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This Is Called Love

Kurzgeschichten Sammlung
von

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Letzte Chance

„...und dann meinte sie...ˮ Lauro sieht mich an. „Hörst du mir überhaupt zu, Phil?ˮ Er wirkt verärgert. Aus meinen Gedanken gerissen sehe ich zu ihm. Bis eben habe ich hauptsächlich aus dem Fenster gestarrt und die hellen Lichter in der Nacht betrachtet.

„Tut mir leid.ˮ Ich starre auf meinen unangerührten Teller. Das Steak wird langsam kalt. Da führt er mich in so einem exqusitien Laden aus und ich kann es nicht einmal richtig genießen.

„Also seit der Hochzeit bist du ständig weggetreten. Was ist bloß mit dir los?ˮ Lauro zerschneidet sein Steak und spießt ein größeres Stück mit seiner Gabel auf, die er zum Mund führt. Sein Blick ruht auf mir, während er kaut. „Man könnte meinen du gönnst es mir nicht.ˮ Er schüttelt den Kopf und seufzt. Er schaufelt so viel Gemüse wie möglich auf die Gabel und stopft es sich in den Mund.

„Ich fühle mich nur nicht besonders.ˮ Mein Blick wandert wieder zum Fenster.

„Du hast mir heute noch kein einziges Mal richtig in die Augen gesehen. Was verbirgst du vor mir?ˮ

„Gar nichts!ˮ, wehre ich hastig ab. Lustlos stochere ich in einem Salatblatt herum.

„Wir wollten dich eigentlich nächstes Wochenende einladen. Wir wollten eine Weinprobe machen, aber bei deiner Laune verdirbst du uns nur alles.ˮ

„Dann fahrt doch alleine hin.ˮ

„Da! Schon wieder! Du bist total abweisend! Das kotzt mich an!ˮ, wettert Lauro ungehalten. „Nichts passt dir in den Kram, du schweigst dich aus und lehnst alles ab bei dem meine Frau dabei ist! Mag sein, dass du sie nicht leiden kannst, aber dann sei so gut und zeig das nicht auch noch!ˮ

„Halt die Klappe.ˮ

„Was?!ˮ Wütend sieht er mich an.

„Ich sagte, du sollst die Klappe halten!ˮ, fahre ich ihn ungehalten an und werfe die Gabel scheppernd auf den Teller.

„Es geht immer nur um sie! Das kotzt mich an!ˮ Ich erhebe mich von meinem Stuhl, wühle in meinem Geldbeutel herum und werfe einige Scheine auf den Tisch. „Danke für das Essen...ˮ

Mit schnellen Schritten gehe ich Garderobe und schlucke hart. Wieso nur kann ich mich in seiner Gegenwart einfach nicht unter Kontrolle halten?

„Phil!ˮ Er ist mir also mal wieder nachgerannt. Klar, unsere Freundschaft bedeutet ihm etwas, aber wenn wenigstens etwas mehr dahinter stecken würde. Nur, mehr kann ich nicht mehr verlangen. Dafür ist es einfach zu spät. Er ist verheiratet und ich habe es einfach nicht über mich gebracht, es einfach nicht geschafft ihm zu sagen was ich für ihn empfinde. Es ist zu spät. Es ist meine Schuld, dass ich den Zeitpunkt habe verstreichen lassen.

„Phil, warte!ˮ Lauro hält mich am Arm zurück. Ich halte inne als ich mir den Mantel überstreifen will und sehe ihn abwartend an.

„Ich will es nur verstehen. Wieso verabscheust du meine Frau so?ˮ

„Das tue ich doch gar nicht.ˮ

„Du gibst dir aber auch keine Mühe sie kennen zu lernen!ˮ Verärgert sieht Lauro mich an.

Ich lächele und lehne mich an die Wand. „Weißt du was ich besonders an dir mag? Du bist genauso groß wie ich. Die perfekte Kusshöhe. Ich muss mich nicht bücken oder mir den Hals verrenken.ˮ

Lauro runzelt die Stirn. „Was sagst du da?ˮ

„Ich mag dich.ˮ

„Klar, ich mag dich doch auch.ˮ Jetzt ist er irritiert.

Ich lächele und greife mit der Hand an das Revers seines Anzugs. „Ja, nur sind meine Gefühle für dich stärker als du es je erahnen würdest. Ich werde es dir nicht sagen, nicht jetzt. Dafür ist es zu spät.ˮ Ich halte inne und lasse von ihm ab. „Ich bin eifersüchtig auf deine Frau. Ich verachte sie nicht. Ich ertrage es nur nicht, wenn sie sich in deiner Nähe aufhält, weil du dann nur noch sie siehst und nicht mich. Wenigstens für ein Stunden am Tag möchte ich dich für mich haben und wenn es schon nicht so geht wie ich es mir immer vorgestellt habe, dann... dann weiß ich auch nicht.ˮ Ich trete dich vor ihn und sehe ihm in die Augen. „Ich möchte nur nicht, dass du mich vergisst. Ich bin auch noch hier, Lauro. Du bist es, der mich nicht ansieht.ˮ

Ich ringe mir ein letztes Lächeln ab und gehe an ihm vorbei. Ich öffne die Tür des Restaurants und fühle wie mich die kalte Luft umhüllt. Ich schlinge den Mantel fester um mich und gehe den Weg entlang, der zum Parkplatz führt.

„Phil!ˮ

Auf halber Strecke bleibe ich stehen und sehe zu Lauro. Er steht in der Tür des Restaurants und als er merkt, dass ich mich nicht mehr bewege läuft er zu mir. Außer Atem bleibt er stehen.

„Hat das Geld nicht gereicht?ˮ, frage ich ihn genervt.

„Ich habe es nicht gewusst.ˮ

„Wie auch? Ich habe es immer für mich behalten.ˮ

„Wieso? Das ist unfair mir gegenüber!ˮ

„Unfair? Du hast doch geheiratet und bist glücklich. Oder etwa nicht?ˮ

Lauro greift nach meiner Hand. „Du bist mein bester Freund. Seit der Schulzeit sind wir durch dick und dünn gegangen. Du hättest es mir sagen müssen! Ich habe ein Recht darauf es zu erfahren.ˮ

„Nun, gerade hast du es erfahren.ˮ Ich hebe eine Augenbraue und sehe ihn belustigt an, auch wenn mir eigentlich nicht danach ist.

„Grins nicht so blöd, wenn dir nicht danach ist!ˮ, murrt Lauro und seufzt. Er atmet tief durch. „Wie lange schon?ˮ

„Als wir unsere Ausbildung begonnen haben ist es mir klar geworden.ˮ

„So lange also...ˮ Lauro wirkt überrumpelt.

Ich kaue auf meiner Unterlippe herum. Meine Mundwinkel ziehen sich herunter und in meinen Augenwinkeln brennt es verdächtig. Ich schniefe und wische mir mit der freien Hand hastig über die Augen.

Lauro umarmt mich. Überraschend und fest schließt er mich in seine Arme. Ich schlinge meine Arme um ihn und vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter.

„Komm mit!ˮ, meint Lauro nach einiger Zeit. Er löst sich von mir und sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an. Er umgreift meine Hand und zerrt mich schnellen Schrittes hinter sich her, die Straßen entlang. Ich sehe mich verwirrt um, denn ich habe keine Ahnung wo er hin will.

Nach einiger Zeit wird es mir klar. Wir stehen vor einem Hotel.

„Was soll das Lauro?ˮ, frage ich ihn. Ich fühle mich etwas unbehaglich und weiß nicht was er damit bezweckt. Will er mich verarschen? Mich demütigen? Mir zeigen was ich niemals haben kann?

Lauro schleift mich ins Hotel. Wir haben Glück. Es gibt ein freies Zimmer mit Doppelbett. Lauro nimmt die Schlüsselkarte entgegen. Wir gehen zum Fahrstuhl, steigen ein und fahren in unser Stockwerk. Kurz darauf stehen wir vor der Tür.

Mir ist ganz flau im Magen. Ich weiß nicht ob ich mich freuen soll oder ob all das hier nur eine Farce ist.

Lauro schließt die Tür auf. Mit weichen Knien folge ich ihm und schließe die Tür hinter mir. Das Zimmer ist nicht sehr groß. Es gibt ein Doppelbett, eine kleine Ecke mit Tisch und Stuhl sowie einem Telefon und einigen Broschüren. In der anderen Ecke gibt es neben dem Fenster eine Sitzecke. Das Badezimmer grenzt an das Schlafzimmer an.

Lauro entledigt sich seiner Jacke und setzt sich auf das Bett. Unschlüssig bleibe ich im Raum stehen. „Es gab eine Zeit, da war ich neugierig. Verstehst du? Ich wollte so einiges ausprobieren in sexueller Hinsicht.ˮ

Stumm blicke ich zu ihm.

„Für kurze Zeit, das war während der Schulzeit, da war mein Verlangen schwer zu ertragen. Manchmal war ich drauf und dran dich zu fragen es mit mir auszuprobieren, aber ich habe jedes Mal einen Rückzieher gemacht. Ich war nicht in dich verliebt. Ich wollte nur mit dir schlafen. Ich würde es jetzt noch mit dir tun, Phil.ˮ

„Du bist verheiratet.ˮ

„Ja und deswegen gebe ich dir nur diese eine Chance. Diese eine Nacht. Heute Nacht schlafe ich mit dir. Danach, also danach... shit! Ich weiß nicht was danach kommt, aber ich biete dir eine einmalige Chance. Ich werde meine Frau nicht für dich verlassen, dass könnte ich nicht, aber heute Nacht, wenn du es willst, gehöre ich dir.ˮ Ernst sieht Lauro zu mir auf.

Langsam gehe ich zu ihm, bleibe stehen und hebe meine Hand. Ich streiche ihm über die Wange und kann kaum klar denken. Was wir hier tun ist falsch. Er hat eine Frau, die Zuhause auf ihn wartet. Andererseits. Es ist ja nur eine Nacht. Eine sündige Nacht. Weiter nichts. Und dann? Was kommt dann? Ich kann meine Gefühle für ihn nicht so einfach verdrängen. Dafür liebe ich Lauro viel zu lange. Er treibt es mit mir, kehrt dann in sein normales Alltagsleben zurück und lässt mich mit all meinen Problemen im Stich.

„Du zögerst...ˮ, stellt Lauro fest. „Du willst also nicht.ˮ

„Doch...ˮ Meine Stimme klingt ganz rau. Ich räuspere mich hastig. Lauro steht auf und schiebt seine Hände an meinem Oberkörper hinauf. Er lässt sie unter meinen Mantel gleiten und streift ihn mir von den Schultern. Der schwere Stoff fällt zu Boden. Wir stehen nahe beieinander. Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht. Lauro entledigt sich seiner Jacke und den Schuhen. Er zieht sein Sakko aus und knöpft sein weißes Hemd auf. Ich greife nach seiner Krawatte und löse den Knoten. Ich ziehe ihn an der roten Krawatte näher zu mir heran. Unsere Lippen finden zueinander. Ich schließe die Augen und küsse ihn erst zögernd, dann eindringlich und fordernd. Lauro wehrt sich nicht. Meine Hand streift über seine Haut, während er mir Sakko und Hemd auszieht. Seine Hände bleiben am Hosenbund hängen. Ungeduldig öffnet er Knopf und Reißverschluss. Ich lasse ihn machen, konzentriere mich ganz auf den Kuss und lasse mich von ihm aufs Bett ziehen. Ich komme auf ihm zum Liegen und küsse ihn innig. Meine Arme um seinen Oberkörper schlingend sehe ihm in die Augen. Er grinst schelmisch und seine Hand streicht verlangend über meine Brust. Diese eine Nacht habe ich ihn ganz für mich allein. Ich schlucke und mache mich hastig an seiner Hose zu schaffen. Meine Hände zittern ein wenig vor Aufregung. Kein Wunder, bei dem Schlafzimmerblick den Lauro mir gerade, ganz der verführerische Italiener, zuwirft.

Und dann spüre ich ihn, halte ihn fest in den Armen und passe mich dem Rhythmus seiner Bewegugen an. Mir ist heiß und unser Atem geht stoßweise. Ich suche seinen Blick, küsse seine Lippen, seine Haut und lausche seinem Keuchen und Stöhnen. Wie ein Ertrinkender suche ich Halt an ihm, greife nach seinen Schultern und klammere mich an seinem Leib fest. Immer wieder versuche ich mir in Erinnerung zu rufen, dass es nur für diese eine Nacht ist, aber die Lust nimmt Überhand und lässt es mich immer wieder vergessen.

Dann kommt der Morgen und die Realität holt uns wieder ein. Als ich aufwache ist er nicht mehr da. Das Bett ist leer. Geblendet von den Sonnenstrahlen die ins Zimmer scheinen verstecke ich mein Gesicht im Kissen. Die Traurigkeit, die mich überfällt ist kaum in Worte zu fassen. Wie soll ich diese Leere nur jemals füllen? Wie soll ich über ihn hinweg kommen nach dieser Nacht? Wenn ich ihn jeden Tag aufs Neue sehe? Zusammen mit seiner Frau?

Ich brülle laut ins Kissen. So laut, dass es schmerzt. Matt und erschöpft bleibe ich liegen, drehe mich auf den Rücken und setze mich mit einem Ruck im Bett auf. Vom Bad her höre ich tapsende Schritte. Die Tür geht auf. Lauro stürmt ins Zimmer. „Alles okay?ˮ, fragt er verwirrt. „Du hast geschrien!ˮ Er ist nackt und nass. Ich kann nicht anders und muss bei seinem Anblick lachen, aber ich bin mächtig froh, dass er noch da ist.

Er setzt sich zu mir an die Bettkante und lehnt seine Stirn an meine.

„Wie geht’s jetzt weiter?ˮ, frage ich leise mit halbgeschlossenen Augen.

„Keine Ahnung, aber wir finden schon eine Lösung. Das hoffe ich zumindest.ˮ Lauro sieht mir in die Augen, ich tue es ihm gleich. „Ich bleibe an deiner Seite. Wir stehen das durch. Wie war das noch? Wir gehen durch dick und dünn.ˮ

„Ja, okay. Such mir einen gutaussehenden Lover.ˮ Lauro sieht erst empört drein, dann lacht er herzhaft. Er schließt mich in die Arme und streicht mir über den Rücken. Ich schmiege mich an ihn. Das hier will ich genießen. Noch ein paar Minuten, dann kehre ich zurück in die bittere Realität, aber bis dahin, nehme ich mir die Zeit mit ihm. Solange es eben geht, solange bis ich ihn seiner Frau zurückgeben muss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Maire
2015-06-22T16:59:18+00:00 22.06.2015 18:59
Das ist irgendwie hart und ganz und gar nicht nett von Lauro. Ich muss sagen, das ich diese Entscheidung, die er getroffen hat, nicht gut heißen kann.
XD aber gut geschrieben ist es trotzdem =3
Antwort von:  Shunya
22.06.2015 19:08
Ja, ich denke das ist Ansichtssache. Es weicht auch etwas ab von der Fassung die ich für die Geschichte schreiben möchte. Dauert aber noch eine Weile bis ich mich da mal ransetzen werde. =)
Ich habe nämlich ein längeres Projekt dafür geplant und in der Version ist es eher andersherum. XD
Antwort von:  Maire
22.06.2015 19:09
Das hört sich doch interessant an^^ Sag bescheid wenn du es geschrieben hast =D
Antwort von:  Shunya
22.06.2015 19:22
Wenn du meine Fanfics als Favo hast, bekommst du automatisch eine Nachricht von neuen Geschichten von mir. =)
Antwort von:  Maire
22.06.2015 19:23
Auch wieder wahr^^ dann mache ich das mal =D


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