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Written in the Scars (of Our Hearts)

von

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Strawberries and Kenseikan

Trübes Sonnenlicht fiel durch das große Fenster des Hotels herein. Verkehrslärm vibrierte unter ihnen, das geschäftige Treiben der Straße zeigte sich in voller Pracht.
 

Renji lehnte seinen Rücken gegen das Sofa und beobachtete, wie Byakuya und Rukia miteinander sprachen. Die Reste des Frühstücks standen zusammengerückt auf dem Glastisch vor ihnen und es juckte Renji in den Fingern, fertig aufzuräumen. Doch Byakuya hatte klargestellt, dass er es erst einmal so lassen sollte, also streckte er stattdessen die langen Beine unter dem Tisch aus und versuchte beschäftigt auszusehen.
 

Byakuya trug Straßenkleidung, schaffte es dabei aber todschick und mühelos stylisch auszusehen. Im Vergleich fühlte sich Renji wie ein Metal-Head oder Raufbold neben ihm, in seinem zerrissenen T-Shirt und der Bondage-Ausrüstung. Rukia trug einen schulmädchenhaften weißen Pullunder mit einem kurzärmeligen, roten Shirt darunter. Eine kleine Erdbeere baumelte vom Ende ihrer Halskette.
 

Wer hatte ihr das denn wohl gegeben? Als würde es Renji nicht wissen. Herr Ich-liebe-Homonyme-von-meinem-Namen. Renji war etwas überrascht, dass da nicht irgendwo noch eine 15 eingeritzt war. Vielleicht war sie ja da und es war einfach nur zu klein, dass es Renji erkennen konnte.
 

Doch Renji sollte nicht eifersüchtig sein. Sein Liebhaber hatte ihm auch Schmuck geschenkt. Er mochte es nur nicht.
 

Eine Erdbeere war ein süßes, kleines Ding – freundlich, goldig und knallrot. Rukias Halskette glitzerte, als wären die Samen auf einer Art schimmerndem Glas. Warum konnte Byakuya nicht einfach etwas mit einer Kamelie geben? Stattdessen bekam er seinen Splitter vom Kenseikan, der in einem gewalttätigen, blutigen Kampf zerbrochen worden war. Der Kenseikan war alles andere als goldig. Es war schärfer als Stahl, das eigentliche Zeichen von ‚Macht ausüben‘ und wurde aus einem noch lebendem Hollow und weißer Jade geschmiedet. Es war grauenerregend, wenn man zu viel darüber nachdachte. Und Byakuya wollte, dass Renji es um seinen Hals wie ein Halsband trug.
 

Tief in seinem Inneren zischte Zabimaru.
 

Renji seufzte. Er sollte versuchen, sich zu entspannen. Er war bereits ein wenig aus der Fassung geraten, seid ihr kleines Exhibitionismus-Spielchen unterbrochen wurde.
 

Wenn Renji nicht wüsste, dass Byakuya definitiv nicht darauf stand, dass es Schmutzig vor seiner Schwester wurde, wäre er schon längst darüber hinweg. Byakuyas Nähe machte Renji verrückt. Er war nahe genug, um ihn zu riechen und er hatte vollkommen toleriert, dass Renjis Arm locker über die Sitzfläche des Sofas lag, direkt hinter seinem Rücken. Tatsächlich lehnte sich Byakuya fast unmerklich in Renjis Körper, seine Schulter unter Renjis Arm.
 

Die andere Sache, die zu sexy war, um es in Worte zu fassen war, dass Byakuya nun im Schneidersitz saß. Wie ein normaler Bürger.
 

Renji war sich sicher, dass er die Male aufzählen konnte, in denen Byakuya so saß. Renji erinnerte sich an das letzte Mal wirklich klar: Der Morgen danach, als Byakuya einen Kater gehabt hatte. Renji hatte seinen Kommandanten noch nie zuvor so gesehen, so… unpräzise. Unordentlich war heißer als die Hölle bei Byakuya, das Einfachste konnte ihn lüstern aussehen lassen. Selbst nun, das lockere Ausbreiten von Byakuyas Beinen in dieser figurbetonten Jeans zog Renjis Aufmerksamkeit von dem Gespräch weg.
 

Nicht, dass er sich sonderlich eingebunden gefühlt hatte.
 

Byakuya und Rukia waren in Tratscherei über die Familie verfallen. Renji hatte ein wenig zugehört, als sie die Tatsache besprachen, dass Tante Masama wohl immer noch im Anwesen lebte und ohne Ende Scherereien verursachte.
 

Statt zuzuhören, starrte Renji auf Byakuyas Lippen, beobachtete, wie sie Worte formten und dachte daran, wie wundervoll es wäre, sie zu küssen und wie die beiden einen Weg finden sollten, das öfters zu tun. Wäre das nicht großartig? Eine lange Rummach-Session ohne andere Punkte auf ihrer Agenda. Könnte er Byakuya dazu überreden? Vielleicht könnte er ein Handel mit irgendetwas super Perversem anbieten? Renji war sich gerade am Fragen, was er gewillt war, zu tun, als er bemerkte, dass Byakuya sich zu ihm gedreht und ihn wohl angesprochen hatte. „Huh? Ähm, was?“
 

Byakuya runzelte neugierig die Stirn, doch wiederholte sich selbst ohne Aufregung. „Ich sagte, dass ich der Meinung bin, dass du vielleicht wissen möchtest, dass ich meiner Cousine geschrieben habe. Die, die für eine Heirat mit Miisho bestimmt ist. Ich bin neugierig, warum sie gewillt ist, soweit unter ihrem Stand zu heiraten und ob ich ihr vielleicht etwas Vergleichbares anbieten kann.“
 

Was war vergleichbar mit Ehe?, fragte sich Renji.
 

„Kenne ich euren 3. Offizier? Ist er adelig?“, fragte Rukia. Sie saß ihnen gegenüber und ihre Arme waren um ihre angewinkelten Knie geschlungen. Ihre Stimme war aufgebracht, als sie hinzufügte: „Hiroko würde niemals wirklich einen Bürgerlichen heiraten, oder?“
 

Nun erinnerte sich Renji an einen weiteren Grund, warum er abgeschaltet hatte. Es war seltsam zu hören, wie Rukia derart plauderte. Als wäre sie wirklich entsetzt über die Vorstellung, dass irgendein Typ vom Rukongai mit einem Kuchiki anbandelte. Und Miisho war auch ein Bürgerlicher. Renji wusste das aus einem guten Grund. „Vielleicht sind sie verliebt“, grunzte er.
 

Byakuya nickte. „Das ist eine Möglichkeit. Das habe ich sie durch die Blume gefragt. Doch angesichts der Tatsache, dass ihre Verbindung von Tante Masa arrangiert wurde, habe ich meine Zweifel. Für gewöhnlich interessiert sich unsere liebe Tante nur wenig für mehr als politische Allianzen. Ich vermute, das ist auch der Grund, warum ich diese Verbindung so seltsam finde. Meine Cousine wird den Namen Kuchiki verlieren und wir ziehen keinen Vorteil daraus. Miisho ist noch nicht einmal in der Erbreihenfolge für das karge Familienerbe vorgesehen und ist mein Untergebener… noch nicht einmal gut in seiner anderen Division platziert.“
 

Renji verlagerte sein Gewicht, um nach dem kalten, übriggebliebenen Fisch vom Frühstück zu greifen und stopfte ihn in den Mund. „Vielleicht ist es das Mädchen, das etwas bekommt, wie zum Beispiel von ihrer Familie wegzukommen. Vielleicht möchte sie aus einem Leben raus, in dem sie nur ein politischer Köder in einem dummen Spiel um Blut und Herkunft geht.“
 

Renji hatte nicht realisiert, wie das geklungen haben musste, bis sich Rukias Mund zu einem kleinen ‚o‘ formte. Rukia wandte sich zu Byakuya, um zu sehen, wie er vielleicht reagieren würde, doch er blinzelte noch nicht einmal. „Ja, das habe ich mir auch gedacht“, sagte Byakuya und nippte erneut an seinem Tee. „Ich frage mich tatsächlich, ob es ihr Wunsch ist, ein Soldat zu sein. Und wenn sie keine andere Möglichkeit hat, dachte ich, dass sie vielleicht lieber das Leben einer Soldatenfrau wählt, um näher an diesem Leben zu sein. Näher an jemanden, der vielleicht den Wunsch versteht, zur Akademie zu gehen und das Leben mit einem Schwert zu leben.“
 

„Das ist Auslegungssache“, sagte Renji, stopfte sich den letzten Rest des Fisches in den Mund. Er wischte seine Finger am T-Shirt ab und setzte sich wieder richtig hin. „Doch ich könnte das nachvollziehen, du weißt schon, wenn man keine anderen Optionen hat. Aber das ist die Sache, oder? Kuchiki haben normalerweise keinen Mangel an Möglichkeiten. Warum würde deine Cousine nicht einfach zur Akademie gehen, wenn sie wollte?“
 

Byakuya legte den Kopf zurück, sodass er gegen Renjis ausgestreckten Arm lehnte, und hielt seinen Tee nahe an seiner Brust. Die andere Hand legte sich abwesend auf Renjis Oberschenkel, zwanglos intim. „Sie ist vermutlich eingeschränkter, als du dir vorstellst, Renji.“ Er wandte den Kopf, um zu Renji aufzublicken, ihre Gesichter nah beieinander. „Da sind ein paar wenige Kuchiki verblieben, die den Namen tragen. Da gibt es mich, Rukia, diese Cousine Hiroko und ein paar Vereinzelte… meistens sind es Frauen, von denen erwartet wird, ihren Namen für eine Allianz mit Männern einzutauschen, die sie niemals lieben. Ich vermute, dass Tante Masama sich sehr bemühen musste, um einen vorherigen Vertrag zu brechen, etwas, dass bereits bei Geburt arrangiert war. Auch wenn ich davon noch nichts gehört habe… keine Klagen sind an mich, als Familienoberhaupt, herangetragen worden, was das Ganze noch seltsamer macht…“, Byakuya seufzte.
 

„Ist es möglich, dass es für Hiroko keine vorherige Absprache gab?“, fragte Rukia, ihre Augen wanderten zwischen Byakuyas Hand und Renjis Gesicht hin und her, als wäre sie von dieser kleinen Berührung überraschter, als von der vorherigen Szene, in die sie hineingestolpert war.
 

Byakuya hob seinen Kopf wieder an und überlegte. „Hiroko könnte, wie du, adoptiert sein“, sagte er. „Oder sie wurde vielleicht von einem Kuchiki gezeugt, aber von jemand anderem als seiner rechtmäßigen Ehefrau zur Welt gebracht.“
 

„Ein Bastard?“, wiederholte Renji. „Wow, würde deine Familie wirklich in einer solchen Situation dem Kind deinen Namen geben?“
 

„Manchmal. Da gibt es sicherlich reichliche Präzedenzfälle und wie ich bereits sagte, wir sind einigermaßen verzweifelt was Namensträger angeht“, sagte Byakuya. „Ich muss zugeben, dass ich das Ausmaß dieser Tatsache nicht realisiert hatte, bis ich mit meiner Suche nach Kandidaten begonnen habe, die mich als Familienoberhaupt ersetzen könnten. Ich verstehe nun, warum meine Familie so viele meiner Fehltritte toleriert.“
 

Renji schnaubte. „Ja, du bist so ein böser Junge. Ich habe keine Ahnung, wie die dich ausstehen können.“
 

Byakuya gluckste und beugte sich zur Seite, um an Renjis Ohr zu knabbern. „Du, von allen Leuten, kannst kaum abstreiten, dass ich eine sündhafte Seite habe.“
 

„Heh, da haben wir es“, grinste Renji draufgängerisch. Er wandte den Kopf, um zu einem Kuss anzusetzen, hielt jedoch inne, als Rukia sich räusperte.
 

Auch wenn Renji gestoppt hatte, tat es Byakuya nicht. Schnell eroberte er Renjis Lippen mit seinen und küsste ihn lange und langsam. Renji Augen waren geöffnet und starrten zu Rukia, der Rotton seines Gesichts ähnelte ihrem und Renji begann sich ihretwillen aus dem Kuss zurückzuziehen. Byakuyas Hand drückte Renjis Oberschenkel schon fast ermahnend, erinnerte Renji daran, zumindest am letzten Teil ihres Kusses teilzunehmen.
 

Als sie sich endlich trennten, verließ Byakuyas Hand Renjis Oberschenkel und streichelte die Haut zwischen Renjis Augenbrauen. „Rukia meint es nicht so, aber mit ihren kleinen Lauten erinnerte sie mich daran, wie die Dinge mit Hisana waren. Du solltest niemals das Gefühl haben, dass du mich nicht vor meiner Familie küssen kannst, Renji.“
 

Sicher, Byakuya konnte das in der Welt der Lebenden sagen, mit Rukia als einzigen Zeugen. Renji würde so gerne seine Reaktion sehen, wenn er nach seinem Nacken greifen würde und ihm einen dicken, feuchten Kuss geben würde, wenn sie bei einer formalen Familienfeier oder ähnlichem wären.
 

„Oh! Das tut mir Leid, Nii-sama! Ich hatte nicht vor, dass du dieses Gefühl bekommst“, sagte Rukia, doch Byakuya winkte ab, ohne sie auch anzuschauen. „Ich war nur…“
 

„Es wird ein wenig Zeit benötigen, sich daran zu gewöhnen. Das verstehe ich“, sagte Byakuya zu ihr, doch seine Augen verließen niemals Renjis Gesicht. Finger glätteten immer noch die Stelle zwischen Renjis Augen. Dort, wie Renji erst jetzt realisierte, er seine Stirn gerunzelt hatte. „Du bist schon die ganze Zeit wegen etwas aufgebracht, Renji. Was ist es?“
 

Was könnte er sagen?
 

Warum kaufst du mir keine Blumen und lässt mich stattdessen einen Teil deiner Familienkrone tragen?
 

Nah, das wäre dumm. Ein Blick reichte, so besorgt wie Byakuya sein Gesicht musterte. Renji strich Byakuya eine Strähne aus dem Gesicht. Er brachte ein Lächeln zustande und beharrte: „Ich bin in Ordnung. Mach dir keine Sorgen um mich.“
 

Byakuya nickte, schien jedoch nicht überzeugt zu sein. Er tätschelte Renjis Oberschenkel, als wolle er sagen, dass sie später reden würden.
 

Mit dem Kopf im Nacken trank Byakuya seinen Tee aus, bevor er den Becher zurück auf den Tisch stellte. „Ich bin mehr denn je überzeugt, dass Hiroko das Ergebnis einer Affäre ist. Der fehlende Trubel über eine Vertragsauflösung und die Tatsache, dass unsere Tante, diese törichte Frau, viel weniger Probleme hätte, jemanden wegzuwerfen, wenn sie daran dachte, dass sie durch Rukon-Blut verunreinigt… Außerdem, falls sie ein Zanpakutō sucht, ist es viel wahrscheinlicher, wenn…“
 

Die Weise, wie Byakuya sich selbst vom Beenden seiner Gedanken stoppte, schien fast… schuldbewusst.
 

Renji stupste Byakuyas Schulter an. „Viel wahrscheinlicher, was?“
 

Byakuya presste die Lippen aufeinander, als überlege er für einen Moment. Sein Blick war zum Tisch gesenkt und sein Gesicht wurde noch unlesbarer, als sonst. Schlussendlich sprach er ruhig: „Es wäre wahrscheinlicher für sie, Shinigami zu werden, wenn sie Rukongai-Blut hat.“
 

Huh? Renji tauschte ein Blick mit Rukia aus, die nur mit den Achseln zuckte, klar ebenso irritiert wie er. Tatsächlich war Rukia diejenige, die fragte, was Renji durch den Kopf ging. „Warum würde ihre Abstammung einen Unterschied machen, Nii-sama? Ist es nicht genauso wahrscheinlich, wenn sie eine richtige Kuchiki ist? Vielleicht sogar mehr?“
 

„Nein, sicher nicht mehr“, Byakuyas Augenbrauen zogen sich zusammen. Er blickte sie beide abwechselnd an, sein Blick sehr ernst. „Ihr werdet nicht wiederholen, was ich euch sagen werde.“
 

Renji tauschte wieder einen neugierigen Blick mit Rukia aus, doch dann nickten sie beide gleichzeitig.
 

„Selbst in den vier großen Adelsfamilien, die mit einer spiritueller Energie geboren werden, die bei weitem alle anderen in der Seireitei übertrifft, wird nur einer in einigen Generationen jemals das Bankai erreichen. Habt ihr jemals überlegt, warum? Habt ihr niemals nachgezählt, wie viele Shinigami auf Kommandantenniveau vom Rukongai kommen?“
 

Renji hatte es bisher nicht, doch fing nun damit an. Kenpachi, natürlich. Hitsugaya, soweit war er sicher. Wer noch? Der Generalkommandant…? Ja, vielleicht, aber hatte es damals überhaupt eine Seireitei gegeben? Hmm, wenn man den Nummern nachging: Ichimaru war von weit, weit außerhalb gewesen. Renji hatte keine Ahnung, woher Unohana kam, aber vielleicht. Aizen… nicht klar. Komamura… der Typ hatte einen stilvollen Namen, doch mit diesem Fuchsgesicht, musste er irgendwie von außerhalb der Mauern kommen, richtig? Tōsen, ja. Gott alleine wusste nur, aus welcher Hölle Kurotsuchi hervorgekrochen kam, aber niemand sprach jemals von ihm, als wäre er irgendein Adeliger, außer seine Klontochter.
 

Renji fing gerade an, sie an den Fingern abzuzählen, als Rukia sagte: „Mindestens die Hälfte, vielleicht sogar 8.“
 

„Und du hast Renji vergessen“, sagte Byakuya zu ihr. „Und 3. Offizier Madarame.“
 

Renji war verwundert, wie locker Byakuya Ikakkus Bankai erwähnte. „Uh, du weißt, dass Ikakkus Ding ein Geheimnis sein sollte, ja Kommandant?“
 

„Die Zwölfte hat Madarames Auftritt auf Band“, erklärte Byakuya. „Außerdem schien Zaraki bereits davon gewusst zu haben.“
 

„Oh“, machte Renji. Es schien, als wäre Ikakkus Bankai ein ähnlich gut gehütetes Geheimnis, wie sein eigenes Bankai. „Egal, was versuchst du zu sagen? Denn wir Rukongai-Ratten dominieren irgendwie auch die Ränge der Vizekommandanten.“
 

„Ihr dominiert alle Ränge“, sagte Byakuya mit etwas hervorgerücktem Kinn. „Das ist auch tatsächlich der Punkt.“
 

Renji verstand es immer noch nicht, doch Rukia schien es zu tun. „Doch wie kann das sein, Nii-sama? Wie können Seelen vom Rukongai stärker sein? Sollten reine Seelen nicht einen Vorteil haben?“
 

Dann traf es Renji, direkt zwischen die Augen. Hatte Rukia gerade stärker gesagt? „Hey, halt mal die Luft an! Du sagst was?“, Renji blickte Byakuya scharf an. „Sollte der Unterschied zwischen uns nicht ‚Klasse‘ sein? Ich fühle mich, als hätte ich eine ganze Lektüre über die Überlegenheit deiner Seele erdulden müssen und das ich nur irgendein Affe sei, der versucht, nach dem Mond zu greifen.“
 

„Nii-sama“, zischte Rukia erschrocken. „Du hast das nicht wirklich gesagt, oder?“
 

„Bedauernswerter Weise habe ich das“, gab Byakuya zu.
 

An einem Punkt des Gesprächs hatte Renji unbewusst seinen Arm hinter Byakuya hervorgezogen. Nun waren beide Arme vor seiner Brust verschränkt. Er blickte für einen Moment finster in seinen Schoß, bevor er dann zu Byakuya blickte.
 

Byakuyas Augen waren abgewandt und es war ein Hauch von Farbe auf seinen Wangen. „Ich habe viele Dinge während dieses Kampfes gesagt, die ich nun von ganzem Herzen bereue. Wären dies meine letzten Wort zu dir gewesen, Renji, wüsste ich nicht, wie ich mit mir selbst hätte weiterleben können“, sagte Byakuya leise. „Um absolut ehrlich zu sein, habe ich mich dafür gewappnet, dich zu töten und zuzusehen, wie Rukia stirbt. Denn ich dachte, das wäre meine Pflicht. Was ich tun musste, um das Gesetz aufrecht zu halten. Ich war ebenfalls beschämt, dass ich deinen Fortschritt nicht erkannt habe und vielleicht… wütend, dass du nicht in Sicherheit im Gefängnis geblieben bist und deiner konstanten… Eigensinnigkeit. Nebenbei, wie ich bereits sagte, ist Bankai etwas, was die 4 Adelshäuser nur mit Mühen erreichen und du erinnerst dich, wie sehr ich zu dieser Zeit deine Beziehung zu Zabimaru hasste.“
 

Er scherzte nicht. Die Allee war zum Teil wegen Zabimaru gewesen. Renji würde niemals das furchtbare Gefühl vergessen, von Zabimaru abgeschnitten zu sein. Auch wenn es nur für ein paar Minuten gewesen war. Kalter Schweiß kitzelte ihn bei der Erinnerung.
 

Solche Zauber sollten nicht existieren. Es hatte Renji entsetzt, dass Byakuya so etwas nicht nur kannte, sondern auch gewillt war, es zu nutzen.
 

Shhhh, zischte Zabimaru tröstend.
 

Doch die andere Stimme schnaubte wütend, Nein, wir sollten wütend sein. Wir haben dieses Verbrechen die ganze Zeit um uns herum gerochen, doch uns geweigert, es uns einzugestehen.
 

Über was zum Henker redet ihr da?, fragte Renji Zabimaru. Was für ein Verbrechen?
 

Frag ihn, knurrte der Paviankönig. Frag ihn, woher unsere Stärke kommt und warum er uns so fürchtet.
 

Renji atmete beruhigend durch, war sich bewusst, dass sowohl Byakuya als auch Rukia darauf warteten, dass er etwas sagte und Byakuyas Entschuldigung annahm. Renji blickte zu Rukia und nahm sich danach einen Moment, um seinen Körper zu entknoten. „Uh, ja, weißt du, das war eine harte Zeit für uns alle. Ich bereue auch so einige Dinge.“
 

Zabimaru grummelte.
 

Sei einfach geduldig, ja?
 

Ein rasselndes Zischen ging durch Renjis Kopf.
 

„Also, ähm, das ist alles irgendwie ein Schocker, huh?“, sagte Renji und gab endlich dem Impuls nach, das Geschirr aufzuräumen. Mit Zabimaru der in ihm bebte, konnte Renji nicht weiter still sitzen. „Ich meine, wenn es wahr ist und all das. Doch, wie Rukia, bin ich neugierig, warum... du weißt schon, woher das kommt? Warum würde eine arme, zerschlissene und halb verhungerte Seele stärker sein, als eine komfortable, gut genährte und reine Seele?“
 

Byakuya schien eindeutig unbehaglich. Er protestierte noch nicht einmal, als Renji aufstand und einige Teller auf den Essenswagen stellte. „Du hast es nicht vermutet?“
 

Nur, um gemein zu sein, keifte Renji: „Armut stärkt Charakter?“
 

„Renji!“, ermahnte Rukia.
 

Byakuya seufzte leicht. Er stand auf, sammelte die restlichen Teller ein und ging zu Renji herüber, der beim Essenswagen stand. Er stellte sie oben auf die anderen Teller und sagte: „Es ist in Ordnung. Ich vermute, dass du ebenfalls wütend auf mich bist, Rukia. Ich kenne diese Theorie schon mein ganzes Leben, doch ich habe bis vor Kurzem nie die Bedeutung verstanden.“ Byakuya blickte Renji in die Augen und hielt den Blickkontakt. Dann fing er ruhig an zu erklären. „Der Kräfteunterschied ist dieser: Reine Seelen sind im Nachteil, da unsere Seelen das Asauchi mit unserem Reiatsu tränken müssen, um uns selbst zu separieren. Seelen aus dem Rukongai sind bereits zerschlagen, ihre Zanpakutō können eine Wiedervereinigung kaum erwarten."
 

"Zerschlagen?", wiederholte Renji. Es war, wie er es immer befürchtet hatte. Er war in Inuzuri geendet, weil er irgendwie zerbrochen war.
 

Einmal, zischte Zabimaru, doch nie mehr.
 

Nun sind wir drei Mal stärker, donnerte der Paviankönig. Das ist ihre Angst.
 

Nein, widersprach der Schlangenschwanz, sie fürchten uns, weil sie die Quelle unserer Stärke in unserer Pavianknochen-Kanone , dem Geräusch unserer Schreie und in unserer Form sehen.
 

"Heilige Scheiße", sagte Renji mit plötzlicher, blutgefrierender Realisation. "Zerschlagen. Wir sind zum Teil Hollow, nicht wahr? Alle von uns... die vom Rukongai sind."
 

Rukias Augen wurden groß.
 

Renji dachte immer noch laut. "Denn wir zerstören keine Hollows, Zanpakutō brechen nur ihre Form auf und schicken sie zurück in den Kreislauf, wie wir es auch mit den Plus tun. Also sagst du, dass manche nach Hueco Mundo gehen und manche... in den Rukongai und werden wiedergeboren wie..."
 

Ein Zanpakutō wird im selben Moment geboren, wie ein Shinigami, erinnerte Zabimaru Renji.
 

"... ich?", beendete Renji den Satz. "Ich und Zabimaru?"
 

„Ja und all die Anderen. Ukitake und Kyōraku haben soviel impliziert. Unsere Tante hat auch angedeutet, dass sie eine Seelenaufzeichnung als Beweis hat“, sagte Byakuya. Er griff nach vorne und nahm Renjis Hand, welche die Kante des Essenswagens mit weißen Knöcheln umklammerte. „Es war auch ein Schock für mich.“
 

Renji war perplex. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab es. Zabimarus Bankai konnte nicht viel mehr nach Hollow aussehen. Sie hatten nirgendwo ein Loch, aber...
 

Das ist, weil wir vollständig sind, sagte Zabimaru. Kein Teil fehlt.
 

Offensichtlich hatte sie es soweit verarbeitet, denn Rukia nickte. „Reinkarnation bricht die Seelenbindung. Ist das der Grund, warum manche Plus so schnell zum Hollow werden? Sie sind so ausgemergelt, dass sie es nicht ertragen können, noch mehr Teile zurückzulassen?“
 

Byakuya schüttelte unsicher seinen Kopf. „Ich weiß es nicht. Das ist eine Frage, die dein Kommandant besser beantworten kann, fürchte ich. Meine Erfahrungen mit der Welt der Lebenden sind viel mehr begrenzt.“ Byakuyas Hand drückte Renjis fester. „Renji? Was denkst du?“
 

Er dachte, dass er es irgendwie hasste, das alles zu wissen. Denn sein ganzes Leben lang war er in der Lage gewesen, seinen Kopf oben zu behalten, wenn die Leute ihn beschimpften, ihm sagten, dass er weniger wert war, denn er hatte ihnen nie geglaubt. Nicht einmal ein bisschen.
 

Sicher, es zehrte an ihm, bis manche Punkte roh und wund waren, doch alles kam von Außen.
 

Nun...? Er blickte auf Byakyuas blasse, langgliedrige Hand hinunter, die seine dunklere, gröbere überdeckte. Nun wusste Renji, dass da etwas in seinem Inneren war, dass zerbrochen war.
 

Nein, erinnerte ihn Zabimaru. Nicht mehr. Zusammen sind wir stark.
 

Doch wir sind nicht wie sie, sagte Renji. Wir sind nicht rein.
 

Ein leises Räuspern ließ Renji beinahe aus seinem Gigai springen. Irgendwie war Eishirō im Türrahmen erschienen, ohne dass jemand ihn bemerkt hatte. „Entschuldigen sie mein Eindringen, mein Herr, meine Dame… Vizekommandant“, sagte er, sein Kopf war fast bis zu seinen Knien gebeugt. „Das Treffen mit dem Bankangestellten ist in einer Stunde, mein Herr.“
 

„Ah, ja“, sagte Byakuya und blickte sich um, als würde er versuchen, sich daran zu erinnern, wo er war. Mit Bedauern ließ er Renjis Hand los. „Lass mich die Dinge holen, die du benötigst.“
 

Byakuya verschwand im Schlafzimmer, ließ die drei zurück. Renji und Rukia starrten sich an, Eishirō hob seinen Kopf nicht. Dann schlang Renji seine Arme um seine Taille und blickte energisch aus dem Fenster.
 

In der dröhnenden Stille, während alle peinlich berührt versuchten, niemanden anzublicken, konnte Renji etwas riechen. Wie der eindringliche Hauch von Wut eines zerfallenen, verstoßenen Schreins, hing unheimliche Magie an Eishirō. Es umhüllte ihn wie einen Nebel, der Licht im Inneren verdunkelte.
 

Die Luft im Raum fühlte sich plötzlich dick an, als Renji ebenfalls einen erstickenden Geruch von Rukia bemerkte.
 

Ja, knurrte Zabimaru, du verstehst.
 

„Heilige Scheiße. Das ist es, was das Reinigungsritual macht, nicht wahr?“, sagte Renji laut. Er deutete auf Eishirō. „Urahara sagte, es zerstört die Bindung, wie bei einer Reinkarnation, es schwächt die Hollow-Teile…“ Seine Augen glitten zu Rukia. Oh, scheiße. Er hatte sich immer gefragt, warum sie erst so viel stärker zu sein schien, als sie zur Akademie gingen, und dann schien sie fast… Rückschritte gemacht zu haben.
 

Byakuyas Familie hatte ihr das angetan. Sie hatten sie ihrer Stärke beraubt, sodass sie keine Angst mehr darum haben mussten, wie viel stärker sie noch werden konnte.
 

Arschlöcher.
 

Kein Wunder, dass Byakuya nicht wollte, dass Rukia auf Missionen ging. Kein Wunder, dass er immer versuchte, sie zurückzuhalten. Er wusste es. Auf irgendeiner Ebene wusste er, was seine Familie ihr angetan hatte.
 

Es hatte Renji immer irgendwo im Hinterkopf gestört. Warum hatte Rukia so viele Probleme? Warum hatte ein einfacher Hollow sie überwältigen können? Wie war es dazu gekommen, dass irgendein lächerliches menschliches Kind für sie hatte einstehen müssen, um eine akademietrainierte Shinigami zu retten, eine Kidō-Meisterin, von der Renji immer gedacht hatte, dass sie ihn eines Tages übertraf. Nein, die schon immer stärker als er gewesen war…
 

Als sie Rukia abgeholt hatten, hatte Renji sich selbst gesagt, dass der Grund dafür gewesen war, dass sie so lange in diesem dummen Gigai verbracht hatte. So lange ohne Sode no Shirayuki gewesen war, was sie im Inneren aufgewühlt hatte.
 

Doch er hätte wissen müssen, dass es zuvor geschehen war. Diese verdammten Kuchikis hatten nicht nur Rukia von ihm gestohlen, sondern sie auch zerstört. Er hätte sie niemals gehen gelassen, wenn er gewusst hätte, was passieren würde. Der einzige Grund, warum Renji zu alldem in der Lage gewesen war, war, dass er wirklich geglaubt hatte, dass sie sich besser um sie kümmerten, als er es konnte.
 

Denn sie sollten die Wohltäter für sie sein – diese Adligen mit all ihrem Essen und extravaganten Scheiß.
 

Arschlöcher.
 

„Das ist ein Verbrechen“, sagte Renji. „Dieses ganze, verdammte Ding ist ein Verbrechen.“
 

„Renji?“, Byakuya stand wieder im Raum. Seine Hände umklammerten einige Papiere, die ihm beinahe aus den Händen gerissen wurden, vom plötzlichen, heulenden Wind. Seine Haare flatterten, doch dann verengten sich seine Augen und Renji konnte das plötzliche Gewicht von Byakuyas Reiatsu spüren, das zurückdrückte. Als Byakuya das nächste Mal Renjis Namen aussprach, war es ein Befehl. „Renji!“
 

Renji blickte zu Byakuya, forderte ihn heraus, es zu tun. Komm schon, dachte er, erniedrige mich. Das ist doch das, was du tust…
 

Dann sah Renji, was Byakuya noch in seiner Hand hatte. Die Halskette mit dem Kenseikan-Splitter. Was hatte ihn dazu verleitet, es zu holen. Es war nicht die beste Wahl, denn Renji sah plötzlich das große Ganze: Den ersten Kuchiki, der Hollows töte… war das wirklich die echte Geschichte? Oder war es ein Symbol von einer anderen Art von Unterdrückung der Hollows? Renjis Sicht wurde rot – denn Scheiße, wenn das alles nicht noch mehr Sinn machte.
 

Bevor Renji wirklich verstehen konnte, was er da tat, sprang Rukia über das Sofa und landete einen Fußtritt gegen Renjis Kiefer.
 

Sein Reiatsu fuhr zurück, als er auf den Boden aufprallte. Seine Hände flogen in die Höhe, um sein Gesicht von einer Reihe von Schlägen von Rukia zu schützen. Renji krümmte sich von Rukia weg, die auf seiner Brust saß, ihre Hände waren ein Trommelfeuer von Ohrfeigen. „Au! Rukia, hör auf!“
 

„Was ist falsch bei dir, Renji?“, fragte sie fordernd. Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und blickte von ihrem Platz auf seiner Brust auf ihn herab. „Du hast den armen Eishirō platt gemacht! Gerätst du immer so außer Kontrolle?“
 

„Huh?“, Renji blinzelte, kam wieder zu sich. In seinem peripheren Blickwinkel sah er, wie Byakuya Eishirō auf die Beine half und den Hausverwalter in einen anderen Raum half.
 

Bevor Renji aufspringen und sich entschuldigen konnte, lehnte sich Rukia hinunter, drückte ihr Gewicht auf ihn und stieß gegen seine Nase. „Weißt du für was das Reinigungsritual gut ist? Für Kontrolle. Vielleicht solltest du es in Erwägung ziehen, du großer, dummer Pavian, bevor du alles mit deiner fehlgeleiteten Wut zerstörst!“
 

„Fehlgeleitet?“, protestierte Renji und schlug ihre Hand weg. „Hast du nicht aufgepasst? Das Reinigungsritual löst deine Seele, schwächt dich. Absichtlich, Rukia. Nicht weil wir für sie schmutzig sind, sondern weil sie Angst vor uns haben. Es ist nur eine dumme Sache, damit wir uns wertlos fühlen!“
 

„Bist du dir sicher, großer Junge?“, fragte Rukia, ihr Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt, ihre Hände an jeder Seite seines Kopfes. Ihre Augen bohrten sich durch ihn hindurch. „Was essen Hollows?“
 

Seelen.
 

Rukia sah, dass er die Antwort wusste, also zog sie sich schnaubend auf die Beine. „Das ist richtig. Also denkst du, ich hätte nicht gewusst, wo ich da rein gerate? Glaubst du, ich hätte etwas gemacht, was keinem Zweck diente? Etwas, um mich selbst zu verletzen?“
 

„Verarschst du mich?“, Renji richtete sich auf seine Ellbogen auf und blickte sie an. „Du stellst dich immer selbst an letzter Stelle. Wenn seine Familie nicht gestorben wäre, wärst du niemals Shinigami geworden. Du hättest zugelassen, dass wir dir dein ganzes verfluchtes Leben verbauen.“
 

Das war der Grund, warum es Renji nicht hätte tun können. Warum er sie hatte gehen lassen müssen.
 

Sie blickte ihn eine ganze Weile stirnrunzelnd an, offensichtlich nicht in der Lage, seine Worte zu kontern. Schlussendlich schien sie sich für eine andere Taktik entschieden zu haben. „Doch wir verletzten sie mit der Zeit und das konnte ich meiner Familie nicht antun.“
 

„Was ist mit Sode no Shirayuki? Ist sie nicht wichtig?“ Natürlich wusste Renji in der Sekunde, dass er einen Fehler gemacht hatte. Sie war gewillt gewesen, ihr Zanpakutō für Ichigo aufzugeben, damit er stellvertretender Shinigami werden konnte.
 

Rukia sah kurz aufgewühlt aus, doch dann presste sie die Lippen aufeinander. „Ist sie. Doch Kommandant Ukitake hat es alles erklärt. Und er hatte Recht! Denn wie viele Techniken habe ich im Shikai? Ein halbes Dutzend. Was hast du? Kaputte Pavianfangzähne und vielleicht noch eine Weitere. Warum? Weil ich es langsam angegangen bin. Sicher, du kannst sagen, dass das Ritual mich zurückgehalten hat, doch ich denke, es half mir, mein Zanpakutō vollständig zu meistern. Ich musste arbeiten, um zu ihr durchzudringen und wir sind dadurch stärker.“
 

Renji musste zugeben, dass er sich immer gefragt hatte, wie sie so viele außergewöhnliche Attacken ausführen konnte, ohne ins Bankai überzugehen.
 

„Also was?“, sagte Renji und stand auf. Er klopfte sich langsam die Kleidung aus und rieb sich theatralisch den Kiefer. „Du denkst, ich sollte das tun? Deine dumme, beschissene Familie auch noch meinem Zabimaru ein Halsband umlegen lassen? Auf keinen Fall, Rukia. Auf keinen verdammten Fall.“
 

„Wie du willst“, sagte Rukia. „Doch meine dumme, beschissene Familie wird dich niemals ohne akzeptieren. Du weißt, was Byakuya für dich aufgibt und du würdest noch nicht einmal diese kleine Sache für ihn tun? Du bist so eine selbstsüchtige Heulsuse, Renji. Das warst du immer.“
 

„Oh, das tut jetzt aber echt weh“, sagte Renji. „Nicht jeder ist so eine kleine Frau Perfekt, wie du, Rukia. Ich habe manchmal Essen geteilt... Nur nicht so oft... Ok, niemals bevor du es getan hast, ja? Da, bist du jetzt zufrieden?“
 

„Nein“, gab sie zu. „Doch ich denke immer noch, dass du einmal versuchen könntest, an jemanden anderes als an dich zu denken.“
 

„Tue ich“, schnaubte Renji. „Ich denke an Zabimaru! Denkst du, sie haben dir einen Gefallen getan, als sie deine Verbindung zu Sode no Shirayuki zerstört hatten?“
 

„Niemand kann diese Verbindung zerstören“, sagte Rukia und reckte ihr Kinn hervor. „Hast du nie bei der Diskussion über die Energie zugehört? Diese Energie kann weder erschaffen noch zerstört werden. Also hat mich Macht verlassen, doch es ist auf sie übergangen – es ist zu Sode no Shirayuki übergegangen. Daher kommen diese zusätzlichen Techniken.“
 

Renji schielte nur zu Rukia. „Über was zum Teufel sprichst du da? Diskussion über was?“
 

„E = mc², du Hornochse! Muss ich dir erst ein Bild zeichnen?“
 

Nun, das war eine Idee. So würden sie sicherlich nirgends hinkommen. All die Anspannung fiel von Renjis Schultern und er nickte. „Würdest du? Du weißt, dass es mir immer hilft.“
 

„Oh... ok. Sicher“, Rukias Wut schien auch sofort verschwunden, als sie daran dachte, ein Bild von dem Ritual für ihn zu zeichnen. Sie begann nach einem Stift herumzusuchen, während Renji ein paar Servietten vom Essenswagen holte. Sie setzten sich zusammen unter das Fenster und sie begann Bilder von bekannten Figuren zu zeichnen. „Ok, so funktioniert das...“
 


 

Eine halbe Stunde später hatte Renji verstanden, dass das Reinigungsritual Zabimaru wohl nicht verletzen würde. „Chappy lässt alles einfacher aussehen“, lächelte er und tätschelte Rukias Oberschenkel. „Ich vermisse das. Ich schwöre, ich hab alles Wichtige von diesem Hasen gelernt.“
 

Rukia runzelte die Stirn, als sie durch die Bilder blätterte. „Ichigo zieht mich mit meinen Zeichnungen auf. Er denkt, sie sind bescheuert.“
 

„Ja, nun ja, ich wette, Ichigo konnte schon als Kind lesen“, sagte Renji. „Sein Gehirn arbeitet mit Wörtern. Meins tut das nicht. Ich brauche Bilder.“
 

Rukia lächelte ihn an. „Ich vermisse dich manchmal.“
 

„Heh, nur manchmal?“
 

Sie tippte mit dem Finger gegen seine Nase. „Die meiste Zeit erinnere ich mich daran, was für eine Nervensäge du warst.“
 

“Hey, ebenfalls“, sagte Renji und schubste sie leicht an der Schulter an.
 

Rukia sah aus, als würde sie einen weiteren Scherz machen, als ihr Handy klingelte. Die Art, wie sich ihr Gesicht bei dem Klang der Stimme am anderen Ende aufhellte, wusste Renji, wer es war. Es schien, als wäre Ichigo aus seinem Versteck gekommen. Rukia legte eine Hand auf den unteren Teil des Handys und lächelte: „Er ist unten.“
 

„Ja, du solltest gehen“, sagte Renji. „Sag ihm, wenn er mit Schwergewichten spielen möchte, ich bin im Shōten.“
 

Rukia lachte, doch sie richtete sich bereits auf und ging Richtung Tür. Sie drehte sich um, um Renji zu winken, ihr Ohr immer noch an das Gerät gepresst.
 

Er winkte zurück, auch wenn sie bereits darin vertieft war, was auch immer Ichigo ihr erzählte. Seine Arme ruhten auf den angewinkelten Knien und er legte den Kopf zurück gegen die Wand.
 

„Ist es sicher für mich, einzutreten?“, fragte Byakuya vom Türrahmen aus.
 

War er die ganze Zeit dort gewesen? Renji hatte gedacht, er wäre mit Eishirō gegangen. Gott, was hatte er alles mitbekommen? Himmel, hatte er Byakuyas Familie beschissen genannt? „Ähm, ja. Schau, das alles tut mir Leid... Ich bin irgendwie... Scheiße, ich glaube, ich hab da ein paar Probleme.“
 

Byakuya neigte seinen Kopf leicht. „Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen, Renji.“
 

Renji seufzte. „Eh, ich war den ganzen Morgen schlecht gelaunt, doch ich hätte es nicht an Eishirō auslassen sollen.“
 

Byakuya lehnte eine Schulter gegen den Türrahmen. „Auslassen?“
 

„Ja, du weißt schon.“
 

„Das tue ich. Sollen wir auf unserem Weg zum Vergnügungspark nach Mittagessen Ausschau halten?“
 

„Nicht das Museum?“
 

Byakuya schüttelte den Kopf. „Nicht heute.“
 

Renji schob sich ein paar Haare aus dem Gesicht. „Ich weiß nicht, ob ich auf einen Vergnügungspark Lust habe.“
 

„Da gibt es ein Riesenrad“, sagte Byakuya. „Ich könnte dir eine Zuckerwatte kaufen.“
 

Renji blickte auf. „Du kaufst mir was Niedliches?“
 

„Niedliches?“, Byakuya sah einen Moment überrascht aus, nickte dann jedoch. „Wenn du willst.“
 

„Einverstanden.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So vieles an der Welt der Lebenden verwirrt Byakuya. Die einzige Konstante ist Renji an seiner Seite. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Luzie_
2016-10-15T16:41:44+00:00 15.10.2016 18:41
Das war ja mal ein Mega Kapitel! Jetzt ist so manches klarer geworden
Antwort von:  yezz
16.10.2016 19:50
Ich finde die Theorie auch sehr einleuchtend. Diese Ideen sind ein Hauptgrund, warum ich die Geschichte überhaupt übersetze ^^


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