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Leuchtende Schatten

von

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Der Versuch

Sebastian
 


 

Nachdem ich Ciel im Bordell abgeliefert habe, habe ich mich mit einer ziemlich fadenscheinigen Ausrede bei Madame Red dafür entschuldigt, dass ich leider noch einen weiteren Termin habe, den ich einhalten muss.

Ihr enttäuschtes Gesicht hat mich beinahe zum Lachen gereizt. Es macht Spaß mit ihren Gefühlen zu spielen und als ich dann zu Fuß im Bordell nebenan bei Madame Sam* verschwunden bin, konnte ich den scharfen gequälten Aufschrei ihrer Seele fast körperlich spüren.
 

Ich habe keinen Termin bei Madame Sam, aber ich kenne sie noch von früher und als ich festgestellt habe, dass das Bordell nebenan ihr gehört, habe ich spontan beschlossen, sie auf eine Tasse Tee zu besuchen, und mit ihr über das Geschäft zu plaudern, was Madame Red natürlich nicht wissen kann.
 

Später am Abend ziehe ich mich dann in meine eigene Welt zurück. Nicht, dass ich mich dort nicht langweilen würde, aber in meinen eigenen vier Wänden lässt sich die Zeit bis zu meinem nächsten Treffen mit Ciel doch leichter und vor allem schneller verbringen.

Außerdem zehrt der menschliche Körper an meinen Nerven, in den ich gezwungen bin mich in der Menschenwelt zu hüllen. Diese ganzen niederen Gelüste und Bedürfnisse sind so müßig und anstrengend. Da ziehe ich es doch vor, malwieder etwas Zeit in meiner Heimat zu verbringen, wo ich das alles ablegen, und einfach nur davon träumen kann, welches Festmahl mich erwartet, wenn ich Ciel irgendwann da habe, wo ich ihn haben will.
 

Kurz hatte ich in Erwägung gezogen, Ciels Wunsch nach Hilfe zur Beseitigung seiner Ängste, in einen Vertrag zu packen, aber der Junge ist nicht dumm.

Er vertraut mir noch nicht und wünscht es sich nicht verzweifelt genug um sich dafür bewusst mit einem Teufel einzulassen, deshalb habe ich mich auf das kleine Abenteuer eingelassen, ihn mehr oder weniger ohne Gegenleistung von seiner Phobie zu befreien. Danach wird er ohnehin so gut wie mir gehören und mit Hilfe der Madame werde ich ihn dazu bringen, mit mir einen Vertag zu schließen. Er hat nicht den Hauch einer Chance.
 

Endlich ist es soweit.

Ohne irgendwelche Zwischenfälle oder Proteste werde ich von einer sehr schweigsamen Madame Red zwei Tage später hinauf zu Ciel gebracht. Ich bin früh dran, denn ich habe nicht die Absicht mich mit der Madame abzustreiten, falls wieder ein Freier vor mir eingetroffen sein sollte.

Lächelnd habe ich ihr ein Bündel Geldscheine in die Hand gedrückt. 2000 Pfund. Für zwei Stunden. Die sollten für heute genügen. Ich darf den kleinen Kerl nicht überanstrengen und ich selbst bin auch nur ein Teufel. Selbst meine Selbstbeherrschung hat Grenzen und da ich heute vorhabe, weiter zu gehen als am Sonntag, muss ich den Zeitrahmen etwas eingrenzen.
 

Als die Tür sich öffnet und ich den Jungen in dem rotgoldenen großen Stuhl erblicke, habe ich das Bedürfnis mich umzudrehen und direkt wieder zu gehen, weil ich sonst Gefahr laufe ihn gleich jetzt, gleich dort über die Lehne des Sessels zu werfen, ihn erst so heftig zu nehmen, bis er sich heiser geschrien hat und dann-
 

Stopp! Aufhören! Ich mache mich selbst verrückt mit diesen Gedanken!
 

Trocken schluckend mache ich einen Schritt in den Raum und werfe der Madame einfach die Tür vor der Nase zu, was diese nur mit einem empörten Schnauben quittiert. Zum Glück. Hätte sie versucht mich jetzt von diesem Anblick loszureißen, hätte ich ihr wahrscheinlich, ohne hinzusehen, den Kopf abgerissen.
 

Da sitzt er.

Mein kleiner, wunderschöner Ciel.
 

Seine Augen sind riesig, starren mir voller Angst entgegen und ich kann mir gut vorstellen, wie ich gerade auf ihn wirken muss, aber er ist selbst schuld. Was muss er sich auch so kleiden, dass jedem Mann, völlig egal, ob er sich von Jungen oder Mädchen angezogen fühlt, zwangsläufig das Wasser im Mund zusammenlaufen muss?
 

Alles was er trägt ist ein übergroßes weißes Hemd.

Er kniet mit weit gespreizten Beinen auf der Sitzfläche des Sessels und der Stoff verdeckt gerade so seine Mitte, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass er darunter völlig nackt ist, auch, wenn es auf den ersten Blick so wirkt.

Seine milchweißen Schenkel schimmern in dem schwachen Licht, das durch die zugezogenen Vorhänge dringt und locken mich, flüstern mir zu, dass sie von mir berührt werden wollen.

Das Hemd ist nur halb zugeknöpft und hängt schräg über seiner schmalen Gestalt, entblößt seine linke Schulter fast komplett hinunter bis zu seiner Brust und sein Blick…
 

Der vergeht fast vor Angst.

Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich so auf seinen Aufzug reagieren werde, aber ihm muss doch klar sein, wie das was er da trägt, und vor allem wie er es trägt, auf mich wirken muss? Oder hat Madame ihn gezwungen das genau so anzuziehen, und sich in dieser Position hinzuknien?

Wartet sie am Ende schon sehnsüchtig auf den ersten Schrei, damit sie mich direkt wieder aus dem Zimmer jagen, sich anschließend einschmeicheln, und mich dann in ihr eigenes Bett locken kann?

Ja, das klingt schon sehr nach ihr, aber so leicht lasse ich mich nicht übertölpeln. Ich bin ein Meister der Manipulation und auch wenn ich zugeben muss, dass mich Ciels Anblick für einen kleinen Moment wirklich überrumpelt hat, werde ich mich von einem Menschen nicht an der Nase herumführen lassen.

So weit kommt es noch.
 

„Hallo Ciel, schön dich zu sehen“, begrüße ich ihn, als ich sicher bin, dass ich beim ersten Wort nicht direkt anfange zu sabbern und trete langsam auf ihn zu.
 

„M-mylord“, erwidert er mit einem demütigen Senken seines Kopfes und gibt sich augenscheinlich die größte Mühe seine Fassung zu bewahren.
 

„Hab keine Angst, ich war eben nur überrascht. Ich werde nichts tun, was du mir nicht erlaubst. Steh auf Ciel und komm zu mir.“
 

Er zögert nur einen Augenblick, dann klettert er vom Stuhl und stellt sich vor mich hin, sieht aus großen Augen zu mir auf und ich habe einen Moment das Gefühl, als würde ich in den blauen Tiefen ertrinken.

Wie kann ein einfacher Mensch so eine Wirkung auf mich haben?
 

Abwartend steht er da. Ganz ruhig. Als würde er mir vollkommen Vertrauen und hätte ich ein Gewissen, würde ich jetzt gehen und nie wieder zurückkehren, weil er von mir nichts als Schmerz, Tod und Verderben zu erwarten hat. Aber ich bin ein Teufel und wenn ich ihn dabei sehe, wie er sich immer mehr und mehr auf mich einlässt, sich immer tiefer in dem Netz verstrickt das ich um ihn webe, muss ich mich beherrschen mir nicht genüsslich die Lippen zu lecken.
 

Langsam hebe ich meine Hand und lege sie an seine Wange. Fast sofort drückt er sein Gesicht in meine Handfläche, wie er es schon bei unserem ersten Treffen getan hat, wirkt heute dabei aber wesentlich entspannter.

Mit der anderen Hand streife ich das weite Hemd auch über seine andere Schulter, bis es lautlos zu Boden gleitet und einen kleinen weißen Haufen um seine nackten Füße bildet.

Ich höre wie er scharf Luft holt und tue erst mal gar nichts weiter.

Tatsächlich trägt er noch ein Höschen, es hätte mich auch gewundert, wenn er unter dem weißen Stoff völlig nackt gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte er dann auch gar nicht zugelassen, dass ich ihm das Hemd ausziehe.
 

Wir stehen bestimmt fünf Minuten einfach nur da, sein Gesicht in meiner Hand, meine andere Hand federleicht immer noch auf seiner Schulter und ich warte, dass sich seine Atmung beruhigt.

Schließlich hebe ich sein Gesicht nach oben, sodass er mich ansehen muss.
 

„Komm…“, locke ich ihn, gehe rückwärts zum Bett und lasse mich auf die quietschende Matratze sinken. Zögernd folgt er mir und stellt sich dann zwischen meine leicht geöffneten Oberschenkel. „Vertraust du mir?“, frage ich und sehe ihm dabei fest ins Gesicht.
 

„Ja Herr, ich vertraue Euch“, antwortet er mit so viel Entschlossenheit, dass ich mich beherrschen muss nicht zu grinsen.
 

„Nimm meine Hand und berühr dich damit. Ich werde nichts tun. Ich leihe dir einfach nur meine Hand und du kannst damit machen was du willst. Wenn es dir zu viel wird, oder dir etwas unangenehm ist, kannst du jederzeit aufhören. Dann warten wir einen Moment und versuchen es erneut. Du hast die Kontrolle. Es wird nichts geschehen, was du nicht willst. Verstehst du mich, Ciel?“, erkläre ich ihm mit ruhiger Stimme und muss dann doch lächeln, als er ungläubig die Augen aufreißt und mir dabei zusieht, wie ich meine Handschuhe ausziehe. Kurz verharrt sein Blick auf meinen schwarzen Fingernägeln, aber er äußert sich nicht weiter dazu.
 

„Ja, ich verstehe“, haucht er leise, nimmt mit grimmig verzogenem, zu allem entschlossenen Gesicht, meine Hand in seine und legt sie sich auf die nackte Brust.
 

Ich spüre, wie er unter meinen Fingern eine Gänsehaut bekommt.

Ist das jetzt gut, oder schlecht? Ich bin verwirrt, aber ich überlasse ihm die Führung und sage nichts, lasse ihn einfach machen.
 

Wie gebannt starrt er auf meine Hand auf seiner blassen Haut als könne er selbst nicht glauben was er da tut.

Er atmet noch einmal tief durch und beginnt mich auf sich zu bewegen. Sanft führt er mich über seinen Oberkörper. Erst über sein Brustbein, dann über die linke Brust, wo ich mit allen Fingern seine Brustwarze streife, was uns seltsamerweise beide zum Schaudern bringt, dann auf die andere Seite, wo sich das Spiel wiederholt.

Als er schließlich auf der rechten Seite über seinen Rippenbögen nach unten fährt, fällt mir plötzlich etwas ins Auge, was ich vorher noch gar nicht wahrgenommen habe. Ein Brandzeichen. Die Ränder sind ausgefranzt und vernarbt, man kann das ursprüngliche Zeichen kaum mehr erkennen, aber ich will ihn jetzt nicht ablenken und danach fragen, er scheint vollkommen gefangen in dem was er gerade tut und ich will ihn nicht aus dieser Trance reißen.

Federleicht gleiten meine Finger über seine Haut, wandern mal hierhin, mal dahin, bis wir schließlich seinen Bauch erreichen. Meine Hand bedeckt fast seine gesamte Bauchdecke und einen Moment verharrt er regungslos.

Ich kann sehen, wie er schwer schluckt. Sein Atem wird langsam hektischer und ich kann das wilde Pochen seines Herzens hören.

Ohne Vorwarnung steigt mir seine Angst in die Nase, zerrt an meiner Selbstbeherrschung und ich frage mich, was er vorhat, dass er sich selbst so unter Druck setzt, als er seine Wanderung über seinen Körper fortsetzt.

Mit der Richtung die er nun einschlägt, hätte ich allerdings beim besten Willen nicht gerechnet!

Ich weiß gar nicht wie mir geschieht, als er plötzlich meine Hand noch weiter nach unten drängt und ich mich plötzlich in seiner Unterhose wiederfinde.

Das geht zu weit!

Alles was recht ist, aber das ertrage selbst ich nicht!
 

Knurrend ziehe ich mit einem Ruck meine Hand aus seiner Hose und weiche vor ihm zurück.

Ich zittere am ganzen Körper als ich ihn mit glühenden Augen -es würde mich wundern wenn sie das nicht täten- fixiere und keuchend um Atem ringe.
 

„Zieh dein Hemd an, stell dich da drüben hin und beweg dich nicht!“, kommt es grollend aus meiner Kehle und ich sehe, wie die Panik in die blauen Seen des Jungen Einzug hält.
 

Mit fahrigen Bewegungen rafft er den weißen Stoff an sich, schlüpft hinein und kauert sich in eine Ecke des Zimmers, wo er zitternd sitzen bleibt und mich aus riesigen Augen ansieht.
 

Aber er schreit nicht.
 

Allerdings ist mir selbst gerade danach zu schreien, was denkt sich der Bengel!?

Mein menschlicher Körper steht ihn Flammen. Meine Hose spannt unerträglich und ich bin kurz davor über ihn herzufallen. Wenn er jetzt auch nur einen Mucks von sich gibt, war es das. Mein ganzes Sein verlangt nach ihm, will ihn vollständig besitzen, mit ihm verschmelzen und eins mit ihm werden.
 

Ich muss mich dringendst beruhigen, sonst passiert ein Unglück und ich werde mich selbst ewig dafür hassen, dass ich mich in einem Moment der Schwäche um das köstlichste Mahl gebracht habe, das ich jemals habe kosten dürfen.
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2016-07-21T04:42:28+00:00 21.07.2016 06:42
WOOOOW, klasse.

kann mir richtig vorstellen, wie sebastian schwer atmend um fassung ringt
und nicht mehr weiß wo oben und unten ist :D
eine sehr schöne FF und ein sehr schönes kapitel. ich liebe deinen schreibstil
man kann sich wunderbar in jede situation und szene hineinversetzen und
einfach mitfiebern :)

kann man noch auf eine fortsetzung hoffen?
Liebe Grüße
Von:  MeinuKaromieno
2015-05-16T07:39:46+00:00 16.05.2015 09:39
OMG!!! Mir ist jetzt grade erst das neue kaputte aufgefallen und mein Herz schlägt wie verrückt. Ich liebe deine Story und dieses Kapitel ist einfach BOMBE! Ich liebe es und ein hoch auf Sebby Selbstbeherrschung und Ciel's Mut^^ dank Ciel kommt sebby fast um vor verlangen! Naja obwohl er ihn ja heilen soll und Ciel sich damit einer Qual aussetzt... quält er sebby ebenso. Finde ich toll ♡*♡ Bitte schreibe schnell weiter! Ich freue mich jetzt schon meeeeeeeega auf das nächste Kapitel ♡♡♡♡♡
Von:  Lyneth
2015-04-28T19:49:38+00:00 28.04.2015 21:49
Gerade entdeckt das es ein neues Kapitel gibt und hab mich riesig gefreut. Hab's eben verschlungen und bin super begeistert. Ich freu mich immer wenn es ein bisschen schmutziger wird😈. Zum Glück kann Sebastian sich so gut im Zaum halten. Wert weiß was er sonst alles mit Ciel angestellt hätte. Hoffe es geht bald weiter. Grüßle Lyn 😙


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