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Rauschen

von

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Willkommen Zuhause

Nachdem er die Tür von dem Taxi, das ihn hierher brachte, geschlossen hatte, stand Seth vor einem, für seine Verhältnisse, großem Haus und betrachtete es. Die blass-blau gestrichene Fassade konnte noch nicht alt sein. An sich schien das Haus noch nicht viele Jahre auf dem Buckel zu haben, anders als das Gebäude, in dem er seine Kindheit verbracht hatte. Aber das hier war auch von den Bewohnern her nicht mit seinem Elternhaus zu vergleichen. Das war riesig und steinalt gewesen und er hatte es seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Genauso wenig, wie dessen Bewohner.

Hier war sein neues Zuhause. Nur Jamie, Leslie und er. Der letzte Nachbar zur linken war in etwa fünf Kilometer die Straße runter und der zur rechten gerade mal in Sichtweite. Das gefiel ihm sehr. Da fühlte er sich nicht so beobachtet.

Seth schulterte seinen Rucksack und ging zur Haustür, um zu klingeln. Die Veranda war toll, wie er feststellte. Da konnte man klasse sitzen und … lesen. Viel anderes fiel ihm im Moment als Ersatz für das, was er normal getan hätte nicht ein. Aber das war Vergangenheit und gehörte hier nicht mehr hin. Er hoffte nur, das er sich daran auch wirklich weiter halten könnte. Vorgenommen hatte er es sich und mangels Führerschein, Auto und Bekannten, die ihn abholen könnten, hatte er auch keine Möglichkeit alleine loszuziehen. Erst einmal jedenfalls nicht.

Noch immer hatte er sich nichts überlegt, was er machen wollte. Irgendwie musste er ja Leslie unterstützen, wenn er hier schon leben durfte.

„Oh, da bist du ja schon“, begrüßte ihn eben selbige und umarmte ihn sogar zur Begrüßung. Es war ein seltsames Gefühl, aber er erwiderte die Umarmung und folgte ihr dann ins Haus.

„Jamie ist noch in der Schule?“

„Ja. Er freut sich schon seit Tagen darauf, das du herkommst. Da hatte er heute sogar ein wenig dran gedacht so zu tun als sei er krank.“

Seth lächelte, als er das hörte. „Gut, das er trotzdem in die Schule gegangen ist.“ Aber er wusste ja, das Jamie so gut wie nichts davon abhalten konnte zur Schule zu gehen. Da war der Junge Vorbildlich und das ganz von sich aus.

Leslie nickte nur zustimmend und brachte Seth zu seinem neuen Zimmer. Ursprünglich war es das Gästezimmer und war entsprechend klein, aber da es eigentlich nur zum Schlafen war und in Anbetracht, wie Seth vorher gewohnt hatte, konnte das hier nicht so schlimm sein.

„Wir haben ein paar deiner Sachen aus deiner alten Wohnung geholt“, erklärte sie ihm, während er sich umsah und seinen Rucksack abstellte. „Ich hoffe wir haben uns richtig entschieden. Wir wussten ja nicht, was dir wirklich wichtig war, aber... wir konnten auch nicht alles mitnehmen.“

„Schon gut.“ Es war ja nicht so, als hätte er an vielen seiner Dinge gehangen. Das Meiste war eh nur irgendwelcher Plunder und den brauchte man nicht wirklich und das Beste was er vorfand war so oder so das Bild, das ihm Jamie gemalt hatte. Das schaute er sich auch direkt an, während ihn die Hausbesitzerin beobachtete.

„Darf ich mich ein wenig umsehen?“, fragte er sie schließlich und legte das Bild neben sein Bett, auf eine kleine Kommode. Leslie nickte und zeigte ihm auch noch die anderen Zimmer auf der oberen Etage. „Das ist mein Schlafzimmer, dort ist Jamies, hier ist das Bad...“ Es war alles schnell gezeigt, denn auch wenn das Haus für Seth recht groß aussah, beherbergte es doch gerade die wichtigsten Räume.

Der neuste Bewohner sah sich alles an und blieb doch auf dem Treppenabsatz stehen, als Leslie bereits auf dem Weg nach unten war, um ihm auch dort alles zu zeigen.

„Wer ist das?“

Leslie hielt an und drehte sich zu Seth, um zu sehen wen er meinte. Der schaute auf ein Bild, an der Wand, das ihm beim Weg hinauf gar nicht aufgefallen war.

„Das ist mein Mann.“

Das erklärte auch das große Bett, wie Seth auffiel, während er so drüber nachdachte. „Du bist verheiratet?“ Damit hätte er nicht gerechnet. Er hatte in der ganzen Zeit keinen Ring an ihrem Ringfinger gesehen und auch Jamie hatte nie von einem Onkel erzählt.

„Sein Name war Robert.“

War...

Seth schaute die Stufen hinab auf Leslie, die nicht mehr zu ihm hinauf gekommen war, um zu sehen, wen er eigentlich meinte. Sie kannte das Bild. In und auswendig. Wahrscheinlich sah sie es sich jeden Morgen an, bevor sie in die Küche ging, um Frühstück zu machen. Zumindest sagte ihr Blick, das sie ihn vermisste und Seth fühlte sich sofort ein wenig Schuldig, das er es angesprochen hatte.

„Tut mir leid...“, murmelte er darum.

„Kein Problem. Wir wussten von dem Risiko und …“ Sie drehte sich erneut und weiter die Treppe runter. Leslie brauchte einen Kaffee und Seth würde da sicher auch nicht nein zu sagen. Der blieb noch einen Moment auf dem Absatz stehen und betrachtete den großen Mann, der wirklich gut zusammen mit seiner Frau auf diesem Bild aussah. Sie sahen so glücklich aus. Aber so wie Leslie reagiert hatte, würde er sie erst einmal nicht weiter nach ihm befragen. Er hatte seine Neugierde kundgetan und vielleicht würde er mal einen passenden Moment erwischen, in dem er mehr erfahren könnte. Aber wenn nicht... dann nicht.

„Seth!“

Jamie ließ seine Tasche unachtsam auf dem Boden fallen und umarmte Seth, der gerade in Richtung Küche verschwand. Da war er ja genau richtig zurück gekommen! Vergessen waren die Hausaufgaben, die erst noch eine ganze Weile im Schulrucksack warten müssten, bis sie das Licht des Tages wieder erblickten. Die waren egal. Ganz egal.

Es fühlte sich gerade zu toll an, eine Familie zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RhapsodosGenesis
2013-10-26T08:28:34+00:00 26.10.2013 10:28
Das Kapitel war wieder total super! Es ist so schoen zu sehen, wie Seth sich wirklich Gedanken macht und wie ihm nicht alles egal ist! Das ist eine tolle Entwicklung - und ich wuerde ihm vorschlagen, dass er seine Finger von den Drogen laesst D<
Das mit Leslies Mann ist wieder eine neue Wendung! Was ihm wohl zugestossen ist? Welches Risiko? Vor wie vielen Jahren war das? >.< Will ich wissen ...!! >__<
Und Jamies Auftritte sind immer wieder toll! Ich liebe diesen vernuenftigen, kleinen Kerl XD Na ja, fast. Er ist bestimmt ein toller Neffe/tolles Pflegekind.
Freu mich schon auf den Verlauf :3
Weiter so c:


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