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Leuchtende Blumen

von
Koautor:  Erenya

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Leuchtende Blumen

„Aber, Euer Majestät!“

Entsetzen machte sich beim Hexenrat breit, als die Königin vor ihnen stand und den weisesten Hexen der Hexenwelt einen Vorschlag unterbreitet hatte, über den es nun abzustimmen galt.

Ein Tuscheln ging durch den Rat, was der Königin verriet, dass es wie gewohnt sowohl negative als auch positiv gesinnte Hexen gab.

„Bedenkt, dass sie viel für uns getan haben. Und diese Junghexen haben ihren Dienst noch lange nicht beendet.“

In einer magischen Kugel ließ die weiße Königin mit dem blonden Haar und grauen Schleier, die Gesichter von vier Mädchen erscheinen, die in einem Blumenladen Kunden bediente und hin und wieder zum Baum des Lebens liefen, um sich dort um ihr anvertrautes Baby zu kümmern. Sie hatten schon immer ein Auge auf die Mädchen, denn schließlich war das Baby selbst von magischer Natur.

„Aber nicht einmal voll ausgebildeten Hexen ist diese Ehre zuteil geworden. Warum sollten wir sie Menschen zuteil werden lassen?“

Ein Raunen ging erneut im Rat umher.

„Schon, dass sie dieses Hexenbaby aufziehen dürfen, ist zu viel für einfache Menschen!“

„Aber sie haben selbstlos alle verfluchten Objekte gefunden. Ebenso haben sie bisher gute Arbeit mit Hannas Erziehung geleistet.“

Deutlich hörte die Königin die Pro und Kontra Diskussion des Rates. Sie verstand die Bedenken ihrer Schwestern, schließlich waren sie so lange Zeit von der Menschenwelt abgeschottet gewesen, hatten in den Schatten gelebt und litten nach ihrer Entdeckung unter dem Fluch der letzten Königin.

„Diese Mädchen sind Weißherzehexen. Selbst in unseren Reihen sind Hexen mit so reinem Herzen selten geworden. Sie haben als Menschen zurückgeholt, wozu wir nicht fähig waren. Und sie kümmern sich auf eine Weise um Hanna, auf die es keine von uns gekonnt hätte. Warum sollten wir ihnen dann nicht diese Ehre zuteil werden lassen und damit erneut die Bindung zwischen Menschen und Hexen stärken?“

Schweigen machte sich in dem finsteren Raum mit den zwölf Lichtkegeln breit.

Gut überdachten sie ihre Entscheidung und schließlich, auf einen Handwink der Königin hin, taten sie diese kund.
 

„Wuähh!“

Panik ergriff Doremi als Hannas Schreie durch Laden drangen. Sie hörte bereits heraus, dass sie weder hungrig war, noch in die Windel gemacht hatte.

„Sophie, kümmere dich bitte um die Kunden!“

Schnell überließ Doremi ihrer sportlichen Freundin das Feld und lief hinter zum Baum des Lebens.

Sie, als Hannas Mutter, spürte ganz deutlich, dass etwas mit ihrer Kleinen nicht stimmte.

„Hanna, was ist denn los?“

Vorsichtig hob sie das Baby auf ihre Arme und wiegte es sanft, während sie versuchte, eine Ursache für ihr Schreien zu finden. Bis eben hatte sie immerhin geschlafen.

„Shh... Alles ist gut“, wisperte sie dem Baby zu, woraufhin sie sich beruhigte.

Vielleicht, so dachte Doremi, hatte Hanna einfach nur einen schlechten Traum. Sie wollte deswegen noch etwas bei ihr bleiben, so wie es ihre Mutter getan hatte, wenn sie schlecht geträumt hatte.

„Ihr habt sie wirklich verweichlicht erzogen. Sie weint schon bei dem kleinsten Windhauch und so etwas soll unsere zukünftige Königin sein?“

Verwundert sah Doremi zum dicken Ast des Baumes auf, auf dem eine schwarz gekleidete Elfe saß,

neben der eindeutig Hannas Schnuller lag.

„Wer bist du?“

Prüfend hatte Doremi erst in Hannas Körbchen nachgesehen, ob ihr Schnuller dort lag, doch als sie diesen dort nicht sah, ahnte sie, wieso.

„Ich bin Noro. Und ich bin hier, um mir die Eltern Hannas und das Kind selbst anzusehen. So wie es mir scheint, habt ihr versagt.“

Ein breites Grinsen zierte das Gesicht der Elfe, die scheinbar einen Heidenspaß daran hatte, Doremi zu ärgern.

Die Bäckchen des Mädchens mit dem Reisbällchen-Haar bliesen sich wie kleine Ballons auf, was die Elfe noch mehr zu lachen brachte, denn ihr Anblick war einfach zu witzig.

„Wenn ihr den hier wieder haben wollt, müsst ihr mich fragen!“

Demonstrativ hob Noro den Schnuller an und erhob sich in die Lüfte, sodass auch Hanna ihn sehen konnte.

Tränen füllten die Augen des Babys, immerhin war das ihr Lieblingsschnuller mit dem sie am besten schlafen konnte. Und gerade jetzt war sie so müde, doch ohne Schnuller wollte sie nicht schlafen.

„Hey! Warte! Gib Hanna ihren Schnuller zurück!“

Doremi wusste, dass Hanna ihren Schnuller brauchte, weswegen sie sofort hinter Noro herlief und versuchte, sie zu fangen.

Die Elfe hatte dieselbe Statur wie Lala, weswegen Doremi wusste, dass die zierliche Elfe nicht weit kommen würde. Immerhin wog auch der Schnuller ein paar Gramm, die sich für sie wie ein paar Kilo anfühlen mussten.
 

Summend gossen Emelie und Nicole die Blumen im Garten. Auch wenn die Temperaturen etwas gesunken waren, gab es doch ein paar Blumen, die sich entgegen aller schlechter Witterung ihre Pracht erkämpften.

„Warte!“

Verwundert sahen der Jungstar und Emelie hinter sich, wo Doremi aus dem kleinen Treibhaus gelaufen kam. Sie sahen auch die Elfe, die in die Richtung zum Tor zu Hexenwelt flog. Ebenso erkannten sie, dass diese Elfe etwas in den Händen hielt, was sie nur zu gut kannten.

„Ist das nicht eine Elfe?“, fragte Emelie verwundert und sah zu Nicole, die ihre Verwunderung teilte.

„Und hat sie da nicht Hannas Schnuller bei sich?“

Erneut sah Nicole zu der Elfe, die den Schnuller mühsam weiter auf das Tor zur Hexenwelt zutrug.

„Emelie, Nicole! Haltet sie auf!“

Erst durch Doremis Ruf wurde den beiden bewusst, dass etwas an der Szene nicht stimmte. Sofort ließen sie alles stehen und liegen, um der Elfe nachzulaufen. Sie durfte nicht das Tor durchschreiten, zumindest nicht mit Hannas Schnuller.
 

Erleichtert seufzte Sophie auf, als die letzte Kundin den Laden verlassen hatte und sie diesen endlich abschließen konnte. Aus dem Garten hörte man bis in den Laden die Geräusche, die einem Kampf glichen. Was auch immer dort vor sich ging, die Mädchen hatten Probleme.

Sofort lief Sophie in den Garten und sah ihre Freundinnen, die zwischen zerdepperten Blumentöpfen und verstreutem Dünger lagen.

„Was habt ihr hier gemacht?“

Fragend sah Sophie zu den Mädchen, die sich stöhnend aus den Scherben gruben.

„Wo ist sie?“

Verwundert darüber, dass sie eine Gegenfrage auf ihre Frage bekam, sah sie zu Doremi, die sich, kaum dass sie sich vom Dünger befreit hatte, hektisch umsah.

„Wo ist wer?“

Es war eindeutig, dass Doremi nach jemandem suchte, die Frage war nur, nach wem und vor allem warum? Da sie selbst die Antwort nicht sehen konnte, musste sie also darauf hoffen, dass ihre Freundinnen erzählten, was hier los war.

Doch ihre Hoffnung war mehr als vergebens. Denn die drei Mädchen hatten sich aufgerappelt und suchten nach der von Doremi erwähnten „Sie“.

„Das Tor zur Hexenwelt! Sie ist sicher dort!“

Ohne groß nachzudenken, schlüpfte Doremi in ihr Hexendress und rief ihren Besen.

„Warte, Doremi! Wir können noch nicht durch das Tor!“

Panisch ergriffen Emelie, Nicole und Sophie ihre Freundin, die drauf und dran war, sich eine feuchte Abkühlung, bei ihrem Glück auch noch eine dicke Erkältung, zu holen.

Schließlich sollte selbst Doremi wissen, dass sie nur Abends das Tor öffnen konnten.
 

Die Zeit war schleichend voran gegangen, sodass Doremi erleichtert war, als die Uhr Mitternacht zeigte. Hanna hatte die ganze Zeit nicht geschlafen, was fast schon verständlich war, da ihr der Schnuller fehlte. Sie wollte nur diesen einen, keinen anderen und Doremi wollte ihn ihr zurückholen. Das war ihre Aufgabe, als Hannas Mutter.

„Und du kommst wirklich klar, Majorka?“

Besorgt sah Emelie zu dem grünen Hexenfrosch, der gähnend nickte.

„Hört auf, so dumme Fragen zu stellen und geht endlich. Ich möchte heute noch schlafen.“

Mit ihrer gewohnt ruppigen Art machte Majorka klar, dass sie sich um Hanna kümmern würde. Zumal sie das sowieso um diese Zeit gewohnt tat.

„Geht endlich! Und kommt nicht ohne ihren Schnuller wieder!“

Behände schwangen sich die Hexen auf ihre Besen und flogen auf das Tor zu, das sich wenige Sekunden später öffnete und den Mädchen Einlass gewährte.

Ohne zu zögern, flogen sie hindurch und erblickten die bunte, vertraute Landschaft der Hexenwelt.

Wie so oft glaubte Doremi, dass die Bewohner dieser Welt so etwas wie Nacht nicht kannten. Doch darüber konnte sie sich ein anderes Mal Gedanken machen.

„Wie sollen wir die Elfe nur finden?“, fragte Nicole und sah sich um.

Es war in der Tat fraglich, wie sie die Diebin finden sollten, oder ob eine der ihnen bekannten Hexen sie kannte.

„Wie wäre es, wenn ihr die Augen aufmacht. Ich bin hier.“

Ein Blick nach unten, dahin wo die Stimme herkam, zeigte den vieren die Elfe, die mit dem Schnuller im Arm über dem Boden schwebte.

„Fangt mich!“

Sofort gab die Elfe Fersengeld und flog entgegen eine Richtung Hexenwelt, welche die vier noch nie erkundet hatten.
 

Immer wieder, wenn Doremi und die anderen die Elfe aus den Augen verloren hatten, lenkten ihre Rufe sie wieder auf die richtige Spur. Die Mädchen bemerkten nicht, wie das kleine Wesen sie in den dunkelsten Winkel der Hexenwelt lockte. Erst, als die Dunkelheit sie einhüllte und auch die Elfe endgültig aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, bemerkten sie es.

„Wo sind wir? Mädchen?“

Hektisch sah sich Doremi um. Sie sah nicht einmal ihre Freunde, von denen sie wusste, dass sie dicht hinter ihr waren.

„Wo bist du, Doremi? Ich kann nur deine Stimme hören.“

Das war eindeutig Sophies Stimme, die durch die Leere der Dunkelheit echote.

„Ich kann euch auch nicht sehen... Ist Nicole bei euch?“

Eindeutig Emelie. Ihre Stimme war etwas ängstlich, was nur zu deutlich signalisierte, dass auch die niemanden sah.

„Ganz ruhig, ich bin ganz in eurer Nähe, auch wenn ich euch nicht sehe. Wir sollten uns lieber fragen wie wir die Elfe finden und das wieder hier raus kommen. Ich habe morgen ein Fotoshooting, das ich nicht verpassen darf.“

Ja, das war Nicole. Immerhin waren sie beisammen, auch wenn sie sich nicht sehen konnten. Jetzt mussten sie nur noch diese Dunkelheit beseitigen.

Sich ihrer Sachen vollkommen sicher, hatte Doremi ihr Pikordeon hervor. Für diesen Zauber würde es noch reichen. Zumindest hoffte sie das.

„Pirikala Pupo-“

Gerade als sie ihren Zauber aussprechen wollte, leuchtete ein Licht unter ihr auf, was sie inne halten ließ.

Dank der Dunkelheit erkannte sie sehr gut, dass dieses Licht, das sich schlagartig vermehrte, die Form einer Blume hatte. Und mit jedem Licht, oder besser mit jeder Blume die erblühte, wich die Dunkelheit und Doremi erkannte schon bald ihre Freundinnen wieder.

„Wow, das ist wunderschön. Aber was sind das für Blumen?“, fragte Emelie staunend.

Da sie die Klügste unter ihnen war, konnte sie sich die anderen denken, dass diese Blumen sicher nicht in ihrer Welt existierten.

„Das, ihr Junghexen, sind magische Leuchtblumen. Sie blühen aller paar tausend Jahre und nur auserwählten Hexen ist es gestattet, sie zu sehen. Und in diesem Jahrtausend hat die Königin entschieden, dass euch diese Ehre zuteil wird.“

Langsam, weil sie immer noch Hannas Schnuller in den Händen hielt, flog Noro zu Doremi, die die Elfe nur verwundert ansah.

„Hier, bringt ihn der kleinen Hanna zurück. Ich brauchte ihn nur um euch, wie befohlen, hier herzulocken. Es tut mir Leid, dass ich euch so in Trab gehalten habe.“

Entschuldigend lächelte die Elfe die vier Junghexen an, die nun verstanden, dass Methode hinter all der Provokation gesteckt hatte.

Mit einem Mal, war all die Wut auf die Elfe gewichen, dank dem Licht, dass nun alles überstrahlte.

„Dürfen wir eine pflücken?“

Fasziniert von der Schönheit, besann sich Doremi darauf, dass sie Hanna nicht dabei hatten und sie so diese Blumen nicht sehen konnte. Doch sie hätte ihr diese zu gerne gezeigt.

„Deela wird euch bald eine bringen, die die Königin extra für euch eintopfen ließ.“

Vorsichtig ließ Noro den Schnuller in ihre Hände fallen. Diese Geste unterstrich nur ihre Worte, sodass im Schein der Leuchtblumen auch der letzte Funken Wut vergessen wurde.



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