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This Is Called Love

Kurzgeschichten Sammlung
von

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Die Mutprobe

„Ugh~ ist das echt euer ernst? Wieso muss ich das machen?ˮ, frage ich Malte und Timo kläglich. Wir stehen vor einem Kiosk und wie so oft gehen wir unserem Lieblingshobby nach: Mutproben durchziehen. Immer wieder lassen wir uns neue Ideen einfallen um unsere Freizeit mit sinnlosen Einfällen aufzupeppen. 'Uns' sind eigentlich nur Malte und Timo. Ich bin meistens der Depp, der ihre kuriosen Ideen als Erster durchführen muss.

Heute stehen wir also vor einem kleinen Geschäft aus dem ich einen Energiedrink mitgehen lassen soll. Damit es nicht auffällt muss jeder von uns in ein anderes Geschäft gehen und die Beute wird hinterher natürlich brüderlich geteilt.

Trotzdem fühle ich mich total unbehaglich. Was ist, wenn ich erwischt werde und die Verkäufer meine Eltern anrufen? Dann bin ich echt am Arsch! Die sind total streng!

„Komm schon Rafa! Sei keine Memme!ˮ, spornt Timo mich an. Der hat leicht reden. Er muss ja auch noch nicht ran.

Ich klatsche energisch in die Hände. Jetzt oder nie! Ich kann das!

Entschlossen gehe ich auf die Glastür zu und öffne sie. Ein kurzer Blick zu meinen Freunden, die mir gespannt nachsehen, dann betrete ich den Laden.

Jetzt darf ich nur keine Fehler machen. Möglichst unauffällig in das Geschäft reingehen. Nicht nervös wirken und mich bloß nicht ständig umsehen damit niemand auf mich aufmerksam wird.

Meine Füße fühlen sich an als wären sie in Beton eingemeißelt. Ich kann kaum einen Schritt nach dem anderen tun. Ich komme nicht umhin mich trotzdem einmal umzusehen. Direkt links am Eingang vor der Fensterfron steht eine Regelwand mit diversen Zeitungen und Magazinen, in der Mitte steht ein längliches Regal mit Süßkram. Mir gegenüber ist die Kasse und direkt neben mir die Getränkekühlschränke auf die ich es abgesehen habe. Auf der anderen Wandseite gegenüber vom Fenster stehen lediglich Regale mit Alkohol.

Ich stelle mich vor das Regal mit dem Rücken zur Kasse. Der Kassierer steht bei den Weinflaschen und unterhält sich mit einem Kollegen, der ihn wohl abwechseln soll oder sonst was. Wenn er unaufmerksam ist, ist es ein klarer Vorteil für mich. Einstecken und nichts wie weg!

Ich öffne die Tür und frische, kühle Luft schlägt mir wie eine eiserne Faust ins Gesicht. Meine Hände sind vor Aufregung nass geschwitzt. Guck bloß nicht zu den Verkäufern, Rafael!

Meine Hand greift wahllos nach einer Energiedose. Sie ist ganz kalt. Mit zitternden Fingern nehme ich sie an mich. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Nix wie raus hier!

„Hey!ˮ, ertönt eine männliche Stimme hinter mir.

Oh, Fuck!

Automatisch bleibe ich stehen. Argh~ wieso mache ich das? Ich sollte die Beine in die Hand nehmen und rennen! Wieso bleibe ich Esel auch noch stehen? Puh~ okay, ich habe die Dose noch nicht eingesteckt, dann können sie mir auch nichts anhaben.

Langsam und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch drehe ich mich um. Der Verkäufer steht mir gegenüber. Er hat dunkelbraunes Haar und gleichfarbige Augen. Er trägt eine schwarze Jeans und ein weißes Shirt mit einem Drachen darauf dazu schwarze-weiße Sneaker von Nike. Er scheint etwas älter zu sein als ich, wirkt aber noch nicht sehr erwachsen.

Ich schlucke und bin trotzdem nervös. Ob meine Freunde schon längst das Weite gesucht haben? Schöne Freunde wären mir das! Okay, ich würde es ja auch nicht anders tun bei so einem Dilemma.

„I-ich kann das erklä...ˮ Weiter komme ich gar nicht. Der Junge kommt ein paar Schritte auf mich zu, beugt sich herunter und küsst mich spontan. What the Fuck?!

Was geht denn jetzt ab? Was macht er? Ist er gar nicht wütend wegen der Dose? Hat er es überhaupt gemerkt? Wieso zum Teufel küsst er mich?

Sprachlos starre ich ihn an und bin unfähig mich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu bewegen. Dann endlich lässt meine Lähmung nach und hastig schubse ich ihn von mir. Er grinst und dreht sich zu dem anderen Verkäufer um.

„Ich habe ihn geküsst, also her mit den 20 Euro!ˮ, meint der Junge mir gegenüber.

„Was...?ˮ, frage ich verwirrt.

„Ach wir haben gewettet, ob er es fertig bringt den ersten Kerl der heute in den Laden kommt zu küssen.ˮ Der andere Verkäufer lächelt säuerlich und gibt dem Jungen sein Geld.

Ich schlucke und lecke mir fahrig über die Lippen. So ein Idiot!

Mit grimmiger Miene sehe ich zu ihm auf.

„Deine Freunde gucken schon hier rein? Habt ihr nicht selber eine Wette am laufen?ˮ, fragt mich der Junge und deutet auf die Dose in meiner Hand. Unwillkürlich laufe ich knallrot an und werfe einen Blick über die Schulter. Er hat es also doch bemerkt. Waren Timo und Malte zu auffällig? Jetzt glotzen sie wie die Esel durch die Glastür. Was mache ich denn jetzt?

Schuldbewusst senke ich den Kopf auf die Brust und strecke ihm die Dose entgegen. „Da!ˮ

„Nein, ist schon gut. Ich zahle sie für dich von meinem gewonnen Geld.ˮ

„Wieso?ˮ, frage ich verwirrt.

„Weil ich dich für meine Wette benutzt habe und als dank für den Kuss.ˮ Er grinst und kratzt sich am Hals.

„Ah, okay...ˮ Ich lasse die Hand mit der Dose sinken. Meine Wangen stehen in Flammen. Verdammt, ist das peinlich!

Wieso bedankt er sich denn für den Kuss?!

„U-und du arbeitest hier?ˮ, stottere ich und habe das Gefühl mein Kopf ist total leer. Hirn, fang endlich wieder an zu funktionieren! Hat der Kuss eine Sicherung da oben durchgebrannt?

„Ja. Halbtags. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder?ˮ

„Vielleicht...ˮ, murmele ich vage.

„Ich heiße Dominik und du?ˮ

„Rafael.ˮ

„Danke für den Kuss.ˮ Er lächelt verschmitzt.

Argh! Jetzt hat er sich schon wieder bedankt! Mit hochrotem Kopf mache ich auf dem Absatz kehrt und stürme aus dem Laden.

„Hey, hast du sie gekriegt?ˮ, fragt Malte neugierig und schaut mir über die Schulter um einen Blick auf die Dose zu erhaschen.

„Was hat der Typ gemacht?ˮ, will Timo wissen.

Ich antworte nicht. Mein Blick fällt noch einmal in den Laden. Dominik steht noch an Ort und Stelle, hebt kurz die Hand und winkt mir lächelnd zu. Ich presse die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.

Tja, da haben wir wohl beide eine Mutprobe bestanden. Ich winke ihm zögerlich zu und suche hastig mit meinen Freunden das Weite.

Mein erster Kuss und dann auch noch mit einem Jungen... Obwohl, ist ja auch egal. Viel wichtiger ist: Ich habe meinen ersten Kuss bekommen!

Freudestrahlend laufe ich weiter, mache einen jauchzenden Luftsprung und ignoriere die fragenden Blicke meiner Freunde als ich lachend weiterrenne.



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