Zum Inhalt der Seite

Bloß nicht Slytherin!

Löwen in der Schlangengrube
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Harry starrte wie betäubt auf den Zettel. Er wagte es nicht, zu Snape hinüberzusehen. Allein der Gedanke, dass Snape von nun an sein Hauslehrer sein würde, selbst wenn es nur ein kurzer Zeitraum war … er bemerkte kaum, wie Ron neben ihm trat, um ihm über die Schulter zu sehen.

 

"Du bist auch in der ersten Gruppe?" Rons Stimme war eine Mischung aus Erleichterung und Entsetzen.

 

Harry konnte es ihm nachfühlen. Er war froh, dass er nicht allein sein würde. Aber das war nur ein geringer Lichtblick, wenn er sich die Gesamtsituation ansah: Snape war ihr neuer Hauslehrer. Sie würden sich mit Malfoy einen Schlafsaal teilen müssen. Und da hörte Harrys Phantasie bereits auf, denn wenn er sich wirklich einen Schlafsaal mit Malfoy teilen musste, dann würde er die erste Nacht nicht überleben.

 

"Komm." Hermine griff nach seinem Arm und zog ihn in Richtung der Slytherins. Offenbar war auch sie in der ersten Gruppe gelandet – wie auch Neville, der weiß wie eine Wand geworden war.

 

Die Gruppe Slytherins um Snape hatte bereits deutlich abgenommen. Die Slytherins schienen weniger Sorgen zu haben. Vielleicht lag es daran, dass sie nur nach Hufflepuff wechseln würden. Das musste für sie wie Ferien sein, wenn man es mit Snape verglich. Wobei Snape fast schon freundlich zu den Slytherins war – das konnte man von seinen neuen Schützlingen nicht behaupten. Er starrte sie an, als hätten sie ihn persönlich beleidigt, was sie allein schon durch ihre Anwesenheit taten.

 

"… geht's auch noch langsamer?", ätzte Malfoy, der scheinbar in der zweiten Gruppe gelandet war. Das war natürlich ganz Harrys nicht vorhandenes Glück.

 

Snape warf Malfoy einen Blick zu, dann sah er mit finsterer Miene auf die vier Neulinge in seinem Haus. "Folgt mir – je eher wir das hinter uns bringen, desto besser."

 

Er wandte sich um und rauschte ohne ein weiteres Wort aus der Großen Halle. Die Slytherins folgten ihm auf dem Fuße. Harry zögerte einen Augenblick, bevor er sich seinem Schicksal ergab. Wenigstens waren Ron und Hermine bei ihm. Anders würde er dieses Schuljahr nicht überstehen.

 

Sie mussten sich beeilen, um mit Snape – und den Slytherins – Schritt zu halten. Snape schien die Absicht zu haben, sie abzuhängen. Vielleicht hoffte er, dass sie sich in den Kerkern verirrten und er sie für die Dauer dieses Projekts nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Harry würde nichts lieber tun, als ihm aus dem Weg zu gehen, aber es sollte nicht sein. Wenigstens kam er sich nicht ganz verloren vor. Auch wenn er nur einmal im Gemeinschaftsraum der Slytherins gewesen war, kam ihm der Weg vage bekannt vor. Das würde helfen, wenn sie niemanden mehr hatten, dem sie folgen konnten.

 

Snape wartete ungeduldig auf sie am Eingang zum Gemeinschaftsraum. Er sah aus, als würde er Zahnschmerzen haben. Musste die Tatsache sein, dass er Gryffindors in den Slytheringemeinschaftsraum lassen musste. "Das Passwort ist … geheim", sagte er und seine Lippen kräuselten sich zu einem gemeinen Lächeln. "Wenn ihr es wissen wollt, müsst ihr es euch verdienen."

 

Harry öffnete bereits den Mund um zu protestieren. Wie sollten sie ohne das Passwort in den Gemeinschaftsraum gelangen? Aber Snape ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.

 

"Das gilt für alle", sagte er und fixierte Harry mit einem durchdringenden Blick. "Für dich, Potter, genau wie für jeden anderen, egal ob Slytherin oder nicht. Wie ihr an das Passwort kommt, ist euch überlassen. Ob ihr die anderen belauscht, ob ihr es durch Hinweise herausbekommt, ob ihr es durch einen Handel erlangt … die Methode ist mir vollkommen gleichgültig. Das einzige, was zählt, ist, dass ihr euren Verstand einsetzt – sofern ihr welchen besitzt." Snapes Blick verfinsterte sich. "Aber seid gewarnt: Wenn ich euch dabei erwische, wie ihr das Passwort einfach so weitergebt, werdet ihr eures Schullebens nicht mehr froh."

[RIGHT][RIGHT] [/RIGHT][/RIGHT]

Harry hatte das Gefühl, dass Snape damit insbesondere die Gryffindors meinte. Und erstaunlicherweise fixierte er dabei einmal nicht Harry, sondern Neville. Leider zu recht – Harry wusste nur zu gut, dass Neville das Passwort zum Gryffindorgemeinschaftsraum bereits mehrfach vergessen hatte. Aber da konnte er immer einen anderen Schüler fragen. Snape hingegen schien darauf aus zu sein, ihn ewig vor der Steinwand zum Slytheringemeinschaftsraum versauern zu lassen.

 

"Ihr bekommt einen Hinweis", sagte Snape fast schon gönnerhaft. "Derselbe, den auch die anderen bekommen haben: Das Passwort ist der Name von jemandem, der euch geläufig sein sollte. Schon allein deshalb, weil man sich daran erinnern und es nie vergessen soll. Kurz: Es ist der Name von … ihr wisst schon wem."

 

Was auch immer das für ein Hinweis sein sollte – Harry konnte daraus nichts Sinnvolles ziehen. Der einzige, den er unter ihr-wisst-schon-wen verstand, war Voldemort, aber selbst für die Slytherins schien das ein seltsames Passwort zu sein. Er sah zu Ron und Hermine, die ebenso verwirrt schienen. Vielleicht gab es ja Hoffnung, denn irgendwie musste Snape sie doch in den Gemeinschaftsraum lassen, oder? Zumindest die Slytherins … aber Snape hatte scheinbar noch einen Trick auf Lager: Statt das Passwort zu nennen und es so zu verraten, strich er einfach nur mit der flachen Hand über die Mauer. Harry wusste nicht, ob er einem bestimmten Muster folgte, aber es erinnerte ihn an das, was der Kobold in Gringotts gemacht hatte. Es hatte auch ein wenig davon, wie man in die Winkelgasse kam. Wie der Eingang zur Winkelgasse öffnete sich der Eingang zum Gemeinschaftsraum der Slytherins.

 

Snape führte sie in die Mitte des Gemeinschaftsraums und sah sie dann an. Es schien fast so, als würde er auf etwas warten. Erst nach einem Moment realisierte Harry, dass er auf ihre Reaktionen wartete – und mit Sicherheit festgestellt hatte, dass das große Umsehen ausgeblieben war. Harry warf Ron einen Blick zu. Neville und Hermine sahen sich um, wie von ihnen erwartet, aber er und Ron … sie hatten den Gemeinschaftsraum der Slytherins schon einmal gesehen. Auch wenn Harry jetzt versuchen würde, so zu  tun, als wäre der Anblick neu – die Chance war vertan.

 

Snapes Blick verfinsterte sich einmal mehr, aber er kommentierte es erstaunlicherweise nicht. "Ihr werdet euch einen Schlafsaal teilen", sagte er in einem Tonfall, als müsse er ihnen das Offensichtliche erklären. "Das bedeutet, dass ihr gemeinsam dafür verantwortlich seid, dass besagter Schlafsaal ordentlich ist." Er sah zwischen den Slytherins und den Gryffindors hin und her. "Wenn ich erfahre, dass irgendwer sich vor der Verantwortung drückt …" Er sagte nicht, was dann passieren würde, aber Harry konnte sich vorstellen, dass es ihm nicht gefallen würde.

 

Dennoch war Harry erstaunt, dass Snape bisher keinen Unterschied machte. In der Praxis würde es ganz sicher anders aussehen, aber dass er zumindest so tat, als besäße er einen Funken Unparteilichkeit, war etwas Neues. Fast war Harry versucht, sich zu kneifen.

 

"Miss Bulstrode wird, sofern sie keine Einwände hat, weiterhin Stufensprecherin sein", fuhr Snape fort. Er klang nun geradezu gelangweilt, als würde er nur eine Liste durchgehen, weil er alle Punkte abarbeiten musste. "Sollte sich eine Änderung ergeben, so erwarte ich die schriftliche Information bis spätestens morgen Mittag."

 

Harry hatte keine Ahnung, was ein Stufensprecher sein sollte. Er sah zu den anderen, aber keiner von ihnen schien so recht zu wissen, was die Aufgabe eines Stufensprechers eigentlich war. Harry beschloss, dass Bulstrode keine allzu schlechte Wahl war – sie war weder Malfoy noch Parkinson, und von dem, was er von ihr mitbekommen hatte, war sie sowieso auch nicht sehr gesprächig. So wichtig konnte die Position also nicht sein. Sonst hätte Malfoy doch sicher darauf bestanden, dass er sie bekam, oder?

 

Snape runzelte leicht die Stirn. "Wir werden sehen müssen, wie wir das mit der Patenschaft organisieren. Grundsätzlich sollte es keine allzu großen Probleme bereiten, solange es nicht auf die Prüfungen zugeht, aber das ist ein Problem für später. Für das erste wird es wie gehabt weitergeführt." Das galt nur den Slytherins, wie es schien.

 

Harry sah hilfesuchend zu Hermine. Von was für einer Patenschaft redete Snape da? Er hatte davon noch nie was gehört, und so, wie es klang, war das Gang und Gäbe. Nur warum hatte der Rest der Schule nie etwas davon mitbekommen? Der einzige Grund war wahrscheinlich, dass die Slytherins ihr eigenes Süppchen kochen mussten.

 

"Muss sonst noch etwas geklärt werden?", fragte Snape in einem Tonfall, der ihnen riet, zu verneinen.

 

Hermine hob zögerlich die Hand. "Was ist mit unseren Stundenplänen?"

 

Snape verdrehte leicht die Augen. "Natürlich. Wie konnte ich vergessen, dass wir ab jetzt Miss Neunmalklug in unsere Mitte haben … sag mir, Granger, fällt dir nichts Wichtigeres ein als ein Stundenplan?"

 

Hermine errötete, hob aber fast schon trotzig das Kinn. "Ich nahm an, dass es das einzige ist, das noch fehlt."

 

Malfoy schnaubte leise, verkniff sich aber jeden Kommentar. Nur Dank Snapes Anwesenheit und der Abwesenheit seiner Bodyguards Crabbe und Goyle, so viel war sicher. Snape schwieg ebenfalls und zog einen Stapel Pergamente aus seinem Umhang. Er tippte sie mit seinem Zauberstab an und überflog sie. Das was er sah, schien ihm nicht zu gefallen.

 

"Scheint so, als würdest du auf die Pläne warten müssen, Granger", stellte Snape fast süffisant fest. Er runzelte die Stirn. "Diese ganze Angelegenheit beginnt bereits, sich zu einer einzigen Unannehmlichkeit zu entwickeln."

 

Snape blätterte durch die Stundenpläne, die Brauen zusammengezogen. Harry konnte sich denken, warum: die Wahlfächer der Gryffindors. Die der Slytherins musste er, als ihr Hauslehrer, bereits kennen, aber die der Gryffindors waren ihm vermutlich noch unbekannt. Und ganz offenbar war er der Ansicht, dass sie sich die falschen Fächer ausgesucht hatten, denn sein Blick wurde zunehmend finsterer.

 

"Was stimmt denn nicht?", fragte Hermine fast besorgt und brach damit die einvernehmliche Stille.

 

Sie bekam prompt böse Blicke zugeworfen. Snape sah langsam von den Stundenplänen auf. Sein Blick war nicht viel finsterer als zuvor, und es schien auch nicht einmal Hermine zu gelten, aber sie schob dennoch ein hastiges "Sir" hinterher, als wäre es ein Wort zum Abwenden von Unheil. Snape schnaubte leise auf.

 

"Abgesehen davon, dass die … Idee … des Schulleiters einiges von meiner Planung durcheinanderbringt?", fragte er gespielt freundlich. Sein Blick wanderte erneut zu dem Stapel Stundenpläne in seiner Hand. "Ihr werdet auf die Stundenpläne warten müssen", wiederholte er dann neutral, wobei er Hermine einen geradezu gehässigen Blick zuwarf. Angesichts ihrer sichtbaren Enttäuschung nicht einmal unprovoziert.

 

Zabini runzelte die Stirn. "Wenn der Grund der ist, den ich annehme – heißt das, wir kriegen alle zwei Monate einen neuen Stundenplan?"

 

Snapes Blick schien ihn zu erdolchen. "Ich hoffe doch nicht", ätzte er. "Ich habe weitaus Besseres zu tun, als ständig Stundenpläne zu erstellen. Wenn ich nicht wüsste, dass es notwendig ist, würde ich es nicht einmal jetzt tun. Ihr solltet froh sein, dass ich mir die Mühe mache."

 

Bulstrode stieß Zabini in die Seite, was ihn davon abhielt, etwas zu erwidern. Die Aktion schien für Harry seltsam – er hatte Bulstrode als eine Art weibliche Version von Crabbe und Goyle in Erinnerung. Aber nicht nur, dass sie scheinbar die Stufensprecherin war – sie schien auch deutlich mehr Initiative zu besitzen, als es bei Crabbe und Goyle der Fall war. Zudem Zabini sich nicht beschwerte, sondern sich nur die Seite rieb.

 

Snape ignorierte die beiden komplett. "Da für heute der Unterricht sowieso für euch ausfällt, könnt ihr die zusätzliche Zeit ja produktiv nutzen. Ich weiß, dass einige von euch die Zeit gebrauchen können." Dabei sah er Harry und Ron an. "Gegen Mittag habe ich vermutlich die erste Planung durch und kann euch den vorläufigen Plan geben."

 

Die Slytherins nickten. Harry fragte sich, wo eigentlich das Problem war. Hatte sie nicht die Hauptfächer einfach mit den Slytherins zusammen? Wozu musste Snape dann den gesamten Plan umschreiben? Abgesehen davon waren die Wahlfächer doch sowieso schülerabhängig. Harry sah zu seinen Mitgryffindors. Er war sich nicht sicher, welche Fächer sie hatten, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es so viele Schüler gab, die dasselbe gewählt hatten, dass es unterschiedliche Kurse gab. Vor allem dann nicht, wenn man versuchte, mit dem absoluten Minimum von zwei Wahlfächern davonzukommen und es fünf Auswahlmöglichkeiten gab.

 

Harry beschloss, Hermine später danach zu fragen. Snape schien missmutig genug wegen dieser Sache zu sein, da war es besser, nicht auch noch seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Abgesehen davon, dass man von Snape sowieso keine andere Antwort als beißenden Spott erhielt.

 

"Wenn sonst nichts ist …" Snape wandte sich zum Gehen. "Ihr wisst, wo ihr mich findet, und ich hoffe, dass ich euch dort nicht antreffe."

 

Dann rauschte er aus dem Gemeinschaftsraum.

 

Ron schnitt eine Grimasse. "Was war das denn für eine Ansage?" Er äffte Snape nach. "Als ob wir nichts Besseres zu tun haben, als den zu suchen –"

 

"Das war Snape-Sprech für 'Macht keinen Ärger'", sagte Bulstrode knapp. "Einen Rat, den ihr euch zu Herzen nehmen solltet. Wenn irgendwer Snape holen muss wegen euch … das, was ihr bisher von ihm gesehen habt, war harmlos dagegen."

 

Nott schauderte. "Erinner mich nicht daran …" Er schüttelte den Kopf. "Lasst uns den … Gryffindors … den Schlafsaal zeigen – danach können wir vielleicht den freien Tag genießen."

 

Das war sogar ein fast annehmbarer Vorschlag, wie Harry fand.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2018-04-25T18:48:36+00:00 25.04.2018 20:48
Die Idee für die Geschichte finde ich total super! :-D
Wenn ich so sehe wie Harry ständig erwartet, dass Snape die Griffindorschüler benachteiligt, war es auch sehr nötig, solche Maßnahmen einzuleiten.
Dass die Slytherins sneaky sein müssen, um das Passwort herauszufinden, finde ich sehr passend!
Ich freu mich schon drauf, wenn ich die Zeit finde, um weiter zu lesen. x)
Antwort von:  SeKaYa
28.04.2018 12:31
Nun, wenn man bedenkt, dass Snape normalerweise die Gryffindors tatsächlich benachteiligt ... ist Harrys Erwartungshaltung nicht so erstaunlich.
Aber freut mich, dass dir die Idee gefällt - ich hoffe, dass es so bleibt ;)
Von:  Phase
2016-03-28T18:31:18+00:00 28.03.2016 20:31
Da geht es ja spannend weiter. Interessant, wie sich die Strukturen innerhalb der Häuser unterscheiden. Da ist die FF natürlich perfekt dafür, solche Ideen darzustellen.
Snape scheint seine Jungs und Mädels ganz schön zu striezen. Da können sie einem fast Leid tun. Passwort selbst herausfinden ist ja ganz schön anspruchsvoll. Das System mit der Stufensprecherin finde ich gut und ich glaube bei einem Hausleiter wie Snape auch notwendig.
Ich drücke unseren Griffyndors mal die Daumen, dass sie es schaffen, sie wacher zu schlagen und all das zu bewältigen...
Ein sehr schön geschriebenes erstes Kapitel, das Neugierig macht, ob die Jungs und Mädels die Aufgaben meistern werden - und was sich sonst noch so alles ergeben wird.


Zurück