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Schatten des Hasses

von

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Abschied

Thoralf streifte sein Kettenhemd über und versuchte das mulmige Gefühl herunter zu schlucken. Niemand durfte seine Nervosität bemerken, wenn er sie in die Schlacht führte. Seinen Offizieren hatte er noch nie etwas dergleichen anmerken können, aber er konnte sich kaum vorstellen, dass sie sich weniger fürchteten als er. Sie waren allesamt älter als er und verfügten über viel Kampferfahrung Vielleicht hatten sie deshalb auch weniger Angst, schließlich hatten sie schon viel gesehen und überlebt. Er hingegen hatte gerade einmal dreiundzwanzig Winter erlebt und sein Schwert hatte noch nicht sehr viel Blut getrunken. In seinen Jungendjahren hatte Frieden geherrscht und nun führten sie seit fast zwei Jahren Krieg gegen ihre Nachbarn. Warum wusste er nicht. Sie hatten sie eines Tages einfach angegriffen und ihn hatten Gerüchte von Mordanschuldigungen gegen ihn und seine Familie erreicht. Aber worum auch immer es hier ging, er und seine Leute hatten sich nichts zu Schulden kommen lassen und sie sollten es bereuen, sein Volk angegriffen zu haben.

Er Griff nach seinen Armschienen.

„Lass mich das machen“, hörte er plötzlich die Stimmer seiner Schwester hinter sich. Svea hatte ihn ins Lager begleitet und würde hier auf seine Rückkehr warten.

Er drehte sich zu ihr um und lächelte sie an.

„Danke.“

Schweigend schnürte sie das Leder um seine Arme und wich dabei seinen Blicken aus.

„Fürchtest du dich?“, fragte er und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.

„Ich fürchte mich nicht mehr oder weniger als alle anderen, deren Lieben in die Schlacht ziehen.“

Wider lächelte er.

„Es wird schon gut gehen.“

Sie erwiderte nichts und wand sich erneut ab.

„Ich weiß, dass du dich nicht dafür entschieden hast und auch dass es nicht unsere Schuld ist, aber trotzdem frage ich mich, warum das sein muss. Warum muss es immer mit Gewalt geregelt werden? Warum kann niemand zuhören?“

„Ich kann verstehen, dass du so denkst, aber wenn man angegriffen wird, muss man sich wehren. Wären sie bereit mit uns zu reden, hätten sie es getan.“

Draußen erklang ein Gong und Svea zuckte zusammen. Sie tat ihm leid, er wollte ihr nicht solche Sorgen bereiten, aber er war ihr Fürst und musste sie anführen.

Wortlos knotete er sein Haar auf den Hinterkopf und gürtete sein Schwert um. Als er sein Zelt verlassen wollte, hielt sie seine Hand fest.

„Versprich mir, dass du heil zurückkehrst.“

Lächelnd drückte er ihre Hand und küsste sie auf die Stirn.

„Ich verspreche es.“

Dann drehte er sich um ohne ihr noch einmal in die Augen zu sehen. Er konnte ihr das nicht versprechen. Niemand wusste wie der heutige Tag enden, wer leben und wer sterben würde.

Draußen wichen alle vor ihm zurück und verbeugten sich knapp, bevor sie ihm folgten. Etwas außerhalb des Lagers wartete schon ein großer Teil mit den Pferden auf ihn und die Verbleibenden. Er begrüßte seine Offiziere und stieg auf sein Pferd. Seine Soldaten taten es ihm gleich. Seine Schwester und andere, die im Lager zurückblieben standen abseits um sich zu verabschieden. Er lächelte Svea so zuversichtlich wie es ihm möglich war zu, dann trieb er sein Pferd an und das kleine Reiterheer setzte sich in Bewegung. Sein Lächeln erstarb und sein Herz begann immer heftiger zu pochen. Er hatte ihr verschwiegen, dass sie einem viel stärkeren Heer entgegen ritten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Serra
2015-07-12T15:58:32+00:00 12.07.2015 17:58
Ich mag den Stil in dem du schreibst gerne. Er ist sehr flüssig und man kann sich alles gut vorstellen. (bis auf ein kleiner Rechtschreibfehler ist mir auch sonst nichts negativ aufgefallen.)
Die Handlung klingt auch spannend.

Hoffe ich bekomme noch mehr zu lesen :3


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