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The way I love you.

von

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Prolog

Langsam schloss Lucy ihre Augen und konzentrierte sich auf den leichten Wind, welcher sanft über ihre Haut tänzelte. Das weiche Gras schmiegte sich angenehm an ihre Haut, so, als würde sie auf einer Wolke liegen.

Die Blonde genoss sichtlich die Stille, denn dank ihr konnte sie alles vergessen, was sie in den letzten Tagen belastet hatte.
 

Mit leisen Schritten schlich Natsu zu ihr und setzte sich so neben sie auf die Wiese, dass kein Schatten sie belästigen konnte.

Langsam zog er die frische Luft in seine Kehle, um die Nervosität, die sich zögernd in ihm breitmachte, zu überspielen. Angespannt zupfte er an den grünen Grashalmen, bevor er zum Sprechen ansetzte.

„Wie fändest du es eigentlich zu heiraten?“, fragte er etwas lauter, als er eigentlich vorgehabt hatte, in die Stille hinein.
 

Als die Frage an Lucys Ohren drang, setzte sie sich erschrocken kerzengerade hin.

„Was?“ Perplex schaute sie in seine schwarzen Augen, die mit vollem Ernst auf ihr ruhten.

Auf diese Frage war sie sich nicht gefasst gewesen, denn immerhin war es ziemlich untypisch für Natsu, auf solche romantischen Themen zu kommen.
 

Wir sind doch noch nicht mal ein Paar!, schoss es ihr durch den Kopf, allerdings konnte sie es ihm nicht so direkt sagen.

Sie waren zwar beste Freunde, doch diese Worte würden ihn sicherlich verletzen.
 

Viele Sekunden vergingen, in denen sie sich nur in der Erwartung, dass das Gegenüber endlich die unangenehme Lautlosigkeit unterbrechen würde, in die Augen schauten.

„Ich fände es schön?“, sagte Lucy, als sie die Stille nicht mehr ertragen konnte.

Dieser erlösende Satz klang unabsichtlich wie eine rhetorische Frage und Lucys Körper durchflutete plötzlich die Angst, dass dies nicht die Antwort gewesen war, die sich Natsu erhofft hatte.

Heirat war noch nie ein Thema zwischen ihnen gewesen, weshalb denn auch - immerhin hatte Lucy noch nie romantische Gefühle für Natsu gehegt.
 

Nun sag doch endlich was!, befahl sie in Gedanken.

Eindringlich schaute sie in seine Augen, denn sie hielt die unangenehme Spannung zwischen ihnen beiden einfach nicht mehr aus.

„Ja, das finde ich auch“, lächelte er sie an.

Seufzend ließ er sich auf das Gras fallen, seine Arme hinter dem Kopf verschränkt, während er zum blauen Himmel hinauf schaute.

„Heiraten kann wirklich etwas Schönes sein“, murmelte er leise vor sich hin, unterdessen schloss er langsam die Augen.

Irritiert runzelte sie die Stirn. So kannte sie ihn nicht, so ernst und vor allem mit romantischen Hintergrundgedanken?
 

Überrascht richtete sie ihre braunen Augen auf ihn und musterte den durchtrainierten Körper vor sich.

Die angespannten Armmuskeln, die sie schon öfters vor aufdringliche Typen beschützt hatten. Seine kirschblütenfarbenen Haare, die sie anfangs merkwürdig gefunden hatte, nun allerdings als wunderschön empfand. Das süße Lächeln, das sie immer aufmunterte, wenn die schlechten Tage sie gepackt hatten. Und die schwarzen Augen, die einerseits so wunderschön und tiefgründig waren und andererseits etwas Mysteriöses besaßen, die sie des Öfteren zum Lächeln brachte.

Sie musste zugeben, dass er nicht schlecht aussah, nein, sogar ziemlich gut.
 

Ein Lächeln zierte ihre Lippen, als sie bemerkte, dass Natsu im Land der Träume gesunken war.

Eine Strähne seines rosafarbenen Haares fiel ihm ins Gesicht, die Lucy sanft wegstrich. Sie seufzte und genoss sichtlich den Augenblick.
 

Moment…!
 

Jäh verspürte sie, wie das Blut regelrecht in ihr Schädel gepumpt wurde, sodass ihre Wangen anfingen, rot zu glühen.

Erschrocken zog sie ihre Hand schnell zurück.

Hilfe, was denke ich denn da?! Vor allem, was mache ich denn da?!, dachte sie plötzlich und verzweifelt versuchte sie die Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen.

Allerdings scheiterte der Versuch. Hilflos hämmerte ihr Herz gegen ihre Brust, während sich ein angenehmes Kribbeln auf ihrer Hautoberfläche ausbreitete.
 

Was passierte bloß mit ihr? Wieso warf diese einzige Frage sie so aus der Bahn? Und wieso veranlasste diese einzige Frage sie zu solchen Taten?

Eins wusste sie, sie liebte Natsu nicht. Sie sah in ihm nur einen liebevollen Freund, dem sie alles anvertrauen konnte. Ihren besten Freund. Nichts weiter. Nichts Ernstes.
 

Das glaubte sie zumindest…

Ich liebe dich... nicht. Oder?

Die ersten Sonnenstrahlen, die die Sonne großzügig der Erde spendierte, wanderten in Lucys Zimmer. Dort kitzelten sie die Blondhaarige aus ihrem gemütlichen Schlaf. Widerwillig setzte sie sich kerzengerade hin und rieb sich die restliche Müdigkeit aus ihren braunen Augen.

Ein kurzer Blick auf den Wecker genügte schon, um das Hormon, auch bekannt als das Adrenalin, zu aktivieren.

„Scheiße!“, fluchte sie, schmiss sich selbst aus dem Bett und rannte mit schnellen Schritten ins Bad.
 

In Windeseile putzte sie ihre Zähne sauber und zog sich ihre Schuluniform an.

Wieso hat der verdammte Wecker nicht geklingelt?! Ich hab nur noch ‘ne halbe Stunde!

Während sie die Treppe hastig hinunter rannte, wäre sie beinahe über ihre eigenen Beine gestolpert, hätte sie sich nicht am Treppengeländer festgehalten.

„Ich bin dann mal weg!“, schrie sie durchs Haus, gleichzeitig schlüpfte sie in ihre schwarzen Ballerinas.

„Lucy, da steht -“, hörte sie noch ihre Mutter sagen, allerdings nahm ihr Gehör den Rest nicht mehr auf, da sie schon aus dem Haus gerannt war.
 

Prompt krachte sie in jemanden hinein und landete hart auf ihren Allerwertesten.

„Au“, murmelte sie genervt, verzog ihre Miene und rieb die verletzte Stelle.

„Luce“, ertönte eine bekannte männliche Stimme, die sie nur zu gut kannte.

„Natsu?“ Irritiert musterte sie ihn.

Seine unordentlichen Haare, sein weißes Hemd unter dem Jackett, das falsch zu geknöpft war, sowie seine zwei verschiedenfarbige Socken wiesen sie darauf hin, dass er ebenfalls verschlafen haben musste.
 

Lucy konnte keinen weiteren Gedanken fassen, denn im nächsten Augenblick wurde ihr schmales Handgelenk von Natsus große Hand gepackt. Unabsichtlich musste sie kurz daran denken, wie seine Hand sich sowohl zart und sanft als auch kräftig anfühlten. Allerdings versuchte sie instinktiv die Gedanken zu verwerfen, als er ihr intuitiv in die Augen blickte, während er ihr sachte hoch half. Doch bevor sie sich bedanken und den Schmutz von ihrem blauen Faltenrock klopfen konnte, wurde sie von ihm mitgezogen.

Der achtzehnjährige nahm seine Beine in die Hände und rannte los, in Richtung Schule, so schnell, dass Lucy nur schwer mithalten konnte.

„Luce, wir sind viel zu spät dran!“, rief er ihr zu, während er über die Schulter zu ihr nach hinten schaute.
 

Geschockt riss die Angesprochene ihre Augen auf, denn die Erinnerungen für ihr chaotisches Aussehen und den ganzen Stress am frühen Morgen bahnten sich wieder den Weg vor. Stimmt, das war auch der Grund gewesen, wieso sie in ihn hinein gerannt war.

Doch, was sie absolut nicht verstand, war, wieso er vor ihrem Haus gestanden hatte. Hatte er etwa auf sie gewartet? Wollte er sie etwa abholen? Doch irgendwie ergab es nicht so wirklich Sinn, denn immerhin war er selbst schon ziemlich spät dran gewesen…
 

Als sie spürte, wie ihre Wangen anfingen, unangenehm zu glühen, schüttelte sie hastig den Kopf, um die Gedanken zu verwerfen.

„Beruhig dich…“, flüsterte sie so leise, dass nur sie die Worte verstehen konnte.

Tief atmete sie ein und aus, um ihren schnellen Puls wieder ein wenig zu mildern. „Beruhig dich.“
 

~*°*~
 

Gähnend versuchte sie den für sie eher langweiligen Unterrichtsstoff zu folgen, was ihr allerdings nur mühsam gelang. Langsam gewann die Müdigkeit nun doch die Oberhand, sodass sie sogar für einen kurzen Augenblick einnickte.

„Psst, Luuuce“, hörte sie plötzlich ihren Namen in einem Flüsterton sagen.

Irritiert blickte sie zu ihrer Rechten und erkannte einen Jungen mit rosafarbenen Haaren. Eindringlich blickte Natsu sie an, allerdings versuchte sie trotzdem irgendwie seinen Blicken auszuweichen.
 

Lucy konnte es sich einfach nicht erklären. Seit der überraschenden und nicht erwarteten Frage letzter Woche verhielt sie sich in seiner Gegenwart nicht mehr so wie früher. Immer, wenn er in ihre Augen schaute, blickte sie schnell zur Seite. Denn eins wusste sie mit Sicherheit - ihr Herz würde durch den intensiven Blickkontakt laut gegen ihre Brust hämmern.

Allerdings sprach sie immer wieder zu sich, dass das nicht Liebe sein konnte. Wahrscheinlich warf der Gedanke, in ferner Zukunft zu heiraten, ihren Herzrhythmus aus der Bahn - und nicht Natsu.

Ja, das muss es sein.
 

„Hm?“ Sie versuchte interessiert zu klingen, was Natsu ihr zu sagen hatte. Dieser zeigte grinsend nach unten, wodurch ihr Blick ebenfalls in die Tiefe glitt.

Lucy musste schmunzeln, als ihr Blick auf sein Heft wanderte. Denn anstatt dem Unterricht zu folgen, hatte der Rosahaarige eine Katze, die er komischerweise blau angemalt hatte, und einen großen Fisch gezeichnet.

Sie musste zugeben, obwohl seine zeichnerischen Talente nicht wirklich die größten waren, konnte sie sein Gekritzelt dennoch identifizieren.

Leise fing sie an zu kichern.
 

„Das steht dir mehr“, sagte er lächelnd und verschränkte seine Hände hinterm Kopf.

Stirnrunzelnd blickte sie ihn an.

Eigentlich war Natsu für sie wie ein offenes Buch, da sie bisher immer gewusst hatte, was er gedacht hatte. Immerhin waren sie beste Freunde, die sich großartig ergänzten. Jedoch hatte Natsu manchmal Phasen, die sie allerdings absolut nicht verstand.

„Was steht mir mehr?“, wollte sie deshalb wissen und traute sich nun doch, in seine schwarzen Augen zu schauen.

„Dein Lächeln. Es ist süß.“
 

Hastig wandte sie sich von ihm ab, denn unwillkürlich verspürte sie plötzlich, wie das Blut regelrecht in ihr Kopf gepumpt wurde.

Ihr Herz schlug laut gegen ihre Brust, während seine Worte sich immer wieder in ihren Gedanken kreisten.

Was soll denn dieses Sinneswandel auf einmal?!, schoss es ihr verärgert durch den Kopf.
 

Mit gemischten Gefühlen und hochrotem Schädel, blickte sie auf ihre Hände, die auf dem Tisch anfingen zu beben. Ihr ganzer Körper bebte.

Sie fühlte Wut, da sie ihn absolut nicht verstand. Verzweiflung und Nervosität, da er sie nur mit ein paar Worten aus der Bahn werfen konnte. Allerdings auch Glück und Freude, da diese Worte aufrichtig klangen.

Automatisch schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

„Danke“, sagte sie unbewusst. Natsus Lächeln wurde breiter, als er das Gesagte vernahm.
 

Jäh ertönte ein erlösender Gong, welcher durch die gesamte Schule widerhallte.

Befreiung war das erste Gefühl, was Lucy in ihrem Körper spürte, als sie den Klang vernahm, denn endlich war die Schule aus. Immerhin hatte die Dämmerung schon eingebrochen.

Geschwind packte sie ihre Sachen zusammen und wollte schon zur Tür tapsen. Jedoch wurde sie von Natsu aufgehalten, da er sie am Handgelenk gepackt hatte.
 

„Wo willst du hin?“, fragte er sie.

„Nach Hause?“ Irritiert blickte sie ihn an.

„Nein, noch nicht.“

„Wieso?“ Plötzlich spürte sie ein angenehmes Kribbeln ihren Körper durchfluten.

„Ich muss dir noch etwas zeigen“, grinste er und zog sie mit, ohne auf ihre Antwort zu warten.
 

Sie bahnten sich den Weg aus der Schule und überquerten den Schulhof, wodurch sie einige grinsende Blicke ernteten. Lucy war sichtlich irritiert und war auch leicht angepisst, denn es hatte den Anschein, als würden alle wissen, was Natsu planen würde.

Den ganzen Weg über hatten sie kein einziges Wort miteinander gewechselt, denn dafür war Lucy viel zu sehr in Gedanken versunken. Unbedingt wollte sie ebenfalls wissen, was Natsu ihr zeigen wollte.
 

„Wohin gehen wir?“, fragte sie interessiert und konnte sich kein Grinsen verkneifen.

Allein der Gedanke, mit ihm Zeit zu verbringen, ließ das Glücksgefühl ihren Körper durchströmen.

Prompt schoss das Blut in ihr Schädel. Sie durfte doch nicht so denken, immerhin waren sie nur Freunde. Sie hegte absolut keine romantischen Gefühle für Natsu!

„Lass dich überraschen!“, meinte er und verlangsamte seine Schritte, „Ich glaub, wir haben heute schon genug Sport gemacht.“

Grinsend schaute er sie an, wodurch ihr Herz erneut schneller schlug.
 

Mit zusammengekniffenen Augen schüttelte sie erneut ihren Kopf, sodass die blonden Strähnen ihr ins Gesicht fielen.

Ich muss endlich damit aufhören, zu glauben, Natsu würde mich auf irgendeiner Weise lieben…, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Lächeln erstarb und sie senkte unbewusst ihr Haupt.

Moment, was hatte sie denn da gerade eben gedacht? Wollte sie, dass Natsu sie liebte? Nein, das konnte nicht sein… Was zur Hölle hatte sie veranlasst, so zu denken? Natsu und sie waren nur Freunde, nichts Weiteres, nichts Ernstes! Sie liebte ihn, allerdings nur auf freundschaftlicher Ebene.

Ja, das muss es sein.

Keine romantische Liebe, sondern nur Liebe zwischen zwei guten Freunden, die sich schon seit Ewigkeiten kannten.
 

„Wir sind da“, hörte sie Natsu plötzlich sagen.

Irritiert ließ sie ihre Augen durch die Umgebung huschen. Sie befanden sich auf einem Aussichtshügel, welcher mit einer schönen Wiesenfläche überzogen wurde. Wenige Bäume wurden angepflanzt, wodurch spielerische Schatten erzeugt wurden, wenn die Blätter durch den Wind raschelten.
 

„Wow!“, ließ sie einen erstaunten Ton raus und tapste langsam zum Geländer.

Durch ihre permanenten Gedanken hatte sie den ganzen Weg über ihr Umfeld nicht realisiert. So war sie sichtlich verwundert, dass die Umgebung schon beinahe völlig von der Finsternis eingetaucht wurde. Nur allein die Straßenlaternen und der Mond schenkten dem Ort großzügig Licht.

„Ist das schön“, murmelte sie leise und stützte sich mit beiden Armen am Geländer ab.

Die Aussicht auf die gesamte Stadt Magnolia bei Nacht war atemberaubend fantastisch. Die kleinen Lichter der Häuser durchdrangen die Dunkelheit ungemein und gaben einem das Gefühl von Hoffnung und Geborgenheit.

Ein leichter Wind zog auf und durchfuhr ihre blonden Haare.
 

Jäh verspürte sie zwei kräftige Arme, die ihren schlanken Körper umschlangen.

„Natsu?“, sagte sie seinen Namen, in die Stille hinein. Ihre Artikulation zitterte ungewollt ein wenig, nicht vor Angst, sondern vor Nervosität.

Jedoch kam keine Antwort.

Unbewusst atmete sie hörbar ein und ließ sich tiefer in seine Arme sinken. Sofort umfasste er sie noch fester. Mittlerweile hatte sie das Denken aufgegeben, sie ließ es nur noch auf sich zu kommen.

Überall kribbelte es, allerdings angenehmer, als sie dachte. Nervös schlug ihr Herz gegen die Brust, während sie dringend seinen Duft durch ihre Nase zog. Sichtlich genoss sie den Moment. Am liebsten würde sie für immer in dieser Position verweilen, nur er und sie.
 

Plötzlich spürte sie, wie Natsu sich ihrem Ohr näherte. Als sie seinen sanften und warmen Atem auf ihrer Haut spürte, breitete sich eine wohlfühlende Gänsehaut am ganzen Körper aus. Langsam schloss sie ihre Augen, um den Moment intensiver zu spüren.

Augenblicklich ertönte ein Knall. Ein Laut von Feuerwerk, das wusste sie. Doch bevor Lucy ihre Augen wieder die Sicht gewähren konnte, fing Natsu an zu sprechen. Langsam und leise in ihr Ohr.
 

„Happy Birthday, Luce.“

Ihr Männer könnt uns Frauen nie verstehen...


 

[„Happy Birthday, Luce.“]
 


 

Eine angenehme Gänsehaut hatte sich über ihrem ganzen Körper verbreitet. Jetzt, wo Natsu es erwähnt hatte, wurde es ihr wieder bewusst. Stimmt ja, sie hatte heute Geburtstag. Wie konnte sie ihren eigenen Geburtstag nur vergessen?

Umso glücklicher war sie im Nachhinein, dass wenigstens Natsu sich an ihrem Jahrestag erinnern konnte.

Ein herzerwärmendes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
 

„Danke, Natsu“, sagte sie und legte ihre Hände sachte und vertraut auf seine.

„Bitteschön.“

Sie spürte, wie er ihr sanft einen Kuss auf ihren Kopf drückte, wodurch ihre Mundwinkel weiter in die Höhe stiegen.
 

Als sie langsam ihre Augen wieder öffnete, wurde der schwarze Himmel von bunten Lichtern erhellt, spielerisch und wunderschön kombiniert mit der dunklen Nacht. Das ständige Explodieren des Feuerwerks drang in ihre Ohren, laut und unüberhörbar, aber nicht unangenehm.

Es ist so schön, dachte sie, während ihre braunen Augen gebannt auf die leuchtenden Farben waren.

Ein großes und breites „Happy Birthday, Luce“ erschien zu guter Letzt und leuchtete über die ganze Stadt auf, bevor es abrupt verstummte.
 

Stille hatte sich zwischen ihnen ausgebreitet, diese sie allerdings sichtlich genoss. Tiefe Atemzüge waren sowohl von ihr als auch von Natsu zu hören, das regelmäßige Ein- und Ausatmen hatte beruhigende Auswirkungen auf Lucy. Wohlfühlend lehnte sie sich weiter nach hinten, sofort umfasste er sie noch fester.

Widerwillig wollte sie den schönen Augenblick zerstören, weshalb sie zögernd zu einer Rede ansetzen wollte.

„Danke, Natsu. Wirklich danke“, fing sie an und seufzte tief, bevor sie fortfuhr, „Danke für das wundervolle Geschenk. Danke für die tollen Zeiten mit dir. Danke, dass du immer für mich da gewesen bist. Danke für alles.“
 

Jäh packte er sie grob an der Schulter und drehte sie um hundertachtzig Grad, sodass sie genau vor ihm stand. Eher hatte Lucy gedacht, dass Natsu sich über ihre Worte freuen würde, allerdings musste sie bedauerlicherweise feststellen, dass ihre Vermutung danebenlag. Allerdings kam ihr nicht in den Sinn, was Natsus Reaktion verursacht hatte.

Instinktiv blickte er in ihre Augen. Geschockt musste sie anschließend feststellen, dass sie Trauer, Verzweiflung und Wut in seinen Augen aufblitzen sehen konnte.
 

„N-Natsu?“ Ihre Stimme zitterte leicht.

„Was soll das?!“, schrie er sie an, wodurch die Angesprochene zusammenzucken musste.

„Was?“

Lucy verstand nicht, wieso Natsu so reagierte und wieso er so grob mit ihr umging. Unwillkürlich sammelte sich Wut in ihrem Inneren auf.

„Was für’n Problem hast du?“, funkelte sie ihn an und schlug unsanft seine Hände weg, „Eigentlich solltest du glücklich sein, dass ich dir endlich das sagen konnte, was mir schon die letzten Monaten auf den Herzen lag!“
 

Verwunderung machte sich auf seinen Gesichtszügen breit. Mit geweiteten Augen blickte er sie an. In ihrem Blickwinkel konnte sie erkennen, dass er mit sich rang, sie wieder zu berühren. Allerdings ließ er es auf sich beruhen, worüber sie leicht enttäuscht war.

„Ich dachte…“, fing er an, verstummte jedoch augenblicklich wieder. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen, „Das klang so, als würdest du dich für immer verabschieden wollen…“

Sie runzelte die Stirn. Bitte was?
 

„Wie kommst du denn darauf?“

Egal, wie sie es drehen mochte, ihr kam es einfach nicht in den Sinn, wie Natsu auf eine solche Tatsache kommen konnte.

„Die letzten Tage hast du dich so komisch verhalten und ich wusste nicht wieso…“ - traurig hatte er zur Seite geschaut - „Du bist mir immer indirekt aus dem Weg gegangen und als du dich für alles bedankt hast, hat es so geklungen, als würdest du mich für immer verlassen wollen.“

Unglücklich über diese Tatsachen schaute er sie an.
 

„Ich habe mich nicht deshalb so komisch verhalten.“ Verlegen unterbrach sie den Blickkontakt. Wie erklärte sie es ihm, dass seine Worte zu einer solchen ungewollten Distanzierung geführt hatte.

Wie fändest du es eigentlich zu heiraten?

Diese von ihm gesagten Worte kreisten immer wieder durch Lucys Gedanken. Wie konnte sie es denn verhindern, diese Vorstellung mal zu haben? Klar, es würde im Nachhinein peinlich sein, in die Augen desjenigen zu blicken, mit dem sie die Vorstellung gehabt hatte, früher oder später mal eine Hochzeit zu führen.

Doch kontrollieren konnte sie ihre Gedankengänge nicht.
 

„Luce?“, fragte Natsu in die Stille hinein, als er bemerkte, dass Lucy ihre Rede nicht fortführte, „Wieso denn dann?“

„Das ist -“, setzte sie an. Eine Welle der Nervosität überkam sie. Verlegen blickte sie auf ihre schwarzen Ballerinas, die auf einmal interessanter wirkten. „Das ist nicht so einfach…“

„Warum?“, hackte er sofort nach. - Konnte er seine Neugier nicht ein wenig zügeln?!

Genervt gaffte sie ihn an und ballte ihre Hände zu Fäusten.

„Was warum?!“

„Warum es nicht so einfach ist.“

„Woher soll ich das denn wissen?!“

„Versuch es doch einfach!“

„Versuch du doch erst mal, dich in meine Lage hinein zu versetzen!“

„Wie denn, wenn du mir nicht sagst, was mit dir los ist?!“ Mittlerweile hatte Natsu ebenfalls die Lautstärke seiner Stimme erhöht.

Geschockt blickte sie ihn an, noch nie hatte er sie angeschrien. Verletzte Tränen bildeten sich in ihren braunen Augen. Nie und nimmer wollte sie, dass sie sich streiten. Vor allem nicht heute, an ihrem Geburtstag. Es hatte so schön angefangen. Wie konnte die Situation nur so eskalieren?

„Ihr Typen werdet unsere Gefühle nie verstehen können…“, murmelte sie leise und drehte ihren Kopf zur Seite, damit Natsu ihre Tränen nicht sehen konnte.
 

„Du musst zugeben, dass ihr es uns auch nicht gerade -“ Sofort verstummte Natsu, als er im Blickwinkel eine Träne ihre Wange hinab laufen sah.

„Oi, Luce!“ Schnell machte er einen Schritt auf sie zu, „Wieso weinst du?“

Die Angesprochene drehte sich von ihm weg, um ihre Tränen zu verschleiern.

Für einen kurzen Augenblick stand er reglos da, denn immerhin wusste er nicht, wie er nun handeln musste. Wie ging man mit einem Mädchen um, das unaufhörlich weinte?

Zögernd fasste er sie an der Schulter und drehte sie zu ihm. Lächelnd strich er sanft eine Träne weg, bevor er nun doch seine Arme um ihren Körper, der leicht zitterte, schlang.

„Sorry, dass ich dich angeschrien habe“, wisperte er in ihr Ohr und streichelte ihr sanft über den Rücken.
 

Schnell beruhigte Lucy sich und schüttelte leicht den Kopf.

„Nein, es ist nicht deswegen…“, murmelte sie leise.

Sie verstand es selbst nicht, wieso sie angefangen hatte zu weinen. Dafür gab es eigentlich keinen konkreten Grund. In letzter Zeit war sie einfach viel zu emotional.

„Rede bitte mit mir“, meinte er, „Ich bin immerhin dein bester Freund.“

Bei dieser Aussage musste sie zwar lächeln, allerdings zugleich wirkte sie ziemlich verletzt.

Nur beste Freunde? Ihr war bisher schon immer bewusst gewesen, dass es zwischen ihnen nicht mehr sein würde. Auch wenn sie immer sagte, sie würde ihn nur auf freundschaftlicher Ebene lieben, so musste sie dennoch zu geben, dass sie sich insgeheim wünschte, es wäre zwischen ihnen mehr als nur Freundschaft. Das hatte sie nun realisiert…aber ob das Liebe war? Oder doch nur reine Interesse und Neugier?
 

„Ich kann nicht“, nuschelte sie und drückte ihren Kopf gegen seine starke Brust.

Er nahm seine rechte Hand von ihrem Rücken und legte sie sanft auf ihre Wange, um einen Blickkontakt zwischen ihnen zu erzeugen.

„Willst du nur nicht oder kannst du wirklich nicht?“ Eindringlich schaute er in ihre braunen Augen.

Erneut konnte sie es sich nicht erklären. In seinen Augen verbarg sich etwas Geheimnisvolles, was sie absolut nicht verstand. Allerdings waren seine intensiven und impulsiven Blicke keineswegs unangenehm - im Gegenteil, sie fühlte sich zu ihnen hingezogen und verspürte ein wohliges Empfinden von Geborgenheit und Sicherheit.
 

„Ich weiß es nicht“, antwortete sie ehrlich.

Seufzend ließ er sie los. Enttäuschung machte sich schnurstracks in ihr breit. Wie sehr sie es sich wünschte, sofort wieder in seine starken Armen zurückzukehren.

„Ich verstehe dich einfach nicht…“, sagte er und drehte sich um. Verzweifelt krallten sich seine Finger in die rosafarbenen Haare.

„Natsu…“, sagte sie seinen Namen.

„Kannst du mir mal bitteschön sagen, was du wirklich denkst?“, meinte er und wandte sich wieder zu Lucy. Geknickt blickte er sie an.
 

Verzweifelt stauten sich ihre Gefühle auf. Sie wusste nicht wohin mit ihnen, geschweige, was sie mit ihnen anstellen sollte. Wie sie nun auf diese Frage reagieren sollte, wusste sie nicht. Hoffnungslos suchte sie nach einer vergeblichen Antwort.

Ihre zitternden Arme umschlangen ihren schlanken Körper. Sie konnte nun nur eines machen: Ihre Gedanken abschalten und sich von ihren Gefühlen leiten lassen.
 

„Ich weiß nicht, was ich für dich empfinde“, sagte sie, so ehrlich, wie sie sein konnte, „Ich liebe dich. Aber ich weiß nicht, ob ich dich als einen Mann oder nur als einen besten Freund liebe.“

Geleitet von Gefühlen hatte sie nun diese Worte ausgesprochen, die sie in den letzten Tagen so verrückt gemacht hatten. Die sie nun aussprechen konnte, um Unklarheiten zu klären. Die sie neugierig machten, was Natsu nun darauf erwidern könnte.

Einerseits hatte sie höllische Angst, dass er sie abweisen könnte, allerdings konnte sie mit dieser Ungewissheit nicht weiterleben. Sie musste es ihm klarstellen, sie musste es vor allem sich selbst klarstellen. Vielleicht war genau der Moment gekommen, in dem sie nun endlich über ihre wahren Gefühle bewusst werden konnte.
 

„Luce…“

Mit langsamen Schritten lief er auf sie zu und strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Lucy schloss ihre Augen, um den Augenblick intensiver zu spüren. Ihr Herz schlug lauter.

„Ich weiß aber, was ich für dich empfinde“, fing er an.

Ihr Bauch fuhr Achterbahn, ihr Herz hämmerte weiterhin unaufhörlich gegen ihre Brust und jede Faser ihres Körpers fing an, kontinuierlich zu beben.

„Ich liebe dich“, sagte er, nahm eine Strähne ihres blonden Haares in die Hände und küsste diese.

Sofort schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen, gelenkt von Glücksgefühlen lauschte sie dem Klang seiner Stimme.
 

„Aber nur als meine beste Freundin.“

Was denkst du von der Liebe?


 

[„Aber nur als meine beste Freundin.“]
 

Verrat - das war das Erste, was sie empfand. Enttäuschung war das Zweite, was sie fühlte. Wut war das Dritte, das sich in ihrem Inneren aufstaute und zu explodieren drohte.

„Was?!“ Nach ewigen Minuten des Schweigens war dies das erste, was die unerträgliche Stille durchschnitt.

Sowohl entsetzlich als auch verletzlich waren ihre braunen Augen starr auf den Rosahaarigen gerichtet.

In Natsu, der eher auf eine andere Reaktion seiner besten Freundin erwartet hatte, brodelte ebenfalls langsam der Ärger auf.

„Was hast du denn sonst erwartet?!“ Wütend stierte er sie an.

„Keine Ahnung, vielleicht so etwas wie ‚Ich bin mir selbst noch nicht sicher‘ oder einfach nur ‚Lucy, mach dir kein Kopf draus, mir geht es genauso‘“, sagte sie, während sie die Vorstellungen über Natsus mögliche Diktion nachäffte.
 

„Das klingt so, als würdest du mich wirklich lieben.“ Seine Stimme wirkte plötzlich ruhiger und fester.

Für einen kurzen Moment verstummte Lucy, da sie auf die Schnelle nicht mehr wusste, was sie darauf erwidern sollte.

Seine Worte brachten sie ungewollt zum Nachdenken.
 

Liebt sie ihn? Diese Frage kann sie nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beantworten. Doch, was bedeutet Liebe eigentlich? Wie kann man diesen zum einen doch so einfachen Begriff, der zum anderen jedoch äußerst kompliziert und subjektiv ist, definieren?

Gibt es überhaupt für ein subjektives Wort eine konkrete Definition?

Nein, absolut nicht, das wusste sie.

Denn, es ist für jeden individuell - auch für sie.
 

Als Natsu schwer seufzte, wurde sie aus ihren Gedanken geworfen und in die Realität zurück befördert.

Stirnrunzelnd schaute sie ihn an. „Was ist?“

Er drehte sich von ihr weg und seufzte erneut, als er zur Rede ansetzte: „Du liebst mich also wirklich.“

Dieses Mal klang es wie eine nicht erwartende Tatsache, die Natsu am liebsten wieder vergessen wollte.

„Ja, du hast recht“, artikulierte sie mit fester Stimme, „Aber ich weiß nicht auf welche Weise.“

„So, wie du dich verhältst, ist es klar.“

„Und wie verhalte ich mich denn?“

Natsu schien kurz zu überlegen, wie er die Konversation fortführen könnte.

„Distanziert und schüchtern“, sagte er langsam und drehte sich zu ihr um.

Auch wenn seine Augen mit vollem Ernst auf ihr ruhten, so konnte sie leichte Unsicherheit in seiner Stimme hören.
 

„Und?“, hackte sie nach, ihr war nicht klar, worauf er hinaus wollte, „Das bedeutet?“

„Wir sind beste Freunde, Luce. Wir sollten ehrlich zueinander sein und offen miteinander umgehen können.“ Dabei trat er einen Schritt auf sie zu.

„So ist es doch.“ Lucy im Gegensatz wich einen Schritt zurück. Sie war verletzt und fühlte sich absolut hintergangen. Es klang so, als würde Natsu sie nicht als seine beste Freundin ansehen. Was war sie dann für Natsu? Was dachte er über sie?

„Es war früher so“, meinte er, ein wenig zu gefühlskalt ihrer Meinung nach. Verletzt und wütend zugleich blickte sie in seine schwarzen Augen.

„Und es ist immer noch so.“

„Nein.“

„Aha, und nur weil ich mich so verhalte, sind wir keine besten Freunde, oder wie sollte ich das denn bitteschön verstehen?!“
 

Mittlerweile hatte der Mond seinen Höhepunkt erreicht, doch die beiden wollten ihre Konversation nicht unterbrechen. Lucys Geburtstag nahm ein Ende, im negativen Sinne.

„So habe ich es doch nicht gemeint...“, meinte er kleinlaut und drehte seinen Kopf zur Seite.

„Tut mir Leid, dass ich dumm bin“, schnaubte sie beleidigt und stemmte ihre Fäuste in die Hüfte.

„Lucy“ - verletzt blickte sie ihn an, denn normalerweise nannte er sie beim Spitznamen, da er ihn leichter merken konnte - „Lenk jetzt nicht vom Thema ab. Was ich eigentlich sagen will, ist, so wie du dich in den letzten Tagen verhalten hast, liebst du mich.“

„Weil ich mich distanziert und schüchtern verhalte?“ Irritiert zog sie eine Augenbraue in die Höhe.

Als Antwort nickte er nur, erwiderte allerdings nichts mehr.

„Nein, das glaube ich nicht“, meinte sie und schüttelte verzweifelt ihren Kopf. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck schaute sie ihm tief in die Augen und fragte: „Was genau verstehst du unter Liebe?“

Der Angesprochene versuchte ihren Blicken auszuweichen, doch dies misslang ihm. Etwas grob hatte sie ihre Hand auf seine Wange gelegt und forderte ihn dazu auf, den Blickkontakt nicht zu unterbrechen.
 

„Wenn dir jemand so viel bedeutet, dass du alles für sie machen würdest und dass du willst, dass diese Person glücklich ist“, äußerte er sich.

In seinen Worten lag pure Ehrlichkeit, die er mit Bedacht gewählt hatte.

Umso mehr war Lucy im Nachhinein geschockt, als sie dem Klang seiner Stimme lauschte. Denn es wirkte so, als würde er das Gefühl kennen, als würde er schon jemanden haben, den er liebte. Es war also kein freier Platz mehr für Lucy.

Langsam ließ sie ihre Hand wieder sinken.

„Und was denkst du von der Liebe?“

Sie hatte seine Worte gehört, doch war sie nicht wirklich im Stande gewesen, diese in sich auf zu nehmen und deren Bedeutung zu verstehen.

Verletzte Tränen stiegen in ihre braunen Augen, die unbewusst ihre Wange hinab kullerte.
 

„Was denkst du von der Liebe?“, hatte er nochmals vorsichtig nachgefragt.

Ihre Tränen ignorierte er zwar nicht, jedoch machte er keine Anstalten, sie anzufassen.

Zögernd realisierte sie die Frage und wusste auf Anhieb keine Antwort.
 

Denn, was ist für sie Liebe? Was für eine Bedeutung steckt dahinter? Wie genau wird ihr Leben davon beeinflusst? Und was hat es mit Natsu auf sich? Wieso wird sie immer so emotional? Liebt sie ihn wirklich?

Fragen über Fragen, auf die sie keine Antwort kennt. Doch eins weiß sie nun: sie fühlt sich verletzt und betrogen, dass Natsu sie niemals wählen würde. Dass er sie nur als seine beste Freundin liebt.

Sie fühlt Eifersucht, Verzweiflung und Wut. Und doch weiß sie nicht, was sie dagegen unternehmen soll, wie sie dies ändern soll.
 

„Liebe ist für mich wertvoll. Liebe kann sehr weh tun, und doch ist sie das schönste und intensivste Gefühl von allen“, formulierte sie ihre Sätze langsam und jedes Wort betonend.
 

Eine unangenehme Lautlosigkeit brach ein und umgab die beiden wie ein verschleierndes Gefängnis.

Keiner von ihnen wusste im Moment, wie sie mit dem Gegenüber umgehen sollte. Jedes weitere Wort, das ihre Münder verließ, könnte den anderen verletzen und dies war für den heutigen Tag schon genug.

Mehrmals hatte Lucy versucht, einen Satz anzufangen, um die unerträgliche Stille zu durchbrechen, doch verlor im Nachhinein immer den Mut. Während Natsu nur regungslos da stand und keine Anstalten machte, sich in irgendeiner Art und Weise zu bewegen oder einen Anzeichen zu geben, dass er geistlich noch da war.
 

„Also...“, fing Lucy an zu reden, hielt allerdings sofort inne, so, als würde sie im Kopf nochmals durchgehen wollen, wie sie den nächsten Satz formulieren könnte.

„Komm wir gehen“, sagte er so plötzlich, dass Lucy kurz zusammenfuhr, da sie es nicht erwartet hatte, „Ich bring dich noch nach Hause.“

Dabei versuchte er instinktiv ihren Blicken auszuweichen.

Keines Falls wollte Lucy ihm in dem Moment widersprechen, es war schon so zwischen ihnen ziemlich angespannt. So nickte sie nur monoton und folgte ihm.
 

Schweigend liefen sie nebeneinander her.

Natsus Arme waren hinter seinem Kopf verschränkt, während er mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck zum schönen, aber einsamen Nachthimmel hinauf blickte. Klar und hell konnte man die Sterne erkennen. Sie spiegelten die Gefühle der Blondhaarigen wider - Einsamkeit. Auch wenn sie zahlreich vorzufinden waren, so empfand Lucy ein Gefühl von Verletzlichkeit und Isolation.

Und die Sterne lügen nie.
 

Der Weg nach Hause kam Lucy wie eine Ewigkeit vor, so war sie nun ziemlich erleichtert, als sie ihr Haus in Sichtweite erkennen konnte. Keine weitere Sekunde hielt sie es in der unerträglichen Stille aus, dies machte sie nervös.

Vor der Tür angekommen ging sie voraus, blieb allerdings vor Natsu stehen und drehte sich um. Ihre Gesichtszüge waren leer, keine Emotionen spiegelten sich darin wider - denn dafür war sie viel zu verletzt.

„Gute Nacht“, sagte sie nur.

Eigentlich wollte sie schreien. Schreien, dass das nicht Wirklichkeit war. Weinen, dass dies nicht so enden durfte. Doch konnte sie ihre Gefühle nicht ausdrücken.

Es quälte sie, in ihrer Brust zog es schmerzhaft zusammen und jede Faser ihres Körpers fing an, unaufhörlich zu beben.
 

Wie konnte es denn nur dazu kommen? Vor paar Stunden waren sie noch unzertrennlich, sie hatten sich verstanden und viel Spaß miteinander gehabt. Natsu war ihr wichtig, er war ein wichtiger Teil ihres Lebens. Sie war ebenfalls für ihn wichtig. Doch nun fühlte sie nichts dergleichen.

Verlassenheit und Einsamkeit - diese Gefühle brodelte in ihrem Inneren und drohte zu explodieren.

Denn es wirkte so, als würde Natsu sie nicht mehr beachten, nicht mehr als seine Luce beachten. Zwar waren sie immer noch Freunde, doch würden sie sich mit Sicherheit nicht mehr so ansehen können, wie es früher mal war.

Seine Gesichtszüge waren ausdruckslos und emotionslos - und genau so waren auch seine letzten Worte, bevor er ging.
 

„Gute Nacht, Lucy.“

Wie jetzt... Freundschaft beendet?


 

„Gute Nach, Lucy.“
 

„Er hat was?!“, stieß Levy heraus, als Lucy ihr in der Schule, kurz vor der ersten Stunde, den Ablauf des gestrigen Tages bis ins kleinste Detail erzählte.

Die Blonde beschloss darauf nichts zu antworten, sondern als Bestätigung ein kleines Nicken zu erwidern.

Das dumpfe Gefühl in ihrer Magengegen war noch nicht vollends verschwunden. Sie fühlte immer noch, wie sich der Verrat und die Enttäuschung in ihr aufstauten und zu explodieren drohten.

„Och, Lu-chan!“, rief Levy und im nächsten Augenblick hatte sie Lucy in eine tröstende Umarmung gezogen.

Dadurch zogen sie einige skeptische Blicke auf sich, die sie allerdings ignorierten.
 

Plötzlich ging die Tür auf und alle Anwesenden horchten auf. Jedoch beschlich sie das Gefühl von Erleichterung, als nur Natsu grinsend in der Tür stand.

„Morgen alle zusammen!“, rief er in die Klasse hinein.

Lächelnd ließ er seinen Blick durch die Menge der Schüler schweifen, bis er an Lucy hängen blieb. Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu zögern, setzte er wieder dieses typische Natsu-Grinsen auf die Lippen, so als wäre gestern nichts zwischen ihnen passiert.

Anschließend lief er zu seinem Platz und ließ sich auf dem Stuhl nieder.

Unbewusst blickte sie ihm hinterher, so, als wäre Natsu ihr Herrchen und sie das kleine Hündchen, das von ihm verlassen wurde.
 

„Wieso tut er so, als wäre nichts passiert?!“, flüsterte Levy und regte sich ein wenig darüber auf.

Genau das hatte Lucy im ersten Moment auch gedacht, und doch beschlich ihr ein Gefühl, dass alles doch nicht so wie früher war.

Es lag nicht nur daran, dass Lucy endlich ihre Gefühle für Natsu realisiert hatte, auch so war zwischen ihnen nichts mehr so wie früher.

Er hat mich nicht direkt begrüßt..., schoss es ihr durch den Kopf. Traurig über diese Tatsache senkte sie ihr Haupt.
 

Gleich darauf ging erneut die Tür auf und ihr Lehrer Gildartz betrat den Raum. In der nächsten Sekunde hatten sich die Schüler auf ihre Plätze gesetzt und eine Stille umgab den Saal.

Die Autoritätsperson ließ seine Augen kurz durch die Klasse schweifen, bevor er zu einer Rede ansetzte.

„Alle anwesend. Beginnen wir auch gleich mit dem Unterricht, japanische Geschichte.“
 

Lucy stützte sich am Tisch ab und lauschte den Worten ihres Lehrers. Allerdings fand sie ihre Konzentration nicht, denn immer wieder bahnte sich Natsu in ihren Gedanken vor.

Schließlich ertappte sie sich selbst, wie sie ihm heimlich einen Blick nach hinten warf. Normalerweise würde ihr ‚bester‘ Freund sofort darauf reagieren, wenn er nicht am Pennen war, doch nun erblickte sie einen Natsu, der dem Unterricht folgte und ihren Blick zu ignorieren schien.
 

Traurig und doch überrascht blickte Lucy ihn skeptisch an. Sie hatte es kapiert. Er war nicht länger mehr Natsu. Nicht mehr ihr Natsu.
 

~*~
 

Nach der Schule gingen Lucy und Levy in ein Café, denn Lucy brauchte nun unbedingt eine Ablenkung.

Während des ganzen Schultages war sie Natsu aus dem Weg gegangen. In der Mittagspause hatte sie etwas mit Levy gemacht und hatte ihn vollends ignoriert, wenn sie sich auf dem Flur begegnet hatten. Trotz des Streits zwischen den beiden, hatte Natsu sich ganz normal verhalten. Lachend hatte er sich mit Gray unterhalten, zu gern würde sie wissen, über was sie geredet hatten.
 

Instinktiv hoffte sie allerdings, dass sie sich mit Natsu versöhnen würde. Sie vermisste ihn nämlich jetzt schon sehr...
 

Lucy seufzte und gewann so Levys Aufmerksamkeit.

„Kopf hoch, Lu-Chan!“, versuchte sie ihre Freundin aufzumuntern, „Du kennst doch Natsu. Nach ein paar Tagen hat er es sowieso wieder vergessen und alles ist wieder normal.“

Bei dem Gedanke musste sie leicht schmunzeln. Einerseits hatte Levy sogar recht, da ihre Konflikte immer so geendet hatten, indem Natsu es einfach ausgeblendet hatte. Andererseits beschlich sich in ihr ein Gefühl, dass es diesmal anders sein würde.
 

„Ich weiß nicht so recht...“, nuschelte sie schon so leise, dass Levy Schwierigkeiten hatte, die Wörter zu verstehen.

Erneut seufzte die Blonde tief, bevor sie einen großen Schluck ihres Kaffees nahm. Sie spürte die Wärme des Getränks ihre Kehle hinunterfließen, welches sich in ihrem Magen verbreitete. Dieses Gefühl tat ihr im Moment ziemlich gut.
 

„Lu-Chan?“, sagte Levy plötzlich.

Die Blauhaarige bemerkte den traurigen Blick ihrer Freundin, der so ganz und gar nicht zu ihr passte.

Lächelnd legte sie familiär ihre Hand auf ihre Schulter, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war. Lucy hatte zwar Natsu als Freund verloren, doch hatte sie immer noch Levy.

Anschließend wurde sie in eine sanfte Umarmung hineingezogen.

„Ich bin für dich da“, wisperte sie in ihr Ohr.

„Danke, Levy…“, meinte Lucy ehrlich, „Ich weiß echt nicht, was ich jetzt nur ohne dich wäre!“

Sie löste die Umarmung auf und schenkte ihrer Freundin ein ehrliches Lächeln.
 

In dem Moment ertönte die Klingel des Ladens, um zu signalisieren, dass ein weiterer Gast das Lokal betreten hatte.

Als sie ihren Blick zur Tür schweifen ließ, stockte ihr der Atem. Unwillkürlich biss sie sich krampfhaft auf ihre weichen Lippen, den Schmerz ignorierte sie allerdings, denn dieser hielt sich eher im Bereich ihres Herzens auf.

Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, um das unaufhörliche Zittern ein wenig zu mildern.

Lucy traute ihren Augen kaum. Sie würde an Ort und Stelle sofort anfangen los zu weinen.

Nein, das darf nicht wahr sein… Ich glaube das nicht…
 

„Ist das etwa Natsu mit Lisanna?“, fragte Levy erstaunt und geschockt zugleich.

Ihre Freundin hatte ihre Gedanken ausgesprochen, zu dem sie nie hätte fähig sein können.

Viele Gefühle brachte der Blonde aus dem Konzept. Sie fühlte zum einen Verrat und Enttäuschung, denn Lisanna war ihre Freundin… gewesen. Auch wenn Lucy nie mit ihr über ihre wahren Gefühle unterhalten hatte, so fand sie es nicht gerecht, sich als Freundin an den Typen ranzumachen, den sie mochte, oder sogar liebte. Denn so würde sich eine Freundin nie verhalten.

Aber auch Wut staute sich in ihrem Inneren auf. Sie war sowohl wütend auf Lisanna und Natsu, allerdings auch sauer auf sich selbst. Wütend auf die Tatsache, dass sie dachte, Natsu würde sie lieben. Lucy hatte ihre Freundschaft aufs Spiel gesetzt, nur um Natsu ihre Gefühle zu offenbaren.
 

„Lu-Chan, reg dich bitte nicht auf.“ Levy legte ihre Hand auf Lucys, um sie ein wenig zu beruhigen.

„Nicht aufregen?“, quiekte sie aufgebracht.

Wie konnte der Anblick sie nicht auf hundertachtzig Grad bringen. Als Highlight dazu hatte Natsu die Hand Lisannas gehalten!

Die Blonde knirschte mit den Zähnen, denn sie fühlte nun nicht mehr nur die brodelnde Wut, sondern auch die schreckliche Eifersucht.

„Tu bitte nichts Unüberlegtes!“, meinte Levy und griff nun ihr Handgelenk, um sie am Tisch festzuhalten. Immerhin wollte sie das Schlimmste verhindern.
 

„Was denn?“, giftete sie ihre Freundin an, auch wenn sie das nicht wollte. Doch sie konnte ihren Körper nicht mehr kontrollieren, er handelte unüberlegt und gegen ihren Willen. „Denkst du wirklich, dass ich jetzt aufstehen, zu Lisanna gehen und ihr an den Kopf werfen werde, was für eine verlogene Schlange sie ist?“

„Wenn ich ehrlich bin… ja!“, sagte sie mit fester Stimme.

„Da hast du recht“, artikulierte Lucy zum Schluss, ziemlich entschlossen, bevor sie sich von Levys Griff befreite und aufstand.

Mit schnellen Schritten ging sie auf die beiden zu, die sich mittlerweile an einen Tisch gesetzt hatten. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt.
 

„Lucy?“, hörte sie Natsus Stimme, doch diese nahm sie nicht wirklich wahr. Seine Begleitung bemerkte die Blonde ebenfalls und stand auf, um ihre Freundin in eine herzliche Umarmung zu ziehen.

„Lu-“, wollte sie erfreut ansetzen.

„Lisanna!“ Lucy hatte sie unterbrochen, sie hörte sich ziemlich sauer an.

Zum einen irritiert und zum anderen ein wenig verängstigt durch die unerwartete Wut Lucys, blickte sie in ihre braunen Augen.
 

„Halt warte!“, wollte Natsu dazwischen gehen, denn er erwartete schon mit dem Schlimmsten.

Doch sein Handeln war zu langsam, denn Lucy hatte mit ihrer Hand schon ausgeholt.

„Du verlogene Schlange!“

Ein lauter Knall war zu hören. Das ganze Lokal verstummte sich plötzlich und beobachtete das Spektakel.

Erschrocken fasste sich Lisanna an ihre pochende Wange, die von dem gewaltigen Schlag glühte. Sie konnte nicht reagieren, geschweige denn denken. Immerhin verstand sie die Welt nicht mehr. Ihre Freundin hatte sie geohrfeigt.
 

„Lucy!“, ertönte erneut Natsus Stimme.

Dieses Mal wurde die Angesprochene hellhörig und blickte in seine verärgerten schwarzen Augen.
 

„Wir sind fertig miteinander.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich glaub, nach diesem Kapitel werden mich viele hassen... xD Ich hasse mich selbst dafür :D
An dieser Stelle möchte ich mich noch für die vielen Favos bedanken!<3 Es hat mich wirklich gefreut :))

Und ich hoffe, euch hat dieses Kapitel nichtsdestotrotz gefallen! :D

Liebes Grüßchen. :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  fahnm
2015-01-14T22:48:20+00:00 14.01.2015 23:48
Klasse Story.
Von:  Carameldream
2014-07-19T22:24:19+00:00 20.07.2014 00:24
Die FF gefällt mir wirklich sehr. Die Idee ist sehr originell und da es mich gerade zu AU-Geschichten zieht, gefällt es mir besonders. Ich Five den gewählten Einstieg wirklich gelungen. Es versetzt einen gleich ins Geschehen und man erfährt sofort von der sich aufbauenden Problematik, die in den nächsten Kapitel auch weiter gesponnen wird von dir.
Zunächst war ich enttäuscht darüber, dass Natsu scheinbar keine romantischen Gefühle für Lucy zu hegen scheint, es bei ihr aber anders aussieht, da sie von seinen Worten eindeutig verletzt wurde. Dafür könnte man ihn echt verfluchen, da er ihr wirklich Hoffnungen gebracht hat durch seine Gesten.
Ich vermute mal, dass zu Natsu noch etwas herauskommen wird in den nächsten Kapitel, aber bis dahin bleibe ich gespannt.
Dein Schreibstil hat mir wirklich sehr gefallen. Es regt einen zum weiterlesen an und ermöglich es auch, sich besser in die Charaktere hineinzuversetzen. Du gestaltest deine Sprache bedacht und mir ist bisher kein einziges überflüssiges Wort aufgefallen.

LG Caramel~
Von:  Glo-chan
2014-06-27T15:26:11+00:00 27.06.2014 17:26
Arme Lucy ._.
Von:  Glo-chan
2014-06-27T15:14:01+00:00 27.06.2014 17:14
Boooah ist das süüüß!! Ich liebe sowas :3
Von:  Glo-chan
2014-06-27T14:57:00+00:00 27.06.2014 16:57
Ich ahne schon etwas :3
Das Kapi war iwie süüß *-*
Von:  fahnm
2014-05-14T20:41:06+00:00 14.05.2014 22:41
Oh Mann hoffentlich bessert sich das wieder zwischen den beiden.
Von:  Luna_love
2014-05-13T18:04:49+00:00 13.05.2014 20:04
Tolles Kapitel. Ich liebe deine Schreibweise. Bitte mach schnell weiter
^-^

Von:  fahnm
2014-04-06T22:31:10+00:00 07.04.2014 00:31
Oh Natsu ist wirklich ein Blödkopf.
*den kopf schüttelt*
Arme Lucy.
Bin schon gespannt wie es weiter gehen wird.
Von:  Luna_love
2014-04-06T11:00:37+00:00 06.04.2014 13:00
Total toll! Aber Lucy tut mir auch richtig Leid! Die Arme!!
Bitte schreib so schnell wie es geht weiter!Ja?
Von:  Mia-sama
2014-04-05T11:48:20+00:00 05.04.2014 13:48
Natsu du blöd Mann verstehst du es nicht das Lucy in dich verliebt ist.



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