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Something Real?

von

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Der Anfang vom Ende?

Unscheinbar. Ja, fast unsichtbar. So scheint er einfach oft zu sein. Aber ist es nicht auch das unerwartete was später ein Schicksal besiegeln kann? Was heller strahlen kann als alles andere? Kann, wenn einmal diese Linie überschritten wird. Die Linie, welche einmal ein Leben so bestimmt hatte. So eingegrenzt hatte. Wobei, sind wir nicht auch selbst Schmied dieser Linie? Können wir sie nicht jederzeit überwinden, wenn wir es nur wollen? Unsere Träume erfüllen, wenn wir nur zielstrebig danach greifen? Oder sehen wir uns zu eingegrenzt? Ohne Hoffnung jemals frei zu sein?
 

Es war fast als wäre ein Schleier vor seinen Augen. Alles so unscharf. So unklar. Er blinzelte. Versuchte den Überblick zurück zu gewinnen. Versuchte wieder klar denken zu können. Diese Panik in ihm zu verdrängen … diese Angst. Sein Partner kaum 3 Meter vor ihm. Verwundet. Wie schwer getroffen wusste er nicht genau. Doch lag er am Boden. Hatte er nicht alles gegeben? Hatten sie nicht alles gegeben? War es unnütz gewesen? Hatte er doch recht behalten damit, dass er schwach war? Unnütz? Nur Ballast. Jemand, der nichts verändern konnte? Jemand, der nur dafür bestimmt war im Schatten zu wandern? Stillschweigend dem geschehenden beizuwohnen? Ohne Macht etwas zu verändern? Unfähig etwas auf den richtigen Weg zu bringen? Doch was war der richtige Weg überhaupt? Vielleicht war das geschehende einfach das unausweichliche Schicksal und es brachte nichts sich dagegen zu sträuben? Vielleicht sollte er sich einfach fallen lassen? Die grausame Wahrheit zulassen und die Augen wie so oft abwenden? Seinen so kurz aufflammenden Mut wieder im Keim ersticken und die letzten Momente mit seinem Partner verbringen? Etwas anderes gab es dort doch nicht? Das Ende so nah. So greifbar. Er konnte nicht mehr. Der Schmerz war zu groß. Er konnte das ganze einfach nicht mehr mit ansehen...
 

Ein leichter Windzug wehte durch seine grauen Haare. Er saß einfach da, an diesem Baum im Schatten angelehnt. Die letzten Minuten seiner Mittagspause genießend, welche wie immer einfach viel zu kurz war. In der einen Hand ein belegtes Brot, welches mehr oder weniger als Mittagessen herhielt. Mit den Fingern der anderen spielte er leicht geistesabwesend mit dem Gras. Zu dieser Zeit war es einfach immer viel zu laut für seinen Geschmack. Die Sonne schien hoch am Himmel, weshalb die meisten Studenten ihre Pause draußen auf den Wiesen verbrachten. Sich sonnten. Redeten. Ja, sogar Gitarre spielten. Doch er sehnte sich eher nach Abgeschiedenheit. Nach Ruhe. Doch war das Innere der Uni bei solch einem Wetter einfach tabu.Viel zu stickig und warm. Er brauchte einfach die frische Luft. Vielleicht auch den ein oder anderen Sonnenstrahl, welcher seine schon recht weiße Haut traf. Einfach das Gefühl zu haben zu leben. Manchmal fragte er sich wirklich warum er hier war. Wo war der Sinn darin? Würde er ihn finden? Würde er vielleicht sogar seinen Traum oder seinen Wunsch zu Gesicht bekommen? Warum war er nur so unzufrieden? So traurig? Einfach weil er hier nicht hingehörte? Weil er das Gefühl hatte in der falschen Welt geboren worden zu sein? Wobei, andere Welten gab es nicht oder? Nur eine Fantasie seines Geistes? Er seufzte leise und öffnete die Augen. Ließ sein Blick umherwandern als plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit erweckte. Auf einem der Dächer war etwas. Eine schemenhafte Gestalt. Kein Mensch. Eher eine Art Hund? Doch sah es fast so aus als hätte dieser ein Art Horn am Kopf? Warum wirkte diese Silhouette nur so vertraut auf ihn? Woher kannte er solch eine? Er blinzelte kurz und schon war sie wieder verschwunden. Spielten seine Sinne ihm einen Streich oder hatte er tatsächlich etwas gesehen? Doch dies konnte nicht sein oder? Was hätte ein Hund auf dem Dach zu suchen? Er blickte auf die Uhr und verschlang gleichzeitig den letzten Rest seines Brotes. Jetzt weiter darüber nachzudenken würde sicher keinen Sinn ergeben. Sicher war es wie so oft wieder nur Einbildung. Schließlich tagträumte er oft vor sich hin. Zudem war es nun Zeit zu gehen. Er rappelte sich auf, klopfte sich kurz den groben Dreck von seiner Hose, griff nach seiner Umhängetasche und machte sich mehr oder weniger auf den Weg zum Hörsaal, um eine weitere Vorlesung auf sich nieder prasseln zu lassen.
 

Angestrengt versuchte er den Worten des Professors zu folgen. Doch gelang es ihm eher weniger. Wie so oft lief es darauf hinaus das er einfach auf seinen Block herumkritzelte, um nicht von seiner Müdigkeit in den Schlaf gerissen zu werden. Er war einfach viel zu müde und der Raum viel zu Warm. Dazu war die Nacht einfach wieder viel zu kurz gewesen. Er hatte sich einfach nicht von seinen Kameraden losreißen können. Ja, Kameraden. Auch wenn dieser Teil seines Lebens sich nur in der virtuellen Welt abspielte. Es war einfach ein Teil von ihm. Vielleicht sogar ein zweites Leben? Ein Leben, welches fast grenzenlos schien. Wo er mit einer Truppe als unterstützender Healer alles erreichen konnte? Wo er sich willkommen fühlt? Ja, akzeptiert. Doch leider auch etwas, was sich auf die reale Welt kaum projizieren lässt.
 

Sichtlich erleichtert bahnte er sich seinen Weg hinaus aus diesem doch recht vollem Raum. Am Anfang des Semesters waren einfach viel zu viele Studenten anwesend. Alles viel zu laut. Zu lebendig und enthusiastisch. Jedes Semester war es das selbe bis schließlich die Ernüchterung einsetzte. Immer weniger Leute überhaupt den Weg in die Vorlesung fanden, da manche von ihnen einfach auf die Abschussliste wanderten. Würde seine Mutter ihm nur nicht immer so im Nacken sitzen, dann wäre er wahrscheinlich auch so. Aber diese Freiheit hatte er einfach nicht. Sein Weg war bestimmt. Geplant seit er das Licht der Welt erblickte. Es gab nur diesen einen Weg. So schien es jedenfalls zu sein. Dieser Berg, welcher so unüberwindbar schien und dennoch trieb man ihn dazu ihn hinauf zu klettern. Jedes noch so kleine Stück, so mühsam. Warum nur? Hatte das Ganze überhaupt eine Zukunft? Leise seufzend schlenderte er über den Campus. Dabei immer bedacht eher die Schattenwege zu benutzen. Die Sonne brannte einfach so auf seiner empfindlichen Haut. Zudem war es viel zu heiß. Schon wieder hatte er dieses komische Gefühl. Es fühlte sich fast so an als würde ihn jemand beobachten. Aber warum sollte dies jemand tun? Er war doch unbedeutend. Ein Niemand. Allein und verloren in dieser verwirrten Welt. Niemand würde ihm Aufmerksamkeit schenken oder doch? Sichtlich irritiert über dieses Gefühl, sah er sich unauffällig um. Doch konnte er niemanden ausmachen. Also doch nur eine Täuschung seines Sinnes? Vielleicht war die Hitze Schuld? Oder doch seine unglaubliche Müdigkeit, welche ihn fast dazu veranlasste auf der Stelle einfach einzuschlafen.
 

Gerade als er die Treppen zur U-Bahn Haltestelle hinabsteigen wollte, wurde er fast von den Beinen gerissen. Nur mit Mühe hatte er sich am Geländer festhalten können, sodass er die Treppen nicht hinunter geflogen war. Dennoch war er recht unglücklich auf seinen rechten Arm gefallen, welcher nun höllisch schmerzte. Was war dies gewesen? Eine Unachtsamkeit seinerseits? Oder hatte der Boden gerade tatsächlich für einen kurzen Moment gebebt? Doch schien diese Annahme keinen Sinn zu ergeben. Denn kein anderer außer ihm schien dies bemerkt zu haben. Vielleicht machte ihm die Hitze doch mehr zu schaffen als gedacht? Leicht verwirrt verharrte er immer noch am Boden bis schließlich ein schwarz haariger Junge auf ihn zukam.
 

"Alles okay bei dir?"
 

Er reichte ihm die Hand. Nach kurzen überlegen ergriff er diese. Er erkannte diesen Jungen vor sich. Dieser hatte einmal in seiner Seminargruppe einen Vortrag gehalten. Also jemand aus seinem Studiengang. Diese … Augen, welchen ihn schon damals fasziniert hatten. Dazu sein schwarzes kurzes Haar, welches immer so gepflegt aussah. Wirklich niemand den er als normal bezeichnen würde. Eher jemand der tat was er wollte? Dabei sich dennoch in gewisser Weise an die Regeln dieser Welt hielt und zudem glücklich einen Traum hinterher jagte? So hatte er jedenfalls oft auf ihn gewirkt. Voller Lebensfreude? Bei den Gedanken wurde ihm schon etwas mulmig zu mute. Er kam sich fast wie ein Stalker vor. Aber er war nun mal jemand, der eher Menschen beobachtete, die ihm auffielen. Der schwarz Haarige vor ihm war da keine Ausnahme.
 

"Ja, danke … Es geht schon."

"Bist du sicher?"
 

Der schwarz Haarige wirkte skeptisch. Fast automatisch wanderte sein Blick weg von seinem gegenüber. Das ganze war ihm schon etwas unangenehm. Er hatte es einfach noch nie so mit Augenkontakt und zudem kam das brennen seines Armes wieder in den Vordergrund, sodass er diesen begutachtete. Es schien nichts schwerwiegendes zu sein, schließlich ließ er sich noch bewegen. Wohl hatte er nochmals Glück gehabt. Erneut versicherte er dem schwarz Haarigen, dass es ihm gut ginge. Dieser ließ seinen Blick auf sein Handy schweifen.
 

"Verdammt, mein Zug. Pass nächstes Mal besser auf, okay? Man sieht sich!"
 

Und schon war er verschwunden. Er sah ihm nach und ging schließlich nach einem kurzen Moment auch hinunter. Darauf bedacht extra die Bahn zu verpassen, um nicht erneut in ein "Gespräch" verwickelt zu werden. Die Kühle der Haltestelle tat unglaublich gut. Nichts ging über einen kalten Tunnel an solchen Tagen. Kaum 30 Minuten später hatte er sein Heim erreicht. Diese doch recht kleine, aber recht modern eingerichtete kleine Wohnung. Er lebte immer noch bei seiner Mutter. Auch wenn er oft nicht gut mit ihr auskam. Doch würden, wenn er ausziehen würde, nur noch mehr Probleme in sein Leben treten und er kam mit den vorhandenen schon nicht klar. Er wollte noch so lange hier verharren bis er ein Einkommen vorweisen konnte. Bis dahin war seine Strategie vor allem das stillschweigende hinnehmen und herunterschlucken von Dingen, die ihm nicht passten. Alles andere war zum Scheitern verurteilt, sagte er sich so oft. Er betrat sein Zimmer und schmiss sich sofort auf sein Bett. Seine Mutter schien noch nicht da zu sein, sodass die Wohnung in beruhigender Stille vorlag. Nur das zwitschern der Vögel war durch das offene Fenster zu vernehmen. Was ein Segen. Es brauchte deshalb nicht lang bis er sachte in den Schlaf abdriftete und von einem Traum empfangen wurde, welcher ihn erwartend in sich aufnahm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xLordr
2017-11-09T19:15:49+00:00 09.11.2017 20:15
Der Prolog ist sehr gut geschrieben und liest sich auch so.
Ich finde es echt gut dass du auch so viel persönliches mit reingebracht hast, das macht es noch viel besser und auch realistischer, Bin gespannt auf das nächste Kapitel.

Keep up the Good Work!


Mfg:

Silvio.


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