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Weiße Taube

Gefühle
von

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[AKT ZWEI] Kapitel Eins: Blut


 

~Blut~

Jede Wunde hat ihr eignes Blut.“

- Stefan Schütz

(Deutscher Notat-Verfasser)

Viel zu langsam kroch sein Bewusstsein zurück in die Realität. Sein Kopf schmerzte fürchterlich, als hätte man mit einem Stein mehrmals dagegen geschlagen. Richtig.

Es waren Trümmer gewesen. Trümmer eines Gebäudes, welches vom Blitz getroffen wurde und welche ihn dann am Kopf getroffen hatten. Aber nicht nur am Kopf.

Als er versuchte, sich aufzurichten, stach ihm ein heftiges Pochen in die Seite und sein linker Arm prickelte unangenehm, war sogar fast taub. Scharf zog er Luft durch seine Zähne.

„Sei vorsichtig!“

Zwei Hände waren sofort zur Stelle und legten sich behutsam auf Rücken und Brust des Verletzten, halfen ihm zurück in die Kissen. Es waren ihre Hände. Die zarten Hände seiner Prinzessin.

„Du hast zwei Rippen gebrochen...es wird einige Zeit dauern, bis du wieder vollständig genesen bist.“

Ihre Stimme klang dumpf, heiser und schuldbewusst. Als sie sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett sinken lies, vergrub sie ihre Hände ineinander und starrte nervös auf das kleine, goldene Schmuckstück an ihrem linken Ringfinger.

„Dein Arm ist ebenfalls verletzt und am Hinterkopf hast du eine Platzwunde...“

Sie wurde leiser, während sie sprach. Ernst lag sein Blick auf ihr, dabei glitten seine Erinnerungen Stück für Stück wieder an ihren Platz, wie die Teile eines zerstreuten Puzzles. Als ob es ihn gerade interessieren würde, was mit seiner Gesundheit los war. Eher erwartete er eine Rechtfertigung von dem schönen Wesen neben ihm. Von seiner Frau. Schließlich war die Hochzeit eine Katastrophe gewesen. Sie wurden angegriffen, viele Menschen hatten ihr Leben verloren und im Versuch seine geliebte Prinzessin zu beschützen, war er verwundet worden. Ein kleiner Preis für ihr Wohlergehen, aber trotz allem schmerzhaft. Auf mehr als eine Art.

„Ich habe die Karten vertauscht und die Zukunft falsch vorhergesagt! In Wahrheit kannst du nur mit einem Mann glücklich werden...“

Das hatte man ihnen gesagt, als er dort blutend lag und notdürftig versorgt wurde. Von ihr.

Und der Name, der dann fiel, war natürlich nicht seiner. Es war der Name des holden Ritters und weder die Wunden, noch die Unsicherheit konnten ihm mehr weh tun.

Erneut versuchte er sich aufzurichten und unter Mühen schaffte er es endlich, das Bett zu verlassen. Vorsichtig humpelte er einige Meter um sich seinen Mantel überzuwerfen, welcher auf dem Stuhl nahe dem Fenster lag. Ein Feuer prasselte im Kamin, die Sonne hatte ihren Höhepunkt schon lange hinter sich gelassen und es war warm im Zimmer, aber trotzdem war ihm zu kalt in seinem weiten Hemd. Er wusste, dass dies die Folgen der Verletzungen sein mussten. Aber er konnte und wollte nicht mehr liegen.

„Ich habe dich nicht gezwungen, meine Frau zu werden.“, ergriff er schließlich das Wort, des Schweigens endlich überdrüssig, den Blick aus dem Fenster und auf den zerstörten Palasthof gerichtet.

„Ich sagte dir bereits, dass ich Konkurrenz nicht fürchte, von niemandem. Wir sind einander versprochen worden, doch ich habe dich nie gezwungen, mich zu heiraten. Ich habe dich, wie ich es für üblich und angebracht halte, gefragt, ob du mich willst. Hättest du es nicht gewollt, hättest du 'Nein' sagen können. Ich hätte wieder verreisen können und unsere Väter wären in dem Glauben gewesen, die Hochzeit fände nach meiner Rückkehr statt. Aber ich habe dich gefragt.“

Seine Stimme wurde lauter und auch wenn er nicht schrie, füllte er den Raum mit Zorn und Anspannung.

„Ich habe dich gefragt, weil ich wollte, dass du mich willst! Weil ich wollte, dass du mich willst, weil du mich willst! Ich glaube an keinen Firlefanz wie Weissagungen und es ist mir egal, was irgendwelche Karten sagen, aber ich habe trotzdem das Recht auf Ehrlichkeit, oder? Prinzessin? Zumindest das!“

Als er sich umdrehte, um sie anzuschauen, milderte sich ein wütender Blick. Sie hatte sich ebenfalls erhoben und ihre Augen sahen ihn voller Mitleid an, in den Winkeln hatten sich Tränen gebildet.

Ein kleines Murmeln entfuhr ihren Lippen und stießen den Dolch tiefer in sein Herz.

„Es tut mir Leid...“



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