Verstrahlt
Ich versuchte trotz Igasho möchglichst Anonym zu bleiben. Man sollte mir nicht Folgen, oder Verdacht hegen.
Noch im Hafen hielt ich meinem Wolf den Brief vor die Nase. Erst jetzt bemerkte ich das schwache Rot auf dem Papier. Blut. Ich schluckte. Hoffentlich war es nicht zu spät, und man hatte sie ins Zuchthaus geworfen. Ich kannte diese Hölle.
Igasho reckte seinen Fang gen Himmel, und witterte sogleich etwas. Zielstrebig bahnten wir uns einen Weg durch die Bürgerschar von Boston. Ich fühlte mich fast ein wenig nackt, da ich ein normales Kleid anstelle des Ornats trug. Allerdings waren meine Versteckten Klingen unter den Weiten Ärmeln versteckt. Das verlieh mir Sicherheit.
Unser Weg führte uns vom Hafen, durch die Innenstadt in Richtung des hiesigen Parlamentsgebäude. Ich begann mich zu wundern, als Igasho vor der Tür hielt. Hier wimmelte es doch von Kolonisten! Leise schlich ich um das Gebäude. Den Wolf musste ich zwingen. Er gab die Fährte nur ungern her. Schließlich folgte er mir wiederwillig. Ich kraulte ihm den Kopf. "Wir finden sie, Großer. Wir finden sie schon." Ich redete mir damit selber gut zu.
Als ich auf dem Hinterhof stand, wuchs meine Verzweiflung. Wie sollte ich in dieses riesige Gebäude hineinkommen, wo doch überall wachen posiert waren? Mir war klar, das ich diesen Weg ohne meinen Begleiter antreten musste. So verabschiedete ich mich von ihm. "Mach keine Dummheiten, Gash. Bin gleich wieder da." Dann begann ich zu klettern. Immer die Hauswand hoch, und stehts einen Großen Bogen um die Fenster machend.
Ein Fenster weiter oben stand offen. Leise kletterte ich in diese Richtung, bis ich unterhalb des Sims hing. "...sind schwere Zeiten, Adams. Es ist nur logisch, das Washington die Kontrolle über diesen Irren verliert. Ein Wilder, ein Babar. Wir dürfen denen nicht trauen!" Es war ein scheinbar Älterer Herr. Er stand mit seinem Gesprächspartner, dem Mann namens Adams vor dem offenen Fenster. Mein Herz raste. Wenn man mich entdeckte...
"Connor ist wichtig für uns, Lucius. Wir müssen ihm einen fairen Prozess machen", antwortete Adams.
Sie traten vom Fenster Weg, und gingen weiter. Ich atmete erleichtert auf. Meine Arme hatten schon zu zittern begonnen, weil der Opa so langsam geredet hatte...
Ich zog mich an dem Sims hoch und sah in den Flur. Nach links und nach rechts. Leise ließ ich mich nach drinnen kippen, und rollte mich lautlos ab. Schnell suchte ich Hinter einem Schrank Deckung. Dieser Flur schien nur ein kleiner Verbindungsflügel zu sein. Dieses Gebäude musste rieseige Ausmaße haben. Wie sollte ich die beiden hier nur finden, ohne Igashos Hilfe? Irgendwie musste es gehen... Und da kam mir die Idee!
Ich besaß kein Adlerauge wie Connor, trotzdem war ich in der Lage Lebewesen in meiner Umgebung warzunehmen. Das war etwas, das man in meiner Heimat zum Jagen nutzte. wie genau das funktionierte, war mir schleierhaft. Fakt war, das es funktionierte.
Also konzentrierte ich mich.
Und ich wusste, das Adams und Lucius im Nebenraum Tee konsumierten. Das die Dienerinnen eine Etage Tiefer, im vierten Stock saßen, und sich unterhielten. Ich bemerkte viele Presenzen, doch nicht die Gesuchten. Also schlich ich weiter.
Ein paar Mal hätte Man mich fast erwischt, doch ich fand immer in Schränken oder hinter staubigen Vorhängen Zuflucht. Mein Weg führte mich hinunter ins Erdgeschoss. Dort versuchte ich es erneut. Und hatte Erfolg! Sie steckten in einem kleinen Zimmer. Aufgeregt stahl ich mich aus meinem Versteck, und machte mich auf zu dem Raum am Ende des Westflügels.
Ich hatte Glück. Der Gang war komplett verlassen. Hier schien Selten jemand zu sein.
Von nahem konnte ich hören, wie sie sich leise unterhielten. Einer von beiden ging unruhig auf und ab. Ich verwettete mein gesamtes hab und gut, das es Connor war.
Vorsichtig versuchte ich den Türknauf zu betätigen. Vergeblich, es war abgeschlossen.
Also zog ich zwei Haarnadeln aus meiner Hochsteckfrisur, und begann das Schloss zu knacken. Drinnen wurde es still. Ich rechnete schon damit, das sie mich angreifen würden, wenn ich die Tür öffnete...
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Connor stand Rücken an Rücken mit Alessandro. Jemand würde jeden Moment ihre Tür betreten, und es war nicht Adams, der sie hier versteckt hielt. Connor fühlte sich schwach. Er hatte seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen, und war hungrig. Doch was sollte man machen?
"Ich erinnere dich daran, das es die Kleine sein könnte, Bruder", zischte Alessandro. "Erst kucken, dann handeln!"
In diesem Moment flog die Tür auf. Und da stand sie. Connors Augen wurden groß. Und er wusste, das er in diesem Moment nie hätte feiuern können. Und so ließ er die Pistole sinken.
Sie war schöner als in seinen Erinnerungen. Perfekter als in jedem Traum. Und er wusste, das er sie nie, nie wieder gehen lassen würde. Das war der größte Fehler, den er je begangen hatte.
Ihm entging nicht, das sie seinen starren Blichk einen Moment erwiederte. Dann schien sie wieder aufzuwachen. "Wir müssen hier Weg!"
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Nach einem unglaublichen Sprint erreichten wir die Aquila. Die Crew machte das Schiff schon zum Ablegen bereit. Ich war froh, hier Wegzukommen.
Die Situation überwältigte mich. Connor war direkt neben mir. Ich konnte ihn riechen, sehen, spüren, seinen Atem hören. Wir waren alle drei außer Atem. Nur Igasho hatte der Lauf kaltgelassen. "Zurück nach Davennport!" schrie Faulker, nachdem er kurz mit dem zurückgekehrten Captain konversiert hatte. Kaum gingen alle ihrer Arbeit nach, packte mich Connor am Handgelenk, und zog mich in sein Quartier. Ich hatte darauf gehofft, das er irgendwie reagierte. Kaum hatte er die Tür hinter uns geschlossen, fielen wir uns in die Arme.
Die Umarmung war so innig und Gefühlstief, das ich in Tränen ausbrach. Er hielt mich fester als je zuvor. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust, und schluchzte. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr er mir gefehlt hatte.
Ich wollte, das er mich nie wieder losließ. Für immer hier in seinen Armen.
"Warum?" fragte ich leise, von Tränen ersticht. Er begann mir sanft über den Rücken zu streichen, eine beruigende Geste. "Ich werde so etwas nie wieder tun, Rookie. Ich war frustriert, deprimiert und dumm. Ich kann sie einfach nicht alle retten. Aber eines weiß ich:
Ich kann dich retten."
Ich hob meinen Kopf, und sah auch in seinen Augen Tränen. Er hatte nicht nur mich verletzt. Uns beide. Diese Erkenntnis gab dem Wort "Liebe" eine komplett neue Bedeutung. Vielleicht Liebte ich ihn. Warscheinlich liebte ich ihn. Alles egal. Hauptsach er war da.
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Er konnte nicht schlafen. Er musste sie die ganze Zeit ansehen, das Mädchen neben ihm, auf dem verhältnismäßig bequemen Bett. Immer wieder fuhr Connor mit seinem rauen Daumen ihr zartes Profil nach.
Er hatte einen Weg zur Grenzenlosen Gerechtigkeit gesucht, und dafür Alles hinter sich gelassen. Sich geschworen nicht mehr zu fühlen. Doch das war gegen seinen Charakter. Und das wusste er jetzt. Vielleicht lag der Sinn schon immer daran, den Kampf gegen sich selbst aufzugeben...
Er betrachtete Rookie erneut, und sein Herz klopfte. Vielleicht liebte er sie. Warscheinlich liebte er sie. Diese Erkenntnis wog schwer für ihn. Liebe machte Abhängig. Doch die Vorstellung, das sie ihm gehören könnte war zu süß...
Er war geblendet.
All die verschwommenen dunklen Bilder werden klar...
Sie rutschte an ihn, und er hieß diese Nähe wilkommen. Er hatte sich noch nie so ganz Gefühlt. Jetzt, da er erkannt hatte, das er auf sie gar nicht verzichten konnte.
Deine Schönheit ist
-so Gnadenloß
Seh wie alles neben dir verwelkt.
Alle sind
-sie Gegen uns
Doch ich weiß, das du zu mir hälst.
Und wenn wir
-zusammen sind
Wird jede kalte Nacht zum Tag.
Kenn keine Angst mehr
Denn ich bin so schön verstrahlt.