Chaos

Gefühle

Anmerkung der Autorin: Ich hoffe der vierte Teil gefällt euch auch. Ich hoffe ich werde mit dem Schreiben nicht zu fahrig. *daumendrück*
 

Kapitel 4: Gefühle
 

Tony wurde durch Stimmen aus dem Wohnzimmer aufmerksam. Nachdem Kai sich wieder einigermaßen gefasst hatte, war er nach oben gegangen und hatte Computer gespielt.

Doch nun hörte er wie unten diskutiert wurde. Erst rang er mit sich selbst ob er nachsehen sollte, was los war. Obwohl er es sich ja denken konnte.

Es war fast acht und seine Mutter musste endlich nach Hause gekommen sein.

Und doch war er neugierig, und so schlich er sich leise nach unten. In der Treppe blieb er stehen und lehnte sich gegen die Wand. So konnte er genau mitverfolgen was die Erwachsenen im Wohnzimmer besprachen.

Sie redeten zwar nicht laut, aber sie sprachen in einem gereizten Ton. Zumindest Kai wirkte wütend.

"Tja, wer war das denn mit dem du dich in der Stadt getroffen hast?", ertönte Kais Stimme und direkt danach keifte seine Mutter, "Das war der Freund meiner Freundin. Ich hab mich nur noch von ihm verabschiedet!" Tony musste stumm lachen. Das glaubte die doch wohl selber nicht.

Auch Kai gluckste höhnisch auf. "Ach und dann küsst man sich und fasst den anderen an den Arsch?"

"Kai...ich...ich will nichts von ihm...kann ich denn was dafür das er mich küsst?"

"Natürlich nicht, aber er wird dich wohl nicht ohne Grund geküsst haben!"

Es folgte kurzes Schweigen, dann: "Ja, aber es kam nur von ihm, ich wollte das nicht!"

"Weißt du... wer einmal lügt, lügt immer. Hab ich recht, wenn ich sage, dass du deinen früheren Ehemann auch betrogen hast?"

"Was heißt hier auch!", Tonys Mutter wirkte sichtlich empört, "Ich hab dich nicht betrogen, das hab ich dir doch gerade eben gesagt. Und ja, ich bin meinem Ex-Mann fremdgegangen...aber woher weißt du das eigentlich?"

"Das tut nicht zur Sache!"

"Von Tony, oder? Er versucht alles damit du wieder ausziehst!"

Tony faltete seine Hände und sank auf der vorletzten Stufe zusammen. Oh, bitte Kai, sag jetzt nichts Falsches, betete er und bewegte Stumm die Lippen.

"Es ist doch egal, von wem ich das weiß. Und falls du es nicht bemerkt haben solltest, kann dein Sohn mich auf den tot nicht ab. Ich hab seid ein paar Tagen nicht mehr mit ihm geredet!"

"Aber er hat es dir gesagt, oder?"

"NEIN!", brüllte Kai, nun doch etwas lauter werdend, "Das ist doch jetzt auch egal. Ich will nur wissen, warum du das machst! Wir sind gerade Mal seit knapp zwei Monaten zusammen und du brauchst schon wieder einen neuen? Bring ich es nicht mehr...? Dann sag es mir!"

"Kai...aber ich...ich liebe dich doch!"

"Aha, schön zu hören, und dann lässt du dir von anderen einfach so an den Po fassen? Ich an deiner Stelle hätte ihm eine verpasst, wenn er das gegen meinen Willen getan hätte!"

"Ja...aber da kam ich nicht mehr zu!"

"Ich hab das gesehen Hilde, du hattest genug Zeit, verdammt!"

Tony hielt sich die Hände vors Gesicht. Sein Vater hatte wirklich recht gehabt. Wenn Kai ihr nicht mehr reichte, musste jemand anderes her, ganz einfach.

Er schloss die Augen und massierte seine Schläfe.

Warum log Kai eigentlich? Warum sagte er nicht, dass er es von ihm wusste? Warum behauptete er einfach stur, dass sie nicht miteinander geredet hatten?

Tony atmete tief ein, als seine Mutter zu einem neuen Versuch ansetzte, "Kai, Schatz, ich hab dir doch gesagt, dass er der Freund von Silvia ist!"

"Verdammt wer ist Silvia!" Kai war nun mehr als genervt und Tony konnte es ihm ganz genau nachfühlen.

"Meine Freundin mit der ich mich in der Stadt getroffen habe!"

"Aha und die hat auch so einen jungen Macker!"

"Ja, warum nicht?"

"Das...das ist eine unverschämte Lüge!"

"Kai, warum glaubst du mir nicht?"

Tony rollte mit den Augen. Warum wohl? Sie hatte ihren Ex-Mann ein paar Mal betrogen und nun erwischte sie auch noch Kai mit einem ihrer Kerle. Er war echt gespannt wie dieses sinnlose Gespräch enden würde.

Kai war der erste, der wieder ansetzte, "Du, ich glaube dir um ehrlich zu sein keine einzige Silbe die du hier von dir gibst. Aber...!"

"Ich mach es nie wieder!", bettelte Hilde, nun mit kläglicher Stimme, "Ich verspreche es dir! Ich sag ihm das er es nicht machen soll!"

"Ja...okay...aber nur der kleinste Ausrutscher und ich bin hier raus. Wenn du glaubst, dass ich alles versuche um bei dir zu bleiben, dann hast du dich geschnitten. Ich lass nicht mit mir spielen wie mit einer Barbipuppe. Ich lass mir das nicht biete...!", er machte eine kurze Pause und fügte dann ganz leise hinzu, "Nicht von einer Frau die über vierzig ist!"

"Kai, das hört sich an, als ob du mich überhaupt nicht mehr lieben würdest!"

"Tja, wer weiß!"

"Aber...!", Hilde brach ab und kurz darauf hörte Tony Schritte, die in seine Richtung kamen. Seine Mutter kam aus dem Wohnzimmer gelaufen und rannte an ihm vorbei die Treppe hoch. Sie beachtete ihren Sohn gar nicht, sie war fiel zu fertig. Wenn man sie so sah, konnte man wirklich nicht glauben, dass sie Kai fremdging, aber sie hatte es nun mal getan, und sie hatten sie ja zusammen mit diesem Typ gesehen.

Kaum war Hilde oben, kam Kai an die Treppe. "Hi!", grinste er etwas gestellt, "Hast du's mitgehört?" Tony nickte, schwieg aber. Er wusste nicht was er dazu sagen sollte, außer: "Warum hast du gelogen?" Kai sah ihn etwas verwirrt an, dann lächelte er liebevoll.

"Ich dachte du hast genug Stress mit deiner Mutter, als dass ich dir das auch noch zumuten könnte!"

"Danke!", Tony biss sich auf die Unterlippe und fiel Kai kurz darauf einfach um den Hals. Der Ältere schien erst zwar ziemlich erschreckt, drückte ihn dann aber ganz fest an sich. "Hey, was hast du denn?", fragte er mir ruhiger Stimme und streichelte Tonys Rücken, doch Tony schüttelte nur den Kopf. "Es ist nichts!", nuschelte er in Kais dunkelblaues T-Shirt, "Ich...ich...ich glaube...ich...ich bin einfach nur verliebt!" "Das waren drei >Ich< zu viel!", bemerkte Kai, ohne wirklich auf den Sinn von Tonys Worten einzugehen, und doch fuhr er dem Jüngeren zärtlich durch die Haare und massierte seine Kopfhaut. Und der genoss es. Ihm war so warm, so wirr im Kopf. Er wollte nichts anderes mehr als so in diesen Armen liegen bleiben.

Er wollte für immer diese Wärme, diese Sicherheit, diese Geborgenheit spüren die Kai ausstrahlte. Oh wie sehr wünschte er sich, dass er sich von Hilde getrennt hätte...dann würde er jetzt ihm gehören. Und nur ihm.

Verdammt...er war total verknallt.

Kai hielt Tony ganz fest und machte keine Anstalten diese Umarmung zu lösen.

Erst das Klingeln an der Haustür ließ sie beide zusammenzucken.

Die beiden sahen gleichzeitig zu Tür hinüber, und Tony erkannte durch die Glasscheiben, seinen Vater.

Innerlich jubelte er. Jetzt würde Kai endlich Hildes betrogenen Ex-Mann kennen lernen. Er wollte gerade zur Tür rennen, als Kai ihm zuvorkam, "Was will der denn so spät?"

Kai schloss die Haustür auf und sah Reinold skeptisch an. "Hallo!", meinte er stumpf und Tonys Vater antwortete genauso flapsig, "Hallo, ich wollte...!" "...zu Hilde, ich weiß. Sind sie auch einer ihrer Macker?"

Tony musste sich die Hand vor den Mund halten um nicht laut loszuprusten. Aber woher sollte Kai auch wissen wer Reinold war. Sein Vater sah den Blonden vor sich empört an, "Also bitte junger Herr, lassen sie mich erst mal ausreden!" Kai lehnte sich, mit vor der Brust verschränkten Armen, gegen den Türrahmen und sah den Fremden nicht gerade erwartungsvoll an.

Er sagte nichts und so erklärte Reinold schlicht und einfach: "Ich wollte zu Tony, ich bin sein Vater!"

Kai rutschte mit der Schulter am Türrahmen ab und wäre fast umgekippt. "Oh!", schrie er förmlich und war augenblicklich um einiges netter, "Entschuldigen sie! Das wusste ich nicht!"

"Woher auch!", kommentierte Reinold und trat einfach ein, als er auch jetzt noch keine Aufforderung dazu bekam. Kai fuhr sich verlegen mit der Hand über die Stirn. Doch bevor er was sagen konnte, mischte sich Tony ein: "Kai und Hilde haben gerade eine Krise!" Reinold senkte den Blick und wandte sich an Kai, "Das tut mir leid!" Doch der winkte ab und grinste Tony an, "Schon okay, ich hab ja noch den Kleinen!" "Kleinen!", spöttelte Reinold und knuffte dem Blonden in die Seite, "Der Kleine da wird nächste Woche siebzehn!"

"Weiß ich!", Kai legte den Kopf schräg, "Wollen sie Kaffee?"

Reinold bejahte und folgte Tony ins Wohnzimmer. Kai kam wenig später mit der Kaffeekanne und drei Tassen nach.

"Sie sind also Hildes Ex und Tonys Vater!", Kai sah Reinold mit großen Augen an und setzte sich zu Tony auf die Couch, "Sagen sie, wie oft hat Hilde sie betrogen...ich weiß, das ist eine sehr private Frage, aber es würde mir sehr helfen, wenn sie sie mir beantworten würden!"

Reinold holte tief Luft und überlegte kurz. "Zwei...dreimal waren das wohl!"

Kai stöhnte entsetzt auf und ließ umsichtig den Kopf auf die Tischplatte krachen. "Scheiße!", säuselte er und richtete sich augenblicklich wieder auf.

"Hat sie wieder einen neuen?", fragte Reinold und seufzte ebenfalls als Kai und Tony gleichzeitig nickten.

"Wir haben sie in der Stadt gesehen!", erklärte Tony und lächelte wehmütig, "So wie du damals!"

Reinold legte Kai plötzlich die Hand auf die Schulter. "Wenn ich ihnen einen Rat geben darf junger Mann! Vergessen sie Hilde. SIE könnten doch so viele andere haben, die es auch wert sind von ihnen geliebt zu werden!" Kai sah ihn überrascht an, dann lächelte er. "Sie haben wohl recht!", stimmte er zu und warf Tony von der Seite her einen musternden Blick zu, "Ich glaube ich weiß da schon jemanden, der es wert wäre!"

Tony wurde roter als eine Tomate und wandte sich schnell, äußerst interessiert der Decke zu. Reinold schmunzelte, zog es aber vor nicht darauf einzugehen.

Vielleicht weil er merkte das es Tony unangenehm war.

Obwohl es ihm ja gar nicht unangenehm war. In seinem Innern schrie alles vor Freunde. Vielleicht liebte Kai ihn ja doch. Vielleicht hatte er ja doch eine Chance.

Am liebsten hätte er laut gejubelt oder sonst etwas getan, aber er musste ja rot werden und die Decke anstarren.

Das sinnvollste erst mal, wäre alle Schmetterlinge in seinem Bauch abzustechen, damit dieses verdammte Kribbeln aufhörte.

"Aber warum ich eigentlich hier bin!", Reinold drehte sich zu seinem Sohn, "Tony, du kennst doch noch Anny, oder?" Tony stützte sein Kinn in die Handfläche, "Ist das die, die in der Apotheke in der Nähe von deiner Wohnung arbeitet!", Reinold nickte grinsend, "Ja, die kenn ich. War da ja ständig wegen meinen Bauchschmerzen!"

"Tja, und die ist jetzt meine Freundin!"

Tony starrte seinen Vater fassungslos an und ihm klappte ungewollt der Unterkiefer herunter. Reinold sah seinen Sohn unsicher an.

"Ich wusste erst nicht ob ich es dir sagen sollte, aber...!"

"Nein", fuhr im Tony dazwischen, "Das ist doch super! Die ist sau nett!" Kai sah von einem zum anderen. "Ach und bei mir hast du Terror gemacht!"

Tony sah ihn vernichtend an. "Ja, aber Dad geht seinen Frauen nicht fremd. Und er hat nicht einfach so beschlossen, dass die bei ihm einzieht. Das ist ganz was anderes. Sie ist auch nicht viel jünger als Dad, sondern genau passend. Und sie ist nett!", Tony zählte seine Stichpunkte an der Hand ab. Er merkte nicht, dass Kai immer mehr die Augen verengte. "Ach und ich bin nicht nett?", wollte Kai wissen und beugte sich weiter zu Tony hinüber, der allerdings zurückwich. Ihm lag ein einfaches "Nö!", auf den Lippen, aber er schwieg doch lieber. Keine Antwort war auch eine Antwort, und wie Kai sie interpretierte war ja nicht sein Problem.

"Ich hatte Angst, dass dir das zu viel wird!", erklärte sein Vater schnell um die beiden abzulenken, "Ich meine...erst hat Hilde 'nen neuen Freund und jetzt auch noch ich. Das belastet ein Kind schon!"

"Aber Hilde und Kai war was anderes...was ganz anderes!", Tony warf dem Blonden einen viel sagenden Blick zu und der grinste happy.

Reinold schien erleichtert, "Deswegen bin ich noch so spät hier! Ich konnte das einfach nicht mehr für mich behalten!"

Tony lachte und lehnte sich an Kais Schulter, der ihm unsicher den Arm um die Schulter legte.

Es herrschte kurzes Schweigen, bis Reinold auf seine Oberschenkel schlug, "Okay, ich will dann auch mal wieder. Sonst laufe ich Gefahr Hilde noch zu treffen!"

Kai stand schlagartig auf und hielt ihm die Hand hin, die Reinold zögernd ergriff. Er sah Kai tief in die Augen. "Schön sie kennen gelernt zu haben!", meinte Kai und schüttelte seine Hand, "Wir sehen uns ja an Tonys Geburtstag nehme ich an!"

"Genau!", sie brachten ihn zur Tür und er umarmte Tony noch einmal ganz fest, "Komm mal wieder vorbei."

Reinold schlug Kai auf die Schulter und stieg dann in seinen grünen Opel Vectra. Tony hasste dieses Auto. Es fiel schon fast auseinander, lief aber noch perfekt.

Als sein Vater gegangen war schloss Kai die Haustür und sah Tony musternd an. Kurz standen sie schweigen da, dann ging er auf den Jüngeren zu, fasste dessen Kopf vorsichtig mit beiden Händen und küsste ihn sachte auf den Mund.

Tony krallte sich in Kais T-Shirt fest und zog ihn ganz dicht an sich.

"Ich liebe dich!" flüsterte er Kai ins Ohr als sie sich wieder voneinander lösten und der küsste ihn als Antwort auf die Stirn.

"Liebst du Hilde noch?", nuschelte Tony und drückte sich ein wenig von Kai weg, doch der schüttelte den Kopf. "Nein ich glaube nicht!", gab er genauso leise zurück, "Aber ich will hier auch nicht ausziehen. Ich weiß dass es schrecklich von mir ist, mit den Gefühlen deiner Mutter zu spielen. Aber...!", er verstummte und drückte seine Wange an die Tonys, "Ich liebe dich, das weiß ich. Nur der Rest in meinem Kopf hat sich durcheinander gewürfelt. Ich brauche ein wenig Zeit um erst mal alle meine Gedanken zu ordnen. Ich war noch nie sehr entschlussfreudig!" Tony nickte und streichelte Kai über den Rücken.

Lange Zeit standen sie einfach nur so da. Tonys Herz hämmerte so stark, das er glaube, dass Kai es hätte hören müssen. Jetzt hatte er das was er wollte.

Kai gehörte ihm und er würde ihn nie wieder hergeben. Egal was geschah, Kai war sein.

Hilde würde wieder fremdgehen, und Kai würde endgültig mit ihr Schluss machen. Da war er sich sicher.

"Wollen wir ins Bett?", fragte Kai nach einer Weile und gähnte demonstrativ, "Ich bin müde!" Tony ließ ihn grinsend los. "Kommst du mit zu mir?", fragte er und fuhr mit dem Finger über Kais Brust, "Ich hab es satt immer allein zu sein und zu Mom willst du doch sicher auch nicht!" Kai schmunzelte. "Und was sagen wir dann deiner Mutter?"

Tony ließ sich wieder in Kais Arme fallen, "Aber mir ist immer so kalt!" Kai rollte mit den Auge, "Aber nur ganz kurz!"
 

Anmerkung der Autorin: Puh...jaa~a...das war's!