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Aus dem Leben des Zerfallenden

von

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Privileg

Es glich einer halben Ewigkeit bis der 'alte Mann' tatsächlich Schritte vernehmen konnte. Eilige Schritte, die durchaus ein Ziel zu haben schienen. Schritte die einer schönen und jungen Frau gehörten, sich jedoch durch ihren unverwechselbaren, trampelnden Unterton hervorhoben und schließlich verstummten, als diese Frau vor ihm zum Stehen kam.

Ein kleines, amüsiertes Lachen verließ die Lippen Levis, während er den Blick anhob und in das feine Gesicht der jungen Lady blickte. "Du suchst tatsächlich nach mir? Bist es nicht eigentlich du, die darauf wartet dass ich dich besuche, Lacie?" Ein neckischer Unterton glitt in seiner Stimme mit und er konnte sehen wie sie eine kleine, wegwerfende Handbewegung tat. "Darum geht es nicht. Mein Bruder wartet auf dich und du sitzt nur hier auf dem Boden herum und starrst in die Leere, als würdest du nichts anderes zu tun haben, Glen!" Sie schien verärgert - nein. Verägert war nicht das richtige Wort. Die richtige Bezeichnung war in diesem Punkt wohl eher vorwurfsvoll und durchaus belehrend. Erneut musste Levi schmunzeln. Das damals noch so junge Mädchen war mittlerweile an der Stelle ihres Lebens angekommen, in der es ihr wohl zustand einen 'alten Mann' zu belehren. Und doch amüsierte es ihn ungemein.

Zwar hatte Lacie durchaus recht, er saß mit dem Rücken an der Wand gelehnt, hatte den Blick wandern lassen, mit abwesenden Augen und rührte sich kein Stück vom Fleck. Selbst jetzt, nachdem sie gekommen war um ihn zu holen, machte das Oberhaupt der Baskervilles keine Anstalten sich zu erheben.

"Ist es nicht mein Privileg als 'Glen' zu tun, was ich für das richtige empfinde?", trat es erheitert über die schmalen Lippen Levis. Ein entnervtes Seufzen war die Antwort darauf und erneut machte sich ein Grinsen in seinem Gesicht breit.

"Dies hier ist nichts was in den Bereich als 'Glen' fällt. Also steh auf und-" "Ich kann nicht", unterbrach er die junge Frau während das Grinsen einem schmunzeln wich. Ihr Anblick war zu süß um wahr zu sein. Die Verwirrung über seine Worte, das Nichtverstehen, die kurzzeitig naive Art und Weise wie sich ihre Lippen öffneten um zu protestieren und schließlich ihr Blick, der auf die Verbände an seinem, langsam aber sicher zerfallenden, Körper glitten. "Meine Beine haben nachgegeben, Liebes. Ich kann nicht aufstehen." Wieder diese schrecklich süßen Regungen auf ihrem Gesicht. Natürlich wusste er, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis das Gefühl in seine Beine zurück kommen würde, doch für einen kurzen Augenblick hatte er beobachten können, wie sich ihre Augen weiteten. Sie wusste seit klein auf an, dass sein Körper zerfallen würde, wusste, welches Schicksal ihnen zuteil wurde und die sonst so gut gehüteten Emotionen, traten für den Moment eines einzelnen Herzschlages zum Vorschein. Es ließ sie, in den Augen Levis, nur noch begehrenswerter aussehen. Die Sorge... die roten Augen, in denen er ablesen konnte, dass sie Mitleid mit ihm hatte und schließlich die Mühe, ihre Emotionen mit einem einzigen Kopfschütteln wieder loszuwerden.

"Du bist unverbesserlich, Glen", trat es tatsächlich streng über ihre Lippen während sie sich vor ihm niederließ und den Stoff ihres Kleides glatt strich, bemüht sich abzulenken und nicht zu sehr zu zeigen, was für Sorgen sie um einen alten Mann hegte. "Aber gut, dieses eine Mal werde ich bei dir bleiben."

Ein amüsiertes, kleines Lachen entglitt Levis Kehle. "Weshalb denkst du, dass es das ist, was ich will, Lacie?" Für einen kleinen Augenblick begannen sich Lacies Lippen tatsächlich zu einem Schmollen zu verziehen, genau so wie damals, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Doch sie war nun eine erwachsene, junge Frau, welche genau wusste, auf was er anspringen würde und genau dieses Schmollen empfand er nach wie vor als unglaublich liebreizend.

"Weil ich es eben weiß, Glen", trat es geradezu sanft über ihre Lippen, während sie sich langsam vorbeugte um liebevoll seine Stirn zu küssen.

Für einen kurzen Augenblick war das Oberhaupt der Baskervilles durchaus überrascht, doch dauerte es nicht lange, bis er erneut zu schmunzeln begann. Was für ein überaus amüsantes, junges Ding sie doch sein konnte, seine Lacie.



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