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Bruderherz

von

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Kapitel 3. Freund oder Feind?

„Schon gut, Michelangelo. Ich bin nicht dein Feind.“
 

Langsam zog das fremde Mädchen die Fuchs… Katzen.. was auch immer – Maske ab und enthüllte Mikey tatsächlich einfach so ihr Gesicht. War es nicht normalerweise Sinn und Zweck einer Maske, dass man unerkannt blieb? Warum sie aufsetzen, wenn man sie doch auszog, um einem Fremden dann sein Gesicht zu zeigte? Noch dazu einer mutierten Schildkröte. Doch das schien die junge Frau gegenüber des jungen Turtles nicht zu interessieren, denn obwohl es Nacht war und man auf dem Dach des Gebäudes, auf welchem sie standen, kaum etwas sehen konnte, war ihr Gesicht klar und deutlich sichtbar, nachdem sie sich ihrer Maske entledigt hatte.
 

Der 19 – Jährige und seine Brüder hatten meistens des Nachts agiert und somit waren seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er auf den ersten Blick sah, dass sie etwa in seinem Alter sein musste. Sie hatte sehr helle Haut, man könnte in dieser Dunkelheit fast schon annehmen, sie sei weiß. Ein paar Strähnen ihrer blauen, leicht gewellten Haare, fielen ihr frech ins schmale Gesicht, direkt über ein Paar große, sehr helle Augen. Die Farbe konnte Michelangelo auf diese Entfernung nicht genau erkennen, jedoch würde er auf ein helles grün oder blau tippen. Ihre schmalen, leicht geschwungenen Lippen waren zu einem wirklich bezaubernd schönen Lächeln geformt, das einzig und allein dem Turtle galt. Der Wind spielte erneut mit ihren, zu einem Zopf zusammengebundenen, Haarsträhnen und blies ihr somit die lästigen kleineren weg, die ihr über die Augen fielen. Somit konnte Mikey nun ihr komplettes Gesicht erkennen und er konnte nicht anders, als sich daran fest zu sehen. Zwar stand er in etwas Entfernung zu ihr, und er wusste nicht wirklich etwas über Mädchen, doch das was er erkannte, war makellos. Um es mit einem Wort zu beschreiben, wunderschön. Moment, kam dieser Gedanke wirklich aus SEINEM Kopf?
 

Ohne es zu merken, lockerte der 19 – Jährige seine Haltung und ließ seine Waffen einfach sinken. Er hatte eigentlich etwas sagen wollen. Schließlich hatte sie ihn einfach angegriffen und behauptete nun, sie sei kein Feind! Doch die Worte blieben dem jungen Turtle wie ein Kloß im Halse stecken. Er wagte es nicht überhaupt irgendetwas zu sagen, geschweige denn sich vom Fleck zu bewegen. Es war ihm unerklärlich. Dieses Mädchen hatte ihn vollkommen aus der Fassung gebracht, und das nur, weil sie ihre Maske abgezogen hatte! Wie konnte so etwas möglich sein?!
 

„Mein Name ist Amy. Es freut mich dich endlich kennenzulernen.“
 

„…Da-..“
 

Wieder wollte der Turtle mit der orangefarbenen Bandana antworten. Doch mehr als ein halb dahingestammeltes Wort, von dem er selbst nicht wusste, was es eigentlich mal hatte werden sollen, kam ihm nicht über die Lippen. Das Mädchen, welches sich als Amy vorgestellt hatte, tat dies einfach mit etwas amüsiertem Lächeln ab, während sie langsamen Schrittes auf Mikey zukam. Dieser blieb einfach wie erstarrt an Ort und Stelle, bis ihm plötzlich etwas wie Schuppen von den Augen fiel. Hatte sie „endlich“ gesagt???
 

Schnell biss sich der junge Turtle selbst auf die Unterlippe, um endlich wieder Herr seiner Sinne zu werden und aus dieser Starre zu erwachen.
 

„Stopp! Keinen Schritt weiter!“, rief er dann so kraftvoll, wie es ihm seine Stimme derzeit erlaubte. Augenblicklich blieb Amy stehen. Ihr Lächeln verwandelte sich in einen überraschten Gesichtsausdruck, denn Mikey wich nun einen Schritt zurück und nahm schnell seine Kampfposition wieder ein.
 

„Was meinst du mit ‚endlich‘?! Woher weißt du von mir und kennst sogar meinen Namen?! Und warum hast du mich angegriffen??“
 

Fragen über Fragen schossen Mikey durch den Kopf. Wer war dieses Mädchen? Was wollte sie von ihm? Was sollte dieser Angriff? Und dann diese plötzliche Vorstellung?? Sie glaubte doch wohl nicht wirklich, dass der 19 – Jährige sie jetzt einfach so mit einem breiten Grinsen als neuen Freund empfangen würde! Michelangelo war zwar naiv und manchmal zu unvorsichtig, aber nicht komplett bescheuert. Er würde sicher niemandem einfach so trauen, der ihn zuvor noch angegriffen hatte! Auch dann nicht, wenn dieser jemand ihn nervös machte und das auf eine Art, die dem Turtle bis dahin unbekannt und nicht geheuer war.
 

Doch statt direkt zu antworten oder zumindest nun doch noch einen Überraschungsangriff zu starten, begann Amy erneut zu kichern. Was zum Geier war nur mit diesem Mädchen los?!?! Ansonsten war Michelangelo doch derjenige, der die unmöglichsten Situationen völlig falsch aufgriff und einen dummen Witz riss, oder sonst irgendwie Mist baute. Doch heute schien er tatsächlich der Vernünftige in der Runde zu sein. Und irgendwie störte ihn das gewaltig. Nicht nur die Tatsache selbst, sondern auch das Verhalten des Mädchens an sich. Es strapazierte seine Nerven enorm und es musste nun schon wirklich einiges passieren, bis es mal dazu kam.
 

Schnaubend löste er sich nun endgültig aus seiner Kampfpose und verstaute seine Nunchakus wieder in seinem Gürtel. Das war doch verrückt. Und diese Amy schien nichts anderes zu seine als eine Verrückte, die durch die Straßen New Yorks lief und Fremde stalkte, nur um sie anschließend mit Wurfmessern zu bewerfen. Warum sollte er sich also damit weiter herumschlagen? Genervt drehte Mikey sich nun einfach um, um endlich seinen Heimweg fortzusetzen, als Amy plötzlich mit ein paar eleganten Sprüngen direkt vor ihm landete.
 

Erschrocken wich der junge Turtle wieder einen Schritt zurück, stolperte dabei über seine eigenen Füße und fiel schließlich auf seine vier Buchstaben. Grummelnd, und seinen Hintern reibend, sah er zu dem Mädchen hinauf.
 

„Was soll das?!“
 

„Ich wollte dich nur testen, Michelangelo.“
 

„Was meinst du damit?“
 

„Ich wollte sehen wie gut du bist.“
 

„Wie willst du das sehen, wenn du mich angreifst und dann anfängst zu lachen?!“
 

„Keine Sorge, ich habe genug gesehen.“
 

„Genug gesehen wofür?“
 

„Um sicher zu sein, dass wir beide gute Freunde werden.“
 

Dieser letzte Satz raubte Mikey nun abermals die Worte. Gute Freunde?! Meinte sie das tatsächlich ernst??? Fassungslos wollte der 19 – Jährige sich gerade aufrappeln, als Amy ihm hilfsbereit eine Hand vor die Nase hielt, um ihm auf die Füße zu helfen. Skeptisch inspizierte der Turtle die Hand, ehe sein Blick zum Gesicht des Besitzers wanderte. Einen Moment ließ er ihn einfach so auf ihr ruhen. Ihre Augen trafen sich und endlich konnte Mikey auch die Farbe erkennen – eisig blau. Sie passten zu ihrer hellen Haut und den meeresblauen Haaren. Freundlich sahen sie auf ihn herab und es gab nichts darin, was Michelangelos Skepsis hätte weiter unterstützten können. So merkte er nicht, wie sein Blick sich immer weiter lockerte, bis er sich schließlich in diesem Meer aus Eis verlor, die Hand Amys ergriff und sich von ihr auf die Beine helfen ließ.
 

Einen kurzen Moment hielt er ihre Hand. Sie war, trotz der Handschuhe die sie trug, warm und passte perfekt in seine. So empfand er es jedenfalls. Irgendwie fühlte es sich anderes an ihre Hand zu halten, als dann wenn April ihm die Hand gab. Das heißt, falls sie dies denn mal getan hatte. Und wenn, dann hatte Mikey dies wahrscheinlich nichtmal bewusst wahrgenommen. Doch jetzt war er sich völlig im Klaren darüber, dass er die Hand dieses fremden Mädchens hielt. Wenn auch nur für einen kurzen Moment schien alles darum herum zu verschwimmen.
 

„Also… was sagst du?“
 

Wie ein Blitzschlag rüttelten Amys Worte den jungen Turtle wach. Schlagartig ließ er ihre Hand los und drehte sich beschämt zur Seite. Was war da nur los mit ihm? Seit wann reagierte er so seltsam auf Fremde? Klar, sie war sehr hübsch und wohl wirklich nicht bösartig gesinnt. Dennoch, irgendwas war seltsam an ihr. Es brachte Michelangelo aus der Ruhe und das gefiel ihm nicht.
 

„Zu was...?“, brummte er in seinen nichtvorhandenen Bart, während er Mühe damit hatte ihrem Blick auszuweichen. Es war ihm jetzt tatsächlich irgendwie peinlich sie anzusehen. Ihm! Dem eigentlich überhaupt nichts peinlich war! Depressionen hin oder her.
 

„Na, dass wir gute Freunde werden könnten“
 

„Du bist doch verrückt! Wie könnte ich mich mit jemanden anfreunden, der mich aus heiterem Himmel angreift?“
 

Wieder ein Kichern seitens Amy. Sie würde Mikey noch in den Wahnsinn treiben! Das erste Mal in seinem Leben wusste der junge Turtle, wie Raph sich damals immer gefühlt haben musste. Zwar war er niemand, der schnell auf 180 oder so mürrisch war wie sein großer Bruder damals, doch diese Amy hatte wohl ein Talent dafür, ihn genau dorthin zu bringen, wo Raph regelmäßig gewesen war. Zum Rande eines Wutausbruchs. Wobei Raph diese Grenze regelmäßig überschritten hatte.
 

„Du bist wirklich süß. Tut mir Leid, das war vielleicht etwas unangebracht. Aber ich wollte sehen, ob du auch auf der Hut bist. Du hast einen etwas aufgewühlten Eindruck gemacht.“
 

Urplötzlich stieg Mikey das Blut ins Gesicht und wenn man genau hinsah, konnte man unter der grünen Haut so etwas wie einen leichten Rotschimmer erkennen. Hatte sie gerade wirklich gesagt, er sei süß? Er? Eine mutierte Riesenschildkröte mit Ninjaausrüstung? Eigentlich wusste er doch, dass er unter den Turtles immer der Niedliche war. Er bezeichnete sich schließlich auch selbst so. Wie konnte man auch den kleinsten im Bunde, der zudem verrückt, und dessen Gesicht mit Sommersprossen besprenkelt war, nicht süß finden? Doch irgendwie war es seltsam, das von einer Fremden zu hören, die ihn scheinbar aus irgendeinem Grund kannte. Hatte sie ihn vielleicht schon länger beobachtet?
 

Schnell räusperte sich Michelangelo. Er wollte endlich aus dieser unangenehmen Situation heraus und seinen Heimweg fortsetzen. Meister Splinter würde jetzt schon wenig begeistert darüber sein, dass sein jüngster Sohn mal eben den ganzen Tag entschwunden blieb, ohne ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren wo es ihn hingetrieben hatte. Ganz zu schweigen von dem, was er sich von Leo und Donnie wieder anhören müsste.
 

„Woher kennst du mich eigentlich? Es gibt nicht viele die von mir wissen. Und von denen würde sicher niemand irgendwas an eine Fremde verraten.“
 

Amy begann plötzlich zu grinsen und zuckte nur unschuldig mit den Schultern, so als wäre es selbstverständlich, dass sie von Michelangelo wusste. Und da erwartete sie allen Ernstes, dass er sich mit ihr anfreunden könnte? Sollte eine Freundschaft nicht auf Vertrauen aufbauen? Den Grundstein von Vertrauen legte das Mädchen mit ihrem Verhalten jedenfalls gerade nicht wirklich. Brummend wartete Mikey auf eine Antwort, die er nach einem Moment des Kicherns dann auch endlich bekam.
 

„Das kann ich dir leider nicht sagen. Aber du wirst es erfahren, sobald der rechte Zeitpunkt dafür gekommen ist.“
 

„Was meinst du mit ‚dem rechten Zeitpunkt‘?“
 

Wieder zierte ein Grinsen die schmalen Lippen Amys, die somit erneut Michelangelos Aufmerksamkeit auf sich zogen. Er verstand dieses Mädchen einfach von vorne bis hinten nicht. Erst griff sie ihn aus heiterem Himmel an, dann behauptete sie kein Feind zu sein, dann sagte sie sie wollte ihn lediglich testen, um Freundschaft mit ihm zu schließen und jetzt das?? Da verstand der junge Turtle ja noch mehr von dem, was Donnie ihm regelmäßig zu erklären versuchte, wenn es um irgendetwas in seinem Labor ging. Waren etwa alle Mädchen so?? Da konnte Mikey mit seinem Bruder wirklich nur Mitleid haben. Naja eigentlich mit beiden, Leo hatte ja mehr oder weniger noch Karai, der er hinterherschmachtete, auch wenn sie nicht da war.
 

„Ich muss jetzt gehen. Aber wir werden uns wieder sehen Michelangelo. Und wir werden sehr gute Freunde, das verspreche ich dir.“
 

Wieder rissen Amys Worte den jungen Turtle aus seinen Gedanken. Er wollte sie gerade aufhalten, da setzte sie plötzlich ihre Maske wieder auf und verschwand in einer Rauchwolke, die sie durch etwas auslöste, was sie zu Boden warf – etwa so wie die Rauchbomben, die Donnie für sich und seine Brüder immer bastelte.
 

Wie bestellt und nicht abgeholt stand Mikey nun auf dem Dach des Hauses, auf dem er sich vor zwei Minuten noch mit einer völlig Fremden unterhalten hatte. War das überhaupt eine Unterhaltung gewesen? Viel mehr könnte man das als Zumutung beschreiben. Und Mikey hatte nach langem mal wieder erfahren, wie es war, wenn jemand es schaffte seine Nerven über zu strapazieren – was nun wirklich sehr schwierig war. Alles in Allem war diese ganze Situation eigenartig gewesen. Wer war diese Amy? Und was wollte sie wirklich? Dass sie sich mit dem jungen Turtle anfreunden wollte kaufte er ihr nicht ab. Dafür war sie zu… seltsam gewesen. Aber was sollte dieser Auftritt dann?
 

Je länger Mikey darüber nachdachte, desto verrückter erschien ihm das Ganze. Amy hatte scheinbar wirklich die Fliege gemacht und ihn wie einen begossenen Pudel im Regen stehen lassen. Was für ein Abend. Schließlich blieb dem 19 – Jährigen nichts anderes übrig, als sich endlich auf den Heimweg zu machen. Beziehungsweise ihn fortzusetzen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er dieses Mädchen heute nicht zum letzten Mal gesehen hatte und dass sie in nächster Zeit noch eine entscheidende Rolle für ihn spielen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pamuya_
2016-03-20T15:12:03+00:00 20.03.2016 16:12
Dass er mitten auf der Oberfläche eingeschlafen ist, wird noch ein ordentliches Donnerwetter geben. ^^
Amy scheint irgendwie genau das widerzuspiegeln, wie Mikey einst früher war, bevor es zu diesem schrecklichen Tag kam. Ich schätze mal, dass er das auch brauchen wird. Denn jetzt ist er einfach nur ein Trauerkloß.
Jedoch muss ich ihm bei einem Punkt zustimmen: Die Tatsache, dass Amy Mikey durch irgendjemanden kennt, verwirrt einem total. Noch dazu die Aussage "wenn der richtige Zeitpunkt kommt". Da wird auf Mikey noch einiges zukommen.


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