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Ich will dich...

von

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... nicht ständig wegschicken

Seit jenen Ereignissen in der Oper hatte sich die Rothaarige aus dem Geschäft zurückgezogen. Ihren Liebsten hatte sie während der Aufführung des "Don Juan Triumphant" verloren. Noch einmal einen Fuss in diese verfluchte Oper will sie nicht mehr setzten. Jetzt wo sie niemanden mehr hat.
 

Die Ex Operndiva will erst einmal weg. Weg vom Pariser Stadtleben. Frische Luft würde ihr gut tun. Das zumindest erhofft sie sich. Ganz alleine ist sie allerdings auch nicht. Ein Dienstmädchen war bei ihr gewesen nach den ganzen Unfällen. Da die ehemalige Primadonna zu dem Zeitpunkt noch ziemlich schockiert gewesen war hat sie sich ihrer angenommen und ihrer Dienste beansprucht. Seit jenem Tag wich diese Göre nicht mehr von ihrer Seite. Es stört sie zwar nicht allzu sehr, aber einen gewissen Abstand sollte noch eingehalten werden, daher versuchte die ehemalige Opernsängerin sie ständig wegzuschicken.
 

"Madame, die Kutsche ist abfahrbereit", erklingt die süße sanfte Stimme des Mädchens. Wie sehr Carlotta es gehasst hatte mögliche Konkurrenz zu bekommen. Aber die Zeiten sollten vorerst vorbei sein. Mit erhabenen Blick nickt sie nur und steigt in die Droschke. Das Mädchen tut es ihr gleich und steigt selber ein ehe die Kutsche losfuhr. In Gedanken versunken schaut Carlotta aus dem Fenster der Droschke. "Madame? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?", erfragt das rotblonde junge Dienstmädchen. Die ehemalige Diva wirft ihr einen giftigen Blick zu: "Was soll schon sein, kleine Kröte? Noch ein Wort, und dann kannst du laufen." Zögerlich nickt ihr Gegenüber zum Verständnis, dass sie verstanden hat. Der Tag scheint noch gut zu bleiben. Kein Anzeichen für Regen. Für ein Picknick wäre es die perfekte Zeit.

Und so halten sie nach einer ganzen Weile Kutschfahrt vor einem Park an.

Auf einer Parkwiese lassen die beiden sich nieder.

Es vergeht eine ganze Weile, in der das Mädchen nur ihre Herrin beobachtet.

Schüchtern sitzt das Mädchen ihr gegenüber. "... Nun komm schon. Iss was..." erhebt die Diva ihre Stimme in einem eher befehlenden Ton. Die Kleine tut wie ihr befohlen wurde und nimmt sich einen Apfel.
 

Carlotta ist selber überrascht wie sie mit ihr umgeht. Dabei sollte sie ihr egal sein. Nun ja, obwohl wenn man es genau nimmt, braucht ihre Dienstkraft ohnehin etwas zu Stärkung. Doch dies wiederum heißt, dass sie noch immer an ihrer Seite bleiben würde. "Sag, Kleines... Warum genau möchtest du bei MIR arbeiten? Für deine Zukunft kann ich nichts garantieren." Die Rothaarige bemerkt wie sichtlich rot ihr Gesprächspartner wurde. Daher kniff sie die Augen enger zusammen und beobachtet diese bei ihrem Tun. "Nun, Madame. Ihr wart die Einzige, die so gütig zu mir war bei sich aufzunehmen und für sich arbeiten zu lassen. Ich hätte es nicht ertragen können, wegen jenen Unfällen Sie sich ihrerselbst zu überlassen... Bitte verzeiht mir mein vorlautes Mundwerk, das gehört sich nicht. Und mir steht es auch nicht zu so mit jemanden in Ihrer Position zu reden..." Beschämt schaut sie zu Boden. Die Giudicelli lässt das Mädchen noch immer nicht aus den Augen.Das kommt ihr irgendwie bekannt vor... Sollte dieser nichtige Grund es etwa gewesen sein? Wie kann man sich mit so einer Kleinigkeit nur zufrieden geben? Das versteht sie nicht ganz... Doch seltsamerweise empfindet die Rothaarige keine Abneigung ihr gegenüber mehr. Nein. An dessen Stelle ist die Gleichgültigkeit eingetreten, was selbst die Carlotta erstaunte. Nie hätte sie jemanden so lange um sich gehabt in ihrer Nähe. Aber vermutlich liegt dies an jene Umständen.
 


 

Die Probe verlief wie des Öfteren schon nicht so glatt wie sie sich es vorgestellt hatte. Ihre Stimme war gut, nein, perfekt. Doch jemand oder etwas in der Oper hinderte sie oft während der Proben oder gar Aufführungen. Eine Blamage für sie, die geschaffen für die Bühne war. Doch alles änderte sich da zugunsten eines kleinen Chromädchens. Was sie nicht alles tat, damit allemann sich wieder nur noch auf sie konzentrierte. Die Daaé, so hieß das Mädchen hatte an jenem Abend ihren ersten großen Durchbruch, natürlich zum Missfallen der damaligen Diva.

Sie wollte schon die Opéra verlassen, die anscheinend ein neues Sternchen hatten, doch bat ein Dienstmädchen sie noch nicht zu gehen. "Madame! Was ist die Oper ohne Sie?" "Ein scheinbar besserer Ort!", zischte die Operndiva dem jungen Dienstmädchen entgegen.
 

Doch diese liess sich zu Carlottas Überraschung nicht so leicht einschüchtern und leider auch nicht so leicht wieder abschütteln. "Aber Madame, Sie können doch ihr Platz als gefeierte Sängerin verlassen? Was ist mir ihrem Publikum?" "Die haben nun die Daaé, sollen die sich doch um sie reissen!" Das Mädchen schien entsetzt. Die Carlotta wollte dem Kutscher schon beinahe den Befehl zur Abfahrt geben, als das Mädchen unverschämterweise nach ihr griff: "Nein! Madame, Ihr Publikum braucht Sie! Alle brauchen Sie und ihr Genie. Sie sind von Kämpfernatur, oder? Dann kämpfen Sie um Ihren Platz! Ihre Einzige Chance, Madame!" Verwundert schwieg die Opernsängerin. Als sie sich gefasst hatte erblickte sie voller erhabenen Stolzes zum Mädchen: "Na schön. Dann will ich mein Publikum nicht enttäuschen... Sag, Kind arbeitest du für wen bestimmtes?" Errötet blickte das Mädchen zu ihr auf, wandte aber schliesslich ihr Blick unterwürfig von ihr ab: "Nein, niemand festes... Bitte vergebt meine unverschämte Art an Sie. Das kommt nicht mehr vor..." "Ja ja. Lass das Gefassel! Komm, Kind. Du arbeitest ab heute für mich." Das Mädchen war überrascht: "Madame ist zu gütig!" "Sag wie alt bist du?" "17, Madame." Zufrieden nickte die Operndiva.
 

In den nächsten Tagen kam ihre Bedienstete zu ihr und übergab ihr den bekannten Brief, in der es ausdrücklich stand, dass sie nicht mehr singen sollte. "Gut, geh jetzt! Ich werde mich um diese Sache kümmern! Ubaldo, komm wir gehen!!!", rief sie aufgebracht über den entsetzlichen Inhalt des Briefes. "Wohin, meine Liebste?", fragte Piangi, der es sich eigentlich bereits denken konnte. "In die Opéra, uns beschweren! DAS lasse ich nicht auf mir sitzen, wenn du verstehst!!!" Sie gab ihm dem Brief. "Natürlich, mein Schatz. Ich lasse die Kutsche vorfahren..."
 

Nicht viel später geschah das bekannte "Kröten-Unglück" während einer Aufführung. Das Publikum war erst entsetzt vor Überraschung aber dann recht herzlich amüsiert. Schockiert rannte LaCarlotta von der Bühne. Die Daaé würde wieder übernehmen müssen. Warum um alles in der Welt musste ihr so etwas geschehen? Natürlich war sie vieles in diesem Hause gewohnt, auch die "Patzer" während der Proben, die sich mit der Zeit immer weiter häuften und fataler wurden. Angeblich dieses Phantom sollte schuld an alledem sein. Was für ein Zufall, dass gerade das alles zugunsten von der Daaé lief... So war es doch nicht naheliegend, dass sie selber das alles veranstaltete um sich Ruhm anzuhäufen? Und das gefiel der gefeierten Opernsängerin gar nicht, Niemand sollte ihren Rang streitig machen. Um keinen Preis!
 

"Madame? Fühlen Sie sich nicht wohl?" Des Öfteren schon hatte die Rothaarige diese Frage von ihrem Dienstmädchen zu hören bekommen. Auch das zerrte gewaltig an ihren Nerven. Warum hatte sie sie noch eingestellt? Darüber mochte sie nicht wieder daran zurückdenken... "Dankbarkeit" war vielleicht nicht das treffende Wort, nein. Mitleid traf es eher. Und als solches, dass sie gütig zu ihr gewesen war, erwartete sie dementsprechend auch den ihr gebührenden Respekt. Doch bei der Wiederholung derselben Frage hatte sie nicht das gefühl respektiert zu werden! "Alles bestens!!! Geh jetzt und lass mich allein!", brüllte sie bereits mit den Nerven am Ende.

"Madame?" Die Kleine Ratte hatte unbefugt die Tür geöffnet und war eingetreten. "WAS ist?" Das Mädchen blieb stehen und überreichte ihr einen Brief von der Opéra: "Es geht um ihre Rolle in dem neuen Stück "Don Juan Triumphant"" Die Operndiva entriss ihr bei diesen Worten sofort den Brief und war entsetzt. Nur eine kleine Nebenrolle? Etwas, was ihrer nicht würdig war? "Kind, bitte geh jetzt!!!" Ohne weiternachzufragen tat sie wie ihr befohlen wurde.
 

Und dann ging alles sehr schnell. Die Entführung Daaés mitten in der Vorstellung von dem grausan entstellten Phantom der Oper. Dabei verlor sie ihren geliebten Piangi! Am liebsten wäre sie bei ihm geblieben, wäre da nicht das Mädchen gewesen, dass sie noch vor den Flammen gerettet hatte, die sich schnell in der Oper ausbreiteten.
 


 


 

"Madame?", erklingt zaghaft die Stimme des Dienstmädchens. Die ehemalige Operndiva war wohl anscheinend in Gedanken versunken. "Nichts für ungut, kleine Ratte." Das Mädchen war jederzeit bei ihr gewesen und sie selber hatte sie immer wieder wegeschickt. Doch nun gibt es keinen Grund mehr, warum sie von ihrer Seite weichen sollte. Und aus einem ihr unbekannten Grund möchte die Carlotta das auch nicht mehr. Sie braucht nun wirklich immer jemanden an ihrer Seite. Doch ihr Stolz verbietet es das öffentlich zuzugeben. "Mögen Sie eine Erdbeere?" Etwas erstaunt starrt die Rothaarige die sichtlich jüngere Frau an, nickt ihr jedoch zu. Und so führt das junge Ding sanft und vorsichtig das Obststück zu ihrem Mund. Die Lippen öffnen sich langsam, aber nicht minder erhaben wie sonst das ganze Auftreten ihrer Herrin. Was aber dem Mädchen die Röte in die Wangen schiessen liess, ist die Tatsache, dass auch einstigen Primadonnen sichtlich erröten können. Und zu ihrer weiteren Überraschung fasst die Rothaarige die Erdbeere für ihren Charakter untypisch sehr vorsichtig mit den Lippen und entreisste es ihr endgültig aus der Hand. Ein Schmunzeln kann sich das Mädchen nicht verkneifen. Ein seltenes oder gar einzigartiges Bild offenbart sich vor ihr.
 

Nachdem die Diva das Obst geschluckt hat erhebt sie ihre Stimme und bringt das über die Lippen, was sie selbst nie gedachte es irgendwie in der Tat zu tun: "Mädchen? Versprichst du mir eines?" "Alles was Madame wünscht..." "Bleibe bei mir. Ich will dich nicht ständig wegschicken... nicht mehr." Die Kleine ist sichtlich überrascht über diese Aussage und errötet auf der Stelle. "Natürlich, Madame." Die Angesprochene seufzt entnervt: "Doch nicht so! So meine ich das nicht! Nicht als... Bedienstete..." Mit einem Mal zwingt die sonst so feine Dame ihr Gegenüber zu Boden und reicht ihr eine Erdbeere von Mund zu Mund. Das Dienstmädchen erwidert nur sehr zögerlich, aber immerhin nimmt sie die Erdbeere entgegen. Beinahe mit der Hand. Doch die Rothaarige verwarnt sie: "Ah! Ah! Ah!" Und somit ergibt sie sich den Willen ihrer Herrin. Kurz berührten sich ihre Lippen woraufhin beide bis über die Ohren Rot werden.

Carlotta löst sich schliesslich von ihr und setzt sich zu ihrem Erstaunen neben sie: "Versprichst du es mir nun?" "Ja." Und daraufhin ist es still um die beiden geworden und sie beobachten stillschweigend den Sonnenuntergang. Nein nun würde sie sie nicht mehr wegschicken... nie mehr...



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