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Ohne Plan

Serena/Sana
von

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Planlos

„Was machst du hier?“, grummelte Sana und starrte ihn wütend an.

Es war Nacht in Asagi City und wären da nicht die Lichter der Stadt und die Laternen der Stände im Park gewesen. Obwohl es eine trockene und angenehme Frühjahrsnacht war, war der Himmel bewölkt.

Das war Sanas geringstes Problem. Selbst wenn es regnen sollte, würde es sie kaum stören. Seine Anwesenheit dagegen, die Anwesenheit Kalems... Es war nicht akzeptabel! Immerhin hatte sie einen Plan gehabt. Sie hatte sich die Mühe gemacht, sich einen Plan auszudenken! Das war an sich schon eine ziemliche Ausnahme, die doch eigentlich zeigen sollte, wie wichtig ihr die Sache war. Also warum musste er ihr einen Strich durch die Rechnung machen?

„Aber, aber...“, erwiderte Kalem und hob abwehrend die Hände. „Ich... Äh... Tut mir leid?“

Sana warf ihm einen wütenden Blick zu, als würde er sich dadurch vielleicht in Luft auflösen. Der Gedanke, wie es wäre, wenn sie Hypnose beherrschen würde und sie ihn dazu bringen könnte, einfach zu gehen.

„Ich habe Kalem in Enju getroffen und dachte, er könnte auch mitkommen“, meinte nun Serena und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Hattet ihr Streit?“

Sana sah sie an, verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. „Nein.“

„Aber warum...“, begann Serena verwirrt.

„Ist egal“, erwiderte Sana und griff nach Serenas Hand. „Lass uns gehen!“

Kalem sah verlegen zwischen beiden hin und her. „Soll ich vielleicht...“

Sana schnaubte und zog Serena noch weiter voran.

Ihr Plan war eigentlich perfekt gewesen! Sie hatte sich das Programm des Frühlingsfestes von Asagi angesehen, hatte sich den Plan des Festgeländes im Park angeschaut und den perfekten Weg gefunden, um um zehn Uhr am Abend, wenn das Feuerwerk losgehen würde, auf dem Hügel am Rand der Stadt zu sein. Auf dem Weg dorthin, hatte Sie all die Dinge tun wollen, die zu einem echten Festival-Date gehörten – sie hatte das recherchiert. Sie hatte sich sogar einen neuen Yukata gekauft, um sie beeindrucken zu können.

Ach, verdammt, sie musste sich halt etwas anderes einfallen lassen. Normal waren Pläne sowieso nicht ihr Ding. Also musste sie eben das machen, was sie immer machte: Improvisieren! Kalem würde ihr dieses Date – von dem Serena zugegebener Maßen nichts wusste – sicher nicht verderben.

Es sollte doch nicht so schwer sein, oder? Alles, was sie tun musste, war, Kalem loszuwerden. Irgendwo auf dem Weg zum Hügel. Der Park war gefüllt mit Menschen und Pokémon, die sich um Buden drängten oder auf den freien Grasflächen unter den Kirschbäumen picknickten. Es sollte nicht zu schwer sein Kalem im Gedränge zu verlieren!

Also zerrte sie Serena in das Gedränge. Sie würde so anfangen, wie geplant: An den Spiele-Buden.

Hier tümmelten sich, wie zu erwarten, vor allem Kinder mit ihren Pokémon – umso mehr so, da hier in Johto viele Trainer ihre Reise schon mit zehn Jahren begannen, anders als in Kalos. Natürlich waren junge Trainer nicht die einzigen Kinder hier. Auch noch jüngere Kinder waren in Begleitung ihrer Eltern da, zerrten diese zu dem einen oder anderen Stand, fingen an zu schreien, wenn sie fielen oder ein Spiel verloren.

Kurzum: Hier herrschte Chaos. Eigentlich doch perfekt, oder?

„Lass uns dahin gehen! Lass uns dahin gehen!“, drängte Sana und zeigte auf einen Stand mit einem Flegmon Spiel.

„Ist ja schon gut“, lachte Serena.

Sana sah sie kurz schmollend an. Es wurde doch nicht über sie gelacht, oder?

An dem kleinen Stand, der von einem älteren Mann und seinem Yadoking, das vor dem Stand saß und eine Büche sind den Händen hielt, betreut. Hinten im Stand hingen Schnüre in eine Kiste hinab, während vorne, zum Gang zwischen den Ständen hin, dünne Imitate von Yadonschwänzen hinab hingen.

„Was muss man hier machen?“, fragte Sana den alten Mann aufgeregt.

Auch der Alte lachte. „Such dir eine Yadonrute aus, zieh dran und gewinn' einen Preis. Das Spiel ist ganz einfach.“

Bevor Sana etwas sagen konnte, warf Serena ein: „Und was für Preise kann man hier gewinnen?“

Der Alte zeigte zu einem Regal zu seiner Linken. „All das.“

Das Regal war mit allerhand Pokémon Merchandise gefüllt. Da waren Plüschtiere, Schlüsselanhänger, Figuren, T-Shirts und ähnlicher Kleinkram. Ähnliche Preise also, wie bei vielen anderen der Stände auch.

„Schau mal, Se-chan!“, quietschte Sana, während sie zeitgleich feststellte, dass Kalem gerade nirgends zu sehen war. Vielleicht hatten sie ihn schon im Gedränge verloren? Umso besser. „Schau, das Hinoarashi-Plüschtier.“ Sie zog an Serenas Yukataärmel, um ihre Aufmerksamkeit auf das Plüschtier zu lenken. „Ist es nicht niedlich?“

Serena lächelte. „Ja, ist es sicherlich.“

„Ich gewinne es für dich!“, beschloss Sana und wandte sich, noch bevor Serena etwas dazu sagen konnte, dem alten Mann zu. „Drei mal dann bitte.“

„Das macht 250 Pokédollar“, meinte der Alte. „Wirf sie in Yadoking Büchse.“

Also kramte Sana nach ihrem Geldbeutel und warf eine 200er und einer 50er Münze in die Blechbüchse, woraufhin Yadoking ihr zuzwinkerte.

„Okay...“, machte Sana und sah die Stoffruten forschend an, in der Hoffnung dass sie irgendeine Eingebung ereilen würde, an welcher sie ziehen sollte. Als eine solche Eingebung nicht kam, wählte sie irgendeine und zog daran. Aus der Kiste kam eine Karte mit der Aufschrift „Niete“ heraus.

Sana fluchte noch nahm die nächste Schnurr. Eine weitere Niete. Dann noch eine.

„Tut mir leid, Mädchen“, meinte der alte Mann freundlich, als Sana einen Schmollmund zog.

Sie war Serena einen Seitenblick zu, woraufhin diese ihr aufmunternd zulächelte und ihr auf die Schulter klopfte.

Warum konnte heute eigentlich nichts so laufen wie es sollte? Dabei war es doch so wichtig!

„Noch einmal zehn“, rief sie aus und bezahlte die 700 Pokédollar bereitwillig an Yadoking.

Doch erneut hatte sie wenig Erfolg. Zwischen acht Nieten waren zwei Gewinne – doch kein Plüschtier, wie sie gehofft hatte. Stattdessen nur ein Tosakinto-Schlüsselanhänger, sowie ein kleiner Geldbeutel mit Cherinbo-Muster darauf.

„Ach komm, jetzt macht dir nichts raus“, meinte Serena und klopfte ihr noch einmal auf die Schulter. „So ist das halt manchmal.“

„Ja, aber...“, murmelte Sana kleinlaut. „Ich wollte eigentlich...“ Sie spürte, wie sie leicht errötete, während sie in Serenas dunkle Augen sah.

Doch da war dieser Moment auch schon vorbei – unterbrochen von Kalem, der auf einmal hinter ihnen stand.

„Da seid ihr ja“, keuchte er. „Ich habe euch gesucht.“

„Und gefunden“, grummelte Sana.

Für einen Moment sahen beide – Serena und Kalem – sie an. Während Kalems Blick eher resigniert war, meinte Sana, dass der Blick Serenas eher tadelnd, vielleicht sogar genervt war. So ein Mist. Blöder Kalem.

„Soll ich vielleicht gehen?“, fragte Kalem vorsichtig.

Sana presste nur den Kiefer zusammen. Sie wollte „Ja“ sagen, doch da Serena Kalem eingeladen hatte herzukommen und ihr ohnehin schon diesen komischen Blick zuwarf, war es vielleicht nicht die beste Idee.

„Nein, wieso denn?“, meinte Serena und lächelte Kalem an. „Wir sollten zusehen, dass wir näher beieinander bleiben in dem Gedränge.“

Kalem nickte und warf Sana noch einmal einen forschenden Blick, doch sie wandte sich demonstrativ ab. Sie würde sich sicher nicht dafür entschuldigen, dass er ihr ihren Plan ruinierte. Also verschränkte sie nur die Arme, ungeachtet dessen, dass dadurch ihr Yukata knitterte.

„Soll ich einmal spielen?“, fragte Kalem.

„Du musst nicht“, erwiderte Serena, doch Kalem warf Sana einen Blick zu.

Dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich an den Budenbesitzer. „Drei Mal, bitte.“

Sana kam zu dem Schluss, dass sie irgendetwas getan haben musste, um Arceus oder irgendeinen anderen Gott zu verärgern. Das Schicksal hasste sie. Denn natürlich, schon der zweite Versuch von Kalem brachte einen der Hauptgewinne zu Stande und eine Minute später, drückte er ihr ein Chikorita-Plüschtier in die Hand.

„Hier“, meinte er wohlwollend. „Ist es jetzt wieder gut, weshalb auch immer du auf mich sauer bist?“

Sana schlang die Arme nur missmutig um das Plüschtier und sagte nichts. Wieso verstanden sie nur nicht, was hier los war? Merkte Kalem nicht, dass er störte, dass sie hatte mit Serena allein sein wollen? Aber sagen konnte sie es ja auch nicht.

Sie sah sich um und entdeckte einen anderen Stand mit einem Spiel und Preisen. „Lasst uns dahin gehen“, sagte sie und zeigte darauf.

Die anderen stimmten zu.

Zumindest war dies ein Spiel, das sie kannte: Fang das Tosakinto. Natürlich war es ein Spiel für Pokémon, nicht für ihre Trainer. Doch genau deswegen könnte sie hier vielleicht gewinnen – immerhin hatte sie ihre Pokémon gut trainiert.

Die Tosakinto, die hier in einem großen Becken schwammen, waren klein und wahrscheinlich jung, die Aufgabe der Pokémon war es, sie mit einem Papierkescher zu fangen.

Bald hatten sie sich alle einen Kescher gekauft und Brigarron, Mahoxy und Gekkouja standen auf einem kleinen Podest vor dem Becken.

„Ich zähl auf dich, Brigarron“, flüsterte Sana ihrem Pokémon zu. „Lass mich jetzt ja nicht im Stich, ja?“

„Bri?“, machte das Pokémon und sah sie verwirrt an, doch sie schenkte ihm nur einen ernsten Blick.

Doch Sana hätte es wissen müssen. Natürlich hätte sie es wissen müssen. Denn kaum, dass Brigarron seinen Kescher ins Wasser steckte, riss das Papier schon.

Nun, zumindest Mahoxy ging es nicht viel besser, da es ganz offenbar alles andere als begeistert von der Idee war nass zu werden. Zögerlich stand es über dem Wasserbecken und starrte die darin herumschwimmenden Fischpokémon an. Dann stieß es mit dem Kescher nur halbherzig ins Wasser und genau diese Zögerlichkeit reichte, um das Papier reißen zu lassen.

„Maho“, meinte das Feuerpokémon und wandte sich pikiert von dem Becken ab, als sei dieses für sein Scheitern verantwortlich.

Einzig Gekkouja schien nicht das geringste Problem mit der Aufgabe zu haben. Zu schnell für das menschliche Auge flog sein Kescher geradezu durch das Wasser, während ein Tosakinto nach dem anderen in einer kleineren Wanne landete.

„Angeber“, murmelte Sana missmutig, als Gekkouja auch das letzte Tosakinto in eine kleinere Wanne befördert hatte, und einige Kinder, die ihm dabei zugesehen hatten, applaudierten.

Und so drückte ein lächelnder Kalem bald auch Serena ein Plüschtier – hier ein Hitokage – in die Hand.

Danach kam es jedoch noch schlimmer, denn als Sana daraufhin missmutig vorschlug, etwas zu essen zu holen. Nur um festzustellen, dass sie all ihr Geld bei den Spielständen gelassen hatte und kaum genug Geld für einen Crêpe hatte, wie sie ihn eigentlich holen wollte. Das wäre an sich schon schlimm genug gewesen, doch weil es dieser eine Tag war und Arceus sie verdammt hatte, kam es noch schlimmer, da Kalem sie daraufhin beide einlud.

„Was ist denn los?“, fragte Serena sie noch einmal, als sie unter einem blühenden Kirschbaum saßen und auf Kalem warteten.

Sana hatte die Beine angezogen und das Chikoritaplüschtier zwischen ihrem Oberkörper und den Beinen eingeklemmt. Es war einfach ein furchtbarer Abend. „Nichts“, murmelte sie. „Rein gar nichts ist los.“

Natürlich glaubte Serena ihr nicht. Sie rückte etwas näher und legte einen Arm um sie. „Nun, komm, Sana, sag schon. Ich habe schon verstanden, dass es wegen Kalem ist... Aber warum? Hast du mit ihm gestritten?“

„Nein“, grummelte Sana in den Stoff des Plüschtiers hinein und sah Serena aus den Augenwinkeln an.

Wie sehr wollte sie mit ihr reden, wollte ihr sagen, weshalb sie sich mit ihr verabredet hatte. Doch wie konnte sie nach diesem Abend? All das hätte ein Date werden sollen, ein perfektes Date. Und dann, beim Feuerwerk, hatte sie ihr sagen wollen, wie sie fühlte. Doch jetzt? Es war kein Date, wenn man zu dritt war, und je mehr Zeit an diesem Abend verging, desto eher wurde sie das Gefühl nicht los, dass Serena am Ende doch Kalem lieber mochte.

Wie sollte sie ihr da sagen, was sie fühlte? Sie wollte nicht abgelehnt werden.

„Was ist es dann?“, fragte Serena.

Sana hob den Kopf, um sie anzusehen, und merkte, dass sie schon wieder errötete.

Sie mochte Serena. Sie mochte sie so sehr. Eine Freundlichkeit, den Blick in ihren Augen, die Art, wie sie mit ihrem Pokémon umging. Serena war alles, was sie nicht wahr: Entschlossen, einfühlsam und dabei auch noch modebewusst. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – mochte Sana sie. Ihr Blick wanderte über die dunkle Haut, das geschmeidige schwarze Haar und den dunkelroten Kimono, den Serena trug.

„Ich...“, setzte Sana an. „Es ist...“

„Entschuldigt, dass es solange gedauert hat“, meinte Kalem, als er mit drei Crêpes zu ihnen kam. „Es gab eine lange Schlange.“ Er reichte Serena den ersten Crêpe, der reichlich gefüllt und verziert war.

„Vielen Dank“, sagte sie, als sie den Crêpe entgegen nahm.

Kalem hockte sich hin, um Sana den zweiten Crêpe zu geben. „Der ist für dich.“

Wütend starrte Sana den Crêpe an, als wäre er für all ihre Probleme verantwortlich. Da war sie gerade allein gewesen mit Serena, hatte gerade sprechen wollen und da war Kalem schon wieder und kam ihr in den Weg. Sie spürte, wie Tränen in ihren Augen brannten. Wieso musste alles so schief laufen?

Grob nahm sie den Crêpe an sich und starrte ihn weiter an. Die Süßspeise war sicherlich gut zubereitet – mit Schokolade und Zuribeere belegt – doch obwohl sie Süßes liebte, verspürte sie irgendwie keinen Appetit mehr.

Bevor sie sich selbst stoppen konnte sprang sie auf die Beine und ließ dabei den Crêpe zu Boden fallen. „Wisst ihr was?“, flüsterte sie, während ein Windstoß einige Blütenblätter von den Bäumen wehte. „Ich lasse euch alleine. Ich... Lasst mich einfach in Ruhe!“ Damit rannte sie davon, ohne darauf zu achten wohin sie eigentlich rannte.

Tränen füllten ihre Augen und verwischten ihre Sicht, doch es war ohnehin egal, wohin sie lief. Sie bemerkte, wie sie mehrere Leute anrempelte, aber auch das war ihr egal. Sie wollte einfach nur weg hier, wollte allein sein.

Wieso musste es nur so furchtbar schief gehen?

Dann fiel spürte sie einen Schmerz am Fuß und viel vorn über auf den Kiesweg. Nur langsam realisierte sie, dass das Band ihrer Sandale gerissen war. Mühselig, da sie sich auch die Hände aufgeschlagen hatte, zog sie sich die Sandalen aus und humpelte zum Rand des Weges, der barfuß nur schwer zu begehen war.

Sie weinte nun wirklich. Schluchzer schüttelten ihren Körper, während sie sich nun langsamer zwischen den Bäumen hindurch bewegte. Sie merkte kaum, dass der Boden unter ihren Füßen anstieg und erst, als sie eine größere Lichtung erreichte, blieb sie stehen und ließ sich zu Boden sinken.

Einer ihrer Pokébälle öffnete sich und Enekororo kam heraus, wie es es manchmal tat, wenn es merkte, dass es ihr nicht gut ging. So rieb das Katzenpokémon nun seinen Kopf an ihrem Arm, ehe es begann ihr die wunden Handflächen zu lecken.

„Ach, Enekororo“, flüsterte Sana mit zittriger Stimme. „Du hast wirklich eine hoffnungslose Trainerin...“

Das Pokémon sah sie kurz fragend an, leckte dann jedoch weiter ihre Hände.

So saß sie da, allein nur mit ihrem Pokémon, und fühlte sich einfach nur schlecht. Sie wusste ja, dass sie unfair gegenüber Kalem gewesen war – doch sie hatte sich so auf diesen Tag gefreut, während sie sich auch ein wenig gefürchtet hatte. Sonst hätte sie sich auch keinen Plan gemacht. Aber all das war umsonst.

Vielleicht, überlegte sie, konnte es sein, dass Serena Kalem einfach lieber mochte, als sie. Immerhin lächelte sie, wenn sie ihn ansah und schien auch sonst gut mit ihm auszukommen. Vielleicht war nicht Kalem das fünfte Rad am Wagen, sondern sie, Sana.

Ein lautes Knallen, gefolgt von einem hellen Leuchten am Himmel sagte ihr, dass das Feuerwerk begonnen hatte. Jetzt hatte sie eigentlich mit Serena auf dem Hügel sein wollen und es ihr sagen wollen. Stattdessen war sie hier – ohne zu wissen wo „hier“ – eigentlich war, allein und fühlte sich elend.

Die Augen noch immer mit Tränen gefüllt, sah sie zum Himmel auf, wo die Feuerwerkskörper bunte, für sie jedoch verschwommene Bilder malten.

Da hörte sie einen Ruf, der auch aus dem Knallen und den „Oh“s und „Ah“s der Zuschauer zu hören war: „Sana!“

Sie war sich sicher, dass es Serenas Stimme war. Doch sie antwortete nicht. Vielleicht war es besser so.

„Sana!“, rief die Stimme noch einmal.

Unwillkürlich entwich ein weiteres Schluchzen ihrer Kehle, während sie sich noch weiter zusammenkauerte. Sie wollte einfach nur verschwinden.

Dann hörte sie die Stimme eines Pokémon neben sich. „Maho-Mahoxy!“, rief das Pokémon.

„Geh weg“, murmelte Sana, wohl wissend, dass das Pokémon nicht auf sie hören würde.

Schritte kamen näher und auch wenn sie nicht aufsah, spürte sie, wie sich jemand neben sie setzte.

„Geh weg“, flüsterte sie noch einmal, doch stattdessen wurde eine warme Hand auf ihre Schulter gelegt.

„Jetzt sag mir doch endlich, was los ist“, forderte Serena sanft.

Sana schluchzte nur und sah vorsichtig auf.

Noch immer schossen Feuerwerkskörper pfeifend in die Höhe, um den Himmel in den verschiedensten Farben erstrahlen zu lassen. Das Licht reflektierte sich in Serenas dunklen Augen und färbte für kurze Momente auch ihre Haare leuchtend und bunt.

Serenas Blick war besorgt, freundlich. Noch immer. Warum wurde sie nicht wütend? Sie hatte doch allen Grund. Es war ein furchtbarer Abend gewesen.

„Jetzt sag schon“, meinte Serena.

Kirschblüten wehten über die Wiese, auf der sie saßen.

Eigentlich hätte es romantisch sein können.

„Nein“, wehrte sich Sana.

„Aber, Sana“, begann Serena und strich ihr sanft über den Rücken, „wenn du nichts sagst, mache ich mir noch mehr Sorgen.“

Sana schniefte. „Du solltest sauer auf mich sein“, murmelte sie leise.

„Ich glaube, wenn sollte eher Kalem sauer sein“, erwiderte Serena. „Aber ich glaube du hast ihn nur verwirrt.“

Ein weiteres Schluchzen.

„Willst du mir wirklich nicht erzählen, was los ist?“, fragte Serena. Als Sana noch immer nichts erwiderte, zögerte sie. „Kann es sein, dass du Kalem – na ja – magst?“

Sana schüttelte wild den Kopf. „Nein!“, protestierte sie. „Nein. Nicht Kalem.“ Sie sah Serena an, wohl wissend, dass sie selbst furchtbar aussehen musste. Sie war vollkommen verweint und noch immer liefen Tränen ihre Wange hinunter. „Nein. Es... Ich wollte heute mit dir allein sein.“ Sie zog die Nase hoch und wandte den Blick beschämt zu Boden, während Enekororo sie ermutigend mit der Schnauze anstupste. „Ich wollte nur mit dir zum Fest gehen.“

Serenas Blick wurde etwas unsicherer. Verwirrt. „Aber warum?“, fragte sie langsam.

Mit dem Ärmel ihres Yukata wischte Sana sich die Augen. Das war der Moment, oder? Doch es kam ihr so falsch vor, jetzt etwas zu sagen. Sicher, da war das Feuerwerk und sie waren auf einer Wiese, aber es war alles so gar nicht nach Plan verlaufen. Wenn sie es jedoch nicht jetzt sagen würde: Wann dann?

Also holte sie Luft. Was hatte sie schon zu verlieren. „Ich...“, begann sie stotternd. „Ich... Serena... Ich mag dich... Sehr.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Delacroix_
2016-04-30T20:43:45+00:00 30.04.2016 22:43
Ich finde die Geschichte wirklich süß. Ich mag die ganzen traditionellen Details, die so typisch für diese Feste sind (Einschließlich des Feuerwerks) und Kalem tut mir wirklich ernsthaft leid. Sana auch ein bisschen, auch wenn ihr Leid ein Stück weit selbstverschuldet ist. Aber irgendwie ist sie ja auch vom Pech verfolgt an diesem Abend.
Ich finde jedenfalls, du hast bei ihr eine gute Mischung gefunden. Sie ist aufgedreht, aber nicht ätzend. Kalem sieht das vielleicht anders, aber ich finde sie gewinnt dadurch, dass sie irgendwie nachvollziehbar ist.
Zumindest dem Leser gegenüber und ich mag das doch sehr offene Ende. Es passt irgendwie gut rein.^^
 
Alles in allem würde ich sagen, dir ist hier ein guter OS zum Game gelungen. 
Inklusive Pokémon und allem drum und dran.


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