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Written in the Scars (of Our Hearts)

von

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Shame and the Shameless

So viel passierte auf einmal, dass Renjis sich beinahe daran verschluckte, was in seinem Mund war – was, fast sofort, nichts war.
 

In einer Bewegung, die nicht für wegen ihrer Schnelligkeit überraschend war, blockierte Byakuya den Blick auf Renjis nackten Körper mit seinem eigenen. Zumindest war es das, von dem Renji dachte, was passiert sein musste. Denn bevor die Kette der Leine vollständig auf dem Boden aufgeschlagen war, spürte Renji den Luftzug von Shunpō. Byakuya war vor ihm verschwunden, um sofort wieder an Renjis Rücken aufzutauchen. Als Renji mit einem Hustenanfall kämpfte, donnerte Byakuyas leg-dich-nicht-mit-mir-an-Stimme: „Geht.“ Der kommandierende Ton ließ Renji schon fast auf die Füße springen und ‚Ja, Kommandant‘ sagen, doch eine Hand griff beschützend nach seiner Schulter. Rukia brauchte kaum einen solchen Befehl. Sie redete bereits: „HieristeuerZeug! WirsindinfünfzehnMinutenzurück! Oktschüss!“
 

Dann schloss sich die Tür mit einem Knall.
 

Das Schloss rastete ein und sie waren wieder alleine.
 

Renji kniete einen langen Moment auf den groben Teppich und… atmete nur. Byakuyas Hand schien ihn an Ort und Stelle zu halten, erdete ihn… oder hielt Byakuya vielleicht auch nur aufrecht, bei dem Druck, den er ausübte.
 

In Renjis Kopf waren keine Gedanken, nur ein Chaos. Langsam schien das Gefühl wiederzukommen: die drohende Stille im Raum, der Geschmack von Enttäuschung in seinem Mund und ein schwerer, unbefriedigter Schmerz in seinem Schwanz.
 

Ja, das war eine Sauerei. Und er war noch nicht einmal fertig geworden.
 

Dann verließ Byakuyas Hand Renjis Schulter. Irgendwo hinter ihm hörte Renji den Reißverschluss einer Hose und ein kleines Seufzen. „Das war… bedauerlich.“
 

Renji musste lachten. Das war genau das, was er dachte… Zumindest in der Art. „Ja, ein bisschen.“
 

Er streckte sich ein wenig und blickte zu Byakuya auf. Sein Gesicht war abgespannt, schon fast aschfahl. Er stand mit dem Rücken zur Tür, seine Augen entschlossen auf den Boden gerichtet. Er hielt seinen Körper so still, dass er kaum zu atmen schien.
 

„Uh… also, irgendeine Chance, dass wir das beenden?“, fragte Renji hoffnungsvoll, aber von der fehlenden Beule in Byakuyas Hose, konnte er sich schon die Antwort denken.
 

„Was?“, Byakuya schien geschockt und schon fast von dem Vorschlag beleidigt zu sein. „Nein, natürlich nicht.“
 

„Bist du dir sicher?“, grinste Renji lasziv. „Denn ich habe mitbekommen, dass sie uns 15 Minuten gegeben hat. Ich wette, ich könnte dich in kürzester Zeit zurück ins Spiel bringen. Und, du weißt, es braucht nicht so lange, um…“
 

„Nein“, schnitt ihm Byakuya entschlossen die Worte ab. Doch kurz, als sich ihre Augen trafen, war da etwas, dass in diesen grauen Tiefen aufblitzte – Erleichterung? Doch dann blickte Byakuya weg und schüttelte den Kopf. „Das Risiko ist zu groß.“
 

Huh. War es bei dem Ganzen nicht darum gegangen, entdeckt zu werden? Der Nervenkitzel des Risikos? Offensichtlich stand Byakuya nicht auf solche Sachen, wenn Rukia involviert wurde. Renji grunzte enttäuscht und zog sich auf die Füße. „Ok. Ich denke, in dem Fall sollte ich mich anziehen.“
 

Renji blickte auf seine Straßenklamotten auf dem Boden. Sie schauten auf den Tüten vom Urahara Shōten heraus, die fröhlich versprachen ‚Erfülle alle deine spirituellen Bedürfnisse, während du deinen süßen Zahn befriedigst!‘ Als er sich um Byakuya herum bewegte und über die runtergefallene Tasche beugte, versuchte er energisch, nicht in die Spiegel zu schauen, doch jetzt blitzte etwas auf, fiel ihm auf.
 

Der Penisring.
 

Super. Von all den Dingen, die Rukia gesehen hatte, musste es ausgerechnet das sein. Die Leine und das Halsband waren… unangenehm, doch irgendwie war der Penisring schlimmer. Renji zog ihn so schnell wie möglich ab, schaffte es dabei, dass sich etwas Schambehaarung verhedderte. „Hurensohn“, fluchte er, während er sich die Haare ausriss.
 

Gereizt ließ er sich auf den groben Teppich fallen und wühlte durch die Sachen. Er fand zuerst Unterwäsche. Nun stellte er sich vor, wie – Rukia? Eishirō? – sich durch seine Unterwäsche suchten… kurz bevor sie hereingestolpert waren und ihn in all seiner Herrlichkeit, auf den Knien vor Byakuya, gesehen hatten.
 

Überraschung!
 

Er gluckste vor sich hin. Doch dann blickte er zu Byakuya, der Wurzeln zu haben schien, und runzelte die Stirn. Rukias Reinschneien in ihre kleine, gestellte Szene hatte alles geändert. Wie wären die Dinge sonst verlaufen? Hatte Byakuya geplant, vor Eishirō weiter in Renjis Mund zu stoßen, wie er es mit Aio in der Bibliothek gemacht hatte? Wahrscheinlich.
 

Und dennoch würde er das nicht vor Rukia machen. Aber warum? Mit ihr als Zeuge wurde das plötzlich beschämend? Für wen? Denn Renji spürte etwas, aber das war keine Scham.
 

Bisher hatte Renji ehrlicherweise noch nicht sagen können, was er da fühlte. Irgendetwas rumorte in seinen Eingeweiden, doch er hatte noch keinen Namen dafür.
 

Er schlüpfte in eine feuerwehrrote Boxerbrief und musste dabei den Gedanken unterdrücken, dass falls sich Byakuya gerade scheiße fühlte, es ihm Recht geschah. Immerhin war es nichts für ihn, seinen Diener derart zu benutzen, einem Mann, dessen kompletter Lebensinhalt es war, sicherzustellen, dass Byakuya hatte, was er benötigte. Offensichtlich selbst dann, wenn das, was er benötigte, ein billiger Nervenkitzel auf dessen Kosten war.
 

Und Renjis.
 

Aber sobald Rukia involviert war... dann war das nicht in Ordnung. Offensichtlich war sie niemand, den er ausnutzen wollte.
 

Der lustige Teil davon war, hätte er die Wahl gehabt, hätte Renji vermutlich Rukia statt Eishirō bevorzugt. Immerhin war es nicht so, als wüsste sie nicht, dass er und Byakuya Liebhaber waren und es war nicht wirklich das erste Mal, dass sie irgendwo hineingestolpert war und Renji nackt mit jemanden vorgefunden hatte. Man lebte nicht für ein halbes Jahrhundert in einem Gemeinschaftshaus, ohne gelegentlich nackte Tatsachen zu sehen.
 

Das Halsband und die Leine waren vielleicht ein Schocker. Besonders von ihrem heiligen Nii-sama.
 

Aber was zum Teufel? War die ganze Szene nicht sorgsam gestellt worden, damit Byakuya gut aussah? Renji war sich absolut sicher, angesichts der Tatsache wie verflucht frustrierend lange es gebraucht hatte, um diese kleine Szene zu arrangieren, Byakuya die geringste Enthüllung erleiden musste, während es bei Renji ganz anders war. Rukia und Eishirō hatten vermutlich nicht mehr von Byakuya gesehen, als sonst. Und wesentlich mehr von Renji, als sie jemals wollten.
 

Das unangenehme Gefühl in Renjis Eingeweiden begann sich zu verbinden.
 

Renji fand eine angenehme Jeans als nächstes, stand auf und trat hinein. Er musste die Leine aus dem Weg schwingen, was ihn nur noch mehr nervte.
 

Mit einem Grunzen schloss er den Reißverschluss. Er begann im verstreuten Kleiderberg auf dem Boden nach einem T-Shirt zu suchen, als er Byakuyas Tee entdeckte. Der dicke, weiße Papierbecher zeigte ein Logo von einem Ort der 'Die Kazie' hieß und er stand, perfekt aufrecht und makellos direkt neben der Tür.
 

Es war nichts verschüttet.
 

Wer auch immer den Becher dort abgestellt hatte, hatte die perfekte Kontrolle über seinen Körper, als er ihn behutsam auf den Boden abgestellt hatte.
 

Rukia.
 

Es musste Rukia gewesen sein.
 

Obwohl Renji seine Augen fest geschlossen gehabt hatte, war sich Renji ziemlich sicher, dass Eishirō derjenige gewesen war, der die Tasche vor Schock und Überraschung fallen gelassen hatte.
 

Wenn Rukia die Geistesgegenwart besessen hatte, den Tee nicht zu verschütten, dann war sie nicht annähernd so geschockt gewesen, wie Byakuya vielleicht befürchtete. Entweder das oder sie war ein knallharter Soldat, die ihren Kopf im Kampf behielt.
 

Da er Rukia kannte, wusste er, dass beides zutraf.
 

Renji nickte anerkennend, als er den Tee aufnahm und vorsichtig die Kette zur Seite schob, um nicht das nachzuholen, was Rukia vermieden hatte. „Ich weiß, du bist erschüttert, aber ich würde mir nicht allzu viele Gedanken machen“, sagte Renji, hielt dabei den intakten, unverschütteten Papierbecher mit dem Tee hoch, um es Byakuya zu zeigen. „Wenn Rukia daran gedacht hatte, deinen Tee zu retten, dann hasst sie dich nicht.“
 

Denn so gefasst sie in einem Kampf offenkundig war – der Tee stände auf den Kopf und wäre zertrampelt, wäre sie sauer.
 

Byakuya blickte nicht auf. Seine Stimme klang hohl, als er sagte: „Ich bin nicht besorgt, dass Rukia sauer ist. Ich bin besorgt, dass sie allen Respekt vor mir verloren hat.“
 

Bam! Wie ein Schlag in die Magengrube. Da war es: Was Renji störte war, dass sich Byakuya eindeutig verdammt viel mehr für seine Schwester interessierte, als für seinen Liebhaber.
 

Renji blickte auf den Tee in seiner Hand. Der schlimmste Teil? Umgekehrt war es genauso wahr. Rukia hatte nicht „Renji!“ im Entsetzen gejapst. Nein, es war „Nii-sama“.
 

Es war immer ein verfluchtes „Nii-sama“.
 

„Ich weiß nicht, worum du dir zur Hölle Sorgen machst“, sagte Renji, versuchte nicht zu schnauben oder den Pappbecher in seiner Hand zu zerdrücken, während er sprach. Wie konnte sich Byakuya überhaupt nur Sorgen machen? Sie würde ihn niemals verlassen. „Sie liebt dich.“
 

„Wie kannst du das so einfach sagen, Renji...“
 

Renji schnitt Byakuya die Worte ab. „Ich kann das sagen, weil du nie nur Onii-chan für Rukia gewesen bist. Du bist ihr gottverdammter Nii-sama.“ Rechtzeitig schaffte es Renji, ein 'Da liegen Welten dazwischen, vertrau mir' hinunterzuschlucken. Dennoch aufgebracht schnappte sich Renji irgendein Shirt vom Boden. Dann presste er den Tee gegen Byakuyas Brust und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Drink deinen verficktn Tee und komm drüber hinweg. Du stehst als Gewinner da, wieder einmal. Also verpiss dich, he? Ich werd das Sexspielzeug dies Mal wegräumn, damits Eishirō nich tun muss. Und ich schätz, ich gehör auch dazu."
 

Damit stampfte Renji in Richtung Schlafzimmer und zog die Kette lärmend hinter sich her.
 


 

Byakuya hatte gelernt, der Grammatik zuzuhören.
 

Man konnte Renji darin vertrauen, dass er meistens das sagte, was er dachte. Doch Byakuya wusste auch, dass es Dinge gab, die Renji niemals sagen würde oder konnte. Wann immer ein solcher Moment aufkam, entschlüpfte ihm seine Sprache. Die anderen Male, als das passiert war, war er mehr verletzt gewesen, als er es zugeben wollte. Es war so seit der Allee gewesen, seit kurz vor dem erreichen seines Bankais.
 

Renji hatte allen Grund, sauer zu sein. Byakuya verstand das. Doch er hatte keine Ahnung, was es genau mit diesem seltsamen Pappbecher voller Tee auf sich hatte. Und was genau er immer 'gewann'.
 

Und es half nicht, dass jedes Mal, wenn er versuchte, sich ihr Gespräch durch den Kopf gehen zu lassen, das Einzige, was durch seinen Kopf ging, Rukias entsetztes Gesicht war.
 

Sie hätte niemals dort sein dürfen. Und doch hätte Byakuya wissen müssen, dass das hätte passieren können. Die Nachricht. Die Nachricht hatte gesagt, dass Eishirō in Uraharas Shōten aufgehalten wurde. Er musste sie dort angetroffen haben. Doch sein Dämon war der Grund gewesen, warum Byakuya nicht angemessen die Möglichkeit bedacht hatte, dass Rukia der Grund für die Verspätung gewesen war. Und das sie Eishirō zum Hotel zurück folgen würde. Normalerweise war Rukia nicht so spontan. Sie war umsichtig und meldete sich vorher an. Vielleicht gingen solche Dinge bei der massiven Lockerheit der Welt der Lebenden unter. Oder Eishirō hat sie vielleicht glauben gelassen, dass es da kein Konflikt, kein Problem gab, einfach vorbeizuschauen. Zu einem Zeitpunkt musste sie den Bodyguard freigestellt haben. Sie hatte die Autorität, um das zu tun. So gerne er es auch tun wollte, Byakuya konnte dem Bodyguard keine Vorwürfe machen, Lady Rukias Befehl gefolgt zu sein.
 

Es war eine perfekte Aneinanderreihung von Verhängnis und Zufall.
 

Doch er schmückte sich damit, ein besser Stratege zu sein, als dies hier zeigte.
 

Rukia hätte niemals Zeuge davon werden sollen. Nicht nur, dass Byakuya sein eigenes Bild bei ihr befleckt hatte, er hatte auch noch Renjis besudelt. Das war unehrenhaft. Besonders angesichts der selbstsüchtigen Verfolgung seiner Begierden.
 

Byakuya sollte sich entschuldigen. Zuerst bei Renji, dann bei Rukia.
 

Doch er war wie erstarrt gewesen, als die Tür aufgeschwungen war und sich seine mit Rukias Augen getroffen hatten. Zuerst... gütiger Himmel, zu erst hatte er Hisana in diesen dunkelvioletten Tiefen gesehen. Es war seine Frau gewesen, die ihn mit einem Liebhaber erwischt hatte – nein, nicht nur irgendeinem Liebhaber: Renji. Jemand, den er wirklich zu Lieben lernte. Jemanden für den er sich manchmal schuldig fühlte, denn er fürchtete, dass die Liebe, die er für Renji verspürte, das übertraf...
 

Und da war sie, starrte ihn derart an. So entsetzt... so enttäuscht... so angewidert.
 

Nein, Byakuya konnte bei dem Letzten nicht sicher sein. Das Bild von Rukias Gesicht war nicht nur mit dem von Hisana vermischt gewesen, sondern auch mit... ihrem, Eishirōs erster Ehefrau. Die Frau, die die Tür geöffnet hatte und ihn versehentlich mit dem Pferdeburschen gefunden hatte.
 

Bei der Erinnerung durchflutete Scham seinen ganzen Körper, das Verlangen, sich selbst zu verdecken, sich zu verstecken, zu rennen, um Vergebung zu flehen – alles, nur nicht der demütigend Schrecklichkeit von tiefliegender Enttäuschung zu begegnen. Es war die Enttäuschung, die niemals die Augen seines Großvaters verlassen hatten. Selbst nachdem er den Stillen Zorn seines Großvaters erduldet hatte, den beißenden Schmerz der Reitgerte auf Byakuyas eigenen, bloßen Beinen und dann in Ungnade weggeschickt zu werden. Monate hatte er von seiner Familie getrennt verbracht, von jedem, den er kannte... selbst dann, nach alldem, kam er als Enttäuschung nach Hause.
 

Er würde immer eine ekelerregende, unwürdige Enttäuschung sein.
 

Sebonzakuras Lied brachte ihn zurück, sein Herz hämmerte in seiner Brust. Genauso wie die Verzweiflung die sie damals zusammengebracht hatte, so würden sie auch nun zusammenhalten.
 

Er bemerkte, dass er viel zu lange nicht mehr geatmet hatte. Er nahm sich einen Moment, um langsam seine Lunge zu füllen. Bebend atmete er wieder aus.
 

Er musste sich in den Griff bekommen. Das, erinnerte er sich selbst, war nicht damals. Dieses Mal hatten sie gehorcht, als er Rukia und Eishirō gesagt hatte, sie sollten gehen, sie alleine lassen. Er war erwachsen. Er hatte die Macht über die Situation.
 

So viel Macht, dass er auch verantwortlich dafür war. Byakuya trug die komplette Schuld dafür. Sie wurden entdeckt, weil es genau so sein sollte.
 

Er schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. Wenn Rukia zu ihrem Wort stehen würde, würde sie in weniger als 10 Minuten zurück sein. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was die Situation besser machen könnte, würde er einfach versuchen, etwas zu Renji zu sagen. Wenn er die Situation kontrollieren könnte, würde sich alles richten.
 

Alles würde gut werden.
 


 

Byakuya starrte ihn an.
 

Selbst ohne seinen Kopf vom Bett zu erheben, konnte Renji das Gewicht von Byakuyas Augen auf ihm spüren.
 

Byakuya stand für eine gute, volle Minute im Türrahmen und sagte nicht ein Wort. Nun ja, was war da zu sagen? 'Hey, tut mir leid, dass ich dich benutzt habe?' Nein, wenn Byakuya das sagen würde, wäre es eine Lüge. Renji hatte zugestimmt, benutzt zu werden. Renji wusste das und was er gerade brauchte war, das anzuerkennen und seinen alten Ärger über Rukia loszulassen. Es war nicht Byakuyas Schuld, dass Rukia vor all den Jahren gegangen war.
 

Das war vor einer langen Zeit. Was heute passiert war, war nur ein Unfall. Und, scheiße, die ganze Sache hätte viel schlimmer sein können, wenn es mehr als nur Rukia gewesen wäre. Sie hätte Ichigo mitbringen können oder die ganze Truppe von menschlichen Freunden, mit dem sie immer rumrannte. Davon hätten sie sich niemals rehabilitieren können. Ichigo? Herr Ich-nenne-Byakuya-bei-seinem-Vornamen? Nah, der Junge hätte sie auf Ewigkeiten aufgezogen. Sie beide. Schamlos.
 

Dieser Gedanke lies Renji dunkel glucksen.
 

Das Bett knarzte, als Byakuya sich auf den Rand setze. "Du hast etwas daran gefunden, was dich über all das zum Lachen bringt?" Byakuyas Frage war neugierig, eine zögernde Hand griff nach Renjis Haaren, um sie ihm aus dem Gesicht zu streichen.
 

Renji hatte sich auf dem Bett vollkommen ausgebreitet – nahm das Meiste von dem King-Size-Bett ein. Er hatte den Penisring in den, immer noch halb offenen, Schrank geworfen. Die Leine hing über den Stuhl, dort wo er sie hingeworfen hatte, nachdem er sie abgemacht hatte. Auch wenn die Stacheln Abdrücke in seinem Nacken hinterließen, hatte Renji das Halsband anbehalten. In seinem Geisteszustand hatte er es als zu kompliziert gefunden. Genauso hatte er immer noch das T-Shirt in seiner Hand, da es durch seiner Niedergeschlagenheit in Vergessenheit geraten war. Also trug er nicht mehr als die Jeans und das nietenbesetzte Halsband.
 

Er war sich sicher, dass er ein ziemlicher Anblick bot, aber es kümmerte ihn nicht.
 

"Ja, nun ja. Um ehrlich zu sein, ist die ganze Sache irgendwie lustig, wenn man darüber nachdenkt", sagte Renji. Er starrte an die Decke. "Ich habe mir nur vorgestellt, wie es noch schlimmer hätte kommen können."
 

"Wie ist das überhaupt möglich?", fragte Byakuya sanft, seine Hand war nun ruhiger, als die Finger durch Renjis Haare glitten.
 

"Zwei Worte: Ichigo Kurosaki."
 

Byakuyas Hand hielt inne. "Oh gütiger Himmel."
 

"Genau", gluckste Renji.
 

"Es tut mir leid, Renji", sagte Byakuya.
 

Renji schielte zu Byakuya hinüber, versuchte seinen Gesichtsausdruck zu lesen. Sein Gesicht war seine übliche, verschlossene Maske, doch Byakuyas grauen Augen waren ernst und reuevoll. Renji runzelte die Stirn. "Brauchst du nicht, ok? Da gibt es nichts, was dir Leid tun müsste. Dumm gelaufen!"
 

"Da gibt es nichts", wiederholte Byakuya langsam, als versuchte er Renjis Dialekt perfekt zu immitieren, als er sprach. Er schien zu seinem erfreulichen Ergebnis zu kommen, als er das getan hatte. "Ah, gut. Dann verstehe ich, dass alles wirklich gut ist."
 

Renji hatte keine Ahnung, was gerade durch Byakuyas Kopf gegangen war, doch er nickte. Alles war in Ordnung, das Meiste zumindest. Es war nicht so, dass Renji genau wusste, wie weit er nun in der Hierarchie der Kuchiki-Familie gefallen war. Rukia würde immer zuerst kommen. Vielleicht wollte das Renji sogar.
 

Er zog sich selbst hoch und schaute auf das T-Shirt, dass er sich geschnappt hatte. Es schien irgendeine Heavy-Metal-Band zu bewerben... oder irgendetwas mit Macheten und Totenköpfen. Die Ärmel waren abgerissen. „Was wirst du Rukia sagen?“
 

Byakuya faltete die Hände in seinem Schoß und starrte sie an. Nach einer langen Pause sagte er: „Ich habe keine Ahnung.“
 

„Ich habe einen Plan“, sagte Renji und zog sich das T-Shirt über den Kopf. „Versuche: Nichts. Das hat für sie und mich vorher auch schon funktioniert.“
 

„Vorher?“
 

Renji blickte über seine Schulter zu Byakuya. Da war etwas Verspieltes in seinem Ton. Ein leichtes Grinsen zierte sein Gesicht. Ihre Augen trafen sich und Byakuya stellte sich auf seine leise, mühelose Weise auf die Beine. Renji beobachtete ihn als er herüberkam und sich vor Renji stellte, der noch auf dem Bett saß.
 

Byakuyas Hand griff nach dem Halsband um Renjis Hals, um es zu lösen. „Deutest du an, meine Schwester hat dich schon einmal so gesehen?“
 

„Nun ja“, Renji errötete. „Niemals mit einem Halsband an.“
 

Byakuya gluckste leise. „Du bist sehr, sehr unartig.“
 

Renji errötete noch mehr. Er blickte in Byakuyas anerkennenden Ausdruck, ein dunkler Gedanke kam ihm in den Sinn: Ist das alles, was ich für dich bin? Deine billige, kleine Rukongai-Schlampe?
 

Vielleicht ist das so. So hatte immerhin alles begonnen. Byakuya war demütigend geworden, als Renji ihm gesagt hatte, dass er verliebt war. Und Renji hatte ebenfalls das ganze Gerede über Wakashū nicht vergessen. Das war alles vergeben gewesen, als Byakuya endlich gesagt hatte, dass er ihn auch liebte, doch, verdammt. Wenn das nicht nach einer befriedigenden Liebeshotel-Session gewesen...
 

"Bist du in Ordnung, Renji? Du scheint... nachdenklich." Anmutige Hände arbeiteten Schnell an den Schnallen. Renji spürte, wie sich das Halsband löste und auch wenn sein Hals nie wirklich eingeengt gewesen war, atmete er tief und gierig ein. Bevor Renji antworten konnte, zogen sich Byakuyas dunkle Augenbrauen zusammen und er fügte hinzu: "Du bist verletzt."
 

"Was?", Renji war überrascht. Immerhin hatte es einen El Directo im voller Kraft benötigt, um dieser Tage einen Abdruck zu hinterlassen. "Ernsthaft? Scheiße, vielleicht solltest du es einfach am Hals lassen."
 

"Anlassen? Denkst du nicht, dass es peinlich wäre?", fragte Byakuya und klang schon fast nervös.
 

"Nah", sagte Renji und nahm die gelösten Enden auf und schloss das Halsband wieder. Er beugte den Hals unangenehm, um sehen zu können, was er da tat. "Tatsächlich ist es vielleicht besser, wenn ich es trage – du weißt, wie so ein Modeaccessoire."
 

"Oh, ich verstehe." Byakuya klang dennoch verwirrt. Er schien einige Momente die Idee verarbeiten müssen, doch dann blinzelte er, als wäre ihm etwas in den Sinn gekommen. Auch wenn Renji es fast geschafft hatte, nahm Byakuya die Schnalle in die Hand und verschloss es wieder richtig. Dann trat er zurück und schien das Aussehen zu betrachten. Er wirkte nicht überzeugt, als er sagte: "Bist du dir sicher? Wird es Rukia nicht seltsam finden? Tragen das Menschen überhaupt außerhalb von... Klubs?"
 

Renji war aufgestanden und ging zu dem Schrank mit den Sexspielzeugen, begann darin herumzukramen. "Ich denke, ich habe passende Armbänder letzte Nacht gesehen."
 

"Ah, ja", sagte Byakuya, kam dazu, um zu helfen. "Sie waren tatsächlich in einem Set zum Halsband. Du kannst die Leine an verschiedenen... ah, hier ist eines."
 

Renji hatte in dem Moment das Andere gefunden. "Ok, du machst das am rechten fest, ich kann es mir am linken Arm selbst anziehen."
 

Als sie fertig waren nickte Byakuya zustimmend. "Du siehst... nun ja, mit Sicherheit sieht es absichtlicher aus."
 

Renji blickte hinunter auf seine entblößten Armtattoos und dem coolen, nietenbesetzten Lederarmband. "Scheiß auf absichtlich. Ich seh krass aus."
 

"Durchaus."
 


 

Genauso wie Renji dachte, ging Rukia wie ein Profi damit um. Sie umarmte Renji fest, als sie hereinkam. So, als hätte sie ihn seit letzter Nacht nicht gesehen. Doch sie flüsterte leise und neckend in sein Ohr. "Ich mag das Leder. Passt zu dir."
 

Es war natürlich ein wenig unangenehmer mit 'Nii-sama'. Da war eine kleine Pause und eine seltsame Art von halben Verbeugung, als sie ihn grüßte.
 

Von seinem Platz an der Tür waf Renji Byakuya einen Blick zu, der 'Siehst du, sie wird nicht aufhören, dich zu respektieren, nur weil die herausgefunden hat, dass wir Sex haben' sagen sollte.
 

Doch Byakuya blickte Renji nicht an. Stattdessen schien er in dem Lächeln gefangen, das Rukia ihm schenkte, als sie ihm ihren Arm anbot, um sich ins Wohnzimmer der Suite führen zu lassen. Dazu fragte sie: "Wie war der Tee? Du hättest den Teeladen sehen sollen, Nii-sama. Ich denke, du hättest ihn gemocht. Er hätte direkt aus der Soul Society stammen können!"
 

Sie quatschte über all die tollen Einrichtungsgegenstände des Teeladens, während Byakuya sie in den nächsten Raum führte. Renji, der die Tür für sie aufgehalten hatte, blickte kurz zu dem kleinen Flur mit Aufzug und fragte sich, ob Eishirō auch erscheinen würde. Es schien nicht so, daher schloss Renji die Tür zur Suite und folgte ihnen.
 

Als Renji endlich ins Wohnzimmer kam, wurde die Frage etwas problematisch, wie sie sich setzten. Da war nur das eine Sofa und die Reste des Frühstücks waren immer noch auf dem Glastisch verteilt. Renji bewegte sich automatisch, um mit dem Aufräumen zu beginnen, doch zögerte dann. Sollte er wirklich gerade jetzt die Rolle des Dieners übernehmen? Doch er war derjenige, mit dem niedrigsten Rang im Raum. Es war nicht so, als könnten es Byakuya oder Rukia tun und Eishirō war nicht anwesend. Renji seufzte innerlich, als er die Teller stapelte. Es war schon irgendwie doof, dass Byakuya kein Typ für öffentliche Zuneigungsbekundungen war. Ein Kuss würde gerade jetzt eine nette Anerkennung ihrer Beziehung sein.
 

Das heißt, wenn sie wirklich eine hätten.
 

Daher war Renji geschockt, als Byakuya seine Hand nahm und sagte. "Stell sie ab, ja? Komm, setzt dich zu mir."
 

"Uh...", Renji streckte sich soweit, dass er die Teller auf den Essenswagen stellen konnte, ohne Byakuyas Hand loszulassen. "Bist du sicher? Wenn Rukia auf dem Boden sitzt... Ich meine, ich kann nicht über ihr sitzen."
 

Byakuya schien das einen Moment ernsthaft zu überlegen, doch dann winkte er mit der freien Hand ab. "Wir sind in der Welt der Lebenden, Renji. Wir können alle auf dem Boden sitzen. Doch wo immer wir auch sind, ich möchte dich neben mir haben."
 

Renji hätte zerfließen können. Das, was Byakuya da gerade gesagt hatte, war fast noch besser als jedes 'Ich liebe dich' und Renji stellte fest, dass er sich auf Byakuyas Lippen fokussierte, ein Verlangen, ihn zu küssen kam über ihn in einer euphorischen Welle. Er hätte es vielleicht sogar getan, wenn er nicht aus dem Augenwinkel gesehen hätte, wie Rukias Hände zu ihrem Mund flogen, während sie ein Gesicht machte, der 'Awwwwwww! So süß!' aussagte.
 

Renji warf ihr eine unhöfliche Geste zu. Diese Bewegung hatte Byakuya veranlasst, sich umzudrehen und zu schauen, was für eine Interaktion er verpasst hatte. Rukia, die gerade angefangen hatte, Renji im Gegenzug die Zunge rauszustrecken, ließ schnell ihre Hände sinken und setzte ihr 'unschuldiges' Gesicht auf.
 

Byakuya schnalzte mit der Zunge. "Ehrlich. Es ist, als hätte ich zwei Kinder."
 

Rukia senkte demütig ihren Blick. "Verzeih, Nii-sama."
 

Danach wandten sich sowohl Byakuya als auch Rukia zu Renji und blickten ihn an, als wollten sie 'Du bist an der Reihe' sagen. Renji runzelte mit der Stirn. "Was? Sie hat angefangen."
 

Byakuya seufzte und schüttelte entmutigt den Kopf. Mit einem letzten drücken ließ er Renji los und setzte sich, an einer der langen Seiten des Glastisches, auf den Boden. Renji ließ sich neben ihn fallen und Rukia setzte sich ihnen gegenüber hin. Die Drei stellten die letzten verbliebenen Teller und Tassen zur Seite. "Also, habt ihr Pläne für den Tag?", fragte Rukia, setzte eine Teetasse auf einen kleinen Stapel, den sie gebaut hatte. "Irgendetwas Spaßiges?"
 

Ihr schien plötzlich aufgefallen zu sein, dass man ihre Frage auch anders deuten konnte und ihre Augen weiteten sich und ihre Wangen wurden rot.
 

Byakuya, der an seinem Tee nippte, den Rukia ihm mitgebracht hatte, hielt inne, war sich offensichtlich im Klaren, was gerade durch ihren Kopf gegangen war.
 

Renji rollte über beide mit den Augen. "Ich versuche ihn zu überzeugen, in den Vergnügungspark zu gehen. Er wollte mich in ein Museum schleifen."
 

Byakuya hob eine Augenbraue und sprach um den Pappbecher herum: "Hoffentlich muss ich dich nicht tatsächlich körperlich schleifen."
 

"Heh", grinste Renji, hakte einen Finger in eines der Metallringe in seinem Halsband und sagte: "Vielleicht solltest du die Leine wieder dran machen. Das wäre ein Anblick. Du total pickfein aussehend und ich total 'Kultur? Neeeeeiiiin!'" Dabei machte er eine Bewegung, als würde er versuchen, wegzurennen, doch dann zurückgerissen werden.
 

Rukia und Byakuya glotzen ihn beide an. Dann begann Rukia zu glucksen. Plötzlich fing sie an zu kichern und dann konnte sie ein lautes Lachen nicht mehr zurückhalten. Sie lachte immer mehr, bis sie in einem Lachanfall nach hinten kollabierte.
 

Selbst Byakuya lächelte ein wenig. "Ja, das ist eine ziemliche Erscheinung."
 

Während Rukia beschäftigt war, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen und ihre Tränen aus den Augen zu wischen, lehnte sich Byakuya hinüber und küsste Renji auf die Wange. "Danke", wisperte er in Renjis Ohr.
 

Verwirrt blickte Renji zu ihm hinüber. "Dafür, dass ich es noch peinlicher für dich gemacht habe?"
 

"Dafür, dass du alles gut gemacht hast", versicherte ihm Byakuya.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 18:

Renji hatte eine schlechte Laune, seit seiner und Byakuyas Exhibitionisten-Spaß unterbrochen wurde und nun ist er auf eine Erdbeere eifersüchtig... Komplett anzeigen

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