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Where Dreams come true...

30 Days Disney Challenge Prompts
von

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Vom Fliegen lernen

„Wovor fürchtest du dich denn?“

Sie lachte und zog sie näher an den Abgrund heran. Sie zögerte, blickte mulmig über den Abgrund. Da unten war nichts. Nichts außer einem Fluss, der von hier oben so winzig aussah. Wie konnte sich Pocahontas nur so sicher sein, dass sie ganz bestimmt in den Fluss fallen würde und nicht daneben? Wenn sie aus dieser Höhe sprangen, dann würden sie doch mit größter Sicherheit auf dem Boden daneben landen. Und dann wäre nur noch Brei von ihnen übrig.

„Du bist verrückt, Pocahontas!“ schmipfte Nakoma und ließ sich auf den Boden fallen. Die Felsen waren warm und an vielen Stellen mit Moos bedeckt. „Wieso willst du das nur machen?“

„Das hab ich doch gesagt!“ Pocahontas, die auf einem Felsen nahe dem Fluss stand, drehte sich um und blickte ihre Freundin lachend an. Ihr langes, schwarzes Haar wurde vom Wind verweht, wie so üblich hatten ihre Kleider Löcher und Risse, die sie sich beim Herumstreunern durch den Wald zugezogen hatte. „Um eine Mutprobe zu machen!“

„Pocahontas, diese Mutprobe sollen nur die männlichen Mitglieder unseres Mannes machen“, erinnerte Nakoma sie.

„Ja und?“ Ihre Freundin blickte sie verwundert an.

„Wir sind keine Männer!“, beharrte Nakoma seufzend. „Also, wieso willst du das dann machen? Lass uns einfach nach Hause gehen… bitte.“

Aber Pocahontas machte keine Anstalten sich fortzubewegen. Stattdessen streckte sie den Arm aus, so als wolle sie überprüfen wie viel Anschwung sie brauchte zum Abspringen. Das Funkeln in ihren Augen verriet eindeutig, dass sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen würde.

Nakoma schüttelte seufzend den Kopf. Wieso konnte dieses Mädchen nicht ein einziges Mal das tun, was man von ihr verlangte? Nachdem die Jungen vor einer Woche ihre Mutprobe erfüllt hatten um sich als Männer zu beweisen. Sie als Frauen brauchten so etwas nicht zu tun. Ihre Aufgabe war eine ganz andere.

Pocahontas schob nachdenkend ihre Unterlippe vor. Sie mochte Nakoma wirklich, aber manchmal war sie so … langweilig. Immer war es Pocahontas, die ein Abenteuer suchte, die sie dazu brachte abzuhauen und im Wald herumzustreunern. So wie es die Jungen taten. Während sie lernen sollten, wie man die erlegten Tiere zubereitete, wie man Kleidung aus den Fellen schuf, die Knochen zu Waffen zu verarbeiten und das Fleisch kochte. Sie mussten lernen wie man sich um die Felder kümmerte, wann das Gemüse reif zum Ernten war. Es war so langweilig. Konnte man es da verübeln, dass sie sich wegschlich? Sie hatte einfach kein Interesse an diesen Aufgaben.

„Ich bin sicher, die anderen suchen schon nach uns“, sprach Nakoma weiter und krabbelte auf allen vieren zu Pocahontas, die gefährlich nahe am Abgrund stand. „Jetzt komm schon. Eine falsche Bewegung und du könntest ausrutschen und runterfallen…“

„Dann geh doch einfach wieder!“ Sie streckte dem Mädchen genervt die Zunge entgegen. „Geh und sei ein braves Mädchen wie Mutter es von dir will.“ Sie klang wütend und trat einige Schritte zurück. Dann blieb sie stehen und blickte zögernd zu ihrer Freundin.

„Komm schon, Nakoma. Nur dieses eine Mal, mehr will ich doch gar nicht. Lass es uns gemeinsam tun. Wir halten unsere Hände zusammen und ich verspreche dir, dass ich dich nicht loslassen werde. Und du weißt doch, ich bin ein Glückspilz, egal wie tief ich falle, ich überlebe alles. Gemeinsam können wir das schaffen.“

„Du versprichst mir, dass ich wirklich heile unten ankommen werde?“

Pocahontas nickte. „Du kannst ja schließlich schwimmen. Also wirst du überleben.“ Sie zog Nakoma auf die Beine. Ihre Freundin zitterte und sie drückte das Mädchen an sich. „Aber wenn du nicht willst, dann musst du nicht. Man kann nur fliegen, wenn man es will.“

Nakoma zögerte. Schließlich griff sie um ihren Hals und zog die Kette ab, die Pocahontas ihr zum Zeichen ihrer Freundschaft geschenkt hatte. Lächelnd legte sie sie um den Hals ihrer Freundin. „So. Jetzt springe ich mit dir.“

Pocahontas erwiderte ihr Lächeln und drückte sie noch einmal. Dann ließ sie sie los und trat noch einige Schritte nach hinten. Sie atmete ein und blickte entschlossen nach vorne.

Und mit einem lauten Kriegsschrei sprintete sie dann nach vorne. Schließlich stieß sie sich vom Boden ab. Wenige Zentimeter sprang sie nach oben, ehe die Schwerkraft sie dann nach unten zog.

Und wie ein Vogel breitete sie ihre Arme aus. Das war Freiheit. Das war Fliegen…



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