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Weiße Taube

Gefühle
von

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Kapitel Fünf: Unsicherheit


 

~Unsicherheit~
 


 

Es gibt keine Sicherheit, nur verschiedene Grade der Unsicherheit.“
 

- Anton Pawlowitsch Tschechow
 

(Russischer Dramatiker)
 

Den ganzen Morgen huschten Zimmermädchen, Schneider und sein mausähnlicher Berater um ihn herum. Es war ein einziges Chaos in dem doch recht großen Raum, überall lagen Kleidungsstücke, Schmuck und sonstige Utensilien. Er seufzte. Als ob es nicht reichen würde, dass sein Herz bis zum Anschlag hämmerte. Er sollte nicht so aufgeregt sein. In den letzten Tagen kreisten seine Gedanken um nichts anderes, als die Hochzeit. Und um sie.

Das Letzte, was er gehört hatte, war, dass sein Geschenk irgendwohin verschwunden war. Sein Berater sagte, ein Maulwurf hätte es mitgenommen. Wunderbar, einfach nur wunderbar. Jetzt waren es nur noch Stunden bis er das Boot besteigen sollte, mit dem er auf dem Wasser zum Altar fahren würde. Es war so unendlich viel unausgesprochen geblieben und er war unzufrieden mit sich und der gesamten Lage. Nichts hatte sich gebessert. Die Unsicherheit war da, nach wie vor.

Oft genug verfolgte er den Leitsatz, den Tag zu genießen. Aber ein Händler dachte immer auch an die Zukunft, wenn er seine Pakte und Verkäufe schloss. Und dieser Pakt, welchen er heute schließen sollte, würde vermutlich seine restlichen Lebensjahre bestimmen. Mit ihr an seiner Seite. Seiner Prinzessin. Seiner unglücklichen Prinzessin.

Er musste sich bei diesem Gedanken kurz schütteln und die Dienerin, welche ihm gerade die Haare zurechtmachte stockte einen Moment irritiert, bevor sie fortfuhr. Er musste positiv und selbstsicher auf ihre gemeinsamen Tage sehen. Doch der Gedanke, an eine unglückliche Prinzessin, welche gezwungenermaßen mit ihm zusammen sein musste, löste so viel Ekel und Angst in ihm aus, wie kaum etwas anderes. Dass sie eben doch aus politischen Zwecken zugestimmt hatte, seine Frau zu werden. Um dem Volk zu helfen und es in diesen schwierigen Zeiten aufzumuntern. Sie konnte so selbstlos sein, auch wenn sie egoistischerweise vor ihrem Pflichten bei Hofe davon- und ihrem Ritter hinterhergerannt war.

Still betrachtete er sich im Komodenspiegel vor ihm. Er hatte sich rasieren müssen, die Brille musste ebenfalls weichen und die Haare hatte er offen zu tragen. Sogar in eine Uniform der Ritter des Himmels hatte man ihn gesteckt. Sicherlich gab es hässlichere Gewandungen und der edle Mantel, welchen er später noch darüber präsentieren würde, sollte den Anblick noch etwas aufhübschen, aber er fühlte sich so fehl am Platz. So unwohl. So unsicher.

Nach weiteren endlosen Minuten stand er allein in dem Ankleidezimmer und musterte sich misstrauisch. Er kam sich vor wie ein Prinz und das war falsch. Er war ein Händler, kein Prinz.

Neben ihm lag der Federhut, welchen er nun in die Hände nahm, kurz beäugte und schließlich aufsetzte. Gleich würde sein Vater hier sein, um ihn zum Schiff zu begleiten. Diese letzten Momente wollte er noch genießen.

Er hatte von der Vermählung zwischen der ältesten Prinzessin des Königreiches und einem Herzog gelesen. Aus der Ehe war ein kleiner Mann entstanden und er wusste wie besorgt seine Prinzessin um ihre Schwester gewesen war. Letztendlich schienen die beiden glücklich miteinander gewesen zu sein, bevor eine Krankheit die wunderschöne junge Herzogin dahinraffte.

Ob es bei ihm auch so werden könnte? Dass sie auch glücklich mit ihm sein könnte, anstatt mit ihrem holden Ritter? Dass sie ihn auch einmal so lieben könnte, wie er sie?

Er holte tief Luft.

„Bis jetzt war ich ein Mann, der immer bekam, was er wollte. Und für all das musste ich hart arbeiten. Warum also nicht auch jetzt?“

Sein Spiegelbild lächelte ihm kokett zu.

„Schluss mit dieser albernen Unsicherheit! Schluss mit den Illusionen! Es wird Zeit, etwas zu tun! Du musst kämpfen, für das was du willst! Versuche es immer weiter und weiter, bis du dein Ziel erreicht hast! Es war immer so und so wird es auch in Zukunft sein!“

Es klopfte. Die raue Stimme seines Vaters hallte zu ihm herein und er wusste, es war soweit.

„Ich komme!“

Der Griff lag vertraut und ruhig in seiner Hand, als er ihn herunterdrückte und durch die Tür trat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CatariaNigra
2015-02-09T18:23:20+00:00 09.02.2015 19:23
Juchuu, ein neues Kapitel *__* Freue mich auf mehr
Antwort von:  Hielo
10.02.2015 13:33
Danke ^////^
Ich freu mich, wenn sich jemand über ein neues Kapitel freut~


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