werbung alle ab. Unglücklicherweise war es eine für die kommende Sendung mit Don Kanonji im Sentō. Die Stimme aus dem Hintergrund sagte, dass Don Kanonji den ‚perversesten Polstergeist jemals‘ auf der Spur sei.
 

Isshin sagte: „Oooh, sehr nach Geschmack des Daddys!“, was ihm einen Schlag von beiden Mädchen zu seinen Seiten einbrachte.
 

Dann folgte dem Filmchen ein Interview mit einem ‚Augenzeugen‘, der mit der Kamera liebäugelte und sagte: „Woran ich mich am besten erinnere? So viele Streifen auf nackter Haut! Und Haare von der Farbe wie vergossenes Blut!“
 

Während alle anderen in der Familie diese lächerliche Gestik machte und ‚Bru-ha-ha-ha-ha‘ mit dem Moderator ausriefen, blickte Ichigo Renji mit neugierigen, geweiteten Augen an.
 

Renji schüttelte nur vehement den Kopf und versuchte, nicht noch tiefer zu erröten.
 

Endlich fing der Film an und Isshin stand auf, um alle Lichter zu dimmen. „Damit es mehr wie in einem echten Kino ist!“, verkündete er.
 

Während er beobachtete, wie sich Ichigos Familie gemütlich machte, Beleidigungen und Witze austauschen, dachte Renji über Familien, Schicksale und Blut nach. Er erinnerte sich nicht mehr daran, wie es ist, in eine Familie hineingeboren zu sein – die Augen des Vaters oder die Haare der Mutter zu erben. Renji musste einmal einen Vater gehabt haben. Waren sie gut miteinander ausgekommen? Sein Instinkt antwortete ihm sofort: ‚Nein‘. Aber was war mit seiner Mutter. Er musste auch so eine gehabt haben, so funktionierte das nun mal. Wie war sie gewesen? Hatte er ihre Augen? Ihre Haare? Was war mit Geschwistern? Hatte ihn jemand Onii-chan gerufen? Oder hatte er einen großen Bruder, der nach ihm geschaut hatte?
 

Und doch, vielleicht hatte Renji nichts dergleichen gehabt. Vielleicht ist er auch nur aus einem prähistorischen Schlamm gekrochen, mit Blut auf seinem Gesicht und Kampf in seiner Seele.
 

Nein, zischte Zabimaru. Das waren wir.
 

Sind wir nicht ein und dasselbe?
 

Hmmm, murmelte der Paviankönig, seine Stimme war ein tiefes Grummeln wie ein entfernter Donner. Dann vielleicht doch.
 


 

Byakuya hatte einen schlechten Tag.
 

Es hatte die ganze Nacht hindurch geregnet. Normalerweise schlief er bei den Geräuschen von entferntem Donner gut, doch Byakuya war viel zu lange aufgeblieben und hatte somit alle Yaoi-Reihen, alle paar-und-vierzig Bücher, gelesen. Danach hatte ihn seine sexuelle Frustration so lange im Bett herumwälzen lassen, bis er die Angelegenheit selbst in die Hände genommen hatte.
 

Doch der Morgen war viel zu schnell gekommen. Und das Bad im Sentō hatte köstliche Bilder in Byakuyas, bereits überhitztes, Gehirn zurückgebracht. Alles, was er nun noch wollte, war zurück ins Bett zu gehen und von Renji zu träumen.
 

Leider war er bereits zum Frühstück schon auf seine besten sozialen Manieren angewiesen. Nicht nur, dass er Rukias Freundin unterhalten musste, sondern er musste auch noch versuchen, die leisen und doch konstanten Feindlichkeiten abzumildern, die Tante Masama gegenüber Rukia fallen ließ.
 

Sie standen alle auf, als Byakuya eintrat. Er hatte sich die Zeit genommen, seine Uniform und den Kenseikan anzuziehen. Der Haori flatterte hinter ihm, als er zu dem niedrigen Tisch ging.
 

Alle waren ebenfalls bereits angezogen. Rukia trug ihre Uniform und Orihime trug, so vermutete Byakuya, einen geliehenen Yukata in einem heiteren Goldton und mit braunen Mustern, die es schafften ihre orange-goldenen Haare schön zu betonen. Tante Masama trug natürlich einige Lagen Blau und Grün, wobei der äußere Kimono das Wappen der Kuchiki aus silbernen Fäden auf Ärmeln und Rücken trug.
 

Trotz der Anzahl der Gäste hatte der stellvertretende Hausverwalter beschlossen, ihnen im formalen Wohnzimmer zu servieren. Die Fusuma-Schirme waren geöffnet, sodass sie einen Blick in den Hauptgarten hatten. Byakuya hätte sie wegen der kühlen Luft schließen lassen, doch da war etwas Wunderschönes daran, wie die Herbstfarben im Kontrast des grauen Himmels leuchteten. Selbst die grünen Blätter schienen im Nieselregen einen silbrigen Glanz zu haben.
 

Nachdem er sich auf dem Kopfende des Tisches niedergelassen hatte, sprach Byakuya wie immer ein kurzes Gebet über das Essen. Er wollte seine Hand gerade nach dem Tee ausstrecken, doch wurde von den Händen von Rukia und Masama abgehalten, die beide gleichzeitig zur Teekanne griffen. Masama funkelte Rukia an, doch war gezwungen, nachzugeben. Rukia war das jüngste Mitglied der Familie. Es war ihre Pflicht, den Tee einzuschenken.
 

Byakuya tat so, als würde er den beginnenden Kampf nicht wahrnehmen. AH, wie sehr er bereits das Frühstück mit Renji vermisste. Zumindest würde er trotz der Formalität seinen Tee bekommen.
 

Er nahm einen beruhigenden Zug von seinem Tee und wandte sich zu Orihime. „Guten Morgen, Frau Inoue“, sagte er. „Ich vertraue darauf, dass Rukia dir bereits unsere geschätzte Tante, Lady Masama Kuchiki, vorgestellt hat?“
 

„Ähm, ja“, sagte sie und ihr heiteres Lächeln schien etwas gezwungen.
 

War Masama bereits unhöflich gegenüber Rukia geworden?
 

Der Gedanke ärgerte Byakuya, also wandte er sich zu Masama. „Hat dein Gefolge alle deine Gegenstände aus den Räumlichkeiten meiner Mutter gebracht?“
 

Rukia unterdrückte ein Zischen. Zumindest hatte sie verstanden, wie unantastbar diese Räume sein sollten.
 

Masamas Augen waren auf ihren Schoß gerichtet und ihr Ausdruck die perfekte Kuchiki-Maske. „Ja, Byakuya-sama. Hast du darüber nachgedacht, was wir letzte Nacht besprochen haben?“
 

„Das habe ich“, gestand Byakuya. „Nun, da ich deine Besorgnis tiefgreifender verstehe, werde ich die Angelegenheit mit Kommandant Kurotsuchi besprechen. Es müssen unter Umständen besondere Maßnahmen getroffen werden. Da gibt es mildernde Umstände in Renjis Fall.“
 

„Und die wären?“, fragte Masama und legte etwas von dem Fisch auf Byakuyas Teller ab.
 

„Er hat Bankai erreicht“, sagte Byakuya einfach. Er bediente sich an dem dampfenden Reis und Hakusai no Sokusekizuke, in Salz eingelegtem Kohl. „Das Reinigungsritual unterbricht die Verbindung der Seele. Ich bin vielleicht gewillt, aus selbstsüchtigen Gründen etwas von seiner Stärke zu opfern, aber niemals sein Leben.“
 

„Selbst, wenn es dich deins kostet?“, fragte Masama und ihr Blick richtete sich auf ihn.
 

„Selbst, wenn es mich meins kostet“, stimmte Byakuya fest zu. „Nebenbei, soweit ich es verstehe, betrifft deine Sorge, dass mir langsam das Reiatsu ausgeht. Ich habe viel davon und wie du siehst, bin aktuell nicht ich es, der an der Front kämpft, sondern Renji.“
 

Tante Masama machte einen kleinen, abfälligen Laut und war dann still. Byakuya bemerkte, dass Rukia und Orihime den Austausch mit neugierigem Blick gefolgt waren.
 

Sie sollten über weniger… komplizierte Dinge sprechen. Byakuya wandte sich daher an Rukia. „Wirst du und Frau Inoue hier oder in der Dreizehnten trainieren?“
 

„Oh“, Rukia errötete, als hätte sie Angst, ihn vor den Kopf zu stoßen. „Nun ja, Kommandant Ukitake hat den hinteren Teil seiner Division angeboten, du weißt schon, wo Kaien... ähm, der Vizekommandant und ich normalerweise trainiert haben?“
 

„Ah, ja“, sagte Byakuya und erinnerte sich an sein eigenes Training dort. „Der alte Steinbruch. Der ist besonders nützlich, wenn man...“, er blickte zu Orihime, „Kidō trainiert.“
 

Rukia nickte froh. „Ja und wir wollten dich nicht ablenken, Nii-sama.“
 

Er wollte sagen, dass er sich über ihre Gesellschaft freuen würde, doch er konnte verstehen, dass sie nicht unter dem prüfenden Blick von Tantchen Masama stehen wollten. „Das ist wirklich rücksichtsvoll von dir, Rukia. Ich bin sicher, dass dein Kommandant auch noch weitere Befehle für dich hat. Du solltest ihm sobald wie möglich Bericht erstatten. Du freust dich sicher darauf, nach so langer Zeit zu deiner Division zurückzukehren.“
 

Er sagte den letzten Teil, während er an Renji dachte. Es war solch eine Schande, dass Renji derart verhindert war, wenn so viele Brücken neu errichtet und alle Unannehmlichkeiten um Rukias Beinah-Exekution und den folgenden Verrat aus dem Weg geräumt werden mussten. Die Division benötigte ihren Vizekommandanten. Doch, wenn man an den blutigen Gefängnisausbruch von Renji dachte, half auch etwas Zeit und Abstand.
 

„Bin... ich, glaube ich“, sagte Rukia. Irgendwie sah sie traurig aus oder fühlte sich vielleicht wegen all dem Tumult schuldig.
 

„Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest“, sagte Byakuya, auch wenn er sehr genau wusste, dass sich Rukia durchaus einer Straftat schuldig gemacht hatte. Sie hatte ihre Kräfte auf Ichigo Kurosaki übertragen. Doch zu diesem Zeitpunkt war die Anzahl an Fehler, die verschiedene Personen während des ganzen Fiaskos gemacht haben, nur gering im Vergleich zu dem größeren Übel. „Aizen hat uns alle vorgeführt. Möglicherweise bereits von Beginn an.“
 

„Ich freue mich darauf, ihm in den Arsch zu treten“, verkündete Orihime, verdeckte aber dann mit einem Blick auf Tante Masama ihren Mund.
 

Doch Rukia lachte hell und sagte: „Ich auch!“
 

Byakuya nickte. „Genauso wie ich.“
 

Tante Masama schnüffelte, doch erhob dann ihre Tasse in ihre Richtung. „Ich sollte meinen Teil dazu beitragen und für den Niedergang des früheren Kommandanten beten.“
 

Byakuya nickte ihr ernst zu. „Das würde ich sehr willkommen heißen, Tante Masama. Ich sollte dankbar sein, wenn du das tust.“
 

Sie lächelte ihn gutmütig an. „Alles für den einzigen Sohn meines verstorbenen Bruders.“
 

Nun ja. Ein Punkt für Masama. Sie hatte es geschafft, bewusst Rukia zu brüskieren und subtil Byakuyas Widerstand dem Ritual gegenüber zu rügen, indem sie von dem Tod seines Vaters sprach. Zumindest war sie oberflächlich ein wenig erfreulich.
 

Nun mussten sie nur noch genug unverfängliche Themen finden, um das Essen ohne ein tatsächliches Blutbad zu beenden...
 


 

Das Frühstück hatten sie friedvoll beenden können und Byakuya war ohne weitere Vorfälle durch einen Großteil des Nachmittags gekommen. Doch er hätte wissen müssen, dass die Ruhe nicht lange anhalten würde.
 

Ein scharfes Klopfen an seiner Bürotür unterbrach die Durchsicht eines Versuchs der 4. Offizierin, das Anforderungsformular auszufüllen. Er war bereits verärgert über die Menge an Schreibarbeit, die noch zu tun war und so schnappte er: „Was ist?“
 

Wer auch immer es war, der unverschämterweise hinter der Tür aus Reispapier stand, verkündete in heiserer Stimme: „Ich habe eine... Person am Tor, die darauf beharrt, 'Geschäftliches' mit ihnen regeln zu müssen, Kommandant. Ich möchte sie nicht beleidigen, doch es scheint ein bisschen früh am Tag für eine solche Sache, wenn sie wissen, was ich meine.“
 

Das tat er ganz sicher nicht. Was wollte er da andeuten? Und was war das für eine triefende Selbstgefälligkeit? Wer war dieser ärgerliche Mann an seiner Tür?
 

Byakuya war blitzschnell an der Tür und schob sie mit Nachdruck auf. Das grinsende Gesicht vom 7. Offizier - Kinjo war es? - begrüßte ihn. Der 7. Offizier sah aus wie ein Mann, der sich oft in seiner Jugend geprügelt hatte... und es vermutlich jetzt noch tat. Seine Nase war durch Brüche schief geworden und eine Narbe teilte eine Augenbraue. Er trug seine dunklen Haare kurz, doch struppig und brauchte dringend eine Rasur. „Was soll das bedeuten, 7. Offizier?“
 

Doch zumindest beim Anblick von seinem Kommandanten schien der Soldat genug Verstand zu haben, um sich zu verbeugen. „Ich bitte um Entschuldigung, sie zu stören, Kommandant. Doch wie ich sagte, ihr...“, seine Augen hatten einen dunklen Braunton und blickten ihn mit spöttischem Funkeln an. „... junger Mann ist am Tor mit seinem Gefolge. Er beharrt hartnäckig darauf, dass ihr geschäftliche Beziehungen habt.“
 

Gefolge? Erwartete Byakuya Besuch von geringerem Adel? Nein, Eishirōs Stellvertreter hätte ihn informiert und normalerweise legte Byakuya großen Wert darauf, Familienbelange auf dem Anwesen zu erledigen. Nachdem er die Angelegenheiten seiner Division geregelt hatte.
 

Der 7. Offizier richtete sich von seiner Verbeugung auf und gab Byakuya die Information, die er ihm von Anfang an hätte geben sollen: „Ich glaube, er hat gesagt, dass sein Name Daisuke war.“
 

Ah, natürlich, der Kagema vom Teehaus. Kein Wunder, dass der 7. Offizier so verächtlich tat. Er war ein ungehobelter Idiot und hat offensichtlich alle Art von irrtümlichen Vermutungen angestellt.
 

Und Renji dachte, dass Byakuya mit diesem Mann gut arbeiten könnte?
 

„Ich habe nicht erwartet, von Daisuke zu hören“, sagte Byakuya ohne einen Hauch von Scham, auf die der Offizier ganz klar gewartet hatte. „Doch er muss wichtige Informationen haben, wenn er die Reise vom Rukongai angetreten ist. Du musst ihn unverzüglich zu mir bringen.“
 

Der Offizier sah ein bisschen geschockt von Byakuyas Mangel an Reaktion zu sein. „Ja, Kommandant“, sagte er dennoch.
 

„Oh und Kinjo? Stelle sicher, dass Aio uns Tee bringt.“
 

Genau wie Byakuya gehofft hatte, sah der 7. Offizier verärgert darüber aus, dass er Botengänge ausführen musste. Byakuya würde sicherstellen, dass er für den Rest des Tages von so vielen nervigen Tätigkeiten geplagt wurde, wie nur möglich war. Vielleicht waren einige Doppelschichten notwendig. Byakuya konnte das mit der 4. Offizierin vornehmen.
 

In wenigen Momenten wurde Daisuke hereingeführt. Kinjo war zumindest schlau genug, um zu verlangen, dass der Geleitschutz des Kagemas vor der Tür warten mussten. Byakuya hatte für sie einen Platz in der Ecke seines Büros frei gemacht, dort wo er und Renji oftmals Mittag- oder Abendessen zu sich nahmen. Aio hatte schnell ein Tablett gebracht und versprochen, mit Köstlichkeiten aus Mikis Küche zurückzukehren.
 

Daisuke jedoch fiel sofort auf die Knie, sobald er im inneren des Raumes war und flehte in tiefster Entschuldigung: „Es tut mir unendlich leid, sie während ihrer Arbeit zu stören, mein Herr. Ich habe ein Schreiben gesandt, doch mir wurde gesagt, sie seien das Wochenende weg. Ich schwöre, dass ich niemals derart indiskret wäre, wenn es nicht so wichtig wäre!“
 

Armes Ding, er bebte vor Furcht. „Da habe ich keinen Zweifel“, sagte Byakuya. „Steh auf. Komm und trink etwas Tee.“
 

Daisuke hob den Kopf und blinzelte überrascht. Er war wirklich ein gutaussehender Jugendlicher – so jungenhaft mit diesen strahlenden Augen und dem blonden Haar. Doch auch kein typischer Kagema, trotz der Kleidung und dem jungen Gesicht. Er trug einen traditionellen, mehrlagigen Kimono, welcher trotz der gedämpften Grün- und Bernsteintöne einen Hauch mädchenhaft für die schlaksige, langbeinige Statur war, die langsam zu dem Körper eines Mannes wurde.
 

Trotz seiner angeblichen Fähigkeiten würde er nicht mehr lange diese Dienste übernehmen. Die Meisten bevorzugten Jungen vor Männern.
 

Byakuya deutete an, wo sich Daisuke niederlassen sollte. Sobald er das getan hatte, setzte sich auch Byakuya auf die andere Seite des Tisches. Der Kagema nahm die Teekanne auf und schien sich in der gewohnten Arbeit zu entspannen. Automatisch goss er Byakuya ein und ließ seine Schale leer, bis Byakuya sagte: „Leiste mir Gesellschaft.“
 

Daisuke schien davon etwas überrascht, doch er tat, wie ihm geheißen wurde. Und trotz der brennenden Neuigkeiten, die ohne Zweifel die Reise in der Abenddämmerung herbeigeführt hatte, wartete er geduldig mit den Händen auf seinen Knien und gebeugten Kopf.
 

„Sag mir, was dich den weiten Weg in all der Dringlichkeit hierher geführt hat“, sagte Byakuya.
 

Er schaute auf. „Ich habe einen Liebhaber. Einen Banditen, der ein Zanpakutō und einen tiefen Groll gegen euch trägt."
 

Ein Zanpakutō? Byakuya spürte, wie sein Blut zu kochen begann. "Ein Schurke von der Sechsten?"
 

"Ich befürchte, dass ich es nicht mit Sicherheit weiß, mein Herr", Daisuke beugte den Kopf. "Ich habe diese Person nur zwei Mal gesehen. Das erste Mal war... nun ja, es war mehr als Trick mir gegenüber gemeint, da ich neu im Teehaus des westlichen Distrikts bin und von ihnen favorisiert scheine." Er blickte auf und grinste schief. "Nun ja, der Trick ging nach hinten los, da er mich nun vor allen anderen bevorzugt. Sie hatten keine Ahnung, dass ich mehr als nur den Grobian händeln könnte, nachdem ich so lange der Elften gedient habe."
 

"Ah, ich verstehe", sagte Byakuya und das konnte er nur viel zu gut.
 

Hatte Byakuya gewusst, dass Daisukes Fähigkeiten auch die gröbere Gangart beinhaltete? Er vermutete, dass er darauf hätte kommen müssen, wenn man den Standort von dem Teehaus bedachte, von dem Daisuke kam... doch... nun ja... Byakuya wünschte sich plötzlich, dass er es vergessen konnte. In Anbetracht seiner Interessen und der Tatsache, dass Renji so weit weg war, vermutlich noch eine lange Zeit, war das... durcheinanderbringend.
 

Byakuya nippte an seinem Tee und versuchte sich, auf die wichtigeren Dinge zu konzentrieren. "Sicher sind da noch mehr Informationen als das, wenn du so schnell hierher gekommen bist."
 

"Ja, mein Herr. Mein Banditen-Liebhaber sagte mir, dass er für eine Weile wegbleiben würde", fuhr Daisuke fort. "Ich vermute, da ist eine weitere Attack, wahrscheinlich auf ihre Versorgungslieferung. Ich bin mir nicht sicher, aber, verstehen sie, er sagte mir, er würde mir ein Geschenk mitbringen. Er sagte, dass er das heiße Wasser satt sei und das vorgetäuschte Servieren im Rukongai. Also versprach er mir den besten Tee – Tee wie für einen Prinzen...", Daisuke nahm die Teeschale auf und starrte hinein, bevor er sagte: "So wie diesen hier."

The Kagema's Lover

Der Kagema, Daisuke, blieb für eine halbe Stunde in Byakuyas Büro. In der Zeit versuchte Byakuya so viele Informationen wie möglich von ihm zu bekommen. Die Beschreibung, die Daisuke von seinem Liebhaber gab, wäre hilfreich gewesen, wenn Renji da gewesen wäre. Es ärgerte Byakuya, dass er keine Ahnung hatte, ob der Mann, den Daisuke beschrieb, jemals im Dienste der Sechsten gestanden hatte. Doch Byakuya machte ausreichend Notizen. Er würde sie an Renji weitergeben. In der Zwischenzeit würde er in der Division rumfragen.
 

Es war enttäuschend, wenn auch nicht unerwartet, doch der Bandit hatte sonst nichts anderes von der möglichen Attacke verraten. Doch zumindest wusste Byakuya, das es wahrscheinlich eine Teelieferung war. Sicher konnte er mit Eishirōs Hilfe einen möglichen Händler und die Route ausmachen. Tee war ein seltener Gegenstand, der Haushalt bestellte ihn nicht oft. Er würde zusätzlich einen Höllenschmetterling aussenden, um sicher zu stellen, dass seine Wache nach einem möglichen Hinterhalt Ausschau hielten.
 

Dennoch war es schwierig zu wissen, wann, wo und wie die Banditen zuschlagen würden. Byakuya hatte eine Idee, wer vielleicht die Arbeitsweise solcher Dinge verstand, doch…
 

Endlich schien es so, als gäbe es keine weiteren Informationen, die Daisuke gesammelt hatte. Der Tee war ausgetrunken und das Konfekt gegessen. Byakuya stand auf, Daisuke kniete weiterhin.
 

„Du warst extrem fleißig“, sagte Byakuya. „Darf ich die Rückreise in den Rukongai für dich und deine Bodyguards arrangieren?“
 

„Oh, das ist sehr großzügig, mein Herr, aber das wird nicht notwendig sein. Ich habe noch eine andere Verpflichtung innerhalb der Seireitei.“
 

Wirklich? Byakuya versuchte, seine Überraschung zu verbergen.
 

Daisuke blickte auf und bedachte Byakuya mit einem funkelnden, schelmischen Grinsen, welches, ohne jeden Zweifel, schon viele Herzen gestohlen hatte. „Ich bin nicht vollständig indiskret, mein Herr. Nebenbei, würde mein Liebhaber erfahren, dass ich direkt nach seinem Besuch zu dir gekommen bin, wäre unser Spion-Spielchen vorbei und ein Assassine würde einen Weg finden, mir die Kehle durchzuschneiden. Ich habe diese Reise mit dem Besuch eines anderen Kommandanten verdeckt. Ein Besuch, den ich schon vor Monaten geplant habe. Es tut mir nur leid, dass ich vor ihrem Tor aufgetaucht bin. Es wird vielleicht Gerüchte geben.“
 

„Ich werde tun, was ich kann, um dies zu verhinden", sagte Byakuya, obwohl sich seine Gedanken schon darum drehten, welcher andere Kommandant es wohl sein könnte. Er wollte unbedingt danach fragen, doch er wusste, ein guter Kagema würde niemals antworten.
 

Daisuke verbeugte sich dankbar.
 

Byakuya brauchte einen Moment, um zu bemerken, was er nun sagen musste. "Es steht dir frei, zu gehen."
 

Daisuke verbeugte sich mehrfach auf dem Weg nach draußen, ohne dass er vor Byakuya selbst stand. Offensichtlich war der Junge durchaus sehr gut trainiert.
 


 

Byakuya ging zum Büro des Vizekommandanten. Das Büro war ein großes, freistehendes Gebäude und praktischerweise in der Mitte der Division erbaut. Es war fast immer gefüllt mit Offizieren, die kamen und gingen – Dienstpläne überprüften, Befehle oder Patrouillen-Aufträge einholten.
 

Dieser Nachmittag war da keine Ausnahme. Es war gerade Schichtwechsel, sodass sich eine Schlange von Offizieren vor der Tür gebildet hatte und einige in der Nähe standen und gemeinsam Pläne für den Feierabend schmiedeten. Sie nahmen sofort Haltung an, als sie Byakuya näherkommen sahen und verbeugten sich respektvoll, als er an ihnen vorbei ging.
 

Er fand die Person, nach der er suchte, hinter Renjis Schreibtisch sitzend mit ihrer Nase tief in einen Haufen von Vorschriftenkatalogen vergraben. Byakuya wollte ihr eigentlich seinen Ärger über die Menge an Schreibarbeit mitteilen, doch sein Herz erweichte sich, als er sie so sah.
 

Renji hatte das Gleiche während den ersten Tagen mit diesem Rang getan. Doch Renji hatte eine überraschende Menge an Fähigkeiten mitgebracht. Außerdem hatte er einen 3. Offizier gehabt, der ihm die Vorgehensweise erklären konnte. Byakuya runzelte die Stirn beim Anblick des leeren Schreibtisches, der einmal dem 3. Offizier gehört hatte.
 

Die 4. Offizierin – Nana-irgendwas, verdammt noch mal, wie hieß die Frau? Ah, Nanako Imai, das war es! – bemerkte die veränderte Stimmung im Raum und als sie Byakuya im Türrahmen stehen sah, sprang sie auf die Füße. Sie verbeugte sich galant doch rief dann: „Kommandant!“
 

„Rühr dich“, sagte Byakuya. „Du musst einmal über diese Beschreibung schauen und mir sagen, ob du von einem Soldaten weißt, der während der Ryoka-Invasion verloren ging, auf dem diese Beschreibung zutrifft.“ Sie nahm das Papier und begann, es zu lesen. Byakuya fuhr fort: „Außerdem benötige ich ein Treffen mit Kommandant Kurotsuchi.“
 

Die Offizierin blickte von der Beschreibung, die sie gerade las, auf. Sie war offensichtlich nervös, mit der 12. Division in Kontakt treten zu müssen.
 

„Sag der Vizekommandantin, dass du stellvertretender Vizekommandant in Renjis Abwesenheit bist“, schlug Byakuya vor. „Ich habe festgestellt, dass Vizekommandantin Kurotsuchi sehr vernünftig in diesen Angelegenheiten ist. Dennoch vermute ich, dass Mayuri mich hinhalten möchte. Du musst darauf bestehen, dass es im Interesse ihrer Seelenforschungseinheit ist. Außerdem habe ich Grund zu glauben, dass ihre Aufzeichnungen gefährdet sind. Ich habe keinen Zweifel, dass wenn Mayuri das hört, er zustimmen wird, mich zu sehen. Ich werde zu ihnen gehen, falls notwendig, aber ich würde gerne den Zeitpunkt auswählen. Falls sie dem nicht zustimmen, können sie auch zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu mir kommen.“
 

„Ja, Kommandant“, sagte Nanako, ihre Finger griffen fest um das Papier. „Wenn sie ihrer ersten Anfrage zustimmen, wann soll das Treffen stattfinden?“
 

„Heute, wenn es möglich ist - am frühen Abend“, sagte Byakuya. „Ich werde für den Rest des Nachmittags nicht im Büro sein. Ich gehe zur Zweiten und besuche einen der Gefangenen.“
 

Soi Fon saß hinter ihrem Schreibtisch. Ihre Finger formten ein Dreieck, dessen Spitze immer wieder gegen ihre Lippen tippte. Byakuya saß ihr gegenüber im Seiza. Ōmaeda lungerte neugierig hinter dem Torbogen herum, der den Eingang zu dem geräumigen Kommandantenbüro darstellte.
 

Als sie Ōmaedas skurrilen Versuch, sich hinter einem Stapel Kissen unsichtbar zu machen, bemerkte, rief sie: „Geh und hol eine Eskorte für Kommandant Kuchiki, du wertloser Tölpel!“
 

Ōmaeda sprang aus seinem Versteck hervor und rief zurück: „Ja, Kommandant.“
 

„Nun denn“, sagte Soi Fon und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Byakuya zu. „Ich stimme zu. Du solltest Abarai sofort befragen. Es würde Sinn machen, dass die Angriffe zusammenhängen. Wenn nicht aus anderen Gründen, scheinen sie beide zumindest darauf abzuzielen, dir Ärger zu bereiten, Kommandant Kuchiki.“
 

Byakuya nickte. Er musste seine Überraschung verstecken. Er hatte nicht gedacht, dass Soi Fon ihn zu Seichi ließ – zumindest nicht ohne einen Streit oder anderen Forderungen.
 

Sie beachtete Byakuya weiter durch ihre engen, fokussierten Augen. Schlussendlich sagte sie: „Falls sich Abarai als nützlich erweist, wirst du erlauben, dass die Zweite in deinen geplanten Handlungen gegen die Banditen aktiv ist?“
 

Ah, da waren sie: Die Bedingungen. Wie auch immer, Byakuya konnte verstehen, warum sie das fragte. Es wäre peinlich, würde eine andere Division einen Straftäter fassen, der mit einem Fall verbunden wäre, den die Zweite untersuchte.
 

Doch ‚aktiv‘ war kaum das Wort, das Byakuya wählen würde. Er hatte nur sehr wenig davon gehört, was in Seichis Fall gemacht worden war. Neben dem Versuch, ihn verhungern zu lassen, natürlich.
 

Dennoch schien es töricht, die Hilfe der mobilen Geheimtruppe abzulehnen. Sie hatten eine Menge Leute zur Verfügung und ihre Fähigkeiten konnten im Rukongai nützlich sein.
 

„Vielleicht“, sagte er. „Wir müssen erst herausfinden, ob Seichi überhaupt etwas zu sagen hat.“
 

Sie schien die Antwort als gut genug zu betrachten. Mit einem kurzen Nicken stand sie auf. Byakuya war schnell genug, sodass sie gleichzeitig aufrecht standen. Sie schien seine kleine Nutzung von Shunpō bemerkt zu haben und lächelte etwas schief, wie zur Bestätigung – oder vielleicht zum Spot. Es war bei Soi Fon immer schwierig zu sagen.
 

Die zweite Division war absichtlich verwirrend. Die verzweigten, labyrinthartigen Flure betrogen absichtlich die Augen, um eine Flucht unmöglich zu machen. Doch auch trotz seines Trainings war Byakuya nicht in der Lage, sich den Weg zu merken, sodass er bereits leichten Kopfschmerz verspürte, als er bei Seichi ankam.
 

Byakuyas Eskorte waren vom Kidōcorps. Es war typisch für ihren Rang, ihre Identität mit einer weißen Kopfbedeckung und einer Maske für die unter Hälfte ihres Gesichts, zu verschleiern.
 

Sie hielten vor einer Wand an, die aussah, als sei sie aus solidem Stein. Viele der massiven Gebäude der zweiten Division waren aus untypischen Materialien. Es gab keine Wände aus Reispapier oder aufschiebbare Fusuma-Schirme. Das war keine Ausnahme. Die kahle Wand, vor der sie standen, konnte aus Marmor oder weißer Jade sein und sie sah absolut unpassierbar und undurchdringlich aus.
 

Die Frau begann, einen komplexen Kidō-Spruch mit der Hand zu zeichnen. Byakuya hörte die gemurmelten Wörter, doch er konnte deren Bedeutung nicht ergründen. In verschiedenen Intervallen berührte sie die Wand mit ihren Fingerspitzen. Ein leuchtendes Muster erschien. Es wuchs und begann sich vor seinen Augen zu bewegen, schmolz tiefer in die Wand hinein.
 

Und plötzlich erschien eine Tür.
 

Sie blickte zu Byakuya, als wolle sie ihn zum Weitergehen auffordern. Er war ein bisschen zögerlich, doch sie nickte ermutigend. Die Tür glitt einfach auf. Der Eingang war niedrig genug, dass er seinen Kopf einziehen musste, um hindurch zu gehen.
 

Auf der anderen Seite war ein großer, runder Raum, erleuchtet von hellem Sonnenlicht, das vom Himmel weit über ihnen kam. Sobald er komplett durch die Tür gegangen war, verschwand sie wieder. Die Stimme der Frau schien von überall gleichzeitig zu kommen, als sie sagte: „Wenn sie gehen wollen, identifizieren sie sich und sagen sie, was sie möchten. Dann werde ich wieder öffnen.“
 

Byakuya blickte sich im Raum um. Es gab keine Möbel, nur einen runden Bereich, der aus etwas weicherem Material zu sein schien. Um diesen Bereich herum war eine Reihe von Treppenstufen. Auf einer solchen saß Seichi, der scheinbar gerade mitten im Mittagessen war.
 

Die Ankunft von Byakuya hatte ein Rikujōkōrō, den Kerker der sechs Lichtstäbe, ausgelöst und Seichi war bewegungsunfähig mit seiner Hand auf dem halben Weg zu seinem Mund. Die Essstäbchen in seinen Fingern umfassten tropfende Soba-Nudeln und er versuchte sich zu recken, um sie mit Lippen und Zunge zu erreichen. In der anderen Hand, direkt unter den baumelnden Nudeln, hielt er eine Schale.
 

Als würde er plötzlich realisieren, dass ein Zauber ihn im Schach hielt, blickte Seichi sich um. Als seine Augen an Byakuya hängen blieben, fluchte er. „Zum Teufel? Du! Konntest du nicht bis nach dem Mittagessen warten?“
 

Also ein modifizierter Rikujōkōrō, da Seichi reden konnte. Byakuya war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, warum der Kidōcorps oder der Onmitsukidō das erfunden hatte.
 

Der Zauber erklärte außerdem, warum ihn niemand gebeten hatte, Senbonzakura zurückzulassen.
 

„Entschuldige die Störung“, sagte Byakuya.
 

Es wühlte Byakuya immer noch auf, das schwarze Tattoo auf Seichis Stirn zu sehen, das ‚streunender Hund‘ sagte.
 

Auch wenn er es besser wusste, erwartete Byakuya, dass Seichi mehr nach Renji aussah. Neben dem Tattoo konnte er ihm jedoch nicht weniger gleichen – so viel kleiner und leichter, mit einem komplett anderen Körperbau und viel blasserer Haut.
 

Wie vorher hingen Seichis Haare in blonden, verfilzten Strähnen hinunter, doch es schien sehr viel sauberer als beim letzten Mal zu sein, als Byakuya ihn gesehen hatte. Er trug einen schnörkellosen, dunkelbraunen Yukata. Kein Obi schloss die Kleidung. Stattdessen war es mit Verschnürungen geschlossen. Er war barfuß, doch seine Füße schienen gewaschen.
 

Ein Tablett stand neben Seichi auf der Treppenstufe. Es schien ausreichend gefüllt. Da war eine dampftende Servierschüssel mit Nudeln, Pilzen, Kohl und – vom Geruch her – vielleicht auch in irgendeiner Weise Fisch. Ein Krug Wasser stand ebenfalls bereit.
 

Vielleicht hätte der Zeitpunkt dieser Szene Byakuya etwas misstrauisch gestimmt, doch er war unangekündigt in der Zweiten angekommen. Außerdem vermutete er, dass sich Seichi sich viel lauter beschweren würde, wäre es das erste Essen seit Tagen.
 

„Was willst du?“, verlangte Seichi zu wissen. „Wo ist Renji?“
 

„Dein Bruder ist immer noch auf Mission“, sagte Byakuya. „Ich möchte wissen, ob du bei Vorbereitungen für Angriffe auf Kuchiki-Zulieferungen involviert warst und, falls ja, an wie viele Details du dich zu von der Planung und Ausführung erinnerst.“
 

Seichis Gesicht verzog sich zu einem unerfreuten Ausdruck. „Uh, das scheint – Wie nennt ihr das? – ‚belastend‘. Also nein, ich weiß einen Scheiß über solche Dinge.“
 

Byakuya atmete frustriert aus. Offensichtlich wusste Seichi eine Menge über solche Dinge und war einfach nur dickköpfig. Zum Glück hatte Byakuya diese Antwort bereits vermutet. „Wenn du in dieser Angelegenheit hilfst, wirft es ein gutes Bild auf dich. Es ist… möglich, dass ich in der Lage bin, deine Haftstrafe abzukürzen oder vielleicht, wenn du besonders nützlich bist, wirst du in meine Obhut übergeben.“
 

Seichi schielte zu Byakuya. Vielleicht sollte sein Gesichtsausdruck nachdenklich oder sogar bedrohlich sein, aber es sah einfach nur lächerlich aus, da er immer noch bewegungsunfähig, mit Essen auf dem halben Weg zu seinem Mund war. „Du sagst, wenn ich helf‘, holst du mich hier raus?“
 

Byakuya hasste es, sich zu wiederholen, doch er tat es trotzdem. Doch diesmal verwendete er einfachere Worte: „Ich sagte, wenn du dich als besonders nützlich erweist, gibt es eine Möglichkeit, dass du nicht so lange im Gefängnis bleibst… oder dass ich vielleicht die Verantwortung für dich übernehmen kann.“
 

„‘Verantwortung‘ für mich?“, wiederholte Seichi misstrauisch. „Das klingt, als würd‘ ich einen Gefängniswärter gegen den anderen tausche.“
 

„Richtig“, sagte Byakuya trocken. Mit einem bedeutungsvollen Blick durch den kahlen, weißen Raum fügte er hinzu: „Es wäre auf jeden Fall ein Wechsel in der Szenerie.“
 

Seichi schnaubte zustimmend. „Ja, ich vermute, das würds. Also… Wenn du sagst ‚besonders nützlich‘, was soll das heißen? Die Schlägertypen hier haben mir schon alles aus den Rippen geleiert, was sie wissen wollten. Hab nicht viel übrig, was hilfreich wäre.“
 

Seichi runzelte traurig die Stirn über die Nudeln, die außer Reichweite, vor ihm baumelten. Er schüttelte seinen Kopf so viel, wie ihm der Zauber gestattete. „Niemand redet hier viel mit mir. Aber sehe ich wie die Sorte von Typen aus, die das Hirn für Pläne wie diese haben?“
 

Das tat er tatsächlich nicht. Seichi war kaum der Typ, den man für die Ausführung eines Überfalls anheuern würde, auch wenn seine einzige Aufgabe war, mit einem stumpfen Gegenstand herumzufuchteln. Er war klein und nicht wirklich muskulös. Und doch war er Teil von der Attack auf die Sechste und Aussehen konnte täuschen. Da musste es einen Grund geben, warum ihn Renji in Inuzuri als seinen Bruder akzeptiert hatte. Byakuya bezweifelte, dass pure Wohltätigkeit keine gute Strategie dort war. „Irgendwelche Einsichten in die Gedankenwelt dieser Leute könnten wertvoll sein.“ Nach einem Moment fügte er hinzu: „Für uns beide.“
 

„Eure Versprechen sind ein wenig vage, mein Herr“, sagte Seichi abfällig. Seine Lippen versuchten erneut, an die Nudeln zu kommen und er seufzte frustriert. „Doch wie sich herausstellt, hasse ich diesen Ort irgendwie. Ich dacht, ich wär zufrieden so lange ich ein Dach über den Kopf und 4 Wände hätte. Aber nicht mehr. Diese kahlen Wände machen mich verrückt.“
 

Das konnte Byakuya verstehen. Er hatte sich nicht bewegt, seit die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. Er schien unangebracht, auf und ab zu laufen, doch auch trotz der Größe des Raumes, fühlten sich die leeren Wände nah und erstickend an. Es war vermutlich der Stein, aus dem der Ort gemacht war, da es etwas Reiatsu unterdrückend war. Aber was auch immer es war, Byakuya wollte weg.
 

„Sag mir nur, was du von mir willst“, sagte Seichi. Seine Stimme klang etwas geschlagen.
 

„Um ehrlich zu sein, falls die Zweite es erlaubt, würde ich gerne, dass du unserem Strategietreffen beiwohnst“, sagte Byakuya. „Sobald wir Karten und weitere Utensilien zusammen haben, vermute ich, dass deine Einsichten sehr wertvoll sein könnten.“
 

„Du glaubst, dass sie das machen? Mich so einfach rauslassen?“, nun klang Seichi verzweifelt, fast schon ängstlich, zu hoffnungsvoll zu sein.
 

„Ich weiß es nicht“, sagte Byakuya ehrlich. „Ich werde meine Anliegen am besten Soi Fon vortragen.“
 

„Absolut nicht!“, Soi Fon blickte Byakuya erbittert an. Trotz der Tatsache, dass sie viel kleiner war als er, musste Byakuya den Drang unterdrücken, einen Schritt zurückzumachen. Er stand fest und blickte ihr in die Augen.
 

Sie waren wieder in ihrem Büro, doch dieses Mal gab es keinen Austausch von Höflichkeiten und Soi Fon benahm sich wie erwartet.
 

„Sag mir, warum nicht“, beharrte Byakuya. „Seichi Abarai ist eine solche Bewachung nicht wert. Er hatte vielleicht ein paar Reiatsu-Ausbrüche, aber er ist keine Herausforderung für einen trainierten Shinigami, selbst vom niedrigsten Rang. Du beleidigst mich, wenn du annimmst, ich wäre nicht in der Lage, mich und meinen Haushalt gegen eine solch niedere Kreatur zu verteidigen.“
 

Sie lachte, auch wenn es ein kalter, spottender Klang war. „Ich sorge mich nicht um ihn, Narr! Es geht um Entführer, die ihn für Lösegeld schnappen.“
 

„Selbst wenn Entführer irgendwie meine schwerbewachte Division und Anwesen infiltrieren könnten, würde ich niemals zahlen“, sagte Byakuya ruhig.
 

„Du sagst mir, dass du zulassen würdest, dass Entführer Abarai foltern oder töten?“, fragte Soi Fon. Sie wandte sich leicht um, als würde sie weggehen, doch dann wirbelte sie wieder auf ihrem Absatz herum. Ihre Zöpfe schwangen in der Luft, als sie sprach. „Er ist der Bruder deines Liebhabers.“
 

Oh, wie sehr zuckte Byakuyas Hand, um diese nervige Wespe zu zerquetschen. Stattdessen blieb er ruhig. „Das ist er durchaus. Doch ich zögerte nicht, Renji niederzustrecken, als er meine Befehle und das Gesetz missachtete. Was lässt dich denken, dass ich seinem Bruder gegenüber Gnade zeigen würde`“
 

Soi Fon schien ein wenig verblüfft. „Du und Renji wart Liebhaber… damals?“
 

„Waren wir.“
 

„Du bist ein eiskalter Bastard, das muss ich dir lassen, Kommandant Kuchiki“, sagte Soi Fon mit einem schiefen Grinsen, als wäre sie plötzlich viel beeindruckter. „Doch du nörgelst wegen diesem Abarai, seit dem er der Zweiten ausgehändigt wurde.“
 

„Falsch“, sagte Byakuya. „Du hattest von Beginn an vor, sowohl Renji als auch mich zu manipulieren. Ich bin nur eingeschritten, als es schien, dass der Gerechtigkeit nicht gedient wurde.“
 

Soi Fons Lippen kräuselten sich. Sie schien einen Moment vor Wut zu kochen, bevor sie sagte: „Aber du zahlst nun den Raum und die Verpflegung für Abarai.“
 

„Das tue ich, in Renjis Abwesenheit.“ Während er das sagte, fiel ihm ein weiteres Argument ein, dass Soi Fon vielleicht von seiner Rücksichtslosigkeit in dieser Angelegenheit überzeugte. „Falls deine Sorgen tatsächlich Entführern gelten sollten, solltest du auch die Tatsache bedenken, dass Renji momentan nicht hier ist. Es ist viel einfacher für mich, jegliche Verbindung abzustreiten, während er weg ist.“
 

Soi Fons Ärger schien nachzulassen und sie wurde berechenbarer. Ihre Haltung wurde nachdenklich und sie blickte Byakuya von Zeit zu Zeit an, als würde sie etwas in Erwägung ziehen. Nach einiger Zeit nickte sie. „Dein Vizekommandant ist der Hitzkopf, richtig?“
 

Die Frage verwirrte Byakuya, doch er nickte.
 

„Alles ist vielleicht einfacher, wenn dein Liebhaber nicht da ist“, sagte sie kryptisch. Bevor Byakuya fragen konnte, was sie damit meinte, wandte sich Soi Fon bereits um und ging. „Abarai gehört dir. Tu mit ihm, was immer du willst“, sagte sie über die Schulter.

The Butler and the Revolutionary/The Captain and the Creep

Eishirō war erst eine Stunde zurück bei der Arbeit, als der Hausherr ihn in die 6. Division rief und ihm eine fast unmögliche Aufgabe übertrug.
 

„Seichi Abarai wird zum Gefolge stoßen“, sagte Byakuya-sama und deutete auf einen jungen Mann mit dreckigen, blonden Rastalocken, der in Handschellen zwischen zwei Shinigamis stand. „Finde für ihn Arbeit.“
 

Eishirō hatte Probleme, sich auf etwas neben dem Tattoo zu fokussieren – dunkle Striche in der Mitte der Stirn des Gefangenen, die ‚streunender Hund‘ aussagten. Eishirō blinzelte. „Verzeihen sie… sagten sie ‚Abarai‘, mein Herr?“
 

„Das ist Renjis Bruder“, sagte Byakuya-sama. „Seichi.“
 

Oh.
 

Offensichtlich waren Gesichtstattoos eine große Sache bei den Abarais.
 

Eishirō hatte ungefähr eine Millionen weitere Fragen, doch Byakuya drehte sich bereits um. „Ich vertraue darauf, dass du das erledigst. Ich habe einen Termin mit der Zwölften“, sagte Byakuya. „Seichi obliegt nun deiner Verantwortung. Stelle sicher, dass die Wachen informiert sind, nach Entführern Ausschau zu halten.
 

Warte... Entführer?
 

Zu Eishirōs Schrecken folgten die beiden Shinigami ihrem Kommandanten aus dem kleinen Büro. Gerade bevor er den Raum verließ, warf einer von ihnen Eishirō den Schlüssel für die Handschellen zu und deutete einen Salut mit einem schiefen Grinsen an, als wolle er 'Viel Glück' sagen.
 

Eishirō schaffte es, den Schlüssel nicht fallen zu lassen. Er starrte auf den, nun leeren, Eingang. Was in aller Welt sollte er mit diesem... angeketteten und schmuddeligen Grobian anfangen?
 

Nein, erinnerte sich Eishirō selbst, das war der Bruder des Vizekommandanten.
 

Seichi. Seichi Abarai.
 

Und Abarai war in diesem Haushalt ein Name mit Gewicht.
 

"Richtig. Also dann", sagte er und ging mit dem Schlüssel in der Hand auf Seichi zu, als sei sein Vorhaben klar. „Lass uns dich mal da rausholen.“
 

Seichi schien darüber nicht viel zu sagen haben. Er beobachtete nur misstrauisch, wie Eishirō näher kam. Mit den Tattoo und diesen Augen, intensiv und achtsam wie ein wildes Tier, konnte Eishirō eine gewisse familiäre Ähnlichkeit ausmachen. Andererseits war Seichi nicht annähernd so eindrucksvoll wie sein Bruder – deutlich kleiner und die Haare von einer solch gedämpften, uninteressanten Farbe.
 

Bevor er die Handschellen aufschloss, fragte Eishirō: „Bitte sag mir, dass du nichts Dummes vor hast, wenn ich dich frei lasse.“
 

Ein schiefes Lächeln zuckte an Seichis Lippen. „Ich denke, das hängt davon ab, was du als dumm ansiehst.“
 

Eishirō überlegte, das zu erklären. Auch wenn er kein Shinigami war, hatte er Hakuda-Training erhalten. Zugegeben, das Meiste davon waren Dehnübungen, aber er machte sie jeden Tag. Doch auch wenn Seichi nicht robust aussah, hatte Eishirō keinen Zweifel daran, dass die Straßen von Inuzuri dem Jungen die ein oder andere Sache gelehrt hatte.
 

„Mich niederzuschlagen und wegzulaufen, wäre dumm“, sagte Eishirō sachlich. „Da ist eine Division voll von bewaffneten Shinigami in dieser Richtung“, Eishirō deutete zu der Tür, durch die Byakuya gegangen war. Dann deutete er zum Hintereingang. „Und eine ganze Baracke voller bewaffneter Kuchiki-Personenschützer in dieser Richtung.“
 

Zufällig waren sie in dem Hauptbüro eines der wenigen Gebäude, die sowohl auf dem Grund der Division als auch auf dem Anwesen standen. Es beherbergte die persönlichen Bodyguards der Kuchiki auf der einen Seite und auf der anderen Seite war der Hauptanlaufpunkt für die Grenzpatrouille der Division.
 

Es war so errichtet worden, da in seltenen Fällen Soldaten der Sechsten als Geleitschutz auf Reisen für den Haushalt dienten. Ebenso patrouillierten die Personenschützer der Kuchiki die Mauern des Anwesens ab, inklusive derer, die an der Division grenzten. All ihre gemeinsamen Mühen wurden vom 12. Offizier koordiniert. Hier in diesem Büro.
 

Seichis Augen schienen zwischen den beiden Türen hin und her zu blicken, bis er schlussendlich seufzte. Er ließ die Schultern geschlagen hängen. „Hab nie an nichts dergleichen gedacht.“
 

Die Grammatik zerstörte die wahre Absicht, dachte Eishirō, doch er nickte trotzdem. „Gut.“
 

Seichi hob die Handgelenke.
 

Während er die Schlüssel in das Schloss schob, fragte Eishirō: „Du hast nicht zufällig irgendwelche nützlichen Fähigkeiten, oder?“
 

„Fähigkeiten?“, überraschenderweise war Seichis Stimme hell und fast jungenhaft. Doch sein Akzent war wie der seines Bruders. „Was meinste mit 'Fähigkeiten'?“
 

„Ich meine, ob es da einen Beruf gibt, in dem du besonders gut bist?“
 

Seichi lachte hart und kalt. „Bin 'n Ass im Klauen. Kann Taschen leerräumen wie 'n Großer. Zumindest früher. Bin ehrlich gesagt 'n wenig aus der Übung. Bisschen eingerostet.“ Er hob die knochigen Schultern zu einem Zucken. „Ansonsten hab ich in der Zeit im Bau meine Kunst fürs Schlafen vollendet. Bin 'n 1a Schläfer.“
 

Fabelhaft.
 

Eishirō drehte den Schlüssel um, bis die hölzernen Handfesseln auf den Boden fielen. „Ich verstehe. Nun ja, wir haben immer einfache, händische Arbeit zu erledigen. Ich bin sicher, dass es etwas für dich zu tun gibt.“
 

„Ja, das is toll und so“, sagte Seichi und rieb sich die Handgelenke. „Außer, dass ich mich nich wirklich für einfache Arbeit angemeldet hab. Hab mich überhaupt nich für Arbeit angemeldet.“
 

„Und doch scheint es mir, als hättest du das“, sagte Eishirō mit Blick auf die Handschellen auf dem Boden. „Entweder du arbeitest für uns oder du gehst dahin zurück, wo auch immer du hergekommen bist. Ich bezweifle, dass dein Bruder glücklich wäre zu hören, dass du ein solch großzügiges Angebot verschwendet hast.“
 

Seichi blickte sich im Büro um. Doch es gab nicht viel zum Anschauen. Ein Schreibtisch und Stuhl nach westlicher Art, eine schäbige Korktafel voller Dienstpläne und drei Schränke mit Dokumenten. Die einzige Dekoration war ein Kaligraphie-Aquarell, das einfach ‚Pflicht‘ verkündete.
 

Der 12. Offizier war wohl eher spartanisch.
 

„Kanns immer noch nich glauben, dass Renji verschwunden is und Shinigami wurde“, sagte Seichi mit einem Hauch von Ekel. „Ein Shinigami!“
 

Eishirō bedeutete Seichi, ihm durch den Hintereingang, die Tür, die zu den Baracken der Bodyguards führte, zu folgen. „Dein Bruder ist sehr respektiert in den Hofgarden, Abarai-san. Du solltest stolz darauf sein, was er getan hat.“
 

„Ja? Was hat er gemacht, außer ein gutes Hündchen für die Chefs im Militär zu sein, huh?“
 

Oh, Grundgütiger.
 

Die Tür führte in eine laute, gemischte Baracke. Männer und Frauen in verschiedenen, ausgezogenen Stadien faulenzten herum, redeten oder spielten verschiedene Spiele. Eishirō wandte aus Respekt die Augen ab. Er fühlte sich schlecht, dass er ihre Privatsphäre verletzte, doch der einzige andere Weg zurück wäre der lange Weg durch die Division gewesen, aus dem Haupttor heraus und die Straße entlang bis zum Eingang der Dienerschaft am anderen Seite des Grundstückes. Trotz Seichis aktueller Resignation seinem Schicksal gegenüber, wollte Eishirō ihn nicht mit den Versuchungen einer offenen, belebten Straße innerhalb der Seireitei konfrontieren.
 

Sie bahnten ihren Weg mit Entschuldigungen durch die Horde Personenschützer in ihrer Freizeit. Sobald sie im ruhigeren Hauptflur waren, sagte Eishirō: „Ungeachtet davon, was du den Hofgarden gegenüber fühlst, Vizekommandant Abarai ist ein vorbildlicher Soldat.“ Nun ja, größtenteils. Da war all der Ärger um Lady Rukia, doch na ja, das hatte sich alles zu seinen Gunsten gewandelt, als der große Verräter enthüllt wurde. „Doch noch wichtiger, ich habe festgestellt, dass er ein gutherziger und anständiger Mann ist.“
 

Eishirō würde noch ‚loyal seinen Freunden und Familie gegenüber‘ hinzufügen, doch er wusste nichts von Renjis Vergangenheit mit Seichi. Vielleicht war der Vizekommandant gezwungen gewesen, seinen Bruder zu verstoßen oder es gab einen anderen Grund für Feindseligkeiten.
 

Seichi schnaubte nur. „Da hat er euch alle schön an der Nase herumgeführt. Den Renji, den ich kenne, war n streunender Köter bis in die Knochen. Ein hinterhältiger Dieb und ein gemeiner, kleiner Wichser, der dir die Kehle rausgerissen hat, wenn du ihn blöd angeguckt hast.
 

Eishirō konnte ein kleines Keuchen nicht verhindern. Er hatte niemals daran gedacht, was Renji in Inuzuri gemacht hatte, aber solch harsche Worte überraschten ihn.
 

„Was zählt ist nicht, wer er war, sondern wer er geworden ist“, erinnerte sich Eishirō selbst.
 

„Sicher, Kumpel. Sag dir das ruhig weiter“, sagte Seichi.
 

Eishirō runzelte die Stirn, doch entschied sich gegen einen Versuch, ihn weiter überzeugen zu wollen. Ganz offensichtlich kannten sie andere Männer. Eishirō hielt inne, um seine Schuhe anzuziehen, bevor er einen Schritt auf den matschigen Weg durch den Garten wagte. Er bemerkte, dass Seichi weder Socken noch Schuhe trug. „Ich kann dir Kleidung geben“, sagte Eishirō mit einem bedeutungsvollen auf Seichis einfachen Yukata. „Aber du musst einwilligen, das Wappen der Kuchikis zu tragen.“
 

„Und was, wenn ich’s nicht tue?“
 

Eishirō zuckte leicht mit den Schultern, während er weiter den Pfad entlang ging. „Dann wird dir kalt sein und deine Füße werden schmutzig.“
 

Da war eine Anzahl an Antworten, mit der Eishirō gerechnet hatte. Von groben, beleidigen Spott bis hin zu grunzender Zustimmung. Doch er hatte nicht erwartet, wie sich die Augen des Jungen vor schierer Verwunderung weiteten. „Schuhe? Du gibst mir Schuhe?“
 

„Natürlich. Ebenso wie Socken“, sagte Eishirō und fühlte sich von dem funkelnden Erstaunen in Seichis Augen etwas überfordert.
 

„Ok“, sagte er plötzlich und riss sich zusammen. „Is mir verdammt noch ma egal, ob sie mit dem Zeichen von irgendnem reichem Bastard verhunzt sind. Ich nehm sie. Hatte mein ganzes Leben keine Schuhe.“
 

Eine der vielen Dinge, die Byakuya an Kommandant Mayuri Kurotsuchi ärgerte war, dass er kein angemessenes Büro hatte. Wenn jemand ein Treffen erfragte, waren sie oft gezwungen, wie Byakuya gerade, zu reden, während Mayuri an irgendeinem Experiment herumfummelte.
 

Byakuya würde es niemals zugeben, doch die ganze 12. Division machte ihn unentspannt. Von dem Moment an, als er durch das Tor, mit diesem Außerirdischen mit den komischen Augen, die seine Bewegungen mit einem unnatürlichen Drehen folgte, gegangen war, ruhte Byakuyas Hand fest an Senbonzakuras Griff. Der lange Gang in den unterirdischen Bereich ließ ihn gleichermaßen klaustrophobisch und auch begierig, die Angelegenheit so schnell wie möglich zu erledigen, fühlen.
 

Byakuya stand im offenen Türrahmen zum Labor, beobachtete, wie Mayuri die Flamme von einem Bunsenbrenner unter einer schaumigen, blubbernden Flüssigkeit in einem Glasbehälter einstellte. Das Gebräu spritzte über ausgebreitetes Labor-Equipment, machte vage sexuelle und erstickte Laute, während es zwischen Tuben entlang kroch. Der Geruch, der durch den Raum ging war beißend, wie verkohlte Haut oder verbrannte Haare.
 

Es war ein viel zu… menschlicher Geruch und es drehte Byakuya den Magen um.
 

Mayuri drehte sich herum und umklammerte seine Hände gierig, der eine lange Nagel seines kleinen Fingers trat wie ein kleiner Speer hervor. „Ja“, sagte er. Mayuris Augen waren hervorgetreten und gelb im Vergleich zu dem grellen Weiß, mit dem sein Gesicht bemalt war. Seine Kopfbedeckung ließ ihn wie ein wahnsinniger Clown wirken. „Ich denke, du solltest mir erlauben, das Reinigungsritual an Vizekommandant Abarai hier in meinem Labor durchzuführen. Wir können einen Sicherheitsraum einrichten. Mit Bankai wird die Trennung sicher spektakulär.“
 

Und tödlich.
 

Das war ein Fehler. Warum hatte Byakuya gedacht, dass er irgendeine vernünftige Antwort von diesem Verrückten bekommen würde?
 

„Du missverstehst mich“, sagte Byakuya. „Ich wünsche, die Effekte von diesem Ritual einzudämmen. Ich möchte, dass Renji es überlebt.“
 

„Wo bleibt da der Spaß?“, schmollte Mayuri. Offensichtlich enttäuscht wandte er sich wieder zu seinem Equipment um. Das Gespräch war scheinbar beendet, bevor es überhaupt begann.
 

Also gut. Byakuya würde einfach darauf hoffen, dass Renji mit Urahara mehr Glück hatte. Byakuya nickte Vizekommandantin Nemu zu, die bereit stand, um ihn zurück zum Haupttor zu führen.
 

Gerade, als sie sich zum Gehen abwandte, blickte Mayuri über die Schulter. „Du solltest mich zumindest messen lassen, welchen Schaden dein Liebhaber aus dem Rukongai bisher an dir angerichtet hat, Kommandant Kuchiki.“
 

Nemu warf Byakuya einen verlegenen Blick zu, als wolle sie ihn wissen lassen, dass auch sie herausgefunden hat, warum dieses Ritual benötigt wurde.
 

Das konnte er auch nicht leugnen. Doch der Gedanke daran, sich in irgendeiner Weise diesem furchtbaren, kleinen Mann zu unterwerfen, ließ Byakuyas Haut kribbeln. „Das wird nicht notwen…“
 

Byakuya hatte den Satz noch nicht einmal beendet, als Mayuri bereits begann, mit einer Art Stab entlang den Konturen von Byakuyas Körper wedelte, während er auf eine Anzeige auf einer Art Tafel in seiner Hand blickte.
 

Der Stab verbrachte eine unangemessen lange Zeit auf Höhe von Byakuyas unterer Region. Als er über Senbonzakura schwebte, war Byakuya kurz davor, das Ding zur Seite zu schlagen. Nur ein paar Sekunden, bevor Byakuya die Fassung verlieren würde, schnalzte Mayuri mit der Zunge. „Das ist keine kürzliche Affäre, nicht wahr, mein lieber Kommandant? Sieh an, sieh an… Schau dir die Zahlen an, Nemu“, Mayuri hielt das Display seiner Vizekommandanten-Tochter hin.
 

Byakuya konnte sie ebenfalls sehen, doch die sich bewegenden Symbole sagten ihm nichts. Nemu jedoch warf Byakuya einen weiteren, traurigen Blick zu.
 

Mayuri schielte in Byakuyas Gesicht. Er war nah genug, dass Byakuya sehen konnte, wie das Make-up die Poren auf seiner Nase bedeckten. „Spürst du schon irgendwelche Effekte?“
 

„Nein“, sagte Byakuya. Doch wenn er wirklich ehrlich war, hatte er keine Ahnung, was die Symptome von so etwas überhaupt sein konnten.
 

„Wann war das letzte Mal, dass du und Senbonzakura im Bankai wart?“
 

„Vor einer Weile“, gab Byakuya zu. Es war, natürlich, im Kampf gegen Renji und dann wieder gegen Ichigo Kurosaki gewesen.
 

Mayuri zog sich zurück und gab ein paar Zahlen in seine Apparatur ein. „Hast du gewonnen?“
 

„Nein“, war Byakuya gezwungen, zu antworten. „Wie es wohl bekannt ist, hat Kurosaki Senbonzakura zerschlagen.“
 

„Unangenehm“, grinste Mayuri und wandte sich dann seiner Arbeit zu. Mit einem Wink mit seiner bekrallten Hand, sagte er: „Du solltest deinen Liebhaber so bald wie möglich reinigen lassen, Kommandant. Oder du musst dich an den Schmerz einer Niederlage gewöhnen und hoffen, dass dein nächster Gegner weichherzig genug ist und dich gehen lässt.“

Needs Must

Seichi folgte dem Hausverwalter gehorsam, auch wenn er nur mit einem halben Ohr die Anweisungen über ‚Benehmen, das von den Angestellten erwartet wurde‘ zuhörte.
 

Er kam da einfach nicht drauf klar. Seichi hatte den Namen eines anderen Mannes über seinem Herzen, markierte seinen Körper damit. Dort, eingenäht in dem dunklen Wollstoff war ein altertümliches Familienwappen, wie ein Besitzstempel, Eigentum.
 

Dennoch war es nicht viel anders als die Kleidung vom Gefängnis, vermutete er. Fast schon genau so, dachte er, als Eishirō ihm den alten Gärtner vorstellte und ihm eine Schaufel gab. „Klar kann ich graben“, versicherte er ihnen. „Hab ne Menge Übung, Steine herumzuschleppen.“
 

„Wie war dein Name noch einmal?“, fragte der Gärtner.
 

„Abarai“, sagte er. „Seichi Abarai.“
 

Der Gärtner blickte Eishirō neugierig an. „Wie der Vizekommandant? Der junge Mann des Kommandanten?“
 

Der was vom Kommandanten? Seichi blickte zu Eishirō, suchte ebenfalls nach Bestätigung. Eishirō errötete und stammelte: „Ja, nun ja, ähm… Seichi ist Renjis Bruder.“
 

Der Gärtner ließ seine grobe, schwielige Hand auf Seichis Schulter fallen. Dann beugte er sich zwinkernd vor und gluckste. „Sieh mal einer an! Denk aber ja nicht, dass du irgendwelche Vorteile davon hast, dass dein Bruder der Liebhaber des Kommandanten ist.“
 

„Uh“, murmelte Seichi. „Würd noch nich mal im Traum dran denken, glaub ich.“
 

Eishirō schien Seichi nervös zu beobachten, ohne Zweifel besorgt um seine Reaktion bei dieser Neuigkeit. Seichi wollte geschickt sein oder sogar verletzt, doch… stattdessen fühlte er sich im Inneren leer.
 

Die Wahrheit war, dass er solch unmögliche Dinge da draußen über Renji gehört hatte. Draußen im Rukongai war Renji so eine Art Wunder, ein Volksheld, fast schon eine Legende. Ein Junge aus Inzuri, der tatsächlich etwas aus sich gemacht hat? Nicht nur ein Shinigami, sondern ein gottverdammter Vizekommandant? Es war unerhört, denn: Inu-Scheißloch-zuri. Jeder wusste wie hart das war, wie verrückt es war, überhaupt lebend aus diesem Ort zu kommen.
 

Natürlich waren da auch Gerüchte. Fragen, Spekulationen, all die Dinge, die neidische Leute vermuteten – mit wie vielen Leuten du schlafen musstest, um so einen Rang zu bekommen? Wie viele Ärsche man dafür küssen musste?
 

Nun ja, zumindest einen, wie es schien.
 

Nicht wirklich schockierend. Nur… enttäuschend.
 

Dennoch konnte es Seichi verstehen. Das Verlangen nach Leben hatte auch schon von Seichi verlangt, sich vorzubeugen und es zu ertragen. Das war einfach etwas, was man manchmal tun musste. Keine Schande daran, nicht wirklich. Nicht, wenn am Ende des Tages das dabei rausspringt, was man brauchte.
 

In einer Weise war es tröstend, zu wissen, dass sich Renji nicht viel geändert hatte. Es war seltsam, der Bruder von einer Art Held zu sein. All das Misstrauen durchzustehen, wenn jemand Seichis Nachnamen hörte. Es hatte immer dafür gesorgt, dass er sich unzulänglich gefühlt hatte. Doch nun, na ja, war Renji genauso wie Seichi, oder nicht? Allerdings in einer anderen Welt, für höheren Einsatz vielleicht.
 

Das sorgte nur dafür, dass Seichi diesen blaublütigen, noblen Scheißkerl nur ein wenig mehr hasste.
 

Und einer Welt, die Niederstehende dazu zwang, sich noch mehr zu erniedrigen, ein Ende aufzuzwingen.
 

Wenn es Gerechtigkeit geben würde, müsste Renji nicht das Spielzeug von irgendeinem reichen Mann sein. Doch Seichi konnte sich vorstellen, wie diese Arschlöcher aus der Seireitei Renji niemals vergessen lassen würden, woher er kam. Genauso wie ihn niemand im Gefängnis ihn das hat vergessen lassen. Vielleicht war mit dem Kuchiki-Stempel auf Renjis Hintern die Türen geöffnet.
 

Ja, gut für ihn.
 

Zumindest war der Kommandant attraktiv. Es würde kein Elend sein. Zumindest war Renjis Leine aus Gold, bestückt mit Diamanten. Streunender Hund zu Schoßhund. Könnte schlimmer sein. Könnte verdammt noch mal einen großen Scheißhaufen schlimmer sein.
 

Seichi wusste das nur zu genau.
 

Er hatte vage den Befehl des alten Gärtners mitbekommen, Säcke mit Dünger von den Ställen zu holen. Er trottete hinter Eishirō her, verloren in den eigenen Gedanken.
 

„Bist du in Ordnung, Abarai-san?“, fragte Eishirō, als sie bei den Ställen ankamen.
 

-San. Heh. Seichi konnte sich daran gewöhnen. „Ja“, sagte er. „Warum sollte ich nich?“
 

Eishirō sah unbehaglich aus, als wäre er vielleicht vom Benehmen seines Herrn beschämt. Doch er war nicht in der Lage, mehr herauszubringen als sein unangenehmes: „Ich verstehe. Ich denke, dann ist alles in Ordnung…?“
 

Huh, Seichi hoffte, dass das nicht bedeutete, dass die Dinge noch schlimmer für Renji waren, als er sich das bereits vorgestellt hatte. Nun ja, Renji war zäh. Er wusste, welchen Preis er zahlen konnte und welchen nicht.
 

„Ja“, versicherte Seichi dem Typen. Sie standen auf einem niedrigen Hügel, da sie den Gärtner im Kirschgarten getroffen hatten. Unter ihnen erstreckte sich das Gelände des Anwesens im Licht der untergehenden Sonne. Die Herbstgräser schimmerten golden in den Feldern um einen silbrigen See herum. Man konnte die Schönheit dieses Ortes nicht leugnen. „Es is doch überall dasselbe unter einem, nich wahr?“, grübelte Seichi. „Hier oder dort, es is immer noch Scheiße und Dreck.“
 

Eishirō runzelte über Seichis philosophischen Versuch die Stirn. „Wir bevorzugen, es Dünger zu nennen.“
 

Seichi lachte. „Darauf wette ich.“
 


 

Renji träumte von Inuzuri. So viel Zeit mit Ichigos Familie zu verbringen hatte wohl irgendwelche Gedanken losgelöst.
 

Die Traumbilder waren bereits zersprungen und verschwanden aus seinem Kopf, doch Renjis Herz hämmerte weiter gegen seine Brust. Er umgriff die Laken und versuchte das eingebildete Gefühl abzuschütteln, wie er rannte. Vor Shinigami wegrannte… oder vielleicht Yakuza. Doch Renji konnte sich nicht daran erinnern, ob er wirklich der Verfolger oder der Verfolgte war. Alles, was ihm geblieben war, war das Gefühl des Verlusts. Gezwungen zu sein, Leute zurückzulassen. Gewählt haben zu müssen, einen für viele aufzugeben.
 

Man, er war der beschissenste Onii-chan jemals.
 

Tief im Inneren spürte Renji, wie ihn Zabimaru leicht umarmte und tröstend zischte.
 

Renji fuhr mit den Fingern durch seine Haare und schüttelte die emotionalen Spinnweben von seinem Hirn. Er richtete sich mit einem Grunzen auf und trat den Weg zur Dusche an. Irgendwie hatte er es geschafft, vor allen anderen im Shōten aufzustehen. Die Flure waren dunkel und gespenstig leise. Irgendwo draußen pfiff ein Zug und ratterte über die Schienen.
 

Zum ersten Mal hatte Renji so viel heißes Wasser, wie er wollte. Er nahm sich Zeit, das Gefühl vom Schmutz aus Inuzuri von seinem Körper zu schrubben. Er wusch sich die Haare und lieh sich ein wenig Haarspülung, die so roch, als könnte sie Urahara gehören.
 

Er hüllte sich danach in ein Tuch. Das Bild im Spiegel zeigte einen massigen Mann mit einem Wirrwarr an blutroten Haaren und einem Körper, der von Schlachten und Tinte gezeichnet war. Es war ein langer, harter Weg gewesen, den all die Narben zeigten – die Tinte ebenfalls.
 

Während er versuchte, nicht sein Spiegelbild anzustarren, machte er sich daran, seine Haare zu kämmen und die restliche Morgenhygiene zu erledigen. Ein Hämmern an der Tür hätte beinahe dafür gesorgt, dass er sich eine seiner Koteletten abrasiert hätte, als er diese trimmen wollte. „Warte“, rief er zurück. „Gib mir noch eine Minute, ja?“
 

Als er fertig war, schob er die Tür schwungvoll auf, bereit, Jinta oder Ururu von oben herab anzustarren. Stattdessen blickte er zu Tessai auf. Tessai trug einen, etwas zu kleinen und zu engen, beblümten Yukata. Er griff Renjis Schultern und schnüffelte an seinen Haaren. Dann ließ er Renji genauso abrupt los, wie er ihn angefasst hatte und lächelte. „Gute Wahl“, sagte er. „Aber meine ist besser für dicke Haare.“
 

Renji war sich nicht sicher, ob er gerade ermahnt wurde, weil er Spülung geklaut hatte oder Hilfe angeboten bekam. Er entschied sich für Letzteres: „Ähm, danke…?“
 

„Ich lass es dir für morgen draußen“, sagte Tessai mit einem ernsten Nicken. Sie starrten sich für eine Minute unangenehm an, bevor Tessai eine Augenbraue hob und mit dem Daumen in Richtung Küche deutete. „Die erste Person, die aufsteht, macht Frühstück. Steht im Handbuch.“
 

„Oh, richtig“, sagte Renji. „Dann begebe ich mich mal besser ran.
 

Renji wusste von genau drei Dingen, wie man sie kochte: Reis, was durch die Existenz eines Hello-Kitty-Reiskochers vereinfacht wurde, Fisch und eine einfache Suppe. Also würde es ein etwas traditionelleres Frühstück werden, als es das Shōten gewohnt war. Dennoch fühlte sich Renji, falls er noch eingelegtes Gemüse finden würde, dass nicht empfindungsfähig war, mit seinem ersten Frühstück gut.
 

Doch als Urahara hereinkam, war er etwas erschrocken, Renji in nicht mehr als einem Handtuch gewickelt, vor dem Herd zu sehen. „Oh, Vizekommandant Abarai“, sagte er und fummelte an der Kaffeemaschine herum, bis sie mit ihren gurgelnden Geräuschen anfing. „Du musst früh aufgestanden …“, dann grinste er schief, „… oder spät heimgekommen sein.“
 

Renji schob den Gedanken mit einem Achselzucken weg. „Hol deine Gedanken aus der Gosse zurück, Kommandant. Ichigo ist fünfzehn. Ich habe mir schon einen erwachsenen Mann angelacht. Und überhaupt… glaubst du wirklich, ich würde es dem Kind im Haus seines Vaters besorgen? Sieht für mich mehr nach schlechten Manieren aus. Möchte auch keine Blutfehde mit den Shibas anfangen, wenn sie wissen, was ich sage?“
 

Die Tassen klapperten so stark, dass Renji über die Schulter schauen musste, ob Urahara in Ordnung war. Urahara jonglierte eine Tasse, die scheinbar fest entschlossen war, zu Boden zu fallen, doch seine offensichtlichen Hakuda-Fähigkeiten hielten sie davon ab.
 

„Bist du in Ordnung, Kommandant?“
 

„Bitte hör auf, mich Kommandant zu nennen, Vizekommandant“, sagte Urahara mit einem Seufzen als er die Tasse vorsichtig auf die Arbeitsplatte stellte. „Es ist schon eine Weile her und offen gesagt, war ich nicht wirklich gut in diesem Job. Rede mich lieber mit ‚Ladenbesitzer‘ an.“
 

Renji nickte, doch er musste die Antwort, dass er auch nicht glaubte, dass Urahara ein guter Ladenbesitzer war, runterschlucken. Renji lebte bereits seit über einer Woche im Shōten und er hatte noch nicht einen Kunden gesehen.
 

Urahara stand an der Kaffeemaschine und beobachtete, wie Renji kochte. Er trug wieder seine grüne Hose, doch über seine Schulter hatte er eine flauschige Robe gehangen, bei der Renji hatte schwören können, dass er sie am vorherigen Tag an Tessai gesehen hatte. Uraharas blonder Mopp war vom Schlafen ein reines Chaos und sein Gesicht brauchte mehr denn je eine Rasur.
 

„Ich verstehe es so, dass du Kurosaki Senior getroffen hast?“, sagte Urahara dann.
 

„Jep“, sagte Renji und wendete den Fisch. Er trat zurück, damit das Fett nicht auf seine nackte Haut spritzte. „Netter Typ, wenn auch ein bisschen albern.“
 

„Nun ja, sind wir alle“, sagte Urahara und zog die Kanne Kaffee heraus, bevor die Maschine mit dem Brühen fertig war, um sich kurz einzuschenken. Die Kaffeemaschine sprudelte und zischte, als wäre sie über die Unterbrechung verärgert. „Hattet ihr viel miteinander zu tun, während du in der Elften warst?“
 

„Ich und Shiba? Nah, aber ich bin schon lange mit seiner früheren Vizekommandantin Matsumoto befreundet“, sagte Renji. „Wir haben uns ein, zwei Mal aus Versehen gedated.“
 

„Aus Versehen? Wie kann man aus Versehen ausgehen?“
 

Renji gluckste. Er entschied, dass der Fisch fertig war und brachte ihn zum Tisch. „Sie entschied, dass wir es sind und ich habe am Ende für ihr Mittagessen gezahlt und ihr Zeug durch die Gegend geschleppt. Diese Sorte von Sachen.“
 

„Ah“, machte Urahara und nippte an seinem Kaffee. Er beäugte den Fisch über seine Tasse hinweg. „So ein traditionelles Festessen! Meine Familie wird kaum wissen, was damit zu tun ist.“
 

Renji zog am Handtuch, um es wieder über deine Hüfte zu ziehen. Dann runzelte er über die Sachen auf dem Tisch die Stirn. „Ja, weißt du, ich weiß nicht wirklich, wie man etwas anderes zubereitet. Da ist auch noch eine einfache Suppe auf dem Herd mit ein paar Zutaten und so, wie ich sie früher gemacht hätte als ich noch... Nun ja, tut mir leid, dass es nicht ausgefallener ist.“
 

„Kein Grund, sich zu entschuldigen! Es sieht gut aus“, sagte Urahara. Er lächelte hinter seiner Kaffeetasse. „Doch es schockiert vielleicht die Kinder.“
 

Das war natürlich der Zeitpunkt, in dem Jinta hineinkam und einen Blick auf den Fisch auf dem Tisch warf und Renji ziemlich streng ansah. „Du musst länger schlafen.“
 

Ururu nickte mürrisch. Das Frühstück schien sie zu deprimieren, doch Renji dachte, dass sie immer aussah, als würde sie alles deprimieren.
 

Tessai jedoch schien es zu schätzen. Er hatte sich die Zeit genommen, sich anzuziehen und, falls Renji richtig schätzte, hatte er auch seine Zöpfe im Haar erneuert.
 

Urahara sprach ein paar Wörter über das Essen und dann hauten sie rein.
 

Renji hatte nicht mehr als ein paar Bissen genommen, als sich etwas vor seinem Gesicht materialisierte. Es begann mit einem Funken. Er tanzte schief durch die Luft, breitete sich dort in die Form ein dunkles, äschernes Rechteck aus. Langsam wurde aus der Asche ein Papier. Sobald es geformt war, fiel das Papier langsam hinunter. Renji fing es, bevor es in den Teller fiel. Als er es umdrehte, sah er das Siegel der Kuchikis.
 

Auf Renjis überraschten Blick hin erklärte Urahara: „Oh, ich bin froh zu sehen, dass es richtig funktioniert! Ich habe an der Seelenpost herumgebastelt. Die Briefe sollten nun direkt zu dir kommen – oder zumindest wenn du hier im Shōten bist.“
 

„Oh, ähm, danke“, sagte Renji. Er wollte es wirklich gerne sofort lesen, daher hielt er den Brief hoch. „Stört es euch?“
 

„Mach nur. Ich bin mir sicher, dass wir alle gerne hören möchten, wie die Dinge im Anwesen der Kuchikis stehen“, sagte Urahara.
 

Richtig, also musste er laut vorlesen, vermutete Renji. Er benutzte sein Besteck, um das Siegel zu brechen und las vor: „Mein liebster Renji“, er räusperte sich, überrascht davon, wie verlegen er schon von diesem kleinen Zeichen der Zuneigung war. „Es gibt so viel, was ich dir erzählen möchte, dass ich nicht sicher bin, wo ich anfangen soll. Ich denke, ich sollte dir zuerst versichern, dass Rukia und Frau Inoue wohlbehalten angekommen und tief in ihr Training in der Dreizehnten vertieft sind. Frau Inoe demonstrierte ihre Kräfte letzte Nacht während eines gewaltigen Sturms und, auch wenn es eher unhöflich von mir ist, muss ich gestehen, dass ich zutiefst neugierig darüber bin, was für eine Art Mensch sie ist oder ob sie überhaupt ein Mensch ist. Rukia sagte mir, dass Urahra Frau Inoue verboten hatte, zu kämpfen. Auch das erscheint mir merkwürdig. Es führt mich zu der Vermutung, dass sie tatsächlich etwas ziemlich Wertvolles ist.“
 

Renji blickte in die Runde am Küchentisch. Sie alle machten einen hundsmiserablen Job, Unschuld vorzutäuschen. Ja, sie wussten etwas über Orihime, was sie nicht aussprachen.
 

Er lenkte seinen Blick wieder auf den Brief und überflog die Buchstaben. „Ok, lass mal sehen. Wo war ich?“, er fand die Stelle und begann erneut. „Zweitens habe ich einen Besuch von meinem Spion aus dem Rukongai erhalten. Er sagte mir, dass es eine Attacke auf einen meiner Versorgungshändler geben wird. Ich hoffe, die Banditen aufzuhalten und erfahren zu können, wer hinter dem Angriff auf unsere Leute steckt. Ich habe deinen Bruder überzeugt, zu helfen.“ Renji hielt inne. „Was? Wie zum Teufel hat er das geschafft?“, Renji blickte auf und traf die geweiteten Augen aller Anwesenden. Er wandte sich an die Kinder: „Verzeiht mir meine Ausdrucksweise, aber das ist bekloppt!“, dabei tippte Renji mit seinem Finger gegen das Papier.
 

„Vielleicht erklärt er es?“, wandte Urahara ein.
 

Renji blickte wieder auf den Brief. „Ok, er sagt: Im Austausch gegen seine Freiheit hat Seichi zugestimmt, bei Vermutungen über die möglichen Methoden mitzuhelfen.“ Renji schob sich die Haare aus dem Gesicht. „Guter Plan“, murmelte er. „Außer, dass mein Bruder ein Idiot ist.“
 

„Doch vielleicht sehr versiert in Attacken auf Versorgungslieferungen?“, bot Urahara an. „Wofür wurde dein Bruder inhaftiert?“
 

„Beim ersten oder zweiten Mal?“, Renji legte den noch nicht fertig gelesen Brief ab, seufzte und dachte darüber nach. „Ja, weißt du, du hast vielleicht Recht. Seichi hat zweihundert Jahre in der einen oder anderen Form von Gefängnis verbracht. Er kennt wahrscheinlich all die Typen, die alle Tricks kennen ich denke, er könnte tatsächlich irgendwie nützlich sein. Trotzdem bin ich überrascht, dass Byakuya mit ihm reden konnte. Das letzte Mal, als ich mich Seichi gesprochen habe, hatte er nicht viel Nettes über Shinigami zu sagen.“
 

„Freiheit ist eine große Versuchung“, bemerkte Urahara.
 

Tessai nickte ernst.
 

Renji konnte das nicht bestreiten. Er nahm den Brief wieder auf. „Zuletzt habe ich einen Fehler damit gemacht, zu versuchen, unsere Situation bezüglich des Reinigungsrituals mit Kommandant Kurotsuchi zu besprechen. Er hat vielleicht nur versucht, uns so sehr zu ängstigen, dass wir einwilligen, doch er behauptet, dass es bereits Auswirkungen auf mich hat. Ich vermute, dass trotzdem etwas getan werden muss. Dennoch ist nur der Gedanke, dass dieser Verrückte ein Teil davon ist, unakzeptabel. Urahara ist schwierig und kompliziert, doch ich befürchte, dass er nun unsere einzige Hoffnung ist“, Renji blickte zu Urahara auf. „Ich bin sicher, er meinte ‚schwierig‘ im netten Sinn.“
 

Urahara gluckste ein wenig. „Ich bin mir sicher.“
 

Renji blickte zurück auf den Brief und las:
 

‚Wir müssen eine alternative Lösung finden. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dich zu verletzen, mein Liebster. Du bist konstant in meinen Gedanken. Meine Hände greifen im leeren Bett nach dir. Dein Geruch verschwindet vom Kissen und ich wünschte, ich hätte mehr als nur deine Robe, um mich nachts darin einzuhüllen.‘
 

Als sie ihn alle erwartungsvoll ansahen, schüttelte Renji nur den Kopf. „Der Rest ist nur schmalziges Zeug.“
 

„Ja, das kannst du überspringen“, sagte Jinta mit dem Mund voller Reis und Gemüse. Renji nickte, doch er las bereits den Rest:
 

‚Ein Kommandant darf sich nicht wünschen, dass sein Soldat schneller von seiner Pflicht zurückkehrt. Doch ich bin innerlich zerrissen von dem Verlangen, dich zurück an meiner Seite zu haben, wohin du meiner Meinung nach am besten hingehörst. Ich stelle fest, dass ich deine Gesellschaft, deine Einblicke und, ganz ehrlich, deine Arbeit als Vizekommandant vermisse. Die 4. Offizierin bemüht sich sehr, doch niemand kann dich ersetzen.

Besonders nicht in meinem Herzen.

Dein Byakuya‘
 

Und er hatte wieder eines dieser verschmierten Herzen gemalt. Renji konnte spüren, dass sein Gesicht glühte und er musste das Verlangen unterdrücken, den Brief an sein Herz zu drücken. Wow, Byakuya musste richtig in romantischer Stimmung gewesen sein oder so. Was auch immer es war, Renji mochte es.
 

Dennoch passierte zu Hause viel. Seichi lief frei herum. Mayuri terrorisierte Byakuya. Es klang nach einem Chaos und es half nicht, das ungute Gefühl, mit dem Renji aufgewacht war, zur Seite zu schieben.
 

Renji schob seinen Stuhl zurück und stand auf. „Ich gehe mich anziehen. Wenn Chad kommt, sagt ihm, dass ich bereits trainiere“, verkündete er.

A Captain's Price

Sofort nachdem Byakuya aufgewacht war, rief er nach Tee und Eishirō. Es würde ein arbeitsreicher Tag werden und sie mussten richtig organisiert sein. Byakuya zog sich an und wartete, dass der Tee und der Hausverwalter eintrafen.
 

Kalte, frische Luft kam vom Balkon. Frost tauchte das Gras und die gefallenen Blätter in ein silber-weiße Flickenwerk. Graue Wolken hingen schwer über das Grundstück des Anwesens. Als er die Tür vor der Kälte schloss, konnte Byakuya den Gärtner und einen Assistenten sehen, wie sich in einiger Entfernung Blätter zusammen rechten und verbrannten, um den Garten für den Winter zu präparieren.
 

Eishirō kam einen Moment später an, beladen mit heißem Tee, den er im Wohnzimmer in der Nähe des Irori, der eingesunkenen Feuerstelle, ausschenkte. Byakuya setzte sich, umfasste die Warme Schale mit den Händen und beobachtete Eishirō, der in den Kohlen stocherte, um das Feuer erneut zu entfachen.
 

Die Farbe erinnerte Byakuya an Renjis Haare.
 

„Passt sich Seichi an?“, fragte Byakuya.
 

„Etwas, mein Herr“, sagte Eishirō und fummelte weiter an der Feuerstelle herum. „Ich habe ihm den Gärtnermeister zugewiesen.“
 

Also war die entfernte Figur, die er im Garten gesehen hatte, Seichi gewesen?
 

Byakuya nickte und nippte an seinem Tee. Es war eine weise Wahl gewesen. Der Gärtner war alt und brauchte einen Assistenten. Ebenso würde die Arbeit draußen sicherlich auch weitaus besser zu Seichis grober Persönlichkeit, als die einer Spül- oder Waschhilfe, passen.
 

Als das Feuer brannte, setzte sich Eishirō im Seiza neben die Tür. „Er hat sich gewehrt, euer Wappen zu tragen, doch ich habe ihm klar gemacht, dass es Teil der Abmachung ist“, fuhr Eishirō mit gebeugtem Kopf fort. „Allerdings schien er… ausgerechnet über die Schuhe erfreut gewesen zu sein. Er hat sich nicht über seine Schlafstätte beschwert, obwohl es eines der Gebäude weiter außerhalb, in der Nähe der Hütte des Gärtners, ist.“
 

Seichi schlief in einem Geräteschuppen? Byakuya glaubte nicht, dass das Renji schätzte. „Hat der Gärtner keinen Platz mehr auf dem Boden?“
 

Eishirō beugte seinen Kopf tiefer. „Vorausgesetzt Abarai-san ist immer noch bei uns, wenn der Winter weiter fortschreitet, werde ich die Frau des Gärtners fragen, ob es ihr passt, ihn zu beherbergen. Ich… Sie sind sehr alt, mein Herr. Ich bin mir jetzt noch nicht sicher, wie viel Ärger Abarai-san machen wird.“
 

Tatsächlich. Was Eishirō da vorsichtig durch die Blume sagen wollte, ohne es wirklich auszusprechen war, dass Seichi ein Krimineller war. Er konnte auch genauso gut gewalttätig und gefährlich sein. Der Gärtner und seine Frau hingegen waren gebrechlich und verletzlich.
 

„Also gut“, sagte Byakuya. „Ich überlasse die Sache deinem Ermessen.“
 

Eishirōs Kopf berührte kurz den Boden. „Vielen Dank, mein Herr.“
 

Byakuya nippte an seinem Tee. „Vereinbare eine Frühstücksversammlung zwischen mir, dem Hauptpersonenschützer und meinem 12. Offizier“, befahl er. „Ich würde das gerne so schnell wie möglich in Gang setzen und wir müssen Besonderheiten von Teelieferungen und potentielle Angriffe besprechen. Ich denke, du solltest am besten auch Seichi mit einbeziehen. Ich werde ebenfalls einen Schmetterling zur Zweiten schicken. Aber überlasse die Einzelheiten zum Essen jemandem anderen. Ich möchte, dass du Teil der Besprechung bist.“
 

Eishirō blickte auf. „Ich, mein Herr?“
 

„Ja, als mein Hausverwalter gibt es niemanden anderen, der all die unterschiedlichen Faktoren kennt, was das Beschaffen unserer Versorgungsgüter angeht. Bitte nehme an unserem Tisch Platz.“
 

Röte färbte Eishirō Wangen, doch brachte ein ruhiges, fast schon erfreutes „Es wird so sein, wie sie sagen, mein Herr“ heraus.
 

„Exzellent“, sagte Byakuya und deutete ihm mit einem Nicken an, dass er sich als entlassen betrachten konnte.
 

Sobald Eishirō sich seinen Weg hinaus verbeugt hatte, schenkte sich Byakuya eine zweite Schale Tee ein und beobachtete die glühenden Kohlen, während er seine Gedanken sammelte.
 

Zumindest blieb ihm das Frühstück heute morgen mit Tante Masama erspart. Byakuya war sich nicht sicher, was er ihr sagen sollte. Vor allem nach dem grauenvollen Treffen mit Kommandant Kurotsuchi. Sie würde sich hämisch freuen, Recht behalten zu haben. Auch wenn es nur ein wenig war. Noch schlimmer, sie würde den Druck immens erhöhen, das Ritual zu vollführen.
 

Byakuya war besorgt darüber, was Urahara vielleicht zu ihrem Problem mit dem Reinigungsritual sagen könnte. Er würde viel lieber Tante Masas voll ausgerüsteter Armee gegenüber stehen. Hoffentlich schrieb Renji bald. Doch egal wie die Antwort ausfiel, Tante Masa würde nicht wirklich irgendeine Alternative schätzen, doch vielleicht konnte Byakuya sie mit der Tatsache besänftigen, dass er ihre Bedenken wirklich ernst nahm.
 

Er grunzte. Wenn man die Drohungen in der Vergangenheit in Betracht zog, schien es nicht so, als würde sie das zufriedenstellen. Ohne Zweifel würde sie lieber sehen, wie Renji in Stücke gerissen würde.
 

In einer Weise war er sogar froh, sich heute mit den Banditen zu beschäftigen. Solch barbarische Diebe schienen weitaus direkter, als Kuchiki-Frauen und ihre Politik.
 

Byakuya stand auf und ging zu den Türen des Balkons hinüber. Er schob sie etwas zur Seite, lehnte sich an die Wand und überblickte das Anwesen. Die Sonne unternahm einen tapferen Versuch, durch das Grau zu scheinen, doch das Licht schaffte es nur, den Kanten ein Leuchten zu verleihen. Der Frost, welcher stellenweise verschwand, hing noch stur in den schattigeren Plätzen des Gartens.
 

Der Dampf des Tees wärmte sein Gesicht, während Byakuyas Blick Seichi und den Gärtner suchte. Ihr Asthaufen brannte nun lichterloh und der Duft von Kirschholz und brennenden Blättern wurde vom Wind zu ihm getragen. Von der Distanz schien es, als sei Seichi kein Drückeberger. Er wandte sich der Arbeit zu. Byakuya würde ein solches Verhalten von jedem Abarai erwarten, doch er vermutete, dass solch eine Vermutung nicht weise war.
 

Die Brüder hatten immerhin vollkommen verschiedene Leben.
 

Es war schwierig sich nicht zu fragen, was mit Renji passiert wäre, hätten die Geschicke das Schicksal der beiden Brüder vertauscht. Seltsamerweise, trotz der nicht hohen Wahrscheinlichkeit, konnte sich Byakuya vorstellen, wie Renji eine Art Gefängnisboss geworden wäre. Der König der Diebe. Vielleicht war das ein Hauch, denn Zabimaru war irgendwie ausgehungert und würde immer noch in Renji Seele sein. Und ein hungriger Dämon war augenscheinlich eine furchtbare Sache.
 

Man musste sich nur Zaraki anschauen.
 

Zu lange in der Wildnis und Renji hätte wie ein Monster enden können: ungebildet, untrainiert und brodelnd vor roher Kraft, die so unfokussiert war, dass es nicht mehr war wie eine Naturgewalt, wild entschlossen, zu zerstören.
 

Kein Wunder, dass Tante Masama vor solchen Seelen derart Angst hatte.
 

Das sollten sie alle.
 


 

Renji warf dem erledigten Chad eine Dose Eiskaffee zu. Der Arm, der all seine Stärke beherbergte, schoss wie von selbst nach oben und fing sie.
 

„Danke“, murmelte Chad. Er setzte sich jedoch noch nicht auf. Er balancierte die kalte, schwitzende Dose nur auf seiner Brust, die sich schnell hob und senkte.
 

Renji wurde sich so etwas wie entschuldigen. Er war in Gedanken verloren gewesen, hatte an Byakuyas Brief gedacht und hat das Gespür verloren, wie hart er den Jungen erwischte.
 

Zabimaru ließ aber auch nicht zu, dass er sich mit Worten entschuldigte. Auch wenn sie wieder in die versiegelte Form übergegangen sind, putzte sich das Zanpakutō mit Freude über Freude über ihr Timing und ihre Fähigkeiten. Sowohl Chad als auch Zabimaru würden sich respektlos behandelt fühlen, wenn Renji sagte, wie schlecht er sich deswegen fühlte.
 

Er setzte sich auf einen sonnengewärmten Felsen und öffnete seine eigene Dose mit einem Knacken. Chad war irgendwie wirklich ein ernstaunlicher Typ, wenn man darüber nachdachte. Denn, ernsthaft? Er sollte Renji noch nicht einmal kommen sehen. Wortwörtlich. Immerhin kämpfte Renji in seiner Seelenform. Eigentlich sollte er unsichtbar sein. Doch zusätzlich war dieser Mensch auch noch stark genug, eine Attacke von Hihio Zabimaru zu blocken.
 

Nun ja, meistens.
 

Dennoch war der Junge noch an einem Stück, nachdem er mit voller Kraft mit Bankai erwischt worden war.
 

Bankai.
 

Da gab es hochgestellte Shinigami, die nach einem Treffer schon platt waren.
 

"Du bist wirklich ein zäher Bastard, das muss ich dir lassen", sagte Renji, nachdem er einen großen Schluck Milchkaffee genommen hatte.
 

Wie zur Bestätigung setzte sich Chad auf. Er öffnete seine Dose und trank. Nach einem Moment trafen sich ihre Blicke unter dem Mopp aus dunklen Locken. "Ghost Bust kommt heute Abend."
 

Renji zuckte zusammen. Diese verdammte Show. "Ich werde versuchen, vor der Sendung zu sterben", sagte er, während er sich den Schweiß aus dem Gesicht rieb.
 

Chad nickte, hielt dann jedoch inne und blickte Renji wieder an. "Bist du nicht bereits tot?"
 

"Du weißt, was ich meine", schnaubte Renji. "Ich meine, ernsthaft, vielleicht könntest du mich bewusstlos schlagen, bis die ganze Sache vorbei ist."
 

"Also... bist du es", sagte Chad. Färbte da etwa Schamesröte seine Wangen etwas dunkler? "Ichigo dachte sich schon so etwas."
 

"Ja, ja, das bin ich", sagte Renji. "Kennst du sonst noch jemanden mit roten Haaren und Tigerstreifen-Tattoos, der nur für empfindliche Leute sichtbar ist?"
 

Chad hob nur seine Augenbrauen und trank den Eiskaffee. Nach einem Moment sagte er: "Ichigo macht einen Filmeabend."
 

Scheiße. Natürlich machte er das. "Ich dachte, er hasst die Show."
 

Chad nickte, bot aber keine andere Erklärung an.
 

Nicht das er überhaupt eine benötigte. Ichigo war der Typ mit dem netten Haus und der gastfreundlichen Familie. Es machte Sinn, wenn sie sich dort versammelten. Wäre Orihime da, würde sie vielleicht etwas mit Rukia organisieren, aber sie waren trainieren. "Also ist es ein Kerleabend oder so etwas?"
 

"Plus Schwestern", bemerkte Chad. "Und deiner Freundin."
 

"Scheiß die Wand an, Matsumoto kommt? Bedeutet das...?" Ah zum Teufel, natürlich bedeutete es das. Jeder aus der Soul Society belagerte Ichigos Couch, aß Popcorn und beobachtete Renjis vollkommene Demütigung. "Ja, nein. Ich denke, es wird eine ruhige Nacht für mich."
 

Chad zuckte mit den Achseln, als würde er sagen 'wie du willst'. "Der Shōten guckt sich das nicht an?"
 

Vermutlich taten sie das. Renji zuckte mit den Achseln. "Es ist ein großer Laden. Vielleicht verstecke ich mich auch einfach hier unten."
 

Offensichtlich hatte Chad seine Dose ausgetrunken, denn er zerdrückte sie in seiner Faust. Er warf die leere Dose auf den Müllhaufen, den sie immer gegen Ende des Tages angehäuft hatten. "Auf ein Neues?"
 

Jetzt schon? Scheiße, der Junge meinte es ernst. Renji trank seinen Kaffee aus und sprang von dem Felsen. "Sicher, warum nicht?"
 


 

Schlau wie Eishirō war, hatte er für Byakuya und sein Team den 'Kriegsraum', einen der weiträumigeren Zimmer im Anwesen, vorbereitet. Diener hatten einen großen Tisch im westlichen Stil hereingebracht, auf dem sich nun Landkarten türmten. Ein einfaches Büfett war am anderen Ende des Raumes angerichtet worden, doch Diener huschten ebenfalls mit Teekannen und Tabletts voller kleiner Leckereien umher.
 

Der Kommandant der Bodyguards der Kuchikis war eine große Frau mit kurzen, gepflegten, stahlgrauen Haaren. Sie verströmte eine sachliche Aura, die Byakuya sofort zu schätzen wusste. Sie war vorbereitet gewesen und sofort den Route der Versorgungskarawane eingezeichnet. Sie hatten sich nun über eine Karte mit den topografischen Gegebenheiten des Wegs zusammengedrängt und gingen den Bericht des 12. Offiziers durch, den er per Höllenschmetterling vom Karawanenführer erhalten hatte. Währenddessen erklärte ihnen Eishirō, welche Güter die Karawane mit sich führte.
 

Seichi hingegen hatte sich seit seiner Ankunft noch nicht vom Büfett weg bewegt.
 

"Ich denke, sie werden hier attackieren, mein Herr", sagte der Personenschützer. "Die Berge sind ein natürliches Versteck und die Brücke macht dies zu einem Schwachpunkt in der Verteidigung."
 

"Seichi", sagte Byakuya. "Was denkst du?"
 

"Huh?", Seichi schaute von seinem Platz auf, wo er sich geräucherten Lachs ins Gesicht gestopft hatte.
 

"Komm her und schau dir diese Karte an", beharrte Byakuya. "Sag mir, ob du glaubst, dass die Banditen das tun, was wir vermuten."
 

Seichi ging langsam zum Tisch, als dachte er, sie würden ihn vielleicht beißen. In den Händen hielt er einen überfüllten Teller. Er blickte auf die Karte hinab. Dann schielte er einen Moment darauf und deutete auf eines der Wörter. "Sagt das Zweiundvierzig?"
 

"Das tut es", bestätigte Byakuya.
 

"Sind eure Banditen von der Gelbfluss-Gang? Denn's arbeitet niemand and'res in der Zweiundvierzigsten außer die Gelbfluss-Gang."
 

Byakuya nickte. "Also ist das ganze Areal für Außenseiter unzugänglich?"
 

"Außer, sie hab'n 'n Abkommen mit dem alten Ashikaga, sag ich ja, nein."
 

Der zwölfte Offizier, ein langgliedrige Bursche der aussah, als wäre er kaum aus der Akademie raus, sagte: "Aber woher sollen wir das wissen, Kommandant? Ist es nicht möglich, dass sie irgendeine Abmachung mit den Ortsansässigen getroffen haben?"
 

Alle blickten Seichi an, der wieder dazu übergegangen war, Essen in sein Gesicht zu stopfen. Unter ihrer Aufmerksamkeit zuckte er mit den Achseln. "'s möglich", stimmte er mit dem Mund voller Reis zu. Er verteilte klebrigen Reis mit seinen Fingern, während er einen anderen Bereich mit den Finger einkreiste. "Aber der Platz hier is' gesetzlos. Im Raum zwischen Distrikten hausen viele Gesetzlose. Hab dort selbst Zeit verbracht. Da angreifn bedeutet, dass du die Beute nur mit deinen Leuten teiln musst. Nur das Problem da? Du musst schnell sein, denn jeder möcht n Stück, verstehste?"
 

Der Personenschützer nickte. "Flach, aber ausladende Bäume bieten Deckung. Da gibt es einen taktischen Vorteil für kleinere Gruppen."
 

Der Ninja der Zweiten ergriff zum ersten Mal das Wort. Ihre Stimme schnitt durch Zweifel, scharf und eindeutig: "Und für uns."
 

Es schien, als wäre es entschieden.
 

Was nun blieb war, sich für den Hinterhalt vorzubereiten. Sie verbrachten mehrere Stunden damit, die Details auszuarbeiten, während Seichi gelegentlich einfiel und ihnen Hinweise zu typischen Angriffen und Größe der Gruppe einwarf.
 

Am Ende hatten sogar ihr Ausweichplan einen Ausweichplan und Byakuya war zufrieden, dass sie eine gute Chance darauf hatten, die Banditen auf frischer Tat zu ertappen. Doch sie mussten die Kommunikation über die Höllenschmetterlinge mit allen Karawanen im Rukongai aufrecht halten. Falls notwendig, falls sie falsch lagen, mussten alle mit der Fähigkeit zum Shunpō sich schnell zum Ort der Attacke bewegen und versuchen, zumindest einen der Banditen einzufangen.
 

Byakuya entließ alle, außer Seichi. Byakuya bezweifelte, dass er sich beeilen wollte, um zurück zur Gartenarbeit zu gelangen. Vor allem, da er noch aß. Wie sein Bruder schien Seichi kein Limit darin zu haben, wie viel Essen er sich einverleiben konnte.
 

Seichi war immer noch mit dem Büfett beschäftigt, als Byakuya noch einmal zu den Landkarten ging. „Du warst hilfreich“, bemerkte Byakuya.“
 

„Hab nix andres zu tun“, Seichi zuckte mit den Achseln und füllte wieder seinen Teller. Dann blickte er kurz in Byakuyas Richtung und fügte hinzu: „Außerdem denk ich, dass ich was schuldig war, nachdem sie mich da losgeeist habn.“
 

Byakuya nickte unverbindlich. Seichi schien zumindest eine Gewohnheit seines Bruders angenommen zu haben. Ein dunkles Bandana verdeckte das Tattoo auf seiner Stirn und er hatte den Großteil seiner blonden Dreadlocks, mit einem losen Pferdeschwanz im Nacken, aus seinem Gesicht gebunden.
 

Er trug den kurzen Gi eines Gärtners und eine einfache Kosode im Kuchiki-Blau mit Byakuyas Wappen über seinem Herzen. Das zu sehen, erinnerte Byakuya daran, dass Seichi noch nicht den Eid abgelegt hatte. Byakuya sollte nicht auf Loyalität zählen, nur weil Seichi die Uniform von einem Angestellten trug.
 

„Du hast schon bemerkt, dass es in 2 Stunden Mittagessen gibt?“, fragte Byakuya trocken, während Seichi sich weiter über die Reste des Büfetts hermachte.
 

Seichi sah ein bisschen überrascht aus. „Ja? Für mich auch?“
 

„Ja“, versicherte Byakuya ihm, auch wenn er ehrlich gesagt nicht ganz sicher war, wann das Personal aß. Was er jedoch wusste war, dass Seichi 3 Mahlzeiten am Tag erwarten durfte. Doch er entschied sich, dass der Unterschied es nicht wert war, es zu erklären und wandte sich wieder den Landkarten und Plänen zu.
 

„Wie kann sich das die Waage haltn?“, fragte Seichi. „Wie kann ich jemals hier weg gehn, ohne ihnen was schuldig zu sein?“
 

Byakuya blickte von den Papieren auf. Seichi schien nun mit anderer Sichtweise auf das Essen zu starren, als wäre es verdorben.
 

„Ich denk nie, huh?“, fuhr Seichi fort. „Ich denke, da gibt’s kein Maß für all das, was sie tun… jemanden aus Inuzuri hierher zu holen un all das? Eine Person kann das niemals voll zurückzahlen. Da gibt’s keine Möglichkeit. Ist zu viel.“
 

Byakuya runzelte die Stirn. „Ich führe keine Liste.“
 

„Nein?“, Seichi klang misstrauisch. „Sie gebn alles kostenlos, ja? Wenn ich jetzt sag, dass wir mit meiner Hilfe heute quitt sind, lassn sie mich gehn?“
 

Byakuya dachte nicht, dass Seichi ihnen derart wertvolle Informationen gegeben hatte, doch Seichi schien sehr besorgt darüber zu sein. Daher sagte Byakuya: „Das könnte ich. Ich verstehe es so, dass Soi Fon ihre Autorität über dich aufgegeben hat, also ist es für mich möglich, deine Strafe zu erlassen. Doch da gibt es eine Anzahl von Gründen, warum ich dich lieber unter meiner Aufsicht hätte. Der erste Grund ist, dass ich Renji versprochen habe, mich während seiner Abwesenheit um dich zu kümmern.“
 

„Ah… scheiße“, sagte Seichi. Plötzlich schien er geplagt und umschlang seinen Bauch. „Ich fülle seinen Schuldschein. Nicht ich muss dafür zahln, sondern Renji… Oh, scheiße. Oh, Gott.“
 

Seichis Gesicht hatte eine eindeutig grüne Farbe angenommen und er begann zu stöhnen, während er sich den Magen hielt.
 

„Du hast zu viel gegessen“, sagte Byakuya angespannt und blickte sich nach einem passenden Eimer um. „Wenn du dich übergeben musst, bitte benutz den…“
 

Doch es war zu spät, als er auf die nahe Suppenschüssel zeigte. Seichis Frühstück kam in einer heißen, spritzenden Welle heraus, die auf den polierten Holzboden klatschte.
 

Verdammt noch mal, wo waren alle Diener hin verschwunden? Byakuya stand da und war sich unsicher, was er zu tun hatte.
 

Seichi ging in die Knie und fuhr fort, seinen Magen in Schüben zu entleeren. Er schien auch zu weinen.
 

Endlich, offensichtlich von den furchtbaren Geräuschen, die Seichi machte, angelockt, erschien ein besorgter Diener an der Tür. „Mein Herr, ist alles in Ordnung?“
 

„Hole jemanden von der Vierten und hilf Seichi zurück in seine… nein, sein Quartier wird nicht ausreichen. Bringe ihn zu einem der Betten der Krankenstation der Sechsten und lass den Gärtner wissen, dass ihm heute Nachmittag ein Assistent fehlt.“
 

„Ja, mein Herr.“ Über die Schulter sprach der Diener mit jemand anderem und kam dann hinein. Er nahm das Handtuch von seiner Schulter, kniete sich neben Seichi, rieb ihm dabei den Rücken und bot ihm das Tuch für seinen Mund an. Nach einem weiteren Moment kam eine Dienerin mit mehr Tüchern und einem Eimer hereingelaufen.
 

Byakuya atmete erleichtert aus. Sie würden sich um alles kümmern. Als noch mehr Diener hereinkamen, entschied Byakuya, dass es das beste war, ihnen Platz zu machen. Doch bevor er aus der Tür heraus war, rief Seichi nach ihm.
 

„Warte! Bitte, Kuchiki-sama!“
 

Byakuya wandte sich leicht um. „Überanstrenge dich nicht, Seichi. Ein Sanitäter ist auf dem Weg.“
 

„Nein, ich kann den Gedanken nich ertragn… Ich mein, ich möcht nich, dass Renji etwas tun muss… Können sie mich nich zurück zur Zweiten abschiebn? Ich möcht nich noch mehr Ärger machn.“
 

Es war eine seltsam selbstlose bitte, wenn auch fehlplatziert. Seine Krankheit schien Seichi verwirrt zu haben, denn sein Geplapper machte gar keinen Sinn. „Da gibt es keinen Ärger, Seichi. Du musst nur lernen, dich zu zügeln, das ist alles. Vielleicht wäre eine Diät mit milden Suppen für eine Weile das Beste, doch ich bin mir sicher, der Sanitäter weiß das besser. Entschuldige mich nun, ich muss nach der Division sehen.“
 

Als er ging wurde aus irgendeinem Grund Seichis Stöhnen lauter und untröstlicher. Renji konnte nicht früh genug wiederkommen.

"Ghost Bust!": The Perverted Poltergeist

In der Küche des Shōten roch es nach Popcorn. Urahara, Tessai und die beiden Kinder standen vor einer Popcornmaschine, beobachteten diese vorsichtig, als sei es eines von Uraharas Experimenten.
 

Renji schlich sich durch die Küche und versuchte sich etwas aus dem Kühlschrank zu schnappen, ohne das ihn jemand bemerkte. Er wollte einfach nur ein paar Reste. Das Problem war nur, dass er alle Behälter, Boxen und was sonst noch alles prüfen musste, da einige Inhalte Augen haben könnten. Und was er nicht beäugen musste, daran musste in der Regel ordentlich gerochen werden, um festzustellen, ob es noch gut war.
 

In der Sekunde, als Renji seine Nase in einen Behälter steckte, räusperte sich Urahara hinter Renji. „Magst du Butter auf deinem Popcorn, Vizekommandant Abarai?“
 

Wie sich dieser Typ ohne einen Laut bewegen konnte, ließ Renji beinahe ausflippen. Er versuchte, seine Überraschung zu verstecken und sagte grummelig: „Ich gucke mir diese verdammte Sendung nicht an.“ Er schaute sich einen anderen Behälter an. Dieser roch gut, wie ein Curry, doch Renji war sich ziemlich sicher, dass es bei dem plötzlichen Licht gestöhnt hatte. Er steckte es zurück in den Kühlschrank. „Dachte, dass ich mich vielleicht unter der Bettdecke verstecke, bis alles vorbei ist. Du kannst mir später erzählen, wie es gelaufen ist.“
 

„Das ist eine Schande“, sagte Urahara, klang dabei ernsthaft enttäuscht. Doch er muss sich dafür entschieden haben, nicht weiter darauf herumzureiten. Er deutete an Renji vorbei auf eine Schachtel von einem Imbiss. „Udon. Aber versuche dich daran zu erinnern, was das Handbuch über das Essen in deinem Zimmer sagt.“
 

Was zum Teufel sagte das Handbuch? Richtig, direkt danach sauber machen. Kein Geschirr über Nacht im Zimmer lassen. Da hatte es in der Vergangenheit ein paar Probleme gegeben, dass hungrige Geister oder so etwas angelockt wurden… „Verstanden“, sagte Renji. Er öffnete die Box und schnupperte daran. Es roch nicht zu würzig und es bewegte sich nichts von selbst. „Danke.“
 

Das Popcorn begann nun wirklich zu knallen. Wie ein Kind huschte Urahara zurück, um an Tessais Schulter vorbei auf die Maschine zu blicken.
 

Diese beiden liebten ihre Gerätschaften, dachte Renji mit einem warmen Lächeln, während er sich eine kalte Flasche Ramune mit Oktopusgeschmack schnappte.
 

Er winkte Ururu zum Abschied, die ihn noch anblickte, schnappte sich seine Beute und ging in Richtung seines Raumes. Sein Plan war, sein Futon auszulegen, alle Kissen, Decken und anderes Zeug auszulegen, ein paar von den Pornos hervorzukramen, die er und Byakuya gekauft hatten und in seinem Versteck zu bleiben, bis die ganze Nummer gelaufen war.
 

Leider schaffte er nicht mehr als 10 Schritte den Flur entlang, bevor er – fast wortwörtlich – in Matsumoto hineinrannte. Er war davon abgelenkt, den Glasverschluss seines Ramune zu öffnen und wäre beinahe in ihren prallen Brüsten gelandet.
 

„Da bist du ja!“, rief sie. Sie nahm Renji am Ellbogen, wirbelte ihn dabei in Richtung des Ausgangs herum. „Wir haben nur noch 20 Minuten und ich bin noch nicht fertig, Süßigkeiten einzukaufen!“
 

„Wovon redest du, Matsumoto?“, fragte Renji und folgte ihr wider besseren Wissens.
 

„Du kommst natürlich mit“, sagte sie und hielt vor der Tür an, um wieder in ihre Schuhe zu schlüpfen. „Alle werden da sein. Ich habe gehört, dass Ikkaku sogar ein Mädchen mitbringt!“
 

„Ein Mädchen? Was für ein Mädchen? Senpai hat kein Mädchen.“
 

Natürlich erinnerte sich Renji, nachdem er das gesagt hatte, dass er gesehen hatte, wie Ikkaku von einer nackten, betrunkenen Matsumoto umschlungen wurde. Das war in ihrer letzten Nacht in der Soul Society.
 

Sich Renjis Gedanken bewusst, fuhr Matusmoto fort: „Ich weiß, ja? Ich war platt! Yumichika nimmt es ziemlich gut auf, aber ich habe keine Ahnung, was da vor sich geht. Ich meine, sie leben mit ihr. Kannst du dir das überhaupt vorstellen? Sie ist die Schwester von einem Freund von Ichigo, glaube ich, also muss sie was sein? Sechszehn? Siebzehn? Ich habe Yumichika gesagt, dass das nicht richtig ist. Ich meine, Ikkaku braucht irgendwie eher ein erwachsenes Spielzeug, wenn er sich herumtreibt.“ Während Matsumoto sprach, hielt sie sich an Renjis Arm fest, um sich beim Schuhe anziehen auszubalancieren.
 

Ihre Position gab ihm einen wunderbaren Ausblick auf das Tal zwischen ihren Brüsten. Sie trug das kleinstmögliche Top und es war nicht nur tief genug ausgeschnitten, um ihr Dekolleté preiszugeben, es rutschte auch noch etwas hoch, um so ein bisschen straffen Bauch und einen süßen Bauchnabel zu zeigen. Ihre Jeans umschlang ihre Hüften und wurde um ihre Knöchel etwas weiter, wie bei einer Schlaghose.
 

Sie sprach weiter. „Wie auch immer, Ikkaku bringt dieses Mädchen zu der Sache heute Abend mit. Und ich sterbe vor Neugierde, sie in Natura zu treffen! Sie muss… Ich habe keine Ahnung, Renji. Glaubst du, sie ist wild oder kuschelig?“
 

„Was?“
 

„Ich meine bei den Frauen. Denkst du Ikkaku mag lieber wild oder lieber kuschelig?“ Matsumoto hakte ihren Arm bei Renji unter und lief die Straße entlang.
 

„Ich weiß nicht. Ich meine, ich habe ihn vorher noch nie mit einer Dame gesehen. Nicht einmal in der ganzen Zeit, in der wir in einer Division waren.“ Und wieder, ausgenommen einer anwesenden Person, doch Renji war sich ziemlich sicher, dass das eine besoffene, einmalige Sache gewesen war.
 

Renji blickte nachdenklich zu einem Laternenmast hinauf. Er erinnerte sich daran, dass Yumichika etwas sagte über eine beunruhigende…
 

Warte, Laternenmast?
 

Plötzlich realisierte Renji wieder, dass Matsumoto seinen Arm mit ihrem umschlang und sie irgendwo hingingen. Oder besser, er irgendwohin geführt wurde. Nur dieses Mal stemmte er die Füße in den Boden.
 

„Whoa, whoa, halt an. Ich gehe nicht zu Ichigos Party!“
 

Matsumoto schmollte. „Was? Warum nicht, Renji? Möchtest du die Nacht nicht mit deiner Truppe verbringen?“
 

Er zeigte ihr die Reste seiner Nudelschachtel und die Falsche Ramune. Er deutete mit dem Daumen zurück in die Richtung des Shōten. „Ich bleibe die Nacht drinnen. Außerdem hast du mich ohne Schuhe hierher gezerrt.“
 

Renji blickte auf seine Füße. Wie hatte sie das geschafft? Er hatte einige Blocks auf dem kalten Boden zurückgelegt. Natürlich hatte ein halbes Jahrhundert ohne Schuhe seine Fußsohlen hart und unempfindlich gemacht. Es ärgerte Yachiru jedes Mal, dass sie ihn dort nicht kitzeln konnte.
 

„Jetzt ist es nicht mehr weit“, sagte sie und winkte wegwerfend über den nackten Fuß, den er angehoben hatte, um ihn ihr zu zeigen. „Und alle würden es lieben, dich zu sehen. Ich habe es sogar geschafft, dass Kommandant Hitsugaya kommt! Das war ein Meisterwerk, das muss ich dir sagen. Er ist in letzter Zeit so grummelig. Ich meine, mehr als sonst. Aber weißt du, was ich denke?“, fragte sie mit einem kleinen Zwinkern. „Ich denke, der Kommandant ist auf eine der Kurosaki-Schwestern scharf.“
 

Renji war fasziniert. "Die schüchterne Blonde?"
 

"Nein, die Laute, die Fußball spielt! Karin! Oh, es ist so unglaublich goldig, Renji. Du musst mitkommen und dir das ansehen. Oh, hey, wie viel Geld hast du dabei?" Renji hatte wieder nicht gemerkt, dass sie sich in Bewegung gesetzt hatten, doch nun hielt Matsumoto vor einem Lebensmittelmarkt an.
 

"Uh, Hundert in Kleingeld, mit etwas Glück."
 

"Gib es mir. Wir kaufen gemeinsam Bier", Matsumoto hielt die Hand auf. Nachdem Renji die Schachtel mit den Nudeln unter einem Arm geklemmt hatte, durchkramte er seine Hosentaschen. Stellte sich heraus, dass er näher an den Tausend gewesen war, da sich noch ein zerknüllter Geldschein tief in einer seiner Hosentaschen versteckt hatte.
 

Sie sagte ihm, er sollte draußen warten, also setzte sich Renji auf den Randstein und öffnete die Schachtel mit den Nudeln. Er benutzte seine Finger, um sein Abendessen zu essen. Als Matsumoto mit einem Six-Pack und einer Tüte Chips zurückkam, hatte Renji das Essen verschlungen und die Schachtel sowie die leere Flasche Ramune entsorgt.
 

"Komm schon", sagte sie. "Wir können es noch immer zum Intro schaffen!"
 

"Uh, ja, wegen der Sache", Renji stand nicht vom Boden auf. "Du kannst gehen. Alles gut bei mir. Weißt du, Chad hat die Scheiße aus mir herausgeprügelt, ich gehe einfach wieder zurück und..."
 

Matsumoto blickte ihn missbilligend an. "Ist es wegen Rukia?"
 

"Was?"
 

"Haben Ichigo und du wegen ihr Streit?"
 

"Nein! Wir haben keinen Streit! Woher nimmst du diese Idee?"
 

"Ich weiß, was du für sie fühlst, Renji, und es ist offensichtlich, wie sie wegen Ichigo fühlt", sagte Matsumoto. Sie warf ihm den Six-Pack entgegen, Renji fing ihn geschickt auf. Sie tätschelte seinen Kopf und warf ihn einen traurigen Blick zu, brach dann aber in ein breites Grinsen aus. "Aber du kannst nicht zulassen, dass so etwas die heutige Nacht ruiniert! Wir werden heute Abend einfach nur etwas Bier trinken und Fernsehn gucken. Sicherlich kann dein Stolz eine so kleine Sache verkraften."
 

Irgendwie folgte er ihr danach wieder und versuchte, sich zu erklären. "Schau, es hat nichts mit meinem Stolz zu tun, ja? Es ist nur diese Sendung... Ich will sie wirklich nicht sehen, in Ordnung?", sagte Renji und hoffte verzweifelt, dass die Dunkelheit seine Schamesröte verdeckte.
 

"Oh, Renji", lachte sie. "Ich weiß, dass es eine wirklich dumme Sendung ist. Niemand wird sich das wirklich anschauen! Die ganze Sache ist nur ein Vorwand, um den Abend zusammenzusitzen und zu lachen."
 

Niemand wird sich das wirklich anschauen...?
 

Die Wahrheit war, dass sie ein Chaotenhaufen waren. Renji hatte kaum etwas von Godzilla mitbekommen, wegen all dem Neckereien und Unfug zwischen den Kurosakis. Ikkaku und den Rest da noch hinzuzufügen...?
 

"Ja, ok. Ich denke, das wird in Ordnung gehen."
 


 

Nahe der Spitze einer großen Kiefer hatte sich Byakuya auf dem höchsten Ast niedergelassen, der sein Gewicht ohne Probleme aushielt. Von seinem Aussichtspunkt konnte er viel von dem 'gesetzlosen Land' der Grenzzone unter ihm sehen. Der Baum war ein Stückchen größer als alle anderen, sodass Byakuya auch etwas von dem Distrikt sah, der dahinter lag. Die Straße, die die Karawane vermutlich nehmen würde, lag im Mondschein. Ein staubiger Pfad zwischen Reisfelder.
 

Der Rest ihrer Truppe hatte sich an Stellen rund um den Weg aufgestellt, den die Karawane wohl durch den dichten Wald nehmen musste. Große Teile des Waldes waren unpassierbar für die schwer beladene Karawane mit Pferden und Karren und solchen Dingen, doch da war ein festgetrampelter Pfad den Fluss entlang.
 

Der Halbmond schien gedämpft hoch oben am Himmel. Der Wald war gefüllt mit den Lauten der nachtaktiven Insekten und gurgelnden Stromschnellen. Mondlicht glitzerte auf das eng eingefasste, schnell fließende Wasser des Flusses. Die Luft war kalt und nagte an Byakuyas Wangen, doch es roch angenehm nach Harz und Holz und Rauch.
 

In der Ferne glühte ein Lagerfeuer.
 

Seichi hatte sich genug erholt, um mitzukommen. Auch wenn Byakuyas Team lange und heftig seine Nützlichkeit diskutiert hatte, bewies sich Seichi so weit als überraschend dienlich. Still gefolgt von Ninja der zweiten Division, hatte Seichi ein Gespräch mit den Leuten um das Lagerfeuer herum angefangen und ausgelotet, ob sie freundlich oder feindlich gesinnt waren.
 

Einige von Byakuyas Leuten hatten feste Positionen der Straße entlang eingenommen, während ein paar der besten Auskundschafter der Sechsten den Wald nach Zeichen von Banditen durchkämmt hatten. Bisher war noch keine Rückmeldung dazu gekommen.
 

Da gab es nichts, außer warten.
 

Byakuya blieb alarmbereit indem er überlegte, wer der Anführer der Banditen sein könnte. Hatte er sich einen Rangoffizier zum Feind gemacht? Das musste er wohl, doch wer und wie?
 

Der Einzige, auf den Byakuya immer wieder zurückkam war der 3. Offizier Miisho Ōta. Der Mann hegte mehr als ein wenig Feindseligkeit seit er die Beziehung entdeckt hatte, die Byakuya zu Renji hatte.
 

Byakuya konnte das in einer Weise verstehen. Die Division war auf dem Ideal der noblen Absicht errichtet worden und es war unverantwortlich, etwas mit dem Vizekommandanten zu beginnen. Und, wenn er ehrlich war, wurden Fehler gemacht. Renji hatte den 3. Offizier auf die Straße geworfen, Byakuyas eigene Fehltritte... Ja, da war tiefgreifende Hässlichkeiten nun zwischen ihnen drei, doch die Beschreibung des Kagemas hatte nicht auf Ōta gepasst.
 

Byakuya wusste, dass es viele Mitglieder in seiner Division gab, die er niemals erkennen würde, doch Ōta gehörte nicht dazu.
 

Also wer könnte es sonst sein?
 

Er blinzelte seine Gedanken fort, als er Bewegungen am Horizont wahrnahm. Byakuya konnte sehen, wie die Karawane hinter einer Reihe von Häusern des Distriktes auftauchte. Zwei Sekunden später sah er Schatten auf den Dächern kriechen.
 

Die Banditen!
 

Byakuya schlug Alarm.
 


 

Beim Haus der Kurosakis angekommen, öffnete Yuzu, ein wenig gestresst dennoch sehr fröhlich, die Tür. Sie trug eine Schürze mit Rüschen und tanzenden Cartoon-Köchen darauf. „Oh!“, sagte Yuzu und blickte dabei erst Renji, dann Matsumoto an. „Du hast eine Freundin mitgebracht, Abarai-san! Komm rein! Die Sendung fängt jeden Moment an.“
 

Bevor Renji erklären konnte, dass er und Matsumoto nicht miteinander ausgingen, fand sich Renji auch schon in der Befehlsgewalt über Chips und Bier wieder, während Matsumoto aus ihren Schuhen glitt.
 

Als sie in Richtung Wohnzimmer gingen, konnte er sehen, dass die dunkelhaarige Schwester Karin und Kommandant Hitsugaya in der Küche ernst über irgendetwas redeten. Der Kommandant half Karin dabei, irgendetwas auf einem Teller herzurichten und ihre Köpfe waren sich sehr nah. Hitsugayas stacheliges Haar streifte Karins Stirn.
 

Matsumoto bemerkte die Richtung, in der Renji schaute, nickte ihm zu und winkte ausladend, als wolle sie sagen ‚Siehst du, hab ich dir gesagt‘. Er nickte zurück. Es sah auf jeden Fall so aus, als hätte der junge Kommandant einen echten Freund gefunden hatte, wenn nicht sogar mehr. Und, verdammte scheiße, wenn das nicht unglaublich süß war.
 

Im Wohnzimmer herrschte gezügeltes Chaos.
 

Da waren Kissen, Leute und Popcorn überall auf dem Boden verteilt. Eine Frau schien sich verliebt um Ikkaku herumzuscharwenzeln, während Yumichika nah genug an Ikkaku saß, dass sich ihre Knie berührten. Yumichika kaute Popcorn, dass er immer wieder entschlossen, aber auch anmutig, aus einer Schüssel nahm, die in Ikkakus Schoß lag, während er gelegentlich darüber die Augen rollte, was die Dame über Glatzköpfe gurrte. Doch was genau, konnte Renji nicht genau verstehen.
 

Renji war seltsam glücklich zu sehen, dass Ikkaku elendig aussah. Hätte es einen Grund zur ‚Beunruhigung‘ gegeben, war Senpai bereits darüber hinweg. Tatsächlich schaute Ikkaku immer wieder, scheinbar hilfesuchend, zu Yumichika und wurde offensichtlich damit bestraft, nichts dergleichen zu erhalten. Noch nicht einmal einen mitleidigen Blick.
 

Die Couch war von Kommandant Shiba und Chad belagert. Die beiden passten kaum gemeinsam darauf. Shiba hatte einen Arm um die Rückenlehne gelegt und Chad sah zutiefst unbehaglich aus, dass er so nah an Ichigos Dad gekuschelt war, auch wenn es gegen seinen Willen war. Aber sie sahen auch irgendwie aus, als würden sie beide klar kommen, denn sie trugen beide Hawaiihemden. Ihre Hemden passten zwar vielleicht, aber ihre Persönlichkeiten könnten nicht weiter auseinander liegen. Chad war natürlich still, aß von einer Tüte Chips. Shiba hingegen kaute ihm ein Ohr ab wegen… nun ja, allem und nichts, wurde Minute zu Minute immer lauter, als dachte er, Chad wäre taub oder vielleicht ein bisschen mental zurückgeblieben.
 

Ichigo saß auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken gegen die Couch. Flankiert wurde er auf jeder Seite von den Jungs, die Renji als Ichigos Freunde von der Schule in Erinnerung hatte. Einer von ihnen schrieb jemandem über ein sehr eigenartiges Handy und der andere versuchte verzweifelt Dinge zu sagen, die Ichigo amüsierten.
 

Ichigo sah irgendwie so aus, als würde er lieber gegen Kenpachi kämpfen. Doch Renji war sich nicht sicher, da der Junge immer einen relativ finsteren Blick aufsetzte.
 

Doch aus irgendeinem Grund änderte sich Ichigos Gesichtsausdruck, sobald er Renji sah. Er sah… vielleicht erleichtert aus? Möglicherweise glücklich, doch bei der Geschwindigkeit, mit der er sich von seinen menschlichen Freunden trennte, dachte Renji, dass es womöglich Ersteres war.
 

„Also bist du doch gekommen?“, fragte Ichigo und schnappte dabei Renji am Ellbogen. „Aber ich dachte…“
 

Netterweise hielt Ichigo die Klappe, als er bemerkte, wie Renji bedeutungsvoll mit seinem Kopf in die Richtung von Matsumoto deutete.
 

Matsumoto allerdings war kein Idiot. Sie war dem Duft eines Skandals wie ein Bluthund auf den Fersen. „Was dachtest du?“
 

„Nichts!“, sagten Ichigo und Renji unisono.
 

Scheiße, sie konnten nicht schuldbewusster klingen.
 

Matsumotos Augen begannen zu leuchten und ihr Lächeln wurde breiter. Sie wusste, dass da etwas war.
 

In diesem Moment stellte jemand den Fernseher lauter und der Sprecher verkündete: „In der heutigen Folge von Don Kanonjis ‚Ghost Bust‘ treffen wir auf unseren bisher perversesten Geist! Sei dabei, wenn wir das Suchen, was Beobachter als eine Männerbestie mit dämonisch blutroten Haaren, Tigerstreifen und einen Hang für öffentlichen Sex, beschreiben.“
 

Matsumoto blickte zu Renji und ihre Augen weiteten sich, als wären sie bereit, aus ihrem Kopf zu fallen. Dann, aus welchem Grund auch immer, blickte sie zu Ichigo, der immer noch Renjis Ärmel umgriffen hatte. Eine Art Berechnung schien hinter ihren Augen vorzugehen und dann sog die erschrocken die Luft ein. „Er ist ein Minderjähriger, Renji!“, ermahnte sie in einem harschen Wispern. „Aber kein Wunder, dass Rukia und Orihime gegangen sind! Schande über dich! Schande über euch beide!“
 

„Warte… was?“, Renji hatte Probleme, Matsumotos Gedankengang zu folgen. Zumindest so lange, bis Ichigo seinen Arm losließ und von ihm wegsprang, als wäre Renji am Brennen.
 

Sie dachte… er und Ichigo?
 

„Ähm… das hast du falsch verstanden…“, begann Renji.
 

Doch bevor er seinen Satz beenden konnte, sah Ichigo aus, als würde er verzweifelt versuchen sich irgendwelche ‚Schwulenläuse‘ abzuklopfen und unterbrach ihn dabei ein bisschen zu hektisch: „Er? Verarschst du mich? Ich gehe nicht mit ihm aus. Bya…“
 

Renji ließ das Bier und die Chips fallen, um schnell seine Hand über Ichigos Mund zu legen und sagte: „Byakuya würde mich töten, wenn ich mit dem Jungen ausgehe, in den seine Schwester verliebt ist, richtig Ichigo?“
 

Ichigo schien sich auf einen Kampf vorzubereiten oder Renji in die Handfläche zu beißen, doch er hatte den Hinweis verstanden. Er nickte, wenn auch widerwillig, und brachte ein gedämpftes „Richtig“ heraus.
 

„Sicher“, sagte Matsumoto skeptisch. „Wenn ihr das so sagt, Jungs!“
 

Als Renji in die Runde blickte, um zu sehen, ob irgendwer ihnen das abkaufte, sah er verschiedene Grade von entsetzten, geschockten und angeturnten Gesichtern. Er realisierte, dass er Ichigo immer noch in einer Art Würgegriff hielt, der in Anbetracht der Tatsache, wie die Gehirne von manchen funktionierte, auch für eine Art Umarmung gehalten werden konnte. Er ließ Ichigo mit einem Stoß los.
 

Bevor Renji noch weitere Dementis stammeln konnte, fand er sich wieder, wie er von einem der massigen Arme von Kommandant Shiba umschlungen und Richtung Küche gezogen wurde.
 

Ichigo folgte, nachdem er gebrüllt hatte: „Dad! Dad! Das ist nicht so, wie du denkst, du riesiger Vollidiot!“
 

Sobald sie in der Küche waren, wirbelte Kommandant Shiba ihn herum, bis er je eine Hand auf Renjis Schultern hatte. Sein Griff war fest. Auch wenn Shiba ein paar Zentimeter kleiner war, hatte er wohl gut 7 kg an reiner Muskelmasse mehr als Renji. Außerdem konnte Renji spüren, wie das Reiatsu auf Kommandantenniveau ihn niederdrückte, trotz Shibas breiten, falschen Grinsens. „Nun denn, wenn du mit meinem Sohn zusammen bist…“
 

„Nein!“, rief Ichigo. „Nur so viel: Nein!“
 

Shiba wurde einfach nur lauter, damit man ihn über Ichigos Protesten hören konnte. „… Dann gibt es da ein paar Hausregeln, von denen ich erwarte, dass du sie befolgst! Nummer eins! Kondome! Wenn du sie dir nicht leisten kannst, werden sie für dich von deinem herzallerliebsten Vater zur Verfügung gestellt.“
 

Warum fühlte sich Renji, als wurde ihm von einer Art perversen Version der Sex Polizei seine Rechte vorgelesen?
 

„Nummer zwei: Behandle meinen Jungen mit Respekt oder ich werde dich bis zum Ende der Welt jagen und dich umbringen!“, verkündete Shiba jovial, doch an dem ernsten Klang in seiner Stimme war keinen Zweifel.
 

Hinter Shibas breitem Rücken konnte Renji sehen, wie Ichigo sich gegen die Stirn schlug. „Gott, Dad“, stöhnte er. „Ich gehe nicht mit ihm aus! Kann ich bitte mal eine Minute entsetzt sein, dass du so weit gehst? Ich meine, hallo, Rukia hat in meinem Kleiderschrank gelebt!“
 

Shiba, der immer noch Renjis Schultern fest umgriffen hatte, sagte: „Du denkst, Daddy wäre nicht aufmerksam gewesen? Du bist ein 15 Jahre altes Bündel von Hormonen! Ich wusste, dass du es dir irgendwo besorgen lässt, da du diese Chance niemals ergriffen hast!“
 

„Scheiße, Dad! Vielleicht war ich einfach nur ein Gentleman!“
 

„Ja, ein sehr sanfter Mann“, stimmte Shiba mit einem seltsamen, breiten Wink zu Renji zu, als würde irgendwie die Tatsache, ein netter Kerl zu sein, mit den sexuellen Vorlieben gleichgesetzt werden. „Du warst schon immer Mamas Junge und ich weiß sowieso, dass du und dieser Keigo-Junge schon seit Ewigkeiten ausgeht. Er guckt immer schmachtend zu deinem Fenster hoch!“
 

„Was?“, keuchte Ichigo, seine Stimme war etwas gebrochen. „Was zum Teufel geht überhaupt in deinem Kopf vor? Weißt du was? Ich sollte wirklich schwul werden,um all deine dummen, Rückschlüsse zu widerlegen!“
 

„Ähm und kann ich kurz einwerfen, dass ich nicht ‚geschmachtet‘ habe?“, kam eine andere Stimme von der Küchentür. Renji und Shiba wandten sich beide um und sahen, dass sich alle im Türrahmen zusammengequetscht hatten und hineinschauten. Der Junge, der gesprochen hatte, war ein Kerl mit braunen Haaren. Das war wohl dieser fragliche Keigo, der auch gleich hinzufügte: „Aber wenn du schwul wirst, Ichigo? Ich bin für dich da.“
 

„Oh, ich auch“, stimmte Yumichika zu.
 

Und der kleine, dunkelhaarige Junge mit dem Handy nickte und zeigte mit dem Daumen nach oben.
 

Renji lachte schnaubend. Offensichtlich war es einem Haufen von Ichigos Freunden egal, in welchem Team er mitmischte.
 

„Vielen Dank, Jungs“, schnaubte Ichigo.
 

Shiba ließ endlich Renji los. „Siehst du, mein Sohn! Du hättest es uns früher sagen können! Deine Freunde sind sehr unterstützend!“
 

„Ja, ok. Super. Das ist meine Coming-Out-Party. Dufte“, sagte Ichigo elendig. Dann keifte er die Gruppe am Türrahmen an. „Ernsthaft, glaubt ihr wirklich, dass ich mich mit Renji in ein schäbiges Sentō schleiche und mit der Seelenform unsichtbaren, öffentlichen Sex habe?“ Ichigo zeigte auf Renji. Irgendwas in den Gesichtern der Versammelten musste dazu geführt haben, dass Ichigo den Rest seiner Schimpferei herunterschluckte. „Nein, wartet. Niemand beantwortet das. Wisst ihr was? Vergesst es! Es ist scheiß egal, was ihr denkt. Es ist niemals geschehen. Ich gehe raus. Fickt euch allesamt.“
 

Und damit griff Ichigo nach seiner Jacke an der Garderobe und stampfte zur Hintertür hinaus.
 

Shiba warf Renji einen Blick zu. „Denkst du nicht, dass du ihm hinterher solltest?“
 

„Ähm…“, Renji schüttelte seinen Kopf. „Ich denke, er wollte alleine sein, meinst du nicht auch?“
 

„Er ist dein Partner“, sagte Shiba und begann, durch seine Hosentaschen zu graben. „Oh! Brauchst du ein Kondom?“
 

„Nein! Was? Nein!“, sagte Renji und trat zurück. „Ja, ok. Wisst ihr, ich gehe Ichigo nach. Das klingt nach einer super Idee.“
 

Renji nahm das zum Anlass, um ebenfalls aus der Hintertür zu huschen und so zu entkommen.
 

Es war möglich, dass sich diese Nacht noch als viel, viel schlimmer herausstellte, als Renji gedacht hatte.

Speed of Sound

Auch wenn Senbonzakura über Blut sang, zog Byakuya es nicht, während sie die Banditen überrumpelten. Er tröstete Senbonzakura mit der Erinnerung, dass es unehrenhaft wäre, solch eine noble Klinge gegen unwürdige Gegner zu ziehen.
 

Und sie waren unwürdig. Wahrlich.
 

Wenn er sie nun ansah, fragte sich Byakuya, wie sie überhaupt vorgehabt hatten, die Karawane zu übernehmen. Nur 3 der Banditen trugen überhaupt ein Katana oder eine andere offensichtliche Waffe. Mit Hakuda hatte man sie während eines Wimpernschlags ausgeschaltet. Byakuya und die Ninja hatten das Meiste der Arbeit erledigt, bevor der Rest des Teams überhaupt zu ihnen gestoßen war.
 

Der Anführer der Personenschützer warf den letzten Gefangenen ohne Umschweife in den Kreis von knienden Banditen. Er fluchte und blickte zu ihr hinauf, aber rührte sich beim Anblick der Shinigami mit ihren Zanpakutō nicht vom Fleck.
 

Die Pferde der Karawane wieherten nervös. Ihre Hufe stapften unruhig, da sie mitten auf der Straße angehalten hatten. Fensterläden von den geschlossenen Läden bewegten sich, als Anwohner die Bretter zur Seite schoben, um zusehen, woher dieser Aufruhr kam. In Senbonzakuras Summen hallte ihre Unruhe wider. Die Luft des Distrikts war wie eine gespannte Bogensehne und Byakuya schlussfolgerte, dass sie dies so schnell wie möglich erledigen und dann wieder aufbrechen sollten.
 

„Das ist der Letzte von ihnen, Kommandant“, berichtete einer der Aufklärer mit einer atemlosen Verbeugung.
 

Byakuya nickte anerkennend. „Hole die Papiere vom Fuhrmann und überprüfe, dass nichts verloren gegangen ist“, sagte Byakuya zu ihm.
 

Er verbeugte sich erneut tief und folgte Byakuyas Befehl.
 

Byakuya lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die elendige, murrende Bande von Dieben. Sie waren alle ähnlich angezogen. Schwarze Wollkleidung , die viel von ihren Köpfen und Gesichtern bedeckte, als würden sie Ninja spielen. Diese Kostümierung sprach von einer entnervenden Menge an Organisation. Wie auch immer, das war das Einzige, was wirklich interessant an ihnen war. Es war fast kein Reiatsu zu spüren, nur ein Hauch der von der Schande und der Wut ihrer Niederlage genährt wurde.
 

Wenn nicht einer von ihnen einen Mantel trug, der Reiatsu dämmte, konnte Byakuya noch nicht einmal verstehen, wie sie in der Lage waren, sich zwischen den Distrikten zu bewegen.
 

Byakuya wandte sich zu dem Kommandanten der Personenschützer um. Sie hatte eine Hand auf die Schulter des Fuhrmanns abgelegt, vielleicht um ihn von dem Schock zu beruhigen. Sie war viel größer als der gedrungene, breitbrüstige Mann. „Bist du immer noch in Besitz des Kidō-Schlüssels, Fuhrmann?“, fragte er in seine Richtung.
 

Der Fuhrmann zog an einer goldenen Kette, die in den Falten seines Kimonos versteckt war und zeigte den Anhänger. „Ja, mein Herr!“
 

Interessant.
 

Es war unmöglich zwischen den Distrikten umherzuwandern, wenn man nicht über ausreichend Reiatsu verfügte. Die Magie der Barriere-Ariale war offensichtlich in ihrer Beschaffenheit. Wie konnte sonst ein Reisfeld plötzlich von einem furchteinflößenden Wald voller großer Kiefern abgelöst werden? Es war nicht natürlich. Die meisten Anwohner hatten einfach das Gefühl, dass die Grenzen um sie herum seltsam, dunkel und unheimlich abweisend waren. Doch es war die Magie, die sie warnte, sich davon fern zu halten. Die Magie hielt sie an Ort und Stelle. Eine kühne Seele, die versuchte, die Grenze zu überschreiten, würde sich orientierungslos und krank fühlen. Alles, was sie an der wenigen Energie hatten, würde ihnen ausgesaugt werden, bis sie ohnmächtig wurden oder, im schlimmsten Falle, starben.
 

Ausreichend Reiatsu machte eine Person den Effekten gegenüber immun. Eine Seele, die stark genug war, konnte Personen in der Nähe beschützen. Das war der Grund, warum jeder, der die Reise zur Akademie schaffte, auch automatisch eine Chance auf die Eintrittsprüfung erhielt. Und auch, warum fast jeder, der die Reise schaffte, auch akzeptiert wurde.
 

Und auch, warum in den meisten Fällen die von weiter außerhalb in Gruppen zur Akademie kamen. Die brauchten das Doppelte an Kraft, um diese Distanz zu überwinden.
 

So effizient dieses System war, die Seelen in ihren zugewiesenen Distrikten zu halten, es wäre beinahe das Todesurteil für die Wirtschaft der Seireitei gewesen. Folglich haben anerkannte Händler von der Zentralkammer ‚Schlüssel‘ erhalten. Adlige Familien hatten ebenfalls die Autorität, eine begrenzte Anzahl von ihnen zu vergeben, doch sie mussten alle sorgfältig auf einer nummerierten Namensliste aufgeführt werden, die die Zentralkammer erhielt.
 

Also wer hat all diese Seelen von Distrikt zu Distrikt getragen? Jemand mit einem Reiatsu, das strahlte, wie ein Leuchtturm. Byakuya überflog ihre Gesichter. Die Meisten hatten ihre Köpfe gebeugt, doch ein paar blickten ihn trotzig an.
 

Er wählte denjenigen aus, der ihm am Wahrscheinlichsten vorkam und hielt den Blickkontakt. Als der Bandit nicht wegblickte, forderte Byakuya zu wissen: „Hast du einen gestohlenen Schlüssel in deinem Besitz? Wer hat ihn dir gegeben?“
 

Etwas passierte mit dem Blick des Mannes, was Byakuya nicht einzuschätzen wusste. Senbonzakura brummte warnend.
 

Byakuya war schneller als fast alles. Doch bisher hatte er auch noch nicht den Schall übertreffen können. Als also der Schrei ‚für Shiba-dono‘ ausbrach, konnte Byakuya sie nicht stoppen.
 

Versteckte Klingeln blitzten im Mondlicht, als die gesamte Gruppe von Banditen überraschend und ohne zu zögern Seppuku beging.
 

Er fing nur ein Handgelenk ab – brach es dabei sogar. Byakuya huschte zum Nächsten, doch es war bereits zu spät. Als er den Arm des Banditen zurückzog, verursachte es nur, dass das Blut wild hervorsprudelte und den Tod noch hässlicher machte, als es notwendig war.
 

Niemand sonst war schnell genug gewesen, um überhaupt zu reagieren.
 

Zumindest hatten sie einen Gefangenen. Byakuya richtete sich von der ungeschickten Hocke auf, die er angenommen hatte.
 

Er zog die Kapuze von seinem Mantel aus dem Gesicht und wischte sich das Blut von der Wange. Dabei blickte er auf den einzigen überlebenden Banditen hinab. „Shiba?“
 

Der Mann hatte sein verletztes Handgelenk umfasst und starrte auf das Messer hinab, als überlegte er, seine Tat mit der linken Hand zu wiederholen.
 

Byakuya trat es von ihm weg. „Es ist zu spät für einen ehrvollen Tod“, erinnerte Byakuya den Mann. „Das Schicksal hat deinen Beweggrund bereits betrogen.“
 

Der Bandit hatte mit den anderen in einem Kreis gekniet. Nun lagen 15 Körper um ihn herum. Blut breitete sich in einer dunklen, dickflüssigen Lache von den Leichen aus. Dampf stieg in die kalte Luft hinauf. Das jugendliche Gesicht des Überlebenden sah im Mondlicht blass und gebeutelt aus. Er sah so aus, als würde er sich in dem Schock verlieren, vielleicht auch vom Schmerz seiner gebrochenen Knochen oder dass er nicht in der Lage gewesen war, seinen Kameraden bei ihrer letzten Tat der Rebellion beizuwohnen.
 

„Arbeitest du für Kukaku Shiba?“, fragte Byakuya wieder, dieses Mal ein wenig schärfer, in der Hoffnung, so eine Antwort aus dem Mann zu bekommen. „Ist es die törichte Loyalität zu ihrer Rebellion, die den Tod von so vielen deiner Kameraden verursacht hat?“
 

Der Mann blinzelte mehrfach, als würde er aus einem Traum erwachen. „Nein“, sagte er, sein Gesicht gewann eine Spur von Trotz wieder. „Ich diene Kaien Shiba.“
 

„Kaien Shiba ist tot“, informierte Byakuya den Mann. Der Bandit stöhnte wegen dem Verlust, also fühlte Byakuya den Drang, zu erklären. „Shiba wurde vor vielen Jahrzehnten im Kampf getötet. Wem auch immer du dienst, es ist nicht Kaien Shiba.“
 

„Nein“, beharrte der Mann. „Ich habe ihn und seinen Kommandanten mit eigenen Augen gesehen.“
 

Shibas Kommandanten? Aber das war…
 

„Ukitake? Ein Verräter? Nein, das ist nicht möglich“, sagte Byakuya fest. Doch nach alldem, was am Sōkyoku Hügel geschehen war, stellte Byakuya fest, dass er unsicher war. Er drängte das Gefühl schnell zurück. Immerhin wäre das Letzte, was Ukitake tun würde, Eigentum der Kuchiki zu beschädigen. Er war selbst adlig und noch viel wichtiger, er himmelte Rukia an.
 

Doch Ukitake hatte Shiba niemals ersetzt. Byakuya hatte immer gedacht, dass es aus Kummer war, doch… Konnte er wirklich noch am Leben sein?
 

Hatte Kaien Shiba mit der Beschreibung des Kagemas übereingestimmt?
 

Da er eine Entscheidung getroffen hatte, wandte er sich zu den Ninja der zweiten Division um. „Wie vereinbart kannst du alle Überlebenden zu Kommandant Soi Fon führen.“ Zu seinem Team sagte er: „Alle die sich freiwillig melden, folgen der Karawane den restlichen Weg zur Seireitei, um deren Sicherheit zu garantieren. Der Rest kehrt zur Division zurück. Es wird eine Nachbesprechung am Morgen geben.“
 

„Was ist mit den Körpern, Kommandant?“
 

„Durchsucht sie nach einem Schlüssel und lasst sie als Warnung zum Verrotten zurück.“
 

Ein lauter Chor „Ja, Kommandant!“ hallte von den Wänden des Distrikts zurück.
 

Das Letzte, was Byakuya sah, als er in den Shunpō überging war, wie Seichi Abarai an der Schulter eines Ninjas hing und sich auf der Straße übergab.
 

Dieser junge Mann musste wirklich seinen Magen unter Kontrolle bekommen.
 


 

Renji fand Ichigo an den grasbewachsenen Hängen des Kanals. Ichigo lag im gemähten Gras, abgestützt von seinen Ellbogen. Mit Kopfhörern in seinen Ohren blickte er finster auf das schwarze Wasser hinaus. Der Mond stand hoch am Himmel. Die kalte Luft roch nach kommendem Schnee und Abgasen.
 

Da er wusste, dass es nicht gut sein würde, sich an Ichigo heranzuschleichen, ließ er sich einfach neben ihn sinken. Allerdings außerhalb seiner Schlagreichweite. Er zog seine Knie an und spürte das kalte Gras zwischen seinen nackten Füßen.
 

Er sagte nichts.
 

Nach einigen harten Blicken nahm Ichigo endlich die Kopfhörer aus den Ohren und sagte: "Dass du mir nachgelaufen bist, lässt dich nur noch mehr wie mein Freund aussehen."
 

"Ich dachte, dir wäre scheißegal, was die Leute von dir denken."
 

"Ist es mir auch", Ichigo schäumte vor Wut. Er starrte Renji für eine lange Zeit an, sah aus, als würde er nach einer Ausrede für einen Kampf suchen, doch Renji bot ihm die Gelegenheit nicht. Stattdessen beobachtete er einfach das Wasser und das Leuchten der Stadtlichter.
 

Es war so vieles anders, hier in der Welt der Lebenden. Die Straße war so hell, dass Renji kaum die Sterne sehen konnte. Er konnte ein wenig von dem Beat von Ichigos Musik durch die kleinen Lautsprecher hören, sie pulsierte mit dem Verkehr der Straßen auf dem Hügel.
 

Nach einer langen Zeit seufzte Ichigo. "Wie hast du es herausgefunden?"
 

"Was herausgefunden?", fragte Renji. Er blickte zu Ichigo hinüber, der schnell wegschaute. In dem silbrigen, elektrischen Lichter der entfernten Straßenlampe, dachte Renji, ein Hauch von Röte auf Ichigos Wangen zu sehen.
 

„Du weißt schon“, Ichigo zuckte mit den Achseln. „Zeug. Wie du und Byakuya.“
 

Renji gluckste. „Ich habe Byakuya und mich nicht herausgefunden. Noch nicht mal annähernd“, Renji schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, doch er blickte Ichigo erneut von der Seite an. „Aber, fragst du, wie ich herausgefunden habe, dass ich verliebt bin oder was meine Vorlieben im Bett sind?“
 

Ichigo machte einen kleinen, überraschten Laut, den er schnell wieder runterschluckte, um dann wieder sein 'cooles' Gesicht aufzusetzen. „Was auch immer.“
 

„Nun ja, das Zweite ist einfach. Ich habe es versucht“, sagte Renji. „Aber, weißt du, ich hatte da schon irgendwie Glück. Ich meine, Inuzuri ist ein absolutes Scheißloch, doch niemand schert es, wer wen fickt. Und es ist seltsam einfach, einen Partner zu finden, wenn es kalt, regnerisch oder eng ist. Und wir Kinder haben viel Mist gemacht. Es war eine beruhigende Sache zwischen uns. Denn draußen...“ Draußen war die dunklere Seite von Sex und das genaue Gegenteil von Liebe und Zuneigung. Renji blickte wieder zu Ichigo. Dieser hatte aufgegeben, die Sache cool abzutun und beobachtete Renji nun neugierig. Renji entschied, dass Ichigo vermutlich all das nicht hören brauchte, also schob er die Erinnerung achselzuckend zu Seite. „Wie auch immer, du wirst schnell erwachsen, wenn Triebtäter überall um dich herum sind.“
 

„Also... du, ähm, hast – Jungs und Mädchen ausprobiert?“
 

Es war lächerlich goldig, wie Ichigo sich seinen Weg durch die Frage gestammelt hatte. Renji musste mit Mühe den Drang hinunterkämpfen, Ichigo durch die Haare zu wuscheln. „Ja“, sagte er einfach bestätigend. „Aber, weißt du, heutzutage bevorzuge ich erwachsene Männer und Frauen.“
 

Ichigo nickte, doch dann platzte unerwarteterweise heraus: „Aber wie zum Teufel kannst du das in der Soul Society sagen? Ich meine, Tōshirō sieht wie 10 aus, vielleicht 13 wenns hochkommt. Doch er ist, keine Ahnung, aber nicht 10.“
 

Renji dachte darüber einen Moment ernsthaft nach, doch dann entschied er, dass er keine richtige Antwort darauf hatte. „Ich weiß es nicht. Ich muss auch hundert Jahre wie ein Kind ausgesehen haben.“
 

„Seltsam“, entschied Ichigo.
 

Danach verfielen sie für eine Weile wieder ins Schweigen. Ein Schiff bewegte sich langsam durch den Kanal und sie beobachteten den Fortschritt stromabwärts.
 

Wiedereinmal aus dem Blauen sagte Ichigo: „Ich mag Rukia, aber ich weiß nichts über Liebe.“
 

Renji nickte. „Darüber würde ich mir nicht so viele Gedanken machen.“
 

Er wollte sagen, dass Ichigo mit 15 alle Zeit hatte, um das noch herauszufinden. Doch ein Kind wie er? Hatte er? Ichigo war bereits in der Hölle und zurück gewesen und nun war da noch eine weitere Bürde, die die Soul Society ihm auf die Schultern gelegt hatte.
 

Zumindest würde Rukia auf der anderen Seite auf Ichigo warten. Sie liebte ihn, auch wenn er im Kampf scheiterte und, wenn Renji eins wusste, dann dass Rukia einen Weg finden würde, um die Regeln zu brechen, sodass Ichigo sich an sie erinnern würde.
 

„Ja, aber wie wusstest du es?“, fragte Ichigo, nahm einen Kieselstein auf, zog seinen Arm zurück und warf ihn dann kraftvoll in Richtung Fluss. Er segelte durch die Luft und landete mit seinem sanften, entfernten Platschen.
 

„Scheiße, wenn ich das wusste“, gab Renji zu. „Ich hatte nicht vor, mich in Byakuya zu verlieben. Ich meine, ich wusste, dass er heiß ist und ich wollte mit ihm schlafen, aber... nun ja, es ist nicht wirklich passend, oder? Und, scheiße, ich hätte mir einen weniger... komplizierten Typen nehmen können.“
 

„Oder jemand, der lächelt“, bot Ichigo an. „Du weißt schon, jemals.“
 

Renji lachte. „Ja, da hast du es.“
 

„Also... war es keine Wahl?“, fragte Ichigo. „Es kam einfach so über dich oder so? Wie in den Büchern?“
 

„Ich weiß nicht, was du für Bücher liest“, sagte Renji. „Aber, ich denke. Tatsächlich hat mich Kenpachi aus Versehen da reingeredet.“
 

„Kenpachi? Was zum... Warst du high?“
 

„Nein, besoffen“, sagte Renji mit einem Grinsen. „Und ja, ich weiß. Nicht der beste Typ für einen romantischen Ratschlag, aber weißt du, genau das war es. Er redete, als wäre alles, was ich brauche, einen guten Fick und ich bemerkte... nun ja, ich denke, ich habe gemerkt, dass ich mehr als das wollte.“
 

„Und Byakuya gibt dir das?“, Ichigo klang ein Stück weit verblüfft. Er blickte zu den Sternen hinauf, also suchte er nach einer Antwort. Da er sie dort nicht fand, blickte er wieder zu Renji und zog an seinem Ohr, als er fragte: „Weiß er überhaupt, wie man kuschelt?“
 

„Nicht wirklich gut“, gab Renji mit einem Kopfschütteln zu. „Aber, weißt du, wir arbeiten daran.“
 

Ichigos Mund bewegte sich einen Moment, bevor er endlich sagte: „Darf ich sagen, dass ich dich und ihn niemals zusammengesteckt hätte? Ich hätte niemals gedacht, dass du... nun ja, ich meine, wenn ich dich mit einem Typen zusammentun müsste, dann hätte ich Kira oder vielleicht Hisagi gesagt.“
 

„Shuu machts leider nur mit Kerlen, wenn er betrunken ist“, sagte Renji. „Und, überhaupt, er ist komplett in Matsumoto verschossen. Es ist schade, denn ich wäre ganz sicher darauf angesprungen. Kira... ja, nun ja, ähm...“ Renji wollte nicht wirklich in die ganze Sache mit Gin eintauchen, denn es war extrem gruselig und um ehrlich zu sein, ging es Ichigo nichts an. Also versuchte er nicht zu erröten, während er sagte: „Nun ja, weißt du, er ist... offen für alles, ähm, wir haben ein paar mal rumgemacht, sicher. Aber in der Akademie hatte er Momo hinterher geschmachtet und dann... war da ziemlich schnell jemand anderes.“
 

„Momo? Huh. Ich hätte nicht gedacht, dass der Typ eine heterosexuelle Ader hat.“
 

„Unterschätze Kira nicht, Mann“, sagte Renji warnend. „Er ist eiskalt. Wabisuke tritt dir in den Arsch.“
 

„Ok, ich nehme dich beim Wort“, sagte Ichigo.
 

Renji schielte im Mondlicht zu Ichigo. „Denke ja nicht, dass du jemanden nur vom Anschauen her kennst, ja? Das ist nur dumm.“
 

„Ich denke das nicht!“, keifte Ichigo. Dann nach einem Moment kaute er auf seiner Unterlippe und fragte: „Aber Yumichika, richtig?“
 

Renji musste zustimmen. „Total. Aber es macht ihn nicht schwach. Geh ruhig und versuche es, wenn du so denkst. Du wärst nicht der Erste. Es ist schon fast ein Begrüßungsritual in der Elften.“
 

„Hast du?“
 

„Was, versucht gegen Yumichika zu kämpfen? Nein. Ich bin vielleicht bescheuert, aber ich habe Stärke niemals an dem gemessen, was vor mir stand. Ich hatte Rukia, die mich eines besseren belehrt hatte. Noch Jahre vor Yumichika. Außerdem kann nur ein Idiot das Reiatsu nicht spüren, dass aus dem Kerl rauskommt.“
 

Ichigo sah ein wenig verletzt aus, sagte aber dann: „Das ist nicht meine Stärke, ok?“
 

„Oh, richtig. Tut mir leid.“
 

Ichigo legte sich in das Gras und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Er starrte zu den Sternen hinauf. „Glaubst du, dass sie ohne uns Don Kanonjis 'Ghost Bust' geschaut haben?“
 

„Ich hoffe mal nicht.“ Tatsächlich hoffte Renji, dass alle zu beschäftigt waren, über Ichigo zu tratschen, um sich überhaupt an diese dumme, peinliche Show zu erinnern.
 

„Ja, ich bin sicher, Paps hat sie aufgenommen.“
 

Aufgenommen? „Warte, was?“
 

„Ja, du weißt schon, Festplatte. Sodass wir es uns später anschauen können“
 

Renji fragte sich, ob es ihn zu einer schlechten Person machte, weil er sich wünschte, dass die Arrancar aufkreuzten und alle Aufnehmvorrichtungen in ganz Karakura Town zerstörten...
 


 

„Du bist überzogen mit Blut, Byakuya, wo bist du gewesen? Ist etwas passiert?“, fragte Ukitake, als er die Tür zu seinem Ugendō, das Häuschen am See, aufschob.
 

Es war spät, viel zu spät für gesellschaftliche Verpflichtungen, doch Byakuya hatte den Anderen gesagt, dass sie ohne ihn zur Division zurückkehren sollten. Es schien, als hätte Byakuya auch das Abendessen unterbrochen. Kyōraku und Rukia waren da, saßen auf dem Boden um einen niedrigen Tisch herum, auf dem ein dampfender Topf mit etwas stand, dass sehr Reichhaltig roch.
 

"Bitte entschuldigt die Störung..."
 

"Nein, nein, bitte komm herein, Byakuya", wandte Ukitake ein, doch er warf seinem Partner einen Blick über die Schulter zu, den Byakuya nicht lesen konnte. "Ich werde eine weitere Schale Tee holen. Wir machen Platz für dich. Rukia ist hier und Shunsui auch. Ich befürchte, du hast Orihime verpasst. Sie ist bereits zu Bett gegangen."
 

"Ich möchte euren Abend nicht stören", sagte Byakuya. "Ich komme nur gerade vom Rukongai. Wie du bemerkt hast, bin ich kaum für ein Abendessen gekleidet. Vielleicht könnten wir kurz vor die Tür gehen und..."
 

"Quatsch", sagte Kyōraku, als er herankam, um die Tür weiter aufzuhalten und Ukitake hindurchschlüpfte, um eine weitere Schale und anderes Geschirr zu holen. "Was ist ein bisschen Blut zwischen Freunde?"
 

Byakuya zog den blutbespritzten Mantel aus und legte ihn in Kyōrakus wartende Hand.
 

Rukia kam unter Kyōrakus Arm zum Vorschein und blickte Byakuya mit Sorge an. Sie hob ihre Hand, als wolle sie etwas von seiner Wange reiben, doch hielt sich zurück. "Nii-sama! Bist du verletzt!?"
 

"Nein. Wir haben Banditen eingekesselt, die eine Attacke auf eine Karawane mit Versorgungsgütern der Kuchikis geplant haben. Sie haben lieber Massensuizid begangen, als sich gefangen zu geben. Ich habe versucht, sie zu stoppen. Ich hatte nur zwei Hände und eine war zu langsam. Hätte ich von ihrem Plan und Verpflichtung gewusst, hätte ich ihnen als Vorsichtsmaßnahme all ihre Handgelenke gebrochen."
 

Rukias Hände verdeckten bei seiner Erklärung ihren Mund.
 

"Meine Güte!", rief Kyōraku, seine Augenbrauen waren hochgezogen. "Sieh mal einer an! Ich sehe. Er denkt wie ein Kuchiki, wie immer!"
 

Byakuyas Augen verengten sich. Warum klang das wie eine Beleidigung?
 

Ukitake hastete an seinen Partner vorbei, um Byakuya an die Hand zu nehmen. "Oh, was für eine schreckliche Nacht für dich! Trink etwas Tee. Deine Hände sind so kalt! Es muss draußen gefroren haben. Komm, ich bereite dir einen Platz an der Feuerstelle vor."
 

Auch wenn Byakuya auf ein schnelles Verhör gehofft hatte, ließ er es irgendwie zu, dass er hineingezogen wurde und sein früherer Kommandant wegen ihm ein Theater machte. Er bekam Tee und eine Schale Suppe. Da waren dünne Streifen mit Rindfleisch in einem kunstvollen Berg in der Mitte und Pilze sowie Shirataki-Nudeln. Er setzte die Suppe ab, um von dem Tee zu trinken. Wie immer war Ukitakes Tee makellos – reich und dunkel.
 

Nachdem sich jeder wieder an den Tisch niedergelassen hatte, murmelte Ukitake: "Solch eine entsetzliche Nacht." Doch dann fragte er: "Aber warum bist du zu uns gekommen?"
 

"Weil", erklärte Byakuya. "Die Banditen behaupten, sie sind loyal gegenüber Kaien Shiba und seinem Kommandanten."
 

Ukitake sah aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig werden.
 

Rukia verdeckte ihr Gesicht.
 

Kyōraku schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. "Oh, aber, aber. Ich bemitleide den Betrüger, wenn Kukaku Shiba davon hört. Du nicht auch, Herr Byakuya?"
 

Byakuya setzte seinen Tee ab. "Nein, Kommandant Kyōraku. Ich glaube, dass Kaien Shiba lebt."
 

"Aber... nii-sama", Rukia Byakuya einen geplagten Blick zu. "Ich weiß, dass ich ihn getötet habe."
 

"Ja, das hast du", bestätigte Byakuya fest und legte sorgsam das aus, was ihm auf seinem Rückweg zur Seireitei in den Sinn gekommen war. "Und du hast seinen Körper zum Shiba-Clan zurückgebracht. Einen Clan, der für seine verbotene Magie in Ungnade gefallen ist." Byakuya blickte zu Ukitake. "Magie, die du gewillt warst illegal einzusetzen, um einen untergebenen Günstling am Sōkyoku Hügel zu verschonen. Du scheinst eine Geschichte damit zu haben, dabei zu scheitern die Verantwortung für deine Untergebenen zu übernehmen, Kommandant."
 

Rukia keuchte, blickte zwischen Byakuya und Ukitake hin und her. „Was sagst du da, Nii-sama?“
 

Kyōraku antwortet: „Was dein Bruder andeutet, liebste Rukia ist, dass er denkt, dass die Shibas Kaien von den Toten auferweckt haben. Und er denkt, mein Partner, sein früher Kommandant, ist so weichherzig, dass er ihnen geholfen hat.“

Tea and Treason

"Mehr Tee?", fragte Ukitake und hielt Byakuya ruhig die Teekanne hin.
 

Das war nicht die Reaktion, die Byakuya erwartet hatte, nachdem er Ukitake vorgeworfen hatte, seinen Vizekommandanten, mithilfe des Shiba-Clans und illegaler Magie, von den Toten erweckt zu haben.
 

"Bist du sicher, dass es dir warm genug ist?", fragte Ukitake Byakuya sanft. Dann wandte er sich an Rukia und sagte: "Rukia, warum schließt du nicht die Tür und schürst das Feuer?"
 

Rukia, die an den Ärmeln ihres Shihakushō gezogen und elendig zwischen Byakuya und Ukitake hin und her geschaut hatte, sprang auf die Bitte ihres Kommandanten hin auf.
 

Die Feuerstelle zischte und knackte. Trotz der abendlichen Kühle war eine Tür des Ugendō aufgeschoben und hatte den Blick auf den See freigegeben. Papierlaternen beleuchteten einen Pfad zum Ufer, sie schwankten an knarrenden Bambusstangen. Grillen zirpten. Dann war Stille, als Rukia die Tür zuschob. Der Raum wurde merklich wärmer.
 

„Hast du keine andere Antwort?“, fragte Byakuya Ukitake.
 

„Du hast einen furchtbaren Schock, Byakuya“, sagte Ukitake und füllte Kyōraku Teeschale nach, bevor er sich selbst eingoss. „Du denkst nicht klar. Ich verstehe, warum du vielleicht denkst, dass ich zu solch einer drastischen Sache zurückgreifen würde, damit Kaien wieder unter uns weilt, aber der Rest macht keinen Sinn. Was würde ich von den Gütern der Kuchiki-Karawane benötigen?“
 

„Nicht du, natürlich. Die Shiba“, sagte Byakuya knapp.
 

Daraufhin lachte Kyōraku herzlich. „Glaubst du wirklich, dass Kūkaku Shiba Seide und Satin mit deinem Wappen drauf haben möchte?“
 

Byakuya hatte plötzlich das fürchterliche Bild in seinem Kopf, wie diese Schweine, reitende Ganju im feinsten Stoff der Kuchiki gekleidet waren. Er schüttelte seinen Kopf.
 

„Du versuchst mich töricht aussehen zu lassen“, sagte Byakuya ungeduldig. „Doch es ist absolut klar, dass die Shiba gut ausgestattet und versorgt sind. Sie müssen illegalen Handel betreiben, da es verboten ist, Lebensmittel ohne Lizenz im Rukongai zu verkaufen. Entweder stehlen sie für sich selbst oder für den Profit, das ist ziemlich egal. Ich habe keinen Zweifel, dass sie sich ihr Leben abseits des Gesetzes finanzieren.“
 

Rukia stand immer noch an der Tür und sagte leise: „Sie haben meine Entschuldigung akzeptiert. Sie sind nette Leute.“
 

Byakuya musste sich konzentrieren, damit sich seine Faust nicht in seinem Hakama vergriff. Zum Glück hatte Renji ihm von Rukias Besuch erzählt oder er würde nun einen sehr unschicklichen Wutausbruch haben. Dennoch musste er bei dem Gedanken daran, wie ein Kuchiki vor diesen Mischlingen kroch, die Zähne zusammenbeißen. Schlimmer noch, da es Rukia noch nicht einmal Leid tun musste. Sie hat nur ihre Pflicht als Soldat erfüllt. Wenn sich jemand entschuldigen musste, sollte es ihr Kommandant sein, der nicht in der Lage gewesen war, seinen Vizekommandanten zu töten.
 

Byakuya war gewillt gewesen, nicht nur seinen Vizekommandanten, sondern sogar seinen Liebhaber für das Aufrechterhalten des Gesetzes zu opfern. Er hätte nicht nur einen halben Herzschlag gezögert, wenn Renji von einem Hollow besessen gewesen wäre und den Kampf bereits verloren hätte. Byakuya hätte, wenn nötig, Renji mit seinem allerletzten Atemzug niedergestreckt.
 

Doch Ukitake hatte sich herausgewunden... hatte eine Krankheit, die an ihm nagte, vorgeschoben. Allerdings war das nicht der Streit, den sie nun austragen mussten. Tatsächlich, wenn Byakuya diesen Streit nun anfangen würde, würde er vermutlich viel, viel mehr als nur seine Beherrschung verlieren.
 

„Nett oder nicht, sie sind Gesetzeslose“, sagte Byakuya ruhig, doch er konnte nicht die Hitze aus seinem Blick nehmen, als dieser zu Ukitake glitt.
 

Kyōraku lehnte sich gegen Ukitake und stieß ihn mit seinem Ellbogen an, während er ausladend und verspielt gestikulierte. „Du steckst mit Gesetzlosen unter einer Decke, Hübscher.“
 

Ukitake lächelte, aber schüttelte seinen Kopf. „Byakuya meint es sehr ernst, Shunsui. Er möchte nicht, dass wir spotten.“
 

Und dennoch behandelten sie ihn wie ein Kind. Byakuya versuchte, das nicht unter seine Haut zu lassen. Er nahm einen Schluck von seinem Tee, um seine bebenden Emotionen zu beruhigen.
 

Kyōraku grunzte. „Wenn ich ihn ernst nehmen würde, Jūshirō, hätte ich bereits Stahl gezogen. Er kommt in dein Haus und beleidigt dich mit wilden Spekulationen? Nein, besser behandeln wir das, wie den Witz, der das alles ist."
 

Ah, also störte es Kyōraku ein wenig. Sie handelten vielleicht unerschütterlich, doch offensichtlich war das Thema Kaien Shiba ein Empfindliches. Es war also beachtenswert, dass Ukitake bisher nichts davon abgestritten hatte.
 

„Shunsui, dein Temperament“, sagte Ukitake sanft und legte eine Hand auf Kyōrakus Oberschenkel. Ihre Augen trafen sich in einer stillen Kommunikation von Langzeitliebhabern. Alte Streitereien, die nicht länger Worte benötigten, ausgelegt in einem kurzen Gesichtsausdruck.
 

Kyōraku lehnte sich zurück und ließ die Schultern fallen. Dann lachte er und sagte: „Es ist, weil wir so spät am Abend Sake benötigen, nicht diesen lächerlichen Tee. Lass mich ein stärkeres Getränk besorgen.“
 

Sie beobachteten, wie sich Kyōraku zu seiner bemerkenswerten Höhe aufrichtete und zum anderen Ende des Raumes ging. Das Holz in der Feuerstelle zischte und knackte.
 

Nun war es nur Ukitake und Byakuya, die sich gegenüber saßen. Rukia hing immer noch im Schatten bei der Tür und beobachtete unruhig Byakuyas Rücken. Kyōraku durchsuchte einen großen Kaidan Dansu, einen Treppenschrank, auf der anderen Seite des Raumes, so wütend, wie Byakuya ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
 

„Du solltest damit zum Generalkommandanten gehen, Byakuya“, schlug Ukitake vor. „Es sollte eine Fahndung gegen diesen Betrüger geben.“
 

„Ich bin sicher, Kūkaku würde helfen“, bot Kyōraku schnippisch an, ohne sich zu ihnen umzudrehen.
 

Ukitake nickte. „Er würde schnell festgesetzt werden, wenn man gezielt nach ihm sucht.“
 

Oder sie würden ihn schützen, bevor man die Chance dazu hatte. Byakuya war töricht gewesen, zuerst hierhin zu kommen. Wenn diese beiden Kommandanten Feinde waren, dann hatte er ihnen gerade einen großen Vorteil verschafft. Byakuya war viel zu vertrauensselig gewesen. Hatte Aizens Verrat ihm gar nichts gelehrt?
 

„Ja“, sagte Byakuya und stand auf. „Ich werde sofort gehen.“
 

Rukia trat hervor. „Ich werde mit dir gehen.“
 

Byakuyas erster Impuls war, zu protestieren, doch er stellte fest, dass er vom Verlangen überwältigt wurde, sie von dem Einfluss dieser beiden Kommandanten wegzubekommen. „Ich würde mich über deine Gesellschaft freuen, Rukia.“
 

Da sein Eindringen so unhöflich war, fühlte Byakuya die Notwendigkeit, sich angemessen zu verabschieden. Auch wenn die Atmosphäre ein wenig gezwungen war, spielten sie doch alle ihre Rollen. Ukitake gab Rukia einen Beutel von Leckereien mit und Kyōraku beharrte darauf, dass Byakuya eine Flasche von dem ‚guten Zeug‘ mit nach Hause nahm. Da waren die Versprechen, auf sich aufzupassen und sich bald wiederzusehen und die Verwandten zu grüßen. Rukia wurde herzlich umarmt und Byakuya bekam die einfache Verbeugung zwischen Ebenbürtigen.
 

Nach 20 Minuten waren sie endlich alleine und auf der Straße außerhalb der Dreizehnten. Die Läden in der Nachbarschaft waren für die Nacht verschlossen. Es war dunkel und leise, doch ein paar Laternen über ihnen erleuchteten die Hauptstraße. Das gedämpfte Licht zog Motten und jagende, braune Fledermäuse an.
 

Rukia umschlang ihre Brust, um sich zu wärmen. Byakuya überlegte, ihr seinen Mantel anzubieten, doch er war mit dem Blut der Banditen bespritzt.
 

Ihre Sandalen machten einsame Laute auf dem hartgetretenen Boden. Rukia blickte stirnrunzelnd auf den Boden und ihr Mund zuckte, als würde sie daran arbeiten, was sie zu sagen hatte. Schlussendlich blickte sie zu Byakuya auf. „Du glaubst nicht wirklich, dass Kaien-dono da draußen ist, oder Nii-sama?“
 

„Ich weiß es nicht“, sagte Byakuya ehrlich. „Ich hätte jedoch Ukitake nicht konfrontiert, wenn ich die Möglichkeit nicht für groß halte.“
 

„Ich habe ihn mit meinen eigenen Händen getötet“, sagte sie und blickte auf ihre Handflächen, als könne sie dort sein Blut sehen.
 

Selbst wenn er nicht wiedererweckt worden war, hatte Byakuya das Gefühl, als wäre Kaien eine verdammte und ruhelose Seele. Kaiens Erinnerung verfolgte Rukia viel zu sehr und wog viel zu sehr auf ihren Schultern. „Und du wurdest dafür freigesprochen, auch wenn es niemals unehrenhaft war, Rukia. Du hast getan, was getan werden musste.“ Als er an sein eigenes, kürzliches Handeln dachte, fügte Byakuya hinzu: „Da ist keine Schande darin, schnell zu handeln, um andere zu schützen. Egal was es kostet.“
 

„Er war mein Freund“, wisperte sie. „Mein Mentor.“
 

„Ja und was ihm widerfahren ist, ist fürchterlich“, sagte Byakuya so sanft wie er konnte, doch er hatte nur wenig Geduld für solche unnötigen Selbstanschuldigungen. „Doch in diesem Stadium hätte er nicht gezögert dich oder jeden anderen zu verschlingen. Es war deine Pflicht, das zu zerstören, zu was er geworden war. Darin solltest du Frieden finden.“
 

Sie schaute zu ihm auf, unvergossene Tränen glitzerten in ihren Augen. „Das tue ich“, sagte sie. „Das ist der Grund, warum mich der Gedanke so stört, dass er da irgendwo draußen ist… Byakuya, Kaien ist so nicht! Er würde nicht gegen die Soul Society arbeiten.“
 

Byakuya sagte nichts. Stattdessen blickte er in den klaren, dunklen Himmel hinauf. Sterne funkelten im Ama no Gawa, der über ihnen wie ein Fluss zu fließen schien.
 

„Es muss falsch sein“, fuhr Rukia fort. „Es wird so sein, wie Kommandant Ukitake gesagt hat: Ein Betrüger. Du kennst ihn nicht, wie ich es tue, Nii-sama. Kaien Shiba war ein guter Mann.“
 

Und du warst sehr in ihn verliebt, dachte Byakuya, doch sagte es nicht. Er behielt auch für sich, dass falls Kaien gestorben und wiederbelebt worden war, er sich geändert haben könnte. Die Magie der Wiedererweckung war nicht ohne Grund ein Tabu.
 

„Sollten wir nicht Blitzschritt verwenden?“, fragte sie. „Ist das Büro des Generalkommandanten überhaupt so spät noch besetzt?“
 

„Ich gehe nicht zum Generalkommandanten, Rukia.“
 

„Aber du sagtest…“
 

„Wenn öffentlicher Verrat auf dem Hinrichtungsplatz nicht an Ukitake und Kyōraku haften bleibt, wie könnten meine Worte im Ohr des Generalkommandanten hängen bleiben?“, sagte Byakuya mit einem Seufzen. „Darin gibt es keinen Sinn. Wenn ich gegen einen der Beiden mein Wort erhebe, muss ich mehr Anhaltspunkte mit weitaus mehr Beweisen haben. Es war… eine Ausrede zum Gehen.“
 

„Oh.“ Sie gingen für eine Weile im Stillen. Rukia beobachtete ihn mit ihren großen Augen, so sehr wie die von Hisana, und fügte endlich hinzu: „Ich weiß, ich war nicht da und du würdest es vermutlich nicht als wichtig erachten, aber ich kann nicht verstehen, wie du einen von ihnen beschuldigen kannst, wenn Aizen da draußen irgendwo ist. Seine Macht ist die absolute Illusion, Nii-sama! Warum könnte er Kaien nicht fälschen? Eine Illusion?“
 

Byakuya blickte zu Rukia. Es war natürlich möglich. Aizens Fähigkeiten waren erschreckend in ihrer Auswirkungen. Soviel sie wussten, hätte Aizen auch nicht durch das Garganta verschwinden können, um immer noch unter ihnen zu verweilen. Jeden Tag. Es war eine schreckliche Möglichkeit, dass Aizen selbst nun Illusionen erstellen und jeder Moment verdächtig sein könnte.
 

Aber so zu denken, würde jeden verrückt machen.
 

„Dieses ganze Szenario sieht sehr nach Aizens Machenschaften aus“, fuhr Rukia fort. „Ich meine, schau dir den Ärger an, den es verursacht. Du und Kommandant Ukitake… ihr habt euch immer nahe gestanden. Mit diesem Keil zwischen euch sind wir viel schwächer. Es ist wie als Aizen seinen Tod vorgetäuscht hatte und versuchte, es Kommandant Hitsugaya anzuhängen. Es war verrückt, was Leute gewillt waren, zu glauben. Er und Gin, sie waren immer am Flüstern, ließen die Leute an anderen zweifeln und haben all die Zwietracht gestreut. Wie ist das hier anders?“
 

War es nicht. Es war nur sicherer, sich Aizen weit, weit weg vorzustellen. Byakuya hielt auf der Straße an. „Du bringst da ein hervorragendes Argument an“, sagte Byakuya. „Ich verspreche, dass ich die Möglichkeit berücksichtige, dass Aizen seine Finger hier im Spiel hat.“
 

Rukia blinzelte zu ihm auf und lächelte dann langsam. Dann hob sie ihre Hand und hielt ihren kleinen Finger hin. „Indianerehrenwort?“
 

Das war lächerlich. Waren sie Kinder?
 

Nein, dachte Byakuya, sie ist meine Schwester und in diesem Moment behandelt sie mich, wie sie es bei ihrem Bruder tun würde. Und, mehr als alles andere, erinnerte ihn die Weise, wie Rukia zu ihm aufschaute an Yachiru. Und ihr konnte er keinen Wunsch abschlagen, egal wie bescheuert dieser war. Also hob Byakuya seine Hand und hakte seinen kleinen Finger in ihrem ein. „Ja, Indianerehrenwort.“
 


 

Es war spät, als Renji den Rückweg zum Shōten angetreten hatte.
 

Er und Ichigo hatten noch für eine Weile am Kanal abgehangen, Steine in den Fluss geworfen und über Musik oder darüber gesprochen, wie doof die High School war. Und über Rukia. Es schien, als habe Rukia Ichigo nicht viel über Inuzuri erzählt. Keine wirkliche Überraschung. Vieles von dem Mist... Ja, es war nicht wirklich für die Öffentlichkeit bestimmt.
 

Also war Renji darauf bedacht gewesen, die Geschichten positiv zu halten. Nun ja, so positiv wie sie halt eben sein konnten. Es überraschte Renji irgendwie, wie viele Geschichten er tatsächlich erzählen konnte. Es war klar, dass Rukia ihr Leben dort ein ganzes Stück weniger schlimm gemacht hatte. Die andere Überraschung war gewesen, wie wenig er Ichigo über sein Leben in der Akademie erzählen konnte. Rukia hatte keinen gemeinsamen Unterricht mit Renji gehabt, außer einige grundlegenden Stunden und dann... dann war sie gegangen, gegangen, um ein Kuchiki und ein Mitglied der Hofgarden zu sein.
 

Er war sich noch nicht einmal sicher, wer ihre Schulfreunde gewesen waren.
 

Es war seltsam, doch Renji begann zu glauben, dass sie vielleicht die ganze Zeit die Einsame von den beiden gewesen war, diejenige, die ausgegrenzt worden war.
 

Der feste Untergrund des Gehwegs war kalt unter seinen nackten Füßen. Seine Fußsohlen waren immer noch hart genug, dass er nur zerbrochene Bierflaschen vorsichtig umgehen musste. Ansonsten spürte er kaum den städtischen Müll unter seinen Füßen.
 

Renji runzelte die Stirn. Wie konnte das Urahara wissen? Hatte dieser verrückte Wissenschaftler irgendeinen abgedrehten Algorithmus, der das Gefühl von seinem Gigai irgendwie korrekt übertrug?
 

Alleine der Gedanke daran ließ Renjis Kopf schmerzen, doch er vermutete, dass das in irgendeiner Weise Teil des Gleichgewichts war. Immerhin fühlte er sich niemals seltsam in seinem Körper, so als wäre es nicht seiner. Die Bewegungen waren natürlich. Er wusste, dass er in seinem Gigai kämpfen konnte, falls nötig. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sein Körper so reagieren würde, wie er es erwartete. Die Muskelmasse fühlte sich richtig an. Sein Schwerpunkt. Alles davon.
 

Scheiße, er hatte Sex in dem Ding gehabt. Man würde doch meinen, falls sich etwas komisch anfühlen würde, dann das.
 

Der Typ war echt ein Genie. Aber warum konnte Urahara dann keine Mod Souls machen, die keine kompletten Wracks waren?
 

Körper mussten einfacher als Seelen sein.
 

Ja, das war offensichtlich.
 

Urahara hatte das Licht für ihn angelassen. Grelles, elektrisches Licht beleuchtete den hölzernen Vorbau des Shōten, als Renji vor dem Vordereingang einhielt. Das Schild sagte, dass der Laden geschlossen sei und er hatte keine Schlüssel.
 

„Ach scheiße“, murmelte Renji mit einem Blick zurück in die Richtung, in der die Kurosaki-Klinik lag. Vielleicht hätte er Ichigo fragen sollen, ob er über Nacht bleiben könnte. Würde er überhaupt in diesen klitzekleinen Kleiderschrank passen, in dem Rukia geschlafen hatte?
 

Doch bevor Renji sich wieder auf den Weg dahin machen konnte, von wo er gekommen war, glitt die Tür auf. Urahara gähnte und blinzelte Renji verschlafen an. „Ah, der verlorene Sohn ist zurückgekehrt!“
 

Urahara trug eine grüne Pyjama-Hose, die mit gelblichen Quadraten gemustert war. Jedes Quadrat hatte eine Art lateinischen Buchstaben in sich und Wörter, die Renji nicht lesen konnte.
 

Als Urahara Renjis neugieriges Starren bemerkte, deutete er auf ein 'H' und sagte: „Wasserstoff. Es ist das Periodensystem der Elemente... Nur gemischt. Es macht mich tatsächlich etwas verrückt zu sehen, wie durcheinander sie sind, alle außer der Reihe, doch es war ein Geschenk von Tessai. Er ist ein Zauberer, kein Wissenschaftler, weißt du. Es war ein netter Gedanke.“
 

„Richtig“, sagte Renji, hatte dabei keine Ahnung, von was Urahara sprach, außer von der Tatsache, dass er etwas daran nicht mochte. Und dass Tessai sie ihm geschenkt hatte. Renji stand für einen Moment da und staunte darüber, wie er es immer tat, dass Urahara ohne Hut schon fast knabenhaft aussah. Als er realisierte, dass er immer noch dumm in der Gegend rumstand, fragte er: „Also, ähm, kann ich reinkommen?“
 

Urahara erschrak, als würde er plötzlich erst bemerken, dass er immer noch die Tür blockierte. „Oh, ja, natürlich“, sagte er und trat zur Seite. „Wie war dein Abend, Vizekommandant?“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Nun ja, lass mal überlegen. Matsumoto hat mir den letzten Yen abgeschwatzt. Ichigos Freunde denken alle, dass ich mit ihm ausgehe. Und... diese fürchterliche Show wurde scheinbar aufgenommen, sodass niemals Gras drüber wachsen wird. Ich persönlich hoffe auf eine massive Arrancar-Attacke, um alle ihre Gedanken von meinem verdammten Scheißleben wegzulenken.
 

„Oh.“ Als er neben Renji den Flur zu seinem Zimmer hinunter gingen, sagte er: „Nun ja, auf der anderen Seite: Ich bin mir sicher, dass dein Wunsch früh genug in Erfüllung geht.“
 

Renji grunzte. „Ich denke, das ist schon mal was.“
 

Urahara nickte. Sie waren an Renjis Tür angelangt. Urahara stand weiter erwartungsvoll im Flur. Seine Hände waren vor der Brust verschränkt und er kräuselte die Lippen, als versuche er Worte dafür zu finden, was er sagen wollte. Es war nicht so schwer zu erraten, worüber es gehen würde.
 

Renji seufzte. „Also hast du die Show gesehen?“
 

„Ja“, sagte Urahara.
 

Also Urahara nicht mehr anbot, forderte ihn Renji auf. „Und?“, er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann mich jetzt auch genauso gut dran gewöhnen. Komm schon, verpass mir einen Spruch.“
 

„Oh, kein Spruch“, sagte Urahara und winkte mit der Hand ab. „Nichts dergleichen. Aus irgendeinem Grund habe ich die Verbindung nicht machen können, bis der Moderator mehr über Streifen und Bestien und was noch alles geredet hatte. Doch deine Tattoos... sie sind für Zabimaru?“
 

Renji brauchte einen Moment um zu bemerken, dass das eine Frage war. Als er das endlich tat, zuckte er mit den Achseln. „Ja. Was davon?“
 

Urahara rieb sich den Nacken und grinste nervös. „Oh, es ist nicht wichtig. Ich habe mich nur gefragt, wann du...“, er machte von seiner Stirn eine Abwärtsbewegung „...angefangen hast.“
 

Schien ziemlich persönlich, oder nicht? Dennoch war es nicht so, als würde Renji mit jemanden sprechen, der das nicht verstand. Und der Typ war Wissenschaftler. Renji vermutete, dass es war, als würde er mit einem Heiler oder Arzt reden. „Du fragst, wann ich begann, sie zu wollen oder wann ich sie bezahlen konnte?“
 

Urahara schien sich ein wenig zu entspannen. „Ersteres bitte.“
 

„Rukia sah diesen Shinigami, ja? Einer von uns. Keiner von denen, die...“, Renji hielt inne, bevor er sagen konnte 'uns einkesselten' und blickte auf, um abzuwiegen, was er stattdessen sagen sollte. Es war bei Urahara schwer zu sagen. Er war ein Gesetzesbrecher, sicher. Doch Lady Yoruichi ging, wie es schien, straffrei zwischen den Welten hin und her. Also hielt es Renji zurück. „Ich meine einen Typen von der Nachbarschaft, verstehst du? Es war ein Moment für sie. Rukia hatte danach in ihrem Kopf, dass wir auch in der Lage waren, solche Sachen wie Kidō zu vollführen. Sobald wir mit dem Üben anfingen... Das war der Moment, in dem es anfing..."
 

Renji ließ die Worte wieder ausklingen. Es war bereits etwas gefährlich von der Idee zu erzählen, dass er sich für seinen inneren Dämonen hatte tättowieren lassen. Doch es war eine ganz andere Ebene zuzugeben, dass er sich die Markierungen auf seinen Körper gekratzt hatte, bis es blutete.
 

"Das war vor der Akadamie?"
 

Renji nickte. "Jahrzehnte."
 

"So lange?", Urahara schien überrascht.
 

"Stell dir das mal vor, niemand hat eine Sänfte für uns geschickt", sagte Renji. "Wie auch immer, wir hatten Familie, die nicht gut darin war. Rukia wollte sie nicht zurücklassen." Wenn das Schicksal nicht seine Visage gezeigt hätte, wären sie immer noch dort. Sein Körper übersäht mit selbst zugefügten Narben oder, noch wahrscheinlicher, mit Yakuza-Tinte. Er wandte seinen Augen von Uraharas durchdringenden Blick ab. "Die Sache war, dass wir warten mussten, bis sie uns verlassen. Wenn du weißt, was ich meine?"
 

"Ja, ich glaube, das tue ich", sagte Urahara. Doch wenn es ihn bekümmerte, zeigte er das nicht. Stattdessen schien er, etwas in seinem Kopf durchzugehen. "Also, die vorgeschriebenen Jahre in der Akademie... hmm, und dann, wie lange hast du für Bankai gebraucht?"
 

Renji zuckte mit den Achseln. Es war schwer zu sagen, wann sich das Training im Shikai zum Training für Bankai gewandelt hatte. "Ich bin seit etwas weniger als einem halben Jahrhundert bei den Hofgarden. Warum möchtest du plötzlich das ganze Zeug wissen?"
 

"Oh, es war die Fernsehsendung, du verstehst!", Urahara lächelte freundlich. Renji bekam das Gefühl, dass wenn Urahara seinen Hut aufgehabt hätte, das nun der Moment wäre, in dem er ihn mehr in sein Gesicht schob. "Es hat da etwas losgerüttelt, ein Gedanke, eine Idee wegen diesem Reinigungsritual, von dem dein Partner möchte, dass du es durchführen lässt."
 

"Ja?", Renji löste sich neugierig von der Wand. "Inwiefern?"
 

"Wie Kondome", sagte Urahara, als würde das einen Sinn ergeben. "Was denkst du, ist der bessere Schutz? Ein Kondom tragen oder deinen Penis abgeschnitten bekommen?"
 

Renjis Hände wanderten direkt, um seine privaten Stellen zu schützen und zuckte zusammen. "Gott! Das Erste! Was zum Teufel soll diese Frage überhaupt? Ich meine, grundsätzlich funktioniert die andere Methode, vermutlich sogar besser, in einer verschrobenen Art und Weise vielleicht sogar zuverlässiger, aber – Scheiße! Wer würde so etwas tun?"
 

"Exakt", sagte Urahara fröhlich. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging. "Gute Nacht, Vizekommandant!"

Thwarted Dreams

Renjis Traum hatte sich so real angefühlt, dass er immer noch den Staub in der heißen Sommerluft riechen und die Belastung in seinen Muskeln spüren konnte.
 

Dennoch war es genug Traum gewesen, dass sich die Hintergründe immer geändert hatten. Manchmal kniete er in der Mitte des Übungsplatzes der 6. Division, die ganze Einheit und alle seine Freunde beobachteten ihn von den Säulengängen und Doppelloggia. Ein anderes Mal war die Menschenmenge sogar größer und er war nackt auf dem Kampfplatz der Elften, während fast die gesamten Hofgarden kommen und gingen.
 

Egal wo er war, das Gefühl des Traumes war immer gleich: Demütigung. Nackt, gefesselt und geknebelt, sein Schwanz unbedeckt, zur Schau gestellt. Renji wurde vor allen entwürdigt, während die Menge lachte und johlte.
 

Jemand – Momo? Matsumoto? Oder war es Rukia? – rief über die Menge hinweg: „Peitsch ihn aus! Peitsche ihn aus, wie den Hund, der er ist!“
 

Kenpachi schaute ihn einen langen Moment an, als wäre er enttäuscht oder gelangweilt oder beides und dann wandte er ihm den Rücken zu und ging.
 

Der erste brennende Schmerz der Peitsche ließ Renji erschrocken aufwachen.
 

Schweißgebadet blickte er sich in dem Raum um, versuchte sich in der Dunkelheit zu orientieren. Die glühend roten Lichter des LED-Weckers auf dem Boden sagte: 03:00 Uhr. Durch die dünnen Wände des Shōten konnte Renji das Fauchen des Straßenverkehrs und das sanfte Platschen von Regen auf den Dachziegeln hören. Er hatte die Decke fest in seiner Faust und versuchte den brennenden Phantomschmerz auf seinem Rücken zu verbannen.
 

Es war keine wirkliche Menschenmenge anwesend gewesen, als Renji zum einzigen Mal eine öffentliche Tracht Prügel hatte einstecken müssen. Nein, eher auspeitschen. Es war eine Rute gewesen und das Ganze war brutal, hässlich aber gnädiger Weise kurz gewesen. Fertig und abgeschlossen, bevor er überhaupt etwas neben dem weißen, heißen Zorn und Verärgerung gespürt hatte. Sein Reiatsu hatte damals bereits angefangen, ihn zu schützen, auch wenn er noch nicht gewusst hatte, wie er das hervorrufen könne. Die Striemen verschwanden bereits, als er Rukia eingeholt hatte und sie hatte ebenfalls nie die Tattoos gesehen, die er ihnen zu verdanken hatte.
 

Doch der Traum war keine Erinnerung an etwas davon gewesen. Das Gefühl war anders gewesen. Er hatte keine Schande darüber verspürt, die Prügel einzustecken. Er hätte noch Tausend mehr davon eingesteckt, wenn das bedeutet hätte, dass Rukia von diesen Teehaus-Dieben freigekommen wäre. Er bereute nichts. Das Einzige, was ihm jemals davon den Schlaf gekostet hatte, waren die Tode ihrer Brüder, doch er tröstete sich immer wieder mit dem Wissen, dass ihnen klar gewesen war, was für ein Risiko sie eingegangen sind. Sie hatten sich freiwillig gemeldet und haben genauso darauf gepocht, wenn nicht sogar mehr, als er selbst.
 

Renji rollte sich auf den Rücken und blickte die dunkle Zimmerdecke an.
 

Offensichtlich war es nicht das, was den Traum heraufbeschworen hatte. Nein, er war blöd. Renji wusste ganz genau, woher er kam und worum es da wirklich ging.
 

Er dachte, dass er seinen Frieden mit dem Demütigungsfetisch geschlossen hatte, doch es war klar, dass das Schwachsinn war. Er hatte niemals gewollt, dass Byakuya etwas davon öffentlich machte, doch erst war es Aio in der Bibliothek gewesen und dann Eishirō und Rukia im Hotel. Nun würde die ganze, verdammte Gotei davon erfahren.
 

Alle würden den Respekt vor ihm verlieren, den sie vor ihm gehabt hatten. Renji hatte immer gedacht, dass es nicht wirklich von Bedeutung war, was andere von ihm dachten, doch das war eine Lüge gewesen. Der ganze Scheiß tat immer weh. Er konnte es niemals so abschütteln, wie er es wollte, so wie er tat, dass er es konnte. Jedes Bläffen, jeder Hunde-Kommentar – es war immer, wie das Brennen eines Peitschenhiebes, schnitt durch Fleisch und traf jedes verdammte Mal den Nerv.
 

Er hatte sich den Arsch aufgerissen, um das alles abzuschütteln und nun ließ er es zu, dass ihn Byakuya auf seine Knie warf, sein Gesicht in den Dreck drückte und... seine Sandalen leckte.
 

Wo zum Teufel war sein Selbstrespekt?
 

Zabimaru grummelte tief im Inneren.
 

Ja, ok, ein paar Sachen davon hatte er tun müssen. Überleben triumphierte immer über Stolz, ohne Fragen, ohne Reue.
 

Doch was ist mit all dem Mist kürzlich? Warum konnte er nicht 'Nein' sagen? Warum konnte er das nicht besser durchdenken, wie er sich wirklich damit fühlte, bevor es zu spät war? Warum war da überhaupt eine Option auf diesem verdammten Fragebogen, der sagte 'Macht mich nicht an, aber ich würde es für dich tun'?
 

Denn das war die Auswahlmöglichkeit, die Renji viel zu oft angekreuzt hatte, als er es hätte tun sollen.
 

Renji warf sich wieder herum. Als er den großen Stofftiger fand, drückte er ihn an seine Brust.
 

Immer noch so verdammt besorgt, auch nur auf seinen Schatten zu treten. Denn trotz ihres Fortschrittes hatte Renji Angst – Angst davor, dass 'Nein' zu sagen, Zurückweisung bedeutete. Angst davor, dass eine Linie zu ziehen nur bedeutete, Byakuya dazu zu nötigen, diese zu übertreten.
 

Renji hielt den Tiger so fest, dass er drohte zu zerreißen, während er still über seine eigene Schwäche fluchte.
 

Ich denke sogar daran 'Ja' dazu zu sagen und zuzulassen, dass er dich mir mit diesem dummen Reinigungsritual wegnimmt, dachte Renji an Zabimaru gerichtet. Und du bist die einzige Stärke, die ich besitze.
 

Wir haben keinen Schwächlich ausgewählt, grummelte der Pavian. Einen Narren vielleicht. Aber du bist stärker, als du dir selbst eingestehst.
 

Reiß dich wieder zusammen, du Idiot, zischte der Schlangenschwanz, und kämpfe.
 

Gehorsam zog sich Renji mit einem Grunzen auf die Füße. Zabimaru hatte Recht. Renji hatte das niemals in seinem Kopf durchdacht. Es war zu verwirrend und verschroben. Besser zu drängen und zu kämpfen, bis er zu erschöpft war, um geradeaus zu denken.
 

Er warf sich die Seelenpille in den Mund und schluckte sie. In einer Sekunde hatte er den Gigai hinter sich gelassen. Er ging festen Schrittes zum unterirdischen Trainingsplatz, Zabimaru fest in seinem Griff.
 

Sein Blick war fest, fokussiert und entschlossen. Immerhin war er derjenige, der heutzutage die Peitsche hielt. Seine Hiebe waren diejenigen, die Fleisch vom Knochen trennen konnten.
 


 

Byakuyas Morgen begann mit einem Haufen von Briefen. Eishirō hatte den Stapel mit Papieren neben einer großen Kanne Tee hereingebracht. Byakuya hatte sich noch nicht bemüht, aus dem Bett aufzustehen und saß nun stattdessen mit dem Tablett auf seinem Schoß und nippte am Tee, während er die Briefe durchging. Eishirō kniete an der Tür, Papier und Pinsel neben ihm und notierte zu erledigende Punkte, die Byakuya auffielen.
 

In seiner gewohnten Effizient hatte Eishirō die Briefe so angeordnet, dass die alltäglichen Punkte zuerst erledigt wurden. Byakuya hatte sich für einen Steinmetz entschieden, der den Bereich der Mauern des Anwesens reparierte, die durch Alter und Verschleiß bröckelig geworden war. Einladungen waren abgelehnt worden. Einige Kandidaten für das Erbe waren angeschaut und eine Anzahl mit Zustimmung an Tante Masama geschickt worden, um Gespräche zu arrangieren.
 

Nun, als sich Byakuya dem Ende des Stapels näherten, kamen die komplexeren und/oder persönlichen Briefe.
 

Zu Byakuyas Überraschung und Freude war der erste Brief von Renji.
 

"Byakuya,

Hey Liebling,

Byakuya,

ich habe keine Ahnung, wie du diese Dinger schreiben kannst. Ich kann noch nicht mal anfangen. Erwarte keine Posie, außer vielleicht die Art von Reime mit 'violets are blue'.

;-)"
 

Byakuya musste das Papier zur Seite drehen, um zu erkennen, dass das lustige, kleine Bild ein zwinkerndes, lachendes Gesicht sein sollte. Woher hatte Renji das? Doch es war seltsam charmant und, natürlich, musste Byakuya sein eigenes Lächeln unterdrücken, während er sich an Renjis vergangene Versuche in Sachen Posie erinnerte.
 

"Wie auch immer, ich sollte dich vermutlich warnen, dass irgendein Idiot uns im Sentō 'bemerkt' hat und losmarschiert ist, um es einer verrückten TV-Show-Persönlichkeit zu erzählen. Ich würde mir nicht die Mühe machen, dir davon zu erzählen, wenn Urahara nicht gesagt hätte, dass vielleicht diese Spinner von der Zwölften Fernsehsendungen aus dem Diesseits schauen und es deswegen nicht vielleicht rauskommen könnte.

Dein Ruf ist jedenfalls sicher. Es sind meine Tattoos über die scheinbar jeder reden muss. Die Werbung sprach über mich, als wäre ich ein wildes Tier, aber du weißt schon, Ichigo hat es erraten, also kann ich mir nicht vorstellen, dass es für sonst wen schwer sein wird, eins und eins zusammenzuzählen. Er ist nicht wirklich ein Raketenwissenschaftler, wie man hier so sagt."
 

Das war irgendeine Art von Witz, da war Byakuya sicher, doch er verstand es nicht. Eine Menge von den Dingen, die Renji schrieb, waren verwirrend, doch Byakuya verstand genug um zu wissen, dass sie im Sentō entdeckt worden waren und es sich vielleicht rumsprechen würde.
 

"Wie ich geschrieben habe, musst du dir um nichts Sorgen machen. Es war eine Party letzte Nacht und, nun ja, jeder denkt, dass ich mit Ichigo da gewesen bin. Bin mir nicht sicher, was das über uns aussagt, aber, weißt du, im Falle, dass du dieses Gerücht hörst, wollte ich sicher gehen, dass du nicht glaubst, dass es wahr ist. Er ist goldig und all das, aber Er ist absolut nicht mein Typ, wie du wissen solltest.

Urahara scheint über unser Problem zu grübeln. Er sagte die Nacht seltsamen Mist und hat wie so oft kryptisch 'erklärt', was mich am Ende noch mehr verwirrt als geholfen hat. Die Sache ist die, dass du deiner Tante sagen kannst, dass wir das im Griff haben.

Ich denke, wir sind an dem Punkt angelangt an dem der Brief, wenn du ihn schreiben würdest, mit irgendwas Wundervollem enden würde, sodass ich dich vermissen würde. Ich weiß nicht, wie man sowas macht. Also sage ich nur, wie sehr ich es mag, wenn du mir schreibst. Ich behalte die Briefe unter meinem Kissen und lese die guten Teile immer wieder. Ich denke, ich sollte nicht überrascht sein, dass du gut beim Hofieren bist, aber es ist nett derjenige zu sein, der am empfangenden Ende ist.

Verstanden?

Nein. Gottverdammt.

Es ist einfach nur nett.

Pass auf dich auf,

Renji"

Byakuya lächelte. Renji wusste vielleicht nicht, wie charmant er war, doch er war es. Tatsächlich vermisste Byakuya ihn in diesem Moment furchtbar und stellte fest, dass er den letzten Absatz noch ein paar Mal las, bevor er ihn widerwillig zur Seite legte.
 

Da war noch ein weiterer Brief auf dem Stapel. Neugierig darüber, dass Eishirō dachte, dass etwas nach dem Schreiben von Renji kommen sollte. Byakuya drehte das Papier um und sah das Siegel der Kuchiki. Von wem das wohl war?
 

Ah, ja, seine Cousine Hiroko, die, die dem 3. Offizier, Miisho Ōta, versprochen war.
 

Sie schrieb:
 

„Mein liebster Cousin, Lord Kuchiki,

ich muss zugeben, dass ich überrascht war, einen Brief von unserem Familienoberhaupt zu erhalten. Ich bin beeindruckt, dass du dich an eine so unbedeutende Verbindung wie mich erinnerst. Ich konnte wohl kaum einen vorteilhaften Eindruck hinterlassen, als wir uns das letzte Mal sahen, da ich mir sicher war, dass mein Daumen die ganze Zeit fest in meinem Mund steckte.

Jedoch bin ich geschmeichelt und zutiefst geehrt, bei einer solch heimlichen Angelegenheit ins Vertrauen gezogen zu werden.

Ich fühle mich wie ein Spion!

Außerdem, da du nach meiner Ehrlichkeit gefragt hast, werde ich sie dir geben. Herr Ōta ist nett genug, aber ich habe diese Vereinbarung mit ihm nicht aus Liebe getroffen. Du liegst richtig mit der Vermutung, dass ich wünsche, der Hofgarde beizutreten. Doch es ist nicht, weil ich träume, ein Krieger zu sein.

Mein Interesse ist die Wissenschaft.

Unsere Familie toleriert mein ‚Hobby‘, doch kann es nicht wirklich fördern. Mein Vater würde mir freudig alle Ausrüstung oder Bücher kaufen, nach denen ich mich sehne, doch woran es mir mangelt, sind geeignete Kollegen. Ohne erhebliches Reiatsu wurde ich nicht als angemessener Kandidat für die Akademie erachtet. Und so habe ich vor langer Zeit selbst die besten Lehrer übertroffen, die einer Dame zugänglich sind.

Ein Mann wie du es bist, mag vielleicht meine selbstsüchtigen Wünsche nicht nachvollziehen können. In deiner Position musst du immer an die Familie, unserer Ehre und unserem Ruf denken. Es muss abscheulich für jemanden wie dich erscheinen, dass ich so willentlich und billig unseren Namen für die kleinste Chance verkaufe, um nur für 2 Minuten die Gesellschaft eines Verstandes wie meinen zu haben.

Es gibt keine Ausreden, die ich vorzuweisen habe, mein Herr. Ich war mir vollkommen bewusst, dass unsere liebreizende Tante Masama meine Schwäche zu ihren Gunsten ausnutzte. Ich habe tatsächlich keine Ahnung, was ich tun werde, wenn meine Ehrlichkeit in dieser Angelegenheit meine Chancen sabotieren wird. Ich kann nur hoffen, dass du Mitleid für ein närrisches Mädchen empfindest, dass sich wagt, außerhalb ihrer Reichweite zu träumen.

Dein ergebenster Diener,

Hiroko Kuchiki“
 

Byakuya ließ seine Hand mit dem Brief sinken und blickte aus dem Fenster hinaus. Weit entfernt war eine Frau, deren Schicksal vereitelt worden war. Hätte sie nur das Reiatsu, würde sie zur Akademie gehen. Ihr Name hätte vielleicht Augenbrauen erhoben, doch wäre da das Glimmen der Seele eines Zanpakutō gewesen… Nun ja, der Pfad eines Kriegers war etwas, dass die Familie verstand und respektierte. Selbst wenn sie sich der Wissenschaft zugewandt hätte, wäre es immer noch genug gewesen, ein Zanpakutō an ihrer Seite zu haben.
 

Ähnlich war es, wenn sie im Rukongai mit einem anderen Namen geboren worden wäre. Sie hätte dann immer noch gehen können. Die Akademie nahm brilliante Geister auf und lehrte sie, selbst die ohne Hoffnung ein Zanpakutō zu erlangen, denn Kommandant Kurotsuchi akzeptierte alle talentierten Seelen in seiner Division. Schlau genug und sie würden sogar vermeiden, selbst Experimente zu werden.
 

Doch gegeben dieser besonderen Möglichkeiten, würde niemand eine Kuchiki riskieren. Besonders keine, die schön und heiratswürdig ist.
 

Niemals. Sie war zu kostbare Handelsware.
 

Tante Masama muss ihren Schmerz, gefangen von Machtlosigkeit, Name und Geschlecht, nur allzu gut verstanden haben.
 

Byakuya setzte das Tablett mit dem Tee zur Seite und stand auf. „Wir werden Frühstück mit unserer Tante zu uns nehmen“, informierte er Eishirō. „Und wenn du meinen nutzlosen, 3. Offizier finden kannst, lass ihn auch erscheinen.“
 

Er hatte keine Ahnung, was er sagen wollte. Alles was er wusste war, dass er Worte an sie richten würde.
 


 

Renji lag im Staub, Uraharas Worte hallten immer noch in seinem Ohr wider. Bleib zurück. Du bist nutzlos.
 

Es war das verdammt Letzte, was er heute hören wollte. Die Worte schnitten ihn, wie der erfahrene Hieb einer Peitsche.

Breakfast War

Byakuya wartete geduldig auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen. Seine Gegner würden unvorbereitet sein. Immerhin hatte er sich behutsam in ein Gefühl der Sicherheit eingehüllt, indem er mit ihnen über hoffnungsvolle Kandidaten auf die Erbschaft gesprochen und aktuelle Entwicklungen in der Theaterszene besprochen hatte.
 

Tante Masama sah tatsächlich ziemlich entspannt aus. Sie lächelte vor sich hin und schenkte Byakuya erneut Tee ein und war dabei vorsichtig, dass sie nicht die Ärmel ihres hellblauen Kimonos über den Frühstückstisch zog.
 

Der 3. Offizier Miisho Ōta strahlte dümmlich, offensichtlich unglaublich geehrt, dass er zu einem vertrauten Frühstück mit seinem Kommandanten eingeladen worden war.
 

Meisen zirpten fröhlich in den weißen Kiefern, die durch die geöffneten Türen zum Garten hin sichtbar waren.
 

„Ihr beide seit ziemlich verachtenswert“, sagte Byakuya.
 

Sie keuchten unisono. Tantchen Masa legte ihre Hand über die Brust.
 

Bevor sie sich erholen konnten, holte Byakuya den Brief seiner Cousine aus seinem Shihakushō hervor und fuhr fort. „Ich korrespondiere mit unserer Cousine Hiroko, die mich über ihren Wunsch informiert hat, auf die Akademie zu gehen. Ich habe ihrem Vater geschrieben und ihm gesagt, dass ich es nicht gerne sehe, dass einem Kuchiki das Geburtsrecht verweigert wird. Außerdem habe ich ihr einen Betrag geschickt, um die Reisekosten zu decken, sowie eine Ehrenwache. Also wird er keinen Grund haben, nicht zuzustimmen. Jedoch bin ich mir sicher, dass er, wie auch alle anderen Anwesenden hier, nur das Beste für seine Tochter möchte.“ Byakuya steckte den Brief zurück in die Innentasche seiner Kosode und sprach weiter. Er blickte sie fest an, pinnte sie abwechselnd unter seinem Blick. „Sagt mir nun, warum ich nicht auch noch ihren Heiratsvertrag auslösen sollte.“
 

„Sie würde die Prüfung nicht bestehen“, sagte Masama mit einem Schniefen.
 

„Ich vermute, sie wird“, sagte Byakuya scharf. Dann nahm er einen bewussten Schluck von seinem Tee, um sein Temperament etwas zu beruhigen. „Du bist dir voll und ganz darüber im Klaren, dass sie nur wegen ihrem wissenschaftlichen Interesse bereits akzeptiert werden könnte. Achtlos davon habe ich vertrauen, dass jeder Kuchiki die Kraft hat, zu bestehen. Doch sollte der Bedarf bestehen, kannst du mir vielleicht einen Rat geben, welcher der Prüfer am Einfachsten zu kaufen ist.“
 

Man musste ihm anrechnen, dass der 3. Offizier geschockt aussah.
 

„Ich sollte denken, dass du das bereits weißt“, schnaubte Tante Masama. „Hast du so nicht unsere kostbare Rukia avanciert?“
 

Byakuya öffnete seinen Mund, doch realisierte dann, dass er nur ihren Köder schluckte. Er schloss ihn wieder und bediente sich an dem gegrillten Lachs und Bettarazuke, eingelegtem Rettich. Nach einem langen, kühlen Moment, sagte er einfach: „Du hast mich nun überzeugt.“
 

„Kommandant, ich habe meine geliebte Hiroko treu hofiert“, begann der 3. Offizier, doch dann, zur Überraschung aller fügte er gehetzt hinzu: „Aber niemand sagte mir, dass ihr die Akademie verweigert wurde! Das ist nicht richtig! Ich bin ein geduldiger Mann. Ich kann warten, bis sie den Abschluss gemacht hat.“
 

Natürlich konnte er das, denn dann hätte er doppelt so viele Juwelen für seine Krone: Eine Kuchiki und ein Mitglied der Hofgarden.
 

Auf der anderen Seite konnte Byakuya sehen, wie Masama den Verlust einer potentiellen Familienallianz neu kalkulierte. Sie hatte bereits Hiroko für den Vorteil, einen Spion in der Sechsten zu haben, unter Wert verkauft. Der Einfluss war schon lange verloren, Byakuya würde dem 3. Offizier niemals wieder Geheimnisse anvertrauen, egal wie unwichtig diese erschienen. Tatsächlich hatte er noch nicht einmal angeboten, ihn wiedereinzusetzen. Der 3. Offizier konnte alles gewinnen, Masama konnte alles verlieren.
 

Würde sich also Byakuyas Schachzug sie auszuspielen, wie er plante? Oder würde Masama ihre Zunge hüten und erlauben, dass jemand, der kaum ein Adliger war, einen solchen hohen Preis ohne Gegenzug verlangte?
 

Byakuya wusste, dass bei der Formalität, mit der Tante Masama den 3. Offizier adressierte, er gewonnen hatte.
 

„Herr Ōta“, begann sie. „Es scheint, dass sich die Dinge recht dramatisch geändert haben.“
 

Bevor der 3. Offizier damit anfangen konnte, was auch immer für einen jämmerlichen Handel herauszuschlagen, stand Byakuya auf. Beide kamen eilig auf die Füße. „Es scheint, als habt ihr einen Vertrag neu auszuhandeln“, sagte Byakuya. „Ich erwarte die Neuigkeiten des Ergebnisses in meinem Büro in der Division.“
 

Damit verließ er sie.
 

Durch eine Schüssel Cornflakes kauend starrte Renji den grummeligen Quincy an, der ihm gegenüber am Frühstückstisch saß. Ishida sah genauso unglücklich darüber aus, im Shōten zu sitzen wie Renji es war, dass er überhaupt da war. Tessai sang irgendeine italienische Oper vor sich her, während er die Teller zurück in den Schrank stellte. Ururu bot Ishida schüchtern eine Tasse Kaffee an. Jinta grummelte darüber, dass er im Laden ganz alleine fegen müsste und warf Renji einen bösen Blick zu, als er den Raum verließ.
 

Urahara lehnte gegen die Küchenzeile, nippte an seinem Kaffee und grinste scheinheilig.
 

Renji blickte zurück zu Ishida und hatte einen fürchterlichen Gedanken: Kondom.
 

Als würde er Renjis Gedanken lesen, setzte Urahara seine Tasse ab und fragte: „Weißt du, was der Gegenteil von einem Shinigami ist?“
 

„Oh Scheiße“, war alles, was Renji murmelte. Dann griff er nach den Karton und schüttete sich noch ein paar Cornflakes ein.
 

Zwischenzeitlich hatte Ishida seine Brille nachdenklich zurechtgeschoben. „Nun ja, es ist kein Hollow.“
 

„Was lässt dich das sagen?“, fragte Urahara, deutlich beeindruckt.
 

Ishida blickte zu Renji und wandte seine Aufmerksamkeit wieder zu Urahara. „Es scheint, als hätten sie einiges gemeinsam. Das ist alles.“
 

Renjis Löffel fiel mit einem Klirren auf den Tisch. „Wenn nennst du hier einen Hollow?“
 

Ishida war nicht einfach einzuschüchtern. „Dein riesiges Schlangen-Ding sieht wie eine Knochenmaske aus. Hast du sie gesehen? Außerdem benutzt es einen Cero!“
 

„Ich muss dich wissen lassen, dass es etwas komplett anderes ist! Das ist eine Pavian-Knochen Kanon...“, ah scheiße, was auch immer, es war einem Cero ziemlich ähnlich. Er gab sein Argument auf und deutete mit dem Finger auf Ishidas Brust, bevor er Urahara ansprach. „Bitte sag mir nicht, dass dieses nervige, kleine Quincy-Vierauge das Kondom ist.“
 

Urahara schaute sie mit einer Art stolzem Lächeln an. Dann klatschte er fröhlich in die Hände. „Ihr seid beide so scharfsinnig! Ich werde euch kaum etwas erklären brauchen.“
 


 

Byakuya verbrachte viel von seinem Morgen damit, dass er mit Nanako Imai, der 4. Offizierin, die Geschehnisse des abendlichen Angriffs durchging. Sie hatte Tee mitgebracht, welchen Byakuya zu schätzen wusste. Eine eigenartige Mischung aus entspannt und formal. Sie saß ohne Probleme im Seiza, doch zögerte nicht, sich selbst Tee einzuschenken. Zwischen der Art von adliger Ungezwungenheit und der vergleichbaren kastanienbraunen Haut erinnerte ihn die 4. Offizieren mehr an Yoruichi.
 

Doch er musste sich noch entscheiden, ob das eine gute oder schlechte Sache war.
 

„Laut dem Bericht, den ich heute Morgen von der Zweiten bekommen habe, beharrt der Gefangene weiterhin darauf, dass Kaien Shiba der Drahtzieher hinter dem Angriff ist“, sagte sie und bediente sich erneut an dem Tee.
 

Byakuya nahm den Bericht, den sie ihm angeboten hatte, und überflog ihn. „Was sagen die Leute darüber?“
 

Sie sah etwas überrascht darüber aus, so etwas gefragt zu werden. „Sie meinen die Division?“
 

Er meinte natürlich die Gerüchte der Soldaten der Division, die bei dem abendlichen Abenteuer dabei gewesen waren, das Gerede auf der Straße oder die beiläufigen Hinweise, die man dadurch erhält, dass man mit demjenigen, der den Bericht brachte, kurz sprach. Doch Byakuya musste sich daran erinnern, dass nicht jeder damit gesegnet war, solche sozialen Fähigkeiten oder Vorliebe für Gerüchte, wie Renji, zu haben.
 

„Was denkst du?“, fragte Byakuya.
 

„Es scheint nicht möglich, oder Kommandant?“, fragte sie. „Die physische Beschreibung des Gefangenen scheint perfekt zu passen, doch um ehrlich zu sein, ich habe niemals viel mit dem Vizekommandanten zu tun gehabt, als ich in der Dreizehnten gedient habe.“
 

Byakuya blickte auf. Hätte er wissen müssen, dass Nanako von Ukitakes Division her gewechselt war? Byakuya versuchte seine Überraschung zu überdecken, indem er sagte: „Wir hatten das Glück, beide dem gleichen Kommandanten zu dienen.“
 

„Oh“, sagte sie und lächelte scheu. „Das habe ich nicht gewusst! Wirklich?“
 

Byakuya nickte. Normalerweise hätte er vielleicht die Möglichkeit genutzt, mit seinem Untergebenen über diese Gemeinsamkeit eine Verbindung herzustellen. Doch Byakuya spürte immer noch den Schmerz der letzten Konfrontation mit Ukitake und Kyōraku. Er war in keiner Stimmung für überschwängliche Verehrung von Ukitakes Freundlichkeit, Geduld oder was auch immer. Tatsächlich war Byakuya immer noch ziemlich davon überzeugt, dass Ukitake eine sehr dunkle Rolle in alldem spielen könnte, indem er dabei geholfen hatte, Shiba von den Toten zu erwecken.
 

Da war jedoch noch eine Streitfrage, die eine Weile an Byakuyas Gedankengängen genagt hatte. Er hatte den größten Teil der Nacht wach gelegen – nun ja, hauptsächlich hatte er sich gewünscht, dass Renji neben ihm schnarchen würde, doch er hatte sich auch gefragt, wie die Banditen ein solch detailliertes Wissen über die Versorgungsrouten der Kuchiki haben konnten. Woher kannten sie die Strecke? Woher wusste derjenige, den der Kagema Daisuke unterhielt, dass Tee eines der Dinge waren, die geliefert wurden?
 

War da ein Spion in seinem Haushalt?
 

Es ertönte ein Klopfen an der Tür. Byakuya konnte einen knienden Schatten hinter der Reispapiertür sehen. "Ich bedauere zu unterbrechen", ertönte die Stimme vom 3. Offizier. "Doch der Kommandant und ich haben eine unerledigte Angelegenheit."
 

Das Knurren in Miishos Stimme ließ Byakuya vermuten, dass es nicht so gut mit Tante Masama gelaufen war. Es war verlockend, ihn abzuwimmeln, doch es kam nie etwas Gutes dabei heraus, einen wütenden Mann aus Boshaftigkeit wegzuschicken. Byakuya stand auf. "Wir beenden unsere Besprechung später, Nanako."
 

Sie verbeugte sich verständnisvoll. "Ja, Kommandant."
 

Auf ihrem Weg hinaus ließ sie Miisho hinein. "Ich nehme die Teehäuser", sagte er, ohne sich zu setzen.
 

"In Austausch für?"
 

Miisho blickte finster. "Meinem Schweigen, natürlich. Oder haben sie ihre Meinung darüber geändert und wollen die gesamte Division über ihre Unzucht mit dem Vizekommandanten wissen lassen?"
 

Er hatte es laut genug gesagt, dass jeder vorbeigehende Soldat es hätte hören können. Miisho musste sich wohl richtig tollkühn fühlen.
 

"Schließe die Tür", befahl Byakuya scharf.
 

Miishi blickte ihn einen Moment an, bevor er sich scheinbar dafür entschied, dass dies auch gut die Einleitung für ihre Verhandlungen sein konnte. Mit einem Schnauben führte er den Befehl aus.
 

Diesen Mann, der der 6. Division für hunderte von Jahren loyal gedient hatte, zu beobachten, stieß Byakuya sauer auf. Unter dem Strich von all der Zeit und Dienste stand das: Schnelles Geld.
 

"Viele Dinge haben sich geändert, 3. Offizier Ōta“, erklärte Byakuya und wandte sich um, damit er aus dem Fenster in den hellblauen, wolkenlosen Himmel schauen konnte. „Das Geheimnis, welches du trägst, wiegt nicht mehr so schwer. Du bist nicht länger der Einzige, der davon weiß. Mehr sogar, dass ich plane, Renji legal in meine Familie einzubringen. Ich stehe bereits dem Dilemma gegenüber, wie und wann ich die Division über unsere Beziehung informiere.“
 

Miishos Gesicht wurde knallrot. „Sie machen diesen dreckigen Rukongai-Köter vor mir zu einem Kuchiki?“
 

Byakuya hob eine Augenbraue, doch sagte dann einfach: „Das würde ich.“
 

„Ihre Familie...“
 

„Wurde mit dem Angebot eines neuen Erben beschwichtigt“, schnitt ihm Byakuya die Worte ab. „Nicht, dass meine Familie dich etwas kümmern sollte.“ Bevor Miisho protestieren konnte, hob Byakuya die Hand. „Allerdings finde ich immer noch einen großen Wert darin, dass du einen frühzeitigen, ruhigen Ruhestand antrittst.“
 

Miishos Mund schloss sich schnell. Seine Haltung war unterwürfiger.
 

Byakuya nickte. „Ich werde dich nicht nur ehrenhaft entlassen, sondern du darfst auch die Hälfte unseres Teehauseigentums mit dir nehmen.“
 

„Hälfte? Aber sie haben versprochen...“
 

„Sicher kannst du mit diesem Angebot komfortabel leben?“, fragte Byakuya. „Angesicht der radikalen Veränderung deines Schicksals nehme ich an, es wäre weise, nicht übermäßig gierig zu sein.“ Byakuya warf ihm einen festen Blick zu, der andeutete, dass er ihm nichts schuldete, sondern dass es nur ein Friedensangebot war. Nicht mehr.
 

„Und was im Austausch? Ich gehe ohne eines Wortes des Protests?“
 

„Ja“, sagte Byakuyas. Es stimmte Byakuya zutiefst traurig, immer noch so viel Gift in Miishos Worten zu hören. Byakuya atmete leise aus und versuchte, die Müdigkeit aus seiner Stimme zu halten. „Aber ich werde sicherstellen, dass deine Entlassung ehrenhaft ist. Du hast der Division für eine lange Zeit treu gedient. Trotz alledem würde ich bevorzugen, das zu ehren.“
 

„Wie können sie überhaupt von Ehre sprechen?“
 

Byakuya spürte, wie sein Reiatsu ausschlug. Mit Mühe erkämpfte er sich wieder die Kontrolle zurück. „Das kann ich ziemlich einfach. Siehst du, ich empfinde meine Liebe zu Renji nicht als etwas Schmähliches, dass ich im Dunkeln verstecken muss. Wenn du daher wünschst zu bleiben, kannst du bleiben. Fülle weiter den Platz als 3. Offizier aus. Wenn du dich für uns freuen kannst, darfst du gerne zu unserer Hochzeit kommen und tanzen.“
 

Da war kein Zögern. „Ich nehme die Teehäuser.“

Turn of the Wheel

Renji entschied sich, dass er Kaffee brauchte, wenn er irgendeiner abgefahrenen, komplizierten, wissenschaftlichen Erklärung von Urahara so früh am Morgen zuhören musste. Er zog sich mit einem Grunzen auf die Füße und schlurfte wie ein alter Mann zur Kaffeemaschine. Jeder Muskel schmerzte und das nicht im positiven Sinne, eher, als hätte er einen Teil zu sehr belastet. Er und Chad waren gestern wirklich zu hart rangegangen. Renji hoffte, dass sich Chad nicht so angeschlagen fühlte.
 

Aus der Kollektion von Tassen nahm Renji eine, auf der etwas stand, dass für ihn keinen Sinn ergab: ‘Wenn du nicht Teil der Lösung bist, bist du ein Teil des Bodensatzes.’
 

Während er sich die Tasse füllte, hörte er zu, wie sich Ishida beschwerte: „Warum sollte ich helfen?“
 

„Oh, nun ja, ich denke, dass musst du nicht“, sagte Urahara und klang dabei vollkommen verdutzt, dass jemand nicht gewillt sein könnte, Teil eines seiner verrückten Experimente zu sein.
 

Tessai, der Renji eine Schale mit Zucker gab, sagte mit hebenden und senkenden Augenbrauen über dieser dicken, quadratischen Brille: „Für die Liebe.“
 

„Ja“, Uraharas Miene hellte sich auf. „Es ist nicht wirklich so, dass du Shinigami hilfst, Herr Ishida. Es ist alles zur Unterstützung einer mitreißenden Romanze.“
 

Renji war gerade dabei gewesen zu überlegen, ob 4 Löffel Zucker genug waren, als er die Augen von allen Anwesenden auf sich spürte. Er fühlte sich bei den plötzlichen, prüfenden Blicken ein wenig zu leicht angezogen. Da er nicht bemerkt hatte, dass sie Gesellschaft haben würden, hatte er sich nicht um ein T-Shirt gekümmert. Er trug nur eine Pyjamahose aus Baumwolle. Seine Haare waren ein zerzaustes Chaos, dass vor seine Augen fiel. Er war sicher, dass all die Schrammen und blaue Flecken von gestrigem, zu hartem Training, überall auf seinem Körper zu sehen waren. „Was?“
 

In seinem Hemd von der Schuluniform saß Ishida am Küchentisch des Shōten, wiegte seinen eigenen, unangerührten Kaffee in der Hand, während er Renji mit großen Augen anstarrte. „Geht es um Rukia? Bist du und sie…?“
 

Renji schüttelte den Kopf und nippte an seinem Kaffee. Ugh. Er brauchte Milch. Renji ging zum Kühlschrank und begann, darin rumzusuchen. Über seine Schulter erklärte er: „Sie würde keinen Schutz vor mir brauchen. Wir beide sind aus dem Rukongai. Es geht um den anderen Kuchiki.“
 

Hatte Ishida jemals Byakuya getroffen? Oh ja, sicher. Er war auch in der ersten Nacht da gewesen, als Renji und Byakuya gekommen waren, um Rukia zurückzuholen.
 

„Der andere Kuchiki? Ist das nicht dein Kommandant? Was zum Teufel ist das überhaupt für eine militärische Organisation bei den Hofgarden?“, fragte Ishida mit einem Schnalzen der Zunge.
 

Renji hatte mit einer Art von klugscheißerischen Antwort gerechnet, aber das…? Renji schloss den Kühlschrank und drehte sich um. „Gott, du bist so ein verschissener Quincy.“
 

„Aber, aber“, Urahara hob seine Hände. „Das Problem ist, Ishida, dass wenn du nicht zustimmst, unserem liebeskranken Vizekommandanten zu helfen, könnte die traditionelle Lösung ihn unter Umständen töten.“
 

Da war ein weiteres, frustriertes Schnauben, doch dann drehte ihnen Ishida den Rücken zu und schloss die Augen resigniert. „Oh, also schön. Erklär es noch einmal?“
 

Renji zog einen Stuhl hervor und setzte sich. Tessai brachte die Kaffeekanne, Zucker und Milch zum Tisch. Urahara rieb schon fast vergnügt die Hände zusammen und sagte: „Ok, was wir tun, ist nur temporär, eine Überbrückungsmaßnahme, wenn man es so möchte. Ich habe so etwas schon einmal zuvor gemacht, doch diese Situation war viel fataler und es resultierte darin, dass einer der beiden seine Kräfte für Jahrzehnte komplett verloren hatte. Das wollen wir natürlich nicht, also wird es eine sehr leichte Vermischung.“ Er wandte sich zu Renji und sagte: „Du wirst dich vielleicht ein bisschen weiter weg von deinem Zanpakutō fühlen, aber Zeit und Training wird das korrigieren.“
 

„Muss Byakuya dafür hier sein?“, fragte Renji.
 

„Nein“, sagte Urahara mit einem breiten Grinsen. „Du kannst voll eingepackt zu deinem Kommandanten zurückkehren.“
 

Renji nickte und lehnte sich auf dem Stuhl zurück, während er an seinem süßen Kaffee nippte und versuchte zu verstehen, zu was zum Teufel er da seine Zustimmung gab. Als Urahara die Feinheiten des Vorgehens erklärte, schweiften Renjis Gedanken größtenteils ab, während er versuchte diese in seinem Kopf zu ordnen.

Er war so erschöpft von der gestrigen Runde mit Chad gewesen, dass er auf dem Boden des Trainingsplatzes eingeschlafen war. Er war nur lange genug wachgewesen, um sich den Schweiß und den Schmutz abzuduschen und dann in sein Bett zu fallen.
 

Da war nur wenig Gerede über den Kampf gewesen, den er verpasst hatte, doch das war vermutlich auch das Beste. Renji wollte nicht wissen, ob jemand verletzt wurde, während er schnarchend und sicher auf dem Boden gelegen hatte. Bevor Ishida eingetroffen war, hatte Renji hektisches Geflüstere über einen seltsamen, plötzlichen Rückzug des Gegners gehört und dass irgendein Typ namens Shinji im Kampf dazu gestoßen war und dass dies ein ‚gutes Zeichen‘ sei. Zumindest lag niemand in den Behandlungszimmern.
 

Zabimaru grummelte, spiegelte Renjis Laune wider.
 

In Renjis Kopf gab es keinen Zweifel, dass sie hätten kämpfen können. Renji und Zabimaru waren schon von schlimmeren Prügeleien aufgestanden. Sicher, das Kampftraining mit Chad hatte sich erledigt, aber… wenn er wirklich gemusst hätte, hätte er es durchziehen können.
 

Dieser Kampf jedoch… daran war etwas wirklich Demotivierendes. Renji fragte sich, ob das Problem Ichigo war. Nachdem dieser blauhaarige Freak ihn abgefertigt hatte, hatte er nicht mehr wirklich auf die Füße gefunden. Es war hart, einen Typen wie ihn taumeln zu sehen, besonders wenn Ichigo noch nicht einmal annähernd so kämpfte, als wenn ein Freund zu retten wäre, sondern das Ziel nur ein nebulöses ‚Aizen stoppen‘ war.
 

Und da gab es keine einfachen Siege.
 

Renji füllte seine Tasse wieder auf und versuchte Uraharas Vortrag genauer zuzuhören. Zumindest Ishida schien genau aufzupassen. Er warf schlau klingende Fragen ein, die Urahara auch zu schätzen schien. Sie hatten gerade ihr eigenes kleines Fest der Liebe zur Wissenschaft.
 

Da er damit fertig war, was auch immer, sauber zu machen, zog sich Tessai einen Stuhl heran und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Während er nun fast Ellbogen an Ellbogen zu Renji saß, war es schwierig für Renji, den unglaublichen spirituellen Druck nicht zu spüren, der immer um Tessai herumschwirrte, als würden Rauchschwaden aufsteigen.
 

Dieser Typ.
 

Er war nicht von schlechten Eltern. Wie Urahara schien Tessai entschlossen zu sein, die Leute aus der Bahn zu werfen, in dem er dafür sorgte, wie ein Idiot mit seinem Schnäuzer, dicker Brille und seiner Neigung, zu enge Muskelshirts zu tragen, als wäre er ein riesiger Stricher.
 

Gerüchte sagten, dass er die Zeit anhalten konnte.
 

Scheiße, warum ließen sie Tessai nicht Mann gegen Mann gegen Aizen in einem Kidō-Kampf antreten? Renji war sich noch nicht einmal sicher, auf wen er da sein Geld setzen sollte. Verflucht, im Team mit Urahara, vermutete Renji, hätten sie bereits Fallen um Aizen gebaut, bevor der überhaupt beginnen konnte, Bakudō Nummer 1 aufzusagen.
 

Und doch hatten sie Tessai noch nie in einen Kampf geschickt, soweit Renji wusste. Er dachte, dass es vielleicht wegen der ganzen Zeitanhalten-Geschichte war. Der Typ war Flüchtling, weil er so etwas Wahnsinniges abgezogen hatte. Aber das Gleiche galt für Urahara und der hatte im Mittelpunkt letzte Nacht gestanden.
 

Also war es nicht nur, weil sie Angst hatten, geschnappt zu werden. Wäre es das gewesen, hätten sie sich aus dem Ganzen von Anfang an rausgehalten.
 

„Du siehst unglücklich aus, Vizekommandant“, sagte Urahara. „Besorgt dich etwas Besonderes bei der Prozedur?“
 

Renji blickte zu Tessai. Er wollte wirklich fragen: 'Was ist sein Problem? Warum bewahrt er uns nicht von all dem Kummer, hält die Zeit an und teleportiert Aizens Arsch in den Knast?' Doch stattdessen schüttelte Renji nur den Kopf. „Ehrlich gesagt, hab ich dem Ganzen nicht wirklich folgen können.“
 

„Oh, soll ich noch einmal anfangen?“
 

Renji und Ishida riefen gleichzeitig: „Nein!“
 


 

Das Geräusch von rennenden Füßen unter dem Portikus ließ Byakuya, von den Beförderungsformularen, die er gerade fertig gestellt hatte, aufblicken. Eine atemlose Stimme an der Tür erklang: „Kommandant, der Kenpachi ist am Tor.“
 

Kenpachi?
 

Byakuya nahm sich einen Moment, um den Pinsel zur Seite zu stellen und das Tintenfässchen zu verschließen, doch er stand auf. „Sagt er, was er von uns will?“
 

„Er fragt danach, mit ihnen zu reden, Kommandant. Nun ja... am Tor rumbrüllen trifft es eher.“
 

Einen Moment später stand Byakuya auf den Mauern der Division und schaute auf Kenpachi Zaraki hinunter, der auf der Straße stand. Die normalerweise gefüllte Straße war leer, mit Ausnahme von ein paar tapferen Seelen, die hinter Essenskarren oder geschlossenen Fenstern hervorlugten. Die Soldaten der 6. Division, die die Tore bewachten, sahen ein wenig blass aus, mit Kenpachi unter ihnen auf der Straße, doch sie hielten stand. Ihre Hände umgriffen ihre Zanpakutō.
 

Yachiru, die wie immer auf Kenpachis Schulter hockte, winkte fröhlich, als sie ihn sah. „Hiya, Bya-boo!“
 

Kenpachi grunzte und schaute auf, die Hände in die Hüften gestemmt. „Da bist du ja. Hast du den Bericht bekommen? Aizens Freaks sind uns mal wieder zuvorgekommen. Willst du dir den Film von der Zwölften angucken oder muss ich alleine gehen?“
 

„Ich bin auf dem Weg.“
 

Doch bevor sich Byakuya die Treppen hinunterbewegen konnte, erschien ein Höllenschmetterling. Er blickte hinunter und sah, dass Kenpachi ebenfalls einen erhalten hatte. Sie tauschten einen Blick aus. Was könnte das bedeuten?
 

Die harsche Stimme des Generalkommandanten verkündete: „Kommandanten Kuchiki und Kenpachi, meldet euch bei der ersten Division.“
 

Kenpachi fasste Byakuyas Gefühle präzise zusammen, als er knurrte: „Besser, wenn niemand von ihnen gestorben ist oder ich werde sie verdammt noch mal kalt machen.“
 


 

Renji stand unter dem warmen Strahl der Dusche und dachte darüber nach, was sie im Begriff waren, zu tun. Urahara schien ziemlich überzeugt zu sein, dass es nicht weh tun würde... nicht viel. Doch Renji war nicht wirklich darüber besorgt. Körperlicher Schmerz machte ihm nicht im Geringsten Angst. Er wusste, dass er jede Menge standhalten konnte.
 

Es war die andere Sache.
 

Ist das für dich in Ordnung?, fragte Renji Zabimaru. Du und ich, wir sind wichtiger als er und ich, weißt du.
 

Das ist nicht das erste Mal, dass der Streuner sich willentlich ein Halsband für seinen Meister anlegen lässt, grummelte die Stimme des Pavian.
 

Zum Teufel? Du änderst aber auch ständig deine Meinung! Ich dachte, du magst Byakuya.
 

Dass du das Haustier eines reichen Mannes geworden bist?, zischte der Schlangenschwanz.
 

„Du beginnst, mich anzupissen“, sagte Renji laut und drehte das Wasser ab. Er schob die Duschwand auf und griff nach einem Handtuch. Er zog es hinein und rieb damit über seinen Körper. „Was bedeutet das so plötzlich, huh? Ich weiß, dass du nicht wirklich so fühlst, sonst hättest du vorher etwas gesagt. Also was geht wirklich vor? Hast du Angst oder so?“
 

Da war ein schnaubendes Zischen.
 

„Oh, ich hab verstanden“, lachte Renji. „Du kannst mich einen Feigling nennen, aber ich kann das bei dir nicht tun? Schau, wenn du kneifen möchtest, in Ordnung. Ich sag denen dann 'nein'. ch ich habe Vertrauen in dir. Du und ich, wir sind immer stärker als alle anderen denken. Wie auch immer, du hast den Mann gehört, es ist nur vorübergehend.“
 

Da war ein kleines Grummeln, aber Zabimaru beruhigte sich.
 

Renji trocknete seine Haare und warf das Handtuch über die Tür der Dusche. Dann trat er auf den gefliesten Boden. Dann wischte er mit der Hand den Spiegel soweit ab, dass er sehen konnte, wo er mit dem Kamm durch seine Haare fuhr und prüfte, ob seine Koteletten getrimmt werden mussten. Er war entschlossen, seinen Gigai in dem guten Zustand zurückzugeben, in dem er ihn gefunden hatte. Doch wenn er sich all die blauen Flecke und Schrammen ansah, schien es wohl immer schlimmer zu werden. Er fragte sich, ob Urahara ihm das in Rechnung stellen würde.
 

„Hör zu“, sagte er zu seinem Spiegelbild, als er seine Utensilien zum Rasieren zusammensuchte, sich die Haare aus dem Weg zwirbelte und begann, sich einzuschäumen. „Ich meine es ernst. Ich möchte dich nicht verletzten, nur um Byakuya aus der Patsche zu helfen. Er hat genug Kraft ohne uns noch zu schwächen. Ich meine, denk doch mal an diese Ironie, ja? Er ist mächtig genug, um uns platt zu machen und dennoch müssen wir uns für ihn auf den Rücken werfen? Ist das nicht ein lustiger Gedanke? Wir wollten ihn immer unterwerfen. Wir könnten die Sache es einfach für uns machen lassen... langsam.“
 

Das ist kein fairer Kampf, zischte Zabimaru.
 

„Ja, aber ist es fair, wenn er uns wieder behindert?“
 

Der Pavian knurrte. Was, wenn es uns stärker macht?
 

„Du meinst, wie bei Sode no Shirayuki und all ihre raffinierten Techniken? Das war das, was ich dachte, bevor du kalte Füße bekommen hast. Dass wir vielleicht einen Rückschlag erleiden, einen harten Treffer gegen das Kinn bekommen. Und dann kommen wir wieder stärker zurück, wie immer.“
 

Da war ein Grummeln voll nachdenklicher Erwägung.
 

Also... zischte der Schlangenschwanz, tun wir das für uns?
 

Da Renji mit dem Rasieren fertig war, wischte er sich das Gesicht ab. Es brannte wie eine Ohrfeige. Der Dampf ließ das Gesicht im Spiegel verschwimmen, doch ein geisterhaftes Bild blieb, eine Schmierspur Rot, wie Blut, und schwarze, harte Linien. „Ja, für uns. Um stärker zu werden. Ich liebe ihn, doch nicht auf meine Kosten.“
 

Dann stimmen wir überein.
 


 

Weder Byakuya noch Kenpachi redeten auf dem Weg zur ersten Division viel. Yachiru hingegen schaffte es, über all ihre Ängste zu plappern. Was, wenn Glatzkopf gestorben war, wie würde es Yumi verkraften? Was, wenn Yumi gestorben war und Billardkugel alleine weitermachen musste? Was, wenn sie beide tot waren?
 

Und was war mit Renji? Und was mit Rukia?
 

Die letzten beiden Fragen waren wie eisige Stiche in Byakuyas Adern.
 

„Ah, verflucht noch mal“, sagte Kenpachi endlich. „Versuchst du mich zu nerven?“ Doch bevor Yachiru noch etwas sagen konnte, hob er sie von den Schultern und setzte sie sanft auf der Straße ab. Er kniete sich hin und deutete auf einen Straßenhändler, der mit Süßigkeiten warb. Dann nahm er ein paar Münzen aus der Tasche seines zerfledderten Hakama und gab sie ihr. „Park dich da drüben, ja? Ich sammel dich wieder ein, wenn wir herausgefunden haben, was los ist.“
 

Sie griff nach den Münzen. „Süßigkeiten!“
 

Byakuya beobachtete, wie sie abzischte. „Sie wird uns nur folgen.“
 

„Ach was, Klugscheißer“, sagte Kenpachi. Während er aufstand wischte er sich die Hände an den kraftvollen Oberschenkeln ab. „Darauf zähle ich. Denkst du, ich könnte die verschissene Straße jemals wiederfinden, auch wenn mein Leben davon abhinge?“
 

Kenpachis Orientierungssinn war berüchtigt schlecht. Byakuya entschied allerdings, dass nicht zu kommentieren.
 

„Ich brauchte nur ein wenig Frieden und Ruhe“, sagte Kenpachi. Sie standen einen Moment da und beobachteten, wie Yachiru versuchte, sich zwischen den Süßigkeiten zu entscheiden. „Du glaubst nicht wirklich, dass der alte Mann uns unsere Ärsche den Hügel hoch schleppen lässt, damit wir Leichen einsammeln, oder? Und überhaupt, wie soll das klappen? Wenn sie drüben sterben, kommen sie wieder hierhin zurück oder was?“
 

Da jeder, auf den das zutreffen konnte, vom Rukongai kam, schüttelte Byakuya den Kopf. „Sie werden als Menschen wiedergeboren.“
 

„Rat des Lebens, huh?“, Kenpachi wandte sich um und ging in Richtung der Ersten.
 

Byakuya nickte und ging neben ihm. „Als Antwort auf deine erste Frage: Meine Meinung ist nein. Ich glaube nicht, dass der Generalkommandant derart sentimental ist. Mein Vater starb im Kampf, auf dem Schlachtfeld und der Bericht war einfach und geradeheraus. Überbracht von einem Höllenschmetterling.“
 

„Also denkst du, sie wurden gefangen genommen?“
 

Nun, das war eine Möglichkeit, die Byakuya noch nicht bedacht hatte. Doch er schüttelte den Kopf. „Deine, sowie auch meine Soldaten würden eher sterben, als sich gefangen nehmen zu lassen.“
 

Kenpachi schien darüber lange nachzudenken. Dann nickte er. „Wahr. Also was zum Teufel denkst du, was der alte Mann von uns will?“
 

Könnte es bereits Zeit für sie sein, den Kampf beizutreten? Es schien zu früh und zu unkoordiniert. Byakuya hatte gehofft, dass er und der Kenpachi die finale Verteidigung war, doch vielleicht plante der Generalkommandant mit aller Kraft zuzuschlagen? „Wir werden es bald herausfinden.“
 

Ohne Yachirus Geschwätz hingen sie dem Rest ihres Weges zur Division ihren eigenen Gedanken hinterher. Die großen Tore teilten sich für sie und zusammen schritten sie in die große Halle, in der Generalkommandant Yamamoto auf seinem Podium saß und sich wie immer auf Ryūjin Jakka stütze. Byakuya war überrascht, Kommandant Ukitake ebenfalls vorzufinden.
 

„Es scheint, dass die menschliche Frau entführt wurde“, sagte Yamamoto. „Sie hat das Senkaimon der 13. Division betreten, ist aber niemals auf der anderen Seite angekommen.“
 

Ukitake, das Herzstück eines anderen Problems? Wie interessant.
 

„Was hat das mit uns zu tun?“, forderte Kenpachi zu wissen.
 

„Nichts“, sagte der Generalkommandant scharf. Doch er deutete einen knorrigen, gebeugten Finger auf Byakuya. „Aber deine Leute werden ihr hinterher wollen.“
 

Seine Leute?
 

„Also schicke ich zwei meiner stärksten Kommandanten aus, um sie zurück zu eskortieren. Dieses Mal wird kein Ungehorsam toleriert. Ihr seid autorisiert, Waffengewalt zu verwenden, wenn notwendig. Ihr werdet im Dangai auf mein Signal warten.“
 

Kenpachi grinste. „Heh, wenn das bedeutet, dass ich wieder gegen Ichigo kämpfen kann, bin ich dabei.“
 

„Da wird es keinen Kampf geben“, beharrte Byakuya. „Mein Soldat wird Befehle befolgen.“
 

Der Generalkommandant schnaubte und knallte das Ende von Ryūjin Jakka mit Autorität auf den Boden. "Sie zu, dass sie das tun."


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 2:

Byakuya führt Renji in die Stadt aus, bevor Renji zu seiner Mission in der Welt der Lebenden aufbricht. Das Abendessen endet überraschend... anregend. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bonuskapitelfrage:
Vielleicht erinnert ihr euch noch an Byakuyas Froschkimono?! Wie viele Frösche konnte man darauf finden?

Vorschau Kapitel 4:
Byakuya vermeidet es, sich von Renji zu verabschieden; Renji wacht mit einem Kater auf und stellt fest, dass er etwas WIRKLICH Dummes getan hat (selbst für ihn)… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung von junko:
Der Kabuki-Schauspieler, den Byakuya oben erwähnt, war ein historischer Charakter. Ich finde es schön, zu denken, dass er im Leben nach dem Tod weiterhin aufgetreten ist.

Auch das Timing von Renjis Tattoos. Ich vermute, dass es im Manga Szenen gibt, in denen du mir zeigen kannst, dass diese noch nicht existierten. Alles, was ich weiß ist, dass es da einige Fanarts mit ihnen gibt und ich mag die Idee davon und wir wissen, dass sie nicht existieren, als Renji Rikichi im Rescue-Arc getreten hatte. Also ist das hier ein Plot-Gutschein, den ich einlöse und meine poetische Lizenz nutze. Alle Käufe sind endgültig ;-)
---------------------------------------------------------------------------------------------
Vorschau Kapitel 5:
Renji ist in die Welt der Lebenden gegangen, um die Arrancar zu bekämpfen. Dabei lässt er Byakuya in einem Haus voller feindlicher Verwandter zurück und einer sehr eifrigen Heiratskandidatin zurück… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 6:
Renji lädt sich auf unangenehme Weise selbst zum Bleiben in Uraharas Laden ein und erhält am Morgen von niemand Geringerem als Byakuya Kuchuki einen Liebesbrief… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 7:
Da Renji weg, in der Welt der Lebenden ist, bleibt Byakuya zurück, um sich mit… Menschen herumzuschlagen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 8:

Die Kommandanten Kyōraku und Ukitake hatten gehofft, Byakuya ein wenig aufzuheitern, während Renji in der Welt der Lebenden ist. Stattdessen endeten sie damit, zum Abendessen mit der gefürchteten Tante Masa eingeladen zu werden… Und Byakuya kommt der Tatsache näher, was für einen Beweis Masama gegen Renji hat. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 9:
Nach einem hart erkämpften, halben Sieg über die Arrancars, fühlt sich Renji unwohl und da gibt es nichts Besseres als ein Gespräch mit Urahara, um alles noch schlimmer zu machen… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 10:
Ein weiterer Liebesbrief für Renji kommt im Shōten an; Byakuya besucht Renjis Bruder, Seichi. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 11:
Byakuya stellt mit gemischten Ergebnissen Forderungen an Soi Fon; Renji trainiert Chad mit ähnlich gemischten Ergebnissen. Byakuya endet dabei, sich selbst zu einem Botengang von Eishirō einzuladen... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 12:
Vorgeblich um seinen Hausverwalter, Eishirō zu schützen, begleitet Byakuya ihn auf einem Botengang zu einem Tätowierer im Rukongai… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung:
Die Bestrafungstattos sind in der Edo-Periode von Japan historisch sehr korrekt. Ich habe dazu einen ganzen Tumblr-Beitrag geschrieben (mit Bildern), die meine Theorie erklärt: http://junko222.tumblr.com/post/52103814429/renjis-curious-arm-band-tats (Ihr seid gerne eingeladen, mir zu folgen, wenn ihr ständig all die ByaRen-Bilder sehen wollt).

Meine Argumente über das Timing sind so: Wenn es in der Zeit passiert ist, in der Renji ein junges Kind war (und ärmellos im Anime) und als er dann total super-heiß erwachsen ist, sehen wir ihn nie ärmellos in der Akademie. Auch wenn er seine Arme hebt, als er Rukia gehen lässt und wir keine Anzeichen davon sehen… es könnte immer noch passiert sein.


Vorschau Kapitel 13:
Renji und Byakuya verbringen ihre Tage, bis sie endlich für ihr Wochenend-Date in der Welt der Lebenden wieder zusammen sind… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 14:
Nach dem Abendessen mit Rukia und Orihime, ... reden Renji und Byakuya. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 15:
Zuerst ist sich Renji nicht sicher, was er mit Byakuya nach ihrer großen Unterhaltung machen sollte… und dann wird alles klar. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 18:

Renji hatte eine schlechte Laune, seit seiner und Byakuyas Exhibitionisten-Spaß unterbrochen wurde und nun ist er auf eine Erdbeere eifersüchtig... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So vieles an der Welt der Lebenden verwirrt Byakuya. Die einzige Konstante ist Renji an seiner Seite. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 20:
Renji wacht von einem Nickerchen auf und entdeckt, wie Byakuya Yaoi liest. Renji schlägt ein Abenteuer zur Bücherei vor, was zu viel mehr führt, als er erwartet hatte... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 22:
Am Morgen kommt Eishirō mit unerledigten Angelegenheiten, um die sich Byakuya kümmern muss. Sie unterhalten sich, während Renji versucht, unauffällig zu sein... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 23:
Renji entschließt, dass er bei Byakuya ‚all in‘ ist. Doch was ist, wenn die Einsätze erhöht werden? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 24:

Als der Besuch im Sex-Museum als Enttäuschung endet, besuchen sie die nahegelegene Ferienstadt. Nach ein paar Eskapaden mit der lokalen Geisterbevölkerung enden sie in einer heißen Quelle. Es ist nicht wirklich öffentlicher Sex, wenn die Leute einen nicht sehen können, oder? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 26:
Nach dem Aufeinandertreffen mit seiner Tante will Byakuya Rukia über ihre Erfahrungen mit dem Reinigungsritual fragen. Doch er wird… von Orihime verwirrt. Zwischenzeitlich Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 27:
Renji ist zum Filmabend bei den Kurosakis eingeladen und davon überrascht, wer die Tür öffnet. Zurück in der Soul Society wünscht sich Byakuya Ruhe, doch bekommt alles, außer das… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung:
Für den Fall, dass du dich wunderst: Hiroshima gilt als Stadt, aus der die Yakuza kommen.

Vorschau Kapitel 28:
Byakuyas Spion gibt ihm Einiges zum Nachdenken, also entscheidet sich Byakuya, Renjis Bruder zu besuchen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 29:
Seichi Abarai, Renjis Bruder, wird in die Hände des Haushälters der Kuchikis, Eishirō, übergeben. Zwischenzeitlich versucht Byakuya, ein Gespräch mit Kommandant Kurotsuchi zu führen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 30:

Renjis Bruder Seichi bekommt Arbeit auf dem Anwesen und erfährt aus Versehen von dem vollen Ausmaß von Renjis Beziehung mit Byakuya. Währenddessen wacht Renji im Shōten rastlos wegen einem Traum von Inuzuri auf. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Byakuya bereitet sich darauf vor eine Truppe mit in den Rukongai zu nehmen, um den Überfall auf eine Versorgungslieferung abzufangen. Währenddessen versucht Renji im Diesseits die kommende Episode von Don Kanonjis „Ghost Bust“ zu vermeiden, die mit der Sichtung von einem nackten, rothaarigen, mit Tigerstreifen versehenden, stöhnenden Geist in einer heißen Quelle in der Nähe von Karakura Town beworben wird… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 32:
Renji meint es sehr ernst damit, NICHT zum Filmeabend bei Ichigo zu „Ghost Bust“ zu gehen, doch irgendwie schaffte es Matsumoto in der ihr eigenen Art, ihn zu überreden… Und die Dinge können ja unmöglich schlimmer werden. Währenddessen ist Byakuya bei einer Observierung, um die Banditen zu fangen, die es auf die Versorgungsgüter der Kuchikis abgesehen haben. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 33:

Draußen im Rukongai erwischt Byakuya und sein Team die Banditen, die die Versorgungsgüter der Kuchiki überfallen. Die Dinge verlaufen sehr… schlecht, doch der wahre Schock ist, für wen diese angeblich arbeiten. Zwischenzeitlich holt Renji, nach dem desaströsen Filmeabend von „Don Kanonjis Ghost Bust“, Ichigo ein…. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 34:

Byakuya erwartet, dass Ukitake erboster über seine Anschuldigung ist, dass er verbotene Magie verwendet habe, um Kaien Shiba von den Toten zu erwecken. Doch die Dinge mit Ukitake sind nie, sagen wir, direkt. Zwischenzeitlich reden im Diesseits Renji und Urahara über Renjis Rolle in „Don Kanonjis Ghost Bust!“. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 35:

Renjis Unterbewusstsein hat etwas über das ganze 'Don Kanonji'-Debakel zu sagen und lässt ihn von einem Albtraum aufwachen. In der Soul Society hört Byakuya endlich von seiner Cousine, die dem 3. Offizier seiner Division versprochen wurde. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 36:
Byakuya ist auf dem Kriegspfad, nachdem er einen Brief von seiner Cousine Hiroko erhalten hat und er seine Tante Masama und den dritten Offizier zu sich gerufen hat. Renji währenddessen bekommt eine Ahnung, was dieses Reinigungsritual-„Kondom“ beinhaltet und er ist nicht glücklich. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 37:

Renji bedenkt Uraharas seltsame Pläne für das 'Quincy Kondom', während Byakuya in der Soul Society zum Generalkommandanten gerufen wird. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*Falls ihr den Spruch auf der Tasse nicht versteht: Denkt bei dem Wort ‚Lösung‘ etwas Chemischer ;)

An dieser Stelle vielen Dank an alle, die die Geschichte bis hierhin verfolgt, kommentiert und/oder empfohlen haben! Natürlich würde ich mich auch noch um weitere Favoriten-Einträge, Kommentare und Empfehlungen freuen :3
Und noch viel mehr freue ich mich, wenn ich möglichst viele von euch in der nächsten Reihe wieder begrüßen darf! Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (14)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Luzie_
2017-02-25T10:20:20+00:00 25.02.2017 11:20
Das war wieder ein super Kapitel! Freue mich schon auf den nächsten teil der Reihe
Antwort von:  yezz
25.02.2017 11:29
Das freut mich :3 Das nächste Kapitel kommt dann auch mit mehr als 8.000 Wörtern... Also hast du dann direkt auch viel zu lesen xD
Von:  Luzie_
2017-01-29T01:11:54+00:00 29.01.2017 02:11
Nah das ist ja mal wieder eine Übernachtung. Das Kapitel war mal wieder Bombe. Bin wirklich gespannt wie es weiter geht.
Antwort von:  yezz
04.02.2017 10:08
Das darfst du :) Und es ist jetzt auch online.
Bitte entschuldige die verspätete Antwort. Ich bin zurzeit furchtbar vergesslich :(
Von:  Luzie_
2017-01-22T11:22:46+00:00 22.01.2017 12:22
Super Kapitel aber leider vorbei! Ich will mehr (^-^)😍 das mit Ichigo und Renji war einfach genial!
Antwort von:  yezz
25.01.2017 21:49
Hehe, ja. Es ist so amüsant, dass es richtig kurzweilig ist. Aber bald kommt Nachschub ;)
Von:  Luzie_
2017-01-14T11:43:29+00:00 14.01.2017 12:43
Super Kapitel wirklich nur kleiner Tipp schau dir mal den letzten Absatz an da ist die Vorschau drin.
LG
Luzie
Antwort von:  yezz
20.01.2017 01:21
Huhu!

Freut mich, dass es dir gefällt und vielen Dank für den Hinweis. Da war ich wohl beim Kopieren blind xD

LG
yezz
Von:  Luzie_
2016-12-17T14:18:49+00:00 17.12.2016 15:18
Klasse Kapitel besonders bei Ichigo Zuhause.
Antwort von:  yezz
24.12.2016 09:48
Huhu!
Freut mich, dass es dir gefallen hat! :D
Frohe Weihnachten!
LG
Von:  Luzie_
2016-10-15T16:41:44+00:00 15.10.2016 18:41
Das war ja mal ein Mega Kapitel! Jetzt ist so manches klarer geworden
Antwort von:  yezz
16.10.2016 19:50
Ich finde die Theorie auch sehr einleuchtend. Diese Ideen sind ein Hauptgrund, warum ich die Geschichte überhaupt übersetze ^^
Von:  Luzie_
2016-07-22T17:58:13+00:00 22.07.2016 19:58
Tolles Kapitel. Da hat Byakuya einiges zum nachdenken bekommen. Ich bin gespannt, was da noch alles auf uns zukommt.

Viel Spaß das Wochenende über.
Antwort von:  yezz
26.07.2016 21:31
Oh ja. Da kommt aber noch Einiges, wenn ich so viel schon einmal vorwegnehmen darf ;)

Vielen Dank, das hatte ich :)
Von:  Luzie_
2016-07-06T11:18:47+00:00 06.07.2016 13:18
Da hat Renji ja wirklich Mist gebaut aber noch mal Glück gehabt. Hoffentlich läuft alles glatt.
Mal wieder toll übersetzt.
Antwort von:  yezz
13.07.2016 20:22
Ja, wer bisher glaubte, nur Byakuya mache Fehler, wurde nun eines Besseren belehrt xD
Eishiro wird das sicher hinbekommen. Oder? xD
Von:  linaa93
2016-07-05T09:19:50+00:00 05.07.2016 11:19
Huhu :)
Erstmal wieder ein Lob an dich für deine tolle Übersetzungsarbeit :D

Und nun mein Lösungsvorschlag zur Bonuskapitelfrage:
Bayakuya erzählt Renji, dass er 23 Frösch gefunden habe, seine Mutter sagte ihm damals aber es wären 28 Frösche.
Also ist die Antwort das es 28 Frösche auf dem Froschkimono zu finden gibt.


Antwort von:  yezz
06.07.2016 11:35
Huhu!

Vielen Dank :3

Keine weiteren Fragen, euer Ehren xD Das nächste Kapitel kommt im Laufe des Tages.

Liebe Grüße
yezz
Von:  Luzie_
2016-06-29T19:55:21+00:00 29.06.2016 21:55
Da ist ja doch einiges anders gelaufen als gedacht (^-^) Mit so einem Geschenk hat er bestimmt nicht gerechnet. Toll übersetzt, ich bin gespannt, was das Tantchen mit Byakuya besprechen will.
Antwort von:  yezz
30.06.2016 10:20
Manchmal muss man das offensichtliche umrunden, damit der große Knall umso überraschender kommt xD
Aber ja, wer rechnet denn auch mit einem solchen Geschenk?
Na ja... Rechne zumindest nicht damit, das Tante Masa Byakuya ein Friedensangebot macht! xD
Antwort von:  Luzie_
30.06.2016 11:53
Ich kann mir sogar vorstellen, dass sie mit seiner zukünftigen Frau (wenn es nach ihr geht) wartet. Die Frau ist nicht zu unterschätzen.
Antwort von:  yezz
30.06.2016 12:05
Was genau sie vor hat, wirst du übermorgen schon erfahren :) Aber du hast vollkommen Recht. Tante Masama darf niemals unterschätzt werden. Warte nur ab, was für einen tollen Spitznamen nach "Apokalypse" Renji am Samstag noch für sie auf Lager hat! xD


Zurück