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This Is Called Love

Kurzgeschichten Sammlung
von

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Bei Umzug Herzklopfen

Endlich! Ich bin bei meinen Eltern ausgezogen und nun geht es direkt in meine erste eigene Wohnung. Mittlerweile ist sie bezugsfertig, die letzten Wochen sind die Wände tapeziert worden, Teppiche wurden verlegt und jetzt warte ich hibbelig, darauf dass der Umzugswagen eintrifft. Einen Tag muss ich noch mal schuften. Die Möbel müssen von A nach B transportiert werden und zum Glück habe ich den Sonntag, also morgen, frei um mein Glück in vollen Zügen zu genießen.

Allerdings kann ich mir schon denken, dass meine Mutter trotzdem ab und an mal nach dem Rechten sieht. Dafür kennt sie mich viel zu gut. Mütter sind eben so.

Als der Umzugswagen endlich eintrifft, öffne ich die Haustür und rufe meinen Freunden zu, dass sie sich bereithalten sollen. Da ich nicht viel habe sind es auch nur zwei Männer, die mir die Umzugsfirma samt kleinem LKW geschickt hat.

„Hallo!ˮ, grüße ich die beiden Männer. Der eine ist älter und scheint was Umzüge betrifft ein echter Veteran zu sein. Er ist stämmig gebaut und wenig redselig. Der Andere ist etwas älter als ich und sieht auch noch verdammt gut aus. Schwarze, kurze Haare, braune Augen und mal abgesehen von der schmuddeligen Arbeitskleidung ist er herrlich sonnengebräunt. Als er vor mir steht kann ich ihm kaum ins Gesicht sehen und bringe vor Verlegenheit kaum ein Wort heraus, also lächele ich nur dumm vor mich hin. Feixend sieht mein bester Freund zu mir. Am liebsten würde ich ihn jetzt in den Schwitzkasten nehmen!

Wir betreten die Wohnung und ohne lange zu diskutieren wird angepackt. Schwere Möbel und all die Kartons mit Kleidung, Kleinkram, Büchern und Elektronik müssen verstaut werden. Immer wieder bin ich staunen und untätig am zusehen wie die beiden Umzugshelfer die schweren Möbel tragen als würden sie gar nichts wiegen.

Nach einiger Zeit ist alles so verladen, dass auch nichts umkippt. Ich fahre mit den Jungs in meinem Auto voran, der Umzugswagen folgt uns.

Es ist schon ein komisches Gefühl die Heimat zu verlassen in der ich mein ganzes bisheriges Leben verbracht habe. Ich bin hier aufgewachsen und noch nie mit meiner Familie umgezogen. Dafür wohne ich von nun an näher an meinem Arbeitsplatz und kann mir lange Fahrten ersparen.

„Der eine Typ hat dir ja echt den Kopf verdreht, Jan!ˮ, meint Fabian grinsend. Er sitzt vorne neben mir. Hinten sitzen Lukas und Hannes.

„Aber so was von!ˮ, pflichtet ihm Lukas bei.

„Hättest ruhig etwas mehr mit anpacken können!ˮ, kommt es von Hannes.

„Quatsch! Der gefällt mir gar nicht! Außerdem will ich nichts mit Heteros anfangen!ˮ, streite ich es unbehaglich ab. Die Jungs lachen, weil sie es eben besser wissen. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die sich Hals über Kopf in jemanden verliebt. Und zwar jedes Mal. Es ist ein Fluch. Ich bin hoffnungslos verloren.

Ja, der Typ hat es mir angetan, aber ich weiß ja noch nicht einmal seinen Namen. Und was soll er schon von einem Jungen wollen? Ich sollte mir also keine Hoffnungen machen.

Kurz darauf kommen wir an. Mein Appartement ist im dritten Stock eines Wohnhauses in einer ruhigen Nebenstraße ab vom Schuss. Es dauert eine ganze Weile bis die Möbel in den Zimmern stehen und auch am richtigen Platz. Meine Freunde helfen mir die Möbel so hinzustellen wie ich sie haben will.

In einer kurzen Pause, steht der Mann meiner Träume auf dem Balkon und raucht während die anderen sich mit Pizza vollstopfen und mit Bier versorgt werden. An meinen Fingernägeln knabbernd sehe ich immer wieder heimlich zu ihm. Als ob das niemand merken würde!

„Geh doch zu ihm!ˮ, meint Fabian leise und boxt mir gegen den Arm. Mürrisch sehe ich zu ihm. „Ich will mir keine unnötigen Hoffnungen machen.ˮ

„Ich habe ihn vorhin kurz gefragt. Er heißt Richard und ist 24 Jahre alt. Uuuuund er ist noch Single.ˮ Verschwörerisch grinsend sieht er mich an. Ich strecke ihm die Zunge aus und sehe auf Richards breiten Rücken und seufze. Einen tollen Arsch hat er auch.

„Gib dir 'nen Ruckˮ, meint Fabian und schubst mich Richtung Balkon.

Schöner Mist! Was soll ich denn sagen? Ich bin nicht gerade der Aufreißertyp.

„Hi!ˮ, grüße ich zurückhaltend und bleibe im Türrahmen zum Balkon stehen. Richard dreht sich zu mir um und nickt. „Ist doch okay oder?ˮ, fragt er und hebt die Hand mit der Zigarette an. Ich nicke und betrete den Balkon. Meine Arme stütze ich auf die Brüstung und sehe nach unten. Der Balkon geht nach hinten raus also habe ich einen guten Blick in die Gärten der Nachbarn.

„Danke für eure Hilfe.ˮ

„Ist mein Job.ˮ

„Ja, stimmt.ˮ Stirnrunzelnd sehe ich angestrengt in die Gärten. Verdammt! Was soll ich bloß sagen?

Bei anderen sieht das immer so einfach aus!

Die Stille hält weiter an. Gleich geht er wieder rein und sie sind ja beinahe fertig. Was mache ich nur? Sag was, Jan! Irgendetwas!

Ich atme tief durch und drehe mich genau in dem Moment zu ihm um als er es ebenfalls tut. Unsere Gesichter sind einander wahnsinnig nahe und erneut herrscht diese angespannte Stille, dieses unangenehme Schweigen.

Er grinst und ich kann auch nicht anders als es zu erwidern. Wieder sehen wir nach vorne. Verlegen kratze ich mich am Arm.

„Deine erste Bude?ˮ, fragt Richard. Überrascht sehe ich zu ihm, dann kurz ins Innere der Wohnung und nicke. „Ja, merkt man das?ˮ

„Du wirkst ziemlich nervös auf mich.ˮ

„A-ach so.ˮ Argh! Ist es mal wieder so offensichtlich? Ich muss mich verdammt noch mal zusammen reißen!

„Macht nichts. Ich werde auch schnell nervös, nur fauche ich dann alle an wie eine wildgewordene Katze, auch wenn ich es nicht so meine.ˮ

Ich lache. Ja, das bringe ich auch manchmal.

„Ist ein gutes Gebiet hier. Sicher und ruhig. Ein Freund von mir wohnt hier in der Nähe.ˮ

„Aha.ˮ Kann er mir nicht verraten wo er wohnt? Würde mich viel mehr interessieren.

„Dein Freund meinte vorhin...ˮ, beginnt er. „Wie war das noch gleich? Dein Name ist Jan. Du bist schwul und ich soll mir bei dir keine Hoffnungen machen, weil schon genug Kerle auf dich abfahren. Was meinte er damit?ˮ Richard sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an und nimmt einen Zug.

Ich werfe einen mörderischen Blick zu Fabian, der uns aus sicherer Entfernung beobachtet. Er grinst und streckt mir die Zunge heraus. Nervös und mit knallroten Wangen sehe ich zu Richard. „Tja, also, ja, das stimmt. Das mit meinem Namen und das andere.ˮ

„Dass du schwul bist oder das ich mir keine Hoffnungen machen soll?ˮ, fragt Richard.

„Das Erste...ˮ Meine Wangen stehen in Flammen. Fabian, du blödes Arschloch! Wenn ich dich in die Finger kriege!

„Na ja, also...ˮ Richard lächelt und zieht aus seiner Hosentasche ein Handy hevor. Er klickt ein wenig darin herum. „Ich habe einen Freund, der ist auch schwul und er... ah, hier ist es... er ist Single. Hier ist die Nummer. Kannst ihn ja mal anrufen.ˮ

Enttäuschung macht sich in mir breit. So ein Mist. Er will echt nichts von mir. Lächelnd ziehe ich mein Handy hevor und tippe die Nummer ab. „Kay, danke.ˮ

„Kein Problem.ˮ Er steckt sein Handy zurück und nimmt noch einen letzten Zug von seiner Zigarette. Den Rauch bläst er aus und schnippt die Kippe anschließend weg.

„Äh... wie-wie heißt dein Freund denn?ˮ, frage ich ihn noch hastig, ehe er wieder hineingeht.

Er dreht sich um und lehnt sich mit dem Rücken an den Türrahmen. „Sein Name ist Richard. Er ist Single und ehrlich gesagt, macht er sich schon ein wenig Hoffnungen.ˮ Er zwinkert mir zu und lässt mich verblüfft auf dem Balkon stehen.

Dann lache ich amüsiert und gehe ihm kopfschüttelnd hinterher.



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