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Where Dreams come true...

30 Days Disney Challenge Prompts
von

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Gespräche

Sie konnte nicht mehr.

Alles, einfach alles hatte sie verloren. Alles, was ihr wichtig war. Ihre Eltern waren viel zu früh von ihr gegangen. Und nun hatte sie auch noch den einzigen Menschen verloren, der ihr etwas bedeutet hatte. Sie schluchzte und versuchte ihr tränennasses Gesicht zu trocknen. Mit diesen Handschellen war es schwer etwas zu machen.

Aber die Handschellen schützten sie auch. Durch das dicke Metall konnten ihre Kräfte nicht durchdringen. So konnte sie niemanden verletzen. Es waren schon genug Menschen verletzt worden. Es waren genug Menschen gestorben.

Dies hier würde von nun an ihr Zuhause sein. Eine triste Zelle in einem fernen Land. Man hatte sie weggeschafft, damit sie niemanden mehr verletzen konnte. Sie war eine Gefahr für sich und alle anderen. Sie gehörte weggesperrt.

Müde legte sie sich auf die harte Pritsche. Ihr war kalt und über eine einfache Decke würde sie sich jetzt sehr freuen. Doch da war keine. Sie wollte die Wachen nicht darum bitten. Ihre Blicke hatten Bänder gesprochen – sie hielten sie für ein Monster. Sie war ein Monster.

Es fiel ihr leicht einzuschlafen. Die Reise zu dem Gefängnis hatte lange gedauert, mit Kutsche und einem Schiff waren sie gereist. Die Fahrt war holprig gewesen, eine Gelegenheit zu schlafen hatte sie nicht gehabt. Zu sehr hatten die Gefühle sie wachgehalten. Und sie traute den Männern nicht, die sie zum Gefängnis fuhren. Es waren unheimliche, grobschlächtige Kerle, die bestimmt nichts Gutes im Sinn hatten, wenn sie schlief.

Nun aber konnte sie schlafen -  oder war erschöpft genug um endlich ein paar Stunden zu schlafen. Doch ihr Schlaf war unruhig, sie wälzte sich hin und her. Immer wieder diesen einen Namen flüsternd.

„ANNA!“

Schweißgebadet wachte Elsa wieder auf. Nach Luft schnappend sah sie sich um und erkannte erst nach einigen Sekunden wo sie war. Eingesperrt in einem Gefängnis fern von ihrer Heimat. Weil ihretwegen Anna zu einer Eisskulptur geworden war. Anna, ihre Schwester. Die nun nicht mehr lebte. Ihretwegen.

„Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“

Sie blickte auf. Von der Wand neben ihr kam eine weibliche Stimme. Anscheinend gab es in diesem Gefängnis noch weitere Gefangene. Bei ihrer Ankunft hatte sie niemanden bemerkt, aber es war auch dunkel gewesen, als sie angekommen war. Und sie hatte nicht allzu viel auf ihre Umgebung geachtet.

„Ja, schon gut.“ Sie hatte keine Lust sich mit irgendjemandem zu unterhalten. Sie wollte alleine sein und vor sich hin vegetieren.

Und die Frau von der anderen Seite antwortete auch nicht mehr. Zufrieden legte sie sich wieder hin und versuchte einzuschlafen.

Wenn sie schlief, konnte sie vergessen.

 

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China war gefallen.

Mulan senkte ihren Kopf, während man sie den Gang entlang führte. Die beiden Hunnen brachten sie ins Gefängnis. Dort würde sie den Rest ihres Lebens gefallen. Der Kaiser war tot, Shang war tot. Und sie hatte man gefangen genommen.

„Dann Willkommen in deinem neuen Zuhause!“ Die Wache stieß sie nach vorne und sie fiel in die Zelle rein, landete unsanft auf ihren Knien. Hinter ihr fiel die Tür zu. Sie war allein.

„ANNA!“

Der Schrei ließ sie aufzucken. Er kam von drüben, aus der anderen Zelle. Sie kroch zu der steinernen Wand, strich über den schwarzen Stein.

„Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie besorgt. Es dauerte eine Weile, ehe eine Antwort kam. Dann war es still.

Sie wollte etwas sagen, doch fand sie nicht die passenden Worte. Worüber sollte sie denn schon reden? An diesem tristen Ort gab es doch keinerlei Gesprächsstoff. Und trotzdem, die Stimme dieser anderen Gefangenen hatte so verzweifelt geklungen.

Nacht für Nacht hörte sie die Gefangene neben sich weinen und diesen Namen rufen. AnnaAnna …. Anna … Irgendetwas musste vorgefallen sein.

„Es tut mir so leid, Anna…“ Erneut hörte Mulan die Andere klagen. „Anna, bitte… verzeih mir doch…“

„Ich bin mir sicher, sie hat dir verziehen“, meinte sie schließlich nach einigen Sekunden. Die Andere hielt inne.

„Sie wird mir nicht verzeihen. Meinetwegen ist Anna tot. Ich habe meine eigene Schwester getötet und dabei war sie der einzige Mensch, der mich so akzeptiert hat wie ich bin.“

Das klang … nein, diese Frau war kein skrupelloser Mörder. Ihre Trauer war echt.

„Ich bin mir sicher, dass sie dir verzeihen kann. Es war bestimmt nur ein Unfall gewesen.“ Unschuldig im Gefängnis sitzend war wirklich ein schweres Los. Und auch nicht viel besser als der Grund, aus dem sie selbst hier festsaß.

„Nein, es war kein Unfall“, erklärte die andere Frau. „Weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte, ist es passiert. Es ist alles meine Schuld. Meine Schuld. Meine Schuld.“

„Aber wenn sie dich wirklich liebt, dann wird sie dir verziehen haben“, entgegnete Mulan. „Und sie würde nicht wollen, dass du dir Vorwürfe machst.“

Es kam keine Antwort mehr. In den nächsten Tagen hörte sie nichts von ihr und beinahe begann Mulan sich zu fragen, ob ihrer Zellennachbarin nicht irgendetwas zugestoßen war. Vielleicht hatte man sie weggeschafft oder dergleichen.

„Wieso sollte mich jemand lieben? Ich bin ein Monster.“

Die Stimme war leise und trotzdem verstand Mulan jedes Wort. Sie presste ihr Ohr an den nassen Stein, letzte Nacht hatte es geregnet und das Dach war undicht.

„Du klingst aber nicht wie ein Monster“, entgegnete sie. „Du weinst Nacht um Nacht um diese Anna. Ein Monster würde solch einen Schmerz nicht fühlen.“

„Es fällt mir so schwer, das zu glauben… Ich habe Anna schon einmal verletzt. Und dann noch einmal. Ich bin ein Monster…“

„Ich sagte doch, du kannst kein Monster sein. Niemals.“

„Warum bist du hier? Du klingst auch nicht nach einer Kriminellen…“

„Ich habe mich als Mann verkleidet in die chinesische Armee geschlichen, damit mein Vater im Krieg gegen die Hunnen nicht kämpfen muss. Ich wollte meine Familie schützen, doch als man rausfand, dass ich ein Mädchen bin … sie haben mich zurückgelassen und als ich in der Hauptstadt ankam, war es schon zu spät. China war gefallen, der Kaiser wurde hingerichtet und ich wurde gefangen genommen. Mehr gibt es da nicht zu erzählen.“

„Du bist ganz schön verrückt“, entgegnete das Mädchen auf der anderen Seite. „Und mutig.“ Da war ein Lachen herauszuhören. Mulan lächelte. Endlich hatte sie sie auf andere Gedanken gebracht.

„Das mit deiner Heimat tut mir Leid“, meinte sie schließlich nach einer Weile. „Wenn ich etwas tun könnte…“

„Es ist vorbei“, schnitt Mulan ihr das Wort ab. „China ist gefallen.“ Bestimmt war schon längst jeder tot, der ihr etwas bedeutete. Vater, Mutter, Großmutter. Sie fehlten ihr so sehr.

„Danke“, erwiderte sie schließlich nach einer Weile und Mulan blickte erstaunt auf. „Danke, dass du mich aufgemuntert hast.“



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