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Dying dreams

ArMor/Feelings (5)
von

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Shattered hope

Hallo, meine Lieben!

Auf zum letzten Kapitel dieser Fanfiction. Dieses einen Teils meiner Artus-Saga aus der Sicht von "ArMor". ;)

Nun kommen wir zum Höhepunkt der Geschichte, der Hochzeit von Gwen und Arthur aus Morganas Sicht. Gosh, ich hab so mit ihr mitgelitten...
 

Ich wünsche hoffentlich gute Unterhaltung und mache mich hiernach nun endlich, endlich an das, was ich schon die ganze Zeit im Hinterkopf habe: Die Schlacht von Badon. Na, ich hoffe das klappt so wie ich mir das denke...
 

So, und nun fühlt, leidet und weint mit, denn bei mir ist Arthurs und Guineveres Hochzeit zwar für das Volk ein schönes, für Morgana jedoch ein sehr trauriges Unterfangen...
 

Bis denn! Freu mich immer über ehrliche Meinungen und Kommentare. Bin ja immer noch am Experimentieren. ;)
 

Eure Morgaine
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 


 


 

~Shattered hope~
 


 

Oh, you can hear me cry

see my dreams all die

from where you're standing

on your own

It's so quiet here

and I feel so cold

This house no longer

feels like home
 

Oh, when you told me you'd leave

I felt like I couldn't breathe

my aching body fell to the floor

Then I called you at home

you said that you weren't alone

I should've known better

now it hurts much more
 

You caused my heart to bleed and

you still owe me a reason

I can't figure out why...

Why I'm alone and freezing

while you're in the bed that she's in

I'm just left alone to cry…
 


 

Die Sonne stand bereits tief über den Downs, als meine Schritte schließlich immer langsamer wurden.

Ich war den ganzen, weiten Weg nach Camelot gelaufen. Warum ich das getan hatte? Ich wusste es selbst nicht so genau. Meine Füße schmerzten. Es grenzte an Selbstkasteiung. Doch ich fügte mich ohne Protest in das Joch, das dieser Tag für mich bereithielt. Der Schmerz meiner Füße wirkte klein und schwach im Vergleich zu der Last in mir, die immer größer wurde, je näher ich der Burg kam. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
 

Endlich traten die dichtbelaubten, alten Bäume des Waldes zurück und gaben den Blick frei auf das Dorf und das Schloss.

In goldenes, warmes Abendlicht getaucht ragte die Burg, meine ehemalige Heimat, in den wolkenlosen Himmel. Die weißen Mauern strahlten. Glockengeläut schallte zu mir herüber. Und das Lachen und Singen vieler Menschen. Mein Herz wurde schwer.

Der Schmerz, die Last in meiner Brust wurde für einen Augenblick beinahe übermächtig. Ich keuchte, als hätte ich eine Flucht hinter mir, nicht eine Wanderung. Aber in diesem Moment wog die seelische Anstrengung mehr als die körperliche. Sehr viel mehr. Doch um vor mir selbst zu bestehen musste ich dies nun hinter mich bringen. Ich musste es tun. Ich hoffte, dem Ganzen die Unwirklichkeit, das Unantastbare zu nehmen, indem ich mir das ansah, indem ich mir klar machte, dass auch sie nur Menschen waren, Menschen wie ich. Und indem ich mir vor Augen führte, dass etwas das von Menschen aufgebaut, entschieden wurde, auch genauso wieder vergehen konnte. Nichts auf dieser Welt hält ewig. Wenn mir eines in den letzten Jahren umso deutlicher klar geworden war, dann dies. Und voll Verbitterung blickte ich hinab auf das feiernde, lärmende Volk von Camelot, auf den Ort, an dem ich nun eigentlich sein sollte - nicht sie. Sie hatte kein Recht... Ich schloss die Augen, weil der Schmerz wie ein dumpfes Pochen in meinem Leib wütete.
 

Nein. Ich gehörte nicht hierher. Nicht mehr und niemals wieder. Jedes einzelne dieser Gelächter zeigte es mir deutlich, denn ich selbst würde niemals wieder lachen können, mich niemals wieder unter all Jene mischen können, die von der Sonne geliebt, von den Mitmenschen geachtet und von der Nacht gemieden wurden.

Warum?

Warum tat ich mir das nur an?

Warum war ich hier, wo ich doch sehr genau wusste, dass nichts auf der Welt mir mehr Schmerz zufügen würde wie das Wissen, ihn für immer verloren zu haben?

Es gab und würde immer nur eine Antwort geben.
 

Arthur...

Arthur...

Ich muss dich sehen...
 

Ich war näher herangetreten. Als würde mich ein unsichtbares Band unerbittlich zu ihm hinziehen, zu diesem Licht, dieser Sonne meiner Vergangenheit. Es gab kein Entrinnen. Nicht für mich. Ich musste mich dem stellen. Diesem Bild von ihm und ihr. Dem Mann, der meine Liebe besaß und der Frau, die diese nun für sich beanspruchte. Wenn man alles andere außer Acht ließ, dann war mir durchaus klar, dass es bei unserem Zwist weder um das Erbe der Pendragons, noch essentiell um die Tatsache ging, dass auch Arthur der Magie noch ablehnend gegenüberstand, auch wenn mich dies selbstverständlich ärgerte. Nein, im Wesentlichen ging es hier nur um Eines: Um Eifersucht. Um unerfüllte Sehnsucht. Um verletzte Gefühle und Einsamkeit. Um Schmerz und Verlust. Es war erbärmlich und geradezu kleinlich wenn man bedachte, dass es so viel tiefgreifendere Qualen in meinem Leben gegeben hatte, doch ich konnte nicht aus meiner Haut, konnte nicht verhindern, wie ich fühlte, dass ich nach wie vor verzweifelt liebte. Und ich wollte es auch gar nicht mehr.

Später, in der Geschichtsschreibung, mochte lediglich zu lesen sein, dass der Hass der Geschwister das Reich erschütterte, dass der Streit einzig aus der Tatsache entstand, dass ich diesen verdammten Thron für mich wollte, der mir sehr wohl auch zustand, und dass ich um Freiheit für die Magie kämpfte. Sollten sie. Sollten sie es so niederschreiben, sollten die Oberflächlichen es so glauben. Sie hatten keine Ahnung, niemand wusste, wie es wirklich in mir aussah, wie allein ich war. Doch es gab keinen Weg mehr zurück. Zu Vieles war bereits geschehen. Und jetzt, heute, wurde mir das einmal mehr deutlich vor Augen geführt. Arthurs Hochzeit mochte der letzte Nagel sein, der in meinen Sarg getrieben wurde, in den Sarg meiner Hoffnung. Ich hatte ihn endgültig und unwiderruflich verloren. Dieses Kind, das mir so vertraut hatte, für das ich immer stark sein konnte, und diesen Mann, dem ich einst gehörte und den ich niemals aufhören würde zu lieben. Er mochte noch etwas für mich empfinden, ja, ich hatte es gesehen. In seinen Augen war so viel Gefühl für mich gewesen, so viel verzweifelte Zuneigung und Hoffnung. Und ich hatte sie mit Füßen getreten. Es war mir nicht möglich gewesen, diese Gefühle zu erwidern, meine eigenen zu erkennen zu geben, auch wenn mir klar war, dass ich vor ihm nichts verbergen konnte. Das hatte ich noch nie gekonnt. Doch ebenso musste auch er wissen, was er mir mit diesem letzten Schritt, meine ehemalige Dienerin zu heiraten, antat. Wie konnte er? Wie konnte er nur?
 

Das Land brauchte eine Königin. Es brauchte einen Thronerben. Er brauchte einen Erben. Der Schmerz, der mit dieser Erkenntnis einherging war unglaublich, brachte er doch erneut und unabwendbar jene Qual mit sich, welche der Verlust unseres ungeborenen Sohnes - denn ich wusste einfach, dass es ein Sohn gewesen war - hervorrief. Ich stöhnte vor Pein.

Ich hätte Arthur diesen Erben schenken können...

Schmerzvoll schloss ich die müden Augen.

Es hatte keinen Sinn mehr darüber nachzudenken. Und doch tat ich es. Wieder und wieder drehten sich meine Gedanken im Kreis. Und ich kam sogar hierher, an diesen Ort, um mir das anzutun, um dabei zu sein, wenn er mit einer anderen Frau den Bund für's Leben schloss und damit unmissverständlich klar machte, wen er als Mutter seiner zukünftigen Kinder ausersehen hatte. Es tat so unendlich weh...
 

Ich hatte den Stadtrand erreicht. Dort, auf einem nahen Hügel, umgeben von Hochkreuzen, welche die Gräber meiner, unserer, Ahnen bewachten, stand ich im Schatten eines uralten Baumes. Die Kapuze meines Umhangs tief ins Gesicht gezogen hatte ich freien Blick hinunter durch eine Gasse bis zum Marktplatz. Lärmend lief eine Gruppe Kinder vorbei. Sie zogen bunte Papierdrachen in den Farben des Pendragon hinter sich her. Arthur und Guinevere würde ihren Festzug durch den Ort mit Sicherheit bald antreten. Die Anwohner versammelten sich bereits am Rande der Hauptstraße. Bunte Wimpel wehten im Wind. Feierliche Erwartung lag in der Luft. Und ich spürte einmal mehr, dass dies nicht mehr meine Welt war, dass ich mich bereits zu weit in den Schatten befand, um noch dieses Licht genießen zu können. Ich war eine Ausgestoßene. Und ich war selbst Schuld daran. Ich war nicht mehr fähig bei ihm zu sein ohne ihn haben zu können. Die Zeiten, in denen ich dies geschafft hatte, waren vorbei und vergangen. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich war es Leid mich verstellen zu müssen. Ich wollte ihn ganz oder gar nicht. Und wenn ich ihn nicht haben konnte, dann würde ich ihn eben bekämpfen. Ich würde ihn ihr nehmen. Ich würde ihn mit mir nehmen in jenes Land, den einzigen Ort, wo wir beisammen sein konnten. Eines Tages...
 

Meine Liebe war selbstzerstörerisch, vernichtend. Meine Liebe war allumfassend und groß. Meine Liebe war mein Verderben. Doch so wie ich atmete konnte ich auch sie nicht verlieren - ich durfte nicht, denn sie war alles was mir in der Dunkelheit geblieben war: Jenes geliebte Bild eines Prinzen, eines Königs, der mein hätte sein können.

Ich war schuld. Doch er... er... war es genau so. Und er wusste darum. Ich hatte auch das gesehen in jenem zeitlosen Augenblick unseres Zusammentreffens. Er machte sich Vorwürfe. Er war nach wie vor entschlossen, mich zu bekehren.

Wie heroisch, wie selbstlos von ihm. Doch ebenso war er sich der Tatsache meiner Gefühle bewusst. Diese verhinderten jegliche Annäherung. Denn er durfte und konnte dem, was er noch selbst fühlen mochte und doch verleugnete, nicht nachgeben. Das Reich, Camelot, stand bei ihm an erster Stelle und dies war mir der einzige, schwache Trost in jenem Moment, wo ich hier stand und diese Hochzeit beobachtete. Denn auch sie... auch sie würde teilen müssen. Auch sie würde verzichten müssen. Denn Camelot war wichtiger als wir alle zusammen. Manchmal, in all meinem Schmerz, vergaß ich dies. Aber ja, Camelot war für Arthur alles. Nicht Gwen. Und schon gar nicht ich.
 

Tränen brannten in meinen Augen.

Camelot... hatte auch mir einmal alles bedeutet. Doch Uther hatte diese Bedeutung, all meine Gefühle, in den Dreck gezogen, sie zunichte gemacht und umgekehrt, gegen mich selbst gekehrt. Ich hasste Uther dafür und verwünschte ihn noch bis ins Grab hinein.

Ja. Uther hatte alles verdorben. Uther war an allem schuld.

Und für eine winzige Sekunde verspürte ich beinahe Erleichterung dabei, all diese Last, all diese Gewissensbisse und Schuldgefühle auf diesen einen Mann zu projizieren, der ohnehin mein Leben zerstört hatte – oder es zumindest unmöglich gemacht hatte, denn ich konnte wesentliche Teile von mir niemals ausleben unter seiner Herrschaft: Die Liebe zu seinem Sohn und die Magie. Schließlich hatte er sogar nach seinem Tod noch einen so großen Schatten geworfen, dass Arthur weiterhin danach strebte, das Königreich seines Vaters aufrecht zu erhalten, die Magie zu ächten. Es war ein Trauerspiel. Würde sich der junge König jemals von seinem Vermächtnis trennen können und sein eigenes finden?

Doch selbst wenn dies eines Tages der Fall sein sollte… Die Zukunft war für uns verloren. Und sie wurde am heutigen Tag, hier und jetzt, endgültig besiegelt.
 

Meine Hand fasste suchend nach der beruhigenden Gegenwart des nächsten Baumes, berührte die borkige Rinde, fühlte das Reale, das Lebendige, das von ihr ausging, um mich daran zu erinnern, dass auch ich noch lebte, noch Teil dieser Welt war, die mir momentan ständig zu entgleiten schien.

Meine Augen, groß, grün, beinahe ängstlich suchend, tasteten die Gassen und Wege Camelots ab, ihr Blick glitt hinauf über das Burgtor und zu den Zinnen der Zitadelle, die ich so gut kannte.

Ich zuckte unmerklich zusammen, als Fanfarenbläser das Kommen des Königspaares ankündigten. Keine Zeit mehr, mich vorzubereiten, keine Zeit mehr, mich zu wappnen. Die Trauung war bereits vollzogen worden. Arthur und Guinevere würden nun wohl in feierlicher Prozession durch die Stadt gehen.

Ich würde die Gelengenheit haben, ihn zu sehen. So wie ich es gewollt hatte.

Vielleicht... zum letzten Mal.
 

Der von den Burgmauern her aufbrandende Jubel des Volkes verriet mir, wo sich das Paar befinden musste. Auf dem Marktplatz traten Mädchen vor und warfen Blüten in die Luft, verwandelten den Boden, auf dem die frisch Vermählten liefen, in einen einzigen, duftenden, farbenfrohen Teppich.

Und ich stand dort, auf jenem Hügel, wie erstarrt, versteinert und unfähig auch nur einen Muskel zu rühren. Denn wie immer fühlte ich seine Gegenwart lange bevor ich ihn sah. Und ebenso spürte ich sein Glück, seine Freude. Und es war, als würde eine glühende Klinge in meinem Herzen gedreht werden.

Ich hätte nicht herkommen sollen. Nein, ich hätte nicht herkommen dürfen. Doch es war zu spät. Viel zu spät um noch umzukehren. Und was hatte ich denn erwartet? Natürlich tat es weh. Doch wenn ich geglaubt hatte, der Schmerz der vergangenen Monate und Jahre hätte mich abgehärtet, so sah ich mich nun eines Besseren belehrt.

Meine Hand schloss sich so fest um die Rinde des Baumes, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, dass das raue Holz in mein Fleisch schnitt. Ich spürte es nicht.

Alles was ich sah, war er.

Alles was ich fühlte, war er.

Es war niemals anders gewesen. Und es würde niemals anders sein. Once and future. Gewesen und zukünftig.

Wie bitter.

Welch eine Ironie.

Wie unendlich traurig.
 

Seine Rüstung glänzte in der Sonne. Mit hoch erhobenem Haupt schritt er über den Platz. Der dunkelrote Zeremonienmantel, der über seine breiten Schultern fiel, bauschte sich hinter ihm wie Flügel im aufkommenden Abendwind. Er strahlte. Alles an ihm strahlte: Seine blauen Augen, sein ganzes, wunderschönes Gesicht, das ich so gut kannte, sein Haar, das glänzend das späte, warme Sonnenlicht auffing, und natürlich die Krone, die Krone von Camelot, deren Gewicht er heute nicht zu spüren schien. Denn da war sie. An seiner Seite war sie, strahlend schön, zerbrechlich und doch erhaben. Guinevere…

Ich hatte geglaubt, das Schlimmste in meinem Leben bereits hinter mir zu haben. Doch ich hatte mich getäuscht. Wie so oft. Dies hier war... Es war exakt derselbe, erbarmungslose Schmerz der mich zerriss, als ich unser Kind dem Tod überantwortete in jener lange zurückliegenden Nacht, in der ich kaum wusste was ich tat. Oder nein... Dies heute war... anders. Gänzlich anders. Aber dennoch derart unerbittlich und zerstörerisch und jetzt und hier noch so viel schlimmer, als es die Qualen seinerzeit waren, waren diese doch in den gnädigen Nebel des Vergessenszaubers gehüllt gewesen und lagen lange zurück... Heute... Heute war dies hier das Schlimmste, was ich in meinem ganzen bisherigen Leben erlebt hatte.

Und der Schmerz war unbeschreiblich.
 

Ganz, ganz langsam und unerbittlich glitt ich an der Seite des Baumes in die Knie. Ich konnte nicht atmen. Ich konnte nicht denken. Meine Welt hielt inne, stand still, und niemand wusste darum, niemanden kümmerte es. Mein Leib kapitulierte vor der Wucht der in mir tobenden Gefühle – und der dennoch allumfassenden, vakuumgleichen Stille, die meinen Kopf auszufüllen begann, die all meine Gedanken hinwegfegte, bis nur noch ein kleines, einsames, verängstigtes Mädchen in der Leere zurückblieb, das sich sämtlicher Hoffnung und Lebenskraft mit einem Schlag beraubt sah.

Ich schrie, doch ich hatte keine Stimme.

Ich weinte, doch ich hatte keine Tränen.

Ich tobte, wütete, schlug um mich, doch ich hatte all meine Kraft verloren.

Es war geschehen. Er hatte es tatsächlich getan.

Vielleicht war ein Teil von mir auch deswegen hierhergekommen, um zu sehen, ob er das wirklich tat. Ob er nicht kurz vorher einsah, was er uns, was er mir damit antat. Doch natürlich hatte er es nicht getan. Er konnte nicht. Er handelte so, wie es ein König tun musste. Und dennoch hasste ich ihn dafür. Und liebte ihn wie wahnsinnig. Und allein die profane Vorstellung davon, dass sie ihm gehören würde, ab dieser Nacht sein Bett teilen würde, ließ mich beinahe meinen Verstand verlieren.
 

Ja, etwas änderte sich in mir in jenem Augenblick. Keine Frage. Etwas geschah mit mir. Aber ob es nun tatsächlich jene Loslösung von ihm war, die ich mir erhofft hatte, konnte ich hier und jetzt noch nicht beurteilen. Ich konnte rein gar nichts mehr klar beurteilen.

Durch einen Schleier von Tränen sah ich den Boden auf mich zukommen, spürte das weiche Gras unter meinen Knien, als sie nachgaben, als ich auf die Erde sank, Auge in Auge mit meinen verstorbenen Ahnen, halb verborgen hinter den Hochkreuzen, die dräuend und mahnend über diesen Ort wachten und ihren Schatten über mich legten.

Ja. Schatten. Dunkelheit. Komm und verbirg mich, verbirg das, was ich bin, was ich hasse an mir. Das, was er nicht mehr liebt. Ohne ihn…
 

Und während Arthur und Guinevere, die strahlende neue Königin von Camelot, eine Empore mitten auf dem Marktplatz erklommen, die eigens dafür aufgestellt worden war, während dutzende von Kindern lachend einen bunten Reigen um das Paar herum tanzten und die feiernde Menge von warmen Sonnenstrahlen umhüllt wurde, während der König seine Königin in seine Arme zog, sich seine Lippen auf ihre senkten, da zerriss es mich, meine Seele, alles, was noch jene unbedarfte, hoffende Morgana in mir ausgemacht hatte bis zu diesem Zeitpunkt. Es zerriss mich, riss mir das Herz aus dem blutenden Leib, und mein Schrei bahnte sich endgültig seinen Weg. Ich fiel, fing mich mit einer Hand auf der Erde ab, die andere Hand auf die Brust gepresst, in den Stoff meines Kleides gekrallt, in der Hoffnung, ich möge nicht auseinanderfallen, ausgehend von diesem riesigen schwarzen Loch, das mich ausfüllte und immer größer wurde. Ich fiel nach vorn und schrie einen lautlosen, wahnsinnigen, verzweifelten Schrei. Doch in mir, tief in meiner schwarzen Seele, da war dieser Schrei ohrenbetäubend. Dort füllte er laut und schmerzvoll jene Leere und Stille aus, die ich zuvor empfunden hatte.

Ich schrie und schrie und fand weder Trost noch Erleichterung darin. Es war einfach nur notwendig. Und unabwendbar.

Denn ein Teil von mir starb in diesem Moment.

Ein Teil von mir starb unwiderruflich.
 

Arthur!

ARTHUR!
 

Warum?

WARUM? Warum sie? Warum nicht ich?

Verlass mich nicht! Bitte verlass mich nicht!
 

Doch er hatte es schon getan.

Ich fühlte es. Denn ich spürte die ruhige, zuversichtliche Erfüllung, die er in ihr fand. In ihr. Nicht in mir.

Blut lief an meinem Handgelenk herunter, tropfte ins feuchte Gras, so fest hatte sich meine Hand, die zuvor an der Baumrinde hinabgerutscht war, um das spröde Holz geschlossen.

Es war mir gleich.
 

Arthur..

Oh Arthur…
 

In diesem konkreten Augenblick hatte ich den Eindruck, dass mir niemals zuvor je etwas so weh getan hatte. Denn alles, alles war nur noch weißglühender, erbarmungsloser Schmerz.
 

Minuten vergingen. Sie kamen mir vor wie Stunden. Und dem Wahnsinn folgte wieder Stille. So allumfassend und so endgültig, dass ich nicht einmal mehr die Geräusche um mich herum wahrnahm. Meine Stille umfasste die Welt. Stunden. Tage. Jahre.

Ich hob langsam den Kopf. Es war keine bewusste Entscheidung. Ich tat es einfach. Auf dem Marktplatz wurde immer noch gefeiert. Die Königin hatte sich unter das Volk gemischt. Aber Arthur stand noch dort, auf jener mit Blumengirlanden geschmückten Empore. Und sein Blick traf so unvermittelt, so zweifellos den Meinen, dass es mich ein zweites Mal innerhalb von kurzer Zeit komplett erschütterte.

Ich erstarrte.

Wie… konnte…

Sah er mich?

Das war… doch unmöglich?
 

Und doch war sein Blick, der Blick seiner ungläubig geweiteten, dunkelblauen Augen, so unmissverständlich auf mich gerichtet, dass es einfach kein Zufall sein konnte.

Er sagte nichts. Er tat auch nichts. Kein Befehl, keine Anweisung, mir zu folgen, mich gefangenzusetzen. Nichts. Er stand nur da während die Sonne langsam schwand, während um ihn her bunte Lampions angezündet wurden, das Volk weiterhin feierte und tanzte. Er stand da, ignorierte Fragen, die ihm gestellt wurden, Aufforderungen zum Tanz, und schaute mich unverwandt an. Mich. Nicht sie.
 

Ein Schluchzen entrang sich meiner Kehle.

Natürlich.

So wie ich mit ihm verbunden war und seine Freude an diesem Tag spüren konnte, so konnte er auch meine abgrundtiefe Trauer und Verzweiflung spüren. Es musste so sein. Das Band, das uns nach wie vor aneinander kettete, hatte ihn dazu gebracht mich zu finden, mich zu sehen, inmitten all dieses Trubels.

Und ich konnte auf diese Entfernung den Blick seiner Augen zwar nur deuten, doch ich vermeinte etwas darin zu sehen, das mir, so widersinnig das auch klingt, wieder ein wenig Leben zurückgab. Er bat um Vegebung.

Seine Lippen formten lautlos meinen Namen. So lautlos, einem Hauch gleich, wie sie es auch in jener einen Nacht dicht an meiner Haut, an meinem Ohr, getan hatten, als wir beieinander lagen, als er mich liebte.

Und seine Augen, groß und traurig, baten mich um Vergebung. Eine Vegebung, die ich ihm niemals gewähren konnte. Niemals. Und er musste das wissen.
 

Ganz langsam, schwankend, vorsichtig, erhob ich mich. Meine Glieder taten weh. Ebenso wie meine wunde Handfläche. Doch ich erhob mich. Ich stütze mich an dem Baum ab, erwiderte den Blick des Mannes, der unsere Liebe endgültig verdammt hatte. Und ich hob den Kopf, schob das Kinn vor. Mein Lippen bebten. Niemand hätte mir diese Gestik und Haltung der vorgetäuschten Stärke auch nur entfernt abgenommen, wenn er direkt vor mir gestanden hätte. Doch er, sie alle, waren weit weg von mir. Und so war meine Geste wohl unmissverständlich.
 

Und ganz langsam schüttelte ich den Kopf. Ich verweigerte ihm meine Absolution. Wie konnte er sie auch nur verlangen? Wie konnte er es wagen?

Die Wut kehrte zurück. Vertraut und verhasst wie ein geduldeter, alter Freund, der einen hin und wieder im Stich ließ – so wie er mich auch in der vergangenen Stunde im Stich gelassen hatte.
 

Der Blick in Arthurs Augen wurde um noch eine Spur trauriger. Er presste die Lippen aufeinander.

Mein Blick war so fixiert auf sein Gesicht, dass ich die Worte buchstäblich von seinem Mund ablesen konnte, als er nun lautlos zu mir sprach.

„Vergib mir. Ich musste es tun. Aber ich werde dich nicht aufgeben. Niemals."
 

Heuchler!

Lügner!

Hör auf so zu tun als würde ich dir noch etwas bedeuten, Arthur Pendragon! Denn du hast mit dem heutigen Tag ohne jeden Zweifel bewiesen, dass ich es nicht tue! Wage es nicht, niemals wieder, meine Handlungen in Frage zu stellen!

Ich hasse dich!

Ich hasse dich so sehr, Arthur!
 

Ich ignorierte seinen gequälten Gesichtsausdruck und die Tatsache, dass allein ich dafür verantwortlich war, dass er an seinem Hochzeitstag so fühlte. Denn ich sah mich im Recht und ihn im Unrecht, war unfähig zu urteilen oder zurückzustecken.

Ich hatte bereits so oft zurückgesteckt.
 

Ich fuhr herum und floh. Ich floh hinein in die aufkommende Nacht und die Dunkelheit des Waldes. Ich floh vor ihm, vor all dem, was er mir einst bedeutet hatte, vor meiner Vergangenheit und vor mir selbst. Ich würde nicht immer fortlaufen können. Und ich würde es auch nicht immer wollen. Doch jetzt… war alles Schmerz, war alles Wut, war alles Schwärze und Leere.

Nichts war mehr wichtig in diesem einen, zeitlosen Augenblick. Und nur ein Gedanke gab mir Trost in diesem Moment: Der Gedanke an einen silbernen Dolch in meiner Hand. Der Gedanke, diesen in sein Herz zu senken, eines Tages. Der Gedanke, ihn ihr ins Herz zu treiben. Und anschließend mir selbst. Ich würde die Pendragons zerstören.
 

Ich hasse dich, oh Gott, wie sehr ich dich hasse, Arthur Pendragon!
 

Und doch wusste ich, während ich lief, während jeder Atemzug wie ein Schrei meine bebenden Lippen verließ, während ich seinen Namen flüsterte, wieder, immer wieder, wie eine Wahnsinnige, keuchend, schmerzvoll, dass das nicht stimmte.

Ich liebte ihn.

Immer noch.

Ich hatte mir etwas vorgemacht.

Ich hatte mich nicht von ihm gelöst durch das, was ich heute gesehen hatte. Ich würde mich niemals von ihm lösen können. Denn er war ich. Und ich war er.

Es war niemals anders gewesen. Es würde niemals anders sein.

Ich liebte ihn.

Verzweifelter, noch inniger, noch hoffnungsloser als je zuvor.
 

Ich ließ die Feier, Camelot und die Liebe meines Lebens hinter mir zurück und wusste, dass nun die Weichen für die Zukunft gestellt worden waren, endültig und unwiderruflich.
 

Ja. Ich werde dich töten, Arthur.

Uns beide.

Und möge die große Göttin mir vergeben, ich tue es, damit wir beide wieder vereint sein können. Ich muss es tun. Ich kann nicht atmen ohne die Hoffnung, dich eines Tages wieder mein nennen zu können.

Denn du warst es einmal.

Erinnere dich, du warst es!

Und ich war dein...

In jenem Stall vor so langer Zeit, als die Sonne Muster in dein Haar zeichnete. Auf jener Wiese am River Cam, wo du mich in deinen Armen gehalten hast, meinen Namen auf deinen Lippen. Ich war es, als du unter jenem Dornbusch im Moor mit mir geweint hast. Und ich war es in jener Nacht der Liebe, die alles veränderte, die alles bedeutet, die niemals, niemals enden wird in meinen Gedanken. Und ich war es auch dann noch, als ich das Leben, das das daraus entstanden war, dieses Kind, das einzig Gute, was wir beide jemals geschaffen hatten, dem Tod überantwortete... Deinetwegen...

Deinetwegen...
 

Heiße Tränen strömten mein Gesicht hinunter. Endlich. Endlich konnte ich wirklich weinen. Um ihn. Um mich. Um uns.

Und mein Schluchzen zerriss die aufkommende Nacht, hallte klagend und weithin hörbar durch den Wald, ließ die Welt innehalten und den Himmel weinen. Die ersten, schweren Tropfen fielen aus den tiefhängenden Wolken und waren ein Echo meiner Seele, dessen, was ich fühlte in diesem Moment.

Die Nacht legte ihre dunklen Schwingen um mich, verbarg mich, verschlang mich. Und Camelot feierte weiter. Im Licht. In Freude. In Hoffnung.

Und niemandem schien aufzufallen, dass der König seltsam still war an diesem Abend. Niemanden schien es zu kümmern, dass er das Lachen verlernt zu haben schien. Indes, sein leichtes, von einem Hauch unmerklicher Trauer erfülltes Lächeln stimmte die Menschen froh. Er war ihr König. Jener eine, der sie niemals im Stich ieß, der für sein Volk alles tun würde. Und sein Lächeln bedeutete ihnen alles. Dass er nicht mehr lachen konnte ahnte niemand. Nicht einmal seine Frau, die umgeben und hofiert von den Rittern der Tafelrunde dastand und strahlte. Sie tat überhaupt nichts anderes mehr als das, an diesem, ihrem schönsten, Tag.

An jenem Tag, der für jemand anderen der schlimmste war.
 

You can hear me cry

see my dreams all die

from where you're standing

on your own
 

It's so quiet here
 

and it feels so cold
 

This house no longer
 

feels like home…
 

~~~
 

Als Arthur Pendragon in dieser Nacht seine Frau liebte, da tat er es mit jener hingebungsvollen, zuversichtlichen Zuneigung, die seine Gefühle für Guinevere auch ausmachten. Er fand Erfüllung in ihr. Doch Schuldgefühle zerfraßen ihn. Denn alles woran er denken konnte war Morgana. Sie war die einzige, die erste Frau, mit der er jemals das geteilt hatte, was er nun mit Gwen teilte. Es lag nahe, dass der Akt die Erinnerungen wachrief, dass er schmerzende Wunden aufriss.

Und während er seine Frau, seine wunderbare, schöne, geduldige Frau liebte, spürte er erstaunt, wie ihm Tränen über die Wangen liefen. Sie küsste sie fort, nahm seinen Kopf und bettete ihn auf ihrer Brust zur Ruhe. Sie tröstete ihn, ohne zu wissen warum er so weinte. Sie war da. Und es zerriss Arthur. Er wollte diese Gefühle in sich abstellen, sie herausreißen. Für sie, seine Gwen, und für sich selbst. Für sie beide. Doch es war ihm nicht möglich. Es würde ihm niemals möglich sein. Seine Liebe zu Morgana war stärker. Und darum weinte er.
 

So weinten beide in jener Nacht. Morgana und auch Arthur.

Diese Nacht läutete den Beginn des noch viele Jahrhunderte später weithin bekannten goldenen Zeitalters ein. Arthurs Regentschaft würde ihren Höhepunkt finden. Zugleich aber bedeutete jede einzelne jener in dieser Nacht geweinten Tränen den Beginn vom Ende. Denn so, wie die Nacht zum Tag wird, so wie der Sommer dem Winter weichen muss, so muss auch eine erfüllte Herrschaft einmal vergehen. Dunkle Wolken zogen herauf. Von Osten her kommend, über die Meerenge. Und sie warfen lange Schatten.

Nichts und niemald würde sie aufhalten können.
 

Doch in jener Nacht, als alle Tränen geweint waren, als aller Schmerz im Schlaf seine Ruhe fand, da träumten sie. Arthur und auch Morgana. Über die Grenzen ihrer Seelen und der Wirklichkeit hinaus suchten sie einander, so, wie sie sich immer gesucht hatten - rastlos, verlangend, sehnsuchtsvoll, nicht eher ruhend, bis der eine beim anderen war. Selbst wenn es ein Trugbild war, sie hießen es beide willkommen, ließen sich von ihm trösten. Sie träumten. Und in ihrer beider Traum schien die Sonne, ihr Licht wärmte sie, es heilte, und ihre Strahlen gaben Hoffnung.

Er sah ihr Gesicht. Und sie sah das Seine. Lächelnd. Zuversichtlich. Ohne Schmerz, Zorn, Wut oder Verzweiflung.

Sie sahen und erkannten einander.

Sie fanden einander.

Das würden sie immer tun.

Und sie würden sich niemals verlieren. Denn sie waren füreinander bstimmt. Würden es immer sein.
 

Und während sich ihre Hände fanden, sich ihre Finger miteinander verflochten, fielen Apfelblüten um sie herum nieder. Frieden. Es roch nach Sommergras. Und von Ferne drang das Murmeln eines Flusses an ihr Ohr. Das sanfte Schnauben von Pferden.
 

Stille.

Und Liebe.

Pendragon und Faye.
 

Immer...
 


 

~The end~
 


 


 

~~~
 


 

Songtext: "So cold" by Ben Cocks



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