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The way back to home.

von

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Kapitel 3

 

Die Sonne schien ihm direkt ins Gesicht. Das erinnerte ihn an die Vorhänge, die er sich schon seit Wochen besorgen wollte, aber immer wieder aufgeschoben hatte.  Verschlafen sah er auf seinen Wecker. Die roten Zahlen zeigten halb sechs Uhr morgens an.

Kein John neben ihm, registrierte er blinzelnd.

Wann war John gegangen?

War es ihm peinlich?

Warum dachte er jetzt sowas?

Rodney schüttelte den Kopf.

Würde die großes Rede von Fehler und so kommen?

Was für ein Fehler? dachte er panisch.

Sie hatten keinen gemacht.

Nur zwei Freunde, die für einander dagewesen waren.

Es war eindeutig Zeit, wach zu werden.

Kaffee.

Ja, das war es, was er jetzt brauchte. Dann wird alles viel klarer sein. Vor allem wenn er daran dachte, was heute noch auf dem Plan stand. Das Treffen mit Woolsey war für Vormittag angesetzt.

Dann noch die Besprechung mit einigen Wissenschaftlern über…er sollte wohl doch lieber noch einmal die E-Mail lesen, oh und Ronon.

Der Satedaner hatte ihm gedroht, dass Rodneys Training nun wieder regelmäßig stattfinden würde, nachdem Ronon wieder gesund war und Rodney diese Ausflucht nicht mehr nutzen konnte. Wie hätte er da auch nein sagen können…bei diesem Grinsen?

Also, neuer Tag, neues Glück.

 

Die Gänge waren noch relativ leer, bis auch die wenigen Leute der Frühschicht. Kein Wunder aber auch. Die Gäste wurden nach dem Feuerwerk zurück auf das Festland geflogen. Die Bewohner der Stadt tanzten, tranken und feierten bis in die Morgenstunden.

Oh ja, das würde eine Katerstimmung geben, dachte er schadenfroh. Besonders da Rodney ganz genau wusste, dass Radek mehr von seinem Selbstgebrauten dabei hatte. Obwohl sie hier auf der Erde sehr leicht an Alkohol herankamen, hatten sie sich an Radeks Gebräu gewöhnt und genossen ihn.

Gemurmelte Guten Morgen, ein paar zugenickte Grüße von anderen mehr oder weniger freiwilligen Frühaufstehern, und nach wenigen Metern war er an seinem Ziel angekommen.

Als er um die Ecke bog und sich umsah, stand er mutterseelenallein in der Cafeteria.

Nicht, dass es ihm etwas ausmachte.

Ein ruhiger Morgen, nach seiner doch etwas zu emotionalen Nacht, war genau das Richtige.

Schnellen Schrittes ging er Richtung Kaffeemaschinen, die auf der anderen Seite des Raumes standen. Das Frühstück begann erst ab sieben. Es war noch vor sechs,  als war noch keiner aus der Küche hier, aber für den Kaffee war bereits alles vorbereitet. Kein Wunder, wenn man mit Wissenschaftlern arbeitete, die zu jeder Zeit Kaffee trinken wollten.

Er drückte er den Knopf auf der ganz rechten Maschine. Die nächsten fünf Minuten kamen ihm wie eine Ewigkeit vor, als sich die Kanne mit Kaffee füllte. Doch der Geruch war einladend.

Er balancierte die fast bis zum Rand gefüllte Tasse zu einem der Tische in der Ecke und setzte sich so, dass er aus dem Fenster sehen konnte.

Genüsslich trank er einen Schluck, genoss die Ruhe und dachte sich…

„Verfluchter Mist!“ fluchte eine Stimme panisch aus der Küche.

Rodney schreckte auf und Kaffee schoss über den Rand der Tasse auf seine Finger.

Jetzt dachte er zumindest das Gleiche wie die Frau.

Ein anderer Aufschrei kam, dieses Mal erschrockener, und ein Scheppern folgte.

Rodney lief hinter den Tresen auf die Doppeltür zur Küche zu.

Er riss die Tür auf und wich einem silbernen Top aus.

Huch, das hätte ins Auge gehen können, aber immerhin machte sich Ronons Training bezahlt.

Er sah sich erschrocken um.

Kein Angreifer, keine lebensgefährliche Situation erkennbar, kein Feuer, kein Wasserschaden, nichts Ungewöhnliches.

Bis auf die südkoreanische Frau, die in der Ecke auf dem Boden neben dem Küchenschrank kniete, und ängstlich aufsah.

War das Marie, die sonst immer die Ruhe selbst blieb, egal wie panisch oder hektisch es werden konnte?

Die Krankenschwester, der John und er am meisten vertrauten, wenn sie wieder Gast auf der Krankenstation waren?

„Marie?“ fragte er überrascht.

Langsam ging er auf sie zu und machte keine schnellen Bewegungen.

„Doktor McKay?“ fragte sie zittrig und als würde sie unsicher sein, dass er hier war.

„Ja, ich bin es.“ nickte er langsam.

Er kniete sich vor sie und sah, dass sie eine geöffnete Packung Salz fest in den Händen hielt.

„Marie? Was ist passiert?“

Sie schluckte und biss sich die Lippe. Sie sah sich schnell um und dann wieder Rodney an.

Irgendetwas hatte sie erschreckt.

„Ich…ich wollte…“ begann sie überfordert.

Rodney wollte nach dem Salz greifen, es ihr abnehmen und dann hochhelfen.

Doch sobald er seine Hand ausstreckte, verfestigte sich ihr Griff um das Päckchen.

Sie atmete schneller und ihre Augen weiteten sich wieder.

„Okay, okay. Ich werde es nicht wegnehmen. Versprochen.“ besänftigte er sofort.

Es kam ihm komisch vor, aber er ließ ihr das Salz.

Es wurde still.

Rodney wusste nicht, was er sagen sollte.

Sie atmete ein und aus, um sich zu beruhigen, also ließ er ihr die Zeit.

Er lehnte sich an den Schrank und wusste nicht, was er sagen sollte.

Er war nicht gut darin, Frauen zu beruhigen.

Himmel, überhaupt andere zu beruhigen.

Er kam gut damit klar in Panik auszubrechen und dann die Lösung für das Problem zu finden. Wenn andere hektisch umher liefen, endete es meistens darin, sie anzuschreien und mit einer Aufgabe zur Vernunft zu bringen.

Doch Marie sah ihn mit großen, tiefbraunen Augen an. Er konnte sie einfach nicht anschreien, dass war, als würde er einen Welpen treten wollen.

„Kaffee.“ dachte er laut und sie sah ihn zögernd an.

„Wir setzen uns draußen hin und trinken einen Kaffee. Dann sieht alles schon ganz anders aus.“

Er stand auf und hielt ihr vorsichtig die Hand hin.

Sie nickte etwas überfordert und griff zu, ohne aber das Salz wegzulegen.

Das würde sie wohl noch eine Weile nicht weggeben wollen.

Erstaunlicherweise ließ sie sich von ihm aus der Küche ziehen zu den Tischen, wo er vorher schon gesessen hatte. Dann ging er zur Maschine und füllte zwei neue Tassen.

Der Raum war noch immer leer und sie hatten noch einige Zeit bevor die Küchencrew anfangen würde.

 

Marie sah auf ihren Kaffee. Sie hielt die Tasse mit beiden Händen und die Wärme hatte wie Wunder auf das Zittern gewirkt.

„Es ist unmöglich.“ flüsterte sie plötzlich verständnislos.

„Ähm…was ist unmöglich?“

„Das hier.“ sagte sie.

„Das hier? Das wir hier sitzen und Kaffee trinken? Ich würde es nicht gerade unmöglich nennen. Seltsam, ungewöhnlich, ja.“ antwortete Rodney verwundert.

„Nein.“

Sie schüttelte ihren Kopf und sah sich nervös um.

Dann lehnte sie sich vor und sah ihn mit ernsten Augen an.

„Da war etwas, Rodney.“ sagte sie ihm eindringlich. Dass sie seinen Vornamen nutzte, machte die ganze Situation nur noch ernster.

„Marie. Da war niemand außer uns beiden.“ antwortete er leise und sah sie ruhig an.

Wieder schüttelte sie ihren Kopf und sah ihn entschlossen an.

„Ich habe es gesehen.“ beharrte sie.

„Und was denken sie gesehen zu haben?“ fragte er langsam.

„Sie war da.“

Rodney sah sie ungläubig an.

„Sie?“

„Ja, sie.“

Die einzige Frau, die Rodney gesehen hatte, war Marie.

„Marie, da war niemand, als ich reingekommen bin.“ sagte er langsam.

„Und mir ist auch keiner vorher entgegen gekommen.“ fuhr er fort.

„Sie war dort. Ich hab sie gesehen. Und sie war wütend.“ entgegnete Marie beinahe zischend.

Ihre Hände zitterten wieder.

Rodney fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zwang nichts Falsches zu sagen.

„Okay, sie haben eine Frau gesehen, die nicht mehr da war, als ich reinkam.“

Marie schluckte.

Rodney wusste nicht, wieso er dies in Betracht zog, doch er nahm sich vor auf Marie einzugehen. Sie war nicht verrückt. In all den Jahren in Atlantis hatte sie stets einen kühlen Kopf bewahrt. Egal was sie gesehen oder erlebt hatten. Sie war ruhig geblieben.

„Ist sie durch den Hintereingang rausgelaufen?“

„Nein.“

„Ist sie rausgebeamt wurden?“ was unmöglich war, denn der Schild um Atlantis war aktiv und nichts konnte einfach raus oder rein transportiert werden, ohne dass man es im Kontrollraum zuerst gewusst hätte oder es hätte einen Alarm ausgelöst.

„Nein.“

„Hat sie sich einfach in Luft aufgelöst?“ fragte er jetzt doch sarkastisch.

„Ja.“

„Was?“ fragte er schockiert nach.

„Sie war da. Sie wurde wütend. Die Töpfe, die Pfannen, haben angefangen zu vibrieren. Sie wurde noch wütender. Und dann hat sie ihre Hand ausgestreckt und ihre Finger so gekrümmt gehalten. Wie…wie Krallen.“

„Krallen? Und dann? Und wieso hatten sie das Salz in der Hand.“ fragte er etwas lauter als gedacht.

Wieso fragte er jetzt nach? Das ganze klang einfach nur unwirklich. Hatte Marie einfach nur zu viel getrunken oder zu wenig geschlafen?

„Geister. Sie vertragen kein Salz.“ Schoss sie zurück und er zuckte leicht zusammen.

Das war doch zum Verrücktwerden.

„Geister? Sie glauben doch nicht wirklich an Geister? Oh nein, sie glauben, dass diese Frau ein Geist war?“

Doch ihr Blick war hart und todernst.

Sie was sich anscheinend absolut sicher, dass es Geister gab und sie kein Salz vertrugen.

„Oh gut, das sollte ich mir dann wohl für die Zukunft merken, falls ich einen Geist treffe, der mich nicht leiden kann.“ und er rieb sich die Stirn, als Marie ihn wieder unterbrach.

„Geister sind verlorene Seelen, die noch an das Hier und Jetzt gebunden sind. Aber es ist nicht so wie in Filmen dargestellt. Mit dem ins Licht gehen oder wie Casper und witzige Streiche spielen. Sie vergessen, wer sie wirklich waren. Gefühle wie Rache, Hass, Wut und Zorn und so weiter werden stärker, je länger sie ihren Weg nicht weitergehen können. Sie werden gefährlich, greifen Menschen an, spielen verrückt und töten.“

Obwohl Rodney es nicht wollte, ließen ihn ihre Worte frösteln.

„Töten?“ wiederholte er tonlos, doch Marie beobachtete ihn genau.

„Sie können sich sichtbar machen, je nach Stärke manifestieren und Gegenstände bewegen. Die Legenden über Poltergeister, rachsüchtige Vorfahren, die Lady in Weiß…“

Auf seinen fragenden Blick, reagierte sie sofort.

„Eine schöne Frau in einem weißen Kleid, steht mitten in der Nacht zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr am Straßenrand. Man hält an und fragt, ob sie Hilfe braucht und dass man sie wohin mitnehmen kann. Der Haken an der Sache ist, dass man selbst nie am Ziel ankommen wird.“

„Okay, keine Anhalter im weißen Kleid mitnehmen.“ murmelte Rodney.

„Einen Geist kann man auf zwei Möglichkeiten aufhalten. Man findet sein Grab, überschüttet das Skelett mit Steinsalz und zündet es an. Doch wenn der Tode verbrannt wurde, muss man herausfinden, an was er noch gebunden sein kann. Überreste wie Haare oder Nägel, aber auch Gegenstände mit tieferer Bedeutung für den Toten sind möglich. Das muss man dann verbrennen. Beide Möglichkeiten machen den Geist mehr als nur wütend. Bis dahin nutzt man Salz, am besten jedoch Steinsalz. Stellt man sich in einen Kreis, dessen Linie mit Salz gezogen ist, ist man solange sicher, wie die Linie nicht unterbrochen wird. Wenn man Salz auf den Geist wirft, verschwindet er für ein paar Sekunden. Dann wäre noch eine Eisenstange. Eisen löst den Geist auf. Hilft aber auch nur ganz kurz.“

Rodney starrte sie an.

Salz und Eisenstange um sich einen Moment Zeit zu verschaffen und dann die gute, alte Grabschänderei.

In Ordnung, war Marie verrückt worden? Oder war er verrückt geworden, dass er begann ihr glauben zu wollen? Er war Wissenschaftler. Er glaubte an Fakten. Er arbeitete an Thesen um sie real werden zu lassen. Geister, Aberglaube, dass gab es nicht. Richtig? RICHTIG? Er hätte heute Morgen einfach nicht aufstehen sollen.

„Aber es war kein Geist.“ holte sie ihn aus seiner Überlegung zurück.

„Doch kein Geist.“ Kommentierte er und versuchte wieder zu folgen.

„Nein, das Salz ist abgeprallt. Keine Wirkung. Hat sie wahrscheinlich gar nicht mal gemerkt. Sie war ziemlich wütend.“

„Oh, und was war es dann.“

„Etwas was unmöglich ist.“ Und Marie atmete zittrig aus, doch sie lehnte etwas vor.

„Etwas, dass es hier in Atlantis gar nicht geben darf. Ein…“

Die Küchentür prallte auf und schepperte gegen die Wand.

Beide standen kerzengerade am Tisch und sahen erschrocken zur Küche.

Der Küchenhelfer hatte sie nicht bemerkt und schob summend den Tablettwagon zum Anfang des Essentresens.

Doch als Rodney sich wieder zu Marie wandte, sah er sie mit schnellen Schritten aus der Cafeteria verschwinden.

Er entschied sich selbst zu gehen, mit einem letzten Blick zur Küche. Es war eine Horrorstory. Ganz einfach. Marie hatte einfach nur eine hektische Woche genauso wie er gehabt. Das passierte den Besten. Stress und Müdigkeit. Dann fiel das Licht vielleicht noch komisch ein und man sah Dinge. Atlantis war schon eine Sache für sich. Und Geister? Sie waren nicht auf Lantea mit den Wahlen und ihren Rufen, die sie halluzinieren ließen. Sie waren auf der Erde. Also nichts, was ein guter Schlaf nicht richten konnte.

 



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