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Deadly enemies

von

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Gravedigger

Das Herz des Mannes hatte aufgehört zu schlagen und der warme nahrhafte Quell war versiegt. Alucard ließ den leblosen Körper einfach achtlos zu Boden fallen. Es galt sich noch den letzten Snack des Abends zu sichern, der nach dem er mit ansehen musste, was mit seinem Kumpel passierte, die Beine in die Hände genommen hatte. Mit langen Sätzen hetzte er über den Friedhof, genug Adrenalin im Körper um bis nach Rimini durch zu laufen. Keuchend preschte er in Richtung Ausgang, wo der Transporter auf sie warte. Der Verfolgte riss mit letzter Kraft die Beifahrertür auf und schmiss sich auf den Sitz „Fahr los Mann!! Fahr los!!!“ Doch die Gestalt im Schatten der Kabine hinter dem Steuer rührte sich nicht. „Nun mach schon Mann! Schrie er verzweifelt und wollte schon selbst den Wagen starten, als er dabei den immer noch stummen Fahre grob an den Schultern erwischte. Anstatt endlich zu reagieren, fiel dieser einfach nur stumm nach vorne, aber da wo eigentlich der Kopf auf das Lenkrad hätte krachen sollen, gähnte ein blutiges Loch, aus dem der weiß glänzende Rest eines Halswirbels ragte. Ein laut des Grauen halte durch die enge Kabine, bis eine behandschuhte Hand durch die Seitenscheibe krachte und das heulende Geschrei beendete.
 

Unterhalb des Friedhofs, in den Katakomben der Stadt, schaute Leonardo di Wal unruhig auf seine Uhr. „Sie sollten sich längst gemeldet haben.“ Er blickte zu seiner Assistentin hinüber, die ihn aus großen braunen Augen ansah. „Kümmere dich darum Julia! Ruf sie an und frage warum es so lange dauert!“ Sie nickte stumm, dann huschte sie aus dem düsteren Raum, in dem die Luft, dank der rußigen Öllampen bereits wieder zum schneiden dick war.

Sie lief die schmale Wendeltreppe nach oben, da es hier unten keinerlei Empfang gab. Obwohl sie es fast eine Minute klingeln ließ, nahm am anderen Ende niemand ab. Das ungute Gefühl in ihrem Magen verstärkte sich. Da stimmte irgendetwas nicht und was immer da hinter steckte, es würde Ärger bedeuten, viel Ärger.

Sie lief wieder zu ihrem Meister hinunter, um ihm das unbefriedigende Ergebnis ihrer Bemühungen mitzuteilen. Die Miene des grauhaarige Mannes verdüsterte sich und ein unschöner Fluch verließ seine Lippen. Er und Julia standen in einem der schmalen Gänge welche die einzelnen Arbeitsräume, die sie sich hier unten eingerichtet hatten voneinander trennten. In einigen waren die übrigen Männer damit beschäftig die Aufgabe, die ihnen Leonardo für heute aufgetragen hatte zu erfüllen. „Wir brauchen diese Körper! Wir können nicht auf sie verzichten!“ Die scharf geschnittenen Züge seines Gesichts waren immer noch angespannt und Julia konnte es hinter der Stirn ihres Meisters arbeiten sehen. Der Blick seiner grauen Augen bohrte sich plötzlich in ihre. „Nimm Paolo und Andre mit und sieh nach was das passiert ist!“ Wieder nickte sie nur. Sie hatte schnell gelernt jede Anweisung ohne Diskussion auszuführen.

So schnell sie konnte trommelte sie ihre Begleiter zusammen.
 

Walter war gerade damit fertig das Rillenmuster der Tapete zum dritten Mal zu zählen, als sich die Tür hinter ihm leise quietschend öffnete. Nur aus den Augenwinkeln war es ihm vergönnt nach hinten zu schielen, da man ihn wie ein Packet auf seinem Stuhl festgezurrt hatte. Nach seinem Gespräch mit Maxwell war dieser aus dem Raum verschwunden und man hatte ihn sich selbst überlassen. Wie viel Zeit inzwischen vergangen war, konnte Walter nicht sagen, doch das Pochen in seinen abgeschnürten Gliedern hatte sich kontinuierlich gesteigert und war immer beißender und stechender geworden. Der alte Kriegsveteran kannte dieses Spiel schon. In seiner langen Karriere für das britische Imperium hatte er schon schlimmere Foltermethoden über sich ergehen lassen müssen. Damals war er zwar deutlich jünger gewesen, aber das konnte ihn jetzt auch nicht mehr schrecken. Es galt alles, was von einem abverlangt wurde, mit britischer Gelassenheit zu ertragen und mit Stolz und Würde entgegen zu nehmen. Darum streckte er noch einmal so gut er konnte den Rücken durch und harte den Dingen die da kommen mochten. Langsam schob sich ein Schatten in Walters Sichtfeld, der zwar nicht zu Enrico Maxwell gehörte, ihm aber doch vertraut war. „Guten Abend Mr. Dolneaz, endlich sehen wir uns auch mal wieder.“ Alexander Andersons ölige Stimme brachte Walter sofort die Erinnerung an ihre letzten Begegnungen wieder. Er konnte Seras verängstigtes Fauchen praktisch hören und schluckte. „Guten Abend Paladin Anderson. Die Freude ist ganz meinerseits.“ So brüchig wie seine Stimme klang, hätte er sich selbst auch kein Wort geglaubt. Der Pater unterdrückte ein Kichern bis er in voller Größe vor dem alten Diener empor ragte. Im Sitzen waren seine Zweimeter Körpergröße noch beeindruckender und das unheilvolle Funkeln seiner Brillengläser tat sein Übriges. Walter wusste, dass ihn alles andere, als ein nettes Pläuschchen, wie mit Maxwell, in den nächsten Stunden erwartete.

„Mein Vorgesetzter hat ihnen ja schon erzählt, um was geht und ich bin mir sicher,“ er beugte sich langsam zu Walter hinunter, bis seine Hände rechts und links die Armlehnen umfassten, an denen die Hände des Dieners gefesselt waren, „das sie mir einiges zu erzählen haben.“

Bevor Walter zu einer Antwort ansetzten konnte, unterbrach das erneute Öffnen der Tür den Priester. „Entschuldigt bitte Monseniore, aber sie sollen sich das unverzüglich ansehen!“ Ein kleiner Kardinal huschte zu ihnen hinein, in den Hände ein Laptop auf dem ein wackeliges Handyvideo zu sehen war. Anderson dem die Störung mehr als Missfiel richtete sich wiederstrebend auf „Was soll das jetzt? Wieso…“ doch ein Blick auf den kleinen Bildschirm ließ ihn verstummen. Seine blauen Augen flackerten hin und her, dann quoll ein merkwürdiger Laut aus seiner Kehle, den Walter erst nach ein paar Sekunden als Lachen identifizierte. Das Lachen erstarb. „Wo ist das?“ flüsterte er heißer und der kleine Mann in schwarzer Robe erwiderte eingeschüchtert. „Florenz Monsignore, vor den Uffizien“ Anderson riss ihm das Gerät gierig aus den Hände. „Wir müssen da sofort hin!“ „Ein Hubschrauber steht schon bereit!“ ertönte jetzt Enrico Maxwells Stimme von der Tür her. Er blieb neben Walter stehen, der aus seiner Position aus keinen Blick auf den Bildschirm werfen konnte und somit keine Ahnung hatte, worum es ging. Maxwell nickte mit dem Kopf zu ihm hinunter. „Nehmen sie Mr. Dolneaz mit. Der könnte uns da nützlich sein.“ Damit bekam Walter erneut einen unsanften Schlag in den Nacken verpasst, der ihn schmerzhaft ins Land der Träume schickte.
 

Alucard legte sich noch genüsslich die blutigen Fingerspitzen, als Seras aus dem Schatten des Lieferwages hervorkam. Ihre rubinroten Augen wirkten niedergeschlagen, als sie versuchte die Überreste des Fahrers von den Lippen zu bekommen, den sie zuvor wie ein Tier den Kopf von den Schultern gerissen hatte. Sie hatte zwar kein einziges Wort gesagt, doch ihre Gedanken sprachen Bände. Er seufzte „Das waren keine guten Menschen Fräulein Polizistin. Wegen denen brauchst du dich nicht innerlich zu zerfleischen.“ Sie hob überrascht den Blick. Es amüsierte ihn noch immer, dass sie ständig vergaß, dass er ihre Gedanken lesen konnte, so lange sie nicht freiwillig die Verbindung, die sie aneinander fesselte, durch schnitt. Was sie allerdings nicht ahnte war, dass er ihr zögerliches Verhalten Menschen ihres Blutes wegen zu opfern manchmal manipulierte, in dem er seinen Blutrausch mit ihrem Unterbewusstsein verband. Das brachte sie dazu alle Hemmungen fallen zu lassen, sich zu ernähren wie es sich für einen Untoten gehörte. Was er allerdings nicht beeinflussen konnte, war das Gefühl das sie danach plagte. Ein Monster zu sein. Wann würde dieses Mädchen endlich akzeptieren können, was sie geworden war und bis in alle Ewigkeit sein würde. Nicht zum ersten mal fragte er sich, ob er nicht damals einen Fehler gemacht hatte, doch zu allerletzt war es ihre eigene Entscheidung gewesen. Sie hätte einfach sterben können und ihren Frieden finde, doch sie wollte leben. So wie sie alle, die sich vom Licht abgewandt hatten, weiter leben wollten. Zu gegeben der Preis dafür war hoch und nur die wenigsten konnten das Ausmaß ihrer Entscheidung bereits an diesem Punkt vollständig überblicken, aber trotzdem änderte das nichts, wenn man diesen Weg gewählt hatte. Es gab kein Zurück mehr.
 

Er hatte genug von diesen schwermütigen Gedanken und versuchte daher das Thema zu wechseln „Wo ist eigentlich unsere Herrin geblieben?“ Die kleine Vampirin zuckte mit den Achseln „Keine Ahnung.“ „Mmmh vielleicht ist sie noch bei den Gräbern.“ Sie kehrten zurück zu den offenen Gruben an denen Lady Integra tatsächlich dabei war die Taschen ihres Opfers zu durchsuchen. „Willst du wissen, wem du das Lebenslicht ausgeblasen hast?“ „Nein,“ knurrte sie über die Schulter. „mich würde nur interessieren was das ganze hier eigentlich sollte. Warum kommen nachts ein paar Männer auf den Friedhof und buddeln Leichen aus?“ Alucard wollte darauf schon etwas erwidern, als bei Seras plötzlich der Groschen fiel. „Das müssen sie in Vinci auch getan haben!“ Beide Vampire starrten sie so lange verständnislos an, bis Seras ihnen die Geschichte von dem kleinen Friedhof in dem Dörfchen in der Nähe ihrer Villa erzählt hatte. „Genau das gleiche Schema.“ Sie inspizierte jetzt mit suchende Blick die aufgeworfenen Ränder und das durchwühlte Erdreich „Wonach hälst du Ausschau?“ Die ehemalige Polizistin griff in die Tasche ihrer Jacke und förderte die Münze zu Tage, die sie an einem der Gräber gefunden hatte. Alucard nahm sie ihr ab und studierte mit zusammen gekniffenen Augen die Prägung. Integra wartete gespannt auf ein Kommentar. Schließlich hielt sie es vor Neugierde nicht mehr aus. „Und kannst du damit irgendwas anfangen?“ Es würde sie nach allem was er in der letzten Zeit über sein Kunst und Geschichtswissen preisgegeben hatte nicht wundern, wenn er auch noch auf dem Gebiet der Numismatik bewandert gewesen wäre, doch er schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich würde nur behaupten, dass es sich hierbei um Kupfer handelt.“ Er steckte sich die kleine runde Scheibe zwischen die Zähne. „Jep wie ich mir schon dachte kein Gold und Silber schließe ich aus, weil unsere Seras sich sonst bei dem Versuch, sie in die Tasche zu stecken, ihre kleinen Finger verbrannt hätte.“ Er warf Integra die Münze zu, die sie ohne Mühe auffing. „Dieser Kerl hatte jedenfalls keine bei sich.“ „und die Anderen?“ Seras machte sich über die Taschen des zweiten Mannes her, aber auch ihre Suche blieb erfolglos. „Nichts nicht mal eine Brietasche.“ „Die wollten allen Anschein unerkannt bleiben, naja auch in Italien wird Leichenfläderei wohl unter Strafe stehen.“ Alucard grinste „Wo nicht hier, wo dann? Was uns wieder zu unserer Ausgangsfrage bringt, was sie mit diesen halbverwesten Körpern überhaupt wollten?“ Wieder machte sich Ratlosigkeit breit, als plötzlich ein Motorengeräusch von der Straße her zu hören war. Alle drei wechselten einen raschen Blick. „Vielleicht kommt da ja die Antwort? Wir ziehen uns zurück und schauen mal was passiert.“ Kommandierte Integra leise und die anderen folgten ihr widerspruchslos in den Schatten der umliegenden Büsche und Gräber.
 

Julia merkte schon beim Anblick des scheinbar verlassenen Lieferwagens das etwas nicht stimmte. Paolo hatte den Wagen noch nicht ganz zum stehen gebracht, als sie bereits die Tür aufriss. Sie nickte zum Eingang des Friedhofs hinüber „Los Andre schau nach wo die drei stecken. Die Gräber, um die es ging, liegen auf dem hinteren Teil, aber sei vorsichtig, anscheinend sind sie bei ihrer Arbeit gestört worden, sonst wären sie längst weg!“ Andre nickte und huschte dann davon. In Julias Kopf arbeitete es fieberhaft, während sie sich mit Paolo langsam dem Transporter nährte. Es musste eine Störung gegeben haben, aber sie hatte nicht wie befürchtet, die Polizei auf den Plan gerufen. Die Straßen und vereinzelten Häuser um sie herum lagen verschlafen in der Dunkelheit. Genauso wie die Fahrerkabine, an die sie nun herantrat, doch die eingeschlagene Fensterscheibe war nicht zu übersehen, genauso wenig wie die verstümmelten Leichen, deren Anblick Julia das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie konnte Paolo auf der anderen Seite nach Luft schnappen hören. „Heilige Mutter Gottes!“ Es war schwer zu fassen, was man da vor sich sah und ihr Verstand weigerte sich auch noch es zu begreifen, als Andre plötzlich keuchend und völlig außer Atem hinter ihnen auftauchte. „Ihr werdet es nicht glauben, aber sie sind tot, Lorenzo und Migel alle beide!“ In seinen weit aufgerissenen Augen stand die nackte Panik. „Wo Firenze ist weiß ich nicht aber,“ „der ist hier, zusammen mit Franco.“ Unterbrach ihn Julia matt. „Die beiden sind ebenfalls tot.“ Für ein paar Sekunde herrschte vollkommende Stille, dann stieß Andre nur ein knappes „Scheiße!“ aus. „Was machen wir jetzt?“ „Was wohl!“ fuhr Paolo ihn an „Abhauen und das so schnell wie möglich! Wer das getan hat,“ er wedelte knapp zu den ehemaligen Kammeraden hinüber. „Der ist zu allem fähig!“ Er rannte bereits zurück zu ihrem Wagen. Andre wollte es ihm schon gleich tun, doch Julia hielt ihn am Arm fest. „Halt! Wir können sie nicht so einfach hier lassen!“ „Was?!“ Ihr kleines rundes Gesicht wurde rot vor Zorn, als sie ihren Griff verstärkte „Wir können auf keinen Fall riskieren, dass man uns entdeckt. Wir stehen so kurz vor dem Ziel!“ Vielleicht war es der Klang ihrer Stimme, der keinen Wiederspruch duldete, oder die Angst, was passieren würde, wenn man ihnen mit diesen Morden auf die Schliche kam. Andre jedenfalls brachte es dazu Paolo zurück zu rufen und gemeinsam mit ihm die Überreste der Männer in den Lieferwagen zu verfrachten. Julia bestand darauf auch die bereits freigelegten Särge mitzunehmen. Die ganze Zeit über beobachteten die Vampire sie dabei aus ihrem Versteck heraus. „ Äußerst interessantes Hobby, dass die Herrschaften da haben.“ Murmelte Alucard. Integra neigte den Kopf zu ihm hinüber. „Hefte dich an ihre Fersen. Ich will wissen, was sie mit den Leichen anstellen!“ „Oki Doki“ kicherte er leise und verschwand wie ein Trugbild im Schatten der Bäume.



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