Zum Inhalt der Seite

Der Weg aus dem Kampf

Wenn Träume Berge versetzen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Mutter

Kapitel 41

Die Mutter
 

She seems to come from everywhere

Welcome to the dragons lair

Fingers running through your hair

She asks you out to play…

Follow the storm I've got to get out of here…

Follow the storm as you take to the sky…

Follow the storm now it's all so crystal clear,

Follow the storm as the storm begins to rise…
 

[Blackmore’s Night – Follow the storm]
 

Irgendetwas war kalt. Kalt und nass und am Rande der Erträglichkeit. Schlaftrunken blinzelte Dhaôma und sah vor sich Grün. Tiefes Grün, das sich immer wieder bewegte und schillerte. Es beruhigte ihn auf seltsame Weise.

Seufzend schloss er die Augen wieder. Und wurde prompt wieder abgeschleckt. Dass es das war, das ihn störte, wurde ihm in Sekunden klar. In der gleichen Zeitspanne wurde er endgültig wach, fuhr mit einem erschrockenen Schrei hoch und setzte sich auf. Vor ihm saß ein Drache. Groß wie Mimouns Haus, das Gesicht seltsam glatt und von grünlichen Schuppen bedeckt, die ein wahnsinnig kompliziertes Muster ergaben, das sich beinahe in den Augen wieder fand. Und überall waren gruselige Stacheln, die aus der Haut ragten. Und monströse Krallen an Pranken, die fast so groß waren wie er. Wie unförmig war das Biest?
 

Ein Schrei drang in Mimouns traumlosen Schlaf. Der Schrei einer Stimme, die er kannte. Als ihm dämmerte, dass es Dhaôma gewesen war, kämpfte er sich mühsam aus der Dunkelheit zurück. Es fiel dem jungen Geflügelten schwer. Wie zerschlagen fühlte sich sein Körper an. Dennoch stemmte er sich auf zittrigen Arme hoch und sah sich nach dem Grund für den Schrei um.

Da war sein Magier, kreidebleich, und starrte auf etwas hinter ihm. Bevor er sich jedoch nach der Quelle des Schreckens umblicken konnte, fanden seine Augen ein Ziel, das ihn schlagartig wach werden ließ. Scharlachrot, stacheliger Rückenkamm, angeklappte Flügel und ein scharfer Blick aus schmalen Augen.

Ruckartig wandte er sich um, verlor das Gleichgewicht und lag wieder platt am Boden, fand jedoch die Kraft, den Kopf zu heben und das Ungetüm zu betrachten, das Dhaôma erblickt hatte.

„Und nun?“, flüsterte er fast unhörbar.
 

„Ich habe keine Ahnung.“ Dhaômas Stimme zitterte. Mimouns Bewegungen hatten die Drachen aufmerksam beobachtet. Die Pupillen hatten sich zu schmalen vertikalen Schlitzen zusammengezogen, die Zungen, gespalten wie die von Schlangen, hatten sich vibrierend bewegt, die großen Köpfe hatten sich nach ihnen ausgerichtet. „Ruhig bleiben?“, schlug er vor, aber es war bei weitem nicht so einfach. Das Zittern seines Körpers ließ sich nicht so einfach vertreiben.

„Sie lieben den Frieden.“, sagte er, um sich selbst ins Gedächtnis zu rufen, weswegen er hier war, und um sich zu überzeugen. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Er würde nicht ängstlich sein!

Irgendwo am Rande spürte er, wie sich seine Magie verselbstständigen wollte, aber er konnte sie zurückdrängen. Es war eh viel zu wenig übrig, um irgendetwas zu erreichen.

Zaghaft und neugierig stupste der Drache ihn wieder mit seiner Zunge an. Sie kräuselte sich ein wenig und, als würde er sich freuen, bebte sein Körper, während Dhaôma ein Schauer aus Angst und Aufregung überlief. Aber er war noch nicht gefressen worden. Er beschloss das als gutes Zeichen zu nehmen.
 

„Warum hat jeder das Bedürfnis meinen Magier anzusabbern?“, murrte Mimoun mehr zu sich selbst. Vorsichtig darauf bedacht, keine hektischen Bewegungen zu machen, drehte er sich halb auf den Rücken und hob eine Hand. Kurz zögerte er noch, legte schließlich jedoch vorsichtig den Handrücken gegen den Unterkiefer des Geschöpfes und versuchte es mit seiner derzeit nicht vorhandenen Kraft wegzudrücken.
 

Beinahe hätte Dhaôma gelacht. Wie wahr. Zum Glück wollte nicht wirklich jeder ihn ansabbern.

Die Berührung des Geflügelten sorgte dafür, dass die Aufmerksamkeit des Drachens auf dessen Hand gerichtet wurde. Die Wärme zog ihn an, der Geruch schien ihm Spaß zu machen. Kurzerhand öffnete sich das große Maul weit, packte den Arm und die Brust darunter und hob Mimoun hoch. Dhaôma stieß einen erschrockenen Schrei aus, aber es sah gar nicht danach aus, als wolle er ihn essen. Er hob ihn bloß hoch, was sicherlich nicht sehr bequem war. Die Zähne trafen kein Fleisch. Der Drache war erstaunlich vorsichtig! Dann drehte er sich gemächlich um und setzte sich in Bewegung.

Hastig beeilte sich der Magier hinterher zu kommen.
 

Er hatte noch versucht sich weg zu winden, als das riesige Maul sich direkt über ihm geöffnet hatte, doch in seiner momentanen Verfassung hatte er absolut keine Chance. Mimoun drückte mit der freien Hand an der Nase des Drachen herum, um diesen dazu zu bewegen, ihn wieder loszulassen.

„Dhaôma? Sag ihm, dass er mich runter lassen soll.“ Obwohl es seine Emotionen aus seiner Stimme verbannen wollte, hörte man leichte Panik heraus. Das Tier verletzte ihn nicht. Dennoch verspürte der junge Geflügelte starkes Unwohlsein in dieser Position.
 

Der Drache hielt bei der Bewegung an der Nase kurz inne und gab ein seltsames Geräusch von sich, das Dhaôma nicht zuordnen konnte, aber abgeneigt schien er nicht, sonst hätte er doch zugebissen, oder?

„Bitte!“, versuchte es der Magier dennoch auf Mimouns Bitte hin. „Lass ihn los! Er ist doch müde und…“ Er wurde ignoriert. Das wurde in dem Moment deutlich, als der Drache ihm die kalte Schulter zuwandte und sich erneut von ihm wegbewegte.

Von seitlich vorne kam ein weiterer grünlicher Drache, der sich nur auf zwei Beinen bewegte und statt Armen Flügel hatte. Er kam näher und schnupperte an Mimoun, der Große gab ein lautes, heulend-knurrendes Geräusch von sich, das so tief aus seinem Körper zu dringen schien, dass Dhaôma eine Gänsehaut bekam. Der Neuankömmling war beeindruckt und hielt Abstand. Und der Große setzte seinen Weg fort, immerzu mit Dhaôma auf den Fersen.

„Lass ihn los!“, rief der junge Mann. „Du darfst ihm nicht wehtun, hörst du, Drache?“

„Jhahirajira.“, erklang es in seinem Kopf, so dröhnend und dunkel, dass er sich die Hände auf die Ohren presste.
 

„Argh“, gab Mimoun von sich. Schon bei dem ersten Knurren war er zusammengezuckt, schließlich war er diesem Geräusch hier am nächsten. Und das Dröhnen im Kopf war unangenehm. Er rieb sich mit der freien Hand über das Ohr, ein Auge zugekniffen.

„Ist ja nett, dass du mich trägst, Drache. Aber das ist unbequem. Das tut weh.“
 

„Jhahirajira.“, dröhnte es wieder in ihren Köpfen.

„Ja…“ Nein, das war falsch. „Jhaji…“ Auch falsch. „Verflucht!“, schimpfte Dhaôma. „Jhahijira! Bitte, lass ihn endlich runter!“ Obwohl der Drache gemächlich vorwärts schritt, hatte sich Dhaôma beeilen müssen, um vor ihn zu kommen. Jetzt stand er mit ausgebreiteten Armen da und starrte den Drachen an. „Das ist doch dein Name, oder?“

„Jhahirajira.“, wiederholte er.

Und Dhaôma holte tief Luft, bevor er den Namen wiederholte. Seine Zunge verknotete sich fast, aber es gelang. „Jhahirajira.“ Bittend lächelte er. „Lass ihn bitte runter. Wir kommen auch so mit, wenn du es wünscht.“

Im nächsten Moment spuckte der Drache Mimoun aus. Er war dabei immerhin so sanft, dass der Schwarzhaarige sich nicht verletzte. Sofort war Dhaôma an seiner Seite. „Geht es dir gut, Mimoun?“

„Wer seid ihr?“, erklang es in ihren Köpfen.
 

„Bäh. Drachensabber.“, maulte Mimoun als Antwort auf Dhaômas Frage und schüttelte die nun nicht mehr verschluckte Hand, nachdem er sich aufgesetzt hatte. Schnell wandte er sich wieder ihrem Gegenüber zu. Wie beantwortete man nun am Besten die Frage von dem Viech, ohne es wütend zu machen.

„Mein Name ist Mimoun.“, stellte sich der junge Geflügelte deshalb vor. Er versuchte sich zu erheben, schwankte aber und fiel wieder auf die Knie. „Und das ist Dhaôma.“, sprach er vom Boden aus weiter. „Wir hatten nicht vor, euch irgendwelchen Schaden zuzufügen.“
 

„Wer seid ihr?“, wiederholte eine andere Stimme. Das war der rote Drache von vorhin, der ihnen gefolgt war.

„Ich glaube, er will nicht unsere Namen, sondern etwas anderes…“, murmelte Dhaôma leise. An den Drachen gewandt, erklärte er: „Ich bin Dhaôma, Magier aus Helgen. Ich suche Unterstützung, um Frieden zu schaffen.“

„Wer bist du?“, erklang es nun nur in Mimouns Geist.
 

Ergeben seufzte Mimoun auf. „Mimoun, Geflügelter.“, bezeichnend ließ er seine Schwingen leicht aufklappen. „Und ich sorge dafür, dass ihr meinem Freund kein Leid zufügen werdet.“
 

Es herrschte daraufhin Schweigen. Große Augen musterten ihn, die Pupillen weiteten sich und verengten sich wieder. Hinter ihnen waren weitere Drachen angekommen, die sie ebenfalls betrachteten. Der Augenblick zog sich in die Länge. Letztlich kam der große Grüne wieder mit seiner Nase ganz nah an Mimoun heran, öffnete sein Maul und machte Anstalten ihn wieder hochzuheben, aber Dhaôma ging dazwischen.

„Bitte, gibt es keine andere Möglichkeit, ihn zu tragen?“

Nun wurde er gemustert und es schien ihm, dass ein amüsiertes Funkeln durch die echsenhaften Züge glitt. „Ich mag seine Hände. Sie sind warm.“
 

„Bitte?“, gab Mimoun verdutzt von sich. Deshalb also diese Prozedur? „Das können wir aber auch einfacher haben.“ Er zog sich an dem Magier hoch und ging an ihm vorbei. Zögerlich legte er seine Hände auf die Nase des Drachen. „Und dafür musst du mich nicht einmal ansabbern.“
 

Kichernd stellte sich Dhaôma neben Mimoun. „Da, das ist eine Eigenheit der Menschen auf den unteren Ebenen.“ Auch seine Hände berührten die Schnauze mit den glatten Schuppen. Sie waren kühl und glatt.

Der Drache schien begeistert und drückte sachte gegen die Hände, drückte stärker und stärker, bis sie beide einen Schritt zurück machen mussten, was Mimoun zum Straucheln brachte. „Ihr seid warm. Und schwach.“ Der Druck verschwand. „Hanebito. Jagmarr. Hinauf.“ Und damit wandte er sich zur Seite und nahm seinen Weg wieder auf.

Unsicher sah Dhaôma Mimoun an. „Sollen wir ihm nach?“
 

„Schwach.“, murmelte Mimoun angefressen. Natürlich war er schwach nach den Strapazen im Sturm. Und im Vergleich zu diesem riesigen Geschöpf konnte er natürlich nicht die nötigen Kräfte aufbringen.

Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Dhaôma und seiner Frage zu. „Ich weiß nicht, was das zweite Wort bedeutet, aber zumindest das erste ist mir mittlerweile mehr als geläufig.“ Der junge Geflügelte sah dem Drachen nach. „Ja. Ich glaube wir sollen ihm folgen. Ich kann mir schon denken, wie das abläuft, wenn wir es nicht tun: Zumindest einer von uns landet zwischen seinen Zähnen.“
 

„Jagmarr ist das alte Wort für die Magier.“, erklärte Dhaôma Stirn runzelnd. „Die Magier nutzen es nicht gerne, weil es auch für vergängliche Macht steht.“ Langsam setzte er sich in Bewegung, dem Drachen hinterher. „Bei uns ist es ein Schimpfwort für einen Magier, der seine Magie verloren hat.“
 

„Muss ich mir merken. Damit kann man sie sicher nett ärgern, wenn sie mir dumm kommen.“ Schlurfend folgte auch der Geflügelte ihrem schuppigen Führer. Nun da der erste Schreck und die Anspannung verflogen waren, schlug die Müdigkeit wieder voll zu. „Was mich aber auch zu der Frage bringt… ist denn so was möglich? Dass ihr eure Magie verliert?“, versuchte er sich mit einem Gespräch wach zu halten.
 

„Manchmal passiert das.“, nickte der Braunhaarige kaum merklich. „Aber es wäre ratsam für dich, dieses Wort niemals in der Nähe eines Magiers auszusprechen, der die wahre Bedeutung nicht kennt. Ich denke, wenn er seine Kräfte noch hat, dann wird er sie mit Freuden demonstrieren.“

Aufmerksam sah er sich um. Es waren inzwischen so viele Drachen, dass er sie kaum zählen konnte. Alle Farben oder Arten waren vertreten, selbst kleinste Drachen flatterten hinter ihnen her oder wuselten über die Erde und zwischen den Füßen der Riesen umher. Es gab solche mit und solche ohne Flügel. Es zeigten sich sogar einige, die nur Flügel aber keine Beine hatten. Es war eine richtige Prozession.

„Ich frage mich, wohin sie uns bringen.“, murmelte er und hörte prompt die Antwort.

„Zur Mutter.“
 

Sofort verharrte der Geflügelte in seinem Lauf und seine Gesichtszüge entgleisten. Warum auch immer, ihm drängte sich das Bild eines noch gewaltigeren Ungetüms auf als Ji…nein… Jahid…ach egal… Jira es war.

„Mutter?“, hakte er zögerlich nach. Er fühlte einen leichten Stoß im Rücken, als der Scharlachrote ihn dazu anhielt, weiter zu gehen. Doch bei dem Gedanken an das Kommende wurden seine Knie weich und er strauchelte. Ohne viel Federlesen packte der Drache hinter ihm seinen Hosenbund und hob ihn hoch.

„Das ist jetzt nicht wahr.“, flehte Mimoun und betete, dass das Leder nicht riss.
 

„Ai.“ Dhaôma konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Wie Mimoun da hing, sah einfach zu süß aus. Und eigentlich war es zur Abwechslung mal schön, dass nicht er es war, der getragen werden musste. „Mach dir keine Sorgen, Mimoun.“, lächelte er und griff nach seiner Hand. „Du weißt doch, dass Mütter im Allgemeinen nett sind, nicht wahr?“
 

„Ja.“, maulte er lang gezogen und fügte mit einem Fingerzeig nach hinten an: „Aber das macht das da nicht unbedingt besser.“ Seufzend ergab er sich in sein Schicksal, drückte Dhaômas Hand fester. Es war irgendwie nicht schlecht, einmal nicht laufen zu müssen - würde ihm nicht etwas Wichtiges langsam aber sicher abgeklemmt werden.
 

Der Weg war anstrengend. Seltsamerweise kam Dhaôma ziemlich schnell außer Atem, aber er erklärte es sich damit, dass er sich jetzt in zwei Tagen aufeinander ausgepowert hatte. Sie gingen in leichtem Schlängeln einen Berg hinauf und schon von weitem konnte man eine Art Gebäude erkennen. Es war aus weißem Stein gefertigt und beim Näherkommen konnte man eine komplizierte Architektur ausmachen.

Die Drachen blieben nach und nach zurück. Und dann standen sie vor dem Eingang, der gewaltiger war als alles, was selbst Dhaôma je an Häusern gesehen hatte. Es gab keine Tür, aber es wirkte wärmer innen. Und es war nicht dunkel. Dhaôma konnte Leuchtmoos wachsen sehen.

Der Drache setzte Mimoun sanft ab. „Geht.“
 

Der Geflügelte ließ sich entgegen der Anweisung erst einmal zu Boden sinken. Es kribbelte unangenehm im Unterkörper. Es wurde von einem mulmigen Gefühl begleitet. Er fühlte sich so schwach im Angesicht dieser Geschöpfe. Und er fühlte sich noch immer so unglaublich müde. Darüber hinaus sollten sie nun auch noch der Mutter dieser Wesen gegenüber treten?

Ein vorsichtiger Stups schob seinen Oberkörper in Richtung des Eingangs, doch sein Unterkörper wollte sich nicht von der Stelle bewegen.

Hoffnungsvoll sah er erst Dhaôma und anschließend die Drachen an. „Müssen wir sofort zu ihr? Können wir uns nicht erst ein wenig erholen?“
 

„Geht.“, war die unbarmherzige Antwort des Drachens.

Dhaôma war nicht ganz so unbarmherzig. „Viel ist es wahrscheinlich nicht, aber…“ Seine Hand legte sich auf Mimouns Rücken und Magie floss in diesen. Nur so viel, dass er selbst nicht in Schlaf fiel. „Geht es jetzt besser? Lass uns jetzt dorthin gehen. Ich bin neugierig auf die Mutter der Drachen, die ich schon so lange suche. Vielleicht kann sie uns helfen.“
 

„Dummkopf.“, murrte er ungehalten. „WIR sollten uns ausruhen, hab ich gesagt. Nicht nur ich. Verschwende doch nicht immer deine wenigen Kräfte.“ Trotz seines Gemeckers erhob sich der Geflügelte. Es ging besser, ja. Aber er fühlte sich noch immer nicht gut. Aber das würde er nun nicht mehr zeigen. Nicht, dass Dhaôma noch mehr von etwas gab, was er nicht aufbringen konnte.

Mit einem gezwungen tiefem Durchatmen trat er an den Eingang. Seine Hand glitt flüchtig über den weißen Stein, während sein Blick in das Innere glitt. Sein ganzer Körper spannte sich an. Drachen lieben Frieden, rief er sich ins Gedächtnis. Ihnen drohte kein Unheil. Dennoch zwang er Dhaôma mit einer Handbewegung hinter ihm zu gehen, als er den Raum dahinter betrat.
 

Das passte diesem gar nicht so recht. Durch die Flügel wurde sein Gesichtsfeld erheblich eingeschränkt und das störte ihn, also ging er seitlich.

Staunend durchschritten sie einen hohen Gang, der beinahe die Ausmaße einer Halle aufwies und einen Halbkreis zu beschreiben schien. Alle fünfzig Schritt hielten kolossal dicke, verzierte Säulen die Decke, die kaum beleuchtet war, bis der Bogen die Sicht auf die Fortsetzung verwehrte.

Auf der anderen Seite des Gangs war ein Durchbruch in der Wand, der nicht wirklich gebaut aussah, weil er so unregelmäßig war, aber fein poliert und ohne Kanten bot er einen wundervollen Anblick. Dahinter konnte man einen Schimmer von Gold und Rot erkennen.

Jeder Schritt, den sie machten, hallte furchtbar laut in der Stille wider, bis ihnen ein langsames, unterschwelliges Dröhnen auffiel. Keiner der beiden konnte sagen, wo dieses tiefe Vibrieren herkam, aber nachdem sie es einmal im Ohr hatten, kehrte es immer wieder zurück, regelmäßig, mit relativ langen Pausen dazwischen. Und dann erreichten sie den Durchgang und konnten in das Innere dahinter sehen.

Die Halle war gigantisch. Wie ein Kolosseum erhoben sich stufenartig die Wände, in denen halb eingelassen unterschiedlich große mit Ästen oder auch Bäumen und Laub ausgepolsterte Nester thronten. In manchen fanden sich kleine Eier, in anderen steinähnliche Gebilde, die sie ebenfalls für Eier hielten, was man aber anhand der Farbe oder Form nicht ohne weiteres erkennen konnte. Unterhalb der Wand befand sich eine Art Fluss, der beinahe einmal im Rund herum ging, bevor er in einem See unterhalb des in der Mitte sich erhebenden Hügels mündete. Die Drachen, die in den Nestern saßen oder daneben, starrten sie alle an. Genauso wie die riesige goldene Drachin in der Mitte auf dem Hügel. Sie war so groß wie Mimouns Insel und ihre roten Augen schienen sie zu durchleuchten.

Dhaôma hatte das schreckliche Gefühl, alles, was er je getan hatte, würde vor ihr offen liegen, als könne sie in seinem Kopf lesen. Er fühlte sich nackt und unbeholfen, wie ein Wurm vor einem Vogel, der wusste, dass er ausgeliefert war. Eigentlich wäre er zu gerne stehen geblieben, aber das war ihm genauso wenig möglich, wie dem Blick zu entgehen. Bis sie in unmittelbarer Reichweite der Matronin standen. Erst dann konnten sie stehen bleiben. Heißer Atem traf sie und ließ Kleider und Haare wehen. Sie blinzelte.

„Ihr habt einen angenehmen Geruch.“, sprach sie in ihren Köpfen. „Ich fühle, dass es kein Fehler war, euch herzubringen. Aber bevor ihr Jashar wieder verlassen könnt, werdet ihr reifen müssen. In vielen Aspekten.“

Sprachlos nickte Dhaôma, schüttelte dann den Kopf. „Aber…Was ist mit dem Krieg?“

„Es kommt allein auf euch an.“
 

Bei ihren Worten dämmerte eine Erinnerung in Mimoun herauf. Herzubringen, sagte sie. Genau. Sie hätten gar nicht hier sein dürfen. Seine Kräfte hatten versagt. Er hatte versagt. Nicht er hatte Dhaôma hierher gebracht.

Widerstrebende Gefühle spiegelten sich auf Mimouns Gesicht wider. Entsetzen, wenn er daran dachte, dass sie bei negativem Entschluss der Mutter noch immer dort draußen im Sturm herumwirbeln würden. Begreifen, dass die dunkle Ahnung, von Schuppen berührt worden zu sein, echt gewesen war. Dankbarkeit, dass die Matriarchin sie hatte retten lassen. Dieses letzte Gefühl ließ sämtliche Anspannung und Vorsicht verschwinden.

„Danke.“ Dieses Wort kam aus der Tiefe seines Herzens und mit einem offenen Lächeln. Auch wenn er sich sicher war, dass sie das bereits in ihm gelesen hatte. Denn auch an ihm war diese alles offen legende Empfindung nicht vorbeigegangen. Dann wandte Mimoun seine gedankliche Aufmerksamkeit wieder ihrer Forderung zu. „Worin müssen wir… reifen?“, wollte er wissen. „Was müssen wir noch lernen?“
 

„Das liegt bei euch.“, war die wenig hilfreiche Antwort.

Seufzend strich sich Dhaôma durch das Haar. Ihm wollte es gar nicht gefallen, dass sie hier bleiben sollten, bis in ihnen etwas gereift war, wovon er keine Ahnung hatte, was es war. Wie sollte er das denn beeinflussen, wenn er es nicht wusste? „Und was ist unsere Aufgabe hier?“, wollte er wissen. „Ich meine, es gab doch schon vor uns Menschen, die hier oben waren. Was haben die gemacht? Und wie kann man die Verbindung eingehen, die einen zum Drachenreiter macht?“

„Das liegt bei euch.“, wiederholte sie sanft.

Und der Magier verstand. Es war ein Test. Egal, was sie testete, es würde darüber entscheiden, ob sie gehen konnten, ob sie bleiben konnten, ob ihr Traum in Erfüllung gehen konnte. In seinem Buch stand nichts in diese Richtung, aber wahrscheinlich war das gewollt. Warum sollten die früheren Drachenreiter auch das Geheimnis der Drachen über ihre Prüfung ausplaudern, wenn die Drachen so viel Wert darauf legten, sie zu prüfen. Falls sie den Inhalt der Prüfung überhaupt verstanden oder erfahren hatten.

„Also gut.“, stimmte er zu. „Wir geben unser Bestes.“ Das war eh beschlossene Sache. „Falls wir irgendwie helfen können, kannst du es uns ja sagen.“

Sie schwieg und schien auf irgendetwas zu warten.
 

„Dann sollten wir uns erst einmal ein Gesamtbild von unserem neuen Zuhause machen.“, schlug Mimoun seinem Freund vor und wandte sich nach einer angedeuteten Verbeugung zu der Drachin bereits halb zum Gehen. Er ließ seinen Blick über die Drachen und ihre Gelege schweifen. Es würde so viel zu entdecken geben. Es würde so viel Zeit in Anspruch nehmen, die sie eigentlich nicht hatten, und doch reizte es ihn mit jedem Augenblick mehr. Dennoch…

„Oder am besten eine Unterkunft für die nächste Zeit suchen, denn ich würde nun wirklich ausgesprochen gerne schlafen wollen. Die Insel kann uns nun ja nicht mehr wegfliegen.“
 

Es brachte Dhaôma zum Kichern. „Gibt es einen Ort, an dem wir schlafen können?“, fragte er freundlich und bekam doch nur wieder die kryptische Antwort, dass es bei ihnen läge. Sie konnten also wirklich machen, was sie wollten. Wahrscheinlich war es gar nicht so einfach, eine Höhle zu finden oder einen Ort, an dem sie ungestört waren. Immerhin waren die Drachen extrem Neugierig, wie sie bereits bewiesen hatten. Es würde noch eine sehr anstrengende Suche werden. Notfalls würde er auf Mimoun aufpassen, wenn er schlief, selbst wenn er selbst sehr müde war.

„Dann wünsche ich dir noch einen angenehmen Tag.“

Der Weg hinaus war genauso lang wie der hinein. Und es waren genauso viele Augenpaare auf sie gerichtet. Und dann gab es einen großen Schreck, als sie beinahe hinaus waren. Es war ein Nest, das im Vergleich zu allen anderen recht klein war und rechts über dem Eingang lag. Es war kein Drache darin, aber oben bewegte sich eines der Eier. Es kullerte herum und erregte Dhaômas Aufmerksamkeit. Der Schlupf eines Drachen! Spannend!

„Da, schau!“, erregte er flüsternd Mimouns Aufmerksamkeit.
 

Sein Blick folgte Dhaômas. Es war ziemlich weit oben und nur schwer einsehbar. „Gehen wir näher ran.“, flüsterte Mimoun zurück. „Die Drachen werden ja rechtzeitig Bescheid geben, wenn wir etwas Dummes tun.“

Noch während er das sprach, begann er bereits die große Stufe empor zu klettern. Die Flügel eng an seinen Körper gelegt, achtete er darauf, weder dem Nest noch beinhaltendem Drachen störend nahe zu kommen. Dennoch reckte sie den Kopf, um an ihm zu schnuppern.

Der Geflügelte fand eine freie Stelle etwas oberhalb des Geleges und klopfte neben sich, damit sein Freund sich dorthin begab. Schweigend und mit einem erwartungsvollen Lächeln betrachtete er die Szene nun von oben, von einem besseren Blickwinkel.
 

Dhaôma hatte schon am Anfang das Problem, dass er die Stufe nicht erklimmen konnte. Zwar waren in dem polierten weißen Stein kleine Löcher, aber die waren zu klein für seine Füße oder seine Hände. Also zuckte er mit den Schultern und betrachtete stattdessen einfach so das kullernde Ei.

Es gab ein leises Knacken, ein Geräusch, das in der riesigen Halle vielfach widerhallte, dann zog sich ein Riss über das Ei. Dann noch einer. Und schon hoben sich einige Splitter, versanken wieder, hoben sich erneut, als der schlüpfende Drache genug Kraft für einen neuen Anlauf gesammelt hatte. Das erste, das herauslugte, war die Nase. Blau mit einem winzigen weißen Horn. Und auch das verschwand noch einmal in dem Ei, bevor er den Kopf herausstreckte und ein klägliches Geräusch von sich gab. Ein Fuß folgte und das Ei kippte um, kullerte über den Rand und fiel.
 

„Nicht!“, rief Mimoun. Er hechtete nach vorn, war aber nicht schnell genug, um zu verhindern, dass es fiel. Der Geflügelte setzte nach und ergriff es im Fall. Er überschätzte seine Kräfte, Schwerkraft und Gleichgewicht. Nun war er es der stürzte. Das Baby in seinem weißen Gefängnis locker in der Hand haltend, drehte er sich noch halb in der Luft, so dass er nicht auf dem Gesicht sondern tatsächlich auf den Füßen landen konnte. Der Geflügelte brach weiter in die Knie und kippte nach vorn. Während er den Jungdrachen beschützend an die Brust drückte, verhinderte er mit der zweiten Hand ein endgültiges Vornüberkippen.

„Ich brauch definitiv Schlaf.“, war sein einziger Kommentar zu dieser Aktion. Seufzend stieß er die Luft aus.
 

Eigentlich hatte Dhaôma ebenfalls schon dagestanden, um den Drachen zu fangen, aber dann war er lieber ausgewichen. Mimoun hatte ihn auch nur um Haaresbreite verfehlt.

Was war er erleichtert, als er ihn reden hörte. Als er aus den Augenwinkeln sah, wie er stürzte, hatte er sich schon umdrehen wollen, aber nun atmete er erleichtert wieder aus. „Ja, brauchst du. Und den wirst du auch bekommen.“

Es knackte wieder leise, diesmal gedämpft und der Kopf schob sich erneut aus der Schale. Blaue Augen öffneten sich, hatten Schlieren davor, die eine graurosafarbene Zunge abschleckte. Einmal, zweimal. Dann schoben sich beide Vorderfüße aus dem Ei gegen Mimouns warme Hand. Ein Körper folgte. Keine Flügel, nur Vorderbeine. Und eine Größe zum Kuscheln. Der kleine Drache war gerade mal doppelt so groß, wie Mimouns Daumen.
 

„Wie winzig.“, murmelte Mimoun. Er setzte sich dort, wo er war, auf seinen Hosenboden und betrachtete das Geschöpf von allen Seiten. Der kleine Kopf folgte dabei seinen Handdrehungen, schaute ihn unentwegt an und gab ein klägliches, hohes Fiepen von sich.

„Warte hier.“, bat Mimoun seinen Freund. „Ich bring ihn nur kurz in sein Nest zurück.“ Mit einem tiefen Einatmen spannte er die Flügel und stieß sich ab. Es war nicht hoch, dafür reichte seine Kraft aus. Es war auch nicht schwierig, ihn zwischen seinen noch in den Eiern schlummernden Geschwistern abzusetzen. Doch kaum war er neben Dhaôma gelandet und wollte sich dem Eingang zuwenden, als er über sich wieder dieses klägliche Fiepen hörte. Zum Glück sah er zurück zu dem Nest. So konnte er gerade noch erkennen, wie sich das kleine Wesen über den Rand von Nest und Stufe zog und ihm wieder entgegen fiel. Reflexartig machte Mimoun einen Schritt nach vorn und fing es erneut auf. Erneut schwang er sich empor, mit dem Unterschied, dass das Drachenbaby sich nicht von seinen Fingern lösen ließ. Mit einer Kraft, die man den wenigen Zentimetern gar nicht zutraute, schlang es sich um seinen Finger.

„Komm schon. Lass los. Du musst hier warten, bis deine Mama zurückkommt.“, redete er sanft auf das Tierchen ein, erhielt aber nur ein erneutes Fiepen zur Antwort. „Was mach ich denn jetzt?“, fragte Mimoun verzweifelt nach unten. Er konnte doch keine Gewalt gegen ein Baby einsetzen.
 

Dhaôma hatte das sehr lustig gefunden, wie Mimoun das kleine Wesen anhimmelte. Und wie es ihn anhimmelte! Jetzt hielt er sich den Bauch vor Lachen. Es sah einfach zu lustig aus, wie hilflos Mimoun angesichts dieses unerwarteten Ausdrucks von Willen war. Wie er den Winzling schüttelte.

„Ich glaube…“, brachte er zwischen seinen Lachern hervor, „Fiamma hat soeben ein Geschwisterchen bekommen!“ Und wieder brach er in Gelächter aus, bis ihm die Luft wegblieb. „Vielleicht kriegst du jetzt ein Nest hier in der Halle zugeteilt.“
 

Mimoun war der Verzweiflung nahe. Deswegen waren sie nicht hergekommen. „Da. Nimm du ihn. Du wolltest doch einen Drachen.“ Noch immer auf der Kante sitzend, streckte er seinem Freund die Hand entgegen. Den Finger nicht loslassend schlängelte sich der junge Drache ein wenig die Hand in seine Richtung hoch. Es quietschte Mimoun an, während seine blauen Augen ihn unverwandt anstarrten.

Worte lagen ihm auf der Zunge, nur zum Aussprechen kam er nicht. Neben ihm erklang leises Knacken und beinahe panisch wandte er sich dem Nest zu, nur um im nächsten Augenblick von der Kante zu springen und durch den Eingang zu verschwinden. Schon nach wenigen Schritten kehrte er wieder zurück und hielt auf den großen goldenen Drachen zu.

„Bitte. Ich weiß doch nicht, wie man einen von euch versorgt. Ich will ihm nicht schaden.“, bat er sie ihm diese Aufgabe abzunehmen.
 

„Er weiß es.“, antwortete die Drachenmutter. „Keine Sorge.“

Und inzwischen saß Dhaôma am Boden. Der Schreck in Mimouns Gesicht, als die anderen Drachen zu schlüpfen begannen, hatte einen erneuten Lachflash ausgelöst, der ihm die Kraft zum Stehen raubte. In gerade diesem Moment liebte er diesen Jungen wirklich von ganzem Herzen für seine warmherzige, etwas hilflose Art, aber er konnte es ihm weder zeigen noch sagen.
 

Der Drache löste sich von seinem Finger, als Mimoun keine Anstalten mehr machte, ihn loswerden zu wollen, und rollte sich auf dessen ausgestreckter Handfläche zusammen. Der Schlupf war anstrengend gewesen.

Vorsichtig, nur mit der Spitze des Fingernagels, begann der junge Geflügelte das kleine Geschöpf an der Stirn zu kraulen. „Mädchen oder Junge? Und welchen Namen hast du? Muss ich dir einen geben?“ Die Fragen wirkten zwar, wie an den Kleinen gerichtet, waren aber für die große Mutter bestimmt.
 

„Es ist deine Wahl, einen Namen zu finden, der zu ihm passt und ihn mit Stolz erfüllt.“

Inzwischen hatte Dhaôma sich beruhigt. Er konnte das Gespräch zwischen den beiden nicht hören, aber er wusste, es ging um den Drachen. Geduldig lehnte er an der Wand und beobachtete sie, bis neben ihm ein Geräusch entstand, das ihm seltsam vorkam. Neben ihm schwebte eine blaue schlangenhafte Gestalt und blickte ihn an. Ihre Zunge berührte ihn nicht, war aber sehr aktiv. Letztlich ließ sie von ihm ab und wandte sich dem Gelege über ihm zu, das sie daraufhin beim Schlüpfen unterstützte. Sie war die Mutter. Und sie war gerade mal so groß wie sein Arm. „Mimouns Schützling bleibt also so winzig.“, kicherte er. „Aber wunderschön…“ Ihre Augen waren so beeindrucken gewesen!
 

„Okay.“, gab der Geflügelte schließlich klein bei. „Danke.“

Als er zu Dhaôma trat, blickte er diesen voller Kummer an. „Erster.“, meinte er wenig enthusiastisch und hob sein Findelkind hoch. „Dabei waren wir auf der Suche nach einem Drachen für dich.“
 

„Ich komme schon zu einem Freund.“, sagte der Braunhaarige beruhigend und legte seinen Arm um Mimoun. „Und dein Baby ist schon süß. Und es passt in die Tasche, also wird es dich auch kaum behindern, wenn du fliegst.“ Seine Hand fuhr durch schwarzes Haar. „Kopf hoch. Wir suchen uns jetzt einen Platz zum Schlafen und morgen wirst du sehen, dass es lustig ist, wieder ein Baby zu haben, das du verwöhnen kannst.“ Mit der freien Hand zeigte er hinauf zu dem Nest. „Da, schau. Mama Drache ist wirklich eine Schönheit.“
 

„Wenn es in die Tasche geht und sich nicht wieder an meinen Finger klettet.“, murrte Mimoun. Dennoch ließ er seinen Blick zu dem bezeichneten Wesen empor gleiten. Ja. Sie war wunderschön.

„Es tut mir Leid.“, wandte er sich halblaut auch an dieses Geschöpf. „Ich hatte nicht vor, dir eines deiner Babys streitig zu machen oder gar wegzunehmen.“ Kurz sah sie zu ihm herunter, züngelte in seine Richtung, wandte sich aber schnell wieder ihrem verbliebenen Nachwuchs zu. „Sie scheint nicht böse zu sein.“, meinte er aufatmend und wandte sich dem Ausgang zu. Kurz schob er sein Baby zurecht und hielt es nun sicher zwischen seinen Händen an die Brust gedrückt. Der Geflügelte versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, was ihm nur kurzfristig gelang. Kurz bevor er die Höhle verließ, blieb er erneut stehen und sah zu Dhaôma.

„Was meintest du? Sie sollten mir hier ein Nest zur Verfügung stellen? Wäre eine gute Idee. Dann hätten wir in unmittelbarer Nähe einen Schlafplatz.“
 

„Du hättest einen. Wenn du richtig schaust, dann hat hier jedes Nest nur einen Drachen darin.“ Also entweder waren Drachenmütter oder Drachenväter ausgeschlossen. „Außerdem würde ich ungern in einem Gebäude sein. Wir könnten einfach unter freiem Himmel schlafen, bis wir was Geeigneteres gefunden haben.“

Langsam strebten sie dem Ausgang zu, wo sie helles Sonnenlicht empfing. Und jede Menge neugieriger Drachen. Seltsamerweise kehrten ihnen, kaum dass sie sich zeigten, viele schon wieder den Rücken.

„Vielleicht haben sie darauf gewartet, ob uns was passiert. Oder ob sie uns fressen dürfen.“
 

„Beruhigend zu wissen, dass sie es anscheinend nicht dürfen.“ Er drückte seinen neuen Schützling noch ein wenig fester an seine Brust, beschützend, nicht schmerzhaft.

Suchend sah der Geflügelte sich um. Ihm war nicht nach langer Wanderung. Kurz deutete er auf ein von der Sonne beschienenes flacher abfallendes Wiesenstück, als er sich auch schon dorthin begab. Das Gras war halb verdorrt und störrisch. Robuste, kleine Pflänzchen, die hier oben überleben mussten. Mimoun rupfte einen ganzen Haufen davon aus und schichtete sie zu einem provisorischen Nest auf. Vorsichtig bettete er seinen Drachen darauf, legte sich direkt daneben und breitete seinen Arm auf der anderen Seite aus, als Einladung für Dhaôma zum Kuscheln.
 

Sie schliefen. Seite an Seite. Eigentlich hatte Dhaôma noch etwas sagen wollen, aber als er Mimouns Arm um sich spürte, war der Gedanke auch schon weg. Es war so viel passiert. Sie hatten einen weiteren Schritt auf ihr Ziel zu getan, hatten gefunden, was sie gesucht hatten. Ihm fielen einfach die Augen zu.

Und während sie schliefen, besuchten immer wieder mal Drachen ihren Schlafplatz, weil sie wissen wollten, was die seltsamen Wesen, die sie nur aus Geschichten kannten, hier taten.
 

Sein Schlaf war so tief, dass der Geflügelte nicht spürte, wie sich ein winziger Körper an seinem Hemd hochzog und sich in seiner Halskuhle zum Schlafen zusammenrollte. Instinktiv spürte Mimoun es und rührte sich nun nicht mehr.

Lange schlief der Zwerg jedoch nicht. Schnell wurde sein Schlaf von Hunger abgelöst und als seine Bezugsperson sich von den leichten Stupsern mit der Nase nicht wecken ließ, zwickte er Mimoun frech in den Finger. Mit einem unwirschen Murren zog dieser die Hand weg. Der nächste Biss der kleinen Kreatur landete in der Lippe, da es sich nach erneuten erfolglosen Stupsern auf das Gesicht des Geflügelten hoch geschlängelt hatte. Das weckte diesen und der Geflügelte saß senkrecht. Haltlos purzelte der Kleine nach unten, schüttelte verwirrt das Köpfchen und quäkte lautstark.

„Was?“, murrte Mimoun und rieb sich die Augen. Es war nun merklich dunkler, der Tag war schon fast vorbei, stellte er fest, als er einen Blick in den Himmel geworfen hatte.
 

Da neben ihm Mimoun aufgeschreckt war, war auch Dhaôma wach, denn es bedeutete Gefahr. Zumindest auf ihrer Reise hatte es das getan. Jetzt bedeutete es das gleiche wie damals in der Hütte von Addar: Baby füttern.

„Hey, ich dachte immer, Reptilien könnten sich vom ersten Moment an selbst versorgen.“, sagte er und stupste den kleinen Blauling an. „Was ist denn mit dir? Kannst du das nicht? Oder gibt’s das, das du essen willst etwa nicht in der Umgebung?“ Was ihn darauf brachte, dass er gar nicht wusste, was Drachen aßen. Fleisch doch sicher, oder? Oder Früchte?

Aber er wurde ignoriert. Der Drache hatte nur Augen für Mimoun.
 

„Vielleicht muss ich ihm das Jagen aber auch erst beibringen.“ Ein herzhaftes Gähnen begleitete diese Worte, gefolgt von einem ausgiebigen Strecken. „Schlaf ruhig weiter.“, bot er seinem Freund an und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Zumindest einer sollte morgen früh frisch und ausgeruht sein. Ich werde bald zurück sein.“ Er pflückte sich die Miniaturausgabe eines Drachens aus dem Gras und setzte ihn sich auf die Schulter. Dann fielen dem Geflügelten wieder die Notfallrationen ein. Wasser hatten sie im Gebäude gesehen, konnten dort den Wasserschlauch nachfüllen, falls sie woanders nichts Geeignetes fanden. Und auf Nahrungssuche begab er sich sowieso. Also bot er Dhaôma alles, was er bei sich trug, zum Essen an.
 

Dieser schüttelte amüsiert den Kopf. „Glaubst du wirklich, dass ich jetzt wieder schlafen kann? Ich habe noch Licht, das werde ich natürlich nutzen!“ Er nahm ein wenig von dem Essen und grinste seinen Freund an. „Bis später also.“, winkte er und lief los.
 

Mimoun packte die Reste nicht weg, sondern verzehrte sie vollständig, nachdem er probeweise etwas davon zu dem Winzling auf seiner Schulter geschoben hatte. Ein kurzes Schnuppern war alles, wozu es gewürdigt wurde. Also kein Trockenfleisch.

Der Geflügelte sah seinem Freund hinterher. Ohne Scheu, voller Elan sprang dieser über die Wiese davon. Er wirkte gut gelaunt und ohne Furcht. Fast war Mimoun geneigt ihm zu folgen, aber ihnen drohte hier keine Gefahr. Die Mutter hatte sie hier akzeptiert und ihnen eigentlich Narrenfreiheit zugesprochen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich irgendjemand freiwillig den Zorn dieser gigantischen Kreatur zuziehen wollen würde.

Er spürte winzige Krallen an seinem Ohr und eine schnelle Zunge. Nur knapp konnte Mimoun verhindern, den Kopf ruckartig wegzuziehen. Dieses kleine Wesen wirkte so fragil, dass die kleinste falsche Bewegung tödlich enden könnte.

„Wir brauchen noch einen Namen für dich, nicht wahr?“, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Baby zu. Nach Minuten nutzlosen Überlegens wandte er sich seufzend ab. „Wir finden noch etwas Passendes für dich, versprochen.“

Sein Weg führte ihn zum Fuß des Hügels, eine andere Richtung einschlagend als sein Freund. So deckten sie in kürzerer Zeit eine größere Fläche ab und konnten hinterher Informationen austauschen. Der Geflügelte beschränkte sich ebenfalls aufs Laufen. Seine Schritte wurden von unzähligen Augenpaaren begleitet. Zu vielen dieser Augen zeigten sich auch die dazugehörigen Köpfe oder gar Leiber, bevor sie schnell wieder verschwanden. Doch sie ließen ihn in Ruhe, so wie er sie nicht weiter behelligte.

Nachdem Mimoun gefühlte Ewigkeiten gelaufen war, blieb er beeindruckt stehen. Diese Insel war gigantisch und von einer nicht abzuschätzenden Größe. Musste sie auch sein, wenn sie diese Vielzahl an unterschiedlichen Drachenarten hier beheimaten sollte.
 

Die Sonne färbte sich schon rot, als Dhaôma den Hügel überschritten hatte. Höher hinauf ging es nicht. Und man hatte eine phantastische Sicht über die ganze Insel. Sie war gigantisch groß, man konnte kaum die Kanten sehen, an denen sie endete. Vielleicht konnte er mehr als einen ganzen Tag laufen, ohne dass er eine erreichte! Nur ganz hinten verrieten blutrote Wolken, wo das Ende sein musste. Und auf der anderen Seite leuchtete die untergehende Sonne von unten durch die Wolken und ließ sie orange-gelb aufleuchten. Am Himmel kreisten einige Drachen, einer flog ganz dicht an ihm vorbei, in seinen Fängen einen riesigen Fisch haltend. Fisch fraßen sie also!

Dhaôma drehte sich weiter, ließ seinen Blick über Land gleiten. Auf einer Seite versperrte dieser seltsame Nest-Tempel die Sicht auf das dahinter Liegende, aber der Rest bot eine hügelige, teils zerklüftete Aussicht mit unterschiedlichstem Bewuchs. Und er konnte hier eine Magie spüren, die niemals so stark in ihm widergehallt hatte. Diese Drachen waren einfach großartig!

Dann wurde es zunehmend dunkler und der Magier beeilte sich, den Hügel wieder bergab zu laufen. Er wollte Mimoun wieder finden, damit er nicht alleine sein musste in der Nacht. Aber sobald der Morgen graute, würde er wieder nach den Drachen suchen. Er wollte wissen, wie sie lebten!
 

Der Tag neigte sich immer schneller dem Ende zu und im gleichen Maße schwand das Licht. Um das Ganze nun abzukürzen, griff sich Mimoun den Winzling von seiner Schulter und barg ihn schützend in seinen Händen, als er sich in die Luft schwang.

Sofort hatte er weitere Begleiter, die neugierig waren auf das fremde Wesen, das flog wie sie. Kurz ließ er sich zu einem Fangenspiel in der Luft überreden, bis ein Quäken ihn wieder darauf hinwies, was er eigentlich geplant hatte.

Mit einem Nicken verabschiedete er sich von den Drachen und steuerte ein schmales blaues Band an, das sich durch die Landschaft zog. Hier würde er seinen Wasserschlauch auffüllen können. Kaum gelandet, setzte er den Winzling ins Gras, damit dieser ein wenig die Gegend unsicher machen konnte. Wie erstaunt war er zu sehen, dass der kleine Drache blitzschnell ins Wasser sprang und mit geschickten Bewegungen unter der Oberfläche entlang schoss, kleinen silbrigen Fischen hinterher. Als Mimoun sich genauer umsah, entdeckte er mehr von dieser Drachenart. Vor allem Jungdrachen, die gerade lernten, Beute zu machen. Zwischen ihnen hatte er seinen schnell aus den Augen verloren. Kurz keimte Sorge in ihm auf. Wenn er aber an die Szene im Gebäude zurückdachte, wusste er mit Sicherheit zu sagen, dass sein Kleiner sich bemerkbar machen würde, sollte er Anstalten machen zu gehen.

Nachdem der Geflügelte den Wasserschlauch aufgefüllt hatte, ließ er sich am Ufer nieder und beobachtete das Spiel der Kleinen. Ab und zu sprang einer von ihnen aus dem Wasser und versuchte eine vorüberschwirrende Libelle zu erhaschen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Es hielt Mimoun nicht lange dort. Er watete knietief ins Wasser und lauerte. Er suchte Fische, die zu groß waren, um als Futter für die Kleinen zu dienen. Kaum hatte er das Abendessen für sich und Dhaôma entfernte er sich vom Ufer. Keine Reaktion erfolgte in dem Bach.

„Bis morgen.“, winkte er laut und beinahe sofort sprang einer der Winzlinge aus dem Wasser. Er fiel nicht zurück zu Boden, sondern schwebte auf ihn zu und schlängelte sich um die erstaunt gehobenen Finger. Nass und kühl fühlte sich der Winzling nun an, aber nicht unangenehm.

„Du kannst fliegen?“ Ein Quäken war die einzige Antwort und schon verbiss sich das Tierchen in den gefangenen Fischen. Mimoun lachte auf. „Immer noch Hunger oder einfach erfolglos gewesen?“

Er hielt sich nicht weiter mit reden auf, sondern schwang sich in die Lüfte und nutzte das letzte Licht des Tages, um zu ihrem Rastplatz vom Nachmittag zu gelangen. Dort hoffte er, seinen Magier wieder zu finden.
 

Dhaôma wartete mit leichter Ungeduld auf Mimoun, aber wie schnell war das vergessen, als ein Erddrache sich näherte und ihn dann reglos fixierte, sobald er ihn bemerkte. Still und starrend saß er da, geduckt, lauernd oder auch neugierig. Und während Dhaôma zurückstarrte, hörte er Mimoun kommen. Die Flügelschläge waren ganz eindeutig die seines Hanebito. Dennoch rührte er sich nicht. Viel zu neugierig war er, warum dieser Drache sich so seltsam benahm.

Als Mimoun allerdings zur Landung ansetzte, zuckte der Blick hinauf, dann verschwand der Drache so schnell, dass man ihm kaum folgen könnte.
 

„Entschuldige.“, gab Mimoun von sich, nachdem er aufgesetzt hatte. Er hatte gesehen, was sein Erscheinen angerichtet hatte. „Ich hatte nicht vor, ihn zu vertreiben. Beim nächsten Mal bleib ich auf Abstand.“ Er pflückte seinen Minidrachen von den Fischen und präsentierte sie stolz. „Abendessen oder Frühstück. Ganz wie dir beliebt. Nur für Feuer müssten wir hier irgendwie sorgen, falls sich die Drachen nicht dadurch gestört fühlen.“
 

„Glaube ich kaum. Immerhin gibt es sogar Feuerdrachen, die hier leben. Da könnten wir fast nachfragen, ob sie uns Feuer zur Verfügung stellen.“

Er schnupperte an dem Fisch, der schon blutige Stellen hatte. Offenbar hatte der Kleine großen Hunger gehabt. „Iss du ruhig schon heute. Du magst es doch, wenn er noch warm ist, nicht?“
 

„Nicht unbedingt warm.“, korrigierte Mimoun mit lehrmeisterisch erhobenem Finger. „Frisch.“

Während er die anderen für Dhaôma zur Seite legte, nahm sich der Geflügelte den bereits angefressenen. Mit geschickten Bewegungen schälte er einen kleinen Streifen aus der Flanke des Fisches und spielte damit vor der Nase des kleinen Blauen, der auf seinem angezogenen Knie thronte.

„Ich habe einen Bach gefunden.“, erklärte Mimoun zwischen zwei Bissen und löste den prall gefüllten Wasserschlauch von seinem Gürtel. „Da waren vor allem Jungtiere wie er. Sie haben Jagen geübt. Im Wasser. Er ist ein besserer Schwimmer als du. Und er kann fliegen. Schau.“

Er hielt den Fischstreifen ein wenig entfernt hin. Zu weit, als dass der Kleine danach greifen konnte. Potestierenden und jammerndes Quäken und Fiepsen waren die einzigen Erwiderungen. Er flog nicht.

„Na komm. Ich weiß, du kannst es.“
 

„Ich weiß es.“, sagte Dhaôma lächelnd. „Seine Mutter konnte es auch. Ich habe sie gesehen.“ Dann kicherte er aber. „Vielleicht ist er müde vom Schwimmen. Ich muss heute auch früh schlafen, immerhin will ich morgen früh alles anschauen, was heute nicht mehr geklappt hat. Mimoun, die Insel ist riesengroß! Wir werden Tage oder Wochen brauchen, um alles zu erkunden!“
 

„Ich weiß.“, lächelte der Angesprochene. „Und so wie es aussieht, haben wir ja nun auch Tage, um sie zu erkunden.“

Gemütlich beendete er seine Mahlzeit und versuchte auch nicht seinen Minidrachen erneut zum Fliegen zu überreden.

Doch plötzlich entgleisten ihm alle Gesichtszüge. „Nicht nur Tage. Wochen, Monate.“, keuchte er auf. Entsetzt sah er Dhaôma an. „Wenn die Insel länger über Land schweben würde, wüssten wir von ihr. Sie wird bereits wieder über das Wasser ziehen. Sie ist zu schnell. So weit kann ich mit dir nicht fliegen.“
 

Dhaôma nickte und zuckte mit den Schultern. „Ich werde einen Drachen haben, der mit mir fliegt, nicht wahr? Deswegen bin ich doch gekommen.“ Er schüttelte den Kopf. „Natürlich könnte es sein, dass ich auch so einen Zwerg bekomme, wie du hast, aber andererseits können wir erst wieder gehen, wenn die Mutter uns das erlaubt. Du solltest dir darüber erstmal nicht so viele Gedanken machen, okay?“ Weich glitten seine Finger über Mimouns Stirn, um die Falten zu glätten.
 

„Selbst ohne dich könnte ich nicht mehrere Tage ohne Pause durchfliegen.“ Mit geschlossenen Augen lehnte er sich gegen die Finger. „Wir werden mindestens ein Jahr weg sein, ohne eine Nachricht schicken zu können. Wieder keinen Hinweis auf meinen Verbleib für meine Familie. Ich konnte sie nicht einmal vorwarnen.“ Der Geflügelte spürte ein leises Stupsen an seinem Hals. Mit einem traurigen Lächeln glitten seine Finger über den kleinen Körper.

„Aber du hast Recht. Kümmern wir uns um ein Problem nach dem andern. Erst dein Drache. Dann die Mutter. Und zum Schluss unsere Rückkehr.“

Der Geflügelte löste sich von seinem Freund und rollte sich an der Stelle zusammen, an der er den Nachmittag verschlafen hatte. Sein Baby setzte er wieder in das provisorische Nest, wo es erwartungsgemäß nicht lange blieb.
 

Dhaômas Lächeln verschwand. Mimouns Familie... Seit dem letzten Zusammenstoß mit ihnen war er nicht mehr so gut auf sie zu sprechen.

Die Knie anziehend schlang er die Arme darum und legte das Kinn darauf, ließ seinen Blick weit in die inzwischen vollkommene Dunkelheit schweifen. Sein Versprechen, Drachen zu finden, hatte er erfüllt. Auch jenes, dass es Mimoun immer noch gut ging. Aber egal, was er noch schaffen würde, in dieser Familie war und würde er immer ein Störenfried sein. Das lag nicht zuletzt daran, dass sich Cerel immer aus allem heraushielt. Nachdem er Leoni kennen gelernt hatte, wusste er, dass Cerel niemals herzlich gewesen war, sondern dass sie alles laufen ließ, sich nicht anstrengte, die Familie zu unterstützten. Sie überließ es Mimoun, sich um Silia zu kümmern, half nicht wirklich bei Problemen und erzog das Gör nicht. Sie hatte ihren Lebenswillen verloren, seitdem sie ihren Mann verloren hatte, auch wenn man das nicht gleich sah.

Und Silia war für ihn der Inbegriff einer verwöhnten, eingebildeten, egoistischen Sumpfkuh. In seinen Augen war es nicht schlimm, wenn sie nicht wussten, wo sich Mimoun befand, aber für Mimoun war es wichtig, dass die Verbindung zu seiner Familie bestehen blieb. Irgendwie fühlte er sich schlecht, weil er so dachte, aber er konnte sich auch nicht dagegen wehren.
 

Eine Hand wanderte suchend durch die Dunkelheit. Er wollte schlafen, aber Dhaôma kam nicht wie erwartet zu ihm kuscheln. Als seine Finger endlich auf warmen, weichen Widerstand stießen, zog er ihn unnachgiebig in seine Arme, darauf bedacht das Federgewicht, das sich wieder in seine Halskuhle gelegt hatte, weder zu verschrecken noch zu zerquetschen.

„Tut mir Leid. Ich hätte nicht mit solch kleinen Problemen kommen dürfen. Mach dir darum keinen Kopf, hörst du?“, murmelte er im Halbschlaf und war völlig eingeschlafen, bevor er eine Antwort hören konnte.
 

„Sicher.“, murmelte Dhaôma und streichelte sanft über die Arme. Auch er schlief ein, aber sein Schlaf war nicht entspannend.
 

*************
 

Stellt euch das mal vor, Torateh ist das wirklich passiert. Okay, es war kein Drache, nicht mal ein Reptil, sondern ein Frosch, aber er klammerte sich so fest an ihre Finger, dass er selbst durch Schütteln nicht mehr abging. Es war also ein ERFAHRUNGSBERICHT, dass Mimouns blauer Wurm so geklammert hat ^^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KuroMikan
2014-11-23T16:15:41+00:00 23.11.2014 17:15
hi ^^
ein total süßes kapitel *.*
oh gott es ist so verdammt knuffig dieses kleine tierchen ^^ kawaii~
und es mag fische XD
hehe werd gleich das nächste kappi lesen :)

lg Mikan


Zurück